Time to say goodbye
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Time to say goodbye
TREND T R E N N U N G V O N M I TA R B E I T E R N Time to say goodbye Viele Gründe gibt es, sich von Mitarbeitern zu trennen. Wird eine Kündigung ausgesprochen, geht es in der Folge oft um Abfindungszahlungen. Doch auch Outplacement kommt zum Einsatz. Angesichts der unzähligen emotionalen Klippen ist ein professionelles Trennungsmanagement empfehlenswert und birgt für beide Verhandlungsseiten Vorteile. Illustration: Sylvia Wolf ↗ Anja Kühner / Anita Mosch TREND G eorge Clooney ist unvergleichlich: Als Nicht zu unterschätzen sei auch eine pari- dalitäten“, so Troß. Meist folgen dann weite- professioneller Rauswerfer nimmt er tätische Zusammensetzung der Gesprächs- re Gespräche, fast ausschließlich mit dem im Film „Up in the air“ den Personalern die teilnehmer. „Es setzt den Mitarbeiter unnö- Anwalt des Mitarbeiters. „Nach drei bis vier unangenehme Aufgabe der Kündigungsge- tig unter Druck, wenn er sich einer Phalanx Wochen sind weit über 80 % der Fälle ein- spräche ab und setzt reihenweise Mitarbei- von Vorstand, Personalleiter und Vorgesetz- vernehmlich und – für Mitarbeiter und ter vor die Tür. Auch Banken hierzulande ten gegenübersieht“, weiß Troß. Daher lade Bank gleichermaßen vorteilhaft – geräusch- bedienen sich externer Unterstützung für er häufig selbst den Betriebsrat zum Ge- los beendet“, ist Troß` Erfahrung. Dies gelte Trennungsgespräche. Deren Professionalität spräch ein, sodass der Mitarbeiter nicht al- gerade auch für solche Sachverhalte, bei schützt Betroffene davor, unpersönlich und leine dasteht. Idealerweise entstehe eine Vie- denen sich die Bank aus formaljuristischer fließbandartig gekündigt zu werden. „Mei- rer-Situation: Mitarbeiter und Betriebsrat, Sicht, beispielsweise wegen einer langen Be- ne Tätigkeit ist gerade nicht das Rauskicken dazu der Vorgesetzte und Troß selbst. triebszugehörigkeit, nicht oder nicht ohne von Mitarbeitern, sondern der Ausgleich „Außerdem lege ich großen Wert darauf, Weiteres von dem betreffenden Mitarbeiter zwischen den Unternehmens- und den Mit- dass der Mitarbeiter nach dem Gespräch trennen könne. arbeiterinteressen“, beschreibt Martin Troß nicht alleine ist, sondern jemanden hat, der Grundsätzlich seien bei diesen Gesprä- seine Aufgabe als Trennungsberater, die mit ihm zum Beispiel einmal um den Block chen Misstrauen und Angst von Mitarbei- „viel Fingerspitzengefühl erfordert“. Denn geht oder einen Kaffee trinkt.“ In der Regel terseite da, so Troß. Daher sei es oft besser, schließlich gehe es um das Überbringen ei- sei das ein Betriebsratsmitglied. Der Mitar- wenn nicht der hausinterne Personaler die ner schlechten, fast schon bedrohlichen beiter solle sich auch unter keinen Umstän- Gespräche führe, da er zu Recht als partei- Nachricht, nämlich des Verlustes des Ar- den direkt nach dem Gespräch alleine ins isch angesehen werde und zudem oft Jurist beitsplatzes. Auto setzen. sei. „Wenn ich dem Mitarbeiter bei Ge - Troß sieht seine Rolle vor allem darin, Trennungen aktiv herbeizuführen, die also sprächsbeginn signalisiere, dass ich gerade kein Anwalt bin, nimmt das oftmals erkenn- vom Mitarbeiter mitgetragen werden. Dafür KEINE UNTERSCHRIFT IM ERSTEN GESPRÄCH gebe es seiner Überzeugung nach nur einen Im ersten Trennungsgespräch sollten laut ten über den Tisch gezogen zu werden.