- Exportinitiative Erneuerbare Energien

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- Exportinitiative Erneuerbare Energien
MARKTANALYSE ITALIEN
ERNEUERBARE ENERGIEN UND ENERGIEEFFIZIENZ FÜR DIE
BAUBRANCHE 2011
Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand, Italien
www.german-renewable-energy.com
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
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2. Der italienische Energiemarkt
2.1. Struktur des italienischen Energiemarktes
2.2. Energieversorgung
2.3. Energiepreise
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3. Energieeffizienz in Italien
3.1.Überblick
3.2.Europäischer Referenzrahmen
3.3.Technologie- und Entwicklungsstand
3.4. Marktakteure
3.5. Regulative Rahmenbedingungen Italien
3.6. Vorschriften Energieeffizienz
3.6.1. Energymanager
3.6.2.Weiße Zertifikate
3.6.3.Energiezertifizierung
3.7. Förderung im Bereich Energieeffizienz
3.7.1.Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen
3.7.2. Industria 2015
3.7.3 Vergünstigte Kredite für energieeffiziente Maßnahmen
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4. Erneuerbare Energien in Italien
4.1.Überblick
4.1.1. Biomasse
4.1.2. Windenergie
4.1.3. Solarenergie
4.1.4. Regionale Verteiligung der Produktion von Strom aus
erneuerbaren Energien und Produktionskosten
4.2.Instrumente und Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren
Energien
4.2.1. Die CIP6- Direktive
4.2.2. Die grünen Zertifikate
4.2.3. EU-Verordnung 2009/28/CE
4.2.4. Einspeisetarife
4.2.5. Staatliche Förderung von Photovoltaikanlagenbau –
„Conto Energia“
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5. Energieeffizienz und Erneuerbare Energien
in der Baubranche
5.1. Aktuelle Situation der italienischen Baubranche
5.2. Das ökologische Bauen
5.3. Marktakteure
5.4. Bauliche Vorschriften
5.5. Förderung Baubranche
5.5.1. Einkommenssteuervergünstigungen
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5.5.2. Mehrwertssteuervergünstigungen
5.5.3. Staatliche Infrastrukturprogramme
5.5.4. Progetto „SCOOP“
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6. Case Studies: aktuelle Bauprojekte
6.1. Eurosky
6.2. Kindertagesstätte Cologno Monzese
6.3. Bau einer Einfamilienhaussiedlung
6.4. ITC Lab
7. Fazit
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Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
Abbildung
01:
02:
03:
04:
05:
06:
07:
Endverbrauch der Energie nach Quelle in Italien (2000-2009)
Monatliche maximale Stromnachfrage in Italien, 2001 bis 2006
Energieeffizienzindex (Basisjahr 1990 = 100)
Energieeffizienzindex Italien im Vergleich zur EU27 1990-2006
Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Sektoren
Verbrauch elektrischer Energie der öffentlichen Beleuchtung in Italien
Schätzung der prozentuale Verteilung des Lampentyps in der öffentlichen
Beleuchtung 2010
08: Unternehmenstypologie erneuerbare Energien und Energieeffizienzprojekte
09: Einsparziele in Anzahl weißer Zertifikate 2005-2008
10: Kostenvergleich der geförderten Energiesparmaßnahmen 2007
11: Verteilung der Anträge auf die einzelnen Energiesparmaßnahmen 2007
12: Herkunft der in Italien installierten PV Modulen
13: Bruttoproduktion elektrischer Energie in Italien in 2020
14: Investitionen in erneuerbare Energien bis 2020 (Stand: 2007)
15: Investitionen in erneuerbare Energien
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 01: Primärenergieverbrauch und -importe Italiens (absolut und Veränderungen)
Tabelle 02: Kennzahlen zur italienischen Stromproduktion und dem Strommix (2009)
Tabelle 03: Strompreise in Italien (in Euro/kWh; inkl. Steuern)
Tabelle 04: Gaspreise in Italien (in Euro/GJ; inkl. Steuern)
Tabelle 05: Schätzungen zum Gesamtpotential für Energieeinsparungen in Sektoren des
Endverbrauchs in der EU
Tabelle 06: Stand und Zielsetzung zu Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer
Energien in Italien
Tabelle 07: Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Maßnahmen
Tabelle 08: Italiens Technologieposition bei neuen hocheffizienten Produkten
Tabelle 09: Jährliche nationale Energieeinsparziele 2005-2012
Tabelle 10: Markt für weiße Zertifikate im Jahr 2010 bis zum Stichtag 05.10.2010
Tabelle 11: Indikatoren der Energieklassen
Tabelle 12: Wärmeübergangskoeffizienten Beheizung ab 2010
Tabelle 13: Wärmeübergangskoeffizienten für Bauteile ab 2010
Tabelle 14: Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen
Tabelle 15: Stromversorgung Italiens (Mrd. kWh)
Tabelle 16: Zielsetzung für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen
Tabelle 17: Regionale Aufteilung von Biogasanlagen nach Regionen und Kategorien, 2008
Tabelle 18: Installierte Windkraft in Europa (ausgewählte Länder und installierte
Kapazität in MW)
Tabelle 19: Windenergie in Italien (akt. Kapazität und Prognose in MW)
Tabelle 20: Betriebsbereite Anlagen die von der Förderung des I. bzw. II. Conto Energia
bis zum Stichtag 30.10.2010 profitieren
Tabelle 21: Installierte Anzahl, Leistung und durchschnittliche Leistung der
Solaranlagen in den Jahren 2008 und 2009 in Italien
Tabelle 22: Installierte Leistung in MW nach Regionen, 2009
Tabelle 23: Kosten verschiedener Technologien, 2008
Tabelle 24: Übersicht über den Markt für grüne Zertifikate (Stichtag 06.10.2010)
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Tabelle 25:Anteil erneuerbarer Energie am Jahresbruttoenergieverbrauches Italiens
gemäß der Richtlinie 2009/28/CE
51
Tabelle 26:Schwellenwerte für Anwendung DIA
53
Tabelle 27: Linee Guide
54
Tabelle 28: Einspeisetarife für erneuerbare Energien (Gesetz 23/07/2009 Nr. 99)
59
Tabelle 29: Einspeisetarife für Solarstrom im Jahr 2010. Laufzeit jeweils 20 Jahre
60
Tabelle 30: Einspeisetarife für erneuerbare Energien von 2011-2013 (Gesetz DM6 August 2010)
60
Tabelle 31: Einspeisetarife für besonders innovative Anlagen
61
Tabelle 32: Einspeisetarife für Solarkraftwerke
62
Tabelle 33: Investitionen im Baugewerbe 2005 -2011
64
Tabelle 34:Änderung der Investitionen im Baugewerbe 2009 gemessen an 2008
der EU-15-Staaten
65
Tabelle 35:Ausgaben der öffentlichen Verwaltung für Bruttoanlageinvestitionen
in Italien in % vom BIP (2009 – 2013)
66
Tabelle 36: Branchenführer Bau (Top 3)
70
5
1.
EINLEITUNG
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Italien haben in den letzten Jahren immer stärker
an Bedeutung zugenommen. In diesem Bereich wird der italienische Markt international als einer
mit großem Wachstumspotenzial betrachtet. Durch die Unsicherheit bei der Entwicklung der
Energiepreise, die nach wie vor hohe Abhängigkeit von Energieimporten verbunden mit einer
steigenden Energienachfrage, die Wirtschaftskrise und den fortschreitenden Klimawandel wird in
Italien zunehmend auf energieeffizientes Bauen und Sanieren, ferner auf die Nutzung
erneuerbarer Energien geachtet. Durch zahlreiche Regelungen und staatliche Fördermaßnahmen
wird energieeffizientes Bauen und die Einbindung von Erneuerbaren Energien gefördert und
dadurch auch Anreize für neue Innovationen sowie die Entwicklung neuer Technologien
geschaffen. Dieser Kurs wird auch seitens der Regierung durch die neue Einspeiseverordnung
bestätigt. Im Bereich der Technik zur Erhöhung der Energieeffizienz in Gebäuden, aber auch der
erneuerbaren Energien, besteht in Italien noch Nachholbedarf. Die beständige Vorreiterrolle
Deutschlands auf diesem Sektor bietet neben der Tatsache, dass deutsche Unternehmen auch
noch als Hauptinvestoren fungieren, optimale Absatzchancen für deutsche Firmen.
Trotz der Finanzkrise setzen italienische Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft auf
Investitionen in die bauliche Infrastruktur, um den allgemeinen volkswirtschaftlichen Abschwung
zu bremsen und eine Trendwende einzuleiten. Für das Jahr 2011 sind bereits Zeichen der
Besserung am Horizont erkennbar, zudem der Trend des ökologischen Bauens beiträgt. In diesem
Bereich wurden seit neuestem auf kommunaler Ebene viele neue Förderungsmaßnahmen
eingerichtet, die auch auf die hochgesteckten Energieziele Italiens für das Jahr 2020
zurückzuführen sind und zu einer nachhaltigen Entwicklung des Landes führen sollen. Die groß
angelegten
Projekte
des
sozialen
Wohnungsbauprogramms
und
diverse
große
Infrastrukturprogramme haben es sich zum Ziel gesetzt, energieeffizienten Wohnraum zu
schaffen. Das Verständnis für die effiziente Nutzung der Energie in Bezug auf den Wohnungsbau,
stößt in Italien auf immer breitere Zustimmung.
Die vorliegende Marktanalyse soll Einblicke in die Verbindung von Baubranche und
Energieeffizienz sowie Erneuerbaren Energien geben. Sie stellt die gesetzlichen
Rahmenbedingungen, Fördermaßnahmen sowie Chancen des Marktes dar.
Dazu wird zunächst ein Überblick über den italienischen Energiemarkt gegeben. Danach wird
näher auf den italienischen Markt der Energieeffizienz eingegangen sowie Rahmenbedingungen,
Fördermaßnahmen und Gesetzesbeschlüsse, die diesen Sektor betreffen, erläutern. Im darauf
folgenden Kapitel wird der Bereich der Erneuerbaren Energien vorgestellt. Hier werden auch
Maßnahmen und Instrumente der Förderung von erneuerbaren Quellen betrachtet. Schließlich
wendet sich die vorliegende Analyse der italienischen Baubranche zu und beleuchtet neben den
Bauvorschriften und Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien und energieeffizientes Bauen
auch aktuelle Großprojekte.
6
2.
2.1
DER ITALIENISCHE ENERGIEMARKT
Struktur des italienischen Energiemarktes
1987 wurde in Italien durch ein Referendum der Einsatz von nuklearer Energie abgelehnt. Da das
Land zudem kaum über eigene Ressourcen fossiler Energieträger verfügt, ist es zu 82% von
Energieimporten abhängig.
Der italienische Energiemarkt wurde im Jahr 1999 liberalisiert. Im europäischen Vergleich ist dies
relativ spät. Mit der Teilprivatisierung der beiden ehemals staatlichen Monopolisten Enel (Ente
Nazionale per l’Energia Eletrica SpA), zuständig für die Stromversorgung, und Eni (Ente Nazionale
Idrocaburi SpA), zuständig für den Gas- und Ölsektor, wurde eine Welle von Übernahmen und
Fusionen ausgelöst. Trotz der Neustrukturierung des Energiemarktes sind nach wie vor Enel und Eni
die dominanten Unternehmen.
Seit Januar 2002 ist der Strommarkt für Großabnehmer mit einem Jahresverbrauch von über 0,1
GWh geöffnet. Die vollständige Liberalisierung des italienischen Strommarktes erfolgte ab dem 1.
Juli 2007. Seit diesem Zeitpunkt können auch die privaten Haushalte ihre Stromlieferanten frei
wählen. Den größten Marktanteil des Elektrizitätsmarktes mit ca. 30% (Stand 2009), besitzt
weiterhin Enel, welches 1992 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Den Hauptanteil
erhielt der italienische Staat, wobei die staatliche Beteiligung im Jahr 2007 von ursprünglich 60%
auf 20% reduziert wurde. Mit Stand Februar 2010 hält das Wirtschafts- und Finanzministerium 13,9%
der Anteile. Ein weiterer wichtiger Marktakteur ist Edison (unter mehrheitlicher Führung des
französischen Unternehmens EdF), gefolgt von der Eni und Edipower. Von Bedeutung sind außerdem
die nun unabhängigen regionalen Versorger und Netzbetreiber AER (Rom) und a2a (Mailand und
Brescia).
Verwaltet wird das italienische Stromnetz von der Aktiengesellschaft Gestore Servizi Energetici
SpA (GSE) (ehemals Gestore Rete Nazionale SpA, GRTN bzw. Gestore Servizi Elettrici), deren
einziger Aktionär das italienische Wirtschaftsministerium ist. Im Zuge der Liberalisierung des
Marktes wurden als Tochtergesellschaften der zentrale Stromeinkäufer Acuirente Unico (AU)
sowie die verwaltung des Strommarktes Gestore del Mercato Elettrico (GME), der unter anderem
für die Vergabe der weißen Zertifikate zuständig ist (siehe Abschnitt 3.6.2), gegründet.
2.2
Energieversorgung
Italien gehört zu einem der größten Energieverbraucher in Europa. Dabei sieht sich das Land in
seiner Energieversorgung mit zwei grundlegenden Problemen konfrontiert, nämlich der weiterhin
starken Abhängigkeit von Energieimporten und von fossilen Energieträgern. Diese Probleme konnten
erst ansatzweise gelöst werden und werden mittelfristig die italienische Versorgung weiterhin
bestimmen.
7
Zudem wurde alternativ wieder geplant, trotz des Referendums von 1987, aus Sicherheitsgründen
auf nukleare Energie zurückzugreifen.
Der Anteil von Kohle, Erdgas und vor allem Ölprodukten ist seit 2000 lediglich von 87,8% auf 83,9%
des Bruttoverbrauchs gesunken. Gleichzeitig konnte der Anteil der Energieimporte nur von 86% auf
82% der verfügbaren Energie reduziert werden. Die nach wie vor hohe Abhängigkeit von fossilen
Energieträgern liefert das Land den Weltmarktpreisen dieser Rohstoffe aus und stellt das Erreichen
der gesetzten Umweltziele in Frage.
Tabelle 01: Primärenergieverbrauch und -importe Italiens (absolut und Veränderung)
Primärenergieverbrauch,
brutto (Mtoe*)
davon erneuerbare
Energien (inkl.
Wasserkraft) (Mtoe*)
Primärenergieimporte,
netto (Mtoe*)
2008
2009
2007 – 2008
2008 – 2009
191,3
180,3
-1,2%
-5,8%
17,0
19,3
18,1%
13,7%
161,9
148,6
-1,9%
-8,2%
*= Mtoe bedeutet Million Tonnes of Oil Equivalent
Quelle: Istat, zitiert nach Breuer, 2010a.
Die Abhängigkeit von Ölprodukten konnte zwar im letzten Jahrzehnt um 8,5% gesenkt werden,
jedoch bleiben diese mit 41% am Bruttoverbrauch der wichtigste Energieträger. Gleichzeitig wurde
die Nutzung von Gas stark ausgebaut, nämlich von 4,1% auf 35,5%. Der Anteil der erneuerbaren
Energien konnte erst in den letzten zwei Jahren signifikant gesteigert werden. Trotz der Bedeutung
für die Versorgung Italiens ist die Förderung von fossilen Energieträgern im Land zurückgegangen.
Die Erdölförderung ist nach zwischenzeitlichen leichten Steigerungen wieder auf das Niveau von
2000 zurückgegangen und deckt mit 4,6 Mio. Tonnen Öleinheiten (toe) 6% des Ölverbrauchs. Die
Gasproduktion hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert und erreicht mit 6,6 Mio. toe 10% des
Gasangebots 2009.
Eine Trendwende ist bei der Energienachfrage eingetreten. Während 2000 – 2005 der
Energiekonsum noch um 8,7% gestiegen ist, ging er von 2005 bis 2009 um 9,2% zurück. Da schon
zwischen 2005 und 2007 signifikante Rückgänge zu verzeichnen waren ist dies nicht ausschließlich
der Wirtschaftskrise der letzten Jahre zuzuschreiben. Italien wird es dadurch etwas leichter fallen,
die Klimaziele zu erreichen.
8
Der Anteil des so genannten „zivilen“ Sektors (Handel, Dienstleistungen, Haushalte) am
Energieverbrauch ist in den letzten Jahren gewachsen, so dass dieser 2009 mit einem Anteil von
35,2% zum größten Verbraucher wurde. Es folgt der Transportsektor mit 32,2% und die Industrie mit
22,6%, wobei innerhalb dieser die Stahlindustrie, Chemie und Petrochemie und die
Baustoffindustrie die größten Verbraucher darstellen.
Abbildung 01: Endverbrauch der Energie nach Quelle in Italien (2000-2009) in Mtoe
Industrie
Transport
Ziviler Sektor
Quelle: Rapporto Energia e Ambiente 2010, ENEA
36% der in Italien verbrauchten Energie wurde 2009 als Elektrizität genutzt, das entspricht 68,5
Mio. toe. Der italienische Stromverbrauch stieg vor der Wirtschaftskrise stärker als der EUDurchschnitt an, um 2-3% jährlich. 2007 wurde der Spitzenwert von 339,8 Mrd. kWh erreicht.
Seither sank jedoch krisenbedingt (und zum ersten Mal seit Anfang der 60er Jahre) der Verbrauch.
2009 war die Nachfrage um 6,4% geringer als im Vorjahr. Traditionell reichen die italienischen
Kraftwerkskapazitäten nicht aus, die Binnennachfrage zu decken, so dass elektrische Energie in
großem Umfang importiert werden muss. 2009 erreichte die Eigenproduktion 285,7 Mrd. kWh (-8,9%
gegenüber 2008) die Importe lagen bei 44,4 Mrd. kWh (+11%). Mehr als drei Viertel des Stroms
(76,4%) werden aus herkömmlichen Energieträgern gewonnen, das heißt der Anteil der
erneuerbaren Energie bleibt unter einem Viertel. Von den erneuerbaren Energiequellen wiederum
trägt Wasserkraft 70% zur Stromerzeugung bei (47,5 Mrd. kWh), der Anteil der Biomasse liegt bei
11,5%, geothermische Kraftwerke liefern 5,4 Mrd. kWh (5,4%), Wind und Solarenergie sind
zusammen mit 10,1% an der Stromerzeugung 2009 beteiligt. Das Potenzial der Wasserkraft gilt als
erschöpft, der Ausbau der Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energieträger muss sich künftig
auf Sonne, Wind und Biomasse konzentrieren.
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Tabelle 02: Kennzahlen zur italienischen Stromproduktion und dem Strommix (Jahr 2009)
Stromproduktion, netto (TWh)
Kohle/Öl/Gas
Atomkraft
erneuerbare Energien
Wasserkraft
Biomasse und Abfall
Geothermik
Wind
Solar
Wachstum der Stromproduktion 2008 – 2009
278,9
76,3%
23,7%
18,8%
2,6%
1,8%
2,2%
0,3%
-9,2%
Quelle: Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, zitiert nach Breuer, 2010a.
Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, hat der Verbrauch zwischen 2001 und 2006 in allen Monaten
deutlich zugenommen. Besonders starke Zuwächse waren in den Monaten Juni und Juli zu
beobachten. Hier werden inzwischen nahezu die Spitzenwerte des Dezembers erreicht. 2006 lag der
Verbrauch in den beiden Sommermonaten sogar über dem des Dezembers, was jedoch auch auf den
außergewöhnlich milden Winter zurückgeführt werden kann.
Abbildung 02: Monatliche maximale Stromnachfrage in Italien, 2001 bis 2006
60
50
GW
40
30
20
10
0
Jan
Feb
März
April
2001
Mai
2002
Juni
Juli
2003
2004
Aug
Sep
2005
Okt
Nov
Dez
2006
Quelle: eigene Darstellung, Daten: Gestore Rete Nazionale, 2003 und 2005 (Daten bis 2004), Terna, 2006
(Daten ab 2005)
10
Bereits im Sommer 2003 kam es auf Grund der lang anhaltenden Hitze- und Dürrewelle zu
mehrfachen Versorgungsausfällen. Auch im Sommer 2006 stieg die Stromnachfrage auf Grund der
verstärkten Klima- und Kühlanlagennutzung signifikant an. Auch im Jahr 2010 stieg die
Stromnachfrage weiter um 1,8% (im vergleich zum Jahr 2009)an, was dem größten Wachstum der
letzten vier Jahre entspricht. Insgesamt ergibt sich daher einen Bedarf von 326,2 Milliarden KW.
Um dem Energieengpass zu entgehen, werden neue Lösungen gesucht. Häufig wird die Rückkehr zur
Atomenergie gefordert. So beteiligt sich der Energiekonzern Enel an dem französischen
Atomreaktor Erp. Darüber hinaus hat Enel mit dem französischen Unternehmen Edf ein
Memorandum of Understanding unterzeichnet, um 12,5% des Atomprojekts European Pressurized
Reactor (EPR) zu erwerben. Nahezu die gesamten italienischen Stromeinfuhren bestehen aus
Atomstrom. Um den Bedarf zu decken steigert Italien nicht nur seine Importe, sondern forciert auch
den Kraftwerksbau. Konzessionen für neue Anlagen sollen nur noch maximal 6 Monate in Anspruch
nehmen. Um dem gestiegenen Gaskonsum gerecht zu werden sind zwei neue Pipelines (eine von
Libyen nach Sizilien, eine andere von Algerien nach Sardinien) geplant. Die Umsetzung von
Flüssiggas in den gasförmigen Zustand ist in Brindisi (British Gas), in Ligurien und an der oberen
Adria geplant.
Die Regierung plant bis 2030 ungefähr 25% des Energieverbrauches mit Nuklearenergie zu decken.
Seit 2008 ist aus diesem Grund ein Bauprogramm für Atomkraftwerke in Planung. Im Januar 2010
wurden deshalb zudem Anreize für Regionen, die Kraftwerke errichten lassen, von 3.000
€/MW/Jahr während der Errichtung und 0,40 €/MWh in der Ausführung beschlossen. Die
Rahmenbedingungen für die Standortbestimmung von Kraftwerken wurde im Februar 2010 in die
Kommunalverwaltung aufgenommen. Die Gesetze zum Verbot der Errichtung von Nuklearanlagen in
Apulien, Kampanien und Basilikata wurden im November 2010 aufgehoben. Aktuell, im Januar 2011,
wurde vom Verfassungsgericht bestätigt, dass ein neues Referendum zwischen Mitte April und Mitte
Juni durchgeführt werden kann, in dem entschieden wird ob die Maßnahmen, die unternommen
wurden um den Bau von Atomkraftwerken zu erlauben, wieder abgeschafft werden sollen.
Während der letzten zehn Jahre, vor allem aber zum Ende der Dekade bis 2009, hat die italienische
Energiepolitik im Einklang mit den Regeln der EU-Kommission eine Wende vollzogen, deren
Auswirkungen erst in den kommenden Jahren auf Produktion und Verbrauch voll durchschlagen
werden. Der Markt für Strom und Gas wird reformiert (Gesetzesdekret Nr. 185/08, vom
29.11,.2008, Gesetz Nr. 2 vom 29.01.2009 und Ministerialerlass vom 29.04.2009), die Entwicklung
erneuerbarer Energiequellen, Energieeffizienz und Energieersparnis werden staatlich gefördert und
die Versorgungssicherheit muss verbessert werden (Gesetz Nr. 99/09 vom 29.07.2009). Gesetz Nr.
99/09 schafft auch die Basis für den Aufbau von Kernkraftwerken, die ab 2020 einen Beitrag zur
Energieversorgung in Italien leisten sollen (Gesetzesdekret Nr. 31, vom 15.02.2010) (Quelle: Breuer,
2010b).
11
Auch ein sparsamerer Umgang mit den begrenzten Ressourcen stellt eine Möglichkeit dar, der
steigenden Energienachfrage dauerhaft ein bezahlbares Angebot gegenüberstellen zu können. Da
Italien außerdem das aus der Abhängigkeit von Erdgas exportierenden Ländern wie Russland und
Algerien resultierende Versorgungsrisiko minimieren möchte, konzentriert sich der Umbau der
Kraftwerke größtenteils auf die Effizienzsteigerung der existierenden Gaskraftwerke.
Auch plant die Regierung in Zukunft den Ausbau von Flüssiggasanlagen zu fördern. Vier der acht
geplanten Projekte wurden schon realisiert. 50% der gesamten Kraftwerksleistung von Enel entfällt
auf Erdgaskraftwerke, weitere 20% stammen aus Erdölkraftwerken und 15% aus Kohlekraftwerken.
Der Anteil der mit Erdöl betriebenen Enel-Kraftwerke soll bis 2010 auf Null reduziert werden.
Gleichzeitig ist geplant, die Kapazitäten der Kohlekraftwerke von 5.000 MW auf 8.000 MW zu
erhöhen. Zudem sollen in den kommenden Jahren ganz besonders Windkraftwerke durch die
Unternehmen Enel, Sorgenia und Edison weiter ausgebaut werden.
Aus Erdöl gewonnene Elektrizität soll bis 2020 gänzlich aus dem Strommix Italiens verschwunden
sein. Gleichzeitig wird das Ziel verfolgt, den aus Erdgas gewonnenen Stromanteil von derzeit 36%
auf 50% zu erhöhen. Zudem ist ein Ausbau der Kohlekraftwerke geplant. Der Anteil am gesamten
Energiemarkt soll von 14% auf 22% wachsen. Wichtigster Lieferant für den italienischen Kohlemarkt
sind die USA, gefolgt von Südafrika und Australien. Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2020
auf 17% erhöht werden. Derzeit erfolgen knapp 6% der Stromproduktion durch erneuerbare Energien
(ohne Wasserkraft).
