warum essen wir nicht mehr, was auf den tisch kommt?
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warum essen wir nicht mehr, was auf den tisch kommt?
Februar 2016 CHF 9.80 | eur 9.00 womeninbusiness.ch Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Good food fett im geschäft mit muskeln: Die exersuissechefin sandra thoma über effizientes Krafttraining Bad warum essen wir nicht mehr, was auf den tisch kommt? Von winterthur in die welt hinaus: wie anna Baumgartner mit Bio big im Beauty-Business werden will «nach immer mehr Leistung zu streben ist neurotisch!»: iKea-schweiz-chefin simona scarpaleggia spricht Klartext FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 1 Unternehmen Die Turnhose ist jetz schick Outfits zwischen Sport und Fashion – Athleisure – erobern den Kleiderschrank, prägen das Strassenbild. Angesagt sind längst nicht mehr nur Adidas, Nike und Co. Junge Labels drängen mit Erfolg in den Markt und behaupten sich – mit wenig Geld und viel Spirit. Auch in der Schweiz. Text Katharina Blansjaar Bilder UNDER ARMOUR, lululemon, Lola Fred 28 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 29 Auftakt Titelgeschichte 8In unserer Leistungsgesellschaft ist inzwischen jeder Dritte auf Diät. 16 Warum? Weizen, Zucker und Milch gelten als Teufelszeug Rubriken 3000 Mitarbeitende, 1 Milliarde 2 Editorial Umsatz: Simona Scarpaleggia, 4 Intern IKEA-Chefin Schweiz, spricht im 6 Auftakt Interview offen über neurotische 57 Vorschau / Impressum dene Teams und wie weiblich Leistungsvorstellungen, zufrie- 21 Verlosung das schwedische Unternehmen 58 10 Fragen an Marco Baumann, wirklich ist. CEO von Rausch Das Gespräch 16 Simona Scarpaleggia, Chefin von IKEA Schweiz, über ungesunde Leistungsvorstellungen und Teamgeist Unternehmen 22Exersuisse ist die Nummer 1 im Land, wenn es um medizinisches Krafttraining geht. Die Chefin ist Ärztin und stemmt selbst gerne mal 200 Pounds 28Einst trainierten wir alle in Nike oder Adidas. Heute sind kleine Labels medizinischen Muskeltraining biomazing.ch. Heute ist ihr Webshop das Nonplusultra für Bio-Fans Wer ist die Frau, die mit dem ihre Nische auf dem hart umkämpften Markt gefunden hat? Geld & Anlage 40Unsere Umfrage zeigt: Frauen sind schlecht versichert. Wir zeigen, auf was zu achten ist 44Beauty-Öle für Haut und Haar Bei unserer Anlagelösung Mandate geben Sie die Richtung vor: Sie bestimmen die Strategie – und unsere Anlagespezialisten kümmern sich dann um die kompetente Umsetzung. Dies alles zu einem attraktiven Preis. 48Ski-in und Ski-out im Aurelio in Lech 2 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 besitzt und führt die 20 Exer Absicht gründete Anna Baumgartner Credit Suisse Invest – die neue Anlageberatung. Diese Anzeige stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Bankdienstleistungen dar und entbindet den Empfänger nicht von seiner eigenen Beurteilung. Copyright © 2016 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Muckibude: Dr. Sandra Thoma suisse-Studios in der Schweiz. Geniessen Erfahren Sie mehr: credit-suisse.com/invest Eine Ärztin als Chefin einer auf dem Vormarsch 34Sie wollte etwas Gutes tun. Mit dieser Ich will meine Strategie von Anlagespezialisten umsetzen lassen. 22 46Unterwegs mit dem Lexus NX 300h 50 Kultur 52Wirtschaftsmärchen 54 Shopping-Interview mit Esther Kuhn von bestsecret.ch 34 Bio für die Haut. Im Schweizer Onlineshop biomazing.ch gibt es nur Produkte aus biologischem Anbau. Gründerin des Winter thurer Start-ups ist nicht etwa eine Kosmetikerin, sondern eine Juristin und Violinistin. FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 1 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser W as ist gut? Was ist schlecht? In einer Zeit mit so vielen Konfliktherden auf der Welt stellen wir uns diese Frage öfters, nicht? Wir fragen uns auch, weil wir gute Menschen sein wollen. Gut sein. Besser werden, besser leben. Unsere Tendenz zur Selbstoptimierung kommt aber auch aus einer einfachen Eitelkeit heraus, nicht? Wir wollen eben nicht nur gut sein, sondern besser (werden). Mir fällt gerade in dieser Zeit der Saftkuren und der Detox-Diäten wieder auf, wie wir unsere Ernährung zur Religion machen. Die Welt wird nicht besser und schon gar nicht grüner, wenn wir Chia-Samen und Goji-Beeren essen. Wir werden auch nicht gesünder, wenn wir Marathon rennen oder fünfmal die Woche im Kraftraum die Muckis pumpen. Mit diesem Heft beginnen wir das Jahr und rufen zur Normalität auf. Dieses Exzessive ist doch genauso anstrengend wie übermässige Verwendung des Begriffs Work-Life-Balance. Wer sich zu viel um sein Gleichgewicht kümmert, der steht bestimmt nicht am stabilsten auf den Beinen. Davon bin ich fest überzeugt. Mit diesem Heft verabschiede ich mich von Ihnen. Ich bedanke mich für Ihre Treue und wünsche Ihnen mit WOMEN IN BUSINESS weiterhin ein bewegtes 2016. Die nächste WOMEN IN BUSINESS erscheint am 17. März 2016. 25 JAHRE SHOPPING DE LUXE Feiern Sie mit uns! GUTSCHEIN CHF 25.- Gutscheincode: Business Bitte geben Sie bei Ihrer Bestellung den Gutscheincode an. Der Gutschein ist einmalig einlösbar und nicht mit anderen Aktionen kombinierbar. Er gilt nicht auf bereits reduzierte Ware und eine Barauszahlung ist nicht möglich. MADELEINE Mode Versand AG Postfach – 9001 St. Gallen Herzlichst und alles Gute, Geben Sie bei Ihrer Bestellung den Gutscheincode Business an und Sie profitieren von einem Gutschein im Wert von CHF 25.-! Yvonne Zurbrügg, Chefredaktorin Fordern Sie jetzt den neuen Hauptkatalog mit über 170 Seiten High-Fashion an. Telefon: 0848 889 848 Internet: www.madeleine-mode.ch 2 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 3 Wirtschafts- magazin für frauen WOMeN IN buSINeSS Februar 2016 CHF 9.80 | eur 9.00 womeninbusiness.ch Februar | 2016 Good food warum essen wir nicht mehr, was auf den tisch kommt? fett im geschäft mit muskeln: Die exersuissechefin sandra thoma über effizientes Krafttraining Bad Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Von winterthur in die welt hinaus: wie anna Baumgartner mit Bio big im Beauty-Business werden will «nach immer mehr Leistung zu streben ist neurotisch!»: iKea-schweiz-chefin simona scarpaleggia spricht Klartext Jetzt abonnieren und profitieren ✔ ✔ Ja, ich bestelle Women in Business schnupperabo für nur CHF 18.– statt CHF. 29.40✱ (3 Ausgaben) Anrede Frau Herr name Vorname Intern WOMEN und MAN In Business Das Autoren-Team dieser Ausgabe Silvia Aeschbach Sie trifft sich seit Jahren mit Menschen, um danach über diese berichten – ob im Print oder im Fernsehen. In Sachen Menschenkenntnis hat Silvia Aeschbach definitiv Übung. Bei ihrem Interview für diese Ausgabe hat sie sich aber für einmal getäuscht. Ihr Gegenüber war viel sanfter, fröhlicher und entspannter, als sie gedacht hatte. Von welcher ambitionierten Jungunternehmerin die Rede ist, lesen Sie auf Seite 36. Kaspar Meuli Kaspar Meuli ist freier Journalist und lebt in Biel. Seine Interviews führen ihn regelmässig in Chefbüros, doch so viel Understate- ment wie am Arbeitsplatz von IKEA-Schweiz Chefin Simona Scarpaleggia hat er noch nie angetroffen. Beim schwedischen Einrichtungsmulti sind Statussymbole verpönt. Fürs Top-Management gibt es weder reservierte Parkplätze noch Vorzimmerdamen. Ein eigenes Kleinstbüro hat Simona Scarpaleggia nur, damit sie bei Gesprächen die Türe schliessen kann und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht stört. Adresse PLZ/ort Telefon e-mail Bitte Coupon ausfülllen und einsenden an: Women in Business swisscontent AG Hottingerstrasse 12 CH-8032 Zürich oder direkt an: abo@womeninbusiness.ch Dieses Angebot gilt nur für neuabonnenten in der schweiz und ist gültig bis 31. Dezember 2016. Preise inkl. 2,5% mwst. und Versandkosten. ✱ Das kostet Women in Business am Kiosk. WOMEN'S Talk Katharina Blansjaar Im neuen Jahr hat unsere Autorin entschieden, sich zur Yogalehrerin ausbilden zu lassen. Da kam ihr die Recherche gerade recht. Wir haben Katharina Blansjaar nämlich auf die Jagd nach den begehrtesten Fitness-Labels geschickt. Im Markt, den lange Zeit nur Nike und Adidas beherrschten, tut sich nämlich ziemlich was. Gerade für und von Frauen! Dienstag, 15. März 2016 Geld macht nicht glücklich – oder doch?! u Gäste: Prof. Dr. Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre fhnw, Privatdozent Universität St. Gallen, Glücksforscher Christina Kuenzle, Managing Partner und Executive Coach, choice ltd. business and executive coaching Moderation: Prof. Dr. Sita Mazumder Beginn: 19.00 Uhr (Türöffnung 18.30 Uhr) – anschliessend Apéro Location: The Lion, Oetenbachgasse 6, 8001 Zürich (in der Nähe vom Urania Parkhaus) Eintritt: CHF 20.– für NichtabonnentInnen / CHF 10.– für AbonnentInnen, jeweils inklusive einer aktuellen Ausgabe des Magazins WOMEN IN BUSINESS. Anmeldung bis am 8. März an redaktion@womeninbusiness.ch (Beschränkte Teilnehmerzahl) Hauptsponsor Sponsoren FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 5 A u f t a k t_ M e i n u n g _ G e l d -I n te r v i e w _Ve r s c h n a u f p a u s e «Eine Annahme hat negative Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Wirtschaft» SP-Nationalrätin Chantal Galladé über die Durchsetzungsinitiative der SVP sowie deren Konsequenzen bei einem Ja am 28. Februar. Mein teuerster Lustkauf Völlig überteuert, völlig vernunftfrei, an sich überflüssig. Ich sage nicht, was es ist. Nur so viel: Ich trage es nie. Aber es weckt Emotionen und Kindheitserinnungen in mir. Mein grosszügigstes Trinkgeld Ich honoriere es, wenn ich guten Service erlebe. In anderer Leute Augen manchmal vielleicht zu übertrieben. Aber schon manches Mal hat mir ein Lächeln, ein freundlicher Satz meinen Tag verschönert. Mein mächtigstes Sparpotenzial Urlaub. Leider trotz aller guten Vorsätze immer das Erste, das zum Opfer fällt. Mein letzter Frustkauf Vier Tüten Gummibärchen Meine schwerste Einkaufstüte Ein Teddybär, über einen Meter gross und entsprechend schwer. Ich habe ihn durch den Flughafen Zürich geschleppt und nach Berlin gebracht – zur Erheiterung aller Menschen, denen ich an dem Tag begegnet bin. Meine üppigste Spende Wir Kurden gelten als heimatlos. Ich habe das Glück, in der Schweiz Heimatgefühl kennenlernen zu dürfen. Viele von uns in der westlichen Welt sind unendlich gesegnet. Egal wie hoch. Meine Spenden alleine werden leider nie gross genug sein, um all das Leid zu mildern, das den Menschen widerfährt, die auf dieser Welt in Kriegsgebieten ausharren und die Zerstörung ihrer Heimat und den Verlust ihrer Liebsten miterleben und ertragen müssen. Mein Geld-Motto Geld verdirbt den Charakter eines Menschen nicht. Geld zeigt den Charakter eines Menschen. ★ Chantal Galladé, 43, Nationalrätin und Mitglied der sicherheitspolitischen Kommission sowie der NATO-Delegation des Nationalrats. Um ein mögliches Beispiel zu nennen: Ein in der Schweiz geborener und aufgewachsener Ausländer ohne Bezug zum Heimatland fährt in einer Tempo-30-Zone 50 Kilometer pro Stunde. Wenn er dann später noch einen Apfel aus dem Nachbarsgarten stiehlt, muss er zwingend ausgeschafft werden, eine Ausnahme ist nicht möglich. Er hat kein Recht darauf, wegen dieser doch eher geringfügigen Delikte vor der Rechtssprechung gleich behandelt zu werden wie die mit ihm aufgewachsenen Schweizer Kollegen, wenn sie dasselbe tun. Die Durchsetzungsinitiative setzt hier lebende, gut integrierte Ausländer, welche ein relativ geringfügiges Delikt begehen, mit Kriminaltouristen gleich. wirkt sein Bleiberecht. Die Annahme der Durchsetzungsinitiative aber wird keinen solchen Fall verhindern und auch keine andere Rechtssprechung in solchen Fällen bedeuten. Denn Ausschaffungen für schwere Delikte haben wir schon heute und daran ändert die Initiative nichts. Nach den grauenhaften Vorfällen in Köln, welche ich aufs Schärfste verurteile, schrieb mir eine besorgte Bürgerin, ob sie nun nicht doch für die Durchsetzungsinitiative stimmen solle, denn diese Art von Ausländern wäre nicht akzeptabel bei uns. Sie hat recht, dass dies nicht akzeptabel ist. Für mich sind Frauenrechte nicht verhandelbar und wer sich so verhält, ver- Was eine Annahme aber ändern würde, betrifft unser Land in seinen Grundwerten. Es würde negative Auswirkungen auf unser Zusammenleben, unsere Wirtschaft und unsere Demokratie haben. Ein Nein zur Durchsetzungsinitiative bedeutet ein Ja zu unserem Rechtsstaat, zur Wirtschaft und zur Demokratie.» ★ 6 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Jino Omar, 39, Leiterin Hirslanden International und VR-Präsidentin Acredis Clinic Utoquai, über ihre grösste Fehlinvestition, Frustkäufe und warum ihre Herkunft sie zur Spenderin macht. Meine grösste Fehlinvestition Ich habe viel Geld in eine Ausbildung investiert, nur um währenddessen festzustellen, dass mein Herz für das schlägt, was ich bereits mache. «Seit einigen Jahren setze ich mich intensiv mit der Sicherheitspolitik unseres Landes auseinander und stehe für Recht und Ordnung ein. Gerade als Frau ist mir Sicherheit ein besonderes Anliegen, weshalb ich mich dafür engagiere, dass der Staat die Sicherheit aller gewährleistet und genügend Sicherheitskräfte und Ressourcen da sind, um die Menschen zu schützen. Nur in einem sicheren Staat können die Menschen sich auch frei und angstfrei bewegen, kann eine Wirtschaft funktionieren und ist die Lebensqualität gut. Die Durchsetzungsinitiative der SVP aber ist brandgefährlich. Die bringt nicht mehr Sicherheit, sondern weniger. Denn sie untergräbt unseren Rechtsstaat. Sie hebelt wichtige Prinzipien der Verfassung aus, wie zum Beispiel die Verhältnismässigkeit, und sie schaltet die Richter aus. Diese werden faktisch zu Vollzugsbeamten degradiert. Auch die Demokratie wird ausser Kraft gesetzt. Das Parlament hat die vom Volk angenommene Ausschaffungsinitiative umgesetzt und eine Härtefallklausel eingefügt, damit die Richter in ganz besonderen Fällen, wenn es die Situation erfordert, Ausnahmen machen können. «Geld zeigt den Charakter eines Menschen» Feierabend in guten Händen Die Kosmetikerin wählt eine Kombination aus drei Produkten. Je nach Hauttyp sind diese mit Zitronen-Thymian, mit grüner Bananenstaude oder mit Hafer angereichert. Diese Inhaltsstoffe, die erfahrenen Hände der Expertin und die Serie von Massage-, Drainage- und Druckbewegungen sind das Geheimnis der neuen Tri-Active Gesichtsbehandlungen von Clarins. Das Trio an Pflege und Berührungen dauert 60 bis 90 Minuten – je nach Wunsch. Danach fühlt sich die Haut, gerade jetzt, wenn es draussen kalt ist, enorm genährt an. Das Schutzschild soll anhalten, genauso wie das jugendliche Gefühl. Clarins hat immerhin 60 Jahre Wissen rund um die Haut und die Alterung gesammelt. Die Tri-Active Gesichtsbehandlungen gibts ab sofort in allen Clarins Skin Spas ab CHF 165.