“ Weg: „Man muss die Trennungsabsicht und Troß die Tatsache der beabsichtigten Tren- die Trennungsmodalitäten offen und kon- nung, die Gründe und das weitere Vorgehen BESSER ABBAUEN ALS ABWARTEN sensorientiert besprechen.“ Dabei helfe es angesprochen werden. „Die Betroffenen So schwer die Entscheidung für gezielten ihm und allen Beteiligten durchaus, dass er wollen klare Worte hören, doch die einge- Personalabbau einem Unternehmen auch auch ausgebildeter Mediator sei. „Ich bin der forderte Offenheit darf nie verletzend sein“, fallen mag, man vermeidet damit einen neutrale Aspekt“, betont Troß. Stimme bei- gibt er die Gesprächslinie vor. Keinesfalls kapitalen Fehler: einfach abzuwarten, bis spielsweise die Chemie zwischen Vorgesetz- sollte im ersten Gespräch bereits ein Aufhe- sich das Problem über die normale Fluktua- tem und Untergebenem nicht, so werde bungsvertrag unterschrieben werden, das tion „von selbst löst“. Das ist empirisch gerade im Falle eines Trennungsgesprächs verlange nicht zuletzt die besondere Ge- erwiesen. „Sollte man beim notwendigen die Stimmung oft emotional, schon nach schäftsethik, die in dieser Disziplin erfor- Personalabbau eher auf gezielte Kündigun- wenigen Sätzen käme es zu gegenseitigen derlich sei. „Manchmal muss ich da die Mit- gen setzen oder auf natürlichen Schwund?“ Vorwürfen bis hin zum Anbrüllen – „und arbeiter sogar regelrecht bremsen“, ist seine Diese Frage stellten die Forscher Sara Rynes, das nicht immer vonseiten des Mitarbeiters“. Erfahrung. Stattdessen rät er dem Mitarbei- Amy Colbert und Kenneth Brown bereits im Deshalb sei es besser, wenn der Vorgesetzte ter zur Vermeidung einer späteren „Kater- Jahr 2002 an Führungskräfte aus dem das Gespräch nicht allein führt. „Um einer stimmung“, die gegebenenfalls auf eine vor- Human Resources Management. Nur 54 % solchen, für alle Beteiligten kontraprodukti- schnelle Unterschrift folgt, erst einmal eine der Personalmanager wussten die korrekte ven Situation vorzubeugen, komme ich ins Nacht darüber zu schlafen, einen Anwalt zu Antwort, nämlich, dass es erwiesenermaßen Spiel“, so der Trennungsberater aus Saar- konsultieren und eventuell bereits Arbeits- weniger sinnvoll ist, auf die natürliche brücken, der selbst auf eine langjährige agentur oder Steuerberater aufzusuchen. Wechselrate in einem Unternehmen zu set- bar die Befürchtung, durch juristische Fin- Banklaufbahn zurückblickt und seit rund Nach acht bis zehn Tagen erfolge in der zen – weil man dann von der Möglichkeit, 15 Jahren unter anderem für den genossen- Regel ein weiteres Gespräch. „Da geht es gezielt die strategischen Ziele umzusetzen, schaftlichen Sektor aktiv ist. dann oftmals schon um die konkreten Mo- keinen Gebrauch macht. www.bankmagazin.de 10.12 BANKMAGAZIN 9 TREND ↗ DIE DREI FELDER DER OUTPLACEMENT-BERATUNG 1. Standortbestimmung des Mitarbeiters Im ersten Schritt geht es um ein realistisches Selbstbild sowie das Eruieren der Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Was biete ich? Wie gefragt sind meine Qualifikationen auf dem Markt? Welches Unternehmen/welche Branche könnte sich für mich interessieren? Welche Neigungen möchte ich verfolgen? 