Karrieren von Hochschullehrerinnen an der Humboldt

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Karrieren von Hochschullehrerinnen an der Humboldt
Humboldt-Universität zu Berlin
Philosophische Fakultät III
Institut für Kultur- und Kunstwissenschaften
Karrieren von Hochschullehrerinnen an der Humboldt-Universität Berlin
Untersuchungen am Beispiel der Pädagogischen Fakultät und Sektion Pädagogik
zwischen 1950 und 1975
Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra Artium
im Fach Geschlechterstudien/Gender Studies
Eingereicht von:
Beate Ronneburger
beate.ronneburger@student.hu-berlin.de
Matrikel 143312
Wissenschaftliche Gutachter:
PD Dr. Ulrike Mietzner
Prof. Dr. Gert Geißler
Strausberg, den 27. August 2006
Inhalt
1
Einleitung ................................................................................................................ 5
2
Universitätskarrieren von Frauen und Hochschulentwicklung in der DDR
und an der Humboldt-Universität Berlin von 1950 bis 1975 –
Forschungsstand und Forschungsfragen ............................................................. 8
2.1
2.2
2.3
2.3.1
2.3.2
2.3.3
2.3.4
2.3.5
Quantitative Erhebungen zu Frauen an der Pädagogischen Fakultät/Sektion
Pädagogik................................................................................................................. 9
Biographische Forschungen zu Hochschullehrerinnen an der HumboldtUniversität Berlin................................................................................................... 11
Gesellschaftliche und universitäre Rahmenbedingungen für
Wissenschaftlerinnen ............................................................................................. 13
Der sozialistische Umbau der Universitäten in der DDR ............................ 14
Die Nachwuchs- und Berufungspolitik der 1950er bis Mitte der 1970er
Jahre ............................................................................................................... 15
Universitäre Frauenförderung allgemein...................................................... 20
Frauenförderung an der Humboldt-Universität Berlin................................. 24
Offene Forschungsfragen .............................................................................. 25
3
Methodisches Vorgehen ....................................................................................... 26
4
Pädagogische Fakultät und Sektion Pädagogik der Humboldt-Universität
Berlin als Karrierekontext: Aufbau und Entwicklung ..................................... 32
5
Wissenschaftlerinnen im wissenschaftlichen Nachwuchs, im Lehrkörper und
in Leitungspositionen an der Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik von
1950-1975 – quantitative Analyse....................................................................... 40
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
5.7
Nachkriegsprofessorinnen und Nachkriegsdozentinnen an der Pädagogischen
Fakultät................................................................................................................... 40
Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs in den 1950er und 1960er Jahren.... 41
Wissenschaftliche Qualifikation von Frauen an der Pädagogischen Fakultät .... 43
Aufsteigerinnen und Hochschullehrerbestand an der Pädagogischen Fakultät .. 47
Karriereschub für Frauen an der Sektion Pädagogik 1968 bis 1975.................... 48
Frauen in den Leitungsebenen – Vergleich von Pädagogischer Fakultät und
Sektion Pädagogik ................................................................................................. 51
Zwischen karriereöffnender Fakultätszeit und kleinem Karriereschub an der
Sektion Pädagogik ................................................................................................. 53
2
6
Aufstiegsmöglichkeiten und Begrenzungen für die Karrieren von
Hochschullehrerinnen in sich wandelnden Rahmenbedingungen ................... 55
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6
7
Beschreibung der Untersuchungsgruppe............................................................... 56
Universitäre Laufbahnen ausgewählter Hochschullehrerinnen in Kurzporträts. 58
Frauenförderung – Impulse versus Erfolgsquote.................................................. 65
Bedeutung der Habilitation in Berufungsverfahren.............................................. 72
SED-Mitgliedschaft und gesellschaftlich-politische Tätigkeit............................. 80
Wirkung institutioneller Binnendifferenzierung und Umstrukturierung auf
Hochschullehrerinnenkarrieren ............................................................................. 88
Karrierechancen von Hochschullehrerinnen: Günstiger als erwartet und
doch begrenzt – Resümee und Ausblick ............................................................. 95
Abkürzungen ................................................................................................................ 100
Tabellen ........................................................................................................................ 101
Dokumente ................................................................................................................... 115
Quellen- und Literaturverzeichnis ................................................................................ 129
3
Verzeichnis der Tabellen und Dokumente im Anhang
Tabelle 1. Überblick über Anordnungen, Maßnahmen, Berichte und Beratungen, die die
universitäre Frauenförderung betrafen. ............................................................. 101
Tabelle 2. Überblick über den Frauenanteil und die Anzahl der Frauen in der
Hochschullehrerschaft 1954, 1962,1965:.......................................................... 105
Tabelle 3a. Verteilung der Geschlechter auf die Institute der Pädagogischen Fakultät
1951/52 bis 1967/68 .......................................................................................... 106
Tabelle 3b. Anteil der Frauen am wissenschaftlichen Personal an den Instituten der
Pädagogischen Fakultät 1964, 1965, 1966 in % ............................................... 107
Tabelle 4. Verteilung von Frauen und Männern auf Leitungspositionen an der
Pädagogischen Fakultät der HUB 1946/47 bis 1967/68 ................................... 108
Tabelle 5a. Verteilung von Frauen und Männern im Lehrkörper der Pädagogischen
Fakultät der HUB 1946/47 bis 1967/68 ............................................................ 109
Tabelle 5b. Zahl der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer an der Pädagogischen
Fakultät der HUB 1946/47 bis 1967/68 ............................................................ 110
Tabelle 5c. Entwicklung der Zahl der Professoren, Professorinnen und Emeriti an der
Pädagogischen Fakultät der HUB 1946 bis 1967 ............................................. 111
Tabelle 6. Berufungen von Frauen und Männern zu Dozenten und Professoren zwischen
1968 und 1976 an der Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik.................. 112
Tabelle 7. Struktur und kadermäßige Besetzung der Sektion Pädagogik 1975............ 113
Tabelle 8. Gesamtzahl der Professoren und Dozenten an verschiedenen Sektionen der
HUB 1969 ......................................................................................................... 114
Dokument 1: Schreiben zur Frauenförderung an den Prorektor (1965)....................... 115
Dokument 2: Bericht zur Habilitation von Frau W. (1965) ......................................... 118
Dokument 3: Gutachten zu Frau A. (1968) .................................................................. 123
Dokument 4: Gutachten zu Herrn S. (1968)................................................................. 125
Dokument 5: Antrag auf Berufung zur Dozentin (Frau W.) ........................................ 127
4
1
Einleitung
Selbst in den Fächern, die spätestens Anfang der sechziger Jahre vorwiegend in
Frauenhand waren, hing die Zahl der Hochschullehrerinnen weit hinter der des
männlichen Lehrkörpers zurück. 1962 bildeten insgesamt 38 Professoren den
pädagogischen Nachwuchs aus, doch unter ihnen standen nur zwei Frauen hinter
dem Katheder. (Budde 2003:166)
Dieses Zitat aus einer Untersuchung über Wissenschaftlerinnen in der DDR ist einer der
wenigen Hinweise, die man in der Literatur zu Hochschullehrerinnen an Pädagogischen
Fakultäten finden kann, wenn man sich für jene Hochschullehrerinnen interessiert, die
nach den ersten Nachkriegsprofessorinnen in der Pädagogik aufstiegen. Wie die
Historikerin
Budde
mit
ihrer
Aussage
verdeutlicht,
fiel
die
Zahl
der
Hochschullehrerinnen auch im Fach Pädagogik nicht besonders hoch aus, obwohl
gerade in diesem Fach der Anteil der Studentinnen hoch war und insofern auch ein
höherer Anteil an Hochschullehrerinnen zu erwarten wäre. Buddes Aussage vermittelt
allerdings lediglich in das Jahr 1962 einen Einblick – wenn auch keinen sehr
vielversprechenden für das Thema dieser Arbeit.
Vor dem Hintergrund der Forschung über Frauen an der Humboldt-Universität Berlin
und einiger Hinweise über Hochschullehrerinnen in der DDR-Pädagogik in Studien
über Wissenschaftlerinnen der 1950er und 1960er Jahre der DDR wurde die Frage
dieser
Arbeit
entwickelt:
Welche
Karrieremöglichkeiten
eröffneten
sich
für
Wissenschaftlerinnen an der Pädagogischen Fakultät und an der Sektion Pädagogik
1950 bis 1975 an der Humboldt-Universität? Speziell wird danach gefragt, in welchem
Umfang Frauenkarrieren an dieser Fakultät und Sektion erfolgten, und welche
Karrieremöglichkeiten sich unter den damaligen Rahmenbedingungen am Beispiel von
ausgewählten Hochschullehrerinnen ablesen lassen.
Mit dieser Fragestellung steht die Arbeit im Kontext der frauengeschichtlichen
Forschung an der Humboldt-Universität sowie der geschlechtergeschichtlichen Studien
über DDR-Wissenschaftlerinnen der Nachkriegsjahre bis 1970. Zugleich leistet sie
einen Beitrag zur institutionsgeschichtlichen Forschung zur Pädagogik an der
Humboldt-Universität Berlin.
Für diese Untersuchung wurde der Zeitraum 1950 bis 1975 gewählt, da in diesem
Zeitraum wichtige Entwicklungen und Veränderungen stattfanden, die für Karrieren von
Hochschullehrerinnen von besonderem Interesse sind: In dieser Zeit wurden die
Universitäten und der Zugang zur Hochschullehrerschaft in der DDR deutlich
5
umgestaltet, das heißt, die Hochschulen wurden in sozialistische Universitäten
umgewandelt. Dazu konstatiert Budde:
Eigentlich hätten alle Umstrukturierungsmaßnahmen, die auf ein Aufbrechen
traditioneller Autonomie- und Hierarchiemuster des Hochschullehrerberufs zielten
und schrittweise den Erziehungsauftrag zuungunsten der Forschertätigkeit
aufwerteten, Frauen zugute kommen müssen. Schließlich zerschlugen die Reformen
sukzessive dicht gewebte Männernetzwerke der Universitäten, die ein weibliches
Vordringen jahrzehntelang abgewehrt hatten. Überdies hätte die neue
Hochschätzung der pädagogischen Aufgabe, die ja traditionell und auch durch den
SED-Staat immer wieder als besonderes weibliches Talent herausgestrichen
wurde, gerade den Blick auf Frauen als Hochschullehrerinnen lenken können.
(Budde 2003:163)
Aus Buddes Ausführungen geht hervor, daß die Umstrukturierungen an DDRUniversitäten zu dieser Zeit für Wissenschaftlerinnen bessere Karrieremöglichkeiten
als vor 1945 hätten eröffnen können, aber in der Realität nicht dazu führten.
Bei der Pädagogischen Fakultät der HUB handelte es sich um eine sehr „junge“
universitäre Einrichtung. Sie wurde 1946 an der Universität Berlin1 eröffnet und in der
folgenden Zeit stark ausgebaut, nachdem sie der drohenden Schließung entgangen war.
An der Pädagogischen Fakultät emeritierten die Nachkriegsprofessoren recht bald, so
daß Professuren neu besetzt werden konnten. Des weiteren ist interessant, daß im
Untersuchungszeitraum in der DDR die universitäre Frauenförderung eingeführt wurde,
die dazu beitragen sollte, die Zahl der Hochschullehrerinnen zu erhöhen.
In dieser Arbeit werden die Karrieren von denjenigen Wissenschaftlerinnen untersucht,
die i.d.R. zuvor von Nachkriegsprofessoren und Nachkriegsprofessorinnen ausgebildet
wurden. Die Nachkriegssituation selbst soll allerdings nicht fokussiert werden, weil es
sich um eine Ausnahmesituation handelte. Das Ziel dieser Arbeit ist, den Aufstieg von
Hochschullehrerinnen unter den universitären Bedingungen in der DDR und speziell an
der Pädagogischen Fakultät zu verfolgen und dabei einen differenzierten Beitrag zu
leisten. Die hier untersuchten Wissenschaftlerinnen der Pädagogischen Fakultät
erreichten zumeist bis Mitte der 1970er Jahre an der Sektion Pädagogik die höchste
Position ihrer universitären Laufbahn. Intendiert ist dabei, insbesondere nach den
Karrierechancen
dieser
Wissenschaftlerinnen
zu
fragen,
da
in
bisherigen
Untersuchungen über Wissenschaftlerinnen in der DDR vor allem Karrierehindernisse
dargestellt wurden.
In der vorliegenden Arbeit wird zunächst ein Überblick gegeben über sozial-, frauen1
In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde die heutige Humboldt-Universität Berlin allgemein
Universität Berlin genannt. 1949 erhielt sie den Namen Humboldt-Universität (Walther 2003:143, 150).
6
und geschlechtergeschichtliche Studien zu Wissenschaftlerinnen in der DDR von 1945
bis 1975 (Kapitel 2). Hierbei handelt es sich zum einen speziell um die Ergebnisse zu
Hochschullehrerinnen in der Pädagogik der DDR und insbesondere an der HUB. Zum
anderen werden die Resultate der zentralen Studien über Wissenschaftlerinnen der
1950er und 1960er Jahre der DDR dargestellt. Diese vermitteln, in welchem Kontext
Wissenschaftlerinnenkarrieren in der DDR erfolgten, und welche spezifischen
Bedingungen für die universitäre Laufbahn von Frauen in der DDR relevant waren.
Diese Forschungsergebnisse bilden die notwendige Basis für die eigene Auswertung der
Archivquellen.
Im Kapitel 3 werden das methodische Vorgehen und die untersuchten Quellen, wie
Personalverzeichnisse, Berufungsakten und Akten zur Frauenförderung, erläutert.
Daran schließt sich die Untersuchung des Forschungsgegenstandes an. Dieser
empirische Hauptteil der Arbeit gliedert sich in drei größere Abschnitte: Um die
Karrieren von Wissenschaftlerinnen zu untersuchen, wird zuerst der spezifische
Karrierekontext von Hochschullehrerinnen an der Pädagogischen Fakultät und Sektion
Pädagogik der Humboldt-Universität vorgestellt, indem die Entwicklung und sich
verändernde Organisationsstrukturen der Fakultät und Sektion skizziert werden (Kapitel
4). Das geschieht, um die Laufbahnen der Wissenschaftlerinnen zu verorten und eine
Vorstellung davon zu vermitteln, in welchem institutionellen Rahmen die hier
untersuchten Wissenschaftlerinnen aufstiegen. Für dieses Kapitel werden die
institutionelle Entwicklung und Struktur der Fakultät und Sektion bis 1975
rekonstruiert. Soweit dies möglich ist, werden Hintergründe für die in diesem Kapitel
beschriebenen Entwicklungen und Veränderungen ausgeführt.
Über das Ausmaß von Wissenschaftlerinnenkarrieren an den in Kapitel 4 vorgestellten
Institutionen geben die Ergebnisse des Kapitels 5 „Wissenschaftlerinnen im
wissenschaftlichen Nachwuchs, im Lehrkörper und in Leitungspositionen an der
Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik von 1950-1975 – quantitative Analyse“
Auskunft. Um zu eruieren, wie zahlreich die Aufsteigerinnen an Fakultät und Sektion
im untersuchten Zeitraum waren, wird in diesem Kapitel folgenden Fragen
nachgegangen: Wie viele Frauen stiegen in den Nachkriegsjahren an der Fakultät auf?
(Kapitel 5.1) Waren Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs der 1950er und 1960er
Jahre und damit an der Ausgangsbasis für Karrieren vertreten? (Kapitel 5.2) Besaßen
Wissenschaftlerinnen die für eine Karriere notwendige wissenschaftliche Qualifikation?
Wie viele Nachwuchswissenschaftlerinnen wurden in das Frauenförderprogramm der
7
1960er Jahre aufgenommen? (Kapitel 5.3) Gehörten Frauen zu den in den Stellenplänen
der Fakultät eingeplanten Hochschullehrern? Wie viele Frauen gehörten zu den
potentiellen Aufsteigern, und wie viele von ihnen erhielten eine Stelle als
Hochschullehrerin? (Kapitel 5.4 und 5.5) Welche Leitungspositionen übernahmen
Wissenschaftlerinnen an der Fakultät und Sektion, in welcher Zahl? (Kapitel 5.6)
An das als Überblick angelegte Kapitel 5 schließt sich eine vertiefende Analyse von 10
ausgewählten Hochschullehrerinnenkarrieren in Kapitel 6 zu Aufstiegsmöglichkeiten
und Begrenzungen für die Karrieren von Hochschullehrerinnen in sich wandelnden
Rahmenbedingungen an. Die Gruppe der für diese Untersuchung ausgewählten
Wissenschaftlerinnen wird in Kapitel 6.1 beschrieben und in Kapitel 6.2 werden die
einzelnen Wissenschaftlerinnen in Kurzporträts vorgestellt. Im Anschluß werden die
Hochschullehrerinnenkarrieren entlang der Aspekte Frauenförderung (Kapitel 6.3),
Habilitation (Kapitel 6.4), SED-Mitgliedschaft und gesellschaftlich-politische Tätigkeit
(Kapitel 6.5) sowie institutionelle Neuerungen der Fakultät und Sektion (Kapitel 6.6)
untersucht. Diese Analysefoki wurden einerseits anhand vorliegender Studien sowie
andererseits aus dem vorliegenden empirischen Material entwickelt.
Der Anhang beinhaltet Tabellen, die die zahlenmäßige Entwicklung von Frauen und
Männern in der Hochschullehrerschaft an der Pädagogischen Fakultät und Sektion
Pädagogik dokumentieren. Darüber hinaus enthält er eine Auswahl aus den
untersuchten Quellen, um exemplarisch einen näheren Einblick in Dokumente zu
ermöglichen, die in Kapitel 6 analysiert wurden.
2
Universitätskarrieren von Frauen und Hochschulentwicklung in
der DDR und an der Humboldt-Universität Berlin von 1950
bis 1975 – Forschungsstand und Forschungsfragen
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die Karrieren von Frauen an der
Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik der Humboldt Universität Berlin von 1950
bis 1975. Die Aufstiegsverläufe von Wissenschaftlerinnen in der Pädagogik der HUB
im genannten Zeitraum standen bisher nicht explizit im Mittelpunkt wissenschaftlicher
Forschungen. Allerdings können für die Darstellung des Forschungsstandes Arbeiten
aus dem nahen thematischen Umfeld herangezogen werden, die für das Thema relevant
sind. So werden in einem ersten Teil des Forschungsstandes Untersuchungen
8
vorgestellt, die sich – für den benannten Zeitraum – mit Wissenschaftlerinnen an der
HUB allgemein beschäftigen.
Da die Pädagogische Fakultät/Sektion Pädagogik der HUB als Institution zum
Wissenschaftssystem der DDR gehörte, bedarf es für diese Arbeit auch wissenschaftlich
begründeter Aussagen über Frauen in der DDR-Wissenschaft für den betrachteten
Zeitraum generell. Dafür eignen sich insbesondere die Ergebnisse von GunillaFriederike
Budde
und
Ralph
Jessen,
weil
sie
in
ihren
sozial-
und
geschlechtergeschichtlich angelegten Studien über Wissenschaftlerinnen in der DDR die
Zeit der 1950er und 1960er Jahre behandeln und allgemeine Rahmenbedingungen
herausgearbeitet haben, in denen sich auch die Karrieren der Hochschullehrerinnen an
der Pädagogischen Fakultät und Sektion Pädagogik vollzogen. Diese werden im zweiten
Teil des Forschungsüberblicks ausführlich vorgestellt.
2.1
Quantitative
Erhebungen
zu
Frauen
an
der
Pädagogischen
Fakultät/Sektion Pädagogik
Der
Datenbestand
zur
zahlenmäßigen
Entwicklung
des
Anteils
von
Wissenschaftlerinnen an der Pädagogischen Fakultät der HUB ist eher gering und
lückenhaft. Teilerkenntnisse für den Zeitraum vor 1968, also die Zeit der Pädagogischen
Fakultät, liefert die Untersuchung der Soziologin Ulla Ruschhaupt in der 2003
erschienenen Publikation zur Geschichte von „Frauen an der Universität Unter den
Linden“. Sie erfaßt geschlechtergebunden die Zahl der Assistenten und Oberassistenten
an der Pädagogischen Fakultät, wie auch aller anderen Fakultäten der HUB, für die
Jahre 1960, 1962 und 1964 sowie die Anzahl der Professoren und Dozenten im Jahr
1951/52 und 1962/63 an der HUB (Ruschhaupt 2003b:185ff.). Sie stellt dabei fest, daß
sich die Zahl der Frauen bei den Professoren (1951/52: 241 Männer/10 Frauen) und der
Frauenanteil der Dozenten (1951/52: 9,4%, d.h. 64 Männer/6 Frauen) nur geringfügig
veränderte (1962/63: bei den Professoren 244 Männer/11 Frauen, bei den Dozenten
10,4% bzw. 182 Männer/19 Frauen). Bis 1962 geriet die Ausgrenzung von Frauen aus
der Professorenschaft zwar „etwas in Bewegung“, aber es handelte sich nur um „einige
Ausnahmefrauen“, die bis zur Professorin aufstiegen (ebd.:183, 189). Zur Zahl der
Assistentinnen und Oberassistentinnen konstatiert sie, daß relativ viele Frauen Anfang
der 1960er Jahre als Assistentinnen an der HUB arbeiteten, aber nur sehr wenige als
Oberassistentinnen (ebd.:189f.).
9
Darüber hinaus enthielt nur noch die Studie von Ralph Jessen „Akademische Elite und
kommunistische Diktatur. Die ostdeutsche Hochschullehrerschaft in der Ulbricht-Ära“
(1999) Angaben zum Anteil von Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs und in der
Hochschullehrerschaft der DDR-Pädagogik – hier bezogen auf alle Pädagogischen
Fakultäten bzw. einige Pädagogische Institute der DDR für die Jahre 1954, 1962 und
1965. In der DDR-Pädagogik fiel demnach der Frauenanteil bei den Professoren von
7,8% (1954) auf 5,4% (1965), bewegte sich aber trotzdem noch über dem allgemeinen
DDR-Durchschnitt von 2,8 % (1954) und 3,6 % (1965) (Jessen 1999: 390). Jessen
belegt mit seinen Daten außerdem, daß bei den Dozenten an den Pädagogischen
Fakultäten/Instituten im Zeitraum von 1954 bis 1965 der Frauenanteil leicht stieg, von
9,1% auf 11,5% (ebd.:470ff.).2
Die Studien „Frauen der Intelligenz. Akademikerinnen in der DDR 1945 bis 1975“ von
Gunilla-Friederike Budde (2003) und „Akademikerinnen in der Nachkriegszeit. Ein
Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR“ von Bärbel Maul
(2002) konzentrieren sich zwar stärker auf Frauen als Jessens Arbeit, enthalten aber
ausschließlich allgemeine Daten zu Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs und in
der Hochschullehrerschaft der DDR. Aus ihren Angaben geht hervor, daß der
Frauenanteil zwischen 1955 und 1961 bei den Professoren in der DDR mit ca. 3% sehr
niedrig blieb und bei den Dozenten von 9,7 auf 7,4% fiel – im Unterschied zum
Frauenanteil bei den Dozenten in der Pädagogik der DDR. Für den wissenschaftlichen
Nachwuchs zeigen sie, daß der Frauenanteil bei den Oberassistenten geringer war als
bei den Assistenten. Hervorgehoben wird von beiden der sprunghafte Anstieg der
Assistentinnenanzahl von 1958 zu 1961 und damit auch des Frauenanteils an den
Assistenten (Budde 2003:164f. u. Maul 2002b:309). Klaus-Peter Horn erfaßt in seiner
Untersuchung
zur
institutionellen
und
personellen
Entwicklung
der
Erziehungswissenschaft in Deutschland von 1919 bis 1965 (2003) u. a. die Anzahl der
Professorinnen und Professoren der Erziehungswissenschaft. In seiner Studie allerdings
bleiben die Professoren (Männer und Frauen) jener DDR-Institute an Pädagogischen
Fakultäten außen vor, die er nicht zur Erziehungswissenschaft zählt, zum Beispiel die
fachdidaktischen Institute. Zwischen 1945 und 1965 vertraten demnach an den
wissenschaftlichen Hochschulen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in der
DDR 69 Professoren und 4 Professorinnen die Erziehungswissenschaft. Zum Vergleich:
2
Siehe auch zum Vergleich verschiedener Fakultäten für diese Jahre Tabelle 2 im Anhang dieser Arbeit.
10
In den westlichen Besatzungszonen und in der BRD lehrten im gleichen Zeitraum 100
Professoren und 2 Professorinnen (Horn 2003:173f., eigene Auszählung).
Da zur Pädagogischen Fakultät der HUB kaum Datenerhebungen und über die Zeit nach
1968, also nach der 3. Hochschulreform und der Umwandlung der Fakultät in eine
Sektion Pädagogik, gar keine verwertbaren Daten zur Verfügung standen3, wurden diese
durch eigene empirische Erhebungen erbracht (vgl. Kapitel 5).
2.2
Biographische Forschungen zu Hochschullehrerinnen an der HumboldtUniversität Berlin
Auch qualitative empirische Forschungen zu Frauen als Hochschullehrerin an der HUB
allgemein und in der Pädagogik im speziellen, sind nicht sehr zahlreich. Hier sind
insbesondere
die
von
Simone
Kreher
herausgegebenen
Ergebnisse
eines
Projekttutoriums in dem Band „An ihnen wird Geschichte deutlich. Sieben Porträts
ehemaliger Wissenschaftlerinnen der Humboldt-Universität“ (1999) und die Arbeiten
von Ulla Ruschhaupt zu nennen.4 In dem Projekt wurden mit Wissenschaftlerinnen der
HUB
(des
hier
interessierenden
Untersuchungszeitraums)
lebensgeschichtliche
Interviews durchgeführt. Zwar arbeitete keine der Interviewten an der Pädagogischen
Fakultät, gleichwohl sind drei zentrale Ergebnisse auch für die vorliegende Arbeit
interessant: 1. Da vor dem Mauerbau (1961) wissenschaftliches Personal der HUB nach
Westdeutschland abwanderte und nach dem Bau der Mauer die Grenzgänger und
Grenzgängerinnen ausschieden, bestand an der HUB ein Mangel an qualifiziertem
Personal. Von dieser Situation profitierte der wissenschaftliche Nachwuchs, auch der
weibliche, weil sich unter diesen Bedingungen gute Chancen auf eine schnelle
wissenschaftliche Laufbahn eröffneten. 2. Maßnahmen der 3. Hochschulreform
beeinflußten die Berufsperspektiven von zwei interviewten Wissenschaftlerinnen
negativ. 3. Die Biographinnen schätzten die Aktionen zur Frauenförderung an der
Universität als irrelevant für ihren beruflichen Werdegang ein. Ihre Karriere verdankten
sie ihrer Darstellung nach glücklichen Umständen oder männlicher Förderung. An
3
Eine Studie von Hildebrandt gibt einen Einblick in den Frauenanteil an den Hochschullehrern ab 1975
(dies. 1989:9), aber nicht in einzelne Sektionen der HUB. Das gleiche gilt für einen Projektbericht von
Burkhardt und Scherer (dies. 1993:34ff.).
4
Zur HUB insgesamt: Ruschhaupt (1999a,b, 2001, 2003a,b,c), Zentrum für interdisziplinäre
Frauenforschung 2001, dort insbes. Ruschhaupt) Eine Veröffentlichung über die „Pädagogik unter den
Linden“ widmet sich in dem Zeitraum 1946 bis 1968 an der Pädagogischen Fakultät primär den beiden
Professoren Robert Alt und Heinrich Deiters (vgl. Wiegmann 2002).
11
einem Interview wurde hingegen für Ruschhaupt deutlich, daß sich Frauenförderpläne
durchaus förderlich für die universitäre Laufbahn erwiesen (Ruschhaupt 1999b: XVIff.)
In der Publikation „Von der Ausnahme zur Alltäglichkeit. Frauen an der Universität
Unter den Linden“ von der Ausstellungsgruppe an der HUB (2003) stellen die
Autorinnen u.a. Karriereverläufe von Wissenschaftlerinnen verschiedener Fakultäten
und Generationen in Kurzporträts vor, u.a. die o.g. interviewten Frauen. Zum einen
werden erste Professorinnen porträtiert, die nach dem 2. Weltkrieg – meist zügig – als
Hochschullehrerin eingesetzt wurden. Hierzu gehören drei Kurzbiographien der ersten
Professorinnen
der
Pädagogischen
Fakultät
der
HUB
(Ruschhaupt/Reinsch
2003a:161ff.). Zum anderen werden insbesondere kurze Berufsbiographien von
Professorinnen vorgestellt, die unter den Rahmenbedingungen der Stabilisierung des
partei- und gewerkschaftspolitischen Machtanspruchs und des Stellenausbaus an den
Universitäten sowie der eingeführten Frauenförderung an der HUB aufstiegen. Hier
stehen vor allem Professorinnen im Zentrum, die relativ zügig aufstiegen und Ende der
1950er bis Mitte der 1960er Jahre ihr Amt an der HUB antraten, u.a. Rita Schober und
Anita Grandke (Ruschhaupt 2003b:184ff., 2003c:211ff.).5 Für Frauen, die ab 1968 als
Hochschullehrerin eingestellt wurden, liegen drei Porträts vor. Zwei von ihnen stehen
für
Wissenschaftlerinnenkarrieren,
auf
deren
Berufsperspektiven
die
dritte
Hochschulreform negative Auswirkungen hatte. Die universitäre Laufbahn von
Marianne Friedländer (Afrikanistik) wurde begrenzt, weil der Schwerpunkt Afrikanistik
– und damit auch der einzige Lehrstuhl dieses Forschungsbereichs – der Universität
Leipzig zugeordnet wurde. Afrikanistik konnte nach „zähen Verhandlungen“ als
Teilbereich des Forschungsschwerpunktes Asienwissenschaften an der HUB bleiben,
allerdings mit einer personellen und finanziell schlechteren Ausstattung. Marianne
Friedländer wurde unter den veränderten Bedingungen lediglich Oberassistentin (dies.
1999b:XVII, 2003c:208ff.). Auch in der Biologie wurde an der HUB ein Lehrgebiet
aufgegeben. Daraufhin brach Ilse Jahn (Biologie) ihre begonnene Habilitationsschrift ab
und änderte ihren wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkt. Sie arbeitete sich in ein
neues Fach ein, in dem sie 1980 eine Dozentur übernahm. Die dritte Frau, Eva
5
Klaus-Peter Horn rekonstruiert in seiner Untersuchung zu „Erziehungswissenschaft in Deutschland im
20. Jahrhundert“ (2003) die institutionelle und personelle Entwicklung der Erziehungswissenschaft 1919
bis 1965 und präsentiert dazu Ergebnisse nach Standorten, zu denen auch Berlin und die HUB zählen. Die
von ihm erstellten kurzen Berufsbiographien von Professorinnen und Professoren der
Erziehungswissenschaft eröffnen lediglich einen Einblick in die Berufsbiographie von Gertud Rosenow,
die von Ulla Ruschhaupt bereits zuvor porträtiert wurde (Horn 2003:322, Ruschhaupt 2001:75). Er
vermittelt partiell eine Vorstellung von der institutionellen Struktur der Pädagogischen Fakultät an der
HUB.
12
Kaufmann, wurde 1975 als Dozentin und 1977 als Professorin in der Germanistik ohne
ebengenannte Schwierigkeiten bei ihrem Aufstieg eingestellt (dies. 1999b:XVII,
2003c:210f., 213).
Ruschhaupt konstatiert, insbesondere für die Zeit nach 1968, daß wenige biographische
Eckdaten zu Wissenschaftlerinnen an der HUB dokumentiert sind (dies. 2003c:213). In
der Veröffentlichung wird insbesondere für diese Zeit eine Reihe offener Fragen zu
Frauen an der HUB aufgeführt: Wie wirkten sich die inhaltlichen und strukturellen
Veränderungen der 3. Hochschulreform auf die Berufsperspektiven von Frauen aus?
Wie setzte sich der Lehrkörper an der HUB nach 1968 zusammen?
In Publikationen über andere Universitäten in Ostdeutschland wurde nicht näher auf
Hochschullehrerinnen in der Pädagogik eingegangen, so daß auch dort keine
Informationen zum Vergleich vorliegen.6
Insgesamt ist mit Budde festzustellen, daß über Wissenschaftlerinnen in der DDR des
hier interessierenden Untersuchungszeitraums noch nicht viel geforscht wurde und
damit auch über Akademikerinnen an der HUB für die Zeit 1945 bis 1970 bisher wenig
publiziert wurde (dies. 2002:106, 2003:20f.).7
2.3
Gesellschaftliche
und
universitäre
Rahmenbedingungen
für
Wissenschaftlerinnen
Zu den in der Forschungsliteratur stärker ausgearbeiteten Feldern gehören die Themen,
die einen Einblick in die allgemeinen und universitären Rahmenbedingungen von
Wissenschaftlerinnenkarrieren
geben,
zum
Beispiel
die
gesellschaftlichen
6
Vgl. zu den Universitäten Jena: Horn 1999, zu Greifswald: Herrmann/Ritthaler 1999, zu Rostock:
Neumann 1999, zu Rostock und Greifswald: Arrieta 2001, zu Leipzig: Krause 2003. Auch in
Veröffentlichungen über Universitäten Westdeutschlands lassen sich keine Hochschullehrerinnen aus
dem Bereich der Erziehungswissenschaft zum Vergleich hinzuziehen (zur Freien Universität Berlin: Bock
1990 und Färber 1998, zu München: Bußmann 1993 und für das Land Bayern: Häntzschel/Bußmann
1997). Ein Vergleich mit der BRD wird dadurch erschwert, daß das statistische Bundesamt erst seit 1980
systematisch die Daten für das Hochschulwesen nach Geschlecht differenziert erhebt (Kootz/Kriszio
1996:618). Maul stellt in ihrer Ost-West-Vergleichsstudie über Akademikerinnen keine Ergebnisse zu
Hochschullehrerinnen in der Erziehungswissenschaft der BRD vor (dies. 2002b).
7
Auch die Publikationen von Pasternack (die Bibliographien von 1994, 1999, 2000-2005 und die
Eröffnungsbilanz aus dem HoF Wittenberg 2001) ergaben keine weiteren für das Thema der Arbeit
relevanten Veröffentlichungen. Vgl. insbesondere die Bibliographie „Wissenschaft und Hochschulen in
Ostdeutschland seit 1945“ seit 1999 in der Zeitschrift „hochschule ost“ (seit 2001 „die hochschule“).
Über Hochschullehrerinnen in der DDR-Pädagogik existieren eher Arbeiten vor oder nach dem hier
fokussierten Zeitraum. Kersting (2000) betrachtet den Zeitraum 1945-1955, und hier quantitative
Entwicklung bei Professorinnen, Dozentinnen und Lehrbeauftragten in der Erziehungswissenschaft und
Psychologie. Macha/Klinkhammer/Hildebrandt (1994) und Macha/Hildebrandt (1997) untersuchen
Erziehungswissenschaftlerinnen der DDR im Transformationsprozeß im Zuge der Wende von 1989.
13
Rahmenbedingungen für Akademikerinnen, das Frauenstudium, Frauen(leit)bilder in
der DDR, darunter das Wissenschaftlerinnenbild, die Nachwuchs- und Berufungspolitik
an den DDR-Hochschulen der 1950er und 1960er Jahre, Untersuchungen zur ersten und
zweiten Hochschullehrergeneration nach 1945, die Hochschulreformen an DDRUniversitäten und die Frauenförderung. Zu diesen Forschungsarbeiten zählen die
Studien „Die Grenzen der Emanzipation – Aufstiegsbarrieren für Frauen in der DDR“
von Gertrud Pfister (1987) und vor allem Gunilla-Friederike Budde mit ihren
Untersuchungen „Paradefrauen. Akademikerinnen in Ost- und Westdeutschland“
(1997), „Frauen der Intelligenz. Akademikerinnen in der DDR 1945-1975“ (2003) und
Ralph Jessen „Akademische Elite und kommunistische Diktatur“ (1999) sowie Bärbel
Maul „Akademikerinnen in der Nachkriegszeit. Ein Vergleich zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der DDR“ (2002).
Auf diese für die vorliegende Arbeit wichtigen Forschungsergebnisse soll im folgenden
näher eingegangen werden, weil sie allgemeine Aussagen über den Kontext von
Karrieren
an
Universitäten
enthalten,
die
auch
für
die
hier
untersuchten
Hochschullehrerinnenkarrieren interessant sind. Verbunden mit einer historischen
Kurzdarstellung zur Hochschulentwicklung in der DDR sollen dabei insbesondere die
Arbeiten von Budde, Jessen und Maul ausführlich dargestellt werden. Dabei sind die
hier für die gesamte Hochschullandschaft der DDR getroffenen Aussagen auch kritisch
zu hinterfragen. Sie werfen Fragen auf, die anhand der differenzierteren Untersuchung
am Beispiel der Fakultät/Sektion Pädagogik der HUB in den folgenden Kapiteln wieder
aufgegriffen und geprüft werden.
2.3.1 Der sozialistische Umbau der Universitäten in der DDR
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Universitäten in der SBZ und DDR
entsprechend der neuen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Funktion,
Struktur und Organisation sowie Personal umgestaltet. Nach Jessen wurden die
Universitäten
in
dieser
Neuausrichtung
von
„relativ
autonomen
Wissenschaftsrepubliken [...] deren innere Angelegenheiten in den Händen eines
privilegierten Ordinarienpatriziats lagen“ zu einem „Teil eines zentralisierten
Staatsapparates, der alle Ansprüche auf Wissenschaftsautonomie und Selbstverwaltung
verwarf und statt dessen widerspruchslose Unterordnung unter die Weisung der
führenden Partei verlangte“ (Jessen 1999:430).
14
Die Umgestaltung zu sozialistischen Universitäten ging damit einher, die Macht der
Ordinarien bei der Assistentenwahl stark einzuschränken, die Habilitation zu einem
akademischen Grad ohne Lehrbefugnis umzugestalten, die Aspirantur als neuen Weg
für die wissenschaftliche Laufbahn zu errichten und die Anforderungen an den
wissenschaftlichen Nachwuchs und die Kriterien für die Rekrutierung neuer
Hochschullehrer zu verändern. Diese Umstrukturierungsmaßnahmen hätten aus der
Perspektive von Budde auch Frauen zugute kommen müssen, weil sie darauf gerichtet
waren, traditionelle Autonomie- und Hierarchiemuster des Hochschullehrerberufes
auszuhebeln (Budde 2003:161ff.). Wie Budde feststellt, „zerschlugen die Reformen
sukzessive dicht gewebte Männernetzwerke der Universitäten, die ein weibliches
Vordringen jahrzehntelang abgewehrt hatten“ (ebd.:163). Der Erziehungsauftrag wurde
zuungunsten der Forschungstätigkeit aufgewertet. Gerade diese „neue Hochschätzung
der pädagogischen Aufgabe, die ja traditionell und auch durch den SED-Staat immer
wieder als besonderes weibliches Talent herausgestrichen wurde“ hätte Frauen, so
Budde weiter, stärker als geeignete Hochschullehrerinnen ins Blickfeld rücken können
(ebd.:163).
2.3.2 Die Nachwuchs- und Berufungspolitik der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre
Im Laufe der 1950er und 1960er Jahre wurden die Anforderungen an den
wissenschaftlichen Nachwuchs und an die Kandidaten und Kandidatinnen für
Ernennungen und Berufungen verändert. Ende der 1950er Jahre rückten bei
Personalentscheidungen neben der SED-Mitgliedschaft die soziale Herkunft (nach
Jessen: „Unterschichtsherkunft“) sowie die Tätigkeit und Bewährung in der
außeruniversitären Praxis in den Vordergrund, während die Habilitation an Bedeutung
verlor (Jessen 1999:102). Dahinter stand, daß die SED bestrebt war, den akademischen
Rekrutierungsprozeß unter ihre politische Kontrolle zu bringen, um den Aufbau eines
loyalen, nicht-bürgerlichen Professorats durchzusetzen und die Personalentwicklung an
den Hochschulen an die Bedürfnisse des zentral geplanten Bildungs- und
Wissenschaftssystems anzupassen (ebd.:130). Jessen bezeichnet die Habilitation –
bezugnehmend auf Bourdieu – als „wissenschaftliches Kapital“, die SEDMitgliedschaft als „politisches Kapital“ und die Herkunft als „soziales Kapital“
(ebd.:399f.). Er kommt zu dem Ergebnis, daß die SED-Mitgliedschaft im Vergleich zur
sozialen Herkunft einen höheren „Kurswert“ für wissenschaftliche Karrieren hatte
(ebd.:403). Daß diese Veränderungen politisch intendiert waren, läßt sich auch daraus
15
entnehmen, daß hierfür nicht von Anfang an eine gesetzliche Basis bestand. Offenbar
waren
es
die
politischen
Entscheidungsträger
der
Kaderplanung
(Jessen:
„Kaderplaner“), die Mitte der 1960er Jahre forderten, die offiziellen Ernennungs- und
Berufungskriterien zu verändern und dies gesetzlich zu verankern. Wie Jessen belegt,
war der Anlaß hierfür, daß die Universitäten sich zu der Zeit in ihren
Personalentscheidungen zu wenig von politischen Kriterien leiten ließen (ebd.:120f.).
Budde bewertet diese Veränderungen als Deprofessionalisierungsprozesse (dies.
2003:292).8
Die SED-Mitgliedschaftsrate und die Habilitationsrate bei den Professoren differierten
in den universitären Disziplinen. Die Pädagogik gehörte laut Jessen zu jenen Fächern
mit durchschnittlichen bis hohen SED-Mitgliedschaftsraten und durchschnittlichen bis
niedrigen Habilitationsraten (Jessen 1999:406).9 Ob das auf Frauen gleichermaßen
zutraf, wurde bei Jessen nicht ausgeführt. Allerdings stellt er fest, daß Frauen für den
Aufstieg zur Dozentin oder Professorin höhere wissenschaftliche und politische
Leistungen erbringen mußten. Dies leitet Jessen aus der höheren Habilitationsquote bei
Professorinnen (im Vergleich zu Männern) und der höheren SED-Mitgliedschaftsquote
bei Dozentinnen und Professorinnen (im Vergleich zu Männern) ab (ebd.:391 u. 395f.).
Da sich laut Budde zwar die Zahl der promovierten und habilitierten Frauen erhöhte,
aber „die hoch- und höchstrangigen Stellen im Hochschul- und Akademiebereich […]
fest in Männerhand“ blieben, konstatiert die Autorin, daß selbst habilitierte Frauen mit
habilitierten Männern nicht gleichermaßen konkurrieren konnten. Wie Budde
herausarbeitet, wurden Frauen in der Wissenschaft statt in den Hochschullehrkörper
insbesondere in die wissenschaftliche Mitarbeiterschaft integriert. Eine Position, die
ihrer Meinung nach „eingebaute Karrierebremsen“ enthielt (Budde 2003:183 u. 302f.).10
Im Unterschied zu Jessen und Budde thematisiert Maul die gesellschaftliche Arbeit und
hält fest, daß diese als ein Garant für einen „Aufstieg im Sozialismus“ galt. Für eine
Karriere bildete jene gesellschaftliche Arbeit eine gute Aufstiegsbasis, bei der
Leitungskompetenz erworben werden konnte, zum Beispiel in einer gewerkschaftlichen
Funktion (Maul 2002b:359f.). Von Nachwuchswissenschaftlerinnen wurde ebenso wie
8
Tendenzen, die definierte Berufsstandards „verwässern oder gar aufheben“ werden, „gemeinhin“ als
Deprofessionalisierung bezeichnet (Budde 2003:292). Professionalisierungsprozesse umfassen u. a. die
Festschreibung von Zugangsvoraussetzungen zu bestimmten Berufen (Wetterer 1992:7).
