Der große Mime

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Der große Mime
Magazin für Menschen mit Energie • 3/2008
ergo:
MARIO ADORF KOMMT
Der große
Mime
MANAGER
W I RT S C H A F T
Bei Führungskräften groß im Trend:
Trainings mit Hund, Pferd und Lama
Die Bochumer Stahlwerke exportieren
Werkzeuge in die ganze Welt
Ihr orop
Styrsteller
Her in
hum
Boc
Dämmsysteme
aus
EPS
PH-GLD,
das perfekte
Gefälle- und
FlachdachDämmsystem
Wann immer am Bau wirksame Dämmung
gegen Kälte, Wärme und Schall oder Schutz
gegen Nässe gefordert wird, Philippine
bietet die Lösung. Serienprodukte, spezielle
Detaillösungen, branchenbezogene
Sonderausführungen und ein über viele
Jahre gewachsenes Know-how: das sind die
Kernkompetenzen der Philippine. Denn in der
Welt der Philippine dreht sich alles um diese
weißen Kügelchen
– EPS –
expandiertes
Polystyrol.
Optimale
Wärmedämmung
und Schutz
mit PH-WDV
Perimeterdämmung
und Drainage
mit PH-EPS 6+
Trittschall- und
Wärmedämmung
mit PH-EPS T
und PH-EPS
Philippine GmbH & Co. Dämmstoffsysteme KG
Bövinghauser Straße 50-58, D-44805 Bochum
Telefon: 0234 8796-0, Telefax: 0234 8796-102
Internet: http://www.philippine-eps.de
E-Mail: info@philippine-eps.de
ergo:
Ausgabe 3/2008
4
IMPULSE
Editorial • Gewinnen Sie Karten für das Match VfL Bochum – Werder Bremen • E-Smart geht in Serie • Lünen
bekommt modernes Kohlekraftwerk • Drei Fragen an
Reinhard K. Sprenger zur Fußballsprache von Managern •
E-News
6
BRENNPUNKT
Mit dem Tier auf Du und Du: Manager im Zwiegespräch mit Lamas, Führungskräfte Aug in Aug mit Hunden – landauf, landab lassen sich immer mehr Chefs auf
tierische Trainings ein. Warum tun sie das? Und was
bringt es?
10
MARKT
Stahlhart: Mit hoch verschleißfesten Werkzeugen für
Schrottrecycling und Mineralstoffaufbereitung hat die
Stahlwerke Bochum GmbH den Weltmarkt erobert
Schöner Energie gewinnen: Neue Kollektorbleche aus
Stahl für Solarthermie-Anlagen sollen von Architekten
künftig als schicke Fassadenelemente eingesetzt werden
IT-Sicherheit: Die Telekommunikation Mittleres Ruhrgebiet unterstützt kleine und mittlere Unternehmen beim
Schutz ihrer Informationstechnik vor Havarien
14
TRENDS
Mario Adorf live: Die Schauspielerei hat den großen
Mimen schon häufiger ins Ruhrgebiet geführt. Jetzt
kommt er wieder nach Bochum – und mit ein bisschen
Glück sind Sie dabei!
Energieerzeugung zum Anfassen: Einladung zum Besuch des Gas- und Dampfturbinenkraftwerkes in Hamm
Schnitzeljagd im Netz: „Alternate Reality Games“ sind
ein neuer Trend in Sachen Online-Spiele, der auch für
Unternehmen interessant sein könnte
18
6 Alles im Griff oder überfordert? Im Umgang mit Tieren schulen
immer mehr Führungskräfte ihr Sozialverhalten.
KURZ & GUT
Berdis Business: Bangemachen gilt nicht! • Neue Erdgastankstelle • Erfinderische Energie: Das Handy • Wasserbehälter erhält neues Innenleben • Vorsicht, Mausarm! •
Impressum
14 In Bochum drehte er den „Großen
Bellheim“. Jetzt
kommt Mario
Adorf wieder ins
Revier – und Sie
können ihn live
erleben.
16 Virtuelle
Spurensuche:
Mit „Alternate
Reality Games“
Strategien für
Problemlösungen
trainieren.
4 IMPULSE
EDITORIAL
Sich von der Tierwelt inspirieren lassen
– Ingenieure wissen schon lange, dass sich
das lohnt: Flugzeugentwickler studieren
den Flügelschlag von Vögeln, Verkehrswissenschaftler leiten vom Schwarmverhalten
innovative Ansätze der Verkehrssteuerung
ab, und Reifenhersteller wollen wissen, warum Eisbären bei der Robbenjagd mit optimaler Bodenhaftung 100 Meter in neun
Sekunden sprinten können.
Der neueste Trend: Manager feilen in
Konfrontation mit Vierbeinern aller Art an
Führungsstil und Teamverhalten. Auch
hier dienen Tiere als Quelle der Inspiration. Mehr dazu in unserem aktuellen
Brennpunkt.
Lounge-Karten für das Spiel
VfL Bochum – Werder Bremen
Überhaupt ist die Inspiration eine wichtige Triebfeder für Menschen mit Energie.
Das zeigen auch weitere Themen dieser ergo:-Ausgabe: für Schauspieler wie Mario
Adorf ebenso wie für die Entwickler neuer Produkte, Sonnenkollektoren aus Stahlblech zum Beispiel oder eine neue Generation von Online-Spielen.
Erleben Sie Bundesliga-Fußball live! Am 8. November sind die Bremer im Bochumer rewirpower-Stadion zu Gast – und Sie können dabei sein! Denn exklusiv
für unsere Leser haben wir zwei Tickets für die rewirpower-Lounge (Bild) reserviert.
Damit genießen Sie nicht nur das Match VfL Bochum gegen Werder Bremen, sondern auch Lounge-Atmosphäre und anregende Gespräche. Mit ein bisschen Glück
gehören die beiden Tickets Ihnen!
«
Wir wünschen eine inspirierende Lektüre!
Wenn Sie die beiden rewirpower-Lounge-Karten für das Spiel am 8. November
gewinnen möchten, füllen Sie einfach das Antwortfax aus. Einsendeschluss ist
der 17. Oktober.
Ihre ergo:-Redaktion
Elektro-Smart geht in Serie
D
aimler ist auf die Elektroantriebs-Welle aufgesprungen. Der Autohersteller aus Stuttgart will
den aktuellen Smart künftig auch mit Elektroantrieb anbieten. Innerhalb der nächsten sechs Jahre soll der Zweisitzer „in nennenswerter Stückzahl“ produziert werden, so Daimler-Umweltchef Herbert Kohler. Den nötigen Strom soll ein Lithium-Ionen-Akku speichern, der im Vergleich zu herkömmlichen Nickel-Metallhydrid-Batterien leichter und leistungsfähiger ist. Daimler will die aktuelle Generation des
Kleinwagens entsprechend ausstatten. In London kurven seit 2007 bereits 100
E-Smarts über die Straßen. Die Testflotte ist allerdings mit herkömmlichen
Akkus ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 112
km/h und die Reichweite mit 100 Kilometern an.
Das Thema Elektroauto bewegt mittlerweile auch die Bundesregierung. Gemeinsam mit VW, Energieversorgern, Batterieherstellern und
Forschungseinrichtungen soll 2010 der „Flottenversuch Elektromobilität“ in Berlin starten. Zwei
Jahre lang werden dann 20
Elektro-Golfs auf den Straßen
der Hauptstadt getestet. «
Steckdose statt Tankstutzen: Schon bald soll das erste
Smart-Modell mit LithiumIonen-Akku in Serie
gehen.
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IMPULSE 5
Auch NRW-Wirtschaftsministerin
Christa Thoben ließ
es sich nicht nehmen,
einen ersten Spatenstich zu machen.
Hoch effizientes Kohlekraftwerk
wird in Lünen gebaut
Mit dem ersten Spatenstich
haben am 3. September die
Bauarbeiten am neuen Steinkohlekraftwerk in Lünen begonnen. Mit ihrer Beteiligung an
dem Großprojekt sichern sich
die Stadtwerke Bochum, Herne
und Witten ein weiteres Standbein auf dem Energiemarkt. Zusammen werden sie über die
Energie- und Wasserversorgung
Mittleres Ruhrgebiet GmbH
(ewmr) einen Anteil von rund
120 Megawatt von dem neuen
Kraftwerk beziehen, das insgesamt 750 Megawatt Leistung erbringen wird. Der KraftwerksNeubau im östlichen Ruhrgebiet
soll in Zukunft 1,6 Millionen
Haushalte mit Strom beliefern
und 2012 ans Netz gehen.
„Unserem Ziel, bis 2012 zwei
Drittel unseres Stromabsatzes
selbst zu erzeugen, kommen
wir damit ein großes Stück näher“, sagt Dietmar Spohn, ewmrGeschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Tria-
nel Power-Projektgesellschaft
Kohlekraftwerk Lünen GmbH &
Co. KG. Dank modernster
Dampfturbinentechnologie wird
in Lünen eines der weltweit effizientesten Kohlekraftwerke mit
einem Wirkungsgrad von 46
Prozent errichtet. Je höher der
Wirkungsgrad, umso effizienter
und klimafreundlicher arbeitet
ein Kraftwerk.