–. clarins.ch FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 7 Titelgeschichte Good Food – Bad Food Was isst du so? Kein Thema bewegt in der Kantine dermassen, wie das «gesunde» Essen. Wer noch in einen Burger beisst, gilt als Loser. Was ist los mit uns? Text Yvonne Zurbrügg Illustrationen Stephan Schmitz 8 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 9 Ecknauer+Schoch ASW Titelgeschichte Es ist noch kein Dutzend Jahre her, da sassen die Wirtschaftsmächtigen zwischen 11 und 14 Uhr im Gourmetrestaurant. Wer danach nicht mit Schlagseite ins Büro wankte, war ein Loser. Schliesslich hiess die Devise: Auf jeden Deal wird angestossen, je dicker der Fisch, desto tiefer wird ins Glas geschaut. Kohlenhydrate hatten damals noch den Ruf, Energiespender zu sein. Und Zucker galt als Zückerchen fürs Hirn. Heute ist beides derart verteufelt, dass wer sich wagt, beides zu essen, ja gar zu kombinieren, klare Mängel aufweist – wenn nicht im Blut, dann zumindest im Geist. Nämlich einen Mangel an Selbstoptimierungstendenz, schlichte Laschheit in Zeiten, in denen jeder, der etwas auf sich hält, Schritte zählt, Verbrennung misst, ChiaSamen in Mandelmilch schlürft und Unsummen ausgibt, um den Monstern namens Laktose und Gluten auszuweichen. Was ist passiert mit uns? Man könnte den Trend zum gesunden Leben einfach daraus ableiten, dass heute in praktisch allen Konzernen Alkoholverbot herrscht. Und dass die Spesenbudgets nicht mehr nach oben offen sind für die luxuriösen Gelage mit den Kunden. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Zwischen dem Mittagessen im Gourmetrestaurant und dem selbstgemachten Quinoa aus dem Tupperware liegen dann doch so einige kulinarische Stufen. Was ist passiert mit uns? Wir sind überinformiert. Werden mit Thesen und Studien bombardiert, sodass wir offenbar nicht mehr im Stand sind, selbst zu entscheiden, was gut für uns ist. Lieber lassen wir uns von sogenannten Experten sagen, welche Lebensmittel die Guten und welche die Bösen sind. «Weizen 10 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 macht fett, herzkrank und depressiv», sagt der US-Kardiologe William Davis. US-Neurologe David Perlmutter landete mit seinem Buch «Dumm wie Brot» sogar einen internationalen Bestseller. Seine Kernthese: Brot ist die Wurzel allen Übels und sogar für Alzheimer und Demenz mitverantwortlich. Untergang der Sättigungsbeilage Nur eine verwöhnte Gesellschaft lässt sich damit ein Grundnahrungsmittel verteufeln. Hätten wir nicht von allem genug oder zu viel, würden wir weiterhin Brot als Sättigungsbeilage verstehen. Aber allein schon der Begriff Sättigungsbeilage hat ja ausgedient. Wir essen heute nicht, um satt zu werden. Wir essen, um gesund zu bleiben, um unseren Social-Media-Followern per Bild zu beweisen, dass wir schöne, schlanke, ranke, gesunde, optimierte Menschen sind. Satt? Das ist was für Ausufernde, die nicht wissen, wann genug ist. version internet ABACUS Business Software goes mobile «Free from» heisst die Hiobsbotschaft von heute. Bedeutet: frei von Gluten, Laktose und Histamin (siehe Box). Inzwischen findet sich «Free from» als Hinweis auf zig Produkten im Supermarkt, Migros und Coop verbuchen bei ihren jeweiligen Spezialsortimenten zweistelliges Wachstum. Coop macht damit über 25 Millionen Franken Umsatz im Jahr. Kein Wunder, wird das Angebot stetig ausgebaut. Den Nahrungsmittelallergikern macht das das Leben leichter. Fakt ist aber: Nur gerade 1 Prozent der Bevölkerung hat Zöliakie. So heisst die extreme Überempfindlichkeit gegenüber Gluten, ➤ ABACUS bringt Bewegung in Ihr Business. Apps für Smartphones und iPads informieren Sie schneller und machen Sie und Ihre Mitarbeiter effizienter und flexibler. > Unterwegs Leistungen, Der Unterschied zwischen einer Allergie und einer Intoleranz Spesen, Stunden erfassen, Rapporte ausfüllen, Adressen und Projektdaten bearbeiten Eine Nahrungsmittelallergie ist eine Abwehrreaktion des Körpers gegenüber pflanzlichen und tierischen Eiweissen. Kleinste Mengen können allergische Reaktionen auslösen. Diese reichen von harmlosem Juckreiz bis hin zu einem anaphylaktischen Schock, der tödlich sein kann. Allergien können mittels Haut- und Bluttests festgestellt werden. Schwerwiegende Reaktionen treten besonders bei Nüssen, Sesamsamen und Meeresfrüchten auf. Bei einer Lebensmittelintoleranz fehlt dem Körper die Fähigkeit, einen bestimmten Stoff zu verdauen. Häufige Symptome sind Verdauungsbeschwerden. Tests oder eine Diät bringen Klärung. und sofort mit der Software in Ihrem Unternehmen synchronisieren > Überall und jederzeit Stammdaten und Standardauswertungen einsehen www.abacus.ch ANZEIGE G esundheit gleich Leistung. Leistung gleich Erfolg. Erfolg gleich Ansehen. Das ist die Gleichung unserer Selbstoptimierung. Die Formel kann beliebig ausgebaut werden. Fakt ist: Mit der Gesundheit haben wir uns auf unserem Karriereweg noch nie so auseinandergesetzt wie heute. Ihre Arbeitskollegin isst jeden Mittag Quinoa aus dem Tupperware? Der Kollege aus derselben Abteilung trinkt Smoothies, die grüner sind als die Plastikäpfel im Möbelladen? Willkommen beim Kantinenthema 2.0: Und was isst du so? Titelgeschichte die die Dünndarmschleimhaut schädigt und zu Mangelerscheinungen führen kann. Nur 1 Prozent der Bevölkerung leidet an einer Histaminintoleranz, reagiert also allergisch gegen Histamin, das in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt, besonders in Wurstwaren, Fleisch, Meeresfrüchten, Käse- und Gemüsesorten. Für wahre Allergiker kann bei beiden Allergien schon die Einnahme kleinster Mengen lebensgefährlich sein. Schweizer sind Spitzenreiter – gemäss Selbstdiagnose Nur sind die wahren Allergiker von den Lifestyle-Enthaltsamen kaum mehr zu trennen. «Es ist fast schon schick, ein Nahrungsmittel nicht zu vertragen», kommentierte Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation am Unispital Zürich eine hauseigene Befragung, worin 37 Prozent der Schweizer Bevölkerung angeben, gewisse Lebensmittel nicht zu vertragen. Das bedeutet europaweiter Spitzenplatz. Aber ➤ Die drei häufigsten Allergien und Intoleranzen Laktoseintoleranz Normalerweise wird der Milchzucker im Dünndarm durch das Enyzm Laktase gespalten und über den Darm ins Blut aufgenommen. Statt ins Blut gelangt der Milchzucker bei Laktoseintoleranz unverdaut in den Dickdarm und wird dort von Bakterien vergoren. Das ist unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Vorkommen Milch, Milchprodukte, Fertigprodukte. Symptome Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Übelkeit, Verstopfung, Erbrechen. Diagnose Atemtest oder Blutgentest. Therapie In einer ersten Phase sollten sich Betroffene laktosefrei ernähren. Danach wird während einer Testphase die Verträglichkeit der Laktose ermittelt. Man kann das fehlende Enzym Laktase auch in Form von Kapseln oder Tabletten einnehmen. Symptome Müdigkeit, Erschöpfung, Blutarmut, Eisenmangel, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Knochenschmerzen, Gewichts- und Kraftverlust, Konzentrationsprobleme, depressive Verstimmungen. Diagnose Messung von Zöliakieantikörpern unter glutenhaltiger Ernährung. Therapie Bei Zöliakie hilft nur eine lebenslange glutenfreie Ernährung. Auf diese Weise ist jedoch ein beschwerdefreies und gesundes Leben möglich. Histaminintoleranz Es wird vermutet, dass die Histaminintoleranz durch ein Missverhältnis zwischen dem Angebot an Histamin und der eingeschränkten Aktivität der histaminabbauenden Enzyme entsteht. Vorkommen Besonders in Wurstwaren, Fisch, Meeresfrüchten, Käse und gewissen Gemüsesorten. Zöliakie Gluten ist ein Sammelbegriff für Klebereiweisse in verschiedenen Getreidesorten. Zöliakie ist eine extreme Überempfindlichkeit gegenüber Gluten, sie schädigt die Dünndarmschleimhaut. Die Schädigung führt zum Abbau der Dünndarmzotten. Nährstoffe können zudem weniger gut aufgenommen werden, was zu einer Mangelerscheinung führen kann. Symptome Plötzliche Hautrötungen, Juckreiz, Verdauungsbeschwerden, Blutdruckabfall, chronischer Schnupfen, Kopfschmerzen, Migräne, rote Augen. Vorkommen Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, Emmer, Grünkern, Kamut, Einkorn und Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Therapie Zuerst muss streng auf histaminarme Ernährung umgestellt werden, um daraufhin gezielt histaminreiche Lebensmittel zu testen und die Verträglichkeit zu ermitteln. 12 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Diagnose Es gibt keine eindeutigen Diagnosekriterien für Histaminintoleranz. REVOLUTIONÄR KOMFORTABEL Die neuen Full-Flat-Sitze in der Business Klasse: entdecken Sie den Komfort eines komplett flachen Liegesessels sowie ausgezeichneten Service. Wird sukzessive auf Langstreckenflügen in ausgewählten Boeing 777 eingerichtet. AIRFRANCE.CH FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 13 Titelgeschichte «Wir geben dem Essen zu viel Macht» Psychologin Barbara Beckenbauer über Weglassdiäten und welchem Stress wir uns aussetzen, wenn wir verlernen zu geniessen. was heisst denn vertragen? Rund jeder Fünfte in der Schweiz kennt Blähungen nach dem Konsum von Milchprodukten. Bei ihnen wird der Milchzucker im Dünndarm nicht durch das Enzym Laktase gespalten und über den Darm ins Blut aufgenommen, sondern es geht unverdaut in den Dickdarm und wird von Bakterien vergoren. Gefährlich ist das nicht, höchstens unangenehm. fekt: Die Angst, ein böses Lebensmittel zu essen, sich mit dem eigenen Genuss zu schaden, kann krank machen. Die Rede ist von eingebildeten Unverträglichkeiten, so lange eingeredet, bis der Körper die entsprechenden Lebensmittel tatsächlich nicht mehr gerne verdaut. Eine antrainierte Unverträglichkeit ist aber nur das eine. Viele Leute verlieren bei einem freiwilligen Gluten-Verzicht an Körpergewicht und glauben erst recht daran, dass dies nur Teufelszeug sein kann. «Aber es gibt nichts Magisches an der glutenfreien Diät!», sagt Ernährungsexpertin Katherine Tallmadge, Autorin des Bestsellers «Diet Simple», «Die Leute fühlen sich nur gesünder, weil sie Süssigkeiten plötzlich mit Früchten ersetzen.» Katherine Tallmadge bestreitet trotzdem vehement, dass eine Elimination von Gluten gesund ist. Wichtige Quellen von Ballaststoffen, Eisen, Folsäure, Kalzium, Vitamin B3 und B12, Phosphor und Zink würden bei glutenfrei verarbeiteten Lebensmitteln oft verloren gehen, allein schon der raffinierten Getreide wegen. Mangelerscheinungen seien die Folge. «Es gibt nichts Magisches an der glutenfreien Diät!» Allergien entwickeln sich am häufigsten bereits im Kleinkinderalter. Die Zürcher Kinderärztin Andreina Weil beobachtet, dass ihre Patienten Allergien auf Milch, Weizen oder Eier oftmals mit der Zeit wieder verlieren, also auswachsen. Anders bei Zöliakie: Sie ist medizinisch gesehen auch keine Allergie, sondern eine immunologische Erkrankung des Darms. «Aber sowohl die Nahrungsmittelallergie als auch die Zöliakie können vererbt werden, wobei es sich bei den Nahrungsmittelallergien eher um eine vererbte Bereitschaft handelt, allergisch zu reagieren.» Wenn der Apfel zur Tablette wird Wer gesund ist, erklärt dies gerne mit der gesunden Ernährung. Gleichzeitig wird häufig unter den Nahrungsmitteln der Schuldige gesucht, wenn eine Krankheit auftritt. Andreina Weil beobachtet das besonders bei einer der häufigsten Hauterkrankungen: «Bei Neurodermitis vermuten viele Eltern eine Nahrungsmittelallergie als Ursache.» Effektiv sei dies aber eher selten der Fall. In der Hoffnung, endlich eine «Heilung» zu erfahren, führten Eltern bei ihren Kindern sehr oft fragwürdige Auslassdiäten durch (keine Milchprodukte, keine Weizenprodukte usw.), welche von Bioresonanz-Therapeuten, Kinesiologen oder Naturheilpraktikern empfohlen würden, obschon keine nachweisbare Allergie bestehe. «So sehen wir Kinderärzte immer wieder Kinder mit Mangelerscheinungen – Kalciumoder Vitamin-D-Mangel – und unterernährte Kinder aufgrund von unsinnigen Eliminationsdiäten.» Wissenschaftler, die Perlmutters Theorie, dass Brot nicht nur dumm, sondern auch dement mache, mit gegenteiligen Befunden kritisieren, sprechen auch gerne vom Noceboef14 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Die echte Allergie folgt auf die eingebildete Medizinerin Andreina Weil kommt zum Schluss: «Beim freiwilligen Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel