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Nr. 43 I Februar 2013 KORUM Korea I Unternehmen I Märkte www.kgcci.com I www.osec.ch Firmengründung Kompakt Nationale Investitionsförderung Recht Kartellverfahrensrecht Konjunktur Großunternehmen in Korea Kommentar Firmengründung Trotz anhaltender Weltwirtschaftskriese war 2012 ein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft in Korea. Die koreanischen Importe aus Deutschland konnten im Vergleich zu 2011 um 4% zulegen und lagen damit bei 17,6 Milliarden USD. Vor allem Elektronikprodukte, chemische Erzeugnisse sowie Fahrzeuge und Fahrzeugteile konnten bis zu zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Den größten Anteil deutscher Exporte nach Korea macht nach wie vor der Maschinenbau aus. Dieser büßte jedoch in 2012 rund 7% im Vergleich zum Vorjahr ein. Die koreanischen Exporte fielen 2012 nicht ganz so positiv aus. Die schwierige Konjunktur in Europa hat den Export nach Deutschland und in andere europäische Länder zurückgehen lassen. Besonders stark spürte die koreanische Schiffbaubranche aber auch die Elektronik- und Stahlindustrie die Auswirkungen der schwächelnden Weltwirtschaft. Hier ging der Export bis zu 30% zurück. Aktuelle Prognosen für 2013 geben aber Grund zur Hoffnung auf eine Erholung der Märkte und des Außenhandels. Nach Einschätzungen von Germany Trade & Invest bestehen 2013 vor allem in der Automobil-, Medizintechnik- und Lebensmittelbranchen sowie bei Anlagen für die Energieerzeugung große Potentiale für deutsche Unternehmen in Korea. Es gibt also überzeugende Gründe, auch für Neueinsteiger, 2013 nach Korea zu kommen. Wir haben deshalb die erste KORUM Ausgabe in diesem Jahr dem Thema „Firmengründung in Korea“ gewidmet. Wir freuen uns auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zusammen mit unseren Mitgliedern und Kunden. AHK Korea Company establishment Despite the ongoing world economic crisis, 2012 was a good year for German companies in Korea. Korean imports from Germany sum up to 17.6 billion USD and could thereby increase by 4% compared to 2011. Especially electronic products, chemicals as well as cars and cars parts have seen up to double-digit growth rates. The biggest proportion of German exports to Korea is still held by mechanical engineering. Nevertheless, it decreased by 7% in 2012 compared to the previous year. Korean exports did not develop so positively in 2012. Difficult business conditions in Europe affected the exports to Germany and other European countries. Particularly the Korean shipbuilding industry but also the electronic and steel industry felt the impact on the weakening global economy. Exports went down by up to 30%. Nonetheless, forecasts for 2013 encourage hopes for a recovery of the markets and the external trade balance. According to forecast by Germany Trade & Invest for 2013 especially the automobile, electronic, medical equipment and the food industry offer great potentials for Germany companies in Korea. Accordingly, there are reasonable and convincing grounds, also for newcomers, to enter the Korean market. That is why we dedicated the first issue of KORUM in 2013 to the topic “Company establishment in Korea“. We are looking forward to a successful 2013 together with our member and clients. KGCCI Team KORUM Nr. 43 | Februar 2013 3 KGCCI Exhibition and Business Delegation Support Local expertise and support is the key to success for international exhibitors at trade fairs and business delegations. KGCCI provides that expertise to its clients: Exhibition Support for German and Korean Companies • Organization of booth set-up and promotion activities • Local support for a professional presentation at trade fairs in Korea and Germany Business Delegations • Arrangement of complete business trips to Germany and Korea • Organization of events, seminars, business matchmaking and other networking opportunities With over 30 years of experience, KGCCI is your first partner in international trade fair and business delegation consulting. Contact us: Trade Service Division Tel.: +82-2-37804-600 Fax: +82-2-37804-637 info@kgcci.com www.kgcci.com KORUM Firmengründung Korea I Unternehmen I Märkte 6 Kompakt Kommentar Firmengründung 3 Kompakt Nationale Investitionsförderung 6 Investitionsklima und -risiken 8 Das koreanische Mietsystem 11 Sirona Dental Korea - eine rasante Eroberung 14 Looking back at the first year in Korea 15 Erfahrungen zum volatilen koreanischen Markt 16 17 Konjunktur Konjunktur Große Unternehmensgruppen dominieren koreas Wirtschaft Die koreanische Regierung setzt seit einigen Jahren verstärkt auf ausländische Direktinvestitionen zur Stärkung der nationalen Wirtschaft. Ausländische Firmen profitieren dabei von Subventionen, Steuererleichterungen und speziellen Sonderwirtschaftszonen. 17 Kontrakte Rechtsverfolgung von Kartellen 20 Korea webt Netz an Freihandelsabkommen immer engmaschiger 22 Der rapide wirtschaftliche Aufstieg Südkoreas ist zu großen Teilen der starken Unternehmenskonzentration zu verdanken. Die Marktmacht der Großkonzerne führt aber immer mehr auch zu unfairen Wettbewerbsbedingungen. KORUM – Schweizer Seiten Joya Schuhe AG setzt auf Produktions- standort Korea 24 20 Kontrakte Kontakte News and People 26 New Members 27 Contacts 28 Upcoming 28 Korea Life Spieglein, Spieglein an der Wand 29 Kartellbehörden sind heute weltweit vernetzt. Rechtsverstöße werden so nicht nur im Heimatland sondern in allen betroffenen Ländern verfolgt. KORUM Nr. 43 | Februar 2013 5 Kompakt Nationale Investitionsförderung Vielzahl von Sonderwirtschaftszonen Frank Robaschik Korea is an industrialized country with solid economic growth. The government tries to attract foreign direct investments especially in areas that support the development of the national economy. To reach these goals it uses instruments like the creation of special economic zones, the granting of tax advantages, rent subsidies as well as direct grants. Allgemeine Fördermaßnahmen In Korea gibt es zahlreiche regionale Programme, die mit einer Vielzahl steuerlicher und anderer Erleichterungen ausländische Investoren anlocken, gleichzeitig aber auch einen Beitrag zur Entwicklung bestimmter Gebiete leisten sollen. Korea fördert bereits seit den 70er-Jahren ausländische Direktinvestitionen (FDI) im eigenen Land. In den 15 Jahren seit der Finanzkrise Ende der 90erJahre haben sich diese Bemühungen noch verstärkt. Steuervergünstigungen für ausländische Investoren konzentrieren sich auf die Sonderwirtschaftzonen. Darüber hinaus können die Investoren Subventionen bei der Miete von bis zu 100% erhalten (Details siehe Abschnitt Sonderwirtschaftszonen). Als ausländische Investition eingebrachte Kapitalgüter können unter bestimmten Bedingungen innerhalb von fünf Jahren ab der Anmeldung der Investition aus dem Aus- 6 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 land zollfrei eingeführt werden. In seltenen Ausnahmefällen wie etwa die Verzögerung der Baugenehmigung einer Fabrik kann die Frist um ein Jahr verlängert werden. Konkret kann die Zollfreiheit für Kapitalgüter für Projekte von Anbietern industrieller Dienstleistungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der koreanischen Wirtschaft steigern, und für Unternehmen im Hochtechnologiebereich gewährt werden. Gleiches gilt für Firmen in den verschiedenen Sonderwirtschaftszonen. Darüber hinaus können für ausländische Engagements Zuschüsse ("Cash Grants") bereitgestellt werden. Dies gilt für Investitionen im Bereich der industriellen Dienstleistungen, in der Hochtechnologie, bei bestimmten nach Industriesparten definierten Teilen und Werkstoffen - sofern diese einen hohen Mehrwert des Endproduktes stellen oder für eine Branche wichtig sind - sowie bei Investitionen in Forschungs- und Entwicklungszentren mit mindestens fünf angestellten Vollzeitforschern mit mindestens einem Master-Abschluss (oder einem Bachelor-Abschluss und mindestens drei Jahren Forschungserfahrung). Auch die Schaffung einer hohen Zahl von Arbeitsplätzen (beispielsweise mehr als 300 im verarbeitenden Gewerbe oder mehr als 200 im Handel), die Errichtung eines regionalen Headquarters (für mindestens zwei weitere Länder) und das Engagement eines Unternehmens in einer in der betroffenen Region geförderten Branche kann derartige Subventionen ermöglichen. Die Cash Grants werden jeweils im Einzelfall verhandelt; zum Teil können auch die oben genannten Voraussetzungen verletzt sein. Bei der Entscheidungsfindung werden Spillover-Effekte, die Entstehung von Arbeitsplätzen und das Technologieniveau zugrunde gelegt. Die Höhe dieser Subventionen beträgt - sofern sie bewilligt wird mindesten 5% der Investitionssumme. Daneben können ausländischen Firmen innerhalb der ersten fünf Jahre ab der Registrierung Fördermittel zur Einstellung und Ausbildung von Mitarbeitern gewährt werden: 1. Bei Neueinstellung von mehr als 20 Arbeitskräften kann ab dem 21. Mitarbeiter für bis zu sechs Monate eine sogenannte "Employment Subsidy" in Höhe von bis zu 1 Mio. Won (circa 650 Euro; 1 Euro = 1.541 Won - Jahresdurchschnitt 2011) pro Mitarbeiter, bereitgestellt werden. 2. Bei Ausbildung von mindestens 20 Arbeitskräften kann für bis zu sechs Monate eine sogenannte "Training Subsidy" in Höhe von monatlich bis zu 1 Mio. Won pro Mitarbeiter gewährt werden. Organisatorische Unterstützung in der Vielfalt der Fördermaßnahmen bietet die staatlichen Förderstelle Invest Korea (http://www. investkorea.org), die selbst Teil der Korea Trade-Investment Agency (KOTRA) ist. Kompakt Steuerbegünstigungen Ausländische Investoren in den Bereichen Hochtechnologie und industrienahe Dienstleistungen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der koreanischen Wirtschaft steigern, können fünf Jahre von der Körperschafts- und der Einkommensteuer befreit werden und danach zwei weitere Jahre von einer Reduzierung der beiden Steuern um 50% profitieren. Hierbei muss jedoch vorher ein ernst zu nehmender Antragsprozess durchlaufen werden. Weitere Steuerbegünstigungen gibt es vor allem in den zahlreichen Formen von Sonderwirtschaftszonen (siehe unten). Die steuerliche Begünstigung ausländischer Arbeitnehmer in Korea über die Gewährung eines pauschalen Einkommensteuersatzes von 15% läuft 2012 aus. Ende 2012 wurde eine Regelung für 2013 und 2014 angenommen, die einen pauschalen Satz von 17% (18,7% einschließlich lokaler Steuer) erlaubt. Überblick über Steuervergünstigungen in Sonderwirtschaftszonen in Korea Art der Zone Unabhängig von Sonderzonen Individuelle FIZ; Jeju Hightech & Science Park FTZ/FIZ als Industriekomplexe FEZ Voraussetzung (Branche, Mindestinvestition in Mio. USD) Hochtechnologie; Industrielle Dienstleistungen verarb. Gewerbe (30); Tourismus (20); Logistik, Infrastruktur (10); FuE (2) 2) verarb. Gewerbe (10); Logistik (5) verarb. Gewerbe (10); Tourismus (10); Logistik (5); Krankenhäuser (5); FuE (1) 2) triekomplexe (18 im Juni 2011 plus vier Zonen als Industriekomplexe für Komponenten und Werkstoffe) 3. Free Trade Zones (FTZ, 23 Ende 2011) 4. Free Economic Zones (FEZ, sechs im Oktober 2012). Das Territorium einiger dieser Zonen ist überlappend. Es existieren vier Arten von Sonderzonen zur Förderung von FDI: 1. Individuelle Foreign Investment Zones (FIZ), die sich überall im Lande befinden können (27 im Juni 2011, unter anderem genutzt von Linde und von Hyundai-Avancis) 2. Foreign Investment Zones (FIZ) als Indus- Die Anreize zielen vor allem auf wissensintensive Branchen und solche mit hoher Wertschöpfung, die die Innovation fördern. Die Förderung von Auslandsinvestitionen konzentriert sich auf das verarbeitende Gewerbe. Im Dienstleistungssektor werden vor allem der Tourismus, die Logistik sowie Mietsubventionen bei nationalem Eigentum *) 100 100 75 75 50 100% für 5 Jahre; 50% für 2 Jahre 100% für 5 Jahre; 50% für 2 Jahre 100% für 3 Jahre; 50% für 2 Jahre 100% für 3 Jahre; 50% für 2 Jahre 1) Steuerbefreiung bei nationaler Körperschafts- und Einkommensteuer und regionaler Vermögen-, Registrierungs- und Kaufsteuer; kann bei regionalen Steuern auf bis zu 15 Jahre verlängert werden, 2) bei FuE an die Anstellung von mindestens zehn Vollzeitforschern mit mindestens einem Master-Abschluss gebunden Quellen: Invest Korea; National Tax Service Regionale Förderung, Sonderwirtschaftszonen Höhe in % 100 Steuervergünstigungen 1) Voraussetzungen In individuellen FIZ In FIZ als Industriekomplex bei Investitionen in Hochtechnologie von mehr als 1 Mio. USD In FIZ als Industriekomplex bei Investitionen von mehr als 5 Mio. USD in die Produktion von Komponenten und Werkstoffen gemäß dem Act on Special Measures of the Promotion of Specialized Enterprises In FIZ als Industriekomplex bei Investitionen im verarbeitenden Gewerbe von mehr als 5 Mio. USD Landesweit bei Unternehmen, die zur Erweiterung der Infrastruktur, der Anpassung der Industriestruktur und der finanziellen Unabhängigkeit regionaler Gebietskörperschaften beitragen In nationalen und regionalen Industrie-, städtischen Hochtechnologie- sowie Agroindustriekomplexen *) jeweils für bis zu 50 Jahre mit einer Verlängerungsmöglichkeit nochmals um bis zu 50 Jahren Quelle: Invest Korea Forschung und Entwicklung (FuE) besonders gefördert. Die Vielzahl verschiedener Sonderzonen ist auf den