Zum Vergleich: Im weltweiten Durchschnitt haben Kohlekraftwerke einen Wirkungsgrad
von nur 30, im EU-Durchschnitt
von 38 Prozent. Die Technik, die
beim Neubau in Lünen eingesetzt wird, verringert sowohl den
Ausstoß von CO2 als auch den
Energieverbrauch pro erzeugter
Kilowattstunde deutlich. An
dem 1,4 Milliarden Euro teuren
Projekt sind 31 kommunale
Energieversorgungsunternehmen beteiligt, die unter der Federführung der Trianel PowerProjektgesellschaft Kohlekraftwerk Lünen GmbH (TPK) agieren.
«
3
Fragen an …
… Top-Manager-Autor Dr. Reinhard K. Sprenger zur
These, dass Manager und Fußballtrainer vieles gemeinsam haben. Diese These vertritt er in seinem neuen
Buch, das sich mit der Fußballsprache befasst.
„Fußball als universelle Sprache“
Warum sollten Chefs öfter „Fußballsprache“ sprechen?
Fußball spricht eine Sprache, die die ganze Welt versteht. Sie ist
dabei extrem anschaulich. Denken Sie an Wendungen wie „ein
Eigentor schießen“, „den Ball flach halten“ oder eben „gut aufgestellt“ – das Passepartout für gute Produkte, schlagkräftige
Mannschaft, effiziente Organisation und Zukunftsoptimismus.
Der Fußball liefert vielleicht auch die einzige Sprache, in der sich
Menschen unterschiedlicher sozialer Zugehörigkeit ungezwungen verständigen können.
Was kann ein Unternehmen vom Fußball lernen?
Dass Leistung und Erfolg nicht dasselbe sind. Dass es heute keine Stammplätze mehr gibt. Dass gute Spieler selten gute Trainer
sind. Dass ein Trainer eine Mannschaft nur zu 10 Prozent besser machen kann, aber zu 50 Prozent schlechter. Wie man die
Energien unterschiedlich bezahlter und talentierter Einzelner zur
Geltung bringt, sodass es dem Gemeinsamen nutzt. Und dass
noch nie eine Mannschaft gewonnen hat, die nur auf die Anzeigetafel geschaut hat.
Was funktioniert auf dem Rasen, aber nicht am Schreibtisch?
Im Fußball kann man einen Spieler leichter vom Feld nehmen,
als das in der Wirtschaft möglich ist. Und die Regeln für Fußball sind überall auf der Welt gleich; die Regeln für gute Führung
nicht. Es wäre naiv, in Frankreich genau so führen zu wollen wie
in Skandinavien. Und wenn Sie in Thailand Feedbackgespräche
einführen wollen, werden Sie Ihr blaues Wunder erleben …
„Gut aufgestellt – Fußballstrategien für Manager“,
Campus Verlag, 24,90 Euro
E-NEWS
Waschen fast ohne Wasser
Nur etwa eine Tasse Wasser braucht eine
Waschmaschine, die Forscher aus Großbritannien entwickelt haben. Kleine Plastikgranulate ziehen bei dem neuen Verfahren die Flecken aus der Kleidung. Tausende dieser Granulate werden gemeinsam
mit der Wäsche, etwas Wasser und dem
Waschmittel geschleudert. Dabei saugen
sie den Schmutz aus der Wäsche und absorbieren ihn. Mit dem Verfahren könnten Milliarden Liter Wasser und viel
Energie gespart werden. Nur zwei Prozent
des herkömmlichen Wasser- und Energieverbrauchs benötige die neue Maschine,
so die Wissenschaftler der Universität
Leeds.
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Aus für die Glühbirne
Die klassische Glühlampe soll ab 2009 aus
den Fassungen verschwinden. Das sieht
ein Plan der Europäischen Kommission
vor. Noch in diesem Jahr sollen Umweltstandards für Glühlampen festlegt werden
– und die traditionelle Birne dürfte diese
Standards, durch die auch der Kohlendioxid-Ausstoß verringert
werden soll – im Gegensatz zu Energiesparlampen nicht erfüllen. Glühlampen gelten als besonders ineffizient, weil sie einen Großteil der Elektrizität nicht in Licht, sondern
in Wärme umwandeln.
Den Wind studieren
Windkraft boomt, und so steigt auch der
Bedarf der Industrie an Fachkräften im Bereich Windenergie. Die Hochschule Bremerhaven reagiert darauf – mit einem neuen Studiengang: Ab dem Wintersemester
2008/2009 können Studierende den neuen Schwerpunkt Windenergie- und Meerestechnik im Bachelorstudiengang Maritime
Technologien wählen. Die
Studierenden lernen in
dem neuen Studienschwerpunkt, Windenergieanlagen zu projektieren, in Betrieb zu nehmen
und zu betreiben.
6 BRENNPUNKT
Kommunikation ist alles: Bei „Horse Competence“ lernen Chefs in einer Reithalle,
auf die Signale von Pferden einzugehen.
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BRENNPUNKT 7
Wer ist hier der Chef?
Als Kevin Costner mit dem Wolf tanzte, da konnte wohl niemand ahnen, dass ein solches
Zwiegespräch in der Natur zu einer fundierten Manager-Ausbildung gehören könnte. Seit
einiger Zeit nämlich entdecken viele Führungskräfte die Interaktion mit dem Tier. Sie nutzen
diese Tiercoachings, um etwas über sich selbst zu lernen
A
uf deutschen Äckern, quer durch die
Republik, zeigen Wölfe, Hunde, Pferde, ja sogar Lamas den Managern, wo
es langgeht – oder auch nicht. Immer mehr
Seminaranbieter haben sogenannte tiergestützte Trainings für Führungskräfte im Programm. Und über mangelnde Kundschaft
können sie nicht klagen. Hunderte Manager
wollen durch Tiere lernen, besser zu führen.
Dabei klingt es auf zunächst schon ein wenig verrückt: Nach all den Rollenspielen,
Konflikttrainings, nach Argumentationsseminaren und Selbstbewusstseinskursen für Manager sollen nun Tiere nonverbal vermitteln,
was Chefs noch besser machen könnten. Bist
du ein guter Teamplayer? Bist du ungeduldig? Kannst du Verantwortung abgeben? Hast
du Vertrauen?
Schon seit einigen Jahren gibt es in der
Manager-Literatur auffällig viele Autoren, die
auf Tier-Analogien setzen. Geschichten aus
der Welt der Mäuse und Bären sollen die Geheimnisse des Erfolgs anschaulich vermitteln.
Der neueste Trend in diesem Bereich sind
nun Tierseminare für Manager. Ein Grund dafür liegt wohl in der Natur selbst: „Tiere geben sofort ein ehrliches Feedback“, sagen viele Kommunikationstrainer. Genau deshalb
stehen in der Nähe von Bremen Manager in
einer Pferdehalle, deshalb laufen Führungskräfte auf einem Gelsenkirchener Acker mit
einem Lama an der Leine, deshalb suchen
Chefs an einem Tagungsort in Süddeutschland in Hundeaugen nach Signalen. Sie alle
wollen Antworten aus der Natur.
„Einem Hund ist es egal, ob man Chef eines Unternehmens ist, er kommuniziert sehr
direkt. Das sind Unternehmer in ihrer Position gar nicht mehr gewöhnt“, sagt Patricia
Elfert. Sie ist Manager-Coach in Rosengarten
bei Hamburg, hat vor etwas mehr als einem
Jahr die „Coach Dogs“ gegründet und mittergo: 3/08
lerweile mehrere Preise für ihre kreative Unternehmensentwicklung bekommen. Mit
fünf Hunden, darunter ein kleiner Terrier für
Teamübungen, schult sie Manager aus ganz
Deutschland darin, „sensibel auf andere Signale als Sprache zu reagieren“. Ein Hund habe ja nur die Körpersprache, aber das heiße
nicht, dass er nichts zu sagen habe.
„Auf der Chefebene sind sich viele ihrer
Ecken und Kanten nicht wirklich bewusst“,
weiß die Kommunikationstrainerin. Eine beliebte Aufgabe ist zum Beispiel, das Tier zu
führen. Erst mit und dann ohne Leine. Führen ist ein zentrales Thema, egal ob nun am
anderen Ende ein Hund oder ein Lama läuft.
Insgesamt scheint das nämlich eine Aufgabe zu sein, die nicht alle gleich gut bewältigen, die aber viel über den Führenden zeigt.
„80 Prozent kaschieren ihre Unsicherheit im
Beruf mit Arroganz“, sagt die Hundetrainerin. „Klassische Angstbeißer.“ Wenn die vor
dem Tier stehen, dann funktioniert Arroganz
aber nicht.