schadet man in erster Linie seinem Portemonnaie, da glutenfreie Produkte teurer sind als die regulären.» Auch sie warnt vor gesundheitlichen Risiken: «Glutenfreie Produkte können problematische Bestandteile aufweisen. Das häufig enthaltene Lupinenmehl zum Beispiel zählt zu den 14 wichtigsten Verursachern von Nahrungsmittelallergien.» Am Ende leidet also plötzlich noch an einer Allergie, wer sie sich davor nur eingebildet hatte. Soll sich also bloss nicht ins Bockshorn jagen lassen, wer beim Znüni noch immer lieber in ein Gipfeli beisst anstatt Goji-Beeren hamstert. Die Psychologin ist übrigens überzeugt: Am gesündesten ist immer noch der schuldfreie Genuss (siehe Box). Dabei vergisst man zum Glück auch ganz schnell wieder, wo und wie man sich als Nächstes hätte optimieren wollen. ★ Was sagen Sie als Psychologin darüber, dass das Essen derart zu einem Leistungsthema geworden ist? Ich stimme Ihnen zu, Essen wird heutzutage viel zu sehr mit Leistungsoptimierung in Verbindung gebracht. Es geht beim Essen nicht mehr wirklich darum, ob es schmeckt, sondern was es bewirkt. Wir schreiben der Nahrung Dinge zu – wie zum Beispiel den Super Foods wie Federkohl und Goji-Beeren –, die für mich teilweise schon an Wunderglaube grenzen. Mit welchen Konsequenzen? Unsere natürliche Beziehung zum Essen beginnt darunter zu leiden. Statt zu geniessen, beginnen wir Lebensmittel ängstlich zu umkreisen und misstrauisch zu beäugen. Das Wenige, was wir noch für gesund, verträglich und nicht dick machend halten, macht beim Essen nicht wirklich glücklich und meistens nicht wirklich satt. Zum Beispiel? All die Smoothies und Säfte! Bis vor Kurzem kam kein Mensch auf die Idee, drei Orangen, zwei Handvoll Spinat und zwei Bananen auf einmal zu essen. Kaum wird es gepresst oder püriert, glauben wir wirklich, dass wir unserem Körper damit geben, was er braucht – beziehungsweise dass er dies auch richtig verdauen kann. Ausserdem geht etwas anderes Wichtiges verloren. Wir setzen uns nicht mehr hin zum Essen, sondern trinken das Ganze zwischendurch in drei vier Schlucken runter. Welchen Stressfaktor bergen all die freiwilligen und sogenannt gesunden Weglassdiäten – wenn man zum Beispiel keine Milchprodukte mehr zu sich nimmt? Kurzfristig kann eine solche Weglassdiät ein gutes Gefühl geben, eventuell auch von lästigen Symptomen befreien. Das gute Gefühl entsteht aber vor allem, weil wir uns und unserem Körper Aufmerksamtkeit schenken. Das Befolgen der Diät gibt besonders Menschen mit einem starken Kontrollbedürfnis das Gefühl: Ich habe mein Leben, meinen Körper im Griff, ich esse gesund, muss mir keine Sorgen machen. Längerfristig jedoch – sofern keine klare Diagnose besteht, die eine Weglassdiät verlangt – besteht die Gefahr von Mangelerscheinungen. Und die Lebensqualität sinkt. Warum? Die Selbstkasteiung führt zu etwas, das ich doppelte Bestrafung nenne. Einerseits verzichtet man auf das Genussbringende Psychologin Barbara Beckenbauer, 45, ist klinische Psychologin und Coach mit eigener Praxis in Zürich, barbarabeckenbauer.com und damit meist auch auf das Wohlgefühl der Sättigung – eine Botschaft an das Hirn, übrigens, die uns gut fühlen lässt. Kaum werden wir dann nachmittags in der Cafeteria vor dem Kuchen, der dort rumsteht, schwach, fühlen wir uns schon als Versager und werden vom schlechten Gewissen geplagt. Wie findet man aus dieser Bestrafung heraus? Wir wissen alle, dass neben der Leistung auch Zeit für Entspannung sein muss, damit wir gesund bleiben. Wenn das Essen auch noch einen Leistungsaspekt bekommt, dann kommt etwas Grundlegendes aus der Balance. Das führt zu Erschöpfung und Unzufriedenheit. Wenn das Leben aus einem Übermass aus Leistung und Kontrolle besteht, wenn am Vorabend akribisch vorbereitet werden muss, was am nächsten Tag im Tupperware mit ins Büro darf, verpasst man viel an Lebensfreude und Entspannung. Den Weg aus der Bestrafung findet man, indem man sich wieder öfters fragt: «Auf was habe ich Lust?» und weniger «Ist das denn gesund? Und bekömmlich?» ★ FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 15 Das Gespräch «Nach immer mehr Leistung zu streben ist neurotisch» IKEA-Chefin Schweiz Simona Scarpaleggia pflegte Diversity schon, bevor das Wort erfunden war. Die Chefin von 3000 Mitarbeitenden über Motivation, Kunden-Inspiration und Gleichstellung auf schwedisch. Interview Kaspar Meuli 16 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 17 A Das Gespräch usgerechnet eine junge Frau wie Sie sollte mit den mit allen Wassern gewaschenen Gewerkschaftern verhandeln? Ja, denn der Personalchef von Montedison hatte eine Vision. Er sagte sich: Es kann mit diesen ewigen Zusammenstössen nicht weitergehen. Wir müssen endlich lernen, so zu verhandeln, dass sich nicht der durchsetzt, der am lautesten schreit, sondern dass wir Win-win-Situationen herbeiführen. Und dazu, so war er überzeugt, brauche es Frauen. Ich blicke gerne nach vorne. Das gibt mir Kraft. Wenn man sagt, jetzt ist alles getan, wird es einem langweilig. Ich weiss allerdings nicht, ob ich über die risikofreudige Ader verfüge, die es als selbstständige Unternehmerin braucht. Viele junge Menschen sind nicht mehr bereit, alles für eine Karriere aufzugeben. Sie träumen viel mehr von einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Beobachten Sie das auch? Die Gesellschaft hat sich tatsächlich stark verändert, vor allem in Europa. Die sogenannten «Millenials» wollen sichergehen, dass sie ihre Freiräume haben. Ich finde das positiv, doch manchmal höre ich von Leuten meiner Generation auch negative Kommentare. Wir waren da total verschieden – bei uns ging es vor allem um Karriere und Opfer. Und ums Nachoben-Drängen. Beide Haltungen haben ihre guten und schlechten Seiten. Manchmal muss man einfach arbeiten, denn man erhält nicht alles umsonst, und das sollte verstanden werden. Doch andererseits finde ich diese Mentalität, nach immer mehr Leistung, Leistung und Geld zu streben, neurotisch. «Es geht darum, Menschen zu befähigen – Frauen und Männer.» Ich nahm das Angebot an und war dann sozusagen das Versuchskaninchen beim Umsetzen dieser Vision. Ich war sechs Jahre lang für den Kontakt mit den Gewerkschaften zuständig und habe dabei wahnsinnig viel gelernt. Während Jahren immer die einzige Frau am Verhandlungstisch zu sein war – wie soll ich sagen –, eine ziemliche Herausforderung. Vor allem wenn man jung ist. Fühlten Sie sich nicht unheimlich eingeschüchtert? Ich fühlte mich anders, schwer anders. Ich betrat einen Raum und alle schauten mich an, schon nur weil ich eine andere Farbe trug. Die Männer steckten alle in ihren dunklen Anzügen. Wie sind Sie mit dieser Situation fertiggeworden? Meine grösste Schwierigkeit war, meinen Platz zu finden – und dies nicht bloss, weil ich jung und unerfahren war. Wir fühlen uns alle zu Stereotypen hingezogen. Deshalb versucht man als Frau unter Männern alle weiblichen Seiten zum Verschwinden zu bringen und wird hart und streng, oder man entwickelt sich im Gegenteil zum hübschen Dummchen. Ich musste darüber nachdenken, wer ich wirklich bin und wofür ich einstehe, um nicht in die Falle dieser Rollenbilder zu tappen. Sie haben eine Position dazwischen gefunden? Ja, und das war meine grösste Leistung. Und wie geht die Entwicklung weiter? Der nächste Schritt wird sein, sich zu fragen, was wir eigentlich selbst zu einer besseren Gesellschaft beitragen können. In einer globalisierten Welt kommt niemand umhin, sich solche Gedanken zu machen. Sie haben einmal gesagt, Erfolg bedeute, die Welt positiv verändern zu können. Sind Sie nach Ihren eigenen Massstäben erfolgreich? Hmmh, ja, ich habe zum Beispiel dieses Unternehmen zu einem besseren Ort gemacht … Haben Sie eigentlich je daran gedacht, Unternehmerin zu werden? Noch nicht. Mir hat bis jetzt die Gelegenheit gefehlt, darüber nachzudenken. ... war IKEA Schweiz nicht schon vor Ihnen eine gute Firma? Eine sehr gute Firma, aber es gibt eben immer Verbesserungsmöglichkeiten. Die Stimmung im Unternehmen zum Beispiel hat sich in den letzten Jahren verbessert, stark verbessert. Das Kompetenzniveau hat zugenommen, und die Nähe zu den Kunden ist gewachsen. Für mich sind das drei gute Resultate. Es ist nie zu spät … … mir gefällt es, Teil einer grossen Organisation zu sein. Obwohl ich Unternehmergeist sehr schätze. Ich mag es, wenn Leute Initiative ergreifen, und ich bin selber gerne initiativ. Aber in einer strukturierten Umgebung. Vor zehn Jahren hätte ich auf diese Frage klar mit Nein geantwortet, aber wer weiss? Mit anderen Worten: Sie haben Kunden und Mitarbeiter zufriedener gemacht. Das war genau meine Absicht, als ich hier anfing und erklärte, ein «Happy people movement» schaffen zu wollen. Die Kunden haben heute so viele Einkaufsmöglichkeiten, weshalb also sollten sie immer wieder zu IKEA kommen? Man geht zu ➤ 18 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 19 Das Gespräch IKEA weil man hier inspiriert wird, weil es Spass macht, weil man nette Leute trifft, weil man Ideen erhält, weil man nicht gestresst ist. Wir müssen an all diesen Komponenten arbeiten. Man gewinnt als Brand, als Unternehmen das Vertrauen der Menschen, wenn man darum bemüht ist, mit ihnen in Beziehung zu treten. Dank diesem Vertrauen kommen sie immer wieder zurück. Sonst eben nicht. Und was macht Ihre Mitarbeiter glücklich? Die Möglichkeit, sich selbst zu sein. In den Diversitäts-Richtlinien von IKEA heisst es «Be yourself». Das unterschreibe ich total – jeden Tag von Neuem. Wir führen jedes Jahr Umfragen durch und wissen, dass unsere Mitarbeiter sehr zufrieden und engagiert sind. Die Schweiz steht in dieser Hinsicht bei IKEA an der Spitze. Wie können Sie als oberste Chefin die Zufriedenheit der Mitarbeiter beeinflussen? Meine Aufgabe ist es, Inspiration zum IKEA-Leitbild zu vermitteln. Unser Leitsatz lautet: «Den Alltag der Menschen verbessern». Ich sorge dafür, dass alle Mitarbeiter dieses Ziel verstehen und dass sie das Gefühl haben, eine Rolle dabei zu spielen, es zu erreichen. Meine Funktion als CEO besteht auch darin, das Potenzial der Mitarbeiter freizusetzen. Die Menschen sollten das tun, was ihnen liegt und was sie gerne tun. Es geht darum, Menschen zu befähigen – Frauen und Männer. Ist das auf allen Stufen möglich, können bei IKEA auch Putzfrauen und Magaziner sich selbst sein? Ja, davon bin ich absolut überzeugt. Sie haben sich einen Namen als engagierte Frauenförderin gemacht. Wie wirkt sich das auf Stellenbewerbungen aus? Möchten besonders viele talentierte Frauen bei IKEA arbeiten? Wir erhalten tatsächlich mehr Dossiers von Frauen als andere Firmen. Das Gute daran ist, dass wir inzwischen wirklich gemischte, sehr gut funktionierende Teams haben – sogar in der Liegenschaftsabteilung, wo es gewöhnlich nur Männer gibt. Sogar die Abteilungschefin ist da eine Frau. Der ausgeglichene Anteil von Frauen und Männern ist bei uns schon fast etwas Natürliches geworden. Der letzte Verkaufschef zum Beispiel war ein Mann, jetzt haben wir eine Frau. Die Finanzchefin wurde von einem Mann abgelöst. Wir sind heute so weit, dass wir uns nicht mehr darum bemühen müssen, Diversität sicherzustellen, da wir bereits Vielfalt haben. Die Leute werden nicht eingestellt, weil sie eine Frau oder ein Mann sind. Wir sehen uns einfach ihren Lebenslauf an. Hat IKEA seine Ziele bei der Frauenförderung erreicht? Global gesehen haben wir uns dazu verpflichtet, im ganzen Unternehmen ein Geschlechterverhältnis von 50:50 zu erreichen. IKEA Schweiz ist in dieser Beziehung Meister. Und viele andere Ländergesellschaften sind auf guten Wegen. Aber das war nicht immer so. 20 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Ve r l o s u n g Was hat den Durchbruch bewirkt? Als wir vor mehr als zehn Jahren das Geschlechterverhältnis analysierten, dachten wir, es sei selbstverständlich, bei IKEA Frauen in allen Positionen zu finden – bei einem schwedischen Unternehmen mit unseren Wertvorstellungen! Doch dann merkten wir, dass es in den Top-200-Positionen tatsächlich gerademal acht Frauen gab. Alle übrigen Manager waren Männer, Schweden, aus dem Süden des Landes und Mitte 40 – sogar das Alter war homogen. Das war wirklich ein Schock. Da hat sich die Geschäftsleitung dazu entschlossen, dieses Thema an einem siebentägigen Workshop zu diskutieren, zu dem ich das Glück hatte, auch eingeladen zu werden. Gewinnen Sie … eines von vier Caudalie-Sets der Linie «Resveratrol Lift» im Wert von je 200 Franken Für das Topmanagement war Frauenförderung also etwas völlig Neues? Ich beschäftige mich seit 25 Jahren mit Diversität, und das war das erste Mal, dass sich eine Geschäftsleitung wirklich mit dieser Frage auseinandersetzte und Zeit dafür aufwandte. Wenn sich das Topmanagement sieben Tage mit einem Thema befasst, bedeutet das für eine globale Firma eine grosse Investition. Doch das Treffen hat eine enorme Verbesserung gebracht: Aus den 4 Prozent Frauen in Spitzenpositionen sind gegen 50 Prozent geworden. Das zeugt von einem tatsächlichen Bewusstseinswandel. Lief tatsächlich alles so glatt? Es gab auch Widerstand. Ich erinnere mich zum Beispiel an den Chef einer der skandinavischen Ländergesellschaften, der an diesem Workshop wütend wurde und sagte: Das heisst wohl nun, dass es mit meinen Karrierechancen vorbei ist! Die Frauen werden mich verdrängen. Da entgegnete ihm der globale CEO: Du hast immer noch alle Möglichkeiten, Karriere zu machen, es gibt jetzt bloss mehr Konkurrenz. ★ Simona Scarpaleggia Die Italienerin Simona Scarpaleggia (55) ist seit 2010 oberste Chefin von IKEA Schweiz. Das Unternehmen erzielt einen Umsatz von rund einer Milliarde Franken und beschäftigt über 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Scarpaleggia hat Politologie studiert und berufsbegleitend einen MBA gemacht. Sie stieg im Jahr 2000 bei IKEA Italien in der Personalabteilung ein und arbeitete danach in verschiedenen Funktionen. Als eine von wenigen erfolgreichen Karrierefrauen setzt sich Simona Scarpaleggia dezidiert für Frauenförderung ein. In Italien hat sie das Förderprogramm «Valore D» aufgebaut, und in der Schweiz «Advance – Women in Swiss Business» gegründet. Eine Vereinigung, bei der sich Grossunternehmen wie ABB, SwissRe und Credit Suisse engagieren. Simona Scarpaleggia ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Ihr Mann betreibt eine eigene Beratungsfirma mit Sitz in Mailand. Sie wohnt in der Nähe von Zürich. Seit nunmehr 20 Jahren entwickelt das Familienunternehmen Caudalie natürliche Pflegeprodukte basierend auf der antioxidativen Kraft von Reben und Trauben. Die neue AntiAging-Linie «Resveratrol Lift» – der Wirkstoff Resveratrol entspringt der Rebenranke – behandelt den Ursprung der Hautalterung, Mikro-Hyaluronsäuren stellen die Hautvolu- men und -festigkeit wieder her. Gewinnen Sie jetzt ein Caudalie-Pflegeset der Linie «Resveratrol Lift» im Wert von CHF 200.