PZ PHARMAZEUTISCHE ZEITUNG 2010

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PZ PHARMAZEUTISCHE ZEITUNG 2010
P HAR MAZ E UTI S C H E Z E ITU N G
www.pharmazeutische-zeitung.de
Foto: Fotolia/pix4U
OTC-SPEZIAL – Beratungswissen Husten
Ein Supplement zur Pharmazeutischen Zeitung 38/10
2010
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PHARMAZIE
PZ
Bald rollt sie wieder, die nächste
Erkältungswelle. Husten bleibt dabei
meist nicht aus. Die Redaktion der
Pharmazeutischen Zeitung hat in diesem
Supplement Informationen zusammengetragen, die für die Beratung von
Hustenpatienten interessant sind
und die hauptsächlich die
Selbstmedikation betreffen.
Foto: Staatsbad Norderney
Grenzen der Selbstmedikation
Zur Abgabe gehört die Nachfrage
Es ist erstaunlich: Die meisten Menschen denken an einen grippalen Infekt,
wenn sich Husten meldet, selbst dann, wenn der Husten etliche Wochen
anhält. Prinzipiell gilt für die Selbstmedikation, dass die Diagnose Erkältung nach einer Woche infrage zu stellen ist.
Ein Patient, der gezielt ein Medikament
verlangt, liegt mit seiner Selbstdiagnose
zwar oft gar nicht so falsch. Das sollte aber
das pharmazeutische Personal nicht dazu
verleiten, nicht mehr nachzuhaken. Um die
Eigendiagnose zu hinterfragen und mehr
über die Hustencharakteristik zu erfahren,
wie es beispielsweise die Leitlinie zur
Qualitätssicherung der Bundesapothekerkammer vorsieht, bieten sich folgende Fragen an:
▪ Welche Art von Husten liegt vor? Ist es
ein trockener Reizhusten oder ein produktiver Husten mit Schleim und Auswurf?
▪ Ist es ein Rachen- oder Bronchialhusten?
▪ Bei Schleim: Ist dieser dünn- oder dickflüssig, gelblich-grün oder weiß, blutig
oder eitrig?
▪ Seit wann besteht der Husten, wie lange
dauert üblicherweise eine Hustenepisode?
▪ Wann treten die Hustenattacken vorrangig auf? Ständig, nur abends, häufig
nachts, nur morgens, nur während der
Arbeit?
▪ Sind sie krampfartiger Natur?
▪ Rauchen Sie? Wie viele Zigaretten pro
Tag?
▪ Gibt es sonstige Begleitsymptome wie
Fieber, Gliederschmerzen, Schnupfen,
Schmerzen beim Husten, Ein- oder Ausatmen, Herzbeschwerden, Atemnot,
Kurzatmigkeit, Ohrenschmerzen bei Kindern?
▪ Traten die Beschwerden schon früher
einmal auf, und wurden sie ärztlich behandelt?
▪ Welche Arzneimittel wurden – mit welchem Erfolg – bereits ausprobiert?
▪ Kann der Husten aufgrund einer ACEHemmer- oder Betablocker-Nebenwirkung aufgetreten sein?
Die alleinige Selbstmedikation ist nur vertretbar, wenn die (vermeintliche) Ursache
des Hustens bekannt ist. So darf der Apo-
theker ein Arzneimittel gegen Husten abgeben, wenn er akut auftritt und nicht von
Fieber begleitet wird, wenn er mit Schnupfen einhergeht und später in die tieferen
Atemwege absteigt und wenn der Auswurf weder eitrig noch blutig ist. Nach
zwei bis vier Tagen muss eine Tendenz zur
Besserung eingetreten sein. Generell gilt:
Vor einem späteren notwendigerweise erfolgten Arztbesuch ist es dem Apotheker
unbenommen, vorab eine sinnvolle Therapie einzuleiten.
Fehlendes Krankheitsbewusstsein
Über die Frage, ab wann Husten als chronisch gilt, sind sich die Lungenfachärzte international nicht einig. Konsens ist, dass ein
akuter Husten zwischen drei und vier Wochen dauern darf. Während nach den amerikanischen Leitlinien ein Husten nach sechs
Wochen als chronisch einzustufen ist, ist das
deutschen Experten gemäß erst nach acht
Ein Arztbesuch ist notwendig bei
Auftreten von Fieber über 39 °C
gelblich-grünem, eitrigen, blutigen Auswurf
beschleunigter, eventuell auch mühsamer Atmung
Schmerzen beim Atmen oder Husten
Rassel- und Pfeifgeräuschen beim Atmen (»Giemen«)
lang anhaltendem (nach zwei bis drei Wochen) trockenen Reizhusten
in Schwangerschaft und Stillzeit
Foto: Fotolia/Taylor
Säuglingen und Kleinkindern
Raucherhusten (morgendliches Abhusten)
chronischem, oft rezidivierenden Verlauf (länger als drei bis vier Wochen in
unveränderter Stärke. Verdacht auf chronische Bronchitis ab fünf Hustenepisoden
in den vergangenen zwölf Monaten und wenn der Husten insgesamt mehr als
drei Monate pro Jahr in zwei aufeinanderfolgenden Jahren andauerte.)
▪ Verdacht auf obstruktive Lungenerkrankung wie COPD oder Asthma bronchiale
(Husten nachts, besonders zwischen 2 und 4 Uhr)
▪ Verdacht auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen, wie ACE-Hemmer und
Betablocker-induzierter trockener Reizhusten
▪ stark eingeschränkter Nierenfunktion
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Wochen der Fall. Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation ist eine chronische
Bronchitis dann anzunehmen, wenn bei einem Patienten an mindestens drei aufeinanderfolgenden Monaten während zwei Jahren Husten mit oder ohne Auswurf besteht.
In 80 bis 90 Prozent der chronischen
Bronchitis-Fälle hat der blaue Dunst des Zigarettenrauchs die Bronchien zerfressen.
Und unter den Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) sind etwa
80 Prozent Raucher oder ehemalige Raucher. Zahlreiche Studien zeigen, dass das
Fortschreiten der Atemwegsobstruktion
mit der täglich konsumierten Zigarettenzahl, dem Zeitpunkt des Rauchbeginns und
der Tiefe der Inhalation korreliert.
Etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung
haben eine chronische Bronchitis oder eine
Foto: Fotolia/Bergmann
OTC-SPEZIAL
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COPD. Die COPD ist die häufigste chronische Lungenerkrankung überhaupt. In der
allgemeinärztlichen Praxis wird sie bei je-
Husten
Ein Symptom, viele Ursachen
Die Information ist nicht neu, aber essenziell: Husten ist keine Krankheit,
sondern das gemeinsame Symptom verschiedener Erkrankungen unterschiedlichster Genese. Hier die wichtigsten Hustenursachen, die für die
Selbstmedikation relevant sind.
Mit Abstand die häufigste Ursache für
akuten trockenen Husten ist eine Entzündung in den Atemwegen, im Falle eines
grippalen Infekts vor allem durch Viren bedingt. Auch bei einer Pharyngitis und Laryngitis begleitet Husten die anderen
Symptome. Besonders bei Letzterer hustet
der Patient stark, denn die Kehlkopfhinterwand ist eine der Hauptreflexstellen für
Reizhusten. Die Entzündung hinterlässt
Spuren an der Schleimhaut; das Epithel
wird abgeschilfert und permeabler. Hustenrezeptoren, Nervenendigungen der
C-Fasern, werden freigelegt und damit
leichter reizbar. Entzündungsmediatoren
wie die Prostaglandine E2 und F2α, Leukotriene oder Bradykinin haben dann leichtes
Spiel.
dem sechsten erwachsenen Nichtraucher
und beinahe bei jedem zweiten Raucher
festgestellt. Das Wort »Raucherhusten«
bagatellisiert die Symptomatik.
Und hier besteht die Relevanz für die
Offizin: Nach Angaben der Deutschen Lungenliga haben Betroffene bezüglich ihres
Raucherhustens ein nur wenig ausgeprägtes Krankheitsbewusstsein. Sie gehen deshalb eher selten zum Arzt. Dabei sind die
Symptome kaum zu überhören: Zwar entwickelt sich der Husten allmählich über einen längeren Zeitraum und wird dadurch
für den Betroffenen zum Normalzustand.
Doch Husten am Morgen mit und ohne
Auswurf sind typische Hinweise. Auch
wenn der Betroffene an seinem gewohnten Husten Neues registriert, sollte der
Apotheker hellhörig werden. /
Ähnlich verläuft eine akute Bronchitis,
zwar ein eigenständiges Krankheitsbild,
doch oft Teil des grippalen Infekts. Im Verlaufe der Erkrankung kann sich zusätzlich
Schleim bilden, bevor sie nach maximal
drei Wochen ausheilt. Eine mit der akuten
Bronchitis einhergehende Atemobstruktion oder Überempfindlichkeit der Bronchien kann noch Wochen andauern.