„Im Zusammensein mit einem Hund
kommt es auf präzise Kommunikation an“,
Ein eingespieltes Team: Managercoach Patricia Elfert und ihr Trainingshund zeigen Führungspersönlichkeiten, wie sie ihr Teamverhalten verbessern können.
8 BRENNPUNKT
An der Leine führen: In
Gelsenkirchen-Buer können
Chefs mit Lamas spazieren
gehen und so etwas über
ihre Führungsqualitäten
lernen. Hier versucht ein
Seminar-Teilnehmer, das
Tier zu steuern.
» Lamas sind für gestresstes Führungspersonal
besonders geeignet. «
Beate Pracht, Coaching-Trainerin und Gründerin von „Prachtlamas“
sagt Patricia Elfert. Wenn der Hund auch ohne Leine folgt, dann ist das ein „Aha-Erlebnis mit Nachhaltigkeit“. Zu einer guten Schulung gehört natürlich auch eine Videoanalyse. „Fortschritte zu sehen ist wichtig “, sagt
die Trainerin.
Einer international durchgeführten Studie zufolge, müssen Top-Manager im
deutschsprachigen Raum viel öfter aus dem
Theorie ist so wichtig wie die Praxis: Seminarteilnehmer von „Coach Dogs“ tauschen
ihre Erfahrungen aus.
Unternehmen scheiden als im weltweiten
Schnitt. Im Jahr 2007 haben 19,7 Prozent den
Chefsessel räumen müssen, der internationale Durchschnitt lag bei 13,8 Prozent. Das ist
ein Ergebnis einer Datenerhebung bei 2.500
weltweit größten Unternehmen, durchgeführt von der internationalen Strategieberatung Booz Allen Hamilton. Der Druck auf
Top-Manager wächst also hierzulande, während auf anderen Kontinenten Chefs tendenziell eher durchatmen könnten. Als Gründe
nennen Analysten zum Beispiel einen stärkeren Überwachungsdruck durch Aufsichtsräte. Wer nicht gut abliefert, der muss sich
hier kritischeren Fragen stellen. Es ist also
kein Wunder, dass Führungskräfte daran interessiert sind, ständig ihre Wirkung und ihren Marktwert zu analysieren, zu verbessern
– und wenn es in bestimmten Bereichen mit
Tieren funktioniert, warum nicht?
Auf einer grünen Wiese in GelsenkirchenBuer hat Beate Pracht ihre Lamas stehen.
Auch sie ist ein Coach für Führungskräfte,
auch sie ist mit Gründerpreisen geehrt. „In
der Begegnung mit dem Tier findet eine ganz
starke Spiegelung statt“, sagt die Trainerin.
Eine derzeit sehr gefragte Erfahrung. Lamas seien für gestresstes Führungspersonal
besonders geeignet, weil sie ein „sanftes Wesen haben und zur Entschleunigung beitragen können“. Manager können zum Beispiel
mit dem Lama spazieren gehen. Diese besondere Form der Stressbewältigung sei ein einzigartiges Angebot. Zu ihr kommen Chefs aus
ganz Deutschland.
Das Lama-Konzept baut auf Stärkung der
eigenen Fähigkeiten, auf Theorie und Praxis.
Und mit dem Lama würden sich hervorragend gruppendynamische Prozesse trainieren
lassen, es könne sich leicht von mehreren
führen lassen.
„Einmal“, erinnert sich Beate Pracht, „da
haben zwei Frauen und ein Mann das Lama
führen sollen.“ Erst war der Mann dominant,
die Frauen haben sich mitziehen lassen. Das
Lama war verwirrt. Irgendwann aber habe das
Zusammenspiel funktioniert und die Erkenntnisse seien bei den Teilnehmern nur so
gepurzelt. Den Frauen sei klar geworden, dass
sie sich nicht überrumpeln lassen dürfen. Der
Mann konnte zudem erkennen, dass er auch
mal die Zügel locker lassen muss. Nicht nur
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BRENNPUNKT 9
auf dem Acker. Beate Pracht sagt dazu
„emotionales Lernen“.
Wissenschaftler nennen diese Form der
Naturbeobachtung „Wirtschaftsbionik“, eine
junge Disziplin (siehe Interview rechts). Der
erste historische Bioniker war streng genommen Leonardo da Vinci. Er hat versucht,
Flugmaschinen zu konstruieren, indem er die
Anatomie von Vögeln als Vorlage nahm. Die
Wirtschafts- oder auch Organisationsbioniker greifen sich nun Naturprinzipien, um daraus für ihr Unternehmen zu lernen.
Dass es nämlich teils nur durch Zuschauen funktionieren kann, will Janet Nagel bei
ihrem Manager-Seminar mit Wölfen im
Wildpark Schorfheide präsentieren. Hier
können Führungskräfte unter anderem die
scheuen Tiere beobachten und daraus Schlüsse ziehen. Ein Wolfsrudel organisiert sich anders als ein Büro. Der Leitwolf ist nicht immer der Stärkste, hat aber die meisten sozialen Kompetenzen. „Diese Form des Seminars
wird zunehmend nachgefragt“, sagt Janet Nagel. „Dabei machen wir dafür keine besondere Werbung.“
Um soziale Kompetenzen geht es auch bei
der Begegnung zwischen Managern und Pferden. Diese Fluchttiere, groß und Respekt einflößend, sind Teil des Manager-Coachings
von „Horse Competence“ in der Nähe von
Bremen. Katharina von Lingen hat dort als
Coach die Zügel in der Hand. Regelmäßig stehen Chefs in der Reithalle, die „ihr eigenes
Führungsverhalten reflektieren wollen“.
Mehr als 100 sind in den letzen zwei Jahren
hier geschult worden. Sie alle haben versucht,
Kontakt mit dem Pferd aufzunehmen, haben
ihre Scheu vor dem Tier überwunden, haben
Rollen eingenommen und reflektiert. Offenbar mit Erkenntnisgewinn. Ein Chef eines
Call-Centers sagte nach dem Training: „Ich
möchte geliebt werden, aber es führt mich
nicht immer zu meinem Ziel. Es ist besser,
eine klare Ansage zu machen.“
Ist es so einfach? Kann die Wirtschaftbionik frischen Wind in Unternehmen bringen?
Martin Schönung, Managementforscher
von der RWTH Aachen, meint: „Die Wirtschaft kann sicher einiges von den Prinzipien
im Tierreich lernen.“ Dennoch müssten Biologen und Managementwissenschaftler noch
enger zusammenarbeiten, um wirklich neue
Konzepte zu entwickeln.
«
WEITERE INFOS
www.coach-dogs.com
www.horse-competence.de
www.prachtlamas.de
www.wildpark-schorfheide.de
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„Manche Manager
sind wie ein Gepard“
Gudrun Happich ist Diplom-Biologin,
hat zudem lange als Führungskraft in
Unternehmen gearbeitet. Dieses Wissen
nutzt sie, um als Wirtschaftsbionikerin
Führungskräfte zu beraten. Über
Chancen und Grenzen dieser neuen
Disziplin.
Was ist Wirtschaftsbionik?
Das ist eine junge Disziplin. Der Begriff der „Bionik“ wurde 1960
geprägt. Die Bionik ist systematisches Lernen von der Natur und
grenzt sich von der reinen Naturinspiration ab. Erst in den letzten
Jahrzehnten hat sich die Bionik zu einer etablierten Wissenschaftsdisziplin entwickelt. Autos und Flugzeuge wurden naturähnlich konstruiert und dadurch auch effektiver. Mit Beginn der 90er-Jahre hat
man begonnen, diesen Blick auf die Natur zu nutzen, um zum Beispiel Prozesse aus der Tierwelt beziehungsweise komplexe biologische
Prozesse in der Natur auf Organisationen oder Unternehmen zu übertragen und daraus Vorteile zu ziehen. Das nennt man dann Wirtschaftsbionik. Mittlerweile ist das ein Trend, manche nutzen das leider zu sehr als Marketinginstrument.
Wo liegen denn die Fallen einer solchen Herangehensweise?
Es geht nicht, dass man Situationen stumpf von Tier auf Mensch überträgt, quasi lediglich kopiert. Vielmehr sind das Metaphern, vor allem aber Prozesse, die es zu verstehen gilt. Man kann von der Natur
viel für die Arbeitsorganisation lernen, muss aber immer abstrahieren können.
Was bringen diese Metaphern in der Praxis?
Nun, wir haben es auf der Führungsebene immer mit intelligenten
Menschen zu tun. Die wissen viel über Organisation, aber sie können dieses Wissen mitunter nicht zur richtigen Zeit abrufen. Wenn
sie ein bestimmtes Bild aus der Natur vor Augen haben, dann kann
ihnen das bei Stress helfen. Was spricht dagegen, von Prozessen zu
lernen, die seit so vielen Millionen Jahren existieren?