ersten Blick verwirrend. Der Grund dafür ist, dass neue Sonderwirtschaftszonen geschaffen und gleichzeitig die alten beibehalten wurden. Beispielsweise führte Korea 1999 individuelle FIZ ein, die geografische Flexibilität in der Ansiedlung erlauben. Diese sollten das Problem der fehlenden Attraktivität der bereits zuvor ausgewiesenen FIZ in der Form von Industriekomplexen überwinden. Am prominentesten sind die derzeit sechs freien Wirtschaftszonen (FEZ). Korea führte diese 2003 ein, um der Nachfrage der Investoren nach verbesserten Geschäfts- und Lebensbedingungen entgegenzukommen. Die FEZ in Incheon, Busan-Jinhae und Gwangyang gibt es seit 2003; drei weitere - Yellow Sea (in Pyeongtaek und Dangjin in den Provinzen Gyeongi und Southern Chungcheong), Daegu - Northern Gyeongsang und Saemangeum-Gunsan (Provinz Southern Jeolla) - kamen 2008 hinzu. Im Februar 2013 beschloss die Regierung die die Einrichtung zweier weiterer FEZ in Gangneung und Donghae in der Provinz Gangwon (East Sea FEZ) und nordöstlich von Sejong City in der Provinz North Chungcheong. Die FEZ werben unter anderem mit einer mehrjährigen Befreiung von der Einkommenund Körperschaftsteuer, zollfreien Importen von Rohmaterialien, dem Bau spezieller KORUM Nr. 43 | Februar 2013 7 Kompakt Schulen und Krankenhäuser um die Gunst der ausländischen Unternehmen. Dennoch gibt es immer wieder Diskussionen um die FEZ, weil sie weniger ausländische Investitionen anziehen als ursprünglich erhofft. Nach Angaben des MKE erhielten die FEZ von 2004 bis 2011 lediglich 4,3% der landesweit als Direktinvestitionen angemeldeten Summen; 2011 lag der Anteil immerhin bei 7,6%. Unter den FEZ entfielen laut dem Ministry of Knowledge Economy von 2004 bis 2011 Free Economic Zones in Korea Name Busan-Jinhae FEZ Gwangyang FEZ Incheon FEZ Daegu/Gyeongbuk FEZ Saemangeum/Gunsan FEZ Yellow Sea FEZ Internetadresse http://eng.bjfez.go.kr/main/ http://www.gfez.go.kr/02en http://www.ifez.go.kr/jsp/eng/front.jsp http://www.dgfez.go.kr/eng/ http://www.sgfez.com http://www.yesfez.go.kr/html/eng/ die meisten FDI-Anmeldungen auf Incheon (1,93 Mrd. USD), Busan (0,96 Mrd. USD), Gwangyang (0,73 Mrd. USD) und Saemangeum-Gunsan (0,48 Mrd. USD). Die Zonen Daegu-Gyeongbuk und Yellow Sea kamen demnach zusammen auf lediglich rund 50 Mio. USD. Die tatsächlichen geflossenen Beträge sind noch geringer. Landesweit lagen sie von 2009 bis 2011 bei knapp der Hälfte der angemeldeten Summen. Im Falle von Gwangyang betrug der von 2004 bis 2011 tatsächlich investierte Betrag beispielsweise 211 Mio. USD. Frank Robaschik ist Korrespondent von Germany Trade & Invest in Korea. Investitionsklima und -risiken Hervorragende Infrastruktur / Unstete Regulierung Frank Robaschik Korea is one of the most competitive economies worldwide. It therefore offers a lot of potential for foreign companies, which is amplified by Korea's rapidly expanding network of free trade agreements. Nevertheless, the stock of foreign direct investment in Korea is relatively low when compared to its GDP. Reasons for that are, among others, intense competition and not always clear regulation. Investitionsklima Die Wirtschaftsentwicklung in Korea ist eine der Erfolgsgeschichten der letzten fünfzig Jahre. Das Land stieg von einem der ärmsten Staaten der Welt zu einem der wichtigsten Industrieländer auf. Grundlage dafür sind unter anderem der Fleiß und die Leistungsbereitschaft der Menschen, der hohe Stellenwert, den Bildung genießt und in den letzten Jahren hohe Investitionen in die Forschung und Entwicklung. Das Gesundheitswesen ist sehr gut, die öffentliche Sicherheit hervorragend und Diebstahl auf den Straßen selten. Die Wirtschaftsentwicklung basiert auf einem exportorientierten Modell, in dem die Firmen des Landes versuchen, aggressiv und schnell auf den Weltmärkten Marktanteile 8 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 zu erobern. Da sie, vor allem wenn es um die Herstellung hochwertiger Exportgüter geht, nicht die gesamte Wertschöpfungskette selbst abdecken können, wird auf oft auf Importe zurückgegriffen. Korea ist die achtgrößte Handelsnation mit Waren weltweit. Im Land dominieren große Unternehmensgruppen (auf Koreanisch jaebol oder chaebol), die untereinander in heftigem Wettbewerb stehen. In vielen Branchen verfügen sie über hohe Marktmacht, die sie auch nutzen. Der Staat, der lange die wirtschaftliche Entwicklung über eine starke Industriepolitik geprägt hat, spielt heute nicht mehr eine so große Rolle wie früher, bleibt aber - auch über subtile Regulierung - ein sehr wichtiger Faktor. Zuletzt hat er der wirtschaftlichen Entwicklung unter anderem durch ein immer weiter gespanntes Netz an Freihandelsabkommen (FHA) Impulse gegeben. Seit Juli 2011 findet auch ein FHA mit der EU Anwendung. Am 25.2.13 tritt die neu gewählte Präsidentin Park Geun-hye ihr Amt an. Ihr Vater Park Chung-hee prägte als Präsident zu Zeiten der Militärdiktatur die Industrialisierung des Landes über eine starke Industriepolitik. In Korea tätige ausländische Unternehmen beklagen eine unstete und in vielen Bereichen unklare Regulierung. Das staatliche Handeln sei häufig undurchsichtig, die Umsetzung von Regelungen inkonsistent und Standards würden nicht einheitlich angewendet. Zulassungsverfahren zur Markteinführung von Produkten seien kompliziert, beispielsweise in der pharmazeutischen Industrie und in der Medizintechnik. Beide Branchen waren 2012 von massiven Preissenkungen im Rahmen von Kostensenkungsinitiativen im Gesundheitswesen betroffen. Daneben gibt es Branchen, die weniger unter der Regulierung leiden. Kompakt Die aus europäischer Sicht bestehenden Marktzugangsbarrieren beschrieb bisher für die einzelnen Branchen die Europäische Handelskammer in Korea einmal jährlich in einem Positionspapier. Die EU-Kommission ermuntert europäische Firmen, ihre Probleme bei der Einfuhr nach Korea unter der Mailadresse Trade-EU-Korea-FTA@ec.europa.eu zu melden. Spezifisch deutscher Probleme nehmen sich die Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer und die Deutsche Botschaft in Seoul an. Firmen, die vor Ort investiert haben, kann in Problemfällen unter Umständen auch das Büro des Investment Ombudsman helfen. Sehr schwierig ist der richtige Umgang mit den teilweise militanten Gewerkschaften, auch wenn Landeskenner in gewissem Maße ein konjunkturbewusstes Verhalten beobachten. Da es bisher keine Berufsausbildung im deutschen Sinne gibt, ist es oft schwer, adäquat ausgebildete Mitarbeiter zu finden. Dafür zeigen die Mitarbeiter eine hohe Bereitschaft Neues aufzunehmen. Korruption ist immer noch ein Thema. Nach dem von der Organisation Transparency International erhobenen Korruptionswahrnehmungsindex 2012, der Einschätzungen zum Korruptionsgrad eines Landes widerspiegelt, lag Korea auf Rang 45 von 176 Ländern. Deutschland nahm Platz 13 ein. Laut dem Global Competitiveness Report 2012-2013 des World Economic Forum (WEF) zählt Korea zu den 20 wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften weltweit. Das WEF bewertet das Land dabei als eine innovationsgetriebene Volkswirtschaft. Mit weltweit Rang 19 ist es vergleichbar mit Australien (Rang 20) und Frankreich (Rang 21) und steht in Asien an fünfter Stelle nach Singapur, Hongkong, Japan und Taiwan. Die detailliertere Einschätzung zeigt jedoch Licht und Schatten. Sehr gut schneidet Korea in Bereichen wie Infrastruktur (Rang 9 weltweit), Gesundheit und Grundschule (Rang 11), Marktgröße (ebenfalls Rang 11), höhere Schulbildung und Ausbildung (Rang 17), Innovation (Rang 16) und technologische Reife (Rang 18) ab. Zu den positivsten Bewertungen zählen unter anderem Rang 1 beim Anteil derer eines Jahrgangs, die eine tertiäre Bildungseinrichtung besuchen, Rang 2 bei der Verbreitung des mobilen Breitbandzugangs, Rang 11 bei den Ausgaben der Unternehmen für Forschung und Entwicklung, Rang 14 bei der Qualität der Grundschulausbildung und Rang 15 bei der Lebenserwartung. Ländern bei der Einschätzung der Transparenz des staatlichen Handelns, Rang 117 beim Vertrauen in Politiker und Rang 114 bei Belastungen durch staatliche Regulierung. Im privaten Sektor ist die Einschätzung nicht viel besser: Rang 121 bei der Effizienz der Unternehmens-Boards und Rang 109 beim Schutz der Rechte von Minderheitsaktionären. Zu den Schattenseiten zählen die Effizienz des Arbeitsmarktes (Rang 73), die Entwicklung des Finanzmarktes (Rang 71) und Institutionen (Rang 62). Als mit Abstand größtes Problem für Geschäfte im Land nennt die WEF-Studie die Inkonsistenz der staatlichen Politik. Korea belegt Rang 133 von 144 Ebenfalls im Bereich der Institutionen befindet sich Korea laut WEF auf Rang 80 bei der Effizienz des Rechtswegs zur Lösung von Streitigkeiten, Rang 74 bei der Unabhängigkeit der Justiz, Rang 52 beim Schutz von Eigentumsrechten und Rang 40 beim Schutz geistigen Eigentums. WEF-Länderrating 2011-2012, Korea (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 142 Ländern) Kriterien Korea VR China Japan Deutschland Gesamtrang 19 29 10 6 1 Institutionen (bewertet unter anderem Eigentumsrechte, 62 50 22 16 Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung) 2 Infrastruktur 9 48 11 3 3 Makroökonomisches Umfeld 10 11 124 30 4 Gesundheit und Grundschule 11 35 10 22 5 Höhere Schulbildung und Ausbildung 17 62 21 5 6 Effizienz der Gütermärkte (bewertet unter anderem benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, 29 59 20 21 Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften) 7 Effizienz des Arbeitsmarktes 73 41 20 53 8 Entwicklung des Finanzmarktes (bewertet unter 71 54 36 32 anderem Beschränkungen der Kapitalströme) 9 Technologische Reife 18 88 16 15 10 Marktgröße 11 2 4 5 11 Qualität des Geschäftsumfeld 22 45 1 3 12 Innovation 16 33 5 7 Quelle: World Economic Forum, Global Competitiveness Report 2012-2013 www.weforum.org/issues/global-competitiveness Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen in Korea Kumulierter Bestand Zufluss in Mrd. USD 2010 134,2 5,4 2011 133,7 6,6 2012 139,8 *) 10,4 *) Stand September 2012 Quellen: Bank of Korea (BOK), MKE Deutsche Direktinvestitionen in Korea Kumulierter Bestand Nettotransfers nach Korea in Mio. Euro 2009 5.269 395 2010 6.589 680 2011 k.A. 756 Quelle: Deutsche Bundesbank KORUM Nr. 43 | Februar 2013 9 Kompakt Heraeus (Bonddrähte) und Osram (Leuchtmittel). Die Allianz zählt zu den größeren Lebensversicherern des Landes. DHL ist mit etwa 1.500 Mitarbeitern einer der wichtigsten Kurierdienste in Korea. Während Korea insgesamt bei der Effizienz der Gütermärkte Rang 29 belegt, gibt es auch hier enorme Unterschiede im Detail. Rang 9 bei der Kundenorientierung und Rang 11 bei der Intensität des lokalen Wettbewerbs stehen im Kontrast zu Rang 99 bei der Marktkonzentration (zum Vergleich: Deutschland Rang 2), Rang 92 bei Marktzugangsproblemen und Rang 91 bei der Präsenz ausländischen Eigentums. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es zwar mehr Flexibilität bei der Lohnbestimmung (Rang 63) als in Deutschland (Rang 139), dafür gibt es enormen Zündstoff in den ArbeitgeberArbeitnehmer-Beziehungen (Korea: Rang 129 bei der Kooperation zwischen beiden Seiten, Deutschland: Rang 20). Stand und Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen Der wichtigste ausländische Investor in Korea ist die EU mit einem Bestand von 50,8 Mrd. USD per Ende 2011 gefolgt von Japan mit 34,1 Mrd. USD und den USA mit 29,8 Mrd. USD. Die wichtigsten Sektoren des ausländischen Engagements sind das verarbeitende Gewerbe, der Finanzsektor (unter anderem Standard Chartered Bank, Citibank, Allianz) und der Einzelhandel (beispielsweise die britische Tesco und die US-amerikanische Costco). Innerhalb des verarbeiten Gewerbes zählen die Elektrotechnik/Elektronik, die chemische Industrie und der Fahrzeugbau zu den wichtigsten Branchen des ausländischen Engagements in Korea. Die höchsten Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen kamen 2012 nach Angaben des Ministry of Knowledge Economy (MKE) aus Japan (3,7 Mrd. USD), der EU (2,9 Mrd. USD) und den USA (1,2 Mrd. USD). Zwei Drittel der Zuflüsse entfielen auf GreenfieldInvestitionen und ein Drittel auf Fusionen und Beteiligungen. Ende 2010 hatten deutsche Firmen in Korea nach Angaben der Deutschen Bundesbank 6,6 Mrd. Euro oberhalb der Meldefreigrenze von 3 Mio. Euro bezüglich der Bilanzsumme der Investitionsobjekte investiert. Damit war Korea das fünftwichtigste Zielland deut- 10 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 scher Investitionen in Asien. 2010 beschäftigten laut Bundesbank 223 deutsche Firmen insgesamt 33.000 Mitarbeiter in Korea und erzielten zusammen einen Umsatz von 17,9 Mrd. Euro. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Firmen. Auf einer Liste des MKE von Firmen mit ausländischen Direktinvestitionen von Anfang 2013 finden sich etwa 470, wobei die wichtigsten Investoren aus Deutschland stammen. Zu den in Korea produzierenden deutschen Firmen zählen beispielsweise Siemens (unter anderem Ultraschallgeräte), Bosch, Continental, Hella, Mahle, Mann + Hummel, Schaeffler, ZF (alle Kfz-Teile), BASF (unter anderem Polyurethane), Merck (Flüssigkristalle für Flachbildfernseher), Bayer (Pharmazeutika, Düngemittel), Evonik (Wasserstoffperoxid), Thyssen Krupp (Fahrstühle), Große deutsche Investoren in Korea Unternehmen Allianz BASF Umsatz 2,3 1,7 Bosch 1,6 Siemens 1) 1,0 Continental 2) 1,1 "Lokale Fertigung erhöht die Akzeptanz ausländischer Zulieferer, mehr als in vielen anderen Ländern", sagt Hermann Kaess, CEO von Robert Bosch Korea. Diese Aussage bezieht sich sowohl auf den Staat als auch auf die großen Unternehmensgruppen. Auch ein Einstieg in den koreanischem Markt über Joint Ventures kann sehr sinnvoll sein, so Kaess. Zum einen spielt Korea nach seiner Einschätzung in einigen Gebieten ganz vorne mit, zum anderen werde mit einem koreanischen Partner ein viel besserer Zugang zum Markt erreicht. Auch der Erwerb von Firmen kann interessant sein. Diese Möglichkeit genutzt haben beispielsweise die Allianz und Thyssen-Krupp. Aufgrund der großen kulturellen Unterschiede ist es für deutsche Unternehmen enorm wichtig, ein gutes Gefühl für Korea, die koreanischen Mitarbeiter und Partner zu entwickeln. Gute persönliche Beziehungen sind sehr wichtig und der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Deutschen Investoren kommt zugute, dass Deutschland in Korea einen hervorragenden Ruf genießt und als zuverlässiger Partner gilt. Die zahlreichen Freihandelsabkommen Koreas dürften das Land auch in den kommenden Jahren interessant für ausländische Direktinvestitionen machen. Wichtig für die Attraktivität als Investitionsstandort wird unter anderem sein, inwieweit es das Land schafft, Umsatz in Mrd. Euro und Anzahl der Mitarbeiter im Jahr 2011 Mitarbeiter Branchenschwerpunkte 1.700 Lebensversicherung 1.160 Chemische Industrie: Fertigung von Polyurethanen Fertigung von Kfz-Teilen, Industrietechnik, 3.600 Elektrohausgeräte Elektrotechnik, Elektronik: Fertigung von 2.000 Ultraschallgeräten 1.600 Kfz-Teile 1) Oktober 2010 bis September 2011 ohne internationale Projekte mit koreanischen Firmen außerhalb Koreas 2) Summe von Continental Automotive Systems und Continental Automotive Electronics Quellen: Unternehmensangaben Kompakt mehr Planungssicherheit für Investoren durch eine stetere Regulierung und eine stetere Durchsetzung derselben zu schaffen. Die Wahl der Präsidentin Park von der gleichen Partei wie der derzeit noch amtierende Präsident Lee dürfte zumindest in den großen Leitlinien der Wirtschaftspolitik für Stabilität sorgen. In der derzeit schwierigeren Wirtschaftslage könnten die großen Unternehmensgruppen aufgrund von Liquiditätsengpässen das eine oder andere Unternehmen der Gruppe zum Verkauf stellen. So will die STX-Gruppe Anteile an der Schifffahrtsgesellschaft STX Pan Ocean und die Tongyang-Gruppe unter anderem Teile ihres Baustoffgeschäfts verkaufen. Woongjin hat bereits Anteile an seinem Wasserfiltergeschäft abgestoßen und könnte sich auch von Woongjin Chemical trennen. Auch kleine Firmen können attraktiv für Investoren sein. Dass ein Engagement in Korea nicht einfach ist, zeigen Rückzüge bekannter Firmen vom Markt. Beispiele sind die deutschen Versicherungen ERGO (Verkauf der Ergo Daum Direkt im Jahr 2012) und DKV, bei Banken am prominentesten Goldman Sachs, in der Elektronik Motorola und HTC, im Einzelhandel Walmart, Carrefour und der OttoVersand. Vor allem in der Elektronikindustrie gibt es Patentstreitigkeiten zwischen koreanischen und ausländischen Firmen. Manchmal kann es schwer sein, beim Verlassen des Landes, seine Unternehmen im Land zu verkaufen. Beispiele dafür sind der extrem langwierige Prozess des Verkaufs der Korea Exchange Bank durch die US-amerikanische Lone Star, der erfolglose Verkaufsanlauf der Filialen der HSBC-Bank und der immer noch andauernde Versuch der niederländischen Versicherung ING sich aus Korea zurückzuziehen Auch Joint Ventures können sich als schwierig erweisen. So zog sich Philips 2008 aus LG Philips (heute LG Display) zurück. Sony stieg 2012 aus S-LCD aus, das heute Teil von Samsung Display ist. Bosch verkaufte 2012 zwei Beteiligungen: eine am noch sehr jungen Batterie-Joint Venture SB LiMotive an Samsung SDI und die andere an Kefico in der Kfz-Elektronik an Hyundai Motor. Bosch und Hyundai waren zuvor 24 Jahre lang Partner bei Kefico. Das koreanische Mietsystem Suche, Anmietung und Ausstattung von Büro- und Gewerbeflächen in Korea Elias Peterle, Jin-Hyuk Chung As a pragmatic overview of the Korean Property Rental System, this article might guide European companies entering the Korean market. The Korean rental system differs in several ways from that which is common in Europe. Not only more financial liquidity is required but also a proper sequence of actions in order to comply with the regulations and a clear understanding of the Jeonse and Wolse systems and their implications in Korea. The monthly rental system well-known from Europe is used only for special property types and for that not given further consideration in this article. Instead, we will present the Jeonse Bevor die ersten konkreten Schritte zur Gründung einer Niederlassung in Korea unternommen werden, sollte man sich mit der Auswahl eines geeigneten Standorts und ganz besonders mit dem koreanischen Mietsystem befassen. Der Abschluss eines Mietvertrags ist außerdem Voraussetzung für die Gründung einer Niederlassung in Korea, da ohne ihn weder die Eintragung ins Handelsregister noch die Anmeldung beim zuständigen Finanzamt möglich sind. Mutet der letzte Punkt für deutschsprachige Kaufleute auch nicht auf Anhieb logisch an, so soll dieses System die Gründung von Brief- kastenfirmen verhindern oder zumindest erschweren. Das koreanische Mietsystem unterscheidet sich in vielen Punkten von dem heimischen Mietsystem. Dies beginnt bereits damit, dass im Vergleich zu Deutschland, Österreich oder der Schweiz ein deutlich höherer Liquiditätsbedarf im Finanzplan zu berücksichtigen ist. Es kann hautsächlich in zwei Gruppen, Jeonse und Wolse, unterteilt werden. Das aus dem deutschsprachigen Raum bekannte Monatsmietsystem wird in Korea in der Regel nur für eine spezielle Immobilienart (Einzelzimmer und Studentenwohnungen) angewandt und in diesem Bericht nicht weiter berücksichtigt. Jeonse Jeonse ist ein Mietsystem, welches es in dieser Art nur in Korea gibt. Jeonse ist ein Betrag, der als Kaution hinterlegt wird und üblicherweise zwischen 40% bis 60% des Verkehrswertes der Immobilie liegt. Im Privatbereich ist Anfang 2013 aufgrund der besonderen Marktsituation sogar mit bis zu 80% des aktuellen Verkehrswertes einer Immobilie als Jeonse zu rechnen. Dies ist vor allem sinkender Zinsen für Spareinlagen geschuldet und der derzeitigen, stagnierenden Marktsituation, in welcher viele Marktteilnehmer mit sinkenden Immobilienpreisen rechnen und lieber eine Wohnung per Jeonse mieten als Wohnungseigentum zu erwerben. Verständlicher wird dieses Mietsystem für KORUM Nr. 43 | Februar 2013 11 Kompakt den Privatbereich vor dem Hintergrund, dass es in Korea für Privatpersonen lange Zeit keine Bankdarlehen zum Erwerb von Immobilieneigentum gab. Diese wurden von der koreanischen Regierung erst in den letzten beiden Jahrzehnten langsam erlaubt. In der Vergangenheit war akzeptabler Wohnraum äußerst knapp und so konnten und mussten die wenigen Wohnraumeigentümer die Mieter zur Finanzierung durch „Jeonse“ in Anspruch nehmen. Anders als in Deutschland wird der Zinsertrag der Kaution nicht an den Mieter ausbezahlt, sondern der Vermieter behält diesen als Mietzins ein. Nach Ablauf der Vertragszeit wird nur die Kaution in der ursprünglichen Höhe zurückbezahlt. sind 3.3058m². Viele Immobilien werden oft mit der Bruttofläche, im koreanischen Gong-geeub Myoun-joek genannt, angeboten, welche aufgrund verschiedenster Berechnungsmöglichkeiten des Baurechts, insbesondere für deutschsprachige Kaufleute, unerwartet stark von der Nutzfläche (Nettofläche) - im koreanischen Joen-yong Myoun-jeok genannt - abweichen. Diese Nettofläche wird auch oft umgangssprachlich als Sil-Pyong bezeichnet. Beide Angaben sind gleichermaßen wichtig, da die Nebenkostenabrechnung anhand der Bruttofläche berechnet wird. Im späteren Vertragswerk wird ausschließlich das metrische System verwendet, da die Benutzung der alten Maßeinheit Pyong im Vertrag oder Schriftverkehr inzwischen eine Geldbuße nach sich ziehen kann. Wolse Standortauswahl Wolse ist ein geteiltes System, bei welchem üblicherweise 1 bis 3 „Jahresmieten“ als Kaution hinterlegt werden und weitere monatliche Mietzahlungen anfallen. Auch bei Wolse wird der Zinsertrag der Kaution einbehalten. Im gewerblichen Bereich wird hauptsächlich das Wolse-System angewandt. Pyong In Korea gilt per Gesetz das metrische System. Dennoch verwenden die Koreaner im Alltag noch immer gerne die alte koreanische Flächenmaßeinheit Pyong. Ein Pyong Die Standortsuche und Auswahl sollte vor allem unter betriebswirtschaftlichen Aspekten erfolgen, wobei die Mietkosten nur ein Aspekt unter vielen sind. Wichtig ist ein guter Anschluss an die Infrastruktur (U-Bahnanschluss, Busverbindungen, Autobahn- und ggf. Flughafennähe), die Nähe zum Kunden und der Zugang zu qualifiziertem Personal. In vielen, aber nicht in allen Branchen ist ein repräsentatives Büro (und die Adresse) wichtig. Mitunter achten sogar potentielle Angestellte aus Prestigegründen auf die Telefonvorwahl der Firma und lehnen Firmen ab, welche außerhalb des Vorwahl- Maklergebühren in 2013 (Seoul) Rate Maklerprovision Limit Kalkulation Kalkulation Basis (KRW) Jeonse Wolse Maklerkalkulation (KRW) K + (M x bis K x M =B bis 50 Millionen 0,50% B x R = MK 70) = B 200,000 K + (M x über 50 bis 100 bis K x M =B 0,40% B x R = MK 100) = B Millionen 300,000 Wohnfläche K + (M x über 100 bis 300 kein K x M =B 0,30% B x R = MK 100) = B Millionen Limit K + (M x kein K x M =B über 300 Millionen 0,8%* B x R = MK 100) = B Limit K + (M x kein Bürofläche kein Limit 0,9%* B x R = MK 100) = B Limit K= Kaution, M= Monatsmiete, B = Basis für Makler Kalkulation, R = Rate, *Rate ist Verhandlungssache Kategorie EX: 1EUR = 1400 KRW, Stand 2013-1 12 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 gebiets von Seoul (02) liegen. Für Firmen, welche Personal aus dem deutschsprachigen Raum anstellen, und die Familie nach Korea mitkommt, empfiehlt es sich, eine Wohnung und gegebenenfalls ein Büro in der Nähe der jeweiligen Schule zu suchen. Für Industriebetriebe und das produzierende Gewerbe kann auch eine der vielen freien Wirtschaftszonen (Free Economic Zone oder FEZ) interessant sein. Allerdings können die meisten ausländischen Investoren, unabhängig vom Standort, ohnehin Steuervergünstigungen in Anspruch nehmen. Wegen des hohen Bauflächenmangels ist das Hauptargument für eine Ansiedlung in einer freien Wirtschaftszone die Verfügbarkeit von Bauland und gegebenenfalls auch von geeignetem Personal. Freie Wirtschaftszonen können daher eine gute Alternative für den Bau neuer Fertigungsstätten und Lagerhallen sein. Als erste Orientierungshilfe können für die Suche nach nicht gewerblichen Immobilien verschiedene koreanische Internetseiten dienen. Gewerbliche Immobilien sind über das Internet schwer ausfindig zu machen, oft sind die Angebote im Internet veraltet und ohne Bilder. In diesem Fall hilft nur die Eingrenzung des Suchgebiets und die Zusammenarbeit mit mehreren lokalen Maklern, so wie die Besichtigung der Objekte vor Ort, um aus mehreren Mietobjekten eine adäquate Auswahl treffen zu können. Anmietung Die Anmietung erfolgt in Korea in der Regel über Makler (sog. Budongsan). Dies ist nicht zwingend vorgeschrieben, aber gängige Praxis und ratsam. Die Makler sind speziell ausgebildet, haben eine Lizenz und sind bei der Bezirksverwaltung registriert. Ein Makler kann immer nur für einen Bezirk registriert sein und nicht selbst bezirksübergreifend agieren. Es ist sehr ratsam, sich die Registrierung eines Maklers anzuschauen und gegebenenfalls durch die Bezirksverwaltung anhand der Registrierungsnummer und Namen prüfen zu lassen. Ferner sollte jeder Makler eine Versicherungspolice von mindestens 100 Millionen koreanischen Won (ca. 70.000 EUR) vorweisen und später dem Kompakt Vertrag beilegen. Die Maklergebühren werden durch die Bezirksverwaltung festgelegt und variieren zwischen gewerblichen und privaten Immobilien. Die Vertragsdauer ist Verhandlungssache, wobei ein Zeitraum von unter 6 Monaten und über 3 Jahren eher unüblich ist. Üblich sind Zwei-Jahresverträge. Die Mietverträge sind in der Regel sehr einfach gestaltet, eine kurze Prüfung durch einen koreanischen Anwalt ist dennoch zu empfehlen, um eventuelle Missverständnisse auszuschließen, aber auch um sich gegenüber dem heimischen Management abzusichern. Bei der Vertragsschließung ist zu beachten, dass von allen (koreanischen) Parteien die Siegelabdruckzertifikate vorhanden sind. Bitte lesen Sie hierzu auch den Artikel „Gebrauch von Siegeln“ in Korum Nr. 6, 2007 ab Seite 20. Bei einer Firmengründung muss noch vor der tatsächlichen Gründung ein Mietvertrag abgeschlossen werden. Der ausländische Investor hat zu diesem Zeitpunkt kein Siegel. Er kann aber durch einfache Unterschrift den Vertrag ausfertigen. Der Vertrag sollte dabei so formuliert werden, dass er automatisch vom Investor auf die zu gründende Gesellschaft übergeht, sobald die Gründungsaktivitäten für dieselbe vollständig durchgeführt sind. Mietschutz Für Privatpersonen gilt ein umfangreicher Mietschutz. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass bei privater und gewerblicher Anmietung keine, bzw. keine die Sicherheit an sich beeinträchtigende, Hypothek oder Baulasten im Grundbuch eingetragen sind. Sollte dies dennoch der Fall sein, sollte das wirtschaftliche Risiko genau abgewogen werden. Bei der Anmietung von Gewerbeflächen gibt es je nach Region Unterschiede im Schutzumfang, welche bei der Bezirksverwaltung angefragt werden können. In Seoul gilt aktuell, dass wenn der Betrag aus Kaution + Monatsmiete x 100 ≤ 300.000.000 koreanische Won sind, besteht ein gesetzlicher Schutz von 30.000.000 koreanische Won (derzeit ca. EUR 21.000) auf die Kaution. Da die Grenze von 300.000.000 koreanischen Won oft überschritten wird, ist rechtzeitig mit dem Vermieter besprochen werden sollte. Sofern der Vermieter die Frist versäumt, verlängert sich der Vertrag um ein Jahr, wobei der Mieter nun mit einer Frist von drei Monaten kündigen kann. In Korea gibt es faktisch keine Mietpreisbindung, da die Mietverträge nach Ablauf in der Regel neu aufgesetzt werden. Nur sehr selten kommt es vor, dass ein bestehender Vertrag ohne Änderungen (insbesondere bei den Mietkosten) verlängert wird. Kündigung und Registrierung bei Umzug der Rat eines Rechtsanwalts (nicht Steuerberaters) zum Thema Sicherheiten in der Regel sinnvoll und anzuraten. Außerdem kann der Rechtsanwalt bei der Eintragung einer Hypothek behilflich sein. Wird eine Expatriatewohnung über die Firma angemietet (was steuerlich sinnvoll ist, um Miet- und Nebenkosten als Ausgaben zu verbuchen), sollte die Kaution entsprechend im Grundbuch eintragen werden, da kein besonderer Mietschutz für private Wohnflächen besteht, welche von einer Firma angemietet werden. Übergabe und Renovierung In Korea findet oft keine ordentliche Bürobzw. Wohnungsübergabe statt. Der Begriff "besenrein" ist unbekannt und es kommt nicht selten vor, dass man alte Büromöbel oder den alten Teppichboden des Vormieters selbst entsorgen muss. In vielen Fällen kann es auch sein, dass frühere Mieter an der Elektrik nicht fachgerechte Modifikationen vorgenommen haben und man diese zusammen mit der Netzwerkverkabelung und Klimaanlage entsprechend nachbessern muss. Oft sind die Büros mit einer individuellen Inneneinrichtung versehen worden, welche nach ein paar Jahren erhebliche Abnutzungserscheinungen aufweisen. Dies ist auch der niedrigen Qualität vieler verbauter Materialien geschuldet. Daher sollte ein angemessener Etat für die Reinigung und Renovierung vorgesehen werden. Sollte eine Kündigung durch den Mieter innerhalb der Vertragslaufzeit notwendig sein, ist dies eigentlich immer mit erhöhten Kosten für den Mieter verbunden. In der Regel übernimmt der Mieter die Kosten für den Makler und gegebenenfalls den Mietausfall. Eine frühzeitige Abstimmung mit dem Vermieter und Makler ist ratsam, um diese Kosten gering zu halten. Besonders zu erwähnen ist, dass beim Umzug einer Firma alle Firmendokumente (z.B. der Handelsregistereintrag und das Steuernummer-Zertifikat) innerhalb von 14 Tagen auf die neue Adresse umgeschrieben werden müssen. Zieht ein ausländischer Geschäftsführer privat um, muss dessen Adressänderung ebenfalls binnen 14 Tagen dem Handelsregister mitgeteilt werden, die neue Adresse bei der lokalen Bezirksverwaltung eingetragen und der Ausländerausweis (Alien Registration Card) bei der Ausländerbehörde sowie der koreanische Führerschein bei der zuständigen Führerscheinbehörde oder der jeweiligen Polizeihauptdirektion zur Adressänderung auf dem jeweiligen Lichtbilddokument vorgelegt werden. Zu beachten ist, dass dies einzelne Behördengänge erfordert. Es existiert zwar eine digitale Vernetzung der koreanischen Behörden, sofern sich solche Änderungen bei koreanischen Staatsbürgern ergeben. Diese greift aber nicht bei Ausländern. Sofern meldepflichtige Tatsachen nicht oder zu spät zu den koreanischen Behörden gelangen, kann dies außerdem Bußgelder nach sich ziehen. Vertragsverlängerung Sechs bis zu einem Monat vor Ablauf der Vertragslaufzeit kommt in der Regel die Vertragsverlängerung, welche entsprechend Elias Peterle ist Geschäftsführer von Nowak & Partner Jin-Hyuk Chung ist koreanischer Rechtsanwalt bei Hwang Mok Park. KORUM Nr. 43 | Februar 2013 13 Kompakt Sirona Dental Korea - eine rasante Eroberung Interview mit Petra Röhrig, Managing Director von Sirona Dental Systems Korea, Ltd. KORUM: Frau Röhrig, Sie waren 2010 an der Gründung der koreanischen Niederlassung von Sirona in Seoul maßgeblich beteiligt. Wie ist diese Ansiedlung gelungen? Röhrig: In der Gründungsphase haben wir eng mit der Deutsch-Koreanischen Industrie und Handelskammer (KGCCI) kooperiert. Die Kammer hat effizient und professionell bei der Marktanalyse, beim Recruitingprozess, bei der Wahl des geeigneten Standorts und der Organisation der Umbaumaßnahmen für den neuen Showroom geholfen. Diese Starthilfe hat uns enorm dabei unterstützt, die Niederlassung in einer Rekordzeit von nur sechs Monaten aufzubauen zu können und von Anfang an viele koreanische Kunden in unserem über 400 Quadratmeter großen Showroom in Hannam-dong begrüßen zu können. KORUM: Seit 2011 leiten Sie Sirona Dental Korea. Wie haben Sie es geschafft, ein Unternehmen europäischer Herkunft mit Börsennotierung in den USA im Hightechland Korea zu etablieren und auf Wachstumskurs zu bringen? Röhrig: Es ist richtig: koreanische Zahnärzte sind Hightech-affin und greifen gerne auf Geräte aus dem eigenen Land zurück. Genau aus diesem Grund haben wir auch 14 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 umgehend nach der Gründung damit begonnen, in Korea eine kundennahe Infrastruktur aufzubauen, die über die weitläufige Stadtgrenze von Seoul hinausgeht. Kundennähe ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir wollen wissen, wie der koreanische Zahnarzt arbeitet, was er dazu braucht und was er sich wünscht. Bevor wir die Niederlassung in Seoul gegründet haben, wurden unsere Produkte fast 20 Jahre lang über den Dentalhandel vertrieben. In dieser Konstellation waren die koreanischen Anwender unserer Produkte wie eine Blackbox für uns. Wir wussten zu wenig über sie, um sie wirklich gut zu betreuen. Wer in Korea Erfolg haben will, muss seine Kunden persönlich kennen. Heute können wir unsere koreanischen Kunden bestens unterstützen, weil wir wissen, wie sie denken, handeln und arbeiten. einer entspannten Atmosphäre bei. Mit einer spektakulären Lasershow inszenierten wir den Launch eines neuen 3D Röntgengeräts. Anschließend diskutierten zwei bekannte koreanische Zahnärzte die neuen Möglichkeiten, die durch die dreidimensionale Bildgebung in der Zahnheilkunde entstanden sind. Der Clou war, dass sich die Gäste per Fernbedienung in die Diskussion einschalten konnten. Wir hatten also auf eine Art Überraschungseffekt gesetzt und sind damit sehr gut angekommen. Wenn wir jetzt einladen, sind die Gäste schon neugierig, was wir uns wohl wieder haben einfallen lassen. Es ist also trotz Einhaltung der Regeln noch genug Raum für die Gestaltung lebendiger Kundenbeziehungen. Diesen Raum schöpfen wir gerne aus, um den koreanischen Markt zu erobern. KORUM: Wie haben Sie als neues Unternehmen in Korea auf sich aufmerksam gemacht? KORUM: Südkorea umfasst eine Fläche von fast 100.000 Quadratkilometer. Wie präsent können Sie in sechs selbständigen Großstädten und neun Provinzen sein? Röhrig: Selbstverständlich nutzen wir Werbung sowie PR und sind auf Messen und Kongressen präsent. Darüber hinaus haben wir 2011 eine Dental Academy eingerichtet und bieten koreanischen Zahnärzten einen echten Mehrwert mit Beiträgen von renommierten Referenten, erstklassigen Weiterbildungsmöglichkeiten und einem Schuss Entertainment. Genau diese für Koreas Kultur eher ungewöhnliche Mischung kommt gut an. Allerdings muss man bei Kundeneinladungen in Korea sehr genau die überaus strengen Compliance-Regeln kennen und befolgen. Das beschränkt zuweilen unsere Kreativität, ist aber ungemein wichtig. Deshalb sind wir bei der Planung unserer Aktivitäten sehr sensibel. Anlässlich unseres ersten Standortgeburtstags im September 2011 veranstalteten wir für rund 150 VIPGäste im bekannten „Kring“ eine Geburtstagsshow, bei der wir auf „Infotainment“ setzten und spannende klinische Diskussionen mit Comedy und Entertainment verbanden. Ein populärer koreanischer Comedian moderierte die Veranstaltung und trug zu Röhrig: Für Sirona war es im „Land der Morgenstille“ niemals still. Wir haben unermüdlich daran gearbeitet, unsere Präsenz in diesem Land auszubauen. Nur ein Jahr nach der Gründung hatten wir unser koreanisches Team bereits auf rund 30 Mitarbeiter verdoppelt. Einige davon waren im ganzen Land unterwegs, um Kunden vor Ort zu betreuen. Ganz aktuell haben wir eine weitere Niederlassung in Busan eröffnet und sind auf insgesamt rund 45 Mitarbeiter angewachsen. Wieder haben wir viel Wert auf repräsentative Räumlichkeiten gelegt. So genießen unsere Gäste und Kunden vom repräsentativen Showroom im 21. Stock einen atemberaubenden Ausblick auf die berühmte Gwangan Brücke und den Sooyoung Fluss. Die Präsenz im Südosten des Landes ist für uns strategisch sehr wichtig und bringt uns noch näher zu den Kunden. Die umliegenden Provinzen Gyeongsangnam-do, Ulsan und Daegu repräsentieren schließlich rund 25% des Marktes. Im Vertriebsgebiet Busan haben wir bereits zwei Referenzkliniken und insge- Kompakt samt sieben Dentalcenter, die einige unserer innovativsten Systeme nutzen. KORUM: Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung, wenn man ein Unternehmen in Südkorea ansiedelt? Röhrig: Als ausländisches Unternehmen braucht man unbedingt Unterstützung bei den Gründungsaktivitäten und -formalitäten. Im koreanischen Geschäftsumgang gibt es einige Gebräuche, Regeln und Umgangsformen, die für Europäer nicht leicht zu durchschauen sind. Beratung und Information helfen ungemein. Die größte Herausforderung ist aus meiner Sicht aber, die richtigen Menschen an Bord zu bekommen. Auch diese Menschen kennen den neuen Arbeitgeber ja nicht und müssen erst einmal von ihm überzeugt werden. Uns ist das gelungen. Ich bin stolz auf mein Team – gemeinsam knacken wir die härtesten Nüsse. Meine Mitarbeiter sind fast alle Koreaner. Das halte ich für äußerst vorteilhaft, denn sie beherrschen ihre Kultur natürlicherweise am besten. Darüber hinaus müssen sie jedoch ganz unterschiedliche Fähigkeiten vereinen. Idealerweise sollten sie sich im Dentalmarkt auskennen, technisch gut ausgebildet sein und im besten Fall außer Koreanisch auch Englisch und Deutsch sprechen. Das hilft bei der internen Kommunikation mit unseren Standorten in Österreich, Deutschland und den USA. Viele unserer koreanischen Mitarbeiter sind wahre Multitalente, und ich setze viel Energie ein, um auch in Zukunft die Besten der Besten zu bekommen. KORUM: Was würden Sie als Ihren bislang größten Erfolg in Korea bezeichnen? Röhrig: Wir konnten im letzten Jahr das Vertrauen einer der renommiertesten Dentalkliniken des Landes gewinnen und sie mit unseren Innovationen ausstatten. Das Inha Internatioal Medical Center (IIMC) liegt in der Nähe des Internationalen Flughafen in Seoul Incheon. Dadurch wird die Klinik von vielen internationalen Patienten in Anspruch genommen und hat sich unter anderem auf Medizintourismus spezialisiert. Die Ärzteteams sind alle mehrsprachig bzw. verfügen über entsprechende Dolmetscher an ihrer Seite. In diesem Zusammenhang legt die Klinik besonderen Wert auf einen international anerkannten sehr hohen Standard und eine erstklassige Ausrüstung. Die zahnklinische Abteilung hat sowohl den Bereich der Zahnerhaltung als auch der Parodontologie ausschließlich mit Premium-Behandlungsplätzen von Sirona ausgestattet. Ganz besonders freut uns, dass wir auch die CAD/ CAM Systeme zur computergestützten Versorgung mit Zahnersatz und die Röntgengeräte liefern durften. Bei dieser Entscheidung hat unsere Präsenz vor Ort, unser guter Service auch nach der Installation der Geräte und das Gütesigel „made in Germany“ eine große Rolle gespielt. „Think global, act local“, das ist die Devise, mit der wir erfolgreich sind. Looking back at the first year in Korea Interview with Dr. Martin Tonko, Partner, Roland Berger Strategy Consultants Ltd. KORUM: How did you come up with the idea of entering the Korean market? Tonko: South Korea is among the leading Asian economies in terms of growth and innovation. Not only the domestic economy, also its export strength, and connectivity to China, Japan and South-East Asia is of increasing importance to multinationals. There are well established sectors like Automotive or Electronics and South Korea's government-led Growth Strategy will add more. Given our global footprint of 51 offices in 36 countries, thereof 10 offices in Asia, it was only natural to extend our coverage to South Korea. By adding our new practice in South Korea, we will certainly be able to serve our firms' multinational clients in a wider range of industries, with more comprehensive services. had been in the market for several years, thus there was already a good understanding of its usances and potentials. What clearly caught us by surprise in the first months after incorporation, was the increased positive response of local incumbents towards us as a European management consultancy. Explicit commitment to the