Ausgabe 3 - Soziale Stadt Offenbach

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Ausgabe 3 - Soziale Stadt Offenbach
Ausgabe Nr. 3
April = Mai = Juni = 2005
Ein Kessel Buntes
Editorial
von Christine Ciampa
Seite 2
Foto: Petra Zeyer
Wie Generationen im Quartier miteinander leben
Maria - Portrait einer
Marktbeschickerin
Seite 3
Wir schreiben den 26. April, Sandgasse 26:
Ins hiesige Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum gehen
ungewöhnlich viele Erwachsene. Noch 26 Minuten bis
zum Veranstaltungsbeginn. Bei den Älteren werden
Erinnerungen an WOODSTOCK wach, die Jüngeren sind
gespannt. Einige sprechen von einem Hexenkessel. Die
Hitze staut sich. Die beiden Generationen drängen sich in
den kleinen Veranstaltungsraum, schmelzen zusammen.
Denn CANNED HEAT, die Boogie- und Blueslegende, ist
zu Gast. Das
Konzert
ist
ausverkauft und für
Angehörige der Medien
ist kein Platz mehr. Deshalb
endet unser Artikel an dieser Stelle.
Wenn Sie selbst noch eine Karte ergattern
konnten, schicken Sie uns Ihre Live-Konzertreportage
und eine Veröffentlichung in unserer nächsten Ausgabe
ist garantiert. Weitere Beiträge über die bunte Vielfalt der
Generationen im Quartier und das weitgehend konfliktfreie
Zusammenleben von Jung und Alt lesen Sie ab Seite 3.
Triwoko Karmino, Redaktion
Alltag in der
Östlichen Innenstadt
Seite 4
Neues vom
Quartiersmanagement
Seite 6 & 7
TSUNAMI – das
Schreckenswort
des Jahres 2005
Flughafenausbau
– Widerstand formiert sich
Auch in unserem Viertel werden Leidtragende zu dieser Jahrhundertkatastrophe 2004/2005 sein. Die Toten des direkten
Seebebens und die Verwüstungen hätten nicht sein müssen!
Nur der Mensch, seine Habgier und Interesselosigkeit haben
diese Katastrophe nicht verhindern können! Man wollte aber
die Touristen nicht beunruhigen! Es wurde nichts getan – und
bis jetzt gibt es mehr als 310.000 Tote! Es wurden bereits 217
Deutsche Touristen als Tote identifiziert - weitere 433 gelten
noch als vermisst! Die Tsunami-Warnung für Südostasien
wurde wenige Minuten nach dem verheerenden Seebeben
vor Sumatra veröffentlicht.
Dieter Gasch, Redaktion 44 Weiter auf Seite 10
Über 120.000 Einwendungen gegen den Bau
der Nordwestbahn gingen aus der Region beim
Regierungspräsidium in Darmstadt ein. Wird diese gebaut,
gibt es über der Östlichen Innenstadt einen „Lärmteppich“
von mehr als 60 dB. Diplom-Ingenieur Dieter Faulenbach
da Costa, Flughafenplaner und Berater von OB Gerhard
Grandke und Dr. Ralph Baller, Sprecher des Bündnisses
der SPD-Ortsvereine für Alternativen zum Flughafenausbau,
legen auf unserer Brennpunkt-Seite dar, mit welchen
Argumenten sie den Ausbau doch noch verhindern wollen.
Gerd Lindemann, Redaktion
44 Lesen Sie mehr dazu auf Seite 5
Faschismus in Offenbach
Auf Spurensuche - eine Stadtrundfahrt zu den Orten des NS-Terrors
von Setareh Radmanesch
Von 1933-45 herrschte in Deutschland eine totalitäre und faschistische Diktatur. Wie war Offenbach von 1933-45 und was war
in Offenbach von 1933-45?
Am 06. März 2005 hatte jeder und jede, die Möglichkeit in einen Bus zu steigen und an einer Stadtrundfahrt auf den Spuren des
Nationalsozialismus teilzunehmen. Organisiert wurde diese Fahrt von der Geschichtswerkstatt Offenbach und der Offenbacher
Volkshochschule. Der Bus fährt ab, er ist voll. Vorne am Busmikrophon spricht Barbara Leissing von der Geschichtswerkstatt.
44 Weiter auf Seite 4
Projekte:
Neues von LOS
Dass die Durchführung des LOS-Programms in Offenbach
offensichtlich nicht nur von uns selbst als sehr erfolgreich
angesehen wird, erkennt man an zwei schönen Angeboten
von der Projekt- Regie in Berlin:
Zum einen erscheint ein Beitrag über unsere LOS-Umsetzung in Offenbach in einer Broschüre der Regiestelle und
zum Anderen konnten wir noch zusätzliches Fördergeld für
das 2. Förderjahr beantragen.
In der Broschüre „21 mal losgelegt“ werden 21 ausgewählte
Standorte vorgestellt und exemplarisch jeweils ein besonders erfolgreiches Mikroprojekt beschrieben. Wir haben uns
dafür entschieden, die Stadtteilzeitung zu skizzieren.
Mehr Geld, nämlich ca. 12.000 €, haben wir für 2 weitere
Projekte in Aussicht gestellt bekommen, was uns natürlich
sehr freut. Der Begleitausschuss wird darüber entscheiden,
was es sein wird, Ideen gibt es genug.
Überhaupt hat sich das LOS- Programm gut in der Östlichen
Innenstadt etabliert: es gibt viel neue Projektideen. Menschen oder Vereine und Initiativen fragen an, ob es noch
Fördermöglichkeiten gibt. Insofern freuen wir uns schon auf
das dritte Förderjahr, in dem wieder viele neue Ideen umgesetzt werden können.
Claudia Kaufmann-Reis,
LOS- Koordinatorin
44 Mehr hierzu lesen Sie auf Seite 12
Einsteinjahr 2005:
Wie lautet die Formel
des Jahres?
Seite 9
Die Jugendkunstschule
Ein Ort der Kreativität und Fantasie
Seite 11
iSeite 2
p
Redaktion
wir im quartier - Östliche Innenstadt
Hallo Ihr Leit,
Die Redaktion bildet sich weiter!
Adobe InDesign-Kurs in der Medienetage
im KJK Sandgasse, v.l.n.r.: Giovanna
Silvestro, Christine Ciampa, Gerd
Lindemann, Triwoko Karmino, Kursleiter
Andreas Weishaupt, Arvid Morgenstern,
Setareh Radmanesch, Dieter Gasch
Keine Pressekonferenz ohne Kaffee! Gerd
Lindemann auf der Jagd nach Informationen
für seinen Artikel zum Flughafenausbau,
unterstützt von unserer Fotografin Petra Zeyer
(Foto oben)
also da bin ich widder. Was
war so los in de letzde
drei Moande? En scheene
Fastnachtszuch hadde mer.
Endlich nach fast fuffzich
Johr. Un lang wor er. Mer
als 120 Zuchnummern. Also
sowas könnde se nächst Johr widder mache. Leider
werd des net passiern. Wejem Geld muss Offebach
noch bisje wadde. Aach in dem Staddeil warn die Berjer
uffgerufe Widdersprüch geje de Fluchhafeausbau zu
stelle. Aach hier is vieel Lärm un des werd noch mehr
wern, wenn die nei Startbahn gebaut werd. Vielleicht
schaft die Redaktion des noch mal über die Plän zu
berichte. Ach ja, de Gerhard Grandke will net mer OB
in unserer Stadt sei un möcht in die Wirdschaft gehe.
Na, net aan saufe, sondern zu ner Bank will er wechsle.
De Horst Schneider, de jetzich Berjermaster soll ihm
nachfolge un der is jetzt nominiert worn. Un der hod
in seiner Nominierungsred devo gesproche, dass er
aach einiges fer unsern Stadtteil dun will. So soll am
südliche End vom Wilhelmsplatz e Magthall entstehe.
Dann kennde die Leit aach jeden Werkdaach oikaafe.
Un e Lokal solls gewwe direkt am Maa. Des wer schee
wenn mer direkt am Wasser en Appelwoi drinke könnt.
Die annern Paddeie losse sich Zeit, weil die noch kaan
hawwe, der geje den Schneider aatrete deht. Ich bin
ja mol gespannt wie des ausgeht. Schon dies Johr im
September soll die Wahl sei. Wie mer am Impressum
sieht hawwe mer jetzt aach en Telefonanschluss und
Internetzugang. In de Kraftstroß im Redaktionssbüro sin
dienstags und donnerstags Midaweiter do mit dene die
Berjer aach emol redde könne. Also die Staddeilzeidung
werd immer besserr. Also bis zum nächste Mal
Ihne Ihre Mathilde
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ein paar Sonder- und Nachtschichten waren nicht zu umgehen,
aber mit vereinten Kräften haben wir es wieder geschafft: Sie halten
die dritte Ausgabe von „wir im quartier“, der Stadtteilzeitung für die
Östliche Innenstadt von Offenbach, in Ihren Händen.
Seit unserer letzten Ausgabe im Dezember 2004 hat sich einiges
getan. Die Redaktion hat wertvolle Verstärkung bekommen: Setareh
Radmanesch hat trotz Abiturstress eine literarische Geschichte
und eine interessante Reportage zu einer Stadtrundfahrt der
Geschichtswerkstatt verfasst. Arvid Morgenstern, Zivildienstleistender
und Gaststudent an der HFG, zeichnet für die Illustrationen und,
zusammen mit Andreas Weishaupt, für das Layout verantwortlich.
Neben seinem Engagement für den Heinrich-Heine-Club und das
Theaterprojekt Bleichstrasse hat sich Stadtteilbewohner Hubert Piske
in die Zeitungsarbeit eingebracht. Und die ganze Redaktion geht zur
Schule: Im Adobe InDesign Kurs, fachmännisch angeleitet von unserem Grafiker Andreas Weishaupt, lernen wir,
die Zeitung auch selbst zu gestalten.
Wir haben auch darüber nachgedacht, wohin die Stadtteilzeitung inhaltlich will. Und haben beschlossen, dass
wir dem Namen „wir im quartier“ gerecht werden wollen. Das heißt, noch mehr und intensiver über die Menschen
zu berichten, die im Stadtteil leben, arbeiten, aktiv sind.
Heißes Pflaster Offenbach.
Redaktionsmitglied Triwoko
auf dem Weg
zum Redaktionstreff
Laut Marion Schmitz-Stadtfeld vom Quartiersmanagement beträgt die jährliche Bewohnerfluktuation im Quartier
derzeit 20%, das ist ein überproportional hoher Anteil. Daraus lässt sich schließen, dass die Östliche Innenstadt
für viele nur Durchgangsstation ist. Auf dem Weg woher? Und wohin gehen sie? Was bedeutet ihnen „Heimat“,
wo ist ihr „Zuhause“, worin bestehen ihre Werte und Wurzeln? Was bedeutet diese so genannte „Mobilität“, die
nicht zuletzt auch vom Arbeitsmarkt immer aggressiver eingefordert wird, für Familien, für Junge und Alte, für das
Zusammenleben von Generationen? Einige Antworten darauf gibt Maria Castiglione in dem Portrait auf Seite 3.
Für mich persönlich ist die Östliche Innenstadt ein Zuhause geworden. Heimat ist auch der kleine Ort in der Nähe
von Stuttgart, wo ich aufgewachsen bin und wohin ich oft fahre, um meine Familie und alte Freunde zu besuchen.
Dazwischen liegen nur 200 km, das lässt sich ohne Probleme verbinden. Für viele Menschen im Stadtteil liegen
jedoch 1.000 oder auch 10.000 km zwischen ihrer ursprünglichen Heimat und ihrem jetzigen Zuhause. Das ist
übrigens auch der Grund, warum es hier an jeder Ecke einen Telefonladen gibt. Per Telefon wird die lebenswichtige
Verbindung zwischen den Welten aufrechterhalten.
Wer Lust hat, für die Zeitung portraitiert zu werden, uns seine Geschichte zu erzählen, melde sich bitte bei der
Redaktion. Wir freuen uns überhaupt über hoffentlich zahlreiche Reaktionen, Anregungen, Ideen, Lob und auch
Kritik. Die nächste Ausgabe von „wir im quartier“ wird als Sommer- und Jubiläumsausgabe (einjähriges!) zum
Mathildenplatzfest am 16. Juli erscheinen.
Aber zuerst mal viel Spaß beim Lesen der Ausgabe 3!
Ihre Christine Ciampa, Redaktion
Hubert Piske,
Jahrgang 1931, wohnt seit Juli
2001 in Offenbach und engagiert sich kulturell im HeinrichHeine-Club Offenbach und im
PROJEKT
BLEICHSTRAßE
14H, dem Offenbacher Theater
mit festen Spielplan. Beide
Kulturinitiativen benötigen fürs
Weiterbestehen dringend großherzige Förderer und Sponsoren.
Seit der Ausgabe 3 ist Herr
Piske auch als Redakteur für
unsere Stadtteilzeitung aktiv.
BürgerInnen im Portrait p
Maria - Portrait einer Marktbeschickerin
„Dare a tutti un po` di te“
Foto: Petra Zeyer
Den Stand, den Maria Castiglione zusammen mit
ihrer Familie betreibt, kennt jeder regelmäßige Besucher
des Offenbacher Wochenmarktes: meterlange apulische
Landbrote, italienische Käsespezialitäten, eine üppige
Auswahl an Obst, Gemüse, Salaten und Kräutern, die auch
ausgefallene Wünsche befriedigt - und das ist längst nicht
alles. Hungrig geht sowieso kein Kunde weg, immer hält die
temperamentvolle Chefin leckere Happen zum Probieren
bereit. Ihr Anspruch ist die allerbeste und frischeste Qualität,
ihr strenger Maßstab: „Wenn es mir schmeckt!“.
Maria wächst als Älteste von 6 Geschwistern in der Nähe
von Bari, Apulien, auf. Die harte Arbeit auf dem Bauernhof
der Großeltern und eine strenge Erziehung, 2 Jahre davon
in einer katholischen Nonnenschule, prägen Kindheit und
Jugend. Nach Deutschland geht sie, weil sie „ihre Freiheit“
will, den Tag weiß sie noch genau: am 23. Juni 1969, 15
Jahre jung und mit gefälschten Arbeitspapieren, da sie noch
nicht volljährig ist. Zusammen mit 600 Landsleuten arbeitet
Maria bei Ferrero in Stadtallendorf, 6 Tage die Woche, 14
Stunden am Tag, erst in der Küche, später in der Produktion.
Auf einer vom Pfarrer organisierten Tanzveranstaltung lernt
sie Raffaele kennen, ihren zukünftigen Mann. Er hält bei
Marias Familie um ihre Hand an, doch der Vater will erst
zustimmen, wenn sie 18 ist. So lange wollen die beiden aber
nicht warten. Mit einer „fuitina“, einer gemeinsamen Flucht,
erzwingt das Paar die Heirat.
Maria folgt Raffaele nach Offenbach, wo sie eine
Anstellung in der Pelzfirma Thorer findet. Weil ihre Hände
von der Gerbsäure krank werden, wechselt sie 1977 zum
Schuhfabrikanten Hassia. „Damals warst du keine 2 Tage
ohne Arbeit“ erzählt sie. Neben einer 60-Stunden-Woche
in der Fabrik bewältigt das Energiebündel einen Haushalt
und zieht 5 Kinder groß. Die Töchter, Patricia, Deborah und
Rosalia, sind in der Zwischenzeit verheiratet und aus dem
Haus, nur Sohn Tommaso und der jüngste, der 15-jährige
Luca, leben noch bei den Eltern.