Und was sagt die Natur den Chefetagen?
Manager sind oft total überarbeitet. Mit dem Satz: „Mach mal langsam“ bewirkt man nichts. Wenn man mit ihnen über Prinzipien aus
der Natur spricht, dann ist das einleuchtender. Manche Manager sind
hier dem Gepard-Typ ähnlich. Wenn ein Gepard etwas will, dann
mobilisiert er für einen kurzen wichtigen Augenblick seine ganzen
Kräfte. In diesem Augenblick ist er der Schnellste der Welt. Hat er
seine Beute, dann ist er völlig platt. Er muss sich ausruhen. Andere
sind eher Teamplayer und Dauerläufer wie Löwen. Mit solchen Metaphern kann man arbeiten und erreicht oft mehr als mit irgendwelchen Psycho-Spielchen. Das schreckt manche Manager nämlich total ab.
10 MARKT Kundenporträt
Beständigkeit aus Stahl
Mitten in Bochum stellt die Stahlwerke Bochum GmbH Verschleißwerkzeuge her – und exportiert sie
von dort in die ganze Welt. Denn
rund um den Globus sind die Produkte bekannt für ihre hohe Verschleißfestigkeit.
E
s geht heiß her bei der Stahlwerke Bochum GmbH (SWB). Rot leuchten die
Ziffern der Digitalanzeige: 1.648. Auf
über 1.600 Grad Celsius hat der Ofen den
Stahl erhitzt. Ein letztes Mal prüft ein Mitarbeiter im Blaumann mit einem langen Stab
die Temperatur. Dann ertönt eine Glocke. Der
Ofen neigt sich über die Pfanne – und rund
sieben Tonnen gelb-orange glühender Stahl
ergießen sich in den Auffangbehälter. Aus
diesem Material entstehen Verschleißwerkzeuge, die überall in der Welt da eingesetzt
werden, wo die Beanspruchung am größten
ist: in Schreddern, Brechern und Recyclinganlagen.
Seit 20 Jahren ist das Unternehmen auf
hoch verschleißfesten Guss für Schrottrecyc-
ling und Mineralstoffaufbereitung spezialisiert – und hat sich damit einen international guten Ruf erworben. „Die Stahlwerke Bochum GmbH gehört in diesem Bereich zu
den führenden Gießereibetrieben weltweit“,
berichtet Jörg Kleinecke, Leiter Administration.
Das Besondere der Produkte aus dem Bochumer Unternehmen: die hohe Verschleißfestigkeit. Wie diese erreicht wird, ist allerdings ein Betriebsgeheimnis. „Spezielle Bearbeitungsprozesse“ wie etwa die richtige Wärmebehandlung und die unterschiedliche Abkühldauer seien Ergebnisse der jahrelangen
Erfahrung – und ein gut gehüteter Teil des
Firmenerfolgs.
Bis aus dem flüssigen, glühenden Material stahlharte Hämmer, Schlagleisten und
Mahlkugeln werden, sind zahlreiche Arbeitsschritte erforderlich. Zunächst wird der
Stahl in Formen vergossen. Wie in einem
Rangierbahnhof stehen diese auf Rollbändern bereit. Darüber schwebt die Pfanne an
einem Kran. Drei Mitarbeiter, gut geschützt
in silbernen Aluminiummänteln, halten das
riesige Gefäß mit Stangen an seinem Platz
und öffnen den Ausguss direkt über dem
Trichter der Formen. Funken sprühen, ein dicker Strahl gleißenden Stahls ergießt sich hinein.
„Die Formen sind aus Sand gefertigt“, erläutert Jörg Kleinecke. Dazu wird dieser mit
» Wir sind in diesem
Bereich einer der
führenden Gießereibetriebe weltweit. «
Jörg Kleinecke, Leiter Administration
der Stahlwerke Bochum GmbH
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MARKT Kundenporträt 11
m-box
Verbrauchsdaten im Blick
gegossen
Luftdruck in große Wannen gepresst. Rund
24 Stunden muss der Stahl darin abkühlen.
Dann kann man den Sand einfach aus der
Form klopfen. Wärme- und Kältebehandlung, Schleifen und Polieren sind nur einige der vielen weiteren Schritte.
Am Ende stapeln sich die fertigen Produkte auf dem Hof hinter der rund 250 Meter
langen Werkshalle: Hämmer, die aussehen
wie massive, flache Glocken, bogenförmige
Prallelemente, die man kaum anheben kann,
und Mahlkugeln, doppelt so groß wie ein
Gymnastikball, die hohl sind und trotzdem
nicht von der Stelle zu bewegen. Zum Einsatz kommen diese Werkzeuge zum Beispiel
auf Schrottplätzen oder bei der Kohlevermahlung. „Fast 11.000 Tonnen gegossener hoch
verschleißfester Werkzeuge liefern wir pro
Jahr“, sagt Jörg Kleinecke.
Dass die Stahlwerke Bochum GmbH ein
sehr energieintensives Gewerbe betreibt,
liegt auf der Hand. Strom für die elektrischen
Schmelzöfen, Gas unter anderem für die Wärmebehandlung des Stahls und Wasser, um
das Material zu kühlen – da kommt jeden
Monat einiges zusammen.
Der Stromverbrauch von SWB zum Beispiel liegt bei 700 bis 900 Megawattstunden
im Monat – das ist rund 2.000-mal so viel,
wie ein Privathaushalt mit vier Personen im
Jahr verbraucht. Bei Gas und Wasser sieht es
ähnlich aus.
ergo: 3/08
Deshalb hat SWB Anfang des Jahres eine m-box der Stadtwerke Bochum installieren lassen (siehe Infokasten). Angeschlossen
an den Mini-Computer sind zurzeit elf verschiedene Zähler – und alle 15 Minuten gehen von diesen Zählern Daten bei der m-box
ein. Auf seinem PC kann Jörg Kleinecke die
Messwerte jederzeit einsehen.
„Mit der m-box kann man die Verbräuche direkt am PC analysieren“, erklärt Kleinecke den Vorteil. „So ist es möglich, Einsparpotenziale zu ermitteln und Abweichungen
sofort zu erkennen.“ Ein weiterer Pluspunkt:
Wenn einmal pro Quartal die Daten für die
Ökosteuerrückerstattung benötigt werden,
können diese an einer Stelle zentral abgelesen werden, und eine Dokumentation liegt
ebenfalls direkt vor.
Tradition und Moderne – beides geht bei
der Stahlwerke Bochum GmbH Hand in
Hand. Die Usprünge des Unternehmens gehen auf eine vor fast 200 Jahren gegründete Seilerei zurück. Lange Zeit gehörte es zum
ThyssenKrupp-Konzern, seit 2004 ist SWB ein
inhabergeführtes Unternehmen mit 140
Mitarbeitern und mittlerweile drei geschäftsführenden Gesellschaftern der SWB Holding
GmbH: Bruno Mayer, Wolfgang Callies und
Stephan O. Mayer.
Nicht nur durch den Namen, auch
durch den Standort mitten in der Stadt bekennt sich SWB zum Standort Bochum. „Be-
Melden, messen und
managen – das sind
die drei Stärken der mbox. Die m-box ist ein
Gerät, das es dem Nutzer ermöglicht, Häuser,
Betriebe oder Anlagen
Zähler wie dieser
zentral und sogar aus
liefern Daten an
der Ferne zu überwadie m-box.
chen. Sie bietet Vorteile sowohl für ganze Unternehmen als auch für
einzelne Immobilien. Für Unternehmen ist die
m-box besonders interessant bei der Verbrauchsanalyse. Ein PC mit Internetverbindung
genügt, um die m-box zu bedienen – und sich
alle Verbrauchsdaten zeitnah auf dem Bildschirm anzeigen zu lassen. So bietet die m-box
auch die Möglichkeit, Geräte, Beleuchtung und
Heizung aus der Ferne ein- oder auszuschalten und Verbrauchsdaten zu kontrollieren. Entsteht eine Störung, versendet die m-box sofort
eine Meldung via SMS oder Fax.
K O N TA K T
Stadtwerke Bochum GmbH
Fritz Nethke
Tel.: (0234) 960 - 3500
Fax: (0234) 960 - 3529
fritz.nethke@stadtwerke-bochum.de
ständigkeit“ lautet das Motto – ganz gleich,
wie man den Begriff Beständigkeit umschreibt: Ob mit haltbar, strapazierfähig, unvergänglich oder bodenständig. Das gilt für
das Firmenprofil ebenso wie für die Produkte, die in Bochum hergestellt werden.
«
K O N TA K T
Stahlwerke Bochum GmbH
Castroper Str. 228
44791 Bochum
Tel.: (02 34) 5 08 - 2
Fax: (02 34) 5 08 - 5 10 37
www.stahlwerke-bochum.com
Entwickeln Stahl-Lösungen
für Solarthermie: Dr. Michael
Steinhorst, Dr. Nicole Weiher
und Dr. Roman Glass (von
oben) vom DOC Dortmunder
Oberflächen Centrum. Im Vordergrund ein Prototyp für
einen Solarthermie-Kollektor.