Ende 2006 beschloss Enel, bis 2011 zusätzliche Investitionen in Höhe von 4 Mrd. Euro im Bereich
erneuerbare Energien zu tätigen. Davon sollten 3,3 Mrd. Euro, gleichermaßen verteilt auf Italien
und das Ausland investiert werden. Im Innland will die Tochtergesellschaft ENEL Green Power bis
2012 neue Kapazitäten von 1.500 MW und im Ausland von 2.500 MW an erneuerbaren Energien
errichten. Derzeit betreibt die Tochtergesellschaft Enel Green Power Wasser-; Wind-, Solar- und
Erdwärmeanlagen mit einer gesamten Nennleistung von fast 5.600 MW, davon 2.653 MW in
Italien. Dabei sollen in Italien ca. 2 Mrd. Euro investiert werden, sie konzentrieren sich auf Windund Solartechnik.
Enel plant gemeinsam mit Sharp und ST Microelectronics ein Solarzellenwerk bei Catania. Der
Baubeginn ist für 2010 vorgesehen. Beachtliche Investitionen in erneuerbare Energien werden
derzeit auch von den kommunalen Versorgern wie A2A, Iride und Hera getätigt.
2.3
Energiepreise
Auf Grund der weitgehend veralteten Anlagen, der Importabhängigkeit, sowie der hohen Steuern,
zählt das Preisniveau für Energie in Italien mit zu den höchsten in Europa.
12
Besonders hoch sind die Strompreise. 30% aller Produktionskapazitäten gelten als veraltet. Der Bau
neuer Anlagen wurde über lange Zeit durch langwierige Genehmigungsverfahren gebremst. Nicht
zuletzt aus diesem Missverhältnis und den nun erforderlichen Stromimporten und
Kraftwerksneubauten resultieren die hohen Elektrizitätspreise, die den italienischen Markt für
Stromproduzenten zu einem der lukrativsten in Europa machen.
Der Strompreis für den privaten Endverbraucher lag im Jahr 2010 für Privatkunden im
Durchschnitt bei 0,1658 Euro pro kWh, für Industriekunden bei 0,1027 Euro/kWh (jeweils ohne
Steuer). Im Jahre 2010 lagen zudem die durchschnittlichen Gaspreise für die Haushalte bei
10.4490 € pro GJ und für die Industrie bei 7.7800 € pro GJ. (jeweils ohne Steuern). Vergünstigte
Nachttarife wurden erst mit der Liberalisierung 2007 eingeführt. In Tabelle 03 und 04 werden die
Strompreise und Gaspreise für verschiedene Kundenkreise und Volumina aufgeschlüsselt.
Tabelle 03: Strompreise in Italien (in Euro/kWh; inkl. Steuern)
Haushalte
Jahresverbrauch
1. Hj 2008
2. Hj 2008
1. Hj 2009
2. Hj 2009
1. Hj 2010
< 1.000 kWh
0,2758
0,2749
0,2935
0,2765
0,2833
1.000 - < 2.500 kWh
0,1577
0,1779
0,1710
0,1674
0,1628
2.500 - < 5.000 kWh
0,2031
0,2227
0,2098
0,1997
0,1967
5.000 - < 15.000 kWh
0,2308
0,2405
0,2609
0,2615
0,2493
ab 15.000 kWh
0,2170
0,2335
0,2927
0,3111
0,2807
1. Hj 2008
2. Hj 2008
1. Hj 2009
2. Hj 2009
1. Hj 2010
< 20 MWh
0,2105
0,2322
0,2372
0,2384
0,2317
20 - < 500 MWh
0,1526
0,1626
0,1644
0,1530
0,1568
500 - < 2.000 MWh
0,1385
0,1500
0,1531
0,1370
0,1389
2.000 - < 20.000 MWh
0,1248
0,1421
0,1333
0,1224
0,1211
20.000 - < 70.000 MWh
0,1164
0,1229
0,1137
0,1081
0,1139
70.000 - < 150.000 MWh
0,1020
0,1140
0,0980
0,0888
0,0940
über 150.000 MWh
0,0911
0,1011
0,0949
0,0845
0,093
Industrie
Jahresverbrauch
Quelle: : eigene Darstellung, Daten: Eurostat
13
Tabelle 04: Gaspreise in Italien (in Euro/GJ; inkl. Steuern)
Haushalte
Jahresverbrauch
1. Hj 2008
2. Hj 2008
1. Hj 2009
2. Hj 2009
1. Hj 2010
< 20 GJ
18,5450
23,7200
20,7780
18,0990
18,4410
20 - < 200 GJ
17,4680
19,9900
21,0410
14,8410
17,1480
> 200 GJ
17,6520
17,7050
20,7780
16,3390
17,6020
1. Hj 2008
2. Hj 2008
1. Hj 2009
2. Hj 2009
1. Hj 2010
< 1.000 GJ
13,2920
15,6820
16,5750
16,1020
14,3570
1.000 - < 10.000 GJ
12,6090
14,2370
15,7350
12,0310
11,8100
10.000 - < 100.000 GJ
10,2710
12,4510
12,1880
8,6160
9,1000
100.000 - < 1.000.000 GJ
9,1680
11,2430
10,0340
7,4860
7,9200
1.000.000 - < 4.000.000 GJ
8,9840
11,0330
9,4560
7,2240
7,9700
> 4.000.000 GJ
8,6420
10,5860
9,0890
6,4620
7,6200
Industrie
Jahresverbrauch
Quelle: : eigene Darstellung, Daten: Eurostat
3.
ENERGIEEFFIZIENZ IN ITALIEN
3.1 Überblick
Energieeffizienz bezeichnet das Verhältnis von eingesetzter Energie zu erzieltem Nutzen.
Energieeffizienz kann über die gesamte Energiekette praktiziert werden:
•
Bei der Förderung fossiler Energieträger (Kohle/Erdgas und Rohöle) und bei der Förderung
nuklearer Energieträger (Uran und Plutonium)
•
Bei der Energieerzeugung (Umwandlungsprozess bspw. Uran in modernen Kernkraftwerken
oder Verbrennung fossiler Energieträger in modernen Kohlekraftanlagen)
•
Bei der Energieverteilung (bspw. durch den Austausch alter Trafos durch moderne
Strombegrenzer und Minimierung der Netzverluste)
•
Bei der Nutzung der erzeugten Endenergie durch den Einsatz innovativer Technologien
Diese Marktstudie beschränkt sich auf den vierten Punkt, also die Steigerung der Energieeffizienz
bei der Nutzung der erzeugten Endenergie durch den Einsatz innovativer Technologien. Welche
Technologien konkret verwendet werden, ist also bewusst nicht festgelegt, einzig das erzielte
Ergebnis in Form von Energieersparnis ist von Relevanz.
14
Um sich dennoch eine Vorstellung davon machen zu können, welche Maßnahmen derzeit in Italien
zum Zweck einer Energieeffizienzsteigerung eingesetzt werden, seien hier die Bereiche genannt, in
denen bislang Energieeffizienzprojekte durch italienische Regierungsbehörden genehmigt worden
sind:
•
Bau (Isolierung, Verglasung, Solarthermie und Photovoltaik)
•
Haushaltsgeräte
und
Gebäudetechnik
(Elektrogeräte,
Klimaanlagen,
Warmwasserbereiter, Wärmepumpen, Wasserflussverteiler, Wasserstrahlregulierer)
•
Industrieanlagen (Motoren, Inverter, Gasdekompression)
•
Private und öffentliche Beleuchtung
•
Versorgung (Kraft-Wärme-Kopplung, Fernheizung)
Boiler,
Auf die genauen Förderbedingungen wird im Kapitel über die weißen Zertifikate, die für erfolgreich
durchgeführte energieeffiziente Maßnahme vergeben werden, näher eingegangen.
Die ENEA analysierte in ihrer Studie (2009) die bisherige Entwicklung der Energieeffizienz in Italien
in verschiedenen Sektoren. Verglichen mit dem Ausgangsjahr 1990 konnte 2007 ein Gesamtwert
(ODEX) von 94,4 Punkten erreicht werden, was einer Effizienzsteigerung von 5,6% entspricht. Dabei
fielen die Bilanzen der einzelnen Verbraucher unterschiedlich aus: Während die Haushalte früh
signifikante Effizienzsteigerungen vorweisen und diese von Jahr zu Jahr steigern konnten, ist im
Transport erst seit einigen Jahren eine signifikante Verbesserung zu verzeichnen. In der Industrie
stieg zwischenzeitlich der Index sogar an, um 2007 in etwa wieder das Niveau von 1990 zu erreichen
(ENEA, 2009).
Der Verband für den zweckmäßigen Gebrauch von Energie weist allerdings auf Rückstände im
Bereich der Automatisierung der Heizung, Kühlung, Beleuchtung, Belüftung und Klimatisierung hin.
Die Verbreitung dieser Thematik im Bewusstsein scheiterte ihrer Meinung nach an der mangelnden
Kenntnis der Vorteile einer Automatisierung in breiter Öffentlichkeit, nicht ausreichenden
Weiterbildung der Fachkräfte dieses Bereichs sowie den Kosten der Installation.
15
Abbildung 03: Energieeffizienzindex (Basisjahr 1990 = 100)
Quelle: ENEA, 2009
3.2 Europäischer Referenzrahmen
Die Europäische Union hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 eine Erhöhung der Energieeffizienz
von 20% zu erreichen (bezogen auf das Referenzjahr 1990). Dies entspräche einem Minus von 390
Mtoe oder auch 780 Mio. Tonnen weniger CO2 Emissionen, was einer geschätzten Ersparnis von ca.
100 Milliarden Euro entspräche. Durch Investitionen in neue Maschinen und Dienstleistungen, mit
deren Hilfe sich die Energieeffizienz steigern lässt, könnten europaweit etwa eine Million
Arbeitsplätze geschaffen werden, wie aus dem Energieaktionsplan der EU-Kommission
(KOM(2006)545) hervorgeht. Die Kommission traut dabei, wie folgender Tabelle zu entnehmen ist,
dem Verkehr in absoluten Zahlen das höchste Einsparpotenzial zu, das Einsparpotenzial bis 2020
liegt prozentual bei 26%.
16
Tabelle 05: Schätzungen zum Gesamtpotential für Energieeinsparungen in Sektoren des
Endverbrauchs in der EU
Energieverbrauch
2005 in MTOE
Energieverbrauch
2020 (bei ‘Business
as usual’) in MTOE
Energieeinsparpotential 2020
in MTOE
Energieeinsparpotential 2020
in%
Haushalte
280
338
91
27%
Geschäftsgebäude
157
211
63
30%
Verkehr
332
405
105
26%
Verarbeitende Industrie
297
382
95
25%
Wirtschaftszweig
Quelle: eigene Darstellung nach KOM(2006)545
Die italienische Regierung hat sich gegenüber der Europäischen Kommission zur Verringerung der
Treibhausgasemissionen bis 2020 um 14% gegenüber 2005 und auf einen Anteil der erneuerbaren
Energien von 17% im Jahr 2020 verpflichtet. Bezogen auf den Stand 2008 ist es das erklärte Ziel der
Regierung, den italienischen Energieverbrauch bis 2020 um 9-15% zu senken (siehe Tabelle unten).
Tabelle 06: Stand und Zielsetzung zu Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien in
Italien
Primärenergieverbrauch
Endenergiebedarf
Anteil (Volumen) erneuerbare Energien
Stand 2008
193 Mtoe
144 Mtoe
8,7% (16,8 Mtoe)
Ziel 2020
165-176 Mtoe
130 Mtoe
17% (28-35 Mtoe)
Quelle: Ambiente Italia, o. J.
Auf Grund der in Kapitel 2 ausführlich dargestellten hohen Energieabhängigkeit Italiens ist eine
Erhöhung der Energieeffizienz für Italien noch bedeutender als für andere europäische Länder. Im
Europäischen Vergleich hat Italien jedoch bis 2006 nur geringe Fortschritte erreicht. So konnte die
Energieeffizienz in allen Sektoren von 1990 bis 2006 nur um 3,4% gesteigert werden, während in der
EU-15 im Durchschnitt eine Verbesserung der Energieeffizienz um 22% erzielt werden konnte.
17
Abbildung 04: Energieeffizienzindex Italien im Vergleich zur EU27 1990-2006 (Basisjahr 2000 =
100)
Quelle: ODYSSEE. Energy Efficiency Indicators in Europe
Eine Trendwende konnte in den letzten fünf Jahren beim Gesamtenergieverbrauch beobachtet
werden: Stieg dieser von 2000 bis 2005 noch um 8,7% an, so ist von 2005 bis 2009 ein Rückgang um
9,2% zu verzeichnen. Nur ein Teil des Rückgangs ist auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, denn
sowohl der Pro-Kopf-Verbrauch als auch der Verbrauch gemessen am BIP zeigt seit 2005 bzw. 2007
signifikant nach unten. Das steigende Bemühen um effizientere Nutzung von Energie (z. B. im
Bausektor) zeigt somit erste Ergebnisse.
Um das von der EU-Richtlinie 2006/32/EG vorgesehene Ziel von 9% Energieeinsparung bis 2016 zu
erreichen, hat der damalige Minister für Wirtschaftliche Entwicklung Bersani 2007 einen nationalen
Aktionsplan Energieeffizienz in Brüssel vorgestellt. Darin präzisiert der Minister die Einsparziele
aufgeschlüsselt nach Sektoren für das Jahr 2010 (insgesamt 3%) und 2016 (insgesamt 9,6%). Es
werden zudem dezidiert die einzelnen Maßnahmen aufgelistet, deren Umsetzung die Erreichung der
Einsparziele ermöglichen soll (siehe Abbildung 4).
18
Abbildung 05: Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Sektoren
Energieeinsparziele Aktionsplan Energieeffienz 2010/ 2016
80.000
70.000
60.000
50.000
angepeilte Energieeinsparung
für 2016 in GWh/a
40.000
angepeilte Energieeinsparung
für 2010 in GWh/a
30.000
20.000
10.000
0
Haushalte
Geschäfts-
verarbeitende
gebäude
Industrie
Transport
Quelle: Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, 2007
Tabelle 07: Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Maßnahmen
angepeilte Energieeinsparung
für 2010 in GWh/a
angepeilte Energieeinsparung
für 2016 in GWh/a
16.998
56.830
3.489
12.800
233
930
1.600
4.800
305
1.060
1.210
3.860
31
410
700
2.200
180
540
9) Einsatz effizienter Heizungsanlagen
8.150
26.750
10) Thermische Kamine und Holzheizkessel
1.100
3.480
Sektor
Haushalte (gesamt):
1) Wärmedämmung lichtundurchlässiger
Oberflächen von vor 1980 gebauten Wohngebäuden
2) Austausch einfacher Glassscheiben durch
doppelte
3) Austausch von Glüh- durch Fluoreszenzlampen
4) Austausch alter Spülmaschinen durch Geräte der
Klasse A
5) Austausch alter (Tief-)kühlschränke durch
Geräte der Klassen A+ und A++
6) Austausch alter Waschmaschinen durch Geräte
der Klasse A
7) Austausch alter Boiler durch moderne
energieeffiziente Warmwasserbereiter
8) Einsatz effizienter Klimageräte
19
Geschäftsgebäude (gesamt):
8.130
24.700
1) Einsatz effizienter Heizungsanlagen
5.470
16.600
835
2.510
1.400
4.300
425
1.290
7.040
21.537
700
2.200
1.100
3.400
2.100
6.400
2.093
6.280
5) Einsatz mechanischer Dampfkompression
1.047
3.257
Transport:
3.490
23.260
1) Einführung des Emissionslimits von 140g CO2/km
3.490
23.260
35.658
126.327
2) Förderung des Einsatzes effizienter Klimanlagen
3) effiziente Lampen und Kontrollsysteme
4) effiziente Lampen und Lichtflussregulierungssysteme
verarbeitende Industrie (gesamt):
1) effiziente Lampen und Kontrollsysteme
2) Austausch elektrischer Motoren (1-90 kW) der
Klasse Eff2 durch Eff1
3) Installation von Wechselrichtern auf
Elekromotoren von 0,75-90 kW Leistungsstärke
4) hochleistungsfähige KWK-Anlagen
gesamte erwartete Ersparnis
(nationales Energieeinsparziel):
Quelle: eigene Darstellung des italienischen Wirtschaftsministeriums 2007
3.3 Technologie- und Entwicklungsstand
Dem italienischen Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung zufolge, verzeichnet Italien noch
technologische Rückstände in vielen Bereichen der Energieeffizienz. Besonders hoher
Innovationsbedarf besteht beispielsweise bei Adsorptionsmaschinen, die mit Solarenergie kühlen
können, obwohl gerade diese Produkte insbesondere für den süditalienischen Markt äußerst
interessant wären. Auch bei hocheffizienten Heizkesseln und im Ecobuilding besteht
technologischer Nachholbedarf. Gut aufgestellt ist Italien hingegen bei Haushaltsgeräten,
Beleuchtungsanlagen und Elektromotoren.
Tabelle 08: Italiens Technologieposition bei neuen hocheffizienten Produkten
Entwicklungsperspektiven
Positionierung der Industrie
Forschungsstand
kurzfristig
langfristig
Ecobuildung und neue Baumaterialien
**
**
**
***
hocheffiziente Heizkessel
***
**
***
***
Kompressionsmaschinen
***
***
***
***
*
*
**
***
Haushaltsgeräte
*****
**
*****
*****
Beleuchtung
****
**
****
****
Elektromotoren
****
**
****
****
Moderne Batterien
*
***
**
***
Smart Grids
*
**
**
***
Technologie
Absorptionsmaschinen
* ungenügend ** ausreichend *** gut **** sehr gut ***** hervorragend
Quelle: eigene Darstellung des italienischen Wirtschaftsministeriums 2008: 31
20
Des Weiteren hat die FIRE (Federazione Italiana per l’uso Razionale dell’Energia) zusammen mit
der ENEA und dem Ministerium für die wirtschaftliche Entwicklung im September 2010
Vorgehensweisen zur vereinfachten Definition und Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen
veröffentlicht. Darin enthalten Vorschläge für ein neues technisches Datenblatt für die
Bewertung der erzielbaren Einsparung nach der Norm UNI EN 15232 „Auswirkungen der
Automation, der Regulierung und der technischen Verwaltung von Gebäuden“ und für die
Installation einer unterbrechungsfreien Stromversorgung hoher Effizienz. Darüber hinaus
Maßnahmen für den häuslichen Einsatz von Biomasse und LED-Technologie für die öffentliche
Beleuchtung.
Der Energieverbrauch für die öffentliche Beleuchtung ist seit 1995 stetig angestiegen und beträgt
im Jahr 2009 6,3 TWh (mehr als 2% des gesamten Endverbrauchs elektrischer Energie in Italien).
Die Kosten der Beleuchtung entsprechen 15-25% der gesamten Energiekosten und nähern sich
50% der gesamten Elektrizitätskosten der Gemeinden.
Abbildung 06: Verbrauch elektrischer Energie der öffentlichen Beleuchtung in Italien (1995 –
2009)
GWh
Quelle: FIRE – 8 Metodologie semplificate risparmi energetici September 2010: 31
Aus diesem Grund werden in den Jahren 2011 verstärkt Fokus auf den Austausch alter Systeme
durch neue energieeffizientere und die Verbesserung der Effizienz durch automatische sowie
flexible Regelungs- und Steuerungssysteme im Bereich der Beleuchtung, Leuchtstärke,
Regulatoren und des Stromflusses). Zum Beispiel befindet sich der Austausch von
Quecksilberdampflampen durch Natriumdampflampen im Vorgang, die Aufgrund einer EUVerordnung je nach Typ bis 2012 bzw. 2015 ausgewechselt werden müssen. Im Jahr 2010 beträgt
der Anteil an Quecksilberdampflampen noch immer geschätzte 55%.
21
Abbildung 07: Schätzung der prozentuale Verteilung des Lampentyps in der öffentlichen
Beleuchtung 2010
8%
55%
37%
Quecksilberdampflampen
Natriumdampflampen
Andere
Quelle: FIRE – 8 Metodologie semplificate risparmi energetici September 2010: 35
Die Mehrheit der Hersteller im Beleuchtungsbereich haben ihre Investitionsabsichten in die
energiesparende LED-Technik bekundet. Davon soll aber nicht nur der öffentliche, sondern auch
der private Bereich profitieren.
3.4 Marktakteure
Im Rahmen der Entwicklung des Energieeffizienzprojektes Industria 2015 (näheres siehe unten) ist
vom italienischen Ministerium für die wirtschaftliche Entwicklung eine umfangreiche Marktanalyse
durchgeführt worden, deren Ergebnisse aufschlussreich sind. Man hat Unternehmen und Konsortien
aus ganz Italien befragt, ob sie Projekte in den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz zu
entwickeln gedenken. Die 1.067 vorgeschlagenen Projekte sehen dabei die Mitwirkung von 3.950
Subjekten vor, davon sind mehr als die Hälfte Unternehmen. Die Projektvielfalt reicht von der
innovativen Nutzung von Energieträgern über Vorschläge zur energetischen Nutzung von
Produktionsausschüssen bis hin zur Anwendung bereits existierender Technologien. Bei den
Projekten im Bereich erneuerbarer Energien überwiegen Photovoltaik (11,7%) und Bioenergie
(6,7%). Im Energieeffizienzbereich sind hocheffiziente Materialen für den Bau (4,2%), Energy
Management Services (2,9%), Smart Grids (2,5%) sowie Technologien für die effizientere
Energieverteilung (2%) bedeutende Forschungsfelder (Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung
(2009): 35f.).
32% der Projektvorschläge stammen von Großunternehmen, 63,4% von Klein- und mittelständischen
Betrieben und bei 4,1% handelt es sich um Konsortien. Besonders interessant ist die Tatsache, dass
44,5% angaben, auf der Suche nach weiteren Partnern zur Verwirklichung ihrer Projekte zu sein.
Dies bietet optimale Voraussetzungen und Geschäftsaussichten für deutsche Unternehmen, die auf
dem italienischen Markt tätig werden möchten.
22
Abbildung 08: Unternehmenstypologie erneuerbare Energien und Energieeffizienzprojekte
Unternehmenstypologie EE und Energieeffizienzprojekte
Mikro-Unternehmen
(<10 Angestellte)
4%
25%
kleine Unternehmen
(10-50 Angestellte)
32%
Mittlere Unternehmen
(50-250 Angestellte)
Großunternehmen
(>250 Angestellte)
23%
Konsortien
16%
Quelle: eigene Darstellung nach Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, 2008: 37.
3.5 Regulative Rahmenbedingungen Italien
Um Primärenergie einzusparen sind im Ministerialdekret vom 20.07.2004 Einsparziele für Strom und
Gas formuliert worden, die von den ausführenden Dekreten 205/2004 und 300/2007 dann
folgendermaßen spezifiziert worden sind.
Tabelle 09: Jährliche nationale Energieeinsparziele 2005-2012
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Dekret Strom (Mtoe)
0,1
0,2
0,4
1,2
1,8
2,4
3,1
3,5
Dekret Gas (Mtoe)
0,1
0,2
0,4
1,0
1,4
1,9
2,2
2,5
Quelle: eigene Darstellung nach Dekret Nr. 205 vom 01.09.2004 sowie Dekret vom 28.12.2007
23
Um diese Energieeinsparziele zu erreichen, fährt die italienische Regierung, wie auch in den
einschlägigen EU-Richtlinien vorgesehen, zweigleisig: Zum einen hat sie strenge Vorschriften
verabschiedet, die den Energieverbrauch regeln sollen. Zum anderen sind umfangreiche ergänzende
Förderpolitiken eingerichtet worden, die Investitionsanreize für Privatleute und Unternehmen im
Rahmen energieeffizienter Technologien bieten.
Grundlage und Meilenstein für den rationalen Umgang mit Energie in Italien ist das
„Energieeinspargesetz“ 10/1991 mit den beiden Dekreten 412/1993 und 551/1999, die seine
Ausführung regeln. Darin sind bereits viele wegweisende Aspekte enthalten, wie beispielsweise die
Erstellung einer Energiebilanz von Gebäuden, die erst von späteren EU-Richtlinien vorgesehen
werden. In Verbindung mit dem Dekret 412/1993 ermöglicht es zudem Ausschreibungen von EEFörderprogrammen durch Regionen und autonome Provinzen. In Folge dessen haben sich in Italien
verschiedene regionale Förderpolitiken entwickelt. Insbesondere in der Lombardei bestehen
umfangreiche Fördermöglichkeiten, und auch andere Regionen wie Piemont haben in den letzten
Jahren zahlreiche Förderprogramme aufgelegt. Im Folgenden soll auf die aktuellen nationalen
Vorschriften und Förderpolitiken eingegangen werden, die eine Erhöhung der Energieeffizienz zum
Ziel haben.
3.6 Vorschriften Energieeffizienz
3.6.1 Energy Manager
Durch den ‚Italienischen Nationalen Energieplan’ aus dem Jahr 1982, müssen Industriebetriebe
mit einem hohen Energiekonsum einen Mitarbeiter einsetzen, der für den effizienten und
rationalen Umgang mit Energie zuständig ist. Dieser ist der so genannte Energymanager, dessen
Tätigkeitsbereich u.a. Energierecht, Technik und Management sowie den Einsatz Erneuerbarer
Energien umfasst. Mit dem Gesetz 10/1991 wird diese Verpflichtung auch auf große
Energiekonsumenten im Transportsektor und im zivilen Bereich ausgeweitet. Ein hoher
Energieverbrauch wird für alle Unternehmen, die im Industrie- oder Dienstleistungssektor und im
zivilen Bereich tätig sind, als ein Konsum von mindestens 10.000 TOE/Jahr definiert. Für alle
übrigen Sektoren (z.B. öffentliche Verwaltung) gilt der Wert 1.000 TOE/Jahr. Dem
Energymanager kommt dabei die Aufgabe zu, eine Energiebilanz aufzustellen und Vorschläge zur
Verbesserung
der
innerbetrieblichen
Energieeffizienz
auszuarbeiten.
Mit
der
gesetzesvertretenden Rechtsverordnung 192/2005 wird ihm zudem die Aufgabe zu Teil, zu
bescheinigen, dass neue Baumaßnahmen den im Artikel 26 des Gesetzes 10/1991 festgelegten
Bedingungen entsprechen. Die bis dato evaluierende und vorschlagende Rolle des
Energymanagers wird damit um eine Kontrollfunktion ergänzt, wodurch seine Position sowohl
intern als auch extern gestärkt wird.