In der Tat scheint die Empfindlichkeit
der Rezeptoren bei akutem trockenen Husten nach der Infektion zuzunehmen. Dann
lösen selbst Faktoren wie kalte Luft, nur
leichte körperliche Anstrengung oder Autoabgase Husten aus. Diese Hyperreagibilität
kann bis zu acht Wochen nach dem Infekt
anhalten. Bei Kindern beeinflussen nasale
Symptome die Reizschwelle der Hustenrezeptoren: Im Verlauf von Infekten der oberen Atemwege sinkt sie je nach Ausmaß der
nasalen Beteiligung sehr stark.
Sekret an der Rachenhinterwand
Die Grafik zeigt schematisch den Aufbau der Bronchialschleimhaut mit ihren verschiedenen Schleimschichten, Surfactant, den Becherzellen und einer peribronchialen Drüse.
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Eher stiefmütterlich ist in Deutschland bislang der »Postnasal Drip« (PND) als Verursacher des trockenen Hustens behandelt
worden. Das Herabfließen von Sekreten
aus der Nasenhaupthöhle und den -nebenhöhlen an der Rachenhinterwand findet
hierzulande praktisch keine Beachtung
oder es wird lediglich als Husten auslösendes Symptom angesehen. In den USA dagegen gilt der PND als eine der wichtigsten
Ursachen des akuten und chronischen
Hustens. Dabei ist der Husten wahrscheinlich die Folge einer chemischen Reizung
durch die im Schleim enthaltenen Entzündungsmediatoren; möglicherweise kommt
es auch zu einer mechanischen Reizung.
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Sekret für den Husten verantwortlich
zeichnet, spiegelt sich auch darin wider,
dass man seit einiger Zeit eine andere Bezeichnung für das herabfließende Sekret
gewählt hat. So wird seit 2006 der PND offiziell »Upper Airway Cough Syndrome
(UACS)« genannt. Das macht klar: Diese Art
von meist trockenem Husten hat ihren Ursprung nicht in den Bronchien, sondern im
Rachen oder Kehlkopf.
Klärsystem überlastet
Verschafft ein Hustenstoß Luft, kann das
darauf hinweisen, dass das körpereigene
mukoziliäre Klärsystem in seiner Arbeit behindert ist. In den Atemwegen ist das Bronchialsekret über der Epitheloberfläche in
zwei Schichten angeordnet. Der visköse gelartige (muköse) Anteil ist über die wässrige
(seröse) Solphase gespreitet, die die Epitheloberfläche direkt überzieht. Rund 20 Prozent des Sekrets werden im Oberflächenepithel in den Becherzellen gebildet, 80 Prozent
unter dem Epithel in den peribronchialen
Drüsen, die über Ausführungsgänge verbunden sind. Die Becherzellen produzieren muköses Sekret, die peribronchialen Drüsen als
gemischte Drüsenzellen muköses und seröses Sekret (siehe Grafik, Seite 4).
Um jede Becherzelle sind Flimmerzellen
angeordnet, die jeweils diverse Fortsätze
tragen. Diese Zilien holen in der wässrigen
Sekretphase zum Schlag aus und reichen
mit ihren Spitzen direkt unter die Gelphase,
sodass diese indirekt vorangetrieben wird.
Die Solphase bleibt dagegen weitestgehend
stationär. Der muköse Anteil ist außerordentlich klebrig, er fungiert quasi als Fliegenfänger für Fremdpartikel und Mikroorganismen aus der Atemluft (Abbildung,
Mitte). Diese werden dann wie auf einem
Förderband mundwärts abtransportiert.
Dass die klebrige Gelphase auf der Solphase überhaupt gleiten kann, macht Sur-
factant (surface active agent) möglich. Surfactant, eine Emulsion aus Phospholipiden
und Proteinen, fungiert quasi als Spülmittel
der Atemwege. Es setzt nicht nur die Viskosität an der Grenze zwischen Gel- und Solphase herab, sondern wandelt zusätzlich
die Gelphase in eine Art Schaumteppich um
(Abbildung, Seite 5), indem es schaumig in
winzig kleinen Bläschen angeordnet ist. Es
wird in den Lungenbläschen gebildet.
Bei Entzündungen verwandelt sich die
geschlossene muköse Phase in Plaques, die
der Schleimhaut aufliegen können und die Zilien fesseln, da Klebrigkeit und Gewicht des
mukösen Schleims steigen. Die Zilien sind somit in ihrer Arbeit behindert, das Förderband
versagt, der Schleim kann nur beschränkt
weiterbewegt werden. Weil der Druck auf die
Basalmembran steigt, werden darunter liegende Hustenrezeptoren gereizt: Hustenstöße müssen nun den Schleim entfernen.
Es gilt also: Akutem Husten liegt nicht
unbedingt ein Zuviel an Schleim zugrunde,
wie häufig in der Umgangssprache formuliert. Maßgeblich daran beteiligt ist eher
die zu zähe Konsistenz des Schleims (Dyskrinie), hervorgerufen durch ein Ungleichgewicht zwischen Sol- und Gelphase. /
Verschiedene Hustenarten
Rachenkomponente abklären
Für die Wahl des richtigen Arzneimittels reicht es nicht aus zu wissen, ob der
Patient produktiven oder Reizhusten hat. Der Apotheker sollte in Erfahrung
bringen, ob der Patient eher unter Rachen- oder Bronchialsymptomen leidet.
Weder Hustenzentrum noch Hustenrezeptoren sind heute eindeutig definiert. Vermutlich liegt das Hustenzentrum in der
Medulla oblongata, eng verknüpft mit
dem Atemzentrum. Weitgehend einig sind
sich Wissenschaftler allerdings darüber,
dass es einen Husten gibt, der oberhalb der
Stimmritze im Kehlkopf und im Rachen
entsteht, und einen, der unterhalb der
Stimmritze in den Bronchien seinen Ursprung hat.
Die Vermittler sind in beiden Fällen
Hustenrezeptoren, also Nervenendigungen, die sich überall im Epithel des Atemtraktes befinden, so in Rachen, Kehlkopf,
Luftröhre, Bronchien, Nase und deren Nebenhöhlen, aber auch im Gehörgang, in
Magen und Speiseröhre, im Herzbeutel
und im Zwerchfell. Werden hustenreizsen-
sible Strukturen stimuliert, erreicht ein Signal das Hustenzentrum im Zentralnervensystem (ZNS). Fällt dort die Entscheidung
zur Auslösung des Hustenreflexes, läuft
der Nervenimpuls über efferente, motorische Nerven und Vaguszweige zurück zur
Atemmuskulatur und zum Kehlkopf.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass
Rachenhusten in anderer Weise reguliert
wird als die tracheobronchiale Variante,
zumindest was die aufsteigenden afferenten Reize betrifft. So erklären sie sich zumindest die Beobachtung, dass Lokalanästhetika und Schleimstoffe direkt im Rachen hustenreizlindernd wirken, ohne die
Luftröhre oder die Bronchien zu erreichen,
während zentrale Antitussiva vor allem
den Hustenreiz lindern, der in Luftröhre
und Bronchien entsteht. Umgekehrt be-
Rasterelektronenmikroskopische Darstellungen; links: Aus dem Sekret des Oberflächenepithels und dem Sekret der bronchialen Drüsen entsteht auf der Schleimhaut eine aus unterschiedlich großen Plaques bestehende Schicht. Die gelartige Schleimschicht ordnet sich über den Zilien an; Mitte: Auf der Oberfläche der
klebrigen Gelphase haften Partikel aus der Atemluft (lila); rechts: Die Alveolarepithelzellen haben eine typische Oberflächenstruktur mit kurzen Zellfortsätzen
(Mikrovilli), die wahrscheinlich Informationen aus der Atemluft aufnehmen und an das Zellinnere weiterleiten. Die blasenartigen Gebilde zeigen Surfactant.
Alle Abbildungen Seite 6 und 7: Professor Dr. Konrad Morgenroth, Institut für Pathologie, Universität Bochum
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deutet das, dass zentrale Antitussiva gegen laryngealem Husten
nur wenig auszurichten vermögen.
Schluss mit Husten!
Die Hustenmedizin für die ganze Familie.
Anatomie erklärt Symptome
Zu den wichtigsten Typen unter den Hustenrezeptoren gehören die
▪ C-Faser-Endigungen (Chemorezeptoren)
▪ und die RAR (rapidly adapting receptors, Mechanorezeptoren).
Die marklosen C-Fasern stellen die Mehrzahl der afferenten Nerven in
den Atemwegen, besonders im Rachen und im Kehlkopf. Sie sind innerhalb des Epithels angesiedelt. Gegenüber mechanischen Stimuli sind
sie relativ unempfindlich, dafür
sprechen sie auf chemische Reize
wie Bradykinin oder Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine sofort an. Der Rachenhusten in Rachen und Kehlkopf
wird hauptsächlich über C-Fasern vermittelt, also vor allem
durch chemische Reize.