Die am DOC entwickelten Bleche machen diesen Nachteil wett. Sie lassen sich wie
herkömmliche, farbige Fassadenelemente
verwenden, und sie sind ebenso stabil wie andere Stahlbleche. Eine der Herausforderungen liegt in dem Einfangen von möglichst
viel Sonnenenergie in der senkrechten Position. Dafür sorgt ein sogenannter solarselektiver Lack. In ihm sind mikroskopisch kleine Aluminiumstücke verteilt, die das Sonnenlicht mehrfach reflektieren.
Heißes
Wasser
in der
Bürowand
Eine Gebäudefassade, die Wasser
erhitzt? Keinesfalls eine absurde
Idee. Das Dortmunder OberflächenCentrum (DOC), eine Tochter von
ThyssenKrupp Steel, entwickelt speziell beschichtete Stahlbleche für
Fassaden, die die Strahlung der Sonne in warmes Wasser verwandeln.
D
as Stichwort ist Solarthermie: Im Gegensatz zu Photovoltaik-Anlagen produzieren solarthermische Systeme
keinen Strom, sondern Wärme. Mit steigenden Energiepreisen rechnet sich diese Form
der Sonnenenergie immer mehr. Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft
(BSW) wurden in Deutschland im Jahr 2007
rund eine Million Quadratmeter Kollektorfläche im Bereich Solarthermie neu installiert.
Die Prognose: weiter steigend.
Für ThyssenKrupp Steel liegt ein Teil der
solarthermischen Zukunft in den beschichteten Blechen der Dortmunder Forscher,
denn die füllen eine Lücke.
Bislang besteht ein solarthermischer Kollektor aus einem Aluminiumrahmen mit einer gläsernen Abdeckung. Das Sonnenlicht
fällt durch das Glas auf einen dahinter liegenden Absorber. Dieser nimmt die Sonnenenergie auf und gibt sie als Wärme an Wasser (Wärmeträgermedium) weiter, das in Rohren im Absorber zirkuliert. Das Ergebnis:
durch die Sonne erhitztes Wasser. Der Nachteil: Die mit Glas abgedeckten Kollektoren
sind nicht überall an Gebäuden einsetzbar –
aus ästhetischen wie auch aus praktischen
Gründen.
Im Ergebnis heizt sich das Blech sehr stark
auf. Die Hitze wird dann wie bei herkömmlichen solarthermischen Systemen an Rohre weitergeleitet, in denen Wasser fließt. Die
Rohre sind nach außen unsichtbar hinter den
Stahlblechen verborgen.
Noch sei die Technik nicht reif für die
Großanwendung, so ThyssenKrupp Steel. Ein
Ziel ist, die Stahlabsorber günstiger anzubieten als herkömmliche solarthermische Kollektoren.
Eingesetzt wird die Solarthermie zur Unterstützung der Heizung oder für das Erhitzen von Brauchwasser. Insgesamt erreichen
solarthermischen Anlagen in Deutschland
aktuell eine Leistung von rund 4,4 Terawattstunden. Das entspricht rund 500 Millionen
Litern Heizöl, die eingespart wurden.
Nach oben ist bei der Solarenergie – ob
Photovoltaik oder Solarthermie – noch
reichlich Luft. Pro Quadratmeter bestrahlt die
Sonne die Erde mit durchschnittlich 1,37 Kilowatt. Die gesamte Strahlungsleistung liegt
nach Berechnungen der NASA bei 167.000
Terawattstunden pro Jahr – 3.000-mal höher
als der globale Energieverbrauch.
«
WEITERE INFOS
www.thyssenkrupp-steel.com/doc
ergo: 3/08
MARKT Informationstechnologie 13
Unternehmens-IT
besser schützen
Informationssicherheit ist mehr als Technik. TMR unterstützt kleine und mittlere
Unternehmen beim Sicherheitsmanagement – damit die große Havarie ausbleibt.
V
irenscanner, Firewall, Spam-Filter – auf
solche technischen Hilfsmittel kann
heute kaum ein Unternehmen mehr
verzichten. Doch ist es mit Technik nicht immer getan: „IT-Sicherheit bedeutet heute, ein
strategisches und prozessorientiertes Sicherheitsmanagement zu etablieren“, sagt Thomas Neumann, Informationssicherheitsbeauftragter und Leiter IT-Services und Internet bei TMR.
Kostenträchtige Computer-Havarien, wie
zum Beispiel durch unzureichenden Schutz
verloren gegangene Kunden- oder Auftragsdaten, lassen Geschäftsführer von kleinen
und mittleren Unternehmen (KMU) aufhorchen. Oft nämlich wird erst dann klar, dass
die Informationssicherheit nicht den Stellenwert innehatte, der ihr zusteht.
„In kleinen und mittleren Unternehmen
wird Informationssicherheit oft nicht als
Kernaufgabe empfunden, denn sie trägt
nicht originär zum Geschäft bei“, erläutert
Neumann. „Kommt es aber zum Schaden, ist
die Geschäftsführung in der Pflicht.“ Nicht
zuletzt seit der Aufnahme von IT-Bestimmungen in Gesetze und Richtlinien – wie dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KontraG) oder den Eigenkapitalvorschriften Basel II – sollte das
Thema Informationssicherheit bei Geschäftsführern mit ganz oben auf der Agenda stehen. Seitdem entscheidet ein Sicherheitsmanagement in der Informationstechnik zum
Beispiel mit über die Risikobewertung und
damit die Bonität eines Unternehmens.
Besonders wichtig ist, vereinfacht
gesagt, der Nachweis, dass alles im Rahmen der Wirtschaftlichkeit Nötige und
Mögliche unternommen wurde, um
einen Schaden zu vermeiden – und
das nicht einmalig durch Technik,
sondern durch einen kontinuierlichen Prozess. Gerade bei KMU entsteht hier allerdings ein Problem:
„KMU sind personell oft nicht in der
ergo: 3/08
Lage, die Anforderungen zu erfüllen“, so
TMR-Experte Thomas Neumann.
Die Regelwerke, mit denen die Informationstechnik einem Check unterzogen wird,
Lücken gefunden und gestopft werden und
schließlich ein Sicherheitsmanagement etabliert wird, sind komplex. Um KMU hier zu
unterstützen, haben sich Thomas Neumann
und sein Kollege Ingo Totzauer vom TÜV
zum geprüften Fachmann für Informationssicherheit ausbilden lassen. Bei ihrer Arbeit
halten sich die Mannen an bewährte Konzepte und einschlägige Kriterien, etwa den Sicherheitsstandard ISO 27001, nach
dem Unternehmen ihr Sicherheitsmanagement auch zertifizieren lassen können.
Nicht immer sind Zertifizierungen nötig und sinnvoll. Zum
Beispiel bei Zulieferbetrieben aber
kann vom größeren Geschäftspartner eine Zertifizierung verlangt werden.
„Wichtig ist, dem Sicherheitsmanagement langfristig
entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen“, sagt Thomas Neumann. Ausfälle können dann zwar immer noch vorkommen,
aber im Fall der Fälle hat man bei einer Havarie der Technik größeren Verlusten einen
Riegel vorgeschoben.
«
K O N TA K T
Telekommunikation Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Brenscheder Straße 62
44799 Bochum
Thomas Neumann
Tel.: (0234) 960-380
info@tmr.net
14 TRENDS live
Wiedersehen mit dem
großen Bellheim
Vor 17 Jahren drehte Mario Adorf
im Bochumer Kortumhaus die TVErfolgsserie „Der große Bellheim“.
Im November ist er wieder da: zum
Atriumtalk der Stadtwerke Bochum
mit Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer.
Eine Annäherung an den markanten
Mimen.
E
in riesiges Kaufhaus im alten Stil: mit
Verkaufsgalerien über fünf Etagen, Lüstern aus Messing und einer hölzernen
Freitreppe – das war die Kulisse für einen der
großen TV-Serien-Erfolge der 90er-Jahre. Als
„Der große Bellheim“ brachte Mario Adorf
damals sein Kaufhaus-Imperium wieder auf
Erfolgskurs – und eines der bekanntesten Bochumer Gebäude auf die Bildschirme der gesamten Fernsehnation. Denn gedreht wurde
Dieter Wedels Mehrteiler im Jahr 1991 im
schmucken Kaufhaus Kortum mitten in der
Bochumer Innenstadt.
Kurz darauf musste auch Kortum ums
Überleben kämpfen – ein Kampf,
der, anders als in der Bellheim-Geschichte, verloren
ging: Ende der 90er-Jahre schloss das Traditionswarenhaus seine
Pforten. Für Mario Adorf hingegen bedeutete „Der große Bellheim“ einen deutlichen
Karriereschub. Mit dieser Serie und mit „Der
Schattenmann“ eroberte der ergraute Filmstar nach mehr als 100 bereits gedrehten Filmen endgültig die Herzen des deutschen Publikums.