Christine Ciampa, Redaktion
9 Fragen an Angelika Amborn-Morgenstern
Sie als erstes ändern?
Erhöhung der kreativen Freizeitangebote, mehr unbebaute Plätze, um freier atmen zu können. Reaktivierung
des Mainufers als Ort zum Relaxen, Sport treiben, auch
Badesport wie anno dazumal (siehe mein Bäderbuch).
4. Welches war Ihr schönstes Erlebnis in Offenbach?
Baden im Main an meinem letzten Geburtstag.
5. Welches war Ihr schrecklichstes Erlebnis in Offenbach?
Die Gräber der Opfer des Faschismus auf dem Alten
Friedhof.
6. Wie heißt Ihr Lieblingsfilm?
„Ein Hundeleben“ von Charlie Chaplin.
7. Mit welcher Melodie klingelt Ihr Handy?
Ich bin überzeugte Nichtbesitzerin, weil ein Handy die
Freiheit einschränkt. Im Notfall leihe ich mir eines von meiner 6-köpfigen Familie.
8. Ihr Traum vom Glück?
Ziele zu haben, in die Natur einzutauchen (Sport oder
Wissenschaft).
9. Ihr Lebensmotto?
Positiv denken!
Foto: Petra Zeyer
1. Wo liegt Ihr persönlicher Lieblingsort in der Östlichen
Innenstadt?
Am Mainufer.
2. Was sollte Offenbach über Sie wissen?
Dass es 4 Offenbach-Bücher von mir gibt und dass ich
Kinder aus 47 Nationen unterrichte. Und dass ich es spannend finde, von anderen Kulturen zu lernen.
3. Wenn Sie „Königin von Offenbach“ wären, was würden
Herr Gangemi
geht auf Sendung
Herr Gangemi arbeitet in der Östlichen Innenstadt und ist
seit drei Jahren Mitgestalter der Radiosendungen von „Radio
Brinkmann“.
Momentan produzieren 6 ehrenamtliche Radiomacher immer Montags und Mittwochs von 19:00 bis 21:00 Uhr ein
Radioprogramm für die Patienten im Klinikum Offenbach.
Die Sendungen sind über die Bettsprechanlage zu hören.
Für die Patienten gehört das zur „Behandlung“ denn Radio
Brinkmann bietet den Zuhörern gute zwei Stunden „gesunden Sound „ aus dem Bereich Rock, Pop, Schlager, Oldies,
und Klassik sowie Informationen zum Klinikum, kurioses und
Nachrichten aus aller Welt. “Die Patienten sollen in den zwei
Stunden vom tristen Krankenhausalltag abschalten können”
meint Herr Gangemi. Das aktuelle Team besteht aus: Paolo
Gangemi, David Heisig, Daniel Kaufmann, Werner Lapp und
Andreas Teichmann.
Es waren auch schon illustre Gäste im Studio wie: Oberbürgermeister G. Grandke, der Offenbacher Musiker Peter
Krausch der europaweit bekannte DJ Martin ”DoubleD”
Hübscher und amnesty international von Offenbach. “Brinkmänner “ ist schon ein Begriff im Klinikum aber weibliche
Stimmen – Brinkfrauen - werden noch gesucht. Während der
Sendungen sind die Brinkmänner über die Telefonnummer
3124 hausintern, kostenlos im Studio zu erreichen. Leute
können sich ein Lied wünschen, andere Patienten grüßen
oder einfach ihr Herz ausschütten. Natürlich sind auch Spenden sehr willkommen in Form von Cd´s oder ganz normales
unmusikalisches Geld.
Giovanna Silvestro, Redaktion
7 Fragen an Marc Simon
Foto: Petra Zeyer
Angelika Amborn-Morgenstern ist eng mit der
Östlichen Innenstadt verbunden. Sie wurde 1951 in der
Mainstraße geboren, besuchte in ihrer Grundschulzeit
die Mathildenschule und arbeitet als Oberstudienrätin
an der Rudolf-Koch-Schule. Neben ihrem Beruf ist die
umtriebige Mutter von 4 Kindern als Künstlerin, Autorin
und Mitorganisatorin von kulturellen Großveranstaltungen
in Offenbach aktiv. Frau Amborn-Morgenstern hat für
diese Ausgabe den Beitrag „Ein Blick zurück“ auf Seite
11 geschrieben und wird zukünftig regelmäßig mit ihrer
Kolumne vertreten sein, die die Östliche Innenstadt aus
einem historischen Blickwinkel beleuchtet.
Schon früh hat Maria die Idee, frische, hochwertige
Produkte aus Apulien auf dem Offenbacher Wochenmarkt
anzubieten, 1977 wird der Plan in die Tat umgesetzt. Doch
erst als Hassia 1997 dicht macht, widmet sie alle Kräfte
dem Marktgeschäft, das sie mit Herzblut und Leidenschaft
betreibt. Rucola, Portulak, Büffelmozarella und Pecorino
hat Senora Castglione auf dem Wilhelmsplatz eingeführt.
Eine italienische Brotfabrik bäckt die beliebten Riesenlaibe,
außerdem Panini, Maisbrot und Pizze nach ihren Rezepten.
Ein Teil der „grünen“ Ware baut sie in ihrem eigenen Garten
an.
Maria, was ist `Heimat` für Dich?
Die alte Heimat hast du immer im Blut, es gibt schöne
Bilder und Erinnerungen. Aber heute ist dort alles anders.
Deutschland/Offenbach liebe ich, weil es mir eine Zukunft
geboten hat, Arbeit, die Möglichkeit, meine Familie zu
ernähren.“
Hast Du eine Lebensphilosophie?
“Dare a tutti un po` di te“. Das bedeutet, nicht nur an sich zu
denken, sondern anderen etwas von Dir zu geben.
Was bedeutet Dir `Familie`?
Respekt, Liebe, Disziplin, Zusammensein, einander helfen,
in guten wie in schlechten Zeiten.
Du bist eine Frau mit viel Lebenserfahrung. Hast Du einen
Rat für unsere Leserinnen und Leser?
„Non sputare in cielo, chè in faccia ti viene“. (sinngemäß: wie
man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.)
Was würdest Du ändern, wenn Du Oberbürgermeisterin von
Offenbach wärst?
Politik ist nicht mein Gebiet, daher kann ich dazu nichts
sagen.
OB Grandke ist übrigens einer von Marias Stammkunden.
Als er ihr einmal ganz stolz erzählte, dass er ins Kochwasser
für die Pasta auch immer einen Schuss Öl gebe, entgegnete
Maria trocken: „So haben wir früher Penatencreme gemacht.”
Seite 3i
Foto: Petra Zeyer
wir im quartier - Östliche Innenstadt
Marc Simon lebt seit 20 Jahren in Offenbach. Der gebürtige
Waliser ist Maler und Aktionskünstler, seine Werke stellte er
bereits in London, Wien, New York, Florenz und anderen
Städten rund um den Globus aus. Zudem ist er als Arttrainer
und –designer tätig, unterrichtet Kinder an Schulen und hält
Kurse und Workshops an der hiesigen Volkshochschule ab.
Sein Kunst- und Musikprojekt „Anima Cara“ war bei der
Aufführung in Offenbach ein großer Erfolg bei Presse und
Publikum. Ein besonderes Steckenpferd des vielseitigen
Künstlers ist die Wand-, Decken- und Fassadenmalerei.
(Homepage: www.marcsimon.net).
1. Wo liegt Ihr persönlicher Lieblingsort in der Östlichen
Innenstadt?
Das ist der Wilhelmsplatz, meines Erachtens nach auch
das echte Offenbacher Zentrum. Mit seinem besonderen
Charme und seiner Offenheit besitzt er ein mediterranes
Ambiente. Leider wird dieser wunderbare Ort als Parkplatz
missbraucht.
2. Was sollte Offenbach über Sie wissen?
Neben meiner Malerei biete ich vielfältige Möglichkeiten an,
den persönlichen Lebensraum zu verschönern, z.B. in Form
von Kursen und Workshops oder außergewöhnlichen Werbe- und Gestaltungsideen. Was mir besonders am Herzen
liegt, ist die kreative Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Seit Jahren plane ich ein Kunstprojekt, das Kinder von der
Straße holen soll. Bisher scheiterte es leider an mangelnden
finanziellen und räumlichen Möglichkeiten. Vielleicht finden
sich ja noch wohlhabende, sozial engagierte Offenbacher für
die Verwirklichung meiner Ideen.
3. Wenn Sie „König von Offenbach“ wären, was würden Sie
als erstes ändern?
Ich würde Offenbachs Schandflecken mit einigen Projekten
so verschönern und umgestalten, dass Offenbach zum
touristischen Anziehungspunkt für Menschen aus ganz
Deutschland und Europa werden würde.
4. Welches war Ihr schönstes Erlebnis in Offenbach?
Dass ich meine Frau hier fand und wir seit über 15 Jahren mit
allen Höhen und Tiefen immer noch zusammen sind. Außerdem habe ich hier Freundschaften geschlossen, die mir sehr
wichtig und wertvoll sind.
5. Welches war Ihr schrecklichstes Erlebnis in Offenbach?
Ein Überfall auf mich in der Nähe des Büsingparks und die
Erfahrung, dass viele Passanten, Abstand haltend, vorbei
gingen, ohne zu helfen. Ich wünschte mir mehr Zivilcourage,
so dass gewaltbereite Menschen keine Chance haben.
6. Ihr Traum vom Glück?
Liebe, Gesundheit und genügend Geld, um Lebensvisionen
verwirklichen zu können.
7. Ihr Lebensmotto?
Liebe, Optimismus, Freude und viel Freundlichkeit, damit
alles im Leben leichter funktioniert.
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wir im quartier - Östliche Innenstadt
Damals & Heute
Alltag in der Östlichen Innenstadt
Kinder haben es schwer und leben gefährlich.
Was ich hier zu beschreiben versuche, sind meine persönlichen Erfahrungen. Ich wohne mit meiner Familie in der
Gewalt in der Schule
von Marisol Torrico, Offenbach
Heutzutage stellen sich viele Eltern oft die Frage: Warum will
mein Kind nicht gerne und froh in die Schule gehen? Warum
haben viele Kinder im jungen Alter die Lust verloren, in die
Schule zu gehen?
Aber nur wenige Eltern unternehmen etwas, um diese
Fragen zu beantworten. Meist ist es sehr schwer für uns, als
Eltern eine Lösung auf diese Fragen zu finden; denn hinter
diesen Fragen versteckt sich das große Problem „Die Gewalt
an der Schule“, die nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer
Bismarckstraße. Wir haben ein Kind im Alter von 2 Jahren
und 3 Monaten. Man kann sagen, dass die oben genannte
Straße die best vernetzte Straße in der ganzen Stadt ist. Mit
in psychischen und physischen Formen in den Offenbacher
Schulen stark bedroht. In der letzten Zeit hört man öfter,
dass es viele Kinder an den Offenbacher Schulen gibt, die
psychische und physische Gewalt ständig und sehr stark
erfahren haben. Die meisten bedrohten Kinder möchten
nicht mit ihren Eltern darüber reden, weil sie schreckliche
Angst vor dieser Situation haben, nämlich vor den gewalttätigen Schülern.
Nach meiner eigenen Erfahrung als Mutter eines 12jährigen Sohnes, der eine Offenbacher Schule besucht,
kann ich folgendes feststellen: Mein Sohn ist innerhalb
des ersten Schulhalbjahres 3 mal Opfer von psychischer
und physischer Gewalt geworden. Die Folgen solcher
Ausnahme vom Schiffsverkehr, haben wir alle erdenklichen
Verkehrmittel vor unserer Tür. Autos vor dem Haus, Züge hinter dem Haus und Flugzeuge über uns - die ständig zu hören
und zu sehen sind. Die Linienbusse sind immer unterwegs
und die Autos fahren teilweise unheimlich schnell. Das Fahrverhalten von Verkehrsteilnehmern ist sehr oft aggressiv und
unberechenbar. Die Bürgersteige sind genau so unsicher,
weil sie auch von Fahrradfahrern benutzt werden. Dabei
darf der Passant den Hundedreck auf keinen Fall vergessen.
Die Hinterhöfe werden meistens als Gewerbe genutzt. Ein
dauerhaftes Kommen und Gehen verursacht Lärm und Unsicherheit. Es gibt Spielplätze, aber nicht ausreichend. Weil es
nicht genügend Grünanlagen gibt, benutzen die Kinder und
die Eltern den Spielplatz auch als Treffpunkt. Eine Gruppe
von älteren Kindern spielt Fußball und es wäre auch gut so,
wenn die kleineren Kinder dadurch nicht der Gefahr einer
Verletzung ausgesetzt wären. Es gibt also keine Ruhe und
man muss ständig auf der Hut sein, dass nichts Schreckliches mit den Kindern passiert. Die Spielplätze werden auch
von allen Bürgern als Ausflugsort in Anspruch genommen,
was weiter nicht schlimm wäre, wenn sie ihren Dreck und
ihren Müll dementsprechend wieder aufräumen und mit nach
Hause nehmen würden.
Sheller Khizri, Redaktion
Situationen haben ihn in seiner Schulentwicklung und auch
gesundheitlich sehr stark beeinträchtigt. Als Eltern haben
wir kaum Möglichkeiten, allein etwas gegen dieses Problem
zu unternehmen, weil wir weder von der Schule noch von
behördlichen Stellen kaum adäquate Unterstützung bekommen. Deshalb wird Gewalt an den Schulen täglich als ganz
normale Situation bezeichnet. Man hofft als Eltern dieser
betroffenen Kinder, dass unseren Kindern möglichst bald
Gerechtigkeit widerfahren kann. Ich als betroffene Mutter
bitte die Schulen und die behördlichen Stellen, nicht zuviel
Zeit mit Nachforschungen (im Sinne von Bürokratie) zu
verbringen; denn zwischenzeitlich können die gewalttätigen
Schüler ungehindert ihre Gewaltakte weiter ausführen – die
Opfer (Kinder/Schüler) sind dem schutzlos ausgeliefert.
Die Jugend der
Welt trifft sich in
Offenbach
Dass sich in Offenbach viel im Bereich Jugendkultur tut,
ist mittlerweile auch weit über die Stadtgrenzen hinaus
bekannt. Auch internationale Kontakte zwischen Jugendprojekten und Schulen wurden in den vergangenen Jahren
weiter ausgebaut. Nachdem letztes Jahr Offenbacher
Jugendliche im Rahmen von Jugendkulturexkursionen die
Pine Ridge Reservation in den USA und ein französisches
Partnerprojekt in St. Denis besuchten, steht diesen Herbst
der von vielen Teilnehmern erwartete Gegenbesuch an.
Während der Herbstferien, in der Woche vom 23. – 30.
Oktober, findet in Offenbach wieder ein Internationales
Jugendkulturcamp statt, an dem junge Gäste aus den USA,
Frankreich und natürlich aus Offenbach und Umgebung
teilnehmen werden.
Auf dem Programm steht, gemeinsam Musik zu machen
(HipHop & Rock) und mit Medien wie Digitalkamera und PC
zu arbeiten, wobei beides auch für absolute Anfänger möglich ist. Am Ende werden die gemeinsam kreierten Songs
in dem bis dahin fertiggestellten neuen Tonstudio im KJK
Sandgasse 26 aufgenommen. In der Medienetage und im
Jugendkulturbüro werden die Medienbeiträge fertiggestellt.
