Konkurse, Missmanagement, Abzockereien
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Konkurse, Missmanagement, Abzockereien
Dringender Handlungsbedarf Wie viele Konkurse, Missmanagement, Abzockereien und kriminelle Handlungen braucht es eigentlich noch, bis unsere Wirtschaftspolitik, allen voran unser Parlament und Bundesrat, aktiv wird? Sind beispielsweise Omni Holding/Rey, Dorsaz, Spar- und Hypothekenbank Luzern, Biber Holding, Raichle, Miracle, Distefora, Swissair, Erb, Behring, FC Servette etc, aber auch der Lehrerpensionskassen-Skandal noch nicht genug? Die Anzahl Wirtschaftsdelikte hat in den letzten Jahren in einem beängstigenden Masse zugenommen. Die Bezirks- und Bundesanwaltschaften sind überfordert. Es zirkuliert das Wort "Bananenrepublik", um den Zustand der schweizerischen Strafverfolgung zu beschreiben. Strafverfahren, wie z.B. jenes der Käse-Union, werden einfach eingestellt. Viele Schweizer Vorzeigeunternehmen sind in den letzten Jahren verschwunden, ins Ausland verkauft worden oder haben Konkurs gemacht. Die Arbeitslosenquote ist sehr hoch und die Jugendarbeitslosigkeit geradezu beängstigend. Im Bankensektor spricht man noch immer von „overbanking“. Glauben wir ja nicht, die CS würde die angekündigte Restrukturierung und ihr Ziel von einem jährlichen Gewinn von 8 Milliarden ohne Entlassungen erreichen! Auch die UBS hat 2004 in der Schweiz 672 Stellen gestrichen – diese eingesparte Lohnsumme ist wohl um ein Vielfaches grösser als jene der 2000 neugeschaffenen Stellen im Ausland. In einem Interview vor einem Jahr sagte Wuffli gefragt zum Riesengewinn und Stellenabbau: „ein schlechtes Gewissen bekomme ich deswegen nicht" In anderen Worten heisst das: Er macht sich keine Gedanken - wie sein Kollege Ackermann der Deutschen Bank - über die daraus entstehenden Sozialkosten. Das ist Gewinnmaximierung auf Kosten des Staates und der Steuerzahler! Liest man die Interviews von Wuffli und Grübel, so spürt man sehr stark, dass diese Unternehmen prioritär den materiellen und finanziellen Gewinn vor Augen haben. Andere Werte wie Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, nachhaltiges Wachstum, ökologische und ethische Aspekte so wie sozial-, gesellschafts- und insbesondere volkswirtschaftliche Überlegungen interessieren sie wenig. Diese so genannten Topmanager wie Rey Mühlemann, Hüppi, Bruggisser, Affolter, Honegger, Rita Hauser, Leuenberger, Corti, Falk (Distefora), Wellauer, Ebner, Georg-Jean Andre Dorsaz, Barnevik, Lindhal, Clapowski, Gerhard Fischer, Hafen (FC Wil), Ralph Schmid (Spar- und Hypothekenbank Luzern), verantwortlicher der Genfer und Waadtländer Kantonalbank Werhahn, Christian Speiser (Biber Holding), Peter Schüpbach (Miracle), Erb’s, Bouw (Swiss), Kissling etc. haben ihr Unternehmen durch krasses Tun, wenn nicht sogar kriminelle Handlungen, in akute Schräglage, an den Rand des Ruins oder in den Konkurs geführt. Viele Schuldige sind nicht einmal in Untersuchungshaft genommen worden! Seit dem grössten Wirtschaftsskandal der Schweizer Geschichte, dem Swissair-Konkurs, sind Jahre vergangen. Der Untersuchungsbericht ist noch nicht abgeschlossen, geschweige denn, gegen die Verantwortlichen Strafanzeige erhoben. Noch viel schlimmer - diese Personen sind bereits wieder am Wirtschaften! Die Firma SIG (Schweizerische Industrie Gesellschaft) in Neuhausen ist 2004 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust beträgt 257 Millionen. Bereits 2003 hat die SIG CHF 30 Millionen Verlust geschrieben. Weltweit wurden letztes Jahr 2343 Stellen abgebaut. Kissling hat für diese „Leistung“ ein Gehalt von CHF 760'000 bezogen (30'000 mehr als im 2003), die 6 exekutiven Mitglieder des Verwaltungsrates und der Konzernleitung haben eine Entschädigung von insgesamt 3,32 Millionen, im Durchschnitt CHF 553'000.