Vielfalt fürs Viereck
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Vielfalt fürs Viereck
24 DER TRAKEHNER 07/2014 . ZUCHT . Trakehner Leistungsblut in Nordamerika Trakehner Leistungsblut in Nordamerika . ZUCHT . DER TRAKEHNER 07/2014 25 Vielfalt fürs Viereck Die Trakehner Zucht versteht sich traditionell als weltweite Zucht. Deutsche Züchter sehen im Ausland oft als erstes den neuen Markt und Möglichkeiten zum Absatz ihrer Zuchtprodukte. Dabei bietet die globalisierte Welt auch noch ganz andere Vorteile, die der Entwicklung der Trakehner Zucht erheblich dienen können. D as magische Wort ist „Genvielfalt“ – und spätestens seit dem Fall des eisernen Vorhangs dürfte klar sein, welch unglaubliches Potenzial in den oft nicht im Mittelpunkt stehenden Töchtervereinigungen des Trakehner Verbandes schlummert. Im ersten Teil unserer Serie zum Thema „Trakehner in Nordamerika“ stellt Dr. Maren Engelhardt neben wichtigem Hintergrundwissen die aktuelle Dressurzucht vor. Im zweiten Teil (DT 08/2014) stehen Springen und Vielseitigkeit im Fokus. Die American Trakehner Association (ATA), 1974 gegründet, ist die größte und wirtschaftlich bedeutendste Tochterorganisation des Trakehner Verbandes weltweit und der Dachverband für Züchter in den USA, Kanada und Mexiko. Der aktuell schwache Dollar ist dem Verkaufsgeschäft nach Übersee zwar nicht behilflich, öffnet aber eine völlig neue Möglichkeit: die Einfuhr wertvollen Zuchtmaterials aus Familien und Hengstlinien, die in Europa so nicht mehr anzutreffen sind. Seit einigen Jahren werden Hengste, die durch die ATA gekört werden, nach vollständiger Ablegung der entsprechenden, nach deutschem Vorbild stattfindenden Leistungsprüfung automatisch weltweit für die Trakehner Zucht anerkannt – ein Modell mit großer Zukunft, wenn denn die Standardisierung der Leistungsprüfung zur Zufriedenheit aller gelöst werden kann. Dieser Artikel rückt vor allem Hengste in den Mittelpunkt, die sich selber sportlich auf S-Niveau etablieren konnten bzw. Nachzucht haben, die im Sport vermehrt im Rampenlicht steht und somit dem europäischen Markt auch frische Impulse verleihen können. Ein Blick in den aktuellen Hengstverteilungsplan zeigt, dass die sich nun herauskristallisierenden Leistungsträger in den USA leider schon älter sind. Das liegt vor allem in den geringen Bedeckungen begründet. Unter diesen Umständen Nachzuchtbewertungen zu erstellen, die statistisch abgesichert sind, ist fast unmöglich. Das hat zur Folge, dass Vatertiere oft schon Anfang 20 sind bis klar wird, welches Potential hier schlummert. Beispiele gibt es genügend (siehe unten). Es ist das Ansinnen der Autorin, eine möglichst objektive Beurteilung der Leistungszucht in Nordamerika zu erstellen. Dies geschieht aber vor dem Hintergrund, dass gewisse Dinge grundsätzlich anders laufen, als man das aus Deutschland gewohnt ist und man daher schnell Äpfel mit Birnen vergleicht. Ein Überblick: Velluto von Schiffon, 2012 bei der ATA Körung mit der Prämie ausgezeichnet, gezogen und im Besitz von Lea Ann Hansen, Doswell, VA. FOTO: PIX OF YOU Trakehner in der Neuen Welt Bei der ATA werden im Jahr keine 150 Pferde registriert (neue Fohlen und Jährlinge des Vorjahres). Die „Vieldecker“ im Land haben in seltenen Fällen 30-40 Stuten im Jahr. Ca. 1-2 Hengste schaffen das pro Jahr. Diese Zahlen sind dennoch stark verfälscht, da es sich bei den Bedeckungen oft überproportional um solche von Fremdblutstuten