Neben Musik- und Medienworkshops wird es Diskussionen
und Ausflüge geben. Eine Live–Sendung im OFFENEN KANAL und im Frankfurter RADIO X sowie ein gemeinsames
Konzert mit den französischen und amerikanischen Gästen,
unter denen auch einige Rapper sein werden, sind ebenfalls
geplant. Die Offenbacher Teilnehmer können, wie ihre internationalen Gäste, auf Wunsch auch im Jugendgästehaus
Rosenhöhe übernachten und am gesamten Verpflegungsprogramm teilnehmen. Der Unkostenbeitrag für Offenbacher
Teilnehmer beträgt inklusive Exkursions-, Übernachtungsund Verpflegungskosten 25,00 €. Das genaue Programm
und weitere Informationen bekommen alle Interessierten
beim Jugendkulturbüro, Sandgasse 26, Tel. 069/80 65 39 69
oder per Email unter kulturbuero@jugendamt-of.de.
Dr. Michael Koch
Auf Spurensuche - eine Stadtrundfahrt zu den Orten
des NS-Terrors
Fortsetzung von Seite 1
eine große politische Demonstration. Auf dem Bahndamm
standen Gestapo und SA, die die Demonstration überwachten, aber sie waren machtlos gegen die versammelte
Menschenmenge. Die Beerdigungsfeier von Christian Pleß
war eine der letzten Gelegenheiten in Offenbach zur öffentlichen Demonstration gegen den Faschismus.
Auf dem heutigen Wilhelmsplatz in der Östlichen Innenstadt
fanden vor und nach dem Tag der Machtübernahme
der Nazis ( 30. Januar 1933) viele Kundgebungen und
jüdische Schule wurden geschlossen. Jüdische Geschäfte
und Kaufhäuser, auch rund um den Marktplatz, wurden
boykottiert und enteignet. Viele jüdische BürgerInnen verloren ihre Wohnungen und waren gezwungen, auf engstem
Raum zusammen zu leben und zwar in für sie vorgesehenen
Straßen oder Häusern. Von dort aus wurden viele von ihnen
später abgeholt und in Konzentrationslager deportiert.
In der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November
1938 wurden auch in unserer Stadt jüdische Geschäfte zer-
Christian Pleß, Sozialdemokrat,
wurde am 3. März 1933 in der
Kaiserstraße von einem SA Mann
erschossen. Seine Beerdigung wurde
zu einer großen Demonstration
gegen den Nationalsozialismus. Auf
dem Bahndamm im Hintergrund
(Hebestraße) stand die Gestapo und
SS. Sie beobachteten die 10 000 an der
Beerdigung beteiligten Menschen. Das
Grab wird ehrenamtlich betreut.
Foto: Petra Zeyer
In der Ludwigstraße hält der Bus an, am Nebeneingang
des heutigen IHK-Gebäudes. Hier war von 1933 bis 1944
eine Gestapo-Zentrale. Es gibt Berichte von brutalen
Verhören, die im Keller dieser Zentrale stattfanden. Die
Häftlinge setzten sich besonders von März bis Mai 1933 aus
Gewerkschaftern und politischen Gegnern des Faschismus
zusammen. Einer der Häftlinge, Hermann Hagendorn,
berichtet später von kalten und dunklen Zellen in denen es
stank. Die Verhöre gingen zum Teil über mehrere Wochen.
Die Gefangenen wurden misshandelt und so waren es
nicht wenige von ihnen, die vor Schmerzen andere verrieten. Von der Offenbacher Gestapo-Zentrale fand oft ein
Weitertransport der Häftlinge in Konzentrationslager statt.
Von 1933-34 in das Konzentrationslager Osthofen, später
wurden die Häftlinge auch in andere Konzentrationslager
weitertransportiert. 1944 wurde das Gebäude der Gestapo
von einer Bombe getroffen und zog daraufhin in die
Kaiserstr. 88. Für Häftlinge wie Hermann Hagendorn und
August Diehl waren die unterirdischen Verhöre in den Kellern
der Gestapo-Zentrale die Hölle. Für sie waren diese Zellen
in Offenbach schlimmer als das Konzentrationslager, in das
sie später transportiert wurden. In der Gestapo-Zentrale gab
es 30 Polizeibeamte und Angestellte. Es existieren auch
heute noch Namenslisten und Beispiele brutaler Verhöre
der Häftlinge durch zum Beispiel Salewski, Müller, genannt
Müller-drei oder einem Herrn Treß.
Die Stimmung im Bus trübt sich. Auch hier bei uns gab es
Nazi-Terror. Auch hier bei uns gab es Widerstand. Es gab
aktive Antifaschistinnen und Antifaschisten. Offenbacher
BürgerInnen mussten nicht den Mund halten und sich dem
beugen, was über sie kam und doch hat es die Mehrheit
getan.
Das erste politische Todesopfer in Offenbach wurde
der 24-jährige Christian Pleß. Der Mord an dem jungen
Sozialdemokraten fand am Wahltag des 5. März 1933 in
der Kaiserstraße statt. Sein Todesschütze war Arbeiter
und SA-Mann. Für den Mord erhielt er eine Stellung bei
der Stadt. Christian Pleß wurde auf dem Alten Friedhof
begraben. Auf seiner Beerdigungsfeier versammelten sich
10 000 Menschen und verwandelten diese Beerdigung in
Demonstrationen gegen das drohende Naziregime statt,
organisiert von den linken Offenbacher Arbeiterparteien.
Am 01. Februar 1933 versammelten sich beispielsweise
3000 Menschen auf dem Wilhelmsplatz. Nur zwei Tage
später wurden alle Versammlungen und Demonstrationen in
Offenbach verboten. 1937 wurde der Wilhelmsplatz umbenannt in den „Platz der SA“ und diente dem Naziregime
als Aufmarschplatz und als Ort, an dem sie öffentliche
Luftschutzübungen ausführten. Also mitten in der Stadt.
Es gab nach 1933 auch in Offenbach Einschränkungen für
die jüdische Bevölkerung. Soziale Einrichtungen und die
stört und jüdische Bürger verletzt. Die Synagoge, das heutige
„Capitol“ an der Kaiserstraße Ecke Goethestraße, wurde in
Brand gesetzt. Die Inneneinrichtung war zerstört und religiöse
Gegenstände wurden von fanatischen Nazis auf die Straße
geworfen. Das Haus war entweiht und wurde kurze Zeit später an die Stadt verkauft. 1940 hieß es das „Nationaltheater“,
es war ein Kino und wurde für Theatervorstellungen und nationalsozialistische Kundgebungen genutzt. Der Wilhelmsplatz
wurde auch zu einem traurigen Schauplatz antisemitischer
Diskriminierung, den jüdische OffenbacherInnen nach den
wüsten Zerstörungen der Reichsprogromnacht, auf den
Boden gebeugt, mit Zahnbürsten reinigen mussten. Vielleicht
werden sich einige ältere OffenbacherInnen noch an dieses
Bild erinnern.
An etwas anderes werden sich ältere Offenbacher
BürgerInnen wahrscheinlich auch erinnern. Allein in
der Stadt Offenbach gab es bis 1945 37 bekannte
Zwangsarbeiterlager. Die Zwangsarbeiter waren Menschen,
die unfreiwillig aus ihrer Heimat verschleppt wurden, um
in der deutschen Industrie zu arbeiten. Sie wurden aus
den von Deutschland besetzten Ländern verschleppt. Die
Verschleppungen begannen mit dem Kriegsbeginn. Nach
1942 wurden auch Frauen und Kinder als Zwangsarbeiter
nach Deutschland verschleppt. Sie kamen aus: Polen,
der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, aus Belgien, aus
Frankreich, aus Italien, aus Jugoslawien, aus Holland, aus
Ungarn, aus Dänemark und aus Spanien.
Sie wurden gezwungen unter meist schlechten Umständen
zu arbeiten. Sie bekamen keinen oder nur sehr wenig
Lohn für ihre Arbeit. Die Zwangsarbeiter wurden in Lager
untergebracht, die sie nicht verlassen durften. Durch die
Zwangsarbeiter waren in Deutschland auch in Kriegszeiten
hohe Profite möglich. Obwohl viele deutsche Männer fehlten
und nicht viele deutsche Frauen zur Arbeit in der Rüstung
bereit waren. 1944 betrug der Anteil der Zwangsarbeiter in
der deutschen Industrie 30%. In ganz Deutschland, gab es
etwa 12-13 Mio. Zwangsarbeiter, die wenn sie heute noch
leben dies zum Großteil in bitterer Armut tun. Sie tragen auch
heute noch die durch die Arbeit verursachten gesundheitlichen und psychischen Schäden mit sich rum und warten
auch heute noch im Jahre 2005, 60 Jahre nach Kriegsende,
auf ihre Entschädigungen von der deutschen Industrie.
Offenbacher BürgerInnen, sollten aus der Vergangenheit lernen und sich einsetzen gegen Ungerechtigkeit. Schließlich
steht in unserer Stadt auf einem Mahnmal geschrieben:
„Den wehrlosen und den widerstehenden, den schwachen
und den tapferen, den verratenen und den verkauften Opfern
der Gewalt. Die Bürger von Offenbach.“
Setareh Radmanesch, Redaktion
(Unterstützung durch Infomaterialien aus der
Geschichtswerkstatt
Offenbach, vielen Dank an Barbara Leissing 0 61 08 / 82 49 05)
wir im quartier - Östliche Innenstadt
Brennpunkt p
Seite 5i
Flughafenausbau
- der Widerstand formiert sich
Der Widerstand gegen den Bau der neuen Landebahn
wird eigentlich von drei Bürgerinitiativen getragen. Das
Aktionsbündnis gegen den Flughafenausbau entstand
im März 1999 als eine Initiative aus dem Ortsverein
Innenstadt der SPD. Damals sollten Wege aufgezeigt
werden, wie man diesen „Lärmteppich“ über der
Innenstadt verhindern kann. Heute hat die Initiative
etwa 50 Mitglieder. Meistens rekrutieren diese sich
aus politischen Parteien und Vereinen. Monika Pröse
und Marion Eckert „managen“ die Aktivitäten, die auch
in Kunstvernissagen und Ausstellungen gipfelt. Ralph
Baller ist Sprecher der etwa 43 Gruppen im Bündnis
zwischen Offenbach und Kelsterbach.
Die BIL (Bürgerinitiative Luftverkehr) wurde 1983
gegründet. Dies geschah aus Anlass des Golfkrieges
und bezog sich zunächst auf Lauterborn und Bieber.
Ingrid Wagner hatte damals zum Widerstand aufgerufen.
Der „harte Kern“, der sich einmal die Woche in vielen
Gemeinden rund um Offenbach trifft zählt 20 Menschen.
Der neue Vorsitzende der BIL Hartmut Wagner kann
mehr als 500 Aktivisten aufbieten, wenn es darum geht
bestimmte Aktionen durchzuführen.
Die Bürgerinitiative Rumpenheim wurde 1973
gegründet und beschäftigte sich zunächst mit der
Wiederherstellung des Rumpenheimer Schlosses und
dem Aussehen des dortigen Schlossparks. Erst später
widmeten sich die Rumpenheimer auch dem stark zunehmenden Luftverkehr über Bürgel und Rumpenheim. 120
Mitglieder hat die Initiative, die von Heinz Meier–Ebert
geleitet wird.
„wir im quartier“ hat zwei prominente Mitstreiter gegen den
Flughafenausbau gebeten aus ihrer Sicht darzustellen,
was auf die Bewohner der Östlichen Innenstadt in Zukunft
zukommen wird. Diplomingenieur Dieter Faulenbach Da
Costa ist Berater des Offenbacher Oberbürgermeisters
Gerhard Grandke. Er ist als Flughafenplaner in der ganzen Welt tätig, Mit seiner Sachkenntnis über die Planung
von Landebahnen berät er nicht nur OB Grandke sondern auch Rechtsanwalt Dr. Rainer Geulen. Dr. Ralph
Baller ist Specher des Aktionsbündnisses. Da er selbst
unter den „Einflugschneisen“ wohnt, stellt er auch dar,
wie sich die Bewohner fühlen und was sie tun sollten um
den Widerstand zu brechen. Beginnen wir also zunächst
mit dem Statement von Dieter Faulenbach Da Costa.
Mit Forderung nach „Demokratisierung des Fluglärms“
setzte der Offenbacher Oberbürgermeister Gerhard
Grandke ein deutliches Zeichen im Hinblick auf die
weitere Entwicklung und den Ausbau des Flughafens
Frankfurt. Diese Forderung enthielt die gerechte
Verteilung der Vor- und Nachteile. Eine zusätzliche
und einseitige Belastung Offenbachs durch den
Flughafenausbau soll damit verhindert werden.
In Veröffentlichungen und auch in den Unterlagen zur
Planfeststellung zum Bau der Nordwestbahn vermittelt
die Fraport AG den Eindruck, dass der Offenbacher
Süden entlastet und dafür die Innenstadt neue
Belastungen bekomme. Die Fraport AG tut so als
werde mit dem beantragten Bau der Nordwestbahn eine
„Demokratisierung der Fluglärms innerhalb Offenbachs
erreicht. Das war´s wohl nicht was OB Grandke mit
„Demokratisierung“ des Fluglärms meinte.
Dabei sind die Behauptungen der Fraport AG nachweislich falsch. Während es im Offenbacher Süden im
Ausbaufall zu keiner Entlastung der jetzt schon unzumutbaren Fluglärmbelastung kommen wird, wird die Östliche
Innenstadt mit bis zu acht Dezibel zusätzlich belastet
werden und damit die „Fluglärmqualität“ erreichen, die
heute schon in Bieber tägliches Erlebnis ist. Durch die
sehr dichte und hohe Bebauung wird sich der subjektive
Eindruck der Lärmbelastung noch verstärken.
Die Anfluggrundlinie der Nordwestbahn verläuft in etwa
über der Bismarckstraße. Während es derzeit keine
direkten Überflüge über die Offenbacher Innenstadt
gibt, werden für 2015 von der Fraport AG rund 116.000
Landungen zu ertragen sein. Während derzeit der
Fluglärm nur am Rande wahrgenommen wird, werden in
der Innenstadt 2015 alle drei Minuten und einige Jahre
später alle 1,5 Minuten Landungen auf der Nordwestbahn
deutlich hörbar die Innenstadt überfliegen.
Werden diese Fakten ernst genommen, kann die Frage
der Weiterentwicklung des Flughafens Frankfurt nicht mit
der Nordwestbahn beantwortet werden. Es ergibt auch
keinen Sinn Arbeitsplätze gegen fluglärmbelastende
Gesundheitsgefährdung aufzurechnen. Die Geschichte
dieser Republik zeigt, dass auch andere Wege möglich
sind.
Während in den 60er Jahren Luftschadstoffe noch
ungefiltert die Luft verpesteten, Abwässer die Flüsse
verseuchten können wir heute, dank entsprechender
Umweltgesetze, eine bessere Luft- und Wasserqualität
feststellen. Nicht zum Schaden der Gesundheit,
nicht zum Schaden der Arbeitsplätze und nicht zum
Schaden der Lebensqualität.
Ausgenommen
von diesen Verbesserungen war
der Luftverkehr. Die Vertreter
der
Luftverkehrswirtschaft
weigern sich noch immer
anzuerkennen, dass auch
sie eine Bringschuld haben
und sie ihr Wachstum nicht
auf Kosten der Gesundheit der
Flughafennachbarn verwirklichen
können.
Lärmschutzfenster
sind kein Ausgleich für ständige Belästigungen durch
Fluglärm.
Die Arbeitsplätze welche die Fraport AG mit dem
Ausbau verspricht sind eine „Fata Morgana“.