9
Wie seinem Tabellenanhang zu entnehmen ist, trifft diese Aussage auch auf Dozenten zu (Jessen
1999:473ff.).
10
Buddes Ausführungen nach handelte es sich hier um eine Hilfsfunktion und einen Status, der zwar eine
wissenschaftliche Qualifikation nicht ausschloß, diese hatte aber außerhalb der gesetzlichen Arbeitszeit
zu erfolgen (Budde 2003:175).
16
von Männern verlangt, daß sie gesellschaftspolitischen Pflichten nachkamen. Frauen
begegneten dieser Forderung zum Teil mit dem Argument, daß sie häusliche
Verpflichtungen
hatten
(ebd.:319).
Es
gab
Überlegungen,
Frauen
von
gesellschaftspolitischen Aufgaben zu entlasten. Dies wurde aber u. a. mit der
Begründung abgelehnt, daß Frauen auf diese Weise politisch unmündig würden. Ein
Lösungsvorschlag
des
Problems
lautete,
bei
Frauen
„familiennahe“
gesellschaftspolitische Aktivitäten gelten zu lassen, zum Beispiel Funktionen im
Elternaktiv. Man ging davon aus, diese Aktivitäten könnten Frauen leichter mit ihren
häuslichen Verpflichtungen verknüpfen. Aus Mauls Sicht wurden Frauen die weniger
einflußreichen und machtpolitisch uninteressanteren Aufgaben überlassen (ebd.:359).11
Im Rahmen der 3. Hochschulreform 1968 wurde das Hochschulwesen der DDR neu
geordnet. Die Berufungsbestimmungen und die Bezeichnungen der Hochschullehrer
wurden verändert, aber auch die Forschungs- und Ausbildungsschwerpunkte neu gesetzt
(Ruschhaupt 2003c:203). Hinzu kam das auch für die Pädagogische Fakultät der HUB
Entscheidende: Die bisherigen Fakultäten wurden durch Sektionen ersetzt, die eine neue
Struktur bildeten (vgl. auch Kapitel 4).
Nach 1945 waren in der SBZ zunächst die alten Hochschullehrerkategorien
(ordentlicher und außerordentlicher Professor, Dozent) übernommen worden.
Allerdings wurde der Beamtenstatus nach Kriegsende in einen Angestelltenstatus
umgewandelt (Burkhardt/Scherer 1997:286). Auf diese Weise konnte Hochschullehrern
nach 1945 innerhalb einer bestimmten Frist gekündigt werden, so daß jene aus den
Universitäten entlassen werden konnten, die sich dem Staat gegenüber nicht so loyal
verhielten, wie dies von ihnen erwartet wurde (Jessen 1999:224f.).12 Die im Zuge dieses
Umbauprozesses 1969 in Kraft getretene Hochschullehrerberufungsverordnung
(HBVO) führte neue Bezeichnungen für die Hochschullehrer ein. Zuvor zählten zu den
Professoren: Professoren mit Lehrstuhl, Professoren mit vollem Lehrauftrag und
Professoren mit Lehrauftrag.13 Daneben existierten die Positionen „mit der
Wahrnehmung einer Professur bzw. Dozentur beauftragt“. Wahrnehmungsprofessurenbzw.
Dozenturen
wurden
nach
1945
eingeführt,
um
mit
nichthabilitierten
Wissenschaftlern die Personalknappheit zu überbrücken und vakante Professuren,
11
Auf mögliche Konsequenzen für Karrieren geht Maul in diesem Zusammenhang nicht ein.
Mit diesem veränderten Status verloren Professoren nach 1945 nicht sofort alle Privilegien. Näheres
dazu in Jessens Studie (ders. 1999:223ff.)
13
Diese Bezeichnungen werden von Ruschhaupt auf der Basis der Personalverzeichnisse der HUB
aufgeführt (dies. 2003b:190).
12
17
Dozenturen und Institutsdirektorenposten besetzen zu können.14 Erst 1968 wurde dieser
Status wieder abgeschafft (Jessen 1999:80). Nach der 3. Hochschulreform zählten zu
den Hochschullehrern: ordentliche Professoren/Dozenten, Honorarprofessoren bzw. dozenten sowie außerordentliche Professoren/Dozenten. Hochschuldozenten stellten in
den Hochschulen der DDR eine eigenständige Hochschullehrerkategorie dar und nicht
eine Vorstufe zum Professorenstatus. In der Regel wurden aber aus dem Kreis der
Hochschuldozenten die Professoren rekrutiert. Die HBVO von 1968 definierte für
ordentliche Professoren und für Hochschuldozenten die gleichen Tätigkeitsmerkmale
und
Anforderungen.
Die
Berufung
zu
außerordentlichen
Professoren
und
außerordentlichen Dozenten erfolgte, um einzelne Dozenten oder wissenschaftliche
Mitarbeiter persönlich auszuzeichnen. Die Berufenen behielten ihre bisherige Planstelle
bei,
so
daß
kein
Lehrstuhl
oder
eine
Dozentur
errichtet
werden
mußte
(Burkhardt/Scherer 1997:287). Das Wort Berufung wurde seit 1968 verwendet, wenn
eine Person als Dozent oder Professor eingestellt wurde.15 Zuvor wurde in Ernennung
und Berufung differenziert.16
Mit der neuen HBVO wurden auch die akademischen Grade neu geordnet: Von nun an
gab es nicht mehr die Promotion und Habilitation, sondern die Promotion A und
Promotion B.17 Wesentlich war: Die Promotion B, die funktional an die Stelle der
Habilitation trat, wurde in der HBVO für die Berufung zum Hochschullehrer nicht
ausdrücklich gefordert.18 Damit erhielt die Habilitation bzw. Dissertation B auch
gesetzlich einen sekundären Stellenwert für die Hochschullehrerlaufbahn. Zwischen
1968 und 1975 veränderte sich allerdings auch die Bedeutung der Habilitation bzw.
Promotion B in den Berufungsverfahren. Das eigentliche Berufungszertifikat wurde die
Fakultas docendi (Lehrbefähigung). Jessen bezeichnet dieses Zertifikat als eine Art
kumulative Bestätigung politischer, pädagogischer und fachlicher Kompetenzen. Die
Fakultas konnte unabhängig von der Promotion A oder B verliehen werden (Jessen
1999:122).
14
Diese hatten alle Rechte, Pflichten und Einkünfte eines regulären Stelleninhabers, führten aber nicht
den Amtstitel und konnten nicht an Habilitationen mitwirken.
15
Vgl. HBVO, Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S. 999.
16
In dieser Arbeit wird für die Zeit bis 1968 – wie dies an den Hochschulen der DDR zu dieser Zeit
üblich war – in Ernennung (zum Dozenten/zur Dozentin) und Berufung (zum Professor/zur Professorin)
differenziert. Ab 1968 heißt es – gemäß der neuen Hochschullehrerberufungsverordnung der DDR – in
dieser Arbeit, daß Frauen zu Dozentinnen bzw. Professorinnen berufen wurden. Wenn von der Berufung
(zur Hochschullehrerin) die Rede ist, bezieht sich dies auf Dozentinnen und Professorinnen.
17
Verordnung über die akademischen Grade vom 6. November 1968, Gesetzesblatt der DDR, Berlin
1968, Teil II, Nr. 127, S. 1022ff.
18
Weitere Einzelheiten zu den „Voraussetzungen der Berufung zum Hochschullehrer“ können der neuen
HBVO entnommen werden (Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S. 999).
18
Diese veränderte Nachwuchs- und Berufungspolitik wird in der vorliegenden Arbeit
neben der Frauenförderung als karriererelevante Rahmenbedingung eingestuft. Wie sich
die obengenannten Veränderungen auf die universitären Laufbahnen von Frauen an der
HUB auswirkten, ist bisher kaum erschlossen und wird am Beispiel der Sektion
Pädagogik der HUB genauer zu untersuchen sein.
Jessen kommt zu dem Schluß, daß Wissenschaftlerinnen von den veränderten
Zugangsbedingungen zum Hochschullehrerberuf nicht profitierten (ders. 1999:395f.):
„Selbst als 1968 die Habilitation abgeschafft und durch die fakultative Dissertation B
ersetzt wurde, fuhren die Universitäten fort, an die Berufung von Frauen strengere
Maßstäbe anzulegen.“ (ebd.:396). Zu dieser Aussage gelangt Jessen auf der Basis von
internen Berichten des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen (MHF). Das
Ministerium war hingegen bereit, die Berufungsstandards bei Frauen flexibel zu
handhaben. Dahinter stand das Interesse, die Anzahl von Frauen bei den
Hochschullehrern zu steigern. 1969 stand in einem Strategiepapier des MHF, daß eine
dogmatische Auslegung der Berufungsstandards überwunden werden müsse und andere
Leistungen von Frauen, wie ihre Leitungstätigkeit, im Falle ihrer Einstellung als
Hochschullehrerin zu berücksichtigen seien. Während das Ministerium 1970 einerseits
die strengen Maßstäbe für Frauen an den Universitäten kritisierte (ebd.:396), kam von
parteipolitischer Seite ein anderes Signal: Die neue Berufungsordnung war noch nicht
lange in Kraft, da fürchtete die Abteilung Wissenschaften des ZK der SED einen Verfall
der Fachqualifikationen (ebd.:125f.).19 Jessen verfolgt in seiner Arbeit über die
Hochschullehrerschaft
in
der
Ulbricht-Ära
diese
sich
wandelnden
gesellschaftspolitischen Rahmungen: Seit Mitte der 1970er Jahre legte das MHF
folgerichtig verstärkt Wert auf die Dissertation B. Es hielt die Universitäten und
Hochschulen dazu an, die entsprechenden Professoren und Dozenten zum Abschluß der
Dissertation B zu bewegen, um die großen Rückstände bei den Graduierungen in allen
Hochschulen zu reduzieren (ebd.:127f.). Jessen stellt zwar fest, daß auch nach der 3.
Hochschulreform die Habilitationspflicht bei Frauen seitens der Universitäten strenger
gehandhabt wurde als bei Männern – obwohl diese wissenschaftliche Qualifikation
19
Das Zentralkomitee (ZK) stellte in der DDR das höchste Organ der SED zwischen den Parteitagen dar:
Das ZK führte laut einem Lexikon aus DDR-Zeit die Beschlüsse des Parteitags aus und leitete die
gesamte Tätigkeit der SED (BI Handlexikon 1983:1362). Alle wichtigen gesellschaftlichen Bereiche,
Organisationen und Institutionen sollten im ZK repräsentiert sein. Das ZK besaß somit einen Apparat mit
verschiedenen Abteilungen, u.a. die Abteilung Wissenschaft. Diese Abteilungsleiter verfügten in hohem
Maße über Macht und Einfluß. Der Leiter der Abteilung Wissenschaft war z.B. gegenüber dem Minister
für Hoch- und Fachschulwesen weisungsberechtigt (Herbst/Ranke/Winkler 1994:1216ff.).
19
keine Voraussetzung mehr für die Berufung zum Hochschullehrer war, er führt aber
nicht aus, welche Auswirkungen die sich wandelnden und zum Teil widersprechenden
politischen Zielsetzungen auf die Karrieren von Hochschullehrerinnen hatten. Hierin
liegt ein weiteres Thema für die vorliegende Untersuchung.
Wie Jessen sieht auch Budde kaum verbesserte Karrierechancen für Frauen, die der
Umbau zur sozialistischen Universität zumindest rein theoretisch impliziert hätte
(Budde 2003:163). Reale Aufstiegschancen eröffneten sich nach ihrer Meinung für
Frauen nicht. Im Gegenteil: Als Vertreterinnen der weiblichen Genusgruppe sahen sie
sich den Ergebnissen von Jessen und Budde zufolge primär mit Hindernissen für
wissenschaftliche Karrieren konfrontiert, die auch durch die Frauenförderung nicht
aufgehoben wurden.20 Das wird insbesondere bei der Einstellung als Hochschullehrerin
deutlich:
Weder der Ausbau der Aspirantur zu einem Instrument gezielter Frauenförderung
noch die Sonderlehrgänge änderten nämlich etwas an der geschlechtsspezifischen
Selektivität der Berufungen. Auch wenn die Hochschulen in den sechziger Jahren
wohl bereit waren, eine Frau zu habilitieren, stand die Berufung auf einem ganz
anderen Blatt. […] Die entscheidende Hürde des Berufszugangs blieb die Berufung
selbst. (Jessen 1999:387).
Auch hierzu soll eine genauere Betrachtung der Situation von Frauen als
Wissenschaftlerinnen an der Sektion Pädagogik der HUB Aufschluß geben.
2.3.3 Universitäre Frauenförderung allgemein
Die Gleichberechtigung von Frauen auf allen Ebenen gehörte zum politischen
Selbstverständnis und zur proklamierten staatlichen Zielsetzung der DDR. Ruschhaupt
zufolge wurde dieses Ziel allerdings nicht so ernsthaft verfolgt, wie man es erwarten
würde. Sie begründet dies mit der Feststellung, daß viele Gesetze, Verordnungen,
Maßnahmen und Empfehlungen zeitlich erst spät, Ende der 1950er und Anfang der
1960er Jahre, von partei- und gewerkschaftspolitischen Gremien der DDR
verabschiedet wurden. – Gemessen an der in der BRD vergleichsweise weit geringeren
Durchsetzungskraft der Gleichberechtigungsidee in dieser Zeit mag diese Kritik etwas
20
Budde zeigt u.a. an dem Folgenden, daß der Einstieg in die und der Aufstieg in der Wissenschaft für
Frauen bei allen Karriereschritten deutlich schwerer als für Männer war: an Frauen wurden Tätigkeiten
delegiert, um Männern die Laufbahn zu erleichtern; Frauen wurden vor allem als wissenschaftliche
Mitarbeiterinnen eingestellt (die Stelle mit schlechter Möglichkeit aufzusteigen); Frauen wurden in
Spezialgebiete abgedrängt und aus dem Kreis der Wissenschaftsgemeinschaft weitgehend ausgeschlossen
(z.B. da sie kaum an Konferenzen teilnahmen); weniger qualifizierte Männer wurden eingestellt;
männliche Nachwuchswissenschaftler kamen insbesondere durch Aufforderung und Delegation zu ihren
Stellen und Frauen mußten vor allem Eigeninitiative ergreifen; höhere wissenschaftliche und politische
Leistungen wurden von Frauen erwartet (vgl. Budde 2003:170ff.) Vgl. auch Jessen 1999:391ff.
20
weit hergeholt sein.21 – Gleichwohl stand in der DDR hinter der ideologischen
Forderung zur Frauenemanzipation die wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Regierung
der DDR reagierte hiermit auf den in den 1950er und 1960er Jahren gestiegenen Bedarf
an qualifizierten Fachkräften. Vor diesem Hintergrund galt es, die Integration von
Frauen in „alle Bereiche des Produktionsprozesses“ und damit auch in die Wissenschaft
zu forcieren (Ruschhaupt 2003d:215).
Seit Anfang der 1960er Jahre wurde eine institutionelle Frauenförderung an
Universitäten
als
Aufgabe
Hochschullehrerschaft
und
gestellt,
in
um
leitenden
u.
a.
den
Funktionen
Frauenanteil
zu
in
erhöhen.
der
Das
Frauenkommuniqué „Die Frau, der Frieden und der Sozialismus“, das am 23.12. 1961
in der Tageszeitung „Neues Deutschland“ veröffentlicht wurde, gab den wesentlichen
Anstoß für eine breite Kampagne zur Qualifizierung der Frauen und damit auch für die
universitäre Frauenförderung.
Die hinter dieser Kampagne stehenden Geschlechtermuster werden von Maul und
Budde eher kritisch bewertet. Wie Maul feststellt, wurde hier das staatssozialistische
Frauenleitbild in den Dienst der Qualifizierungskampagne gestellt und modifiziert. An
die Stelle der erwerbstätigen Frau (das Frauenleitbild der 1950er Jahre), rückte die
qualifizierte berufstätige Frau, die mit Sicherheit und Sachverstand in der Wissenschaft
agierte und zugleich Mutter war (Maul 2002b:224).
Zu den ersten Maßnahmen im Rahmen der universitären Frauenförderung ab 1961
zählte, daß das Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen (SHF) die Universitäten
dazu anhielt, Frauenförderpläne aufzustellen und die Rektoren zu halbjährlichen
Berichten über Frauenförderung verpflichtete (Jessen 1999:385). Wie Jessen
herausarbeitet, wurde erst in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre mit konkreten
Maßnahmen begonnen. Dazu gehörte, Voraussetzungen für die Einstellung von
Hochschullehrerinnen zu schaffen. Frauen sollte der Abschluß der Dissertation
erleichtert werden. Dafür richtete das MHF 1967 die „Frauensonderaspirantur“ ein. Im
Rahmen dieser nur für Frauen geltenden Aspirantur sollten sich Frauen ausschließlich
auf die Realisierung ihrer Dissertation konzentrieren können und hierfür ein Stipendium
erhalten. Weitere unterstützende Maßnahmen kamen hinzu. So veranstaltete das
Ministerium 1969 zwei „Frauenlehrgänge“, um Wissenschaftlerinnen auf die Berufung
zur Dozentin und zur Professorin vorzubereiten (Jessen 1999:385f. u. Budde 2003:188).
21
Das läßt sich u.a. daran ablesen, daß an den Hochschulen der BRD Frauenförderung und Frauenpolitik
weder in den unmittelbaren Nachkriegsjahren noch in der Phase der Hochschulexpansion in den 1960er
und 1970er Jahren ein Thema war (Kootz/Kriszio 1996:465).
21
Eine durch das Ministerium 1967 entworfene Regelung, die ermöglichen sollte, Frauen
bei gleicher gesellschaftlicher und fachlicher Eignung bei der Ernennung oder Berufung
Männern vorzuziehen (Jessen 1999:388), wurde zwar nicht realisiert, kann aber als eine
für jene Zeit höchst fortschrittliche Idee gelten.22
Wie sich Karrieren von Frauen an verschiedenen Fakultäten und Sektionen unter diesen
Karrierebedingungen
gestalteten,
wurde
in
den
genannten
Studien
nicht
herausgearbeitet. Thematisiert wurden primär die Hindernisse, mit denen Frauen an
Universitäten der DDR bei ihrer wissenschaftlichen Laufbahn konfrontiert waren und
die Ursachen für die – wie die Autoren schlußfolgern – in der DDR gescheiterte
universitäre Frauenförderung. Über den Umgang mit Frauenförderung an den
Hochschulen konstatieren Maul und Jessen, daß sie in den 1960er Jahren keinen
positiven Einfluß auf den Frauenanteil in der Hochschullehrerschaft ausübte (Maul
2002a:67, Jessen 1999:389f.). Maul begründet dies u.a. damit, daß die für die
Einstellung von Frauen wichtigen Vorentscheidungen direkt in den Instituten getroffen
wurden und die dort in der Leitung tätigen Wissenschaftler kaum davon zu überzeugen
waren, daß Frauenförderung zu ihren Dienstaufgaben gehöre. Zum Teil wehrten sie
sich, so Maul, hartnäckig gegen Versuche der Hochschulleitung und des SHF, die
Einstellung von Frauen vorzuschreiben (Maul 2002b:316f.).
Die angeordneten Frauenförderpläne wurden demnach durchaus nicht überall entwickelt
und wenn, dann enthielten sie meist keine konkreten Maßnahmen für die zu fördernden
Frauen. Das sei zwar kritisiert, aber letztlich hingenommen worden. Auch existierte in
den Partei- und Gewerkschaftsleitungen, so Maul, kaum ein Interesse, sich für den
Erfolg der Frauenförderung einzusetzen (Maul 2002a:67f.).
Die Frauenförderung sei außerdem von geringem Erfolg gewesen, weil festgeschriebene
Frauenfördermaßnahmen nicht immer realisiert wurden, Frauenförderung mangelhaft
kontrolliert wurde, Hochschulen personell schlecht ausgestattet waren und insbesondere
bei SED-Funktionären traditionelle Geschlechterrollenvorstellungen bestanden (Maul
2002b:332ff. u. 354ff.). Zudem setzte die allgemeine Qualifizierungsoffensive für
Frauen unter dem Gesichtspunkt eines realisierbaren Aufstiegs relativ spät ein (Budde
2003:304f.).
22
Tabelle 1 (im Anhang dieser Arbeit) gibt einen Überblick über Anordnungen, Maßnahmen,
Beratungen und Berichte, die die universitäre Frauenförderung (insbesondere von Hochschullehrerinnen)
betrafen. Es handelt sich um eine DDR Perspektive, da das zugrundeliegende Material 1989 in der DDR
veröffentlich wurde.
22
Hinzu kam, wie Budde und Jessen herausarbeiten, ein weiteres wesentliches Hemmnis:
In der DDR hatte die bildungsmäßige Förderung der sozialen Klasse der Arbeiter und
Bauern, als die „führende Klasse“, eine weit höhere Priorität als die Frauenförderung.
Die Arbeiter- und Bauernförderung war stärker akzeptiert als die Frauenförderung
(Budde 2003:305). Die klassenmäßige Umstrukturierung an den Universitäten zu
realisieren, wurde laut Budde demnach weit wichtiger eingestuft, als die Integration von
Frauen in die Wissenschaft (ebd.:304). Frauenförderung wurde, so auch Jessen, im
Unterschied zur Arbeiter- und Bauernförderung nicht mit zentralen Problemen der
Systemlegitimation und der Herrschaftssicherung verknüpft, sondern “ökonomischpragmatisch und in deutlich herabgestuftem Maße normativ-legitimatorisch begründet”
(Jessen 1999:397). Während also, wie Jessen konstatiert, die soziale Öffnung der
Hochschullehrerschaft im Ergebnis einer Höhergewichtung der Arbeiter- und
Bauernförderung Erfolge aufweisen konnte, blieben Frauen weitestgehend aus der
Hochschullehrerschaft ausgeschlossen (ebd.:396f.). Für ihn zeigen sich darin Gründe
für die von ihm diagnostizierte Erfolglosigkeit der universitären Frauenförderung in der
DDR.
Budde und Jessen führen weitere Hemmnisse auf: So wurde angenommen, daß Frauen
aufgrund der Verpflichtungen für Kinder und Familie längere Zeit für eine
Qualifizierungsarbeit brauchen und häufiger ausfallen würden. In den 1960er Jahren
fehlten für Universitätsangehörige mit Kindern noch Kinderbetreuungsplätze, da die
Kleinkindbetreuung für Akademikerinnen erst verspätet geregelt wurde (Budde
2003:319). Als wesentlicher Faktor für die nicht durchgesetzte Frauenförderung wurde
von den Entscheidungsträgern auch die notwendige Effektivität wissenschaftlichen
Arbeitens ins Feld geführt, die bei Frauen nicht gegeben sei (Jessen 1999:393).
Entgegen der „allgemeinen Gleichstellungsrhetorik“ wurden auch vor diesem
Hintergrund
bevorzugt
Männer
eingestellt,
um
den
Arbeitsausfall
durch
Schwangerschaft zu vermeiden. Außerdem herrschten an den Hochschulen für
Nachwuchswissenschaftler durch den permanenten Mangel an Personal ungünstige
Rahmenbedingungen, die sich insbesondere auf Frauen negativ auswirkten (Maul
2002b:317f.).
Im Sinne tradierter Geschlechtervorstellungen wurde, wie Budde erläutert, von Frauen
erwartet, daß sie ihre „besonderen Fähigkeiten“ in die Wissenschaft einbringen, zum
Beispiel Ordnungsliebe, Sparsamkeit und Einfühlungsvermögen, und nicht „wie
Männer“ in der Wissenschaft agieren. Das angeblich typisch Weibliche sollte für die
23
Wissenschaft verwertet werden. Mit dieser Vorstellung öffnete sich laut Budde
einerseits die Möglichkeit zu rechtfertigen, daß Frauen in die Wissenschaft einbezogen
werden, und andererseits bot sie die Basis für geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in
der Wissenschaft (Budde 2003:171). Budde konstatiert allgemein, daß „nur gewisse
Sparten und Hierarchieebenen, die dann jedoch mit explizit familiarisierten Anstrich
versehen, mit Frauen besetzt wurden“ und auf diese Weise innerberuflich
geschlechtsspezifische Trennlinien entstanden (ebd.:306).
2.3.4 Frauenförderung an der Humboldt-Universität Berlin
In den Forschungsergebnissen von Ruschhaupt und Jessen stellten sich die
Frauenförderung und deren Effekte für die Humboldt-Universität in Berlin z. T. in
unterschiedlicher Weise dar. An der HUB wurde die Debatte über die systematische
Erhöhung des Frauenanteils in der Lehre, Forschung und Leitung 1959 eingeleitet. Im
gleichen Jahr wurde auf Initiative der Universitätsgewerkschaftsleitung der erste
Frauenausschuß geschaffen. Dieser setzte sich dafür ein, schwierige Berufssituationen
von Frauen an der Universität öffentlich bekannt zu machen. Wie Ruschhaupt zeigt, gab
es hier Frauen, die kritisch auf die traditionellen Wissenschaftsstrukturen an der
Universität hinwiesen. Sie thematisierten bestehende Vorurteile zur wissenschaftlichen
Arbeits- und Leistungsfähigkeit von Frauen und forderten eine Veränderung der
bestehenden Arbeitsteilung der Geschlechter an der Universität (Ruschhaupt
2003d:221).23 Die Universitätsleitung forderte ihrerseits dazu auf, Barrieren bei der
beruflichen Entfaltung von Frauen an der HUB abzubauen (ebd.:224).
An
der
HUB
wurde
Universitätsleitung,
der
1961
der
erste
Vorsitzenden
zentrale
des
Frauenförderplan
Frauenausschusses
von
und
der
der
Universitätsgewerkschaftsleitung unterzeichnet. Hier ging es darum, den Anteil von
Frauen in allen Statusgruppen und in Leitungsgremien zu erhöhen sowie die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern (ebd.:224). Der Frauenförderplan
berücksichtigte insbesondere Nachwuchswissenschaftlerinnen. Um die Vereinbarungen
des Frauenförderplanes zu realisieren, wurden an die Fakultäten Empfehlungen zur
Erhöhung des Frauenanteils bei den Promotionen und Habilitationen weitergeleitet.
Außerdem wurde festgelegt, daß die Universität Maßnahmen ausbaut, die Frauen bei
der Kinderbetreuung und der Hausarbeit entlasten sollten (ebd.:225). Die im Herbst
23
Ruschhaupt verweist hier auf Beiträge in der Hauszeitung der HUB zwischen 1959 und 1962.
24
1965 verabschiedeten Grundsätze zur Aufstellung von Kaderprogrammen enthielten
auch den Passus, Frauen individuell zu fördern und zu qualifizieren, um den
Frauenanteil im Lehrkörper und in der Leitung (im wissenschaftlichen wie nichtwissenschaftlichen Bereich) zu erhöhen (ebd.:227).
Am Beispiel der Humboldt-Universität weist Jessen nach, daß in den 1960er Jahren
zwar die Bereitschaft existierte, Frauen zu habilitieren, sie aber bei der Ernennung und
Berufung kaum berücksichtigt wurden (Jessen 1999:387).
Ende der 1960er Jahre war die Frauenförderung an der HUB laut Ruschhaupt zu einem
festen Bestandteil der Universitätspolitik geworden. Die Universitätsleitung unterstützte
offiziell die Maßnahmen, die der Förderung von Frauen dienen sollten und setzte sich
öffentlich mit den erreichten inneruniversitären Veränderungen auseinander (dies.
1999a:58). Ruschhaupt geht – im Unterschied zu Jessen – davon aus, daß der an der
HUB gestiegene Anteil von Frauen bei den Dozenten und Professoren „auch ein
Ergebnis der staatlichen Vorgaben zur Förderung von Frauen und der damit
verbundenen offiziellen personalpolitischen Prioritätensetzungen der Universität war“
(dies. 2001:84).24 Dennoch kommt sie zu dem Ergebnis: Die partei- und
gewerkschaftspolitischen Vorgaben hatten für die Fakultäten und später die Sektionen
lediglich den Stellenwert von Empfehlungen, so daß kein Anreiz- oder Sanktionssystem
zur Erfüllung der Vorgaben über den Frauenanteil in Forschung und Lehre existierte
und die Zielvorgaben und Realisierung weit auseinander klafften. Das Thema
Frauenförderung büßte nach 1971 in den inneruniversitären Debatten der HUB seine
Relevanz ein. Frauenförderung wurde danach in Berichten kaum noch erwähnt (dies.
2003d:228).
Wie die einzelnen Fakultäten, Institute und Sektionen zu der Umsetzung der
Frauenförderung standen, und wie sie sich tatsächlich verhielten, ist noch nicht
erforscht.
2.3.5 Offene Forschungsfragen
In den hier dargestellten Forschungsarbeiten und insbesondere in den Studien von
Budde und Jessen, fällt auf, daß vor allem die Hemmnisse und Hürden für den Aufstieg
24
Diese Aussage ist vor dem Hintergrund folgender Ergebnisse von Ruschhaupt zur HUB zu sehen:
1962/63 lehrten 233 Professoren und 11 Professorinnen, 163 Dozenten und 19 Dozentinnen (Ruschhaupt
2003b:190), 1979 hingegen 281 Professoren und 33 Professorinnen, sowie 277 Dozenten und 58
Dozentinnen (Ruschhaupt 2001:84). Das heißt, die Zahl der Professorinnen und Dozentinnen
verdreifachte sich in dem genannten Zeitraum. Die der Professoren und Dozenten verdoppelte sich im
Vergleich dazu nicht einmal.
25
von Frauen an Universitäten der DDR in den 1950er und 1960er Jahren dargestellt
werden. Aus den bei Jessen und Budde präsentierten Ergebnissen geht nicht hervor, ob
Frauen von den Veränderungen und Entwicklungen an DDR-Universitäten in den
1950er bis 1970er Jahren möglicherweise auch profitiert haben könnten. Diese Frage
stellt sich insbesondere, da die Daten von Jessen zum Frauenanteil bei den Professoren
und Dozenten in der Pädagogik an DDR-Universitäten einen überdurchschnittlichen
Frauenanteil zeigen. Darüber hinaus blieb in den Studien offen, ob zum Beispiel die
ausführlich
behandelte
Frauenförderung
an
allen
Fakultäten
und
Sektionen
gleichermaßen erfolglos blieb. Ebenso bleibt zu fragen, inwiefern das bei Jessen für
Hochschullehrerkarrieren allgemein konstatierte Wertverhältnis von Habilitation und
SED-Mitgliedschaft auch für Wissenschaftlerinnen in der Pädagogik zutraf.
Auf die Entwicklung einzelner Fakultäten und Disziplinen und deren spezifische
Rahmenbedingungen für die Karrieren von Frauen wurde in den Studien nicht genauer
eingegangen. Offen blieb demnach generell, wie die in der Forschung schon gut
ausgearbeiteten
allgemeinen
Rahmenbedingungen
für
Wissenschaftlerinnen
an
Universitäten der DDR in den 1950er und bis 1970er Jahren sich an einzelnen
Fakultäten und Sektionen ausprägten. Wie wirkten der Umbau zur sozialistischen
Universität,
die
neue
Nachwuchs-
und
Berufungspolitik,
die
universitäre
Frauenförderung in der Pädagogischen Fakultät bzw. Sektion? Da die vorhandenen
Forschungsarbeiten hierzu nur begrenzt Auskunft gaben, werden die hier aufgeworfenen
Fragen anhand der Karrieren von Wissenschaftlerinnen an der Pädagogischen
Fakultät/Sektion Pädagogik der Humboldt Universität Berlin von 1950 bis 1975 einer
differenzierten Untersuchung unterzogen. Als eine erweiterte Perspektive zu den
bisherigen Forschungen werden dabei insbesondere auch ihre Karrierechancen
berücksichtigt.
3
Methodisches Vorgehen
Das Ziel der Arbeit ist, wie bereits dargestellt, einen differenzierten Beitrag zu
Hochschullehrerinnenkarrieren unter den universitären Bedingungen der DDR am
Beispiel der Pädagogischen Fakultät und Sektion Pädagogik an der HUB zu leisten.
Karriere wird im Rahmen dieser Arbeit als ein beruflicher Aufstieg beziehungsweise
eine sehr erfolgreiche Berufslaufbahn definiert (Seeg 2000:12) und vor allem daran
26
abgelesen, daß Positionen in der Leitung und Hochschullehrerschaft erreicht wurden. Zu
Hochschullehrerinnen
zählen
in
dieser
Arbeit
–
entsprechend
der
Hochschullehrerberufungsverordnung der DDR – Dozentinnen und Professorinnen.25
Da die vorhandenen Forschungsarbeiten zu Karrierechancen von Wissenschaftlerinnen
nur sehr begrenzt Auskunft geben, war für die vorliegende Untersuchung eine
Auswertung verschiedener Quellen notwendig. Grundsätzlich wurden zweierlei
methodische Zugänge gewählt: Zum einen wurden Personalverzeichnisse und Bestände
des Universitätsarchivs der HUB herangezogen, um quantitativ die Personalsituation an
der Pädagogischen Fakultät und an der Sektion Pädagogik zu ermitteln. Diese eigenen
Aufstellungen und Berechnungen wurden mit bereits bestehenden Erhebungen ins
Verhältnis gesetzt (vgl. Kapitel 5). Zum anderen wurden exemplarisch Akten zur
Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät sowie Personal- und Berufungsakten
von Hochschullehrerinnen inhaltsanalytisch ausgewertet (vgl. Kapitel 6).26
Quantitative Erhebung und Analyse
Die Karrieren von Hochschullehrerinnen der Pädagogischen Fakultät und Sektion
Pädagogik sollen zunächst institutionell verortet werden und somit auch vor dem
Hintergrund der institutionellen Entwicklung untersucht werden können. Im
Unterschied zur Sektion wurde in den bisherigen Untersuchungen nicht die Fach- und
Organisationsstruktur der gesamten Pädagogischen Fakultät der HUB erfaßt. Deshalb
erfolgte zunächst die Rekonstruktion des institutionellen Karrierenkontextes mit Hilfe
der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät bis 1967, jeweils anhand der
Wintersemester. Da die Mehrzahl der Hochschullehrerinnen, deren Karrieren für die
spätere vertiefende Analyse ausgewählt wurden, ihre Laufbahn an einem Institut
begannen, wurde auch dieses Institut in seiner Binnendifferenzierung näher vorgestellt.
Die bereits vorliegende Fach- und Organisationsstruktur der Sektion Pädagogik konnte
mit Hilfe von Akten aus dem Universitätsarchiv über die Sektion zum Teil ergänzt
werden. Die Ergebnisse werden in Kapitel 4 vorgestellt.
25
Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S. 998. Wie Burkhardt/Scherer zu entnehmen ist,
gehörten auch vor 1968 Dozenten und Professoren zu den Hochschullehrern in der SBZ und DDR (dies.
1997:284).
26
Für die Kapitel 4, 5 und 6 wurden zudem folgende Quellen aus dem Archiv der HUB genutzt: Akten
aus dem Rektorat, Akten zur Pädagogischen Fakultät, Akten zur Sektion Pädagogik und Akten aus dem
Bestand des Verwaltungsdirektors. Ein Ordner aus dem Bestand des Archivs der Abteilung für historische
Erziehungswissenschaft des Instituts für Erziehungswissenschaften der HUB wurde hinzugezogen.
27
Zur Pädagogischen Fakultät liegen in den vorhandenen Untersuchungen kaum Daten
über die Anzahl von Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs vor. Auch die Zahl der
Dozentinnen, Professorinnen und Frauen in Leitungsfunktionen an der Pädagogischen
Fakultät und Sektion Pädagogik wurde bisher für den Zeitraum 1950 bis 1975 im
Rahmen der Studien über Wissenschaftlerinnen an der HUB und in der DDR noch nicht
erhoben. Erst die Zusammenstellung dieser Daten für Frauen und Männer eröffnet einen
Überblick darüber, ob und wie Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs vertreten
waren, und in welchem Umfang sie an der Fakultät und Sektion Karriere machten. Um
diese Daten zu eruieren, wurden die Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät
1946 bis 1967 ausgewertet.27 Das im Zusammenhang mit Wissenschaftlerinnenkarrieren
besonders interessante Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der
Pädagogik wurde näher untersucht und Ergebnisse dazu im Kapitel 5 vorgestellt. Ab
1968 lagen für die Fakultät keine Personalverzeichnisse mehr vor.28 Aus diesem Grund
wurde die Hauszeitung der HUB herangezogen, um zu ermitteln, wie viele Frauen (und
Männer) zwischen 1968 und 1975 zu Dozenten und Professoren berufen wurden.29 Zu
den – m. E. karriererelevanten – Aspekten der Frauenförderung und der
wissenschaftlichen Qualifikation wurden die Frauenförderakten der Pädagogischen
Fakultät, das Jahresverzeichnis über die deutschen Hochschulschriften und die
Berufungsakten der Untersuchungsgruppe hinzugezogen.
Die gewonnenen Daten wurden in Diagrammen und Tabellen festgehalten. Sie geben
einen Überblick über Karrieren von Wissenschaftlerinnen an der gesamten
Pädagogischen Fakultät.
Inhaltsanalytische Auswertung von Berufungsakten und Frauenförderakten
Aufgrund der Größe der Pädagogischen Fakultät, ihrer institutionellen und personellen
Entwicklung, insbesondere im Zuge der 3. Hochschulreform, wurde entschieden –
ergänzend
zu
diesen
quantitativen
Analysen
–
exemplarisch
10
Hochschullehrerinnenkarrieren auszuwählen, die näher untersucht werden sollten.
27
Die ersten Nachkriegsjahre wurden einbezogen, um zu zeigen, wie viele Frauen an der Pädagogischen
Fakultät in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg ernannt und berufen wurden.
28
Für die 1970er (und 1980er Jahre) liegen für alle DDR-Universitäten keine Personal- und
Vorlesungsverzeichnisse vor (Schultze 1999:185).
29
In den im Universitätsarchiv der HUB gesichteten Akten zur Pädagogischen Fakultät und Sektion
Pädagogik befanden sich – mit einer Ausnahme – keine Aufstellungen über die Anzahl der Frauen im
wissenschaftlichen Nachwuchs und in der Hochschullehrerschaft. Somit konnte nicht auf in Akten
vorhandene Zusammenstellungen zurückgegriffen werden.
28
Dabei wurde eine qualitative Form der Inhaltsanalyse angewendet, wie sie von Lamnek
(2005:205ff.) vorgestellt wird. Da es sich um ein qualitatives Verfahren handelt, wurde
vorab kein festes Analyseschema entwickelt, sondern versucht, den Inhalt der
untersuchten Dokumente „selbst sprechen zu lassen und aus ihm heraus die Analyse zu
entfalten“ (Lamnek 2005:508).
Als die Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät und die Frauenförderakten
ausgewertet wurden, kristallisierte sich das Institut für Systematische Pädagogik und
Geschichte der Pädagogik insofern als besonders interessant heraus, da für dieses
Institut mehrere Wissenschaftlerinnenkarrieren dokumentiert waren. Für die vertiefende
exemplarische
Analyse
Untersuchungsgruppe
wurden
zusammengefaßt,
jene
Hochschullehrerinnen
deren
Karriereweg
über
zu
dieses
einer
für
Wissenschaftlerinnenkarrieren interessante Institut führte.
Da es sich bei der Ernennung und Berufung um die wesentlichen Karriereschritte einer
universitären Laufbahn handelt, waren diese bei der Analyse der Quellen von
besonderem Interesse. Ausgewertet wurden deshalb die Personal- und Berufungsakten
von jenen (oben genannten) Wissenschaftlerinnen, die für die Untersuchungsgruppe
ausgewählt wurden. Hinzugezogen wurden die Akten zur Frauenförderung an der
Pädagogischen Fakultät, um etwas über die Förderung der Wissenschaftlerinnen der
Untersuchungsgruppe im Vorfeld der Berufung zur Dozentin und Professorin zu
ermitteln. Aufgrund von Sperrfristen waren im Archiv der HUB nur die Akten von zwei
der zuvor gewählten Hochschullehrerinnen zugänglich. Die Berufungsakten der anderen
Hochschullehrerinnen der Untersuchungsgruppe konnten allerdings im Bundesarchiv
eingesehen werden.30
Die Berufungsakten der ausgewählten Hochschullehrerinnen aus dem Bestand des
Bundesarchivs enthielten folgende Unterlagen, die anläßlich der Berufung zur Dozentin
oder Professorin erstellt wurden:
-
von den Kandidatinnen erstellte Personalbögen und Lebensläufe,
-
z. T. Arbeitsberichte und Publikationslisten von den Kandidatinnen,
-
eine von der Kandidatin geschriebene Aufstellung der Lehrverpflichtung von
einem Jahr,
-
Berufungsanträge (inklusive der Anträge für die Errichtung von Dozenturen),
die der Dekan der Fakultät bzw. der Direktor der Sektion aufsetzte,
30
Der Leiter des Universitätsarchivs verwies mich an das Bundesarchiv, da dort für Quellen zur
personengebundenen Forschung andere Regelungen als für das Universitätsarchiv bestehen.
29
-
ein kurzes befürwortendes Schreiben des Rektors,
-
i. d. R. zwei Gutachten beim Berufungsverfahren zur Dozentin und vier
Gutachten beim Berufungsverfahren zur Professorin,31
-
Stellungnahmen der Kaderabteilung,
-
Stellungnahmen der Sektionsgewerkschaftsleitung,
-
eine kurze Stellungnahme des MHF (Abteilung Kader),
-
die Kopie der Berufungsurkunde,
-
die Kopie der Fakultas docendi,
-
eine Urkunde über die Emeritierung oder die Versetzung in den Vorruhestand.
Zu den Bewertungskriterien der Anträge und Gutachten zählten: wissenschaftliche
Arbeit,
Lehre,
Veröffentlichungen,
Anerkennung
in
der
Wissenschaft,
Leitungskompetenz, politische Haltung, Umfang und Art der gesellschaftlichen
Tätigkeit,
Vortragstätigkeit,
Auslandsaufenthalte
und
Teilnahme
an
Tagungen/Kongressen sowie die Persönlichkeit der Kandidatin. Die Praxiswirksamkeit
bzw. der Nutzen für die Praxis wurde bezüglich wissenschaftlicher Arbeit, Lehre und
Publikationen eingeschätzt. In verschiedenen Zusammenhängen ging es um das
„sozialistische Staatsbewußtsein“, das befähigen sollte, die „klassenbewußte“ Erziehung
der Studierenden zu realisieren bzw. insgesamt „ein Kader“ zu sein, der „in all seinen
Arbeits- und Lebensbereichen hohe Leistungen und festes Klassenbewußtsein gezeigt
hat, der seine Kräfte nicht schont, um dem Sieg des Sozialismus zu dienen“ (BArch, DR
3 / B 12326, Blatt 55).32
Die Akten umfaßten 20 bis 90 Blatt und in Ausnahmefällen mehr als 200 Blatt. In die
Untersuchung wurden vor allem die Personalbögen, die Lebensläufe, Berufungsanträge
und die Gutachten über die Kandidatinnen einbezogen.33
31
Die Gutachten über die Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe wurden zum Teil von
Hochschullehrern der HUB, in einem Fall von einer Hochschullehrerin, erstellt und zum Teil von
externen Gutachtern und Gutachterinnen – zum Beispiel von der APW oder vom DFD.