Anders beim Hustenreflex:
In den Bronchien befinden sich
hauptsächlich Dehnungsrezeptoren, auch RAR oder Aδ-Fasern
genannt, die auf Veränderungen
der Luftwegseigenschaften wie
Surfactant als Trennung zwischen Sol- Durchmesser, Länge oder Druck,
und Gelphase und als Schaumteppich also mechanische Reize, reagiezwischen den Zilien
ren. Im Gegensatz zu den Chemorezeptoren liegen sie nicht
im, sondern unter dem Epithel an den Muskelfasern. Gegenüber vielen
chemischen Reizen sind sie dagegen unempfindlich. Außerdem sind
die Mechanorezeptoren markhaltig, was sie rund zehnmal so schnell
Informationen leiten lässt wie C-Fasern. Der Bronchialhusten geht
hauptsächlich auf mechanische Reize zurück, vermittelt durch RAR. /
Befreit
Wirksam und schnell
Mit der Kraft des Arznei-Efeus
Trockener Reizhusten
Husten im Keim ersticken
Trockener Reizhusten ist für die Betroffenen lästig und
anstrengend. Mehr noch: Jeder Hustenstoß reizt und
schädigt die Schleimhäute zusätzlich. Ein Teufelskreis
entsteht. Verschiedene Arzneimittel bewirken, dass
dieser erst gar nicht entsteht.
Den Beginn eines viralen Infekts markiert meist eine Rachenentzündung. Dabei ist die Rachenschleimhaut stark gerötet und geschwollen, der Hals brennt und kratzt. Jeder neue Hustenstoß reizt und schädigt die Schleimhäute aufs Neue. Das unterhält einen Circulus vitiosus
aus Gewebeschädigung, Entzündung und immer stärkerer Sensibilisierung der für die Husten-Auslösung im Rachen zuständigen
C-Fasern. Die Reizschwelle, um einen Hustenstoß auszulösen, sinkt.
Hinweis: In diesem ersten Stadium eines grippalen Infekts hat
der Husten mit einem »festsitzenden Husten«, wie viele Patienten
fälschlicherweise annehmen, nichts zu tun. Zu Beginn einer Erkältung hat sich noch kein Schleim gebildet und abgelagert. Erst im
weiteren Verlauf der Erkältung wird der Husten produktiv.
Samtiges für den Hals
Der Teufelskreis lässt sich unterbrechen, und zwar auf unterschiedlichem Weg. Für Patienten, die neben ihrem Husten über ein kratziges
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Besserung der Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen; akute
Entzündungen der Atemwege mit der Begleiterscheinung Husten. Hinweis: Bei länger
anhaltenden Beschwerden oder bei Auftreten von Atemnot, Fieber wie auch bei eitrigem
oder blutigem Auswurf, sollte umgehend der Arzt aufgesucht werden. Gegenanzeigen:
Überempfindlichkeit gegenüber dem wirksamen Bestand-teil oder einem der sonstigen
Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr selten allergische Reaktionen (Atemnot, Schwellungen, Hautrötungen,Juckreiz). Gelegentlich bei empfindlichen Personen Magen-DarmBeschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall). Stand der Information:
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Pharm.
Ztg. · 155. Jahrgang
· 23.
September 2010
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Foto: Fotolia/nobody0815
Gefühl im Hals klagen (»fühlt sich an wie
Sandpapier«), sind am besten die Darreichungsformen Saft, Sirup oder Lutschpastillen geeignet. Beide hinterlassen einen samtigen Film in der rauen Kehle. Die mehrmalige
Einnahme pro Tag wäre günstig, weil so die
Kontaktzeit der Wirkstoffe mit der Mundund Rachenschleimhaut erhöht wird.
So setzen periphere Antitussiva die Ansprechbarkeit der Hustenrezeptoren im
oberen Atemtrakt herab. Bekannteste Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Dropro-
pizin/Levodropropizin (wie Larylin® Hustenstiller Pastillen, Quimbo®) und Benproperin (wie Tussafug® Dragees). Letzteres
ist erst für Kinder über sieben Jahre zugelassen, Dropropizin kann bereits ab zwei
Jahren verabreicht werden. Prinzipiell besitzen die peripheren Antitussiva auch eine
mehr oder weniger ausgeprägte zentrale
Komponente. Umgekehrt greifen auch die
zentral wirksamen Substanzen, etwa die
Opioide, auf peripherem Weg an.
Zu den hauptsächlich peripher wirkenden Antitussiva zählen auch pflanzliche Präparate, die Wirkstoffe aus Schleimdrogen
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wie Spitzwegerich (wie Broncho-Sern®),
Eibisch (wie Phytohustil®) oder Isländisch
Moos (wie Isla Moos®) enthalten. Ihre
Schleimstoffe schirmen kurzzeitig die Chemorezeptoren im Rachen ab. Diese Wirkung
macht allerdings deutlich, dass die Pflanzenextrakte in der passenden Darreichungsform eingesetzt werden müssen. Eibischextrakt als Dragee wäre sinnlos. Tipp für das
Beratungsgespräch: Hustensaft möglichst
lange im Mund lassen und nicht sofort herunterschlucken. Und: Bei den Phytotherapeutika ist oft eine klare Abtrennung zwischen Hustenstillern und Schleimlösern
nicht möglich. Das liegt an der Vielzahl an
Inhaltsstoffen, die pflanzliche Drogen beinhalten und die das Wirkspektrum ausmachen. Spitzwegerich-Extrakt wird etwa abhängig vom Fertigarzneimittel als Antitussivum oder als Sekretolytikum ausgelobt.
Letztendlich sind auch Lokalanästhetika
wie Ambroxol (wie Mucoangin® Lutschtabletten) oder Lidocain (wie Trachisan® Halsschmerztabletten) periphere Hustenstiller,
auch wenn sie die Empfindlichkeit der Hustenrezeptoren auf andere Art und Weise herabsetzen. Sie blockieren spannungsabhängige Natriumkanäle und setzen dadurch die
Aktivität sensorischer Nerven herab. Das
verhindert die Depolarisation; die Entstehung und Übertragung einer Erregung in
den leitenden Fasern wird somit unterbrochen. Allerdings gibt es derzeit in Deutsch-
Tipps für kleine Patienten
▪ Kinder bekommen meistens Säfte.
Darauf achten, dass sie statt mit
Zucker mit Zuckeraustauschstoffen wie Xylit gesüßt sind (wie Hustagil® Hustensaft).
▪ Bei ganz kleinen Patienten kann
man sich mit Zäpfchen behelfen
(wie Prospan® Suppositorien).
▪ Hustenlöser sollten Kleinkindern
nicht direkt vor dem Mittagsschlaf
gegeben werden. Denn wenn die
expektorierende Wirkung einsetzt,
könnten sie sich sonst leicht verschlucken. Ab einem Alter von
zwei Jahren ist der Schluckreflex
normalerweise ausgereift.
▪ Auch der Einsatz von homöopathischen Mitteln hat sich bei hustenden Kindern bewährt. Bei Reiz- und
krampfartigem Husten, auch zusätzlich bei Keuchhusten, bietet
sich Monapax® an. Der Saft kann
bereits Säuglingen ab sechs Monaten gegeben werden, die Tropfen
schon ab drei Monaten. Bei Kindern
über einem Jahr bietet sich das Antihomotoxikum Husteel® an.
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Glycerol, Glycerol 85 %, Propylenglykol, Sorbitol-Lsg. 70 % (nicht kristall.), Macrogolglycerolhydroxystearat, gereinigtes Wasser, Bitterfenchelöl. Hustentropfen:
10 ml Flüssigk. (1 ml entspr. 27 Trp.) enth.: 4,23 g Dickextrakt aus Thymiankraut (1,7-2,5:1). Auszugsm.: Ammoniaklsg. 10 % (m/m), Glycerol 85 % (m/m),
Ethanol 90 % (V/V), Wasser (1:20:70:109). Sonst. Bestandt.: Glycerol 85 %, Propylenglykol, Sternanisöl, Eucalyptusöl, Levomenthol. Anw.: Zur Besserung der
Beschwerden bei Erkältungskrankh. der Atemwege m. zähflüss. Schleim, zur Besserung der Beschwerden bei akuter Bronchitis. Bei Beschwerden länger als 1
Woche, bei Atemnot, Fieber, eitrigem o. blutigem Auswurf ärztl. Hilfe. Gegenanz.: Überempfindlichk. gegen d. Wirkst. Thymian od. and. Lamiaceen (Lippenblütler),
Birke, Beifuss, Sellerie od. einen d. sonst. Bestandt.. Bei Schwangersch./Stillzeit keine Untersuchungen. Hustensaft: Hereditäre Fructose-Intoleranz; Kinder < 1
J.. Hustentropfen: Nicht bei Säugl. u. Kindern < 2 J., Pat. m. Asthma bronchiale od. and. Atemwegserkrank. m. ausgeprägter Überempfindlichk. d. Atemwege.