Während 1975 am Flughafen Frankfurt noch fast
2.100 Beschäftigte pro 1 Million Passagiere
gezählt wurden, waren es im Jahr 2000 nur noch
etwa 1.200. Die fortschreitende Rationalisierung und
die „Share-Holder-Value“ Orientierung der Fraport AG,
wird dazu führen, dass es im Jahr 2015 nur noch 750
::: Die Experten
Dieter Faulenbach Da Costa :
Flughafenplaner, der in allerwelt ein ausgewiesener
Fachmann für den Bau von Flughäfen ist. Seine
Fimra in der Offenbacher Tulpenhofstraße erstellt
Machbarkeitsstudien und prüft auch gutachterlich den
Bau von Landebahnen und von Lärmbelästigung.
Er ist seit einigen Jahren auch der Berater von OB
Grandke in Sachen Flughafenausbau. Er arbeitete
auch mit im „Arbeitsskreis Flughafenausbau“ beim
Magistrat Offenbach und ist mit dem Prüfen der
Einwendungen befasst gewesen.
Dr. Ralph Baller : Er ist einer von drei
Sprechern vom „Aktionsbündnis zu Alternativen
zum Flughafenausbau.“
Diesem Bündnis gehören 43 SPD Ortsvereine an.
Ralph Baller macht diese Tätigkeitseit 2002.
Arbeitsplätze pro 1 Million Passagiere geben wird. In
Zahlen bedeutet dies für 2015 62.250 Arbeitsplätze am
Flughafen Frankfurt; exakt die Zahl die im Jahr 2000 für
den Flughafen gemeldet wurde.
Lassen wir nun den Sprecher des Aktionsbündnisses
Flughafenausbau Dr. Ralph Baller zu Wort kommen.
Die Östliche Innenstadt bekommt schon jetzt eine
Menge Fluglärm ab. Ständig hört man entweder die über
dem Süden Offenbachs im Minutentakt einfliegenden
Maschinen oder die startenden Jumbos, die bei Ostwind
über das Nordend donnern.
All dies ist jedoch nichts gegen das, was die Östliche
Innenstadt durch den Bau der Nordwestbahn erwarten
würde. Ganz Offenbach läge unter einem dauerhaften
und eng geknüpften Fluglärmteppich. Die Innenstadt
würde direkt unter der Landeanflugroute auf die neue
Nord-West-Landebahn liegen. Zudem würde der Lärm
durch die intensiver genutzte Abflugroute in
Richtung Nordosten steigen. Unterm
Strich bedeutet dies, dass die Östliche
Innenstadt zu einer 60dB Fluglärmzone
würde, also zu einem Bereich, in dem
aufgrund gesundheitsschädlichen
Fluglärms keine Wohngebiete
ausgewiesen werden dürfen.
Die Offenbacher Politik und die Bewohner der Innenstadt
müssen alles daran setzen, dass dieses Horrorszenario
niemals Wirklichkeit wird. Der Widerstand gegen den
Flughafenausbau ist eine existenzielle Frage. Es geht
um die Zukunftsfähigkeit Offenbachs. Es darf nicht
zugelassen werden, dass alle Bemühung, die Östliche
Innenstadt aufzuwerten, dem Frankfurter Flughafen
geopfert werden. Der Bevölkerung muss klar sein, dass
der Frankfurter Flughafen durch die Nordwestbahn
seine Kapazitäten von derzeit 475.000 auf ca. 960.000
Flugbewegungen nahezu verdoppelt. Die in den
Planfeststellungsunterlagen eingestellten 960.000
Flugbewegungen sind nur der Anfang. Fraport geht
schon für das Jahr 2015 von einem deutlich höheren
Bewegungsaufkommen aus. Die mit der Nordwestbahn
geschaffene technische Kapazität wird in den kommenden Jahren Stück für Stück genutzt werden. Vor
diesem Hintergrund ist es eine bewusste Irreführung
der Offenbacher Bevölkerung, wenn Fraport behauptet,
in Offenbach würde es durch den Ausbau leiser. Nicht
einmal das versprochene Nachtflugverbot zwischen
23:00 und 05:00 Uhr wird eintreten. Es gibt keinen
Zweifel daran, dass ein Planfeststellungsbeschluss
kein Nachtflugverbot für den bestehenden Flugbetrieb
verhängen kann. Nachtflugbeschränkungen können sich
allenfalls auf die neue Landebahn beziehen. Dabei kann
man aber noch nicht einmal von Beschränkungen sprechen, da in der Zeit zwischen 22:00 und 06:00 Uhr sogar
mehr Flugbewegungen geplant sind als momentan.
Die Einwendungen
Zwischen dem 17. Januar und dem 2. März hatten die
betroffenen Bürger Gelegenheit Einwendungen gegen
diesen Planfeststellungsbeschluss zu machen. In diesen
sechs Wochen gingen über 10.000 Einwendungen von
Offenbacher Bürgern ein. In einer Pressekonferenz zum
Abschluss dankte Bürgermeister Horst Schneider der
Bevölkerung dafür „den geballten Widerstand gegen den
Bau der Nordwestbahn deutlich gemacht zu haben“. Er
stelle auch fest, dass die Fraport AG mit falschen Zahlen
operiere. Der „Arbeitsgemeinschaft Flughafen“ beim
Magistrat sei es gelungen, zahlreiche Widersprüche
und „Ungereimtheiten“ in den Antragsunterlagen der
Fraport zu entdecken. Bürgermeister Schneider sei
optimistisch den Bau der Nordwestbahn zu verhindern.
„Wir sind sehr gut auf die Anhörung, die im September
in der Offenbacher Stadthalle beginnen wird, vorbereitet“. Selbst die Bürgerinitiative Rumpenheim hatte 330
Einwendungen gesammelt. Hartmut Wagner berichtete, dass verschiedene Bürger zwanzig Seiten lange
Einwendungen eingereicht hätten.
Eine große Zahl von Einwendungen kamen aus
Rüsselsheim und Kelsterbach. Über 100.000
Einwendungen lagen nach dem 2. März beim
Regierungspräsidenten in Darmstadt vor.
Ein Anruf bei der Pressestelle des
Regierungspräsidenten ergab, „dass
sicherlich mehr als 120.000
Einwendungen eingegangen seien“. Diese werden jetzt gescannt
und
nach
Themenblöcken
sortiert. „Das
wird sicherlich noch
einige Tage dauern“, so Dieter Ohl vom
RP. Es lasse sich auch noch nicht genau
sagen, wieviel Einwendungen aus der Östlichen
Innenstadt Offenbachs gekommen seien. Es gibt noch
viel Arbeit bis zum 9. September, wenn die Anhörung in
der Offenbacher Stadthalle beginnt.
von unserem Redaktionsmitglied Gerd Lindemann
Foto: Petra Zeyer
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wir im quartier - Östliche Innenstadt
Quartiersmanagement
Quartiersmanagement
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Seite 7ii
Alle Fotos: Petra Zeyer
Das Stadtteilbüro im Bewusstsein
der Bewohnerinnen und Bewohner
des Quartiers
von Horst Winterstein, Quartiersmanagement
Bereits heute kann gesagt werden, dass sich das Stadtteilbüro am Mathildenplatz zu einer zentralen Anlaufstelle
für die Bewohnerinnen und Bewohner der Östlichen Innenstadt entwickelt hat. Nahezu 3.000 Menschen finden im
Jahresdurchschnitt den Weg in das Stadtteilbüro. Tendenz:
Steigend. Dies, so betont die Projektleiterin Frau SchmitzStadtfeld, mache das Interesse der Bewohnerinnen und
Bewohner an der Situation im Stadtteil und an dessen
Entwicklung deutlich. Die vom Quartiersmanagement von
Anfang an angestrebte Bürgerbeteiligung sei damit auf
einem guten Wege. Dieses Ergebnis ergibt sich aus einem
Bericht des Quartiersmanagements über die qualitativen
und quantitativen Effekte der im Stadtteilbüro registrierten
Bürgerbeteiligung. Die Inanspruchnahme des Stadtteilbüros
ist vielfältig: Allein in den Sprechstunden des Quartiersmanagements wurden wöchentlich ca. 20 bis 25 Personen
gezählt – mit Beratungsanliegen, Hinweisen oder Vorschlägen. Im Jahresdurchschnitt sind dies etwa 750 Personen.
An Veranstaltungen im Stadtteilbüro, wie beispielsweise an
den Themenabenden „Kaleidoskop Gesundheit“, Kulturveranstaltungen und am Mathildenplatzfest, nehmen jährlich
ca. 850 Personen teil. An den im Stadtteilbüro stattfindenden
Gesprächen und Sitzungen – „Runder Tisch–Innenstadt“,
Projektteamsitzung Quartiersmanagement, Dialogforum
Eigentümer, Dialogforum Fraktionen, Vorbereitungstreffen
Mathildenplatzfest - nehmen jährlich ca. 350 Personen teil.
Hinzu kommen 10 Gruppen, wie beispielsweise der Verein
„Andisch - Iranischer Frauen /Nachhilfe für Kinder“, der Verein für Völkerverständigung oder das Schülerparlament. Dies
ergibt im Jahresdurchschnitt eine Personenzahl von 120. Zur
Bearbeitung von temporären Projekten wurde und wird das
Stadtteilbüro von ca. 800 Personen genutzt. Hierbei ging und
geht es um die Kampagne gegen Hundekot, Grünverbindung
„Ziegelstraße – Schöne Aussicht“, „Freiflächenfüchse“,
Spielfläche Friedhofstraße, um die Beratungen einer inter-
disziplinären Arbeitsgruppe oder um die 12 LOS – Projekte,
wie beispielsweise Mentoring einer Elterngruppe, Integrationslotsinnen II, Kompetenzwerkstatt, Bewerbungstraining
mit Arbeitgebern - „Fit für den Arbeitsmarkt“. Selbst wenn
man davon ausgeht, dass es sich bei ca. 20 % der Personen
um solche handelt, die mehrmals jährlich anwesend sind,
bleibt die Zahl von ca. 3.000 Personen eine stolze Bilanz der
Bürgerbeteiligung, zumal immer wieder neue Gruppen und
Projektteams dazukommen.
Umgestaltung der Schulpausenhöfe
Die Umgestaltung der Schulpausenhöfe der Wilhelmschule
und der Mathildenschule sollen in 2005 Realität werden. Die
Planungen sind im vollen Gange. Dem Grundsatz der Bürgerbeteiligung entsprechend wurden die Schüler der beiden
Schulen in die Planungsarbeiten mit einbezogen. Nach dem
gegenwärtigen Planungsstand werden die Durchführungsmaßnahmen noch in diesem Jahr erfolgen.
Entwicklung weiterer Projekte
Neugestaltung von Hinterhöfen
Dieses Thema wurde vor geraumer Zeit durch das Quartiersmanagement angeregt. Die Grundidee hierbei war, dass die
Umgestaltung von „Hinter- und Innenhöfen“ und deren Nutzung als erweiterten Wohnraum dazu führen könnte, dass
sich die Mieter mit Haus, Wohnung und Garten zusätzlich als
ihrem „zuhause“ identifizieren. Die Resonanz der Eigentümer
war bisher eher zurückhaltend. Um diesen darzustellen, welche Möglichkeiten der Umgestaltung es geben kann, bereitet
das Quartiersmanagement z. Zt. die Planung eines „Musterhofes“ in der Gerberstraße vor.
Verbesserung der Mieterstruktur in der
Östlichen Innenstadt
Die erste Runde, der von der Stadt Offenbach und dem
Quartiersmanagement durchgeführten Informationsveranstaltungen für Eigentümer und Verwalter von Liegenschaften der Östlichen Innenstadt, wurde Ende vergangenen
Jahres abgeschlossen. Eines der zentralen Themen der
Eigentümerversammlungen war die Stabilisierung und Verbesserung der sozialen Struktur im Quartier. Auf Vorschlag
von Eigentümern und Verwaltungen wurde die Bildung
einer Arbeitsgruppe zu den Themen „Verbesserung der
Mieterstruktur“, „Mietermanagement“, „Umgang mit sozialen
Problemen in Mietverhältnissen“ vereinbart. In einem ersten
Gedankenaustausch wurde ebenfalls vereinbart, den Entwurf von „Handlungsempfehlungen“ für alle Eigentümer und
Verwaltungen der Östlichen Innenstadt vorzubereiten. Dies
ist in der Zwischenzeit geschehen. Und in der Eigentümerversammlung am 2. März 2005 wurden diese Empfehlungen
verabschiedet. Es ist beabsichtigt, sie allen Eigentümern und
Hausveraltungen der Östlichen Innenstadt zugänglich zu machen. Diese Handlungsempfehlungen reichen von Hinweisen
bei der Auswahl von Mietinteressenten über Informationen
an die Mieter und Kontrollmöglichkeiten bis hin zur Einrichtung einer Mieterbörse im Stadtteilbüro.
Schmuddelecken, Bauruinen, vernachlässigte Liegenschaften
In Eigentümerversammlungen und Sprechstunden wurden
von Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers immer
wieder bestimmte Schmuddelecken, Bauruinen und vernachlässigte Liegenschaften benannt. Immer wieder beklagt
wurden die permanenten Müllablagerungen vor den Bahnunterführungen Wilhelmstraße und Karlstraße und einer Reihe
von Liegenschaften in der Ziegelstraße, der Hermann-Steinhäuser-Straße und der Karlstraße. Dies war für die Stadt Offenbach und das Quartiersmanagement Veranlassung, eine
Ämter übergreifende Arbeitsgruppe zu bilden, die sich zur
Aufgabe gemacht hat, Lösungsvorschläge für die benannten
Bereiche zu erarbeiten. In einer Begehung des Quartiersmanagements mit Vertretern des Bau- und Planungsamtes
und einem Gespräch mit der Bauaufsicht wurde eine erste
Bestandsaufnahme vorgenommen. Die Lösungsvorschläge
sollen bis Mitte des Jahres vorliegen.
Verkehrsprobleme in der Östlichen Innenstadt
Ebenfalls in Eigentümerversammlungen und Sprechstunden
wurden wiederholt Verkehrsprobleme in einzelnen Straßen
der Östlichen Innenstadt angesprochen. Das Quartiersmanagement hat dies zum Anlass genommen, zunächst ein
„Verkehrsproblemkataster Östliche Innenstadt“ zu erstellen.
Dieses soll als eine der Grundlagen für die Verbesserung der
Verkehrssituation in der Östlichen Innenstadt an die Stadt
herangetragen werden.
Utopien für Offenbach
Texte und Bilder von Offenbacher Kindern und Jugendlichen
Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Großstadt Offenbach“
haben sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit
dem Leben in ihrer Stadt und deren Zukunft in 20 Projekten
auseinander gesetzt und diese 2004 im KJK Sandgasse 26
präsentiert. Sie verarbeiteten ihre Gedanken, Zukunftswünsche und Ängste in kulturellen Produktionen. Entstanden
sind Visionen zu Offenbach im Jahr 2050, aber auch Blicke
auf die Gegenwart. Sie entwickelten Tanz-, Theater- und
Musikstücke, fertigten Keramikreliefs an, schrieben Texte
malten Bilder, zeichneten Comix.
Im April 2005 erscheint dazu ein kleines Buch „Utopien für
Offenbach “, das eine Auswahl aus den Text- und Bildbeiträgen vorstellt.