24
Die 1988 gegründete FIRE (Federazione Italiana per l’uso Razionale dell’Energia) hat laut
Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung die Aufgabe, die Interessen der Energymanager zu
vertreten, die jährlich fälligen Nominierungen aufzunehmen und an das zuständige Ministerium
weiterzuleiten. Sie bietet zudem Weiterbildungsmaßnahmen für Energymanager an und ist
Ansprechpartner für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen, die Informationsbedarf im
Bereich Energieeffizienz haben (www.fire-italia.it). Anfang 2010 sind bereits circa 2650
Energymanager in ganz Italien im Einsatz, vor allem in der Großindustrie und in den Kommunen.
Dabei beschäftigten im Jahr 2007 erst 54% der Kommunen, die gesetzlich dazu verpflichtet
gewesen wären, einen Energymanager einzusetzen, diesen auch tatsächlich (vgl. Ecolavoro
2007). Vorreiter bezüglich des Einsatzes von Energymanagern sind viele norditalienische Städte
wie Mailand, Turin, Venedig, Bologna oder Verona. Angaben der FIRE zu Folge lassen auch ohne
besondere Investitionen durch intelligente Organisation 10-15% Energie einsparen.
3.6.2 Weiße Zertifikate
Mit dem Ministerialdekret vom 20.07.2004 hat Italien als weltweit erstes Land so genannte „weiße
Zertifikate“ für Energiesparmaßnahmen eingeführt, offiziell Titoli di Efficienza Energetica (TEE)
getauft. Für Strom- und Gasanbieter, die mehr als 100.000 Endkunden versorgen (Stichtag
31.12.2001), werden verbindliche Energieeinsparziele in Öleinheiten formuliert. Diese sollen mit
Hilfe von Projekten erreicht werden, die die Energieeffizienz steigern. Für jede TOE eingesparter
Energie wird ein weißes Zertifikat ausgestellt. Übersteigen die erhaltenen weißen Zertifikate die
festgelegten jährlichen Energiereinsparziele, kann damit gehandelt werden. Andernfalls muss der
Betreiber diese auf dem Markt zukaufen. Der Rückgriff auf Marktmechanismen stellt sicher, dass die
Energieeffizienz dort gesteigert wird, wo es ökonomisch am sinnvollsten ist. Langfristig ist geplant,
auch für Strom- und Gasanbieter, die weniger als 100.000 Endkunden versorgen, verbindliche
Einsparziele zu formulieren.
Projekte zur Erlangung von weißen Zertifikaten für Energiesparmaßnahmen können von
akkreditierten Strom- und Gasanbietern und Dienstleistungsgesellschaften aus dem Energiesektor
entwickelt werden. Dabei können auch Firmen, die über weniger als 100.000 Endkunden verfügen,
Projekte anmelden. Die auf diese Weise erhaltenen Zertifikate können sie dann auf dem Markt
verkaufen und so Gewinne erzielen. Die Projekte müssen durch die Autorità per l’energia elettrica
ed il gas (AEEG) genehmigt werden, die anschließend auch die erfolgte Energieeinsparung
zertifiziert. Die weißen Zertifikate werden dann vom GME ausgegeben. In der Regel werden für die
eingesparte Energie fünf Jahre lang Zertifikate vergeben. Bei einigen Maßnahmen, wie
beispielsweise der Wärmeisolierung oder der bioklimatischen Architektur, ist sogar eine achtjährige
Vergabe der Zertifikate vorgesehen (AEEG-Beschluss 103/03 vom 18.11.2004).
25
Ende 2008 waren 268 Gesellschaften beim GME akkreditiert (GME, 2009: 150). Davon sind 72 Stromund Gashändler, 9 so genannte Traders, die Zertifikate an- und wieder verkaufen und die große
Mehrzahl von 187 Energy Service Companies (ESCO). Bei Letzteren handelt es sich um
Servicegesellschaften, die auf eigenes Risiko bei Endkunden Energieeffizienzmaßnahmen
durchführen. Den aus den erzielten Einsparungen erzielten Gewinn teilen sich Endkunde und ESCO
dann nach Konditionen, auf die sich beide Parteien vorab in einem Vertrag geeinigt haben, auf.
Eine stets aktuell gehaltene Liste mit den Kontaktdaten der ESCO ist bei der AEEG online abrufbar
(www.autorita.energia.it).
Tabelle 10: Markt für weiße Zertifikate im Jahr 2010 bis zum Stichtag 05.10.2010
Typ I
Typ II
Typ III
Minimalpreis (Euro/toe)
82
82,51
82
Maximalpreis (Euro/toe)
100
100
99,95
gewichteter Durchschnittspreis (Euro/toe)
92,4
91,93
92,65
429.599
254.149
59.882
Anzahl gehandelter Zertifikate
Quelle: eigene Darstellung, Daten: GME (www.mercatoelettrico.org, 07.10.2010)
Bei den Zertifikaten wird zwischen drei Typen unterschieden: Typ I wird für Eingriffe vergeben, die
elektrische Energie einsparen. Typ II zertifiziert die Einsparung von Gas und Typ III die von
Primärenergie. War das Preisniveau der gehandelten Zertifikattypen anfangs noch stark
unterschiedlich, so haben sie sich in letzter Zeit angeglichen. Der Grund dafür ist, dass seit 2007
Zertifikate von Typ I und Typ II (Ministerialdekret 21/12/2007) und seit 2008 ist auch Typ III mit Typ
II (Dekret 115/2008) gleichgestellt sind. Damit wurde eine entscheidende Schwachstelle des
Systems behoben, da Zertifikate des dritten Typs bis dato kaum einen Preis hatten. Hervorzuheben
ist, dass 2008 nur 40% der Zertifikate frei gehandelt worden sind. 60% wurden in Folge bilateraler
Transaktionen ausgetauscht, worunter jedoch auch Transaktionen innerhalb einer Firmengruppe
fallen. Nähme man diese aus, verschöben sich die Zahlen beträchtlich. 55,8% entfielen dann auf
den freien Markt und nur noch 44,2% wären das Ergebnis bilateralen Handels (GME 2009: 151f.).
26
Abbildung 09: Einsparziele in Anzahl weißer Zertifikate 2005-2008
Einsparziele in Anzahl weißer Zertifikate 2005-2008
2.500.000
2.000.000
1.500.000
Gas
1.000.000
Strom
500.000
0
2005
2006
2007
2008
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: GME, 2008: 150
Derzeit überschreitet die Nachfrage nach weißen Zertifikaten das Angebot. Wurde für 2008 von
der AEEG die Einsparung von 2.200.000 Zertifikaten festgelegt, so wurden 2008 nur 1.339.146
Zertifikate vergeben.
3.6.3 Energiezertifzierung
Die Umsetzung der EU-Richtline 2002/91 CE über die Energieeffizienz von Gebäuden ist in Italien
in verschiedenen Schritten erfolgt und noch immer nicht abgeschlossen. Der erste Schritt
erfolgte durch die gesetzesvertretende Rechtsverordnung 192/2005, die Ende 2008 durch die
gesetzesvertretende Rechtsverordnung 311/2006 modifiziert wurde. Letztere trat am 02.
Februar 2007 in Kraft. Konkretisiert wurden die beiden Rechtsverordnungen durch das
Präsidialdekret vom 2. April 2009. Seit dem 01.07.2009 muss jedes alte wie neue Objekt, das auf
dem Immobilienmarkt gehandelt werden soll, einen Energiepass besitzen. Diese Regelung galt
bereits seit dem 01.07.2007 für Gebäude mit mehr als 1000 m², seit dem 01.07.2008 beim
Verkauf von Gebäuden unter 1000 m² und seit dem 01.07.2009 nun auch für einzelne
Wohneinheiten.
27
Folgende Indikatoren der Energieklassen wurden unverbindlich vereinbart:
Tabelle 11: Indikatoren der Energieklassen
Klassen
Energetischer Verbrauch
A
< 30 kWh/m² pro Jahr
B
< 50 kWh/m² pro Jahr
C
< 70 kWh/m² pro Jahr
D
< 90 kWh/m² pro Jahr
E
< 120 kWh/m² pro Jahr
F
< 160 kWh/m² pro Jahr
G
> 160 kWh/m² pro Jahr
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: Energymanager (www.energymanager.net)
Der Energiepass informiert den Käufer über die Energieeffizienz eines Gebäudes und macht
somit die Gebäude energetisch besser miteinander vergleichbar. Ziel des Energiepasses ist, eine
größere Markttransparenz im Gebäudebereich zu erlangen. Der Energiepass ist zudem
Voraussetzung für die Beantragung der Steuervergünstigungen bis zu 55% für die Energieeffizienz
steigernde Maßnahmen (s.u.).
Unter den Gebäudezertifizierungen nimmt der Energieausweis eine Sonderrolle ein, da es sich
dabei um eine Zertifizierung mit Gütesiegel handelt. Der Energieausweis wird von unabhängiger,
autorisierter Stelle erlassen. Wichtig: die Einstufung in Energieverbrauchsklassen erfolgt nach
Prüfung der Bauausführung bzw. Fertigstellung des Gebäudes.
Der Energieausweis zeigt auf den ersten Blick, wie hoch der Wärmeverbrauch eines Gebäudes
ist. Er enthält zwei energetische Einstufungen: Im ersten Teil wird die Wärmeschutzklasse des
Gebäudes und im zweiten die Qualität der Haustechnik ausgedrückt. Mit Hilfe einer Tafel mit
farblichen Abstufungen der Wärmeschutzklassen von grün (geringer Energiebedarf) bis rot (hoher
Verbrauch) können auch Laien sofort erkennen, ob ein Gebäude viel oder wenig Energie
verbraucht. Die Wärmekennzahl wird anhand der eingereichten energierelevanten Unterlagen
mit einem einheitlichen Berechnungsverfahren ermittelt.
Bauherren können so den mittleren Heiz- und Energiebedarf eines Gebäudes ausrechnen und den
Verbrauch verschiedener Gebäude miteinander vergleichen.
Es gibt bislang noch kein standardisiertes Vorgehen zur Bewertung der Energieeffizienz von
Gebäuden, aber drei die große Anerkennung finden.
28
Mit mehr als 2.500 zertifizierten Gebäuden in ganz Italien ist CasaClima einer der bekanntesten
und größten Energiezertifizierer von Gebäuden in Italien. Das Qualitätszertifikat CasaClima ist
ein einfaches, auch für Fachfremde, zu verstehendes Prädikat, mit dem der Energieverbrauch
von Gebäuden einfach verglichen werden kann. Es wurden bereits gut 21.000 Personen durch
CasaClima geschult. Die Zertifizierung sieht eine Einteilung der Gebäude in
Energieleistungsklassen auf Grundlage des kalkulierten jährlichen Verbrauches von Heizwärme
vor.
Ablauf einer Zertifikation:
- Maßhaltigkeitsprüfung [dwg]
- Wert der Durchlässigkeitsgradzahlen
- Kontrolle der Dokumentation
- Integrations- und Korrekturanträge
- Kontrolle der fotografischen Dokumentation des Baues
- Prüfung ob zugesicherte Materialien auch verbaut wurden
- Besichtigungstermine der Baustelle
- Unmöglichkeit von Wärmebrücken
- Zertifizierung der Außenhülle; Außenhülle + Anlagen; Umweltverträglichkeit
Die Protokolle ITACA und SBTool sind beides Instrumente die auf der gleichen Methode basieren
und sich zu einem ganzheitlichen System für die institutionelle und private Energiezertifizierung
ergänzen. Eigens für die Zertifizierung der Ergebnisse wurde die Marke ESIt (Edilizia Sostenibili
Italia)entwickelt, die es ermöglicht Immobilien für jegliche Verwendung und in jeder Phase des
Lebenszyklus zu zertifizieren. ITACA und SBTool bewerten alle Aspekte der Nachhaltigkeit eines
Gebäudes und verzeichnen, dank eines Systems der Kombination von Punkten und der
einheitlichen Leistungsskala, jeden einzelnen Zuwachs. Bei der Bewertung werden die
Hauptprobleme der Umwelt in Betracht gezogen, wie z.B. die Qualität der Lage, der Verbrauch
von Ressourcen, Umweltbelastung, die Dienstgüte, die ökonomischen, sozialen, kulturellen und
wahrnehmbaren Aspekte. Durch die Bewertung der einzelnen Kriterien wird ein spezieller Aspekt
des Gebäudes bezüglich eines speziellen Themas (Energie, Wasser, Material, Komfort,
Lageeinfluss, Dienstgüte) bewertet.
Überregional, aber seit 2010 auch immer relevanter auch auf nationaler Ebene ist das LEED
(Leadership in Energy and Environmental Design), dass sich immer mehr als System zur
Zertifizierung der umweltfreundlichen Nachhaltigkeit von Gebäuden aufdrängt. Diese
Zertifizierung wird von Markt immer mehr als zuverlässiges, anwendbares und als Fähig den
wirklich zugefügten Wert einer Immobilie zu bewerten, wahrgenommen. LEED ist ein Instrument,
dass erlaubt die großen Bereiche Energie, Atmosphäre, Nachhaltigkeit der Lage und der
Materialien in Punkte zu übersetzen und in einer komplexen Matrix zu korrelieren (Quelle:
Sostenibilità costruita – I protocolli italiani, Il sole 24 ore, Ottobre 2010).
29
3.7 Förderung Energieeffizienz
3.7.1 Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen
Die wichtigsten Vergünstigungen sind die steuerlichen Abzugsmöglichkeiten für Maßnahmen, die
die Energieeffizienz von Gebäuden steigern. Im Einklang mit dem Grünbuch der EU-Kommission
KOM (2007) 140 wird das Steuerwesen eingesetzt, um Energieeffizienzmaßnahmen und den
Einsatz erneuerbarer Energien in Italien zu stärken. Erstmals eingeführt werden sie mit dem
Haushaltsgesetz von 2007 (Legge Finanziaria 2007). Mit der Legge Finanziaria 2010 und 2011
werden die Fördermaßnahmen weiter ausgebaut und vom Haushaltsgesetz in leicht modifizierter
Form bestätigt.
Die Regelungen, die auch für das komplette Jahr 2011 Gültigkeit besitzen, sehen vor, dass die
Ausgaben für Maßnahmen, die der energetischen Aufwertung von bestehenden Gebäuden dienen
(Türen- und Fenster, Solarpaneele, Dämmung, Heizungsanlagen etc.) und von natürlichen oder
juristischen Personen vorgenommen werden, zu 55% in neuerdings 10 Jahresraten von der
Einkommens- (Akronym: IRPEF) bzw. Unternehmenssteuer (Akronym: IHRES) abgesetzt werden
können. Dabei ist es teilweise möglich, die Steuerabzüge mit den oben beschriebenen weißen
Zertifikaten zu kombinieren. Auf diese Weise werden auch solche Eingriffe lohnenswert, die
aufgrund der aktuellen Marktpreise der weißen Zertifikate ansonsten nicht interessant wären.
Der maximale Steuerabzugsbetrag beträgt je nach Anwendungsbereich zwischen 30.000 und
100.000 Euro.
Die Deckelung von 100.000 Euro gilt für Eingriffe, die eine ‚energetische Neuqualifikation’ zur
Folge
haben.
Darunter
versteht
man
Eingriffe,
die
das
Erreichen
eines
Wärmeübergangskoeffizienten für die Beheizung bewirken, der 20% unter den vom zuständigen
Ministerium festgelegten Wert liegt. Dabei kommt es nicht darauf an, welche Maßnahmen oder
Technologien eingesetzt werden, einzig das Ergebnis ist ausschlaggebend. Der jährliche Bedarf
an Primärenergie für die Beheizung des gesamten Gebäudes muss 20% unterhalb des festgelegten
Grenzwertes liegen, es reicht nicht aus, die Effizienzziele für einzelne Wohneinheiten zu
erreichen.
Die bereits erwähnten Koeffizienten variieren je nach Gebäudetyp (Wohnhaus oder nicht), nach
Quotient aus der Fläche, die nach außen geht, dem Volumen der beheizten Räumlichkeiten
sowie nach der Klimazone, in der sich die Immobilie befindet. Die ursprünglich im Anhang C des
Dekrets vom 19. Februar 2007 festgelegten Grenzwerte werden mit dem Dekret des Ministers für
wirtschaftliche Entwicklung vom 11.03.2008 sukzessive gesenkt und mit der Änderung vom
26.01.2010 überarbeitet. Die ab 2010 gültigen Werte sind der Abbildung unten zu entnehmen.
30
Alle italienischen Kommunen sind mit dem Präsidialdekret 412/93 eindeutig einer Klimazone von
A (kälteste), bis F (wärmste) zugeordnet worden. Die jeweilige Zone lässt sich beispielsweise
unter www.eurometeo.com/english/read/doc_zone-climatiche für jede Kommune online
abrufen.
Tabelle 112: Wärmeübergangskoeffizienten Beheizung ab 2010
Grenzwerte für Beheizung in kWh/m³: Wohnhäuser (gültig ab 01.01.2010)
Klimazone
F/V
≤
0,2
≥
0,9
A
B
C
D
E
F
≤ 600
TG
≤ 601
TG
≤ 900
TG
≤ 901
TG
≤ 1400
TG
≤ 1401
TG
≤ 2100
TG
≤ 2101
TG
≤ 3000
TG
> 3000
TG
7,7
7,7
11,5
11,5
19,2
19,2
27,5
27,5
37,9
37,9
32,4
32,4
43,2
43,2
61,2
61,2
71,3
71,3
94,0
94,0
Grenzwerte für Beheizung in kWh/m³: Alle anderen Gebäude (gültig ab 01.01.2010)
Klimazone
F/V
≤
0,2
≥
0,9
A
B
C
D
E
F
≤ 600
TG
≤ 601
TG
≤ 900
TG
≤ 901
TG
≤ 1400
TG
≤ 1401
TG
≤ 2100
TG
≤ 2101
TG
≤ 3000
TG
> 3000
TG
1,8
1,8
3,2
3,2
5,4
5,4
7,7
7,7
10,3
10,3
7,4
7,4
11,5
11,5
15,6
15,6
18,3
18,3
25,1
25,1
F = Fläche in m², die nach außen geht (bzw. an nicht beheizte Bereiche angrenzt)
V = Bruttovolumen in m³ der beheizten Räumlichkeiten
TG = Tagesgrad, d.h. die Summe der positiven Differenz zwischen der Innentemperatur (festgelegt auf 20°C)
und der durchschnittlichen Tagesaußentemperatur, berechnet für den gesamten, gewöhnlichen jährlichen
Heizungszeitraum
Quelle: eigene Darstellung nach dem Dekret des Ministers für wirtschaftliche Entwicklung vom
11.03.2008, Anhang A
Für Maßnahmen, die eine Reduzierung des Wärmeverlusts von bestehenden Gebäuden,
Gebäudeteilen oder Immobilieneinheiten bewirken, ist die Möglichkeit der steuerlichen
Absetzbarkeit von 55% der Ausgaben bis zu 60.000 Euro gegeben. Darunter fallen der Austausch
oder der Einbau von horizontalen, lichtundurchlässigen Strukturen (Verkleidungen, Fußböden),
von vertikalen lichtundurchlässigen Strukturen (Wände) sowie von Fenstern und Fensterrahmen.
Dabei müssen die im Anhang B des Ministerdekrets für wirtschaftliche Entwicklung vom
11.03.2008 festgelegten Wärmedurchgangsgrenzwerte, welche im Dekret vom 26.01.2010
angepasst wurden, erfüllt werden. Die ab 2010 gültigen Grenzwerte gehen aus der unten
abgebildeten Tabelle hervor.
31
Tabelle 13: Wärmeübergangskoeffizienten für Bauteile ab 2010
U-Werte im baulichen Bereich (in W/m²K)
Klimazone
A
Lichtundurchlässige
energetische Strukturen
0,54
Lichtundurchlässige
horizontale und geneigte Strukturen
Verkleidungen
Böden (*)
0,32
0,60
Fenster inkl.
Rahmen
3,7
B
0,41
0,32
0,46
2,4
C
0,34
0,32
0,40
2,1
D
0,29
0,26
0,34
2,0
E
0,27
0,24
0,30
1,8
F
0,26
0,23
0,28
1,6
(*) Böden, die nach außen oder in Richtung nicht beheizter Bereiche liegen
Quelle: eigene Darstellung nach Dekret des Ministers für Wirtschaftliche Entwicklung vom 26.01.2010
Die Abschreibemöglichkeit von 55% der Ausgaben bei einem Deckelungsbetrag von 60.000 Euro
gilt auch für die Installation von Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung. Voraussetzung ist,
dass die verwendeten Kollektoren und Boiler über mindestens fünf Jahre Garantie verfügen und
konform mit den Normen UNI EN 12975 und UNI EN 12976 sind.
Für den Austausch von Beheizungsanlagen, die nicht den Bedingungen der ‚energetischen
Neuqualifikation’ (s. o.) entsprechen, ist es unter Umständen möglich, zumindest bis zu 30.000
Euro abzusetzen. Abzugsfähig sind zum einen Aufwendungen für den ganzen oder teilweisen
Austausch von Heizungssystemen durch solche, die über Kondensheizkessel verfügen. Seit dem
01.01.2008 ist zudem der Austausch durch hocheffiziente Wärmepumpen oder geothermische
Anlagen abzugsfähig.
In der unten abgebildeten Tabelle sind die unterschiedlichen steuerlichen Abzugsmöglichkeiten
noch einmal zusammengefasst.
Tabelle 14: Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen
max.
Berechnungsgrundlage
energetische Neuqualifikation
Reduzierung des Wärmeverlusts
Installation von Sonnenkollektoren
Austausch von Heizungssystemen
davon
abzugsfähig
181.828,18 €
103.090,91 €
54.545,45 €
55%
max. Steuerabzugsbetrag
gesamt
jährlich
100.000 €
20.000 €
60.000 €
12.000 €
30.000 €
6.000 €
Quelle: eigene Darstellung nach Dekret des Ministers für Wirtschaftliche Entwicklung vom 11.03.2008,
Anhang B
32
Die Maßnahmen für die Steuervergünstigungen haben bis heute ein Auftragsvolumen von ca. 11
Milliarden Euro für 850.000 Eingriffe bezüglich der energetischen Neuqualifikationen erreicht.
Verglichen mit der Anzahl der bestehenden Gebäude, die einer energetischen Verbesserung
bedürfen, ca. 23 Millionen, wird deutlich, dass man sich immer noch im Verzug bezüglich der
Ziele des Energieeffizienz-Planes befindet.
Laut,
Giuseppe
Vegas,
Vize-Wirtschaftsminister,
beträgt
der
Öko-Bonus,
die
Steuervergünstigungen über 55% für die Energieeffizienz steigernden Maßnahmen, 124,8 Mio. €
angewendet auf das Mehrwertsteueraufkommen bezüglich der Interventionen in den Immobilien.
Es handelt sich um ein Senkung des Steueraufkommens um 32,4 Mio. € in 2012, um 292,8 Mio. €
in 2013 und um 168,2 Mio. € in 2014. Während die Kosten für den Staat in dem Jahr 2012 in dem
der Steuerabzug stattfindet, um 300-310 Mio. € in die Höhe steigen wird.
Die bei der ENEA abrufbare Statistik über die Anträge auf Steuerabzüge lässt erkennen, dass die
Maßnahmen gut angenommen werden. 2007, das einzige Jahr für das bislang Daten vorliegen,
sind 106.000 Anträge mit einer Gesamtersparnis von 880 GWh (ca. 0,08 MTOE) genehmigt
worden, wodurch es zu einer jährlichen CO2 Ersparnis von 193.000 Tonnen kam. Damit wurden
mit einem Eingriff im Durchschnitt 7,40 kWh jährlich eingespart, dies entspricht etwa 1,6
Tonnen CO2. Vor dem Hintergrund, dass ein Italiener im Schnitt für 10 Tonnen jährlichen CO2
Ausstoß verantwortlich ist, ist eine solche Ersparnis durchaus beachtlich. Die Antragssteller
haben für die Maßnahmen 2007 insgesamt 1.514 Mio. Euro ausgegeben, von denen jedoch nur
1.457 Mio. abzugsfähig sind, da die Kosten der Eingriffe teilweise den maximal abzugsfähigen
Betrag überschritten haben. Ingesamt schätzt die ENEA die Kosten, die dem italienischen Staat
durch dieses Förderinstrument 2007 entstanden sind, auf 800 Mio. Euro. Es ist zu beachten, dass
sich diese Kosten, aufgrund der vorgeschrieben Streckung der Abschreibung, auf mehrere Jahre
verteilen (vgl. ENEA 2008: 42).
Das beste Preis-Leistungsverhältnis hat dabei der Austausch von Heizungssystemen vorzuweisen.
Eine auf diese Weise eingesparte Kilowattstunde hat im Schnitt 1,05 Euro gekostet. Am
schlechtesten schneiden bei dieser Rechnung die Eingriffe ab, die eine Reduzierung des
Wärmeverlusts zum Ziel haben. Der Austausch von Fenstern und die bessere Dämmung von
Wänden haben Kosten von 2,60 Euro/kWh verursacht. Interessanterweise haben diese jedoch
den Großteil der Eingriffe ausgemacht (37%). Auf den Austausch der Heizungssysteme entfielen
immerhin noch 26% der Anträge. Die Installation von Solarpaneelen machte 19% aus, während
nur 3% unter die Förderkategorie ‚energetische Neuqualifikation’ fielen. Die verbleibenden 15%
entfallen auf Maßnahmen, die mehreren Kategorien zuzuordnen sind. (Vgl. ENEA 2008: 43-44).