Inhalation kann zur Bronchokonstriktion führen. Nebenw.: Überempfindlichkeitsreakt. wie z. B. Dyspnoe, Exantheme, Urtikaria sowie Quincke-Ödem; Magenbeschwerden wie Krämpfe, Übelk., Erbrechen. Hustentropfen: Eucalyptusöl u. Levomenthol können bei Säugl. u. Kindern < 2 J. einen Laryngospasmus hervorrufen.
Hinw.: Hustensaft: Enth. Macrogolglycerolhydroxystearat, Glycerol u. Sorbitol. 10 ml entspr. 0,33 BE. Die Hilfsst. können zu Magenverstimmungen bzw. Durchfall
führen. Glycerol kann außerdem Kopfschm. verursachen. Hustentropfen: Enth. Eukalyptusöl u. Levomenthol. Stand: 06/09-1. Aspecton® Eukaps 100 mg / 200
mg. Apothekenexklusiv. Wirkstoff: Eukalyptusöl. Zus.: -100 mg: 1 magensaftresist. Weichkps. enth. 100 mg Eukalyptusöl. Sonst. Bestandt.: Mittelkettige Triglyceride, Gelatine, Glycerol 85 %, Salzsäure 25 %. Filmüberzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1) (Ph. Eur.), Macrogol (400), Talkum, Simeticon, gerein.
Thymianextrakt
beruhigt hartnäckigen Husten
löst festsitzenden Schleim
2223/27:9"T¥aCur"Hcej"Vwppgn"4388"z"325"QVE0kpff"""3
8
Pharm. Ztg. · 155. Jahrgang · 23. September 2010
38 / 2010
OTC-SPEZIAL
Achtung bei der Abgabe
Bislang ging man davon aus, dass Dextromethorphan in Deutschland in nur geringem Ausmaß missbraucht wird. Dennoch
bittet das Bundesinstitut für Arzneimittel
und Medizinprodukte (BfArM) um erhöhte Aufmerksamkeit, wenn Arzneimittel
mit diesem Arzneistoff wiederholt oder in
ungewöhnlich großen Mengen verlangt
werden. Grund: Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Berichte über (vermutete) missbräuchliche Anwendungen deutlich zugenommen. Die Meldungen stammen vor allem aus Apotheken.
Bei der vorgeschriebenen Dosierung ist
die Anwendung von Dextromethorphan
sicher und das Suchtpotenzial gering. In
mindestens zehnfach gesteigerter Dosis
missbrauchen es aber vor allem Jugendliche in den USA als Halluzinogen, oft in
Kombination mit anderen Drogen oder
Alkohol. Bei derartiger Überdosierung
drohen schwerwiegende und zum Teil
lebensbedrohliche Nebenwirkungen wie
ausgeprägte Tachykardien, massiver
Blutdruckanstieg, Atemnot und komatöse Zustände. Zum Missbrauch muss
Dextromethorphan innerhalb kürzester
Zeit in hoher Dosis eingenommen werden. Es muss als »Kick« sehr rasch anfluten. Dazu werden bevorzugt der reine
Wirkstoff, der etwa über das Internet
bezogen wird, oder Kapsel- und Tablettendarreichungen
geschluckt,
ge-
Foto: Klosterfrau
schnupft oder geraucht. Zum Teil werden auch nicht retardierte Säfte eingenommen. Mit Lutschpastillen oder Retardsäften lässt sich der Rausch praktisch
nicht erzielen, es sei denn es erfolgt eine
aufwendige Extraktion.
durc
h
Bei Bronchitis + Sinusitis
befreit
den Atem
land kein reines Lokalanästhetikum mit der
Indikation Husten, die Zulassung läuft auf
die Indikation Halsschmerzen.
Auch altbewährte Hausmittel wie die
Milch mit Honig, Hustentees sowie Salbei- oder Honigbonbons haben bei Reizhusten und Halsschmerzen ihre Berechtigung, ihre Wirksamkeit geht über einen
reinen Placeboeffekt hinaus. Das im Theater so beliebte Honigbonbon regt nämlich
den Speichelfluss an, und beim Lutschen
schirmt es die entzündeten Areale und die
mehr oder weniger freiliegenden C-Fasern
kurzzeitig ab. Dafür ist seine Viskosität
der Lösung von Zuckern und Zuckerersatzstoffen verantwortlich. Allerdings sorgen
diese sogenannten Demulzenzien nur für
10 bis maximal 30 Minuten für Ruhe im
Rachen.
Hustenreiz zentral angehen
Wasser. -200 mg: 1 Weichkps. enth. 200 mg Eukalyptusöl. Sonst. Bestandt.: Gelatinepolysuccinat, Glycerol 85 %. Anw.: Erkältungskrankheiten der Atemwege mit
zähflüssigem Schleim. Bei Beschwerden länger als 3 Tage, bei Atemnot, Fieber, eitrigem o. blutigem Auswurf ärztl. Hilfe. Gegenanz.: Überempfindlichk. gegen
d. Wirkst. od. einen d. sonst. Bestandt.; entzündl. Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich u. der Gallenwege, schwere
Lebererkrankungen. -100 mg:
Kdr. < 12 J., da keine ausreichenden Untersuchungen; im I. Trimenon d. Schwangersch.; -200 mg: Sgl. u. Kleinkdr.
bis zu 2 J. (Kdr. von
2 – 12 J. nur unter bes. Vorsicht), Asthma bronchiale, Keuchhusten, Pseudokrupp od. and. Atemwegserkrank., die m.
einer ausgeprägten Überempfindlichk. d. Atemwege einhergehen, Schwangersch., Stillzeit. Nebenw.: Selten Übelk., Erbrechen,
Durchfall u. Überempfindlichkeitsreaktionen. Stand: 01/10-2. Aspecton® Halstabletten Anis / Halstabletten Cassis. Apothekenexklusiv (Medizinprodukt). Wirkstoff: Trockenextrakt aus Cetraria islandica (Isländisch Moos). Zus.: 1 Tabl.
enth. 20 mg Trockenextrakt aus Cetraria islandica (7:1). Sonst. Bestandt.: Halstabletten Anis: Sorbitol, Hypromellose, Anis-Aroma, Ascorbinsäure (Vitamin C), Magnesiumstearat (pflanzl.), Pfefferminzaroma. Halstabletten Cassis:
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nur nach Rücksprache mit dem Arzt. Kinder < 4 Jahre. Hinw.: Enth. Sorbitol. 1 Lutschtbl. entspr. 0,05 BE.
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Fehlt dagegen die Rachenkomponente, ist
es sinnvoll, zentrale Hustenstiller einzusetzen. Sie dominieren das Feld vor den
peripheren Vertretern. Für die Selbstmedikation stehen allerdings nur zwei Substanzen zur Verfügung, Dextromethorphan (wie Wick® Husten-Sirup gegen
Reizhusten) und Pentoxyverin (wie Silomat® gegen Reizhusten Petoxyverin Tropfen oder Saft). Die Standardsubstanzen
Codein, Dihydrocodein sowie Noscapin
sind verschreibungspflichtig. Die zentralen Antitussiva wirken, indem sie die Reizschwelle im Hustenzentrum anheben und
so die Hustenfrequenz und bedingt die
Hustenintensität senken. Dabei bleibt ein
notwendiges Abhusten, wie beim Verschlucken oder bei der Aspiration eines
Fremdkörpers, erhalten.
Dextromethorphan und Pentoxyverin,
beide seit rund einem halben Jahrhundert
auf dem Markt, sind für Kinder ab zwei
Jahren zugelassen. Pentoxyverin ist übrigens das einzige Antitussivum, das auch in
Form von Zäpfchen im Handel ist. Beide
Hustenstiller mindern ob ihrer zentralen
Wirkkomponente das Reaktionsvermögen.
Deshalb ist bei der Teilnahme am Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.
Bei den Kontraindikationen unterscheiden sich die beiden Substanzen: Absolute
Kontraindikationen sind für Dextromethorphan Asthma, chronisch obstruktive
Atemwegserkrankung (COPD) und Ateminsuffizienz. Da Pentoxyverin zusätzlich
spasmolytisch und leicht bronchodilatorisch wirkt, beeinflusst es in therapeutischen Dosen das Atemvolumen nicht. Alles
Gründe, warum Pentoxyverin auch bei
Grunderkrankungen wie Asthma und
COPD gegeben werden darf. /
3902:04232"""38<4;<45
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OTC-SPEZIAL
PZ
Interview
Gut durch den Winter trotz
chronischer Bronchitis
Ständiger Husten und immer wieder Auswurf: Das sind die beiden wichtigsten Indizien, dass sich ein Husten zu einer chronischen Bronchitis
ausgewachsen hat. Dem gilt es vorzubeugen. Professor Dr. Jürgen Fischer,
Chefarzt der Klinik Norderney, verrät wie.
