- Exportinitiative Erneuerbare Energien
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MARKTANALYSE ITALIEN ERNEUERBARE ENERGIEN UND ENERGIEEFFIZIENZ FÜR DIE BAUBRANCHE 2011 Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand, Italien www.german-renewable-energy.com Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 06 2. Der italienische Energiemarkt 2.1. Struktur des italienischen Energiemarktes 2.2. Energieversorgung 2.3. Energiepreise 07 07 07 12 3. Energieeffizienz in Italien 3.1.Überblick 3.2.Europäischer Referenzrahmen 3.3.Technologie- und Entwicklungsstand 3.4. Marktakteure 3.5. Regulative Rahmenbedingungen Italien 3.6. Vorschriften Energieeffizienz 3.6.1. Energymanager 3.6.2.Weiße Zertifikate 3.6.3.Energiezertifizierung 3.7. Förderung im Bereich Energieeffizienz 3.7.1.Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen 3.7.2. Industria 2015 3.7.3 Vergünstigte Kredite für energieeffiziente Maßnahmen 14 14 16 20 22 23 24 24 25 27 30 30 35 36 4. Erneuerbare Energien in Italien 4.1.Überblick 4.1.1. Biomasse 4.1.2. Windenergie 4.1.3. Solarenergie 4.1.4. Regionale Verteiligung der Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien und Produktionskosten 4.2.Instrumente und Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien 4.2.1. Die CIP6- Direktive 4.2.2. Die grünen Zertifikate 4.2.3. EU-Verordnung 2009/28/CE 4.2.4. Einspeisetarife 4.2.5. Staatliche Förderung von Photovoltaikanlagenbau – „Conto Energia“ 37 37 39 40 42 5. Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in der Baubranche 5.1. Aktuelle Situation der italienischen Baubranche 5.2. Das ökologische Bauen 5.3. Marktakteure 5.4. Bauliche Vorschriften 5.5. Förderung Baubranche 5.5.1. Einkommenssteuervergünstigungen 45 48 49 49 51 59 59 63 63 69 70 71 73 73 2 5.5.2. Mehrwertssteuervergünstigungen 5.5.3. Staatliche Infrastrukturprogramme 5.5.4. Progetto „SCOOP“ 74 75 77 6. Case Studies: aktuelle Bauprojekte 6.1. Eurosky 6.2. Kindertagesstätte Cologno Monzese 6.3. Bau einer Einfamilienhaussiedlung 6.4. ITC Lab 7. Fazit 77 77 79 80 81 83 Literaturverzeichnis 85 3 Abbildungsverzeichnis Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung 01: 02: 03: 04: 05: 06: 07: Endverbrauch der Energie nach Quelle in Italien (2000-2009) Monatliche maximale Stromnachfrage in Italien, 2001 bis 2006 Energieeffizienzindex (Basisjahr 1990 = 100) Energieeffizienzindex Italien im Vergleich zur EU27 1990-2006 Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Sektoren Verbrauch elektrischer Energie der öffentlichen Beleuchtung in Italien Schätzung der prozentuale Verteilung des Lampentyps in der öffentlichen Beleuchtung 2010 08: Unternehmenstypologie erneuerbare Energien und Energieeffizienzprojekte 09: Einsparziele in Anzahl weißer Zertifikate 2005-2008 10: Kostenvergleich der geförderten Energiesparmaßnahmen 2007 11: Verteilung der Anträge auf die einzelnen Energiesparmaßnahmen 2007 12: Herkunft der in Italien installierten PV Modulen 13: Bruttoproduktion elektrischer Energie in Italien in 2020 14: Investitionen in erneuerbare Energien bis 2020 (Stand: 2007) 15: Investitionen in erneuerbare Energien 09 10 16 18 19 21 22 23 27 34 34 44 47 47 48 Tabellenverzeichnis Tabelle 01: Primärenergieverbrauch und -importe Italiens (absolut und Veränderungen) Tabelle 02: Kennzahlen zur italienischen Stromproduktion und dem Strommix (2009) Tabelle 03: Strompreise in Italien (in Euro/kWh; inkl. Steuern) Tabelle 04: Gaspreise in Italien (in Euro/GJ; inkl. Steuern) Tabelle 05: Schätzungen zum Gesamtpotential für Energieeinsparungen in Sektoren des Endverbrauchs in der EU Tabelle 06: Stand und Zielsetzung zu Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien in Italien Tabelle 07: Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Maßnahmen Tabelle 08: Italiens Technologieposition bei neuen hocheffizienten Produkten Tabelle 09: Jährliche nationale Energieeinsparziele 2005-2012 Tabelle 10: Markt für weiße Zertifikate im Jahr 2010 bis zum Stichtag 05.10.2010 Tabelle 11: Indikatoren der Energieklassen Tabelle 12: Wärmeübergangskoeffizienten Beheizung ab 2010 Tabelle 13: Wärmeübergangskoeffizienten für Bauteile ab 2010 Tabelle 14: Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen Tabelle 15: Stromversorgung Italiens (Mrd. kWh) Tabelle 16: Zielsetzung für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen Tabelle 17: Regionale Aufteilung von Biogasanlagen nach Regionen und Kategorien, 2008 Tabelle 18: Installierte Windkraft in Europa (ausgewählte Länder und installierte Kapazität in MW) Tabelle 19: Windenergie in Italien (akt. Kapazität und Prognose in MW) Tabelle 20: Betriebsbereite Anlagen die von der Förderung des I. bzw. II. Conto Energia bis zum Stichtag 30.10.2010 profitieren Tabelle 21: Installierte Anzahl, Leistung und durchschnittliche Leistung der Solaranlagen in den Jahren 2008 und 2009 in Italien Tabelle 22: Installierte Leistung in MW nach Regionen, 2009 Tabelle 23: Kosten verschiedener Technologien, 2008 Tabelle 24: Übersicht über den Markt für grüne Zertifikate (Stichtag 06.10.2010) 08 10 13 14 17 17 19 20 23 26 28 31 32 32 38 38 40 41 41 42 43 45 46 50 4 Tabelle 25:Anteil erneuerbarer Energie am Jahresbruttoenergieverbrauches Italiens gemäß der Richtlinie 2009/28/CE 51 Tabelle 26:Schwellenwerte für Anwendung DIA 53 Tabelle 27: Linee Guide 54 Tabelle 28: Einspeisetarife für erneuerbare Energien (Gesetz 23/07/2009 Nr. 99) 59 Tabelle 29: Einspeisetarife für Solarstrom im Jahr 2010. Laufzeit jeweils 20 Jahre 60 Tabelle 30: Einspeisetarife für erneuerbare Energien von 2011-2013 (Gesetz DM6 August 2010) 60 Tabelle 31: Einspeisetarife für besonders innovative Anlagen 61 Tabelle 32: Einspeisetarife für Solarkraftwerke 62 Tabelle 33: Investitionen im Baugewerbe 2005 -2011 64 Tabelle 34:Änderung der Investitionen im Baugewerbe 2009 gemessen an 2008 der EU-15-Staaten 65 Tabelle 35:Ausgaben der öffentlichen Verwaltung für Bruttoanlageinvestitionen in Italien in % vom BIP (2009 – 2013) 66 Tabelle 36: Branchenführer Bau (Top 3) 70 5 1. EINLEITUNG Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Italien haben in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung zugenommen. In diesem Bereich wird der italienische Markt international als einer mit großem Wachstumspotenzial betrachtet. Durch die Unsicherheit bei der Entwicklung der Energiepreise, die nach wie vor hohe Abhängigkeit von Energieimporten verbunden mit einer steigenden Energienachfrage, die Wirtschaftskrise und den fortschreitenden Klimawandel wird in Italien zunehmend auf energieeffizientes Bauen und Sanieren, ferner auf die Nutzung erneuerbarer Energien geachtet. Durch zahlreiche Regelungen und staatliche Fördermaßnahmen wird energieeffizientes Bauen und die Einbindung von Erneuerbaren Energien gefördert und dadurch auch Anreize für neue Innovationen sowie die Entwicklung neuer Technologien geschaffen. Dieser Kurs wird auch seitens der Regierung durch die neue Einspeiseverordnung bestätigt. Im Bereich der Technik zur Erhöhung der Energieeffizienz in Gebäuden, aber auch der erneuerbaren Energien, besteht in Italien noch Nachholbedarf. Die beständige Vorreiterrolle Deutschlands auf diesem Sektor bietet neben der Tatsache, dass deutsche Unternehmen auch noch als Hauptinvestoren fungieren, optimale Absatzchancen für deutsche Firmen. Trotz der Finanzkrise setzen italienische Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft auf Investitionen in die bauliche Infrastruktur, um den allgemeinen volkswirtschaftlichen Abschwung zu bremsen und eine Trendwende einzuleiten. Für das Jahr 2011 sind bereits Zeichen der Besserung am Horizont erkennbar, zudem der Trend des ökologischen Bauens beiträgt. In diesem Bereich wurden seit neuestem auf kommunaler Ebene viele neue Förderungsmaßnahmen eingerichtet, die auch auf die hochgesteckten Energieziele Italiens für das Jahr 2020 zurückzuführen sind und zu einer nachhaltigen Entwicklung des Landes führen sollen. Die groß angelegten Projekte des sozialen Wohnungsbauprogramms und diverse große Infrastrukturprogramme haben es sich zum Ziel gesetzt, energieeffizienten Wohnraum zu schaffen. Das Verständnis für die effiziente Nutzung der Energie in Bezug auf den Wohnungsbau, stößt in Italien auf immer breitere Zustimmung. Die vorliegende Marktanalyse soll Einblicke in die Verbindung von Baubranche und Energieeffizienz sowie Erneuerbaren Energien geben. Sie stellt die gesetzlichen Rahmenbedingungen, Fördermaßnahmen sowie Chancen des Marktes dar. Dazu wird zunächst ein Überblick über den italienischen Energiemarkt gegeben. Danach wird näher auf den italienischen Markt der Energieeffizienz eingegangen sowie Rahmenbedingungen, Fördermaßnahmen und Gesetzesbeschlüsse, die diesen Sektor betreffen, erläutern. Im darauf folgenden Kapitel wird der Bereich der Erneuerbaren Energien vorgestellt. Hier werden auch Maßnahmen und Instrumente der Förderung von erneuerbaren Quellen betrachtet. Schließlich wendet sich die vorliegende Analyse der italienischen Baubranche zu und beleuchtet neben den Bauvorschriften und Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien und energieeffizientes Bauen auch aktuelle Großprojekte. 6 2. 2.1 DER ITALIENISCHE ENERGIEMARKT Struktur des italienischen Energiemarktes 1987 wurde in Italien durch ein Referendum der Einsatz von nuklearer Energie abgelehnt. Da das Land zudem kaum über eigene Ressourcen fossiler Energieträger verfügt, ist es zu 82% von Energieimporten abhängig. Der italienische Energiemarkt wurde im Jahr 1999 liberalisiert. Im europäischen Vergleich ist dies relativ spät. Mit der Teilprivatisierung der beiden ehemals staatlichen Monopolisten Enel (Ente Nazionale per l’Energia Eletrica SpA), zuständig für die Stromversorgung, und Eni (Ente Nazionale Idrocaburi SpA), zuständig für den Gas- und Ölsektor, wurde eine Welle von Übernahmen und Fusionen ausgelöst. Trotz der Neustrukturierung des Energiemarktes sind nach wie vor Enel und Eni die dominanten Unternehmen. Seit Januar 2002 ist der Strommarkt für Großabnehmer mit einem Jahresverbrauch von über 0,1 GWh geöffnet. Die vollständige Liberalisierung des italienischen Strommarktes erfolgte ab dem 1. Juli 2007. Seit diesem Zeitpunkt können auch die privaten Haushalte ihre Stromlieferanten frei wählen. Den größten Marktanteil des Elektrizitätsmarktes mit ca. 30% (Stand 2009), besitzt weiterhin Enel, welches 1992 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Den Hauptanteil erhielt der italienische Staat, wobei die staatliche Beteiligung im Jahr 2007 von ursprünglich 60% auf 20% reduziert wurde. Mit Stand Februar 2010 hält das Wirtschafts- und Finanzministerium 13,9% der Anteile. Ein weiterer wichtiger Marktakteur ist Edison (unter mehrheitlicher Führung des französischen Unternehmens EdF), gefolgt von der Eni und Edipower. Von Bedeutung sind außerdem die nun unabhängigen regionalen Versorger und Netzbetreiber AER (Rom) und a2a (Mailand und Brescia). Verwaltet wird das italienische Stromnetz von der Aktiengesellschaft Gestore Servizi Energetici SpA (GSE) (ehemals Gestore Rete Nazionale SpA, GRTN bzw. Gestore Servizi Elettrici), deren einziger Aktionär das italienische Wirtschaftsministerium ist. Im Zuge der Liberalisierung des Marktes wurden als Tochtergesellschaften der zentrale Stromeinkäufer Acuirente Unico (AU) sowie die verwaltung des Strommarktes Gestore del Mercato Elettrico (GME), der unter anderem für die Vergabe der weißen Zertifikate zuständig ist (siehe Abschnitt 3.6.2), gegründet. 2.2 Energieversorgung Italien gehört zu einem der größten Energieverbraucher in Europa. Dabei sieht sich das Land in seiner Energieversorgung mit zwei grundlegenden Problemen konfrontiert, nämlich der weiterhin starken Abhängigkeit von Energieimporten und von fossilen Energieträgern. Diese Probleme konnten erst ansatzweise gelöst werden und werden mittelfristig die italienische Versorgung weiterhin bestimmen. 