– Machen Sie mit bei der Verlosung auf: womeninbusiness.ch/verlosung FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 21 Unternehmen «Muskeltraining ist wie Zähneputzen» Sie hat gerade ihre 20. Muckibude in der Schweiz eröffnet. Exersuisse-Chefin Sandra Thoma über gestählte CEO-Körper, effiziente Übungen in 30 Minuten und warum Frauen nicht so schnell zu Popeye werden. Text Yvonne Zurbrügg Bilder Paolo Dutto 22 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Z Unternehmen um Kaffee gibt es ein Ragusa und zwei Minörli. In der Zentrale von Exersuisse in Zürich-Nord hält man offenbar nichts vom Kalorienzählen. Eine kleine Provokation angesichts der zig Leute, die einen Stock weiter unten auf 400 Quadratmetern daran schuften, nicht aus der Form zu gehen. «Ich bin ein Schoggitiger», erklärt Sandra Thoma und fügt beinahe entschuldigend hinzu: «wir haben für unsere Mitarbeiter aber auch Datteln, Orangen oder Äpfel.» aufgetischt habe. Mit 14 Jahren begann die Tochter im Studio der Eltern auszuhelfen und zu trainieren. Nach dem Gymnasium entschied sie sich für ein Medizinstudium. «Ich halte nichts davon, alles gleichzeitig tun zu wollen.» Das Geschäft mit dem Schweiss 13 Prozent der Schweizer Bevölkerung betreiben Sport im Fitnessstudio, so eine Studie von Deloitte und der European Health & Fitness Association. Mehr als eine Million Menschen also sind Mitglied in einem Fitnesscenter. Trainingswütiger sind nur die Holländer und die Schweden. Kein Wunder gilt Zürich weltweit seit Jahren als die Stadt mit der grössten Dichte an Studios. Besondere Trends: die Zunahme der Kundschaft im Teenie-Alter. Für Sandra Thoma ein «Körperkult, der wohl auch mit der Selbstinszenierung via Social Media zu tun hat». Aber auch unter Managerinnen und Managern gilt: je fitter, desto erfolgreicher. Man sucht extreme Ausgleiche für das extreme Leben. «An irgendwas muss sich der Mensch offensichtlich festhalten», resümiert Thoma, «bei CEOs von Grossunternehmen frage ich mich zwar schon, wo diese die Zeit hernehmen auch noch im Breitensport in der Elite mitzutun.» 1981 eröffnete Vater Jost Thoma, einst Eishockeynationalspieler, sein erstes Fitnesstudio. Es hiess nicht Exersuisse, sondern Kieser Training – ein Franchising benannt nach dem Ex-Boxer Werner Kieser. «Als Kind schämte ich mich zu sagen, was meine Eltern machen. In den Achtzigern war Krafftraining verpönt. Es wurde gespöttelt über die Muckibuden. Das sei nur etwas für hirnlose Muskelpakete und Körnlipicker», erinnert sich Sandra Thoma. Umso erstaunter seien ihre Schulgspänli jeweils am Thomaschen Esstisch gesessen, wenn Mutter gross 24 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Kalender eingetragen wie Sitzungen: «Muskeltraining ist wie Zähneputzen, das lasse ich auch nicht einfach aus.» Mit dem neuen Brand ging die Chefin sogleich auf Einkaufstour und erstand Geräte für das exzentrische Muskeltraining. «Diese innovativen Geräte fordern die Muskeln genau dann am stärksten heraus, wenn sie am leistungsfähigsten sind – in der sogenannten exzentrischen Phase der Muskelarbeit, also beim Herablassen der Gewichte. Dank einem innovativen Kippmechanismus wird das Trainingsgewicht in der exzentrischen Phase um 40 Prozent erhöht und der Muskel auf diese Weise optimal trainiert», beginnt Thoma zu erklären. Wenn sie über die menschliche Muskulatur spricht, wird schnell klar, wie gern die Unternehmerin ihr Business mit ihrem medizinischen Wissen kombiniert. Warum Krafttraining kein Sport ist Viele ihrer Kundinnen und Kunden nutzen das Angebot einer ärztlichen Betreuung. Oft werden sie und ihre Kollegen gefragt, was denn ein gesundes Training sei. «Die Mythen rund um Trainings- und Diätmethoden sind unzählig.» Physiologisch seien wir weder für Marathon noch für fünfmal die Woche Krafttraining gemacht. «Krafttraining ist kein Sport», sagt ausgerechnet die Besitzerin von knapp 1500 monströsen Trainingsgeräten, «Krafttraining ist vielmehr die notwendige Voraussetzung, dass man im Sport leistungsfähig ist und sich weniger verletzt.» Ihre Kundinnen und Kunden werden nach der Einführung bei jedem zehnten Training von einem Trainer begleitet. Damit das Ziel – die Stärkung der Rückenmuskulatur zum Beispiel – immer im Auge behalten wird. «Frauen trainieren oft mit zu wenig Gewicht. Aus Angst vor Muskelbergen», beobachtet Thoma und beschwichtigt «Keine Frau bekommt einen Bizeps wie Popeye!» Sie zieht dabei die Ärmel ihres Blazers hoch und ergänzt: «Ich trainiere hart, seit ich 14-jährig bin. Schauen Sie meine Ärmchen an!» Und noch bevor sie die Ärmel wieder runterzieht, fügt sie lachend an: «aber hängen tut nichts.» Auf dem klassischen Beinstrecker übrigens stemmt Frau Doktor 200 Pounds. ➤ Die Kundinnen und Kunden von Exersuisse profitieren davon doppelt: Die Geräte entsprechen den neuesten medizinischen Erkenntnissen, das Training erfolgt nach dem Prinzip «Mit dem Minimum das Maximum erzielen». Das Exersuisse-Programm dauert nur 30 Minuten. «Bei uns trainieren Sie so intensiv, nach einer halben Stunde sind Sie ausgepowert, versprochen», ergänzt die Chefin lachend. Das Resultat und damit das Wohlbefinden sei eine Frage der Regelmässigkeit. Sie trainiert ein- bis zweimal die Woche. Die Termine sind so fix im Wie aus Kieser Exersuisse wurde Als Franchisegeber Kieser im Jahr 2010 den Vertrag für die Vertretung der Marke in der Schweiz nicht verlängert hat, hat sie sich mit ihrem 180-köpfigen Team nach 30 Jahren unabhängig gemacht. «Das Franchising hat uns viel vorgegeben. Dieses ANZEIGE unikat Würde man ihre Fitnesscenter mit Schokolade vergleichen, dann bietet Sandra Thoma Crémant an. Die pure, schnörkellose, intensive Tafel, die weder Nuss noch Sultanine enthält. So findet man in ihren 20 Exersuisse-Standorten in der Schweiz weder Fitnessgeräte mit integriertem Fernseher noch eine Saft- oder Salattheke. Wer bei Exersuisse trainiert, ist nicht zum Posen da. Dafür fehlt allein schon die Spiegelwand. Wer hier seine Muskeln aufbaut oder stählt, der tut das nach seinem festen Programm und nicht im Wettbewerb mit den Buddies am Gerät nebenan. «Damit die Konzentration auf die korrekte Ausführung der Bewegungen gerichtet ist, läuft bei uns auch keine Musik», sagt Sandra Thoma. Die junge Medizinerin war gerade mal vier Jahre im Dienst im Spital, da verunglückte ihr Vater bei einer Bergtour. Als fatalerweise auch der noch von Jost Thoma eingesetzte Nachfolger plötzlich verstarb, stand Sandra Thoma mit 29 Jahren vor einer der grössten Entscheidungen ihres Lebens. «Ich habe mich dann entschlossen, das Führungsvakuum auszufüllen, obwohl das so nicht geplant war», sagt die Unternehmerin in zweiter Generation. Und rund zehn Jahre später kam der nächste grosse Schritt … Korsett haben wir abgelegt. Jetzt sind wir völlig frei.» So wurde aus den damaligen Kieser-Betrieben Exersuisse-Betriebe. «Wenn Sie schon vor dem Computer essen…» «…dann wenigstens gesund.» FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 25 Au U n ft tear n k te h m e n neUe TeCHnIken In DeR äSTHeTISCHen CHIRURgIe new FACeLIFT: MInIMAL InVASIV, nATÜRLICH, DAUeRHAFT Als ich Fotos von mir anschaute, ist der Ge danke an ein Face lift erwacht. Während mehr als 2 Jahren habe ich gezögert. Ich habe viele Artikel und auch Erlebnisberichte darü ber gelesen (vor allem negative). Ja, wir werden alle älter, darüber sind wir uns einig. Dennoch – in der heutigen Zeit pflegen sich sowohl Frauen wie Männer. Man kann sagen was man will, das Aussehen spielt eine sehr grosse Rolle, sowohl für unsere Psyche wie für unse re Beziehungen privat und geschäftlich. Schliesslich, als ich den Entschluss gefasst hatte, sagte ich mir dass wir alle sowieso viele Dinge tun um zu gefallen: Make up, Haare färben, Salben und Wässerchen gegen Falten etc. Warum wird das Facelift so dramatisiert? Apropos stemmen: Auch in finanziellen Belangen lässt Sandra Thoma gerne die Muskeln spielen. Das Investieren, das ist Chefsache. 8000 bis 10 000 Franken kostet ein Gerät, an jedem Standort stehen 60 bis 80 Stück. «Ich bin kein Fan von Leasing. Auch kein Fan von Bankkrediten. Wir finanzieren uns selbst – haben nur ein gängiges Kontokorrent», so Thoma. Noch immer ist genau jetzt, kurz nach den Neujahrsvorsätzen, die Zeit, in der sich die Kassen der Fitnessstudios füllen. «Eine Spitze wie einst, als Januar und Februar noch den halben Jahresumsatz generierten, gibt es aber nicht mehr. Heute entscheiden die Leute auch während des Jahrs, dass sie fitter werden wollen.» Lehrer) befeuern, hegt Thoma keine Expansionspläne. Für einen Standort mit guter Lage in der Schweiz hält sie zwar immer genügend Reserven. Zuletzt eröffnete Exersuisse im Dezember 2015 ein erster Studio im Tessin. Ein Sprung ins Ausland ist hingegen nicht vorgesehen. «Wir sind ein KMU mit Betonung auf klein. Die neue Dreisprachigkeit ist für uns schon eine neue schöne Herausforderung», sagt sie und fügt an: «und schliesslich habe ich Familie.» Ein Jahresabo bei Exersuisse kostet im Übrigen 1040 Franken, drei Viertel der Kundschaft besitzt das deutlich vergünstigte Dreijahresabo für 2470 Franken. Die grossen Player im Markt Nach ihrem Anteil im sehr fragmentierten Schweizer Markt gefragt, erklärt sie: «Keine Ahnung.» Mit rund 20 Prozent ist hierzulande die Migros Marktleaderin, ihr gehören die Ketten Activ Fitness (36 Filialen, 11 geplant) und Migros Fitnesspark (16 Standorte). 40 Prozent der Schweizer Fitnesscenter machen gemäss Branchenverband SFGV einen Jahresumsatz von über einer Million Franken. Thoma versteht sich als Nischen-Playerin: «Im gesundheitsorientierten Krafttraining sind wir die Nummer eins. Das ist uns wichtig.» Die Unternehmerin privat Mit ihrem Mann und den zwei Kindern (5- und 10-jährig) lebt Sandra Thoma in Zürich. Kennt die 45-jährige Unternehmerin ihr Pensum? «Auf jeden Fall! Ich arbeite 70 Prozent pro Woche.» Geschäft und Familie trenne sie strikte. Zuhause beantwortet sie nur im allerhöchsten Notfall eine Mail, ansonsten gilt: Das kann warten. «Auf der Notfallstation im Spital habe ich gelernt, was ein Notfall ist und was nicht.» Ihr Team sei entsprechend gut organisiert, übernehme Verantwortung und denke nicht in Gärtchen. Als Führungsperson sei ihr das wichtig, genauso wie die gute Stimmung oder das Priorisieren: «Ich halte nichts davon, alles gleichzeitig tun zu wollen.» Sandra Thoma hat die Schokolade aufgegessen. «Von zu strikten Ernährungsphilosophien übrigens auch nicht. Genuss muss schon sein», sagt sie und lacht. ★ Während mit Basefit und Discountfitness immer mehr internationale Ketten in der Schweiz Fuss fassen und den Markt mit Billigabos (ab 399 Franken pro Jahr, kein Empfang, keine Betreuung, Gruppenfitnesskurse mit Videoanleitung anstatt 26 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Es ist nun weniger als 1 Monat her, seit mich Dr. Knutti ope riert hat. Ich habe die Klinik nach 24 Stunden verlassen und bin dann 3 Tage zuhause geblieben. Ab dem 4. Tag habe ich Freunde besucht und bin einkaufen gegangen. 