2. Training von Bewerbungsaktivitäten Die Anforderungen an eine Bewerbung verändern sich – was vor 15 Jahren zählte, ist heute nicht mehr akzeptabel: Was gehört in meinen Lebenslauf? Ein professionelles Bewerbungsporträt muss her – kein Passfoto. Wie formuliere ich mein Anschreiben? Wie verfasst man eine Online-Bewerbung? Wie gehe ich mit Netzwerkkontakten um? Wann ist eine Initiativ-Bewerbung sinnvoll und wie sollte sie gestaltet werden? 3. Coaching Individuell wird der Teilnehmer der Outplacement-Maßnahme auf Vorstellungsgespräche, Auswahlverfahren oder Assessment Center vorbereitet. Diese Situationen werden simuliert, die Präsentation seiner Fähigkeiten wird verbessert. Quelle: Mühlenhoff Managementberatung den aus dem Unternehmen zu verlängern“, so Troß. Manche Mitarbeiter wünschten sich statt einer höheren zu versteuernden Abfindung lieber die Übernahme von Weiterbildungskosten, um sich für künftige Aufgaben besser zu qualifizieren. In vielen Aufhebungsverträgen wird auch die Option auf Outplacement eingeräumt, dessen Kosten der Arbeitgeber je nach Sachverhalt ganz oder teilweise übernimmt. Wer nach der Unterschrift unter den Aufhebungsvertrag noch eine Weile weiterarbeite, könne so korrekt Abschied nehmen von seinen Kollegen und dem Institut. Zudem sei es vorteilhaft, sich aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis heraus zu bewerben. Dennoch erweist sich eine sofortige oder zeitnahe Freistellung nach Unterzeichnung der Aufhebungsvereinba- Generell gilt: Wenn ein Unternehmen im ein harter Schnitt vollzogen wird. Wird dies rung laut Troß in aller Regel als sinnvoll, da Abwärtsstrudel die Kontrolle darüber auf- nicht berücksichtigt, führt es bei den im es nach einer solchen finalkritischen Situa- gibt, wer geht und wer nicht, riskiert es, Unternehmen verbleibenden Mitarbeitern tion trotz aller Sachlichkeit oft zu einem wichtige Mitarbeiter zu verlieren. Die Kluft zu einem deutlich verringerten Gefühl der irreversiblen mentalen und emotionalen zwischen den Erkenntnissen der Forschung Loyalität. Es kann ebenfalls zu einem Effekt „Bruch“ zwischen Mitarbeiter und Bank zu Personalabbau und dem Vorgehen in der kommen, der mit dem Bild des „Rattenfän- kommt. Der Mitarbeiter sei nicht mehr zu Praxis ist jedoch groß. Im Jahr 2004 stellten gers von Hameln“ verglichen werden kann: 100 % motiviert und laufe so unter Umstän- die Wissenschaftler Wayne F. Cascio and Ganze Netzwerke verlassen das Unterneh- den Gefahr, dass er Fehler mache oder sonst Peg Wynn eine Übersicht über diejenigen men. Üblicherweise sind Mitarbeiter mit angreifbar werde. Auch könne sich der Mit- Bereiche auf, in denen die Diskrepanz hoher Performance untereinander gut ver- arbeiter bei einer zeitnahen Freistellung bis besonders groß ist. Ein wesentlicher Fehler netzt. Verlässt einer der Top-Performer das zum Ablauf der Kündigungsfrist mit ganzer ist, in einem Abbauprozess keine Informati- Unternehmen in Richtung einer