7 Zudem wurde alternativ wieder geplant, trotz des Referendums von 1987, aus Sicherheitsgründen auf nukleare Energie zurückzugreifen. Der Anteil von Kohle, Erdgas und vor allem Ölprodukten ist seit 2000 lediglich von 87,8% auf 83,9% des Bruttoverbrauchs gesunken. Gleichzeitig konnte der Anteil der Energieimporte nur von 86% auf 82% der verfügbaren Energie reduziert werden. Die nach wie vor hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern liefert das Land den Weltmarktpreisen dieser Rohstoffe aus und stellt das Erreichen der gesetzten Umweltziele in Frage. Tabelle 01: Primärenergieverbrauch und -importe Italiens (absolut und Veränderung) Primärenergieverbrauch, brutto (Mtoe*) davon erneuerbare Energien (inkl. Wasserkraft) (Mtoe*) Primärenergieimporte, netto (Mtoe*) 2008 2009 2007 – 2008 2008 – 2009 191,3 180,3 -1,2% -5,8% 17,0 19,3 18,1% 13,7% 161,9 148,6 -1,9% -8,2% *= Mtoe bedeutet Million Tonnes of Oil Equivalent Quelle: Istat, zitiert nach Breuer, 2010a. Die Abhängigkeit von Ölprodukten konnte zwar im letzten Jahrzehnt um 8,5% gesenkt werden, jedoch bleiben diese mit 41% am Bruttoverbrauch der wichtigste Energieträger. Gleichzeitig wurde die Nutzung von Gas stark ausgebaut, nämlich von 4,1% auf 35,5%. Der Anteil der erneuerbaren Energien konnte erst in den letzten zwei Jahren signifikant gesteigert werden. Trotz der Bedeutung für die Versorgung Italiens ist die Förderung von fossilen Energieträgern im Land zurückgegangen. Die Erdölförderung ist nach zwischenzeitlichen leichten Steigerungen wieder auf das Niveau von 2000 zurückgegangen und deckt mit 4,6 Mio. Tonnen Öleinheiten (toe) 6% des Ölverbrauchs. Die Gasproduktion hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert und erreicht mit 6,6 Mio. toe 10% des Gasangebots 2009. Eine Trendwende ist bei der Energienachfrage eingetreten. Während 2000 – 2005 der Energiekonsum noch um 8,7% gestiegen ist, ging er von 2005 bis 2009 um 9,2% zurück. Da schon zwischen 2005 und 2007 signifikante Rückgänge zu verzeichnen waren ist dies nicht ausschließlich der Wirtschaftskrise der letzten Jahre zuzuschreiben. Italien wird es dadurch etwas leichter fallen, die Klimaziele zu erreichen. 8 Der Anteil des so genannten „zivilen“ Sektors (Handel, Dienstleistungen, Haushalte) am Energieverbrauch ist in den letzten Jahren gewachsen, so dass dieser 2009 mit einem Anteil von 35,2% zum größten Verbraucher wurde. Es folgt der Transportsektor mit 32,2% und die Industrie mit 22,6%, wobei innerhalb dieser die Stahlindustrie, Chemie und Petrochemie und die Baustoffindustrie die größten Verbraucher darstellen. Abbildung 01: Endverbrauch der Energie nach Quelle in Italien (2000-2009) in Mtoe Industrie Transport Ziviler Sektor Quelle: Rapporto Energia e Ambiente 2010, ENEA 36% der in Italien verbrauchten Energie wurde 2009 als Elektrizität genutzt, das entspricht 68,5 Mio. toe. Der italienische Stromverbrauch stieg vor der Wirtschaftskrise stärker als der EUDurchschnitt an, um 2-3% jährlich. 2007 wurde der Spitzenwert von 339,8 Mrd. kWh erreicht. Seither sank jedoch krisenbedingt (und zum ersten Mal seit Anfang der 60er Jahre) der Verbrauch. 2009 war die Nachfrage um 6,4% geringer als im Vorjahr. Traditionell reichen die italienischen Kraftwerkskapazitäten nicht aus, die Binnennachfrage zu decken, so dass elektrische Energie in großem Umfang importiert werden muss. 2009 erreichte die Eigenproduktion 285,7 Mrd. kWh (-8,9% gegenüber 2008) die Importe lagen bei 44,4 Mrd. kWh (+11%). Mehr als drei Viertel des Stroms (76,4%) werden aus herkömmlichen Energieträgern gewonnen, das heißt der Anteil der erneuerbaren Energie bleibt unter einem Viertel. Von den erneuerbaren Energiequellen wiederum trägt Wasserkraft 70% zur Stromerzeugung bei (47,5 Mrd. kWh), der Anteil der Biomasse liegt bei 11,5%, geothermische Kraftwerke liefern 5,4 Mrd. kWh (5,4%), Wind und Solarenergie sind zusammen mit 10,1% an der Stromerzeugung 2009 beteiligt. Das Potenzial der Wasserkraft gilt als erschöpft, der Ausbau der Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energieträger muss sich künftig auf Sonne, Wind und Biomasse konzentrieren. 9 Tabelle 02: Kennzahlen zur italienischen Stromproduktion und dem Strommix (Jahr 2009) Stromproduktion, netto (TWh) Kohle/Öl/Gas Atomkraft erneuerbare Energien Wasserkraft Biomasse und Abfall Geothermik Wind Solar Wachstum der Stromproduktion 2008 – 2009 278,9 76,3% 23,7% 18,8% 2,6% 1,8% 2,2% 0,3% -9,2% Quelle: Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, zitiert nach Breuer, 2010a. Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, hat der Verbrauch zwischen 2001 und 2006 in allen Monaten deutlich zugenommen. Besonders starke Zuwächse waren in den Monaten Juni und Juli zu beobachten. Hier werden inzwischen nahezu die Spitzenwerte des Dezembers erreicht. 2006 lag der Verbrauch in den beiden Sommermonaten sogar über dem des Dezembers, was jedoch auch auf den außergewöhnlich milden Winter zurückgeführt werden kann. Abbildung 02: Monatliche maximale Stromnachfrage in Italien, 2001 bis 2006 60 50 GW 40 30 20 10 0 Jan Feb März April 2001 Mai 2002 Juni Juli 2003 2004 Aug Sep 2005 Okt Nov Dez 2006 Quelle: eigene Darstellung, Daten: Gestore Rete Nazionale, 2003 und 2005 (Daten bis 2004), Terna, 2006 (Daten ab 2005) 10 Bereits im Sommer 2003 kam es auf Grund der lang anhaltenden Hitze- und Dürrewelle zu mehrfachen Versorgungsausfällen. Auch im Sommer 2006 stieg die Stromnachfrage auf Grund der verstärkten Klima- und Kühlanlagennutzung signifikant an. Auch im Jahr 2010 stieg die Stromnachfrage weiter um 1,8% (im vergleich zum Jahr 2009)an, was dem größten Wachstum der letzten vier Jahre entspricht. Insgesamt ergibt sich daher einen Bedarf von 326,2 Milliarden KW. Um dem Energieengpass zu entgehen, werden neue Lösungen gesucht. Häufig wird die Rückkehr zur Atomenergie gefordert. So beteiligt sich der Energiekonzern Enel an dem französischen Atomreaktor Erp. Darüber hinaus hat Enel mit dem französischen Unternehmen Edf ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, um 12,5% des Atomprojekts European Pressurized Reactor (EPR) zu erwerben. Nahezu die gesamten italienischen Stromeinfuhren bestehen aus Atomstrom. Um den Bedarf zu decken steigert Italien nicht nur seine Importe, sondern forciert auch den Kraftwerksbau. Konzessionen für neue Anlagen sollen nur noch maximal 6 Monate in Anspruch nehmen. Um dem gestiegenen Gaskonsum gerecht zu werden sind zwei neue Pipelines (eine von Libyen nach Sizilien, eine andere von Algerien nach Sardinien) geplant. Die Umsetzung von Flüssiggas in den gasförmigen Zustand ist in Brindisi (British Gas), in Ligurien und an der oberen Adria geplant. Die Regierung plant bis 2030 ungefähr 25% des Energieverbrauches mit Nuklearenergie zu decken. Seit 2008 ist aus diesem Grund ein Bauprogramm für Atomkraftwerke in Planung. Im Januar 2010 wurden deshalb zudem Anreize für Regionen, die Kraftwerke errichten lassen, von 3.000 €/MW/Jahr während der Errichtung und 0,40 €/MWh in der Ausführung beschlossen. Die Rahmenbedingungen für die Standortbestimmung von Kraftwerken wurde im Februar 2010 in die Kommunalverwaltung aufgenommen. Die Gesetze zum Verbot der Errichtung von Nuklearanlagen in Apulien, Kampanien und Basilikata wurden im November 2010 aufgehoben. Aktuell, im Januar 2011, wurde vom Verfassungsgericht bestätigt, dass ein neues Referendum zwischen Mitte April und Mitte Juni durchgeführt werden kann, in dem entschieden wird ob die Maßnahmen, die unternommen wurden um den Bau von Atomkraftwerken zu erlauben, wieder abgeschafft werden sollen. Während der letzten zehn Jahre, vor allem aber zum Ende der Dekade bis 2009, hat die italienische Energiepolitik im Einklang mit den Regeln der EU-Kommission eine Wende vollzogen, deren Auswirkungen erst in den kommenden Jahren auf Produktion und Verbrauch voll durchschlagen werden. Der Markt für Strom und Gas wird reformiert (Gesetzesdekret Nr. 185/08, vom 29.11,.2008, Gesetz Nr. 2 vom 29.01.2009 und Ministerialerlass vom 29.04.2009), die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen, Energieeffizienz und Energieersparnis werden staatlich gefördert und die Versorgungssicherheit muss verbessert werden (Gesetz Nr. 99/09 vom 29.07.2009). Gesetz Nr. 99/09 schafft auch die Basis für den Aufbau von Kernkraftwerken, die ab 2020 einen Beitrag zur Energieversorgung in Italien leisten sollen (Gesetzesdekret Nr. 31, vom 15.02.2010) (Quelle: Breuer, 2010b). 11 Auch ein sparsamerer Umgang mit den begrenzten Ressourcen stellt eine Möglichkeit dar, der steigenden Energienachfrage dauerhaft ein bezahlbares Angebot gegenüberstellen zu können. Da Italien außerdem das aus der Abhängigkeit von Erdgas exportierenden Ländern wie Russland und Algerien resultierende Versorgungsrisiko minimieren möchte, konzentriert sich der Umbau der Kraftwerke größtenteils auf die Effizienzsteigerung der existierenden Gaskraftwerke. Auch plant die Regierung in Zukunft den Ausbau von Flüssiggasanlagen zu fördern. Vier der acht geplanten Projekte wurden schon realisiert. 50% der gesamten Kraftwerksleistung von Enel entfällt auf Erdgaskraftwerke, weitere 20% stammen aus Erdölkraftwerken und 15% aus Kohlekraftwerken. Der Anteil der mit Erdöl betriebenen Enel-Kraftwerke soll bis 2010 auf Null reduziert werden. Gleichzeitig ist geplant, die Kapazitäten der Kohlekraftwerke von 5.000 MW auf 8.000 MW zu erhöhen. Zudem sollen in den kommenden Jahren ganz besonders Windkraftwerke durch die Unternehmen Enel, Sorgenia und Edison weiter ausgebaut werden. Aus Erdöl gewonnene Elektrizität soll bis 2020 gänzlich aus dem Strommix Italiens verschwunden sein. Gleichzeitig wird das Ziel verfolgt, den aus Erdgas gewonnenen Stromanteil von derzeit 36% auf 50% zu erhöhen. Zudem ist ein Ausbau der Kohlekraftwerke geplant. Der Anteil am gesamten Energiemarkt soll von 14% auf 22% wachsen. Wichtigster Lieferant für den italienischen Kohlemarkt sind die USA, gefolgt von Südafrika und Australien. Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2020 auf 17% erhöht werden. Derzeit erfolgen knapp 6% der Stromproduktion durch erneuerbare Energien (ohne Wasserkraft). Ende 2006 beschloss Enel, bis 2011 zusätzliche Investitionen in Höhe von 4 Mrd. Euro im Bereich erneuerbare Energien zu tätigen. Davon sollten 3,3 Mrd. Euro, gleichermaßen verteilt auf Italien und das Ausland investiert werden. Im Innland will die Tochtergesellschaft ENEL Green Power bis 2012 neue Kapazitäten von 1.500 MW und im Ausland von 2.500 MW an erneuerbaren Energien errichten. Derzeit betreibt die Tochtergesellschaft Enel Green Power Wasser-; Wind-, Solar- und Erdwärmeanlagen mit einer gesamten Nennleistung von fast 5.600 MW, davon 2.653 MW in Italien. Dabei sollen in Italien ca. 2 Mrd. Euro investiert werden, sie konzentrieren sich auf Windund Solartechnik. Enel plant gemeinsam mit Sharp und ST Microelectronics ein Solarzellenwerk bei Catania. Der Baubeginn ist für 2010 vorgesehen. Beachtliche Investitionen in erneuerbare Energien werden derzeit auch von den kommunalen Versorgern wie A2A, Iride und Hera getätigt. 2.3 Energiepreise Auf Grund der weitgehend veralteten Anlagen, der Importabhängigkeit, sowie der hohen Steuern, zählt das Preisniveau für Energie in Italien mit zu den höchsten in Europa. 12 Besonders hoch sind die Strompreise. 