„Der große Bellheim war in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall, nicht nur für mich“, hat
Mario Adorf später erklärt. Zum einen, weil
Regisseur Dieter Wedel ihn damit aus dem
„Charakterfach“ geholt und als „Mittelpunktschauspieler“, also als Hauptdarsteller
eingesetzt habe. Aber auch, weil „die Geschichte der Alten, die in unserer Gesellschaft
noch eine wichtige Rolle spielen können, als Zeitthema den Nagel auf den
Kopf getroffen hatte“. Das machte
die Serie zum „Straßenfeger und
Langzeiterfolg“.
Und es machte seine Mutter
glücklich. Alice Adorf, die ihren
Sohn allein großzog. Der Vater,
ein verheirateter italienischer Chirurg, hatte von ihr verlangt, das
Kind wegzugeben. Alice, die aus
Mario Adorf
zieht es immer wieder
ins Ruhrgebiet – nicht
nur als „großer Bellheim“.
ergo: 3/08
TRENDS live 15
Zürich, Mario Adorfs Geburtsstadt, in ihren
Heimatort Mayen in der Eifel zurückkehrte.
Dort verdiente sie ihren Lebensunterhalt als
Näherin, während der kleine Mario im Waisenhaus der Nonnen groß wurde. Sie habe
sich immer beklagt, dass er im Film nie eine Krawatte trage, verriet Mario Adorf einmal. „Sie wollte mich nämlich immer als
Herrn sehen. Das hat sie dann beim Bellheim
auch bekommen.“
Da hatte Mario Adorf bereits in vielen Filmen ohne Krawatte gespielt. Nach der Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule,
seinen ersten Jahren bei den Münchner Kammerspielen und kleineren Filmrollen wurde
Adorf 1957 bekannt als psychopathischer
Frauenmörder in „Nachts, wenn der Teufel
kam“. Die Rolle trug dem Jungmimen den
Bundesfilmpreis ein – und das Image des Bösewichts. Ein Image, das sich noch verstärkte, als er in „Winnetou I“ als Schurke Santer
Winnetous Schwester umbrachte.
Adorf spielte Raubeine und Ganoven,
Mörder und Mafiosi. In Italien und Frankreich entdeckte man in den 60er-Jahren seine Stärke für Charakterrollen. Auch Hollywood wurde auf den Deutschen aufmerksam.
Doch abgesehen von kurzen Intermezzi wie
Sam Peckinpahs „Sierra Charriba“ oder Billy Wilders „Fedora“ blieb Adorf dem europäischen Kino treu. Eine Rolle in „Der Pate“ etwa lehnte er ab.
Ende der 70er-Jahre holten die jungen
deutschen Regisseure den Kosmopoliten zurück in seine Heimat. „Die verlorene Ehre der
Katharina Blum“, „Die Blechtrommel“, „Lola“ – ein bekannter Film folgte auf den an-
deren. Die großen Erfolge in Deutschland
verschafften ihm aber schließlich komödiantische Rollen wie der Klebstofffabrikant
Heinrich „Heini“ Haffenloher („Isch will endlisch mal de Sauuu rauslassen!“) und Patriarchen wie Peter Bellheim.
Die Bellheim-Thematik von den aktiven
Älteren kennt Mario Adorf, Jahrgang 1930,
in gewisser Weise selbst. 2005 feierte er zeitgleich sein 50-jähriges Bühnenjubiläum und
seinen 75. Geburtstag. Sich einfach nur feiern zu lassen, liegt Adorf allerdings nicht:
„Wenn einer eine Geburtstagsrede hält,
dann bin ich das selbst.“ Mit diesem Argument verzichtete der Star auf eine Geburtstags-Gala zur besten Sendezeit und ging lieber mit seinem Bühnenprogramm „Da
Capo“ in sechs ausgewählten Städten auf
Tournee.
Eine Abschiedstournee von der Bühne
sollte es werden, doch so richtig geklappt hat
das nicht. Erst im vergangenen Jahr war Mario Adorf zum Beispiel erneut im Ruhrgebiet
zu Gast und begeisterte das Publikum bei der
Ruhrtriennale.
Vor allem in den vergangenen Jahren hat
Adorf bewiesen, dass er nicht nur ein brillanter Schauspieler, sondern auch ein überzeugender Entertainer, Chansonnier und Schriftsteller ist. Seit 1992 sein Erstlingswerk erschien, wurden in Deutschland mehr als
600.000 Exemplare seiner Bücher verkauft.
78 Jahre alt und kein bisschen müde –
was ist Mario Adorfs Geheimrezept? In der
Biografie auf seiner Homepage heißt es dazu: „Es ist das von Veränderung, vom Wechsel von Schauplätzen und Personen geprägte Leben, das ihn jung hält.“
«
AKTION
Erleben Sie Mario
Adorf live!
Nach dem großen Erfolg der Premiere
des Atriumtalks der Stadtwerke Bochum
Anfang des Jahres folgt am 14. November 2008 nun die zweite Veranstaltung
in dieser Reihe. Zu Gast dieses Mal: Mario Adorf, einer der bekanntesten und
beliebtesten deutschen Schauspieler,
aber auch Entertainer, Chansonnier
und Schriftsteller. Unter dem Motto
„Mensch bleiben“ wird Moderator
Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer mit Adorf
ins Gespräch kommen. Einen besseren
Nachfolger für den ersten Gast – Richard
von Weizsäcker – hätte man kaum finden können, hat doch der frühere Bundespräsident Mario Adorf einst mit dem
Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Für den musikalischen Rahmen sorgt an
diesem Abend (Beginn 19 Uhr) Sängerin Katja Ebstein, die einst mit „Wunder
gibt es immer wieder“ bekannt wurde.
Exklusiv für ergo:-Leser verlosen wir
1 x 2 Karten für die bereits ausgebuchte Veranstaltung. Wenn Sie
gerne beim Atriumtalk dabei sein
möchten, füllen Sie einfach das
Antwortfax aus. Einsendeschluss:
17. Oktober.
Leser-Fahrt zum Kraftwerk
Seit einem Jahr ist es am Netz: das
Gas- und Dampfturbinenkraftwerk
in Hamm-Uentrop. Die 850-Megawatt-Anlage ist eine der modernsten
ihrer Art mit dem enormen Wirkungsgrad von mehr als 57 Prozent. Aber
wie genau funktioniert das Kraftwerk,
an dem die Stadtwerke über die Energie- und Wasserversorgung Mittleres
Ruhrgebiet (ewmr) beteiligt sind?
Welche Technik steckt hinter der hohen Effizienz? Und wie sieht die Anlage von Nahem aus?
Leserinnen und Leser der ergo: haben
die Möglichkeit, diesen Fragen auf den
Grund zu gehen: Am 21. November
ergo: 3/08
2008, laden die Stadtwerke zu einer
Kraftwerks-Tour nach Hamm-Uentrop ein. Mit dem Bus geht es nachmittags los. Vor Ort stehen dann eine Einführung in die Technik und ein
Rundgang über das Gelände mit Besichtigung von Turbinen, Generator
und Leitwarte an. Nach einem Essen
im Landgasthaus Splietker geht es anschließend gegen 20 Uhr zurück.
Wenn Sie an der Kraftwerkstour
am 21. November teilnehmen
möchten, melden Sie sich bis zum
31. Oktober mit dem Antwortfax
an. Genaue Infos folgen per Post.
Tour-Ziel Hamm-Uentrop: Dank der
Kraft der zwei Turbinen – eine
gas- und eine dampfbetriebene –
erreicht das GuD-Kraftwerk einen
erstaunlichen Wirkungsgrad.
16 TRENDS Internet
Spurensuche in
virtuellen Welten
In jedem Unternehmen treten Probleme auf, die effektiv und schnell
gelöst werden müssen. Um solche
Szenarien zu trainieren, können Mitarbeiter entweder an langweiligen
Seminaren teilnehmen – oder aber
sie begeben sich auf virtuelle Schnitzeljagd.
E
s klingelt an der Tür, ein Bote bringt eine Pizza. In ihr steckt ein Memorystick.
Auf dem Speichermedium eine Nachricht: „Jemand will mit Ihnen in Kontakt treten. Gehen Sie auf die Internetseite des Autoren Heinrich Müller. Er kennt die Lösung.“
Auf der Internetseite öffnet sich ein Gesprächsfeld, Hunderte sind hier online. Eine
Nachricht erscheint: „Heinrich Müller heißt
anders. Knacken Sie mit dem richtigen Namen den Code für die Videobotschaft. Dann
werden Sie verstehen.“ Das Mitteilungsfeld
geht wieder auf: „Weiß jemand, der gerade
online ist, wie man den Code knacken könnte?“ Dazu ein Verweis auf eine Diskussionsplattform.