market, experience in country reunion projects, as well as strength in European and Asian market coverage across all major industry sectors seem to be the driving factors behind it. KORUM: During the market entry process what were the greatest surprises you have encountered? Tonko: Looking back at our development since the setup of the Seoul Office, one can only concede that we should have incorporated earlier. After on-boarding a Korean Managing Partner and several other key Tonko: On a project-by-project basis, we KORUM: If you were entering Korean market again, what would you do differently? KORUM Nr. 43 | Februar 2013 15 Kompakt staff, we have been able to grow business with domestic accounts significantly. In fact, our office has already become too small for our current staff level of 25 consultants and support staff. We will thus move to a larger location in the coming months. on process, which allowed us to soon focus our attention back on growing our business. We are very grateful for that! KORUM: There are various initiatives provided by Korean government designed to help foreign companies establish office in Korea. Did you benefit from any of those? What support by the Korean government you found to be the most valuable? Tonko: All of our staff is Korean with many of them having broad international expertise. So our office boasts the entrepreneurial Korean culture, which has made the country so strong in the last decades. For us, culture is not a separate, but an integral element of business in any market of the world. We thus pay great attention to it; in general and in particular in respect to the relation with our business partners in Korea. Tonko: The Korean government is putting a lot of effort into the swift and sound accommodation of foreign subsidiaries in the market. Also in our case, we have experienced a very speedy incorporation and tax registrati- KORUM: How Korean business culture influences your daily business activities? ding you have discovered upon establishing Roland Berger in Korea? Tonko: It is the level of appreciation of our consulting approach by corporations in Korea. As management consultancy of European origin, we are driven by different value sets and beliefs than our mostly U.S. American competitors. Despite Korea's strong ties with the United States at political and at economical level, local incumbents have come to highly value our pragmatic, hands on consulting approach. Korean companies are not only looking for concepts, but for a tangible return on consulting. Our approach of combining strategy with its implementation seems to fit the expectation of these companies well. KORUM: What is the most positive fin- Erfahrungen zum volatilen koreanischen Markt Wege zum erfolgreichen Marketing Dieter K. Schneidewind The key to success in the highly competitive Korean market is certainly intensive market research. This is likewise because of the different traditions and sentiments of the Koreans as well as of the enormous speed with which market changes take place. The Korean society has to be entered with an open mind and a sense for deeper human relations and a preparedness to offer service at a standard unknown of in most western countries. Alte Vorurteile über Korea sind zu begraben. Vertriebsstrukturen, Kaufkraft und die Ansprüche der Nachfrager veränderten sich in den letzten Jahrzenten grundlegend. Zwischen den drei Kategorien Investitionsgüter, Gebrauchsartikel und Verbrauchswaren gilt es zu differenzieren; für alle drei gibt es gute Absatzchancen im Land. Die koreanische Volkwirtschaft funktioniert prinzipiell wie andere entwickelte Märkte auch, jedoch sind einige Charakteristika zu beachten. Den drei Absatzmärkten ist gemeinsam, dass sie auf ein hohes Image der angebotenen Produkte großen Wert legen. Die Käufer identifizieren sich mit dem, was sie erwer- 16 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 ben und dann einsetzen, anwenden oder verbrauchen wollen. Sowohl ihr eigenes Wertegefühl als auch das vermittelte Ansehen in der Gesellschaft spielen hierbei eine Rolle. In Mitteleuropa gilt das in wesentlich geringerem Umfang, da dort sachliche Vorteile dominieren. Im Investitionsgütermarkt handelt es sich zwar überwiegend um technischen und ökonomischen Nutzen, jedoch bleibt der Schatz erworbenen Vertrauens sowie von Sympathien kostbar und ist durch intensive humane Kontakte abzusichern. Hier bestehen für deutsche Unternehmen Handicaps, da sie generell von notorischem Personalmangel geplagt werden. Im Gebrauchsgütermarkt, wo die Funktionsfähigkeit der Artikel eine elementare Rolle spielt, ist das Einfühlungsvermögen der Produktmanager sowie des Vertriebspersonals auf hohem sensiblem Niveau anzusiedeln, das stets auf lokale Befindlichkeiten einzugehen hat. Sätze wie „das haben wir immer schon gemacht“ oder „das ist doch überall gleich“ wirken lähmend auf koreanische Kunden. Novitäten sind hingegen ideale Marktöffner! Im Konsumgütermarkt gilt es vor allem auf die Psyche der Verbraucher – die von der deutschen recht verschieden ist – einzugehen und Werbebotschaften darauf abzustimmen. Nur intensive Marktforschung bewahrt hier vor Fehleinschätzungen. Gemeinsamkeiten gibt es jedoch und sie können mit den nationalen Charakteristika abgeglichen werden. Konjunktur Neben der hohen Personenbezogenheit der geschäftlichen Verbindungen müssen sich deutsche Anbieter auf einen ihnen ungewohnt hohen Servicestandard in Korea einrichten. Sowohl im Investitions- als auch im Gebrauchsgütermarkt entscheidet die Qualität des „After Service“ im Wettbewerb. Kunden tolerieren es nicht, wenn es tagelang dauert, bevor ein Wartungsingenieur aus Europa einfliegt oder Ersatzteile länger als drei Tage auf sich warten lassen. Bei gängigen Konsumgütern ist es schwer über den Preis zu konkurrieren. Daher sind Produkte etwa im Textil- oder Lebensmittelsektor möglichst hoch im Anmutungsbereich zu positionieren. Es gilt, nicht an der Verpackung zu sparen und viel Sorgfalt auf Texte in der Landessprache zu verwenden. Rückrufaktionen sind kulant und einfach zu handhaben. Ein Lächeln auf dem Lippen darf nie fehlen und Rechthaberei gegenüber den Kunden – berechtigt oder nicht – ist verpönt. Rückzug auf juristische Positionen ist unüblich und befremdlich. Wir möchten Sie auf das Buch „Wirtschaftswunderland Südkorea" von Prof. Dr. Dieter Schneidewind aufmerksam machen. Über dieses Buch - Der erste Business-Reiseführer über Südkorea - Kenntnisreicher Guide der historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes - Das Buch zeigt die Chancen auf, die sich deutschen Unternehmen in Südkorea bieten Der Autor Prof. Dr. Dieter Schneidewind ist ausgewiesener Asien-Experte. In über zwanzig Jahren als Vorstands- und später Aufsichtsratsmitglied der vormaligen Wella AG gewann er profunde internationale Management-Erfahrungen. Große Unternehmensgruppen dominieren Koreas Wirtschaft Starke Stellung in Industrie und Handel Nur schwacher Mittelstand Frank Robaschik Large enterprise groups play an important role in the economy of Korea. Most young people want to work for them. At the same time the groups are criticized to inhibit the development of small and medium sized companies. German companies doing business in Korea should take the market power of their partners into account. Samsung has a higher turnover than Volkswagen and generates one fourth of the country’s exports. Die Wirtschaftsentwicklung in Korea in den letzten 60 Jahren ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen. Das Land stieg von einem der ärmsten zu einer der fünfzehn größten Volkswirtschaften weltweit auf. Auch in den letzten Jahren hat sich die koreanische Wirtschaft besser entwickelt als die vieler anderer Staaten. Dennoch fühlen sich viele nicht genügend am Erfolg der Wirtschaft insbesondere der großen Unternehmensgruppen beteiligt. Der Arbeitsmarkt bleibt geteilt in regulär Beschäftigte großer Firmen mit gutem Einkommen auf der einen und nicht-regulär Beschäftigte beziehungsweise Mitarbeiter kleiner Firmen auf der anderen Seite. Altersarmut und die Finanzierung der kostspieligen Ausbildung der Kinder sind weitere Megathemen. In der koreanischen Presse führte im Sommer 2012 die Mitteilung, dass der Umsatz der zehn größten Unternehmensgruppen (oft auch als jaebol oder in der alten Umschrift als chaebol bezeichnet) rund 80% des BIP entspricht, zu großen Diskussionen. Viele setzten dies mit dem Anteil der Wirtschaftsleistung gleich. Kurz darauf veröffentlichte die Federation of Korean Industries eine Zeitreihe, wie hoch nach ihren Berechnungen der Anteil der zehn größten Firmengruppen an den Umsätzen der Wirtschaft ist und kam für 2010 auf ein Ergebnis von 27,4%. Nicht nur der Wert für die Gesamtwirtschaft ist hoch, sondern auch in einzelnen Bran- KORUM Nr. 43 | Februar 2013 17 Konjunktur 50 größte Unternehmensgruppen in Korea1) Gruppe Samsung Hyundai Motor SK LG Posco KEPCO GS Hyundai Heavy Industries Lotte Hanwha S-Oil LS Korea Telecom Korea Gas Hanjin Dongbu Doosan STX Kumho Asiana Korea Land & Housing Corp. CJ GM Korea DSME Kyobo Life Insurance Daelim Shinsegae Hyosung Taekwang Hyundai Group Dongyang Dongkuk Steel Young Poong Homeplus Kolon OCI Daewoo E&C NH Seah K-Water Woongjin Korea Expressway Corp Halla Mirae Asset Daesung Eugene Hyundai Department Store KCC Hankook Tire Korail Hyundai Development Co. Anzahl der Firmen und Mitarbeiter, Umsatz und Vermögen in Bill. Won, Aktienkapitalanteile in % Firmen Umsatz Vermögen Mitarbeiter Anteil der Familie am 2011 2011 2011 2011 Kapital 2012 2) 81 56 94 63 70 17 73 24 79 53 2 50 50 2 45 56 24 26 25 4 84 3 19 13 17 19 45 44 20 34 16 23 3 40 19 15 42 24 2 29 3 23 30 85 28 35 9 15 10 15 273,0 156,2 155,3 111,8 79,7 77,4 67,2 61,4 55,2 35,1 32,2 29,2 28,8 28,4 24,0 20,7 20,6 20,2 18,6 15,3 15,2 15,1 15,0 14,5 13,6 12,4 12,4 11,2 11,1 9,5 8,8 8,5 8,4 8,2 7,8 7,3 7,3 6,5 6,3 6,0 5,7 5,7 5,4 4,9 4,9 4,7 4,7 4,7 4,6 4,3 255,7 154,7 136,5 100,8 80,6 165,8 51,4 55,8 83,3 34,3 13,3 19,3 32,2 34,4 37,5 15,7 29,9 24,3 19,1 158,7 22,9 10,2 16,7 5,7 14,8 17,5 11,7 6,6 13,9 7,8 10,8 8,7 7,6 9,4 11,8 10,9 8,6 6,9 23,4 9,3 49,3 5,8 8,4 6,9 5,1 10,5 9,1 5,2 22,3 7,5 258.719 141.171 69.726 135.211 37.700 50.970 30.913 40.259 74.249 31.338 2.811 13.132 60.470 4.099 29.733 20.353 24.987 11.962 24.341 9.681 46.135 16.943 14.883 8.822 7.580 27.982 17.645 8.165 8.002 8.068 5.467 4.236 26.505 10.152 7.048 6.697 25.184 4.429 5.007 11.580 6.857 6.953 4.277 7.501 5.093 8.166 6.645 2.211 34.656 6.956 0,95 3,68 0,60 3,91 k.A. k.A. 13,70 1,22 2,21 1,96 k.A. 4,25 k.A. k.A. 5,14 14,82 3,69 2,68 1,18 k.A. 5,95 k.A. k.A. 9,90 4,96 13,08 9,44 13,02 1,93 1,44 15,08 5,63 k.A. 5,26 17,86 k.A. k.A. 8,67 k.A. 10,94 k.A. 17,16 2,46 17,71 3,02 9,75 12,80 34,85 k.A. 9,05 Anteil der Firmen der Kontrollierter Anteil am Kapital Gruppe am Kapital 2012 3) 2012 58,75 62,21 45,79 50,43 48,80 50,18 33,25 42,91 k.A. k.A. k.A. k.A. 50,25 64,39 69,42 73,38 58,08 60,60 53,97 58,48 k.A. k.A. 64,71 73,37 k.A. k.A. k.A. k.A. 38,60 48,60 42,23 61,75 50,35 59,37 58,17 61,59 29,32 31,51 k.A. k.A. 62,81 73,67 k.A. k.A. k.A. k.A. 38,33 49,95 43,92 49,83 46,99 60,12 12,08 60,33 64,77 78,98 30,74 37,36 42,80 47,03 40,54 57,46 56,33 76,96 k.A. k.A. 55,39 65,13 45,51 64,66 k.A. k.A. k.A. k.A. 70,30 79,29 k.A. k.A. 59,02 71,03 k.A. k.A. 32,09 50,81 47,91 50,65 61,65 82,98 24,99 29,27 49,53 62,13 39,92 53,58 14,44 54,03 k.A. k.A. 39,85 50,06 1) Stand April 2012 2) Anteil des Geschäftsführers und seiner Verwandten am Eigenkapital der Gruppe; 3) Anteil der mit dem kontrollierenden Anteilsbesitzer im Zusammenhang stehenden physischen und juristischen Personen, einschließlich Vorstände, nicht-gewinnorientierte Organisationen etc. Quellen: FTC, Zusammenstellung von Germany Trade & Invest 18 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 Konjunktur chen gibt es eine sehr hohe Konzentration an Wirtschaftsmacht. Einige wenige Konzerne stehen dort für den Großteil des geschaffenen Mehrwerts. Im Einzelhandel stellten nach Daten der Statistics Korea 2009 weniger als 0,1% der Firmen bei knapp 6% der Beschäftigung fast ein Viertel des gesamten Umsatzes. Rund 1% der Firmen vereinten 41% des Branchenumsatzes auf sich. Im verarbeitenden Gewerbe, das für mehr als ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung Koreas steht, erwirtschaften 2009 demnach 203 Unternehmen (oder 0,35% der Firmen) zusammen 46,3% der gesamten Bruttowertschöpfung und stellten 17,7% der Arbeitsplätze in diesem Bereich. Gut 6,2% der Firmen standen für mehr als 40% der Beschäftigung und knapp 74% der Wert- schöpfung. Deutlich höher ist die Konzentration in der Halbleiterindustrie und in der Mineralölindustrie (fünf Firmen erbringen jeweils mehr als drei Viertel der Wertschöpfung), im Schiffbau, in der Displaybranche, in der Stahlindustrie, bei Elektrohausgeräten sowie - bei deutlich geringeren Umsätzen - im Schienenfahrzeug- und im Luftfahrzeugbau. Im Automobilbau dominieren die Firmen der Hyundai Motor Group. Vier Firmengruppen sind besonders groß. Die Samsung Group verzeichnete laut der koreanischen Fair Trade Commission (FTC) 2011 einen Umsatz von 273 Bill. Won (circa 177 Mrd. Euro; 1 Euro = 1.541 Won - Jahresdurchschnitt 2011). Das ist mehr als beim gesamten