Mit dem Buch werden Ergebnisse des letztjährigen Los
– Projektes dokumentiert, das in Kooperation mit dem Jugendkulturbüro und Jugendbildungswerk des Jugendamtes
und der Kinder- und Jugendbibliothek der Stadtbibliothek
durchgeführt wurde. Anlässlich der Buchvorstellung, die am
27.04.2005 um 19.30 Uhr im Stadtteilbüro stattfindet wird
bis zum 06.06.2005 ein kleiner Teil der produzierten Bilder
ausgestellt.
Alle Teilnehmer und interessierte Gäste sind hierzu herzlich
willkommen.
Claudia Weigmann-Koch
Impressum
Herausgeber
Nassauische Heimstätte, Quartiersmanagement
Soziale Stadt
in Kooperation mit dem LOS-Projekt, Jugendamt
Offenbach
Auflage: 5.000 / Verteilung: kostenlos
Redaktion
Christine Ciampa (verantwortlich)
Dieter Gasch
Triwoko Karmino (verantwortlich)
Sheller Khizri
Hubert Piske
Setareh Radmanesch
Giovanna Silvestro
Bildredaktion
Petra Zeyer
Illustrationen
Arvid Morgenstern
Layout und Gestaltung
Andreas Weishaupt
Projektkoordination
Sabine Hinrichs (Jugendamt Offenbach)
Journalistische Beratung
Gerd Lindemann
Redaktionsanschrift
„wir im quartier“, c/o Stadtteilbüro am Mathildenplatz,
63065 Offenbach, E-mail: karlstrasse@aol.com
Druck
Druckhaus Gratzfeld, Butzbach
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die
Redaktion behält sich vor, eingereichte Beiträge sinngemäß zu kürzen. Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur
nach schriftlicher Genehmigung durch die Redaktion
oder durch den Urheber gestattet.
Fotos, die in der Zeitung keinen Platz mehr fanden,
gibt es auf der Webseite
http://offenbach.blogspot.com zu sehen.
Die grafische Konzeption der Zeitung wurde im
Rahmen eines Projekts am Beruflichen Gymnasium
mit dem Schwerpunkt Gestaltungs- und
Medientechnik an der August-Bebel-Schule,
Schule des Kreises Offenbach entwickelt.
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Standpunkte
wir im quartier - Östliche Innenstadt
amnesty international sucht Offenbacher Gesichter
Offenbacher ai-Gruppe unterstützt Fotoaktion zur Waffenkontrolle
leicht. Man schreibt den Satz „Waffen unter Kontrolle“ auf
ein Blatt Papier und lässt sich fotografieren. Auch andere
Sprüche wie „Waffeleisen statt Waffen“, „Frieden schaffen
ohne Waffen“ oder eigene Wortschöpfungen sind willkommen. Die Bilder können die Fotografen gleich im Internet
unter www.controlarms.org hochladen. Alle Daten werden
in ein Formular eingeben und das Bild mit Mausklick angehängt. Die Bilder sollten als jpg-Format gespeichert werden
und nicht größer als 70 KB sein. Wer möchte, kann die Fotos
auch an amnesty international in Offenbach schicken. Die
E-Mailadresse lautet ai-offenbach@gmx.net. Auch für alle,
die keine Digitalkamera besitzen, gibt es eine Lösung: „Wir
machen gerne Hausbesuche“, sagt Gotsis .
Jede Minute stirbt ein Mensch durch eine Waffe – in
einer Minute können Sie etwas dagegen tun.
Derzeit gibt es etwa 650 Millionen Kleinwaffen auf der
Welt – die meisten davon in Privatbesitz. amnesty international, Oxfam und das „Internationale Aktionsnetzwerk
zu Kleinwaffen“ fordern, diese Waffen zu kontrollieren.
Ein wichtiger Schritt dabei ist ein international verbindliches Abkommen zur Kontrolle und Transparenz aller
Rüstungstransfers.
Die Fotos der Aktion „1 Million Gesichter“ werden den
Regierungen Mitte 2006 auf der UN-Kleinwaffenkonferenz
übergeben. Die verantwortlichen Politiker sollen sich für ein
Abkommen einsetzen und das menschliche Leid beenden,
dass durch Waffenhandel ausgelöst wird.
Weitere Informationen zur Kampagne gibt es bei
www.amnesty.de/waffenunterkontrolle.
Foto: Petra Zeyer
In der letzten Ausgabe stellte „wir im quartier“ die Kampagne
„1 Million Gesichter“ vor. Ziel der Aktion: ein international
gültiges Abkommen zur Waffenkontrolle. Die Offenbacher
Gruppe von amnesty international (ai) ruft jetzt alle
Leserinnnen und Leser von „wir im quartier“ zum Mitmachen
auf. „Je mehr Bürgerinnen und Bürger uns unterstützen,
umso größer wird der Druck auf die Verantwortlichen. Sie
müssen dieses Abkommen voranbringen“, sagt Dimitrios
Gotsis von der ai-Gruppe. Und das Mitmachen ist kinder-
von Florian Leppla
Schülerinnen und Schüler
der Ganztagesklasse 5a,
Mathildenschule
:::::::::::::::::::::::: Leserbriefe :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Post für das Quartiersmanagement
Sehr geehrte Damen und Herren,
ehrlich gesagt stand ich anfangs Ihren Bemühungen skeptisch gegenüber. Ich glaubte nicht an das Gelingen Ihres
Vorhabens. Denn wer sollte eigentlich unter den ca. 12.000
Einwohnern dieses Stadtteils Ihr Ansprechpartner sein?
Diejenigen, die zufällig hier Ihre Bleibe gefunden haben?
Sie würden lieber heute als morgen das Viertel verlassen.
Oder die Alten, die wohl möglich gegen jede Veränderung
ihres Wohnumfeldes sind. Ferner die Vermieter, die letztlich
nur die Wirtschaftlichkeit ihrer Immobilien im Auge haben. Als
ich die Arbeiten zur Neugestaltung der Grünanlage in der
Schönen Aussicht aus meinem Küchenfenster beobachtete,
zerstreuten sich meine Bedenken. Es ist erstaunlich wie man
mit einem relativ geringen Aufwand eine so aufgelockerte
und lichte Anlage mit Sitz- und Spielflächen geschaffen
hat. Vor über 30 Jahren gab es im Mainpark und in unmittelbarer Nähe nichts Vergleichbares für unsere Kinder.
Jetzt begegnen den Kleinen auf Schritt und Tritt geeignete
Spielmöglichkeiten, die ihrer Fantasie und dem natürlichen
Bewegungsdrang dienen.
Auch das Stadtteilfest auf dem Mathildenplatz strahlte eine
entspannte Atmosphäre aus. Ich sah die Vielfalt der Vereine
und das rege Treiben der Mitbürger auf dem Platz, vor den
Ständen, in den Zelten und im Stadtteilbüro. Was ich nie für
möglich hielt, ist eingetroffen. Unter den Bewohnern dieses
Quartiers haben sich Menschen gefunden die mit Leib und
Seele bei der Sache sind. Der sichtbarste Beweis dafür ist
die Stadtteilzeitung. Es ist dem Redaktionsteam gelungen
umfassend in Wort und Bild über das Leben, die Neuerungen
und Probleme in diesem Stadtteil zu berichten. Im Großen
und Ganzen fühle ich mich wohl im Mainpark und möchte
auch da bleiben. Deshalb liegt mir Ihr Engagement sehr am
Herzen. Vielleicht werden die Bewohner durch die zahlreichen Mikroprojekte und eine attraktivere Wohnfeldgestaltung
wieder gern in der Östlichen Innenstadt von Offenbach
leben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Pläne.
Ihre Lucy Trenkel
Existenzgründung –
Da wird Ihnen Geholfen ! ???
Oder auch nicht !
In der letzten Ausgabe der Zeitung „wir im quartier – Östliche Innenstadt“ wird veröffentlicht, dass Existenzgründern
geholfen wird . Dem ist nicht so, ich habe es selbst versucht,
in Offenbach als gebürtiger Offenbacher ein Einzelhandelsgeschäft mit Geschenkartikeln aller Art - von Seidenblumen
bis Kunstgewerbe in Form von Glas, Porzellan und Keramik
- sowie abgepackte Pralinen in Geschenkpackungen zu eröffnen. Da ich mir aber erlaubt habe, es erst einmal ohne die
„offiziellen Stellen“ zu bemühen und ohne einen Fachmann
vom Einzelhandelsverband genommen zu haben , habe ich
jegliche öffentliche Unterstützung verspielt. Wenn man kein
Eigenkapital hat – erhält man keine Hilfe – obwohl dies nötig
wäre. Auch nicht das KIZ und auch nicht die Hausbank
Sparkasse Offenbach und die staatlichen Stellen wie die
KfW Bank. Das beste Beispiel sind die beiden genannten
Banken, die wie folgt vorgehen. Die Hausbank: „ bringen sie
uns eine Bürgschaft von der KfW dann können wir ihnen ein
Darlehen einrichten“. Die KfW Bank, sagt bringen Sie uns
eine Bank die ihnen das finanziert dann bekommen sie die
Bürgschaft. Da die Hausbank erst ein Schreiben von der
KfW Bank haben möchte , wiederum die KfW von Hausbank
erst ein Schreiben will bevor sie eine Bürgschaft gibt, kommt
man sich vor wie der Hauptmann von Köpenick, der wegen
fehlender Papiere keine Existenzgrundlage bekommen hat.
Den Banken reicht es nicht, dass es den Existenzgründerzuschlag vom Arbeitsamt gibt.
So frage ich, wie soll da unsere Wirtschaft in Schwung kommen, wenn die Banken nur auf Profit und Investment setzen!
So bleibt einem nichts weiter übrig als wie vorher - wenn da
noch eine Arbeitsstelle frei ist – in Abhängigkeit eines Großunternehmens zu gehen oder so in Hartz IV zu kommen.
Andreas Ihlefeld
Computerkurs
Der angebotene Computerkurs der Stadtteilzeitung
Östliche Innenstadt „wir im quartier“ war für mich als
Kursteilnehmer ein Riesenerfolg. Es hat Spaß gemacht, die
Computerfunktionen zu lernen sowie im Internet zu surfen.
Die Kursleiterin Giovanna Silvestro war sehr nett und freundlich und konnte uns viel Neues erklären. Ich bedanke mich
hiermit bei allen Beteiligten, die dafür zuständig waren, dass
der Kurs stattfinden konnte.
C. Angrisano
Konjunkturprediger
„Heulsusen“, heißt der Herr Walter von der Deutschen Bank
seine Landsleute, welche er gar zu gerne mit verantwortlich
machen möchte an der lahmenden Wirtschaft, so in etwa
in der Tageszeitung zu lesen. Abgesehen davon, dass die
Deutsche Bank gerade in diesen Tagen wenig dazu beiträgt,
die von dem Herrn Walter geforderte Zuversicht der Bevölkerung zu beleben, lässt es sich die heimische Wirtschaft
laut AP (Presseagentur) aus April 2004 jährlich um die 120
Milliarden Euro kosten, „unsinnige Projekte“ zu starten. Von
den um die 200 Milliarden Euro teuren Suchen nach neuen
Lösungen waren vielleicht 13% erfolgreich und somit ergab
sich ein beträchtlicher volkswirtschaftlicher Schaden. Und die
Geldpolitik ist vor allem für die kleineren Betriebe nicht gerade hilfreich. Vielleicht kümmert solches den Herrn Walter weniger. Aber die Wirtschaftprediger genießen in diesem Land
gewissermaßen Narrenfreiheit, während den Politpredigern
stets der „Meinungsprozess“ bereitet wird. Es sei denn, sie
predigen mal gescheit.
Hubert Piske, Redaktion
Flughafenausbau
Durchaus berechtigt wehrt sich die Offenbacher Bevölkerung
gegen die zunehmende Gesundheitsgefährdung aus der
Luft, welche in Verbindung mit dem geplanten Bauvorhaben
zu befürchten ist.
Demgegenüber beruft sich die Fraport AG darauf, dass
die von der Touristikbranche mit sagenhaften preisgünsti-
gen Luftreisen angelockten und -zahlreicher werdendenFlugreisenden erwarten, dass die Fluggesellschaften sie zu
den angepriesenen Urlaubszielen bringen. Die demzufolge
vermehrt benötigten Flugzeuge immer mehr Bodenflächen
benötigen - also Start- und Landebahnen - ganz zu schweigen von dem Sicherheitsrisiko im Luftraum über uns.
Wem also soll der Schwarze Peter zugeschoben werden?
Müssen wir immer alles haben?
Hubert Piske, Redaktion
Offenbach – die Einflugschneise
des Flughafens Frankfurt
Tag und Nacht gibt es keine Ruhe aus Richtung Mühlheim.
Dieser Fluglärm geht von frühmorgens 05:00 Uhr bis in die
Nacht – 02:00 Uhr. Seit den Vorbereitungen zum Irak-Krieg
sind die schweren US-Bomber und Transportmaschinen
– teilweise noch riesige Propeller-Transporter – an diesen
nächtlichen Konzerten maßgeblich beteiligt. Oft sind die
Maschinen im 2 Minuten-Takt am Einfliegen mit Abbremsund Radausfahrgeräuschen am Himmel. Früher dachte
ich immer, dass keine Maschinen über bewohntes Gebiet,
insbesondere Städte fliegen dürften, dem ist wohl nicht so.
Auch startende Maschinen gehen über Offenbach.
Nach dem neuerlichen Flughafenausbau werden wir uns wohl
oder übel auf weitere Flugbewegungen einstellen müssen.
Aus diesem Grund ist wahrscheinlich auch kein Messgerät
für Fluglärmerfassung in der Östlichen Innenstadt aufgestellt.
Mir ist bis jetzt auf jeden Fall keine Messstation bekannt. Auf
den Hochhäusern der Hermann-Steinhäuser-Straße, Mathildenstraße oder Berliner Straße sollte ein solches Gerät
den Fluglärm erfassen. Hoffentlich treffen die schlimmsten
Befürchtungen nicht zu! Wie nannte unser OB Grandke seinen Wunschgedanken „Belastungsgerechtigkeit“. Man werfe
einen Blick auf Wiesbaden und Vortaunus – einige besser
Situierte genießen die Flugruhe. Was sagen Sie zu der Einflugschneise – schreiben Sie an die Redaktion.
Dieter Gasch, Redaktion
wir im quartier - Östliche Innenstadt
Arbeit & Soziales p
Seite 9i
Die Formel des Jahres
Der Weg aus der
Arbeitslosigkeit führt durch
den Offenen Kanal
Erwerbslosen-Gipfel bei der Ver.di-Geschäftsführung
Zwei Generationen drehen durchweg ohne Konflikt
Während der Reformgipfel um Bundeskanzler Schröder
unter dem Strich keine Verbesserungen für Arbeitsuchende
gebracht hat, genossen die Mitglieder der Offenbacher
Erwerbslosen- und Sozialoffensive (OESO) etwas mehr
Glück. Sie konnten im März – erstmals in der Geschichte
ihrer Organisation – eine Einladung der Vereinten Dienstlei
stungsgewerkschaft (ver.di) wahrnehmen.
60 Jahre nachdem M. Wilms ins Haus der Aachener
Handwerkskammer zur Gründung des Deutschen
Gewerkschaftsbundes (DGB) aufgerufen hatte, kamen
die Vertreter/innen der OESO ins frühere Gebäude der
Städtischen Sparkasse. Dort in der Bieberer Straße 39,
Sitz der Ver.di-Bezirksverwaltung Offenbach, fanden sich
sieben Erwerbslose sowie der DGB-Regionalchef Martin
Gertenbach ein. Sie diskutierten bei Geschäftsführerin Rosi
Haus über Aktivitäten, gewerkschaftlichen Einfluß und materielle Unterstützung der Arbeitslosen. Die Tatsache, dass sich
Letztere wichtige Literatur zum Arbeitsförderungsrecht nicht
leisten konnten, beseitigte die sympathische, aber resolute
Gewerkschafterin im Nu: Sie überreichte der Gruppe
Gesetzestexte, Kommentare und – einen Lei(d)tfaden für
Arbeitslose.