Was hier wie ein kleiner Science-FictionFilm anmutet, ist ein Beispiel für den Anfang
eines sogenannten „Alternate Reality Game“
(ARG). Man könnte es als eine virtuelle
Schnitzeljagd beschreiben, die in den USA
mittlerweile vielseitig eingesetzt wird. Denn
diese Spielform macht nicht nur sehr neugierig, sie kann überdies auch soziale Kompetenzen fördern. Für Unternehmen eine interessante Option. Im englischsprachigen
Raum nutzen deshalb bereits Unternehmen
und Universitäten Alternate Reality Games,
um damit ihre Mitarbeiter in Teamfähigkeit,
Kreativität und Kommunikationsfähigkeit zu
schulen.
Diese Schnitzeljagd wird von Kreativen,
auch „Puppet Masters“ genannt, im Hintergrund geplant und abgestimmt auf die Bedürfnisse des Unternehmens. Die einzelnen
Puzzleteile des Spiels werden auf unterschiedliche Weise zum Empfänger gebracht. Per
Post, per E-Mail, per Hinweis an Verpackungen, per Videobotschaft im Internet.
Die Suche nach dem großen Ganzen,
nach der Lösung also, erfordert Absprache,
Recherche, Teamarbeit, Kreativität unter
den Mitspielern. Sämtliche Fähigkeiten sind
auch zunehmend gefragte Schlüsselqualifikationen in modernen Unternehmen. Deshalb
spricht die amerikanische Autorin und
Forscherin am Institut für Zukunft an
der Universität Palo Alto in Kalifornien, Jane McGonigal, gar
mutig von einem „möglichen neuen Betriebssystem“ für Firmen. Sie
selbst ist auch eine
Spielentwicklerin.
In Deutschland
ist die virtuelle
Schnitzeljagd
noch ein Nischenprodukt
der Unterhaltungsindustrie. Sie wird
vor allem eingesetzt, um Werbung als großes
Ereignis, ja als erzählendes Spiel
zu kaschieren.
Einer, der den Alternate-Reality-GameMarkt für Deutschland verfolgt, ist Patrick
Möller, ARG-Entwickler in einer Berliner Marketing-Firma. Sein Ziel: für seine Kunden die
maximale „Mundpropaganda“ sicherzustellen. Experten sagen dazu „virales Marketing“.
Erst kürzlich haben
Patrick Möller und sein
Team für die Verlagsgruppe Droemer Knaur ein Alternate Reality Game veranstaltet, um für einen
ergo: 3/08
TRENDS Internet 17
Berliner Autoren einen neuen Thriller zu bewerben. Also wurden besagte Pizzen, in denen ein Speichermedium steckte, an potenzielle, vorher recherchierte Krimifans verschickt. Das war der Startschuss für das ARG,
das selbst wie ein Krimi aufgebaut war. Am
Ende des Spiels, nachdem alle Mitspieler
sämtliche Rätsel gelöst hatten, gab es ein großes reales Finale.
Die Teilnehmergruppe, die durch das
ARG einen fiktiven Mörder suchen musste
und dabei praktisch selbst den Prolog des
neuen Thrillers erlebte, lernte zum Schluss
den Thriller-Autor und sein Werk kennen. Als
Geschenk gab es einen Vorabdruck des Buches. „Das Wesen eines ARGs ist, dass Virtuelles und Reales ineinander übergehen“, sagt
Möller. Darüber spricht man.
Dass also viele Charaktere miteinander eine Aufgabe lösen, Pläne koordinieren und zusammenkommen, setzt voraus, dass sie
schnell und effektiv miteinander handeln
können. Darin sieht Patrick Möller enormes
Potenzial für die Berufswelt: „Im Zusammenspiel vertiefen die Teilnehmer ihr Wissen, ihre Talente und Kompetenzen, das kann für
ein Unternehmen absolut von Vorteil sein.“
Seiner Meinung nach ist der Nutzen beachtlich, da dieser spielerische Lösungsansatz
die Neugier anstachelt. Wer könne schon sagen, dass normalerweise ein Krisenmeeting
im Büro neugierig mache? Die Nachfrage
nach Werbe-ARGs sei bereits spürbar gestiegen. Bisher, so sagt der Entwickler, seien deutsche Unternehmen noch ein wenig vorsichtig, solche Experimente abseits des Marketings einzusetzen. „Zeit für Spiele haben wir
nicht“, heißt es da mitunter.
Etwas skeptisch wirkt auch Professor Heiner Minssen am Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung der Ruhr-Universität Bochum: „Viele Unternehmen wissen gar nicht genau, wie bei ihnen kommuniziert wird. Um also Kommunikationswege
zu optimieren, müsste man erst die Schwachstellen analysieren.“ Das koste Zeit. Zudem
hat der Wissenschaftler Probleme mit dem
spielerischen Ansatz.
Für ARG-Experten ist das zu kurzfristig gedacht, denn für Unternehmen lassen sich ihrer Überzeugung nach effektive ARGs entwickeln, bei denen die Mitspieler schnell lernen, ihre Kompetenzen besser einzusetzen.
» Im Zusammenspiel vertiefen die Teilnehmer
ihr Wissen, ihre Talente und Kompetenzen,
das kann für ein Unternehmen absolut von
Vorteil sein. «
Patrick Möller, Entwickler von Alternate Reality Games
Denkbar wäre zum Beispiel ein Spiel, das den
Aktiencrash eines Unternehmens simuliert.
Auf diese Weise können die Beteiligten ihre
Lösungsansätze, Strategien, Kommunikationswege und ihr Handeln schon mal virtuell ausprobieren.
Etwas Ähnliches wurde bereits auf globaler Ebene durchgeführt: So hat sich eine
Gruppe zusammengefunden, die über ein
ARG mit dem Namen „World without Oil“
eine weltweite Ölkrise simulierte. Ziel des
mehrmonatigen Spiels war es, kreative Vorschläge für den Umgang mit einer drohenden Ölknappheit zu sammeln. Die Ergebnisse wurden auf einer zentralen Internetseite
zusammengetragen. Auch hier gab es eine
Rahmenhandlung, die das Spiel vorantrieb.
Eine wirkliche Auflösung wie in einem Krimi gab es hier aber nicht.
Dennoch: „Die Community der Teilnehmer hat gemeinschaftlich so viele Ideen und
Informationen zusammengetragen, dass inzwischen sogar Materialsammlungen für
Unterrichtsstunden daraus hervorgegangen
sind“, berichtet Möller.
Für deutsche Unternehmen haben die
ARG-Entwickler eine ganz bestimmte Vision: Statt Rollenspiel-Seminare in langweiligen Tagungsorten lieber eine spannende
virtuelle Schnitzeljagd. „Der Effekt“, sagt
Möller „ist nachhaltiger.“
«
ergo: 3/08
18 KURZ & GUT
BERDIS BUSINESS
Bangemachen gilt
nicht!
Das böse R-Wort macht
wieder die Runde: Rezession! Ganz sicher in den
USA. Vielleicht auch hier.
Na ja, eventuell wird’s
nur ein Abschwung, eine
Delle halt in der seit 2005 laufenden
Erfolgsstory der deutschen Wirtschaft. Mit ein wenig Glück kommt
es auch besser, und wir schippern in
eine Phase der Stagnation, ähnlich
einer Flaute auf dem Meer, in die irgendwann schon wieder der Wind
hineinfegt. Wer weiß es schon?
Niemand, nicht mal die Auguren
der Wirtschaftsinstitute, deren Berechnungsmodelle mal diese, mal jene „belastbare“ Zukunftsprognose
ausspucken. Die Wirtschaft, zumal
die globale, ist ein derart komplexes
Wesen geworden, dass sich künftige
Entwicklungen nicht mehr berechnen lassen. Was an Voraussagen auf
die zweite Nachkomma-Stelle in
den Medien verkündet wird, ist in
Wahrheit nur ein Trend. Der zeigt gerade nach unten, das lässt sich nicht
wegdiskutieren. Aber Bangemachen
gilt nicht. Aus dem, was da an Prognosen durch die publizistische Landschaft geistert, sollte jedes Unternehmen nur jene Aspekte in strategische
Planungen einfließen lassen, die
sein Geschäft direkt betreffen.
Sonst macht man sich verrückt,
nur weil in China ein Sack Reis umfällt. Das kann laut Chaos-Theorie
zwar auch eine Weltwirtschaftskrise
auslösen, aber wer weiß das schon?
In den Voraussagen würde der Crash
eh nur als Mittelwert auftauchen –
was auch niemandem weiterhülfe.
Die deutsche Wirtschaft, vor allem
der Mittelstand, hat schon in weitaus düstereren Phasen Kurs gehalten,
Firmenkonjunkturen geschaffen und
die Position des Exportweltmeisters
gehalten. Also: Weitermachen!