30% aller Produktionskapazitäten gelten als veraltet. Der Bau neuer Anlagen wurde über lange Zeit durch langwierige Genehmigungsverfahren gebremst. Nicht zuletzt aus diesem Missverhältnis und den nun erforderlichen Stromimporten und Kraftwerksneubauten resultieren die hohen Elektrizitätspreise, die den italienischen Markt für Stromproduzenten zu einem der lukrativsten in Europa machen. Der Strompreis für den privaten Endverbraucher lag im Jahr 2010 für Privatkunden im Durchschnitt bei 0,1658 Euro pro kWh, für Industriekunden bei 0,1027 Euro/kWh (jeweils ohne Steuer). Im Jahre 2010 lagen zudem die durchschnittlichen Gaspreise für die Haushalte bei 10.4490 € pro GJ und für die Industrie bei 7.7800 € pro GJ. (jeweils ohne Steuern). Vergünstigte Nachttarife wurden erst mit der Liberalisierung 2007 eingeführt. In Tabelle 03 und 04 werden die Strompreise und Gaspreise für verschiedene Kundenkreise und Volumina aufgeschlüsselt. Tabelle 03: Strompreise in Italien (in Euro/kWh; inkl. Steuern) Haushalte Jahresverbrauch 1. Hj 2008 2. Hj 2008 1. Hj 2009 2. Hj 2009 1. Hj 2010 < 1.000 kWh 0,2758 0,2749 0,2935 0,2765 0,2833 1.000 - < 2.500 kWh 0,1577 0,1779 0,1710 0,1674 0,1628 2.500 - < 5.000 kWh 0,2031 0,2227 0,2098 0,1997 0,1967 5.000 - < 15.000 kWh 0,2308 0,2405 0,2609 0,2615 0,2493 ab 15.000 kWh 0,2170 0,2335 0,2927 0,3111 0,2807 1. Hj 2008 2. Hj 2008 1. Hj 2009 2. Hj 2009 1. Hj 2010 < 20 MWh 0,2105 0,2322 0,2372 0,2384 0,2317 20 - < 500 MWh 0,1526 0,1626 0,1644 0,1530 0,1568 500 - < 2.000 MWh 0,1385 0,1500 0,1531 0,1370 0,1389 2.000 - < 20.000 MWh 0,1248 0,1421 0,1333 0,1224 0,1211 20.000 - < 70.000 MWh 0,1164 0,1229 0,1137 0,1081 0,1139 70.000 - < 150.000 MWh 0,1020 0,1140 0,0980 0,0888 0,0940 über 150.000 MWh 0,0911 0,1011 0,0949 0,0845 0,093 Industrie Jahresverbrauch Quelle: : eigene Darstellung, Daten: Eurostat 13 Tabelle 04: Gaspreise in Italien (in Euro/GJ; inkl. Steuern) Haushalte Jahresverbrauch 1. Hj 2008 2. Hj 2008 1. Hj 2009 2. Hj 2009 1. Hj 2010 < 20 GJ 18,5450 23,7200 20,7780 18,0990 18,4410 20 - < 200 GJ 17,4680 19,9900 21,0410 14,8410 17,1480 > 200 GJ 17,6520 17,7050 20,7780 16,3390 17,6020 1. Hj 2008 2. Hj 2008 1. Hj 2009 2. Hj 2009 1. Hj 2010 < 1.000 GJ 13,2920 15,6820 16,5750 16,1020 14,3570 1.000 - < 10.000 GJ 12,6090 14,2370 15,7350 12,0310 11,8100 10.000 - < 100.000 GJ 10,2710 12,4510 12,1880 8,6160 9,1000 100.000 - < 1.000.000 GJ 9,1680 11,2430 10,0340 7,4860 7,9200 1.000.000 - < 4.000.000 GJ 8,9840 11,0330 9,4560 7,2240 7,9700 > 4.000.000 GJ 8,6420 10,5860 9,0890 6,4620 7,6200 Industrie Jahresverbrauch Quelle: : eigene Darstellung, Daten: Eurostat 3. ENERGIEEFFIZIENZ IN ITALIEN 3.1 Überblick Energieeffizienz bezeichnet das Verhältnis von eingesetzter Energie zu erzieltem Nutzen. Energieeffizienz kann über die gesamte Energiekette praktiziert werden: • Bei der Förderung fossiler Energieträger (Kohle/Erdgas und Rohöle) und bei der Förderung nuklearer Energieträger (Uran und Plutonium) • Bei der Energieerzeugung (Umwandlungsprozess bspw. Uran in modernen Kernkraftwerken oder Verbrennung fossiler Energieträger in modernen Kohlekraftanlagen) • Bei der Energieverteilung (bspw. durch den Austausch alter Trafos durch moderne Strombegrenzer und Minimierung der Netzverluste) • Bei der Nutzung der erzeugten Endenergie durch den Einsatz innovativer Technologien Diese Marktstudie beschränkt sich auf den vierten Punkt, also die Steigerung der Energieeffizienz bei der Nutzung der erzeugten Endenergie durch den Einsatz innovativer Technologien. Welche Technologien konkret verwendet werden, ist also bewusst nicht festgelegt, einzig das erzielte Ergebnis in Form von Energieersparnis ist von Relevanz. 14 Um sich dennoch eine Vorstellung davon machen zu können, welche Maßnahmen derzeit in Italien zum Zweck einer Energieeffizienzsteigerung eingesetzt werden, seien hier die Bereiche genannt, in denen bislang Energieeffizienzprojekte durch italienische Regierungsbehörden genehmigt worden sind: • Bau (Isolierung, Verglasung, Solarthermie und Photovoltaik) • Haushaltsgeräte und Gebäudetechnik (Elektrogeräte, Klimaanlagen, Warmwasserbereiter, Wärmepumpen, Wasserflussverteiler, Wasserstrahlregulierer) • Industrieanlagen (Motoren, Inverter, Gasdekompression) • Private und öffentliche Beleuchtung • Versorgung (Kraft-Wärme-Kopplung, Fernheizung) Boiler, Auf die genauen Förderbedingungen wird im Kapitel über die weißen Zertifikate, die für erfolgreich durchgeführte energieeffiziente Maßnahme vergeben werden, näher eingegangen. Die ENEA analysierte in ihrer Studie (2009) die bisherige Entwicklung der Energieeffizienz in Italien in verschiedenen Sektoren. Verglichen mit dem Ausgangsjahr 1990 konnte 2007 ein Gesamtwert (ODEX) von 94,4 Punkten erreicht werden, was einer Effizienzsteigerung von 5,6% entspricht. Dabei fielen die Bilanzen der einzelnen Verbraucher unterschiedlich aus: Während die Haushalte früh signifikante Effizienzsteigerungen vorweisen und diese von Jahr zu Jahr steigern konnten, ist im Transport erst seit einigen Jahren eine signifikante Verbesserung zu verzeichnen. In der Industrie stieg zwischenzeitlich der Index sogar an, um 2007 in etwa wieder das Niveau von 1990 zu erreichen (ENEA, 2009). Der Verband für den zweckmäßigen Gebrauch von Energie weist allerdings auf Rückstände im Bereich der Automatisierung der Heizung, Kühlung, Beleuchtung, Belüftung und Klimatisierung hin. Die Verbreitung dieser Thematik im Bewusstsein scheiterte ihrer Meinung nach an der mangelnden Kenntnis der Vorteile einer Automatisierung in breiter Öffentlichkeit, nicht ausreichenden Weiterbildung der Fachkräfte dieses Bereichs sowie den Kosten der Installation. 15 Abbildung 03: Energieeffizienzindex (Basisjahr 1990 = 100) Quelle: ENEA, 2009 3.2 Europäischer Referenzrahmen Die Europäische Union hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 eine Erhöhung der Energieeffizienz von 20% zu erreichen (bezogen auf das Referenzjahr 1990). Dies entspräche einem Minus von 390 Mtoe oder auch 780 Mio. Tonnen weniger CO2 Emissionen, was einer geschätzten Ersparnis von ca. 100 Milliarden Euro entspräche. Durch Investitionen in neue Maschinen und Dienstleistungen, mit deren Hilfe sich die Energieeffizienz steigern lässt, könnten europaweit etwa eine Million Arbeitsplätze geschaffen werden, wie aus dem Energieaktionsplan der EU-Kommission (KOM(2006)545) hervorgeht. Die Kommission traut dabei, wie folgender Tabelle zu entnehmen ist, dem Verkehr in absoluten Zahlen das höchste Einsparpotenzial zu, das Einsparpotenzial bis 2020 liegt prozentual bei 26%. 16 Tabelle 05: Schätzungen zum Gesamtpotential für Energieeinsparungen in Sektoren des Endverbrauchs in der EU Energieverbrauch 2005 in MTOE Energieverbrauch 2020 (bei ‘Business as usual’) in MTOE Energieeinsparpotential 2020 in MTOE Energieeinsparpotential 2020 in% Haushalte 280 338 91 27% Geschäftsgebäude 157 211 63 30% Verkehr 332 405 105 26% Verarbeitende Industrie 297 382 95 25% Wirtschaftszweig Quelle: eigene Darstellung nach KOM(2006)545 Die italienische Regierung hat sich gegenüber der Europäischen Kommission zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 14% gegenüber 2005 und auf einen Anteil der erneuerbaren Energien von 17% im Jahr 2020 verpflichtet. Bezogen auf den Stand 2008 ist es das erklärte Ziel der Regierung, den italienischen Energieverbrauch bis 2020 um 9-15% zu senken (siehe Tabelle unten). Tabelle 06: Stand und Zielsetzung zu Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien in Italien Primärenergieverbrauch Endenergiebedarf Anteil (Volumen) erneuerbare Energien Stand 2008 193 Mtoe 144 Mtoe 8,7% (16,8 Mtoe) Ziel 2020 165-176 Mtoe 130 Mtoe 17% (28-35 Mtoe) Quelle: Ambiente Italia, o. J. Auf Grund der in Kapitel 2 ausführlich dargestellten hohen Energieabhängigkeit Italiens ist eine Erhöhung der Energieeffizienz für Italien noch bedeutender als für andere europäische Länder. Im Europäischen Vergleich hat Italien jedoch bis 2006 nur geringe Fortschritte erreicht. So konnte die Energieeffizienz in allen Sektoren von 1990 bis 2006 nur um 3,4% gesteigert werden, während in der EU-15 im Durchschnitt eine Verbesserung der Energieeffizienz um 22% erzielt werden konnte. 17 Abbildung 04: Energieeffizienzindex Italien im Vergleich zur EU27 1990-2006 (Basisjahr 2000 = 100) Quelle: ODYSSEE. Energy Efficiency Indicators in Europe Eine Trendwende konnte in den letzten fünf Jahren beim Gesamtenergieverbrauch beobachtet werden: Stieg dieser von 2000 bis 2005 noch um 8,7% an, so ist von 2005 bis 2009 ein Rückgang um 9,2% zu verzeichnen. Nur ein Teil des Rückgangs ist auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, denn sowohl der Pro-Kopf-Verbrauch als auch der Verbrauch gemessen am BIP zeigt seit 2005 bzw. 2007 signifikant nach unten. Das steigende Bemühen um effizientere Nutzung von Energie (z. B. im Bausektor) zeigt somit erste Ergebnisse. Um das von der EU-Richtlinie 2006/32/EG vorgesehene Ziel von 9% Energieeinsparung bis 2016 zu erreichen, hat der damalige Minister für Wirtschaftliche Entwicklung Bersani 2007 einen nationalen Aktionsplan Energieeffizienz in Brüssel vorgestellt. Darin präzisiert der Minister die Einsparziele aufgeschlüsselt nach Sektoren für das Jahr 2010 (insgesamt 3%) und 2016 (insgesamt 9,6%). Es werden zudem dezidiert die einzelnen Maßnahmen aufgelistet, deren Umsetzung die Erreichung der Einsparziele ermöglichen soll (siehe Abbildung 4). 18 Abbildung 05: Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Sektoren Energieeinsparziele Aktionsplan Energieeffienz 2010/ 2016 80.000 70.000 60.000 50.000 angepeilte Energieeinsparung für 2016 in GWh/a 40.000 angepeilte Energieeinsparung für 2010 in GWh/a 30.000 20.000 10.000 0 Haushalte Geschäfts- verarbeitende gebäude Industrie Transport Quelle: Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, 2007 Tabelle 07: Energieeinsparziele 2010/2016 aufgeschlüsselt nach Maßnahmen angepeilte Energieeinsparung für 2010 in GWh/a angepeilte Energieeinsparung für 2016 in GWh/a 16.998 56.830 3.489 12.800 233 930 1.600 4.800 305 1.060 1.210 3.860 31 410 700 2.200 180 540 9) Einsatz effizienter Heizungsanlagen 8.150 26.750 10) Thermische Kamine und Holzheizkessel 1.100 3.480 Sektor Haushalte (gesamt): 1) Wärmedämmung lichtundurchlässiger Oberflächen von vor 1980 gebauten Wohngebäuden 2) Austausch einfacher Glassscheiben durch doppelte 3) Austausch von Glüh- durch Fluoreszenzlampen 4) Austausch alter Spülmaschinen durch Geräte der Klasse A 5) Austausch alter (Tief-)kühlschränke durch Geräte der Klassen A+ und A++ 6) Austausch alter Waschmaschinen durch Geräte der Klasse A 7) Austausch alter Boiler durch moderne energieeffiziente Warmwasserbereiter 8) Einsatz effizienter Klimageräte 19 Geschäftsgebäude (gesamt): 8.130 24.700 1) Einsatz effizienter Heizungsanlagen 5.470 16.600 835 2.510 1.400 4.300 425 1.290 7.040 21.537 700 2.200 1.100 3.400 2.100 6.400 2.093 6.280 5) Einsatz mechanischer Dampfkompression 1.047 3.257 Transport: 3.490 23.260 1) Einführung des Emissionslimits von 140g CO2/km 3.490 23.260 35.658 126.327 2) Förderung des Einsatzes effizienter Klimanlagen 3) effiziente Lampen und Kontrollsysteme 4) effiziente Lampen und Lichtflussregulierungssysteme verarbeitende Industrie (gesamt): 1) effiziente Lampen und Kontrollsysteme 2) Austausch elektrischer Motoren (1-90 kW) der Klasse Eff2 durch Eff1 3) Installation von Wechselrichtern auf Elekromotoren von 0,75-90 kW Leistungsstärke 4) hochleistungsfähige KWK-Anlagen gesamte erwartete Ersparnis (nationales Energieeinsparziel): Quelle: eigene Darstellung des italienischen Wirtschaftsministeriums 2007 3.3 Technologie- und Entwicklungsstand Dem italienischen Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung zufolge, verzeichnet Italien noch technologische Rückstände in vielen Bereichen der Energieeffizienz. Besonders hoher Innovationsbedarf besteht beispielsweise bei Adsorptionsmaschinen, die mit Solarenergie kühlen können, obwohl gerade diese Produkte insbesondere für den süditalienischen Markt äußerst interessant wären. Auch bei hocheffizienten Heizkesseln und im Ecobuilding besteht technologischer Nachholbedarf. Gut aufgestellt ist Italien hingegen bei Haushaltsgeräten, Beleuchtungsanlagen und Elektromotoren. Tabelle 08: Italiens Technologieposition bei neuen hocheffizienten Produkten Entwicklungsperspektiven Positionierung der Industrie Forschungsstand kurzfristig langfristig Ecobuildung und neue Baumaterialien ** ** ** *** hocheffiziente Heizkessel *** ** *** *** Kompressionsmaschinen *** *** *** *** * * ** *** Haushaltsgeräte ***** ** ***** ***** Beleuchtung **** ** **** **** Elektromotoren **** ** **** **** Moderne Batterien * *** ** *** Smart Grids * ** ** *** Technologie Absorptionsmaschinen * ungenügend ** ausreichend *** gut **** sehr gut ***** hervorragend Quelle: eigene Darstellung des italienischen Wirtschaftsministeriums 2008: 31 20 Des Weiteren hat die FIRE (Federazione Italiana per l’uso Razionale dell’Energia) zusammen mit der ENEA und dem Ministerium für die wirtschaftliche Entwicklung im September 2010 Vorgehensweisen zur vereinfachten Definition und Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen veröffentlicht. Darin enthalten Vorschläge für ein neues technisches Datenblatt für die Bewertung der erzielbaren Einsparung nach der Norm UNI EN 15232 „Auswirkungen der Automation, der Regulierung und der technischen Verwaltung von Gebäuden“ und für die Installation einer unterbrechungsfreien Stromversorgung hoher Effizienz. Darüber hinaus Maßnahmen für den häuslichen Einsatz von Biomasse und LED-Technologie für die öffentliche Beleuchtung. Der Energieverbrauch für die öffentliche Beleuchtung ist seit 1995 stetig angestiegen und beträgt im Jahr 2009 6,3 TWh (mehr als 2% des gesamten Endverbrauchs elektrischer Energie in Italien). Die Kosten der Beleuchtung entsprechen 15-25% der gesamten Energiekosten und nähern sich 50% der gesamten Elektrizitätskosten der Gemeinden. Abbildung 06: Verbrauch elektrischer Energie der öffentlichen Beleuchtung in Italien (1995 – 2009) GWh Quelle: FIRE – 8 Metodologie semplificate risparmi energetici September 2010: 31 Aus diesem Grund werden in den Jahren 2011 verstärkt Fokus auf den Austausch alter Systeme durch neue energieeffizientere und die Verbesserung der Effizienz durch automatische sowie flexible Regelungs- und Steuerungssysteme im Bereich der Beleuchtung, Leuchtstärke, Regulatoren und des Stromflusses). Zum Beispiel befindet sich der Austausch von Quecksilberdampflampen durch Natriumdampflampen im Vorgang, die Aufgrund einer EUVerordnung je nach Typ bis 2012 bzw. 2015 ausgewechselt werden müssen. Im Jahr 2010 beträgt der Anteil an Quecksilberdampflampen noch immer geschätzte 55%. 