32
In den Bewertungskriterien spiegelt sich die Hochschullehrerberufungsverordnung von 1968 wider. Zu
den Voraussetzungen für die Berufung zur Hochschullehrerin/zum Hochschullehrer gehörten z.B.: „durch
hohe Leistung in Forschung, Lehre und Erziehung im Sinne der sozialistischen Verfassung aktiv zur
Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus und zur Stärkung der Deutschen
Demokratischen Republik beizutragen“, „die rasche Überführung wissenschaftlicher Ergebnisse in die
Praxis zu fördern“, „die Fähigkeit des Bewerbers zur Festigung und Entwicklung des sozialistischen
Staatsbewußtseins der Studenten“ (Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S.997-999).
33
In den Anträgen und Gutachten wurde für die Frauen der Untersuchungsgruppe zum Teil die männliche
und zum Teil die weiblich Form für Dozent verwendet. Wenn es um die außerordentliche oder
ordentliche Professur ging, erschien in den Anträgen und Gutachten hingegen ausschließlich die
männliche Form „Professor“. In dieser Arbeit wird hingegen von der Dozentin oder der Professorin die
Rede sein.
30
Um vor der Analyse einzelner Aspekte der Karrieren von Wissenschaftlerinnen einen
Einblick in die gesamte Karriere der ausgewählten Hochschullehrerinnen zu geben,
wurden berufsbiographische Kurzporträts erstellt. Diese Porträts wurden auf der Basis
der Berufungsakten der genannten Hochschullehrerinnen verfaßt, insbesondere mittels
der Personalbögen und Lebensläufe der Frauen.
Um die Erkenntnismöglichkeiten über die Karrieren der Untersuchungsgruppe zu
erweitern, wurden die Berufungsakten von männlichen Kollegen des gleichen Instituts
(2 Dozenten und 5 Professoren) in den Kapiteln über die Bedeutung der Habilitation,
der
SED-Mitgliedschaft
und
gesellschaftlichen
Arbeit
(Kap.
6.4.
und
6.5)
hinzugezogen. Eine vergleichende Perspektive wurde in die vorliegende Arbeit deshalb
aufgenommen, weil Jessen und Budde konstatieren, daß von Wissenschaftlerinnen
höhere wissenschaftliche und politische Leistungen als von Wissenschaftlern gefordert
wurden.34
Bei der Auswertung der für diese Arbeit verwendeten Quellen war zu bedenken, daß es
sich um schriftliche Quellen handelt, die unter den Bedingungen des politischen
Systems der DDR entstanden. Sie hatten einen offiziellen Charakter und wurden durch
die gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen der DDR geprägt. Das war
insbesondere bei den Berufungsakten zu berücksichtigen. Ihr Aufbau und ihr Inhalt
waren vor dem Hintergrund der damals geltenden politischen Anforderungen – z.B. im
Leitbild
des
„sozialistischen
Wissenschaftlers“35
und
in
der
Hochschullehrerberufungsverordnung – zu reflektieren, die an Hochschullehrkräfte und
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der DDR gestellt wurden. Die
Personalverzeichnisse ausgenommen, handelt es sich um Texte, die von verschiedenen
Akteuren
der
Universität
verfaßt
wurden,
u.
a.
von
den
ausgewählten
Hochschullehrerinnen selbst, vor allem aber von (überwiegend männlichen) Gutachtern
oder den Vorgesetzen der Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe. In der Regel
richteten sich die Texte an übergeordnete Dienststellen. Dies war besonders bei der
inhaltsanalytischen Auswertung der Quellen einzubeziehen.
34
Die Auswahl wurde wie folgt getroffen: Es sollten einerseits Dozenten und Professoren zu der Gruppe
gehören und andererseits Vertreter verschiedener pädagogischer Disziplinen, sowohl etwas länger
etablierter als auch neuerer. Sie sollten zum Teil Disziplinen vertreten, in denen Frauen der
Untersuchungsgruppe arbeiteten und zum Teil Disziplinen, in denen Frauen der Untersuchungsgruppe
nicht tätig waren. Die Männer sollten in etwa die Geburtsjahrgänge der Frauen haben und in der
Zeitspanne an der Pädagogischen Fakultät als Assistenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter begonnen
haben, zu der die Frauen der Untersuchungsgruppe starteten.
35
So wurde das von Walther Ulbricht, Vorsitzender des Staatsrates der DDR, auf dem VII. Parteitag
vorgestellte Leitbild 1968 in der Hauszeitung der Universität veröffentlicht (Humboldt-Universität, Nr. 9
(1968-03-11), S. 1)
31
Durch die Entscheidung für die Berufungsakten als Quelle werden Informationen über
die gewählte Untersuchungsgruppe zugänglich – und zwar unabhängig davon, ob diese
Wissenschaftlerinnen noch am Leben oder zu einem Interview bereit sind. Diese Akten
eröffnen einen Zugang zu den wesentlichen Karriereschritten einer wissenschaftlichen
Laufbahn an der Universität und zu den Aussagen der verschiedenen Akteure, die in das
Berufungsverfahren involviert waren. Darüber hinaus geben die Akten den „Ton der
Zeit“ wieder, in der die Wissenschaftlerinnen ernannt und berufen wurden. Die
Ausführungen in den Akten enthalten nicht eine „Nachwendeperspektive“, wie dies z.B.
in Interviews der Fall wäre, und die m. E. in besonderer Weise berücksichtigt werden
müßte.
4
Pädagogische Fakultät und
Sektion Pädagogik der Humboldt-
Universität Berlin als Karrierekontext: Aufbau und Entwicklung
Nachdem im Kapitel 2 bereits die Rahmenbedingungen vorgestellt wurden, die den
wissenschaftlichen Nachwuchs in den 1950er und 1960er Jahren an den Universitäten
betrafen, wird in den folgenden Ausführungen der spezifische institutionelle
Karrierekontext von Hochschullehrerinnen an der Pädagogischen Fakultät und der
Sektion Pädagogik beschrieben. Die Pädagogische Fakultät stellte nach dem 2.
Weltkrieg an der Universität Berlin eine neue Institution dar. Sie wurde später zum Teil
in die Sektion Pädagogik überführt, als aufgrund der 3. Hochschulreform 1968
Sektionen gebildet wurden. Im folgenden werden sämtliche Institute der Fakultät und
Wissenschaftsbereiche der Sektion Pädagogik vorgestellt. Das Institut für Systematische
Pädagogik und Geschichte der Pädagogik wird genauer beschrieben. Denn es handelt
sich dabei um das Institut, an dem vergleichsweise viele Frauen für eine
Hochschullehrerlaufbahn eingeplant wurden.
Die Gründung von Pädagogischen Fakultäten war nach dem 2. Weltkrieg in der SBZ
umstritten. Als Mitarbeiter der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung setzte
sich der spätere Pädagogikprofessor Heinrich Deiters36 sehr für die Fakultätsgründung
36
Nach dem Kriegsende trat man an Deiters heran, ob er am Aufbau einer zentralen Bildungsverwaltung
in Deutschland mitwirken würde. Zum 1. September 1945 übernahm er in der Deutschen
Zentralverwaltung für Volksbildung das Referat Lehrerbildung. Dort hatte er u. a. die Möglichkeit, sich
für die universitäre Ausbildung aller Lehrer einzusetzen. (Wiegmann 2002:257) Ab 1946 lehrte er an der
Pädagogischen Fakultät als Professor. 1949 bis 1958 leitete er die Pädagogische Fakultät als Dekan
(Geißler/Wiegmann 1995:305).
32
ein (Wiegmann 2002:257f.). Die Pädagogischen Fakultäten wurden in der SBZ an 7
Universitäten auf Grund des Befehls Nr. 205 der SMAD vom 12. Juni 1946 eingerichtet
(Wiegmann 2002:259). An der Universität Berlin wurde die Pädagogische Fakultät am
12. September 1946 gegründet.37 In der Folgezeit wurden an der Fakultät nach und nach
mehr Institute geschaffen. Im Wintersemester 1947/48 gehörten zur Fakultät die
Institute für 1. theoretische Pädagogik, 2. Methodik und Didaktik38, 3. körperliche
Erziehung und Schulhygiene39 sowie 4. Lehrmittelforschung. An den beiden
erstgenannten
Instituten
stiegen
Frauen
zur
Hochschullehrerin
und
in
Leitungsfunktionen auf. Zu Beginn des Wintersemesters 1947/48 wurde am Institut für
praktische Pädagogik eine Abteilung Sonderschulwesen eingerichtet (Klein 1985:102).
Zum Sommersemester 1950 wurde daraus das Institut für Sonderschulwesen gebildet.
An diesem Institut gelangen Frauen Karrieren. Die Pädagogische Fakultät vergrößerte
sich
zum Sommersemester
1951
um die
Institute
für:
1.
Methodik
des
Russischunterrichts, 2. Schulrecht und Schulorganisation40, 3. Kunsterziehung und 4.
Musikerziehung. Lediglich am Institut für Kunsterziehung setzte man eine Frau nach
dem Krieg als Professorin ein. 1952 wurde das Institut für Berufspädagogik aus der
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ausgegliedert und an die Pädagogische Fakultät
angegliedert, weil das berufspädagogische Hochschulstudium reorganisiert wurde41. Die
Entwicklung dieser Institute wurde dabei maßgeblich von der Entwicklung und dem
Bedarf der Schul- und Bildungseinrichtungen der DDR beeinflußt.42
Ende der 1940er Jahre wurde die Pädagogische Fakultät zunächst bejaht. Anfang der
1950er Jahre wurde die universitäre Pädagogik von bildungspolitischer Seite erneut in
Frage gestellt. Anlaß dafür gab die unzureichende Zahl der Absolventen der
Pädagogischen Fakultäten in der DDR. Zudem existierten zwischen den universitären
Akteuren und den verantwortlichen Führungskräften in der Politik unterschiedliche
Vorstellungen über die Aufgaben der Pädagogischen Fakultäten. Offenbar sahen letztere
ihre Erwartungen von diesen Fakultäten nicht erfüllt.43 Infolgedessen wurden ab 1950
37
HU UA, Pädagogische Fakultät 645, Blatt 513-515: Gründungsdokument von 1946.
Das Institut für theoretische Pädagogik wurde 1953 in Institut für Systematische Pädagogik und
Geschichte der Erziehung und Mitte der 1960er in Institut für Allgemeine Pädagogik und kurz darauf in
Diesterweg-Institut umbenannt. Ebenfalls eine andere Bezeichnung erhielt das Institut für Methodik und
Didaktik. Ab 1948 hieß es Institut für praktische Pädagogik und ab 1951 Institut für Unterrichtsmethodik.
39
Es wurde zum Herbstsemester 1952/53 in Institut für Körpererziehung umbenannt.
40
Das Institut für Methodik des Russischunterrichts und das Institut für Schulrecht und Schulorganisation
hatten nur für kurze Zeit Bestand, da sie 1953 in andere Institute integriert wurden.
41
HU UA, Pädagogische Fakultät 656, nicht paginiert: Schreiben des stellvertretenden Staatssekretär des
SHF an den Dekan der Pädagogischen Fakultät vom 1.9.1952.
42
Zu Hintergründen Geißler 2000 und Berthold 1960.
43
Ausführlicher dazu Häder 2004:42ff.
38
33
Pläne aufgestellt, die Lehrer und Lehrerinnen für die Klassen 1 bis 4 außerhalb der
Universitäten, an Instituten für Lehrerbildung auszubilden. Mit der 1953 erlassenen
Verordnung
über
Allgemeinbildenden
die
Neuregelung
Schulen
der
verfügte
Ausbildung
das
der
Lehrer
an
den
Volksbildungsministerium,
die
Pädagogischen Fakultäten aufzulösen. Um die Auflösung zu verhindern, wandte sich
der Pädagogikprofessor Heinrich Deiters an den damaligen Ministerpräsidenten
Grotewohl und initiierte das Memorandum der Pädagogischen Fakultäten.44 An der
HUB wurde die Fakultätsschließung abgewendet. Die Pädagogischen Fakultäten an den
anderen Universitäten der DDR wurden jedoch bis Mitte der 1950er Jahre aufgelöst und
in Institute umgewandelt. Der Berliner Fakultät teilte man neue Aufgaben zu, u. a. die
Ausbildung von Lehrerbildnern für die Pädagogischen Hochschulen (Wiegmann
2002:266ff.). Die neuen Aufgaben sollten sich für die Karrieremöglichkeiten von
Frauen in diesem Bereich als relevant erweisen. Die Fakultät wurde darüber hinaus
beauftragt, „Leitungskader der Volksbildung und des Berufsschulwesens, Heimerzieher
und Jugendhelfer und auch Militärpädagogen zu Diplompädagogen auszubilden“
(Tomaschewsky 1987:17). In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurden an der
Pädagogischen Fakultät das Kabinett für Gesellschaftswissenschaften45 und das Institut
für Werkerziehung und Lehrmittelforschung46 errichtet. Zum 1.9.1961 wandelte man
die Abteilung Pädagogische Psychologie, die sich am Institut für systematische
Pädagogik und Geschichte der Erziehung seit 1956 befand, in ein Institut um. In der
Pädagogischen Psychologie öffneten sich für Frauen Karrieremöglichkeiten.
Innerhalb der 9 Institute, die nach und nach errichtet wurden und für eine längere Zeit
an der Fakultät bestanden, erfolgte in den 1950er und 1960er Jahren eine
Binnendifferenzierung. Zwischen 1953 und 1967 verdreifachte sich die Zahl der
Abteilungen und Arbeitsgruppen. 1953 leiteten 13 und 1967 bereits 43 Personen eine
Abteilung oder Arbeitsgruppe. Diese Expansion von Leitungspositionen eröffnete
Frauen Aufstiegsmöglichkeiten in die Leitung.
44
Memorandum HU-UA, Rektorat I 233/2, Blatt 117ff.
Da den Lehrerbildungseinrichtungen und den für Lehrerweiterbildung verantwortlichen Institutionen
im Jahr 1956 aufgegeben wurde, Kenntnisse in Marxismus-Leninismus zu vermitteln (Geißler 2000:478),
könnte das die Fakultät dazu veranlaßt haben, das Kabinett einzurichten. Das Kabinett wurde im
Personalverzeichnis der Pädagogischen Fakultät als eine Einrichtung neben den Instituten geführt.
46
1953 wurde das Institut für Lehrmittelforschung als Abteilung an das Institut für Unterrichtsmethodik
angeschlossen und 1957 ein Antrag bewilligt, ein Institut für Werkerziehung und Lehrmittel einzurichten
Am 18.7.1958 beantragte Deiters, ein Institut für polytechnische Bildung und Erziehung zu gründen, weil
sich neue Aufgaben im Bereich der Pädagogik und Schulpädagogik aus den Beschlüssen der
Schulkonferenz vom April 1958 und des V. Parteitages der SED im Juli 1958 ergaben. Das vorhandene
Institut sollte an das neue Institut angegliedert werden (HU UA, Pädagogische Fakultät 653, nicht
paginiert: Anträge von Deiters vom 9.10.1957 u. 18.7.1958 sowie Urkunde des SHF vom 18.12.1957).
45
34
Da in der vorliegenden Arbeit insbesondere die Karrieren von Hochschullehrerinnen des
Instituts für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik47 untersucht
werden, wird auf dieses Institut näher eingegangen. Es zählte neben dem Institut für
Methodik und Didaktik zum institutionellen Kern der Pädagogischen Fakultät (Horn
2003:92). Die Zahl der Abteilungen wurde insbesondere an diesem Institut sukzessiv
ausgebaut. Zunächst gehörten die beiden Abteilungen für Systematische Pädagogik und
Geschichte der Pädagogik sowie für Schulorganisation und Schulrecht zum Institut.
1956 wurde es um die Abteilungen Psychologie, Fernstudium und Fachpädagogik
erweitert. Die Abteilung Psychologie ersetzte die als unzulänglich eingestufte
Ausbildung am Institut für Psychologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen
Fakultät.48 Die Abteilungen Fachpädagogik und Fernstudium wurden für die
Ausbildung der Lehrkräfte an folgenden Institutionen verantwortlich: Institute für
Lehrerbildung,
Pädagogischen
Schule
für
Kindergärtnerinnen49,
Ausbildungseinrichtungen für Pionierleiter und Schulfunktionäre (Berthold 1960:167f.).
Diese 3 Abteilungen waren für die Karriereentwicklung von Wissenschaftlerinnen als
Hochschullehrerinnen und Leiterinnen bedeutsam.
Damit die Fakultät den neuen Ausbildungsanforderungen nachkommen konnte, wurde
1956 der Stellenplan des Instituts erweitert. Das betraf vor allem die Abteilungen
Fernstudium und Fachpädagogik.50 Die geplante Entwicklung des Fernstudiums51 und
die Ausbildung von Fachpädagogen zogen aus der Sicht des SHF nach sich, daß die
Pädagogische Fakultät dringend weiteres Personal benötigte.52 Die Perspektivplanung
der Abteilung Arbeit der HUB sah für 1959 bis 1965 vor, die Zahl der
wissenschaftlichen Kader an der Pädagogischen Fakultät stark zu erhöhen, weil neue
Institutionen und Aufgabengebiete an der Fakultät eingerichtet werden sollten. Dazu
zählten am Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik neben
der Erweiterung der Abteilungen Fernstudium Fachpädagogik auch der Aufbau der
47
Später Institut für Allgemeine Pädagogik bzw. Diesterweg Institut genannt.
Am 1.9.1956 wurde die Abteilung Pädagogische Psychologie am Institut für systematische Pädagogik
und Geschichte der Pädagogik eingerichtet. Sie sollte "die Keimzelle eines später zu gründenden Instituts
für pädagogische Psychologie" sein (HU UA, Pädagogische Fakultät 653, nicht paginiert: Entwurf eines
Schreibens der Pädagogischen Fakultät an das SHF vom 28.11.1960).
49
Zu Hintergründen Krecker 1988:448.
50
HU UA, Verwaltungsdirektor I 71, nicht paginiert: Schreiben des Dekans der Pädagogischen Fakultät
an den Rektor der HUB vom 22.6.1956.
51
Zur Entwicklung des Fern- und Abendstudium vgl. Budde 2003:146f.
52
HU UA, Verwaltungsdirektor I 71, nicht paginiert: Schreiben vom 22.5.1957 und 6.6.1957.
48
35
Abteilungen Vorschulerziehung und Pionierarbeit.53 1961 wurde die Abteilung für
Hochschulpädagogik eingerichtet. Der Rat der Pädagogischen Fakultät stellte 1962 die
Aufgabe, das Institut für systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik, die
Abteilung Fachpädagogik und Fernstudium sowie das Institut für Berufspädagogik zu
reorganisieren.54 So wurden 1964 die neuen Abteilungen Vergleichende Pädagogik,
Pädagogik der Kinder- und Jugendorganisation sowie die für die vorliegende Arbeit
besonders
relevanten
Abteilungen Vorschulpädagogik, Familienpädagogik und
Betriebspädagogik in das Institut integriert.55
Kaum war die eine Umstrukturierung abgeschlossen, folgte die nächste. Im Rahmen der
3. Hochschulreform wurde das gesamte Hochschulwesen neu geordnet.56 Die
Pädagogische Fakultät wurde aus diesem Anlaß 1968 aufgelöst und in eine Sektion
umgewandelt (Wiegmann 2002:269). Damit gingen Veränderungen der Fach- und
Organisationsstruktur und zum Teil ein Hin und Her von Arbeitsbereichen einher.
Anfangs stand noch nicht für alle Institute und Abteilungen der Pädagogischen Fakultät
fest, ob sie in die Sektion Pädagogik integriert würden.57 Für die Sektion Pädagogik und
ihre Aufgaben in Lehre und Forschung sah man schließlich 13 Wissenschaftsbereiche
vor:
-
Bildungspolitik, Planung und Leitung des Bildungswesens
-
Grundlagen der Pädagogik
-
Erziehungstheorie
-
Didaktik
-
Methodik der Fächergruppen
-
Geschichte der Erziehung
-
Vergleichende Pädagogik
53
HU UA, Verwaltungsdirektor I 112, nicht paginiert: Betrifft: Erläuterungen zum Arbeitskräfteplan des
Perspektivplanes der Humboldt-Universität bis zum Jahre 1965 vom 3.5.1959. – Zu Hintergründen für die
an der Pädagogischen Fakultät errichtete Abteilung Vorschulerziehung Budde 2003:323.
54
Der Anlaß diese Aufgabe zu stellen, wurde in dem Entwurf nicht ausgeführt.
55
HU UA, Pädagogische Fakultät 1161, nicht paginiert: Entwurf eines Vorschlags zur Reorganisation des
Instituts für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik vom 17.12.1962 und
Beschlußprotokoll der Dienstbesprechung des [daraus neu gegründeten] Instituts für Allgemeine
Pädagogik vom 25.9.1964 sowie Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät von 1964 und 1965.
56
Vgl. Kapitel 2 in der vorliegenden Arbeit und Ruschhaupt 2003c:203ff.
57
Vgl. HU UA, Rektorat II 816, nicht paginiert: Gründung der Sektion Pädagogik 1968. Der Rat der
Pädagogischen Fakultät befürwortete die Abteilung Betriebspädagogik in die Sektion marxistischleninistische Organisationswissenschaft zu integrieren, sprach sich aber dafür aus, daß die Sektion
Pädagogik mit der Betriebspädagogik weiterhin verbunden bleibt. Das Institut für Sonderschulwesen
sollte eine eigene Sektion werden und das Institut für Körpererziehung in die Sektion Sportwissenschaft
aufgenommen werden. Die Institute für Kunst- und Musikwissenschaft sollten so lange an die Sektion
Pädagogik angegliedert bleiben bis sie in entsprechende Sektionen aufgenommen werden können. Relativ
lange blieb die Stellung des Instituts für polytechnische Bildung und Erziehung ungeklärt.
36
-
Familienpädagogik
-
Vorschulpädagogik
-
Didaktik und Methodik der Unterstufe
-
Berufspädagogik
-
Pädagogik der Jugend- und Kinderorganisation
-
Hochschulpädagogik.
Daneben
sollte
es
3
Wissenschaftsinformation,
Organisationszentrum.58
Hochschulpädagogik,
Kinderorganisation
zentrale
das
Von
Einrichtungen
Zentrum
den
für
das
Pädagogik
Familienpädagogik
Zentrum
Unterrichtstechnik
Wissenschaftsbereichen
Vorschulpädagogik,
und
geben:
als
der
für
und
das
plante
man
Jugend-
und
Schwerpunkte
für
die
Wissenschaftsentwicklung an der Sektion Pädagogik ein, weil sie zentrale
Leiteinrichtungen in der DDR darstellten.59
Zur Organisationsstruktur der Sektion Pädagogik: Die Sektion wurde von einem
Direktor/einer Direktorin geleitet. Für Erziehung und Ausbildung und für Forschung
wurde
jeweils
ein/e
stellvertretende/r
Sektionsdirektor/in
eingesetzt,
denen
Kommissionen unterstanden. Zur Sektionsleitung gehörten außerdem ein Leiter für
Weiterbildung
und
Fernstudium,
ein
Leiter
für
Ökonomie
und
ein
Wissenschaftssekretär. Die Sektion war in o.g. Wissenschaftsbereiche (WB) eingeteilt,
die in der Regel von Professoren/Professorinnen oder Dozenten/Dozentinnen geleitet
wurden. Neben den Bereichsleitern arbeiteten Forschungsgruppenleiter, die dem
Sektionsdirektor unterstellt waren und von den Bereichsleitern angeleitet und
kontrolliert wurden.60 Diese Struktur war mit Organisationen der SED verschränkt.61
Nachdem die Sektion Pädagogik zum 10.10.1968 gegründet war62, erfolgten weitere
Umstrukturierungen. So wurden Schulräte und Dozenten für die Institute der
Lehrerbildung seit 1969 nicht mehr an der Sektion Pädagogik ausgebildet.63 Damit fiel
ein Teil der Aufgaben weg, die einst von Fachpädagogik und Fernstudium übernommen
wurden. Fachpädagogik wurde an der Sektion nicht fortgeführt. Die geplanten WB
„Methodik der Fächergruppe“ und „Didaktik und Methodik der Unterstufe“ wurden
nicht an der Sektion etabliert. Die Abteilung Betriebspädagogik, in der an der
58
BArch, DR 3 2. Schicht / 1478, nicht paginiert: Entwurf des Gründungsdokumentes (August) 1968.
BArch, DR 3 2. Schicht / 1478, nicht paginiert: Entwurf des Gründungsdokumentes (August) 1968.
60
Horn/Kemnitz/Kos 2002:273f und Humboldt-Universität, Nr. 11 (1970-11-16), S. 5.
61
Näheres in Behrend 2003:19ff.
62
HU UA, Rektorat II 816, nicht paginiert: Gründungsurkunde 10.10.1968.
63
HU UA, Sektion Pädagogik 2224, nicht paginiert.
59
37
Pädagogischen Fakultät eine Frau auf die Laufbahn als Hochschullehrerin vorbereitet
wurde, integrierte man nach einigem Hin und Her 1970 in die Sektion.64
Darüber hinaus nahm die Sektion einzelne im Entwurf nicht vorgesehene
Wissenschaftsbereiche auf, Sozialpädagogik, Polytechnische Bildung und Pädagogische
Psychologie.65 Der WB Familienpädagogik wurde 1970 in den WB Erziehungstheorie
integriert.66 Bis 1970 hatte sich die Fachstruktur der Sektion gefestigt. Lediglich den
Wissenschaftsbereich Grundlagen der Pädagogik wandelte man 1974 in Allgemeine
Pädagogik um und richtete im gleichen Jahr dafür einen Lehrstuhl ein.67
Betrachtet man die institutionelle Entwicklung der Fakultät und der Sektion insgesamt,
so zeigt sich: Die Institutsgründungen erfolgten an der Fakultät vor allem zwischen
1946 und 1953. Binnendifferenzierungen fanden an den Instituten in den 1950er und
1960er Jahren statt. Die Fakultät expandierte und veränderte sich deutlich. Damit ging
bis Anfang der 1960er Jahre auch der Personalausbau einher. Angesichts der Expansion
und Ausweitung der Aufgaben an der Fakultät ist anzunehmen, daß sich
Karrieremöglichkeiten für eine größere Zahl von Personen eröffneten. Wie sich die
Situation speziell für Frauen darstellte, wird in Kapitel 5 ausgeführt. Mit der 3.
Hochschulreform und der Umwandlung der Fakultät in eine Sektion vollzog sich eine
grundlegende Strukturreform. Einige Institute der Pädagogischen Fakultät und die
meisten Abteilungen des Instituts für Allgemeine Pädagogik wurden in die Sektion
Pädagogik überführt. Einige Institute wurden in andere Sektionen integriert.
Verteilung von Frauen und Männern auf die Arbeitsfelder der Fakultät und Sektion
Untersucht man die Fakultät unter dem Aspekt, wie Frauen und Männer auf die Institute
und auf das näher betrachtete Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der
Pädagogik verteilt waren, zeigt sich anhand der dazu zusammengestellten Daten, daß
sich Geschlechter horizontal höchst ungleich auf die einzelnen Institute verteilten.68
Insgesamt fällt auf, daß die Zahl des Personals im Laufe der 1950er und 1960er Jahre
64
HU UA, Rektorat II 816, nicht paginiert: Schreiben des Dekans der Pädagogischen Fakultät an den
Rektor der HUB vom 26.9.1968 und HU UA, Rektorat II 838, Blatt 340-350: Vorlage vom 21.1.1970.
65
HU UA, Rektorat I 850, Blatt 62ff., Horn/Kemnitz/Kos 2002:274f. und Verzeichnis der Sektion
Pädagogik (1971/72).
66
HU UA, Rektorat I 850, Blatt 62ff.
67
Horn/Kemnitz/Kos 2002:274 u. BArch, DR 3 / B 13216, Blatt 45ff. u. 67.
68
Vgl. Tabelle 3 a und b im Anhang dieser Arbeit. In den 1960er Jahren wurde der Frauenanteil an den
Instituten der Pädagogischen Fakultät nur für die Jahre 1964, 1965 und 1966 berechnet. Absolute Zahlen
gingen aus den Akten über die Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät nicht hervor. Aus diesem
Grund wurden die absoluten Zahlen für die 1950er und 1960er Jahre auf der Basis der
Personalverzeichnisse der Fakultät ermittelt.
38
deutlich anstieg. Meist verdoppelte sich das Personal an den Instituten. Am Institut für
Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik fand eine besonders starke
personelle Expansion statt. Auffällig ist auch die Entwicklung am Institut für
Pädagogische Psychologie in den 1960er Jahren. Zwischen 1961 bis 1967 vervierfachte
sich dort die Zahl der Frauen, während die Zahl der Männer nicht anstieg. Innerhalb des
Instituts für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik (später
Diesterweg-Institut) existierten einzelne Abteilungen, in denen nur Frauen als
wissenschaftliches Personal arbeiteten (Vorschul- und Familienpädagogik), einige
Abteilungen, in denen annähernd gleich viele Frauen und Männer tätig waren
(Fachpädagogik, Vergleichende Pädagogik, Geschichte der Pädagogik) und andere, in
denen
kaum
(Betriebspädagogik)
oder
gar
keine
Frauen
arbeiteten
(Hochschulpädagogik, Schulrecht und Schulorganisation).
Da für die Sektion Pädagogik die Quellenlage ungünstig ist, kann für den Zeitraum
1968 bis 1975 nur in das Jahr 1971/72 ein Einblick in die Geschlechterverteilung
gegeben werden. Wie an der Fakultät und am Institut für Allgemeine Pädagogik
handelte es sich bei der Sektion angesichts der vorliegenden Daten um einen
geschlechtsspezifisch segregierten Ort. Da die männlich und weiblich dominierten
Arbeitsfelder bzw. die geschlechtsheterogenen Arbeitsfelder weitestgehend konstant
blieben, fand im Vergleich zur Fakultätszeit wenig Veränderung statt. Die
Wissenschaftsbereiche Polytechnik, Betriebspädagogik, Hochschulpädagogik, Didaktik,
Geschichte der Pädagogik und die Lehr- und Ausbildungswerkstatt gehörten zu den
Männerdomänen. Vorschulpädagogik, Fernstudium und das Informationszentrum waren
nur mit Frauen besetzt. Zu den gemischten Arbeitsbereichen zählten die Grundlagen der
Pädagogik, die Erziehungstheorie, die Planung und Leitung des Volksbildungswesens,
die Pädagogische Psychologie, die Erziehungsberatungsstelle, die Sozialpädagogik und
die vergleichende Pädagogik.
Nachdem in diesem Kapitel ein Überblick über den Aufbau und die Entwicklung der
Pädagogischen Fakultät und der Sektion Pädagogik als institutioneller Rahmen für die
Karrieren von Hochschullehrerinnen gegeben wurde, werden im folgenden Teil der
Arbeit diese Karrieren genauer untersucht.
39
5
Wissenschaftlerinnen im wissenschaftlichen Nachwuchs, im
Lehrkörper und in Leitungspositionen an der Pädagogischen
Fakultät/Sektion Pädagogik von 1950-1975 – quantitative
Analyse
5.1
Nachkriegsprofessorinnen
und
Nachkriegsdozentinnen
an
der
Pädagogischen Fakultät
Um die Karrieren von Hochschullehrerinnen an der Pädagogischen Fakultät und an der
Sektion Pädagogik der Humboldt-Universität zu untersuchen, wird im folgenden
zunächst das ausgewertete Datenmaterial zur wissenschaftlichen Qualifikation und
Stellenverteilung in der Zeit von 1950 bis 1975 dargestellt.
In der Nachkriegszeit lehrten zwischen 1946 und 1953 an der Pädagogischen Fakultät
nur 8 Dozenten (5 Männer und 3 Frauen), dafür aber 24 Professoren neben 4
Professorinnen. Bei den Professorinnen handelte es sich um eine im Vergleich zu
späteren Phasen auch für Frauen hohe Zahl.69
Mißt man Karriere an Leitungspositionen, so zeigt sich, daß bis Anfang der 1950er
Jahre keine Frau an die Spitze der Fakultät gelangte. Die Professorinnen führten z.T.
Abteilungen, 2 von ihnen waren Institutsdirektorinnen (neben 6 Männern als
Institutsdirektoren).70 In den 1950er Jahren stand eine Professorin, Gertrud Rosenow,
69
Als erste Professorin an der Fakultät wurde 1947 Elise Reichwaldt berufen, sie arbeitete am Institut für
Praktische Pädagogik. 1955 wurde ihr die Kündigung ausgestellt. Dagegen erhob sie erfolglos Einspruch.
Der offizielle Grund lautete, daß ab 1955 keine Biologiestudenten mehr an der Fakultät ausgebildet
werden. Der damalige Dekan Prof. Deiters versuchte allerdings bereits seit 1952 ihr zu kündigen.
Dahinter stand, daß sie Mitglied der Westberliner SPD war und sich von der Politik dieser Partei nicht
distanzierte, es ablehnte zur Ächtung der Atombombe Stellung zu beziehen und an einem Gesamtberliner
Kulturkongreß teilzunehmen. Man wies ihr zudem fachlich Unzulänglichkeit nach (HU UA, Personalakte
Elise Reichwaldt). Es folgten als berufene Professorinnen: Bertha Stöcker, 1950 am Institut für
Kunsterziehung, Gertrud Rosenow 1951 am Institut für Unterrichtsmethodik und Lilie Görke am Institut
für Unterrichtsmethodik 1953. Von ihnen habilitierte sich lediglich Görke (Ruschhaupt/Reinsch
2003a:162f.). An den ersten Dozentinnen der Fakultät lassen sich Schwierigkeiten bei der Karriere
ablesen: Edith Heise konnte nicht weiter aufsteigen, was offiziell mit der ihr fehlenden wissenschaftlichen
Qualifikation begründet wurde, und Erna Dreiack war an der Fakultät dauerhaft nicht als Dozentin
erwünscht (Vgl. dazu HU UA, Personalakte Edith Heise und HU UA, Personalakte Erna Dreiack.).
70
Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät. Siehe auch Tabelle 4 im Anhang dieser Arbeit.
40
als Dekanin und Prodekanin zur Wahl, sie erhielt nicht genügend Stimmen.71
Die bis 1955 bestehende Zahl von 4 Professorinnen an der Pädagogischen Fakultät der
HUB stellte im Vergleich zu anderen Pädagogischen Fakultäten eine absolute
Ausnahme dar.72 An allen Universitäten der DDR arbeiteten 1954 von insgesamt 605
Professoren 17 Frauen als Professorinnen (Jessen 1999:464). Von diesen 17
Professorinnen verteilten sich 4 auf die Pädagogische Fakultät (der HUB) und 6 auf die
Philosophischen Fakultäten (ebd.:468). Damit bildeten die 4 Berliner Professorinnen
offenbar den DDR-weit einzigen Bestand an Professorinnen an allen Pädagogischen
Fakultäten der DDR – neben 47 Männern als Professoren (ebd.:470). Die Ursache
dieser
Konzentration
von
Pädagogikprofessorinnen
der
ersten
Hochschullehrergeneration auf die HUB läßt sich nicht endgültig klären. Allerdings ist
m.E. anhand dieses Berliner Beispiels die Auffassung von Budde zu relativieren,
wonach
„von
Frauen
als
potentielle[n]
Kräfte[n]
der
Erneuerung
des
Hochschullehrerberufs [in den ersten Nachkriegsjahren] so gut wie nichts zu
vernehmen” war.73
5.2
Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs in den 1950er und 1960er
Jahren
Ab 1958 stieg die Zahl der emeritierten Professoren und Professorinnen an der
Pädagogischen Fakultät der HUB deutlich an.74 Ende der 1950er Jahre arbeitete nur
noch eine Frau der ersten Hochschullehrergeneration als Professorin an der Fakultät.
Die frei gewordenen Professuren wurden nicht in jedem Fall sofort neu besetzt.75 Mit
Zunahme der Emeriti wurden bis in die 1960er Jahre Hochschullehrerstellen frei. Der
wissenschaftliche Nachwuchs konnte nun aufsteigen. Im weiteren ist zu fragen,
71
HU UA, Rektorat I 281, Blatt 233 u. 476: Fakultätsratsprotokolle Sitzungen 25.9.1951 und 22.10.1953.
Die Zusammenstellung der Hochschullehrerinnen von Kersting weist nicht darauf hin, daß an anderen
Pädagogischen Fakultäten der SBZ/DDR Frauen in der Erziehungswissenschaft bis 1952 zur Professorin
aufstiegen (dies. 2000:130f.). Von den 4 bei Horn genannten Professorinnen, die zwischen 1945 und 1965
in der Erziehungswissenschaft arbeiteten, lehrten Erika Hoffmann 1947 bis 1949 an der Universität Jena
und Gertrud Rosenow an der HUB. Die anderen 2 berief man erst nach 1954 als Professorin, Katharina
Harig 1958 in Leipzig und Rosemarie Ahrbeck-Wothge 1961 in Halle (Horn 2003:181, 242 u. 251).
73
Als einzigen Beleg hierfür führt Budde den Entwurf des “Not-Habilitationsausschusses” von 1945 an,
laut dem nur Männer für die Hochschullehrerlaufbahn berücksichtigt wurden (dies. 2003:163).
74
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß das Durchschnittsalter der Nachkriegsprofessoren der
Erziehungswissenschaft bei ihrem Amtsantritt bei fast 54 Jahren lag (Horn 2003:113).
75
Das geht aus Personalverzeichnissen der Fakultät hervor (vgl. Systematische Pädagogik,
Sonderschulwesen, Kunst- und Körpererziehung). Eine Erklärung dafür könnte sein, daß der
wissenschaftliche Nachwuchs nicht schnell genug herangebildet werden konnte, um diese Positionen zu
übernehmen.
72
41
inwieweit Frauen in den 1950er und 1960er Jahren im wissenschaftlichen Nachwuchs
der Fakultät vertreten waren und damit in Positionen, die einen Aufstieg ermöglichten.
Im graphischen Überblick ergibt sich folgendes Bild76:
Anzahl
Graphik 1 . Anzahl der Assistent/inn/en und Oberassistent/inn/en an der
Pädagogischen Fakultät der HUB 1951/52 bis 1967/68
70
60
50
40
30
20
10
0
/52 /53 /54 /55 /56 /57 /58 /59 /60 /61 /62 /63 /64 /65 /66 /67 /68
51 952 953 954 955 956 957 958 959 960 961 962 963 964 965 966 967 Jahre
19
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Assistentinnen
Assistenten
Oberassistentinnen
Oberassistenten
Die Graphik zeigt, daß Frauen in ihrer Mehrheit eher Assistentinnenstellen ausfüllten,
während die Oberassistentenstellen bis 1954/55 eine reine Männerdomäne blieben.
Selbst als Ende der 1950er Jahre die Zahl der Oberassistenten insgesamt deutlich
zunahm, schlug sich dies nicht in dem Anteil von Frauen nieder.
Die staatliche Frauenförderung beseitigte dieses Mißverhältnis nicht. Obwohl seit 1961
an der Pädagogischen Fakultät Frauenförderpläne erstellt wurden, wuchs der Anteil von
Frauen bei den Oberassistentinnen kaum. Daß Frauen seltener in die Oberassistenz
gelangten, spiegelt eine allgemeine Tendenz an den Universitäten der DDR wider
(Budde 2003:165).
In der Graphik fällt insbesondere auf, daß ab 1957 die Assistentinnenzahl und ab 1960
die Assistentenzahl deutlich zurückging. Zwei Erklärungsansätze können hier gelten.
Zum einen stellte man in den 1960er Jahren vor allem wissenschaftliche Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen ein. Aus Buddes Arbeit über „Frauen der Intelligenz” geht hervor, daß
1960 die Stelle des wissenschaftlichen Mitarbeiters vom SHF geschaffen wurde, um
den wissenschaftlichen Nachwuchs von Aufgaben zu entlasten, die von der
wissenschaftlichen Qualifizierung abhielten (dies. 2003:174f.). Zum zweiten erfolgte
Anfang der 1960er Jahre insbesondere der Ausbau der naturwissenschaftlichen
Zweige77, so daß dort eine größere Zahl an wissenschaftlichen Nachwuchskräften
76
Die Graphik 1 wurde nach eigenen Erhebungen mit Hilfe der Personalverzeichnisse der Pädagogischen
Fakultät der HUB erstellt.
77
Die 1962 durch das SHF verteilte “Direktive für die Ausarbeitung des Volkswirtschafts- und
Haushaltsplanes 1963“ besagte, daß die naturwissenschaftlich-technischen Zweige ausgebaut werden
sollten, um die für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und für die Steigerung der
Arbeitsproduktivität in Industrie und Landwirtschaft erforderlichen Hochschulabsolventen zur Verfügung
zu stellen.
42
eingesetzt wurde. Die Zahl der Studierenden wurde nur in den Naturwissenschaften und
Technik erhöht. In diesem Zusammenhang sollte auch die Pädagogische Fakultät der
HUB einige ihrer Planstellen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zur
Verfügung stellen, um dieser Fakultät “eine möglichst wirksame Hilfe […] zu geben”.78
5.3
Wissenschaftliche Qualifikation von Frauen an der Pädagogischen
Fakultät
Zieht man die nicht nach Geschlecht differenzierten Daten von Jessen hinzu, so lag das
Qualifikationsprofil des wissenschaftlichen Nachwuchses in der DDR-Pädagogik im
Vergleich zu anderen Fachgebieten unter dem Durchschnitt in der DDR.79 Das Problem
bestand folglich bei Männern und Frauen in der Pädagogik. Generell herrschte zudem
an allen DDR-Universitäten – auch über die Pädagogik hinaus – bis in die 1960er Jahre
ein Mangel an ausreichend qualifizierten Frauen. Der Frauenanteil an Promovierten lag
an DDR-Universitäten im Zeitraum von 1960 bis 1966 bei lediglich 10%.80 Das bildete
keine gute Basis dafür, die Zahl der Hochschullehrerinnen anzuheben. Vor diesem
Hintergrund ist plausibel, daß sich das erste Maßnahmepaket der Frauenförderung auf
die Voraussetzungen für die Einstellung von Frauen als Hochschullehrerinnen richtete
und damit auf ihre wissenschaftliche Qualifizierung (vgl. Jessen 1999:385).