Nun können alle Betroffene aus dem Raum Offenbach
jeden Dienstag von 11:30 - 13:00 Uhr im Stadtteilbüro
am Mathildenplatz Einblick in diese Texte nehmen. Wer sie
genau studiert, wird erkennen, dass für Empfangende der
Grundsicherung für Arbeitsuchende nach Sozialgesetzbuch
II (SGB II) eine genaue finanzielle Jahresplanung nötig ist.
Im Einsteinjahr 2005 haben alleinstehende ArbeitslosengeldII(Alg II)-Berechtigte grundsätzlich Anspruch nach folgender Formel:
Alg II = 12 x 345 € + W.
Dabei steht W für die angemessenen Wohnkosten und 345 €
für die monatliche Regelleistung zur Unterhaltssicherung seit
Jahresanfang. Von den 345 € müssen Rücklagen für Strom
und einmalige Leistungen angespart werden. (Dieser Betrag
gilt zwar auch für die Östliche Innenstadt, in den östlichen
Bundesländern liegt er aber bei 331 €).
Der 01. Januar 2005 ist nun in die Geschichte der
Sozialen Marktwirtschaft eingegangen. Gleichzeitig mit der
Abschaffung der Arbeitslosenhilfe wurde der Steuersatz
auf Spitzenverdienste von 45% auf 42% gesenkt.
Die „58er“ stellen die Generation dar, die für die
Arbeitgebenden zu alt und für den Vorruhestand zu jung
ist. Wohin also mit denen, die um 1958 herum geboren
sind? Für Arbeitslose in dem Alter bleibt in der Regel nur
die Hoffnung – oder die Offenbacher Erwerbslosen- und
Sozialoffensive (OESO). Im Stadtteilbüro versucht sie
Perspektiven für ein würdiges Leben der am Arbeitsmarkt
Benachteiligten zu erarbeiten. Nun beteiligt sich die Gruppe
ehrenamtlich an der Produktion der neuen Sendereihe
„Wege aus der Arbeitslosigkeit“. Eine weitere herkömmliche Fernsehsendung zum Thema Arbeitslosigkeit? Wohl
nicht, denn die neue Sendung weicht deutlich vom üblichen
Schema ab.
Dies fängt schon bei den Mitwirkenden an. Zum Team
gehören alternde Kameraleute der OESO, bewährte HobbyfilmerInnen und blutjunge, professionelle
Medienschaffende unter der Regie von Claudia Wierz.
Guido R. Mette, der die Filmproduktion initiiert hat, hofft,
dass Wünsche von Arbeitsuchenden und Ansprüche von
Arbeitgebenden „kanalisiert“ und „offen“ gelegt werden. Wo
könne das mit Offenbacher Erwerbslosen besser gelingen
als im „Offenen Kanal für Offenbach und Frankfurt (OK)“?,
fragt der Geschäftsführer der GRM Unternehmensberatung.
Er führt an, seine langjährigen Erfahrungen haben gezeigt,
Alg II = 12 x 345 € + W
Neue Glocken
für St. Marien
Glockenguss in der Eifel am 23. April
Am 23. April werden in der Eifeler Glockengießerei
Brockscheid durch den Glockengießermeister Coraelia
Mark – Mass zwei neue Glocken gegossen, die das
bestehende Geläut vervollständigen sollen. Die neuen
Glocken werden zusammen 15.768 kg schwer sein und sind
somit das schwerste und tontiefste Geläut in der Diözese
Mainz. Ursprünglich wurden die Glocken 1913 von der
Glockengießerei Hamm in Frankenthal gefertigt. Im Jahre
1998/99 wurden sie durch zwei gestiftete Glocken, die ebenfalls in der Glockengießerei in Brockscheid in der Eifel hergestellt wurden, ergänzt. Die Einsegnung der Glocken wird
während eines Festgottesdienstes am 18. Mai um 18:00 hr
durch den Generalvikar des Bistums Mainz Prälat Dietmar
Giebelmann erfolgen. Erstmals zu hören und bewundern
wird die Vielfalt des neuen Geläuts am 26. Juni um 15:00
Uhr zu sein.
Wer den Glockenguss miterleben will muss früh aufstehen.
Am 23. April fahrt um 7:00 Uhr ein Bus für 15.00 € nach
Brockscheid von St. Marien ab. Er wird am Nachmittag wieder in Offenbach von dieser Reise zurück erwartet.
Anmeldungen an das Kath. Pfarramt St. Marien unter der
Telefonnummer 069 / 80 08 43 10.
Gerd Lindemann, Redaktion
Illustration: Marcus Morgernstern
Wirtschaftswachstum und weniger Arbeitslose sollten
nach dem Willen der Politik die Folge sein. In der Tat: Der
Vorstandschef eines Autounternehmens (ca. 2 Millionen €
Jahreseinkommen) hat nun 66000 € im Jahr mehr auf seinem Konto. Er könnte sich nun eine Luxuskarosse kaufen
(mit Rabatt?) und damit das Wachstum ankurbeln. Durch
die Senkung um drei Prozentpunkte fehlen dem Staat in
diesem Jahr 2-3 Milliarden €. Die Mächtigen haben nun
Nägel mit Köpfchen gemacht und stacheln Arbeitslose an,
jede Arbeit anzunehmen. So wurde die Arbeitslosenhilfe
abgeschafft. Neben dem SGB II werden die Details der
neuen Grundsicherung durch die Verordnungen des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit geregelt. Eine
davon ist die AlgII-Verordnung. Sie benennt u.a. die bei Alg
II nicht zu berücksichtigenden Vermögensgegenstände und
besagt u.a. wörtlich: „Beispiele für solche Gegenstände können sein: ...Friseurschere, Waage des Fleischers...“
Großzügigkeit herrschte auch bei der Erklärung der
Arbeitsmarktreform: Das Ministerium veranschlagte für eine
Infokampagne 14 Mio. €. Eine Branche hofft noch auf steigende Auftragszahlen. Denn in der Arbeitsverwaltung sind
Handgreiflichkeiten zu erwarten. Dem beugten die Agenturen
vor, indem sie ihre Mitarbeiter in Deeskalation schulten, verriet Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit.
„Vor Ort wird dann entschieden, ob zudem etwa auch private
Sicherheitsdienste eingesetzt werden.“
Vielleicht bieten ja sie die ersten „Modernen
Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ an, die nach dem
Willen von Dr. Peter Hartz durch das gleichnamige Gesetz
entstehen sollten. Hier im Quartier , wo es besonders
viele Langzeitarbeitslose gibt, hofft man nun, dass der
Wille des Kanzlerberaters erfüllt wird. Am besten noch in
diesem Quartal.
Triwoko Karmino, Redaktion
dass Kommunikation in unserer Welt der zunehmenden
Spezialisierungen immer schwieriger werde. Noch problematischer sei diese mit jemandem, der sich gar nicht im
Arbeitsprozess befinde. Und dazu kämen oft noch weit
auseinander klaffende Anspruchshaltungen.
Man wolle alle Filter wie Arbeitsagenturen oder
Personalvermittler aus dieser Sendung heraushalten und
eine direkte Kommunikation zwischen Arbeitslosen und
Personalverantwortlichen herbeiführen. In einem solchen
direkten Gespräch sollen gemeinsam Lösungsstrategien für
die Betroffenen erarbeitet werden. Wenn es natürlich auch
der Wunsch aller Beteiligten sei, dass alle Kandidierenden
der Sendereihe in den Arbeitsprozess zurückgeführt würden,
so sei das oberste Ziel der Sendung jedoch ein anderes:
Eine Initialzündung ins Leben zu rufen, neue Impulse zu
geben und Gedankenbarrieren einzureißen. Auch Ältere
werden zur Zielgruppe gehören. Daß sie konfliktfrei und mit
stetigem Erfolg mit Jüngeren zusammenarbeiten können,
haben die hinter den Kameras stehenden „58er“ bei der
bereits aufgenommenen Sendung schon bewiesen.
Eine andere Definition der „58er“ kennt das
Arbeitsförderungsrecht. Hier versteht man unter der „58erRegelung“ eine Vorschrift für Arbeitslose, die das 58.
Lebensjahr vollendet haben. Sie können unter erleichterten
Voraussetzungen Arbeitslosengeld beziehen. Nämlich auch
dann, wenn sie keine Beschäftigung mehr aufnehmen
möchten. Ein Aufenthalt von bis zu 17 Wochen außerhalb des Wohnortes ist für diese Erwerbslosen möglich.
Voraussetzung ist, dass sie sich verpflichten, zum frühestmöglichen Termin eine abschlagfreie Altersrente in Anspruch
zu nehmen. Einige von ihnen erhalten nun aber nur noch
Arbeitslosengeld II, was bei ihrer Verpflichtung unabsehbar
war. Damit sind sie in eine „Hartz-Falle“ gefallen. Was bleibt,
ist für sie die Zeit, an zukünftigen Filmprojekten der OESO
teilzunehmen.
Der Beginn der Ausstrahlung von „Wege aus der
Arbeitslosigkeit“ ist noch in diesem Quartal geplant. Genauere
Infos gibt es bei OESO im Stadtteilbüro, Mathildenplatz Ecke
Krafftstr. 29 in Offenbach, jeden Dienstag von 11:30 – 13:00
Uhr, beim Offenen Kanal unter 069 / 82 36 - 91 00 oder bei
Guido R. Mette (06104 / 94 75 40).
Triwoko Karmino, Redaktion
Mit Obdachlosen fing alles an
Ökumenische Initiative „Essen und Wärme für Bedürftige“
Es begann im Frühjahr 1993 als sich die Anfragen von durchreisenden Obdachlosen häuften, die nach einem warmen
Essen oder Geld fragten. Pfarrer Günter Krämer von der
Französisch – Reformierten Gemeinde telefonierte mit seinen Kollegen in den anderen Innenstadtgemeinden, ob diese
das gleiche Problem hätten. „Mann müsse da was gemeinsam unternehmen“, meinte Krämer und
innerhalb weniger Wochen entstand
zunächst die ökumenische Initiative
„Essen und Wärme für Obdachlose“
Um die Finanzierung abzusichern,
gaben die Innenstadtgemeinden
ihre freien Kollekten. Die katholische
St. Paul – Gemeinde zum Beispiel
spendete damals die Kollekte ihrer
Frohnleichnamsprozession. Das waren
damals 4000 DM. Mit diesem finanziellen Grundstock und etwa 35 ehrenamtlichen Helfern startete zunächst in drei
Gemeinden am 3. November 1993 die
erste Aktion mit nur einem Tischgast.
Im November nahmen auch die beiden
Foto: Petra Zeyer
Pressesprecher Ana Looser (katholisch) und Gerd Lindemann (evangelisch), die dafür sorgen sollten, dass Spenden eingehen, ihre
Arbeit auf. In der ersten Runde hatten sich die Französisch
– Reformierte Gemeinde, die evangelische Luthergemeinde,
die katholische St. Pauls Gemeinde bereit erklärt die Initiative
in ihren Räumen aufzunehmen. Wir hatten beschlossen die
Aktion von November bis zum März des nächsten Jahres
von unserem Redaktionsmitglied Gerd Lindemann
durchzuführen. Die Arbeiterwohlfahrt kochte das Essen
und lieferte es an. Damals wie heute fragt niemand nach
der Bedürftigkeit. Es ist christliche Nächstenliebe den
Bedürftigen zu helfen. Von Aktion zu Aktion wurden es immer
mehr Tischgäste. Mit 35 in der ersten Aktion sind heute in der
zwölften schon mehr als 80 Gäste pro Tag. Sie zahlen einen
Euro und erhalten ein vollständiges Mittagessen. Ab 11:00
Uhr ist Einlass, wo sich die Gäste bei einer Tasse Kaffe oder
Tee aufwärmen können. Die Helfer schmieren ab 10:00 Uhr
täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, belegte Brote mit
Wurst oder Käse und alle Gäste erhalten Obst. Die belegten
Brote sollen dafür dienen, dass man auch am Abend noch
etwas zum Essen hat.
Im Oktober des Jahres 1994 bekam die Ökumenische
Initiative den Ferdinand – Kallab Preis. Der von einem
Ärzteehepaar ausgelobte Preis „für soziales Engagement
von Einzelpersonen oder Institutionen“ war für uns der
Durchbruch. Die Pressesprecher hatten dafür gesorgt, dass
Rundfunk und Fernsehen und auch „die
schreibende Zunft“ bei der Preisverleihung
anwesend waren. Im November des
gleichen Jahres übertrug der Hessische
Rundfunk im Rahmen seiner Sendung
„Unterwegs in Hessen“ live aus St. Paul
die Essensausgabe im Radio mit vielen
Statements und Interviews.
Mittlerweile sind es viele Helfer geworden.
Von Montag bis Sonntag sind 70 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. So arbeitet jeden Tag
ein Team zu acht Personen. In jeder Gruppe
findet sein mindestens „ein männliches
Wesen“ .In den fünf Monaten, in denen wir
„Essen und Wärme“ anbieten, benötigen
wir etwa 30.000 Euro. Seit November 1993
haben sich unsere Mitarbeiter mindestens
zwei Mal erneuert. Wenn Sie also bei „Essen
und Wärme“ mitmachen wollen, dann melden Sie sich bei
Pfarrer Günter Krämer, Telefon 069 / 81 48 94
4 Unser Spendenkonto ist:
4 Städtische Sparkasse Offenbach
4 Kontonummer.: 1200 60 98 4 BLZ 505 500 20
Kontakt: Franz-Josef Koch, Pressesprecher, Telefon 0 61 04 / 35 81
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Marktplatz OFFENBACH
wir im quartierInnenstadt
- Östliche Innenstadt
- Östliche
Nach dem Radfahrer soll ein
Autofahrer zu Wort kommen!
Autofahren in Offenbach ist immer wieder ein Abenteuer.