21 Abbildung 07: Schätzung der prozentuale Verteilung des Lampentyps in der öffentlichen Beleuchtung 2010 8% 55% 37% Quecksilberdampflampen Natriumdampflampen Andere Quelle: FIRE – 8 Metodologie semplificate risparmi energetici September 2010: 35 Die Mehrheit der Hersteller im Beleuchtungsbereich haben ihre Investitionsabsichten in die energiesparende LED-Technik bekundet. Davon soll aber nicht nur der öffentliche, sondern auch der private Bereich profitieren. 3.4 Marktakteure Im Rahmen der Entwicklung des Energieeffizienzprojektes Industria 2015 (näheres siehe unten) ist vom italienischen Ministerium für die wirtschaftliche Entwicklung eine umfangreiche Marktanalyse durchgeführt worden, deren Ergebnisse aufschlussreich sind. Man hat Unternehmen und Konsortien aus ganz Italien befragt, ob sie Projekte in den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz zu entwickeln gedenken. Die 1.067 vorgeschlagenen Projekte sehen dabei die Mitwirkung von 3.950 Subjekten vor, davon sind mehr als die Hälfte Unternehmen. Die Projektvielfalt reicht von der innovativen Nutzung von Energieträgern über Vorschläge zur energetischen Nutzung von Produktionsausschüssen bis hin zur Anwendung bereits existierender Technologien. Bei den Projekten im Bereich erneuerbarer Energien überwiegen Photovoltaik (11,7%) und Bioenergie (6,7%). Im Energieeffizienzbereich sind hocheffiziente Materialen für den Bau (4,2%), Energy Management Services (2,9%), Smart Grids (2,5%) sowie Technologien für die effizientere Energieverteilung (2%) bedeutende Forschungsfelder (Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (2009): 35f.). 32% der Projektvorschläge stammen von Großunternehmen, 63,4% von Klein- und mittelständischen Betrieben und bei 4,1% handelt es sich um Konsortien. Besonders interessant ist die Tatsache, dass 44,5% angaben, auf der Suche nach weiteren Partnern zur Verwirklichung ihrer Projekte zu sein. Dies bietet optimale Voraussetzungen und Geschäftsaussichten für deutsche Unternehmen, die auf dem italienischen Markt tätig werden möchten. 22 Abbildung 08: Unternehmenstypologie erneuerbare Energien und Energieeffizienzprojekte Unternehmenstypologie EE und Energieeffizienzprojekte Mikro-Unternehmen (<10 Angestellte) 4% 25% kleine Unternehmen (10-50 Angestellte) 32% Mittlere Unternehmen (50-250 Angestellte) Großunternehmen (>250 Angestellte) 23% Konsortien 16% Quelle: eigene Darstellung nach Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, 2008: 37. 3.5 Regulative Rahmenbedingungen Italien Um Primärenergie einzusparen sind im Ministerialdekret vom 20.07.2004 Einsparziele für Strom und Gas formuliert worden, die von den ausführenden Dekreten 205/2004 und 300/2007 dann folgendermaßen spezifiziert worden sind. Tabelle 09: Jährliche nationale Energieeinsparziele 2005-2012 Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Dekret Strom (Mtoe) 0,1 0,2 0,4 1,2 1,8 2,4 3,1 3,5 Dekret Gas (Mtoe) 0,1 0,2 0,4 1,0 1,4 1,9 2,2 2,5 Quelle: eigene Darstellung nach Dekret Nr. 205 vom 01.09.2004 sowie Dekret vom 28.12.2007 23 Um diese Energieeinsparziele zu erreichen, fährt die italienische Regierung, wie auch in den einschlägigen EU-Richtlinien vorgesehen, zweigleisig: Zum einen hat sie strenge Vorschriften verabschiedet, die den Energieverbrauch regeln sollen. Zum anderen sind umfangreiche ergänzende Förderpolitiken eingerichtet worden, die Investitionsanreize für Privatleute und Unternehmen im Rahmen energieeffizienter Technologien bieten. Grundlage und Meilenstein für den rationalen Umgang mit Energie in Italien ist das „Energieeinspargesetz“ 10/1991 mit den beiden Dekreten 412/1993 und 551/1999, die seine Ausführung regeln. Darin sind bereits viele wegweisende Aspekte enthalten, wie beispielsweise die Erstellung einer Energiebilanz von Gebäuden, die erst von späteren EU-Richtlinien vorgesehen werden. In Verbindung mit dem Dekret 412/1993 ermöglicht es zudem Ausschreibungen von EEFörderprogrammen durch Regionen und autonome Provinzen. In Folge dessen haben sich in Italien verschiedene regionale Förderpolitiken entwickelt. Insbesondere in der Lombardei bestehen umfangreiche Fördermöglichkeiten, und auch andere Regionen wie Piemont haben in den letzten Jahren zahlreiche Förderprogramme aufgelegt. Im Folgenden soll auf die aktuellen nationalen Vorschriften und Förderpolitiken eingegangen werden, die eine Erhöhung der Energieeffizienz zum Ziel haben. 3.6 Vorschriften Energieeffizienz 3.6.1 Energy Manager Durch den ‚Italienischen Nationalen Energieplan’ aus dem Jahr 1982, müssen Industriebetriebe mit einem hohen Energiekonsum einen Mitarbeiter einsetzen, der für den effizienten und rationalen Umgang mit Energie zuständig ist. Dieser ist der so genannte Energymanager, dessen Tätigkeitsbereich u.a. Energierecht, Technik und Management sowie den Einsatz Erneuerbarer Energien umfasst. Mit dem Gesetz 10/1991 wird diese Verpflichtung auch auf große Energiekonsumenten im Transportsektor und im zivilen Bereich ausgeweitet. Ein hoher Energieverbrauch wird für alle Unternehmen, die im Industrie- oder Dienstleistungssektor und im zivilen Bereich tätig sind, als ein Konsum von mindestens 10.000 TOE/Jahr definiert. Für alle übrigen Sektoren (z.B. öffentliche Verwaltung) gilt der Wert 1.000 TOE/Jahr. Dem Energymanager kommt dabei die Aufgabe zu, eine Energiebilanz aufzustellen und Vorschläge zur Verbesserung der innerbetrieblichen Energieeffizienz auszuarbeiten. Mit der gesetzesvertretenden Rechtsverordnung 192/2005 wird ihm zudem die Aufgabe zu Teil, zu bescheinigen, dass neue Baumaßnahmen den im Artikel 26 des Gesetzes 10/1991 festgelegten Bedingungen entsprechen. Die bis dato evaluierende und vorschlagende Rolle des Energymanagers wird damit um eine Kontrollfunktion ergänzt, wodurch seine Position sowohl intern als auch extern gestärkt wird. 24 Die 1988 gegründete FIRE (Federazione Italiana per l’uso Razionale dell’Energia) hat laut Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung die Aufgabe, die Interessen der Energymanager zu vertreten, die jährlich fälligen Nominierungen aufzunehmen und an das zuständige Ministerium weiterzuleiten. Sie bietet zudem Weiterbildungsmaßnahmen für Energymanager an und ist Ansprechpartner für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen, die Informationsbedarf im Bereich Energieeffizienz haben (www.fire-italia.it). Anfang 2010 sind bereits circa 2650 Energymanager in ganz Italien im Einsatz, vor allem in der Großindustrie und in den Kommunen. Dabei beschäftigten im Jahr 2007 erst 54% der Kommunen, die gesetzlich dazu verpflichtet gewesen wären, einen Energymanager einzusetzen, diesen auch tatsächlich (vgl. Ecolavoro 2007). Vorreiter bezüglich des Einsatzes von Energymanagern sind viele norditalienische Städte wie Mailand, Turin, Venedig, Bologna oder Verona. Angaben der FIRE zu Folge lassen auch ohne besondere Investitionen durch intelligente Organisation 10-15% Energie einsparen. 3.6.2 Weiße Zertifikate Mit dem Ministerialdekret vom 20.07.2004 hat Italien als weltweit erstes Land so genannte „weiße Zertifikate“ für Energiesparmaßnahmen eingeführt, offiziell Titoli di Efficienza Energetica (TEE) getauft. Für Strom- und Gasanbieter, die mehr als 100.000 Endkunden versorgen (Stichtag 31.12.2001), werden verbindliche Energieeinsparziele in Öleinheiten formuliert. Diese sollen mit Hilfe von Projekten erreicht werden, die die Energieeffizienz steigern. Für jede TOE eingesparter Energie wird ein weißes Zertifikat ausgestellt. Übersteigen die erhaltenen weißen Zertifikate die festgelegten jährlichen Energiereinsparziele, kann damit gehandelt werden. Andernfalls muss der Betreiber diese auf dem Markt zukaufen. Der Rückgriff auf Marktmechanismen stellt sicher, dass die Energieeffizienz dort gesteigert wird, wo es ökonomisch am sinnvollsten ist. Langfristig ist geplant, auch für Strom- und Gasanbieter, die weniger als 100.000 Endkunden versorgen, verbindliche Einsparziele zu formulieren. Projekte zur Erlangung von weißen Zertifikaten für Energiesparmaßnahmen können von akkreditierten Strom- und Gasanbietern und Dienstleistungsgesellschaften aus dem Energiesektor entwickelt werden. Dabei können auch Firmen, die über weniger als 100.000 Endkunden verfügen, Projekte anmelden. Die auf diese Weise erhaltenen Zertifikate können sie dann auf dem Markt verkaufen und so Gewinne erzielen. Die Projekte müssen durch die Autorità per l’energia elettrica ed il gas (AEEG) genehmigt werden, die anschließend auch die erfolgte Energieeinsparung zertifiziert. Die weißen Zertifikate werden dann vom GME ausgegeben. In der Regel werden für die eingesparte Energie fünf Jahre lang Zertifikate vergeben. Bei einigen Maßnahmen, wie beispielsweise der Wärmeisolierung oder der bioklimatischen Architektur, ist sogar eine achtjährige Vergabe der Zertifikate vorgesehen (AEEG-Beschluss 103/03 vom 18.11.2004). 25 Ende 2008 waren 268 Gesellschaften beim GME akkreditiert (GME, 2009: 150). Davon sind 72 Stromund Gashändler, 9 so genannte Traders, die Zertifikate an- und wieder verkaufen und die große Mehrzahl von 187 Energy Service Companies (ESCO). Bei Letzteren handelt es sich um Servicegesellschaften, die auf eigenes Risiko bei Endkunden Energieeffizienzmaßnahmen durchführen. Den aus den erzielten Einsparungen erzielten Gewinn teilen sich Endkunde und ESCO dann nach Konditionen, auf die sich beide Parteien vorab in einem Vertrag geeinigt haben, auf. Eine stets aktuell gehaltene Liste mit den Kontaktdaten der ESCO ist bei der AEEG online abrufbar (www.autorita.energia.it). Tabelle 10: Markt für weiße Zertifikate im Jahr 2010 bis zum Stichtag 05.10.2010 Typ I Typ II Typ III Minimalpreis (Euro/toe) 82 82,51 82 Maximalpreis (Euro/toe) 100 100 99,95 gewichteter Durchschnittspreis (Euro/toe) 92,4 91,93 92,65 429.599 254.149 59.882 Anzahl gehandelter Zertifikate Quelle: eigene Darstellung, Daten: GME (www.mercatoelettrico.org, 07.10.2010) Bei den Zertifikaten wird zwischen drei Typen unterschieden: Typ I wird für Eingriffe vergeben, die elektrische Energie einsparen. Typ II zertifiziert die Einsparung von Gas und Typ III die von Primärenergie. War das Preisniveau der gehandelten Zertifikattypen anfangs noch stark unterschiedlich, so haben sie sich in letzter Zeit angeglichen. Der Grund dafür ist, dass seit 2007 Zertifikate von Typ I und Typ II (Ministerialdekret 21/12/2007) und seit 2008 ist auch Typ III mit Typ II (Dekret 115/2008) gleichgestellt sind. Damit wurde eine entscheidende Schwachstelle des Systems behoben, da Zertifikate des dritten Typs bis dato kaum einen Preis hatten. Hervorzuheben ist, dass 2008 nur 40% der Zertifikate frei gehandelt worden sind. 60% wurden in Folge bilateraler Transaktionen ausgetauscht, worunter jedoch auch Transaktionen innerhalb einer Firmengruppe fallen. Nähme man diese aus, verschöben sich die Zahlen beträchtlich. 55,8% entfielen dann auf den freien Markt und nur noch 44,2% wären das Ergebnis bilateralen Handels (GME 2009: 151f.). 26 Abbildung 09: Einsparziele in Anzahl weißer Zertifikate 2005-2008 Einsparziele in Anzahl weißer Zertifikate 2005-2008 2.500.000 2.000.000 1.500.000 Gas 1.000.000 Strom 500.000 0 2005 2006 2007 2008 Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: GME, 2008: 150 Derzeit überschreitet die Nachfrage nach weißen Zertifikaten das Angebot. Wurde für 2008 von der AEEG die Einsparung von 2.200.000 Zertifikaten festgelegt, so wurden 2008 nur 1.339.146 Zertifikate vergeben. 