33
Abbildung 10: Kostenvergleich der geförderten Energiesparmaßnahmen 2007
Kosten pro jährlich eingesparter kWh in Euro 2007
2,60
2,42
1,99
1,51
Maßnahmen
Kombinierte
Austausch von
Heizungssystemen
Solarkollektoren
Installation von
Wärmeverlusts
Neuqualifikation
Reduzierung des
1,05
energetische
3,00
2,50
2,00
1,50
1,00
0,50
0,00
Quelle: eigene Darstellung nach ENEA 2008: 43
Abbildung 11: Verteilung der Anträge auf die einzelnen Energiesparmaßnahmen 2007
Anteil an den gestellten Anträgen auf Steuervergünstigungen in %
2007
15%
energetische
Neuqualifikation
3%
Reduzierung des
Wärmeverlusts
37%
26%
Installation von
Solarkollektoren
Austausch von
Heizungssystemen
19%
Kombinierte M aßnahmen
Quelle: eigene Darstellung nach ENEA 2008: 44
Mit der Legge Finanziaria 2007 wurden zudem noch weitere Maßnahmen eingeführt, die
Energieeffizienzsteigerungen in der italienischen Industrie, im Einzelhandel und bei den privaten
Haushalten zum Ziel haben. So sind für Investitionen in hocheffiziente Motoren für den
industriellen Bereich oder effiziente Beleuchtungssysteme für den Einzelhandel,
Abzugsmöglichkeiten von 20 bzw. 36% vorgesehen.
34
Der Austausch von Elektrohaushaltsgeräten durch neue Modelle der Klasse A+ lässt sich bis max.
200 Euro zu 20% absetzen. Ausgaben für Kauf und Montage von hocheffizienten Motoren mit
einer Leistung zwischen 5 und 90 kW lassen sich ebenfalls zu 20% bis zu max. 1.500 Euro
absetzen. Industriebetriebe, die Wechselrichter kaufen und auf Anlagen mit einer
Leistungsstärke zwischen 7,5 und 90 kW montieren, können analog 20% bis max. 1.500 Euro
absetzen. Die Maßnahmen sind vorerst bis 2010 befristet, eine Verlängerung ist aber gut
möglich.
3.7.2 Industria 2015
Industria 2015 ist die Bezeichnung für ein Gesetzesvorhaben, das von der Regierung Prodi am
22.09.2006 mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit Italiens nachhaltig zu steigern und eine
innovative Industriepolitik zu entwickeln, verabschiedet wurde. Industriepolitik wird nicht mehr im
klassischen Sinne verstanden, sondern umfasst insbesondere auch Dienstleistungen und neue
Technologien. Dabei setzt man auf zwei Säulen. Zum Einen sollen Maßnahmen entwickelt werden,
die die Forschung voranbringen, Investitionsanreize setzen und Wachstumschancen der italienischen
Unternehmen im globalen Wettbewerb verbessern. Zum Anderen sollen maßgeschneiderte
Förderinstrumente geschaffen werden, um strategische Ziele im technologisch-produktiven Bereich
zu erreichen.
Die „Industrieinnovationsprojekte“ (ital. progetti di innovazione industriale, PII) werden unter der
Federführung des Ministers für wirtschaftliche Entwicklung, des Universitäts- und
Forschungsministers sowie des Ministers für Innovation in der öffentlichen Verwaltung
ausgeschrieben. Die Finanzierung erfolgt durch den Forschungs- sowie durch den Entwicklungsfonds.
Die Projekte müssen darauf abzielen, neue industrielle Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen zu
schaffen. Unter Einbeziehung von Großunternehmen, Forschungszentren, der öffentlichen Hand und
insbesondere der Regionen sollen durch die Projekte die technologischen und regulativen
Rahmenbedingungen für italienische Unternehmen gezielt verbessert werden. Die ersten fünf
ausgeschriebenen Forschungsfelder sind:
•
Energieeffizienz für Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Entwicklung
•
Neue Technologien Made in Italy
•
Nachhaltige Mobilität
•
Neue Technologien für das Leben
•
Innovative Technologien für Kulturgüter, kulturelle und touristische Aktivitäten
Bei dem Forschungsfeld Energieeffizienz, für das Pasquale Pistorio verantwortlich ist, wird zwischen
einem technologischen Bereich mit hohem Innovations- und einem Bereich mit hohem
Anwendungspotenzial unterschieden. Zum Ersten zählen Photovoltaik, Thermodynamik, Bioenergie,
Brennstoff- und Wasserstoffzellen sowie Energieverteilung. Interessanter für diese Marktanalyse ist
jedoch der Anwendungsbereich.
35
Hier nennt die Projektbeschreibung hocheffiziente Materialien für den Bau und den
Bioarchitekturbereich, hocheffiziente Maschinen und elektrische Motoren, innovative
Beleuchtungstechnologien, energieeffizientere Haushaltsgeräte sowie Technologien, die die
Energieeffizienz industrieller Prozesse steigern.
Im Januar 2009 sind aus insgesamt 86 Projektanträgen, die bis zum 15.09.2008 gestellt worden sind,
30 ausgewählt worden, denen nun insgesamt 200 Mio. Euro an Fördermitteln zukommen. An den 30
genehmigten Projekten sind 234 Unternehmen und 160 Forschungseinrichtungen beteiligt, die
insgesamt 500 Mio. Euro an Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen zu leisten gedenken. 20% der
Projekte werden in Süditalien stattfinden, bei 54% der beteiligten Firmen handelt es sich um
kleinere und mittlere Unternehmen. 65 Prozent der Projekte betreffen den oben erläuterten
innovationsorientierten Bereich (und dort insbesondere den Bioenergie- und Photovoltaikbereich),
die restlichen 35% sind dem Anwendungsbereich zuzuordnen (Ministerium für wirtschaftliche
Entwicklung, 2009).
Ebenfalls bereits abgeschlossen ist der Auswahlprozess des Projekts für nachhaltige Mobilität,
bei dem 180 Mio. Euro an Fördermitteln vergeben wurden. Das Projekt Technologien Made in
Italy befindet sich im Augenblick in der Auswahlphase, dort wurden insgesamt 429
Projekteinträge eingereicht. Die anderen beiden Projekte, Neue Technologien für das Leben und
Innovative Technologien für Kulturgüter, sind bislang noch nicht ausgeschrieben.
3.7.3 Vergünstigte Kredite für energieeffiziente Maßnahmen
Auch auf lokaler Ebene gibt es zahlreiche vergünstigte Kredite für die Finanzierung
energieeffizienter Maßnahmen. Die Provinz Mailand hat beispielsweise mit Partnerbanken ein
Abkommen geschlossen, das die Kreditvergabe zu 0% Zinsen ermöglicht, wenn damit die
Wärmedämmung verbessert wird energieeffizientere bzw. erneuerbare Energien nutzende
Anlagen angeschafft werden. Für die Kredite stellt die Provinz Mailand bis zu einer Million Euro
zu Verfügung. Insgesamt stellt die Provinz jährlich 12 Millionen Euro bereit um das selbst
gesetzte Ziel einer jährlichen Energieeinsparung von 35 KTOE zu erreichen.
Auch wenn die Lombardei und gerade auch Mailand einer der Vorreiter bei der Steigerung der
Energieeffizienz ist, so laufen doch auch in anderen Regionen, Provinzen und Kommunen
Förderprogramme, die den Einsatz Erneuerbarer Energien und eine Erhöhung der
Energieeffizienz fördern. 2005 haben sich beispielsweise einige Kommunen zu den so genannten
‚tugendhaften Kommunen’ zusammen geschlossen, mit dem Ziel, aktiv für den Umweltschutz
einzutreten (vgl. http://www.comunivirtuosi.org). Aus Platzgründen ist an dieser Stelle keine
ausführliche Darstellung der regional variierenden Förderpolitiken möglich. Es haben jedoch fast
alle Regionen eigene Förderungen für energieeffiziente Maßnahmen auf den Weg gebracht.
36
Es gibt zahlreiche weitere Förderungen die von Region zu Region unterschiedlich sind. Im
Bereich der thermischen Isolierung z.B. gibt es in 506 Kommunen (von 705 die „grüne“
Verordnungen im Jahr 2010 einführten) haben Förderungen unterschiedlicher Art. Weitere
Förderungsbereiche sind die Verwendung von erneuerbaren Energien (531 Kommunen haben
Fördermaßnahmen), die Energieeffizienz von Gebäuden (293 Kommunen) und die Ausrichtung
sowie die Abschirmung vor solarer Einstrahlung (353 Kommunen). Darüber hinaus gibt es bereits
in 326 Kommunen unterstützende Maßnahmen für die Verwendung von wiederverwendbaren
Materialien und 444 Kommunen die eine Einsparung und Wiederverwendung des Wassers fördern.
Die akustische Isolierung gewinnt nach und nach ebenfalls an Wichtigkeit. (Quelle: Rapporto
ONRE 2010)
4. ERNEUERBARE ENERGIEN IN ITALIEN
4.1 Überblick
Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen erhält durch die chronische Energieknappheit im
Land Rückenwind. Hielt sich der Anteil erneuerbarer Energien am italienischen
Bruttoenergieverbrauchs über Jahre um die 7%-Marke, so ist in den vergangenen drei Jahren ein
signifikanter Anstieg auf über 10% zu verzeichnen gewesen. Inklusive der Wasserkraft werden über
20% der nachgefragten Energie von erneuerbaren Energien erzeugt (nach GSE 2009).
Die in Italien 2009 installierte Leistung der Anlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen
liegt bei 26.519 MW (11% ehr als im Vorjahr), was zu einer erzeugten Energie von Brutto 69.330
GWh entspricht (19% mehr als im Vorjahr).
Nach einer Umfrage des Branchenmagazins „FV Fotovoltaici“ sind 79% der Italiener der Meinung,
dass Italien sich in Zukunft unter anderem auf die Solarenergie konzentrieren sollte. Dahinter folgt
mit 28% der Befragten die Windenergie und mit 18% die Energieerzeugung mittels Atomkraftwerken.
Diese Ansichten spiegeln sehr gut den derzeitigen Fokus Italiens wieder. Man muss aber auch mit
einbeziehen, dass andere Technologien wie Biomasse, Geothermie und Wasserkraft nicht sehr stark
in der Öffentlichkeit diskutiert, bzw. ersichtlich sind.
Bei der Stromproduktion haben erneuerbare Energiequellen naturgemäß einen höheren Anteil als
am Gesamtverbrauch. Mehr als drei Viertel (76,4%) des Stroms wird aus herkömmlichen
Energieträgern gewonnen. Von den erneuerbaren Energieträgern entfallen 70% (47,5 Mrd. kWh) auf
Wasserkraft, 11,5% auf Biomasse, 5,4% auf geothermische Kraftwerke und zusammen 10,1% auf
37
Wind- und Solarenergie. Da das Potenzial der Wasserkraft als weitestgehend erschöpft gilt, muss
sich der Ausbau der erneuerbaren Energien auf die anderen Quellen stützen.
Tabelle 15: Stromversorgung Italiens (Mrd. kWh)
Energieträger
2004
2007
Bruttoproduktion von Strom
296,2
308,2
2009
1)
313,5 285,7
Erneuerbare Energie
Wasserkraft
Geothermik
Andere erneuerbare Energieträger 2)
Traditionelle Wärmekraftwerke
Kohle
Erdgas
Erdölprodukte
andere fossile Brennstoffe
Eigenverbrauch der Kraftwerke
Übertragungsverluste
Nettoimporte
55,7
42,8
5,4
7,5
240,5
45,5
129,8
47,3
17,9
-13,3
-3,1
45,6
49,4
32,8
5,6
11,0
258,8
44,1
172,6
22,9
19,2
-12,6
-2,0
46,3
59,7
41,6
5,5
12,6
253,8
43,1
172,7
19,2
18,8
-12,0
-2,0
40,0
Verbrauch von Elektroenergie
325,4
339,9
339,5 317,6
2008
67,5
47,5
5,4
14,6
218,2
39,0
145,7
18,0
15,5
-11,0
-1,5
44,4
1) Schätzungen; 2) Sonne, Wind, Haushalts- und Industriemüll, Biogas
Quelle: Istat, “Il sistema energetico italiano e gli obiettivi ambientali al 2020”, zitiert nach Breuer (2010b).
Italien hat sich bis zum Jahr 2020 ehrgeizige Ausbaupläne gesetzt. Insgesamt soll die
Produktionskapazität erneuerbarer Energien innerhalb von 12 Jahren mehr als verdreifacht werden.
Genauere Angaben sind untenstehender Tabelle zu entnehmen.
Tabelle 16: Zielsetzung für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen
Energiequelle (GWh)
2008
2015
2020
Windenergie
6.637
20.000
30.000
Sonnenenergie
200
4.000
12.000
Hydroelektrik
39.980
40.000
40.000
Geothermik
5.518
7.500
7.500
Biomasse und Abfall
7.109
9.000
11.000
Stromerzeugung insgesamt
59.444
80.500
100.500
Quelle: Ambiente Italia, zitiert nach Breuer (2010b)
38
4.1.1 Biomasse
Italien möchte die Nutzung biologischer Energieträger weiter ausbauen und hat 2009 durch die
Ausstellung
grüner
Zertifikate
und
die
Festsetzung
attraktiver
Einspeisetarife
investitionsfreundliche Bedinungen für Kleinanlagen, aber auch größere Anlagen über 1 MW Leistung
geschaffen. Im Gegensatz zum Bereich Wind- und Solarenergie befinden sich die Anlagen zum
überwiegenden Teil in italienischem Besitz – die nötige Technologie muss jedoch größtenteils
importiert werden.
Der jährliche Gesamtumsatz wird auf knapp 4 Mrd. Euro geschätzt. Die Stromerzeugung aus
Biomasse betrug 2009 7.631 GWh, sie soll bis 2015 auf 9.000 und bis 2020 auf 11.000 GWh
anwachsen (der Anteil von 12% an der Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern bleibt konstant).
Die direkte Nutzung in Form von Wärme soll von 3,4 Mtoe 2008 auf 5.7 Mtoe 2015 und 7,7 Mtoe
2020 zunehmen (inkl. Biokraftstoff). Biomasse wird somit 2020 66% zur Gewinnung thermischer
Energie und 27% zur Gewinnung von Elektrizität aus erneuerbaren Quellen abdecken.
Mit dem Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien (99/2009) sind die Fördermöglichkeiten für
Biomasse verbessert worden. Kraftwerke über 1 MW Leistung können handelbare grüne Zertifikate
beantragen. Der Hebesatz (multipliziert mit der Produktion ergibt dieser den Zertifikatwert) wurde
auf 1,3 angehoben. Für Kraftwerke unter 1 MW Kapazität wurde der Einspeisetarif von 22 auf 28
Cent angehoben, womit Investitionen in Biogasanlagen in der Landwirtschaft wesentlich attraktiver
geworden sind. Biomasse-Heizanlagen werden durch steuerliche Abschreibungen bis 55% gefördert.
Daneben existieren regionale Förderprogramme.
Ca. 350 Unternehmen sind im Betrieb von Biomassekraftwerken tätig, der Umsatz der Branche
wurde 2009 auf 970 Mio. Euro geschätzt. Es gibt ca. 100 Biomassekraftwerke mit einer
Gesamtkapazität von ca. 500 MW, die sich vor allem im ländlichen Süden konzentrieren. In den
letzten Jahren stieg die Gesamtleistung um ca. 16% jährlich an. Im Bereich Biogas sind ca. 500
Anlagen mit einer Gesamtleistung von 450 MW am Netz, die für mehr als 500 Mio. Euro Umsatz
sorgen. Prognosen zufolge soll die Kapazität bis 2015 auf 1,3 GW ansteigen. Der Betrieb dieser
Anlagen (hauptsächlich im landwirtschaftlichen Bereich) liegt vollständig in italienischer Hand. Bei
der notwendigen Technologie beträgt jedoch der Marktanteil ausländischer Anbieter ca. 40%, wobei
deutsche Unternehmen vor Österreichischen an erster Stelle liegen.
Die Nutzung von Biokraftstoffen wird in erster Linie durch die Beimischungspflicht zu
herkömmlichen Kraftstoffen gefördert. Die ursprünglichen Vorgaben für Bioethanol und Biodiesel
(2% in 2008, 3% 2009 und 5,75% für 2010) wurden Ende 2009 revidiert. Für 2010 sind nur noch 3,5%,
für 2011 4% und 2012 4,5% vorgeschrieben. 2009 wurden ca. 900.000 t verbraucht. Italien hat einen
sehr kleinen Anteil an der europäischen Produktion. Es existieren 15 kleine Anlagen mit einer
Kapazität von ca. 0,4 Mio. t, 4 Großanlagen mit 2,5 Mio. t Kapazität sind in Bau oder Planung, deren
Rohstoffbedarf zum überwiegenden Teil aus Importen gedeckt werden (vgl. Breuer, 2010c).
39
Tabelle 17: Regionale Aufteilung von Biogasanlagen nach Regionen und Kategorien, 2008
Region
Organische Abfälle
Klärabfälle
48
13
Agroindustrielle
Abfälle
2
30
22
7
59
34
9
0
43
17
6
1
0
1
7
0
0
0
14
22
11
11
5
1
7
5
5
3
0
1
1
3
0
1
1
0
34
28
13
12
9
8
8
6
5
2
3
0
5
2
2
1
2
1
0
154
2
0
0
0
0
0
130
0
1
1
0
0
1
22
4
3
2
2
1
1
306
Lombardei
EmiliaRomagna
TrentinoSüdtirol
Venetien
Piemont
Toskana
Apulien
Kampanien
Sardinien
Marken
Latium
Ligurien
Friaul-JulischVenetien
Umbrien
Basilikata
Abruzzen
Aostatal
Kalabrien
Sizilien
Gesamt
Gesamt
63
Quelle: Piccinini/Centro Ricerche Produzioni Animali, 2008
4.1.2 Windenergie
Die Nutzung von Windenergie in Italien hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der nationale
Verband für Windenergie (ANEV) gab an, dass allein 2009 die Kapazitäten um 30% auf 4.859 MW
aufgestockt wurden, was einem Investitionsvolumen von ca. 1,8 Mrd. Euro entspricht. Laut dem
Verband sollen bis 2020 weitere 8 Mrd. Euro in die Windenergie fließen und so jährlich 1.200 MW
Leistung ans Netz gehen – damit könnte die Gesamtkapazität auf 16.200 MW steigen und das
Potenzial der jährlichen Stromerzeugung auf 27,2 TWh wachsen, womit ca. 7% des Stromverbrauchs
bis 2020 gedeckt werden könnten. Zu dem sind derzeit ungefähr 66.010 Beschäftigte im Bereich
Windenergie angesiedelt.
40
Tabelle 18: Installierte Windkraft in Europa (ausgewählte Länder, installierte Kapazität in MW)
Ende 2008
Neu 2009
Ende 2009
Deutschland
23.903
1.917
25.777
Spanien
16.689
2.459
19.149
Italien
3.736
1.114
4.850
Frankreich
3.404
1.088
4.492
Großbritannien
2.974
1.077
4.051
Quelle: Global Wind 2009 Report, zitiert nach Breuer, 2010c.
Windräder kommen nahezu ausschließlich in Mittel- und Süditalien zum Einsatz. Bisher sind lediglich
Anlagen auf dem Land in Betrieb, Off-Shore-Parks wurden noch nicht genehmigt. Die Regionen mit
der höchsten installierten Kapazität sind Apulien, Sizilien, Kampanien, Sardinien und Basilikata,
wobei dort auch künftig das größte Steigerungspotenzial liegt.
Windenergie wird durch zwei Maßnahmen gefördert. Anlagen über 200 kW Leistung können grüne
Zertifikate ausgestellt werden, wobei der Hebesatz On-Shore bei 1,0, Off-Shore bei 1,5 liegt – der
Anspruch besteht also auf ein bzw. 1,5 Zertifikaten pro Megawatt Leistung. Für kleinere Anlagen
wird ein subventionierter Einspeisetarif von 30 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Um die
Windenergie weiterhin zu fördern sollen mit einem neuen Gesetz die Genehmigungsverfahren für
Anlagen unter 1 MW Leistung beschleunigt werden.
Tabelle 19: Windenergie in Italien (akt. Kapazität und Prognose in MW)
Kapazität
Änderung
Region
2009
2009/08 [%]
Apulien
1.158
22,5
Sizilien
1.115
41,0
Kampanien
809
17,7
Sardinien
586
25,3
Basilikata
400
108,5
Kalabrien
242
28,5
Molise
227
8,6
Abruzzen
205
21,0
Toskana
45
7,8
Ligurien
19
35,8
Latium
16
365,7
Emilia-Romagna
9
0,0
Umbrien
2
0,0
andere
16
0,0
Offshore
0
0,0
Italien insgesamt
4.849
30,0
Prognose
2020
2.070
1.900
1.915
1.750
1.250
635
760
900
600
280
200
900
1.090
1.750
200
16.200
Quelle: ANEV“Il potenziale eolico Italiano“
41
4.1.3 Solarenergie
Großzügige Einspeisetarife (seit Februar 2007 bis zu 0,49 Euro/KW) haben in den vergangenen
Jahren zu einem rasanten Zuwachs der Photovoltaikanlagen in Italien geführt. Allein 2009 stieg die
Gesamtleistung aller Anlagen nach Angaben des Stromnetzbetreibers TERNA um 250% an. Italien
wurde nach Deutschland und Spanien zum drittgrößten Erzeuger von Solarstrom in Europa.
Die Gesamtleistung der in Italien installierten Fotovoltaikanlagen, auch wenn noch nicht alle an das
Netz angeschlossen sind und unabhängig von der Förderung durch den Conto Energia, könnte nach
Informationen der GSE am Ende des Jahres 2010 7.000 MW erreichen(200.000 Anlagen). Ende 2009
waren es hingegen nur 1.142 MW (Quelle: GSE 25.01.2011).
Auch bei kleinen Solaranlagen, mit einer Leistung von weniger als 10 MVA (Megavoltampere), war
zwischen 2008 und 2009 ein Wachstum von 123% zu verzeichnen. Mittlerweile sind in Italien mehr
als 71.000 kleine und sehr kleine Anlagen errichtet worden. Diese Entwicklung wird auch für das
Jahr 2011 vorhergesehen, da für neue Anlagen durch das neue Conto Energia eine
Einspeisevergütung für die Jahre 2011-2013 gesichert und nur moderat abgesenkt wurde, zudem
durch die Linee Guida eine einheitliche und klare Vorgehensweise definiert wurde.
Bis heute (Stand 20.10.2010) wurde in Italien eine Gesamtleistung von mehr als 2.000 MW auf
Dächern installiert und nach dem Conto Energia gefördert. Zudem wurden für diese, zwischen
dem ersten und zweiten „Conto Energia“ bis heute insgesamt mehr als 120.000 Anträge für
betriebsbereite Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 2.100 MW nachgefragt. Damit
würde die im Jahr 2010 installierte Leistung mehr als 1.500 MW betragen und damit das
Doppelte des Jahres 2009 (720 MW).
Die meisten Anlagen, nämlich 18.500 Stück, wurden in der Lombardei, gefolgt von Venetien mit
14.320 Anlagen, installiert. Die größte Leistung wird allerdings in Apulien mit 450 MW erreicht.
(Quelle: GSE - Fotovoltaico: In Italia superati 2.000 MW di Potenza incentivata con il conto energia; 20. Dezember 2010, Rom)
Tabelle 20: Betriebsbereite Anlagen die von der Förderung des I. bzw. II. Conto Energia bis zum
Stichtag 30.10.2010 profitieren
Conto Energia I
Conto Energia II
Gesamt
Anlagen
5.728
109.534
115.262
Leistung (MW)
163,44
1.712,86
1.876,30
Quelle: Eigene Darstellung nach Daten aus „FV FotoVoltaici 1/2011, S.114“
42
Nach den Werten des Fachmagazins FV Fotovoltaici sind die Anzahl und die Leistung der
installierten Anlagen etwas geringer als laut GSE, jedoch wird deutlich, dass die Einführung des
Conto Energia II die Nachfrage nach Solarenergie nicht hat einbrechen lassen. Von den Anlagen
die nach dem Conto Energia II gefördert werden, handelt es sich bei 61% (66.816 Anlagen) um
teilweise integrierte Anlagen, wobei 6% nicht integriert und 33% voll integriert waren. Diese
teilweise integrierten Anlagen haben allerdings, genau wie die voll integrierten, nur einen Anteil
von ungefähr 31% (ca. 531 MW) an der erzeugten Energie, während die nicht integrierten
Anlange (große Freilandanlagen) ca. 38% ausmachen. Daran lässt sich auch nachvollziehen,
warum im neuen Conto Energia nur noch nach Anlagen auf Gebäuden und nicht auf Gebäuden
unterschieden wird. Wie man in der Tabelle 21 sehen kann, steigt die Anzahl der Neuanlagen
stetig an und nimmt dabei noch an installierter Leistung überproportional zu.
Tabelle 21: Installierte Anzahl, Leistung und durchschnittliche Leistung der Solaranlagen in den
Jahren 2008 und 2009 in Italien
2008
2009
2009 / 2008
Anzahl installierter Anlagen
24.092
39.367
+63 %
Installierte Leistung [kW]
338.408
717.151
+112 %
Gemittelte Leistung [kW/Anlage]
14
18
+29%
Quelle: Eigene Darstellung nach Daten aus „FV FotoVoltaici 1/2011“, S. 118
Im neuen Conto Energia vom 06.08.2010 gültig für die Jahre 2011-2013 wird das nationale Ziel
der fotovoltaischen Gesamtnennleistung, die bis 2020 installiert werden soll, auf 8000 MW
festgelegt. Bis zum 31.12.2013 beträgt die Fördergrenze 3.000 MW, diese Grenze wird
voraussichtlicht schon früher erreicht, und wird über 20 Jahre garantiert.
2009 wurden nach Angaben des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung mehr als 2,5 Mrd. Euro
Umsatz in der Branche gemacht, in der rund 1.000 Unternehmen mit ca. 20.000 Beschäftigten aktiv
sind.