- erhalten, dies sind sage und schreibe 26,9% mehr als 2003! Den 8 nichtexekutiven Mitgliedern des Verwaltungsrates wurde total eine Entschädigung von CHF 990'000.- ausgestellt. Dies sind CHF 50'000.- mehr als im Vorjahr! Über 5 Millionen werden im Frühling 04 im Rahmen des Long-Term-Incentive- Programm an 70 Kadermitarbeiter verteilt; weil sich der SIG Aktienkurs 3 Jahre über dem SPI bewegt hat. Noch kurz vor dem Verkauf der SIG Pack wollte man für viel Geld den Rheinfall einpacken; dank Opposition aus Naturschutzkreisen misslang die Uebung. Umso aufwändiger dann der Geschäftsbericht 2003 mit symbolisch flüssigem Orangensaft auf der Aussenhülle. Da werden nicht, wie es üblich wäre, Geld, Zeit, Energie, Ressourcen so wie persönliche Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter in Gewinn bringende Produkte und effiziente Prozessabläufe, investiert, sondern Mitarbeiter entlassen und Firmenteile verkauft. Es ist die Strategie des geringsten Widerstandes! VR-Profi Kissling verantwortet in diesen 3 Firmen alleine im Jahre 2004 792 Millionen Verlust. Diese Millionäre können es nicht besser, denn sie haben den einzelnen Franken noch nie geehrt. SIG Ex- CEO Boutellier - ebenfalls ein Abzocker, denn auch er hat trotz Verlust im 2003 eine Abgangsentschädigung mitgenommen - kann nun seinen ETH-Studenten erzählen, wie er und seine Vorgänger in der 150-jährigen Geschichte der SIG ein Pioniersunternehmen der schweizerischen Industrialisierung mit tausenden von Mitarbeitern im Raum Schaffhausen auf noch etwa 260 runtergewirtschaftet hat. Bei seinem Amtsantritt 1999 erwähnte er noch, wie viel Gewicht und Fokus er der Forschung und Entwicklung zuordne; dieser Bereich sei in einem Technologie-Konzern ein bedeutendes Standbein. Er bekannte sich damals zu SIG Pack, SIG Positec, SIG Arms, SIG Antriebstechnik, SIG Schienenfahrzeuge – 5 Jahre später ist alles verkauft. Ist es eine Management-Leistung, Stellen abzubauen und Firmenteile zu veräussern? Es ist erschreckend, wie viele „Nieten in Nadelstreifen“ auf der Teppichetage herumlaufen und Millionen abzocken! Zu den horrenden Gehältern summieren sich noch Optionen, Aktienbeteiligungsprogramme, diverse Spesen, Erstklass-Flüge (bei Vasella zusätzlich noch der eigene Privatjet so wie Bau- und Betriebkosten des eigenen Flughafen-Terminals). Und warum interveniert der Aktionär nicht, wenn das Topmanagement, trotz Millionensalär, noch zusätzlich bezahlten Tätigkeiten in Verwaltungsräten und Stiftungen ausserhalb der Firma nachgeht? Manager mit reinem Profit-Denken gefährden ernsthaft unsere Volkswirtschaft - sie sollten sofort aus dem Verkehr gezogen werden! Eigentlich dürfte man davon ausgehen, dass die Millionengehälter in Relation zum individuellen Können, Know-how und zur Leistung stehen. Top-Verdiener und Schweizer Vorzeige-Manager Brabeck und Vasella kassierten im 04 zusammen über 30 Millionen. Waren nicht gerade