Christoph Berdi, Chefredakteur der
„absatzwirtschaft – Zeitschrift für
Marketing“
www.absatzwirtschaft.de
Neue Erdgastankstelle eröffnet
Das Netz wird immer dichter: Seit dem
20. Juni können Autofahrer an der Dorstener Straße 201 in Herne Erdgas tanken. Damit ist die vierte Tankstelle dieser Art auf
dem Gebiet der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (ewmr) eröffnet.
Die Tankstelle wurde in eine bestehende Total-Tankstelle integriert und bietet noch
mehr Tankkomfort. So wurde eine Zapfpistole eingebaut, „die handlicher ist als bisherige Modelle“, sagt Markus Thun von den
Stadtwerken Herne. Und: An der neuen Anlage in Herne können mehr Fahrzeuge pro
Stunde tanken. Die drei weiteren Erdgastankstellen befinden sich auf der Herner
Straße zwischen Bochum und Herne, an der
Berliner Straße in Wattenscheid und an der
Sprockhöveler Straße in Witten.
Das Fahren mit Erdgas entlastet nicht
nur die Umwelt, es macht sich auch direkt
im Geldbeutel bemerkbar: Erdgas kostet pro
Kilo rund 95 Cent. Die höheren Anschaffungskosten eines Erdgasfahrzeuges lassen
sich so schnell wieder wettmachen.
Dank Stadtwerke-Förderung sparen Autofahrer außerdem doppelt. Denn Einoder Umsteiger können ein Jahr lang kos-
Total auf Erdgas: Die neue Tankmöglichkeit an der Dorstener Straße in Herne.
tenlos an einer der Stadtwerke-Erdgastankstellen Gas zapfen, ganz gleich, wie viele Kilometer sie fahren – auch für Firmenflotten
ist das eine interessante Alternative.
«
K O N TA K T
Stadtwerke Bochum GmbH
Gerd Klöschen
Tel.: (0234) 960-3550
gerd.kloeschen@stadtwerke-bochum.de
ERFINDERISCHE ENERGIE
Das Handy
Die Finnen nennen es Reisetelefon, die
Italiener sagen Telefönchen und asiatische
Völker sprechen gar von der
Handmaschine. Das Mobiltelefon hat mittlerweile die
Welt erobert. Dabei war das
erste Modell alles andere als
verbraucherfreundlich.
Vor 25 Jahren brachte
Motorola ein Produkt auf
den Markt, welches das Kommunikationsverhalten ganzer Generationen verändern
sollte. Es hieß „Dynatac
8000x“, hatte eine Entwicklungszeit von weniger als sieben Wochen hinter sich und
war das erste Handy der
Welt. Gemessen an den heutigen Modellen wirkt dieser
Erstling wie ein Dinosaurier
unter den Mobiltelefonen:
groß, langsam und sehr
schwer. Der Akku von Dynatac war nach einer halben Stunde leer, das Handy wog stattliche 800 Gramm und wies die Maße von
33 x 8,9 x 4,5 Zentimeter auf. Der „Knochen“ war ein teures Spielzeug, das 4.000 Dollar- teure tragbare Telefon war deshalb eher Geschäftsleuten
vorbehalten.
Noch ein paar Jahre sollte
es dauern, bis sich auch Otto Normalverbraucher ein
Telefönchen für die Tasche
leisten konnte: Zuerst mussten die Funknetz-Strukturen
aufgebaut werden. Erst mit
dem digitalen D-Netz, das
1989 in Deutschland installiert wurde, kam der Handymarkt in Fahrt. Immer mehr
Firmen entwickelten immer
kleinere Geräte. 2007 wurden weltweit etwa 1,1 Milliarden Handys verkauft.
ergo: 3/08
KURZ & GUT 19
Mehr als 100 Jahre
lagerte in diesem Gewölbe
Trinkwasser für Bochum.
Es wird nun durch moderne
Behälterkammern aus
Stahlbeton ersetzt.
Wasserbehälter: Aus alt mach neu
E
ine „Auszeit“ von zwei Jahren gönnt
sich zurzeit der Wasserbehälter in Stiepel. Seit dem 5. Mai bauen die Stadtwerke Bochum den Trinkwasserbehälter an
der Kemnader Straße um, damit er für die
künftige Wasserversorgung gut gerüstet ist.
„Die denkmalgeschützten Gebäudeteile,
die von der Straße aus sichtbar sind, bleiben
natürlich erhalten“, erläutert Stadtwerke-Pressesprecher Thomas Schönberg. „Sie werden
auch weiterhin das Stiepeler Ortsbild prägen.“
Nach den Sicherungsmaßnahmen für die
historischen Mauerwerke hat im August der
Abriss der übrigen Bestandteile des 114 Jahre alten Bauwerks begonnen. Im Oktober soll
dann der Neubau der Behälterkammern aus
Stahlbeton beginnen. Die weitere Planung:
Bis Ende 2009 sollen der Rohbau und die An-
Die historische Fassade, die man von der
Kemnader Straße aus sieht, bleibt erhalten.
lagentechnik fertiggestellt sein. Darauf folgen
verschiedene technische Überprüfungen,
um die komplexe Anlage in Betrieb nehmen
zu können. Die Behälterkammern müssen
beispielsweise verschiedenen Dichtheitsprüfungen standhalten.
Voraussichtlich in der ersten Hälfte des
Jahres 2010 wird der Trinkwasserbehälter
dann für die „untere Zone“ des Bochumer
Versorgungsgebietes wieder in Betrieb genommen.
Hinter der imposanten Fassade der Anlage, verrät Thomas Schönberg, wird zudem
ein Saal für repräsentative Veranstaltungen
entstehen. Der 350 Quadratmeter große Bereich soll ebenfalls im Jahr 2010 eingeweiht
werden.
«
IMPRESSUM
Dehnübungen gegen den „Mausarm“
ergo:
Magazin für Menschen mit Energie
Das Computerzeitalter hat eine neue Krankheit hervorgebracht: „Repetitive Strain Injury“ (RSI), zu Deutsch „Verletzung durch wiederholte Beanspruchung“. Weltweit
sind Millionen Bildschirmarbeiter von schmerzhaften
Verspannungen betroffen, speziell in Armen und Händen. Umgangssprachlich „Mausarm“ genannt, haben
deutsche Mediziner dafür den Begriff chronische Gelenkknorrenentzündung gefunden.
Nach einer Erhebung der Düsseldorfer Landesanstalt für Arbeitsschutz leidet in Deutschland jeder vierte Bildschirmarbeiter daran. Die
Krankheit ist durchaus ernst zu nehmen, zumal dann, wenn Schmerzen bereits durchgehend auftreten. Zur Linderung und Heilung empfehlen Mediziner kleinere Ruhepausen und das Dehnen und Strecken
der beanspruchten Arme und Hände. Überdies sollten Hände und
Unterarme beim Schreiben und Mausführen möglichst ganz auf dem
Schreibtisch aufliegen. Ebenfalls hilfreich ist das Schreiben mit dem
Zehn-Finger-System und eine langsamere Tippgeschwindigkeit. «
WEITERE INFOS
www.rsi-wissen.de
ergo: 3/08
Herausgegeben von der Stadtwerke Bochum
GmbH, Ostring 28, 44787 Bochum,
Internet: www.stadtwerke-bochum.de
Verantwortlich: Ingo Adam
Tel.: (02 34) 9 60-30 30
Fax: (02 34) 9 60-30 39
ingo.adam@stadtwerke-bochum.de
Mancher Computernutzer würde seine
Maus am liebsten
entsorgen – es gibt
aber auch andere
Wege, sich der Probleme zu entledigen.
Redaktions-Team Stadtwerke: Ingo Adam,
Peter Bax, Dr. Ulrich Grebhofer, Martin Nooß,
Astrid Schulte, Thomas Schönberg, Ralf
Wienkotte
Redaktionelle Mitarbeit, Grafik, Layout:
SeitenPlan GmbH,
Heiliger Weg 60, 44135 Dortmund
Fotomitarbeit: Thomas Philipp, Guido Schiefer,
Jens Sundheim
Abb. Titel/S. 14 r.: Nik Konietzny, S. 4: smart,
S.13: ThyssenKrupp Steel, S. 14 l.: Stadt Bochum/Presse- und Informationsamt, S. 18 u.:
Motorola
Das Online-Kundencenter für Geschäftskunden
auf www.stadtwerke-bochum.de
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Strom, Gas und Wasser schnell und unbürokratisch über das
Internet erledigen. Kein Papierkram mehr. Und Sie tun etwas
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und sich über ihre Kundenkonten informieren. Außerdem besteht
die Möglichkeit auf Online-Rechnung umzustellen, zukünftige Rechnungen zu simulieren und eine Änderung des Abschlagsbetrages
oder -zyklus vorzunehmen – ein echter Mehrwert für alle, die ihre
Verbräuche und ihre Kosten voll im Griff haben wollen!