Die in Italien installierten Module kommen fast zu gleichen Teilen aus China (22%), Deutschland
(20%) und Japan (18%), wobei nur 15% aus Italien selber kommen. Dies verdeutlich die guten
Absatzmöglichkeiten deutscher Module und deren gute Reputation in Ausland. Die Stärken des
italienischen Marktes liegen eindeutig in der hohen Sonneneinstrahlung, der staatlichen
Einspeisevergütung, dem wachsenden Verständnis für die Thematik des Klimawandels und der
Verpflichtung auf neuen Gebäuden Solaranlagen zu installieren. Die Schwierigkeiten dagegen in der
Beantragung der Genehmigungen, die mit neuen Verordnungen beseitigt werden sollen, schwächen
der nationalen Industrie, wechselnden Regelungen und schwächen im Stromnetz (vor allem in
Süden). Dennoch hofft Italien in Zukunft die immer noch hohen Kosten für die Komponenten einer
Solaranlage reduzieren zu können um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die Verknappung von
Materialien und Komponenten aufgrund der steigenden Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen müssen
allerdings Berücksichtigung finden.
43
Abbildung 12: Herkunft der in Italien installierten PV Modulen
USA
ITALIEN
SPANIEN
NORWEGEN
ANDERE
JAPAN
CHINA
DEUTSCHLAND
20%
Quelle: GSE
In dem Dekret vom 10 September 2010 werden die neuen Richtlinien bezüglich der Vorgehensweise
zur Baugenehmigung und der Inbetriebnahme von Anlagen zur Energieherstellung aus erneuerbaren
Quellen erlassen um die bisherigen oft undurchsichtigen Verantwortlichkeiten zu vereinfach und die
Abläufe zu beschleunigen. Durch die Einführung einer Globalgenehmigung (AU), sollen weitere
Anforderungen von Anträgen und Dokumenten für die Verwaltung entfallen. Des weiteren wurde für
den Solarbereich die SCIA eingeführt, bei der das Abwarten der stillschweigenden Anerkennung von
30 Tagen entfällt und die Arbeiten an dem in der SCIA vermerkten Datum unmittelbar begonnen
werden kann. Die dritte Möglichkeit ist eine normale Baubeginnserklärung nach dem freien
Baugewerbe. Ob eine SCIA oder eine einfach Baubeginnserklärung notwendig ist, kann einer einfach
Übersicht entnommen werden (siehe Tabelle 27).
(Quelle: GIFI – Gruppo Imprese Fotovoltaico Italiane)
44
4.1.4 Regionale Verteilung der Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien und
Produktionskosten
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die installierten Leistungen der verschiedenen
erneuerbaren Energien in der Stromproduktion, aufgeschlüsselt nach den italienischen Regionen.
Tabelle 22: Installierte Leistung in MW nach Regionen, 2009
Region
Wasserkraft
Windkraft
Solarenergie
Geothermie
Biomasse
Piemont
Aostatal
Lombardei
2.398
861
4.902
12
0,0012
0,02
25
0,2
46
5,7
0,09
6,2
66,8
0,8
391.4
Trentino-Südtirol
3.049
4
24
0,3
18,2
Venetien
1.088
1,4
28
0,13
111,7
453
-
9
0,03
21,1
72
290
321
508
230
399
1.001
84
333
128
152
466
17.451
19
24
42
1,5
14
13
174
29
711
1.023
196
846
549
3.861
3
32
20
11
14,4
18
7
0,9
11
42
8
17
12
340
711
0,02
0,02
0,3
723
13,6
204,4
75,6
25,3
10,5
80,1
5,1
40,1
26,1
86
7,2
17,8
15,8
1.337,20
Friaul-Julisch Venetien
Ligurien
Emilia-Romagna
Toskana
Umbrien
Marken
Latium
Abruzzen
Molise
Kampanien
Apulien
Basilikata
Sizilien
Sardinien
Italien
Quelle: Legambiente, o. J.
Die folgende Tabelle zeigt die Kosten in Euro/MWh für verschiedene Technologien aus dem Jahr
2008. Die höchsten Kosten bestehen im Solarsektor (Photovoltaik und Solarthermie) und bei der
Offshore-Windenergie. Diese Schätzung beachtet jedoch keine Lerneffekte, mit denen diese
Technologien mit der Zeit möglicherweise kostengünstiger werden können.
45
Tabelle 23: Kosten verschiedener Technologien, 2008
Kosten per Euro/MWh der verschiedenen Technologien - Werte 2008
Euro/MWh 1
Euro/MWh 2
Biogas
136
140
Biomasse
139
171
Abfälle
128
248
Geothermie
95
105
Wasserkraft
98
130
Photovoltaik
350
420
Solarethermie
150
215
Meerwasserkraft
155
174
Wind Onshore
92
108
Wind Offshore
137
180
Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009.
Planungen Italiens zum Einsatz erneuerbarer Energien in der Zukunft
Das Klimapaket Energie in Italien sieht vor, folgende Richtwerte bis 2020 zu erreichen:
•
allgemeines Ziel für erneuerbare Energien: den gesamten Energiebedarf zu 17% mit
erneuerbaren Energien zu decken
•
Ziel für Biokraftstoff: den Verbrauch für Transporte mit einem Anteil von 10% mit
Biotreibstoffen zu decken
•
Ziel für den Schadstoffausstoß: das Emissionsniveau von 2005 um 14% zu verringern
Was die zukünftige Energieproduktion betrifft, zeigt folgende Grafik die Bruttoproduktion
elektrischer Energie Italiens im Jahr 2020: Gas wird noch immer eine führende Rolle bei den
herkömmlichen Energien einnehmen, während bei den erneuerbaren Energiequellen Geothermie
und Biomasse den Hauptteil ausmachen werden. Zukünftige Investitionen konzentrieren sich
außerdem auf den Solarsektor. Die Kernenergie könnte dabei natürlich wieder an Wichtigkeit
gewinne, falls in Italien Kernkraftwerke errichtet werden sollten.
46
Abbildung 13: Bruttoproduktion elektrischer Energie in Italien in 2020
Gas
Erdoel
3%
16%
10%
Kohle
1%
Kernenergie
41%
18%
13%
Hydro, Geothermie
39%
Wind, Photovoltaik,
Solarthermie
Biomasse
Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009
Folgende Tabelle zeigt die Investitionen, die in Italien zur Produktion erneuerbarer Energien bis
2020 getätigt werden sollen.
Abbildung 14: Investitionen in erneuerbare Energien bis 2020 (Stand: 2007)
Investitionen (Mio. Euro)
2,7
Investitionen (Mio.
Euro)
13,4
W
in
d
Bi
o
W
as
se
m
rk
as
ra
se
ft
0
So
la
r
42,6
Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009
47
Die verschiedenen Technologien sind durch unterschiedliche Perspektiven gekennzeichnet. Wie man
in der nachstehenden Abbildung erkennen kann, liegt das höchste Potenzial in der Solarenergie,
sowohl in Bezug auf die Wachstumsrate als auch auf die Fähigkeit, sich auf dem Markt entwickeln
zu können. Der Solarsektor ist somit der Hauptwachstumssektor in Italien. Windenergie folgt der
Solarenergie und ist, wenn auch bereits relativ konsolidiert, ebenfalls ein Wachstumssektor: Die
Kosten für Mini-Windkraftanlagen belaufen sich auf etwa 1-2 Mio. Euro, während die
Installationskosten eines gesamten Windparks etwa 5 bis 10 Mio. Euro betragen.
Die Wachstumsraten im Bereich Biomasse sind gering. Auch ist deren Leistungsfähigkeit geringer als
bei den zuvor genannten Technologien.
Im Bereich Wasserkraft ist das Potenzial bereits weitestgehend ausgeschöpft, womit dieser
Energieträger in den folgenden Jahren beim Investitionsvolumen zunehmend vernachlässigt werden
wird.
Abbildung 15: Investitionen in erneuerbare Energien
Hydroelektrik
Biomasse
Leistungsfaehigkeit der
Marktentwicklung
Wachstumsrate
Windenergie
Solarenergie
-20%
0%
20% 40%
60% 80% 100% 120%
Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009
4.2
Instrumente und Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren
Energien
Nach dem Beschluss des Atomausstiegs Ende der 80er Jahre musste die italienische Energiepolitik
neu formuliert werden. Zwei wichtige Instrumente beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der
erneuerbaren Energien: Zum Einen handelte es sich um das Gesetz 308/82, das Ziele und finanzielle
Anreize für Energieeffizienz und die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen bestimmt.
48
Zum Anderen wurde 1992 die Direktive 6/92 des Comitato Interministeriale Prezzi (CIP,
Interministerielles Komitee für Preise) erlassen. Diese beinhaltet die Regelungen für die
Stromproduktion durch unabhängige Erzeuger und die Verpflichtung von Enel, Stromeinspeisungen
durch Dritte ins Netz zuzulassen.
Basierend auf dem Weißbuch der EU-Kommission setzt die italienische Regierung in ihrem Weißbuch
„zur Aufwertung erneuerbarer Energiequellen“ von 1999 das ehrgeizige Ziel, den Anteil der
erneuerbaren Energien an der nationalen Stromerzeugung von 12 Mio. toe im Jahr 1999 auf 24 Mio.
toe bis zum Jahr 2012 zu verdoppeln. Für die Jahre 2002 und 2006 wurden Zwischenziele
festgelegt. Diesen hinkte jedoch die tatsächliche Marktentwicklung gravierend hinterher, so dass
eine Änderung der Förderstrategie notwendig wurde.
Im Jahr 2002 ratifizierte Italien das Kyoto-Protokoll. Darin wurde die Rolle der regenerativen
Energien zur Erreichung der Reduktionsverpflichtung von CO2 unterstrichen. Proklamiertes Ziel
ist die Einsparung von 19 Mio. Tonnen CO2 durch den Einsatz erneuerbarer Energien bis zum Jahr
2010.
4.2.1 Die CIP6-Direktive
Mit der so genannten Cip6-Direktive, 1992 eingeführt, wurde der Preis der Förderung für die
erzeugte Energie aus erneuerbaren Energiequellen stabilisiert. Es wurde erstmals eine höhere
Einspeisevergütung für grünen Strom eingeführt. Dabei wurde eine Einspeisevergütung von in den
meisten Fällen 0,124 Euro/kWh für 8 Jahre garantiert, anschließend sank dieser Betrag degressiv
auf 0,062 Euro/kWh. Die CIP 6-Direktive wurde 1996 in dieser Form wieder abgeschafft, obwohl
große Teile der Verordnungen immer noch aktiv sind mittlerweile „Energie CIP6“ genannt wird.
Diese bezeichnet die Energie, die aus erneuerbaren Energien in das Netz eingespeist und von der
GSE aufgekauft wird. So kann ein Produzent von Energie aus erneuerbaren Energiequellen diese
Energie an die GSE zu einem höheren Preis als auf dem Markt verkaufen. Im 4. Quartal 2010
betrug der Preis 69,96 €/MWh.
Ein wichtiger Meilenstein bei der Förderung erneuerbarer Energien wurde 1999 mit der
Verabschiedung des Bersani-Dekretes. Zum Einen wurde der Energiemarkt umfangreich
liberalisiert, zum Anderen wurde sowohl eine Quote für erneuerbaren Strom eingeführt als auch
die Vergabe von Grünen Zertifikaten vorgesehen.
4.2.2 Die grünen Zertifikate
Der tatsächliche Handel mit grünen Zertifikaten (certificati verdi, CV) für Ökostrom wurde 2002
eingeführt. Seither sind Energieerzeuger, die mehr als 100 GWh/Jahr produzieren oder
importieren (abzüglich Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung),
verpflichtet,
2% der
Vorjahresproduktion aus erneuerbaren Energien einzuspeisen.
49
Neben der Eigenproduktion können Unternehmen diese Auflage auch durch den Zukauf
regenerativer Energien oder durch den Erwerb von so genannten „Grünen Zertifikaten“ erfüllen.
Die Quote kann durch Anlagen erreicht werden, die nach April 1999 installiert wurden oder
bestimmte Kriterien erfüllen. Die Überprüfung dieser Kriterien obliegt dem GSE. Da bei den
Preisen der Zertifikate nicht nach Technologie unterschieden wird, werden Technologien
bevorzugt, die möglichst kosteneffizient sind wie zum Beispiel Windenergie. Der Rückgriff auf
Marktmechanismen trägt dazu bei, dass Investitionen in erneuerbare Energien dort
vorgenommen werden, wo diese auch ökonomisch sinnvoll sind.
Betreiber von Kraftwerken, die erneuerbare Energieträger nutzen, können Zertifikate mit einer
Laufzeit von acht bzw. 15 Jahren für Anlagen, die ab 2008 in Betrieb genommen wurden,
beantragen und diese auf dem vom GME verwalteten Markt anbieten. Betreiber konventioneller
Kraftwerke können über den Zukauf von grünen Zertifikaten die gesetzlichen Vorgaben zum
Mindestanteil erneuerbarer Energien erfüllen. Dieser Mindestanteil muss von jedem
Stromproduzenten und –importeur erfüllt werden und wurde für 2004 auf 2% mit einer jährlichen
Steigerung um 0,35% festgelegt. Ziel der grünen Zertifikate ist es, erneuerbare Energien für die
Anlagenbetreiber durch eine zusätzliche Einnahmequelle interessanter zu machen.
Tabelle 24: Übersicht über den Markt für grüne Zertifikate (Stichtag 06.10.2010)
2006
gewichteter
Anzahl gehanDurschnittspreis delter Zertifika(Euro/MWh)
te
110,4
508.700
Gegenwert (Euro)
56.159.788
2007
120,19
410.100
49.289.300
2008
78,59
793.735
62.375.823
2009
88,46
6.071.112
537.022.379
2010
86,17
1.635.530
140.741.740
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: GME (www.mercatoelettrico.org, 06.10.2010)
Die Übersicht spiegelt deutlich die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Italien wieder. Seit
2008 ist eine signifikante Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromproduktion zu
verzeichnen, was sich im Markt für grüne Zertifikate in einem stark gestiegenen Marktvolumen
einerseits und sinkender Preise andererseits niederschlägt.
Mit dem Gesetzesdekret 387/2003 hat Italien die EU-Richtlinie 77/2001 umgesetzt. Die Norm
zielt auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen an der Energieproduktion ab.
Zudem stärkt und erweitert das Gesetz die vorher schon verwendeten Instrumente und
Regelungen. Es koordiniert und definiert zudem Verfahrensweisen und Vorlaufzeit für die
Genehmigungen von Anlagen und Netzanschlüssen.
50
4.2.3 EU-Verordnung 2009/28/CE
Auf EU-Ebene wird zum ersten Mal durch die Richtlinie für die Bewerbung erneuerbaren Energien
(2009/28/CE) auch die Heizung und Kühlung eingeschlossen, die immerhin in Europa die hälfte
des Energieverbrauches ausmachen. Diese Richtlinie erweitert bzw. wird die Richtlinien
2001/77/CE und 2003/30/CE ersetzten. Das italienische Kabinett hat diese Richtlinie am 30.
November 2010 angenommen und einen einführenden Dekretsentwurf bestätigt. Dieser Entwurf
besteht unter anderem aus folgenden Punkten bzw. Änderungen (nach il sole 24 ore):
Die Maßnahme beinhaltet für Italien bis 2020 einen Energieanteil von 17%, hergestellt aus
erneuerbaren Energiequellen, bezüglich des Jahresbruttoenergieverbrauches und von 10%,
hergestellt aus erneuerbaren Energien, im Bereich des Transportes bezüglich des
Gesamtverbrauches des Sektors (Benzin, Diesel, Biokraftstoffe, Elektrizität).
Tabelle 25: Anteil erneuerbarer Energie am Jahresbruttoenergieverbrauches Italiens gemäß der
Richtlinie 2009/28/CE
2006
2007
2008
2020
5,3
5,2
6,8
17,0
Quelle: Eurostat
Um die oben genannten Ziele erreich zu können, werde daraus regionale Ziele abgeleitet. Falls
eine Region ihre vorgegebenen Ziele nicht planmäßig erreichen sollte, wird das Kabinett einen
Kommissar bestimmen, der Maßnahmen einleitet um das Erreichen des Ziels zu garantieren.
Für den Bereich Solarenergie und erneuerbare Energien, soll ab 2013 ein neues Förderungssystem
für die Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen eingeführt werden. Unterschieden wird
dabei zwischen Anlagen mit einer Leistung kleiner als 5 MW (elektrisch) inklusive Biogas-,
Biomasse-, nachhaltige Flüssig-Biobrennstoff- und Hybridanlagen jeglicher Leistung die mit einer
Einspeisevergütung (feed-in premium) gefördert werden und Anlagen mit einer Leistung größer
als 5 MW (elektrisch), für die eine Förderung auf Grundlage der „Holländischen Auktion“
(niedrigstes Angebot bekommt den Zuschlag) vorgesehen wird.
Die Förderungshöhen sowie die Übergangsszenarien von der alten zur neuen Richtlinie werden
nach Verabschiedung dieses Gesetzes verhandelt.
Der bereits bestehende Tarif „Omnicomprensiva“ (eingeführt durch den Artikel 2,145 des
Gesetzes 244/2007) bleibt auch weiterhin für alle Anlagen, die bis zum 31. Dezember 2012 in
Betrieb genommen werden, bestehen und sind für diese über einen Zeitraum von 15 Jahren
garantiert.
Die grünen Zertifikate werden schrittweise unwirksam gemacht. Die Pflicht wird schrittweise in
dem Zeitraum 2013-2014 reduziert, um dann 2015 aufgehoben zu werden. Die sich im Umlauf
befindlichen Zertifikaten werden im Zeitraum 2011-2015 von der GSE eingezogen.
51
Der Einzugspreis der oben genannten Zertifikate wird auf 70% des im Artikels 2,148 vom Gesetz
244/2007 festgesetzten reduziert.
Zur Förderung von Wärmeenergie aus erneuerbaren Quellen und für die Verbesserung der
Energieeffizienz sollen zwei Vorschläge umgesetzt werden:
1. fünfjährige Subventionen für Naturgas durch die Reduzierung der Kosten
2. Vereinfachung für die Ausgabe weißer Zertifikate
Das System der weißen Zertifikate soll überarbeitet werden und Förderungsmaßnahmen für
folgende Bereich eingeführt werde:
- Verwendung von Servern oder Fernwartungsdienstleistungen
- LED-Beleuchtung und andere hocheffiziente Geräte für den Dienstleistungsbereich
- Energieeinsparung im Bereich der Telekommunikation
- Verbreitung von Elektro- oder Naturgasfahrzeugen
Es wurden zudem neue Grenzwerte für Anlagen, die auf landwirtschaftlicher Fläche errichtet
werden sollen, in Bezug auf die Leistung (1MW) und verbaute Fläche mit Modulen (50kW pro
Hektar) festgelegt.
In dem Gesetzesentwurf sollen zudem verschiedene Vereinfachungen im Ablauf der
Genehmigungsverfahren Berücksichtigung finden.
Für die Baugenehmigung und Inbetriebnahme der Anlagen wird es drei Prozeduren geben:
- Die Globalgenehmigung:
Hierbei handelt es sich um eine Autorisation durch die Region und bedarf keiner weiteren
Zustimmungserklärung seitens Verwaltungseinrichtungen und genehmigt die Errichtung,
Inbetriebnahme und zugehörige Infrastrukturmaßnahmen der Anlage, da sie von
öffentlichem Interesse sind.
- DIRE:
Anmeldung von Anlagen zur Einspeisung von erneuerbarer Energie (DIRE), die aus einer
neuen Art der „Dichiarazione di Inizio Attività“ (DIA /SCIA) für die Anlagen zur
Einspeisung von erneuerbarer Energie des Paragraphen 11 und 12 des Leitfadens (Linee
Guida) besteht. Für diese muss eine Erklärung an die Kommune geschickt werden und
anschließend 30 Tage bis zum Erreichen der stillschweigenden Zustimmung mit dem
Baubeginn abgewartet werden. Der Erklärung sind die technischen Ausarbeitungen für die
Verbindung der Anlage mit dem Stromnetz und die Projektbegleitung durch die
Unterschrift eines anerkannten Projektplaners beizufügen.
- Baubeginnserklärung:
Für Tätigkeiten nach allgemein anerkannten Regeln der Techniken des Baugewerbes.
52
Weitere Vereinfachung betreffend der DIRE, für Anlagen mit einer nominalen Leistung bis zu 1
MW, und der Baubeginnserklärung, für Anlagen bis zu einer nominalen Leistung von 50kW sowie
der PV- und Solarthermieanlagen zur Installation auf Gebäuden ohne Einschränkungen der
Leistung, bleiben Aufgabe der einzelnen Regionen. Das neue Genehmigungssystem findet nur
Anwendung für neue Anträge.
Die DIA findet Anwendung bei Anlagen die Unterhalb der folgenden Schwellenwerte liegen:
Tabelle 26: Schwellenwerte für Anwendung DIA
Quelle
Schwellenwert
1. Windkraft
60 kW
2. Fotovoltaik
20 kW
3. Wasserkraft
100 kW
4. Biomasse
200 kW
5. Deponiegas, Gas aus Aufbereitungsprozessen
und Biogas
250 kW
Quelle: ANCE, Energie rinnovabili e fotovoltaico - nuove procedure, 04.11.2010
53
Die Unterscheidung, ob eine Anlage nach DIA/SCIA oder einer einfach Baubeginnserklärung
behandelt wird, kann der folgenden Tabelle entnommen werden:
Tabelle 27: Linee Guide
Zu berücksichtigende Bedingungen
Quelle
Einsatz- und
Installationsvorschriften
Auf Dächern ,von
bestehenden Gebäuden,
anliegende oder
integrierte Anlagen mit
der gleichen Neigung
und Ausrichtung des
Dachbodens und bei
denen die Bauteile das
Profil des Gebäudes
nicht verändern.
weitere Bedingungen
Leistung
Die Interventionen gelten
nicht auf dem
Anwendungsgebiet des
Gesetzesdekretes 22.
Januar 2004, n. 42 und
weiteren Änderungen und
Ergänzungen über die
kulturellen und
landschaftlichen Güter, in
den im Artikel 11, Komma
3, des Gesetzesdekretes
n. 115 aus 2008
vorgesehen Fällen.
-
Baubeginnserklärung
0-200 kW
Baubeginnserklärung
keine
-
DIA / SCIA
keine
keine
0-20 kW
DIA /SCIA
keine
keine
20kW–1MW
Globalgenehmigung
keine
keine
> 1 MW
Globalgenehmigung
mit VIA*
Die Gesamtfläche der
Fotovoltaik-Module der
Anlage übersteigt die
Größe des Daches, auf
der die Module integriert
sind, nicht.
FOTOVOLTAIK
Genehmigungsverfahren
Umsetzung auf
bestehenden Gebäuden
oder auf deren
Ausstattungen.
Umsetzung außerhalb der
Zone A) des
Ministerialdekretes für
öffentliche Arbeiten 2.
April 1968, n. 1444
realizzati al di fuori della
zona A) di cui al decreto
del Ministro per i lavori
pubblici 2 aprile 1968, n.
1444.
Fotovoltaik-Module sind
in Gebäude integriert;
Die Gesamtfläche der
Fotovoltaik-Module der
Anlage übersteigt die
Größe des Daches, auf
der die Module integriert
sind, nicht.
54
Zu berücksichtigende Bedingungen
Quelle
Deponiegas, Gas aus
Aufbereitungsprozessen
und Biogas
Einsatz- und
Installationsvorschriften
Mittels Kraft-WärmeKopplung.
Umsetzung in bereits
bestehenden Gebäuden,
vorausgesetzt, dass das
Volumen oder die
Oberfläche nicht
verändert wird,
Veränderungen des
vorbestimmten Nutzens
nicht eingeschlossen
sind, nicht betreffend
der tragenden Bauteile
des Gebäudes, nicht
eingeschlossen die
Erhöhung der Anzahl an
Grundstückseinheiten
und nicht eingeschlossen
der Erhöhung der
städtebaulichen
Maßstäbe.
Mittels Kraft-WärmeKopplung.
Eingespeist aus
Biomasse.
Eingespeist aus
Deponiegas, Gas aus
Aufbereitungsprozessen
und Biogas.
Windkraft
weitere Bedingungen
Leistung
Genehmigungsverfahren
keine
0-50 kW
Baubeginnserklärung
keine
0-200 kW
Baubeginnserklärung
keine
50-1000
kW,
entspricht
3000 kWt
DIA / SCIA
keine
0-200 kW
DIA / SCIA
keine
0-250 kW
DIA / SCIA
-
Baubeginnserklärung
0-60 kW
DIA / SCIA
Installation einzelner
Windgeneratoren auf
Dächern bereits
existierender Gebäude,
die eine Gesamtgröße
von 1,50 Meter und
einen Durchmesser von
1,0 Meter nicht
übersteigen.
Die Interventionen gelten
nicht auf dem
Anwendungsgebiet des
Gesetzesdekretes 22.
Januar 2004, n. 42 und
weiteren Änderungen und
Ergänzungen über die
kulturellen und
landschaftlichen Güter, in
den im Artikel 11, Komma
3, des Gesetzesdekretes
n. 115 aus 2008
vorgesehen Fällen.
keine
keine
55
Zu berücksichtigende Bedingungen
Quelle
Einsatz- und
weitere Bedingungen
Installationsvorschriften
Wasserkrat- und
Geothermieanlagen
umgesetzt in
bestehenden Gebäuden,
vorausgesetzt, dass das
Volumen oder die
Oberfläche nicht
verändert wird,
Veränderungen des
vorbestimmten Nutzens
nicht eingeschlossen
keine
Wasserkraft und Geosind, nicht betreffend
thermie
der tragenden Bauteile
des Gebäudes, nicht
eingeschlossen die
Erhöhung der Anzahl an
Grundstückseinheiten
und nicht eingeschlossen
der Erhöhung der
städtebaulichen
Maßstäbe.
Eingespeist aus
keine
Wasserkraftquellen.