diese beiden Persönlichkeiten im VR der Credit Suisse, als das Unternehmen 2002 3,3 Milliarden Verlust schrieb, 17,3 Millionen Abgangsentschädigung an zwei Personen bewilligte und im Folgejahr 17'620 Mitarbeiter entliess? Die oberste Unternehmensführung der CS hat in diesem Milliarden-Verlustjahr sage und schreibe 147 Millionen bekommen! Stimmt da das viel gepriesene Lohn – Leistungsverhältnis? Wie weit soll dieser Wildwuchs noch gehen? Warum erteilen diese "unersetzlichen Talente", wie Wuffli sie einst in der NZZ beschrieben hat, Aufträge in Millionenhöhe an externe Berater? (So z.B. 19,6 Millionen bei der UBS und 16 Millionen bei der CS im 2003.) Glauben wir ja nicht, dass Wuffli im 2004 weniger Lohn bekommen hat, obwohl die UBS wegen illegalen Devisengeschäften in den USA für 100 Millionen USD gebüsst wurde! In den Medien hat Wuffli zwar für diesen Vorfall die volle Verantwortung übernommen – was heisst das wohl im Bezug auf seinen Lohn? Er hat deutlich mehr erhalten im 2004. Müsste nicht die FDP als Wirtschaftspartei dieses Thema aufgreifen? Doch mit dem Klub "Freunde der FDP" verfilzt sich diese Partei noch mehr. Warum finden wir keinen einzigen parlamentarischen Vorstoss, weder von links noch von rechts, welcher diesem Tun einen Riegel schieben möchte? Mit total 1856 Verwaltungsratsmandaten im Bundeshaus gibt es auch da schnell eine Erklärung. Der Gesetzesentwurf zur Offenlegung der Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungs-Löhne erlaubt weiterhin horrende Abgangsentschädigungen, mehrjährige Arbeitsverträge (z.B. Corti), Prämien für Firmenkäufe und -verkäufe , Vorabkasse bei Neuanstellungen (z.B. Corti), Bonuszahlungen trotz ausgewiesenem Verlust (z.B. Meier Atraxis), Doppelbesetzung VR/CEO (z.B. Vasella/Brabeck), Millionenboni für Verwaltungsräte (obwohl das Aktienrecht nur Tantiemen kennt.) Auch der Politfilz kann weiter gedeihen, so z.B. die Anhäufung der Verwaltungsratsmandate (P. Jetzer, VR der Swiss, hat 26 Mandate). Die Offenlegung der Löhne des TopManagements (die wir mehrheitlich alle schon kennen), löst dieses Problem nicht! Der erlassene Gesetzesentwurf kommt nicht nur zeitlich wie die alte Fasnacht daher, er löst die wirtschafts-, sozial- und volkswirtschaftspolitischen Probleme unseres Landes nicht! Die GVs verkümmern zum gesellschaftlichen Anlass. Durch die Depot- und PK-Stimmen, Traktandierungshürden, Stimmrechtsbeschränkungen sind dem Aktionär ohnehin die Hände gebunden. Die unabhängigen Stimmrechtsvertreter, PK- und FondsVerantwortlichen nehmen an der GV kaum Einfluss und folgen fast immer den Anträgen des VR. Griffige Gesetze sind notwendig, welche den Aktionär und unsere Volkswirtschaft schützen. Auf übertriebene Gehälter, Rentenzahlungen und Abgangsentschädigungen von politisch gewählten Personen wie Bundesräte, Regierungsräte, Chefbeamte etc. wird nicht eingegangen. Im Departement Schmid hat ein ranghoher Beamter Fr. 800'000 und der entlassene Bazl Chef Fr. 250'000 Abgangsentschädigung erhalten. Wie soll da die Staatsquote ins Lot gebracht werden, wenn unsere Bundesräte und Parlamentarier derartiges Tun unterstützen und tolerieren? Alle schauen nur zu. Neue griffige Gesetze sind keine erlassen worden. Auch wir brauchen in der Schweiz einen "Sarbanes Oxley Act" wie in Amerika nach dem Enron und World Com Skandal! Es besteht dringender Handlungsbedarf!