denkanstoß 3/2014 - Ulrike Scheuermann

Transcription

denkanstoß 3/2014 - Ulrike Scheuermann
DENKANSTOSS Das Wesentliche leben
Nr. 3/2014
FREILASSENDE LIEBE
Wie wäre eine Liebe, bei der man innerlich frei ist und deshalb auch den anderen Menschen freilassen kann? Bei der niemand als Mangelwesen etwas vom
andern haben will? Darum geht es in diesem DENKANSTOSS. Im nächsten schreibe ich, was konkret hilft, freilassende Liebe zu kultivieren und zu leben.
Sie können den DENKANSTOSS hier online lesen und weiterempfehlen. Alle 15 DENKANSTÖSSE finden Sie im Archiv. Ihre Ulrike Scheuermann.
WAS ICH TUE
In Gedanken verloren trällere ich einen Songtext von Toni Braxton mit: „Unbreak my heart, say vou love me
again, undo this hurt“. Wenig später – ich schlage gerade den Weg runter zum See ein – singt Bill Withers
„Ain’t no sunshine, when she’s gone“ und andere Jogger grinsen mich an, wegen meines Trällerns. Aber was
singe ich da eigentlich mit? Da soll jemand anders mein gebrochenes Herz wieder zusammensetzen, indem
er mir seine Liebe versichert? Und bei Bill Withers ist kein Sonnenschein mehr im Leben, wenn sie weg ist?
Diese Songtexte mit vermeintlichen Liebeserklärungen schreiben dem anderen die Macht über das eigene
Glück zu. Immer weniger kann ich dieser Idee von Liebe zustimmen, die erzählt, besungen, verfilmt und
bedichtet wird – und auf die wir von klein auf hoffen. Ich sehe ja ständig bei meinen Klienten und überall sonst,
was diese Art von Liebe anrichtet, die eher ein Abkommen der gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung ist. Man
will Liebe, Zuwendung, Stärke, Sicherheit oder was auch immer vom Partner haben: „You make me feel alright“.
Sonst würde man schmerzlich die vorher zugedeckte Leerstelle fühlen: „I can‘t live if living is without you“.
Die Dynamik ist oft ähnlich, wie etwa bei Martin: Katja soll ihm ständig zeigen, dass er der wichtigste Mensch in
ihrem Leben ist. Frisch verliebt tut sie das gerne. Martin ist glücklich: Endlich hat er seine große Liebe gefunden.
Mit der Zeit wird Katja jedoch das ständige Zusammensein zu viel, sie will auch mal ihre Freunde treffen. Martin
bekommt Angst, Katja zu verlieren. Eifersüchtig macht er ihr Vorwürfe, um sie mit Schuldgefühlen zu halten. Mäkelt schließlich vor lauter Verzweiflung an ihr rum. Nach zweieinhalb Jahren trennt sie sich von ihm. Martin leidet
unter schlimmsten Verlassenheitsgefühlen und lernt schnellstens seine nächste ideale Partnerin kennen.
Menschen wünschen sich ständig von anderen, mit denen sie in einer bedeutsamen Beziehung stehen, diese
mögen heute den Mangel auffüllen, der zu einer früheren Zeit entstanden ist. „Liebst du mich?“, fragt die
Frau und der Mann sagt nur widerwillig „Ja, Schatz“, weil er merkt, dass er gerade Lückenfüller ist. Sie macht
sich abhängig – und das passiert natürlich nicht nur mit dem Partner, sondern genauso mit Vorgesetzen,
Kollegen, Kunden, Kindern, (Facebook-)Freunden, Wählern. Da heißt „Liebe“ dann wahlweise „Wertschätzung“,
„Gefällt mir“ oder „Wählerstimme“. Aber kein Mensch kann dieses Loch wirklich füllen. Wir überfordern damit.