Ausfahrt aus einer Tiefgarage im Mainpark – man muss sich
langsam vortasten – ein LKW steht in der zweiten Reihe
geparkt. Jetzt heißt es Obacht geben auf Radfahrer die, mit
hoher Geschwindigkeit, verkehrt in die Einbahnstraße hineinfahren. Aber nicht nur Radfahrer auch Autos die nur mal
abkürzen wollen. Und nicht nur PKW`s , nein auch LKW`s
die ja nur kurz in den Firmenhof wollen. Sogar ein Wagen
vom Ordnungsamt fuhr morgens um acht Uhr – ohne Rotlicht und Sirene – falsch in die Einbahnstraße. Nun beginnt
die Ruhephase durch die Austraße. Hier sind nur spielende
Kinder und verschlafene Flanierer. Jetzt beginnt der Spurt
nach rechts auf die Mathildenstraße – manchmal gelingt
es sogar zwei Fahrzeugen – der erste Wagen wartet bis
er verkehrswidrig geradeaus in die Bieberer Straße fahren
kann. Da ist die Grünphase vorbei. Erholung bis zur Karlstraße – nur evtl. ein oder zwei schnelle Ausparker. Von
der linken Seite aus der Karlstraße will ein Lieferwagen
kurz in Richtung Innenstadt abbiegen – muss man doch
zulassen bevor es kracht. Mit viel Glück umfährt man noch
ein Fahrzeug das von rechts aus der Karlstraße in Richtung
Mühlheim will. Ruhe bis zur nächsten Ampel an der auf der
rechten Seite nur Busse und Taxen geradeaus fahren dürfen
– außer natürlich einem ganz eiligen PKW der weiter vorne
bei TOYRUS wieder nach links muss weil da ein Bus dumm
rumsteht. Vielleicht fährt er ja auch bis zur Ampel auf der
Busspur und dann natürlich bei Grün weiter – obwohl für die
Busspur Stopp gilt. Nun sind nur ein paar Fußgänger beim
schnellen Überqueren zu beachten. Hier wurde schon eine
Frau überfahren die nur mal schnell zwischen den Fahrzeugen hindurch rannte. Dass bisher einige Fahrzeuge bei
starkem Gelb, das schon Rot zeigte, einfach weiterfuhren ist
üblich. Mit viel Optimismus bin ich jetzt schon am Rathaus
Tsunami
Impressionen
vom
Offenbacher
Wochenmarkt
So sieht Florian Reitz,
ein Schüler der 13. Klasse
der Rudolf-Koch-Schule,
aktives Mitglied
der Foto-AG und Verfechter
der analogen Fotografie mit
eigenem Labor
den Wochenmarkt.
vorbei – muss nur auf die Wagen achten, die über die durchgezogene Busspur zum Abbiegen an der Kaiserstraße rollen
- oder doch geradeaus fahren. Komme nun über die Kaiserstraße an die Domstraße. Hier taste ich mich an parkenden
Fahrzeugen in diesen Abbieger und beachte das Schrittempo
– obwohl nachfolgende Fahrzeuge laut hupend eine schnellere Fahrweise verlangen. Ich habe starke Nerven! Sogar
die Polizei fährt in diesen Zonen – ohne im Einsatz zu sein
– zu schnell! Aber bitte nicht darauf aufmerksam machen –
sonst wird man wie ein Verbrecher kontrolliert! Achtung beim
Gothaerhaus will ein Wagen in die Taunusstraße abbiegen
und aus der Taunusstraße kommt ein ganz Eiliger ebenso
verkehrswidrig in die Einbahnstraße Richtung Innenstadt.
Das die Behinderten-Parkplätze teilweise sogar von LKW`s
benutzt werden ist schon fast die Norm – man steht ja nur
kurz – der Behinderte kann ja warten! Wer beim Goetheplatz
in Richtung Ludwigstraße abbiegen will wird von schnell
fahrenden Fahrzeugen jeglicher Art aus der verkehrsberuhigten Schritttempostraße zur Seite gefegt. Selbst Polizisten
rätselten schon wer denn nun die Vorfahrt hätte – aber es
ist einwandfrei die Domstrasse in Richtung Ludwigstraße.
Hier will ich nun parken – die Nerven haben auch diesmal
Kraft bewiesen. Die Weiterfahrt ist ja nicht sofort geplant.
Ach, da war doch noch etwas! Anfangs bedauerte ich
die vielen Autofahrer mit Zahn- oder Kopfschmerzen
– dann bemerkte ich mein falsches Mitgefühl – es waren
Handybenutzer während der Fahrt. Sie merken teilweise gar nicht, dass sie, durch das Halten des Handy
vor den Augen, andere Fahrzeuge übersehen und
behindern. Selbst 40.-- € und 1 Punkt in Flensburg
schrecken da nicht ab. Bis einmal wieder – hoffentlich
ohne Personenschaden - ein schwerer Unfall passiert!
Dieter Gasch, Redaktion
Fortsetung von Seite 1
Im Juni 2004 wurde dieses evtl. Seebeben auf einer Weltkonferenz angesprochen und die betroffenen Länder um
Maßnahmen zu dieser Katastrophe aufgefordert. Es stand
auf der Internet-Seite des Geologischen Dienstes der USA
(USGS). Dort war zunächst die Entwarnung für Amerika
zu lesen: »Keine Tsunami-Gefahr für die Pazifikregion.«
Darunter stand: »Möglichkeit eines Tsunamis im Erdbebengebiet.« Die Warnung verpuffte, niemand erfuhr davon. Man
beklagt den Mangel an Vorwarnsystemen. Es sei aber, so
hörte man in Phuket, die kommerzielle Schifffahrt gewarnt
worden. Um Wasser derart in Wallung zu versetzen,
dass ein Tsunami entsteht, muss sich der Meeresboden
senkrecht verrücken. Wie ein Kolben drückt er gegen die
Wassermassen. Diese Gefahr droht vor allem an den so genannten Subduktionszonen der Erde. Dort schiebt sich die
ozeanische Gesteinskruste unter einen Kontinent und taucht
steil ins Erdinnere ab. Solche Zonen umringen den Pazifik,
wo sich der Meeresboden bei einem Erdbeben um mehrere
Meter verschiebt. Am Rand des Indischen Ozeans, vor dem
Indonesischen Inselbogen, drückt sich ebenfalls Gestein
knirschend ins Erdinnere. Bei dem Beben vor Sumatra
senkte sich der Untergrund innerhalb von Sekunden auf
einer Strecke von rund tausend Kilometern um zehn Meter.
Beim Tsunami im Indischen Ozean am 26.12.2004 betrug
die Laufzeit der Welle zwischen einer Viertel bis über sechs
Stunden (je nach Region):
1/4 Stunde: Region Aceh in Nordsumatra
1 Stunde: Badeort Phuket in Süd-Thailand
2 Stunden: Ostküste Sri Lankas
3 Stunden: Madras (Ost-Küste Indiens)
4 Stunden: Malediven / nördlicher Golf von Bengalen,
Bangladesch
5 Stunden: Lakkadiven (Inselgruppe, Westküste Indiens)
6 Stunden: Mogadischu ( Somalia)
Als sich vor Millionen Jahren die schwere Ozeankruste der
Indisch-Australischen Platte unter den eurasischen Kontinent zu schieben begann, verlor sie in der Tiefe ihre wasserhaltigen Minerale. Das Wasser quoll empor, senkte die
Stabilität des drüberliegenden Gesteins und schmolz es zu
Magma. Mit Hochdruck brach diese heiße Erdsauce durch
die Oberfläche. So entstand die Vulkankette Indonesiens.
Indonesien sieht aus wie ein Bumerang – es bildet exakt die
Form der abtauchenden Erdplatte nach. Jedes Jahr schiebt
sich die Indisch-Australische Erdplatte etwa sechs Zentimeter voran. Sie verhakt sich dabei mit dem eurasischen
Kontinent. Irgendwann wird die Spannung zu groß, und das
Gestein bricht schlagartig – die Platten schnellen vor. Millionen Tonnen Gestein werden innerhalb von Bruchteilen von
Sekunden mehrere Meter weit gegeneinander verschoben.
Die mechanische Energie, die bei einem solchen Ruck frei
wird, addiert sich zur Energie von Tausenden Atombomben.
Vor der Nordspitze der indonesischen Insel Sumatra löste
sich sechs Kilometer unter dem Meeresgrund ein Plattensporn besonders heftig: Ein Erdbeben der Stärke 9 auf der
Richterskala – das fünftgewaltigste Beben, das je gemessen
wurde. Sackt der Meeresboden plötzlich weg oder schnellt
empor, folgt die Wassersäule der Bewegung, sodass sich
an der Wasseroberfläche eine Delle oder ein Wasserberg
bildet. Reisen daraufhin Wellen über die Ozeane, dann sind
in Wahrheit nicht Massen von Wasser unterwegs. Vielmehr
ist es der Druck, der von Molekül zu Molekül als wandernde
Welle weitergegeben wird. Das Weihnachtsbeben im Indischen Ozean begann streng genommen vor 140 Millionen
Jahren. Damals brach auf der Südhalbkugel der Erde der
Urkontinent Gondwana auseinander. Vor 20 Millionen Jahren kollidierte Indien frontal mit Eurasien: In der Knautschzone türmt sich der Himalaya. Nicht immer entfaltet sich
die Energie zu prächtigen Höhenzügen. Bisweilen führt sie
furchtbare Katastrophen herbei. Sie entlädt sich in einer
Druckwelle, die so groß ist, dass man sie nur vom Weltraum
aus überblicken kann. Zwischen zwei Wellenbergen eines
Tsunami liegen fünfzig, manchmal sogar mehrere hundert
Kilometer. Ihre Höhe ist dagegen gering: wenige Dezimeter,
selten zwei Meter. Solange sie durchs offene Meer pflügen,
sind Tsunamis keine Bedrohung. Sie gleichen mehr dem
Wechsel von Ebbe und Flut und werden von Schiffsbesatzungen nicht einmal bemerkt. Die Metamorphose erfolgt,
wenn der Tsunami die tiefen Meeresbereiche verlässt und
sich dem Land nähert. Aus der lang gestreckten Woge wird
ein steil aufragender, bis zu dreißig Meter hoher Gigant, der
ganze Küstenregionen verschlingen kann. Es soll bis zu 600
Sintflutsagen auf der ganzen Welt geben. Die Ursage findet
sich im sumerischen Epos von Gilgamesch, des Königs von
Uruk, und ihrer Schilderung der großen Flut, einem der
ältesten Texte der Weltliteratur. Die Sintflutschilderung der
Bibel ist ihm in weiten Teilen nachempfunden.
Dieter Gasch, Redaktion
4 Die Fortsetzung erhalten Sie auf schriftliche Anfrage an:
wir im quartier, Stadtteilbüro, Krafftstraße 29, 63065 Offenbach
oder unter : http://offenbach.blogspot.com
wir im quartier - Östliche Innenstadt
Ein Blick
zurück
Die Seite elf p
Seite 11i
Flutwasserkatastrophe Die Jugendkunstschule
Ein Ort der Kreativität und Fantasie
in Offenbach
Elf Hochwasserkatastrophen mit mehreren Todesopfern. Erst
1890 entschließt sich die Stadt, das Ufer mit einem Damm zu
befestigen, drei Jahre dauert das Projekt. Das Lot ist lang,
mit dem der bärtige Pegelmesser 1682, 1764, 1784, 1799,
1809, 1820, 1845, 1855, 1862, 1876, 1882 und gleich noch
einmal 1882 die Hochwasserstände des Mains misst. Die
Haltung des Mannes ist gebückt, sein Gesicht besorgt, seine
Oberfläche verwittert. Seine Gestalt drückt die Erfahrung
aus, die er im Laufe der Zeit gesammelt hat, vielleicht auch
die philosophischen Gedanken, die ihm in seiner Einsamkeit
am Main gekommen sind. Als einziger Begleiter kauert sein
Hund dicht neben ihm. Sie halten zusammen - auch in den
Bombennächten des zweiten Weltkrieges. Damals stehen die
beiden noch vor dem Heimatmuseum an der Schlossstraße,
Ecke Mainstraße. Die Bomben fallen, zerstören das Museum
und treffen auch die beiden. Erst 20 Jahre später beauftragt
die Stadt die Firma Gebr. Georg und Johann Holzinger, den
zerfetzten Mann und den Hund mit dem abgerissenen Kopf
nach alten Fotos wieder zu restaurieren. Seitdem kniet das
Lotmännchen mit seinem Hund vor dem Maindamm - seit
Jahrzehnten arbeitslos. Vor ihm rollt der Durchgangsverkehr,
hinter ihm wird Flohmarkt abgehalten. Wer denkt da noch an
die Mainfluten, die sich früher von hier aus in Richtung Innenstadt wälzten und die gesamte Altstadt völlig unter Schlamm
und Wasser setzten?
Angelika Amborn-Morgenstern
Die Jugendkunstschule Offenbach, 1980 gegründet, ist die
1. hess. Jugendkunstschule und die einzige eigenständige
Jugendkunstschule in Hessen.
Ihr Ziel ist es, Fantasie und Kreativität bei Kindern und
Jugendlichen durch künstlerische Eigentätigkeit zu fördern.
Wir wollen die Kinder und Jugendlichen befähigen, gestalterische Lösungswege für selbst oder fremd gestellte Aufgaben
zu finden. Sie sollen lernen, sich durch Strukturen, Formen,
Farben und Linien auszudrücken. Im Sinne einer ganzheitlichen Entfaltung der Persönlichkeit sind wir bestrebt,
unsere Schüler in ihren sinnlichen Wahrnehmungen, in
ihrem emotionalen Empfinden, in ihrem sozialen Verhalten,
in ihrem Denken und vor allem natürlich in ihrem schöpferischen Ausdruck zu fördern. Im Idealfall bilden dabei Arbeit,
Spiel und Lernen in den halbjährigen Kursen und in den
sechswöchigen Projekten eine Einheit. Nach dem Motto "Alle
Künste unter einem Dach" lernen Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene zu malen, zu zeichnen, zu töpfern, Steine
zu behauen, Schmuck zu gestalten, zu tanzen, Theater zu
spielen, zu zaubern und zu jonglieren.
Bernd Spahn, Schulleiter
OVERKILL
Gedichte von Giacomo Mancuso
Achtung :
Diser Artikel enthält
generationen-spezifische
Formulierungen
Nach der Schule gleich an den PC, gleich mit dem DSL Anschluss ins Internet. ICQ wartet schon und wenn man nicht bei MSN
Poetisches aus Italien
on ist, verpasst man noch was. Niemand da! Komisch, egal dank Skype kann man die Kommunikationslust stillen! Mal kurz
nach Japan telefonieren und mit Argentiniern flirten - warum nicht, ist ja umsonst! Aber das reicht ja noch nicht ! Nein, nebenbei
noch e-mails checken bei seinen 5 Accounts, am besten verstreut von Hotmail zu web.de bis zu GMX. Während es lädt, neues
Fenster aufmachen, Angebote bei e-bay durchstöbern, O-Game Ressourcen verbrauchen und bei Jedi Knight Multiplayer
mitspielen. „Töööröö...t“ Ah! Da ist einer ICQ online! „komma´ auch in Jedi Knight“, da kann man besser chatten. Und zu guter
letzt noch bei Flirtlife einen Partner suchen...sag mal gehts noch?! Nur ekelhafte Typen und Tussen (zur Belustigung reichts ja
noch), egal man hat ja eh keine Zeit!!! Wie sollte auch die Jugend von heute ohne 3GHz Pentium IV, 450 Watt Netzteil, 300GB
HDD, 1028 MB DDR RAM, NVidia GeForce FX 5700LE mit TFT-Monitor, DVD/CD- Brenner, Subwoof System und Lasermaus
Überleben? Nee...geht doch nicht! Selbst bei den Hausaufgaben muss man die neuste Musik (aus dem Netz) hören! Das
ist ja total angesagt! Aber kann man sich da überhaupt noch auf etwas für längere Zeit konzentrieren? Oder hat man auch
ein „Neuro-overkill“? Jedenfalls kann man nur hoffen, dass die Jugend bei diesem Informationsüberfluss nicht den Überblick
verliert und einmal einen Ausflug in die Realität unternimmt um die harte aber schöne Welt kennen zu lernen! Bis dahin viel
Glück beim Ausbruch aus der „Matrix“.
Barbara Surmanowicz (Abiturientin der GTS)
Spülmaschinendampf und Fahrräder
Es klopft. Er öffnet. Vor ihm steht Kim. Sie ist sechs Jahre alt, ein Meter achtzehn groß und hat dünne, schwarze Haare. Vor
Kim, im Türrahmen, steht Alfred. In Hausschuhen. Er ist vierundsiebzig Jahre alt, ein Meter acht und sechzig groß und hat
dicke, graue Locken. Zwischen Alfred und Kim liegt Herr Stewart. Herr Stewart ist acht Jahre alt, acht und fünfzig Zentimeter
hoch und siebzig Zentimeter lang. Herr Stewart ist ein Hund und nur Kim kann ihn sehen.