Volkswagen Konzern (2011: 159,3 Mrd. Euro), dem größten deutschen Unternehmen. Darauf folgen in Korea die Hyundai Motor Group (154,7 Bill. Won), die SK Group (136,5 Bill. Won) und die LG Group (111,8 Bill. Won). Nach Schätzungen von Samsung im November 2012 soll der Anteil des Kon- Anteil der zehn größten Unternehmensgruppen an den Umsätzen aller Branchen in Korea in % 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Zehn größten Unternehmensgruppen 33,9 30,8 26,3 28,0 27,5 27,3 27,1 25,3 24,9 27,4 Quelle: Federation of Korean Industries, August 2012 Wichtigste Firmen ausgewählter Unternehmensgruppen in Korea (Stand April 2012) Gruppe Samsung Hyundai Motor LG SK Umsatz in Bill. Won Branche Wichtigste Firmen Samsung Electronics (120,8), S-LCD (9,3), Samsung Mobile Display (6,6), Samsung SDI (4,5), Elektronik Samsung Electro-Mechanics (4,1), Samsung SDS (4,0), Samsung Techwin (2,8) Handel Samsung C&T (15,7) Schiffbau Samsung Heavy Industries (13,4) Bauwirtschaft Samsung Engineering (8,1) Samsung Total (6,8), Cheil Industries (5,4), Samsung Corning (4,5), Samsung Petrochemical (2,6), Chemie, Petrochemie Samsung Fine Chemicals (1,3) Vergnügungsparks, Hotels Samsung Everland (2,7), Hotel Shilla (1,8) Samsung Life Insurance (26,2), Samsung Fire & Marine Insurance (15,9), Samsung Card (3,1), Finanzen Samsung Securities (2,5) Kfz Hyundai Motor (42,8), Kia Motors (27,7) Kfz-Teile Hyundai Mobis (15,9), Hyundai Wia (5,6), Hyundai Powertech (2,8) Stahl Hyundai Steel (15,3), Hyundai Hysco (6,9) Bauwirtschaft Hyundai E&C (10,1), Hyundai Amco (1,8), Hyundai Engineering (1,7) Logistik Hyundai Glovis (7,5) Schienenfahrzeuge Hyundai Rotem (2,7) Finanzen Hyundai Capital (3,3), Hyundai Card (2,4) Elektronik LG Electronics (28,1), LG Display (23,5), LG Innotek (4,3), LG CNS (2,3), LG Siltron (1,2) Chemie, Petrochemie LG Chem (19,8), LG Hausys (2,1), LG Household & Healthcare (2,0) Telekommunikation LG UPlus (9,3) Handel LG Corp. (7,4) Immobilien Serveone (4,2) Energie SK Energy (50,2), SK E&S (1,4) Handel SK Networks (26,2), SK Gas (5,5) Chemie, Petrochemie SK Global Chemical (17,2), SK Lubricants (2,7), SKC (1,7), SK Chemicals (1,5), SK Innovation (1,5) Telekommunikation SK Telecom (12,6), SK Broadband (2,3) Elektronik SK Hynix (10,2), SK C&C (1,6) Bauwirtschaft SK Construction (6,4) Schifffahrt SK Shipping (2,2) Quellen: FTC, Zusammenstellung von Germany Trade & Invest KORUM Nr. 43 | Februar 2013 19 Kontrakte zerns an den koreanischen Exporten im Jahr 2012 bei 28,2% liegen. Die meisten der großen Unternehmensgruppen werden von einer starken Führungspersönlichkeit geleitet, die die Richtung der Entwicklung der Gruppe vorgibt. Die FTC untersuchte 63 dieser großen Gruppen, mit dem Ergebnis, dass 43 davon einen Geschäftsführer haben, der selbst am Unternehmen beteiligt ist. Die restlichen sind in der Regel Firmen in Staatsbesitz (solche, die sich früher in Staatshand befanden oder Firmen mit einer Beteiligung ausländischer Unternehmen). Beim Samsung-Konzern wird Lee Jae-yong, der Sohn von Lee Kun-hee, künftig die Leitung in dritter Generation übernehmen. Er ist bereits Chief Operating Officer bei Samsung Electronics und wurde kürzlich zum Vice Chairman befördert. Laut FTC betrug der Anteil der Geschäftsführer am Aktienkapital der 43 Firmengruppen Mitte April 2012 im Durchschnitt zwar nur 2,13% (inklusive Anteile Verwandter 4,17%). Die Kontrolle ermöglicht aber das System der Überkreuzbeteiligungen. Einschließlich der Gruppenunternehmen und sonstiger der Führungspersönlichkeit nahe stehenden Personen und Institutionen (Vorstände, nicht-gewinnorientierte Organisationen etc.) kontrollierten sie im Schnitt 56,11% des Aktienkapitals der Gruppen. Deshalb treffen deutsche Firmen in Korea oft auf Kunden oder Wettbewerber mit großer Marktmacht. Dennoch bieten sich auch deutschen Mittelständlern gute Chancen in Korea vor allem dann, wenn sie über Knowhow verfügen, das den Koreanern fehlt. In der politischen Diskussion in Korea wird immer wieder Kritik an großen Firmen laut, dass sie gegenüber kleinen und mittelgroßen Zulieferern unfaire Handelspraktiken anwenden. Dazu zählt unter anderem der Vorwurf, dass sie Zahlungen erst spät vornehmen und Zulieferer unter starken Druck setzen, ihre Produkte zu günstigen Preisen anzubieten. Die Regierung geht das Thema des Missbrauches von Marktmacht seit einiger Zeit stärker an, auch weil sie den Preisauftrieb dämpfen will. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass nach Meldungen der koreanischen Presse die Fair Trade Commission in den ersten elf Monaten 2012 bereits deutlich mehr Strafgelder einnahm als in den Vorjahren. Es ist neben der Sozialpolitik, der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Umgang mit Korea (Dem. VR), eines der wichtigsten Themen des koreanischen Präsidentenwahlkampfs im Dezember 2012. Rechtsverfolgung von Kartellen Wettbewerbsbeschränkungen, Kronzeugenregelung, Compliance Baek-Lim Whang The Korean antitrust law and that of many other jurisdictions provide for severe sanctions against cartels, including high penalties and imprisonment of responsible persons. In this regard, the Korea Fair Trade Commission and other cartel authorities worldwide more and more cooperate in their investigations. Leniency policies provide the possibility of penalty exemptions and deductions for cooperating companies. Companies should have in place preventive measures, e.g. employee trainings and risk assessments, as part of their compliance program. In den Nachrichten liest man fast wöchentlich von Kartellverfahren wegen wettbwerbsbeschränkender Absprachen zwischen Wettbewerbern. Jüngere Beispiele sind das Schie- 20 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 nenkartell in Deutschland oder in Korea das Stahlkartell um POSCO. Der Veröffentlichung solcher Kartellverfahren gehen teilweise jahrelange Untersuchungen voraus, in vielen Fällen grenzüberschreitend in Zusammenarbeit zwischen den Kartellbehörden verschiedener Länder sowie unter Mitwirkung von Unternehmen, die sich um Verschonung durch Kronzeugenprogramme bemühen. Die koreanische Kartellbehörde (Korea Fair Trade Commission – KFTC) kann bei Verstößen bis zu 10% des Umsatzes, den ein Unternehmen mit den betroffenen Produkten während der Dauer des Kartells erzielt hat, als Geldbuße verhängen. Strafrechtlich Kontrakte werden Verstöße durch die Staatsanwaltschaft verfolgt, bei denen dem Unternehmen zusätzlich eine Geldstrafe bis zu 200 Mio. KRW droht, sowie verantwortlichen Einzelnenpersonen ebenso bis zu 200 Mio. KRW bzw. Gefängnisstrafe bis zu 3 Jahren. Hinzukommen können Schadensersatzansprüche durch geschädigte Kunden, Ausschluss von öffentlichen Aufträgen und nicht zuletzt ein Reputationsschaden für das Unternehmen. Bei Kartellen ist nach den meisten Rechtsordnungen nicht Ort der Handlung oder das „vereinbarte Recht“ maßgeblich; Verstöße können vielmehr im Prinzip in allen Ländern verfolgt werden, auf deren Märkten die wettbewerbsbeschränkenden Aktivitäten eines Kartells Auswirkungen für die Kunden haben, so dass in jedem dieser Länder entsprechende Sanktionen verhängt werden können. Im Falle des weltweiten Luftfrachtkartells von 2010, bei dem Dutzende Luftfrachtunternehmen im Zeitraum von 2001 bis 2006 an Preisabsprachen beteiligt waren, wurden in den USA und der EU 1,7 Mrd. USD bzw. 799,4 Mio. EUR an Geldbußen verhängt, außerdem 124,3 Mrd. KRW (etwa 90 Mio. EUR) in Korea sowie weitere Millionenstrafen in Australien und Kanada. Der Informationsaustausch und die Kooperation unter Kartellbehörden weltweit werden stetig ausgebaut. Sieht eine Kartellbehörde Zusammenhänge zu anderen Ländern, informiert sie deren Behörden entsprechend. Zur Aufklärung des Luftfrachtkartells wurden am 14.2.2006 in den USA, Europa und Korea zeitgleich zahlreiche Durchsuchungen durchgeführt und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Produktionskapazitäten, Gebietsabsprachen und Aufteilung von Kunden sowie Submissionskartelle (d.h. Absprachen bei Ausschreibungen). Aber auch im Prinzip rechtlich erlaubte Kooperationsformen können wettbewerbsbeschränkende Handlungen darstellen. Zur Veranschaulichung einige Beispiele: Konsortien unter Wettbewerbern sind bei Ausschreibungen nicht erlaubt, wenn sie eigentlich eigene Angebote abgeben könnten. Standardisierung von Industrienormen können kundenfreundlich und wettbewerbsförderlich sein, aber auch schädlich, wenn sie den Markteintritt für neue Unternehmen erschweren. Der Austausch von Marktinformationen kann ebenfalls wettbewerbsschädlich wirken, z.B. kann der Austausch von Informationen von Verkaufsumsätzen zur Berechnung von Marktanteilen dazu führen, dass der Wettbewerbsdruck nachlässt. Es könnte manche Marktteilnehmer dazu verführen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, wenn sie feststellen, dass sie einen gefestigten Marktanteil mit komfortablem Abstand zu den über und unter sich plazierten Wettbewerbern haben. Im Detail sind viele Problemstellungen sicherlich Fragen für Experten. Der im Ver- trieb oder Marketing tätige, rechtliche Laie kann sich jedoch als grobe Richtschnur mit der einfachen Testfrage behelfen, ob seine Handlung zu einer geringeren Auswahl an Anbietern für den Kunden führt und dadurch möglicherweise auch zu höheren Preisen, und im Zweifelsfall fachkundige Beratung hinzuziehen. Ermittlungen durch die Behörden Für ihre Ermittlungen sind die Kartellbehörden befugt, unter anderem Auskunft und Herausgabe von Unterlagen zu verlangen sowie Durchsuchungen durchzuführen. Hier unterscheiden sich die Befugnisse in den verschiedenen Ländern in den Details; jedoch ist es wichtig zu wissen, welche Duldungsund Kooperationspflichten ein Unternehmen hat, denn Verweigerungen von Kooperationspflichten oder gar Behinderungen von Untersuchungen können Zwangsgelder und Geldbußen nach sich ziehen. Vor allem für den Fall einer Durchsuchung der Geschäftsräume („Dawn Raid“) sollten die Mitarbeiter in groben Zügen auf ihre Verhaltenspflichten vorbereitet sein, z.B. im Rahmen der allgemeinen Compliance-Schulungen. Zuallererst sollte das Management benachrichtigt und die Rechtsabteilung bzw. eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet werden. Für die Formen von Wettbewerbsbeschränkungen Wettbewerbsbeschränkende Absprachen unter Wettbewerbern können verschiedene Ausformungen haben. Das koreanische Recht ist hier anderen Ländern wie auch dem deutschen bzw. EU-Recht sehr ähnlich; demnach sind vor allem verboten: Preisabsprachen, Absprachen zu Vertragsbedinungen sowie zu Pruduktionsmengen, Beschränkung von KORUM Nr. 43 | Februar 2013 21 Kontrakte Durchführung der Dursuchung sollte den Beamten eigenes Personal zur Seite gestellt werden. Die Durchsuchung sollte in Protokollen dokumentiert werden. Und Kopien der beschlagnahmten Unterlagen anagefertigt werden. Auf keinen Fall sollten Unterlagen vernichtet, E-Mails gelöscht oder Untersuchungen anderweitig behindert werden. Es ist oft erstaunlich, welche vermeintlich vernichteten Informationen mit forensischen Methoden wiedererlangt werden könnnen. Amnestie durch Kronzeugenprogramm Die Kartellbehörden beginnen ihre Ermittlungen, wenn hinreichende Anhaltspunkte für einen Kartellverstoß bestehen. Dies geschieht oft aufgrund von Selbstanzeigen von Kartellbeteiligten, die sich dadurch Amnestie oder zumindest Strafminderung im Rahmen von Kronzeugenregelungen (auch Bonusregelung oder „Leniency“-Programm genannt) erhoffen. Bonusregelungen sind ein relativ neues, aber überaus wichtiges Instrument für die Kartellbehörden zur Rechtsverfolgung von Kartellen, die in der EU und einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, den USA und Korea in den 1990er bzw. 2000er Jahren eingeführt wurden. Entdeckt ein Unternehmen, dass es Teil eines Kartells ist, ist Schnelligkeit ein entscheidender Faktor. Der Kronzeugenstatus hängt davon ab, wer seinen substantiierten Antrag bei der KFTC zuerst einreicht. In Korea wird dem ersten Antragsteller volle Straffreiheit gewährt. Besteht das Kartell aus mehr als zwei Teilnehmern, erhält der zweite Antragsteller immerhin noch 50% Nachlass auf das zu verhängende Bußgeld. Der Kronzeugenstatus in der anfänglichen Reihenfolge der Anträge ist jedoch noch nicht gesichert. Die KFTC erlässt letztlich nur demjenigen die Geldbuße, der durch seine Kooperation wesentliche Beiträge zur Aufklärung des Kartells geleistet hat. Ansonsten kann der Kronzeugenstatus noch verloren gehen. Vorbeugung durch Compliance-Programm Die Gefahr von Kartellverstößen lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen im Rahmen eines Compliance-Programms mindern. Eine Risikoanalyse kann helfen, die besonders gefährdeten Märkte, Produkte und Unternehmensteile zu identifizieren (z.B. mit Fragestellungen wie „Sind die verkauften Produkte Rohstoffe/Massenware?“, „Ist der Markt konzentriert?“, „Sind die Zugangshürden für neue Unternehmen zum Markt hoch?“). Zu den dann darauf angepassten Maßnahmen zählen regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter in besonders sensiblen Funktionen (z.B. Mitarbeiter mit Kontakt zu Wettbewerbern durch Mitgliedschaft in Industrieverbänden), das Aufstellen eines für alle Mitarbeiter verbindlichen Verhaltenskodex, das Bereitstellen von Informationen in Form von Broschüren und im Internet bzw. Unternehmens-Intranet. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die von „oben“ vorgelebte Unternehmenskultur, bei der auch im Unternehmensalltag vom Management eine Zero-Tolerance-Haltung vorgelebt wird. Ein weiterer Zweck eines Compliance-Programm ist es, trotz solcher vorbeugender Maßnahmen begangene Kartellverstöße mit höherer Wahrscheinlichkeit und schneller zu entdecken. Dazu kann auch die Einrichtung einer Whistleblower-Hotline und das Benennen einer externen Person als Ombudsmann hilfreich sein, um Mitarbeitern und Externen eine Anlaufstelle für anonyme Meldungen zu bieten. Nicht zuletzt kann solch ein Compliance-Programm den Unterschied ausmachen, um im Eventualfall mit dem Leniency-Antrag den Wettlauf zur KFTC zu gewinnen. Baek-Lim Whang ist deutscher Rechtsanwalt und Foreign Attorney bei Shin & Kim, einer Wirtschaftskanzlei in Seoul. Korea webt Netz an Freihandelsabkommen immer engmaschiger Links erleichtern Suche nach Zollsätzen Willkommene Hilfe im "Spaghetti bowl" der Freihandelsabkommen Frank Robaschik In the last ten years Korea has very actively been pursuing free trade agreements (FTA) and the number of countries and regions with which it is now connected through such has been rising rapidly. After agreements with ASEAN, India, the EU and the USA, Korea started negotiations with China in Mai 2012. In addition, there are agreements and negotiations with further partners. The disadvantage is that it became more difficult to get an overview over which tariff rates are to pay and which rules of origin apply. Most welcome therefore, are websites that inform very well about these regulations. 22 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 Es ist noch nicht einmal zehn Jahre her, dass das erste Freihandelsabkommen (FHA) von Korea in Kraft trat. Seit das Thema jedoch auf der Tagesordnung steht, geht es rasch und mit Nachdruck voran. Von 2004 bis 2006 traten Vereinbarungen mit Chile, Singapur und der EFTA in Kraft. Danach konzentrierte sich das Land auf größere Partner. Zu Kontrakte den großen Erfolgen zählen Vereinbarungen mit ASEAN (in Kraft seit 2007), Indien (seit 2010), der EU (angewendet seit 1.7.11) und den USA (in Kraft seit 15.3.12). Seit August 2011 ist daneben ein FHA mit Peru in Kraft. Am 22.11.12 billigte das koreanische Parlament ein Freihandelsabkommen mit der Türkei. Auf türkischer Seite steht die Annahme noch aus. Ende August 2012 initialisierten Korea und Kolumbien ein FHA. Wenn die Annahme in beiden Ländern schnell von statten geht, könnten die Abkommen im 1. Halbjahr 2013 in Kraft treten. Im Mai 2012 begannen die Verhandlungen mit China, dem mittlerweile mit Abstand wichtigsten Handelspartner Koreas. Im September 2012 fand die erste offizielle Gesprächsrunde für ein FHA mit Vietnam statt. Schon länger verhandelt Korea FHA mit Kanada und Indonesien. Am 20.11.12 vereinbarten im kambodschanischen Phnom Penh China, Japan und Korea den Beginn von Verhandlungen über ein FHA. Die ersten Gespräche könnten nach Meldungen der koreanischen Presse im Frühjahr 2013 stattfinden. Ebenfalls in Phnom Penh begannen FHA-Verhandlungen für ein Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP). Beteiligt sind die zehn ASEAN-Länder sowie Australien, China, Indien, Japan, Korea und Neuseeland. Auch die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Japan ist im Gespräch. Über die Abkommen verflechtet sich Koreas Wirtschaft noch enger mit der Weltwirtschaft. Seit der Vereinbarung mit den USA verfügt Korea nach Angaben des Ministry of Foreign Affairs and Trade über Abkommen Freihandelsabkommen Korea (Stand Ende November 2012) Stand In Kraft Verhandlungen abgeschlossen In Verhandlung Schaffung der Basis für die Wiederaufnahme der Verhandlungen Vorgespräche, vorbereitende Studien Länder Chile, Singapur, EFTA, ASEAN, Indien, EU, Peru, USA Türkei, Kolumbien Kanada, Indonesien, China, Vietnam, trilateral mit China und Japan, RCEP Japan, Mexiko, Golf-Kooperationsrat (GCC), Australien, Neuseeland Mercosur, Israel, Zentralamerika, Malaysia Quelle: Ministry of Foreign Affairs and Trade Außenhandel von Korea in den ersten zehn Monaten 2012 in Mrd. USD, Veränderung gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum in % Produktgruppe/Branche Gesamt VR China Naher Osten ASEAN USA Japan EU .Deutschland Volumen 888,4 177,4 136,2 107,6 86,0 85,9 83,5 20,8 Ausfuhr 455,4 110,0 30,6 64,1 48,9 32,2 42,1 6,5 Veränd. -1,3 -1,2 15,2 8,1 5,8 -1,0 -11,5 -15,4 Einfuhr 433,1 67,4 105,6 43,6 37,1 53,8 41,4 14,4 Veränd. -0,7 -6,5 7,1 -1,8 -0,4 -5,8 6,4 1,9 Saldo 22,3 42,5 -75,0 20,5 11,7 -21,6 0,7 -8,0 Quelle: Koreanische Außenhandelsstatistik, Kotis mit Ländern, die für rund 60% der weltweiten Wirtschaftsleistung stehen. Der Anteil am Handel des eigenen Landes ist geringer, würde aber vor allem mit einer Vereinbarung mit China nochmals deutlich steigen. Mit der zunehmenden Anzahl bilateraler FHA ist es schwieriger geworden, den Überblick darüber zu behalten, welche Zollsätze zu zahlen sind und welche Ursprungsregeln gelten. Für Korea gibt es eine willkommene Hilfe in Form von Internetseiten, die sehr übersichtlich darstellen, wie der Zollabbau erfolgt. Hervorzuheben sind dabei der FTA Portal Information Service des koreanischen Zolls unter http://www.customs.go.kr/kcshome/site/index.do?layoutSiteId=engportal. Die Seiten erleichtern für im Außenhandel aktive Unternehmen das Zurechtfinden im "Spaghetti bowl" der FHA Koreas wesentlich. Da dort unter anderem auch die Zollsätze für koreanische Einfuhren aus der EU und EU-Einfuhren aus Korea leicht zu finden sind, sollten sie - weil einfach zu nutzen für viele Firmen interessant sein, die Waren aus Deutschland nach Korea exportieren oder Waren aus Korea nach Deutschland importieren wollen. Im unteren Bereich der Hauptseite befinden sich vier Schaltflächen mit den direkten Links zu den Abkommenstexten, den Zollsätzen für die Wareneinfuhr nach Korea, den Zollsätzen für koreanische Waren in den Partnerländern sowie die entsprechenden Ursprungsregeln. KORUM Nr. 43 | Februar 2013 23 Schweizer Seiten Joya Schuhe AG setzt auf Produktionsstandort Korea Junges & innovatives Schweizer KMU revolutioniert den Schuhmarkt Michael Zoller Founded in 2008, Joya Shoes Switzerland looks back on a tremendously successful corporate development. Headquartered in a small municipality in eastern Switzerland, the company and its two young entrepreneurs have defined a clear & ambitious vision; develop, manufacture and market the world’s softest shoes. In order to keep up with a soaring demand, the company recently invested in its own production facilities in Busan. Die ersten fünf Jahre der Firmengeschichte von Joya waren geprägt von Wachstum, Internationalisierung und technologischen Weiterentwicklungen. Mit der Vision ein neues Schuhsegment (Wohlfühlschuhe zur Förderung von Spass an der Bewegung) zu schaffen, haben sich zwei Jungunternehmer entschlossen, den Weltmarkt zu erobern. Im Jahr 2009 wurde die erste Schuhserie lanciert um diese in den Märkten Schweiz und Deutschland zu vertreiben. Mittlerweile Joya Mustang Speed mit neuer Senso Sohle sind die Schuhe in insgesamt 17 Ländern erhältlich. Allein in Deutschland verfügt das Unternehmen über mehr als 600 Verkaufsstellen. Vertrieben werden die „WellnessSchuhe“ im Schuh- und Sportfachhandel sowie eigens etablierten Joya Monobrand Läden. Ebenfalls eindrücklich ist die sprunghafte Entwicklung der Anzahl Mitarbeitenden welche von 12 in 2009, auf 43 per Ende 2012 angestiegen ist. Insgesamt wurden seit der Firmengründung vor knapp fünf Jahren weltweit über 800.000 Paar abgesetzt. Der Jahresumsatz belief sich letztes Jahr auf beachtliche CHF 19 Millionen und befindet 24 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 sich weiter auf Wachstumskurs. Slogan „der weichste Schuh der Welt“ Die Schuhe sind mit einer einzigartigen und patentierten Sohlentechnologie ausgestattet welche den natürlichen Bewegungsablauf fördert. Sie unterstützt eine aktive Abrollbewegung des Fußes und gewährleistet somit einen gesunden und aufrechten Gang. Das ausgeklügelte System von Luftkanälen in der Sohle pumpt zudem große Ströme Luft Quelle: Joya Schuhe AG in den Innenraum. Dank einer einzigartigen Technologie ist die Joya-Sohle hoch elastisch und ermüdet kaum. Weltweit gibt es keinen vergleichbaren Schuh, der bei jedem Schritt so viel frische Luft in den Fuß-Innenraum pumpt: Nämlich so viel, dass nach jedem 10ten Schritt die alte Luft praktisch vollständig erneuert ist. Da die Sohle mehrheitlich aus Luft besteht, fühlt sich der Schuh federleicht an. Seit Sommer 2012 verfügt das junge Unternehmen über eigene Produktionsstätten in Busan, von wo aus die Produkte nach Fertigstellung in alle Welt verschifft werden. Der Swiss Business Hub Korea hat sich mit den beiden Gründern von Joya unterhalten und Sie zu Ihren Erfahrungen in Korea befragt: Können Sie uns kurz einen Überblick über die Geschichte, die Aktivitäten und die Zukunftspläne von Joya Korea geben? Die kreative Werkstätte von Joya befindet sich in Roggwil am Bodensee. Hinter der Joya Idee stehen zwei junge und innovative Unternehmer: Karl Müller stammt aus einer Familie, die bereits mit der Masai Barfuss Technologie den Schuhmarkt revolutionierte. Claudio Minder machte sich als Moderator und Medienexperte einen Namen in der Schweizer Medienlandschaft. Wir beide haben eine klare Vision “Unser Ziel ist es, unseren Kunden einen Schuh zu bieten, der vom Gehgefühl und gesundheitlichem Nutzen neue Massstäbe im Komfortschuhbereich setzt.” Heute betreibt unsere Firma ein Entwicklungszentrum und eine eigene Produktionsstätte für Schuhsohlen in Busan. Gefertigt wird der gesamte Schuh ebenfalls in Korea. In Zukunft wollen wir die Kapazität unserer eigenen Produktionsstätte erhöhen um auch für Drittanbieter Schuhteile zu produzieren. Zudem bauen wir aktuell in Busan ein Warenlager von dem wir unsere internationalen Partner schnell und effektiv bedienen können. Westliche Firmen investieren mehrheitlich in asiatischen Billiglohnländern. Was waren für Sie die ausschlaggebenden Punkte für die Investitionen bzw. Ihr Engagement in einem relativ teuren Standort wie Korea? Korea war in den 80er Jahren ein bedeutender Schuhhersteller, als aber die großen Hersteller in Billiglohnländer abgezogen sind, Schweizer Seiten sind viel Knowhow und gute Mitarbeiter zurück geblieben. Wir haben uns dies Zunutze gemacht und das Knowhow und die Spezialisten übernommen. Für die Herstellung der Joya Schuhe braucht es als Rohstoff PU, dieses Material ist hoch komplex in der Verarbeitung, hier in Korea können wir diese Ansprüche erfüllen und exzellente Qualität erreichen. Wie verlief aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden & der Regierung während der Investionsphase respektive Firmengründung? Ohne kompetente und zuverlässige Mitarbeiter wäre die Firmengründung für uns nicht so einfach möglich gewesen. Wir haben stets den Kontakt zu den Behörden gesucht und gepflegt, dies war schlussendlich sehr wertvoll. Die Behörden vor Ort haben wir als sehr kooperativ und offen erlebt, ich denke, dass diese auch geschätzt haben, dass wir eine schweizer Firma sind. Wo liegen Ihres Erachtens die komparativen Vorteile für ein Investment in Korea gegenüber anderen Ländern in der Region? Für uns waren diverse Punkte maßgebend. Die sichere Lage, der hohe Ausbaustand in der Industrie, das profunde Knowhow der Mitarbeiter, der attraktive Lebensstandard und schlussendlich für uns auch enorm wichtig das Freihandelsabkommen zwischen dem EFTA-Verbund (Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein) CH und Korea bzw. zwischen der EU und Korea. Dank diesem können wir unsere Güter zollfrei importieren. Würden wir z.B. in China unsere Schuhe herstellen, dann würden Strafzölle anfallen und dies würde dann auch wieder die Marge erodieren. Joya Mono-Brand Shop Barcelona. Eröffnung erster Mono-Brand Shop Korea Mitte 2013 Was für Ratschläge können Sie Schweizer Firmen, welche Investitionen in Korea in Betracht ziehen, auf den Weg geben? Es ist wichtig, dass man in Korea gut vernetzt ist. Somit sind längere Besuche vor Ort eine Pflicht. Es empfiehlt sich die Business-Gegebenheiten bzw. die koreanische Kultur zu studieren und sich bedingungslos anzupassen. Dies zeugt von großer Wertschätzung gegenüber den lokalen Geschäftspartnern und führt zu partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen die von Respekt und Ehrlichkeit geprägt sind. Auf dieser Basis können langfristige Partnerschaften aufgebaut werden, die von Erfolg gekrönt sind. Karl Müller & Claudio Minder, Geschäftsführer, Joya Schuhe AG Michael Zoller, Commercial Officer, Swiss Business Hub Korea Quelle: Joya Schuhe AG KORUM Nr. 43 | Februar 2013 25 Kontakte News and People By mutual cooperation between TÜV NORD Korea and KERI, domestic heavy electronic equipment manufacturers can now use KERI’s general testing for CE mark certificate. After the testing is done by KERI, the testing result is accepted by TÜV NORD and the certificate can be issued according to the internal procedure of TÜV NORD. Until now, Korean domestic heavy electronic equipment manufacturers had to get test and product certification only in