handelt. Der durchschnittliche Trakehner Hengst in den USA deckt im Jahr ca. 2-5 Stuten! Entsprechend ist es geradezu unmöglich, auf dieser Basis große Rechenspiele zu veranstalten. Und es gilt zu bedenken, dass nicht alle Trakehner in Nordamerika bei der ATA registriert sind. Zuchtwertschätzungen gibt es in den USA nicht, genauso wenig wie eine FN als Dachverband, die alle Sport- und Zuchtzahlen eines Jahres sammelt. Der Reitsport ist grundsätzlich anders organisiert und so sind oft akribische Recherchen nötig um die Trakehner Leistungsgene überhaupt zu entdecken, geschweige denn systematisch auszuwerten. Oft reicht ein Namenswechsel nach einem Verkauf aus, um das Pferd sprichwörtlich „in Luft aufzulösen“. Zahlreiche sehr erfolgreiche Trakehner vor allem bei den Huntern sind diesem System so bereits zum Opfer gefallen und laufen oft anonym im Sport ohne Werbung für das Trakehner Pferd zu machen. Gewinngelder als Erfolgsaussagen existieren nicht, da bis auf wenige internationale Spitzenturniere keine Starts Geld abwerfen. Ganz im Gegenteil. Mit seinem Pferd in den USA auf Turniere zu gehen ist ein extrem teures Unterfangen. Allein das Nennen einer A-Vielseitigkeit beispielsweise kostet im Durchschnitt gut 300,00 US Dollar und da hat man den heimischen Stall noch nicht verlassen. Mit die beste Sportdatenauswertung bietet die ATA, sie erfasst aber nur ATA-registrierte Trakehner. Diese Daten sowie der aktuelle Hengstverteilungsplan dienen als Grundlage für diesen Artikel, werden aber entsprechend erweitert, wenn nicht-ATA Trakehner mit Abstammung und Erfolgsdaten bekannt sind. Die Autorin hat darüber hinaus in diesem Artikel auf die Nennung bereits auch in Deutschland anerkannter bzw. erfolgreicher Hengste, die nun in den USA stehen oder per TG verfügbar sind verzichtet. Einen HERZZAUBER, BUDDENBROCK, HIRTENTANZ oder ABDULLAH muss man nicht neu besprechen, diese Hengste verfügen über FN Zuchtwerte in Deutschland und sind hinlänglich bekannt. Einige der erfolgreichsten aktuellen Sportpferde sind außerdem Importe aus Europa, auch auf sie wird nicht weiter eingegangen. Schlussendlich sei erwähnt, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit sämtliche Elitetitel und Sportauszeichnungen (das Pb, Ps und Pg Kürzel der ATA) weggelassen wurden. Dies sei dem geneigten Leser vor der Lektüre als Grundlage an die Hand gegeben. Die Basis der Zucht in Nordamerika verfügt über eine ähnliche Typenvielfalt wie wir sie auch aus Europa kennen. Da hier kein Selektionsdruck auf der Rasse als Veredler für Landespferdezuchten liegt, wohl aber aufgrund des großen Amateurmarktes besonders auf erstklassige Charakter- und Temperamentwerte Wert gelegt 26 DER TRAKEHNER 07/2014 . ZUCHT . Trakehner Leistungsblut in Nordamerika Trakehner Leistungsblut in Nordamerika . ZUCHT . DER TRAKEHNER 07/2014 links | Velluto befindet sich derzeit in reiterlicher Ausbildung ist altersgemäß erfolgreich. rechts | Virginian Sky v. Best FOTO: PIX OF YOU FOTO: LORI WHITLEY Before Midnight zeigt Dressurpotenzial, fürht aber auch wertvolles Springblut. wird, hat sich die Basis der Zucht auf den Erhaltertyp eingestellt. Zuchtpferde mit diesen Qualitätsmerkmalen treffen traditionell vor allem in den USA und Kanada auf Vollblut, das in der Stutenbasis der ATA fest verankert ist. In den Mannesstämmen ist Vollblut oder gar arabisches Blut mittlerweile leider auch Mangelware. Es konnte sich langsam erst in den letzten 5 Jahren