Denn Alfred mag keine Hunde, das weiß Kim. Was Alfred nicht mag, das sieht er nicht. Es liegt nicht an seiner Sehkraft.
Hunde liegen außerhalb seiner Vorstellungskraft. Für Alfred existiert Herr Stewart nicht. Für ihn existiert die Zeit, vor allem die
Vergangenheit. In seine Vergangenheit weiht Alfred Kim ein.
Der Leser sollte im Hinterkopf behalten, dass Alfred als Erzähler natürlich nur das weitererzählt, was jemals für ihn existiert hat.
Hunde kommen in seinen Erzählungen also nicht vor.
Kim stört das nicht weiter. Sie kommt Alfred gerne besuchen. Wenn sie kommt trinkt Alfred Kaffee. Kim trinkt lieber Karamalz,
den bringt sie sich mit. Denn bei Alfred gibt es keinen Karamalz. Das weiß Kim. Alfred mag keinen Karamalz. Doch er erzählt
gerne. Zum Beispiel von Ulla, seiner Mutter. Ulla ist schon lange tot, aber für Alfred existiert sie noch, denn er mochte sie sehr
gerne.
Alfred ist in Schlesien geboren. Sein Vater hieß auch Alfred, als junger Mann machte er eine Reise durch Europa. Mit dem
Fahrrad. Kims Alfred liebt Fahrräder über alles. Bei seiner Europareise lernte Alfreds Vater Ulla kennen. Eines Tages, als die
beiden schon zwei Kinder hatten, setzte sich Alfreds Vater auf sein Fahrrad und fuhr davon. Er kam nicht wieder. Als Ulla das
Warten satt hatte, packte sie für sich, Alfred und seine Schwester Miriam einen Koffer und zog mit ihnen nach Offenbach. Alfred
war damals zwei Jahre alt, seine Schwester war sechs, so alt wie Kim heute.
Kim findet es schwierig sich vorzustellen, dass ihr Vater auf einem Fahrrad davon fahren würde und sie dann mit ihrer Mutter
in eine andere Stadt ziehen würde. Sie kann nicht verstehen, warum Alfreds Vater nicht mehr zurückgekommen ist. Vielleicht
wurde er entführt oder er ist in einen Graben gefahren? So genau weiß Alfred das auch nicht. Er erzählt Kim, dass er später
selbst einmal mit einem Fahrrad in das Dorf seiner Mutter gefahren sei, doch er habe dort keinen Graben entdeckt und auch
keine Spur von einer ehemaligen Entführung gefunden. „Natürlich nicht, das ist doch schon viel zu lange her“, sagt Kim und
nippt verärgert an ihrem Getränk. Alfred nickt und bietet ihr zur Versöhnung eine Tasse Milchkaffee an. Kim lehnt dankend
ab. Sie trinkt lieber Karamalz aus ihrer eigenen, mitgebrachten Flasche. Hier bei Alfred haben die Tassen und Teller einen
seltsamen Geruch, den Kim nicht mag. Das sagt sie Alfred nicht, doch er weiß es selbst. Sein Geschirr hat den Geruch des
Spülmaschinendampfes angenommen.
Kims Wohnung liegt zwei Stockwerke über der von Alfred. Sie hat keine Geschwister und in ihrem Haus sind sie und Anna
die einzigen Kinder. Anna ist schon zehn und wenn Kim Anna besucht, stellt Anna ihr immer Fragen über verschiedene
Musikgruppen, die Kim nicht kennt. Die ganzen Namen bringen Kim durcheinander, deshalb hat sie Anna schon länger nicht
mehr besucht und zieht es vor Alfred zu besuchen. Auch, wenn sie Herrn Stewart nicht mitnehmen kann.
Setareh Radmanesch, Redaktion
Angoscia
Su fredde crespe d‘onde nere
cadono fiocchi di luna bianca
Qui
l‘estremitá perduta
confinante con uno sguardo
mi disseta di libertá
Niente mi resta di te
caduta nel profondo
Ancora pensare che non sei qui
Angst
Auf den schwarzen Wogen
fallen Mondflocken
Hier
Am Ende verloren
Mit dem Blick am Horizont
Stille ich meinen Durst nach Freiheit
Von dir bleibt mir nichts
Du bist in der Tiefe verschwunden
Ich muss immer noch denken:
du bist nicht bei mir
Zu diesem Zeitpunkt war ich Soldat in Palermo. Eines Tages beim Freigang, fuhr ich
mit ein paar Kommilitonen nach Mondello an
den Strand. Es war kalt und ich fühlte mich
einsam, die Freiheit sehr fern. Ich betrachtete
das Meer und sah wie sich der Mond auf den
Wellen spiegelte; ich sah am Horizont die
Freiheit, nur meine war sehr weit weg.
g
Il dubbio
Nascesti d‘ un seme
nudo d‘ ogni lusinga
errando in questo lugubre pozzo
per scavare la sorridente tua natura
Aspri smarrimenti t‘inseguono
alla caccia dell‘indole
Eterno passo buttato nel buio
E ti scorgi del disastro della tua mente
imbattendoti nell‘amara veritá pensile
Ingombrato di velleitá
t‘assorbe la confusione pestandoti nel dubbio
Ora nell‘ansia sorregge
il microscopico cuore
Die Zweifel
Geboren aus dem Kern
Nackt von Eitelkeit
Vagabund in diesem dunklen Brunnen
Suchst nach deinem heiteren Wesen
Bittere Zweifel verfolgen dich
Jagend nach deiner Natur
Ewiger Schritt im Dunkel verworfen
Entdeckung der Verwüstung im Geiste
Die bittere Wahrheit
Du bist geschmückt von Banalitäten
Und das Durcheinander hat dich im Griff
Zweifel zerdrücken dich
Unter der Spannung
das mikroskopische Herz.
Der Mensch, der aus einem Samen geboren
wurde, ist ein Suchender nach dem Selbst.
Aber je mehr er sucht, desto mehr stürzt
er in Zweifel.
Dieser Zweifel jagt ihm Angst ein.
Er weiss nicht mehr, wer er ist und befindet
sich in einer Unordnung von Gedanken
und Gefühlen.
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wir im quartier - Östliche Innenstadt
Jetzt geht‘s LOS!
Der Ton macht die Musik
Fitness-Training für die Arbeitswelt
In einer Kooperation zwischen Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum (KJK) und der benachbarten Gewerblich-Technischen-Schule werden Schüler im Berufsvorbereitungsjahr
(BVJ) fit für das Arbeitsleben gemacht. Ehrgeiziges Ziel des
lenspielen und Video-Reflektionen herausgefiltert und bearbeitet. Themen sind beispielsweise das richtige Telefonieren
oder die Simulation eines Vorstellungsgesprächs. Aber auch
das Üben von Team- und Kooperationsfähigkeit, wichtige
Schlüsselqualifikationen in der Arbeitswelt, gehört dazu.
Die Jugendlichen lernen die Anforderungen des Arbeitsmarktes kennen und bekommen einen realistischen Blick
dafür, welche fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen dort von ihnen erwartet werden. Ausgehend davon
sollen sie sich, unter Berücksichtigung eigener Fähigkeiten,
Potenziale und des Arbeitsmarktangebotes, eine berufliche
Perspektive erarbeiten. Hierbei werden sie von einem Trainer unterstützt. Dazu gehört auch Einzelbetreuung, Beratung
und Begleitung bei der Berufsorientierung und der Ausbildungsplatzsuche.
Dieses LOS-Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die
jungen Männer vorzubereiten für den großen Schritt in die
Arbeitswelt, die bekanntlich nur schön ist, wenn man auch
Arbeit hat und damit Geld verdienen kann. Die Jugendlichen
üben gemeinsam mit dem Trainer die Dinge, die in der
Arbeitswelt gefragt sind und gut ankommen. Ganz am Anfang steht die notwendige Einsicht, dass „der Ton die Musik
macht“. Das Einstudieren richtiger, angemessener Verhaltensweisen kommt danach. Was sage ich am Telefon, wenn
ich einen Termin ausmachen möchte? Auf welche Fragen
muss ich vorbereitet sein? Was ziehe ich zum Bewerbungsgespräch an? Muss ich die Mütze abnehmen? Und: Soll ich
die Hand geben? Das sind nur einige Fragen, deren Antwort
einen Schritt weiter helfen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Bewerbung.
Kontakt: KJK, Sandgasse 26, Thomas Meyer-Jeran,
Telefon 069 / 80 65 - 39 71
kompetenzwerkstatt@jugendamt-of.de
Projektes ist es, die Jugendlichen vor der Perspektiv- und Arbeitslosigkeit zu bewahren. Ein Schwerpunkt ist das Training
sozialer Kompetenzen im Hinblick auf die Verhaltensanforderungen des Arbeitsmarktes. Defizite werden in Form von Rol-
Vom Schulkiosk zum Buffet-Service
Am Anfang stand im letzten Herbst ein zum bunten
Schulhof-Kiosk umgebauter Bauwagen. Den Bauwagen gibt
es immer noch, und in den Pausen ist er von den Mädchen
und Jungen der Wilhelmschule dicht umlagert. Denn hier gibt
es Getränke schon ab 40 Cent und Snacks bereits ab 60
Cent – vom belegten Brötchen über Pizza bis zum leckeren
Frühstücksspieß.
Betreiberinnen des bunten Kioskes sind Carmen
Eisenmann und Renata Turjacanin, deren Kinder die
Wilhelmschule besuchen. Im Rahmen des gemeinsam
von den Fördervereinen der Mathilden- und der Wilhelmschule getragenen LOS-Mikroprojektes „Aufbau eines
Cafeteriabetriebes/Verpflegungsservices“ wurden sie seit
Sommer 2004 für die berufliche Selbständigkeit fit gemacht.
Das Gründerzentrum KIZ am Odenwaldring übernahm in
enger Absprache mit allen beteiligten städtischen Stellen den
größten Teil der Qualifizierung.
Inzwischen betreiben die Existenzgründerinnen nicht nur
den Kiosk, sondern als „Eisenmann & Turjacanin GbR“ auch
einen Frühstücksservice (www.offenbacher-fruehstueck.de).
Einen weiteren Markt haben sie sich mit festlichen Buffets
erschlossen. Die arrangierten die beiden Jungunternehmerinnen bereits mehrfach im großen Stil, etwa für 130
Personen im Rathaus, und zur höchsten Zufriedenheit. Da
kann man nur weiter die Daumen drücken! Über den zweiten
Teil des LOS-Projektes, den Aufbau einer Cafeteria an der
Mathildenschule, wird „wir im quartier“ in einer der nächsten
Ausgaben berichten.
Kontakt: Uwe Zeyn, Leiter der Wilhelmschule
Telefon 069 / 80 65 – 35 64
Sonntags nix los ???
Ein Treffpunkt für Offenbacher Familien ist im Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum in der Sandgasse 26 entstanden: Das
Familiencafe. Jeden Sonntag (außer in den Schulferien) von 11:00 bis 14:00 Uhr können Eltern, Kinder, Großeltern und alle
die mit Kindern leben, hier in gemütlicher Atmosphäre Kaffee trinken, frühstücken oder einen kleinen Mittagsimbiss zu familienfreundlichen Preisen zu sich nehmen. Es gibt eine Kinderbetreuung mit Spiel- und Bastelangeboten für die kleinen Gäste. Für
Erwachsene finden in Abständen Informationsveranstaltungen statt, z. B. zu Fragen der Kindererziehung oder über das neue
Arbeitslosengeld II. Man kann auch kostenlos im Internet surfen, etwa um sich über Qualifizierungsmöglickeiten und Sprachkurse in der Region zu informieren oder Jobangebote zu finden.
Seit Dezember 2004 bietet das Familiencafe zudem für interessierte Frauen einen Orientierungs-Workshop an. Vor allem
Frauen mit Kleinkindern sind oftmals hin- und hergerissen zwischen familiären Verpflichtungen und ihren persönlichen und
beruflichen Bedürfnissen und Wünschen. Der Workshop ist ein Angebot, sich mit seinem derzeitigen Standort auseinander
zu setzen, sich den persönlichen Werdegang in Erinnerung zu rufen und neue – auch berufliche – Perspektiven zu finden. Im
Vordergrund steht der Austausch und die Möglichkeit, durch die Erfahrung der Anderen zu lernen. Unter Einsatz verschiedener
kreativer Methoden können sich die Teilnehmerinnen eigene Fähigkeiten und Interessen bewusst machen. Neue Ideen können
gefunden und auf ihre Umsetzungsmöglichkeit hin überprüft werden. Unser Blick gilt hier immer den Stärken, die jeder Mensch
mitbringt. Unter Berücksichtigung der familiären Situation und mit Unterstützung durch fachliche Beratung können konkrete
Schritte zur Umsetzung der eigenen Vorstellungen entwickelt werden. Das Ziel ist es, in den 4 – 5 Treffen, die jeweils vormittags
mit Kinderbetreuung stattfinden, für jede Teilnehmerin eine Art „Handlungslandkarte“ zu erarbeiten.
r Kontakt: Regina Deiß
Hier spielt die Musik!
Eröffnung des Tonstudios im KJK Sandgasse
Neben dem rege genutzten Proberaum wurde Mitte April im Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum in der Sandgasse
26 ein kleines Ton- und Aufnahmestudio eröffnet. In einem Qualifizierungskurs werden junge Musiker in die Ton- und
Aufnahmetechnik eingeführt. Die erlangte Zertifizierung berechtigt die Kursteilnehmer, das Equipment unter fachlicher
Anleitung für Musikaufnahmen mit ihren Bands zu nutzen. Unterstützt wurde der Studioausbau von LOS („Lokales Kapital
für soziale Zwecke“). Die ersten 3 Kurstermine finden an den Wochenenden 16./17.4., 23./24.4. und 30.4./1.5. statt. Nähere
Informationen und Anmeldung: Jugendkulturbüro, Sandgasse 26, Telefon 069 / 80 65 - 39 69.
Brücken in den Arbeitsmarkt
SchülerInnen der 10. Realschulklasse stehen vor einer schwierigen Entscheidung: „Mache ich in eine Ausbildung oder gehe
ich lieber weiter zur Schule?“. Die AbgängerInnen der Mathildenschule, die sich für eine Ausbildung entschieden haben, finden
in unserem Projekt Unterstützung. Die Gruppe trifft sich wöchentlich im Jugendzentrum Sandgasse und bespricht alle Probleme
und Fragen, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auftauchen. Wir formulieren und schreiben Bewerbungen und
Lebensläufe, recherchieren im Internet, und machen Telefonakquise bei Firmen, die Ausbildungsplätze anbieten. Wir werden
dabei von der IHK Offenbach und hiesigen Betrieben tatkräftig unterstützt. Ausbildungsleiter führen mit den Jugendlichen
Bewerbungsgespräche, wie sie in der Realität vorkommen und geben Tipps und Verhaltensregeln für Vorstellungsgespräche.
Es finden Betriebsbesichtigungen statt, um mehr über die Ausbildungsberufe zu erfahren.
Ein zweiwöchiges Betriebspraktikum bot zudem die Gelegenheit, sich noch einmal Klarheit über den eigenen Berufswunsch
zu verschaffen. Die Akquise der Praktikumsplätze war eine gute Übung für die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Weitere
Informationen und Kontakt: Wolfgang Malik und Markus Hüttel, Telefon 069 / 82 36 - 39 04.