Europe. However, with this cooperation, certificates of conformance and CE can be obtained through TÜV NORD Korea and KERI. TÜV NORD Korea and KERI plan to expand the scope of the recognition certification to satisfy both institutes and domestic heavy electronic equipment manufacturers. █ █ Mr. Johannes Thammer was appointed to new managing director of Audi Volkswagen Korea as of December 1, 2012. He is the representative of Volkswagen Group in Korea and responsible for all brands within Audi Volkswagen Korea including Audi, Volkswagen and Bentley. At the same time he is the managing director of Audi Korea, succeeding Trevor Hill who moved to Audi Volkswagen Middle East. He is an automobile expert with more than 30 years extensive experiences from productcontrolling to product-marketing, brand management, A/S services and sales since 1982 in various countries as well as headquarter in Germany. Born in Germany in 1955, he studied machine-engineering at Technical University Regensburg and vehicle engineering at Technical University Cologne. German attorney Mr. Baek-Lim Whang joined the Korean law firm Shin & Kim on November 1, 2012. He is a member of the firm’s Corporate practice group, focusing on German and other European clients. His areas of work include corporate general (incl. commercial law), M&A, cross-border investment, antitrust and competition, and pharma/medical/healthcare. Prior to joining Shin █ 26 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 & Kim, Mr. Whang was an in-house counsel at Siemens in Germany and Korea, in his most recent position responsible for the healthcare and energy business of Siemens Korea. Mr. Whang is a native of Berlin where he also studied law at Humboldt University, and he was trained as a trainee lawyer at the Frankfurt Higher Regional Court. He speaks German, English and Korean. Shin & Kim is a full-service law firm with around 330 Korean and foreign attorneys, patent attorneys, certified public accountants and other professionals with offices in Seoul, Beijing, Shanghai and Munich. Mr. Lukas Beech (35) joins Nowak & Partner Co., Ltd., where he leads the Executive Search and Recruitment business with a focus on German speaking clients. Mr. Beech has over 7 years of professional experience in the industry and has worked with clients from a range of industries, placing bi-lingual Korean executives in the branch offices of international companies in Korea. Mr. Beech was raised in Germany and New Zealand, where he graduated from the University of Victoria as well as the University of Hamburg, Germany, with a "Diplom". █ Mr. Esteban Perez (40) was appointed President for Hapag-Lloyd Korea Ltd. as of January 1, 2013. He is taking over from Mr. Thomas Engel, who recently assumed as Senior Vice President of Area Gulf Pacific in Hapag-Lloyd America. Mr. Perez has joined Hapag-Lloyd in 2006 from former shipping Line CP Ships. Before his assignment as president of HapagLloyd Korea, he has served various management positions in South America, particularly in the trade management, marketing, customer service and country general management fields. He achieved a MBA in Universidad del Desarrollo, Chile and attended an Entrepreneurship Program in Babson College, Wellesley, Massachusetts among various executive development programs. █ Please send news for this column to info@kgcci.com Kontakte New Members AGS Four Winds Korea Mr. Arnold Hwang Country Manager E-Mail: arnold.hwang@agsfourwinds.com Branche: Transportation, Logistics, Relocation AIMS Korea Mr. Kwang-Soo Kim Managing Partner E-Mail: kimks@aimskorea.com Branche: Automotive and Supply; Banking, Financial Services; Chemistry, Pharmaceuticals; Cosmetics; Machinery European Commission Executive Training Programme Ms. Julia Scheidl Cluster Coordinator E-Mail: hamburgoffice@euetp.eu Branche: Consulting (Business); Culture; Education; Import, Export Staedtler Korea Co., Ltd. Mr. Kwan-Ju Lee Repr. Director E-Mail: kjlee@staedtler.co.kr Branche: Import, Export; Office Supplies; Wholesale SDV KOREA Co., Ltd. Mr. Thibault Janssens Managing Director E-Mail: t.janssens@sdv.com Branche: Transportation, Logistics, Relocation Wuerth Korea Co., Ltd. Mr. Tai Yoen Choi Managing Director E-Mail: taiyoen.choi@wuerth.co.kr Branche: Automotive and Supply; Building Materials and Supply; Consulting (Technical); Steel, Metal Products and Processing; Tools KORUM Nr. 43 | Februar 2013 27 Kontakte Contacts KGCCI Goose Dinner 2012 On December 7th, the traditional KGCCI Goose Dinner was held at the Millennium Seoul Hilton Hotel with H.E. German Ambassador Rolf Mafael. In his speech Mr. Mafael was looking back on the Korean-German relationship in 2012. Around 120 KGCCI members and partners enjoyed the delicious course menu and the festive Christmas atmosphere. KGCCI Economic Outlook 2013 The KGCCI Economic Outlook 2013 was held on January 28th at Conrad Hotel. Several German companies from various industries in Korea were gathered together and delivered a direct assessment of their respective markets. More than 130 members joined this event which was followed by a buffet-get-together. The event was kindly sponsored by Ulsan Metropolitan City. The presentations of the KGCCI Economic Outlook 2013 can also be found at the members section of our homepage. Upcoming February 18-21 February 25 Country Consulting Korea AKM Green Cabbage Dinner 2012 OSEC Zurich 6:00 pm Deutsche Schule Seoul 7:00 pm Restaurant Baerlin Contact: Mr. Marcel Germann mgermann@osec.ch / www.osec.ch April TBC March 11 Sundowner #1 Annual General Meeting (AGM) & Reception 6:30 pm KGCCI Veranda TBC Registration: www.kgcci.com/events | Contact: Ms. Sun-Hi Kim | shkim@kgcci.com 28 February 28 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 Korea Life Spieglein, Spieglein an der Wand Gayeon Ross Today, ‘before and after’ advertisements dominating the walls at many Seoul stations show that plastic surgeries have become an inherent part of Korean society. Since the Ministry of Health first granted local clinics official permission to receive foreign patients this is a common practice not only for Koreans but also for people from all over the world. This article reviews the current state of aesthetic plastic surgery and beauty trends in Korea. ben oder bei der Partnerwahl erfolgreich zu sein. Daher ist auch die Hemmschwelle für Schönheitsoperationen trotz großer Nebenwirkungen und manch lebensbedrohlicher Risiken deutlich gesunken. Der Schönheitsmarkt boomt wie nie zuvor. Inzwischen gibt es mehr als 4.000 Schönheitspraxen allein in der Hauptstadt Seoul. Heller Teint, große Augen, spitze Nase, schmale Gesichtsform hat man diese nicht, würde man sich in Korea mindestens einmal Gedanken darüber machen, sich beim Schönheitschirurgen beraten zu lassen. Es stehen die verschiedensten Möglichkeiten offen, diesem Schönheitsideal, das eher dem westlichen Typus entspricht, nahezukommen. Immer häufiger suchen Koreaner plastische Chirurgen oder ästhetische Dermatologen auf. Südkorea steht vor der Bundesrepublik auf Platz 7 der Rangliste der Länder mit den meisten Schönheitsoperationen. Auch ist der Pro-Kopf-Wert an Schönheitsoperationen laut UN-Statistik von 2012 nirgendwo in der Welt so hoch wie in Korea. Heutzutage ist Schönheit eines der am heißest diskutierten Alltagsthemen sowohl bei Frauen als auch bei Männern und ästhetische Eingriffe sind kein großes Geheimnis mehr. Auch Fernsehstars, die für Koreaner als Schönheitsidole gelten, bekennen sich mittlerweile in der Öffentlichkeit zu Schönheitsoperationen. Stars und Medien unterstreichen wie wichtig das Erscheinungsbild ist und schaffen so eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für plastische Operationen. Oft wird sogar erwartet, dass man sich nicht nur deshalb unters Messer legt, um ein Star zu sein, sondern um allgemein im Berufsle- Die Hauptsaison für Schönheitschirurgie liegt in den Winterferien, weil viele Eltern ihrem Kind für bestandene Aufnahmeprüfungen eine Augenlidkorrektur schenken. Bringt man sein Abschlusszeugnis mit, gibt es bei manchen Schönheitspraxen zusätzlich Rabatt auf kleinere Operationen. Die Lidplastik steht auf Platz eins der beliebtesten Korrekturen und gehört zum Routineneingriff - weit vor Fettabsaugung, Brustvergrößerung oder Botox-Behandlung. Beliebt sind nicht nur Lid - oder Nasenkorrekturen, sondern auch der sehr riskante und sehr teure Eingriff am Kiefer, bei dem die Knochen abgeschabt werden, um eine möglichst schmale V-Form des Gesichts zu formen. Neben Schönheitschirurgen bieten auch kosmetische Dermatologen zahlreiche Möglichkeiten zur Verschönerung an. So gibt es unter anderem Peelings, Laserbehandlungen, Akneentfernungen und Kopfhaareverpflanzungen. Der Schönheitsmarkt hat nicht nur Kunden in Korea, sondern auch viele aus dem Ausland. Vor allem aus China, den USA, Japan, Russland und der Mongolei. Vorletztes Jahr kamen ca. 122.000 Touristen zur medizinischen Behandlung nach Korea. 20% davon waren Kunden, die sich bei kosmetischen Dermatologen oder Schönheitschirurgen behandeln ließen. Seit dem 11. Mai 2009 gibt es das sogenannte „Medical Visa“, das es ausländischen Reisenden erleichtert, für medizinische Behandlungen eine längere Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Je nach Dauer der Behandlung kann man das C-3-M (Aufenthalt max. 90 Tage) oder das G-1-M Visum (Aufenthalt max. 180 Tage) beantragen, das innerhalb von wenigen Tagen ausgestellt wird. Es gibt aber auch Patienten, die nach Korea kommen, weil die gewünschten medizinischen Behandlungen für die heimischen Ärzte zu kompliziert, in Korea aber möglich sind. Dazu gehörte unter anderem ein 18 jähriges Mädchen aus China, das an einer sogenannten Glycogenspeicherkrankheit litt. Einer sehr seltenen Krankheit, bei der der Nasenrücken nicht vollständig wächst und sich nur die Nasenlöcher ausbilden. Als auch die Ärzte in China nichts tun konnten, hat das Mädchen in Korea Hilfe gesucht und sie dank hoch spezialisierter Ärzte auch gefunden. Korea strebt danach, den medizinischen Tourismus auch künftig auszubauen und rechnet im Jahr 2020 mit ca. 1 Mio. Patienten. Um dies zu erreichen, wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen. Um günstige Wege für den Gesundheitstourismus zu eröffnen, werden Gesetze überarbeitet, Guidelines für einfache Zahlungsmöglichkeiten erarbeitet und Medical-Visa ausgestellt. Die Regierung arbeitet daran, das Vertrauen in den koreanischen Gesundheitsservice sowie in die Verschönerungsprozeduren zu stärken, indem sie strengere Regeln aufstellt und eng mit den medizinischen Institutionen und Organisationen zusammen arbeitet. Die vielfältigen Möglichkeiten, die weit verbreitete gesellschaftliche Akzeptanz und die hohe Kompetenz der Schönheitschirurgen ermöglichen es, dass auch in Zukunft die Nachfrage nach plastischen Schönheitsoperationen in Korea weiter wachsen wird. Gayeon Ross ist Junior Economist bei der AHK Korea. KORUM Nr. 43 | Februar 2013 29 KORUM Media Data Korea I Unternehmen I Märkte KORUM, the bimonthly magazine of KGCCI publishes articles on Korea's economy, markets, companies, technologies as well as on tax, legal or intercultural issues. The journal also contains information on the activities of KGCCI and its member companies. A special section is contributed by the Swiss Business Hub Korea c/o Embassy of Switzerland in Seoul. Nr. 43 l Februar 2013 KORUM target group consists of KGCCI members and Swiss businesses in Korea and abroad, decision makers of companies doing business with Korea, business associations and relevant public sector institutions. Herausgeber: Circulation: Language: Pages: Frequency: 1,500 copies German minimum 32 (full colour) bimonthly (February, April, June, August, October, December) Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer 8F Hannam Plaza, 85 Dokseodang-ro Youngsan-gu, Seoul 140-884, Korea www.kgcci.com Redaktion KORUM: ADVERTISEMENT RATES Sora Jon sjon@kgcci.com Rates per issue, all pages full colour Redaktion Schweizer Seiten: Page Inside front cover page + page 3 Outside back cover page Page 30 + inside back cover page Inside double page spread Inside front cover page Inside back cover page Inside page Inside 1/2 page Prices (Mil. KRW) 2.2 2.2 2.1 2.0 1.7 1.6 1.4 0.8 Trim size (WxH mm) 420 x 297 210 x 297 420 x 297 420 x 297 210 x 297 210 x 297 210 x 297 210 x 149 Non bleed size (WxH mm) 426 x 303 216 x 303 426 x 303 426 x 303 216 x 303 216 x 303 216 x 303 - Okjeong Monica Baik Director, Swiss Business Hub Korea Tel. + 82-2-3704-4741 seo.sbh-korea@eda.admin.ch I www.osec.ch Anzeigen: Ms. Sunae Ju Tel. + 82-2-37804-645 Fax + 82-2-37804-637 saju@kgcci.com NEXT ISSUE Advertisements and contributions for issue 44: March 29th, 2013 Main topic: “Food Industry” Layout und Druck: DeSIGN SIDAE DISCOUNT RATES Member discount: 10% per ad Frequency discount: 3 issues 5% | 6 issues 10% 30 KORUM Nr. 43 | Februar 2013 © Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer Alle Rechte vorbehalten Recover up to 19% of your expenses in Germany! German VAT Refund Service KGCCI assists you in reclaiming the VAT (Value Added Tax) charged on business related expenses while on business in Germany. 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