10 Tage nach der Operation habe ich die Arbeit wieder aufgenommen. Für mich wäre es fast unmöglich gewesen, länger von der Arbeit fern zu bleiben; ich leite 2 zwei grosse Betriebe. Den Damen, die noch zögern, kann ich nur empfehlen es zu tun. Ich bin immer wieder überrascht über die positive Verän derung, die mir dieses Facelift gebracht hat. Der Umgang mit Menschen, sei es privat oder beruflich fällt mir viel leichter! Ich fühle mich glücklich in meiner Haut. Auch wenn ich im mer glaubte, selbstsicher und ausgeglichen zu sein, so bin ich es heute noch viel mehr. Es ist so schön, frisch und jugendlich auszusehen und nicht mehr diesen müden Gesichtsausdruck zu haben! Nicole Dal Zotto, Direktorin Faceliftchirurgie wird, nicht ganz zu Un recht, immer wieder assoziiert mit erhebli chen operativen Risiken, langer Heilungs phase, unschönen Narben und unnatürlich gespantem Aussehen. Eine, in den letzten Jahren entwickelte, schonende Operations technik ermöglicht es heute, das Wangen und Halsgewebe sanft in seine ursprüngliche Position zu bringen und es dort dauerhaft zu verankern. Die Narben sind kurz und kaum sichtbar. Das Resultat wirkt natürlich frisch und nicht unna türlich gespannt. Die Risiken des klassischen Facelifts fallen weitgehend weg. Der Eingriff wird in der Regel in örtlicher Betäubung und Dämmerschlaf durchgeführt. Eine postope rative Überwachung von wenigen Stunden genügt. Die Pa tienten können in der Regel nach 10 Tagen sämtliche Aktivi täten, ausser gewisse Sportarten, wieder aufnehmen. Dr. D. A. Knutti, FMH Plastische und Ästhetische Chirurgie Bahnhofstrasse 39 | 2502 BIEL | T. +41 32 322 77 83 | www.aesthetische-chirurgie.ch FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 27 Unternehmen Die Turnhose ist jetz schick Outfits zwischen Sport und Fashion – Athleisure – erobern den Kleiderschrank, prägen das Strassenbild. Angesagt sind längst nicht mehr nur Adidas, Nike und Co. Junge Labels drängen mit Erfolg in den Markt und behaupten sich – mit wenig Geld und viel Spirit. Auch in der Schweiz. Text Katharina Blansjaar Bilder UNDER ARMOUR, lululemon, Lola Fred 28 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 29 D Unternehmen as neue Jahr wird ein grosses Jahr für den Sport – und für die Hersteller von Sportbekleidung. Denn 2016 ist ein Olympiajahr, und ein solches beschert der Industrie jeweils steigende Umsätze. Ach ja, und Fussball-EM ist auch noch, es könnte kaum schöner sein. Besonders die Kapitäne von Adidas freuen sich auf das Kicker-Grossereignis, ist doch der Fussball einer der stärksten Märkte für die Herzogenauracher. Im Rahmen der letzten EM in Deutschland war der Umsatz während der Sommermonate 2012 um 15 Prozent gestiegen. Adidas wächst – 2014 stieg der Umsatz um 6 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro – aber Adidas wächst langsamer als die Konkurrenz. Die Lücke zum Marktführer Nike vergrössert sich stetig, und mit Under Armour kämpft seit einigen Jahren ein neuer Konkurrent aus den USA merklich um Marktanteile. ve Wear» oder «Performance Wear», die Yogahose eignet sich auch zum Shopping. Der Trend, Sport und Mode zu verquicken, heisst Athleisure – eine Verballhornung von Athletics (Sport) und Leisure (Freizeit). So macht man sich Fans: Das kanadische Label lululemon lädt regelmässig zu OutdoorYogasessions ein. Wie hier anlässlich eines Halbmarathons in Vancouver 2014. Der Hype inspiriert auch Designer der Luxusgüterindustrie: Stella McCartney, Rick Owens oder Mary Katrantzou etwa designen für Adidas. Der Amerikaner Alexander Wang zeigt Kollektionen mit SportswearTouch. Chanel verkauft LuxusSneakers und Net-a-Porter lancierte 2014 einen Ableger namens Neta-Sporter. Hier gibt es zum Beispiel die Leggings des britischen «luxury althletic wear»-Labels Lucas Hugh zu kaufen, für bis zu 400 Franken das Paar. «Sport und Alltag werden nicht mehr voneinander getrennt.» Der Sportbekleidungsmarkt ist komplex. Auf den ersten Blick scheint der Fall klar: Nike ist Leader, liegt mit 30,6 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Jahr weit vor allen andern. Adidas folgt auf Platz zwei. Beide Marken wachsen und bleiben ehrgeizig: Nike will in den nächsten Jahren zweistellig zulegen, dank China, dort läuft das Geschäft derzeit sehr gut. Das Geschäft ist aber kein Selbstläufer, der Markt mit Sportbekleidung ist hart umkämpft. Vor allem der klassische Sporthandel bekommt das zu spüren: Weltmarken generieren einen immer grösseren Anteil ihres Umsatzes mit eigenen Stores und online. Zudem drängen immer mehr Anbieter in den Markt. Hersteller klassischer Oberbekleidung zum Beispiel und Fashionkonzerne wie H&M. Dieser bietet schon längst ein eigenes Sportbekleidungssortiment, baut dieses seit 2013 stetig aus und forciert den Absatz off- und online: Im Schweizer Onlineshop wird die Sportkollektion intensiv beworben, in den Läden Laufhosen und Sport-BHs prominent platziert. Auch die spanischen Marken Mango und Desigual greifen mit eigenen Sportlinien nach Marktanteilen. Und der amerikanische GAP-Konzern hat mit Althleta gleich eine komplett neue Sportmarke ins Leben gerufen. Filialen in Europa gibt es bisher zwar nur wenige, übers Internet lässt sich aber auch aus der Schweiz alles kaufen. Prominenter Abwesender in diesem Reigen ist Zara. Über allfällige Pläne, ebenfalls sportlich zu werden, ist nichts zu erfahren – was nicht bedeuten muss, dass Inditex hier nichts in petto hat. Gemeinsam ist allen Sportlinien der grossen High-Street-Labels, dass sie Sport und Bewegung mit einer urbanen, modernen Lebensweise zu verbinden versuchen. Sport und Alltag werden nicht mehr voneinander getrennt, die beiden Bereiche fliessen nahtlos in einander über. Die Mode heisst «Acti30 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Vorreiter von Athleisure sind die USA. Die boomenden LifestyleSportarten Fitness, Running und Yoga haben dem kanadischen Label Lululemon innert wenige Jahre Kultstatus beschert – inzwischen reissen sich die Hipster auch hier um die gestylte Funktionskleidung. Der Erfolg der Kanadier gründet nicht auf ausufernden Werbebudgets oder teuren Markenbotschaftern, sondern auf einer treuen Kundschaft, der «Community»: Hunderte Yogabegeisterte konnte das Unternehmen für einen gemeinsamen Sonnengruss vor dem Whistler Mountain in Kanada zusammentrommeln. Der Event wurde fotografiert, gefilmt und dann via Social Media und Firmenwebsites und -blogs verbreitet. Das Feedback war gewaltig, das Prozedere wurde bei der Eröffnung des Berliner Showrooms mit 300 Yogis auf dem Dach des Bikini-Hauses wiederholt und nochmals bei der Shop-Eröffnung mit den Stars der Szene, den «Boys of Yoga». Auch im 2015 eröffneten ersten Schweizer Showroom im Zürcher Niederdorf wurde auf die Community gesetzt. Mehrmals pro Woche finden dort oder auch in anderen angesagten Fitness- und Yogastudios Events statt, die danach auf der Facebook-Seite des Showrooms dokumentiert werden – zusammen mit Hinweisen auf bevorstehende Veranstaltungen. Um vor Ort auch kommerziell Fuss zu fassen, holt das kanadische Label lokale Yogalehrer und Fitnessstudios zu sich ins Boot, schmiedet Partnerschaften. Doch ganz gradlinig ist der Aufstieg von Lululemon nicht verlaufen. Zwar wuchs das erst seit 2007 an der Börse kotierte Unternehmen auch im ersten Halbjahr 2015 zweistellig und korrigierte daraufhin seine Umsatzprognose von 1,97 auf 2,05 Milliarden Dollar, doch im September musste die Aktie einen empfindlichen Einbruch hinnehmen, weil Investoren sie für überbewertet hielten. Schon früher kämpfte Lululemon mit Problemen. 2013 machte eine zu durchsichtige Yogahose international Schlagzeilen, und im gleichen Jahr musste ➤ FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 31 «Unser Kunde will mehr als nur Kleidung» Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau CHF 9.80 | eur 9.00 womeninbusiness.ch Dabei: Im boomenden Happiness- und Yogasegment spielen Aspekte wie Nachhaltigkeit und Fairness von Produkten eine wichtige Rolle. Doch auch bei Athleisure gilt: Grosse Stückzahlen und internationaler Erfolg lassen sich nur schwer mit einer fairen und nachhaltigen Firmenpolitik vereinbaren. Das schafft Platz für kleine Labels, für die weniger mehr ist: Ein Beispiel dafür ist das Zürcher Unternehmen Lola Fred, das seit 2012 einen eigenen Shop in der Europaallee führt. Auch hier geht es wie bei den Grossen der Branche um Community (der Laden verwandelt sich mehrmals täglich in ein Yogastudio) und um die Integration von Sportbekleidung in den urbanen Alltag. Lola Fred unterscheidet sich aber in einem wichtigen Punkt von den internationalen Anbietern: Die Marke hat Nachhaltigkeit zum fixen Element ihrer DNA erklärt und bewirbt ihre Shirts und Pants auch damit. Produziert werden die Artikel aus innovativen Naturfasern oder Biobaumwolle, gefertigt wird in Europa, streng bewacht von den beiden Grün32 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Alles in Stein gemeisselt? «Die Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Wachstum wird uns irgendwann beschäftigen, denn ab einer gewissen Grösse wird es schwierig, alle Abläufe und Herstellungsschritte zuverlässig zu überwachen», sagt Jasmin Heeb. Und auch das bisher rasante Wachstum der Marke habe seine Grenzen: «Das Potenzial in der Schweiz ist nicht unbeschränkt, und irgendwann werden wir uns Gedanken über den Schritt ins Ausland machen.» Bereits jetzt liefert Lola Fred via Webshop in die ganze Welt. Konkrete Massnahmen für eine weitere Expansion ins Ausland gibt es aber zurzeit nicht, denn noch biete, so Heeb, der Schweizer Markt genug Wachstumspotenzial: «Wir haben den Höhepunkt noch nicht erreicht.» ★ fett im geschäft mit muskeln: Die exersuissechefin sandra thoma über effizientes Krafttraining Von winterthur in die welt hinaus: wie anna Baumgartner mit Bio big im Beauty-Business werden will «nach immer mehr Leistung zu streben ist neurotisch!»: iKea-schweiz-chefin simona scarpaleggia spricht Klartext Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau warum essen wir nicht mehr, was auf den tisch kommt? dezember 2015 | Januar 2016 Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Februar | 2016 derinnen und Geschäftsinhaberinnen Jasmin Heeb und Susanne Spirig. Die Ernsthaftigkeit, mit der die beiden Unternehmerinnen für ihre Werte einstehen, wird von der urbanen Kundschaft durchaus geschätzt: Lola Fred hat gemäss Jasmin Heeb «jedes Jahr im zweistelligen Bereich» wachsen können – und auch die Ankunft von Lululemon in der Schweiz unbeschadet überstanden. «Das hatte keine negativen Auswirkungen auf unsere Verkaufszahlen», sagt Jasmin Heeb, «unsere Kunden wollen definitiv mehr als nur Kleidung.» Die Firmenphilosophie wird zur Erfolgsquelle, bei sich bleiben zum Erfolgsrezept: Jasmin Heeb und Susanne Spirig verzichten derzeit bewusst darauf, Lola Fred von Sporthändlern vertreiben zu lassen. Ihre Ware gibt es nur in ihrem eigenen Laden und in ihrem eigenen Online-Shop. Good food «Wir schaffen das» 2015 & 2016: schicksalsjahre für angela merkel interview-spezial: monika ribar, nadja schildknecht, christa de carouge, marianne Janik, Kecia Barkawi, micaela serafini und tanja frieden über das, was wirklich zählt november 2015 Women In bUSIneSS Firmengründer Chip Wilson von seinem Posten zurücktreten, weil er einen Internet-Shitstorm ausgelöst hatte. Wilson hatte, nachdem sich Kundinnen über die übermässige Fusselbildung bei einer Yogahose beschwert hatten, die Schuld bei den Trägerinnen selbst geortet. Manche Frauen, so sagte er sinngemäss, sollten einfach keine Yogahosen von Lululemon tragen, weil sich dabei die Schenkel zu sehr aneinanderreiben. Bereits früher hatte Wilson für Kontroversen gesorgt mit ungeschickten Äusserungen zum Thema Kinderarbeit in Drittweltländern. SEPTEMBER 2015 CHF 9.80 | eUr 9.00 CHF 9.80 | EUR 9.00 womeninbusiness.ch womeninbusiness.ch Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Lola Fred UNTER 40 Jung, zielstrebig, engagiert: Diese frauen bewegen die schweiz november | 2015 Spirig von Bad und Susanne CHF 9.80 | eur 9.00 womeninbusiness.ch Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Das schweizer wirtschaftsmagazin für Die frau Jasmin Heeb dezember 2015 | Januar 2016 WOmen In buSIneSS WOMeN IN buSINeSS Februar 2016 janine Händel Die ceO der roger federer foundation über spendenirrtümer und wirtschaftsflüchtlinge CHalet im sCHnee Der traum von der zweitwohnung: was geschieht nach der initiative? Die erfolgreichsten Frauen der Schweiz wirtschaft | politik | wissenschaft | kultur Mit der iKiosk App stehen Ihnen auch ältere Ausgaben als Download e-paper zur Verfügung. FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 33 Au U n ft tear n k te h m e n «Ich bin eine Nomadin» Zuerst Violinistin, dann Doktor iur. mit 22 Jahren. Richtig glücklich ist Anna Baumgartner aber erst in ihrer dritten Karriere als Bio-Unternehmerin in Winterthur. Auch weil sie dabei ständig unterwegs sein kann. Text Silvia Aeschbach Bilder Johannes Diboky 34 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 35 Unternehmen D ie Stimme am Telefon klingt forsch. Auch der österreichische Schmäh kann ihr eine gewisse Schärfe nicht ganz nehmen. Wenige Tage später stehe ich in der Lobby eines Zürcher Luxushotels und schaue mich nach meiner Interviewpartnerin um: Meine Intuition sagt mir, dass die Frau, die ich hier treffen werde, eine Karrierefrau der strengeren Sorte ist. Ich nehme Platz und schaue mich um, aber keine der anwesenden Damen nimmt Blickkontakt auf. Da stürmt ein junges Mädchen in die Lobby, das lange, braune Haar etwas zerzaust, die Gestalt zierlich, die Gesichtszüge fein. «Hallo», sagt das ätherische Wesen, dessen Händedruck sympathisch fest ist. Und auf den zweiten Blick steht hier auch kein Mädel, sondern eine junge Frau. Erst Ende 20 hat sie schon zwei Karrieren hinter sich und eine dritte in Angriff genommen. die bisherige Karriere der jungen Österreicherin: Mit zwölf Jahren begann sie ein sechsjähriges Violinstudium, das viele Konzerte beinhaltete. Mit 18 beschloss sie, die Konzertkarriere an den Nagel zu hängen – «um zu überleben, hätte ich auch unterrichten müssen, und das wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht» – und begann Jura zu studieren. Mit 22 schloss sie mit einem Doktorat ab, ging für ein Jahr in die USA an die Harvard Law School. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie als Anwältin in der Schweiz und in Liechtenstein, bis es für sie Zeit war, «neue Wege zu gehen». Anna Baumgartner suchte nach etwas, mit dem sie sich «total identifizieren» konnte. So sehr sie die Musik und ihren Beruf als Anwältin geliebt hatte, ihr habe eine bestimmte Art der Kreativität immer gefehlt. «Ich war schon immer neugierig auf die verschiedensten Dinge, aber am wichtigsten war mir, etwas zu verändern.» Innerlich und äusserlich. «Als ich vor einigen Jahren von den USA in die Schweiz kam, war ‹Green Beauty› hier noch in den Kinderschuhen. Heute ist die nachhaltige Pflege zu einer breiten Bewegung geworden. Es geht nicht mehr nur um Kosmetik, sondern um ein ganzheitliches Lebensgefühl», fasst sie zusammen. «Am wichtigsten war mir, etwas zu verändern.» Anna Baumgartner hat 2010 eine Firma für die Vermarktung von Bio-Kosmetik gegründet. Biomazing verkauft Produkte aus dem Beauty-, Wellness- und Pflegebereich einerseits im Webshop, andererseits in einem Laden in Winterthur. Punkto Auswahl und Fachkunde gilt das junge Unternehmen als eines der besten auf dem Schweizer Naturkosmetikmarkt – mit Produkten aus aller Welt. Baumgartner kommt gerade von einer mehrwöchigen Reise aus dem Ausland zurück. «Wenn ich unterwegs bin, dann immer auch für meine Firma», sagt sie. «Ich recherchiere, treffe Lieferanten und suche aussergewöhnliche Rohstoffe und kleine Beauty-Brands, die ich in mein Sortiment aufnehmen könnte», erzählt sie mit leiser, warmer Stimme, die so ganz anders tönt, als ich sie vom Telefon in Erinnerung hatte. Es hat aber auch noch einen anderen Grund, dass die 29-Jährige so viel reist: Ihr Partner tritt als Cellist überall in Europa auf, und Baumgartner begleitet ihn: «Ich bin eine Nomadin, am liebsten immer in Bewegung.» Ihr Job erlaube es, von überall auf der Welt aus arbeiten zu können. «Ich funktioniere nicht gut, wenn ich ständig an einem Ort klebe», sagt sie und bestellt einen Schwarztee, von dem sie wissen will, ob er biologisch sei. Anna Baumgartner spricht schnell und leise und strahlt eine leicht nervöse Energie aus. Ihr Partner wird in einer knappen Stunde in der Zürcher Tonhalle auftreten; natürlich wird sie dabei sein, darum ist die Zeit fürs Interview begrenzt. So lückenlos sich ihre Terminplanung zeigt, so zügig verlief auch 36 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Gestartet hatte sie das Unternehmen mit einer Geschäftspartnerin, doch nach einem Jahr trennte sich das Duo. Wenn die Österreicherin über die Anfänge ihrer Beauty-Firma spricht, leuchten ihre Augen und ihre Wangen sind gerötet. Ein Gedanke war ihr besonders wichtig: Sie wollte nicht nur Produkte anbieten, «ich wollte meine Kundinnen auch beraten». Denn schnell hatte sie erkannt, dass es im Dschungel der Naturkosmetik an Orientierung fehlt. «Es braucht eine neutrale Person, die mit Rat und Tat beiseite steht, und das bin ich», sagt sie selbstbewusst. Biokosmetik macht erst einen kleinen Anteil im riesigen weltweiten Beauty-Segment aus. Bis vor 15 Jahren hatte Öko-Kosmetik einen «Kupfer-Wolle-Bast»-Ruf, ein schwer alternatives Image. Sie wurde in Reformhäusern und Dritte-Welt-Läden verkauft, die Qualität liess häufig zu wünschen übrig. Doch mittlerweile hat sich die Situation grundlegend geändert. Seit der Jahrtausendwende boomt die Branche in Europa mit jährlichen Wachstumsraten bis zu 20 Prozent. Und längst werden die Produkte auch in Drogerien, Apotheken und schicken Concept Stores verkauft. Oder eben bei Biomazing. Mit Erfolg. Diesen hat sich Anna Baumgartner selbst erarbeitet: «Ich stamme aus einer Musikerfamilie und bin in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Ich habe mir alles selber erarbeitet», erzählt sie stolz. ➤ FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 37 Au U n ft tear n k te h m e n «Ich muss lernen abzugeben, was nicht einfach ist, wenn man so perfektionistisch ist wie ich», sagt sie. Anna Baumgartner ist eine leidenschaftliche Frau. Egal ob als Musikerin, Anwältin oder Unternehmerin war und ist sie voll engagiert. Gibt sie auch im Privaten immer 100 Prozent? Sie lächelt: «Mein Partner und ich sind schon lange ein Paar. Ich nenne es ein erarbeitetes Glück, für das ich jeden Tag dankbar bin.» Trotzdem ist für sie das Heiraten, im Gegensatz zu Kindern, kein Thema: «Die Vorstellung, sich ewig zu binden, engt mich ein. Wenn eine Liebe ein Leben lang hält, dann ist das toll, aber wenn nicht, dann ist es eben so.» Und flotten Schrittes macht sich Anna Baumgartner auf in Richtung Tonhalle. Von hinten wirkt sie wieder wie ein junges Mädchen. ★ Facts & Figures Sortiment: 1500 Produkte von über 60 Brands Anzahl Mitarbeiter: 10 Kunden: Kundenstamm im letzten Jahr um 150 % gewachsen Umsatz: Jedes Jahr seit der Gründung hat sich der Umsatz ca. verdoppelt Sitz: Winterthur; Tochtergesellschaft in Österreich Besitzer: Anna Baumgartner (100 %) Auszeichnungen: 2 BioStar Awards 2014, 4 BioStar Awards 2015 Showroom: Stadthausstrasse 55, 8400 Winterthur Besuch auf Voranmeldung, Telefon 078 608 64 47 oder E-Mail contact@biomazing.ch Webshop: shop.biomazing.ch © Antistress AG ImholzDesign ANZEIGE Was treibt die junge Frau an? Sie beschäftige sich schon seit Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit. «Mir ist bei meiner Arbeit vor allem der ganzheitliche Ansatz wichtig. Anhand der Wertschöpfungskette will ich aufzeigen, wie viel Handarbeit hinter biologischen Produkten steckt.» Die Brands, die sie verkauft, entdeckt sie meistens in ländlichen Gebieten. Sie könnte sich aber durchaus auch vorstellen, selber Rohstoffe einzukaufen, um dann eine eigene Linie daraus zu entwickeln. Doch dies ist für die Violinistin, die in ihrer Freizeit immer noch regelmässig spielt, «Zukunftsmusik». ich wusste, dass sie Interesse an diesem neuen Trend haben». Mit diesem Sampling-Service hatte sie einen guten Riecher. Lange bevor grosse Firmen wie Pink Box Beautyprodukte im Abo verschickten, erschloss sie sich so eine hauptsächlich weibliche Stammkundschaft. Und dies ohne jegliches Marketingbudget nur durch Social Media, Blogs und Mund-zu-Mund-Propaganda. Doch nach einer Weile spürte Baumgartner die Konkurrenz. «Wir wurden richtiggehend abgetrocknet.» Aber mit leichtem Trotz im Unterton fügt sie an: «Meine Kundinnen wollten eh keine Muster mehr kaufen, sondern Produkte.» Handarbeit investierte Baumgartner auch am Anfang ihrer Unternehmerinnenkarriere. Sie verschickte eigenhändig kleine Päckli mit Proben von Biokosmetik an «Frauen, von denen Und diese Produkte will Baumgartner mit Biomazing nun auch in Deutschland und Österreich auf den Markt bringen. Doch sie hat gelernt, dass sie nicht alles allein machen kann. «In Bio steckt Handarbeit drin.» 38 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Tut gut. Burgerstein Vitamine Erhältlich in Ihrer Apotheke oder Drogerie – Gesundheit braucht Beratung. FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 39 www.burgerstein.ch Geld & Anlage Richtig versichert Auto, Hausrat, Reisen, Unfall: Sie können fast alles versichern lassen – aber nicht alles lohnt sich. Besonders Frauen sollten sich vermehrt mit dem Thema Versicherungen befassen. Das zeigt eine exklusive Studie im Auftrag von Women in Business. Text Lara Surber, Ingrid Diener, Simon Bietenhader F rauen verlassen sich in Versicherungsfragen weniger auf sich selbst als Männer. Das zeigt eine von WOMEN IN BUSINESS in Auftrag gegebene Umfrage von Marketagent.com. Für die Studie wurden 502 Personen aus der Schweiz im Alter von 14 bis 65 online befragt. Drei Viertel der befragten Frauen suchen externen Rat bei einem Versicherungsberater, bei Familie oder Freunden. Bei den Männern sind es mit 59 Prozent der Befragten deutlich weniger. Auch wenn Inputs von aussen hilfreich sein können: Es lohnt sich, sich selbst mit dem Thema zu befassen. Denn nicht jede Versicherung macht für alle Personen Sinn. In vielen Fällen gibt es noch Optimierungspotenzial. Doppelt zahlen bringt nichts Gemäss der repräsentativen Befragung sind für 15 Prozent der Befragten Versicherungen sehr wichtig. Und sie sind lieber über- als unterversichert. Doch egal, wie gross das eigene Sicherheitsbedürfnis ist: Die mehrfache Absicherung gegen dasselbe Ereignis ist unnötig. Häufiges Beispiel eines redundanten Schutzes ist die Unfallversicherung: Angenommen, Ihre Tochter hat soeben ihr Studium abgeschlossen und ihre erste Stelle angetreten. Für die Unfallversicherung bei ihrer Krankenkasse zahlt sie weiterhin 250 Franken im Jahr. Nötig wäre das nicht. Mit mehr als acht Arbeitsstunden in der Woche ist sie bereits über ihren Arbeitgeber gegen Berufs- und Nichtberufsunfälle versichert. Sie sind TCS-Mitglied, um Pannenhilfe in Anspruch nehmen zu können? Informieren Sie sich über die Leistungen Ihrer Motorfahrzeugversicherung. Der Pannenschutz ist mitunter bereits in der Haftpflicht- oder Kaskoversicherung enthalten. Pannenschutz wird zum Teil auch von Herstellern schon angeboten. Wie wichtig ist es für Sie ganz generell, Versicherungen abgeschlossen zu haben? Welche Aussage trifft am ehesten auf Sie zu? Auch eine Wertsachenversicherung ist in vielen Fällen überflüssig. Denn grundsätzlich sind Wertgegenstände in der Hausratversicherung mitversichert. Die Teilnehmenden der WOMEN-IN-BUSINESS-Befragung sind sich dessen wohl bewusst. Nur 17 Prozent haben eine Wertsachenversicherung abgeschlossen. Eine Wertsachenversicherung macht dann Sinn, wenn Sie wertvollen Schmuck, ein teures Musikinstrument oder kostbare Kunstobjekte besitzen. Auch wenn Sie die Versicherungssumme Ihrer Hausratversicherung dem effektiven Wert angepasst haben, gibt es nämlich beispielsweise bei Schmuck oftmals Entschädigungslimiten. Ein weiterer Vorteil der Wertsachenversicherung liegt in ihrem Deckungsumfang: Mit ihr lassen sich auch der Verlust und die Beschädigung von Gegenständen versichern. Erkundigen Sie sich in jedem Fall vor Abschluss einer neuen Versicherung genau über deren Leistungskatalog. Welche Leistungen nehmen Sie schon über eine andere Versicherung in Anspruch? Welche nicht? So werden Sie sich bewusst, welche zusätzlichen Versicherungen für Sie wirklich Sinn machen und vermeiden eine Doppeldeckung. Risiken und Kosten abwägen «In der Schweiz besteht die Tendenz, alle erdenklichen Risiken zu versichern, meist ohne oder mit geringem Selbstbehalt – auch wenn es im Einzelfall durchaus sinnvoll wäre, die Risiken selbst zu tragen», beobachtet Tatjana Merz-Kursawe vom VZ VermögensZentrum. Machen Sie sich Gedanken über die finanziellen Folgen eines Ereignisses. Könnten Sie die monetären Konsequenzen selbst tragen? Dann rät Merz-Kursawe grundsätzlich vom Abschluss der entsprechenden Versicherung ab. Beispiele sind eine Ski- und Snowboard-Bruchversicherung oder die Kaskoversicherung für Haushaltgeräte. Ein ➤ Wie informieren Sie sich über Versicherungen? (Mehrfachnennungen möglich) Ich informiere mich ausschliesslich selbst. Sehr wichtig – ich bin lieber über- als unterversichert und habe viele Versicherungen abgeschlossen. Eher wichtig – ich bin gefühlsmässig für alles Wichtige versichert. 68,0% 63,9% Ich informiere mich bei Familie/Freunden. 16,1% 25,5% Ich informiere mich ausschliesslich bei meinem Berater. Eher unwichtig – ich versichere mich nur für das Notwendigste. 14,6% 18,0% 14,1% 13,8% Sonstiges Sehr unwichtig – ich interessiere mich gar nicht für Versicherungen. 40 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Ich informiere mich selbst und bei meinem Berater. 28,6% 35,2% 15,4% 14,9% 2,0% 3,1% 42,0% 31,2% 2,7% 2,0% Ich informiere mich gar nicht. 3,1% 2,8% FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 41 Geld & Anlage Die Schweizerinnen und Schweizer versichern sich nicht nur gegen alle erdenklichen Gefahren. Ein grosser Teil überblickt auch seine Versicherungsausgaben nicht. Und das obwohl Herr und Frau Schweizer durchschnittlich 7000 Franken im Jahr für ihre Sicherheit ausgeben. Die WOMEN-IN-BUSINESSStudie zeigt: 24 Prozent der Teilnehmenden wissen nicht, wie viel Geld in ihrem Haushalt für Versicherungen ausgegeben wird. Auch hier gibt es geschlechterspezifische Unterschiede. Fast ein Drittel der weiblichen Befragten haben keine Ahnung über die Versicherungsausgaben ihres Haushaltes (gegenüber 20 Prozent der Männer). Welche Versicherungen lohnen sich? Auch das Gegenteil von Überversicherung ist jedoch ein Risiko. Gewisse Versicherungen sollten in jedem Fall abgeschlossen werden, auch wenn sie nicht obligatorisch sind. Tatjana Merz-Kursawe empfiehlt beispielsweise, unbedingt eine Privathaftpflichtversicherung abzuschliessen. Diese deckt Personen- und Sachschäden, die Sie versehentlich einer anderen Person zufügen. Notwendig ist gemäss Merz-Kursawe auch eine Hausratversicherung für die Deckung von Schäden am Hausrat durch Feuer, Wasser und Diebstahl. In manchen Kantonen ist die Gebäudeversicherung nicht obligatorisch. Doch kommt sie beim Eigenheim für Schäden durch Elementarereignisse und Feuer an Gebäuden und Gebäudebestandteilen auf und ist deshalb fast zwingend. Für die VZ-Expertin ist eine Welche Versicherungen haben Sie in Ihrem Haushalt aktuell abgeschlossen? Invaliditätsversicherung zudem für Personen sinnvoll, die nicht in der 2. Säule versichert sind: zum Beispiel Kinder, Jugendliche, Hausfrauen und -männer. Zudem rät die Versicherungsspezialistin zu einer Versicherung für Zahnstellungskorrekturen bei Kindern. Achten Sie auf das Kleingedruckte Verfallen Sie aber keinesfalls in einen Abschlusswahn. Prüfen Sie sorgfältig die unterschiedlichen Angebote und wählen Sie mit Bedacht aus. Denn der Teufel liegt im Detail: Stellen Sie sich etwa vor, Ihre Familie ist bei Freunden eingeladen. Sie kennen den Weg nicht. Deshalb fahren Sie Ihrer erwachsenen Tochter hinterher, die mit dem eigenen Auto unterwegs ist. Plötzlich muss sie abrupt bremsen und Sie kollidieren mit ihrem Auto. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Doch die meisten Autohaftpflichtversicherungen decken einen derartigen Schaden nicht. In solchen Fällen kann die Versicherung oft eine Ausschlussklausel für nahe Verwandte geltend machen. Diese schliesst Sachschäden zwischen Eltern und Kindern aus. Solche kleingedruckten Klauseln stehen oft versteckt in den allgemeinen Versicherungsbedingungen. Ein weiterer oft verbreiterter Trugschluss ist der Zusatz «Führen fremder Motorfahrzeuge» in der Privathaftpflichtversicherung. Der Zusatz schützt vor Schäden am geborgten Fahrzeug. Doch nicht in jedem Fall: Angenommen, der Mitbewohner Ihrer Tochter leiht sich gelegentlich das Auto Ihrer Tochter aus. Weil er kein eigenes Auto besitzt, hat er in seiner Privathaftpflichtversicherung den Zusatz «Führen fremder Motorfahrzeuge» miteingeschlossen. Eines Tages streift er beim Parken eine Säule. Er möchte die peinliche An- Wie viel geben Sie in Ihrem Haushalt pro Jahr für Versicherungen aus (ohne Sozialversicherungen, die direkt von ihrem Lohn abgezogen werden)? Bis CHF 1000 Rechtsschutzversicherung 7,9% 9,6% 40,1% 47,8% CHF 1001 – CHF 2000 15,1% 11,2% CHF 3001 – CHF 4000 CHF 2001 – CHF 3000 Reiseversicherung 29,1% 32,9% 9,2% 9,6% 11,3% 19,2% CHF 5001 – CHF 6000 CHF 4001 – CHF 5000 Wertsachenversicherung 12,1% 20,8% 7,1% 10,8% 5,9% 5,2% CHF 7001 – CHF 8000 CHF 6001 – CHF 7000 3,3% 2,4% 42 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Weiss ich nicht Mehr als CHF 8000 Gar keine 3,2% 2,0% 5,4% 2,0% 6,3% 10,4% 28,5% 19,6% gelegenheit selber erledigen und teilt seiner Privathaftpflichtversicherung den Schaden mit. Diese weigert sich – trotz des Zusatzes – den Schaden zu übernehmen. Denn die Versicherung ist nichtig, wenn das Fahrzeug regelmässig genutzt wird oder der Fahrzeugbesitzer im gleichen Haushalt lebt. Bei manchen Versicherungen gilt bereits das Ausleihen des Wagens für eine Urlaubsreise als regelmässig. Versicherungen passen nicht ein Leben lang Selbst wer sein Versicherungsportfolio richtig zusammengestellt hat, ist nicht vor bösen Überraschungen gefeit. Der Grund: Der Versicherungsbedarf verändert sich im Laufe des Lebens. Darum müssen die Policen regelmässig überprüft und angepasst werden. Ein Beispiel: Angenommen, Ihr Sohn hat sich ein neues Auto gekauft. Er bezahlt jährlich 2000 Franken für die Versicherung des Wagens. Die 600 Franken Vollkasko-Zuschlag lohnen sich für den Neuwagen. Sie selbst haben für Ihr Familienauto auch eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen. Nur ist das zehn Jahre her. Und das Auto soll in absehbarer Zeit ersetzt werden. Für Sie dürfte sich der Wechsel auf eine Teilkasko-Lösung lohnen. Denn bei einem Totalschaden verringert sich die ausbezahlte Summe jedes Jahr. Die zu zahlende Prämie bleibt jedoch unverändert hoch, sobald der Lenker auf der günstigsten Bonusstufe angelangt ist. Sie sollten Ihre Versicherungen zudem bei wichtigen Lebensereignissen wie Umzug, Heirat, Nachwuchs regelmässig überprüfen. Die Versicherungssumme der vor 20 Jahren abgeschlossenen Hausratversicherung beispielsweise deckt vielleicht nicht mehr Ihren aktuellen Besitz. Achten Sie immer auf die geltenden Fristen. Die Änderung des Versicherungsmodells und die Kündigung der Grundversicherung bei der Krankenkasse müssen beispielsweise bis am letzten Arbeitstag im November erfolgen. Für die meisten anderen Versicherungen ist der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ausschlaggebend. Sie müssen zwingend die im Vertrag genannte Kündigungsfrist einhalten. Schliessen Sie deshalb Ihre Versicherungen mit einer möglichst kurzen Vertragsdauer ab. So sind Sie nicht jahrelang an eine bestimmte Versicherung gebunden und können sich rascher an mögliche Veränderungen Ihrer Lebenssituation oder neue Erkenntnisse anpassen. ★ Das Advanced Management Program (AMP-HSG) der Universität St. Gallen 4 Modulwochen: Unternehmensentwicklungskompetenz, Sozial- und Persönlichkeitskompetenz Start: 30. Mai 2016 Ende: 28. Oktober 2017 „Das Kursprogramm des AMP-HSG stellt Fragen von Unternehmern und erfahrenen Führungskräften in den Mittelpunkt. Strategische, wirtschaftliche und persönliche Fragestellungen werden von Experten aufgegriffen, mit viel Fachwissen reflektiert und anhand vieler Praxis beispiele diskutiert und vertieft. Das sind Wissen und Erfahrungen, die ich bei der täglichen Arbeit bei mir im Unternehmen nicht mehr missen möchte.“ Kerstin Kleemann, Geschäftsführerin, Zeppelin Industrie Services GmbH Frühbucherrabatt bei Anmeldung bis 11. März 2016 Anmeldeschluss: 15. April 2016 Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch! ANZEIGE weiteres Beispiel ist die Mietkautionsversicherung. «Wenn Sie die Kaution nicht bezahlen können, sollten Sie sich vor Abschluss einer Mietkautionsversicherung grundlegende Gedanken über Ihre Finanzlage machen», so Merz-Kursawe. Nadja Barthel M.A., Programmleiterin Tel. 071-224 7501 E-Mail: unternehmerschule@unisg.ch FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS www.unternehmerschule.unisg.ch 43 G e n i e s s e n_ L i e b l i n ge Eintauchen bitte! Sie feiern ein Revival auf Haut und Haar. Beauty-Öle sind besonders jetzt Garanten für eine reichhaltige und anhaltende Pflege. 1 1 Liquid Glow Skin Best Gesichtsöl mit Algenextrakt ca. CHF 61.– von Biotherm 2 Mandel Johanniskraut Pflegeöl Biologisches Gesichts- und Körperöl ca. CHF 24.– von Dr. Hauschka 44 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 2 3 Soothing Cleansing Oil Reinigungsöl fürs Gesicht mit Jojoba und Kukui-Nüssen ca. CHF 61.– von Bobbi Brown 4 Turnaround Revitalizing Treatment Oil Gesichtsöl für eine verbesserte Ausstrahlung ca. 40.– von Clinique 3 4 6 5 7 5 Huile Souplesse Straffendes Körperöl aus Mandeln ca. CHF 51.– von L'Occitane 6 Amaranth Repair-Serum Haaröl aus Amaranth, Abyssinian und Argan ca. CHF 19.– von Rausch 7 Forever Youth Liberator Serum für mehr Frische ca. CHF 135.– von Yves Saint Laurent FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 45 G e n i e s s e n_ A u to Geräuschloses, sanftes Raumschiff Eine Testfahrt mit dem neuen Hybrid SUV NX 300h von Lexus. Ein luxuriöser Flüsterer. Das futuristische Innenleben des Lexus NX 300h mit Touchpad in der Mittelkonsole (links) und Hybridantrieb. N ormalerweise drücke ich gerne gleich das Gaspedal. Aber das Touchpad in der Mittelkonsole macht mich gwundrig. Mit dem Zeigefinger wische ich durchs Menu. Anders als beim iPhone bekommt mein Finger durch eine leichte Vibration sogar die Rückmeldung, sobald ich etwa Navigation oder Musik anwähle. Kaum habe ich mein Ziel eingegeben, lenkt mich das farbige Headup-Display, das auch mein Tempo anzeigt. Los gehts! Ein leichtes Tippen aufs Gaspedal, und der Lexus kommt in Bewegung – zu meinem Erstauenen komplett geräuschlos, vom knackenden Eis unter den Winterpneus mal abgesehen. Im Lexus NX kommt zuerst ausschliesslich ein Hybridantrieb zum Einsatz. Ergänzt wird der 143 PS starke Elektromotor von einem 2,5-Liter-Saugbenziner. Mit dem NX 300h mischt Lexus erstmals in 46 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 derselben Grössenliga wie der Audi Q5 oder der BMW X3 mit. Das futuristische Aussenleben gab schon zu reden, als er noch nicht mal fertig entwickelt war. Wie fährt sich denn das moderne Raumschiff auf der Autobahn? Windgeräuschpegel sehr niedrig, Komfort sehr hoch, Verbrauch leider auch etwas hoch. Wenn der Hybrid kein Stromer sein darf, schluckt er bei 120 km/h knapp über 8 Liter und fährt deutlich hochtouriger als die Konkurrenz mit Dieselmotor. Soviel zur Leistung im normalen Fahrmodus. Stelle ich den Wahlschalter auf Sport, fällt das Überholen leichter, weil sofort die maximale Antriebskraft aktiviert wird. Und die Effizienz-Anzeige verwandelt sich urplötzlich in einen Drehzahlmesser. Wähle ich den EV-Modus, fährt der Lexus rein elektrisch. Damit kommt man rund 2 Kilometer weit. Und macht dann denn Autobahnverbrauch wieder wett.★ WOMEN IN BUSINESS Tauglichkeits-Check Sicherheit x x x Komfort x x x Design x x x Handling x x x Fahrspass x x x Ökologie x x Stauraum x x x Kinder x x x Lexus NX 300h Motor: 2,5-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor und E-Motor, 145 kW (197 PS) CO2-Emission: 116 g / km Verbrauch: 5 Liter Benzin / 100 km Beschleunigung: von 0 auf 100 in 9,3 Sek. Höchstgeschwindigkeit: 180 km / h Preis: ab CHF 46 800.– FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 47 G e n i e s s e n_ Re i s e n Unsere Weinexperten empfehlen: König am Hang Verschnaufpause im kleinen Luxushotel Aurelio in Lech. An diesem Hang hoch über dem Dorfzentrum des Vorarlberger Skiorts stand zuvor eine Herberge. Nach Investitionen im zweistelligen Millionenbereich ist das Aurelio nicht wiederzuerkennen. Zwar ist die Fassade des Chalets auch heute noch schlicht, dahinter versteckt sich aber eine Gemütlichkeit aus feinstem Zwirn. Besitzer und Manager ist der Sohn der Lechner Hoteldynastie Pfefferkorn. Die Gastfreundschaft im Blut, legt Axel Pfefferkorn offenbar auf zwei Dinge besonders Wert: die Küche und das Wohlfühlen. Die Küche ist ausgezeichnet mit 17 Punkten Gault Millau und drei Hauben. Die Küchenchefs Christian Rescher und Markus Niederwanger wissen, wie sie die regionalen und urtümlichsten Produkte und Gerichte zu Kunstwerken machen. Gegessen wird in der heimeligen Stube. Dabei ist das Chalet mit maximal 40 Gästen so klein, dass man sich ausserhalb der Hochsaison zu Gast bei Freunden fühlt. Stein, Holz, flauschige Stoffe, ein Feuer im Kamin, Bergfotos an den Wänden: Im Aurelio weiss man, wie sich die Gäste in den Valais AOC Amigne de Vétroz J.-R. Germanier, 75 cl Bergen gerne einnisten. Fast besser noch als ein Saunagang oder eine Massage nach dem Skifahren ist ein gepflegter Sundowner in der Bar. Oder wers flauschiger mag: im Bademantel auf dem Privatbalkon, Champagner hats in der Minibar. Morgens, wenn einen die Sonne im grossen Bett weckt, sollte man weder das sensationelle Brot noch die frischen Säfte, die täglich wechseln, verpassen. Bei der Abreise gucken einen die Alpakas im Garten lange nach. Als würden sie fragen: Kommt ihr wieder? ★ CHF 19.95 (10 cl = 2.66) Hotel Aurelio, Lech am Arlberg 19 Zimmer und Suiten (55 bis 110 qm²). Ab 880 Euro inklusive Freundinnen einladen, Geschmack beweisen. Halbpension im Doppelzimmer für zwei Personen. Tannberg 130, A – 6764 Lech am Arlberg | aureliolech.com Einer der besten Walliser Weissweine. Goldgelb, mit Aromen von Pfirsich und Melone und schöner mineralischer Note. Für leichte Gerichte oder zum Apéro. Weitere Weinempfehlungen finden Sie auf www.mondovino.ch Skiarena Freeride & Freeski Total Spa Lech Zürs zählt zum erlesenen Neben den 350 Pistenkilome- Im 1000 m2 grossen Spa vom Kreis der zwölf Best-of-the- tern Zürs Aurelio gibts neben Indoor-Pool, Alps-Mitgliedsorte. Kaum wo ist 200 km hochalpine Tiefschnee- Fitnesscenter und Saunaland- Winter- und Sommersport schö- abfahrten auf die Ski- und schaft auch Behandlungsange- ner – so das Credo. Lech Zürs Snowboardcracks. Bestes Wer- bote. Unter anderem mit Thera- gehört den begesicht für das Powdereldo- pien und Molecular Cosmetics Die rado ist die einheimische Vize- von Dr. Barbara Sturm, der Anti- Wintersaison dauert 2016 bis Weltmeisterin Aging-Expertin mit eigener Pra- sage und schreibe 24. April. Lorraine Huber. xis in Düsseldorf. bestofthealps.com lech-zuers.at aureliolech.com ausserdem schneesichersten 48 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 zu Orten. warten in im Lech Freeriden ANZEIGE D r e i T i p p s f ü r Le c h Z ü r s Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren. Erhältlich in grossen Coop Super märkten und im Internet unter www.mondovino.ch FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 49 G e n i e s s e n_ K u l t u r Der Kulturfrühling beginnt im Frauenkleid Die wahre Geschichte einer transsexuellen Künstlerin um 1925 in Kopenhagen, 100 Jahre Dada in Zürich und Meryl Streep in Berlin. Mein Highlight Für Sabine Schaschl, Direktorin und Kuratorin des Haus Konstruktiv, bedeutet der Februar 2016 in Sachen Kunst vor allem eines: Dada. «Der Dadaismus wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. Aus diesem Anlass finden in Zürich, dem Gründungsort der Bewegung, über mehrere Monate zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen zu dieser künstlerischen und literarischen Bewegung statt.» Sabine Schaschl freut sich besonders auf «Dada anders» im Haus Konstruktiv. Die Ausstellung zeigt das Werk der drei Hauptvertreterinnen der Bewegung: Sophie Taeuber-Arp, Hannah Fantasy im Februar Das kann Königin Levana, Herrscherin des Mondes, nicht dulden: Der Zauber ihrer Stieftochter wird immer mächtiger. Wie geht es weiter im vierten Teil der Luna-Chroniken, mit denen Marissa Meyer einen Riesenbestseller gelandet hat? Das verraten wir hier nicht. Nur so viel: Marissa Meyer, Namensvetterin von Yahoo-Chefin Marissa Mayer, kann Fantasy für klein und gross. Ihr Debüt wurde mittlerweile in 27 Ländern verkauft. Jetzt gibts den vierten Teil auch auf Deutsch. In Frauenkleidern Kopenhagen 1925: Der dänische Landschaftsmaler Einar Wegener führt mit seiner Frau Greta, ebenfalls eine Malerin, ein bewegtes Künstlerleben und eine glückliche Ehe. Bis Greta ihren Mann bittet, in Frauenkleidern für sie Modell zu stehen. Einar verwandelt sich in Lili und schon bald wird aus dem Spiel Ernst. Die wahre Geschichte einer unerhörten Liebe feiert gerade Kinoerfolg. Damit kommt «Das dänische Mädchen», David Ebershoffs Erstling aus dem Jahr 2000, für den er mehrfach ausgezeichnet wurde, zurück in den Buchladen. Höch und Baroness