besser Kraft auf die Suche nach einer neuen Ar- onen von den Mitarbeitern einzuholen. Es erscheinenden Karriereoption, ziehen ande- beitsstelle konzentrieren. mag zunächst wenig sinnvoll erscheinen, re nach. Wer beim Abbauprozess keine Fair- Mitarbeiter an der Erarbeitung einer neuen ness walten lässt, riskiert also, gute Mitar- VOR ALLEM GROSSBANKEN NUTZEN Zielstruktur zu beteiligen. Wird dies jedoch beiter mittelfristig zu verlieren. OUTPLACEMENT vernachlässigt, bleibt das Empfinden, keine Kontrolle zu haben. Das ruft Gefühle der Eines der Institute mit der größten Erfahrung bei der Trennung von Mitarbeitern Hilflosigkeit und Unsicherheit hervor, die FREISTELLUNG, ABFINDUNG, QUALIFIZIERUNG letztlich dazu führen, dass Mitarbeiter nur Die häufigsten Verhandlungspunkte im sollen weitere Jobs abgebaut werden. Wie noch auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, Rahmen von Aufhebungsverträgen sind viele Stellen aus welchen Bereichen betroffen um in der unübersichtlichen Lage das eige- Kündigungsfristen, Freistellungen, die sein sollen, wird wohl im Rahmen der Vor- ne Bestehen oder Fortkommen zu sichern. dürfte die Commerzbank sein. Auch 2013 Höhe von Abfindungszahlungen und eine stellung der neuen Strategie im September Weiterhin belegen Forschungsergebnisse eventuelle Übernahme von Weiterbildungs- (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe, klar, dass Mitarbeiter eine faire Behandlung kosten. „Manchmal ist es sinnvoller, eine Anmerkung der Redaktion) verkündet. und aktive Informationspolitik wertschät- niedrigere Abfindungssumme auszuhan- Offiziell nimmt das Institut keine Stellung zen. Es ist eben nicht egal, auf welche Weise deln und dafür die Frist bis zum Ausschei- dazu, wie es den Stellenabbau in seiner Mit- 10 BANKMAGAZIN 10.12 www.bankmagazin.de TREND arbeiterschaft meistert. Beim Zusammen- „Die Großbanken arbeiten fast alle damit.“ Angebot an“, schätzt sie. Herbert Mühlen- schluss mit der Dresdner Bank habe es kei- Die Outplacement-Branche hat eine nicht hoff, Chef des gleichnamigen und auf Out- ne betriebsbedingten Kündigungen gege- ganz einfache Phase hinter sich, doch: „Der placement im Bankenbereich spezialisierten ben, heißt es lediglich. Aus dem Jahr 2004 ist Markt wird in den nächsten zwei Jahren Beratungshauses, bestätigt die geringe Quo- jedoch bekannt, dass auch dieses Haus Out- einen Sprung nach oben machen, weil grö- te: „Je nach Trennungskultur und abhängig placement nutzt. Damals wurden rund ßere Maßnahmen anstehen, und das nicht davon, wie stark der Betriebsrat diese Maß- 7.000 Jobs abgebaut. nur bei den Landesbanken, sondern auch im nahme unterstützt“, nutzen seiner Erfah- Privatbanken-Sektor“, prognostiziert Alex- rung nach zwischen 10 und 50 % das Out- BERATUNGSGUTSCHEINE SCHON VOR UNTERSCHRIFT ander Daub vom Vorstand des Fachverban- placement. Überdurchschnittlich nehmen des Outplacementberatung des Bundesver- Mitarbeiter aus dem Personalbereich ein Die WestLB hat bereits vor konkreten Tren- bands Deutscher Unternehmensberater und solches Angebot an. „Sie kennen das Instru- nungsverhandlungen Beratungsgutscheine geschäftsführender Gesellschafter der