Promotionen an der Pädagogischen Fakultät
An der Pädagogischen Fakultät zeigte sich in Bezug auf den Qualifikationsstand von
Frauen ein ähnliches Bild: In der Zeit von 1946 bis 1962 waren von den ca. 100
Promotionen an der Pädagogischen Fakultät nur 17 von Frauen erstellt worden.81 Im
Frauenförderplan von 1962 stellte man deshalb fest, daß an der Fakultät zu wenig
78
HU UA, Verwaltungsdirektor I 114, nicht paginiert: Direktive vom 13.8.1962 u. Schreiben des
Verwaltungsdirektors vom 25.6.1963.
79
So waren 97,4% der Assistenten in der DDR-Pädagogik 1962 weder promoviert noch habilitiert und
nur 2,6% promoviert. 1965 waren rund 96% weder promoviert noch habilitiert. Im Vergleich dazu waren
wissenschaftliche Mitarbeiter besser qualifiziert: promoviert waren 1962 9% und 1965 24%. Von den
Oberassistenten der Pädagogik waren 1962 33% und 1965 immerhin 67% promoviert (keiner habilitiert).
Die Daten für das Jahr 1962 beziehen sich bei Jessen auf die Pädagogischen Fakultäten in Berlin und
Dresden und für 1965 auf die Pädagogischen Abteilungen und Sport (ders. 1999:470, 482, 490).
80
Budde nennt als mögliche Ursache für die geringe Zahl wissenschaftlich qualifizierter Frauen an
Universitäten, daß Frauen in der Wissenschaft von ihrer wissenschaftlichen Qualifizierung abgehalten
wurden, weil man ihnen “zeitraubende Funktiönchen”, Routinearbeiten und zu viel Lehrarbeit übertrug,
während Männer eher davon entlastet wurden, und sie sich auf diese Weise relativ zügig qualifizieren
konnten (dies. 2003:173).
81
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderplan vom 18.6.1962. Über
Habilitationen von Frauen wurde dort nichts angegeben.
43
Frauen wissenschaftlich qualifiziert waren. Das wurde (zurecht) als ein Zurückstehen
von Frauen in der wissenschaftlichen Qualifizierung an der Fakultät gedeutet. Da von
20 an der Fakultät geplanten Promotionen 7 von Frauen zu erarbeiten waren, also knapp
ein Drittel, zeigte man sich zuversichtlich, daß die Zahl der wissenschaftlich
qualifizierten Frauen ansteigen wird. Im darauffolgenden Jahr, 1963, besagte der
Bericht über die Frauenförderung, daß an der Pädagogischen Fakultät (bei
wissenschaftlichen Mitarbeitern, Oberassistenten und Assistenten) 31 der 110 Männer
(28%) und 8 der 42 der Frauen (19%) promoviert waren.82 Folgender Überblick zeigt,
wie unterschiedlich sich die Promovierten in den darauffolgenden Jahren auf die
Institute verteilten und wie groß die Differenz zwischen Frauen und Männern ausfiel.
Tabelle 1. Qualifikationsstand von Frauen und
Männern an der Pädagogischen Fakultät 1965/196683
Von den Frauen
hatten promoviert
(in %)
Von den Männern
hatten promoviert
(in %)
Pädagogische Fakultät gesamt
Diesterweg Institut84
Inst. f. Berufspädagogik85
Inst. f. Körpererziehung
Inst. f. Kunsterziehung
Inst. f. Musikerziehung
Inst. f. Päd. Psychologie
Inst. f. Polytechnik
Inst. Sonderpädagogik
Inst. f. Unterrichtsmethodik
1965
21
37
0
0
25
0
12
0
37
20
1965
39
56
53
31
42
31
50
15
33
38
1966
23
35
0
0
25
0
20
0
33
30
1966
45
64
69
35
42
32
60
28
55
40
An der Fakultät arbeitete ein deutlich höherer Anteil promovierter Männer als Frauen.
Der Anteil der promovierten Männer stieg selbst in diesem kurzen abgebildeten
Zeitraum an einigen Instituten im Unterschied zu Frauen deutlich an. Am Institut für
Pädagogische Psychologie lag der Frauenanteil am höchsten, aber von den Frauen wies
nur ein geringer Teil die Dissertation auf. Obwohl die wissenschaftliche Qualifizierung
von Frauen einen wesentlichen Teil der Frauenförderung an der Fakultät bildete, blieb
ein deutlich steigender Anteil promovierter Frauen aus.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, daß bei nur wenigen Frauen überhaupt die
82
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Schreiben von Prof. Haspas an den Prodekan
Prof. Arnold vom 12.9.1964. Die Prozentzahlen wurden eingefügt, um einen Vergleich mit der
eingefügten Tabelle zu ermöglichen.
83
Die Tabelle wurde einer Akte über Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät entnommen (HU
UA, Pädagogischen Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht über den Stand der Frauenförderung vom
31.1.1967; Hervorhebung B. R.). Die absoluten Zahlen wurden dort nicht aufgeführt.
84
An den hervorgehobenen Instituten war der Anteil an promovierten Frauen relativ hoch.
85
An den kursiv geschriebenen Instituten war der Anteil an promovierten Frauen besonders gering.
44
Voraussetzung für eine wissenschaftliche Laufbahn durch ihre Qualifikation gegeben
war. Trotzdem zeigte man sich 1967 an der Fakultät mit der Zahl der promovierten
Frauen zufrieden.86
Habilitationen an der Pädagogischen Fakultät
Einen besonderen Stellenwert bei der Frauenförderung erhielt die Habilitation.87 Auch
hier wurde die Zahl der Habilitandinnen als zu gering eingeschätzt. Von den im Juni
1962 geplanten 20 Habilitationen sollten 3 von Frauen verfaßt werden.88 Ende 1963
lehrten als Habilitierte 16 Männer und 2 Frauen an der Fakultät. Wie aus einem internen
Schreiben an den Prodekan von 1964 hervorgeht, sollte deshalb bis 1970 die Anzahl der
habilitierten Männer auf 25 und die der Frauen auf 8 erhöht werden – ein Verhältnis,
das im Vergleich zum Stand von 1963 Frauen besonders berücksichtigte. Um das
gesetzte Ziel zu erreichen, forderte man in den Frauenförderplänen dazu auf, die
Kandidatinnen von den Institutsleitungen mit allen Mitteln zu unterstützen.89 Auch der
ideologische Druck auf die verantwortlichen Hochschullehrer zur Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses, darunter insbesondere Frauen, wurde erhöht: Im
Oktober 1964 erschienen in der Hauszeitung der HUB „Thesen“ für eine Arbeitstagung
über die weitere Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dort wurde u. a.
formuliert, daß der Frauenanteil am wissenschaftlichen Nachwuchs zu steigern sei und
von allen Professoren und Dozenten die Habilitation gefordert werden sollte.90 In den
Frauenförderplänen der Folgejahre wurden 11 Frauen benannt, die sich an der
Pädagogischen Fakultät habilitieren sollten.91 Konkrete Unterstützungsmaßnahmen für
die Frauen enthielten die Pläne in der Regel allerdings nicht.
86
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht zur Frauenförderung vom 31.1.1967.
HU UA, Pädagogischen Fakultät 1479, nicht paginiert: Schreiben des Dekan an den Prodekan vom
12.9.1964 und Frauenförderplan vom 26.11.1964.
88
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderplan vom 18.6.1962.
89
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Schreiben an den Prodekan vom 12.9.1964.
90
Humboldt-Universität Nr. 25 (1964-10-12), S. 4.
91
HU UA, Pädagogische Fakultät 679, nicht paginiert: Frauenförderplan 1961/62, HU UA, Pädagogische
Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderpläne 1962/63 vom 12.3.1963 und 1964/65 vom 26.11.1964,
Berichte über den Stand der Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät 1965 und vom 31.1.1967,
HU UA, Pädagogische Fakultät 1152, nicht paginiert: Bericht der Abteilung Allgemeine Pädagogik über
die Erfüllung des Frauenförderplanes von 1965 an das Dekanat vom 3.5.1965. – Acht von ihnen waren
am Institut für systematische Pädagogik/für Allgemeine Pädagogik beschäftigt, die anderen an den
Instituten für Sonderschulwesen und Unterrichtsmethodik. Vier weitere Habilitandinnen wurden an den
Instituten für Sonderschulwesen, für Kunsterziehung und für Pädagogische Psychologie erwogen. An den
Instituten für Berufspädagogik, Körpererziehung, Musikerziehung und Polytechnische Bildung und
Erziehung konnten laut dem Bericht über die Frauenförderung vom 1.9.1967 noch keine Habilitationen
erfolgen, weil sich dort bis 1970 erst Frauen promovieren mußten. Am Institut für Musikerziehung galt es
eine Frau für die wissenschaftliche Laufbahn zu gewinnen. Frauen an den Instituten für Musik- und
Kunsterziehung zu habilitieren, war laut dem Bericht “von vordringlicher Wichtigkeit”.
87
45
Daß es gleichwohl den Verantwortlichen – zumeist Männern – an der Spitze der
Fakultät durchaus ernst damit war, Frauen bei ihrer Hochschullaufbahn – zumindest per
Qualifikation – zu fördern, zeigt das Beispiel des Instituts für Systematische Pädagogik.
Hier hatten in den 1950er und 1960er Jahren 10 der Assistentinnen und
wissenschaftliche Mitarbeiterinnen promoviert. Zwei von ihnen schieden aus, bevor die
universitäre Frauenförderung begann.92 Von diesen 10 Frauen wurden 8 in die
Frauenförderpläne für die Habilitation aufgenommen.93 Dies bedeutete, daß fast alle
„frisch promovierten“ Frauen des Instituts bereits kurze Zeit nach der abgeschlossenen
Promotion für die Habilitation eingeplant wurden. An diesem Institut wurde die
wissenschaftliche Qualifizierung bis 1970 nahezu geschlechtsparitätisch geregelt: Von
11 Habilitationsschriften sollten mindestens 5 von Frauen abgefaßt werden, von 13
Dissertationen mindestens 6 von Frauen.94
Nimmt man die geplanten Zieldaten der Frauenförderung, eröffneten sich für
promovierte Frauen in den 1960er Jahren gute Karrierechancen. Sie wurden verstärkt
bei den Habilitationen berücksichtigt mit dem Ziel, an der Fakultät den Frauenanteil der
Hochschullehrer zu steigern. Inwieweit dies gelungen ist, soll im folgenden dargestellt
werden.
92
Eigene Auszählung anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB. In den
Perspektivplänen des Instituts von 1961 waren vier der Promovendinnen bereits für die Tätigkeit als
Hochschullehrerin vorgesehen (HU Archiv der Abteilung für Historische Erziehungswissenschaft, Ordner
28, Seite 233 [geschr. wurde 333], 250, 266, 325).
93
HU UA, Pädagogische Fakultät 679, nicht paginiert: Frauenförderplan 1961/62, HU UA, Pädagogische
Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderplan vom 26.11.1964 und Bericht über den Stand der
Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät vom 31.1.1967, HU UA, Pädagogische Fakultät 1152,
nicht paginiert: Bericht der Abteilung Allgemeine Pädagogik über die Erfüllung des Frauenförderplanes
von 1965 an das Dekanat vom 3.5.1965.
94
HU UA, Pädagogische Fakultät 1151, nicht paginiert: Perspektivplan des Instituts für Allgemeine
Pädagogik von 1964 für den Zeitraum 1965 bis 1970. Die Aufstellung wurde nicht von jeder Abteilung
nach Geschlecht differenziert aufgesetzt. So kann nicht exakt angegeben werden, wie viele Frauen und
Männer sich wissenschaftlich qualifizieren sollten.
46
5.4
Aufsteigerinnen und Hochschullehrerbestand an der Pädagogischen
Fakultät
Aus den Perspektivplänen des Jahres 1961 geht hervor, daß an der Pädagogischen
Fakultät 32 Männer als Hochschullehrer und 9 Frauen als Hochschullehrerin eingeplant
waren. Zur Verfügung standen 16 wissenschaftlich qualifizierte oder zu qualifizierende
Frauen und 61 Männer.95 Somit wurde im Plan bei beiden Geschlechtergruppen jeweils
etwa die Hälfte des wissenschaftlichen Potentials – und somit paritätisch –
berücksichtigt.
Wie aber sah es in der Realität aus? In der Regel schloß sich an der Pädagogischen
Fakultät in jener Zeit an die Assistenzzeit die Wahrnehmung einer Dozentur an.
Vergleicht man die Zahl derer, die mit der Wahrnehmung einer Dozentur beauftragt
wurden und damit auf dem Weg zur Dozentur oder Professur waren, zeigt sich, wie
wenige Frauen zu diesem Kreis gehörten. Vom Beginn der 1950er Jahre bis zum Ende
ihres Bestehens 1968 wurden an der Pädagogischen Fakultät 46 Männer und 4 Frauen
eingestellt, die als potentielle Aufsteigerinnen und Aufsteiger eingestuft werden
können.96 Von diesen insgesamt 50 Personen stiegen 17 Männer und 2 Frauen bis zur
Professur auf.
Zwischen 1963 bis 1968 waren alle Professoren und Professorinnen an der
Pädagogischen Fakultät habilitiert – eine Ausnahme angesichts der laut Jessen generell
eher durchschnittlichen bis niedrigen Habilitationsrate in der Pädagogik (Jessen
1999:407f. u. 486). Das Ergebnis für die Fakultät paßt eher zu Horns Resultat. Er deutet
die Tatsache, daß in der Gruppe der erziehungswissenschaftlichen Professoren, die
95
Addiert wurden die Zahl der 1961 an der Pädagogischen Fakultät Promovierten (6 Frauen, 31 Männer;
eigene Auszählung anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät 1961/62) und die Zahl
der 1962 im Frauenförderplan geplanten Dissertationen (7 Frauen, 13 Männer) und die ebenda
vorgesehenen Habilitationen (3 Frauen, 17 Männer) (HU UA, Pädagogischen Fakultät 1479, nicht
paginiert: Frauenförderplan vom 18.6.1962). Es wurde davon ausgegangen, daß vorwiegend der Kreis der
wissenschaftlich qualifizierten oder sich qualifizierenden Personen für die Hochschullehrerlaufbahn in
Frage kam.
96
Aufgenommen wurden – anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät – in die
folgende Aufstellung all jene, die nicht vor 1956 ihre höchste Position an der Pädagogischen Fakultät
erreichten. Von den 50 Personen starteten insgesamt 35 als Wahrnehmungsdozenten, einige gleich als
Dozenten und zwei 1951 sofort als Wahrnehmungsprofessoren an der Fakultät. Manche arbeiteten zuvor
als Lehrbeauftragte an der Fakultät. Wahrnehmungsdozenten und -dozentinnen wurden seit 1950 im
Verzeichnis des Lehrkörpers aufgeführt. – In der Sekundärliteratur über Karrieren von Frauen in der
DDR-Wissenschaft der 1950er und 1960er Jahre wurde nicht herausgearbeitet, wie viele als
Wahrnehmungsdozentinnen und Wahrnehmungsdozenten einstiegen und die Dozentur oder Professur
erreichten (vgl. Budde 2003, Jessen 1999, Maul 2002b, Ruschhaupt 2003a,b).
47
zwischen 1956 und 1965 in der DDR berufen wurden, der Anteil der Habilitierten
überdurchschnittlich war, als Bedeutungszunahme des wissenschaftlichen Kapitals in
der Erziehungswissenschaft (Horn 2003:120).97 Von den potentiellen Aufsteigern
erhielten 1 Frau (nicht habilitiert) und 11 Männer (6 von ihnen habilitiert) die Dozentur.
Kurz vor der Auflösung der Fakultät 1968 gab es folgende Geschlechterverteilung im
Hochschullehrerbestand: Professoren: 2 Frauen und 15 Männer, Dozenten: 1 Frau und 7
Männer, Wahrnehmungsdozenten: 1 Frau und 11 Männer.98 Insgesamt arbeiteten somit
4 Frauen und 33 Männer an der Pädagogischen Fakultät in höheren wissenschaftlichen
Positionen. Trotz der ehrgeizigen Zielsetzungen in Frauenförderplänen zeichnete sich
bis 1967 keine deutliche Veränderung des Geschlechterverhältnisses in der
Hochschullehrerschaft ab. Es stellt sich die Frage, wie sich diesbezüglich die
Nachfolgeinstitution, die Sektion Pädagogik, darstellt.
5.5
Karriereschub für Frauen an der Sektion Pädagogik 1968 bis 1975
Die Sektion Pädagogik startete 1968 mit 12 Lehrkräften: 5 Professoren (ausschließlich
Männer) und 7 Dozenten (5 Männer/2 Frauen).99 Im Zuge des personellen Ausbaus
wurden bis zum Ende des Untersuchungszeitraums 1975 insgesamt 8 Frauen und 6
Männer zu Dozenten an der Sektion berufen.100 Eine weitere Frau, lange Zeit
Assistentin an der Pädagogischen Fakultät und dort als Dozentin eingeplant, wurde nach
der 3. Hochschulreform an einer anderen Sektion eingesetzt und dort zur Dozentin
berufen. Sie kehrte allerdings an die Sektion Pädagogik zurück.101 Die Dozentinnen
97
Position und Qualifikation der an der Pädagogischen Fakultät bis zur Professur aufgestiegenen
Personen: Professor mit Lehrstuhl: 2 Männer (habilitiert); Professor mit vollem Lehrauftrag: 4 Männer
(habilitiert); Professor mit Lehrauftrag: 11 Männer (davon 8 habilitiert, 2 promoviert, 1 weder noch) und
2 Frauen (habilitiert). Die Lehrstuhlinhaber amtierten in den 1960er Jahren als Dekane der Fakultät.
98
Eigene Auszählung anhand des Personalverzeichnisses der Pädagogischen Fakultät WS 1967/68. Einen
Überblick über den gesamten Lehrkörper, die Zahl der Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen sowie
Emeriti geben die Tabellen 5a, b und c im Anhang dieser Arbeit.
99
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht über die Frauenförderung an der
Pädagogischen Fakultät vom 22.11.1968. – Die beiden Professorinnen der Fakultät wurden durch die 3.
Hochschulreform in die Sektion Rehabilitationspädagogik integriert. In diese Sektion wurde das Institut
für Sonderschulwesen, in dem sie arbeiteten, überführt.
100
Siehe Tabelle 6 im Anhang dieser Arbeit.
101
Frau A. (BArch, DR 3 / B 6970 sowie Archiv der Abteilung Historische Erziehungswissenschaft des
Instituts für Erziehungswissenschaften der HUB, Ordner 28, S. 54ff.). Sie zählt hier als 9. Dozentin der
Sektion.
48
vertraten verschiedene Fachdisziplinen.102 Alle zwischen 1968 und 1975 berufenen
Dozentinnen standen im Frauenförderplan der Fakultät und sollten sich habilitieren.103
Während Jessen konstatiert, daß man an den Universitäten der DDR in den 1960er
Jahren bereit war, Frauen zu habilitieren, aber nicht sie auch als Dozentin zu ernennen
oder als Professorin zu berufen (Jessen 1999:387), läßt sich das anhand der Dozentinnen
an der Sektion Pädagogik nicht bestätigen. Im Gegenteil, diese Dozentinnen wurden in
der Regel ohne die abgeschlossene Habilitation als Hochschullehrerin eingestellt. Von
den obengenannten 9 Dozentinnen der Sektion Pädagogik hatte sich vor ihrer Berufung
zur Dozentin nur eine habilitiert. 4 weitere schlossen diese Qualifikation erst nach ihrer
Einstellung als Dozentin ab.104 Von den als Dozenten eingestellten 6 Männern verfügte
nur einer über die Dissertation B.
Der Sektionsdirektor konstatierte 1972 in seinem Bericht über Frauenförderung, daß es
“keine ideologischen Positionen, die in irgendeiner Weise die Notwendigkeit einer
intensiven Frauenförderung in frage stellen” an der Sektion gäbe. Sein Fazit lautete, daß
Fortschritte bei der Förderung von Frauen erreicht wurden – bezogen auf die Zahl der
Frauen bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern und Dozenten. Anders sähe es bei den
Professoren aus:
Sehr ungünstig ist die Situation noch bei den Professoren. Gegenwärtig haben wir
keine Frau als Professor. Durch sehr gezielte Maßnahmen konnte erreicht werden,
daß Kollegin Dr. [M…] ihr S.c.-Verfahren erfolgreich abschloß und nun mehr ein
Antrag auf ihre Berufung als Professor eingereicht werden konnte.105
Offensichtlich von Leitungsseite forciert, stiegen von den 9 Dozentinnen der Sektion
zwischen 1972 und 1976/1985 4 Frauen zu Professorinnen auf: 2 der Dozentinnen
wurden – mit Promotion B – zu ordentlichen Professorinnen106 und 2 weitere – ohne
Abschluß der Promotion B – zu außerordentlichen Professorinnen107 berufen. Da die
erste Professorin erst 1972 an der Sektion eingestellt wurde, realisierte man das Ziel
102
Berufungen zur Dozentin für: Familienpädagogik (1968), Methodik der Unterstufe (1968),
Betriebspädagogik – an der Sektion Ökonomische Kybernetik und Operationsforschung (1969), Didaktik
(1970), Vorschulerziehung (1970), Grundlagen der Pädagogik (1971), Vorschulerziehung (1971),
Pädagogische Psychologie (1971), Hochschulpädagogik (1975).
103
HU UA, Pädagogische Fakultät 679, nicht paginiert: Frauenförderplan 1961, HU UA, Pädagogische
Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht zur Frauenförderung 1965, HU UA, Pädagogische Fakultät 1479,
nicht paginiert: Bericht zum Stand der Frauenförderung 31.1.1967.
104
Das geht aus den Berufungsakten der Hochschullehrerinnen hervor, deren Karrieren in Kapitel 6 näher
untersucht werden.
105
HU UA, Sektion Pädagogik 2224, nicht paginiert: Bericht des Sektionsdirektors über Frauenförderung
1972.
106
Professorin für Erziehungstheorie (1972) bzw. Pädagogische Psychologie (1985).
107
Außerordentliche Professorin für Familienpädagogik (1974) bzw. Didaktik (1976).
49
nicht, 1970 einen Frauenanteil von 12% bei den Professoren zu erreichen.108 Eine der 9
Dozentinnen der Sektion wurde 1978 an der APW zur ordentlichen Professorin
berufen.109 Im Vergleich hierzu wurden 6 Männer bis 1974 zum ordentlichen (5) bzw.
außerordentlichen (1) Professor berufen.110 In der Mehrheit wiesen die Professoren vor
ihrer Berufung die Habilitation bzw. Promotion B auf (4 von 5).111
Auffällig ist, daß an der Sektion die Habilitation bzw. Promotion B im Vergleich zur
Pädagogischen Fakultät seltener vorlag. An der Fakultät wiesen – im Unterschied zur
Sektion – alle Professoren (Männer wie Frauen) und mehr der Dozenten die Habilitation
auf.112 Daran läßt sich eine veränderte Berufungspraxis ablesen. Jessen ging allgemein
davon aus, daß die Habilitation seit Ende der 1950er Jahre in Ernennungs- und
Berufungsverfahren an Relevanz verlor, insbesondere mit der neuen HBVO von
1968.113 Dies scheint sich hier zu bestätigen.
Zum Ende des Untersuchungszeitraumes, 1975, lehrten insgesamt 11 ordentliche
Professoren (1 Frau/10 Männer), 2 außerordentliche Professoren (1 Frau/1 Mann) sowie
16 Dozenten (6 Frauen/10 Männer) an der Sektion.114
In Bezug auf die Einstellung von Hochschullehrern – unabhängig von ihrem Status und
Qualifikation – läßt sich an der Sektion Pädagogik für Frauen ein Karriereschub
konstatieren. An der Pädagogischen Fakultät stiegen (zwischen 1960 und 1967) nur 3
Frauen zu Hochschullehrerinnen (1 Dozentin/2 Professorinnen) auf, an der Sektion
waren es hingegen 8 ( + 1) Frauen (von 1968 bis 1975). Vergleicht man die Zahl der
berufenen und ernannten Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen an der Fakultät
(zwischen 1956 und 1967) mit der an der Sektion (zwischen 1968 und 1975), kann man
auch hier im Verhältnis von Frauen zu Männern eine positive Entwicklung für
Frauenkarrieren konstatieren. Bei der Einstellung von Dozenten weist die Sektion ein
Verhältnis von 8 Frauen zu 7 Männern auf (Fakultät: 1 Frau/11 Männer). Bei den
108
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht zum Stand der Frauenförderung an der
Fakultät von Prof. König vom 7.4.1966.
109
Es handelt sich um Frau V. aus der Untersuchungsgruppe (BArch, DR 3 / B 12165). Vgl. auch Kap.6.
110
Siehe Tabelle 6 im Anhang dieser Arbeit.
111
Die wissenschaftliche Qualifikation der ab 1968 berufenen Dozenten und Professoren wurde anhand
des Jahresverzeichnisses der deutschen Hochschulschriften (81. bis 91. Jahrgang) ermittelt, sofern
diejenigen nicht zu jenen Männern gehörten, zu denen Berufungsakten vorlagen.
112
Vgl. Kapitel 5.4.
113
Vgl. Kapitel 2.
114
Zusammenstellung aus der nicht nach Geschlecht differenzierten Tabelle über die Struktur und
kadermäßige Besetzung der Sektion von 1975 (HU UA, Rektorat 850, Blatt 111) unter Hinzuziehung der
mir über die Hochschullehrerinnen an der Sektion bekannten Daten (durch die Berufungsakten). Siehe
auch Tabelle 7 im Anhang dieser Arbeit.
50
ordentlichen Professoren liegt die Sektion bei einem Verhältnis von 1 Frau zu 5
Männern (Fakultät: 2 Frauen/17 Männer).115
5.6
Frauen in den Leitungsebenen – Vergleich von Pädagogischer Fakultät
und Sektion Pädagogik
Nachdem Karrieren von Frauen innerhalb der Hochschullehrerschaft betrachtet wurden,
sollen im folgenden als zweites Kriterium für Aufstiegsverläufe von Frauen die
Leitungsfunktionen untersucht werden.116
Das Leitungsgremium der Pädagogischen Fakultät, der wissenschaftliche Rat, war 1962
mit nur 3 Frauen besetzt (gesamt: 30 Mitglieder). Bis 1966 erhöhte sich der
Frauenanteil auf 20%. Die Sektion Pädagogik sah kurz nach ihrer Gründung 1968 für
den Sektionsrat 11 Frauen und 22 Männer vor.117
Eine weitere wichtige Leitungsebene war die Funktion des Dekans und der
Institutsleiter. An der Pädagogischen Fakultät amtierten über den gesamten Zeitraum
ihres Bestehens ausschließlich Männer als Dekan und Prodekan. Auch als Institutsleiter
waren ab Ende der 1950er Jahre nur Männer tätig. Zur zweiten Hälfte der 1960er Jahre
arbeiteten 3 Frauen als stellvertretende Institutsdirektorinnen (neben 8 Männern). Auf
der untersten Leitungsebene, der Abteilungsleitung, verteilten sich Frauen und Männer
an der Fakultät folgendermaßen118:
115
Für einen Vergleich mit anderen Sektionen der HUB liegen nur die Daten für das Jahr 1969 vor, d.h.
kurz nach der Sektionsgründung (siehe Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit). M. E. läßt sich mit Hilfe
dieser Aufstellung aus einem Jahr schwer einschätzen, ob die Sektion Pädagogik im Vergleich zu anderen
Sektionen relativ viele Hochschullehrerinnen aufweisen konnte, weil die Berufungen von Frauen zur
Dozentin und Professorin zu dieser Zeit erst begannen.
116
Siehe auch Tabelle 4 im Anhang dieser Arbeit.
117
Die Daten standen in den Frauenförderplänen der Pädagogischen Fakultät vom 18.6.1962 und vom
26.11.1964 sowie in Berichten über den Stand der Frauenförderung vom 31.1.1967 und vom 22.11.1968
(HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert). Die absoluten Zahlen wurden nicht immer
genannt.
118
Graphik 2 – eigene Erhebung anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB.
Erst seit 1953 wurden im Verzeichnis Abteilungen aufgeführt.
51
Graphik 2 . Zahl der Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen an der
Pädagogischen Fakultät 1953/54 bis 1967/68
Anzahl
30
20
10
10
3
10
3
16
18
17
18
2
4
3
4
21
20
18
3
4
6
10
3
21
20
5
5
33
36
24
8
5
7
0
195
8
7
4
6
3
5
2
1
0
9
8
7
4
6
5
3/5 54/5 55/5 56/5 57/5 58/5 59/6 60/6 61/6 62/6 63/6 64/6 65/6 66/6 67/6 Jahr
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
Zahl der Abteilungsleiter
Zahl der Abteilungsleiterinnen
In den 1950er und 1960er Jahren expandierte die Zahl der Abteilungen an der
Pädagogischen Fakultät sehr stark. In dieser Zeit verdoppelte sich die Anzahl der
Leiterinnen, die der Leiter verdreifachte sich. Zwischen 1953 und 1967 agierten 65
Männer und 16 Frauen als Abteilungsleiter bzw. Abteilungsleiterin. An 4 Instituten der
Fakultät arbeiteten Frauen als Abteilungsleiterinnen.119
Die Professorinnen an der Fakultät gelangten – im Unterschied zu den Männern – nicht
bis in die Leitungsspitze, weder als Prodekanin oder Dekanin, noch als Institutsleiterin
(seit Ende der 1950er Jahre). Allerdings wurden die ersten Professorinnen, die
Nachkriegsprofessorinnen ausgenommen, ohnehin erst Mitte der 1960er Jahre berufen.
An der neugegründeten Sektion Pädagogik verteilten sich Frauen und Männer wie folgt
auf die Leitungspositionen: Sektionsdirektor:120 1 Mann, Stellvertreter: 2 Männer, Leiter
der Wissenschaftsbereiche (ähnlich der Abteilungen): 3 Frauen und 10 Männer121 bzw.
zwischen 1968 und 1975: 4 Frauen und 16 Männer.122 Damit agierten Frauen auch an
der Sektion vorwiegend auf der untersten Leitungsebene.
Festzustellen ist: Auf den Leitungsebenen konnte – weder an der Fakultät noch an der
119
Eigene Erhebung auf der Basis der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB. –
Abteilungsleiterinnen arbeiteten an den dem Institut für Sonderschulwesen, an dem Institut für
Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik (später für Allgemeine Pädagogik), an dem
Institut für Unterrichtsmethodik und an dem Institut für Berufspädagogik.
120
Die Leitung der Sektion konnte nur ein Hochschullehrer bzw. eine Hochschullehrerin übernehmen
(BArch, DR 3 2. Schicht / 1478, nicht paginiert: Entwurf des Gründungsdokuments (August) 1968). – Zu
dem Zeitpunkt stand keine Frau für das Amt zur Verfügung, selbst wenn die Sektion zu der Zeit stark an
einer Sektionsdirektorin interessiert gewesen wäre: 1968 schied die einzige Dozentin der Fakultät aus,
und die ersten Dozentinnen wurden im September 1968 an der Sektion eingesetzt. Die Professorinnen der
Fakultät wechselten an eine andere Sektion.
121
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderbericht vom 22.11.1968.
Wissenschaftsbereiche (WB) gehörten zur untersten Ebene der Sektion. Die Leitung eines WB konnte
einem Hochschullehrer/ einer Hochschullehrerin aber auch einem wissenschaftlichen Mitarbeiter/ einer
Mitarbeiterin übertragen werden (BArch, DR 3 2. Schicht / 1478, nicht paginiert: Entwurf des
Gründungsdokuments der Sektion Pädagogik (August) 1968). 2 der neuen WB-Leiterinnen gehörten
Ende 1968 noch nicht zum Kreis der Hochschullehrer, gleiches gilt für die Leiterin der Abteilung
Fernstudium (vgl. Porträts zu Frau V., Frau L. und Frau B. in Kapitel 6.2 dieser Arbeit).
122
Auszählung anhand der Übersicht zu den WB der Sektion (Horn/Kemnitz/Kos 2002:274f.).
52
Sektion Pädagogik – für den Untersuchungszeitraum ein Karriereschub für Frauen
festgestellt werden. Daran änderte offenbar auch die Zielsetzung des Sektionsdirektors
1972 nichts, über die Frauenförderung verstärkt Frauen in Leitungsfunktionen
einzusetzen.123 Erst dadurch, daß 1976, also 30 Jahre nach Gründung der Pädagogischen
Fakultät, erstmals einer Frau die Sektionsleitung übertragen wurde, veränderte sich das
Bild ein wenig. Mit ihrer Ablösung 1983 durch einen Mann war sie faktisch bis 1989
die einzige Direktorin der Sektion (vgl. Horn/Kemnitz/Kos 2002:273).
5.7
Zwischen karriereöffnender Fakultätszeit und kleinem Karriereschub an
der Sektion Pädagogik
An der Fakultät für Pädagogik bildeten, insbesondere nach Ausscheiden der
Nachkriegsprofessorinnen, Frauen als Professorinnen und Dozentinnen eine Minderheit.
Auf der Leitungsebene gelangten sie eher bis in die Abteilungen und höchstens in die
Funktion der stellvertretenden Institutsdirektorin. Bezüglich der Karriereentwicklung
von Frauen kann man die Phase der Pädagogischen Fakultät als die “Zeit der
Abteilungsleiterinnen” bezeichnen. Es handelte sich dabei um Karrieren im Kleinen.
Gleichwohl kann die Zeit der Pädagogischen Fakultät vor dem Hintergrund der
Untersuchungsergebnisse m.E. als “karriereeröffnende” Zeit bewertet werden.
“Karriereeröffnend”, weil die Pädagogische Fakultät institutionell und personell sehr
stark expandierte, weil Nachkriegsprofessoren schnell abgelöst wurden und – wie an der
Zahl der ernannten und berufenen Männer ablesbar – gute Ausgangsbedingungen für
eine Hochschullaufbahn bestanden. „Karriereöffnend“ war auch, daß auf der
Institutsebene zum Teil eine Binnendifferenzierung erfolgte, die mit neuen Abteilungen
und damit neuen Leitungspositionen einherging, und nicht zuletzt, daß die staatlich
vorgegebene Frauenförderung das Ziel proklamierte, die Zahl der Frauen als
Hochschullehrerinnen und Leiterinnen zu erhöhen, und dementsprechend die geplante
Zahl der Habilitationen bei Frauen – im Vergleich zu den 1950er Jahren – anhob.124
Nicht zuletzt auch vor diesem Hintergrund ereignete sich für Frauen nach Gründung der
Sektion Pädagogik 1968 ein kleiner Karriereschub. Dieser bezog sich allerdings
insbesondere auf Dozentinnen und außerordentliche Professorinnen – nicht auf
123
HU UA, Sektion Pädagogik 2224, nicht paginiert: Frauenförderbericht der Sektion Pädagogik 1972.
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: u.a. Frauenförderpläne vom 12.3.1963 und vom
18.6.1963.
124
53
ordentliche Professorinnen. In den Leitungsebenen blieben Frauen nach wie vor auf der
unteren Ebene (Wissenschaftsbereichsleitung).
Trotz einer relativ großen Zahl an der Fakultät arbeitender Assistentinnen war die Zahl
der aufgestiegenen Frauen gering. Dies erklärt sich offenbar auch daraus, daß in den
1950er Jahren kaum Frauen für die Habilitation eingeplant wurden. Das änderte sich, als
die universitäre Frauenförderung eingeleitet wurde, wie etwa am Institut für
Systematische Pädagogik, an dem in den 1960er Jahren alle Promovendinnen
habilitieren sollten. Obwohl Jessen der Habilitation zu dieser Zeit für eine
Hochschullehrerlaufbahn keinen so hohen Stellenwert beimißt wie der SEDMitgliedschaft, deute ich diesen Wandel als eine positive Veränderung, weil man
Frauen im Unterschied zu den 1950er Jahren verstärkt berücksichtigte und der
Habilitation Mitte der 1960er Jahre offiziell durchaus ein wichtiger Stellenwert
eingeräumt wurde.125
Gemessen an der Pädagogischen Fakultät, ist auch das Geschlechterverhältnis bei den
Hochschullehrern an der Sektion Pädagogik, positiv zu bewerten. Insbesondere bei den
Dozenten hat sich das Verhältnis zugunsten von Frauen verändert.
Auf der Ebene der Leitungsfunktionen zeigt sich an der Fakultät angesichts der
gestiegenen Zahl von Frauen, die eine Karriere im Kleinen machten, auf der untersten
Leitungsebene eine positive Entwicklung. An der Sektion setzte sich dieser Trend nicht
fort.
Gemessen
an
den
Zielsetzungen
in
Frauenförderplänen
und
allgemeinen
Perspektivplänen werden Defizite sichtbar, die u. a. in den Plänen und Berichten der
Fakultät über Frauenförderung thematisiert wurden.126 An der Pädagogischen Fakultät
wurde im Rahmen von Frauenförderung vor allem die Zahl der Frauen erhöht, die sich
wissenschaftlich qualifizieren sollten. Das hier postulierte Ziel, bis 1970 die Zahl der
Hochschullehrerinnen, vor allem die der Dozentinnen, und Habilitandinnen zu erhöhen,
wurde später an der Sektion nur bei den Dozentinnen erreicht, hier allerdings bis 1975
vermutlich sogar deutlich überschritten.127
125
Zum „Kurswert“ der Habilitation und der SED-Mitgliedschaft siehe Kapitel 2 und zum offiziellen
Stellenwert der Habilitation an der HUB Mitte der 1960er Jahre Kapitel 5.3 in dieser Arbeit.
126
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: u.a. Pläne/Berichte zur Frauenförderung vom
18.6.1962, von 1965, vom 1.9.1967.
127
Es wurde als Ziel festgelegt, den Frauenanteil bis 1970 bei den Dozenten auf 26% und bei den
Professoren auf 12% zu erhöhen (HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht über den
Stand der Frauenförderung von Prof. König vom 7.4.1966). Da 1975 bei den Dozenten 6 Frauen und 10
Männer arbeiteten, d.h. ein „Frauenanteil von 37,5 %“, wurde das Ziel deutlich überschritten (siehe zu
diesen Daten Kapitel 5.5 dieser Arbeit).
54
Vergleicht man die Karrierefelder von Frauen mit den Instituten, Abteilungen und
Wissenschaftsbereichen, in denen Frauen besonders vertreten waren, wird deutlich, daß
Frauen eher dort aufstiegen, wo sie relativ zahlreich tätig waren. Karrieren von Frauen
ließen
sich
jedoch
auch
in
Arbeitsbereichen
wie
Betriebspädagogik
und
Unterrichtsmethodik nachweisen, in denen im Vergleich zu anderen Arbeitsfeldern der
Fakultät oder Sektion relativ wenige Frauen arbeiteten.
Im nächsten Kapitel wird anhand einer Gruppe von Hochschullehrerinnen und ihrer
universitären Laufbahnen vertieft, welche Chancen und Hindernisse damalige
Aufsteigerinnen unter der Berücksichtigung ihres Karrierekontextes hatten. Bei Budde
und Jessen wurden primär die Hindernisse für Frauenkarrieren thematisiert. Vor diesem
Hintergrund erachte ich es als sinnvoll, die Möglichkeiten und Chancen des Aufstiegs
näher zu untersuchen. Insbesondere geht es darum, den Karrierekontext stärker in
Beziehung zu den Karrieren von Frauen zu setzen. Die bereits in diesem Kapitel
betrachteten leitenden Aspekte des Karrierekontextes, wie Frauenförderung, strukturelle
Veränderungen durch die 3. Hochschulreform oder das wissenschaftliche Kapital in
Berufungsverfahren, werden dabei weiterverfolgt.
6
Aufstiegsmöglichkeiten und Begrenzungen für die Karrieren von
Hochschullehrerinnen in sich wandelnden Rahmenbedingungen
In den folgenden Kapiteln werden am Beispiel von 10 Wissenschaftlerinnen Karrieren
von Hochschullehrerinnen auf der Basis ihrer Berufungsakten untersucht, insbesondere
wurden die darin enthaltenen Lebensläufe, die Gutachten, Berufungsanträge
ausgewertet. Auch Ausführungen in den Frauenförderakten werden herangezogen. Die
hier vorgestellten Frauen vertraten verschiedene pädagogische Disziplinen. Sie werden
nicht namentlich genannt, um der Auflage des Bundesarchivs nach Anonymisierung
gerecht zu werden.128
128
Das Archiv der HUB forderte im Unterschied zum Bundesarchiv keine Anonymisierung. Um die
Wissenschaftlerinnen einheitlich zu benennen, wurden für alle Frauen der Untersuchungsgruppe
anonymisierte Namen eingesetzt. Im Quellenbeleg erscheinen die Namen der zwei Frauen, deren Akten
im Archiv der HUB eingesehen wurden, da dort Vor- und Zunahme anzugeben sind.
55
6.1
Beschreibung der Untersuchungsgruppe
Die Wissenschaftlerinnen begannen am Institut für Systematische Pädagogik und
Geschichte der Pädagogik als Assistentin oder wissenschaftliche Mitarbeiterin, einzelne
waren von anderen Instituten zu diesem gekommen. Für das Institut für Systematische
Pädagogik und Geschichte der Pädagogik war charakteristisch, daß im Vergleich zu
anderen Instituten relativ viele Frauen an diesem Institut arbeiteten und in die
Frauenförderungspläne der Fakultät für die Habilitation aufgenommen wurden.
Die Frauen wurden zwischen 1908 und 1935 geboren. Sie kamen zumeist aus
proletarischen oder kleinbürgerlichen Verhältnissen. Keiner der Frauen wurde durch das
Elternhaus die Lebensplanung einer akademischen Laufbahn an der Universität
vermittelt. Vielmehr kannten sie von ihren Müttern das traditionelle Hausfrauendasein
oder typische Frauenberufe, wie Verkäuferin und Näherin.
Die Wissenschaftlerinnen entstammten nicht alle der Arbeiter- und Bauernschicht, die
in der DDR besonders gefördert wurde.129 Sie beendeten die Schule unter verschiedenen
politischen Verhältnissen, d.h. während der Weimarer Republik, der NS-Zeit und in den
Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Mit Volksschulabschluß schlossen 5 Frauen, mit
mittlerer Reife 1 und mit Abitur 3 Frauen ab. Eine Frau brach die Schule 1945 ab.130 3
Frauen bauten ihre Abschlüsse aus, indem sie die Sonderreifeprüfung131 oder das Abitur
an der ABF132 ablegten. Die Frauen der Untersuchungsgruppe gelangten auf
verschiedenen Wegen zum Studium an die Universität, 3 studierten gleich im Anschluß
an die Schule, die anderen lernten i.d.R. zuerst einen pädagogischen Beruf und
studierten zum Teil während ihrer Berufstätigkeit. Nicht alle arbeiteten oder blieben im
erlernten Beruf und waren unterschiedlich lang darin tätig. Die berufstätigen Frauen
arbeiteten 2 bis 14 Jahre in ihrem Beruf, bevor sie ihr Studium an der Pädagogischen
129
Die Schicht der Arbeiter und Bauern galt in der DDR als besonders förderungswürdig. Die SED gab
das Versprechen, überkommene Bildungsprivilegien auszugleichen (Jessen 1999:383).