wieder etablieren. Gute Halbbluthengste sind ähnlich wie in Europa sehr schwer zu finden. Der Trakehner hat sich in Nordamerika sportlich vor allem in den Sparten Huntersport und Vielseitigkeit etablieren können. In der Dressur sind Trakehner momentan eher spärlich zu finden, zumindest wenn es ab Kl. S aufwärts geht. Im Springen sind die Trakehner aktuell stark unterrepräsentiert. Interessanterweise gibt es hier aber eine Reihe Hengste, die mehrere Disziplinen gleichzeitig mit Nachzucht gut abdecken und da die Vielseitigkeit einen größeren Stellenwert hat als das reine Springreiten, landen derart begabte Trakehner eher im Busch. Drei Top-Dressurlinien In Nordamerika spielen drei auch in Europa bedeutende Sportlinien eine übergeordnete Rolle, eine vierte, die in den USA sehr wichtig ist, hat in Deutschland derzeit kaum Bedeutung. 1. Linie des Burnus AAH über Habicht und seinen Sohn Cocktail. Die tragende Säule für diese Linie war in Nordamerika der Hengst MARTINI (steht selber noch zur Verfügung, zusätzlich mit einem direkten Sohn und zwei Enkelsöhnen). Habicht sind insgesamt 14 aktuell gelistete Vatertiere zuzuordnen. Vom neu aufgestellten Buddenbrock aus der gleichen Hengstlinie ist sicherlich auch noch einiges zu erwarten (2 Söhne, darunter der nicht bei der ATA als Zuchthengst registrierte S-erfolgreiche IN FLAGRANTI in Kanada sowie 2 Enkel, davon ebenfalls einer nicht bei der ATA gelistet und 1 Urenkel). Ebenfalls auf dem Dressursektor bis Kl. M nun im Sport etabliert ist BALLZAUBER aus der Habicht Linie über Axis. Stärker verbreitet ist die Habicht Linie in der Vielseitigkeit und wird in dem Kapitel gesondert betrachtet. 2. Linie des Pasteur xx über Mahagoni mit zwei Söhnen, ENRICO CARUSO (mit 3 Söhnen und einem Enkelsohn) und DONAUFÜRST (mit einem Enkelsohn und überdurchschnittlich vielen Turnierpferden). Ebenfalls zur Pasteur xx-Linie zählt MICHELANGELO mit seinem Sohn GUY LAROCHE, der in den USA stationiert ist. 3. Linie des Halali über Marduc und seine Söhne ANDUC (2 Söhne und ein Enkel), INDUC (1 Sohn), Herzzauber (selber aktiv und 2 Söhne) und LEHNDORFF’S (ein Enkel) 4. Linie des Condus über LEONIDAS (keine Söhne, aber überproportional viele Dressurpferde bis Grand Prix international). Condus steht noch über zwei Enkel zur Verfügung. Hinzu kommen deutsche Importhengste der letzten Jahre wie der mittlerweile bis Kl. S erfolgreiche EISENHERZ (v. Summertime a.d. Escana v. Guter Stern – Hessenstein, Z.: Erhard Gehlhaar, B.: Sherry Tourino, CA), der Junghengst FEINER PRINZ (v. Perechlest a.d. Flamenca III v. Cornus – Camelot, Z.: Dr. Renate Wernke-Schmissing, B.: Margaret MacGregor, IL), oder der Siegerhengst, Bundeschampion und international erfolgreiche Vielseitigkeitshengst SONGLINE (v. Summertime a.d. Schwalbenspiel v. Exclusiv, Z.: Gestüt Hämelschenburg, B.: Gus Schickedanz, Kanada), der sicher auch als Dressurvererber punkten wird. Im Dressursektor ist die Auswahl geeigneter Väter schon dadurch limitiert, dass auch die Stutenbasis nachhaltig von den gleichen Linien geprägt ist. Der 2007 aus Deutschland importierte SCHIFFON (v. Anduc a.d. Surprise v. Mago xx – Bergsturm, Z.: Anna und Fleming Lober, Dänemark), im Sport bis Inter I erfolgreich, liefert zuverlässig auch in den USA erstklassige Reitpferde und schickte mit dem jungen VELLUTO (Z.