3.6.3 Energiezertifzierung Die Umsetzung der EU-Richtline 2002/91 CE über die Energieeffizienz von Gebäuden ist in Italien in verschiedenen Schritten erfolgt und noch immer nicht abgeschlossen. Der erste Schritt erfolgte durch die gesetzesvertretende Rechtsverordnung 192/2005, die Ende 2008 durch die gesetzesvertretende Rechtsverordnung 311/2006 modifiziert wurde. Letztere trat am 02. Februar 2007 in Kraft. Konkretisiert wurden die beiden Rechtsverordnungen durch das Präsidialdekret vom 2. April 2009. Seit dem 01.07.2009 muss jedes alte wie neue Objekt, das auf dem Immobilienmarkt gehandelt werden soll, einen Energiepass besitzen. Diese Regelung galt bereits seit dem 01.07.2007 für Gebäude mit mehr als 1000 m², seit dem 01.07.2008 beim Verkauf von Gebäuden unter 1000 m² und seit dem 01.07.2009 nun auch für einzelne Wohneinheiten. 27 Folgende Indikatoren der Energieklassen wurden unverbindlich vereinbart: Tabelle 11: Indikatoren der Energieklassen Klassen Energetischer Verbrauch A < 30 kWh/m² pro Jahr B < 50 kWh/m² pro Jahr C < 70 kWh/m² pro Jahr D < 90 kWh/m² pro Jahr E < 120 kWh/m² pro Jahr F < 160 kWh/m² pro Jahr G > 160 kWh/m² pro Jahr Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: Energymanager (www.energymanager.net) Der Energiepass informiert den Käufer über die Energieeffizienz eines Gebäudes und macht somit die Gebäude energetisch besser miteinander vergleichbar. Ziel des Energiepasses ist, eine größere Markttransparenz im Gebäudebereich zu erlangen. Der Energiepass ist zudem Voraussetzung für die Beantragung der Steuervergünstigungen bis zu 55% für die Energieeffizienz steigernde Maßnahmen (s.u.). Unter den Gebäudezertifizierungen nimmt der Energieausweis eine Sonderrolle ein, da es sich dabei um eine Zertifizierung mit Gütesiegel handelt. Der Energieausweis wird von unabhängiger, autorisierter Stelle erlassen. Wichtig: die Einstufung in Energieverbrauchsklassen erfolgt nach Prüfung der Bauausführung bzw. Fertigstellung des Gebäudes. Der Energieausweis zeigt auf den ersten Blick, wie hoch der Wärmeverbrauch eines Gebäudes ist. Er enthält zwei energetische Einstufungen: Im ersten Teil wird die Wärmeschutzklasse des Gebäudes und im zweiten die Qualität der Haustechnik ausgedrückt. Mit Hilfe einer Tafel mit farblichen Abstufungen der Wärmeschutzklassen von grün (geringer Energiebedarf) bis rot (hoher Verbrauch) können auch Laien sofort erkennen, ob ein Gebäude viel oder wenig Energie verbraucht. Die Wärmekennzahl wird anhand der eingereichten energierelevanten Unterlagen mit einem einheitlichen Berechnungsverfahren ermittelt. Bauherren können so den mittleren Heiz- und Energiebedarf eines Gebäudes ausrechnen und den Verbrauch verschiedener Gebäude miteinander vergleichen. Es gibt bislang noch kein standardisiertes Vorgehen zur Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden, aber drei die große Anerkennung finden. 28 Mit mehr als 2.500 zertifizierten Gebäuden in ganz Italien ist CasaClima einer der bekanntesten und größten Energiezertifizierer von Gebäuden in Italien. Das Qualitätszertifikat CasaClima ist ein einfaches, auch für Fachfremde, zu verstehendes Prädikat, mit dem der Energieverbrauch von Gebäuden einfach verglichen werden kann. Es wurden bereits gut 21.000 Personen durch CasaClima geschult. Die Zertifizierung sieht eine Einteilung der Gebäude in Energieleistungsklassen auf Grundlage des kalkulierten jährlichen Verbrauches von Heizwärme vor. Ablauf einer Zertifikation: - Maßhaltigkeitsprüfung [dwg] - Wert der Durchlässigkeitsgradzahlen - Kontrolle der Dokumentation - Integrations- und Korrekturanträge - Kontrolle der fotografischen Dokumentation des Baues - Prüfung ob zugesicherte Materialien auch verbaut wurden - Besichtigungstermine der Baustelle - Unmöglichkeit von Wärmebrücken - Zertifizierung der Außenhülle; Außenhülle + Anlagen; Umweltverträglichkeit Die Protokolle ITACA und SBTool sind beides Instrumente die auf der gleichen Methode basieren und sich zu einem ganzheitlichen System für die institutionelle und private Energiezertifizierung ergänzen. Eigens für die Zertifizierung der Ergebnisse wurde die Marke ESIt (Edilizia Sostenibili Italia)entwickelt, die es ermöglicht Immobilien für jegliche Verwendung und in jeder Phase des Lebenszyklus zu zertifizieren. ITACA und SBTool bewerten alle Aspekte der Nachhaltigkeit eines Gebäudes und verzeichnen, dank eines Systems der Kombination von Punkten und der einheitlichen Leistungsskala, jeden einzelnen Zuwachs. Bei der Bewertung werden die Hauptprobleme der Umwelt in Betracht gezogen, wie z.B. die Qualität der Lage, der Verbrauch von Ressourcen, Umweltbelastung, die Dienstgüte, die ökonomischen, sozialen, kulturellen und wahrnehmbaren Aspekte. Durch die Bewertung der einzelnen Kriterien wird ein spezieller Aspekt des Gebäudes bezüglich eines speziellen Themas (Energie, Wasser, Material, Komfort, Lageeinfluss, Dienstgüte) bewertet. Überregional, aber seit 2010 auch immer relevanter auch auf nationaler Ebene ist das LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), dass sich immer mehr als System zur Zertifizierung der umweltfreundlichen Nachhaltigkeit von Gebäuden aufdrängt. Diese Zertifizierung wird von Markt immer mehr als zuverlässiges, anwendbares und als Fähig den wirklich zugefügten Wert einer Immobilie zu bewerten, wahrgenommen. LEED ist ein Instrument, dass erlaubt die großen Bereiche Energie, Atmosphäre, Nachhaltigkeit der Lage und der Materialien in Punkte zu übersetzen und in einer komplexen Matrix zu korrelieren (Quelle: Sostenibilità costruita – I protocolli italiani, Il sole 24 ore, Ottobre 2010). 29 3.7 Förderung Energieeffizienz 3.7.1 Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen Die wichtigsten Vergünstigungen sind die steuerlichen Abzugsmöglichkeiten für Maßnahmen, die die Energieeffizienz von Gebäuden steigern. Im Einklang mit dem Grünbuch der EU-Kommission KOM (2007) 140 wird das Steuerwesen eingesetzt, um Energieeffizienzmaßnahmen und den Einsatz erneuerbarer Energien in Italien zu stärken. Erstmals eingeführt werden sie mit dem Haushaltsgesetz von 2007 (Legge Finanziaria 2007). Mit der Legge Finanziaria 2010 und 2011 werden die Fördermaßnahmen weiter ausgebaut und vom Haushaltsgesetz in leicht modifizierter Form bestätigt. Die Regelungen, die auch für das komplette Jahr 2011 Gültigkeit besitzen, sehen vor, dass die Ausgaben für Maßnahmen, die der energetischen Aufwertung von bestehenden Gebäuden dienen (Türen- und Fenster, Solarpaneele, Dämmung, Heizungsanlagen etc.) und von natürlichen oder juristischen Personen vorgenommen werden, zu 55% in neuerdings 10 Jahresraten von der Einkommens- (Akronym: IRPEF) bzw. Unternehmenssteuer (Akronym: IHRES) abgesetzt werden können. Dabei ist es teilweise möglich, die Steuerabzüge mit den oben beschriebenen weißen Zertifikaten zu kombinieren. Auf diese Weise werden auch solche Eingriffe lohnenswert, die aufgrund der aktuellen Marktpreise der weißen Zertifikate ansonsten nicht interessant wären. Der maximale Steuerabzugsbetrag beträgt je nach Anwendungsbereich zwischen 30.000 und 100.000 Euro. Die Deckelung von 100.000 Euro gilt für Eingriffe, die eine ‚energetische Neuqualifikation’ zur Folge haben. Darunter versteht man Eingriffe, die das Erreichen eines Wärmeübergangskoeffizienten für die Beheizung bewirken, der 20% unter den vom zuständigen Ministerium festgelegten Wert liegt. Dabei kommt es nicht darauf an, welche Maßnahmen oder Technologien eingesetzt werden, einzig das Ergebnis ist ausschlaggebend. Der jährliche Bedarf an Primärenergie für die Beheizung des gesamten Gebäudes muss 20% unterhalb des festgelegten Grenzwertes liegen, es reicht nicht aus, die Effizienzziele für einzelne Wohneinheiten zu erreichen. Die bereits erwähnten Koeffizienten variieren je nach Gebäudetyp (Wohnhaus oder nicht), nach Quotient aus der Fläche, die nach außen geht, dem Volumen der beheizten Räumlichkeiten sowie nach der Klimazone, in der sich die Immobilie befindet. Die ursprünglich im Anhang C des Dekrets vom 19. Februar 2007 festgelegten Grenzwerte werden mit dem Dekret des Ministers für wirtschaftliche Entwicklung vom 11.03.2008 sukzessive gesenkt und mit der Änderung vom 26.01.2010 überarbeitet. Die ab 2010 gültigen Werte sind der Abbildung unten zu entnehmen. 30 Alle italienischen Kommunen sind mit dem Präsidialdekret 412/93 eindeutig einer Klimazone von A (kälteste), bis F (wärmste) zugeordnet worden. Die jeweilige Zone lässt sich beispielsweise unter www.eurometeo.com/english/read/doc_zone-climatiche für jede Kommune online abrufen. Tabelle 112: Wärmeübergangskoeffizienten Beheizung ab 2010 Grenzwerte für Beheizung in kWh/m³: Wohnhäuser (gültig ab 01.01.2010) Klimazone F/V ≤ 0,2 ≥ 0,9 A B C D E F ≤ 600 TG ≤ 601 TG ≤ 900 TG ≤ 901 TG ≤ 1400 TG ≤ 1401 TG ≤ 2100 TG ≤ 2101 TG ≤ 3000 TG > 3000 TG 7,7 7,7 11,5 11,5 19,2 19,2 27,5 27,5 37,9 37,9 32,4 32,4 43,2 43,2 61,2 61,2 71,3 71,3 94,0 94,0 Grenzwerte für Beheizung in kWh/m³: Alle anderen Gebäude (gültig ab 01.01.2010) Klimazone F/V ≤ 0,2 ≥ 0,9 A B C D E F ≤ 600 TG ≤ 601 TG ≤ 900 TG ≤ 901 TG ≤ 1400 TG ≤ 1401 TG ≤ 2100 TG ≤ 2101 TG ≤ 3000 TG > 3000 TG 1,8 1,8 3,2 3,2 5,4 5,4 7,7 7,7 10,3 10,3 7,4 7,4 11,5 11,5 15,6 15,6 18,3 18,3 25,1 25,1 F = Fläche in m², die nach außen geht (bzw. an nicht beheizte Bereiche angrenzt) V = Bruttovolumen in m³ der beheizten Räumlichkeiten TG = Tagesgrad, d.h. die Summe der positiven Differenz zwischen der Innentemperatur (festgelegt auf 20°C) und der durchschnittlichen Tagesaußentemperatur, berechnet für den gesamten, gewöhnlichen jährlichen Heizungszeitraum Quelle: eigene Darstellung nach dem Dekret des Ministers für wirtschaftliche Entwicklung vom 11.03.2008, Anhang A Für Maßnahmen, die eine Reduzierung des Wärmeverlusts von bestehenden Gebäuden, Gebäudeteilen oder Immobilieneinheiten bewirken, ist die Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit von 55% der Ausgaben bis zu 60.000 Euro gegeben. Darunter fallen der Austausch oder der Einbau von horizontalen, lichtundurchlässigen Strukturen (Verkleidungen, Fußböden), von vertikalen lichtundurchlässigen Strukturen (Wände) sowie von Fenstern und Fensterrahmen. Dabei müssen die im Anhang B des Ministerdekrets für wirtschaftliche Entwicklung vom 11.03.2008 festgelegten Wärmedurchgangsgrenzwerte, welche im Dekret vom 26.01.2010 angepasst wurden, erfüllt werden. Die ab 2010 gültigen Grenzwerte gehen aus der unten abgebildeten Tabelle hervor. 31 Tabelle 13: Wärmeübergangskoeffizienten für Bauteile ab 2010 U-Werte im baulichen Bereich (in W/m²K) Klimazone A Lichtundurchlässige energetische Strukturen 0,54 Lichtundurchlässige horizontale und geneigte Strukturen Verkleidungen Böden (*) 0,32 0,60 Fenster inkl. Rahmen 3,7 B 0,41 0,32 0,46 2,4 C 0,34 0,32 0,40 2,1 D 0,29 0,26 0,34 2,0 E 0,27 0,24 0,30 1,8 F 0,26 0,23 0,28 1,6 (*) Böden, die nach außen oder in Richtung nicht beheizter Bereiche liegen Quelle: eigene Darstellung nach Dekret des Ministers für Wirtschaftliche Entwicklung vom 26.01.2010 Die Abschreibemöglichkeit von 55% der Ausgaben bei einem Deckelungsbetrag von 60.000 Euro gilt auch für die Installation von Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung. Voraussetzung ist, dass die verwendeten Kollektoren und Boiler über mindestens fünf Jahre Garantie verfügen und konform mit den Normen UNI EN 12975 und UNI EN 12976 sind. Für den Austausch von Beheizungsanlagen, die nicht den Bedingungen der ‚energetischen Neuqualifikation’ (s. o.) entsprechen, ist es unter Umständen möglich, zumindest bis zu 30.000 Euro abzusetzen. Abzugsfähig sind zum einen Aufwendungen für den ganzen oder teilweisen Austausch von Heizungssystemen durch solche, die über Kondensheizkessel verfügen. Seit dem 01.01.2008 ist zudem der Austausch durch hocheffiziente Wärmepumpen oder geothermische Anlagen abzugsfähig. In der unten abgebildeten Tabelle sind die unterschiedlichen steuerlichen Abzugsmöglichkeiten noch einmal zusammengefasst. Tabelle 14: Steuervergünstigungen für Energiesparmaßnahmen max. Berechnungsgrundlage energetische Neuqualifikation Reduzierung des Wärmeverlusts Installation von Sonnenkollektoren Austausch von Heizungssystemen davon abzugsfähig 181.828,18 € 103.090,91 € 54.545,45 € 55% max. Steuerabzugsbetrag gesamt jährlich 100.000 € 20.000 € 60.000 € 12.000 € 30.000 € 6.000 € Quelle: eigene Darstellung nach Dekret des Ministers für Wirtschaftliche Entwicklung vom 11.03.2008, Anhang B 32 Die Maßnahmen für die Steuervergünstigungen haben bis heute ein Auftragsvolumen von ca. 11 Milliarden Euro für 850.000 Eingriffe bezüglich der energetischen Neuqualifikationen erreicht. Verglichen mit der Anzahl der bestehenden Gebäude, die einer energetischen Verbesserung bedürfen, ca. 23 Millionen, wird deutlich, dass man sich immer noch im Verzug bezüglich der Ziele des Energieeffizienz-Planes befindet. Laut, Giuseppe Vegas, Vize-Wirtschaftsminister, beträgt der Öko-Bonus, die Steuervergünstigungen über 55% für die Energieeffizienz steigernden Maßnahmen, 124,8 Mio. € angewendet auf das Mehrwertsteueraufkommen bezüglich der Interventionen in den Immobilien. Es handelt sich um ein Senkung des Steueraufkommens um 32,4 Mio. € in 2012, um 292,8 Mio. € in 2013 und um 168,2 Mio. € in 2014. Während die Kosten für den Staat in dem Jahr 2012 in dem der Steuerabzug stattfindet, um 300-310 Mio. € in die Höhe steigen wird. Die bei der ENEA abrufbare Statistik über die Anträge auf Steuerabzüge lässt erkennen, dass die Maßnahmen gut angenommen werden. 