Out- ment, schätzen es und nutzen es für sich vergeben. Es gehe dabei um die bewusste placement Beratung München. selbst“, so Mühlenhoff. Entscheidung, ob gehen oder bleiben, heißt Die Gefahr für die Unternehmen, dass es. Und auch der WestLB-Nachfolger Porti- unüberschaubare Kosten für das Outplace- gon führt die Outplacement-Maßnahmen ment-Angebot auf sie zukommen, sieht BESCHÄFTIGUNGSGESELLSCHAFT: GUT, ABER NICHT DIE LÖSUNG fort. Beraterin Riechers nicht. „Nur ungefähr Die Commerzbank wollte schon früh über- „Für kleinere Banken ist Outplacement 25 % aller Mitarbeiter, denen Outplacement- flüssigen Beschäftigten einen fairen Aus- oft ein Buch mit sieben Siegeln“, weiß Cor- Beratung zum Beispiel im Rahmen eines stieg ermöglichen. Sie gründete 1998 mit der nelia Riechers von Quality Outplacement. Sozialplans angeboten wird, nehmen dieses Zeitarbeitsfirma Adecco die Beschäfti- tŝŶĐŽƌtŽƌůĚϮϬϭϮ ĂƐƌĂŶĐŚĞŶĞǀĞŶƚĨƺƌZĞƚĂŝůďĂŶŬĞŶƵŶĚ,ĂŶĚĞů ϭϲ͘ʹϭϴ͘KŬƚŽďĞƌ Ϯ&ŽƌƵŵ͕ZŚĞĚĂͲtŝĞĚĞŶďƌƺĐŬ ^ĞŚĞŶ^ŝĞƐĞůďƐƚ͗ǁǁǁ͘ǁŝŶĐŽƌͲǁŽƌůĚ͘ĐŽŵ TREND ↗ AUF WELCHEM WEG FANDEN KLIENTEN EINE NEUE POSITION? schlechtere Chancen als Mitarbeiter aus anderen Branchen wie Elektrotechnik oder Maschinenbau, „und das hat mit der Eig- 2 % Zeitarbeitsvermittlung 2 % Stellengesuche nung nichts zu tun“. Ihre Erfahrung besagt: 27 % Netzwerk 19 % Personalberater „Banker müssen mehr Eigeninitiative zeigen, wenn sie die Branche wechseln wollen.“ Sie müssten bereit sein, im Zweifel ganz unten neu anzufangen und eventuell unbezahlte Praktika zu machen oder sich auf 29 % Stellenangebote 21 % Direktbewerbung eigene Kosten weiterzubilden. Genau dies hat Andreas Fischer* getan. Quelle: Mühlenhoff Managementberatung Mehr als 20 Jahre lang arbeitete er im Private Wealth Management einer Großbank. Eine Privatbank warb sein gesamtes Team gungsgesellschaft Adcom, in der sich Com- die Vermittlungschance fast bei 100 %“, ab und hoffte, dass mit den Beratern auch merzbanker weiterqualifizieren konnten. berichtet Alexander Daub. Vor allem bei die betreuten Kundenvermögen das Institut Doch 2003 stellte das Unternehmen seinen Großprojekten sammeln die Berater die wechseln. Als sich diese Hoffnung nicht rea- Geschäftsbetrieb ein. „Die Adcom hat den Bewerbungen und sprechen potenzielle lisierte, setzte die Privatbank das gesamte Beschäftigten zu schlechte Bedingungen neue Arbeitgeber an, statt dass die Unter- Team noch in der Probezeit auf die Straße. geboten. Darum haben die Betriebsräte sie nehmen zig individuelle Bewerbungen Der Gang zur Arbeitsagentur war für An- auch nicht empfohlen“, sagte Uwe Foullong, erhalten. „Das verschafft ein höheres Tem- dreas Fischer und seine Teamkollegen eine im Vorstand der Gewerkschaft Verdi für po“, weiß Outplacement-Berater Mühlen- Überwindung, nach so langer Zeit die ersten Banken zuständig, damals gegenüber der hoff. Die Zielunternehmen seien über diese Bewerbungen schreiben zu müssen eine „Financial Times Deutschland“. Er führt Vorgehensweise durchaus erfreut, denn „wir echte Herausforderung. Und auch nach den Erfolg anderer Banken mit ähnlichen haben das Für und Wider bereits geklärt einem Jahr ist kein neuer Bank-Job in Sicht. Gesellschaften unter