+B.: Lea Ann Hansen, VA) einen der beachtlichsten Hengste der letzten Jahre zur Körung. Velluto, der aus der ebenfalls aus Deutschland importierten Viva Vanessa v. Ursprung – Wakond aus der direkten Familie des Van Deyk stammt, ist altersentsprechend im Sport erfolgreich und gilt zu Recht als echte Nachwuchsspitze. Aus der gleichen väterlichen Linie kommt der ehemalige Siegerhengst Herzzauber (v. Marduc a.d. Herzminze v. Radom, Z.: Hessische Hausstiftung Panker, B.: Eileen Poole, Kanada), der ja auch in Europa über erfolgreiche Nachzucht verfügt. Der Hengst ist mittlerweile 26 Jahre alt aber immer noch zuchtaktiv. Er hat über diverse Söhne und Töchter nachhaltig Einfluss genommen. Interessanterweise sind seine erfolgreichsten Nachkommen Hunter (z.B. der gekörte ZULU MV a.d. Zarenkrone v. Karat – Prusso, Z.: Eileen Poole, Kanada, B.: Loon Creek Enterprises, IN). Florida im Zentrum Der sportlich erfolgreichste Vertreter der Halali-Linie war der Rappe HAILO (v. Anduc a.d. Heraklia v. Thor - Intermezzo, Z.: Christel Langmann, B.: Jean Brinkman, FL). Der Hengst war selber bis international Grand Prix erfolgreich und brachte eine große Anzahl besonders in der Dressur erfolgreicher Nachkommen, z.T. ebenfalls mit Erfolgen bis Grand Prix. Hailo stand Zeit seines Lebens auf der Valhallah Farm in Florida, wo er immer wieder auf Töchter des ATA Stempelhengstes Martini traf. Diese Kombination erwies sich als überaus erfolgreich, da die Nachkommen vor allem sehr gute Charaktereigenschaften hatten, über hervorragenden Trakehner Typ verfügten und sehr leistungsbereit waren. Hailos Sohn IMPRESSIONIST (a.d. Issel v. Mackensen - Neuquen xx, Z.: Jean Brinkman, FL, B.: Joseph Pimmental, FL) war lange Jahre einer der „Vieldecker“ der ATA und war in der Vererbung von Typ und Reiteigenschaften seinem Vater sehr ähnlich. Beide Hengste stehen nicht mehr in der Zucht. Aus der Anpaarung von Hailo mit Martini Töchtern stammen etliche bis Kl. S erfolgreiche Sportpferde, darunter der auch international erfolgreiche MARTAILO (v. Hailo a.d. Moselle v. Martini – Lark Thor xx, Z.: Lynn und Sam Culbert, FL, B.: Tracey Winter, FL). Jünger, aber sehr ähnlich gezogen, ist der 2013 gekörte HART THROB (v. Hailo a.d. 27 Harmonic v. Martini – Hilarius, Z.+B.: Jean Brinkman, FL). Leider steht er nicht aktiv in der Zucht, sondern widmet sich erst einmal seiner Sportkarriere. Ebenfalls in Florida, als Boxennachbar von Buddenbrock, steht der sehr auffällige Fuchs OSKAR II (v. Hockey a.d. Obitel v. Blesk – Plafon xx, Z.: Gestüt Kirow, Russland, B.: Joseph Pimmental, FL). Er war selber im Sport bis Grand Prix erfolgreich und ist ein überaus attraktiver, sehr gangstarker Vertreter der russischen Leistungszucht in den USA. Er erfreut sich seit seiner Stationierung in Florida großer Beliebtheit bei den Züchtern und brachte mit BOND JAMES BOND (a.d. Barina v. Graditz - Peron, Z.: Patricia Mallet, Kanada, B.: Dominique Fortier, Kanada) bereits einen bis Prix St. Georg erfolgreichen, gekörten Sohn. Inwieweit er sich als Dressurvererber etablieren kann wird die Zukunft zeigen. Da auch Oskar II bereits 24 Jahre alt ist, bleibt zu hoffen, dass noch der ein oder andere Sohn nachkommt. Als eine weitere Outcrossalternative muss der Schimmel VIRGINIAN SKY gelten. Der Best Before Midnight Sohn (a.d. Virginian Girl xx v. Limbo xx – Poaching xx, Z.: Heinz-Hermann Schröder, Süsted, B.: Fontana Syndikat, Hamburg und Natalie Rooney, CA) hat sich innerhalb nur einer Saison unter dem Dressursattel bis siegreich in Kl. S vorgearbeitet. Auch in der Vielseitigkeit