PZ: Was lässt sich tun, damit eine akute
Bronchitis nicht chronisch wird?
Fischer: Es muss vor allem rechtzeitig behandelt werden. Das heißt, wer eine akute
Bronchitis mit eitrigem Auswurf hat, muss
versuchen, das Ganze flüssig zu halten.
Medikamente mit Ambroxol oder Acetylcystein lösen das Sekret und halten es flüssig. Wenn man Fieber hat, wird eventuell
ein Antibiotikum nötig. Inhalationen mit
Kamillenextrakt oder Nasenduschen mit
Salzlösungen bringen zusätzliche Effekte.
So versperren etwa die Sole-Inhalationen
den Erkältungsviren quasi den Weg zu den
Schleimhäuten.
Wichtig ist auch, zusätzliche Schäden
zu vermeiden. So sollten es Raucher unbedingt lassen, Zigaretten zu rauchen. Ansonsten sollte man für frische Luft sorgen
anstatt sich Schadstoff-belasteter Luft
auszusetzen.
PZ: Kann man dann sagen, Raucher
ausgeklammert, dass derjenige, der eine
chronische Bronchitis hat, bei der Therapie
der akuten Bronchitis nachlässig war?
Fischer: Nein, das kann man so nicht unbedingt sagen. Es ist auch eine Frage der Veranlagung und der Immunabwehr, ob die
Bronchien auf Dauer Schaden nehmen.
Pharm. Ztg. · 155. Jahrgang · 23. September 2010
der Atemwegsschleimhaut. Der Organismus kann leicht auskühlen. Dementsprechend haben die Erkältungsviren ein viel
leichteres Spiel, sich in den Atemwegen
festzusetzen. Da bei Bronchitikern die
Atemwege sowieso bereits vorgeschädigt sind, können die Viren die Abwehrlinien quasi wie ein offenes Fenster passieren.
PZ: Warum ist Ihr Standort in Norderney für Patienten mit Atemwegserkrankungen so günstig?
Natürlich ist der Risikofaktor Nummer eins
Fischer: Wir haben hier eine schadstoffarfür eine chronische Bronchitis der Zigame,
allergenarme
rettenrauch.
Viele
Umgebungsluft und
Patienten mit überzusätzlich im Bereich
empfindlichen Atemder Brandungszone,
wegen oder Voralso am Strand, entschädigungen
wie
sprechend Sole in der
Bronchiektasen, also
Luft.
sackförmigen AusSole bewirkt unweitungen der Bronter anderem, dass die
chien, sind auch
Flimmerhärchen wiedurch Passivrauchen
der besser arbeiten
leichter gefährdet,
können, weil die Soleine Bronchitis zu beschicht, in der sich die
kommen. Rauchen
Flimmerhärchen bebedeutet Feinststaub
wegen, entsprechend
in Hochpotenzration.
angehoben wird. Der
Bedauerlich, dass das
zähe Schleim wird
von der Gesellschaft
durch die Flüssigkeit,
toleriert wird.
die zugeführt wird,
PZ: Warum ha- Professor Dr. Jürgen Fischer, Chefarzt der Klinik verdünnt. Er wird geFoto: Fischer löst und kann besser
ben Bronchitiker be- Norderney
abgehustet werden.
sonders in den WinDas unterstützt die Selbstreinigungskräfte
termonaten Probleme mit ihrer Erkrander Bronchien ungemein.
kung?
Auch das in Sole enthaltene Calcium
Fischer: Im Winter herrscht oft feuchtes
spielt für die Wirkung eine Rolle: Calcium
und kaltes Klima. Die Kälte reizt direkt
wirkt entzündungshemmend, sodass sich
die Schleimhäute, Feuchtigkeit bewirkt
die geschwollene und entzündete Schleimreflektorisch eine Minderdurchblutung
haut entspannt. Damit können Patienten
wieder freier atmen.
Manchmal hilft die Natur. Die Sole an der Nordseeküste macht zähen Schleim flüssiger. Abhusten wird
Foto: Staatsbad Norderney
erleichtert. Die Symptome bessern sich.
10
38 / 2010
PZ: Wie begegnet man der Verschlechterung der Beschwerden im Winter?
Fischer: Das Geheimnis liegt in der Vorbeugung. Man sollte versuchen, eine gewisse
Abhärtung zu erreichen. Dazu empfehlen
sich zum Beispiel Wechselduschen. Also
nicht lau baden, sondern im Wechsel heiß
und kalt abbrausen. Das sorgt für eine bessere Immunabwehr, genauso wie eine ausgewogene Ernährung.
Äußerst günstig wirken sich auch längere Aufenthalte in Regionen mit schadstoff- und allergenarmer Umgebungsluft
aus, wie etwa in Davos oder hier an der
Nordseeküste. Allerdings bringt ein Wochenende nichts, man muss sich schon
mehrere Wochen hier aufhalten, damit die
Bronchien davon profitieren. /
38 / 2010
OTC-SPEZIAL
Sekretolyse
Der Schleim muss weg
Klassiker unter den OTC-Expektoranzien sind Acetylcystein und Ambroxol.
Doch die Indikation »akute Bronchitis und Erkältungskrankheiten mit
zähflüssigem Schleim« scheint zunehmend auch die Domäne der Phytopharmaka zu werden.
Foto: Fotolia/Infinite XX
Zu bedenken: Sowohl für chemisch-synthetische Expektoranzien als auch für die
meisten Phytotherapeutika gibt es keinen
evidenzbasierten Nachweis ihrer Wirksamkeit, der den modernen Anforderungen genügen würde. Das gilt für akuten und auch
für chronischen Husten. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss nicht, dass alle
Präparate unwirksam wären. Viele klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen bezeugen den Nutzen.
N-Acetylcystein (NAC, ACC) ist ein
Mukolytikum, geht man vom dem postulierten Wirkmechanismus »Spaltung der
Disulfidbrücken zwischen den Mukopolysaccharidfasern und ein depolymerisierender Effekt auf DNS-Fasern des Bronchialschleims« aus. Das soll die Viskosität
und Klebrigkeit des Sekrets
herabsetzen.
Doch dass dieser Mechanismus nur in vitro
bei direktem Kontakt
im Reagenzglas
und nicht bei
peroraler
Gabe zu
erzielen ist,
ist seit Langem bekannt. Da
aber klinische Studien
für eine Verringerung
der Sputumviskosität
sprechen (wie mit Fluimucil®),
diskutiert
PZ
man einen regulierenden Effekt auf die
mukusproduzierenden Zellen und Drüsen.
Relativ einig sind sich Wissenschaftler dagegen über das indirekt antioxidative Potenzial von ACC. Die Substanz steigert die
Plasmakonzentration des antioxidativen
Glutathions, dessen Spiegel bei Entzündungen stets erniedrigt sind. L-Cystein ist
das geschwindigkeitsbestimmende Substrat bei der hepatischen Biosynthese von
Glutathion.
Rolltreppe läuft wieder
Ambroxol, seit mehr als 30 Jahren
zum Standard-Sortiment einer
jeden Apotheke gehörend, sagt
man eine normalisierende Wirkung sowohl auf den serösen als auch auf
den mukösen Schleim nach. Vermutlich sinkt die Viskosität der
mukösen Schleimschicht, indem
die peribronchialen Drüsen unter Ambroxol einen Schleim von
geringerem Reifegrad und geringerer Vernetzung produzieren.
Die passende Lösung für jeden Hustentyp.
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Wirkstoff: Dextromethorphanhydrobromid. Zusammensetzung: Wirkstoff in 15 ml: Dextromethorphanhydrobromid 20 mg. Sonstige Bestandteile: Gereinigtes Wasser, Sucrose, Propylenglycol, Ethanol 96%,
Honig, Natriumcitrat 2H2O, Citronensäure, Carmellose-Natrium, Polyethylenoxid, Macrogolstearat, Natriumbenzoat, Aromastoffe, Saccharin-Natrium. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung des Hustenreizes
bei unproduktivem Husten. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe, Asthma bronchiale, chron. obstruktive Atemwegserkrankung, Pneumonie, Atemhemmung (Atemdepression),
unzureichende Atemtätigkeit (Ateminsuffizienz), Stillzeit, Kinder unter 14 J. Besondere Vorsicht bei eingeschränkter Leberfunktion, gleichz. Anwendung von bestimmten stimmungsaufhellenden AM (MAOHemmer), in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft; bei Husten mit erheblicher Schleimbildung oder chronischem Husten bes. bei Kindern). Seelische u. körperliche Abhängigkeit möglich, daher nur
kurzfristig u. unter strengster ärztlicher Kontrolle bei Patienten mit Neigung zu Arzneimittelmissbrauch oder Medikamentenabhängigkeit. Nebenwirkungen: Gelegentlich leichte Müdigkeit, Schwindelgefühl,
Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Erbrechen; sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen, Benommenheit, Halluzinationen, bei Missbrauch Entwicklung einer Abhängigkeit. In Einzelfällen Überempfindlichkeitsreaktionen (Allergie). Enthält 5 Vol.-% Alkohol, Sucrose (Zucker) und Invertzucker (aus Honig). Packungsbeilage beachten.