*)VIA=Bewertung des Umwelteinflusses nach Art. 19 des Ministerialdekretes 3. April
Leistung
Genehmigungsverfahren
0-200 kW
Baubeginnserklärung
0-100 kW
DIA / SCIA
2006, n. 152
Quelle: Linee Guide
Im Allgemeinen soll zukünftig mittels der Einrichtung eines Fonds bei der CCSE (cassa conguaglio
per il settore elettrico), der durch Abzüge in den Gas- und Stromabrechnungen (0,02 c€/Kwh und
0,08 c€/m³) aufgebaut werden soll, Maßnahmen für die technische und industrielle Entwicklung
auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in den folgenden Bereichen
finanziert werden:
- experimentelle und technologische Entwicklungsprojekte in Bezug auf die
Stromversorgung, Speichersystemen, Biokraftstoffen neuer Generationen und andere
innovative Technologien zur Umwandlung von Sonnenenergie
- Projekte zur Verbesserung von Prozessen und Strukturen der Energieversorgung
- Projekte auf dem Gebiet der Installation von erneuerbaren Energiequellen und der
Energieeinsparung zugunsten staatlicher Behörden
Qualifikation der Installateure (Artikel 13)
Für die Installation von kleinen Kesseln, Kaminen und Öfen für Biomasse, Fotovoltaik- und
thermischen Solarsystemen auf Gebäuden, Geothermieanlagen und Wärmepumpen wird der
Besitz der entsprechenden beruflichen Voraussetzungen (Artikel 4 D.M. 37/2008) wie z.B.
Hochschulabschluss, Diplom, Bescheinigung der beruflichen Ausbildung oder eine Arbeitstätigkeit
von mehr als 3 Jahren in dem entsprechenden Bereich vorausgesetzt.
56
Zudem müssen die Regionen gezielte Programme zur Aus- und Weiterbildung von Installateuren
und Prozeduren zur Anerkennung von Ausbildungsträgern bereitstellen.
Folgende weitere Neuerungen sind vorgesehen:
- Die Zuordnung der in Dächern integrierten Solarthermieanlagen zu dem vereinfachten
Genehmigungsverfahren DIRE
- Die Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens bezüglich der Aufstellung von Anlagen
zur Herstellung von Wärme unter Nutzung der Erdwärme für die Beheizung von Gebäuden
- Die Zuordnung der Erklärung des öffentlichen Nutzens für die Umsetzung von Anlagen
zum Vertrieb von Methan und die zugehörigen Netzanschlüsse zu den vereinfachten
beschleunigten Verwaltungsverfahren.
Im Allgemeinen wird auch der Informationsfluss definiert. Die GSE wird in diesem Zuge mit der
Einrichtung eines Informationsportals über erneuerbare Energien beauftragt, zudem soll eine
nationale Überwachungsstatistik implementiert werden um die Entwicklungen in diesem Sektor
besser untersuchen zu können und gegebenenfalls schnell und adäquat reagieren zu können.
Die Entwicklung des Elektrizitätsnetzes, der Fernheizung und der Fernkühlung soll
vorangetrieben werden.
Italien wird außerdem Korrekturen an dem System der Herkunftsnachweise vornehmen. Man will
vermeiden, dass durch diese Dokumente Förderungen und Vergünstigungen durchgeführt
werden, die das Erreichen der nationalen Entwicklungsziele bezüglich erneuerbarer
Energiequellen gefährden.
Ein weiteres wichtiges Förderinstrument für erneuerbare Energien sind regionale
Investitionszuschüsse. Seit dem Gesetzesdekret 112/98 zur Verwaltungsreform ist die Vergabe
von Investitionshilfen für Energieprojekte Aufgabe der Regionen. Finanziert werden die
Investitionshilfen durch die im Jahr 1999 eingeführte Ökosteuer. Diese Steuer wird auf den
Einsatz fossiler Brennstoffe wie Kohle und Mineralöl erhoben. Zu den konkreten Investitionshilfen
für Solarthemie und Photovoltaik.
Schließlich werden Investitionen in erneuerbare Energien durch einen Mehrwertsteuerrabatt
(10% statt 20%), und in südlichen Regionen auch durch einen Körperschaftssteuernachlass
gefördert. Insbesondere Solaranlagen profitieren von einer 36%-igen Reduzierung der
Einkommenssteuer bei Gebäudemodernisierung.
Als erstes Land weltweit hat Italien im Jahr 2005 ein System mit Energieeinsparzertifikaten, den
sog. weißen Zertifikaten (certificati bianchi), eingeführt. Mit Inkrafttreten des Gesetzesdekretes
vom 20.06.2004 sind alle Strom- und Gashändler, die mehr als 100.000 Endkunden versorgen,
verpflichtet, Energiesparmaßnahmen durchzuführen oder weiße Zertifikate zuzukaufen. Projekte
zur Erlangung von weißen Zertifikaten für Energiesparmaßnahmen können von akkreditierten
Strom- und Gashändlern sowie Dienstleistungsgesellschaften aus dem Bereich Energie entwickelt
werden. Bisher wurden etwa 400 Gesellschaften akkreditiert.
57
Grundsätzlich können in Italien alle Sektoren des Endverbrauchs von Energie sowie
zwischengelagerte Verbrauche im Gassektor Gegenstand der weißen Zertifikate werden. Bisher
wurden Projekte aus den folgenden Bereichen zugelassen:
•
•
•
•
•
Bereich Bau (Isolierung, Verglasung, Solarthermie und Photovoltaik)
Haushaltsgeräte
(Elektrogeräte,
Klimaanlagen,
Boiler,
Warmwasserbereiter,
Wärmepumpen, Wasserflussverteiler, Wasserstrahlregulierer)
Industrieanlagen (Motoren, Inverter, Gasdekompression)
Private und öffentliche Beleuchtung
Systeme zur gleichzeitigen Erzeugung von Wärme und Strom, Fernheizung
Ferner beinhaltet das Haushaltsgesetz 2007 Fördermaßnahmen für Energieeffizienz im
Gebäudebereich und für saubere Energie. Durch dieses Gesetz sollen nicht nur Solar-Kollektoren
und die mit Sonnenenergie betriebenen Heizanlagen und Boiler steuerlich begünstigt werden,
sondern auch die Wärmedämmung sowie Isolierung von Fenstern und Türen.
Die Energiezertifizierung im Gebäudebereich wird durch ein im Jahre 2006 erlassenes
Gesetzesdekret neu geregelt. Das bis dahin geltende Dekret (Nr. 192/2005) wurde dadurch
teilweise ersetzt. In Zukunft können energieeffiziente Gebäudestrukturierungen mit
Steuererleichterungen von bis zu 55% der getätigten Ausgaben gefördert werden. Die
Steuerbegünstigungen sind beschränkt auf drei Jahre sowie einem Steuerabzugsbetrag von
maximal 60.000 Euro. Im Gewerbebau sowie im privaten Wohnungsbau kann bei
energieeffizienten Maßnahmen darüber hinaus von vergünstigten Krediten (Banca Intesa) bzw.
verbesserten
Wohnbauförderungen
profitiert
werden.
Neue
Gebäude
erhalten
Steuervergünstigungen bei Nachweiß eines Energiezertifikats im Kauf- bzw. Mietvertrag des
Gebäudes.
Neubauten, die 50% ihres Warmwasserbedarfs durch erneuerbare Energien decken, können
zusätzlich einen Kostenbeitrag erhalten. Dieser Beitrag entspricht 55% der für diese
energieeffiziente Maßnahme zusätzlich entstandenen Kosten, inklusive der Hauptausgaben für
die Planung und Projektierung des Gebäudes. Hierfür ist ein Fond von 45 Mio. Euro vorgesehen,
mit dem ca. 15-20 exemplarische Gebäude errichtet werden können. In den Regionen
Lombardei, Piemont und Venetien wird des Weiteren der Anschluss an Fernwärmenetze, die an
erster Stelle erneuerbare Energien anwenden und im System der Kraft-Wärme-Kopplung
arbeiten, mit Steuerreduzierungen von bis zu 20% gefördert.
Obwohl 33% des Gesamtenergiekonsums und 50% des Stromverbrauchs in Italien auf Gebäude
entfallen, werden beim Neubau trotzdem häufig Techniken angewandt, die das Thema Energie
vernachlässigen. Das Gesetzesdekret 192/2005 sieht vor, dass alle neuen und renovierten
Gebäude einen Mindeststandard erfüllen müssen. Darüber hinaus muss ab dem 1.7.2009 jedes
Appartement, das zum Verkauf steht, ein Energiezertifikat vorweisen. Problematisch sind jedoch
die fehlenden nationalen Richtlinien für die Energie - Zertifikation. Da einige Regionen dem
vorbildhaften Beispiel der Provinz Bozen gefolgt sind, gibt es zwar Richtlinien für ein
nachhaltiges Bauwesen, jedoch ohne ein klares und konkretes Gesamtbild.
58
4.2.4 Einspeisetarife
In Bezug auf die Produktion elektrischer Energie aus alternativen Quellen hat das Ministerium für
wirtschaftliche Entwicklung am 18. Dezember 2008 ein neues Dekret erlassen, da es notwendig
erschien, die Einzelheiten für die Zahlung einer Einspeisevergütung als Alternative zu den Grünen
Zertifikaten genau zu regeln. Dieses wurde am 2. Januar 2009 in der Gazzetta Ufficiale Nr. 1
veröffentlicht. Das Dekret zeigt die Varianten der Förderung (Grüne Zertifikate, Einspeisetarife),
ihre Interdependenz sowie das Verfahren zur Erlangung eines Fördertarifs und seine Laufzeit auf.
Für die Einspeisetarife gelten die in der folgenden Tabelle dargestellten Vergütungen in
Abhängigkeit von der Anlage. Laufzeit der Garantie sind 15 Jahre, die Tarife gelten für Anlagen
unter einem Megawatt Leistung (200 kW bei Windkraftanlagen).
Tabelle 28: Einspeisetarife für erneuerbare Energien (Gesetz 23/07/2009 Nr. 99)
Quelle
Windkraft, bis 200 kW Leistung
Geothermie
Einspeisetarif (Eurocent/kWh)
30
20
Gezeiten-/Wellenkraftwerk
34
sonstige Wasserkraftwerke
22
Biogas/Biomasse
Gase aus Abfällen und
Klärung
Photovoltaik
28
18
bereits im Conto Energia geregelt, vgl. Abschnitt 4.2.1
Quelle: eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici (www.gse.it)
4.2.5. Staatliche Förderung von Photovoltaikanlagenbau – „Conto Energia“
Mit dem Einspeisungsgesetz (Conto Energia) tritt auch in Italien ein allgemeines Förderprogramm
zur Produktion von elektrischer Energie aus erneuerbaren Energien in Kraft. Die mit dem Decreto
legislativo 387 aus dem Jahr 2003 wirksam gewordene Richtlinie wird mit einer Steuer
(componente A3), die seit dem Jahr 1991 in jeder italienischen Stromrechnung enthalten ist,
finanziert. Experten kritisieren jedoch, dass damit auch CIP6-Anlagen gefördert werden, die
neben erneuerbaren Energien auch synthetische Brennstoffe verwerten, womit die Entwicklung
des gesamten Photovoltaikbereich verzögert würde.
Mit dem Conto Energia II konnten die administrativen Strukturen, die zum Bau einer
Photovoltaikanlage beachtet werden müssen, immens vereinfacht werden. So muss nun nicht
mehr die Genehmigung des GSE für die Förderungstarife abgewartet werden. Sobald beim
lokalen Stromnetz ein Anschluss beantragt wurde, kann die neue Anlage errichtet werden und
der Förderungstarif gilt automatisch für 20 Jahre.
59
Die Einspeisetarife für Photovoltaikanlagen wurden mit dem Dekret Conto Energia 2007 eingeführt
und sind nach Leistungsfähigkeit der Anlage und nach der Bauform (Integrierung in den Baukörper)
gestaffelt. Die Laufzeit von 20 Jahren liegt über der für andere erneuerbare Energien. Folgende
Tabelle gibt eine Übersicht der bis 2010 geltenden Tarife.
Tabelle 29: Einspeisetarife für Solarstrom im Jahr 2010. Laufzeit jeweils 20 Jahre
Einspeisetarif (Eurocent/kWh)
Maximalleistung (Kilowattpeak)
nicht integriert
teilintegriert
integriert
1-3
38,4
42,2
47
3 - 20
36,5
40,3
44,2
über 20
34,6
38,4
42,2
Quelle:Contoenergia snc (www.contoenergia.it), o. J.
Der jeweilige Tarif wird wie bisher für 20 Jahre gültig bleiben.
Auf Grund des Booms in der Solarindustrie hat die italienische Regierung die Einspeisetarife ab
2011 weiter gekürzt. Das Conto Energia III unterscheidet bei der Förderung zwischen Anlagen,
die auf Gebäuden errichtet werden und sonstigen Anlagen. Zudem wurde ein Sondertarif für
zusammengesetzte Systeme, deren Einspeisung planbar ist (Erhöhung des zuerkannten
Fördertarifs um 20%). Hiermit sollen Systeme gefördert werden, die „intelligent“ ins Netz
einspeisen können.
Folgende Einspeisevergütungen werden für Anlagen mit einer Leistung von mehr als 1kW
vorgesehen:
Tabelle 30: Einspeisetarife für erneuerbare Energien von 2011-2013 (Gesetz DM 6 August 2010)
Entsprechender Tarif
A
B
C
Anlagen die nach dem
Anlagen die nach dem
Anlagen die nach dem
31.12.2010 und bis zum
30.04.2011 und bis zum
31.08.2011 und bis zum
Leistungsintervall
30.04.2011 in Betrieb
31.08.2011 in Betrieb
31.12.2011 in Betrieb
genommen werden
genommen werden
genommen werden
Solaranlagen,
Solaranlagen,
Solaranlagen,
die
die
die
auf
Sonstige
auf
Sonstige
auf
Sonstige
Gebäuden Solaranlagen Gebäuden Solaranlagen Gebäuden Solaranlagen
errichtet
errichtet
errichtet
werden
werden
werden
[kW]
€/[kWh]
€/[kWh]
€/[kWh]
€/[kWh]
€/[kWh]
€/[kWh]
1<P<3
0,402
0,362
0,391
0,347
0,380
0,333
3 < P < 20
0,377
0,339
0,360
0,322
0,342
0,304
20 < P < 200
0,358
0,321
0,341
0,309
0,323
0,285
200 < P < 1000
0,355
0,314
0,335
0,303
0,314
0,266
1000 < P < 5000
0,351
0,313
0,327
0,289
0,302
0,264
P < 5000
0,333
0,297
0,311
0,275
0,287
0,251
Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici, Il conto energia 2011/2013, Rom)
60
Zu den oben genannten Tarifen können noch Aufschläge hinzukommen: Bei der Umsetzung von
Energiesparmaßnahmen ist eine Erhöhung der Fördertarife um bis zu 30 % möglich, bei
Umweltschutzmaßnahmen, wie z.B. der Asbestbeseitigung, kann es einen 10%igen Aufschlag geben.
Schließlich addiert sich noch der Preis des verkauften Stromes zu den Erlösen hinzu.
Das Conto Energia III gilt für Photovoltaikanlagen, die ab dem 01.01.2011 ans Netz gehen. Aufgrund
einer verabschiedeten Ausnahmeregelung können Anlagen, die bis zum 31.12.2010 installiert
worden sind und für die innerhalb derselben Frist eine Mitteilung über den Abschluss der Arbeiten
an den Netzbetreiber und den GSE erfolgt ist und die bis zum 30.06.2011 tatsächlich ans Netz und
in Betrieb gehen, noch die alten Fördertarife nach dem Conto Energia II gezahlt werden.
Die Einspeisetarife des neuen Conto Energia sehen Ende 2011 für Fotovoltaikanlangen auf Gebäuden
eine Reduzierung zwischen 9,95% und 25,26% und für alle Anderen zwischen 13,28% und 27,46% vor.
Für die Anlagen, die nach dem 31.12.2011 in Betrieb genommen werden, gelten die Tarife der
Klasse C um 6% pro Jahr reduziert.
Falls die Deckelung von 3.000 MW einmal erreicht werden sollte, gilt ein Übergangszeitraum von 14
Monaten in dem die Förderung weiterläuft (für öffentliche Einrichtungen gilt ein längerer Zeitraum
von 24 Monaten).Es ist vorhersehbar, dass eine Gesamtleistung von 2.500–3.000 MW in dem
Zeitraum von November 2012 bis Dezember 2013 an das Netz angeschlossen wird. Insgesamt wird
dann Ende 2013 eine Gesamtleistung von 6.500-7.000 MW erreicht (zusammengesetzt aus 1.000 MW
des alten Conto Energia und 5.500 MW-6.000MW durch den neuen).
Integrierte Anlagen mit architektonisch innovativem Charakter werden bis zu einer Deckelung von
300 MW gefördert und diese wird für 20 Jahre garantiert. Diese Anlagen müssen eine Leistung
zwischen 1 kW und 5.000 kW aufweisen und zwischen dem 31.12.2010 und 31.12.2013 in Betrieb
genommen werden. Für Anlangen die nach dem 31.12.2011 ans Netz gehen, sinken die Tarife
jährlich um 2%. Für diese Anlagen geltenden folgende Einspeisetarife:
Tabelle 31: Einspeisetarife für besonders innovative Anlagen
Maximalleistung [kW]
Tarif [€/kWh]
A
1 – 20
0,44
B
20 – 200
0,40
C
> 200
0,37
Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici, Il conto energia 2011/2013, Rom)
61
Solarkraftwerke werden bis zu einer Deckelung von 200 MW gefördert und diese wird für 20 Jahre
garantiert. Diese Anlagen müssen eine Leistung zwischen 1 kW und 5.000 kW aufweisen und
zwischen dem 25.08.2010 und 31.12.2013 in betrieb genommen werden. Für Anlangen die nach dem
31.12.2011 ans Netz gehen, sinken die Tarife jährlich um 2%. Für diese Anlagen gelten folgende
Einspeisetarife:
Tabelle 32: Einspeisetarife für Solarkraftwerke
Maximalleistung [kW]
Tarif [€/kWh]
A
1 - 200
0,37
B
200 – 1.000
0,32
C
> 1.000
0,28
Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici, Il conto energia 2011/2013, Rom)
Die Anmeldung zur Förderung muss innerhalb von 90 Tagen nach in Betriebnahme der Anlage bei
der GSE eingehen. Die GSE hat anschließend 120 Tage Zeit um den Tarif und die Förderung
festzulegen.
Auch in Zukunft will Italien die Energieeinsparung noch weiter vorantreiben. Mit dem „Nationale
Aktionsplan“ für 2007-2012 soll der Energieverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20% abnehmen, was in
etwas einer jährlichen Reduzierung von 1,5% entspricht. Der Aktionsplan sieht deshalb auf der
einen Seite die Entwicklung von neuen Technologien sowie Produkte und Dienstleistungen mit
geringem Energieverbrauch und auf der anderen Seite die Änderung der Verhaltensweise in Bezug
auf den sparsamen Umgang mit Energie vor.
Die Sektoren in denen Einsparungen vorgenommen werden sollen sind Wohn- bzw.
Geschäftsgebäude (potenzielle Einsparungen 27-30%), die produzierende Industrie (Einsparungen
von ca. 25%) und der Transportbereich (Einsparungen von 26%). So sollen 390 Millionen Mtoe (Million
Tonnes of Oil Equivalent) oder auch 100 Mrd. € pro Jahr bis zum Jahr 2020 eingespart werden.
62
5.ENERGIEEFFIZIENZ
UND
ERNEUERBARE
ENERGIEN
IN
DER
BAUBRANCHE
Bereits in vorhergehenden Kapiteln über Energieeffizienz und Erneuerbare Energien wurde auf
die enorme Bedeutung der Baubranche für die Erreichung der italienischen Energieeinsparziele
hingewiesen. Folgerichtig beziehen sich auch ein Großteil der bereits dargestellten
Fördermaßnahmen und Vorschriften auf den Bausektor. In diesem Kapitel sollen detailliert die
speziell für den baulichen Bereich verabschiedeten Vorschriften und Fördermaßnahmen
analysiert werden, die eine Erhöhung der Energieeffizienz und eine Einbindung erneuerbarer
Energien zum Ziel haben. Zudem wird auf die Struktur und die Entwicklung des Bausektors
eingegangen.
Die Energieeffizienz hat ein hohes Potenzial in Italien, da dieser Sektor lange Zeit nicht
ausreichende Beachtung gefunden hat. Durch die hohen Energiekosten, die steuerlichen Vorteil
und durch die öffentliche Diskussion der Umweltproblematik ist dieses Thema auch in Italien
hoch aktuell.
5.1 Aktuelle Situation der italienischen Baubranche
Die Einschätzungen der italienischen Bauwirtschaft sind für das Jahr 2011 sehr unterschiedlich.
Das italienische Forschungszentrum für die Bauwirtschaft (CRESME) ist der Meinung, dass die
Talsohle bereits durchschritten und ein leichtes Wachstum zu erwarten ist. Dieses wird
überwiegend durch die anstehenden Durchführungen von Gebäudesanierungen und –
modernisierungen im Bestand erreicht. Hier stehen die neuen Regelungen und Fördermaßnahmen
in Bezug auf die Energieeffizienz von Gebäuden im Vordergrund, die nun endlich Früchte tragen.
Die technischen Voraussetzungen werden zu diesem Zweck nach und nach entwickelt, wobei
diese noch nicht das Niveau Deutschlands erreicht haben. Für einen leichten Aufschwung
sprechen auch die staatlichen Wohnungsbauprogramme, die neben den Vorbereitungen auf die
Weltausstellung 2015 in Mailand zusätzliche Impulse geben.
Nach den Studien und Einschätzungen des Branchenverbandes der Bauindustrie (ANCE) hingegen,
bringt das Jahr 2011 keinen wirklichen Umschwung, sondern eher noch einen Rückgang der
Bauinvestitionen und damit der Bautätigkeit. Laut ANCE betragen im Jahr 2010 die Investitionen
im Baugewerbe geschätzte 136 Milliarden Euro, dies entspricht mehr als 9% des italienischen
Bruttoinlandsproduktes. Die volkswirtschaftlich bedeutende Rolle der Bauindustrie spiegelt sich
auch auf dem Arbeitsmarkt wieder. 2008 arbeiten 28,3% der in der Industrie beschäftigten
Arbeitnehmer im Baugewerbe, das sind auf die gesamte Volkswirtschaft bezogen 8% oder in
absoluten Zahlen ausgedrückt 1,97 Mio. (vgl. ANCE 2009b).
63
Tabelle 33: Investitionen im Baugewerbe 2005 -2011
Investitionen im Baugewerbe (in Millionen Euro)
2005
2006
2007
2008
2009
2010 (°)
2011 (°)
Nominalwerte
Baugewerbe
139.402
145.207
151.672
152.879
142.466
136.062
135.486
Wohnbereich
73.740
78.150
82.173
83.158
76.224
73.906
74.443
Neubau (*)
35.811
37.860
39.534
39.349
32.152
28.728
28.131
Sanierung (*)
37.929
40.290
42.639
43.809
44.072
45.178
46.312
65.662
67.057
69.499
69.721
66.242
62.156
61.043
privat (*)
36.447
37.753
40.005
40.677
38.367
37.021
36.969
öffentlich (*)
29.215
29.304
29.494
29.044
27.875
25.135
24.074
.Nichtwohnbereich
Änderungen im Vergleich zum Vorjahr in % (inflationsbereinigt)
Baugewerbe
0,70%
0,60%
-2,70%
-7,70%
-6,40%
-2,40%
.Wohnbereich
2,50%
1,10%
-2,10%
-8,90%
-4,90%
-1,20%
Neubau (*)
2,20%
0,40%
-3,70%
-18,80%
-12,40%
-4,00%
Sanierung (*)
2,70%
1,70%
-0,60%
0,00%
0,50%
0,50%
-1,30%
0,00%
-3,30%
-6,30%
-8,00%
-3,70%
0,10%
2,20%
-2,00%
-7,00%
-5,40%
-2,10%
-3,00%
-2,90%
-5,10%
-5,40%
-11,60%
-6,10%
.Nichtwohnbereich
privat (*)
öffentlich (*)
(*) Schätzung von ANCE
(°) Vorhersage von ANCE
Quelle: eigene Darstellung nach Daten von ANCE und ISTAT
Nachdem die Investitionen in der Baubranche krisenbedingt im Jahr 2009 inflationsbereinigt um
7,7% zurückgegangen sind, werden für die Jahre 2010 und 2011 keine Besserungen erwartet. Im
Jahr 2010 sind die Investitionen real um ca. 6,4% gesunken und für 2011 wird ein weiterer
Rückgang von 2,4% vorausgesagt. Von 2008 bis 2011 wird die Bauwirtschaft um 17,8% in Bezug
auf die Investitionen, sprich 29 Mrd. Euro, sinken. Ein gravierender Rückgang von 34,2%, in den
oben genannten vier Jahren, ist bei den Neubauten im Wohnbereich zu verzeichnen. Für das
Jahr 2011 wird auch von der ANCE im Bereich der Sanierungen im Wohnbereich ein Wachstum
erwartet, während alle anderen Bereiche, vor allem die öffentlichen Investitionen in den
Nichtwohnbereich, weiter sinken.
Im europäischen Kontext hält sich Italien knapp unter dem Durchschnitt der EU-15 Staaten, wie
die folgende Grafik verdeutlicht.
64
Tabelle 34: Änderung der Investitionen im Baugewerbe 2009 gemessen an 2008 der EU-15Staaten
Belgien
Dänemark
Deutschland
Irland
Griechenland
Spanien
Frankreich
ITALIEN
Luxemburg
Niederlande
Österreich
Portugal
Finnland
Schweden
Großbritannien
Europ. Union (15)
Quelle: Rapporto 2010 Federconstruzioni
Die Investitionen im öffentlichen Bereich werden aller Voraussicht nach im Zeitraum von 2004
bis 2011 um 31,8% zurückgehen. Die angekündigte Reduzierung der staatlichen Ausgaben
beeinflusst das Produktionsniveau der Jahre 2011 und 2012 stark.