wurde er bis Kl. L eingesetzt. Der Hengst verkörpert dabei den spätreifen Blütertyp mit herausragendem Versammlungspotenzial und dürfte schon aufgrund seiner Abstammung helfen, den immer enger werdenden Dressursektor genetisch aufzufrischen. Nicht weniger attraktiv dürfte er für die Zucht von Buschpferden sein. Doch auch hier gilt, was eingangs schon gesagt wurde: bis heute hat der Hengst gerade mal 3 Fohlen gebracht – vor allem auch wegen der zaghaften Zurückhaltung der Züchter. Wie auch in Deutschland tun sich US Züchter schwer damit, Pferde aufgrund ihrer vielseitigen Reiteignung und nicht wegen ihres vermeintlichen Spezialisierungspotenzials auszuwählen. Wertvolles Ramzes-Blut Als derzeit erfolgreichster Lieferant von Dressurpferden für den gehobenen Sport muss der Schimmel Leonidas (v. Condus a.d. Libella V v. Siegbert – Isländer, Z.+B.: Hilda Gurney und Mary Contakos, CA) gelten, der auch in Kalifornien gewirkt hat und unter der US Mannschaftsreiterin Hilda Gurney international im Grand Prix siegreich war. Er ist schon seit einigen Jahren nicht mehr im aktiven Deckeinsatz und hat keinen gekörten Sohn hinterlassen, dafür aber eine überdurchschnittlich hohe Anzahl bis international erfolgreicher Grand Prix Dressurpferde – mit Trakehner und anderen Bränden. Sein Einfluss kann „nur“ noch über Töchter erfolgen, was sicherlich als Verlust zu werten ist. Leonidas stand im Übrigen auch per TG in Europa zur Verfügung. Condus, der ja ebenfalls in Nordamerika wirken konnte, ist nicht nur mit Leonidas im Dressursektor vertreten. Seine Enkel PRELUDE BY MOZART (v. Mozart a.d. Pandorie v. Condus - Coktail, Z.: Vanda J et zt an di e zu ku n f t den ken. wen n n icht J et zt! wan n dan n? LeistungsbLut pur Sie wollen? wir haben! Stut- und Hengstfohlen aus unserer bekannten Trakehner Leistungszucht zu verkaufen, zum Beispiel: v. couracius a.e. kostolany-Schwalbenherbst-Mutter · v. tarison a.e. tycoon-Sokrates-Mutter v. Singolo a.e. Perechlest-Giorgio armani-Mutter · v. herakles a.e. Biotop-kostolany-Mutter fam. kottmann · zucht und aufzucht · Marienhof · 56479 elsoff · tel.: 02664/990360 28 DER TRAKEHNER 07/2014 . ZUCHT . Trakehner Leistungsblut in Nordamerika Das Erbe des Enrico Caruso Aktuell wird das Blut des Enrico Caruso über den gekörten TANZELN (v. Enrico Caruso a.d. Tannenelfe v. Pregelstrand - Vivaldi, Z.+B.: Cari und John Cassel, FL) im Viereck bis Kl. M vertreten. Vielseitig veranlagt ist dagegen INCANTARE (v. Enrico Caruso a.d. Icon v. Martini – Bold Excuse xx, Z.: Jean Brinkman, FL, B.: Andrew Palmer, AL). Der elegante Rappe ging erfolgreich in der Vielseitigkeit bis Kl. M, seine Nachzucht scheint eher ins Dressurlager zu passen. Auch hier sind die Nachkommen im reitfähigen Alter fast an zwei Händen abzuzählen, so dass man hier in Zukunft auf mehr hoffen muss. Modernität, Bewegungspotenzial und Springtalent sind jedenfalls keine Mangelware und der reine Vollblutstamm ab der 3. mütterlichen Generation dürfte auch helfen, die allgemeine Blutenge im Dressurlager zu überkommen. Die Rolle des Enrico Caruso als Dressurpferdelieferant unterstreicht dann ein weiterer Nachkomme aktuell sehr eindrucksvoll. Leider als Wallach unterwegs, kann Sir Rico (v. Enrico Caruso a.d. Sonset v. Habicht - Magnet, Z.: George Perlebach, NE, B.: Molly Fine, NY) Erfolge bis Grand Prix verbuchen. Seine Genetik ist schon deshalb interessant, weil sein mütterlicher Halbbruder SONSET’S SIEGER aus gleicher Zucht einer der auffälligsten vielseitigen Vererber der ATA ist. Zu ihm im Kapitel Vielseitigkeit dann mehr. Aus naher väterlicher Verwandtschaft muss auch der Mahagoni Sohn DONAUFÜRST (a.d. Donaufahrt vom Schimmelhof v. Pregel Boris Z., Peter Müller, B.: Erin Brinkman, FL) genannt werden. Dieser Die Autorin bedankt sich bei Helen Gibble, Diane Hailey und Dr. Timothy Holekamp für die Hilfe bei der Recherche. 