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Citronensäure, Macrogolstearat, Honig-Ingwer-Aroma, Verveine-Aroma, Natriumbenzoat, Polyethylenoxid, Saccharin-Natrium, Levomenthol, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Zur Schleimlösung im
Bronchialbereich und zur Erleichterung des Abhustens bei Erkältungen und grippalen Infekten, Bronchitis. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe, Magen-Darm-Erkrankungen,
Kinder unter 14 J. Nur nach ärztl. Rücksprache bei eingeschränkter Nierenfunktion, Myasthenia gravis, chron. oder anhaltendem Husten infolge von Asthma, Rauchen, chron. Bronchitis oder Lungenemphysem.
Nebenwirkungen: Selten: Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Sehr selten: allerg. Reaktionen (einschl. anaphylaktischem Schock). Nicht mehr einnehmen bei folgend. mögl. schwerwieg.
Nebenwirkungen: Koma, Konfusion, Bradykardie, Bronchospasmus, Dyspnoe, Granulozytopenie, Schluckbeschwerden, Schwellung von Gesicht, Lippen, Zunge oder Rachen, starker Juckreiz, verbunden mit Ausschlag oder Schwellung der Haut. Vor Eintreten solcher Reaktionen können Wärmegefühl, Schwindel, Nausea, Erbrechen, Magenunverträglichkeit, Sodbrennen, Schmerzen, auftreten. Durch Levomenthol Überempfindlichkeitsreaktionen (incl. Atemnot) möglich. Warnhinweis: Enthält 5 Vol.-% Alkohol, Sucrose (Zucker), Levomenthol und Natriumverbindungen).
beachten.
Pharm. Ztg. · Packungsbeilage
155. Jahrgang · 23.
September 2010
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11
OTC-SPEZIAL
Der zweite Wirkbaustein: Ambroxol treibt
die Zilien zu mehr Bewegung an, die mukoziliäre Rolltreppe kommt wieder in Gang,
flüssigerer Hustenschleim wird abtransportiert. Dritter Pluspunkt: Ambroxol ist eine
Surfactant stimulierende Substanz. Nachgewiesen ist eine Vermehrung der intrazellulären, kleinen Speicherformen des Surfactants sowie eine höhere Konzentration an
Phospholipiden im Lungengewebe. Wie das
jedoch genau vor sich geht, ist nicht befriedigend geklärt.
Ambroxol (wie Mucosolvan®) wie auch
ACC gibt es in den unterschiedlichsten Darreichungsformen. Ihre Wirkdauer erfordert
die mehrmals tägliche Einnahme. Ambroxol gibt es jedoch auch als Retard-Formulierung, sodass es nur einmal am Tag eingenommen werden muss. Während Ambroxol bereits für die jüngsten Patienten zugelassen ist, darf Acetylcystein erst ab einem
Alter von zwei Jahren gegeben werden.
Infektabwehr aus der Natur
Während sich Experten darüber uneins
sind, ob chemisch-synthetische Expektoranzien tatsächlich wirksam sind, ist der
Wurzelextrakt der südafrikanischen Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) mit
dem höchsten Evidenzgrad geadelt worden. Eine Metaanalyse der renommierten
Cochrane Collaboration von 2008 kommt
zu dem Schluss, dass der Einsatz des Extraktes bei Patienten mit akuter Bronchitis
auf höchster Evidenz gründet. Danach war
der Spezialextrakt (Umckaloabo®) bei Erwachsenen und Kindern signifikant wirksam, was die Linderung krankheitsspezifischer Symptome wie Sputumproduktion
und Husten betrifft.
Jedoch ist bislang noch wenig darüber
bekannt, wie die Wirkung sowohl auf zellulärer als auch auf molekularer Ebene überhaupt vermittelt wird. Typische Inhaltsstoffe des Extraktes sind Cumarine, einfach
phenolische Verbindungen wie Gallussäure
und ihre Methylester sowie Gerbstoffe vom
Typ der Proanthocyanidine. Das Cumarin
Umckalin kommt nur in Pelargonium sidoides vor und ermöglicht damit eine sichere
Unterscheidung zu P. reniforme.
Der Pelargonium-Extrakt soll sekretomotorisch, antibakteriell und antiviral wirken können. In-vitro-Prüfmodelle belegen in
der Tat eine Steigerung der Zilienschlagfrequenz, was den Abtransport von Schleim
Hustenlöser aus der Natur (von oben nach unten):
Efeu, Thymian, Kapland-Pelargonie, Eukalyptus
und Myrte.
Fotos: Bionorica (1 und 2), Spitzner (3),
Klosterfrau (4) und Fotolia/celeste clochard (5)
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und Erregern aus den Atemwegen ankurbelt. In-vitro-Modelle zeigen auch, dass der
Extrakt die bakterielle Erregerlast vermindert; jedoch ist sein bakteriostatischer Effekt bei Weitem nicht so hoch wie der von
Antibiotika. Die indirekte antibakterielle
Wirkung wiegt viel stärker: Es hemmt nämlich nicht nur die Adhäsion, sondern auch die
Internalisierung von Bakterien und verhindert somit zu einem gewissen Grad deren
Invasion in die Submukosa. Zudem scheint
der Pelargoniumwurzelextrakt immunmodulierende Eigenschaften aufzuweisen. Er
ist in der Lage, in vitro die Interferonsynthese anzukurbeln und die Funktion der Phagozyten zu verbessern. Wichtig: Trotz dieser
Effekte besitzt Umckaloabo® keine Zulassung als Immunstimulanz oder zur vorbeugenden Einnahme von grippalen Infekten.
Der Wurzelextrakt ist in Form von Tropfen und Filmtabletten auf dem Markt. Die
Tropfen sind aufgrund der guten Verträglichkeit bereits für Kinder ab einem Jahr zugelassen. Patienten mit erhöhter Blutungsneigung und schweren Leber- und Nierenerkrankungen sollten den Extrakt nicht einnehmen. Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Denn: Sowohl die Cumarine mit lebertoxischer als auch die mit antikoagulativer Wirkung unterscheiden sich strukturell von den im Spezialextrakt enthaltenen
7-Hydroxycumarinen.
Entspannung für die Bronchien
Auch Saponin-haltige Drogen wie Efeublätter, Primelwurzel oder Spitzwegerich
verfügen über Husten lösende Eigenschaften. Der Wirkmechanismus eines definierten Efeuextraktes (Prospan®) ist auf molekularer Ebene gut untersucht. Seine expektorierende und bronchospasmolytische
Wirkung schreibt man beta-2-adrenergen
Effekten zu. Von entscheidender Bedeutung sind dabei das Saponin α-Hederin
und sein Prodrug Hederacosid C. α-Hederin
greift direkt an den Epithelzellen der Lungenalveolen sowie an den Zellen der Bronchialmuskulatur an. Dort sitzen jeweils
β2-adrenerge Rezeptoren. Am Alveolarepithel erhöht das die Bildung von Surfactant.
Abhusten und die Belüftung der Alveolen
sollen dadurch erleichtert werden. An
den glatten Bronchialzellen bewirkt die
adrenerge Rezeptorstimulation eine Lösung der Verkrampfung.
Sind die Atemwege entzündet, nimmt die
Dichte der Rezeptoren ab, indem sich diese
vermehrt ins Zellinnere stülpen (Internalisierung). Adrenalin kann dann nur noch teilweise
seine Effekte vermitteln. Zähes Sekret sammelt sich, die Bronchialmuskulatur verkrampft. α-Hederin vermag jedoch, diese Internalisierung von β2-Rezeptoren zu hem-
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Hinweis: Bei Beschwerden, die länger als 5 Tage anhalten, bei Atemnot, bei Fieber oder bei eitrigem oder blutigem Auswurf sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gege฀a฀zeige฀: Bekannte Überempfindlichkeit
gegenüber Thymian oder anderen Lamiaceen (Lippenblütlern) oder gegenüber einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels;
Alkoholkrankheit; hereditäre Fructoseintoleranz; Schwangerschaft und Stillzeit (keine ausreichenden Untersuchungen); Kinder unter 1
Jahr. Nebe฀wirku฀ge฀: Es können Überempfindlichkeitsreaktionen wie z.B. Luftnot, Hautausschläge, Nesselsucht sowie Schwellungen in
Gesicht, Mund und/oder Rachenraum (Quincke-Ödem) auftreten. Es kann auch zu Magen- und Darmbeschwerden wie Krämpfen,
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OTC-SPEZIAL
PZ
men. Insofern bleibt die Rezeptorendichte
trotz Entzündung hoch, die Zelle ansprechbar.