130
Sie kommentierte im Personalbogen ihren Schulabbruch mit der Wortgruppe: “ohne Schulabschluß –
durch Kriegsfolgen Oberschulbildung 1945 abgebrochen”. Es ist zu vermuten, daß der Schulabbruch mit
der Aussiedlung und der familiären Situation in den Nachkriegsjahren zusammenhing (HU UA,
Personalakte Ingrid Hunold, Band II, Blatt 5 u. 7).
131
Seit 1952 wurden verstärkt junge Frauen für das Studium geworben. Der Ministerratsbeschluß von
1952 besagte, daß das Kontingent der Studierenden durch 4000 junge Frauen und Männer aufgefüllt
werden sollte. Diese sollten ohne Abitur studieren können. Voraussetzung war eine Sonderreifeprüfung,
die aus einem politischen und einem fachlichen Teil bestand. Auch für die Pädagogik wollte man
Studierende gewinnen (Maul 2002b:278).
132
Vorstudienanstalten, später Arbeiter- und Bauernfakultäten (ABF) genannt, wurden nach dem 2.
Weltkrieg an Universitäten eingerichtet, um die soziale Öffnung der Universitäten zu realisieren. Dort
konnte die Hochschulreife erworben werden. Insbesondere Kinder von Arbeitern und Bauern wurden von
den Auswahlkommissionen an die ABF delegiert (Herbst/Ranke/Winkler 1994:73f.).
56
Fakultät aufnahmen. Mehrere Frauen wurden zum Studium an die HUB delegiert. Die
Vertreterinnen der Didaktik, Methodik und Vorschulpädagogik waren in verschiedenen
Ämtern, die mit einem Aufstieg verbunden waren, ehe sie in der zweiten Hälfte der
1950er Jahre zum Pädagogikstudium an die HUB delegiert wurden. Zu jener Zeit
rückten außerwissenschaftliche Berufungskriterien in den Vordergrund, unter anderem
die Bewährung in der außeruniversitären Praxis (Jessen 1999:99). Die o.g. 3 Frauen
dürften als in der außeruniversitären Praxis Bewährte gegolten haben, als man sie Ende
der 1950er Jahre an die Fakultät delegierte.
Die Frauen der Untersuchungsgruppe studierten zwischen 1948 bis 1961 an der HUB
und schlossen ihr Studium überwiegend mit „sehr gut“ ab. (Die zum Vergleich
herangezogenen 7 Hochschullehrer hatten im Unterschied zu ihren Kolleginnen nicht
nur sehr gute und gute Studienabschlüsse aufzuweisen. 2 von ihnen bestanden mit
befriedigend bzw. genügend.133) Man stellte sie zwischen 1952 und 1963 als Assistentin
oder wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pädagogischen Fakultät ein. Folglich
nahmen sie ihre Arbeit unter verschiedenen institutionellen Rahmenbedingungen auf.
Die einen wurden kurz nach der 2. Hochschulreform und vor dem Ausbau des Instituts
eingestellt, andere fingen in der Expansionsphase des Institutes an. Als an der HUB die
Frauenförderung eingeleitet wurde, arbeiteten die Frauen mit einer Ausnahme bereits
am Institut. In der Mehrheit wurden sie zwischen 1968 und 1976 zur Dozentin bzw. zur
Professorin berufen, d.h.
nach der 3. Hochschulreform und der damit einhergehenden Umstrukturierung sowie zu
einer Zeit, da verstärkt auf Arbeiter- und Bauernförderung und auch Frauenförderung
orientiert wurde. Von ihrer Einstellung an der Fakultät bis zur höchsten erreichten
Position vergingen bei den einzelnen Frauen zwischen 8 und 28 Jahre.
Die
Mitgliedschaft
in
Partei
und
Organisationen
nahmen
die
Frauen
zu
unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichem Umfang auf. Der SED und dem
FDGB traten alle bei.
Zwei Frauen waren ledig und hatten keine Kinder. Die anderen heirateten und brachten
zwischen ein und vier Kinder zur Welt, meist während des Studiums und/oder der
Assistenzzeit. Sie mußten also Familie und wissenschaftliche Tätigkeit miteinander
vereinbaren.
133
BArch, DR 3 / B 13216, Blatt 20 und BArch, DR 3 / B 349, Blatt 10.
57
Um die Karrieren der Frauen der Untersuchungsgruppe besser einschätzen zu können,
werden in dieser Arbeit die Karrieren einiger Hochschullehrer als Hintergrundfolie
hinzugezogen.134
6.2
Universitäre
Laufbahnen
ausgewählter
Hochschullehrerinnen
in
Kurzporträts
Die Frauen der Untersuchungsgruppe werden im folgenden in kurzen Porträts
vorgestellt. Die Reihenfolge richtet sich nach dem Zeitpunkt, zu dem sie mit ihrer
Arbeit als Assistentin oder wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pädagogischen
Fakultät begonnen haben.
Frau S.: Dozentin für Geschichte der Pädagogik
Frau S. wurde 1908 als Tochter eines Pfarrers und seiner Frau, die keinen Beruf erlernt
hatte, geboren. Sie studierte nach dem Abitur, Ende der 1920er Jahre, in Sachsen
Lehramt, trat 1932 der KPD bei und wurde nach drei Jahren Schuldienst 1933 aufgrund
des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen.135 Während der
NS-Zeit arbeitete sie als Textilarbeiterin in verschiedenen Betrieben und war von 1936
bis 1945 nicht berufstätig. Nachdem sie in den Nachkriegsjahren in verschiedenen
Bereichen der Bildung gearbeitet hatte136 und die Abteilung der Pädagogischen
Hochschule Berlin aufgelöst wurde, an der sie als Honorarprofessorin lehrte, wurde sie
1952 Assistentin bei Prof. Robert Alt in der Abteilung Geschichte der Pädagogik. Seit
1947 versuchte sie in einer Aspirantur parallel zur Vollerwerbstätigkeit zu promovieren,
134
Die Professoren vertraten Erziehungstheorie, Didaktik, Betriebspädagogik, Geschichte der Pädagogik
sowie Allgemeine Pädagogik und die Dozenten Vergleichende Pädagogik und Hochschulpädagogik. Ihre
Ernennung bzw. Berufung erfolgte zwischen 1959 und 1974. Bis zur höchsten von ihnen erreichten
Position benötigten die Professoren zwischen 11 und 18 Jahren, die Dozenten 16 und 23 Jahre. Sie
leiteten alle eine Abteilung bzw. einen Wissenschaftsbereich. Einer der Professoren wurde
Sektionsdirektor und später Rektor der HUB. Bis auf einen Wissenschaftler gehörten alle der SED an.
(Zusammenstellung anhand: BArch, DR 3 / B 6983, BArch, DR 3 / B 11079, BArch, DR 3 / B 6938,
BArch, DR 3 / B 13216, BArch, DR 3 / B 349, BArch, DR 3 / B 6968, BArch, DR 3 / B 446).
135
Mit diesem Gesetz vom 7.4.1933 wurden politische Gegner, potentielle „Staatsfeinde“ sowie Frauen
und Männer, die nach NS-Definition „nicht arisch“ waren, aus Beamtenstellen und allen Einrichtungen
des öffentlichen Dienstes entlassen (Vogt/Walther 2003:110).
136
1945 bis 1946 Referentin für Kultur und Erziehung bei der Bezirksleitung der KPD in Sachsen, 1947
Assistentin und 1947 bis 1949 Lehrerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Parteihochschule Karl
Marx, 1949 Hauptreferentin in der Abteilung Kultur und Erziehung der SED im Zentralsekretariat, 1950
bis 1951 Ober- und Hauptreferentin für Geschichte der Pädagogik beim DPZI, 1951 bis 1952
Honorarprofessorin (HU UA, Personalakte Sigrid Schwarz, Band I, Blatt 3f.).
58
jedoch ohne Erfolg. Sie wechselte mehrfach das Thema.137 Frau S. war zu der Zeit
alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. In ihrem Lebenslauf schreibt sie, daß sie
Ende der 1940er Jahre dem Ruf der Universität Greifswald nicht folgte, sondern „der
Parteidisziplin entsprechend“ abgelehnt und promoviert habe.138 1956 wurde ihr die
Leitung der neu errichteten Abteilung Fernstudium der Pädagogischen Fakultät
übertragen. Im Jahr darauf beauftragte man sie nach dem Abschluß ihrer Dissertation
mit der Wahrnehmung einer Dozentur für Geschichte der Pädagogik. Für dieses
Fachgebiet wurde sie 1960 ernannt. Frau S. leitete die Abteilung Fernstudium, bis sie
1968 in Ruhestand versetzt wurde. Sie übernahm eine Reihe gesellschaftlich-politischer
Funktionen.139
Frau W.: Außerordentliche Professorin für Familienpädagogik
Ebenfalls 1952 wurde Frau W. als Assistentin eingestellt, in der Abteilung für
Systematische
Pädagogik.
Sie
wurde
1929
geboren,
stammte
aus
einem
Ingenieurshaushalt und nahm ihr Lehramtsstudium nach dem Abitur auf. Während des
Studiums arbeitete sie bereits als Hilfsassistentin. Frau W. promovierte 1957 über ein
Thema zur Familienerziehung. Vier Jahre später – zu der Zeit Mutter von vier Kindern
– reichte sie ihr Habilitationsthema ein. Seit 1960 war Frau W. mit der Wahrnehmung
einer Dozentur für Systematische Pädagogik mit dem Schwerpunkt Familienpädagogik
beauftragt und gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes des DFD.
Während der 1960er Jahre wurde sie im Vergleich zu anderen Frauen der
Untersuchungsgruppe durch relativ viele Aufgaben beansprucht: Sie arbeitete in der
ersten Hälfte der 1960er Jahre in Kommissionen zum neuen Bildungsgesetz und zum
neuen Familiengesetz mit. Seit 1963 leitete Frau W. die Forschungsgemeinschaft
„Sozialistische
Familienerziehung“.
Sie
führte
die
1964
anläßlich
der
Institutsreorganisation neu gegründete Abteilung Familienpädagogik bis 1970. In den
1960er und 1970er Jahren nahm Frau W. an verschiedenen Kongressen und Tagungen
teil, fuhr zu Dienstreisen ins sozialistische und kapitalistische Ausland. Ihre Berufung
137
Das erste Thema lautete Ende der 1940er Jahre „Das Erziehungsziel und die Unterrichtsmethode
Gaudigs“ und sollte ein Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit der bürgerlichen
Reformpädagogik sein, das zweite „Über die Erziehung zum demokratischen Patriotismus“ (um 1952),
für das Stalins Schriften für Pädagogik ausgewertet werden sollten, wurde nach der II. Parteikonferenz
der SED modifiziert zu „Über die Erziehung zum Patriotismus in der Periode des Aufbaus des
Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik“. Der Titel ihrer eingereichten Dissertation war
schließlich „Die Liebe zur Heimat als wesentliches Ziel unserer patriotischen Erziehung“.
138
Sie war zu dieser Zeit Assistentin an der Parteihochschule und wurde von der Parteihochschule nicht
freigestellt (HU UA, Personalakte Sigrid Schwarz, Band II, Blatt 21).
139
HU UA, Personalakte Sigrid Schwarz.
59
zur Dozentin erfolgte 1968 und ihre Berufung zur außerordentlichen Professorin 1974.
In ihrer politischen Tätigkeit war sie zudem Mitglied der SED-Kreisleitung Berlin. Frau
W. wurde 1990 in den Ruhestand versetzt.140
Frau L.: Dozentin für Grundlagen der Pädagogik
Frau L. wurde 1930 als Tochter eines Arbeiters und einer Verkäuferin geboren. Nach
dem 2. Weltkrieg legte sie die mittlere Reife ab und holte kurz darauf an einer ABF das
Abitur nach.141 Frau L. begann nach ihrem Lehramtsstudium 1954 an der
Pädagogischen
Fakultät
als
Assistentin.
Zuerst
wurde
sie
im
Gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudium eingesetzt. Ab 1957 arbeitete Frau L. in
der Abteilung Geschichte der Pädagogik. Dort promovierte sie 1963 über „Erziehung
zur Frontstadtideologie in den Westberliner Schulen“. Zu der Zeit hatte Frau L. bereits
zwei Kinder. Danach wurde sie in der Praxis eingesetzt und arbeitete zwei Jahre als
Schulinspektorin. Ab 1965 gehörte Frau L. zu den Habilitationsaspirantinnen. 1969
übernahm sie die Leitung der Abteilung Fernstudium. Zwei Jahre später wurde Frau L.
zur Dozentin für Grundlagen der Pädagogik berufen. Nach ihrer Berufung zur Dozentin
wurde ihr der Titel Dr. sc. verliehen.142 Sie wurde 1972 umberufen und arbeitete von da
an bis 1988 an der APW als Dozentin für Geschichte der Pädagogik.143 In der SED und
der Gewerkschaft übte Frau L. verschiedene Funktionen aus.144
Frau K.: Dozentin für Vorschulpädagogik
Frau K. wurde als Tochter eines Arbeiterehepaares 1927 geboren. Sie holte ihr Abitur
an der ABF nach und studierte anschließend an der Pädagogischen Fakultät Lehramt.
Ab 1954 arbeitete Frau K. in der Abteilung Geschichte der Pädagogik bei Prof. Alt als
140
BArch, DR 3 / B 6951.
Frau L. wollte laut ihrem Lebenslauf von 1970 Lehrerin werden, wurde aber nicht in den
Neulehrerkurs aufgenommen, für den sie sich beworben hatte, weil sie zu jung war. Daraufhin absolvierte
Frau L. ein Praktikum, um sich auf den Beruf der Kindergärtnerin vorzubereiten. Während des
Praktikums hörte sie von den Vorstudieneinrichtungen, an denen „Arbeiterkinder die Möglichkeit hatten
das Abitur nachzuholen“ und bewarb sich dort. Sie zog von West- nach Ostberlin, nachdem sie sich an
der Vorstudienanstalt in Berlin eingeschrieben hatte. Anschließend studierte Frau L. an der
Pädagogischen Fakultät (BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 7).
142
Mit der neuen HBVO (1968) trat an die Stelle der Habilitation die Dissertation B. Nach dem
erfolgreich verlaufenen Verfahren wurde der Doktor der Wissenschaften verliehen, kurz Dr. sc.
(Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S. 1023f.).
143
In den Akten wurde der Vorgang, eine Dozentin (oder Professorin) an einer anderen
wissenschaftlichen Einrichtung einzustellen, als Umberufung bezeichnet, oder wenn eine Dozentin für ein
anderes Lehrgebiet eingesetzt wurde. Der Wechsel wurde von der Sektion Pädagogik beim MHF
beantragt.
144
BArch, DR 3 / B 12118.
141
60
Assistentin. Sie wechselte 1960 zur Abteilung Fachpädagogik, die seit Ende der 1950er
Jahre besonders ausgebaut wurde. Ihre Promotion schloß Frau K. 1962 zu einem Thema
der Vorschulerziehung ab. Damals war sie bereits Mutter von zwei Kindern. Frau K.
leitete die 1964 neu eingerichtete Abteilung Vorschulpädagogik bis 1969. Zur Dozentin
wurde
sie
1970
berufen.
Ab
1976
leitete
Frau
K.
den
gleichnamigen
Wissenschaftsbereich. Sie war in Parteigremien und in der Gewerkschaft aktiv. 1987
wurde Frau K. in Ruhestand versetzt.145
Frau H.: Dozentin für Hochschulpädagogik
Frau H. wurde 1932 als Tochter eines selbständigen Kaufmanns geboren. 1945 brach
ihre Schulausbildung ab und sie nahm einige Jahre später eine Ausbildung zur
Kindergärtnerin auf. Später arbeitete Frau H. als Lehrerin an einer Pädagogischen
Schule für Kindergärtnerinnen. 1957 begann sie als Assistentin in der Abteilung
Geschichte der Pädagogik. Frau H. promovierte 1963 und habilitierte sich 1969. Beides
erfolgte im Rahmen der Forschungsprojekte von Prof. Robert Alt zur Schulentwicklung
nach 1945 in Deutschland bzw. zur Geschichte der sozialistischen Arbeitserziehung in
Deutschland. Bis 1963 war sie u. a. als Stadtverordnete und als Vorsitzende der
ständigen Kommission Jugendfragen und Sport tätig. Während ihrer Assistenz gründete
Frau H. eine Familie und bekam drei Kinder. Ab 1969 arbeitete sie sechs Jahre als
Hauptreferentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ministerium für Volksbildung
(MfV). Während dieser Zeit berief das MHF Frau H. anläßlich des 25. Jahrestages des
„Gesetzes zur Demokratisierung der deutschen Schule“ zur Honorardozentin für
Grundlagen der Pädagogik.146 1975 wurde sie zur Dozentin für Hochschulpädagogik
umberufen. Frau H. übte verschiedene politische Funktionen aus, u. a. als SEDKreisleitungsmitglied und in der Frauenkommission.147
Frau A.: Dozentin für Betriebspädagogik
Die Tochter eines Arbeiters, geboren 1935, wurde 1957 am Institut für Berufspädagogik
der
Pädagogischen
Fakultät
als
Assistentin
eingestellt,
nachdem
sie
die
Sonderreifeprüfung und ihre Ausbildung zum Diplomhandelslehrer an der Fakultät
145
BArch, DR 3 / B 11977.
Honorardozenten zählten an den Universitäten der DDR zu den nebenamtlichen Hochschullehrern. Als
Honorardozenten konnten „hervorragende Vertreter der Praxis oder der Wissenschaft berufen werden, die
den an die ordentlichen […] Hochschuldozenten gestellten Anforderungen entsprechen“. Sie gehörten
nicht zu den Angehörigen der Hochschule (Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S. 998).
147
HU UA, Personalakte Ingrid Hunold, Band I u. II.
146
61
abgeschlossen hatte. Sie promovierte 1963 zu einem Thema der Berufsbildung. Im Jahr
darauf wechselte Frau A. zum Institut für Allgemeine Pädagogik, wo ihr die Leitung der
neu eingerichteten Abteilung Betriebspädagogik übertragen wurde. Während ihrer
Assistenz bekam sie zwei Kinder. In den 1960er Jahren gehörte Frau A. kurze Zeit der
Hochschulgewerkschaftsleitung an. Als sie 1966 in die Habilitationsaspirantur
aufgenommen wurde, übernahm ein Kollege die Abteilungsleitung. Frau A. leitete von
da
an
die
Forschungsgruppe
des
Bereichs
Betriebspädagogik.
Durch
die
Umstrukturierungen anläßlich der 3. Hochschulreform wurde die Abteilung an die
Sektion für Ökonomische Kybernetik und Operationsforschung verlegt. Dort wurde
Frau A. 1969 zur Dozentin für Betriebspädagogik berufen. Kurze Zeit später sollte an
der Sektion ein Zentrum für Berufs- und Betriebspädagogik errichtet werden. Man
integrierte die Betriebspädagogik in die Sektion Pädagogik. Dort schloß Frau A. ihre
Dissertation B ab und arbeitete bis zu ihrem Vorruhestand 1990 (mit 55 Jahren) als
Dozentin.148
Frau P.: Ordentliche Professorin für Pädagogische Psychologie
Frau P. wurde 1934 als Tochter eines technischen Kaufmanns und einer Näherin
geboren. Gleich nach dem Abitur studierte sie an der HUB Psychologie. Zuerst arbeitete
sie
als
Assistentin
am
Institut
für
Psychologie
der
Mathematisch-
Naturwissenschaftlichen Fakultät. 1958 wechselte Frau P. zur Pädagogischen Fakultät
in die Abteilung Pädagogische Psychologie. Nach dem Fakultätswechsel wurde sie als
Oberassistentin eingestellt. Als diese Abteilung 1961 in ein eigenes Institut
umgewandelt wurde, übernahm Frau P. die Geschäftsführung des Instituts. Sie schloß
ihre Promotion 1966 zu einem lernpsychologischen Thema ab. Während des Studiums
und der (Ober-)Assistenz bekam Frau P. drei Kinder. Sie wurde 1971 zur Dozentin für
Pädagogische Psychologie berufen. 1983 schloß Frau P. ihre Dissertation B ab. Zwei
Jahre später erfolgte die Berufung als ordentliche Professorin.149 Im gleichen Jahr
übertrug man ihr die Leitung des Wissenschaftsbereichs Pädagogische Psychologie.
Zunächst übernahm Frau P. in den 1960er Jahren im Rahmen ihrer gesellschaftlichpolitischen Arbeit Aufgaben in der Gewerkschaft und im Wohngebiet. Später kamen
Parteifunktionen in der SED und ihre Tätigkeit als Vorsitzende des Sektionsvorstandes
148
BArch, DR 3 / B 6970.
Vor ihrer Berufung an der HUB nahm sie den Ruf der TH Magdeburg nicht an (BArch, DR 3 / B
6967, Blatt 42).
149
62
Pädagogische Psychologie hinzu.150 Frau P. wurde 1990 (mit 56 Jahren) in
Vorruhestand versetzt.151
Frau V.: Ordentliche Professorin für Vorschulpädagogik
Frau V. war die Tochter eines Weichenstellers und einer Näherin. Sie wurde 1924
geboren. Nach der Volksschule schloß sie noch vor Beginn des 2. Weltkriegs eine
Haushaltungs- und Gewerbefachschule ab und arbeitete nach dem Krieg als
Kindergärtnerin. Nach langjähriger Berufstätigkeit im pädagogischen Bereich und im
Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts (DPZI)152 – zum Teil in leitender Funktion –
und nach erworbenem Diplom in Pädagogik wurde sie 1959 als wissenschaftliche
Mitarbeiterin in der im Ausbau befindlichen Abteilung Fachpädagogik eingestellt.153
Frau V. wurde 1962 zum Studium nach Moskau delegiert, wo sie 1966 im Rahmen der
Vorschulpädagogik promovierte. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie als Oberassistentin
in der Abteilung Vorschulpädagogik. 1969 übertrug man ihr die Leitung des
Wissenschaftsbereiches Vorschulpädagogik. 1971 wurde sie zur Dozentin berufen. Fünf
Jahre später wurde Frau V. an die APW umberufen. Dort übernahm sie die Arbeitsstelle
Vorschulische Erziehung und wurde 1978 zur ordentlichen Professorin berufen. Frau V.
übernahm verschiedene Funktionen in der Parteiorganisation der SED und in der
Gewerkschaft. Sie war u. a. in der Frauenkommission an der Sektion Pädagogik. Frau
V. wurde 1984 emeritiert.154
Frau B.: Außerordentliche Professorin für Didaktik
Als Tochter eines Weichenstellers und einer Hausfrau 1924 geboren, besuchte Frau B.
die Volksschule und absolvierte in der NS-Zeit eine Lehre als Kaufmannsgehilfin. Nach
1945 wurde sie Neulehrerin an einer Grundschule und für kurze Zeit Schuldirektorin. In
den 1950er Jahren arbeitete Frau B. – zum Teil in leitender Funktion – im MfV.
150
Es handelte sich dabei um ein Leitungsgremium der Gesellschaft für Psychologie (der DDR).
BArch, DR 3 / B 6967.
152
Am 10.3.1947 ordnete der Präsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung an, die
Gründung eines zentralen pädagogischen Forschungsinstituts vorzubereiten, das sich der systematischen
Entwicklung, Koordination und Förderung der wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiet der Pädagogik
widmen sollte. Die Arbeit des 1949 eröffneten Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts (DPZI)
konzentrierte sich auf Schulpädagogik, Lehrplanarbeit und Lehrerbildung. Das DPZI unterstand dem
MfV. Es wurde 1970 in die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften umgewandelt
(Geißler/Wiegmann 1995:286).
153
1956 wurde an der Pädagogischen Fakultät ein Diplomstudiengang Pädagogik eingerichtet (Wiegmann
2002:269). In diesem Studiengang bildete die Fakultät Lehrkräfte für die Institute für Lehrerbildung, die
Pädagogischen Schulen für Kindergärtnerinnen und die Ausbildungseinrichtungen für Pionierleiter sowie
„Schulfunktionäre“ aus (Berthold 1960:168).
154
BArch, DR 3 / B 12165.
151
63
Nachdem Ende der 1950er Jahre die Fakultät dazu angehalten wurde, verstärkt an den
Problemen der pädagogischen Praxis zu arbeiten, nahm Frau B. dort ihre Tätigkeit als
wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Systematische Pädagogik auf, obwohl
sie selbst im Fernstudium erst noch auf ihr Diplom hinarbeitete. Frau B. schloß ihr
Studium
1962
ab.
Drei
Jahre
später
beendete
sie
ihre
Promotion
zu
Leistungsvergleichen von Schülern der Unterstufe. Danach arbeitete Frau B. bis 1967
als Direktorin an einer Schule. Sie kehrte an die Fakultät zurück und wurde
Habilitationsaspirantin. 1969 wurde ihr die Leitung des Wissenschaftsbereiches
Didaktik übertragen. Als Dozentin für Didaktik wurde Frau B. 1970 berufen und sechs
Jahre später zur außerordentlichen Professorin berufen. Sie leitete den Bereich bis zu
ihrer Versetzung in den Ruhestand 1985. Danach arbeitete Frau B. weiter auf
Honorarbasis an der Sektion. Ihre gesellschaftlich-politische Arbeit leistete sie in der
SED, in der sie verschiedene Funktionen ausübte.155
Frau M.: Ordentliche Professorin für Erziehungstheorie
Frau M. wurde 1929 geboren. Ihr Vater arbeitete als Telegraphenbauer, während ihre
Mutter Hausfrau war. Nach der Volksschule begann sie während des 2. Weltkrieges ihre
Ausbildung an einer Lehrerinnenbildungsanstalt und arbeitete nach 1945 als
Neulehrerin und später als Direktorin an einer Grundschule. Anschließend wurde sie
Schulrätin
und
später
Lehrerin
und
stellvertretende
Direktorin
für
Studienangelegenheiten an einem Institut für Lehrerbildung. An der Pädagogischen
Hochschule qualifizierte sie sich im Fernstudium zu dieser Zeit weiter. Frau M. wurde
1961 an der Pädagogischen Fakultät Aspirantin, nachdem sie lange Jahre in
verschiedenen Bereichen der Volkbildung lehrend, zum Teil leitend, tätig war und an
die Fakultät delegiert wurde, um ihr Diplom in Pädagogik zu erwerben. Zu jener Zeit
war sie Mutter eines Kindes. 1963 promovierte sie über die Entwicklung des
sprachlichen Ausdrucks. Im gleichen Jahr wurde Frau M. als wissenschaftliche
Mitarbeiterin in der Abteilung Fachpädagogik eingestellt, in der mehrere Frauen für die
Laufbahn als Hochschullehrerin vorgesehen waren. Im Jahr darauf übernahm sie die
Abteilungsleitung. 1967 wurde Frau M. stellvertretende Direktorin des Instituts für
Allgemeine Pädagogik. In den 1960er Jahren agierte sie neben ihrer universitären
Tätigkeit als Stadtbezirksabgeordnete und Stadtverordnete sowie als Vorsitzende der
ständigen Kommission Volksbildung. Frau M. wurde 1968 Dozentin für Methodik der
155
BArch, DR 3 / B 10475.
64
Unterstufe Deutsch. 1970 berief man sie als korrespondierendes Mitglied an die APW.
Frau M. schloß 1972 ihre Dissertation B ab und wurde im gleichen Jahr zur
ordentlichen Professorin für Erziehungstheorie berufen. Das Amt der Sektionsdirektorin
übte sie von 1976 bis 1983 aus. In der SED übernahm Frau M. verschiedene
Funktionen. Sie wurde 1989 emeritiert.156
6.3
Frauenförderung – Impulse versus Erfolgsquote
Wie in Kapitel 5 deutlich wurde, haben die institutionellen Rahmenbedingungen
einerseits bis zu einem gewissen Grad Karrieremöglichkeiten für Frauen eröffnet und
andererseits begrenzt. Anhand der präsentierten Zahlen ließ sich zeigen, daß für
Wissenschaftlerinnen an der Fakultät ein kleiner Karriereschub zur Abteilungsleiterin
und an der Sektion zur Dozentin zu verzeichnen war. Entlang der Aspekte
Frauenförderung, Habilitation, SED-Mitgliedschaft und gesellschaftlich-politische
Tätigkeit sowie institutionelle Neuerungen werden im folgenden die Chancen und
Grenzen für Frauenkarrieren anhand der Untersuchungsgruppe der 10 vorgestellten
Hochschullehrerinnen genauer untersucht.
Bei meiner Aktenrecherche im Universitätsarchiv stellte ich fest, daß seit 1961 an der
Pädagogischen Fakultät Frauenförderpläne erstellt und etwas später auch Berichte über
den Stand der Frauenförderung an der Fakultät verfaßt worden waren. Im ersten
Frauenförderplan der Pädagogischen Fakultät wurden vor allem Maßnahmen genannt,
die dazu dienen sollten, daß Frauen des wissenschaftlichen Personals ihre
Dissertationen fertigstellen.157 Am 7.2.1962 wurden Grundsätze für die Erarbeitung von
Frauenförderplänen an alle Institute der HUB geschickt. Sie besagten, daß im
Frauenförderplan die fachliche und die politische Qualifizierung sowie die „materielle
Entlastung“ (z. B. in Form von zu schaffenden Kinderkrippenplätzen) festgehalten
werden sollten. Das Ziel lautete, eine Einheit aus fachlicher und politischer
Qualifizierung herzustellen. Dazu sollten Frauen marxistisch-leninistisch gebildet,
schrittweise an gesellschaftliche Funktionen herangeführt und zum Besuch von
Veranstaltungen zur kulturellen und ideologischen Erziehung veranlaßt werden. Im
Frauenförderplan der Pädagogischen Fakultät vom 12.3.1963 wurde das Ziel formuliert,
Frauen stärker in verantwortliche wissenschaftliche Tätigkeiten zu integrieren. In einem
156
157
BArch, DR 3 / B 12326.
HU UA, Pädagogische Fakultät 679, nicht paginiert: Frauenförderplan 1961/62.
65
späteren Plan (vom 26.11.1964) legte man die Habilitation von Frauen als Schwerpunkt
fest.158 In der bereits erwähnten Hauszeitung der Humboldt-Universität hieß es
ausdrücklich, daß der wissenschaftliche Nachwuchs sich habilitieren und der
Frauenanteil steigen soll.159
Bis auf Frau S. waren alle Frauen der Untersuchungsgruppe zu jener Zeit dabei, sich
wissenschaftlich zu qualifizieren160, als an der HUB Frauen offiziell gefördert werden
sollten. Die Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe wurden mit einer
Ausnahme (Frau S.) in die Frauenförderpläne aufgenommen. Folglich wurden ihre
Karrieren durch die Frauenförderung begleitet.
Ausgehend von den Akten zur Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät und den
dortigen Ausführungen zu den Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe ist
festzustellen, daß in der Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät entgegen der
für die gesamte HUB ausgegebenen Grundsätze hauptsächlich auf die wissenschaftliche
Qualifizierung der Frauen eingegangen wurde, während über die politische
Qualifizierung in den Akten keine Angaben gemacht wurden.
Für die Frauen der Untersuchungsgruppe wurden in den Frauenförderplänen
Maßnahmen fixiert, die sie beim Abfassen ihrer Dissertationen oder Habilitationen
unterstützen sollten. Im Frauenförderplan von 1961 ist z. B. zu lesen, daß Frau H. für
ein Jahr freizustellen sei, um in dieser Zeit zu promovieren. Auch Frau B. sollte „die
größtmögliche Unterstützung zum erfolgreichen Abschluß ihres Fernstudiums“ in Form
von Freistellung oder Entlastung von der Arbeit in ihrer Abteilung erhalten. Für Frau
W. wurde im Frauenförderplan von 1961 anläßlich ihrer Habilitation u. a. festgelegt,
daß sie von gesellschaftlicher Arbeit zu entbinden sei, die über ihre Tätigkeit im DFD
hinausging.161 Wie der Bericht von Frau W. zum Stand der Arbeit an der
Habilitationsschrift aus dem Jahr 1965 zeigt, wurde dies nicht konsequent durchgesetzt:
Für die Nichteinhaltung des von mir selbst festgelegten Termins: Dezember 1964
sehe ich vor allem drei Ursachen:
a) Vielseitige Tätigkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, die zum Teil
zur Zersplitterung meiner Kräfte geführt hat
b) Belastungen, die auf Grund meiner familiären Verhältnisse entstanden sind
158
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderpläne vom 12.3.1963 u.
26.11.1964.
159
Humboldt-Universität, Nr. 25 (1964-10-12), S. 4.
160
Die Frau S. und Frau W. hatten vor dem offiziellen Beginn der Frauenförderung an den Universitäten
der DDR promoviert. Darüberhinaus wurden wahrscheinlich einige Promotionen vor dem offiziellen Start
der Frauenförderung an der HUB von Frauen der Untersuchungsgruppe begonnen, so daß diese nicht im
Rahmen der Frauenförderung für die Dissertation gewonnen wurden.
161
HU UA, Pädagogische Fakultät 679, nicht paginiert: Frauenförderplan 1961/62.
66
c) Gesundheitliche Insuffizienz162
An
der
Aufzählung
der
Gründe
für
den
Zeitverzug
beim
Erstellen
der
Habilitationsschrift fällt auf, daß Frau W. den Umfang ihrer gesellschaftlichen Arbeit an
erster Stelle erwähnt, die familiäre Belastung hingegen an zweiter Stelle steht. Sie führt
im folgenden sechs verschiedene Funktionen auf, die sie zu dieser Zeit ausübte, unter
anderem die Leitung der Arbeitsgruppe „Sozialistische Familienerziehung“ und ihre
Arbeit in der staatlichen Kommission für das einheitliche sozialistische Bildungssystem.
An dieser Aufstellung zur gesellschaftlichen Tätigkeit läßt sich ablesen, daß Frau W.
nicht in der Weise entlastet wurde, wie dies vier Jahre zuvor im Frauenförderplan
festgelegt wurde. Sie schlägt deshalb erneut vor, insbesondere von gesellschaftlichen
Aufgaben entlastet zu werden:
Unter den Gesamtanforderungen der unter 6. genannten Bedingungen wird der
Abschluß der Arbeit nicht möglich sein. Da die unter b und c genannten
Hemmnisse nur wenig zu verändern sind, kommt es meiner Ansicht darauf an, für
eine begrenzte Zeit alle Tätigkeiten, die neben einer knapp bemessenen Arbeit in
der Fakultät zu leisten sind, zurückzustellen. […] Im Interesse des Abschlusses der
Habilitation bitte ich jedoch, mich darin zu unterstützen, daß die jeweiligen
Institutionen mich zeitweilig beurlauben.
Damit bat sie letztlich um jene Entlastung, die ihr 1961 im Frauenförderplan zugesichert
wurde. Daß Frau W. ihre Habilitation nicht abschließen konnte, ist ihrer Berufungsakte
ist zu entnehmen, da sie ohne den akademischen Titel Dr. sc. in Ruhestand versetzt
wurde. 163
An diesem Beispiel wird deutlich, daß im Frauenförderplan zwar Festlegungen, die
Wissenschaftlerinnen bei ihrer Qualifizierung helfen sollten, formuliert, aber in der
Praxis letztlich nicht unbedingt realisiert wurden, was sich nachteilig auf das Ziel,
verstärkt Frauen zur Habilitation zu führen, auswirkte.
In anderen Fällen (Frau B., Frau P., Frau M., Frau A.) fanden sich in den
Frauenförderplänen 1964 und 1967 keine speziellen Maßnahmen, mit denen diese
Wissenschaftlerinnen zu fördern wären, obwohl sie als besonders zu fördernde Frauen
aufgeführt wurden.164
In dem Beispiel von Frau W. klingt ein weiteres Problem an: Sie war auch durch die
familiäre Belastung in der Arbeit an der Habilitation stark eingeschränkt. Auch andere
162
HU UA, Pädagogische Fakultät 1152, nicht paginiert: Bericht über den Stand der Arbeit an der
Habilitationsschrift vom 5.7.1965. Auch das folgende Zitat wurde dem Bericht entnommen. Der Bericht
befindet sich im Anhang dieser Arbeit (Dokument 2).
163
BArch, DR 3 / B 6951, Blatt 91.
164
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderplan vom 26.11.1964 und
Frauenförderbericht vom 1.9.1967.
67
Frauen der Untersuchungsgruppe hatten ihre wissenschaftliche Qualifikation als Mütter
mehrerer Kinder zu bewältigen: 7 Frauen der Untersuchungsgruppe, die mit der
Habilitation in den Frauenförderplan aufgenommen wurden, hatten zu der Zeit bis zu 4
Kinder zu versorgen. Das zeigt, daß an der Pädagogischen Fakultät Frauen unabhängig
von Zahl und Alter ihrer Kinder für die wissenschaftliche Qualifikation und die
Hochschullehrerlaufbahn berücksichtigt wurden. Ein Fakt, der Jessen z.T. widerspricht,
der Vorbehalte und Widerstände bei der Umsetzung von Frauenförderung benennt,
„deren Spannbreite von diffusem Antifeminismus über unreflektierte Zuschreibungen
geschlechtsspezifischer Rollenmuster bis zu offensichtlichen Ausgrenzungs- und
Marginalisierungsstrategien reichte“ (ders. 1999:392). Vorbehalte gegenüber Frauen
wurden in einer von Jessen herangezogenen DDR-Studie von Hildebrand (1968) vor
allem mit der Rollenüberlastung von Frauen begründet: Als größtes Karrierehindernis
stuften die befragten Institutsdirektoren und Frauen die weiblichen Erziehungspflichten
ein. Frauen seien in der Lebensrealität für Familie und Kinder verantwortlich, so daß sie
zu stark beansprucht seien, um gute Leistungen in der Wissenschaft zu erbringen.
Gleichzeitig ergab die Studie, daß Institutsdirektoren nicht sehr daran interessiert waren,
aktiv Frauenförderung zu betreiben, weil sie davon ausgingen, daß Frauen zu Störungen
im Arbeitsgeschehen innerhalb des Instituts führen. Dabei war man in den
Naturwissenschaften
weniger
zur
aktiven
Frauenförderung
bereit
als
in
geisteswissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Einrichtungen (Jessen
1999:393f.).
Gemessen an den Ergebnissen dieser Studie, stellt sich die Situation für die hier
untersuchten 10 Wissenschaftlerinnen der Pädagogischen Fakultät der HUB
vergleichsweise günstig dar. Die Hälfte der hier untersuchten Wissenschaftlerinnen
versorgte mehrere kleine Kinder, und dies war für die Fakultät offenbar kein
Hinderungsgrund, ihnen Aufstiegschancen zu ermöglichen. Während Frau W. ihre
Habilitation nicht beendete, gelang dies Frau H., obwohl sie Mutter von drei kleinen
Kindern war. Prof. K. beantragte für sie 1965 die Habilitationsaspirantur.165 Im Juli
1969 lag bereits die Endfassung ihrer Arbeit vor. In einem Gutachten über die Tätigkeit
von Frau H. als Habilitationsaspirantin berücksichtigte Prof. Alt die persönliche
Situation der Habilitandin. Er erwähnte, daß Frau H. „trotz familiärer Belastungen“ mit
„großem Eifer“ an der Fertigstellung der Habilitation gearbeitet habe.166
165
166
HU UA, Pädagogische Fakultät 1160, nicht paginiert: Schreiben an den Prorektor vom 29.3.1965.
HU UA, Personalakte Ingrid Hunold, Band 1, Blatt 77.
68
Wie Frau H. wurde der größere Teil der Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe
für die Habilitationsaspirantur, die zu dieser Zeit eingeführt wurde, in den
Frauenförderplan aufgenommen.167
Wie aus einem Gutachten in der Berufungsakte von Frau L. hervorgeht, führte das SHF
eine Aktion durch, in deren Rahmen Wissenschaftlerinnen für die Qualifizierung von
Frauen zu Hochschullehrern gewonnen werden sollten.168 Die Ausführungen deuten
darauf hin, daß für die auf diese Weise gewonnenen Frauen festgelegt wurde, daß sie
nach erfolgreichem Abschluß der Habilitation als Hochschullehrerin eingestellt werden
sollten.
Aus Dokumenten des Instituts für Allgemeine Pädagogik geht hervor, wie man Mitte
der 1960er Jahre versuchte, Frauen an der HUB für die – für die Frauenförderung
geschaffene – Habilitationsaspirantur zu gewinnen, u. a. Frau K. : Aus dem Jahr 1965
existiert ein Schreiben des Institutsdirektors Prof. K. an den Prorektor zur weiteren
Koordinierung der Frauenförderung.169 Prof. K. eröffnet das Schreiben wie folgt:
Anläßlich
des
Frauentages
1965
wurden
von
Ihnen
mit
Nachwuchswissenschaftlerinnen unseres Instituts persönliche Aussprachen geführt
mit dem Ziel, die Kolleginnen für eine Habilitationsaspirantur zu gewinnen. Es
handelte sich dabei um die Kolleginnen [R...] und [Z…]; mit Kollegin Dr. [K…]
erfolgte eine telefonische Rücksprache.
Hieraus ist zu entnehmen, daß der Prorektor direkt an die Wissenschaftlerinnen
herantrat. Im weiteren brachte der Institutsdirektor zum Ausdruck, daß er es für wichtig
erachtete, wenn Perspektivplanung und Frauenförderplanung zwischen Prorektor und
Institutsdirektor besser abgesprochen würden:
Anläßlich eines Gesprächs mit Herrn [S…] am 19.3.1965 wies ich darauf hin, daß
diese Fragen nur im Zusammenhang mit dem Perspektivplan unseres Instituts und
dem Frauenförderungsplan der Fakultät gesehen werden und in gemeinsamer
Absprache zwischen Prorektor und dem Institutsdirektor gelöst werden können.
Anschließend stellt Prof. K. die Perspektivplanung des Instituts und die für die
Frauenförderung im Rahmen der Habilitationsaspirantur an der Einrichtung aus seiner
Sicht geeigneten Frauen vor. Zum Teil begründet er sehr ausführlich und detailliert,
warum eine Wissenschaftlerin zu dem Zeitpunkt noch nicht für die Aspirantur in Frage
käme oder aber in die Maßnahme einbezogen werden sollte, obwohl sie wahrscheinlich
167
Vgl. Hildebrandt 1989:52 u. HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht zum Stand
der Frauenförderung 1965.
168
BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 20. Frau L. wurde anläßlich dieser Aktion 1965 als Habilitandin
gewonnen.
169
HU UA, Pädagogische Fakultät 1160, nicht paginiert: Schreiben des Direktors des Instituts für
Allgemeine Pädagogik an den Prorektor für wissenschaftlichen Nachwuchs vom 29.3.1965. Die
folgenden Zitate wurden diesem Text entnommen. Vgl. auch Dokument 1 im Anhang dieser Arbeit.
69
vom Prorektor nicht in die engere Wahl gezogen wurde. Bei Frau K. begründet er,
weshalb es 1965 nicht möglich sei, sie in die Habilitationsaspirantur aufzunehmen:
Genossin Dr. [K…] ist Leiterin der Abteilung Vorschulpädagogik. […] Die Arbeit
der genannten Abteilung ist deshalb so kompliziert, als in ihr nur Frauen arbeiten.