2007, das einzige Jahr für das bislang Daten vorliegen, sind 106.000 Anträge mit einer Gesamtersparnis von 880 GWh (ca. 0,08 MTOE) genehmigt worden, wodurch es zu einer jährlichen CO2 Ersparnis von 193.000 Tonnen kam. Damit wurden mit einem Eingriff im Durchschnitt 7,40 kWh jährlich eingespart, dies entspricht etwa 1,6 Tonnen CO2. Vor dem Hintergrund, dass ein Italiener im Schnitt für 10 Tonnen jährlichen CO2 Ausstoß verantwortlich ist, ist eine solche Ersparnis durchaus beachtlich. Die Antragssteller haben für die Maßnahmen 2007 insgesamt 1.514 Mio. Euro ausgegeben, von denen jedoch nur 1.457 Mio. abzugsfähig sind, da die Kosten der Eingriffe teilweise den maximal abzugsfähigen Betrag überschritten haben. Ingesamt schätzt die ENEA die Kosten, die dem italienischen Staat durch dieses Förderinstrument 2007 entstanden sind, auf 800 Mio. Euro. Es ist zu beachten, dass sich diese Kosten, aufgrund der vorgeschrieben Streckung der Abschreibung, auf mehrere Jahre verteilen (vgl. ENEA 2008: 42). Das beste Preis-Leistungsverhältnis hat dabei der Austausch von Heizungssystemen vorzuweisen. Eine auf diese Weise eingesparte Kilowattstunde hat im Schnitt 1,05 Euro gekostet. Am schlechtesten schneiden bei dieser Rechnung die Eingriffe ab, die eine Reduzierung des Wärmeverlusts zum Ziel haben. Der Austausch von Fenstern und die bessere Dämmung von Wänden haben Kosten von 2,60 Euro/kWh verursacht. Interessanterweise haben diese jedoch den Großteil der Eingriffe ausgemacht (37%). Auf den Austausch der Heizungssysteme entfielen immerhin noch 26% der Anträge. Die Installation von Solarpaneelen machte 19% aus, während nur 3% unter die Förderkategorie ‚energetische Neuqualifikation’ fielen. Die verbleibenden 15% entfallen auf Maßnahmen, die mehreren Kategorien zuzuordnen sind. (Vgl. ENEA 2008: 43-44). 33 Abbildung 10: Kostenvergleich der geförderten Energiesparmaßnahmen 2007 Kosten pro jährlich eingesparter kWh in Euro 2007 2,60 2,42 1,99 1,51 Maßnahmen Kombinierte Austausch von Heizungssystemen Solarkollektoren Installation von Wärmeverlusts Neuqualifikation Reduzierung des 1,05 energetische 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 Quelle: eigene Darstellung nach ENEA 2008: 43 Abbildung 11: Verteilung der Anträge auf die einzelnen Energiesparmaßnahmen 2007 Anteil an den gestellten Anträgen auf Steuervergünstigungen in % 2007 15% energetische Neuqualifikation 3% Reduzierung des Wärmeverlusts 37% 26% Installation von Solarkollektoren Austausch von Heizungssystemen 19% Kombinierte M aßnahmen Quelle: eigene Darstellung nach ENEA 2008: 44 Mit der Legge Finanziaria 2007 wurden zudem noch weitere Maßnahmen eingeführt, die Energieeffizienzsteigerungen in der italienischen Industrie, im Einzelhandel und bei den privaten Haushalten zum Ziel haben. So sind für Investitionen in hocheffiziente Motoren für den industriellen Bereich oder effiziente Beleuchtungssysteme für den Einzelhandel, Abzugsmöglichkeiten von 20 bzw. 36% vorgesehen. 34 Der Austausch von Elektrohaushaltsgeräten durch neue Modelle der Klasse A+ lässt sich bis max. 200 Euro zu 20% absetzen. Ausgaben für Kauf und Montage von hocheffizienten Motoren mit einer Leistung zwischen 5 und 90 kW lassen sich ebenfalls zu 20% bis zu max. 1.500 Euro absetzen. Industriebetriebe, die Wechselrichter kaufen und auf Anlagen mit einer Leistungsstärke zwischen 7,5 und 90 kW montieren, können analog 20% bis max. 1.500 Euro absetzen. Die Maßnahmen sind vorerst bis 2010 befristet, eine Verlängerung ist aber gut möglich. 3.7.2 Industria 2015 Industria 2015 ist die Bezeichnung für ein Gesetzesvorhaben, das von der Regierung Prodi am 22.09.2006 mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit Italiens nachhaltig zu steigern und eine innovative Industriepolitik zu entwickeln, verabschiedet wurde. Industriepolitik wird nicht mehr im klassischen Sinne verstanden, sondern umfasst insbesondere auch Dienstleistungen und neue Technologien. Dabei setzt man auf zwei Säulen. Zum Einen sollen Maßnahmen entwickelt werden, die die Forschung voranbringen, Investitionsanreize setzen und Wachstumschancen der italienischen Unternehmen im globalen Wettbewerb verbessern. Zum Anderen sollen maßgeschneiderte Förderinstrumente geschaffen werden, um strategische Ziele im technologisch-produktiven Bereich zu erreichen. Die „Industrieinnovationsprojekte“ (ital. progetti di innovazione industriale, PII) werden unter der Federführung des Ministers für wirtschaftliche Entwicklung, des Universitäts- und Forschungsministers sowie des Ministers für Innovation in der öffentlichen Verwaltung ausgeschrieben. Die Finanzierung erfolgt durch den Forschungs- sowie durch den Entwicklungsfonds. Die Projekte müssen darauf abzielen, neue industrielle Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen zu schaffen. Unter Einbeziehung von Großunternehmen, Forschungszentren, der öffentlichen Hand und insbesondere der Regionen sollen durch die Projekte die technologischen und regulativen Rahmenbedingungen für italienische Unternehmen gezielt verbessert werden. Die ersten fünf ausgeschriebenen Forschungsfelder sind: • Energieeffizienz für Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Entwicklung • Neue Technologien Made in Italy • Nachhaltige Mobilität • Neue Technologien für das Leben • Innovative Technologien für Kulturgüter, kulturelle und touristische Aktivitäten Bei dem Forschungsfeld Energieeffizienz, für das Pasquale Pistorio verantwortlich ist, wird zwischen einem technologischen Bereich mit hohem Innovations- und einem Bereich mit hohem Anwendungspotenzial unterschieden. Zum Ersten zählen Photovoltaik, Thermodynamik, Bioenergie, Brennstoff- und Wasserstoffzellen sowie Energieverteilung. Interessanter für diese Marktanalyse ist jedoch der Anwendungsbereich. 35 Hier nennt die Projektbeschreibung hocheffiziente Materialien für den Bau und den Bioarchitekturbereich, hocheffiziente Maschinen und elektrische Motoren, innovative Beleuchtungstechnologien, energieeffizientere Haushaltsgeräte sowie Technologien, die die Energieeffizienz industrieller Prozesse steigern. Im Januar 2009 sind aus insgesamt 86 Projektanträgen, die bis zum 15.09.2008 gestellt worden sind, 30 ausgewählt worden, denen nun insgesamt 200 Mio. Euro an Fördermitteln zukommen. An den 30 genehmigten Projekten sind 234 Unternehmen und 160 Forschungseinrichtungen beteiligt, die insgesamt 500 Mio. Euro an Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen zu leisten gedenken. 20% der Projekte werden in Süditalien stattfinden, bei 54% der beteiligten Firmen handelt es sich um kleinere und mittlere Unternehmen. 65 Prozent der Projekte betreffen den oben erläuterten innovationsorientierten Bereich (und dort insbesondere den Bioenergie- und Photovoltaikbereich), die restlichen 35% sind dem Anwendungsbereich zuzuordnen (Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, 2009). Ebenfalls bereits abgeschlossen ist der Auswahlprozess des Projekts für nachhaltige Mobilität, bei dem 180 Mio. Euro an Fördermitteln vergeben wurden. Das Projekt Technologien Made in Italy befindet sich im Augenblick in der Auswahlphase, dort wurden insgesamt 429 Projekteinträge eingereicht. Die anderen beiden Projekte, Neue Technologien für das Leben und Innovative Technologien für Kulturgüter, sind bislang noch nicht ausgeschrieben. 3.7.3 Vergünstigte Kredite für energieeffiziente Maßnahmen Auch auf lokaler Ebene gibt es zahlreiche vergünstigte Kredite für die Finanzierung energieeffizienter Maßnahmen. Die Provinz Mailand hat beispielsweise mit Partnerbanken ein Abkommen geschlossen, das die Kreditvergabe zu 0% Zinsen ermöglicht, wenn damit die Wärmedämmung verbessert wird energieeffizientere bzw. erneuerbare Energien nutzende Anlagen angeschafft werden. Für die Kredite stellt die Provinz Mailand bis zu einer Million Euro zu Verfügung. Insgesamt stellt die Provinz jährlich 12 Millionen Euro bereit um das selbst gesetzte Ziel einer jährlichen Energieeinsparung von 35 KTOE zu erreichen. Auch wenn die Lombardei und gerade auch Mailand einer der Vorreiter bei der Steigerung der Energieeffizienz ist, so laufen doch auch in anderen Regionen, Provinzen und Kommunen Förderprogramme, die den Einsatz Erneuerbarer Energien und eine Erhöhung der Energieeffizienz fördern. 2005 haben sich beispielsweise einige Kommunen zu den so genannten ‚tugendhaften Kommunen’ zusammen geschlossen, mit dem Ziel, aktiv für den Umweltschutz einzutreten (vgl. http://www.comunivirtuosi.org). Aus Platzgründen ist an dieser Stelle keine ausführliche Darstellung der regional variierenden Förderpolitiken möglich. Es haben jedoch fast alle Regionen eigene Förderungen für energieeffiziente Maßnahmen auf den Weg gebracht. 36 Es gibt zahlreiche weitere Förderungen die von Region zu Region unterschiedlich sind. Im Bereich der thermischen Isolierung z.B. gibt es in 506 Kommunen (von 705 die „grüne“ Verordnungen im Jahr 2010 einführten) haben Förderungen unterschiedlicher Art. Weitere Förderungsbereiche sind die Verwendung von erneuerbaren Energien (531 Kommunen haben Fördermaßnahmen), die Energieeffizienz von Gebäuden (293 Kommunen) und die Ausrichtung sowie die Abschirmung vor solarer Einstrahlung (353 Kommunen). Darüber hinaus gibt es bereits in 326 Kommunen unterstützende Maßnahmen für die Verwendung von wiederverwendbaren Materialien und 444 Kommunen die eine Einsparung und Wiederverwendung des Wassers fördern. Die akustische Isolierung gewinnt nach und nach ebenfalls an Wichtigkeit. (Quelle: Rapporto ONRE 2010) 4. ERNEUERBARE ENERGIEN IN ITALIEN 4.1 Überblick Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen erhält durch die chronische Energieknappheit im Land Rückenwind. Hielt sich der Anteil erneuerbarer Energien am italienischen Bruttoenergieverbrauchs über Jahre um die 7%-Marke, so ist in den vergangenen drei Jahren ein signifikanter Anstieg auf über 10% zu verzeichnen gewesen. Inklusive der Wasserkraft werden über 20% der nachgefragten Energie von erneuerbaren Energien erzeugt (nach GSE 2009). Die in Italien 2009 installierte Leistung der Anlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen liegt bei 26.519 MW (11% ehr als im Vorjahr), was zu einer erzeugten Energie von Brutto 69.330 GWh entspricht (19% mehr als im Vorjahr). Nach einer Umfrage des Branchenmagazins „FV Fotovoltaici“ sind 79% der Italiener der Meinung, dass Italien sich in Zukunft unter anderem auf die Solarenergie konzentrieren sollte. Dahinter folgt mit 28% der Befragten die Windenergie und mit 18% die Energieerzeugung mittels Atomkraftwerken. Diese Ansichten spiegeln sehr gut den derzeitigen Fokus Italiens wieder. Man muss aber auch mit einbeziehen, dass andere Technologien wie Biomasse, Geothermie und Wasserkraft nicht sehr stark in der Öffentlichkeit diskutiert, bzw. ersichtlich sind. Bei der Stromproduktion haben erneuerbare Energiequellen naturgemäß einen höheren Anteil als am Gesamtverbrauch. Mehr als drei Viertel (76,4%) des Stroms wird aus herkömmlichen Energieträgern gewonnen. Von den erneuerbaren Energieträgern entfallen 70% (47,5 Mrd. kWh) auf Wasserkraft, 11,5% auf Biomasse, 5,4% auf geothermische Kraftwerke und zusammen 10,1% auf 37 Wind- und Solarenergie. Da das Potenzial der Wasserkraft als weitestgehend erschöpft gilt, muss sich der Ausbau der erneuerbaren Energien auf die anderen Quellen stützen. Tabelle 15: Stromversorgung Italiens (Mrd. kWh) Energieträger 2004 2007 Bruttoproduktion von Strom 296,2 308,2 2009 1) 313,5 285,7 Erneuerbare Energie Wasserkraft Geothermik Andere erneuerbare Energieträger 2) Traditionelle Wärmekraftwerke Kohle Erdgas Erdölprodukte andere fossile Brennstoffe Eigenverbrauch der Kraftwerke Übertragungsverluste Nettoimporte 55,7 42,8 5,4 7,5 240,5 45,5 129,8 47,3 17,9 -13,3 -3,1 45,6 49,4 32,8 