In der Folge werden Atmung und Abhusten
erleichtert. α-Hederin hat die Bezeichnung indirektes Sympathomimetikum bekommen.
Die schleim- und krampflösende Wirksamkeit von Efeublätter-Trockenextrakt bei
akuten und chronisch-obstruktiven Bronchialerkrankungen ist durch klinische Studien
und Anwendungsbeobachtungen gut belegt. Als Nebenwirkungen treten sehr selten
bis gelegentlich gastrointestinale Probleme
auf. Was Wechselwirkungen mit anderen
Arzneimitteln angeht, ist die Datenlage allerdings weniger gut. Sie sind nicht untersucht. Auch Angaben zur Kinetik gibt es
nicht. Besonders fällt auf, dass es keine kinetischen Daten über die Resorption nach rektaler Applikation gibt. Dennoch gibt es entsprechende Fertigarzneimittel, die auch
schon bei Säuglingen anzuwenden sind.
Thymian auch β2-mimetisch
Einen Namen hat sich überdies Thymian als
Expektorans gemacht. Trotz häufiger An-
wendung ist seine Datenlage lückenhaft.
Zu Thymian als Mono-Therapeutikum liegen keine klinischen Studien vor, selten Anwendungsbeobachtungen (wie Aspecton®). Besser sieht es bei Kombinationen
mit Efeu (wie Bronchipret® Saft) oder mit
Primelwurzel (Bronchipret® Filmtabletten)
aus. In einer Multicenter-Anwendungsbeobachtung mit 7783 Patienten mit akuter
Bronchitis zeigte sich die Thymian-Primelwurzel-Kombination Ambroxol oder ACC
gar überlegen, bei Kindern war die Wirksamkeit vergleichbar.
Interessant sind die Forschungsergebnisse zum Wirkmechanismus von Thymian. Bislang schrieb man die bronchospasmolytischen und expektorierenden Eigenschaften
den Hauptbestandteilen des ätherischen Öls
zu, also den Phenolen Thymol und seinem
Strukturisomer Carvacrol. Doch zu gering
sind die Thymol-Konzentrationen, die nach
peroraler Einnahme im Lungengewebe und
Plasma zu messen sind. Plausibler sind neuere Untersuchungen, die an Efeu erinnern.
Thymian soll indirekt β2-mimetisch wirken,
Schrecken in der Nacht
Foto: DAK/Wigger
Ein Husten, bei dem es den Eltern von
Kleinkindern Angst und Bange wird, ist
Pseudokrupp. Nach einigen Stunden
Schlaf kommt es nachts wie aus heiterem Himmel zu rauem, bellenden Husten mit Atemnot und lautem ziehenden
Einatmen (Stridor).
Die Kinder erwachen,
spüren die Atemnot
und
bekommen
Angst. In mehr als
der Hälfte der Fälle
sind virale Infektionen, am häufigsten
durch Parainfluenzaviren, seltener auch
durch RS-, Rhinooder Masernviren,
die Auslöser. Meist
waren einige Tage
vorher schon Zeichen einer leichten Erkältung auszumachen. Besonders häufig tritt Pseudokrupp deshalb im Herbst
und Winter bei feuchtkalter Luft auf.
Den echten Krupp kennt man als Symptom der Diphtherie, ausgelöst durch
Corynebacterium diphtheriae.
Die Tatsache, dass der Kehlkopf beim
Kleinkind noch deutlich höher steht, ist
vermutlich mit der Krankheit assoziiert.
Virale Erreger können sich leichter festsetzen und die Atemnot vorantreiben.
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist der
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Kehlkopfspalt winzig klein. Durch die
geschwollene Schleimhaut während eines Infektes ist der Spalt noch enger
und droht zu verschließen. Bei Schulkindern verschwindet die Symptomatik
üblicherweise.
Was tun?
▪ Ruhig bleiben, beruhigend auf das
Kind einwirken. Je weniger Angst das
Kind hat und je ruhiger es sich verhält, desto geringer ist der Sauerstoffverbrauch, wodurch die Luftnot
sich relativ verringert.
▪ Sitzen erleichtert die Atmung.
▪ Feuchte Luft beruhigt die Atemwege,
zum Beispiel frische, feuchte Außenluft (Kind ans offene Fenster halten
oder Kind warm einpacken, im Kinderwagen durch die feucht-kühle
Nachtluft fahren) oder im
Badezimmer heißes Wasser laufen
lassen, bis eine dampfige, dunstige
Atmosphäre entsteht.
▪ Bei Blaufärbung des Gesichts sofort
Arzt einschalten.
▪ Wenn nötig, kommen Glucocorticoidhaltige-Präparate wie Prednison (zum
Beispiel Rectodelt®-Zäpfchen) zum
Einsatz. Sie werden vom Arzt verschrieben. Eltern betroffener Kinder
sollten diese als Notfallmedikamente
in der Haus-Apotheke haben.
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bedingt wahrscheinlich durch die Flavonoide
des Extrakts. Die beworbene antibakterielle
und antivirale Wirkung ist fraglich.
Koalas haben keinen Husten
Die Lieblingsspeise der Koalabären ist auch
von Erkältungsgeplagten nicht zu verachten. 1,8-Cineol, der Hauptbestandteil von
Eukalyptusöl, genauso wie Myrtol, eine
Fraktion aus dem Öl von Myrtus communis,
haben in den vergangenen Jahren eine Vorreiterrolle übernommen, wenn es um die
Erforschung von klinischen und pharmakologischen Daten von ätherischen Ölen geht.
Diese Öle haben eine direkte Wirkung auf
die sekretorischen Drüsen der Bronchialschleimhaut. 1,8-Cineol (Soledum® Kapseln)
und Myrtol (Gelo®Myrtol) sind in der Lage,
die bronchiale Clearance zu verbessern, indem sie die Flimmerhärchen zum Schlag antreiben und den Bronchialschleim verdünnen. Zudem werden Entzündungsreaktionen zurückgedrängt. Die postulierte antimikrobielle Wirkung ist anzuzweifeln.
Beispielhaft sei eine multizentrische,
doppelblinde, placebokontrollierte Studie
mit Myrtol genannt, die 676 Patienten mit
akuter Bronchitis einschloss und über zwei
Wochen lief. Myrtol besserte das Beschwerdebild signifikant besser als Placebo. Die
Prüfsubstanz war überdies Ambroxol und
Cefuroxim annähernd gleichwertig. Beide
sind für Kinder ab zwei Jahren geeignet.
Da es sich um magensaftresistente Kapseln
handelt, sollten sie unzerkaut mit reichlich
Flüssigkeit möglichst eine halbe Stunde vor
dem Essen eingenommen werden.
Über Nase und Haut zum Wirkort
Aufgrund ihrer Lipophilie werden die ätherischen Öle etwa von Eukalyptus, Pfefferminz,
Kiefernnadeln oder Thymian (wie Transpulmin® oder Grippostad® oder Pinimenthol®
Erkältungsbalsam) leicht und schnell von
Haut und Schleimhäuten resorbiert, weshalb
sie auch zur äußerlichen Anwendung als Salbe, Creme, Badezusatz oder zur Inhalation
(am effektivsten mit Verneblergeräten wie
Pariboy®), prima geeignet sind. Nach perkutaner Anwendung gelangen sie über das vaskuläre System in die Bronchien, und nach Inhalation erreichen sie direkt die Bronchien.
Nicht zu vergessen: Campher, Menthol
und jegliche Minzöle sind nichts für
Säuglinge und Kleinkinder bis zwei Jahre.
Es drohen durch Schwellung der Kehlkopfschleimhaut Glottiskrämpfe, Bronchospasmen und Asthma-ähliche Zustände bis
hin zum Atemstillstand. Kleinen Patienten
helfen Erkältungsbalsame, die zum Beispiel nur Eukalyptus-, Kiefernnadel- oder
Thymianöl (wie Babix® oder Hustagil®)
enthalten. /
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OTC-SPEZIAL
Beratungsgespräch
Wider den Vorurteilen
Bei Husten viel trinken, Antitussiva können einen Sekretstau provozieren,
Hustentropfen enthalten zu viel Alkohol: So manche Vorstellungen halten
sich hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt sind. Eine gute Möglichkeit,
im Beratungsgespräch zu punkten.
Viel trinken bei Husten. Generationen predigten diese Verhaltensmaßnahme. Evidenz-basiert ist diese Empfehlung nicht.
Im Gegenteil: Sie gilt sogar als fraglich,
wenn der Patient normal hydratisiert ist.