Eine Übernahme der Genossin Dr. [K…] in die Habilitationsaspirantur ist nur zu
jenem Zeitpunkt möglich, wo mindestens eine weitere Kollegin promoviert hat.
Anfang Juni 1965 wendet sich der Institutsdirektor erneut an den Prorektor. 170 Er sah
sich hierzu veranlaßt, weil der Prorektor auch nach dem Schreiben vom 29.3.1965
weiterhin versuchte, Frau K. in die Habilitationsaspirantur aufzunehmen.
Dieses Beispiel verdeutlicht, daß Bemühungen existierten, Frauen für die Habilitation
zu gewinnen. Gleichzeitig wird hier deutlich, daß Frauen vor allem zu der Zeit für die
Habilitation gewonnen wurden, als von übergeordneter Stelle (SHF) eine Aktion dazu
durchführt wurde.
In diesem Beispiel befindet sich der Hinweis auf ein Problem, das die Frauenförderung
am Institut für Allgemeine Pädagogik begleitete: Frau K. arbeitete in den 1960er Jahren
in einer reinen Frauenabteilung. Die rein weibliche Besetzung der Abteilung wurde
damals explizit von Frau K. in ihrer Funktion als Abteilungsleiterin im Zusammenhang
mit der Frauenförderung als Problem thematisiert. Frau K. leitet ihren Bericht über den
Stand der Frauenförderung in der Abteilung Vorschulpädagogik 1967 wie folgt ein:
Die Abteilung besteht aus 5 Mitarbeiterinnen und 1 Aspirantin, sie hat im Direktund Fernstudium ca 70 Frauen auszubilden. Das heißt, daß sich hier alle Probleme
der Frauenförderung konzentrieren, die es in gemischten Abteilungen vereinzelt
gibt.171
Hierin wird zum Ausdruck gebracht, daß sich diese Abteilung in einer ganz besonderen
Situation befand. Diese Situation bedeutete, daß die Abteilung – im Unterschied zu
geschlechtsheterogenen Abteilungen – mit allen Problemen konfrontiert wurde, die
dabei auftraten, wenn Frauen gefördert werden sollten. Die Konsequenz beschreibt sie
anschließend:
Die Probleme der Studentinnen (Schwangerschaft, kranke Kinder,
Ehescheidungen, Krankheiten durch Überlastung usw. und dadurch bedingte
Verlängerungen und Sonderstudienpläne) erfordern von den Mitarbeitern der
Abteilung ein Höchstmaß an Anspannung bei der individuellen Betreuung und der
Sicherung der Ausbildung. Das erfordert Zeit und Kraft und bringt Schwierigkeiten
für die eigene Qualifizierung mit sich.
170
HU UA, Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Schreiben des Institutsdirektors an den Prorektor
vom 2.6.1965.
171
HU UA, Pädagogische Fakultät 1152, nicht paginiert: Bericht über den Stand der Frauenförderung in
der Abteilung Vorschulpädagogik vom 15.3.1967. Auch das nächste Zitat stammt aus diesem Bericht.
70
Indem das wissenschaftliche Personal der Abteilung Frauen förderte, geriet es somit bei
der eigenen wissenschaftlichen Qualifizierung in Schwierigkeiten. An diesem Beispiel
zeigt sich deutlich die Schwierigkeit, die die Frauenförderung am Institut für
Allgemeine Pädagogik, in dem die Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe
arbeiteten, begleitete. In reinen Frauenabteilungen waren seit 1964 neben Frau K. auch
Frau W. und Frau V. tätig.
Die
wissenschaftliche
Qualifizierung
der
Wissenschaftlerinnen
der
Untersuchungsgruppe führte unter den dargestellten ambivalenten Bedingungen der
Frauenförderung zu folgendem Ergebnis: Ihre Promotionen schlossen diese Frauen alle
ab, allerdings zum Teil nicht termingemäß. Nur ungefähr die Hälfte der
Untersuchungsgruppe erreichte hingegen die im Plan vorgesehene Habilitation.172
Lediglich Frau H. erfüllte das im Frauenförderplan vorgegebene Ziel, bis 1970 zu
habilitieren. Das spricht für einen begrenzten Erfolg von Frauenförderung im Rahmen
der wissenschaftlichen Qualifizierung.
Die Ergebnisse zeigen, daß Frauenförderung in der Fakultät nicht grundsätzlich
abgelehnt oder systematisch torpediert wurde, im Gegenteil als die Aktion des SHF
stattfand, wurden Frauen für die Habilitation berücksichtigt. Das heißt, als
Frauenförderung zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit erhoben wurde, entzogen
sich staatliche Leitungsstellen nicht total. Somit wurden Frauen auf der Basis dieser
staatlichen Förderrichtlinien für die wissenschaftliche Qualifikation eingeplant. In den
Akten zur Frauenförderung wurden jedoch kaum konkrete Unterstützungsmaßnahmen
für die Frauen der Untersuchungsgruppe niedergeschrieben, die zeigen, wie
Wissenschaftlerinnen das Ziel (die Habilitation, für die sie berücksichtigt wurden) auch
erreichen. Maul konstatiert zu den universitären Frauenförderplänen, daß sie „wenig
Substanzielles“ und „eigentlich nur Selbstverständlichkeiten“ enthielten und sich oft
lediglich auf gesetzlich garantierte Mindestinhalte beschränkten (Maul 2002a:61). Vor
dem Hintergrund dieses
Untersuchungsgruppe
Ergebnisses von Maul würde dies für die Frauen der
bedeuten,
daß
sie
wahrscheinlich
wenig
konkrete
Frauenförderung – über die Berücksichtigung
172
Sie wurde nicht von Frau W., Frau B., Frau K. und Frau V. fertiggestellt, obwohl zwei von ihnen laut
den Frauenförderplänen besonders förderungswürdig waren (BArch DR 3 / B 6951, Blatt 91, BArch, DR
3 / B 10475, Blatt 73, BArch DR 3 / B 12165, Blatt 73f., BArch, DR 3 / B 11977, Blatt 28). Frau P.
verfaßte sie viel später (BArch, DR 3 / B 6967, Blatt 5). Frau M. und Frau A. beendeten ihre Arbeiten erst
nach ihrer Berufung zur Dozentin. Frau L. und Frau H., beide einst Assistentinnen in der offiziell auf
Frauenförderung bedachten Abteilung Geschichte der Pädagogik, stellten ihre Habilitation fast
termingemäß fertig.
71
für die Habilitation und das Selbstverständliche hinaus – erhielten.
Gemessen an den fertiggestellten Habilitationen der Wissenschaftlerinnen wurde
Frauenförderung nicht besonders intensiv und erfolgreich verfolgt.
6.4
Bedeutung der Habilitation in Berufungsverfahren
In Kapitel 2 wurde näher ausgeführt, daß sich der Stellenwert der Habilitation und der
SED-Mitgliedschaft seit dem Ende der 1950er Jahre in Ernennungs- und
Berufungsverfahren veränderte: Die Habilitation verlor an Bedeutung, während die
SED-Mitgliedschaft an Relevanz gewann (Jessen 1999:102). Diese Entwicklung wird
von Budde als ein Sinken der Berufsstandards bezeichnet und als Teil einer in der DDR
erfolgten Deprofessionalisierung eingestuft (dies. 2003:292 u. 303). Angesichts dieser
Entwicklung liegt die Annahme nahe, daß die Zeit vom Ende der 1950er Jahre bis zum
Ende der 1960er Jahre günstige Rahmenbedingungen für Wissenschaftlerinnen bot,
auch ohne Habilitation zur Dozentin ernannt oder zur Professorin berufen zu werden.
Für die Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe der vorliegenden Arbeit ist
zudem interessant, daß zwischen den Disziplinen Differenzen beim Anteil der bei der
Ernennung und Berufung Habilitierten existierten. Pädagogik gehört in dem Überblick
von Jessen zu den Disziplinen, in denen die neu eingestellten Professoren seltener
habilitiert waren als der Durchschnitt der Kollegen anderer Disziplinen.173 Jessen stellt
allerdings heraus, daß in den Universitäten der DDR an Frauen generell höhere
Leistungsanforderungen gestellt wurden (Jessen 1999:391). Dieses Ergebnis wird auch
von Buddes Studie gestützt. Sie vertritt die Auffassung, daß Frauen von „einer
Aufweichung der Berufsstandards“ in der Wissenschaft nicht profitierten (dies.
2003:303).
Im folgenden soll nun anhand der Aktenanalyse gefragt werden, was sich über die
Bedeutung
von
wissenschaftlichem
und
politischem
Kapital
für
die
Hochschullehrerinnenkarrieren an der Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik der
HUB aussagen läßt.
Während, wie bereits erwähnt, Ende der 1960er Jahre der Habilitation eine eher geringe
Bedeutung zukam, wurden durch das MHF mit Beginn der 1970er Jahre höhere
173
In den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern fiel die Zahl der bei ihrer Ernennung bzw. Berufung
Habilitierten niedriger aus als in naturwissenschaftlichen, medizinischen, theologischen und
landwirtschaftlichen Fächern. Dozenten hatten sich deutlich seltener habilitiert als Professoren (Jessen
1999:405ff.).
72
Qualifizierungsmaßstäbe angelegt (Jessen 1999:127f.). Der Wert der Habilitation stieg
wieder, obwohl die 1969 im Rahmen der 3. Hochschulreform neu in Kraft getretenen
Hochschullehrerberufungsverordnung (HBVO) die Habilitation bzw. Dissertation B
nicht explizit von den Kandidaten/Kandidatinnen forderte. Die Mehrheit der Frauen der
Untersuchungsgruppe trat ihr Amt an, ohne habilitiert bzw. B-promoviert zu sein. Zum
Zeitpunkt ihrer Berufung zur Dozentin, 1975, war nur Frau H. (Hochschulpädagogik)
habilitiert. Alle anderen wurden zwischen 1968 und 1972 ohne diese wissenschaftliche
Qualifikation als Dozentin eingestellt. Einige von ihnen setzte das MHF ab 1972 als
ordentliche oder außerordentliche Professorin ein. D.h. die hier untersuchten Frauen
haben von den Wandlungen in der Ernennungs- und Berufungspraxis profitiert.
Obwohl, wie oben gezeigt wurde, die Frauenförderung in Bezug auf die
wissenschaftliche Qualifizierung der Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe
nicht optimal verlaufen war, wirkte sich dies demnach nicht ungünstig auf die Karriere
dieser Frauen aus. Angesichts der Argumentation von Jessen und Budde (wie bereits
ausgeführt wurde) handelt es sich hierbei um ein überraschendes Ergebnis, das dazu
veranlaßt, auf die näheren Umstände dieser Berufungen einzugehen.
Bereits vor der 1969 neu herausgebrachten Regelung der in Kraft getretenen HBVO, die
die Habilitation bzw. Dissertation B nicht explizit verlangte, reichte die Pädagogische
Fakultät/Sektion Pädagogik Berufungsanträge für einige der nicht habilitierten Frauen
der Untersuchungsgruppe ein, damit sie als Dozentin eingestellt werden. Offenbar
wartete man an der Institution nicht ab, bis die neue Verordnung rechtskräftig wurde.
Für Frau W., Frau M., Frau A. und Frau K. wurden die Berufungsanträge zur Dozentin
1968 und 1969 aufgesetzt. Trotz der Neuregelung wurde die nicht fertiggestellte
Habilitation jedoch zum Teil in Berufungsakten thematisiert.
Ein von mir untersuchter Fall deutet in diesem Zusammenhang auf unterschiedliche
Leistungsanforderungen an Mann und Frau hin: In einem Gutachten über Frau A.
(damals Oberassistentin in der Betriebspädagogik), das im Oktober 1968 anläßlich ihrer
Berufung zur Dozentin erstellt wurde, schreibt der Gutachter Prof. K.:
Genossin Dr. […] erfüllt alle Voraussetzungen für einen sozialistischen
Hochschullehrer, ich befürworte daher ihre Ernennung zum Dozenten. Allerdings
müßte gesichert werden, daß ihre Habilitationsarbeit in möglichst kurzer Frist
erfolgreich abgeschlossen werden kann.174
174
BArch, DR 3 / B 6970, Blatt 11. Obwohl zu dieser Zeit üblich war, von der Berufung zur Dozentin zu
schreiben, verwendete der Gutachter bei Frau A. noch die vorher gebräuchliche Formulierung.
73
Prof. K. bringt hier deutlich zum Ausdruck, daß er von der Kandidatin Frau A. den
baldigen Abschluß der Habilitation erwartet. Seine Forderung ist in zweierlei Hinsicht
interessant. Prof. K. insistiert hier auf einen zügigen Abschluß der Habilitation, obwohl
diese Qualifikation zu jener Zeit formal nicht ausdrücklich verlangt wurde. Hinzu
kommt, daß Prof. K. wenige Monate zuvor in einem anderen Berufungsverfahren eine
konträre Auffassung vertrat. In jenem Verfahren handelte es sich allerdings um einen
männlichen Kollegen von Frau A., der ohne abgeschlossene Habilitation zum Dozenten
berufen werden sollte. Der Gutachter Prof. K. schätzt diesen Kollegen sehr positiv ein
und erwähnt darin nicht den fehlenden Abschluß der Habilitation. Er hätte sich laut
Perspektivplan, wie Frau A., bis 1968 habilitieren sollen.175 Der Betriebspädagoge wird
im Gutachten als einer der fähigsten Nachwuchswissenschaftler der Pädagogischen
Fakultät beschrieben, der eine „beachtliche Entwicklung in politischer und
wissenschaftlicher Hinsicht genommen“ hat.176 Frau A. wird hingegen ganz anders
dargestellt. Über sie heißt es im Gutachten, daß sie im Rahmen der Sondermaßnahmen
zur Frauenförderung gewonnen wurde und sich in der Ausbildungspraxis lediglich als
„sozialistischer Hochschullehrer voll bewährt“ habe.177
An diesem Beispiel zeigt sich, wie offenbar bei einer Wissenschaftlerin und einem
Wissenschaftler ein unterschiedliches Maß zugrunde gelegt wurde. Obwohl – wie sich
an der Untersuchungsgruppe zeigte – die Mehrheit der Wissenschaftlerinnen ihr Amt
ohne die Habilitation/Dissertation B antreten konnte, kam es trotzdem dazu, Mann und
Frau unterschiedlich zu bewerteten. Das entspricht wiederum den Ergebnissen von
Budde und Jessen.
Das hier erörterte Gutachten von Prof. K. läßt sich noch auf einen anderen Aspekt hin
lesen. Prof. K. erwähnt, daß Frau A. von ihm im Rahmen der Maßnahmen zur
Frauenförderung gewonnen wurde. Diese Bemerkung ist als ein Hinweis darauf zu
verstehen, daß der Gutachter, der in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre als Direktor des
Instituts für Allgemeine Pädagogik und als Dekan der Pädagogischen Fakultät arbeitete,
die staatlicherseits und von der Universitätsleitung geforderten Anstrengungen zur
Frauenförderung unternommen hat. Daß Prof. K. bei Frau A., anders als bei ihrem
männlichen Kollegen, auf Abschluß der Habilitation insistiert, ist somit auch vor diesem
Hintergrund zu deuten: Da die Förderung der Habilitation von Wissenschaftlerinnen zu
175
HU UA, Pädagogische Fakultät 1151, nicht paginiert: Perspektivplan des Instituts für Allgemeine
Pädagogik von 1964 für den Zeitraum 1965 bis 1970.
176
BArch, DR 3 / B 6983, Blatt 22.
177
BArch, DR 3 / B 6970, Blatt 10. Siehe auch Dokument 3 und 4 im Anhang dieser Arbeit.
74
den wichtigsten Maßnahmen der universitären Frauenförderung gehörte, zeigt sein
Beharren auf das Abschließen der Habilitation auch, daß er als Institutsdirektor und
Dekan bestrebt war, den Anforderungen der Frauenförderungen zu entsprechen.
Dies wird an einem anderen Gutachten von Prof. K. noch deutlicher. Es wurde drei
Jahre nach dem Gutachten über Frau A. von Prof. K. geschrieben. Prof. K. formuliert
eingangs:
Frau Dr. [L…] wurde 1965 im Rahmen einer Aktion des damaligen
Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen zur Qualifizierung von
Frauen zu Hochschullehrern und leitenden Kadern im Hochschulwesen für eine
Habilitationsaspirantur gewonnen. […] Nach erfolgreichem Abschluß der
Habilitation sollte die Ernennung zum Dozenten und die Übernahme der Leitung
der Abteilung Fernstudium an der Pädagogischen Fakultät erfolgen.178
Hier zeigt Prof. K., daß die Fakultät gemäß der Aktion des SHF 1965 eine Habilitandin
gewonnen hatte und damit den staatlichen Anforderungen, Frauen zu fördern, gerecht
wurde. Somit könnte im Rahmen des Berufungsverfahrens (zur Dozentin) ein Interesse
daran bestanden haben, Frau L. dem MHF als erfolgreichen Fall der Frauenförderung zu
präsentieren und die „Vollendung“ der Frauenförderung wiederum dem Ministerium zu
übergeben. Für dieses Bestreben spricht auch: Nur in diesen zwei Fällen, in denen die
Arbeit weit fortgeschritten und ihr Abschluß abzusehen war, thematisierten Gutachter
bei Berufungsverfahren zur Dozentin das (noch) nicht beendete Habilitationsverfahren.
Sie erwähnten dies nicht im Rahmen der Verfahren von Frau M., Frau W., Frau K., Frau
B., Frau P und Frau V. Somit wurde nicht bei allen Wissenschaftlerinnen der
Untersuchungsgruppe, die sich laut Frauenförderplan habilitieren sollten, in den
Berufungsverfahren für Dozentinnen darauf insistiert, daß sie ihre Dissertation B
fertigstellen.
Am Beispiel von Frau A. wird gleichzeitig deutlich, daß Maßnahmen der
Frauenförderung durchaus ambivalente Folgen hatten und im konkreten Fall die
Situation für Wissenschaftlerinnen ggf. auch erschweren konnten.
Der Kollege von Frau A. wurde – ebenso wie sie – vom MHF ohne Beanstandung der
fehlenden Habilitation zum Dozenten berufen.179 Zwei andere Anträge der Sektion
hingegen, die 1969 und 1971 für zwei Männer gestellt wurden, wies das MHF zurück.
Die Ablehnung wurde u. a. mit der fehlenden Habilitation begründet.180 Wahrscheinlich
setzte die Sektion im Unterschied dazu vor allem für jene Frauen Anträge auf Berufung
178
BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 20.
BArch, DR 3 / B 6983 u. BArch, DR 3 / B 6970.
180
Es handelt sich um die Anträge für einen Hochschulpädagogen (BArch, DR 3 / B 349, Blatt 19) und
einen Vergleichenden Pädagogen (BArch, DR 3 / B 11079, Blatt 46f. u. 51).
179
75
zur Dozentin auf, die den Anforderungen des MHF entsprechen konnten. Die Sektion
kam aufgrund der sektionsinternen Leistungsanforderungen vermutlich gar nicht auf die
Idee, dem MHF eine mit den beiden Männern vergleichbare Kandidatin zu präsentieren.
Kein für eine Frau der Untersuchungsgruppe gestellter Antrag wurde mit der oben
genannten Teilbegründung vom MHF abgelehnt. Die beiden Fälle würden die Deutung
unterstützen, daß – gedrängt durch den Maßstab staatlicher Frauenförderung – seitens
der Sektion bis zu einem gewissen Grad höhere Anforderungen an Frauen gestellt
wurden.
Im übrigen zeigte sich, daß eine ungleiche Behandlung der Geschlechter an den
Universitäten Ende der 1960er Jahre vom MHF thematisiert wurde. Auf die offenbar
gängige Praxis, bei Berufungsvorschlägen an Frauen höhere Leistungsanforderungen als
an Männer zu stellen, reagierte das MHF mit der Forderung an die Hochschulen, diese
Praxis umgehend abzustellen. Wie Jessen schreibt, war das MHF Ende der 1960er Jahre
dazu bereit, die Standards für Berufungen flexibel zu handhaben, um die Zahl der
Hochschullehrerinnen zu erhöhen (Jessen 1999:396).
Seit 1970 äußerte sich, so Jessen, das MHF kritisch zu der Tatsache, daß sich der Anteil
der fachlich qualifizierten Hochschullehrerkandidaten zuungunsten der habilitierten
bzw. B-promovierten entwickelt hatte (Jessen 1999:124ff.). Diese Haltung des MHF
bildet vermutlich auch den Hintergrund für Äußerungen innerhalb der HUB, die
ebenfalls allgemein strengere Maßstäbe für die wissenschaftliche Qualifikation bei
Berufungsvorschlägen für Hochschullehrer forderte.181
Diese strengeren Maßstäbe schlugen sich jedoch seitens der Sektion Pädagogik, der
HUB und des MHF in den Entscheidungen, die Wissenschaftlerinnen der
Untersuchungsgruppe betreffen, nicht nieder. Die Sektion Pädagogik beantragte im
Oktober 1970 für Frau P., Frau L. und Frau K. die Berufung zur Dozentin, obwohl diese
keine Habilitation/Promotion B vorlegen konnten. Alle drei Wissenschaftlerinnen
wurden im Februar 1971 zur Dozentin berufen. Allerdings zeichnet sich allmählich ein
Umdenken
ab.
Fehlende
Habilitationen/Dissertationen
B
beginnen
in
Berufungsverfahren begründungsbedürftig zu werden. So ist in der Berufungsakte von
Frau L. nachzulesen, wie sie selbst sowie einer ihrer Gutachter das nicht beendete
Habilitationsverfahren thematisierten. Im Unterschied zu Frau A. wurde in der
Berufungsakte von Frau L. viel präziser benannt, welche konkreten Bedingungen dazu
führten, daß Frau L.`s Habilitationsverfahren nicht beendet war. Das wird an den
181
Humboldt-Universität, Nr. 13 (1970-11-30), S. 5.
76
folgenden Passagen deutlich. Frau L. schreibt in ihrem Lebenslauf im Mai 1970 dazu
folgende Begründung:
Seit dem 1.9.1969 bin ich Leiter der Abteilung Weiterbildung und Fernstudium der
Sektion Pädagogik „F.A.W. Diesterweg“. Zu diesem Zeitpunkt lag die Erstfassung
meiner Habilschrift vor. Die für das letzte Halbjahr geplante Überarbeitung
konnte ich nicht termingemäß vornehmen, da ich durch Krankheit von Prof. [K…]
zusätzliche Lehrveranstaltungen übernehmen mußte. Die Arbeit liegt jetzt in
endgültiger Fassung vor und wird eingereicht. 182
Einer der beiden Gutachter, Wissenschaftsbereichsleiter für Geschichte der Pädagogik,
hält in seinem Gutachten über Frau L. im Februar 1970 fest:
Der Abschluß des Habilitationsverfahrens ist noch im Jahre 1970 zu erwarten, da
die Ergebnisse der Habil-Arbeit bereits vorliegen. Der Terminverzug ergibt sich
ausschließlich aus Lehrverpflichtungen während der Aspirantur, den
umfangreichen Verpflichtungen als Leiter der Abteilung Fernstudium seit
September 1969 und auch aus dem durch Krankheit bedingten Ausfall an
Arbeitszeit. Diese Situation sollte jedoch einer Berufung zum Dozenten ab
September 1970 nicht im Wege stehen.183
Die Art der Argumentation (in diesem Beispiel) spricht dafür, daß es für wichtig
erachtet wurde, auf die fehlende Habilitation einzugehen und auf ihren baldigen
erfolgreichen Abschluß hinzuweisen. Wie der Berufungsakte von Frau L. zu entnehmen
ist, wurde Frau L. ohne Kritik seitens des MHF als Dozentin eingestellt.184
Am Beispiel der Berufung von Frau W. zur außerordentlichen Professorin kann gezeigt
werden, daß auch sie ihre nicht abgeschlossene Dissertation B als begründungsbedürftig
einstuft. Frau W. schreibt im Januar 1974 anläßlich des Berufungsverfahrens in ihrem
Lebenslauf dazu sehr detailliert:
Die Arbeit an der Dissertation B habe ich im Jahre 1972 wieder aufgenommen. Ein
1. Teil wurde Prof. Dr. […] vorgelegt. Im Jahre 1973 konnte ich jedoch die Arbeit
nur geringfügig weiterführen, vielfältige dienstliche und gesellschaftliche
Verpflichtungen und Sorgen in der Familie ließen mich nicht die notwendige
Konzentration finden. Ich möchte die Arbeit, die auf der Basis der im Bereich
erzielten Forschungsergebnisse zu einer Theorie der Familienerziehung einen
Beitrag leisten soll, jedoch in absehbarer Zeit zu Ende führen.185
Im Unterschied zu den Gutachten über Frau L. wird die fehlende Dissertation B in
diesem Fall jedoch weder vom Antragsteller für die Berufung noch von den Gutachtern
thematisiert. In der Berufungsakte fand sich auch kein Hinweis darauf, daß das MHF
Kritik an der fehlenden Dissertation B übte.186
182
BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 9.
BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 25.
184
BArch, DR 3 / B 12118.
185
BArch, DR 3 / B 6951, Blatt 16f.
186
BArch, DR 3 / B 6951.
183
77
Dieses Beispiel deutet darauf hin, daß Anfang bis Mitte der 1970er Jahre eine
unterschiedliche Praxis im Umgang mit einer fehlenden Dissertation B vorherrschte.
Zu der Zeit, als die Gutachten über Frau W. verfaßt wurden, brachte der Minister für
Hoch- und Fachschulwesen auf der Rektorenkonferenz im Februar 1974 explizit sein
Unbehagen über die Berufungsstandards, bei denen die höchste wissenschaftliche
Qualifikation nicht die Regel darstellte, zum Ausdruck (Jessen 1999:126). Damit
zeichneten sich strengere Maßstäbe an die wissenschaftliche Qualifikation für die
Einstellung zum Hochschullehrer oder zur Hochschullehrerin ab. Im Jahr darauf schlug
sich dies in der Berufungspolitik nieder: Ab 1975 betrieb das MHF laut Jessen eine
Personalpolitik, bei der die Einstellung als Hochschullehrer an die Promotion B
gebunden wurde. Damit nahm das Ministerium ein wesentliches Element der HBVO
von 1968 – die Entkoppelung des Berufszugangs von der Habilitation/Dissertation B –
wieder zurück. Die HBVO von 1968 wurde allerdings dahingehend nicht modifiziert.
Wie Jessen schreibt, wurden die Sektionsdirektoren zu jener Zeit dazu angehalten, mit
Hochschullehrern und Hochschullehrerinnen „Qualifizierungsgespräche“ zu führen, um
sie dazu zu veranlassen, ihre Dissertation B abzuschließen (ders. 1999:127f.). Es ist
anzunehmen, daß zu dieser Zeit die im Strategiepapier des MHF explizit flexible
Handhabung der Berufungsanforderungen für Frauen von 1969 nicht mehr galt. Hierauf
deutet u. a. die Tatsache hin, daß der Sektionsdirektor auch die nicht vorliegende
Dissertation B von Frau B. begründete, als er im Oktober 1975 beantragte, sie als
außerordentliche Professorin zu berufen.187 Da in diesem Verfahren die Konstellation
von wissenschaftlichem und politischem Kapital bedeutsam ist, wird auf diesen Fall an
anderer Stelle noch ausführlicher eingegangen.
Obwohl das MHF seit 1975 höhere Anforderungen an die wissenschaftliche
Qualifikation der Kandidaten stellte, wirkte sich das 1976 nicht auf die Berufung von
Frau B. zur außerordentlichen Professorin an der Sektion Pädagogik und nicht auf die
Berufung von Frau V. zur ordentliche Professorin an der APW 1978 aus. 188 Die laut
187
BArch, DR 3 / B 10475, Blatt 44.
In diesem Fall wurden auch äußere Umstände herangezogen, um zu erklären, warum die Arbeit nicht
fertiggestellt war: Der Vizepräsident der APW setzte 1978 im Berufungsverfahren der
Vorschulpädagogin einen Nachtrag „betr. Vorarbeiten von Doz. Dr. […] zur Dissertation B“ auf.
Anläßlich der Berufung zur ordentlichen Professorin wies er darauf hin, daß sie bald diese
wissenschaftliche Qualifikation fertigstellen werde, und führte die näheren Umstände aus, die für die
fehlende Dissertation B verantwortlich waren: Da ihr die Leitung der Arbeitsstelle Vorschulpädagogik
nach ihrer Umberufung an die APW 1976 übertragen wurde, mußte sie sich in die neuen Aufgaben als
Leiterin einarbeiten und kam nicht zum Abschluß der Promotion B. Der übernommenen Leitungsfunktion
wurde m. E. durch folgende Formulierung besondere Relevanz zugeschrieben: Als Arbeitsstellenleiterin
war sie für die „gesamte pädagogische Forschung auf dem Gebiet der Vorschulerziehung in der DDR
verantwortlich“ (BArch, DR 3 / B 12165, Blatt 69).
188
78
Jessen 1975 veränderte Berufungspolitik des MHF initiierte offenbar keine
grundsätzlich veränderte Berufungspraxis. Auch weiterhin waren – wie an diesen
beiden Wissenschaftlerinnen gezeigt – Berufungen möglich, wenn die Dissertation B
nicht vorlag. Wie die Aktenrecherche zeigt, wurden in diesen Fällen lediglich
Begründungen für das Fehlen der Dissertation B notwendig. Diese Tatsache spricht
auch für den geringeren Stellenwert der wissenschaftlichen Qualifikation, den Jessen
insbesondere für die Gesellschaftswissenschaften und damit auch für die Pädagogik
konstatiert
(ders.
1999:406).
Die
Karriereverläufe
der
hier
untersuchten
Wissenschaftlerinnen, die zwischen 1960 und 1976 ernannt und berufen wurden,
zeigen, daß sie als Frauen von diesen Berufungsstandards profitierten.
Die beiden Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe, die an der Sektion
Pädagogik als ordentliche Professorinnen eingestellt wurden, hatten gleichwohl die
Dissertation B abgeschlossen. Frau M. z.B. wurde vor der strengeren Regelung des
MHF auf das Gebiet der Erziehungstheorie als Professorin berufen (1972). Für sie
wurde das Berufungsverfahren erst eingeleitet, als abzusehen war, daß das Verfahren
zur Dissertation B bald abgeschlossen sein wird.189
Zieht man jedoch den Umstand heran, daß die Frauen der Untersuchungsgruppe in der
Regel ohne die Habilitation als Hochschullehrerin eingestellt wurden, spricht dieser
Fakt eindeutig gegen höhere fachliche Leistungsanforderungen an Frauen, wie sie von
Budde konstatiert werden (vgl. Budde 2003:303). Die an der Sektion zwischen 1968
und 1975 zu Dozenten berufenen Männer verfügten i.d.R. nicht und die zu Professoren
berufenen Männer nicht alle über die Habilitation bzw. Dissertation B.190 Darin waren
sich die Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe und ihre im gleichen Zeitraum
eingestellten Kollegen ähnlich. Das hätte man angesichts der Argumentationen von
Jessen und Budde, daß an Frauen höhere Leistungsanforderungen herangetragen
wurden, so nicht erwartet (vgl. hierzu auch Kap. 2.3.2).
Es wäre zu untersuchen, ob an der Sektion nach der 3. Hochschulreform und den damit
einhergehenden Veränderungen ein so hoher Personalbedarf bestand, daß eventuell
dieser Bedarf die in der Wissenschaft laut Jessen existierende (systemunspezifische)
Tendenz, Frauen von höheren Positionen auszuschließen und sie damit zu
189
Die Berufung wurde am 24.11.1971 von dem Direktor der Sektion beantragt. Zu diesem Zeitpunkt war
das Verfahren für die Promotion B laut Sektionsdirektor eröffnet. Auch der Termin für die öffentliche
Verteidigung stand fest (BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 49).
190
Siehe Kapitel 5.5 in dieser Arbeit.
79
benachteiligen (ders. 1999:397f.), deutlich herabsetzte – und damit die soziale Relevanz
von Geschlecht.191
6.5
SED-Mitgliedschaft und gesellschaftlich-politische Tätigkeit
Wie bereits in Kapitel 2 deutlich wurde, kam in den 1960er Jahren dem „politischen
Kapital“ in Ernennungs- und Berufungsverfahren der Gesellschaftswissenschaften ein
höherer Stellenwert zu als dem „wissenschaftlichen Kapital“ (Jessen 1999:406) und die
gesellschaftlich-politische Tätigkeit war laut Maul für Karrieren primär relevant (dies.
2002b:360).192 An der HBVO von 1968 läßt sich ablesen, daß gesellschaftlicher und
politischer Arbeit große Bedeutung beigemessen wurde, da für die Facultas docendi
darüber ein Nachweis notwendig war. 193 In den Akten spiegelt sich dies in zweifacher
Hinsicht wider: 1. Die Wissenschaftlerinnen listen in ihren Lebensläufen selbst die
verschiedenen Funktionen auf, die sie im Laufe der Zeit in der SED und in
Massenorganisationen ausübten.194 2. In den Berufungsakten schätzen die Gutachter
und Gutachterinnen sowie Antragsteller die gesellschaftlich-politische Arbeit in fast
allen Fällen am Ende ihrer Ausführungen ein, zum Teil sehr ausführlich. Die bloße
SED-Mitgliedschaft wurde nicht positiv hervorgehoben. Somit kam der aktiven
gesellschaftlich-politischen Arbeit eine Bedeutung zu und nicht allein der SEDMitgliedschaft, auf die sich Jessen mit dem Begriff „politisches Kapital“ konzentrierte.
Auf gesellschaftlich-politische Tätigkeit wird aus diesem Grund in diesem Kapitel,
neben der Bedeutung der SED-Mitgliedschaft, besonders eingegangen.
Wie bereits in Kapitel 2 ausgeführt, vertritt Jessen die Auffassung, daß in der DDR an
Wissenschaftlerinnen nicht nur höhere fachliche, sondern auch höhere politische
Leistungsanforderungen gestellt wurden. Im folgenden wird der Frage nachgegangen,
welche Bedeutung der SED-Mitgliedschaft und der gesellschaftlich-politischen Arbeit
in den Karrieren der Untersuchungsgruppe zukam.
191
Zur systemunspezifischen Benachteiligung von Frauen beim Zugang zum Hochschullehrerberuf
formuliert Jessen, daß die Gründe des Ausschlusses von Frauen aus wissenschaftlichen Spitzenpositionen
in der DDR auch auf das westdeutsche Hochschulwesen der 1950er bis 1970er Jahre übertragen werden
könnten (Jessen 1999:397f.).
192
Vgl. auch die Erörterungen zu den Arbeiten von Maul und Jessen in Kapitel 2 dieser Arbeit. In der
vorliegenden Arbeit wird, an Jessen anknüpfend, die SED-Mitgliedschaft als politisches Kapital
bezeichnet. Zu gesellschaftlich-politischer Tätigkeit zählen das Engagement in Massenorganisationen wie
FDGB, DFD, DSF oder z.B. die Arbeit als Stadtverordnete in der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
193
Die Lehrbefähigung bildete eine Voraussetzung für die Berufung zum Hochschullehrer bzw. zur
Hochschullehrerin (Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S. 999 u.1004.).
194
In einem Fall ging es so weit, daß die Kandidatin (Frau B.) ihre gesellschaftlich-politische Arbeit viel
ausführlicher darstellte als ihre wissenschaftliche (BArch, DR 3 / B 10475, Blatt 7ff.).
80
Angesichts der Parteizugehörigkeit verfügten – im Unterschied zur Habilitation und
damit zum wissenschaftlichen Kapital – alle Frauen der Untersuchungsgruppe zum
Zeitpunkt ihrer Berufung zur Dozentin und Professorin über das laut Jessen seit Ende
der 1950er Jahre für Hochschullaufbahnen bedeutsamer gewordene „politische Kapital“
(Jessen 1999:99). Neben der Mitgliedschaft in der SED und der Gewerkschaft und der
Mitarbeit
in
deren
Gremien,
gehörten
die
Wissenschaftlerinnen
der
Untersuchungsgruppe noch anderen Organisationen an, in denen sie z.T. Funktionen
übernahmen.195 Die von mir untersuchten Akten von männlichen Kollegen ergaben, daß
auch diese, mit einer Ausnahme, alle in der SED und in verschiedenen
Massenorganisationen Mitglied waren.
Der von Jessen diagnostizierte höhere Stellenwert des „politischen Kapitals“ (im
Vergleich zum „wissenschaftlichen Kapital“) spiegelt sich auch in den von mir
untersuchten Karriereverläufen von Wissenschaftlerinnen an der HUB wider: Die
Frauen der Untersuchungsgruppe gehörten alle der SED an, hatten sich aber nicht alle
habilitiert und stiegen trotzdem in die Hochschullehrerschaft auf.
Auch im besonderen Fall von Frau B., für die die Sektion den Antrag stellte, sie zur
außerordentlichen Professorin zu berufen, war die politische Haltung ein wichtiges
Argument. Der Sektionsdirektor stellt im Berufungsantrag für Frau B. zunächst fest, daß
es der „Wunsch“ der Kandidatin sei, angesichts ihres Alters und der „objektiven
Bedürfnisse der Sektion“ die Dissertation B nicht anzustreben. Sie wolle „ihre Kräfte
auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und andere dringende Aufgaben
in Lehre und Forschung konzentrieren“. Dieser Erklärung ist ein Absatz vorangestellt,
in dem auf einige Charaktereigenschaften der Kandidatin eingegangen wurde, die für
die beantragte Berufung als von „besonderer Bedeutung“ akzentuiert wurden: „An
erster Stelle muß hier die konsequente Parteilichkeit erwähnt werden, die unbedingte
Treue zur Arbeiterklasse und zur Partei.“196 Neben der menschlich bemerkenswerten
Bezugnahme auf das Alter und der Fachkompetenz der Kandidatin, berief man sich
damit auch auf das politische Kapital, um etwas Gewichtiges in die Waagschale für die
Berufung zu geben. Diese Schlußfolgerung aus der Berufungsakte von Frau B. läßt sich
durch den Ablauf einer parallel verlaufenden Karriere eines männlichen Kollegen (Herr
H.) von Frau B. untermauern:
195
Hierzu gehörten: Freie Deutsche Jugend, Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft,
Demokratischer Frauenbund Deutschlands und Gesellschaft für Sport und Technik. Es wurden außerdem
von wenigen angegeben: vor 1945 Sächsischer Lehrerverein, Bund der Freunde der SU, Rote Hilfe,
Deutsche Arbeitsfront und nach 1945 Kulturbund, Deutscher Turn- und Sportbund und Urania.
196
BArch, DR 3 / B 10475, Blatt 44.
81
Zum Zeitpunkt der Berufung von Frau B. zur außerordentlichen Professorin waren
beide bereits lange Jahre an der Pädagogischen Fakultät in einer Abteilung und danach
an der Sektion Pädagogik beschäftigt. Frau B. stieg später in die Abteilung ein und
promovierte nach Herrn H. Sie wurde schneller als er Dozentin und erreichte im
Unterschied zu ihm die außerordentliche Professur.
Wie aus den Berufungsakten der beiden hervorgeht, wurde für Frau B. von der Sektion
Pädagogik 1970 der Antrag auf „Berufung zum Dozenten“ eingereicht, für Herrn H.
1971. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich beide nicht habilitiert. Der wesentliche
Unterschied zwischen ihnen bestand nach den von mir untersuchten Akten zu dieser
Zeit allein in der Parteimitgliedschaft und der Einschätzung ihrer gesellschaftlichpolitischen Arbeit. Herr H. gehörte nicht der SED an. Der Antrag für Herrn H. wurde
1971 abgelehnt. Es wurde angemerkt, daß Herr H. seit 1961 die Habilitation/Promotion
B nicht abgeschlossen hatte. Man empfahl, verantwortliche gesellschaftlich-politische
Funktionen und einen Studienaufenthalt in der Sowjetunion.197 1978 schlug die Sektion
Pädagogik erneut dem MHF vor, Herrn H. als Dozent zu berufen. Zu diesem Zeitpunkt
hatte er die Dissertation B erfolgreich abgeschlossen, war aber weiterhin nicht in der
SED. Die Abteilung Erziehung und Ausbildung (des MHF) nahm im Dezember 1978 zu
dem Antrag für Herrn H. Stellung und lehnte ab.198 Im Januar 1979 richtete der Rektor
der HUB ein Schreiben an den Minister für Hoch- und Fachschulwesen. Obwohl in der
Begründung für die Ablehnung des Antrags die Parteilosigkeit von Herrn H. nicht
erwähnt wurde, steht dieser Aspekt in der Argumentation des Rektors an erster Stelle
und nicht die fachliche Qualifikation von Herrn H., auf die er erst im zweiten Argument
einging.199 Auf diese Weise verlieh der Rektor der Haltung von Herrn H. zum Staat ein
besonderes Gewicht. Bei Frau B. wurde 1975 wie bereits ausgeführt „die unbedingte
Treue … zur Partei“ als eine Art Gegengewicht zur fehlenden Dissertation B eingesetzt.
Bei Herrn H. wurde m.E. die Treue zum Sozialismus, die der Rektor ihm bescheinigte,
als Argument genutzt, um das Verfahren erfolgreich zu beenden. – Herr H. wurde im
Februar 1979 zum Dozenten berufen.200
Am Beispiel von Herrn H. zeigt sich, daß das fehlende „politische Kapital“ deutliche
Probleme für die universitäre Laufbahn nach sich zog und zu dieser Zeit von besonderer
Bedeutung für die Einstellung als Hochschullehrer war. Das 1978 vorliegende
197
BArch, DR 3 / B 349, Blatt 19 u. 28.
BArch, DR 3 / B 349, Blatt 28.
199
BArch, DR 3 / B 349, Blatt 43f.
200
BArch, DR 3 / B 349, Blatt 48.
198
82
„wissenschaftliche Kapital“ konnte bei Herrn H. das fehlende „politische Kapital“ nicht
ohne weiteres ausgleichen, während das „politische Kapital“ von Frau B. 1975
anscheinend das fehlende „wissenschaftliche Kapital“ aufwiegen konnte.
Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang ein weiteres Beispiel zweier zeitweilig
parallel verlaufender universitärer Laufbahnen201: Am Beispiel von Frau A. und Herrn
S. deutet sich an, daß sich nicht allein die SED-Mitgliedschaft auf die Karriere
auswirkte, sondern auch die gesellschaftlich-politische Arbeit und die dort
übernommenen Funktionen: Frau A. und Herr S. gehörten beide der SED an. Herr S.
arbeitete in den 1960er Jahren als Sekretär in der Universitätsgewerkschaftsleitung
(UGL),
Frau
A.
gehörte
in
den
1960er
Jahren
kurze
Zeit
der
Hochschulgewerkschaftsleitung (HGL) als Mitglied an. Beide hatten zum Zeitpunkt des
Berufungsverfahrens zur Dozentin/zum Dozenten ihre Habilitation nicht abgeschlossen.