29 Hengste im Fokus Zum Ende der Decksaison gab es noch einige Veränderungen im Hengstbestand, über die Zuchtleiter Lars Gehrmann berichtet. Kairos TSF Guzzi, Trakehner HLP-Sieger 1998 in Me- dingen, ist Ende April nach einem Beinbruch eingegangen. Er wurde 19 Jahre alt. Gezogen wurde Guzzi (v. Marduc) 1995 bei Philipp und Annegret Graf in Jelmstorf bei Medingen und aufgezogen wurde er in Dänemark bei Familie Nissen. Der sympathische Schimmelhengst, der 1997 in Neumünster prämiert wurde, stand zunächst bis 2005 auf dem Gestüt Wiesenhof in Krefeld. Er war auch anerkannt für die Zuchtgebiete Rheinland und Oldenburg und Westfalen. Er hinterlässt bisher sieben eingetragene Töchter und sein einziger gekörter Sohn Lugani wurde in die Ukraine verkauft. Seit 2005 stand Guzzi auf dem Gestüt Quatre Chemins im Süden Belgiens bei Familie Samyn, wo er auch aufgrund seiner Rittigkeit sehr beliebt war. High Hopes, 2011 in Neumünster gekörter Hengst, der unter anderem 2012 das Trakehner Reitpferde - Championat in Hannover gewann, wurde im April gelegt, da er als Dressurpferd für den Sport weiter ausgebildet werden soll. Der bewegungsstarke Krokant-Sohn aus der Zucht von Anja Soujon, Gross Oesingen/Nds. und der Aufzucht von Hans-Joachim Gericke aus Norderstedt/S.-H. ist Dressurpferd im Ausbildungsstall Klövensteen in Schenefeld bei Hamburg. Dort sollen auch einige Auktionsreitpferde zum Trakehner Hengstmarkt vorbereitet werden. Kairos TSF, mit 20 Siegen und über 100 Platzierungen in Springprüfungen bis einschließlich Klasse S einer der erfolgreichsten Trakehner Springhengste, steht wieder in Deutschland im Deckeinsatz. Der typstarke Fuchshengst (v. Leonardo – Amiego), der Graziello aufgrund seiner Leistung gekört wurde, war nach seiner Karriere unter Holger Hetzel als Springpferd nach Österreich verkauft worden und steht jetzt auf dem Tymnenhof in Bergen bei Celle bei Hartmut Weidenhöfer auf Station und wird über Frischsperma vertrieben. Kairos wurde 2006 bei Artur Rüggeberg in Ennepetal geboren und hinterließ bisher nur ganz wenige Nachkommen bei seinem kurzen Zuchteinsatz im Rheinland. Als echte Leistungsalternative für den Springsport könnte sich das hoffentlich zukünftig ändern. Graziello, imposanter Fuchshengst aus der Zucht von Kurt Eismann in Buchholz in der Nordheide, ist im Alter von 23 Jahren eingegangen. Der Sohn des Abdullah-Halbbruders Amiego wurde 1993 in Neumünster gekört und debütierte zunächst als Deckhengst bis 1995 in Hörem. Dann wechselte er nach Oelde in Westfalen zu Günter Wessollek. Nach dessen Tod und der Auflösung der Deckstation kam Graziello in den Besitz von Prof. Dr. Klaus-Ewald Holst, der ihn in der Nähe von Leipzig auf dem Trakehnerhof Gordemitz bei Ulrich Buschmann aufstellte, wo er auch bis 2013 stationiert war. Mit dem Ziel der Verbreitung seiner Leistungsgene wechselte Graziello zur Decksaison 2014 auf den Trakehnerhof Heidekrug nach Mecklenburg. Hier wurden vor seinem Ableben glücklicherweise noch einige Stuten tragend. Graziello war neben