anderem darauf zu- und arbeiten quasi wie ein Personalberater“. Andreas Fischer hatte schon immer ein Fai- rück, dass diese den Bankangestellten besse- Wie viele geschasste Banker erneut in ble für Zahlen – und weil vom Arbeitsamt re Konditionen bieten und daher für die einer Bank landen, weiß niemand so genau. „nur Jobvorschläge kamen, auf die ich mich Mitarbeiter attraktiver seien. „Aber viele Banker haben derzeit eine Sinn- schon längst beworben hatte“, denkt er dar- Die Deutsche Bank hatte ebenfalls 1998 krise und fragen sich, ob sie überhaupt noch an, der Bankenwelt den Rücken zu kehren. mit der Zeitarbeitsfirma Manpower die Fir- in einer Bank tätig sein wollen“, sagt Müh- Mit 48 Jahren könne er jetzt „die letzte ma Bankpower gegründet, die sich mittler- lenhoff. Die Offenheit, über einen Branchen- Chance zum Neustart“ nutzen – mit Bilan- weile als Personaldienstleister im gesamten wechsel nachzudenken, sei daher nicht nur zen hatte er auch im Bank-Alltag zu tun – Bankensektor einen guten Namen erarbei- vom Jobmarkt auf Bankenseite bestimmt. und lässt sich auf eigene Kosten zum Buch- tet hat. Bankpower hat Niederlassungen in Bei einer Neuorientierung außerhalb der Frankfurt am Main, Hamburg, Düsseldorf Bankenwelt geht es meist nicht darum, dass und Berlin, und die Deutsche Bank ist an die Bankmitarbeiter nicht flexibel genug sei- dem Joint Venture zu 30 % beteiligt. en. Vielmehr wird ihnen hier ihre große FREIE STELLEN IN BUCHHALTUNG UND CONTROLLING Spezialisierung zum Stolperstein. „Selbst Christoph Tatura, Teamleiter Arbeitgeber- SINNKRISE FÜHRT ZU BRANCHENWECHSEL ein Vertriebler kann nicht einfach in den service bei der Arbeitsagentur Düsseldorf Automobilvertrieb oder zum Anlagenbau und für die Finanzbranche zuständig, bestä- Nach einer klar kommunizierten Trennung wechseln, denn die Bankprodukte sind zu tigt: „Buchhaltung und Kreditwesen sind entwickeln die Betroffenen gemeinsam mit speziell“, beschreibt Outplacement-Berate- gefragt, da gibt es außerhalb der Finanzins- ihrem Berater neue Ziele und machen sich rin Riechers. Ihre Erfahrung: „In anderen auf die Suche nach einem neuen Job. „Bei Branchen werden Banker nicht ohne Weite- entsprechender Mitarbeit des Klienten ist res akzeptiert.“ Daher hätten Banker eher 12 BANKMAGAZIN 10.12 halter ausbilden. *Name von der Redaktion geändert www.bankmagazin.de A.S.I. ist seit 1969 Spezialist für die Wirtschaftsberatung von Ärzten, Zahnärzten, Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren und Lehrern an 34 Standorten titute selbst auch in der Versicherungs- und ter, die das Unternehmen verlassen, erken- Immobilienbranche, in Finanzberatungen nen in einer solchen Beratung die soziale bundesweit. und bei Bausparkassen gute Chancen.