Während sich bei Herrn S. die fehlende Habilitation nicht negativ auf seine Berufung
zum Dozenten (1968) und später zum Professor (1970) auswirkte, gelang es Frau A.,
die nur ein Jahr später als er Dozentin wurde, selbst mit abgeschlossener Habilitation,
nicht weiter aufzusteigen. Interessant ist nun, die Beurteilungen der gesellschaftlichpolitischen Arbeit von Frau A. und Herrn S. in den Gutachten und Anträgen anläßlich
ihrer Berufung zum Dozenten genauer zu betrachten. Über Herrn S. steht im Antrag des
Sektionsdirektors auf Berufung zum Dozenten (1968):
In seiner gesellschaftlichen Arbeit nahm Herr Dr. […] eine Vielzahl
verantwortungsvoller Funktionen wahr, deren Anforderungen er mit großer
Einsatzbereitschaft und politischer Reife kontinuierlich erfüllte. Zum Beispiel
arbeitete er als Parteigruppenorganisator und als Sekretär der Grundorganisation
der SED im Institut für Berufspädagogik, war Mitglied der Parteileitung der
Pädagogischen
Fakultät
und
leistete
aktive
Arbeit
in
der
Gewerkschaftsorganisation. Hier ist besonders seine zweijährige hauptamtliche
Tätigkeit als Sekretär der Universitätsgewerkschaftsleitung zu erwähnen, die den
Prozeß seiner politischen Entwicklung sehr gefördert hat und dazu beitrug,
wichtige Führungseigenschaften zu entwickeln.202
Hier hebt der Sektionsdirektor hervor, daß Herr S. verschiedene Funktionen
übernommen hat, besonders die Funktion des UGL-Sekretärs, die ihn zu einem
geeigneten Hochschullehrerkandidaten werden ließen. Herr S. hat im Unterschied zu
Frau A. eine Funktion ausgeübt, bei der er sogenannte Führungskompetenzen für eine
gehobene Position an der Universität erwerben konnte. Auch der Gutachter von Herrn
201
Beide galten als Arbeiter- und Bauernkinder und begannen in den 1950er Jahren als Assistenten an der
Pädagogischen Fakultät. Sie promovierten im gleichen Jahr und sollten sich beide bis 1968 habilitieren.
Zu Herrn S. BArch, DR 3 / B 6983, zu Frau A. BArch, DR 3 / B 6970.
202
BArch, DR 3 / B 6983, Blatt 20.
83
S., Mitglied des Präsidiums des Bundesvorstandes des FDGB, beurteilte 1968 die
gesellschaftliche
Arbeit
von
Herrn
S.
in
der
Kommission
„Einheitliches
Bildungswesen“ beim Präsidium des FDGB sehr positiv.203
Im Unterschied dazu wurde die gesellschaftlich-politische Arbeit von Frau A. weder im
Antrag auf Berufung zur Dozentin noch im dazugehörigen Gutachten 1969 erwähnt. Im
Antrag schreibt der Sektionsdirektor lediglich:
Sie entwickelte sich in der beruflichen und gesellschaftlichen Tätigkeit an unserer
Universität zu einer geachteten sozialistischen Leiterpersönlichkeit.204
Aus diesem Satz ist nicht ersichtlich, daß sie überhaupt gesellschaftlich-politische
Funktionen übernommen hatte. Sie selbst schreibt hingegen in ihrem Lebenslauf:
Im Verlauf meiner gesellschaftlichen Entwicklung habe ich verschiedene
Leitungsfunktionen in der FDJ, dem FDGB, der Partei und im Wohngebiet
wahrgenommen. 205
Keine dieser Funktionen wurde im Antrag oder Gutachten aufgeführt. Ihrem
Personalbogen ist zu entnehmen, daß sie als „Gewerkschaftsvertrauensmann“ im
FDGB, als Leitungsmitglied in der FDJ und 1963 als „AWG HGL Mitglied“
fungierte.206 Aus der Aufzählung der Funktionen von Herrn S. und Frau A. geht hervor,
daß sie sich auf verschiedenen Ebenen in der gesellschaftlich-politischen Hierarchie der
Universität befanden. Die Tätigkeiten von Herrn S. bezeichnet der Sektionsdirektor
hingegen als verantwortungsvoll. Damit bekommen sie einen wichtigen Stellenwert. Es
ist offensichtlich, daß sich in dem hier geschilderten Beispiel der Umfang an
gesellschaftlich-politischer Arbeit und die Wichtigkeit der Funktionen sowie die
Beurteilung der Tätigkeiten auf die Karriereverläufe auswirkten.
Hildebrandt kommt in ihrer Studie über Wissenschaftlerinnen im Hochschulwesen der
DDR 1989 zu dem Resultat, daß Frauen im Vergleich zu Männern seltener
verantwortungsvolle staatliche Funktionen übernahmen, und sich ihre gesellschaftlichen
Funktionen an der Hochschule vor allem auf ihr unmittelbares Arbeitskollektiv, ihren
Wissenschaftsbereich und ihre Sektion konzentrierten (dies. 1989:13). Hierin besteht
eine Parallele zu dem eben vorgestellten Beispiel und zu den Ergebnissen über die
Gruppe der Hochschullehrerinnen insgesamt, die ich untersuchte:
Die Frauen der Untersuchungsgruppe agierten eher in der Abteilungsparteiorganisation
(APO) der SED, d.h. auf der unteren Hierarchieebene. Auf etwas höherer
203
BArch, DR 3 / B 6983, Blatt 21.
BArch, DR 3 / B 6970, Blatt 9.
205
BArch, DR 3 / B 6970, Blatt 3.
206
BArch, DR 3 / B 6970, Blatt 1f.
204
84
Hierarchieebene fungierten sie maximal als Mitglied in der Fakultäts- bzw.
Sektionsgewerkschaftsleitung oder in der SED-Kreisleitung.207 Ihre gesellschaftliche
und politische Aktivität wurde unterschiedlich und in einzelnen Fällen nicht immer sehr
gut eingeschätzt: Die gesellschaftlich-politische Tätigkeit von Frau A. z. B. als Mitglied
in
der
Hochschulgewerkschaftsleitung
Berufungsverfahren
zur
Dozentin.
Fakultätsgewerkschaftsleitung,
Sektionsparteileitung,
und
der
Frau
thematisierte
Frau
K.,
man
gar
zeitweilig
nicht
Mitglied
Abteilungsparteiorganisationsleitung
L.,
zeitweilig
stellvertretender
im
der
und
der
Sekretär
der
Grundorganisation der SED, in der „Abt. Gewerkschaftsleitung“, stellvertretende
Parteigruppenorganisatorin,
galten
als
„stets“
gesellschaftlich
aktiv.
Der
Sektionsdirektor schreibt in seinem Antrag auf Berufung zur Dozentin 1969 über die
gesellschaftliche Arbeit von Frau K.:
Kollegin Dr. […] hat ihre Aufgaben in Forschung, Lehre und Leitung der
wissenschaftlichen Arbeit nicht zuletzt deshalb gut erfüllt, weil sie ständig
gesellschaftliche Arbeit leistet und bemüht ist, die politische Arbeit an der
Universität und im Wohngebiet voranzubringen.208
Frau L. bescheinigt der Sektionsdirektor 1970 in seinem Antrag auf Berufung zur
Dozentin:
Frau Dr. […] leistete in der gesamten Zeit ihrer Tätigkeit an der Universität aktive
gesellschaftliche Arbeit in verschiedenen Funktionen in der Partei der
Arbeiterklasse und in der Gewerkschaft. Sie zeichnet sich stets durch parteiliche
Haltung, politische Klarheit und Einsatzbereitschaft aus.209
An beiden Beispielen wird deutlich, daß relativ kurze Ausführungen zur
gesellschaftlichen
Arbeit
formuliert
wurden,
und
keine
Aspekte
besonders
hervorgehoben wurden, z.B. eine bestimmte Funktion oder das Ausmaß ihrer Aktivität
in diesem Bereich.
Den meisten Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe wurde jedoch eine „sehr
umfangreiche“
oder
„vorbildliche“
gesellschaftliche
und
politische
Tätigkeit
bescheinigt. Hierzu gehörten insbesondere die außerordentlichen und die ordentlichen
Professorinnen. Die 7 sehr gut beurteilten Wissenschaftlerinnen waren: Stadtverordnete
(Frau M., Frau H.), Mitglied der SED-Kreisleitung (Frau W.), Mitglied der SEDParteileitung/Lehrkörper (Frau S.), Mitglied der Fakultätsgewerkschaftsleitung (Frau
207
In den Wissenschaftsbereichen der Sektionen bestanden Parteigruppen der SED mit von diesen
gewählten Parteigruppenorganisatorinnen/Parteigruppenorganisatoren, die der Sektionsparteileitung
unterstellt waren. Diese Grundorganisationsleitung war wiederum der Kreisparteileitung
rechenschaftspflichtig (Behrend 2003:19ff.)
208
BArch, DR 3 / B 11977, Blatt 18.
209
BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 19.
85
V.), Mitglied der Leitung der SED-Grundorganisation (Frau W.), Mitglied der Leitung
der APO/Lehrkörper (Frau B.), Mitglied der Abteilungsparteiorganisation (Frau B.),
Parteigruppenorganisator (Frau W., Frau V.), stellvertretender Parteigruppenorganisator
(Frau P., Frau L.), Gewerkschaftsvertrauensmann (Frau P.), Elternaktivvorsitzende
(Frau H.), Vorsitzende des Frauenausschusses (Frau V.), in der Frauenkommission
(Frau H.), Mitglied des Sektionsvorstandes für Pädagogische Psychologie (Frau P.),
stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes des DFD (Frau W.).210
Ein anläßlich der Berufung von Frau W. zur Dozentin 1968 von Frau Prof. G. erstelltes
Gutachten enthält folgende Einschätzung der gesellschaftlichen Arbeit von Frau W.:
Die gesellschaftliche Arbeit von Frau Dr. […] ist außerordentlich umfangreich. Sie
bezieht sich hauptsächlich auf die Tätigkeit des DFD. Frau Dr. […] ist
stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes. Auch hier hat sie eine
spezifische, eng mit ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit verbundene Arbeit gleistet
[!]. Sie hat sich mit großer Energie für die Gleichberechtigung der Frau und deren
praktischer Verwirklichung eingesetzt. Dabei hat sie immer beachtet und anderen
die Tatsache bewußt gemacht, daß es nicht um eine Gleichberechtigung der Frau
nur im beruflichen Leben geht. Frau Dr. […] ist immer zurecht davon
ausgegangen, daß die Hauptproblematik der Gleichberechtigung in der
sozialistischen Gesellschaft darin besteht, der Frau die Vereinbarung zweier
entscheidender Lebensbereiche, nämlich der beruflichen und gesellschaftlichen
Entwicklung mit den familiären Aufgaben zu ermöglichen.211
Im Unterschied zu Frau L. und Frau K. handelt es sich hierbei – auch entsprechend der
höheren
Hierarchieebene
der
gesellschaftlichen
Tätigkeit
als
stellvertretende
Vorsitzende des DFD – um eine ausführlichere Darstellung zu der gesellschaftlichpolitischen Arbeit von Frau W. Zudem formuliert die Gutachterin explizit, daß die
Aktivität von Frau W. in diesem Bereich sehr umfangreich ist. Auch im
Berufungsverfahren von 1974 wird mehrfach die umfangreiche gesellschaftliche
Tätigkeit von Frau W. angeführt und im Antrag auf Berufung zur außerordentlichen
Professorin auf einer dreiviertel Seite vorgestellt.212
Frau M.´s gesellschaftliche Arbeit wird ebenfalls hervorgehoben. Ein Gutachter
formuliert anläßlich ihrer Berufung zur Dozentin 1968:
Auf Grund ihres hohen politischen Bewußtseins und ihrer politischen Aktivität
wurde sie mit wichtigen gesellschaftlichen Funktionen betraut. So war sie z.B.
1961-1965 Abgeordnete der Stadtbezirksversammlung Friedrichshain, und seit
1967 ist sie Abgeordnete der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin und
Vorsitzende der ständigen Kommission für Volksbildung.213
210
Eigene Zusammenstellung anhand der
Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe.
211
BArch, DR 3 / B 6951, Blatt 66.
212
BArch, DR 3 / B 6951, Blatt 77, 78, 84.
213
BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 39.
Personalbögen
der
Berufungsakten
von
den
86
Der Gutachter benennt die Funktionen von Frau M. sehr genau, indem er sogar die
Jahreszahlen angibt. Vier Jahre später stellte man Frau M. als Professorin ein. Im
Berufungsverfahren (1972) wurde ihre gesellschaftlich-politische Tätigkeit sehr positiv
beurteilt.214
Am folgenden Beispiel zu Frau P. wird deutlich, daß bei der gesellschaftlich-politischen
Arbeit auch berücksichtigt wurde, welchen Verpflichtungen die Wissenschaftlerinnen
zudem als Mütter nachzukommen hatten. Der Gutachter Prof. R. schreibt anläßlich der
Berufung von Frau P. zur Dozentin 1970:
Frau Dr. […] hat – obgleich Mutter von drei Kindern (geboren 1956, 1960 und
1962) – neben ihrer umfangreichen wissenschaftlichen Tätigkeit auch ein hohes
Maß an gesellschaftlicher Aktivität gezeigt. Sie ist Mitglied der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands und hatte im Wohngebiet wie auch an der Universität
in den letzten Jahren verschiedene Funktionen ausgeübt. Ihre lebendige
Verbindung zur Schulpraxis kommt in ihrer Mitarbeit in mehreren Elternaktivs und
auch als Leiterin von Elternseminaren zum Ausdruck.215
Hierin verweist der Gutachter auf die Lebens- und Arbeitssituation von Frau P. und
bewertet vor diesem Hintergrund ihre gesellschaftliche Arbeit als sehr umfangreich.
Damit erkannte der Gutachter die von ihr als dreifacher Mutter geleistete
gesellschaftliche und politische Arbeit an und vermittelte dies dem Ministerium. Einem
anderen Gutachten, das aus dem gleichen Anlaß entstand, ist genauer zu entnehmen,
welche
Tätigkeiten
sie
ausübte:
„Vertrauensmann“
in
der
Gewerkschaft,
Gruppenpionierleiterin im Wohngebiet und Vorsitzende des Elternaktivs.216 Diese
gesellschaftlichen Tätigkeiten wurden in den beiden Gutachten zu Frau P. zwar nicht –
wie im Fall von Herrn S. – als „verantwortungsvoll“ bezeichnet, aber dennoch sehr
detailliert beschrieben und gewürdigt. Zugleich belegen die Gutachten sehr genau, daß
und in welcher Weise Frau P. gesellschaftlich aktiv war. Da Frau P. 1971 ohne Einwand
zur Dozentin berufen wurde, ist davon auszugehen, daß das MHF das Ausmaß und die
Art ihrer gesellschaftlichen Arbeit akzeptierte und für eine Einstellung als Dozentin
nicht unbedingt solch hohe Funktionen Voraussetzung waren, wie sie von Herrn S. oder
Frau W. ausgeübt wurden.
Wenn man die Berufungsakten zugrunde legt, war für die Berufung zur Dozentin bei
den Frauen der Untersuchungsgruppe nicht ausschlaggebend, ob sie wichtige
214
Dort ist u.a. zu lesen: „Genossin Dr. […] besitzt als Abgeordnete und Vorsitzende der Ständigen
Kommission Volksbildung eine große Autorität. […] In dieser ihrer gesellschaftlichen Arbeit genießt
Genn. Dr. […] in der Sektion eine hohe Wertschätzung.“ (BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 51). Und:
„Umfangreich und intensiv ist ihre gesellschaftliche Aktivität.“ (BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 55)
215
BArch, DR 3 / B 6967, Blatt 23.
216
BArch, DR 3 / B 6967, Blatt 26.
87
Funktionen in der SED und in Organisationen ausübten. Kein Antrag auf Berufung zur
Dozentin wurde zurückgewiesen, weil die Kandidatin nach damaligem Maßstab
ungenügend politisch aktiv war, oder ihre Funktion als zu unwichtig galt. Allerdings
waren alle Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe Mitglied der SED, dies galt
i.d.R. als unabdingbare Voraussetzung für eine wissenschaftliche Karriere in der DDR.
Die wissenschaftliche Qualifikation bildete nicht die in den Berufungsakten sprachlich
deutlich ablesbare Differenz zwischen den Dozentinnen und außerordentlichen bzw.
ordentlichen Professorinnen, sondern eher die Einschätzung ihrer gesellschaftlichpolitischen Arbeit. Die außerordentlichen und ordentlichen Professorinnen wurden –
wie an den Beispielen ausgeführt – im Unterschied zu denjenigen, die Dozentinnen
blieben,
tendenziell
positiver
in
ihrer
gesellschaftlich-politischen
Tätigkeit
eingeschätzt.217
6.6
Wirkung institutioneller Binnendifferenzierung und Umstrukturierung auf
Hochschullehrerinnenkarrieren
Im folgenden wird darauf eingegangen, was institutionelle Veränderungen und
Neuerungen an der Pädagogischen Fakultät und Sektion Pädagogik für die Karrieren der
Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe bedeuteten.
Wie in Kapitel 4 ausgeführt wurde, war die Zeit der 1950er Jahre bis Anfang der 1970er
Jahre an der Pädagogischen Fakultät, insbesondere am Institut für Systematische
Pädagogik und Geschichte der Pädagogik, und an der Sektion Pädagogik durch
institutionelle und personelle Expansion sowie durch Binnendifferenzierung und
Umstrukturierung gekennzeichnet. Zur Binnendifferenzierung werden hier gezählt: die
Errichtung von neuen Abteilungen bzw. Wissenschaftsbereichen sowie die Errichtung
von Dozenturen und Lehrstühlen. Zu Umstrukturierungen zählen: die Umwandlung
einer Abteilung in ein Institut oder auch umgekehrt sowie im Rahmen der 3.
Hochschulreform die Verteilung von Instituten und Abteilungen der Pädagogischen
Fakultät auf verschiedene Sektionen der HUB und die Verlegung eines Arbeitsfeldes an
eine andere wissenschaftliche Einrichtung. In diesem Kapitel wird der Frage
nachgegangen, in welcher Weise die Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe
217
Von den Frauen der Untersuchungsgruppe, die Dozentin blieben, hatten Frau H., Frau L. und Frau A.
habilitiert. Von den 5 Wissenschaftlerinnen, die zur außerordentlichen oder ordentlichen Professorin
aufstiegen, wiesen Frau P. und Frau M. die Dissertation B auf. Zur wissenschaftlichen Qualifikation
Kapitel 6.3 und 6.4 in dieser Arbeit.
88
auf ihrem Karriereweg von dem institutionellen Aus- und Umbau profitierten. Gefragt
wird auch, wo hierbei Begrenzungen für ihre Karrieren entstanden.
Im Zuge der im Kapitel 4 beschriebenen Erweiterung der Aufgaben an der Fakultät und
der Umstrukturierungen 1956 und 1964 wurden neue Abteilungen geschaffen. Damit
eröffneten sich für die Frauen der Untersuchungsgruppe Aufstiegsmöglichkeiten in
leitende Funktionen. Bis auf Frau H. wurden alle Wissenschaftlerinnen der
Untersuchungsgruppe in leitenden Funktionen eingesetzt, wenn auch vorwiegend auf
der untersten Leitungsebene, d.h. als Abteilungsleiterin bzw. (nach der 3.
Hochschulreform) als Wissenschaftsbereichsleiterin. Von den 7 von ihnen geleiteten
Arbeitsfeldern, waren 4 neu errichtet worden.
Am Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik wurde 1956 die
Abteilung Fernstudium errichtet, nachdem 1955 angeordnet worden war, das Fern- und
Abendstudium an den Hochschulen aufzubauen.218 Die Leitung der Abteilung wurde
Frau S. übertragen. Zu dieser Zeit stellte man sie als Oberassistentin ein und plante, sie
mit der Wahrnehmung einer Dozentur zu beauftragen.219 Sie hatte zuvor 4 Jahre lang an
diesem Institut in der Abteilung Geschichte der Pädagogik als Assistentin gearbeitet.
Als 1964 im Zuge der angeordneten Reorganisation das Institut für Systematische
Pädagogik und Geschichte der Pädagogik umgestaltet wurde, schuf man 5 neue
Abteilungen. Kurz bevor das Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der
Pädagogik reorganisiert werden sollte, wurde 1962 und 1963 im Frauenförderplan der
Pädagogischen Fakultät festgehalten, daß besondere Aufmerksamkeit darauf zu lenken
sei, Frauen in verantwortliche und leitende Funktionen zu integrieren.220 Unter diesen
Umständen erhöhte sich die Zahl der Abteilungsleiterinnen von 1 (Frau S. seit 1956) auf
4: 3 der neu errichteten Abteilungen übergab man Wissenschaftlerinnen zur Leitung.
Frau W. übernahm die Abteilung Familienpädagogik, Frau K. die Abteilung
Vorschulpädagogik und Frau A. die Abteilung Betriebspädagogik. Frau W. gehörte
zuvor
zu
der
Abteilung
Systematische
Pädagogik.
Dort
arbeitete
sie
als
Wahrnehmungsdozentin. Frau K. war zuvor als Oberassistentin in der Abteilung
Fachpädagogik (des Instituts für Systematische Pädagogik und Geschichte der
218
Zum Aufbau des Fern- und Abendstudiums Budde 2003:149f.
HU UA, Personalakte Sigrid Schwarz, Band I, Blatt 112, 116.
220
Der erste Entwurf für die Reorganisation des Instituts wurde im Dezember 1962 aufgesetzt (HU UA,
Pädagogische Fakultät 1161, nicht paginiert: 1. Entwurf eines Vorschlags zur Reorganisation des Instituts
für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik vom 17.12.1962). Das Vorhaben wurde 1964
realisiert. (Siehe auch Kapitel 4 in dieser Arbeit.) Zu den genannten Frauenförderplänen: HU UA,
Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Frauenförderplan vom 18.6.1962 und Ergänzung zu diesem
Plan vom 12.3.1963.
219
89
Pädagogik) tätig. Frau A., zu der Zeit Oberassistentin, wechselte von der Abteilung
Pädagogik der Berufsbildung des Instituts für Berufspädagogik in die Abteilung
Betriebspädagogik (des Instituts für Allgemeine Pädagogik). Die Übernahme der
Abteilungsleitung bedeutete für Frau S., Frau W., Frau K. und Frau A. einen kleinen
„Karrieresprung“.
Ähnlich wie bei den Abteilungsgründungen, eröffneten sich auch bei Dozenturen
Aufstiegschancen für Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe, wenn neue
Dozenturen geschaffen wurden. Die Errichtung der Dozenturen wurde von der
Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik zusammen mit der Berufung einer
Kandidatin zur Dozentin beim MHF beantragt. Daraufhin wurden folgende Dozenturen
vom MHF eingerichtet: die Dozenturen für Methodik der Unterstufe Deutsch (1968,
Frau M.), für Familienpädagogik (1968, Frau W.), für Betriebspädagogik (1969, Frau
A.), Vorschulpädagogik (1970, Frau K.) und Grundlagen der Pädagogik (1971, Frau
L.).221 Frau B., Frau V., Frau P., Frau S. und Frau H. wurden als Dozentinnen
eingestellt, ohne neue Dozenturen zu schaffen. 2 von ihnen, Frau B. und Frau V.,
wurden in Wissenschaftsbereichen als Dozentin eingesetzt, in denen kurze Zeit zuvor
eine neue Dozentur geschaffen wurde (in Didaktik und in Vorschulpädagogik).
Die Hälfte der Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe profitierte somit bei
ihrer Karriere direkt von neu errichteten Dozentenstellen. Die Errichtung von
Dozenturen für die Frauen der Untersuchungsgruppe wurde damit begründet, daß in
Lehre und/oder Forschung der Bedarf für eine neue Dozentur vorhanden war bzw. die laut Perspektivplan steigenden - Aufgaben in der Ausbildung und Forschung dies
verlangten.
Anhand des Karriereweges von Frau M. und Frau L., die beide von den neu
eingerichteten Dozenturen profitierten, läßt sich zeigen, daß die Ausgangskonstellation
zur Zeit ihrer Berufung zur Dozentin aufgrund institutioneller Entwicklungen zunächst
etwas problematisch aussah. Der Dekan der Pädagogischen Fakultät beantragte im April
1968 in einem Schreiben die Einrichtung einer Dozentur für das Fachgebiet Methodik
der Unterstufe und die Berufung von Frau M. zur Dozentin zum 1.9.1968.222 Kurze Zeit
später wurde beschlossen, die Sektion Pädagogik zu gründen. Der Berufungsakte von
Frau M. ist zu entnehmen, daß zum Antragszeitpunkt noch nicht feststand, ob das von
221
Im Dokumentenanhang dieser Arbeit befindet sich – als ein Beispiel für solch einen Antrag – der für
Frau W. gestellte Antrag auf „Errichtung einer Dozentur für das Fachgebiet Familienpädagogik an der
Pädagogischen Fakultät und Gewährung einer Dozentur für Wahrnehmungsdozentin Frau […],
Diesterweg-Institut, zum 1.9.1968“ vom 27.4.1968 (Dokument 5).
222
BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 34.
90
ihre vertretene Fachgebiet an der HUB auch künftig eine Funktion haben würde.
Entsprechend zögernd schreibt der Leiter der Kaderabteilung des MHF in seiner
Stellungnahme zu diesem Antrag:
Ich empfehle, den Antrag zurückzustellen bis zur Klärung der Profilierung der
künftigen Sektion Pädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Berufung
wäre m. E. nur gerechtfertigt, wenn das Fachgebiet an der HUB künftig echte
Ausbildungsaufgaben hat.223
Kurz darauf wurde jedoch die Berufung zur Dozentin mit der Begründung bewilligt,
daß die Kandidatin in der Diplompädagogenausbildung bereits Lehrveranstaltungen in
Methodik der Unterstufe „wahrgenommen“ hat und diese Ausbildungsform fortführen
soll, wenn diese Ausbildung an der HUB wieder aufgenommen wird. Die geplante
Verlegung des Arbeitsgebietes von Frau M. hatte also keine Nachteile auf ihre Karriere.
Drei Jahre später, 1971, setzte der Direktor der Sektion Pädagogik für Frau M. den
Berufungsantrag zur Professorin auf. Sie wurde dem Minister für Hoch- und
Fachschulwesen nun als Professorin für „marxistisch-leninistische Erziehungstheorie“
vorgeschlagen.224 Daraus geht hervor, daß sie ihren Arbeitsschwerpunkt inzwischen
gewechselt hatte. Dem Berufungsantrag, den der Direktor verfaßte, ist der Grund hierfür
zu entnehmen:
Seit einigen Jahren hat Genossin Dr. [M…] ihre Lehr- und Forschungsarbeit auf
das Gebiet Erziehungstheorie verlegt. Der Wechsel des Arbeitsgebietes ergab sich
vor allem aus der Tatsache heraus, daß die an der ehemaligen Pädagogischen
Fakultät existierende Ausbildung von Diplompädagogen für das Gebiet Didaktik
der Unterstufe nach Erfurt verlegt wurde. Da andererseits Genossin Dr. [M…] aus
persönlichen Gründen nicht nach Erfurt übersiedeln konnte und die Sektion
Pädagogik der Humboldt-Universität Genossin Dr. [M…] nicht verlieren wollte,
wurde ihr eine Perspektive auf dem Gebiet der Erziehungstheorie eröffnet.225
Da der Arbeitsschwerpunkt von Frau M. an eine andere Universität verlegt worden war,
ermöglichte ihr die Sektion, das Arbeitsgebiet zu wechseln. Auf diese Weise konnte sie
ihre Karriere an der HUB fortsetzen. Der Sektionsdirektor vermittelt, daß die Sektion an
Frau M. als Wissenschaftlerin sehr interessiert war – dies offenbar auch angesichts
fehlender Frauen als Professorinnen an der Sektion Pädagogik. Es sei hier noch einmal
das Zitat des Sektionsdirektors angefügt, das sich auf die Berufung von Frau M. bezieht:
Sehr ungünstig ist die Situation noch bei den Professoren. Gegenwärtig haben wir
keine Frau als Professor. Durch sehr gezielte Maßnahmen konnte erreicht werden,
daß Kollegin Dr. […] ihr S.c.-Verfahren erfolgreich abschloß und nun mehr ein
226
Antrag auf ihre Berufung als Professor eingereicht werden konnte.
223
BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 45.
BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 48.
225
BArch, DR 3 / B 12326, Blatt 49.
226
HU UA, Sektion Pädagogik 2224, nicht paginiert: Bericht des Sektionsdirektors über Frauenförderung
1972. Siehe Kapitel 5.5 in dieser Arbeit.
224
91
Die strukturelle Veränderung (Verlegung des eigentlichen Arbeitsgebietes von Frau M.)
zog somit keinen Nachteil für den Aufstieg von Frau M. nach sich, weder zu dem
Zeitpunkt, als ihre Berufung zur Dozentin und die Dozentur für Methodik der
Unterstufe beantragt wurde, noch nachdem ihr Arbeitsschwerpunkt tatsächlich nach
Erfurt verlegt worden war. Im Vergleich zu allen anderen Wissenschaftlerinnen der
Untersuchungsgruppe stieg sie trotz dieses Wechsels am schnellsten auf, innerhalb von
11 Jahren von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin zur Professorin.227 Im Unterschied
zu den bisher für die HUB bekannten Beispielen von Ilse Jahn (Biologie) und Marianne
Friedländer (Afrikanistik), auf deren Karrieren sich die 3. Hochschulreform nachteilig
auswirkte, konnte Frau M. ihre Laufbahn zügig bis zur Professur fortsetzen, obwohl ihr
Arbeitsschwerpunkt verlegt wurde.228
Auch Frau L. konnte an der Sektion nicht in ihrem ursprünglichen Arbeitsschwerpunkt
weiterarbeiten. Bis zur 3. Hochschulreform war sie in der Abteilung Geschichte der
Pädagogik tätig. Auf diesem Gebiet hatte sie sich auch habilitiert. Als für sie 1970 der
Antrag auf Berufung zur Dozentin eingereicht wurde – verbunden mit dem Antrag, eine
Dozentur für Grundlagen der Pädagogik zu schaffen – arbeitete sie als Oberassistentin
und Leiterin in der Abteilung Fernstudium. In ihrem Lebenslauf schreibt sie 1970, daß
sie nicht – wie einst geplant – als Dozentin für Geschichte der Pädagogik ernannt
werden konnte, weil die Lehrverpflichtungen der Abteilung Geschichte der Pädagogik
verringert worden waren.229 Allerdings eröffnete sich für Frau L. auf einem anderen
Arbeitsgebiet die Möglichkeit Dozentin zu werden. Das geht aus ihrer Aussage hervor:
Da nun die Sektion auf dem Gebiet der Grundlagen der Pädagogik und
Bildungspolitik die Lehrverpflichtungen mit eigenen Kräften nicht erfüllen kann,
wurde mir vorgeschlagen, diese Lehrgebiete zu übernehmen, die ja eng mit der
Geschichte der Erziehung verbunden sind. 230
Im Antrag, der 1970 vom Sektionsdirektor gestellt wurde, bestätigt sich die Aussage
von Frau L. und der Direktor bringt den Bedarf für eine Dozentur wie folgt zum
227
Im Vergleich zu zwei Professoren, die Nachfolger der ersten Hochschullehrergeneration waren, und
nach 11 Jahren berufen wurden, erreichte sie die Professur genauso schnell. Sie stieg sogar schneller auf
als mancher Professor. Ein Betriebspädagoge benötigte zum Beispiel 17 Jahre (BArch, DR 3 / B 6983,
Blatt 3f. u. 39) und ein Professor für Geschichte der Pädagogik, ein Nachfolger der ersten
Hochschullehrergeneration, 20 Jahre (BArch, DR 3 / B 6968, Blatt 1f. u. 51). Alle 4 gehörten zu den
Männern, die z. T. zum Vergleich in dieser Arbeit herangezogen wurden.
228
Zu Jahn und Friedländer siehe Kapitel 2.2 in dieser Arbeit.
229
Vgl. zur wechselnden Relevanz des Arbeitsbereiches Geschichte der Pädagogik im Rahmen der
Lehrerausbildung Günther 1994:119 u. Cloer 1998:106ff. Diese wechselnde Bedeutsamkeit des
Fachgebiets beeinflußte m. E. u. a. die Laufbahn von Frau L. und stand hinter ihrem Wechsel von
Geschichte der Pädagogik zu Grundlagen der Pädagogik.
230
Barch, DR 3 / B 12118, Blatt 9.
92
Ausdruck:
Für die Ausbildungsaufgaben der Sektion ist es dringend notwendig, eine Dozentur
für die Grundlagen der Pädagogik und Bildungspolitik zu einzurichten.231
Es wird nur kurz begründet, warum diese Dozentur errichtet werden soll, aber sie wird
als besonders dringlich dargestellt. Eine dauerhafte Lösung bildete die Arbeit auf dem
neuen Fachgebiet für Frau L. nicht. Das ist daran abzulesen, daß sie 1972 an die APW
umberufen wurde. Dort vertrat sie als Dozentin wieder das Fachgebiet Geschichte der
Pädagogik.232
Zu Frau L. kann man festhalten, daß sie unabhängig davon, ob in ihrem eigentlichen
Arbeitsschwerpunkt Geschichte der Pädagogik eine Dozentur möglich war, dem
Perspektivplan gemäß als Dozentin eingestellt wurde, indem sie dem Bedarf der Sektion
entsprechend umgelenkt wurde. Angesichts der schlechten Chancen in ihrem
ursprünglichen Fach, der Geschichte der Pädagogik, erwies sich dieser Bedarf im neuen
Bereich Grundlagen der Pädagogik für die Karriere von Frau L. als günstig. Unter den
Bedingungen der Umstrukturierung und Errichtung neuer Dozenturen trafen in diesem
Fall nach der 3. Hochschulreform Problem und Lösung in günstiger Weise zusammen.
Sowohl für Frau M. als auch für Frau L. eröffnete sich ein Karriereschritt an der
Sektion, obwohl in ihrem eigentlichen Arbeitsschwerpunkt zu einer bestimmten Zeit
kein Bedarf für eine Hochschullehrerin vorhanden war. Ihre Berufung zur Dozentin und
zur Professorin war auch dem jeweiligen Personalbedarf in anderen Fachgebieten und
der staatlich geförderten Frauenförderung geschuldet.
Während die Errichtung von Dozenturen für Frauen als ein günstiger Umstand für die
Karrieren der Untersuchungsgruppe einzuschätzen ist, stellt sich die Situation im
Bereich der Professuren anders dar. Für die Vorschulpädagogik und Familienpädagogik,
zwei relativ neue Arbeitsgebiete, plante die Sektion seit der 3. Hochschulreform, einen
Lehrstuhl errichten zu lassen. Das Vorhaben wurde mehrfach in den Sektionsplänen
festgehalten, aber nicht realisiert.233 Die an der Sektion geplanten Professuren, für die
nur Wissenschaftlerinnen in Frage kamen, weil in diesen Wissenschaftsbereichen
ausschließlich Frauen arbeiteten, wurden an der Sektion nicht etabliert. Hingegen
231
BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 19.
Der Rektor der HUB begründete in seinem Schreiben an den Minister für Hoch- und Fachschulwesen
vom 13.3.1972 die Umberufung von Frau L. damit, daß Frau L. und ein Mann, der von der APW auf ihre
Stelle wechseln sollte, „künftig eine Tätigkeit leisten [sollen], die ihrer bisherigen Kaderentwicklung,
ihren speziellen Kenntnissen und den Bedürfnissen beider Einrichtungen [der HUB und der APW] besser
entsprechen“ (BArch, DR 3 / B 12118, Blatt 31; Einfügung B.R.).
233
HU UA, Sektion Pädagogik 2224, nicht paginiert: Konzeption über die Entwicklung einzelner
Wissenschaftsbereiche der Sektion Pädagogik vom 12.1.1972 u. HU UA, Rektorat 873, Blatt 125 u. HU
UA, Rektorat I 850, Blatt 93.
232
93
wurden beispielsweise für die ebenfalls relativ neuen Arbeitsfelder Betriebspädagogik
(1970) und Allgemeine Pädagogik (1974) an der Sektion Lehrstühle eingerichtet. Diese
Lehrstühle wurden allerdings mit (männlichen) Wissenschaftlern besetzt, so daß diese
im Unterschied zu den Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe in neueren
Arbeitsgebieten sehr wohl bis zum Professor aufsteigen konnten.
So eröffnete sich für Frau V. (Vorschulpädagogik) erst 1979, deutlich nach ihrer
Umberufung an die APW, der Aufstieg zur ordentlichen Professorin für
Vorschulpädagogik.234 Somit konnte sie erst 10 Jahre, nachdem das erste Mal die
Planung eines Lehrstuhls für dieses Arbeitsgebiet schriftlich fixiert worden war, die
Professur übernehmen. Hierdurch wurde das Tempo der Karriere von Frau V. deutlich
verlangsamt. Sie benötigte immerhin 19 Jahre von der Einstellung als wissenschaftliche
Mitarbeiterin bis zur Professorin. Frau W. mußte nicht die Einrichtung wechseln, um
weiter aufzusteigen. 1974 wurde sie an der Sektion zur außerordentlichen Professorin
berufen.235 Im Unterschied zu Frau V. erhielt sie auf diese Weise keinen Lehrstuhl.
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die beschriebene Binnendifferenzierung am
Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik sowie die
Errichtung neuer Dozenturen Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre eine
wesentliche Voraussetzung für Karrieremöglichkeiten von Wissenschaftlerinnen an der
Pädagogischen Fakultät und Sektion Pädagogik darstellten. In zwei Fällen zeigten sich
Karrieregrenzen für Wissenschaftlerinnen der Untersuchungsgruppe an der Sektion
Pädagogik,
weil
die
geplanten
Lehrstühle
für
Familienpädagogik
und
Vorschulpädagogik nicht eingerichtet wurden. Dies erwies sich als Barriere für einen
weiteren Aufstieg an der Sektion.
Ohne den Stellenausbau hätte auch die tatsächlich realisierte Frauenförderung nicht so
erfolgreich sein können, und ohne freie oder neue Stellen hätte wahrscheinlich auch die
laut Jessen für Karrieren so bedeutsame SED-Mitgliedschaft keinen Aufstieg
ermöglicht.
234
BArch, DR 3 / B 12165, Blatt 58ff.
BArch, DR 3 / B 6951, Blatt 87. – Laut der HBVO konnten Hochschuldozenten, die sich in
Forschung, Ausbildung, Erziehung und Weiterbildung sowie bei der Leitung wissenschaftlicher
Kollektive hervorragend bewährt hatten in Anerkennung ihrer Leistungen und Verdienste zu
außerordentlichen Professoren berufen werden (Gesetzesblatt der DDR, Berlin 1968, Teil II, Nr. 127, S.
998f.). Diejenigen behielten ihre bisherige Planstelle bei und erhielten eine Gehaltserhöhung
(Burkhardt/Scherer 1997:287).
235
94
7
Karrierechancen von Hochschullehrerinnen: Günstiger als
erwartet und doch begrenzt – Resümee und Ausblick
In der vorliegenden Arbeit wurden die Karrieren von Wissenschaftlerinnen an der
Pädagogischen Fakultät bzw. der späteren Sektion Pädagogik der Humboldt Universität
Berlin von 1950 bis 1975 untersucht. Im Mittelpunkt standen die Chancen und Grenzen,
stand Beförderndes wie auch Hemmendes des wissenschaftlichen Aufstiegs für Frauen
in der DDR der damaligen Zeit. Betrachtet wurden die Aufstiegschancen und die
Barrieren für Wissenschaftlerinnen – zum einen anhand der allgemeinen universitären
Rahmenbedingungen in der DDR nach 1945 bis in die 1970er Jahre und zum anderen
anhand der konkreten Situation der Fakultät/Sektion Pädagogik an der HUB. Durch den
spezifischen Blick auf einen Ausschnitt des Hochschulwesens der DDR, den Bereich
Pädagogik, konnte an einer Universität, der HUB, durch die Untersuchung einer Gruppe
von Hochschullehrerinnen ein differenzierteres Bild zu den Aufstiegsmöglichkeiten von
Frauen gewonnen werden, als dies in allgemeineren Forschungen bisher möglich war.
Auch die Analyse von Aktenmaterial zu personellen und institutionellen internen
Vorgängen und Entwicklungen an der Fakultät/Sektion Pädagogik erlaubte eine
differenzierte Bewertung der Situation von Wissenschaftlerinnen in jener Zeit. Vor
diesem
Hintergrund
bestätigten
sich
zum
Teil
bisherige
Erkenntnisse
zu
Karrieremöglichkeiten und Karrierewegen von Frauen an DDR-Universitäten, andere
wurden aber auch relativiert.
In den Nachkriegsjahren zeigten sich an der Pädagogischen Fakultät der Universität
Berlin/HUB relativ gute Karrierechancen für Frauen – auch für Professuren. Danach
gab es kaum größere Karrieremöglichkeiten für Wissenschaftlerinnen an dieser
Einrichtung bis Mitte der 1960er Jahre. Frauen rangierten eher auf der Ebene der
Abteilungsleiterinnen. Trotz dieser „Karrieren im Kleinen“, kann man die Zeit der
Pädagogischen Fakultät bis 1968 als potentiell “karriereeröffnende” Zeit bezeichnen,
weil die Fakultät in dieser Zeit institutionell und personell stark expandierte, neue
Abteilungen
und
damit
auch
zu
besetzende
Leitungspositionen
entstanden.
Karriereöffnend war nicht zuletzt die ab 1961 einsetzende staatliche Frauenförderung,
die
forderte,
Frauen
verstärkt
in
Leitungspositionen
zu
bringen
und
sie
95
dementsprechend bei der Habilitation zu unterstützen. Hier blieb es zunächst bei den
Forderungen.
Erst mit der Gründung der Sektion Pädagogik 1968 gab es für Frauen einen kleinen
Karriereschub. Hier ist zu konstatieren: In Zeiten sich verändernder struktureller
Rahmenbedingungen brach für Frauenkarrieren nicht die große Stunde des Aufstiegs an,
aber es eröffneten sich neue Aufstiegschancen. Frauen konnten in begrenztem Umfang
Karriere als Hochschullehrerin und Leiterin machen. Vor allem bei den Dozenturen gab
es eine Veränderung zugunsten von Frauen. Für die ordentlichen Professuren und
höhere Leitungspositionen war eine solch deutliche Wandlung nicht festzustellen.
Die Untersuchungsergebnisse zu Karrierebedingungen und -verläufen von Frauen
verweisen sowohl auf Hindernisse wie auch auf Förderliches. Hürden zeichneten sich
für Frauen beim Übergang von der Assistentin zur Oberassistenz, bei der Qualifikation
zur Habilitation sowie beim Zugang in höhere Leitungspositionen ab. Begünstigend
waren sowohl an der Fakultät (nach 1945) wie auch der Sektion (nach 1968) strukturelle
Veränderungen, die neue Arbeitsfelder eröffneten.
Die
universitäre
Frauenförderung
gab
durchaus
positive
Impulse
für
die
wissenschaftliche Qualifikation von Frauen und trug dazu bei, Frauen stärker als zuvor
für die Laufbahn als Hochschullehrerin einzuplanen. Gleichzeitig fanden sich Hinweise
auf die Erfolglosigkeit staatlicher Frauenförderung.