Im Jahr 2009 wurde der Rückgang der Beschäftigten in der Baubranche gemessen an am
vorhergehenden Jahr auf 1,3% geschätzt. Im ersten Halbjahr 2010 ist laut ISTAT eine kleine
Verbesserung im Vergleich zum Vorhalbjahr zu verzeichnen gewesen (0,6%). Die Aussichten, im
Jahr 2011 Arbeiter einstellen zu können, werden in der Baubranche nach einer Umfrage von
ANCE mit 91,6% mehrheitlich als schlecht oder unverändert angesehen. Im Jahr 2011 wird eine
weiterer Verlust an Arbeitskräften im Bereich des Bausektors erwartet, wobei die Zahle der
gesamten verlorenen Arbeitsplätzen seit Beginn der rückläufigen Phase auf 250.000 Stellen
geschätzt werden. Wenn noch die zugehörigen Industrien berücksichtigt werden, beläuft sich
diese Zahl auf mehr als 290.000.
Als weitere Ursache kommt hinzu, dass italienische Unternehmen Schwierigkeiten haben, von
den Banken einen Kredit gewährt zu bekommen bzw. schlechteren Konditionen im europäischen
Vergleich ausgesetzt sind. Der durchschnittliche Zinssatz in der Euro-Zone im September 2010
lag bei 3,47%, während der Zinssatz in Italien bei 4,1% lag. Nach einer Umfrage der Banca
D’Italia ist die Kreditnachfrage in den letzten sechs Monaten angestiegen, doch fast 40% der
Unternehmen haben eine Verschärfung der Kreditwürdigkeitsanforderungen, in Bezug auf Kosten
oder zu hinterlegende Sicherheiten, festgestellt.
65
Weiter ist ein Nachfrageeinbruch von Seiten der Familien zu verzeichnen, die wegen unsicherer
Zukunftsaussichten Investitionen in Eigenheime scheuen. Während vor allem im Neubaubereich
ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist, ist der Sanierungsbereich vergleichsweise stabil. Der
große Rückgang des Jahres 2009 lässt sich teilweise auf die Kürzungen der staatlichen
Infrastrukturausgaben, wie sie von der Legge Finanziaria 2009 vorgesehen waren, zurückführen.
Diese Kürzungen, die nominal 10,8% betragen, werden jedoch partiell von den im so genannten
Anti-Krisendekret (Dl 185/2008) vorgesehenen Investitionen für strategisch bedeutsame Projekte
wieder aufgewogen (vgl. ANCE 2009a: 27f., 35f; ANCE 2009b: 3).
Die Verringerung der öffentlichen Ausschreibungen im Bausektor ist ein bereits seit mehreren
Jahren zu beobachtendes Phänomen. Beträgt der nominale Wert der öffentlich ausgeschriebenen
Arbeiten 2003 noch 26,7 Milliarden Euro, so sind es 2011 schätzungsweise nur noch 24,1
Milliarden Euro.
Die Ankündigung der Reduzierung der Investitionsausgaben seitens der öffentlichen Verwaltung
wird sich negativ auf das Produktionsniveau der Jahre 2011 und 2012 auswirken.
Nach den Inhalten der DFP (Decisioni di Finanza Pubblica) soll der Anteil der öffentlichen
Bruttoinvestitionen gemessen am Bruttoinlandsprodukt, zwischen 2009 und 2013, um ungefähr
ein Drittel von 2,4% auf 1,7% gekürzt werden. Die staatlichen Bruttoanlageinvestitionen sinken
entsprechen um -9,7% in 2010, -7,9% in 2011 und -7,3% in 2012. Der Anteil der Staatsausgaben
am BIP wird voraussichtlich von 52,5% im Jahr 2009 auf 48,6% im Jahr 2013 verringert.
Durch den Stabilitätspakt sind die Kommunen zum sparen verpflichtet und deshalb könnten in
Baubereich wie es seit 2009 von den italienischen Unternehmen verstärkt gemacht wird PPPProjekte (Public Private Partnerships) realisiert, die jetzt auch speziell für den Bereich
energieeffizientes Bauen interessant werden.
Tabelle 35: Ausgaben der öffentlichen Verwaltung für Bruttoanlageinvestitionen in Italien in %
vom BIP (2009 – 2013)
Quelle: ANCE Osservatorio congiunturale sull’industria delle costruzioni, novembre 2010
66
Ein anderer negativer Aspekt, den eine Studie des ANCE aufdeckt, ist die schlechte
Zahlungsbereitschaft der öffentlichen Hand. 82% der befragten Unternehmen bestätigen
Verzögerungen in der Bezahlung der öffentlichen Verwaltung. Von diesen bestätigten wiederum
74% eine Verspätung von über 2 Monaten. Die durchschnittliche Verspätung in 2010 betrug 143
Tage, ca. 4,5 Monate, was das Dreifache der vom Gesetz vorgesehen Zeit entspricht. Diese
Verspätungen treffen natürlich vor allem kleinere Unternehmen hart, da diese sowohl längere
Wartezeiten auf sich nehmen und höhere Finanzierungskosten aufwenden müssen (vgl.
Osservatorio congiunturale ANCE – novembre 2010: 121).
Die gesunkenen öffentlichen Investitionen werden jedoch kompensiert durch zahlreiche
steuerliche Anreize für energiesparende Anlagen (s.o.). Rund die Hälfte aller
Energieeffizienzmaßnahmen entfallen auf den Baubereich (steuerliche Abschreibungen für
Altbausanierungen, steuerliche Vergünstigungen bei Neuinvestitionen, Halbierung des
Mehrwertsteuersatzes bei Restrukturierungsinvestitionen, etc.), womit nahezu in allen Bereichen
des Bausektors die erhoffte Trendwende eingeläutet werden könnte. Seit 2000 wurden bereits
300.000 Wohngebäude nach Energie einsparenden Kriterien errichtet.
Nach langer Anlaufzeit erwartet man von dem so genannten Piano Casa einen positiven Effekt
für die Baubranche. Das Programm zur Förderung des Wohnungsbaus wurde bereits 2009
beschlossenen, jedoch musste das genaue Regularien zwischen den Regionen und einzelnen
Kommunen speziell ausgearbeitet werden. Diese hat in einigen Regionen besser geklappt als in
anderen und hat so zu einer Verzögerung geführt. Der Piano Casa fördert den Ausbau
bestehender Gebäude, sowie den Abriss und Neubau von bereits bestehenden Gebäuden. Das
genaue Regelwerk ist jedoch wie bereits oben erwähnt von Region zu Region unterschiedlich.
Aktuellen Schätzungen zu Folge würde die Initiative Investitionen von zwischen 50-60 Milliarden
Euro bedeuten. Energieeffizientes Bauen wird in den Zielen der Übereinkunft von Staat,
Regionen und lokalen Behörden explizit bei den Zielen der Initiative erwähnt. Im Kapitel
Förderung im Bereich Baubranche wird näher auf den ‚Piano Casa’ eingegangen.
Die gesetzten Ziele der Energieeinsparungen im Baubereich sind noch weit entfernt. Das
Wirtschaftssystem fordert von der Baubranche ein sofortiges Umdenken in Bezug auf die
Unternehmensorganisation und Produktionsprozesse. Das neue Entwicklungsmodell der
Nachhaltigkeit lastet schwer auf dem Wachstum der Branche und bedeutet zudem schnelle und
grundlegende Änderungen des aktuellen Energiemodells in Bezug auf die Nutzung von
erneuerbaren Energiequellen und Energieeffizienz.
Energieeffizienz ist in der Tat eine der naheliegendsten Lösungen zur Reduzierung der
Gasemission und der Energiekosten für die Familien. Nach dem IPCC (Intergovernmental Panel of
Climate Changes) bietet die Energieeffizienz die größte Möglichkeit der Energieeinsparung im
Baubereich. Hier könnten bis 2020 30% der Emissionen zu negativen Kosten vermieden werden.
67
Am 14. Dezember 2008 haben die europäischen Regierungen im „Protokoll 20-20-20“ -20 %
Treibhausgasemission, -20% Energieverbrauch und +20% Energieerzeugung aus erneuerbaren
Energien bis 2020 für die Europäische Union beschlossen.
Für Italien bedeutet dies +17% an erneuerbarer Energie und -13% an klimaverändernden
Emissionen. Der „Piano di azione nazionale sull’efficienza energetica“ von 2007 sieht im
Wohnungsbau eine Einsparung von 3.722 GWh/Jahr bis 2010 und 13.730 GWh/Jahr bis 2016 vor.
Im Bereich der erneuerbaren Energien sehen Fachleute zwar noch Defizite in der Verknüpfung
von Bauvorhaben und der Nutzung von erneuerbaren Energien, aber die öffentliche Akzeptanz
und damit auch das Interesse von Architekten und Planern wird im Jahr 2011 weiter wachsen.
Das nötige Know-How im Bereich der gebäudeintegrierten Photovoltaik, um Sie bereits in die
Planungsphase mit einbeziehen zu können, hat sich gegenüber dem letzten Jahr verbessert, hat
aber noch nicht deutschen Standard erreicht. So sind in Italien laut CRESME schon 75.000
Fotovoltaikanlagen auf Dächern installiert worden.
Eine wichtige Rolle in Italiens Bauwirtschaft spielt der Baufachverband ANCE, die Associazione
Nazionale Costruttori Edili. Es handelt sich um den nationalen Verband der Bauunternehmer für
Wohnungs- und Industriebau sowie für die Errichtung öffentlicher Gebäude in Italien. Der 1946
gegründete Verband verkörpert 20 Regionalorganisationen, 102 Provinzverbände und 20.000
Baufirmen jeglicher Spezialisierung und Größe. ANCE und seine Regionalverbände vertreten die
Bauindustrie gegenüber der Regierung und dem Parlament durch Lobbyaktivitäten. Darüber
hinaus werden die Interessen des Baugewerbes gegenüber politischen, sozialen und kulturellen
Institutionen vertreten.
ANCE berät und unterstützt seine Mitglieder in legislativen Belangen und protegiert sie in
industriellen und ökonomischen Beziehungen. Die Dienstleistungen des Verbandes vollziehen sich
in den Bereichen Ausschreibungen, Vergaberechte, Arbeitnehmerbeziehungen, öffentliche und
private Finanzierung, technische Innovationen, Qualitätszertifizierung, fiskalische Regulierung
und Unternehmensbewerbung für öffentliche Projekte. Auf europäischer Ebene arbeitet ANCE
mit namhaften internationalen Institutionen und Lobbyverbänden zusammen, wie der FIEC
(European Construction Industry Federation), der UNICE (Union of Industrial and Employers’
Confederations of Europe) oder der UEPC (Union Européenne des Promoteurs-Constructeurs).
Wichtig ist außerdem das Portal Suap (Sportello unico per le Attività Produttive) und das
Unternehmensregister (www.registroimprese.it), die die einzigen öffentliche Anlaufstellen für
alle Abläufe bezüglich der Aufnahme der Produktions- und Dienstleistungsaktivitäten sein
werden, die telematisch abgewickelt werden können. Die Ankündigung z.B. der DIA des
Unternehmens muss mittels COM.UNICA (Online-System für Genehmigungen bei staatlichen
Einrichtungen wie Handelskammer, Finanzamt etc) dem Unternehmensregister vorgelegt
werden, dieses leitet den Antrag telematisch an die zuständige Kommune weiter.
68
5.2 Das ökologische Bauen
Ein Teilbereich der Baubranche macht allerdings von sich reden. Nämlich der Bereich des
ökologischen
Bauens,
oder
„Grünen
Bauens“.
Nachhaltige
Entwicklung
heißt,
Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu
berücksichtigen, damit nachfolgenden Generationen ein intaktes ökologisches, soziales und
ökonomisches Gefüge hinterlassen werden kann.
Aus diesem Handlungsprinzip ergeben sich vielfältige Anforderungen, die in folgende drei
Kategorien gegliedert sind:
- Ökologische Dimension der Nachhaltigkeit
- Ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit
- Soziale und kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit
Für den Baubereich lassen sich aus diesen Dimensionen verschiedene Schutzziele ableiten. Dabei
wird im Rahmen einer Lebenszyklusbetrachtung die Optimierung sämtlicher Einflussfaktoren
über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – also von der Rohstoffgewinnung über die
Errichtung bis zum Rückbau – angestrebt.
Dieser Bereich berücksichtigt unter Anderem die Auswahl natürlicher Bau- und Dämmstoffe oder
Naturfarben, Dachbegrünung, regenerative Heizungssysteme wie z.B. Holzpelletheizungen,
Wärmepumpen oder Wandheizungen, Regenwasser- und Grauwassernutzung, die Verwendung
von
regenerativen
Energiequellen,
Lüftungssysteme,
intelligente
Regelund
Steuertechniken.(Quelle: ökologisch-bauen.info, Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung)
In Italien gibt es seit 1998 einen nationalen Verband namens „Bioediliziaitalia“, der sich mit
dem Thema der Nachhaltigkeit im Bauwesen, der Zertifizierung und mit der Einführung von
Normen beschäftigt. Das ökologische Bauen ist im Norden Italiens schon sehr verbreitet und wird
sich im Jahr 2011 weiter Richtung Süden verbreiten. (Quelle: www.bioediliziaitalia.org)
Nach Herta Peer, der technischen Leiterin von CasaSalute, einem Unternehmen aus dem Bereich
Beratung, Planung und Vertrieb von Produkten im nachhaltigen Bausektor aus Bozen, stagniert
dieser spezielle Markt in Deutschland und Europa, während in Italien schon die ersten Zeichen
einer Erholung zu sehen sein. Speziell würde man das im Bereich des Bauens mit
Massivholzplatten feststellen. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erhalten
nicht nur immer mehr Einzug in die Kultur der Planer und Hersteller, sondern auch der
italienischen Bürger und Nutzer. (Quelle: presenza tecnica Ausgabe November/Dezember 2010)
69
Ein einheitliches und verbindliches Vorgehen nach klaren
Regelungen und Vorgaben, zur Erhöhung der Planungs- und Investitionssicherheit, für das
ökologische Bauen steht allerdings noch aus.
5.3 Marktakteure
In Italien gibt es etwa 635.000 Bauunternehmen (ISTAT 2008), von denen über 50% in den sechs
großen italienischen Regionen Lombardei, Latium, Venetien, Kampanien, Emilia Romagna und
Piemont ihren Firmensitz haben. Das Baugewebe in Italien hat einen Anteil von 11% am
Bruttoinlandsprodukt und ist zu 8,4% an der Gesamtbeschäftigung beteiligt. Über die Hälfte der
Unternehmen verfügen über weniger als vier Mitarbeiter und die Bruttowertschöpfung liegt bei
40.000 € pro Beschäftigtem. Nur 81 Unternehmen verfügen über mehr als 250 Mitarbeiter. Diese
Unternehmen machen im Durchschnitt einen Umsatz von 228 Mio. €.
Branchenführer ist die Impregilo Aktiengesellschaft, deren Umsatz 2009 ca. 2,7 Mrd. beträgt und
die einen EBIT von 141,6 Mio. Euro erwirtschaftet hat. Im Jahr 2009 sind etwa laut ANCE ca.
187.000 Baugenehmigungen erteilt worden, das entspricht fast der Hälfte der
Baugenehmigungen aus dem Spitzenjahr 2005.
Tabelle 36: Branchenführer Bau (Top 3)
Branchenführer
Bau
Umsatz 2009 in Mrd. €
EBIT 2009 in Mio. €
Impregilo
2,71
141,6
Astaldi
1,87
155
Gruppo Cmc
0,72
28,2
Quelle: eigene Darstellung nach Unternehmensangaben (www.impregilo.it, www.astaldi.it,
www.cmc.coop)
Das Bauwesen ist in Italien durch lokal agierende, relativ kleine Firmen geprägt. Dies hat
verschiedene Gründe. Zum einen bestehen in Italien große regionale Differenzen, gerade auch in
Bezug auf Bauvorschriften und Förderpolitiken. Der bürokratische Aufwand ist enorm und
verschiedene kommunale Bestimmungen sind teilweise widersprüchlich. Nicht zu vernachlässigen
und für ausländische Unternehmen problematisch, ist der starke politische Einfluss auf die
Branche. Ausschreibungen sickern oft vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin durch, so dass
ein gutes Netzwerk vor Ort wichtig ist.
Vorbildlich sind die Bedingungen jedoch in der Region Piemont. Dort hat man neue
investitionsfördernde Maßnahmen erlassen, die explizit auch ausländische Unternehmen
anlocken sollen. Sie richten sich vorrangig an Unternehmen, die im Bereich EE, im
Gesundheitssektor und in der technologischen Erneuerung und Forschung aktiv sind. Dabei
werden ausländische Firmen bei der Überwindung bürokratischer Hürden unterstützt. Nähere
Informationen sind unter www.centroestero.org abrufbar.
70
Bislang sind in Folge der schwierigen Bedingungen nur wenige internationale Baukonzerne mit
Erfolg in Italien tätig. Die bekannteste Ausnahme ist die britische ARUP.
In Bereichen, in denen italienische Firmen Defizite haben, wie beispielsweise im Energieeffizienz
und erneuerbare Energien Bereich, sind dennoch gute Perspektiven für deutsche Unternehmen
zu sehen. Es ist jedoch empfehlenswert, sich einen italienischen Partner zu suchen, der mit den
Bedingungen vor Ort vertraut ist.
Das Nord-Süd-Gefälle in Italien kommt auch in der Bauwirtschaft zum Tragen. Während im
norditalienischen Südtirol und Piemont gute Chancen für deutsche Unternehmen bestehen, sind
die Risiken im Süden unkalkulierbar, da diese Region zu einem großen Anteil von der
organisierten Kriminalität beherrscht wird.
5.4 Bauliche Vorschriften
Energieeffizienz ist in Italien ein höchst aktuelles Thema, was sich auch in den kommunalen
Bauvorschriften widerspiegelt. Laut CRESME und Legambiente ist die Zahl der Kommunen, die
„grüne“ Bauverordnungen beschlossen haben, im Jahr 2010 auf 705 gestiegen. Im Vergleich zu
der Gesamtzahl von 8.094 Kommunen scheint diese Anzahl sehr gering, aber wenn man
berücksichtigt, dass es sich bei den 705 Kommunen hauptsächlich um große Städte handelt,
gewinnt diese Zahl an Interesse. Damit sind durch diese Kommunen 18,7 Mio. Einwohner
begünstigt (mehr als 31% der Einwohner Italiens). Nach CRESME wurden im Zeitraum 2008 bis
2010 etwa 827.000 neue Wohnungen gebaut, von denen ungefähr ein Drittel den neuen
Energieeffizienz-Standards entspricht.
Wie von den EU-Richtlinien 2002/91 EG und 2006/32 EG über die Energieeffizienz im Bausektor
und Energieeffizienz beim Endverbrauch vorgesehen, hat Italien zahlreiche bauliche Vorschriften
erlassen, die bei der Errichtung neuer Gebäude oder bei der Altbausanierung beachtet werden
müssen. Ein zentraler Punkt ist dabei die Energiezertifizierung, auch Energiepass genannt, auf
die bereits im Kapitel 3.6.3 eingegangen wurde. Durch die Zertifizierung wird sichergestellt,
dass es für den Käufer von Eigentumswohnungen möglich ist, die Energiebilanzen verschiedener
Objekte zu vergleichen.
Mit dem Inkrafttreten des Gesetzesdekrets 192/2005 mitsamt der im Dekret 311/2006
vorgenommenen Änderungen, müssen neue Gebäude je nach Klimazone unterschiedliche
Mindeststandards bezüglich der Wärmeisolierung, Einsatz von erneuerbaren Energien in
Neubauten und bei Bestandssanierungen erfüllen. Diese sind in den letzten Jahren sukzessive
erhöht worden.
71
Auch die Nutzung der erneuerbaren Energien wird durch verschiedene Vorschriften forciert. Seit
dem 01.01.2006 ist Photovoltaik für Neubauten und Altbausanierungen mit einer Grundfläche
von über 100m² verpflichtend vorgeschrieben. Mit der Legge Finanziaria 2008 ist zudem
festgelegt worden, dass alle Gebäude, die nach dem 01.01.2009 errichtet werden, pro
Wohneinheit mindestens eine Photovoltaikanlage mit 1 kW Leistungsfähigkeit installieren
müssen.
Für die Industrie sind mindestens 5 kW vorgeschrieben. Bereits seit dem 01.01.2006 muss 50%
des Warmwassers durch Solarthermie erhitzt werden (gilt für neue Gebäude und wenn
Komplettsanierung erfolgt). Für Gebäude, die sich in historischen Stadtzentren befindet, gibt es
eine Ausnahmeregelung. Diese müssen nur 20% Brauchwasser mit Solarthermieanlagen erhitzen.
Mit der Richtlinie 2010/31 vom 19. Mai 2010 gibt es eine Neufassung bezüglich
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Die Maßnahmen in Folge der Richtlinie muss zunächst
von der italienischen Regierung für Italien angepasst und umgesetzt werden, was in der Regel
sehr schnell geht (Von der EU wird für die Umsetzung eine Frist von 2 Jahren gegeben).
Für Neubauten soll daher ab 2021 gelten, dass nur noch so genannte „Niedrigstenergiehäuser“
gebaut werden, die eine hohe Gesamtenergieeffizienz aufweisen. Der sehr geringe, wenn
möglich bei Null liegende Energiebedarf sollte dabei aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt
werden. Die gleichen Anforderungen gelten für öffentliche Neubauten schon ab 2019.
Bei den bestehenden Gebäuden, die eine Renovierung unterzogen werden, soll gelten, dass eine
Mindestenergieeffizienz von Staat festgelegt wird, die bei der Sanierung berücksichtigt und
erreicht werden sollte. Dabei kann gewählt werden ob Gesamtkosten der Renovierung der
Gebäudehülle oder der technischen Systeme 25 % des Gebäudewertes (ohne Grundstück)
übersteigen oder mehr als 25 % der Oberfläche der Gebäudehülle einer Renovierung unterzogen
werden.
Darüber hinaus soll eingeführt werden, dass bei Neubauten überprüft werden soll, ob die
technische, wirtschaftliche und ökologische Realisierbarkeit hocheffizienter Systeme gegeben
sind. Diese Prüfung soll neuerdings für alle Gebäude und nicht für Gebäude größer als 1.000 m².
Allerdings verliert diese Regelung etwas an Bedeutung, das die Prüfung nicht mehr wie erst
vorgesehen, transparent und dokumentiert werden muss.
In Zukunft wird die Rolle des Energieausweises noch wichtiger werden. Nach den Vorgaben der
EU, soll dieses durch die Maßnahme erfolgen, dass der Energieausweis dem potenziellen Käufer
in Kopie vorgelegt werden muss (bisher keine Pflicht). In Italien wurde am 30. November 2010
bereits die Vorgabe entworfen, dass zukünftig der Käufer/Mieter in einem Kauf- oder
Mietvertrag eines Gebäudes oder eines Grundstücks bestätigen muss, dass Informationen und
technische Unterlagen hinsichtlich der Energiezertifizierung des Gegenstandes erhalten wurden.
Bei Mietverträgen findet die oben genannte Regel nur bei Gebäuden und Grundstücken, die
schon mit einem Energieausweis ausgestattet sind Anwendungen. Ab dem 1. Januar 2012 soll es
72
Pflicht werden, den Index der energetischen Leistung laut des Energiezertifikates in der
gewerblichen Verkaufsanzeige anzugeben.
Darüber hinaus soll auch die Pflicht, die Energieklasse sichtbar am Gebäude anzubringen
ausgeweitet werden. Gebäude ab 500m², die durch öffentliche Behörden benutzt werden und
hohen Publikumsverkehr aufweisen, soll es Pflicht werden den Ausweis gut sichtbar aufzuhängen
.Dies gilt auch für andere Gebäude, z.B. Hotels, wenn ein Ausweis ausgestellt wurde.
Bei öffentlichen Gebäuden gilt die Anforderung ab Juli 2015 bereits ab 250 m². Bisher war die
Grenze 1.000 m²; eine Aushangpflicht für andere als öffentliche Gebäude gab es nicht. Für den
Energieausweis soll eine Gültigkeit von 10 Jahren vorgesehen werden.
Die Vorgehensweise zur Berechnung der energetischen Leistung eines Gebäudes soll bis zum 30.
Juni 2011 festgelegt werden und berücksichtigt die thermischen Beschaffenheit des Gebäudes,
der Anlagen zur Heizung und Warmwasserproduktion, zur Klimatisierung und Belüftung, zur
Beleuchtung, der Planung, Lage und Ausrichtung des Gebäudes und der passiven Solarsysteme.
Weiterhin werden für Anlagen zur Heizung mittels Heizkessel mit einer Leistung über 20 kW und
zur Klimatisierung mit einer Leistung von mehr als 12 kW eine regelmäßige Wartung
vorgeschrieben. Heizanlagen mittels Heizkessel mit einer Leistung über 100 kW müssen
mindestens alle zwei Jahre überprüft werden, während Heizanlagen mittels Gas alle vier Jahre.
(Quelle: Direttiva 2010/31/UE del parlamento europeo e del consiglio, vom 19.Mai. 2010)
5.5 Förderung Baubranche
5.5.1 Einkommenssteuervergünstigungen
Noch bis zum 31.12.2012 befristet haben physische Personen die Möglichkeit 36% der Ausgaben
für Renovierungsarbeiten an ihren Wohnungen oder an gemeinsam genutzten Teilen von
Wohnhäusern (Fundamente, Eingangstüren, etc.) von der Einkommenssteuer abzusetzen.