Wie wäre es also, wenn wir uns unserer ungefüllten Löcher bewusst würden? Den Schmerz des früheren Mangels durchlebten und auflösten? Die daraus entstandenen Wünsche, das Anhaften losließen? Beziehungen zu anderen damit freiließen? Das geht. Zwar nicht leicht. Aber der Weg dorthin ist auch nicht so unerträglich, wie viele
meinen. Wir könnten dann sagen: „Ich freue mich über dich, mit dir. Ich bin dankbar, mit dir zu sein und für alles,
was ist. Deine Liebe, deine Zuwendung beglücken mich. Aber ich brauche sie nicht unbedingt. Ich will nichts von
dir haben. Ich klammere nicht, ich fordere nicht, ich will nicht verändern. Weil schon alles gut ist. Und selbst wenn
du woanders weitergehst, wird es vielleicht nicht leicht für mich und doch wird es gut so sein, wie es ist.“
Liebe ist ein Geschenk. Ein Kind der Freiheit. Nichts muss sein. In einer freilassenden Liebe begegnen sich
bereits einigermaßen vollständige Menschen, die keine zweite Hälfte brauchen. Und das meine ich auch nicht
nur auf einen Menschen bezogen. Das Motiv der freilassenden Liebe: Sich gegenseitig in seiner Entwicklung
unterstützen. Miterleben, wie der andere sich entwickelt. Ihn wachsen lassen – in welche Richtung auch immer der andere will. Verbundenheit erleben. Freude am anderen, mit dem anderen. Verstehen-Wollen anstatt
zu bewerten. Das Wesen des anderen immer umfassender sehen. Ihm in seiner Einzigartigkeit begegnen und
mitschwingen. Erkennen.
Ein Geschenk, alles das. Erfahren in Dankbarkeit und reiner Freude.
Ich teste
einen neuen DENKANSTOSS-Versand: Ob wohl
alles geklappt hat?
Ich wachse
und mein Unternehmen
wächst – beides ziemlich
rasant: geistig-emotional,
spirituell, räumlich, personell.
Was im Leben wirklich zählt“
– weitere 3 Seminartage 2014:
Fr., 5. September 2014
Sa., 27. September 2014
Fr., 28. November 2014
6 x pro Jahr.
„Sachbücher schreiben“
– Intensiv-Seminar am 19.
September 2014:
So formen Sie aus Ihrer Buchidee ein innovatives Konzept
– und schreiben Ihr Manuskript
auch wirklich fertig.
Wie immer mit Abendprogramm. Und mit Abendgast
Ulrike Plessow, Geschäftsführerin bei buchcontact. 2 x pro Jahr.
„Schreiben mit System und
Schaffensfreude“ – Seminar am
10. Oktober 2014:
Die besten Strategien für fokussiertes Denken und inspiriertes
Schreiben.
Bisher nur inhouse, nach hartnäckig vielen Nachfragen nun
auch 2 x pro Jahr als offenes
Seminar, ebenfalls in meinen
neuen Räumen.
„Die zweite Art von Glück“ –
Vortrag Urania Berlin am
9. Dezember um 19:30 Uhr
WEITERDENKEN
beim HÖREN
Nicht weniger schön, so erzählen diese Songs doch von einer festhaltenden, abhängigen Liebe:
„I can‘t live if living is without you“ von Mariah Carey und „Ain’t no Sunshine“ von Bill Withers.
Ganz anders Adele mit„Someone LikeYou“: Sie lässt frei und behält ihreTrauer über eine vergangene Liebe bei sich.
Und Labyrinth feat. Emeli Sandé singen über das Erkennen: „Beneath Your Beautiful“
beim LESEN
Die renommierte Journalistin Gerti Samel schreibt über
ein neues Liebesbewusstsein mit bedingungsloser Liebe
und bettet es in ein umfassendes spirituelles Gedankengebäude ein. Gerti Samel: „Liebe in der neuen Zeit“ (Scorpio).
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