Als beachtlich zu bewerten ist, daß es in jenen Jahren in der DDR (im Unterschied zur
damaligen Situation an bundesdeutschen Hochschulen) überhaupt zur Einrichtung von
Frauenförderplänen kam, und man somit immerhin die Förderung von Frauen in der
Wissenschaft als staatlich bzw. gesellschaftlich relevantes Ziel proklamierte.
Daß Frauenförderung, wie Jessen feststellt, in der ideologischen und auch faktischen
Prioritätensetzung hinter der Arbeiter- und Bauernförderung und der entsprechenden
sozialen Umstrukturierung der Universitäten zurückstehen mußte, kann als ein
Hemmnis für den Zugang von Frauen zur Hochschullehrerschaft gelten. Jessen leitet
davon die Erfolglosigkeit der universitären Frauenförderung in der DDR ab. Diese
pauschale negative Bewertung der universitären Frauenförderung in der DDR ist durch
die Ergebnisse meiner Untersuchung jedoch zu relativieren. Denn ein interessanter
Befund der Untersuchung ist: Auch wenn die Zahl der Habilitationen bei Frauen nicht
ausreichend
war
und
auch
etwa
die
Hälfte
der
von
mir
untersuchten
Hochschullehrerinnen eines der wichtigen Ziele der Frauenförderung, die Habilitation
96
abzuschließen, nicht oder sehr spät erreichten, so hatte dies gleichzeitig jedoch keinerlei
negative Konsequenzen für ihre Karriereentwicklung. Die meisten der untersuchten
Wissenschaftlerinnen erreichten zwar das Ziel nicht vor ihrer Berufung zur Dozentin,
aber insgesamt 5 von 10 Wissenschaftlerinnen wurden bei ihrer Versetzung in den
Ruhestand bzw. ihrer Emeritierung als Dr. habil. bzw. Dr. sc. verabschiedet. Insofern
erwies es sich – auch in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der quantitativen
Analyse – für die Berufung zur Dozentin und zur außerordentlichen Professorin als
irrelevant und für die Berufung zur ordentlichen Professorin nicht unbedingt als
relevant, ob sie die Habilitation fertiggestellt hatten oder nicht.
Wichtig und deshalb nicht zu unterschätzen ist m.E. vor allem die Tatsache, daß diese
Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg zur Hochschullehrerin – vor ihrer Berufung zur
Dozentin oder Professorin – im Rahmen der aufgestellten Frauenförderpläne für die
wissenschaftliche Qualifizierung zur Hochschullehrerin eingeplant waren. Die
universitäre Frauenförderung gab folglich durchaus positive Impulse für die
wissenschaftliche Qualifikation von Frauen und trug dazu bei, Frauen stärker als zuvor
in die Laufbahn als Hochschullehrerin zu bringen.
Auch die Benachteiligungen von Frauen aufgrund der von Jessen und Budde
behaupteten höheren Leistungsanforderungen bei Frauen, kann so nicht bestätigt
werden. Für die Frauen der Untersuchungsgruppe, wie auch für die aus der
Akteneinsicht gewonnenen Daten, ist festzustellen, daß Frauen ohne diese
wissenschaftliche Qualifikation als Dozentinnen, bzw. in einem Fall sogar als
Professorin, eingestellt wurden. Dieses in der vorliegenden Arbeit gewonnene Ergebnis
widerspricht zugleich dem Befund von Jessen, wonach die Universitäten der DDR eher
bereit waren, Frauen zu habilitieren, als sie dann auch für die Berufung zur Dozentin
und Professorin einzuplanen. Eher wäre noch weiter zu fragen, ob nicht sogar die von
Jessen konstatierte im Vergleich zu den Naturwissenschaften niedrige Habilitationsrate
von Professoren und Dozenten in den Gesellschaftswissenschaften sich als günstig für
Frauen in ihrem „nichthabilitierten“ Aufstieg erwies.
Entgegen der Auffassung Buddes profitierte die von mir untersuchte Gruppe von
Wissenschaftlerinnen insofern sehr wohl von den veränderten Zugangsbedingungen zur
Hochschullehrerschaft, wie sie in der neuen Berufungsverordnung (HBVO) im Zuge der
3. Hochschulreform verankert wurden. Bei den Berufungen zur Dozentin wirkten sich
höhere Leistungsanforderungen an Wissenschaftlerinnen unter den damaligen
Umständen nicht in der Form aus, daß eher habilitierte bzw. B-promovierte Frauen als
97
Dozentin neu von der Sektion vorgeschlagen wurden. Die Habilitation/Dissertation B
galt nicht als Voraussetzung für eine Berufung zur Dozentin/zum Dozenten oder zur
Professorin/zum Professor, während die Lehrbefähigung, eine Art kumulative
Bestätigung politischer, pädagogischer und fachlicher Kompetenzen, zum eigentlichen
Berufszugangszertifikat wurde. Diese geringere Bedeutung der Habilitation und der
höhere
Stellenwert
„politischer
Kompetenzen“
glichen
m.
E.
bei
der
Untersuchungsgruppe das weniger gute Ergebnis der Frauenförderung bei der
wissenschaftlichen Qualifikation aus.
Ohne den Bedeutungsverlust der Habilitation für die Hochschullehrerlaufbahn und ohne
die Praxis an der Sektion (und an der APW), auch Wissenschaftlerinnen bei fehlender
Qualifikation für die Berufung zur Dozentin (und ordentlichen Professorin)
vorzuschlagen, hätte das Ergebnis der wissenschaftlichen Qualifikation im Rahmen der
Frauenförderung allerdings ungünstigere Konsequenzen nach sich ziehen können.
Die Frage, ob, wie Jessen konstatiert, Frauen in der Wissenschaft höhere “politische
Leistungen”, als Männer erbringen mußten, um Hochschullehrerin zu werden, ließ sich
im
Rahmen
dieser
Arbeit
nicht
klären.
Zwar
wiesen
in
der
konkreten
Untersuchungsgruppe alle Frauen die SED-Mitgliedschaft auf – ein für die
Gesellschaftswissenschaften sicher nicht ungewöhnliches Ergebnis – allerdings war aus
dem Aktenstudium nicht explizit ersichtlich, ob die Übernahme leitender politischer
Funktionen (vgl. auch Maul) ausschlaggebend dafür war, die untersuchten
Wissenschaftlerinnen zur Dozentin zu berufen. Deutlich wurde, daß sich eine aktive
gesellschaftliche Tätigkeit der Wissenschaftlerinnen für den Aufstieg als relevant zeigte.
Als eindeutig karrierefördernd für Frauen erwiesen sich universitäre strukturelle
Veränderungen, die mit der Errichtung neuer Abteilungen und Dozenturen
einhergingen. So zeigt das Untersuchungsbeispiel am Institut für Systematische
Pädagogik, daß Nachwuchswissenschaftlerinnen dann, wenn neue Abteilungen
entstanden und Leitungspositionen besetzt werden mußten, gute Aufstiegschancen
hatten. Für diese Frauen erwies sich zum einen als karriereförderlich, daß sie genau zu
jener Zeit zum wissenschaftlichen Nachwuchs zählten, als Frauen Anfang der 1960er
Jahre im Rahmen der hier einsetzenden staatlichen und universitären Frauenförderung
verstärkt unterstützt werden sollten. In den Frauenförderplänen wurde festgelegt, Frauen
verstärkt für verantwortungsvolle und leitende Funktionen zu berücksichtigen und
einzuplanen.
Zum
Zugangsvoraussetzungen
anderen
zur
profitierten
sie
Hochschullehrerschaft,
von
da
den
sie
auch
veränderten
ohne
die
98
Habilitation/Dissertation B für eine neu errichtete Dozentur in Frage kamen. Die Frauen
dieser Wissenschaftlerinnengeneration, so zeigt auch die Untersuchungsgruppe,
befanden sich hier faktisch zur rechten Zeit am richtigen Ort.
Budde konstatiert, daß in der Pädagogik der DDR Anfang der 1960er Jahre sehr wenige
Professorinnen lehrten. Heute zählt die Erziehungswissenschaft in Deutschland zu jenen
Wissenschaftsbereichen, in denen die Gleichstellung von Frauen im Vergleich zu
anderen Fachgebieten relativ weit fortgeschritten ist. In der Professorenschaft sind
Wissenschaftlerinnen allerdings immer noch deutlich unterrepräsentiert (Schenk
2000:99).
Inwiefern sich die Pädagogische Fakultät und Sektion Pädagogik in dem hier
untersuchten Zeitraum hinsichtlich der aufgestiegenen Wissenschaftlerinnen von
anderen Fakultäten/Sektionen der HUB positiv oder negativ abhebt, wäre noch zu
ermitteln. Die Basis für diesen Vergleich könnte mit Hilfe weiterer Studien zu Karrieren
von Wissenschaftlerinnen an anderen Einrichtungen der HUB geschaffen werden.
Es wäre darüber hinaus interessant zu ermitteln, ob im Zuge erneuter institutioneller und
personeller
Umstrukturierungen
nach
1989
ein
weiterer
Karriereschub
für
Wissenschaftlerinnen am Institut für Erziehungswissenschaften der HUB erfolgte, und
inwieweit sich diese Entwicklung für ost- bzw. westdeutsche Wissenschaftlerinnen
differenziert vollzog.
99
Abkürzungen
ABF
Arbeiter- und Bauernfakultät
APW
Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (der DDR)
a. o. Prof.
außerordentlicher Professor/außerordentliche Professorin
BArch
Bundesarchiv
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DFD
Demokratischer Frauenbund Deutschlands
DPZI
Deutsches Pädagogisches Zentralinstitut
DSF
Deutsch Sowjetische Freundschaft
FDGB
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
HBVO
Hochschullehrerberufungsverordnung
HGL
Hochschulgewerkschaftsleitung
HUB
Humboldt-Universität zu Berlin
HU UA
Humboldt-Universität Universitätsarchiv
Inst.
Institut
LS
Lehrstuhl
MfV
Ministerium für Volksbildung
MHF
Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen
mL
mit Lehrauftrag
mvL
mit vollem Lehrauftrag
o. Prof.
ordentlicher Professor/ordentliche Professorin
SBZ
Sowjetische Besatzungszone
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SHF
Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen
SMAD
Sowjetische Militäradministration in Deutschland
UGL
Universitätsgewerkschaftsleitung
WB
Wissenschaftsbereich
WS
Wintersemester
ZK
Zentralkomitee
ZV
Zentralvorstand
100
Tabellen
Tabelle 1. Überblick über Anordnungen, Maßnahmen, Berichte und Beratungen,
die die universitäre Frauenförderung betrafen.236
Jahr
Maßnahmen/Anordnungen/
Berichte/Beratungen
1961
-
Kommuniqué „Die Frau – der Frieden und der Sozialismus“ – offizielles Ziel:
reale Chancengleichheit der Frauen erreichen und die gesellschaftliche Rolle
der Frauen im Beruf und bei der Lenkung und Leitung des Staates erhöhen, offizielle Forderung: Voreingenommenheiten und Schwierigkeiten, die die
Entwicklung der Frauen beeinträchtigen, überwinden und den Anteil der
Frauen an mittleren und leitenden Funktionen systematisch erhöhen sowie
Maßnahmen einleiten, die das Leben der berufstätigen Frauen erleichtern.
1962
-
Beschluß des Ministerrates der DDR über die Aufgaben der Staatsorgane zur
Förderung der Frauen und Mädchen
-
Beschluß des Ministerrates der DDR zur Unterstützung der berufstätigen
Mütter bei der Unterbringung ihrer Kinder in Kindereinrichtungen
1964 -
Berichterstattung über Erfahrungen und Probleme gewerkschaftlicher
Interessenvertretung der Frauen an den wissenschaftlichen Einrichtungen.
-
Präsidium des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft beschloß: „Die
gewerkschaftlichen Aufgaben zur Einbeziehung der Mitwirkung der Frauen
und
Mädchen
bei
der
Ausarbeitung
und
Verwirklichung
des
Wissenschaft,
des
Perspektivplanes“.
1965
-
Frauenkonferenz
des
ZV
der
Staatssekretariats
für
das
Hoch-
Gewerkschaft
und
Fachschulwesen
und
des
Frauenausschusses der Karl-Marx-Universität. Die Konferenz beriet über
Möglichkeiten und Wege zur weiteren Verbesserung der Frauenförderung.
236
Der Überblick wurde anhand der Anlage „Zur Entwicklung der Frauen in der wissenschaftlichen
Arbeit von 1949 bis zur Gegenwart“ von Hildebrandt und eines späteren Textes über
Wissenschaftlerinnen in der DDR von ihr zusammengestellt (dies. 1989:46ff. und dies. 2000:169ff.).
101
-
Publikation des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft „Die Aufgaben der
Universitäten und Medizinischen Akademien bei der Verwirklichung der
Frauenförderung im Perspektivplan“.
-
Empfehlungen des SHF und des Präsidiums des ZV der Gewerkschaft
Wissenschaft zentrale Perspektivpläne der Frauenförderung bis 1970 zu
erarbeiten.
-
Beratung des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft mit den Vorsitzenden der
gewerkschaftlichen Frauenkommission der wissenschaftlichen Einrichtungen
(Magdeburg).
-
Habilitationsaspirantur für die Frauenförderung.
-
Anordnung über die Aus- und Weiterbildung von Frauen in der DDR für
1966
technische Berufe und die Vorbereitung für den Einsatz in leitende
Tätigkeiten.
-
Frauensonderstudium an den Fachschulen.
-
Beschluß des Ministerrates der DDR über die weitere Forschung zu
Problemen der Entwicklung und Förderung der Frauen und Mädchen in der
DDR
-
9. Tagung des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft beriet über „Probleme der
gewerkschaftlichen Arbeit mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs“. Dabei
wurde die Rolle der leitenden Wissenschaftler und Hochschullehrer für die
Entwicklung des Nachwuchses unterstrichen, insbesondere für die Förderung
von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
-
An den Ingenieur- und Fachschulen fanden gemeinsame Beratungen des SHF
und des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft mit den Direktoren,
Betriebsgewerkschaftsleitungs-Vorsitzenden
und
Vorsitzenden
der
Frauenausschüsse dieser Einrichtungen zu Fragen der Frauenförderung statt.
1967
-
Anordnung des MHF der DDR zur Ausbildung von Frauen in Sonderklassen
an Fachschulen der DDR.
-
Anordnung zur Qualifizierung von wissenschaftlich ausgebildeten Frauen in
einer Sonderaspirantur an Universitäten und Hochschulen.
-
Das MHF und der ZV der Gewerkschaft Wissenschaft orientierten in
gemeinsamen Empfehlungen darauf, die Perspektivpläne der Einrichtungen
102
bis 1980 mit Frauenförderungsplänen für den gleichen Zeitraum zu
verbinden.
-
Zentrale Frauenkonferenz des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft und der
Universitätsgewerkschaftsleitung der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock:
„Die Frau in der Wissenschaft – aktuelle Probleme der Entwicklung der Frau
an der modernen Universität“.
1969
-
Massenkontrolle der Arbeiter - und - Bauern - Inspektion, der
Gewerkschaften und der FDJ über die Verwirklichung der Anordnung über
die Aus- und Weiterbildung der Frauen in technischen Berufen und ihre
Vorbereitung auf den Einsatz in leitenden Funktionen.
-
2. Frauenkongreß
-
Durchführung von Sonderlehrgängen für Frauen, die für staatliche
Leitungsfunktionen vorgesehen waren.
1970
-
Broschüre „Frauen in der 3. Hochschulreform“ erschien.
-
Funktionärskonferenz des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft zu den
weiteren Aufgaben der Organisation bei der umfassenden Förderung der
Frauen in Akademien und Hochschulen.
1971
-
Der Minister für Hoch- und Fachschulwesen und der 1. Stellvertreter des
Vorsitzenden des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft berieten mit
Hochschullehrern und Vorsitzenden von Frauenausschüssen über Probleme
der Frauenförderung an den Universitäten.
-
Der Minister für Hoch- und Fachschulwesen berichtete dem Präsidium des
ZV der Gewerkschaft Wissenschaft über Probleme der Frauenförderung,
insbesondere des wissenschaftlichen Nachwuchses.
1972
-
Erlaß
der
Anordnung
über
die
wissenschaftliche
Aspirantur
(Aspirantenordnung).
-
Beratung des Sekretariats des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft mit aktiven
weiblichen Gewerkschaftsfunktionären anläßlich des 20. Jahrestages der
Bildung der Frauenauschüsse.
103
1975
1978 -
Verordnung über die schrittweise Einführung der 40-Stunden-Woche
Frauenkommission des ZV der Gewerkschaft Wissenschaft beriet mit
Vorsitzenden der Frauenausschüsse der Universitäten und Hochschulen sowie
mit
Wissenschaftlerinnen
über
die
Wirksamkeit
staatlicher
und
gewerkschaftlicher Maßnahmen zur schnelleren Entwicklung der Frauen als
Hochschullehrerinnen.
1980
-
Erfahrungsaustausch
des
ZV
der
Gewerkschaft
Wissenschaft
mit
Vorsitzenden von Frauenausschüssen wissenschaftlicher Einrichtungen über
die Wirksamkeit staatlicher und gewerkschaftlicher Maßnahmen zur
zielstrebigen Entwicklung von Frauen für die wissenschaftliche Arbeit und zu
Hochschullehrerinnen.
104
Tabelle 2. Überblick über den Frauenanteil und die Anzahl der Frauen in der
Hochschullehrerschaft 1954, 1962,1965237:
Frauenanteil in der Hochschullehrerschaft der DDR (in %)
Fakultäten der DDR Universitäten
1954
1962
1965
Prof. Doz. Prof. Doz. Prof. Doz.
Pädagogische 238
7,8
9,1
Philosophische
5,5
Wirtschaftswissenschaftliche, Juristische, Journalistische, ML
5,0
10,3 5,4
11,5
21,7 7,7
6,9
10,3
4,8
4,8
8,7
5,4
6,1
2,4
4,5
Theologische
3,2
50
5,7
23,1 5,0
40
Technische
0
0
0
2,8
0,4
1,1
Mathematisch-Naturwissenschaftliche
0,8
3,3
2,8
3,8
2,7
4,3
Medizinische
2,4
2,4
2,5
6,4
4,5
4,1
Land-, Forstwirtschaftliche, Veterinärmedizinische
1,0
0
2,3
0
2,1
3,3
Anzahl der Frauen in der Hochschullehrerschaft der DDR
Fakultäten der DDR Universitäten
1954
Prof.
1962
1965
Doz.
Prof.
Doz.
Prof.
Doz.
Pädagogische
47:4239 50:5
19:1
35:4
35:2
69:9
Philosophische
103:6 36:10 131:11 162:12 139:16 138:7
Wirtschaftswissenschaftliche, Juristische,
40:2
63:6
105:6 295:19 163:4 317:15
Theologische
30:1
1:1
33:2
10:3
38:2
3:2
Technische
62:0
5:0
243:0
70:2
235:1
92:1
Mathematisch-Naturwissenschaftliche
124:1
29:1
212:6
75:3
284:8
111:5
Medizinische
81:2
40:1
193:5
102:7 213:10 117:5
Land-, Forstwirtschaftliche, Veterinärmedizinische
101:1
15:0
125:3
56:0
Journalistische, ML
93:2
29:1
237
Diese Tabellen wurden anhand der Tabellen von Jessen zusammengestellt (ders. 1999:390 u. 463ff.).
Für das Jahr 1962 enthält diese Zeile (laut Jessen) die Daten für die Fakultäten Berlin und Dresden und
für 1965 die Daten von den Pädagogischen Abteilungen und Sport.
239
Links stehen die Zahlen der Männer, rechts die Zahlen der Frauen (Mann:Frau).
238
105
Tabelle3 3a. Verteilung der Geschlechter auf die Institute der Pädagogischen Fakultät 1951/52 bis 1967/68240
Institute der Pädagogischen Fakultät
Systemat.
Pädagogik241
WS243
1951/52
1953/54
1955/56
1957/58
1959/60
1961/62
1963/64
1965/66
1967/68
240
m244
5
7
10
21
33
39
36
32
31
w245
1
4
6
11
20
20
20
18
16
Unterrichts- MusikKunstmethodik
erziehung erziehung
m
5
18
18
26
29
28
32
38
37
w
5
7
14
14
8
10
11
10
9
m
4
15
16
27
24
29
20
18
16
w
0
6
10
9
9
11
5
6
8
m
7
8
8
9
12
15
12
12
12
w
1
2
3
4
5
5
4
3
4
KörperSondererziehung schulwesen
m
16
16
5
9
14
14
19
18
16
w
7
8
5
5
4
2
5
5
8
m
6
6
10
10
9
16
19
19
20
w
4
3
3
5
2
5
5
8
11
BerufsKabinett
pädagogik f.
Gewi242
m
w
m W
7
8
9
9
14
17
15
16
2
2
1
1
1
1
2
1
7
14
14
18
10
12
4
4
5
8
5
5
Polytechnik Pädagogische
Psychologie
m
w
m
w
13
15
12
12
13
1
1
1
2
1
8
3
5
8
3
4
8
11
106
Eigene Erhebung anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB. Es wurden alle Personen erfaßt, die als wissenschaftliches Personal des
jeweiligen Instituts im Personalverzeichnis der Pädagogischen Fakultät aufgeführt waren, d.h.: vom Professor bis zum Assistenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter, von
der Professorin bis zur Assistentin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin.
241
An den fett markierten Instituten stieg die Zahl der Frauen deutlich an.
242
Es handelt sich um das Kabinett für Gesellschaftswissenschaften.
243
Für die Aufstellung wurde ein Abstand von zwei Jahren gewählt.
244
Anzahl der Männer am Institut.
245
Anzahl der Frauen am Institut.
Tabelle4 3b. Anteil der Frauen am wissenschaftlichen Personal an den Instituten
der Pädagogischen Fakultät 1964, 1965, 1966 in %246
1964
1965
1966
Fakultät
27
28
30
Diesterweg-Institut247
38
38
35
Inst. f. Berufspädagogik
15
12
19
Inst. f. Körpererziehung
27
25
32
Inst. f. Kunsterziehung
21
25
25
Inst. f. Musikerziehung
17
24
27
Inst. f. Päd. Psychologie
54
57
66
Inst. f. Polytechnik
13
13
7
Inst. Sonderpädagogik
30
30
37
Inst. f. Unterrichtsmethodik
21
21
22
246
Die Tabelle wurde einer Akte über Frauenförderung an der Pädagogischen Fakultät entnommen und
durch Daten ergänzt, die aus dem Text der gleichen Akte für das Jahr 1964 hervorgingen (HU UA,
Pädagogische Fakultät 1479, nicht paginiert: Bericht über den Stand der Frauenförderung vom
31.1.1967).
247
Einst Institut für Systematische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik genannt.
107
Tabelle5 4. Verteilung von Frauen und Männern auf Leitungspositionen an der
Pädagogischen Fakultät der HUB 1946/47 bis 1967/68248
Position
und Jahr
Dekan
Prodekan
m252
m
Institutsdirektor/in249
m
w
Stellvertretende/r
Institutsdirektor/in250
m
w
Abteilungsleiter/in251
m
w
1946/47
1947/48
1
4
1948/49
1
4253
1949/50
1
4
1950/51
1
1
4
1951/52
1
1
6
2
1952/53
1
1
6
2
1953/54
1
1
6
2
10
3
1954/55
1955/56
1
1
1
7
5
1
1
10
10
3
3
1956/57
1
1
7
16
2
1957/58
1
1
8
18
4
1958/59
1
1
9
17
3
1959/60
1
N.N.254
9
1
18
4
1960/61
1
1
8
1
21
3
1961/62
1
1
9
1
20
4
1962/63
1
2
9
1
18
6
1963/64
1
2
8
1
21
5
1964/65
1965/66
1
1
2
2
9
9
1
2
1255
20
24
5
8
1966/67
1
2
9
6
2256
33
5
1967/68
1
2
9
8
3
36
7
248
Auf der Basis der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät nach eigenen Erhebungen erstellt.
Nicht an allen Instituten war das Direktorenamt immer besetzt. Zum Teil handelte es sich um
kommissarische Direktoren.
250
Diese Funktion existierte erst seit HS 1959/60.
251
Zum Teil handelte es sich um eine/n kommissarische/n Leiter/in.
252
m steht für männlich, w für weiblich.
253
Zahl für das Sommersemester 1949.
254
Das Amt war zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt.
255
Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Pädagogik.
256
Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Pädagogik und eine Professorin am
Institut für Sonderschulwesen.
249
108
Tabelle6 5a. Verteilung von Frauen und Männern im Lehrkörper der Pädagogischen Fakultät der HUB 1946/47 bis 1967/68257
WS/ Jahr
1946/47
1947/48
1948/49
1949/50
1950/51264
1951/52
1952/53
1953/54
1954/55
1955/56
1956/57
1957/58
1958/59
1959/60
1960/61
1961/62
1962/63
1963/64
1964/65
1965/66
1966/67
1967/68
257
WProfessor/inn/en258
Professorinnen und Professoren
LS
mvL
mL
gesamt
m w m w m w m w
4 - 3 7
6 - 2 1
8
1
3 - 5 1
8
1
2 - 4 - 3 2 9
2
ges
7
9
9
11
m
3
3
4
3
4
6
7
6
5
4
2
1
1
1
3
3
3
13
14
17
15
16
15
17
16
13
11
12
10
9
12
12
13
17
3
2
2
3
2
2
2
1
-
-
4
4
5
5
5
5
6
5
3
3
4
3
3
4
2
3
4
1
1
1
1
1
1
1
1
1
-
3
4
4
3
3
2
2
3
3
3
5
5
4
6
6
6
8
2
2
3
3
3
2
2
2
1
1
1
1
2
10
11
13
11
12
13
15
14
11
10
11
9
8
11
11
12
15
3
3
4
4
4
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
2
w
-
ges
3
2
2
3
2
2
2
1
-
Dozent/inn/en259
m
w
g
17263
4
1
3
1
-
20
5
1
2
2
2
2
3
2
4
4
5
8
8
9
11
9
10
7
7
1
2
2
2
1
1
2
1
2
3
2
2
3
2
4
4
5
8
10
11
13
10
11
9
8
WDozent/inn/en260
m
4
5
6
7
5
4
7
10
14
12
13
16
14
11
11
11
11
w
1
1
2
2
2
2
2
3
2
3
2
2
2
2
2
1
1
ges
5
6
8
9
7
6
9
13
16
15
15
18
16
13
13
12
12
Lehrbeauftragte
Lektor/inn/en261
Gesamt
m
18
w
4
m
w
ges
28
36
9
8
ges
22262
(20)
37
44
m
25
25
40
46
w
4
4
11
10
ges
29
29
51
56
39
26
34
49
62
67
76
64
93
94
123
87
66
61
89
73
65
13
13
15
17
16
14
15
16
16
30
33
17
14
14
29
20
26
52
39
49
66
78
81
91
80
109
124
156
104
80
75
118
93
91
7
8
16
6
6
8
6
13
13
13
12
15
13
12
12
12
5
7
8
6
6
5
5
7
8
10
7
6
6
7
7
8
12
15
24
12
12
12
11
20
21
23
19
21
19
19
19
20
58
53
65
88
89
95
112
99
136
137
168
133
114
105
133
115
110
17
23
28
31
28
24
24
26
27
42
48
29
25
24
40
31
88
75
76
93
119
117
119
136
125
163
179
216
162
139
129
173
146
148
Die Tabelle wurde anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB nach eigenen Erhebungen erstellt.
Seit Sommersemester 1950 wurden Männer aufgeführt, die mit der Wahrnehmung einer Professur beauftragt waren.
259
Seit Sommersemester 1948 wurden Dozenten extra zusammengestellt.
260
Personen, die mit der Wahrnehmung einer Dozentur beauftragt wurden, standen seit 1951/52 im Personalverzeichnis.
261
Lektoren und Lektorinnen wurden erst ab 1952/53 im Personalverzeichnis aufgeführt.
262
Zwischen Lehrbeauftragten und Lektoren wurde in diesem Semester nicht differenziert.
263
Dozenten und Lehrbeauftragten wurde in diesem Semester zusammen aufgelistet.
264
Das Personal- und Vorlesungsverzeichnis stand in der Bibliothek für Wissenschaftsgeschichte der HUB nicht zur Verfügung.
258
109
Tabelle7 5b. Zahl der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer an der Pädagogischen Fakultät der HUB 1946/47 bis 1967/68265
WS/ Jahr
1946/47
1947/48
1948/49
1949/50
1950/51
1951/52
1952/53
1953/54
1954/55
1955/56
1956/57
1957/58
1958/59
1959/60
1960/61
1961/62
1962/63
1963/64
1964/65
1965/66
1966/67
1967/68
265
WProfessor/inn/en266
Professorinnen und Professoren
LS
mvL
mL
gesamt
m w m w m w m w
4 - 3 - - 7
6 - - - 2 1 8 1
3 - - - 5 1 8 1
2 - 4 - 3 2 9 2
ges
7
9
9
11
m
3
3
4
3
4
6
7
6
5
4
2
1
1
1
3
3
3
13
14
17
15
16
15
17
16
13
11
12
10
9
12
12
13
17
3
2
2
3
2
2
2
1
-
-
4
4
5
5
5
5
6
5
3
3
4
3
3
4
2
3
4
1
1
1
1
1
1
1
1
1
-
3
4
4
3
3
2
2
3
3
3
5
5
4
6
6
6
8
2
2
3
3
3
2
2
2
1
1
1
1
2
10
11
13
11
12
13
15
14
11
10
11
9
8
11
11
12
15
3
3
4
4
4
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
2
w
-
ges
3
2
2
3
2
2
2
1
-
Dozent/inn/en267
m
w
g
17269
4
1
3
1
-
20
5
1
2
2
2
2
3
2
4
4
5
8
8
9
11
9
10
7
7
1
2
2
2
1
1
2
1
2
3
2
2
3
2
4
4
5
8
10
11
13
10
11
9
8
WDozent/inn/en268
Gesamt
m
w
ges
m
7
8
12
10
w
1
2
2
ges
7
9
14
12
4
5
6
7
5
5
7
10
15
12
13
16
14
11
11
11
11
1
1
2
2
2
2
2
3
2
3
2
2
2
2
2
1
1
5
6
8
9
7
7
9
13
17
15
15
18
16
13
13
12
12
19
20
23
23
21
22
28
29
30
30
32
34
33
31
32
30
33
4
5
6
6
6
4
4
5
4
4
5
5
5
4
4
4
4
23
25
29
39
27
26
32
34
34
34
37
39
38
35
36
34
37
Die Tabelle wurde anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB nach eigenen Erhebungen erstellt.
Seit Sommersemester 1950 wurden Männer aufgeführt, die mit der Wahrnehmung einer Professur beauftragt waren.
267
Seit Sommersemester 1948 wurden Dozenten extra zusammengestellt.
268
Personen, die mit der Wahrnehmung einer Dozentur beauftragt wurden, standen seit 1951/52 im Personalverzeichnis.
269
Zwischen Dozenten und Lehrbeauftragten wurde in diesem Semester nicht unterschieden.
266
110
Tabelle8 5c. Entwicklung der Zahl der Professoren, Professorinnen und Emeriti an der Pädagogischen Fakultät der HUB 1946 bis 1967270
Jahr271
1946/47
1947/48
1948/49
1949/50
1950/51273
1951/52
1952/53
1953/54
1954/55
1955/56
1956/57
1957/58
1958/59
1959/60
1960/61
1961/62
1962/63
1963/64
1964/65
1965/66
1966/67
1967/68
270
Professor/inn/en und Emeriti
mit Lehrstuhl
w
m
m
em272
4
6
3
2
3
3
4
3
4
6
7
6
5
4
2
1
1
1
3
3
3
1
1
2
3
4
3
3
3
2
2
w
em
mit vollem Lehrauftrag
m
m
w
em
3
w
em
4
4
4
5
5
5
5
6
5
3
3
4
3
3
4
2
3
4
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
4
4
4
3
5
5
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
2
mit Lehrauftrag
m
m
em
w
2
5
3
1
1
2
3
4
4
3
3
2
2
3
3
3
5
5
4
6
6
6
8
2
2
3
3
3
2
2
2
1
1
1
1
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
w
em
gesamt
m
7
8
8
9
1
1
1
1
1
1
1
1
1
10
11
13
11
12
13
15
14
11
10
11
9
8
11
11
12
15
Die Tabelle wurde anhand der Personalverzeichnisse der Pädagogischen Fakultät der HUB nach eigenen Erhebungen erstellt.
Jeweils Wintersemester und nach der 2. Hochschulreform Herbstsemester.
272
m = männlich, em = emeritiert, w = weiblich.
273
Das Personal- und Vorlesungsverzeichnis stand in der Bibliothek für Wissenschaftsgeschichte der HUB nicht zur Verfügung.
271
m
em
1
1
1
2
2
2
3
4
5
6
7
9
8
8
9
8
8
w
w
em
ges
1
1
2
7
9
9
11
3
3
4
4
4
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
2
13
14
17
15
16
15
17
16
13
11
12
10
9
12
12
13
17
1
1
1
1
2
2
2
2
3
3
3
3
ges
em
1
1
1
2
2
3
4
5
7
8
9
11
10
11
12
11
11
111
Tabelle9 6. Berufungen von Frauen und Männern zu Dozenten und Professoren
zwischen 1968 und 1976 an der Pädagogischen Fakultät/Sektion Pädagogik274
Position
Honorardozent/in
Jahr
m
w
275
Sept. 1968
Dozent/in
m
6?
276
a. o. Professor/in
w
2
m
1
w
278
1
2 +2?280
Sept. 1969
1281
Feb. 1970
1282
Sept. 1970
1283
Feb. 1971
3285
2284
1286
Sept. 1971
1288
1287
2289
Sept. 1972
1290
Feb. 1974
1 +1?292
1291
1?
1?293
1294
Sept. 1974
1 +1?295
1296
Feb. 1975
1297
Sept. 1976
Gesamt
w
279
Feb. 1969
Feb. 1972
m
277
o. Professor/in
1
7 (+9?)
9 (+1?)
1 (+1?)
2
5 (+1?)
1
274
Die Daten wurden mit Hilfe der Hauszeitung der HUB zusammengestellt. Dort wurden i. d. R. in den
September- und Februarausgaben die berufenen Dozentinnen/Dozenten und Professorinnen/Professoren
in der Rubrik Berufungen aufgeführt. Es ging nicht eindeutig hervor, ob diejenigen an der Sektion
Pädagogik arbeiteten. Aus diesem Grund gibt es fragliche Fälle, in denen u. a. nicht klar ist, welches
Gebiet diejenigen vertraten.
275
Da die Sektion erst im Oktober geschaffen wurde, handelt es sich noch um die Pädagogische Fakultät.
276
Methoden der Betriebsökonomie, Körperbehindertenpädagogik, Planung und Leitung des
Volksbildungswesens, zweimal Methodik des Deutschunterrichts, Methodik des Chemieunterrichts.
Höchstwahrscheinlich gelangte keiner in die Sektion Pädagogik als Hochschullehrer. Im Verzeichnis der
Sektion Pädagogik aus dem Jahr 1971/72 standen diejenigen nicht.
277
Familienpädagogik, Methodik Unterstufe Deutsch.
278
Hochschulpädagogik.
279
Vergleichende Pädagogik.
280
Zwei Dozenten für Methodik des polytechnischen Unterrichts, Pädagogik der Jugend- und
Kinderorganisation, Didaktik. Die Methodiker arbeiteten wahrscheinlich nicht an der Sektion.
281
Betriebspädagogik.
282
Vorschulerziehung.
283
Didaktik.
284
Geschichte der Pädagogik, Betriebspädagogik.
285
Grundlagen der Pädagogik, Vorschulerziehung, Pädagogische Psychologie.
286
Geschichte der Pädagogik.
287
Pädagogische Psychologie.
288
Grundlagen der Pädagogik.
289
Theorie der Planung und Leitung der Volksbildung, Betriebspädagogik.
290
Grundlagen der Pädagogik.
291
Erziehungstheorie.
292
Bildungsökonomie, Hochschulpädagogik. Es ist nicht sicher, daß der Bildungsökonom an der Sektion
eingestellt wurde.
293
Vergleichende Pädagogik. Es ist nicht sicher, daß diejenige an der Sektion eingestellt wurde.
294
Familienpädagogik.
295
Allgemeine Pädagogik, Polytechnik. Es ist nicht sicher, ob der Professor für Polytechnik an der
Sektion Pädagogik berufen wurde, weil dies nicht der Hauszeitung zu entnehmen war.
296
Hochschulpädagogik.
297
Didaktik.
112
Tabelle107. Struktur und kadermäßige Besetzung der Sektion Pädagogik 1975298
Wissenschaftsbereich
ordentlicher
Dozent
wissenschaftliche
Professor
Ist -> Soll
Mitarbeiter
1 -> 2
2 -> 2
5 -> 5
2 (1 F) -> 2
- -> 1
5 -> 4
Didaktik
1 -> 2
1 (1 F) -> 1
6 -> 5
Geschichte der Erziehung
1 -> 1
1 -> 1
4 -> 4
Vergleichende Pädagogik
-->-
1 -> 1
2 -> 2
Leitung und Planung
- -> -
1 -> 1
4 -> 1
Pädagogische Psychologie
2 -> 2
2 (1 F) -> 3
13 -> 12
Pädagogik der Kinder- und
- -> 1
1 -> 1
4 -> 4
Sozialpädagogik
- -> 1
- -> 1
3 -> 3
Vorschulpädagogik
- -> 1
2 (2 F) -> 1
3 -> 6
Familienpädagogik299
- -> 1
1 (1F) -> -
2 -> 2
Hochschulpädagogik
- -> 1
1 -> 2
6 -> 10
Betriebspädagogik
2 -> 2
3 (1F) 3
14 -> 14
Polytechnik
2 -> 2
2 -> 3
22 -> 21
Informationszentrum
-
-
- -> -
2 -> 2
Pädagogisches
-
-
- -> 1
3 -> 3
Ist -> Soll
Allgemeine Pädagogik
Erziehungstheorie
Jugendorganisation
Laboratorium
298
Die Daten von zwei Tabellen einer Akte wurden hier zu einer Tabelle zusammengefügt (HU UA,
Rektorat I 850, Blatt 111 und 112: Perspektivplan der Sektion Pädagogik höchstwahrscheinlich von
1975). In der Akte wurde nicht nach Geschlecht differenziert. Soweit bekannt wurde in Klammern bei
den Hochschullehrern angeführt, wie viele Frauen (F) davon als Hochschullehrerin an der Sektion
arbeiteten.
299
Wie aus der gleichen Akte hervorging, sollte Familienpädagogik erst wieder als eigener
Wissenschaftsbereich eingeführt werden (ebd. Blatt 93).
113
Tabelle118. Gesamtzahl der Professoren und Dozenten an verschiedenen
Sektionen der HUB 1969300
Sektion
Mathematik
Physik
Chemie
Biologie
Geographie
Elektronik
Psychologie
Rehabilitation
Pflanzenproduktion
Gartenbau
Tierproduktion/Veterinärmedizin
NGW/LT301
Wirtschaftswissenschaften
ÖKOF302
Philosophie
Marxismus-Leninismus
Geschichte
Rechtswissenschaft
Kriminalistik
Asienwissenschaften
Ästhetik
Pädagogik
Sportwissenschaft
Theologie
Germanistik
Fremdsprachen
Zwischensumme
Medizinischer Bereich
Gesamt
Frauenanteil an der HUB
Frauenanteil an Universitäten im
DDR-Durchschnitt
Ordentliche Professoren
gesamt
davon
Frauen
11
11
10
7
2
4
3
3
5
2
4
7
23
2
10
1
16
1
6
3
13
1
13
1
14
1
3
4
10
5
1
8
1
17
2
221
14
51
4
272
18
6,6%
3,4%
Dozenten
gesamt
davon
Frauen
6
8
1
11
1
3
2
4
3
4
2
5
1
12
10
15
4
7
1
7
3
19
6
8
2
13
4
2
1
1
5
11
1
3
5
10
3
2
186
30
42
9
228
39
17,1%
8,8%
300
Die Daten wurden einer Aufstellung aus dem Jahr 1970 entnommen, die den Stand vom 30.11.1969
wiedergab. Die Daten zu den wissenschaftlichen Mitarbeitern gehörten dazu, wurden hier aber nicht
aufgenommen (HU UA, Rektorat II 970, nicht paginiert: Vorlage zur Kollegiumssitzung des Rektors am
5.8.1970 Anlage 4a).
301
Nahrungsgüterwirtschaft/Lebensmitteltechnologie.
302
Ökonomische Kybernetik und Operationsforschung.
114
Dokumente
Dokument 1: Schreiben zur Frauenförderung an den Prorektor (1965)
115
116
Quelle: HU UA, Pädagogische Fakultät 1160, nicht paginiert
117
Dokument 2: Bericht zur Habilitation von Frau W. (1965)
118
119
120
121
Quelle: HU UA, Pädagogische Fakultät 1152, nicht paginiert
122
Dokument 3: Gutachten zu Frau A. (1968)
123
Quelle: BArch, DR 3 / B 6970, Blatt 10f.
124
Dokument 4: Gutachten zu Herrn S. (1968)
125
Quelle: BArch, DR 3 / B 6983, Blatt 22f.
126
Dokument 5: Antrag auf Berufung zur Dozentin (Frau W.)
127
Quelle: BArch, DR 3 / B 6951, Blatt 63f.
128
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Gedruckte Quellen
BI Handlexikon in zwei Bänden. Herausgegeben von der Lexikonredaktion des VEB
Bibliographisches Institut Leipzig. Leipzig 1983.
Gesetzesblatt der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1968. Teil II. Nr. 127.
Jahresverzeichnis der deutschen Hochschulschriften. 81. – 91 Jg.
Personal- und Vorlesungsverzeichnisse der Humboldt-Universität 1946/47-1967/68.
Universitätszeitung „Humboldt-Universität. Organ der SED Kreisleitung“ 1968-1976.
Verzeichnis der Humboldt-Universität zu Berlin. Sektion Pädagogik. Berlin o. J.
(1971/72).
Ungedruckte Quellen
Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin (HU UA):
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1479.
Sektion Pädagogik: 2224.
Rektorat: I 233/2, I 281, I 581, I 790, II 816, II 838, I 850, I 873, II 970 .
Verwaltungsdirektor: I 71, I 112.
Personalakten: Erna Dreiack, Edith Heise, Ingrid Hunold, Elise Reichwaldt, Sigrid
Schwarz.
Bundesarchiv Berlin (BArch):
Berufungsakten: DR 3 / B 349, 446, 6938, 6951, 6967, 6968, 6970, 6983, 10475,
11079, 11977, 12118, 12165, 12326, 13216.
Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen: DR 3 2. Schicht / 1478.
Archiv der Abteilung Historische Erziehungswissenschaft des Instituts für
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Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung (Hg.): Zur
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Wissenschaftlerinnenkarrieren
Universitäten. Berlin 2001.
Geschichte des
an
deutschen
134
Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt, daß ich die hier vorliegende Magisterarbeit
selbständig und ohne fremde Hilfe verfaßt, keine anderen als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel benutzt und die genutzten Quellen wörtlich oder
inhaltlich entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet habe.
Strausberg, den 27.8.2006
135