Gedeckelt sind die Ausgaben auf 48.000 Euro und die Absetzung kann in der Regel nur über zehn
Jahre gestreckt erfolgen. Einzig Personen, die über 75 oder über 80 Jahre alt sind dürfen die
Ausgaben auch über fünf beziehungsweise drei Jahre gestreckt absetzen. Die Deckelung von
48.000 Euro gilt dabei für die Wohneinheit. Es ist also nicht möglich, durch die Verteilung der
Ausgaben auf mehrere physische Personen, den Deckelungsbetrag zu umgehen. Die Bedingungen
für die man die Steuervergünstigung erhalten kann, sind im Präsidialdekret 380/2001 Art. 3
geregelt. Grundsätzlich sind Planungs-, Arbeits- und Materialkosten absatzfähig. Bloße
Instandhaltungsarbeiten sind nur für gemeinsame genutzte Teile von Wohnhäusern absetzbar,
nicht für Privatwohnungen. Die Steuervergünstigung von 36% ist zudem nicht mit den oben
erläuterten Steuervergünstigungen für Energieeinsparmaßnahmen kumulierbar.
73
Privatpersonen, die eine Eigentumswohnung in einem zuvor renovierten Haus erwerben, können
bis zu 25% des Kaufpreises (max. 48.000 Euro) mit 36% von der Einkommenssteuer absetzen.
Diese Möglichkeit ist von der Legge Finanziaria 2010 verlängert worden und gilt für
Renovierungsarbeiten, die zwischen dem 01.01.2008 und dem 31.12.2012 ausgeführt werden. Die
Transaktion muss bis zum 30. Juni 2013 erfolgen. Die Renovierungsarbeiten müssen dabei das
ganze Haus betreffen. Es reicht nicht aus, wenn nur in der erworbenen Wohneinheit Maßnahmen
durchgeführt werden.
Ebenfalls steuerlich absetzbar sind Hypothekenzinsen, wenn die Kredite für den Um- oder
Neubau von Häusern aufgenommen wurde, in denen der Eigentümer seinen Hauptwohnsitz hat.
Die Zinsen lassen sich zu 19% von der Einkommenssteuer absetzen. Maximal abzugsfähig sind
2582,28 Euro.
5.5.2 Mehrwertsteuervergünstigungen
Die Legge Finanziaria 2008 sieht vor, dass bestimmte Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten in
Wohnungen von Privatpersonen bis zum 31.12.2010 von einer halbierten Mehrwertsteuer
profitieren können. Grundsätzlich ist die Reduzierung sowohl auf Arbeitsleistung als auch auf das
verwendete Material anwendbar. Übersteigen die Materialkosten jedoch die Arbeitskosten, wird
die Differenz regulär mit 20% versteuert. Arbeiten, die von der Reduzierung profitieren können,
werden im Dekret vom 29.12.1999 definiert. Dabei handelt es sich um Türen und Fenster,
Heizkessel, Videosprechanlagen, Klima- und Belüftungsanlagen, Sanitäranlagen und Armaturen
sowie Sicherheitssysteme.
Für Renovierungsarbeiten gilt ansonsten weiterhin und unbegrenzt die Anwendung des halben
Umsatzsteuersatzes, wenn einige Bedingungen erfüllt sind. Sie ist anwendbar auf
Dienstleistungen, die der baulichen Widerherstellung dienen. Zudem kann sie auf Materialien
angewendet werden, die für solche Eingriffe benötigt werden. Ausgenommen sind jedoch
Primär- und Halbfertigmaterialien. Die genauen Bestimmungen werden im Präsidialdekret
380/2001 Art. 3 geregelt.
Auch der Bereich der Erneuerbaren Energien wird steuerlich gefördert. So beträgt die
Umsatzsteuer auf Photovoltaik- und Windkraftanlagen lediglich 10% anstatt der üblichen 20%.
Diese Förderung können sowohl Privatpersonen, als auch Unternehmen in Anspruch nehmen. Mit
dem Haushaltsgesetz von 2008 sollte die Immobiliensteuer für Gebäude mit Anlagen zur
Erzeugung von erneuerbaren Energien herabgesetzt werden (Imposto Communale sugli
Immobili). Die Steuersenkung orientiert sich am Immobilienwert und ist von Gemeinde zu
Gemeinde unterschiedlich. Da die Regierung Berlusconi die Immobiliensteuer jedoch im Jahr
2008 abschaffte, gilt diese Förderung nur noch für Luxus- und Zweitwohnungen.
Ebenfalls unbegrenzt gilt die Regelung, dass Endprodukte, die für den Bau nicht-luxuriöser
Wohnungen gekauft werden, nur mit einer vierprozentigen Mehrwertsteuer belastet werden.
74
5.5.3 Staatliche Infrastrukturprogramme
Aufgrund des Erdbebens vom 15.10.2009 in der Region Umbrien, wird dieser ein Betrag von 3
Millionen € jährlich für die Jahre 2011-2012 zur Verfügung gestellt um Investitionen
voranzutreiben. Dieses ist ähnlich durch das Legge Finanziaria 2010 in der Region Abruzzen
durchgeführt worden.
Im Jahr 2010 wurde deshalb eine Ersatzsteuer für die Einkommensteuer von 20% für die
Vermietung von Wohnungen in der Region Aquilla eingeführt und zudem wurden physische und
nicht physische Personen, die ihren Wohnsitz oder Unternehmenssitz in der betroffenen Region
haben, von der Erhebung von Abgaben freigestellt. Zudem wurden in der Kommune Aquilla durch
das Projekt C.A.S.E. im November 2010 148 neue Gebäude mit Solaranlagen errichtet, die
jährlich etwas 180.000 € in die Kassen der Kommune spülen und nach Ablauf der garantierten 20
Jahre in den Besitz der Kommune übergeht. (Quelle: FV FotoVoltaici 1/2011)
Im Bereich der Gebäudeeffizienz sollen in Italien 40 Mrd. Euro in öffentliche Strukturen
investiert werden, bislang würden 17.8 Mrd. finanziert. Aufgrund des Finanzmangels der
Regierung müssen bei den öffentlichen Infrastrukturprojekten zunehmend private Investoren
beteiligt werden. Das Infrastrukturprogramm in Italien (von der Europäischen Investitionsbank
finanziert) sieht Investitionen von 15 Mrd. Euro bis 2012 vor. Diese werden unter anderem für
das Projekt der Hochgeschwindigkeitsverbindung Turin-Lyon eingesetzt.
Weitere Projekte sind die Weltausstellung 2015, für die schätzungsweise 14,6 Mrd. € investiert
werden sollen sowie der Bau des Brennerbahntunnel, wobei Kosten von 7,2 Mrd. € auf Italien
entfallen und seitens der EU eine Unterstützung von 800 Mio. Euro zugesagt wurde.
(Quelle: gtai – Germany Trade & Invest).
Für den Süden Italiens sind ebenfalls Großprojekte geplant. Die Hängebrücke von Messina soll ca.
6.3 Mrd. Euro kosten und das Festland mit Sizilien verbinden. Geplanter Baubeginn war 2010 und
die Fertigstellung soll 2016 erfolgen. Darüber hinaus wird das Autobahnnetz ausgebaut.
Zusätzlicher Wirtschaftsfaktor wird die Weltausstellung 2015 in Mailand sein. Zu diesem Zweck
wurden bereits Großprojekte wie Porta Nuova (2,5 Mrd. € und Fertigstellung 2012) und City Life
(2,1 Mrd. € und Fertigstellung 2014) in Angriff genommen. Weitere Großprojekte, wie
Messehallen, Hotels, Geschäfts-, Büro- und Wohnhäuser sind im Großraum Mailand in Planung.
Die Investitionen im Hochbau werden von dem Veranstalter bereits auf 3,2 Mrd. € geschätzt,
wobei noch Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich für den Ausbau der Infrastruktur
veranschlagt werden.
75
Besondere Bedeutung für die italienische Konjunktur kommt, wie bereits im Abschnitt über die
aktuelle Situation der italienischen Baubranche erwähnt, dem Piano Casa zu. Dieser wurde
ursprünglich im Sommer 2008 von der Regierung Berlusconi beschlossen, um den öffentlichen
Immobilienstand zu modernisieren und für in ärmlichen Verhältnissen lebende Familien, ältere
Menschen und jungen Paaren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dieser Plan ist im Frühjahr
2009 durch zwei neue Projekte ergänzt worden, um einen Schlüsselsektor der italienischen
Wirtschaft (die Baubranche) zu stärken und den Bedürfnissen italienischer Familien weiter
entgegenzukommen.
Die Übereinkunft zwischen Staat und Regionen vom 31.03.2009 sieht daher vor:
•
•
•
Für Ein- oder Zweifamilienhäuser oder Wohnhäuser, deren Rauminhalt 1000 Kubikmeter
nicht übersteigt, darf das Volumen um 20% erweitert werden
Bei Abriss und Neubau von Wohnhäusern darf das alte Raumvolumen um 35%
überschritten werden. Dadurch soll die architektonische Qualität und die Energieeffizienz
der Gebäude gesteigert und der Einsatz Erneuerbarer Energien sichergestellt werden
Vereinfachung der bürokratischen Verfahren, um die schnelle Ausführung der Projekte zu
ermöglichen
Ausgeschlossen von den oben dargestellten Möglichkeiten sind Eingriffe an Gebäuden, die illegal
errichtet wurden bzw. sich in historischen Stadtzentren befinden oder in Gebieten liegen, für die
ein absolutes Bebauungsverbot herrscht.
Aktuell (Stand 16.12.2010 laut ANCE) haben 7.954 Wohnungen, darunter Neubauten, Umbauten,
Sanierungen und Ankäufe, ca. 187 Mio. Euro aus staatlichen Quellen, 169 Mio. aus regionalen
Quellen, 105 Mio. aus anderen öffentlichen Quellen und 1.122 Mio. Euro aus privaten Quellen in
Anspruch genommen.
Ebenfalls 2009 wurde „Der Plan der 100 Städte“ (piano delle cento città) zum sozialen
Wohnungsbau beschlossen. Nach dem der Bau von 100.000 Wohnungen beschlossen wurde. Dieser
finanziert sich über Immobilienfonds unter mehrheitlich staatlicher Beteiligung. In diesem Zuge
sollten ca. 30 große Projekte durchgeführt werden. In Crema, Parma und Mailand wurde bereits
mit dem Bau von 40.000 Sozialwohnungen begonnen. Der staatliche Anteil der Fonds beträgt
derzeit 1,67 Mrd. € für Investitionen in den Wohnungsbau. Zu diesen Mitteln sollen noch Gelder
privater Investoren hinzukommen. Insgesamt sollen ca. 7 Mrd. € in den Sozialwohnungsbau
fließen.
76
Die sozialen Wohnungen, die bis jetzt errichtet wurden, reichen aber bei weitem noch nicht aus.
Nach den neusten Informationen (www.pianocasa2009.com vom 14 Januar 2011) wird eine
Gesetzesmaßnahme bezüglich der Mietkündigungen wegen Zahlungsverzuges weiter auf die lange
Bank geschoben. Laut Fantoni, dem Präsidenten der ANCI (Verband der italienischen
Kommunen), sind 85% der Kündigungen auf Mietrückstände zurückzuführen, während mehr als
650.000 Familien auf die gemeinnützigen Wohnungen warten. Der Mietunterstützungsfond zum
Beispiel wies im Jahr 2000 bei der Einführung eine Summe von 360 Mio. € auf, während er im
Jahr 2009 nur noch 143 Mio. € betrug und 2010 weiter auf 110 Mio. € reduziert wurde. Im Jahr
2011 wird der Fond einen Betrag von 33 Mio. € und 2013 nur noch 14 Mio. € betragen. Es wird
eine Wiederauffüllung des Fonds auf das Niveau von 2000 gefordert.
5.5.4 Progetto „SCOOP“
Das sogenannte „progetto SCOOP“ (kurz für Italian Solar Concentration Technologies for
Photovoltaic
Systems)
ist
eine
weitere
Förderungsmaßnahme
des
italienischen
Photovoltaikmarktes. Hauptinvestoren sind, neben dem Minsterium für Umweltentwicklung im
Rahmen des Förderungsprogramms „Industria 2015“, ENEL und 16 weitere Partner, wie
Marktforschungsbüros, Universitäten, Pmi und Großunternehmen. Ziel dieses Projektes ist es
effiziente und konkurrenzfähige Technologien zu entwickeln, wofür 17 Millionen € veranschlagt
und 7 Millionen vom Programm „Industria 2015“ übernommen werden. Dabei sollen bis 2012 die
Produktionszweige in den Bereichen technologische Entwicklung, Umsetzung, industrielle
Implementierung sowie der Handel mit Photovoltaiksystemen ausgebaut werden. Schließlich soll
das Projekt die Photovoltaikbranche dahingehend fördern, dass ein Netzwerk, welches von der
Recherchearbeit bis hin zum wirklichen Bau der Anlage reicht, entstehen kann.
6.
Case Studies: aktuelle Großprojekte
6.1.
Eurosky
Das Unternehmen Projekt CMR („Progetto CRM“) wurde bereits 1994 von Fachleuten mit
internationaler Erfahrung vor dem Hintergrund der optimalen Nutzung der begrenzt zur
Verfügung stehenden Fläche in Verbindung mit einem neuen zukunftsfähigen Design gegründet.
Der Hauptsitz befindet sich in Mailand, mit Vertretungen in Rom, Athen, Barcelona, Istanbul,
Peking und Tianjin. Das Unternehmen realisiert das Projekt „Eurosky“ für die PARSITALIA REAL
ESTATE Srl in Rom. Seid 2009 befindet sich das Projekt im Bau und soll nach Fertigstellung als
Multifunktionsgebäude als Büro-, Geschäfts- und Wohngebäude Verwendung finden. Die Fläche
beträgt 30.000 qm und 16.000 qm Parkplätze.
77
Das Gebäude ist bezüglich der Energieklassifikation zwischen Klasse A und A+ einzuordnen. Es
wird schätzungsweise nur eine CO2-Emission von 212 Kg/Jahr für das Heizen verursacht und für
ein Appartement von 100 qm circa 100 m³ Methangas.
Eine gute Isolierung wird mittels neuesten Materialien und Technologien gewährleistet und die
direkte Einstrahlung begrenzt (belüftete Wände). Durch eine besondere Form wird die
Gebäudeoberfläche reduziert um die Temperaturverluste zu minimieren. Die Außenfassade
besteht aus Profilen mit thermischen Trennwänden, Glas mit geringen Temperaturverlusten und
einer bestmöglichen Nutzung der Sonneneinstrahlung.
Die eingebauten Anlagen beinhalten Gewinnung von Wasser durch einen Regenwassersammler,
die Verwendung von grauem Wasser und die Filtrierung und Aufbereitung von Wasch- und
Duschwasser. Des Weiteren wird die Luftfeuchtigkeit eines jeden Raumes zentral überwacht und
gesteuert sowie die Energie der ausgestoßenen Luft zum Vorwärmen verwendet.
Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach wird eine
Leistungsfähigkeit von ca. 200kW besitzen, ist
horizontal eingerichtet mit einer eigens für dieses
Gebäude entwickelten Technik aufgestellt zu
werden. Die Anlage ist in der Lage 320 MWh pro
Jahr zu produzieren, als mehr als 1 MWh pro
Appartement.
Darüber hinaus wird auch die Energie aus den
Aufzügen wieder verwendet indem die Energie
des herunterfahrenden Aufzuges für den Anstieg
gespeichert wird.
78
Ein automatisches Kompostiersystem halbiert die Ausgaben von ca. durchschnittlichen 90€ auf
45€ pro Kopf pro Jahr (erstes Gebäude in Italien, dass hiermit ausgestattet wird).
(vgl. 21.09.2010 Workshop ANCE “prestazioni energetiche ed evoluzione del mercato residenziale” von Claudio Panichi)
6.2.
Kindertagesstätte Cologno Monzese
Der Kindergarten in der Nähe von Mailand wird Platz für ca. 60 Kinder haben sowie zusätzlich
auch als Bürgerzentrum für soziale und kulturelle Veranstaltungen genutzt und von der
Gemeinde verwaltet werden. Dieser Neubau mit spielerischer Architektur soll die inneren und
äußeren Flächen funktionell optimal ausnutzen.
Die gesamte Einsparung an Primärenergie wird 55% (ohne erneuerbare Quellen) und 77% (mit
erneuerbaren Quellen) betragen. Die zum heizen benutzte Primärenergie wird 81% geringer, zur
Kühlung 21% geringer als vergleichbare Kühlungen sein als laut Bauverordnung gefordert.
Die Außenwand wird mit ca. 20 cm Isolierung ausgestattet und es werden speziell isolierende
Dach- und Fundamentteile und Fenster verwendet.
Zum heizen und für das Sanitärwasser wird auf eine Grundwasserwärmepumpe zurückgegriffen.
Ein Grundwasserwärmetauscher sorgt zusammen mit einer nächtlichen Belüftung für die Kühlung
im Sommer. Es werden 110 m² Fotovoltaikmodule verbaut, die eine Leistung von 3,9 kWh/m³a
erbringen. Ausnutzung des Sonnelichtes und von energieeffizienter Beleuchtung. Alles in allem
soll somit eine Energieeffizienzklasse von A+ erreicht werden.
(vgl. European GreenBuilding Award -Best New Projects Frankfurt, 14 April 2010)
79
6.3.
Bau einer Einfamilienhaussiedlung
In der Region Friaul-Julisch Venetien sollten Einfamilienhäuser mit Aufzug, optimaler
energetischer und fortschrittlicher akustischen Leistung, erdbebensicherer Konstruktion,
kleinstmöglichem Wartungsaufwand sowie größtmöglicher Kosteineinsparung durch die
Verwendung von neuen hochqualitativen Technologien errichtet werden.
Die Umsetzung unter Berücksichtigung aller Vorgaben begann schon in der Planungsphase mit der
Auswahl der geeigneten Fläche. Des Weiteren wurden die Fenster gegen Süden ausgerichtet,
welche ebenfalls die Seite der Räumlichkeiten für die tägliche Benutzung sein wird.
Es wird ebenfalls die Installation eins Dachgartens zur Isolierung und eine Geothermieanlage
eingeplant. Eine Luftzirkulationsanlage wird zur Wärmewiedergewinnen verwendet. Dies alles
wird durch eine moderne Steuer- und Regeltechnik verbunden.
Zur Wärmedämmung in der Wand wird eine innere Isolationsschicht
von 6 cm und eine äußere von 18 cm verwendet, wobei die dicke des
Betons 15 cm beträgt. Für die Decken werde Thermoplatten verbaut.
Für den umgebenden Fußweg wird verzinkter Stahl verwendet um eine Brückenplatte mit
Auskragung ohne Wärmebrücke zu erzeugen. Aus regeneriertem Plastik wurde zusätzlich eine
spezielle Form zur Dränage konstruiert, die das überflüssige Wasser zur Nutzung speichern kann.
Die Fenster mit hoher isolierender Wirkung durch eine Argonschicht sind
ausgestattet mit einer automatischen Verdunkelungsanlage mit spezieller
Sicherung der Wärme und gleichzeitig vor Fernlicht von Autos.
Kleine Heizradiatoren sind zudem in der Wand eingebaut um die isolierende
Kraft zu erhöhen und um eine gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten.
Zur Wärmerückgewinnung gibt es ein spezielles Ventilationssystem, dass den Austausch von Luft
vorsieht und somit für sauerstoffreiche Frischluft sorgt, allerdings für den Menschen nicht
spürbar ist. Ein energiesparender Aufzug sog für die 95% Wiedergewinnung der abgegebenen
Wärme. Die Luftfeuchtigkeitsregelung sorgt für die Vorbeugung von Schimmel.
80
Die Steuer- und Regeltechnik ist einfach über ein intuitives Touchdisplay zu bedienen und
beeinflusst bei einem Problem die Funktionsfähigkeit der Anlagen nicht.
Alles in allem erreicht dieses im Jahr 2010 errichtete Haus die Energieklasse A (mit dem Wert
n50=0,7 h-1) und erreicht einen Spitzenwert in der Geräuschisolierung.
Die Kosten betragen hinsichtlich der Fenster und Türen + 20%, der Struktur -10% im Vergleich zu
anderen Technologien mit gleicher Wirkung, keine Klimaanlage, Heizanlage -25% im Vergleich zu
traditionellen, welche durch Luftzirkulationsanlage allerdings wieder aufgebraucht werden.
Das Haus erreicht hinsichtlich der Energiezertifizierung einer energetischen Leistung von unter
98% des vorgegebenen Werts nach der Gesetzesverordnung und kann auf die Förderungen des
„Conto Energia“ zugreifen.
(vgl. “La sfida energetica? Un opportunità per le imprese di costruzioni” ANCE 21. September
2010, Rom)
6.4.
ITC Lab
In der Nähe von Bergamo wird derzeit eines Forschungslabors für die italienische Italcementi
Group nach dem Entwurf des amerikanischen Architekten Richard Meier errichtet.
Mit einer Gesamtgrundfläche von 17.000 m² (inklusive Parkplatz) und einer klimatisierten
Nettofläche von 9.579 m² wurde das Gebäude im Jahr 2009 errichtet und in der Reihe des
GreenBuilding Programmes der EU präsentiert.
Das Gebäude wurde in Form eines „V“ geplant, in einem Flügel befinden sich die
Forschungslabors und in dem anderen die Verwaltung. Ein Atrium im der Mitte der Flügel
beinhaltet das Kundencenter. Das Gebäude profitiert von einer stark isolierten Außenhülle sowie
einem Dach aus einer hoch thermisch wirkenden Masse und einer Sarnafil Dachhaut beschichtet,
die 83% der Sonneneinstrahlung reflektieren kann.
81
(vgl. EU: GreenBuilding Brochure 2009)
82
7. FAZIT
Italien hat das Ende der Krise in Sicht und stellt die Weichen für ein nachhaltiges und
ökologisches Wachstum. Im Bereich der erneuerbaren Energien wurden für das Jahr 2011
zahlreiche Regelungen und Neuerungen, wie der Conto Energia und die neuen Richtlinien für das
Prozedere der Baugenehmigungen, erlassen bzw. Vereinfachungen durchgeführt um diesen Markt
auch für ausländische Investoren attraktiv zu halten. Dies wird natürlich durch langfristige
Vorgaben und Pläne erreicht. Die Einspeiseförderung ist bis 2013 gesichert und Energiesparziele
bis 2020, seitens der EU vorgeschrieben, formuliert.
Die Abhängigkeit bezüglich der Energieversorgung von Drittstaaten soll auch in der Zukunft
weiter gesenkt werden, deshalb wird das Thema Atomkraftwerke in diesem Jahr in Italien eine
wichtige Rolle spielen und von zukunftsweisendem Charakter sein.
Aufgrund des Stabilitätspaktes wird der Staat die öffentlichen Investitionen im Baugewerbe
reduzieren, fördert aber im Gegenzug Energieeffizienzmaßnahmen um die gesteckten Ziele
bezüglich der zukünftigen Energieproduktion zu erreichen und den Bürger und die Umwelt zu
entlasten.
Der Bausektor wird im Jahr 2011 nichtsdestotrotz einen weiteren leichten Rückgang verzeichnen,
im besten Fall stagnieren, was auch Auswirkungen auf die Beschäftigung haben wird. Der Sektor
ist traditionell Beschäftigungstreiber in Italien und trägt 9% zum italienischen BIP bei. Der
Baubereich ist bis 2007 neun Jahre lang über dem volkswirtschaftlichen Durchschnitt gewachsen,
aber seit der Wirtschaftskrise 2009 nicht wieder richtig auf die Beine gekommen. Ein Wachstum
ist ausschließlich im Bereich der Sanierung und Renovierung zu sehen, der allerdings staatlich
stark subventioniert wird. Im Vergleich mit den EU-15 Ländern haben die Investitionen im
Baugewerbe in Italien im Jahr 2009 entsprechend des Durchschnittes abgenommen. Für das Jahr
2010 wird es den Schätzungen zufolge nicht anders aussehen.
Nach einhelliger Expertenmeinung besteht das größte Energieeinsparpotential im
Gebäudebereich. Folgerichtig sind die meisten Fördermaßnahmen und Vorschriften auch in
diesem Bereich angesiedelt, in dem sie zudem eine wichtige konjunkturelle Funktion
übernehmen. Der über die Jahre hinweg beobachtet Anstieg des Energieverbrauches, vor allem
im zivilen Sektor, ob Kommunen oder Privatpersonen, soll mit Initiativen im Bereich der
Energieeffizienz z.B. mittels Energiepass, verschiedenen Zertifizierungen und technischer
Entwicklung, aber auch mit einer Fokussierung auf das ökologischen Bauens gesenkt werden.
Aufgrund der strengen Effizienzvorschriften, die für neue Gebäude bestehen, wird Italien hier
großes technologisches und praktisches Know-How benötigen. Dies bietet natürlich gute
Investitionsmöglichkeiten für innovationsreiche Unternehmen, wie Sie für diesen Bereich in
Deutschland zu finden sind.
83
Aufgrund der guten Absatzmöglichkeiten und Förderinstrumente haben sich in Italien allerdings
auch schon einige Firmen auf den Energieeffizienzbereich spezialisiert, wobei diese mehrheitlich
im Norden Italiens zu finden sind und für eine Zusammenarbeit mit deutschen Partner geeignet
sind.
Der italienische Markt bezüglich der Verbindung von Bau und Erneuerbaren Energien ist
fortgeschritten, es gibt aber immer noch sehr viel Potential. Um diese Entwicklung
voranzutreiben, ist eine gezielte Aufklärung durch Fachleute nötig, die weiter vorangetrieben
wird. Die veranlassten Fördermaßnahmen sind jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, um die
Attraktivität dieses Sektors für die Kreativen zu erhöhen.
Italien besitzt bislang noch nicht in allen Bereichen der Energieeffizienz und der Erneuerbaren
Energien das Potential, um die große Nachfrage nach den oft komplizierten effizienzsteigernden
Eingriffen ausreichend bedienen zu können. Die Analyse der aktuellen Bauprojekte zeigt jedoch,
dass das Thema Energieeffizienz und Erneuerbare Energien mittlerweile die Gestaltung eines
Bauprojekts in allen Phasen entscheidend beeinflusst und Nullenergiehäuser auch in Italien
realisiert werden können und Nachfrage finden.
84
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