Elsa von FreytagLoringhoven. (ls) 5. Februar – 28. März 2016 | Landesmuseum, Zürich | nationalmuseum.ch 11. – 21. Februar 2016 | Berlin | berlinale.de 18. – 19. Februar 2016 | Bern | konzerttheaterbern.ch 50 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Februar La Traviata 5. Februar – 13. April 2016 Verdis Geschichte über die Liebe zwischen der todkranken Violetta Valéry und Alfredo Germont ist eine der beliebtesten Opern der Welt. «La Traviata» wird im Palace in Biel und im Stadttheater Solothurn aufgeführt. tobs.ch Illusionen 12. Februar – 6. März 2016 Berlinale Die Berlinale ist einer der wichtigsten Anlässe der internationalen Filmindustrie. Über 300 000 Eintrittskarten werden jeweils für den Anlass verkauft. Im Rahmen des öffentlichen Programms werden in Berlin rund 400 Filme in über 20 verschiedenen Spielstätten gezeigt. Über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheidet die Jury dieses Jahr unter der Leitung von Meryl Streep. Der Goldene Ehrenbär geht an den deutschen Director of Photography Michael Ballhaus. (ls) Bruckners Romantische Das Berner Symphonieorchester und sein Dirigent Mario Venzago sind schon lange bekannt für ihre Interpretationen des oberösterreichischen Komponisten Anton Bruckner. Jetzt dirigiert Venzago Bruckners vierte Symphonie, «Die Romantische». Der französische Harfenist Xavier de Maistre spielt am 8. Symphoniekonzert des Orchesters ausserdem das Konzert C-Dur für Harfe und Orchester von François Boieldieu. (ls) im 848 Seiten | Carlsen Verlag Ausstellung Konzert Kulturkalender Bücher 384 Seiten | Goldmann Verlag Film Ma ma Schon einmal hat Magda (Penélope Cruz) den Brustkrebs erfolgreich besiegt. Jetzt ist sie schwanger und überglücklich. Bis die Hiobsbotschaft kommt: Der Krebs ist zurück und jetzt ist auch die andere Brust betroffen. Magda könnte ob der Ungerechtigkeit des Schicksals in Selbstmitleid verfallen. Doch sie entscheidet sich zu kämpfen und der Krankheit die Stirn zu bieten. (ls) Kinostart 11. Februar 2016 Drama Spanien, 2015 Regie Julio Medem Hauptdarsteller Penelope Cruz, Luis Tosar, Asier Etxeandia In Iwan Wyrypajews Stück «Illusionen» vertrauen sich vier Menschen am Ende ihres Lebens noch einmal ihren Partnern an. Sie erzählen, bis die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung langsam verschwinden. theatersg.ch Chinese Whispers 19. Februar – 19.Juni 2016 Der ehemalige Schweizer Botschafter Uli Sigg besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen chinesischer Gegenwartskunst. In der Ausstellung «Chinese Whispers» werden Teile davon ausgestellt. kunstmuseumbern.ch Kodo 25. – 28. Februar 2016 «Kodo» ist ein japanisches Trommel-Ensemble. Die Inszenierung «Mystery» ist eine bunte Mischung aus Drachen, tanzenden Fabelwesen und mitreissenden Rhythmen. kkl.ch Richard Tuttle 27. Februar – 24. Juni 2016 Die Ausstellung «Kalli rroos» (griechisch für «schön-fliessend») im Kunstmuseum Winterthur ist die Antwort des amerikanischen Künstlers Richard Tuttle auf die Werke von Hans Arp im selben Museum. kmw.ch agenturamflughafen.com Geniessen Die Schwäne des Königs Zusammen stark. Ein wahres Märchen Männer stehen zum Netzwerken bereit. Text Elisabeth Rizzi E s war einmal in einem Land mit hohen Bergen ein König, der Schwäne züchtete. Er züchtete sie so, dass ihre Schwänze rot wurden mit einem weissen Kreuz. So wussten alle, wem die Schwäne gehörten. Das war wichtig, denn die Schwäne legten goldene Eier. Der König sammelte die goldenen Eier und verteilte sie an seine Untertanen. So wuchs der Wohlstand im Land. Und alle waren stolz auf die Schwäne mit den roten Schwänzen und den weissen Kreuzen. Dem König gefiel der Wohlstand. Deshalb kaufte er noch mehr Schwäne aus der ganzen Welt dazu; aus Österreich, der Türkei, Portugal, Frankreich, Belgien, Italien, Polen, Deutschland und Südafrika. Leider legten diese aber keine goldenen Eier. Dafür frassen sie den Schwänen des Königs das Futter weg. Zudem waren sie krank und steckten die stolzen Schwäne mit den roten Schwänzen und den weissen Kreuzen an. Sie wurden immer schwächer und hörten auf, goldene Eier zu legen. Der König legte seine Stirn in Falten. Doch das Gold blieb aus. Und das Volk wurde mürrisch. Es kam zum Aufstand. Das Volk vertrieb den König aus seinem Palast. Mit Schmährufen und Steinwürfen eingedeckt, floh der König aus dem Land, in dem der Goldregen versiegt war. Es kam ein neuer König, der sich um die kränkelnden Schwäne kümmern sollte. Doch nach bloss zwei Wochen gab er dem Volk sein Zepter und die Krone zurück. «Ich kann die Schwäne nicht retten», sagte er und verliess das Land ebenfalls. Das Volk wurde immer verzweifelter. Denn die Schwäne wurden immer kränker. Es holte einen dritten König, einen Spezialisten für Schwanenfutter. Dieser sah sich die Herde an und begann, sie wieder aufzupäppeln. Doch ein unerwarteter Wirbelsturm machte die ganze Ernte des Landes zunichte. Nicht nur das Volk darbte. Auch für die Schwäne gab es plötzlich kein Futter mehr. Und so kam es, dass die Schwäne ihr Ende nahen sahen. Jene, die ausgeflogen waren, kehrten zurück in den Palast. Jene, die 52 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 10 000 zu schwach waren zum Fliegen, legten sich im Hof zur Ruhe. Bald war der ganze Palast voll von Schwänen. Von ferne schon bot sich ein trauriger Anblick: ein weisses Meer voller roter Punkte. Man schrieb den 2. Oktober 2001. Das Volk weinte. Da geschah ein Wunder: Im Westen gab es ein kleines Fürstentum. Der Fürst war ein guter Freund des ersten Königs im Land. Er züchtete ebenfalls Schwäne mit weissen Kreuzen auf den Schwänzen. 67 Weiterbildungs- und Netzwerkveranstaltungen pro Jahr. 2200 Frauen in Führungspositionen sind bereits Mitglied bei uns. Der Fürst hatte von der schrecklichen Schwanenkrankheit gehört und hatte ein Medik ament entwickeln lassen, um seine eigenen Vögel im Falle einer Ansteckung zu schützen. Nun sah er, dass er der Plage ein Ende setzen könnte. Schnell liess er einen Boten mit der Medizin zum Palast der sterbenden Schwäne reiten. Volk und König hiessen den Retter freudig willkommen. Denn von den stolzen Schwänen war inzwischen kaum ein Dutzend mehr übrig geblieben. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich jedoch Linderung: Die Schwäne begannen wieder zu fressen, und erste legten bereits wieder goldene Eier. Als alle wieder gesund waren, liess der König seine Schwäne mit der Herde des Fürsten zusammenlegen, sodass wieder eine grosse und gesunde Schwanenherde wachsen konnte. Gemeinsam züchteten sie aus den Schwänen eine neue Rasse. Und wenn die Schwäne nicht gestorben sind, dann sehen Sie vielleicht hie und da einen Vogel mit rotem Schwanz und weissem Kreuz am Himmel vorbeiziehen. ★ Die SKO ist mit 2200 aktiven Damen das wohl grösste Frauennetzwerk und zugleich die bedeutendste Plattform für Führungskräfte in unserem Land. Falls Sies nicht schon sind, werden Sie jetzt Mitglied. www.sko.ch FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 53 G e n i e s s e n_ B e a u t y-I n te r v i e w Vo r s c h a u «Anfänglich habe ich wöchentlich etwas bestellt» WOMEN IN BUSINESS Esther Kuhn hat die deutsche Shopping-Community BestSecret in die Schweiz geholt. Die Headhunterin über Fashionportale, Zollgebühren und ihr eigenes Shopping-Fieber. Impressum Ausgabe: Nr. 02/2016 Erscheinung: monatlich, 10-mal im Jahr Druckauflage: 10 000 Exemplare E sther Kuhn, wer kann bei bestsecret.ch einkaufen? Wir sind eine geschlossene Community. Um sich anmelden zu können, brauchen Sie eine Freundin oder eine Bekannte, die Sie empfiehlt. Erst mit dem richtigen Code bekommen Sie Zugang zu Kleidern und Acessoires von über 1000 Designern. Und Sie sind Ihre beste Kundin? In den ersten Monaten gehörte ich tatsächlich dazu. Ich habe sicher wöchentlich unter dem Vorwand, Lieferprozesse zu prüfen, etwas bestellt. Mein Schrank ist jetzt am Limit. Aber ausgegeben habe ich letztes Jahr trotzdem weniger Geld für mehr Kleidung.. bestsecret.ch bietet auf das ganze Angebot Rabatte bis zu 80 Prozent an. Wie funktioniert das? BestSecret ist die Tochterfirma des Textilhandelsunternehmens Schustermann & Borenstein, welches vor 20 Jahren begann, Überproduktionen von Designern in einer Boutique in München zu verkaufen. Inzwischen gibt es drei solcher Boutiquen. Zugang hat nur, wer in Besitz einer Mitgliedskarte ist. Die Nachfrage ist so gross, dass das Konzept auch online umgesetzt wurde. 54 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 17. März 2016 Verleger Daniel Kaczynski Chefredaktion Yvonne Zurbrügg (yz) y.zurbruegg@womeninbusiness.ch Esther Kuhn, 46, ist nach beruflichen Stationen unter anderem bei Unilever, Mars und HP heute als Headhunterin in Dübendorf tätig. Neuerdings amtet sie auch als Country Managerin Schweiz der deutschen Shopping-Community BestSecret. Redaktion Eva Wirth (ew) e.wirth@womeninbusiness.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe Katharina Blansjaar, Kaspar Meuli, Silvia Aeschbach, Iris Kuhn-Spogat, Lara Surber, Ingrid Diener, Simon Bietenhader, Elisabeth Rizzi Korrektorat Ruth Rybi Verlagsleitung | Anzeigenleitung Christine Lesnik c.lesnik@womeninbusiness.ch Lebhafte Designs quietschbunte Tapeten, Retromöbel und Wanddekorationen aus Moos: die heissesten Trends der IMM, der internationalen Einrichtungsmesse in Köln. Art Direction | Bildredaktion Nicole Senn nicole.senn@swisscontent.ch Warum die Hürde? Wir wollen unser Angebot exklusiv halten. Darum finden Sie unsere Sachen auch nie auf den Preisvergleichsportalen. Einmal drin, fühlt sich die Kundin so auserwählt, dass sie bestimmt gleich was bestellt. Ein cleverer Marketingtrick … Ich sage Ihnen, Sie können sowieso nicht anders! Unser Webshop ist aufgebaut als Shop in Shop. Gleichzeitig können Sie gezielt nach Ihrem Wunschteil suchen. Sie sparen damit nicht nur Geld, sondern auch Zeit. wiB Die nächste WIB erscheint am Illustrationen Stephan Schmitz Bilder Adrian Bretscher, Paolo Dutto, UNDER ARMOUR, lululemon, Lola Fred, Johannes Diboky, Berlinale, Marco Borggreve, Sophie Taeuber-Arp (König Hirsch: Clarissa, 1918 Zürcher Hochschule der Künste). Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber. Und die Ware ist von der letzten Saison? Wir haben auch ein grosses Angebot an akutellen Kollektionen. Die sind im Shop auch entsprechend gekennzeichnet. Sie sind eigentlich Headhunterin. Wie sind Sie zu diesem Job gekommen? Ich hatte als Headhunterin den Auftrag, für den Aufbau von bestsecret.ch die geeignete Person zu finden. Für mich war schnell klar, dass ich das am liebsten selber machen würde. Aber der Luxusgütermarkt ist neu für Sie? Alles war ziemich neu für mich. Ich habe Ende der 1990er-Jahre bei Mars zwar erste E-Commerce-Erfahrungen gesammelt, doch seither ist das Online-Geschäft natürlich weit komplexer geworden. Besonders beschäftigt haben mich Fragen nach Import, Export und Zoll, damit wir eine Lieferfrist von durchschnittlich fünf Arbeitstagen bieten können und unsere Kundinnen keinen Zoll bezahlen müssen, obschon die Ware von München aus verschickt wird. ★ Verkauf Rita Nock r.nock@womeninbusiness.ch Innendienst Livia Meier l.meier@womeninbusiness.ch Herausgeber Swisscontent AG Hottingerstrasse 12 8032 Zürich 044 245 45 15 abo@womeninbusiness.ch www.womeninbusiness.ch Abonnemente abo@womeninbusiness.ch Einzelpreis: CHF 9.80 Jahresabo: CHF 79.–, Ausland CHF 99.– Probeabo: (3 Ausgaben) CHF 18.– Ausland CHF 35.– Shopping 2.0 Die Zürcher Bahnhofstrasse ist ein Ödland aus grossen Ketten. Derweil mausert sich das Niederdörfli zum Bummel-Place-to-be. Von Pop-up-Boutiquen und anderem Neuland in den alten Gassen und warum Offline-Shopping noch lange nicht tot ist. Marken des Verlages: WOMEN IN BUSINESS | Women’s Talks www.womeninbusiness.ch Druck und Vertrieb: AVD GOLDACH AG Haftungsausschluss: Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und entbindet den Leser nicht von seiner eigenen Beurteilung. FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 55 1 0 Fr a g e n Männersicht Marco Baumann, 69, CEO & Inhaber der Rausch AG Kreuzlingen, seit 47 Jahren passionierter Kräuter-, Haar- und Menschenfreund, Vater von 2 Söhnen, lebt in Bottighofen am Bodensee. Das Schweizer Familienunternehmen feierte jüngst sein 125- jähriges Bestehen. 1. Welcher ist der beste Duft, der sich in der Natur finden lässt? 3. Worüber könnten Sie sich immer wieder die Haare raufen? 5. 16.– 20. MÄRZ MESSE ZÜRICH Das beste Hausmittelchen für die Haare ist? 2 . 4. LEBEN IM GARTEN Welche ist die beste Karriereentscheidung, die Sie je gefällt haben? Y FRIDA A N I r GIARD 22 Uh 6 | 17 – rz 201 ä M . 8 ne 1 alle Sin r ü f is Erlebn Sind Sie schon mal um ein Haar verhaftet worden? Wenn ja, warum? 6. Wie sah Ihre grösste Frisurensünde aus? 7. Wo finden Sie garantiert immer ein Haar in der Suppe? 8. Wer hat die schönsten Haare überhaupt? 9. Welchem Schönheitstrend können Sie nichts abgewinnen? 10. Welche Eitelkeit würde man Ihnen nicht zutrauen? 56 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016 Die Giardina zählt zu Europas führenden Indoor-Veranstaltungen für hochstehende Gartenkultur. Erleben Sie einen einzigartigen Abend mit allen fünf Sinnen: Am GiardinaFRIDAY – dem Abend der Gärten – können Sie inmitten beeindruckender Gartenwelten ein edles Dinner geniessen. Es erwarten Sie moderne Interpretationen der Gartenromantik sowie raffinierte Inszenierungen von Solitärpflanzen für Ihren Garten, Terrasse oder Balkon. www.giardina.ch FEBRUAR 2016 · WOMEN IN BUSINESS 3 Auftakt 4 WOMEN IN BUSINESS · FEBRUAR 2016