In der Leitlinie Husten der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie steht, dass
»die Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr in
normalem Hydratationszustand nicht zur
Vermehrung des Sekretvolumens führt«,
bei Asthma ist sie möglicherweise in allen
Altersstufen kontraproduktiv. Bei Patienten mit chronischer Bronchitis veränderte
ein Mehr an Flüssigkeit weder die Sputummenge noch die -elastizität, haben Untersuchungen gezeigt.
Mehr noch: Vor allem bei Kindern mit
einem Infekt der unteren Atemwege kann
Flüssigkeit über den normalen Bedarf hinaus negative Auswirkungen haben. Das
deckte zumindest ein 2004 publizierter Review-Artikel auf. Danach führen akute Infekte der unteren Atemwege bei Erwachsenen und vor allem bei Kindern zu einer
gesteigerten Ausschüttung von antidiuretischem Hormon (Adiuretin, ADH), also
dem Hormon, das die Harnkonzentrierung
Impressum
»OTC-Spezial – Husten« ist eine Beilage der Pharmazeutischen Zeitung.
Redaktions- und Verlagsanschrift:
Pharmazeutische Zeitung
Carl-Mannich-Straße 26
65760 Eschborn
Telefon 06196 928-280
E-Mail: redaktion@govi.de
www.pharmazeutische-zeitung.de
Verantwortlich für den Inhalt:
Daniel Rücker, Chefredakteur der
Pharmazeutischen Zeitung
Text: Apothekerinnen Elke Wolf
und Bettina Neuse-Schwarz
Layout: Norbert Ruthard
Weitere Angaben im Impressum der
Pharmazeutischen Zeitung
in der Niere steigert und damit die renale
Flüssigkeitsausscheidung vermindert. Eine
höhere Flüssigkeitsaufnahme könnte deshalb in eine gefährliche Hyponatriämie
münden.
Ohne Frage: Ein Hustentee ist angenehm und nimmt das kratzige Gefühl. Der
Flüssigkeitshaushalt des Körpers sollte
ausgeglichen sein, der Patient ausreichend
hydratisiert. Und bei erhöhter Körpertemperatur erfordert dies in der Regel eine höhere Trinkmenge. Aber man muss den Patienten nicht mit einem hohen Trinkpensum
plagen – es hat bestenfalls keinen Einfluss
auf die Schleimbildung.
Kein Sekretstau durch Antitussiva
Produktiver Husten gilt als Kontraindikation für Antitussiva. »Die Gefahr eines Sekretstaus ist unwahrscheinlich, aber nicht
ausgeschlossen. Beobachtet wurde dies
aber bisher im Rahmen der Selbstmedikation nicht«, sagte Professor Dr. Martin Schulz,
Geschäftsführer vom Geschäftsbereich Arzneimittel bei der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, im
Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. Die Gefahr, dass Antitussiva zur Ansammlung von Schleim in den Luftwegen
führen, ist nur bei solchen Krankheiten relevant, bei denen reichlich Sputum produziert
wird, also bei Mukoviszidose oder Bronchiektasen. Bei infektbedingtem Husten ist die
Schleimproduktion selten so hoch.
Und was ist mit der kombinierten Gabe
von Antitussiva und Expektoranzien? Laut
den Fachinformationen für Ambroxol und
Acetylcystein könnte »bei kombinierter
Anwendung mit Antitussiva aufgrund des
eingeschrenkten Hustenreflexes ein gefährlicher Sekretstau entstehen«. Die
gleichzeitige Gabe ist in der Tat kontraproduktiv. »Doch die zeitlich versetzte Gabe
der beiden Arzneistoffgruppen ist möglich. So kann bei einem produktiven Husten neben dem Expektorans tagsüber
abends vor dem Schlafengehen ein Hustenstiller gegeben werden. Denn auch ein
produktiver Husten kann die Nachtruhe erheblich stören«, erklärte Schulz. Übrigens:
Die Fachinformationen von pflanzlichen
Sekretoly tika enthalten diesen Hinweis
nicht.
Auch wenn es noch so oft empfohlen wird: Eine
zusätzliche Flüssigkeitszufuhr beeinflusst das
leichtere Abhusten von Schleim nicht.
Foto: Forum Trinkwasser
Weniger Alkohol als Apfelsaft
Die Auszugsmittel von Pflanzenextrakten
aus Efeu, Thymian und Co. sind oft alkoholischer Natur. Doch beim Thema Alkohol
und Medikamente sind viele Eltern übervorsichtig und lehnen wegen des vermeintlich hohen Alkoholgehaltes das Präparat
gänzlich ab. Ein Trugschluss. Denn die Alkoholmenge ist viel geringer als gedacht. Ein
Beispiel: Geht man von 31 Volumenprozent
Alkohol eines Arzneimittels aus, liegt der
Alkoholgehalt zumindest bei der einmaligen Gabe unter dem von handelsüblichen
Lebensmitteln wie einem Becher Kefir,
einem Glas Apfelsaft oder einer Scheibe
Roggenbrot.
Außerdem nicht zu vergessen: In der Zusammensetzungsliste von so manchem
alkoholfreien Präparat (wie Prospan®
Hustensaft) ist als Auszugsmittel »Ethanol
30 % (m/m)« genannt. Doch der Alkohol dient
nur zur Extraktion der wirksamen Bestandteile und ist in der fertigen Darreichungsform
nicht mehr enthalten. /
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Bronch฀pret®
löst den Husten
Das Hustenmedikament
befreit die Bronchien
heilt die Entzündung
Bronch฀pret ® TP • Zusammensetzung: 1 Bronchipret TP Filmtablette enthält: 60 mg Trockenextrakt aus Primelwurzeln (6-7:1), Auszugsmittel: Ethanol 47,4 % (V/V); 160 mg Trockenextrakt
aus Thymiankraut (6-10:1), Auszugsmittel: Ethanol 70 % (V/V). Sonstige Bestandteile: Glucose-Sirup 34 mg, Lactose-Monohydrat 50 mg, Chlorophyllin a – Kupfer-Komplex Trinatriumsalz
(E 141), Crospovidon, Dimeticon, hochdisperses Siliciumdioxid, Hypromellose, Magnesiumstearat, mikrokristalline Cellulose, Pfefferminzaroma, Polyacrylat-Dispersion 30 %, Povidon
K25, Propylenglykol, Riboflavin (E 101), Saccharin-Natrium, Talkum, Titandioxid (E 171). Anwendungsgeb฀ete: Zur Besserung der Beschwerden bei akuter Bronchitis mit Husten und
Erkältungskrankheiten mit zähflüssigem Schleim. Gegenanze฀gen: Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Primel, Thymian oder anderen Lippenblütlern
(Lamiaceen), Birke, Beifuß, Sellerie oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenw฀rkungen: Sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. Luftnot, Hautausschläge, Nesselsucht sowie Schwellungen in Gesicht, Mund und/oder Rachenraum. Gelegentlich Magendarmbeschwerden wie Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Warnh฀nwe฀se:
Keine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter 12 Jahren wegen nicht ausreichender Untersuchungen. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Bronchipret TP nicht einnehmen. • Bronch฀pret ® Saft TE • Zusammensetzung: 10 g (entsprechen
8,85 ml) Bronchipret Saft TE enthalten: 1,50 g Fluidextrakt aus Thymiankraut (1:2-2,5); Auszugsmittel: Ammoniaklösung 10 % (m/m): Glycerol 85 % (m/m): Ethanol 90 % (V/V): Wasser (1:20:70:109). 0,15 g Fluidextrakt aus Efeublättern (1:1); Auszugsmittel: Ethanol 70 % (V/V). Enthält 7 % (V/V) Alkohol. Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat, Gereinigtes Wasser, Kaliumsorbat (Ph. Eur.), Maltitol-Lösung. Anwendungsgeb฀ete: Zur Besserung der Beschwerden bei akuter Bronchitis mit Husten und Erkältungskrankheiten mit
zähflüssigem Schleim. Gegenanze฀gen: Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Efeu, Thymian oder anderen Lamiaceen (Lippenblütler), Birke, Beifuß,
Sellerie oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenw฀rkungen: Selten Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautausschlägen. Auch Überempfindlichkeitsreaktionen mit
z. B. Luftnot, Nesselsucht sowie Schwellungen in Gesicht, Mund und/oder Rachenraum möglich. Gelegentlich Magen-Darm-Beschwerden wie Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen.
Warnh฀nwe฀se: Keine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter einem Jahr wegen nicht ausreichender Untersuchungen. Patienten mit der seltenen
hereditären Fructose-Intoleranz sollten Bronchipret Saft TE nicht einnehmen. Enthält 7 % (V/V) Alkohol.
Stand 06|10
BIONORICA SE | 92308 Neumarkt
Mitvertrieb: PLANTAMED Arzneimittel GmbH | 92308 Neumarkt