seinem noch aktiven väterlichen Halbbruder Octavio einer der ganz wenigen Vertreter der Hengstlinie des Pilger in der deutschen Trakehner Zucht. Er war selbst in Springprüfungen bis Klasse M erfolgreich, deckte ausschließlich im Natursprung und hinterließ 15 eingetragene Töchter und mehrere Springpferde mit Erfolgen in den Klassen M und S. FOTO: WERNER ERNST Guzzi FOTO: SPORTFOTOS-LAFRENTZ.DE klassische Trakehner im besten Typ war im Sport erfolgreich bis Grand Prix und lieferte auch selber S-erfolgreiche Dressurpferde sowie immer wieder auffallend gute Hunter. Genetisch sicherlich ein Meisterstück, stammt er doch aus der Vollschwester des Donauwind. Auch sein Einfluss auf zukünftige Generationen kann nur noch über Töchter erfolgen, da von seinen vier gekörten Söhnen keiner mehr aktiv ist. Ein aktuell ebenfalls bis Grand Prix erfolgreicher Dressurhengst ist (ebenfalls in Schimmeljacke!) STILETTO (v. Martini a.d. Suprecocious v. Abdullah – Zelamat ox, Z.+B.: Jean Brinkman, FL), der im Kapitel zur Vielseitigkeit näher beschrieben wird, denn seine erfolgreichsten Nachkommen sind selber im Busch unterwegs. Die auch in Deutschland in der Dressur sehr erfolgreiche Linie des Patricius xx-Sohnes Van Deyk ist auch in Nordamerika anzutreffen, wenn auch zahlenmäßig eher überschaubar. Der Qualität tut dies keinen Abbruch. Feingeist wurde schon vor Jahren nach Kanada importiert und der Van Deyk Sohn MAGRITTE (a.d. Mischka v. Donaufürst – Polarmond, Z.+B.: Christiane Guernon, Kanada) ist ein imponierender Schimmelhengst, der mit dem gekörten HUNO (a.d. High Class v. Ravel – Ferlino, Z.: Christiane Guernon, Kanada, B.: Lyne Joly, Kanada) schon einen S-erfolgreichen Sohn stellen konnte. Magritte hat wenig zu tun, bringt aber mit dem erwiesenen Dressurpferdelieferanten Donaufürst eine interessante Komponente in sein Pedigree. Auch der 2. Muttervater Polarmond zählt zur älteren Garde von einflussreichen ATA Hengsten mit einem selber im Sport bis Kl. S erfolgreichen Vater (Erlkönig). Mehr Einsatz für den mittlerweile ebenfalls recht betagten Magritte wäre zu wünschen. Auffallend wenig trifft man in Nordamerika auf den europäischen Spitzenhengst Gribaldi, bzw. dessen Vater Kostolany und die Linie des Arogno, die in Deutschland ohne Frage zu den am weitesten verbreiteten Familien zählt. Das Blut von Kostolany und Gribaldi findet sich in einigen importierten Sportpferden, ist aber in den Zuchtbüchern bis dato nicht weiter in Erscheinung getreten. Lediglich in Florida steht der dänische Gribaldi-Sohn KOUGAR VON C (a.d. Kornelia von C v. Tuareg – Roots xx, Z.: Grete Aagaard, Dänemark, B.: Joseph Pimmental, FL), der selber nie im Dressursport ging, aber über ein abgesichertes Pedigree verfügt. Sportliches Aushängeschild des Kostolany ist der ebenfalls in Florida beheimatete (nicht gekörte) Rapphengst ODIN SR (a.d. Onia v. Consul – Magnet, Z.+B.: Seneca Ridge Trakehners, FL), der unter Falk Peter in 2014 das erste Mal auf Prix St. Georg Niveau gezeigt wird. Arognos Vollbruder AVIGNON II wirkte fast sein gesamtes Leben lang in den USA und hat sich als Stutenlieferant einen Namen gemacht. Er ist über den männlichen Zweig nicht mehr repräsentiert, kann aber auf einen Enkelsohn verweisen. Arognos Sohn POLARPUNKT ist mit einem Sohn und einem Enkel repräsentiert, beide Nachkommen sind aber eher springveranlagt und auch entsprechend im Sporteinsatz. Alles in allem bleibt festzustellen, dass die Zucht von