5,6 11,0 258,8 44,1 172,6 22,9 19,2 -12,6 -2,0 46,3 59,7 41,6 5,5 12,6 253,8 43,1 172,7 19,2 18,8 -12,0 -2,0 40,0 Verbrauch von Elektroenergie 325,4 339,9 339,5 317,6 2008 67,5 47,5 5,4 14,6 218,2 39,0 145,7 18,0 15,5 -11,0 -1,5 44,4 1) Schätzungen; 2) Sonne, Wind, Haushalts- und Industriemüll, Biogas Quelle: Istat, “Il sistema energetico italiano e gli obiettivi ambientali al 2020”, zitiert nach Breuer (2010b). Italien hat sich bis zum Jahr 2020 ehrgeizige Ausbaupläne gesetzt. Insgesamt soll die Produktionskapazität erneuerbarer Energien innerhalb von 12 Jahren mehr als verdreifacht werden. Genauere Angaben sind untenstehender Tabelle zu entnehmen. Tabelle 16: Zielsetzung für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen Energiequelle (GWh) 2008 2015 2020 Windenergie 6.637 20.000 30.000 Sonnenenergie 200 4.000 12.000 Hydroelektrik 39.980 40.000 40.000 Geothermik 5.518 7.500 7.500 Biomasse und Abfall 7.109 9.000 11.000 Stromerzeugung insgesamt 59.444 80.500 100.500 Quelle: Ambiente Italia, zitiert nach Breuer (2010b) 38 4.1.1 Biomasse Italien möchte die Nutzung biologischer Energieträger weiter ausbauen und hat 2009 durch die Ausstellung grüner Zertifikate und die Festsetzung attraktiver Einspeisetarife investitionsfreundliche Bedinungen für Kleinanlagen, aber auch größere Anlagen über 1 MW Leistung geschaffen. Im Gegensatz zum Bereich Wind- und Solarenergie befinden sich die Anlagen zum überwiegenden Teil in italienischem Besitz – die nötige Technologie muss jedoch größtenteils importiert werden. Der jährliche Gesamtumsatz wird auf knapp 4 Mrd. Euro geschätzt. Die Stromerzeugung aus Biomasse betrug 2009 7.631 GWh, sie soll bis 2015 auf 9.000 und bis 2020 auf 11.000 GWh anwachsen (der Anteil von 12% an der Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern bleibt konstant). Die direkte Nutzung in Form von Wärme soll von 3,4 Mtoe 2008 auf 5.7 Mtoe 2015 und 7,7 Mtoe 2020 zunehmen (inkl. Biokraftstoff). Biomasse wird somit 2020 66% zur Gewinnung thermischer Energie und 27% zur Gewinnung von Elektrizität aus erneuerbaren Quellen abdecken. Mit dem Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien (99/2009) sind die Fördermöglichkeiten für Biomasse verbessert worden. Kraftwerke über 1 MW Leistung können handelbare grüne Zertifikate beantragen. Der Hebesatz (multipliziert mit der Produktion ergibt dieser den Zertifikatwert) wurde auf 1,3 angehoben. Für Kraftwerke unter 1 MW Kapazität wurde der Einspeisetarif von 22 auf 28 Cent angehoben, womit Investitionen in Biogasanlagen in der Landwirtschaft wesentlich attraktiver geworden sind. Biomasse-Heizanlagen werden durch steuerliche Abschreibungen bis 55% gefördert. Daneben existieren regionale Förderprogramme. Ca. 350 Unternehmen sind im Betrieb von Biomassekraftwerken tätig, der Umsatz der Branche wurde 2009 auf 970 Mio. Euro geschätzt. Es gibt ca. 100 Biomassekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von ca. 500 MW, die sich vor allem im ländlichen Süden konzentrieren. In den letzten Jahren stieg die Gesamtleistung um ca. 16% jährlich an. Im Bereich Biogas sind ca. 500 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 450 MW am Netz, die für mehr als 500 Mio. Euro Umsatz sorgen. Prognosen zufolge soll die Kapazität bis 2015 auf 1,3 GW ansteigen. Der Betrieb dieser Anlagen (hauptsächlich im landwirtschaftlichen Bereich) liegt vollständig in italienischer Hand. Bei der notwendigen Technologie beträgt jedoch der Marktanteil ausländischer Anbieter ca. 40%, wobei deutsche Unternehmen vor Österreichischen an erster Stelle liegen. Die Nutzung von Biokraftstoffen wird in erster Linie durch die Beimischungspflicht zu herkömmlichen Kraftstoffen gefördert. Die ursprünglichen Vorgaben für Bioethanol und Biodiesel (2% in 2008, 3% 2009 und 5,75% für 2010) wurden Ende 2009 revidiert. Für 2010 sind nur noch 3,5%, für 2011 4% und 2012 4,5% vorgeschrieben. 2009 wurden ca. 900.000 t verbraucht. Italien hat einen sehr kleinen Anteil an der europäischen Produktion. Es existieren 15 kleine Anlagen mit einer Kapazität von ca. 0,4 Mio. t, 4 Großanlagen mit 2,5 Mio. t Kapazität sind in Bau oder Planung, deren Rohstoffbedarf zum überwiegenden Teil aus Importen gedeckt werden (vgl. Breuer, 2010c). 39 Tabelle 17: Regionale Aufteilung von Biogasanlagen nach Regionen und Kategorien, 2008 Region Organische Abfälle Klärabfälle 48 13 Agroindustrielle Abfälle 2 30 22 7 59 34 9 0 43 17 6 1 0 1 7 0 0 0 14 22 11 11 5 1 7 5 5 3 0 1 1 3 0 1 1 0 34 28 13 12 9 8 8 6 5 2 3 0 5 2 2 1 2 1 0 154 2 0 0 0 0 0 130 0 1 1 0 0 1 22 4 3 2 2 1 1 306 Lombardei EmiliaRomagna TrentinoSüdtirol Venetien Piemont Toskana Apulien Kampanien Sardinien Marken Latium Ligurien Friaul-JulischVenetien Umbrien Basilikata Abruzzen Aostatal Kalabrien Sizilien Gesamt Gesamt 63 Quelle: Piccinini/Centro Ricerche Produzioni Animali, 2008 4.1.2 Windenergie Die Nutzung von Windenergie in Italien hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der nationale Verband für Windenergie (ANEV) gab an, dass allein 2009 die Kapazitäten um 30% auf 4.859 MW aufgestockt wurden, was einem Investitionsvolumen von ca. 1,8 Mrd. Euro entspricht. Laut dem Verband sollen bis 2020 weitere 8 Mrd. Euro in die Windenergie fließen und so jährlich 1.200 MW Leistung ans Netz gehen – damit könnte die Gesamtkapazität auf 16.200 MW steigen und das Potenzial der jährlichen Stromerzeugung auf 27,2 TWh wachsen, womit ca. 7% des Stromverbrauchs bis 2020 gedeckt werden könnten. Zu dem sind derzeit ungefähr 66.010 Beschäftigte im Bereich Windenergie angesiedelt. 40 Tabelle 18: Installierte Windkraft in Europa (ausgewählte Länder, installierte Kapazität in MW) Ende 2008 Neu 2009 Ende 2009 Deutschland 23.903 1.917 25.777 Spanien 16.689 2.459 19.149 Italien 3.736 1.114 4.850 Frankreich 3.404 1.088 4.492 Großbritannien 2.974 1.077 4.051 Quelle: Global Wind 2009 Report, zitiert nach Breuer, 2010c. Windräder kommen nahezu ausschließlich in Mittel- und Süditalien zum Einsatz. Bisher sind lediglich Anlagen auf dem Land in Betrieb, Off-Shore-Parks wurden noch nicht genehmigt. Die Regionen mit der höchsten installierten Kapazität sind Apulien, Sizilien, Kampanien, Sardinien und Basilikata, wobei dort auch künftig das größte Steigerungspotenzial liegt. Windenergie wird durch zwei Maßnahmen gefördert. Anlagen über 200 kW Leistung können grüne Zertifikate ausgestellt werden, wobei der Hebesatz On-Shore bei 1,0, Off-Shore bei 1,5 liegt – der Anspruch besteht also auf ein bzw. 1,5 Zertifikaten pro Megawatt Leistung. Für kleinere Anlagen wird ein subventionierter Einspeisetarif von 30 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Um die Windenergie weiterhin zu fördern sollen mit einem neuen Gesetz die Genehmigungsverfahren für Anlagen unter 1 MW Leistung beschleunigt werden. Tabelle 19: Windenergie in Italien (akt. Kapazität und Prognose in MW) Kapazität Änderung Region 2009 2009/08 [%] Apulien 1.158 22,5 Sizilien 1.115 41,0 Kampanien 809 17,7 Sardinien 586 25,3 Basilikata 400 108,5 Kalabrien 242 28,5 Molise 227 8,6 Abruzzen 205 21,0 Toskana 45 7,8 Ligurien 19 35,8 Latium 16 365,7 Emilia-Romagna 9 0,0 Umbrien 2 0,0 andere 16 0,0 Offshore 0 0,0 Italien insgesamt 4.849 30,0 Prognose 2020 2.070 1.900 1.915 1.750 1.250 635 760 900 600 280 200 900 1.090 1.750 200 16.200 Quelle: ANEV“Il potenziale eolico Italiano“ 41 4.1.3 Solarenergie Großzügige Einspeisetarife (seit Februar 2007 bis zu 0,49 Euro/KW) haben in den vergangenen Jahren zu einem rasanten Zuwachs der Photovoltaikanlagen in Italien geführt. Allein 2009 stieg die Gesamtleistung aller Anlagen nach Angaben des Stromnetzbetreibers TERNA um 250% an. Italien wurde nach Deutschland und Spanien zum drittgrößten Erzeuger von Solarstrom in Europa. Die Gesamtleistung der in Italien installierten Fotovoltaikanlagen, auch wenn noch nicht alle an das Netz angeschlossen sind und unabhängig von der Förderung durch den Conto Energia, könnte nach Informationen der GSE am Ende des Jahres 2010 7.000 MW erreichen(200.000 Anlagen). Ende 2009 waren es hingegen nur 1.142 MW (Quelle: GSE 25.01.2011). Auch bei kleinen Solaranlagen, mit einer Leistung von weniger als 10 MVA (Megavoltampere), war zwischen 2008 und 2009 ein Wachstum von 123% zu verzeichnen. Mittlerweile sind in Italien mehr als 71.000 kleine und sehr kleine Anlagen errichtet worden. Diese Entwicklung wird auch für das Jahr 2011 vorhergesehen, da für neue Anlagen durch das neue Conto Energia eine Einspeisevergütung für die Jahre 2011-2013 gesichert und nur moderat abgesenkt wurde, zudem durch die Linee Guida eine einheitliche und klare Vorgehensweise definiert wurde. Bis heute (Stand 20.10.2010) wurde in Italien eine Gesamtleistung von mehr als 2.000 MW auf Dächern installiert und nach dem Conto Energia gefördert. Zudem wurden für diese, zwischen dem ersten und zweiten „Conto Energia“ bis heute insgesamt mehr als 120.000 Anträge für betriebsbereite Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 2.100 MW nachgefragt. Damit würde die im Jahr 2010 installierte Leistung mehr als 1.500 MW betragen und damit das Doppelte des Jahres 2009 (720 MW). Die meisten Anlagen, nämlich 18.500 Stück, wurden in der Lombardei, gefolgt von Venetien mit 14.320 Anlagen, installiert. Die größte Leistung wird allerdings in Apulien mit 450 MW erreicht. (Quelle: GSE - Fotovoltaico: In Italia superati 2.000 MW di Potenza incentivata con il conto energia; 20. Dezember 2010, Rom) Tabelle 20: Betriebsbereite Anlagen die von der Förderung des I. bzw. II. Conto Energia bis zum Stichtag 30.10.2010 profitieren Conto Energia I Conto Energia II Gesamt Anlagen 5.728 109.534 115.262 Leistung (MW) 163,44 1.712,86 1.876,30 Quelle: Eigene Darstellung nach Daten aus „FV FotoVoltaici 1/2011, S.114“ 42 Nach den Werten des Fachmagazins FV Fotovoltaici sind die Anzahl und die Leistung der installierten Anlagen etwas geringer als laut GSE, jedoch wird deutlich, dass die Einführung des Conto Energia II die Nachfrage nach Solarenergie nicht hat einbrechen lassen. Von den Anlagen die nach dem Conto Energia II gefördert werden, handelt es sich bei 61% (66.816 Anlagen) um teilweise integrierte Anlagen, wobei 6% nicht integriert und 33% voll integriert waren. Diese teilweise integrierten Anlagen haben allerdings, genau wie die voll integrierten, nur einen Anteil von ungefähr 31% (ca. 531 MW) an der erzeugten Energie, während die nicht integrierten Anlange (große Freilandanlagen) ca. 38% ausmachen. Daran lässt sich auch nachvollziehen, warum im neuen Conto Energia nur noch nach Anlagen auf Gebäuden und nicht auf Gebäuden unterschieden wird. Wie man in der Tabelle 21 sehen kann, steigt die Anzahl der Neuanlagen stetig an und nimmt dabei noch an installierter Leistung überproportional zu. Tabelle 21: Installierte Anzahl, Leistung und durchschnittliche Leistung der Solaranlagen in den Jahren 2008 und 2009 in Italien 2008 2009 2009 / 2008 Anzahl installierter Anlagen 24.092 39.367 +63 % Installierte Leistung [kW] 338.408 717.151 +112 % Gemittelte Leistung [kW/Anlage] 14 18 +29% Quelle: Eigene Darstellung nach Daten aus „FV FotoVoltaici 1/2011“, S. 118 Im neuen Conto Energia vom 06.08.2010 gültig für die Jahre 2011-2013 wird das nationale Ziel der fotovoltaischen Gesamtnennleistung, die bis 2020 installiert werden soll, auf 8000 MW festgelegt. Bis zum 31.12.2013 beträgt die Fördergrenze 3.000 MW, diese Grenze wird voraussichtlicht schon früher erreicht, und wird über 20 Jahre garantiert. 2009 wurden nach Angaben des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung mehr als 2,5 Mrd. Euro Umsatz in der Branche gemacht, in der rund 1.000 Unternehmen mit ca. 20.000 Beschäftigten aktiv sind. Die in Italien installierten Module kommen fast zu gleichen Teilen aus China (22%), Deutschland (20%) und Japan (18%), wobei nur 15% aus Italien selber kommen. Dies verdeutlich die guten Absatzmöglichkeiten deutscher Module und deren gute Reputation in Ausland. Die Stärken des italienischen Marktes liegen eindeutig in der hohen Sonneneinstrahlung, der staatlichen Einspeisevergütung, dem wachsenden Verständnis für die Thematik des Klimawandels und der Verpflichtung auf neuen Gebäuden Solaranlagen zu installieren. Die Schwierigkeiten dagegen in der Beantragung der Genehmigungen, die mit neuen Verordnungen beseitigt werden sollen, schwächen der nationalen Industrie, wechselnden Regelungen und schwächen im Stromnetz (vor allem in Süden). Dennoch hofft Italien in Zukunft die immer noch hohen Kosten für die Komponenten einer Solaranlage reduzieren zu können um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die Verknappung von Materialien und Komponenten aufgrund der steigenden Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen müssen allerdings Berücksichtigung finden. 