Briefe an die SÄZ - Schweizerische Ärztezeitung

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Briefe an die SÄZ - Schweizerische Ärztezeitung
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BRIEFE redak tion.saez@emh.ch
Briefe an die SÄZ
SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI
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Dr. med. Hans-Robert Naef,
konservativ tätiger Augenarzt,
Mitglied des Fachteams Auge
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Es ist schon interessant, wie Verlierer ihre
Niederlagen regelmässig in Siege umreden.
Das scheint auch unser Präsident zu beherrschen. «Für einen sachgerechten Tarif und
Tarifautonomie» hat er plädiert. Der Tarif ist
nicht sachgerecht und hätte uns wieder in
jahrelange Abhängigkeiten gebracht. Teuerungsanpassung als Halluzination unserer
Führungsequipe.
Es ist zwar eine Schande, wie wenig Praktiker
genug Weitsicht aufgebracht hatten, um sich
für die Urabstimmung schlauzumachen und
etwas von ihrer Zeit für die Grundlage ihrer
Zukunft einzusetzen. Da haben wir wohl voll
dasselbe Engagementpotenzial wie die Bevölkerung. Dennoch, der mitdenkende Teil hat
den Vorschlägen der Führung eine derart
klare Absage erteilt, dass das Resultat nicht
bloss als «Auftrag» an den ZV aufzufassen ist.
Vielmehr braucht es einen Marschhalt mit
Auslegeordnung.
Es ist hochgradig bedenklich, dass sowohl die
Delegiertenversammlung als auch die Ärztekammer den Ideen des ZV zugestimmt haben
und nicht genügend unserer Vertreter die Fallen erkannt haben.
An der Infoveranstaltung der FMH zum IAF
(individueller ärztlicher Faktor) für uns Fachteam-Mitglieder war nach spätestens einer
Viertelstunde Diskussion klar, dass das Kon
strukt des ZV so gut wie unbrauchbar war.
(Für diesen Anlass opferten die rund 80 Anwesenden – grob überschlagen – an die 120 000
CHF an Praxis-Umsatz!)
Der IAF sollte die mit der Basis nicht abgesprochene Aufgabe der quantitativen Dignität
ersetzen. Wir erfuhren, dass das Rücksetzen
der quantitativen Dignität auf 1 zwar konser-
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Urabstimmung: Alles abgelehnt –
und wie weiter? Wie gehabt?
vativ tätige Ärzte aufbessern, andere aber bis
18% zurückstufen würde. Das sei halt so, «je
nachdem wie die Praxis aufgestellt sei». Der
erläuternde Urs Stoffel vergass aber zu sagen,
dass sein Lohn auch um 18% reduziert werden
sollte … und beim Vorstellen der Normierung
(was für ein krankes Wort für Teuerungs-Ausgleich-Vernichtungs-Faktor!), die die Kostenneutralität darstelle, vergass der ZV zu erwähnen, dass das gesamte Personal der FMH auch
«normiert» werden sollte …
Unbedingt noch zu erwähnen ist, dass Dutzende von Fachteam-Ärzten getäuscht wurden mit repetitiven Warnungen, nicht zu viel
am TARMED zu ändern, da sonst eine neue
Struktur entstehe und entsprechend die Kostenneutralität greife. Und dann kam die Normierung und der IAF …
Nach diesem Possenspiel unserer Führung
gibt es nur einen Auftrag zu verstehen: Rücktritt und Neuorganisation mit anderen Leuten!
Wir brauchen keine Befehlsempfänger (von
Bundesrat Berset und dessen Bürolisten im
BAG), die zwar bei uns schimpfen und jammern, aber dann jeden Unsinn als gottge
geben weitergeben.
Nachdem sogar die Haus- und Kinderärzte die
Ablehnung empfohlen haben, sollte sich die
FMH auf die Administration der Schweizer
Ärzte zurückziehen und die Tarifgestaltung
und die Verhandlungen den wirklichen Interessenvertretern überlassen. Sie hat es 20 Jahre
nicht fertiggebracht, ein System zu entwickeln, das Grundversorgern und Spezialisten
gerecht wird, sie wird es auch künftig nicht
schaffen. (Der IAF ist der beste Beweis dafür!)
Dutzende Kollegen haben wieder über Jahre
an der Revision gearbeitet. Die wesentlichen
Strukturen sind verifiziert und können für
eine echte Aufarbeitung verwendet werden.
Aber nicht unter einem unseligen Zeitdruck,
der nur Flickwerk hervorbringt.
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Zum Leserbrief «Tierversuche müssen
sofort gestoppt werden» [1]
Das alte Lied: «die ethische Komponente von
Tierversuchen: Kein Tier ist da, um für unsere
Zwecke zu leiden und zu sterben.»
Damit wird der Ethikbegriff wohl etwas strapaziert.
Ferner sei die Frage erlaubt: Weshalb wird das
Tier versuchsverbot immer nur für Mäuse, für
Säugetiere gefordert, nicht aber für Weichtiere: Schneckengift ohne Schneckenversuche! Warum nicht für Insekten: aus ethischen
Gründen keine Fliegenfänger, keine Schabenlockfallen!
Werndli R. Tierversuche müssen sofort gestoppt
werden. Schweiz Ärztezeitung. 2016;97(20):697.
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Tierversuche
1
Dr Jean Martin, ancien médecin cantonal
vaudois, Echandens
Dr. med. Johann Jakob, Bad Ragaz
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L’actualité récente montre à quel point des
milieux politiques sont servilement sous
l’influence des lobbyistes de l’industrie du
tabac. A mi-juin, le Conseil fédéral décide de
ne pas augmenter le prix du paquet de cigaret
tes, alors même qu’il est bien démontré qu’un
prix plus élevé a un effet incontestable de diminution de la consommation. Rappelons ici
que, chaque année, dix mille Suisses meurent
prématurément à cause du tabac, qui est le
plus important facteur évitable de maladie.
Dans le même temps, les nouvelles majorités
aux Chambres fédérales sont en train de vider
de son efficacité un projet de loi visant à améliorer les mesures de prévention du tabagisme. Au motif classique de la libre entreprise et de l’argument faux que la publicité ne
fait pas augmenter la consommation mais
simplement changer de marque… Sans rire, ce
faisant, les soutiens parlementaires de l’industrie du tabac sont précisément dans la ligne de
ceux qui aux Etats-Unis s’opposent à la diminution de la disponibilité des armes à feu.
Pratiquement, toute une partie de l’éventail
politique, inféodée à des intérêts économiques
discutables, démontre ainsi un mépris de la
protection de la santé de la population. Certains de nos confrères médecins réagissent à
cet état de fait très préoccupant, mais le corps
médical en général devrait s’engager plus
vigoureusement. Comment ne pas être choqué de ce que Gouvernement et Parlement
fassent si bon marché, sous des motifs à vrai
dire éculés de «liberté», de la vie et de la santé
de leurs concitoyens?
Statt die Mücken zu vergiften oder totzuschlagen, sollte man ihnen zuschauen, wie sie stechen, Blut finden und saugen, mit feinsten
nicht-metallischen Röhrchen — bewundernsund beneidenswert, in Erinnerung an unsere
ersten Stechversuche als Unterassistent im
Spital.
Wie glücklich wären wir, wenn nicht nur Säugetiere, sondern der Homo sapiens zum Ziel
der Ethik würde!
Anstelle von «Tierversuche sofort stoppen» –
«Nie wieder Krieg»!
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Tabac – Les politiques pas intéressés
par la santé de la population!
www.saez.ch/autoren/leserbriefe-einreichen/
2016;97(26–27):969