Dressurpferden in Nordamerika nach wie vor von den Hengsten lebt, die in den 1990er Jahren erfolgreich waren. Qualität, die sich über Jahrzehnte festigen konnte, setzt sich hier eben am Ende doch durch. Nun liegt es an einer neuen Generation junger Hengst, mit der entsprechenden Stutenbasis neue Impulse zu setzen. Im nächsten Teil der Serie geht es um die Leistungsträger im Vielseitigkeits- und Springsport. Dr. Maren Engelhardt FOTO: BEATE LANGELS Werner, CO, B.: Karen Stopek, IA) und TZIGANE (v. Graditz a.d. Tekoa v. Condus - Goldgraf, Z.: Zenda Farell, VT, B.: Kim Hunter, TX) sind vor allem als Väter guter Hunter bzw. Vielseitigkeitspferde bekannt. Letzterer steht ohnehin bereits in Deutschland und trägt so als Genalternative zur Gesamtzucht bei. Seine ältesten Nachkommen in Deutschland kommen in 2014 als 3jährige unter den Sattel. Ein weiterer Schimmel könnte noch einmal nachhaltig in der Dressur punkten. Der an der Ostküste beheimatete LORD LOCKSELY (v. Unkenruf a.d. Lida v. Enrico Caruso - Heros, Z.: Tylord Farm, VT, B.: Margaret Stevens, ME) ist bis Grand Prix erfolgreich. Er stammt aus engster mütterlicher Verwandtschaft des Lord Luciano. Der Hengst steht noch ganz am Anfang seiner Zuchtkarriere (im Alter von 13 Jahren!), da er bis jetzt vornehmlich im Sport unterwegs war. Er ist ein Pferd von vortrefflicher Bewegungsgüte und Sportlichkeit, der auch sehr klar als Trakehner erkennbar ist. Von den ersten Fohlen wurden einige bereits mit Prämienpunktzahl eingetragen (Trakehner und Oldenburger). Die Leistungskomponente eines Unkenruf kann man sicherlich nicht hoch genug einschätzen. Sucht man ihn in deutschen Pedigrees, wird man bis auf bei Lord Luciano und seinem Sohn Zauberlord wohl nicht mehr fündig. Interessanterweise ist die Kreuzung von Unkenruf mit Enrico Caruso Töchtern und umgekehrt vor allem der gemeinsamen Hengststation der beiden zu verdanken. Die Tylord Farm hat damit – ähnlich wie die später besprochene Valhalla Farm in Florida – eine echte Passerpaarung etabliert von der die Trakehner Dressurszene nachhaltig profitieren konnte. Hengste im Fokus . ZUCHT . DER TRAKEHNER 07/2014 Karolinger I, in Dressurprüfungen bis Klasse S erfolgreicher Latimer-Sohn aus der Zucht von Friederike Holst, Schenefeld b. Hamburg, wurde im Frühjahr über den Klosterhof Medingen als Dressurpferd nach Russland verkauft. Karolinger I war unter anderem Spitzenpferd der Medinger Herbstauktion 2005, wo er von dem bekannten Kieler Verleger Christian Heinrich entdeckt wurde. Unter Alexandra Bimschas war Karolinger I dann auf dem Dressurviereck erfolgreich bis Intermediaire I, so dass sein Zuchteinsatz leider eingeschränkt blieb. Sein einziger gekörter Sohn Ice Age deckt in Litauen. Bellheim, Sohn des Saint Cloud a.d. Blitzgold v. Donauwind, der 1994 in Neumünster gekört wurde, musste im Mai nach fortschreitender Altersathrose im Alter von 22 Jahren eingeschläfert werden. Der Hengst aus der Zucht von Gerhard Katheder aus Alesheim-Störzelbach/Bayern wechselte über den Hengstmarkt auf das Gestüt Mühlengrund in Isernhagen bei Hannover und später weiter als Pachthengst auf das Gestüt Webelsgrund. Sportlich besonders erfolgreich ist seine Tochter Jardin, die im Rheinland bis Grand Prix platziert war. Nach einem Lebenslauf auf unterschiedlichen Stationen innerhalb und außerhalb der Zucht stand Bellheim in den letzten Jahren bei Hans-Georg Schwedes im nordhessischen Habichtswald. www.Kuh3000.de