“ Verantwortung ihres künftigen Ex-Arbeit- 2011 war das erfolgreichste Auch in Industrieunternehmen seien Stellen gebers. Auch für die bleibenden Mitarbeiter Geschäftsjahr unserer für Bewerber mit Bankerfahrung offen. sei es ein Zeichen, dass jeder dem Unterneh- Firmengeschichte. Außerdem gebe es im Bereich Controlling men wichtig ist. „So fühlt sich auch derjeni- viele freie Stellen, die derzeit gar nicht alle ge, der bleibt und dann die Arbeit des besetzt werden können. Im Juli waren in Gekündigten übernehmen muss, zumindest Düsseldorf gut 300 offene Stellen in der in verantwortungsvollen Händen“, sagt Rie- Finanzbranche gemeldet, davon 25 Stellen chers. Das führe zu einer weiterhin hohen für Bankkauf leute. Denen standen 39 Motivation und trage zur Arbeitsqualität Bewerber gegenüber. bei. So minimiere das Unternehmen zudem die Gefahr, dass gute Mitarbeiter das Hand- SOZIALES VERHALTEN ZAHLT SICH BEIM EMPLOYER BRANDING AUS tuch werfen. „Da es auch bei den Banken immer schwie- men durchaus denjenigen Mitarbeitern, die riger wird, den ‚War for Talents‘ zu gewin- sie nicht verlieren wollen, Halteprämien an. nen, ist das Employer Branding umso wich- Diese seien „das Allerletzte“, heißt es aus den tiger“, sagt Daub. Ein guter Ruf als sozialer Reihen der Outplacement-Berater. Bleibe- Arbeitgeber zahle sich da aus, was viele Ins- prämien ließen die Motivation in das un- titute im Finanzbereich bereits erkannt terste Kellergeschoss sinken, denn sie schaff- haben. „Zum guten Ruf trägt vor allem bei, ten eine Zweiklassengesellschaft im Unter- wie man Mitarbeiter in Stresssituationen nehmen. Um dies zu verhindern, bieten Unterneh- behandelt, wie dies eine Trennung darstellt“, Wir suchen so der Outplacement-Experte Daub. Denn AUFHEBUNGSVERTRAG BIETET vor allem ehemalige Mitarbeiter entschei- RECHTSSICHERHEIT den darüber, ob über einen Arbeitgeber Den eigentlichen Vorteil von einvernehmli- positiv gesprochen würde oder nicht. chen Trennungen per Aufhebungsvertrag „Ein Unternehmen wird letztendlich sieht Martin Troß für die Unternehmen vor auch daran gemessen, wie es im Trennungs- allem darin, dass schnell Rechtssicherheit Senior Consultants fall handelt und ob es sich in einer solchen herrsche. „Bei einer Kündigung folgt fast (m/w) Ausnahmesituation fair verhält oder eben reflexartig die Kündigungsschutzklage, ein nicht. Das trägt auch bei den anderen Mit- Streit vor dem Arbeitsgericht, und damit für arbeitern mit dazu bei, das Vertrauen in die das Unternehmen das Risiko, im Falle eines Bank aufrechtzuhalten“, bestätigt Tren- Unterliegens monate- oder jahrelang Lohn nungsberater Troß. Zudem seien die Mitar- nachzahlen und den Mitarbeiter darüber beiter meist auch Kunden der Bank. Ende hinaus weiterbeschäftigen zu müssen. Da ein Arbeitsverhältnis im Streit, könne der kommen schnell große Summen zusam- ehemalige Mitarbeiter im Familien- und men“, so Troß. Im Vergleich dazu fielen die Freundeskreis relativ schnell nicht nur den Kosten von Trennungsmanagement und Ruf des Instituts beschädigen, sondern dies Outplacement kaum ins Gewicht. für unsere Standorte in Erlangen, Frankfurt, Göttingen, Stuttgart ↙ wiederum auch Anlass beispielsweise für den Abzug von Anlagegeldern sein. „Die Investition in Outplacement lohnt sich für das Unternehmen“, ist Beraterin Riechers überzeugt. Nicht nur die Mitarbei- AUTORINNEN: Anja Kühner und Anita Mosch arbeiten als freie Journalistinnen in Düsseldorf und Frankfurt am Main. Von-Steuben-Straße 20 48143 Münster Dipl. Volkswirt Werner Wirth Tel: 0251/2103-120 E-Mail: werner.wirth@asi-online.de www.asi-online.de