43 Abbildung 12: Herkunft der in Italien installierten PV Modulen USA ITALIEN SPANIEN NORWEGEN ANDERE JAPAN CHINA DEUTSCHLAND 20% Quelle: GSE In dem Dekret vom 10 September 2010 werden die neuen Richtlinien bezüglich der Vorgehensweise zur Baugenehmigung und der Inbetriebnahme von Anlagen zur Energieherstellung aus erneuerbaren Quellen erlassen um die bisherigen oft undurchsichtigen Verantwortlichkeiten zu vereinfach und die Abläufe zu beschleunigen. Durch die Einführung einer Globalgenehmigung (AU), sollen weitere Anforderungen von Anträgen und Dokumenten für die Verwaltung entfallen. Des weiteren wurde für den Solarbereich die SCIA eingeführt, bei der das Abwarten der stillschweigenden Anerkennung von 30 Tagen entfällt und die Arbeiten an dem in der SCIA vermerkten Datum unmittelbar begonnen werden kann. Die dritte Möglichkeit ist eine normale Baubeginnserklärung nach dem freien Baugewerbe. Ob eine SCIA oder eine einfach Baubeginnserklärung notwendig ist, kann einer einfach Übersicht entnommen werden (siehe Tabelle 27). (Quelle: GIFI – Gruppo Imprese Fotovoltaico Italiane) 44 4.1.4 Regionale Verteilung der Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien und Produktionskosten Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die installierten Leistungen der verschiedenen erneuerbaren Energien in der Stromproduktion, aufgeschlüsselt nach den italienischen Regionen. Tabelle 22: Installierte Leistung in MW nach Regionen, 2009 Region Wasserkraft Windkraft Solarenergie Geothermie Biomasse Piemont Aostatal Lombardei 2.398 861 4.902 12 0,0012 0,02 25 0,2 46 5,7 0,09 6,2 66,8 0,8 391.4 Trentino-Südtirol 3.049 4 24 0,3 18,2 Venetien 1.088 1,4 28 0,13 111,7 453 - 9 0,03 21,1 72 290 321 508 230 399 1.001 84 333 128 152 466 17.451 19 24 42 1,5 14 13 174 29 711 1.023 196 846 549 3.861 3 32 20 11 14,4 18 7 0,9 11 42 8 17 12 340 711 0,02 0,02 0,3 723 13,6 204,4 75,6 25,3 10,5 80,1 5,1 40,1 26,1 86 7,2 17,8 15,8 1.337,20 Friaul-Julisch Venetien Ligurien Emilia-Romagna Toskana Umbrien Marken Latium Abruzzen Molise Kampanien Apulien Basilikata Sizilien Sardinien Italien Quelle: Legambiente, o. J. Die folgende Tabelle zeigt die Kosten in Euro/MWh für verschiedene Technologien aus dem Jahr 2008. Die höchsten Kosten bestehen im Solarsektor (Photovoltaik und Solarthermie) und bei der Offshore-Windenergie. Diese Schätzung beachtet jedoch keine Lerneffekte, mit denen diese Technologien mit der Zeit möglicherweise kostengünstiger werden können. 45 Tabelle 23: Kosten verschiedener Technologien, 2008 Kosten per Euro/MWh der verschiedenen Technologien - Werte 2008 Euro/MWh 1 Euro/MWh 2 Biogas 136 140 Biomasse 139 171 Abfälle 128 248 Geothermie 95 105 Wasserkraft 98 130 Photovoltaik 350 420 Solarethermie 150 215 Meerwasserkraft 155 174 Wind Onshore 92 108 Wind Offshore 137 180 Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009. Planungen Italiens zum Einsatz erneuerbarer Energien in der Zukunft Das Klimapaket Energie in Italien sieht vor, folgende Richtwerte bis 2020 zu erreichen: • allgemeines Ziel für erneuerbare Energien: den gesamten Energiebedarf zu 17% mit erneuerbaren Energien zu decken • Ziel für Biokraftstoff: den Verbrauch für Transporte mit einem Anteil von 10% mit Biotreibstoffen zu decken • Ziel für den Schadstoffausstoß: das Emissionsniveau von 2005 um 14% zu verringern Was die zukünftige Energieproduktion betrifft, zeigt folgende Grafik die Bruttoproduktion elektrischer Energie Italiens im Jahr 2020: Gas wird noch immer eine führende Rolle bei den herkömmlichen Energien einnehmen, während bei den erneuerbaren Energiequellen Geothermie und Biomasse den Hauptteil ausmachen werden. Zukünftige Investitionen konzentrieren sich außerdem auf den Solarsektor. Die Kernenergie könnte dabei natürlich wieder an Wichtigkeit gewinne, falls in Italien Kernkraftwerke errichtet werden sollten. 46 Abbildung 13: Bruttoproduktion elektrischer Energie in Italien in 2020 Gas Erdoel 3% 16% 10% Kohle 1% Kernenergie 41% 18% 13% Hydro, Geothermie 39% Wind, Photovoltaik, Solarthermie Biomasse Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009 Folgende Tabelle zeigt die Investitionen, die in Italien zur Produktion erneuerbarer Energien bis 2020 getätigt werden sollen. Abbildung 14: Investitionen in erneuerbare Energien bis 2020 (Stand: 2007) Investitionen (Mio. Euro) 2,7 Investitionen (Mio. Euro) 13,4 W in d Bi o W as se m rk as ra se ft 0 So la r 42,6 Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009 47 Die verschiedenen Technologien sind durch unterschiedliche Perspektiven gekennzeichnet. Wie man in der nachstehenden Abbildung erkennen kann, liegt das höchste Potenzial in der Solarenergie, sowohl in Bezug auf die Wachstumsrate als auch auf die Fähigkeit, sich auf dem Markt entwickeln zu können. Der Solarsektor ist somit der Hauptwachstumssektor in Italien. Windenergie folgt der Solarenergie und ist, wenn auch bereits relativ konsolidiert, ebenfalls ein Wachstumssektor: Die Kosten für Mini-Windkraftanlagen belaufen sich auf etwa 1-2 Mio. Euro, während die Installationskosten eines gesamten Windparks etwa 5 bis 10 Mio. Euro betragen. Die Wachstumsraten im Bereich Biomasse sind gering. Auch ist deren Leistungsfähigkeit geringer als bei den zuvor genannten Technologien. Im Bereich Wasserkraft ist das Potenzial bereits weitestgehend ausgeschöpft, womit dieser Energieträger in den folgenden Jahren beim Investitionsvolumen zunehmend vernachlässigt werden wird. Abbildung 15: Investitionen in erneuerbare Energien Hydroelektrik Biomasse Leistungsfaehigkeit der Marktentwicklung Wachstumsrate Windenergie Solarenergie -20% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% Quelle: Centrobanca – IEFE, zitiert nach Arnold, 2009 4.2 Instrumente und Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien Nach dem Beschluss des Atomausstiegs Ende der 80er Jahre musste die italienische Energiepolitik neu formuliert werden. Zwei wichtige Instrumente beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der erneuerbaren Energien: Zum Einen handelte es sich um das Gesetz 308/82, das Ziele und finanzielle Anreize für Energieeffizienz und die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen bestimmt. 48 Zum Anderen wurde 1992 die Direktive 6/92 des Comitato Interministeriale Prezzi (CIP, Interministerielles Komitee für Preise) erlassen. Diese beinhaltet die Regelungen für die Stromproduktion durch unabhängige Erzeuger und die Verpflichtung von Enel, Stromeinspeisungen durch Dritte ins Netz zuzulassen. Basierend auf dem Weißbuch der EU-Kommission setzt die italienische Regierung in ihrem Weißbuch „zur Aufwertung erneuerbarer Energiequellen“ von 1999 das ehrgeizige Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an der nationalen Stromerzeugung von 12 Mio. toe im Jahr 1999 auf 24 Mio. toe bis zum Jahr 2012 zu verdoppeln. Für die Jahre 2002 und 2006 wurden Zwischenziele festgelegt. Diesen hinkte jedoch die tatsächliche Marktentwicklung gravierend hinterher, so dass eine Änderung der Förderstrategie notwendig wurde. Im Jahr 2002 ratifizierte Italien das Kyoto-Protokoll. Darin wurde die Rolle der regenerativen Energien zur Erreichung der Reduktionsverpflichtung von CO2 unterstrichen. Proklamiertes Ziel ist die Einsparung von 19 Mio. Tonnen CO2 durch den Einsatz erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2010. 4.2.1 Die CIP6-Direktive Mit der so genannten Cip6-Direktive, 1992 eingeführt, wurde der Preis der Förderung für die erzeugte Energie aus erneuerbaren Energiequellen stabilisiert. Es wurde erstmals eine höhere Einspeisevergütung für grünen Strom eingeführt. Dabei wurde eine Einspeisevergütung von in den meisten Fällen 0,124 Euro/kWh für 8 Jahre garantiert, anschließend sank dieser Betrag degressiv auf 0,062 Euro/kWh. Die CIP 6-Direktive wurde 1996 in dieser Form wieder abgeschafft, obwohl große Teile der Verordnungen immer noch aktiv sind mittlerweile „Energie CIP6“ genannt wird. Diese bezeichnet die Energie, die aus erneuerbaren Energien in das Netz eingespeist und von der GSE aufgekauft wird. So kann ein Produzent von Energie aus erneuerbaren Energiequellen diese Energie an die GSE zu einem höheren Preis als auf dem Markt verkaufen. Im 4. Quartal 2010 betrug der Preis 69,96 €/MWh. Ein wichtiger Meilenstein bei der Förderung erneuerbarer Energien wurde 1999 mit der Verabschiedung des Bersani-Dekretes. Zum Einen wurde der Energiemarkt umfangreich liberalisiert, zum Anderen wurde sowohl eine Quote für erneuerbaren Strom eingeführt als auch die Vergabe von Grünen Zertifikaten vorgesehen. 4.2.2 Die grünen Zertifikate Der tatsächliche Handel mit grünen Zertifikaten (certificati verdi, CV) für Ökostrom wurde 2002 eingeführt. Seither sind Energieerzeuger, die mehr als 100 GWh/Jahr produzieren oder importieren (abzüglich Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung), verpflichtet, 2% der Vorjahresproduktion aus erneuerbaren Energien einzuspeisen. 49 Neben der Eigenproduktion können Unternehmen diese Auflage auch durch den Zukauf regenerativer Energien oder durch den Erwerb von so genannten „Grünen Zertifikaten“ erfüllen. Die Quote kann durch Anlagen erreicht werden, die nach April 1999 installiert wurden oder bestimmte Kriterien erfüllen. Die Überprüfung dieser Kriterien obliegt dem GSE. Da bei den Preisen der Zertifikate nicht nach Technologie unterschieden wird, werden Technologien bevorzugt, die möglichst kosteneffizient sind wie zum Beispiel Windenergie. Der Rückgriff auf Marktmechanismen trägt dazu bei, dass Investitionen in erneuerbare Energien dort vorgenommen werden, wo diese auch ökonomisch sinnvoll sind. Betreiber von Kraftwerken, die erneuerbare Energieträger nutzen, können Zertifikate mit einer Laufzeit von acht bzw. 15 Jahren für Anlagen, die ab 2008 in Betrieb genommen wurden, beantragen und diese auf dem vom GME verwalteten Markt anbieten. Betreiber konventioneller Kraftwerke können über den Zukauf von grünen Zertifikaten die gesetzlichen Vorgaben zum Mindestanteil erneuerbarer Energien erfüllen. Dieser Mindestanteil muss von jedem Stromproduzenten und –importeur erfüllt werden und wurde für 2004 auf 2% mit einer jährlichen Steigerung um 0,35% festgelegt. Ziel der grünen Zertifikate ist es, erneuerbare Energien für die Anlagenbetreiber durch eine zusätzliche Einnahmequelle interessanter zu machen. Tabelle 24: Übersicht über den Markt für grüne Zertifikate (Stichtag 06.10.2010) 2006 gewichteter Anzahl gehanDurschnittspreis delter Zertifika(Euro/MWh) te 110,4 508.700 Gegenwert (Euro) 56.159.788 2007 120,19 410.100 49.289.300 2008 78,59 793.735 62.375.823 2009 88,46 6.071.112 537.022.379 2010 86,17 1.635.530 140.741.740 Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: GME (www.mercatoelettrico.org, 06.10.2010) Die Übersicht spiegelt deutlich die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Italien wieder. Seit 2008 ist eine signifikante Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromproduktion zu verzeichnen, was sich im Markt für grüne Zertifikate in einem stark gestiegenen Marktvolumen einerseits und sinkender Preise andererseits niederschlägt. Mit dem Gesetzesdekret 387/2003 hat Italien die EU-Richtlinie 77/2001 umgesetzt. Die Norm zielt auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen an der Energieproduktion ab. Zudem stärkt und erweitert das Gesetz die vorher schon verwendeten Instrumente und Regelungen. Es koordiniert und definiert zudem Verfahrensweisen und Vorlaufzeit für die Genehmigungen von Anlagen und Netzanschlüssen. 50 4.2.3 EU-Verordnung 2009/28/CE Auf EU-Ebene wird zum ersten Mal durch die Richtlinie für die Bewerbung erneuerbaren Energien (2009/28/CE) auch die Heizung und Kühlung eingeschlossen, die immerhin in Europa die hälfte des Energieverbrauches ausmachen. Diese Richtlinie erweitert bzw. wird die Richtlinien 2001/77/CE und 2003/30/CE ersetzten. Das italienische Kabinett hat diese Richtlinie am 30. November 2010 angenommen und einen einführenden Dekretsentwurf bestätigt. Dieser Entwurf besteht unter anderem aus folgenden Punkten bzw. Änderungen (nach il sole 24 ore): Die Maßnahme beinhaltet für Italien bis 2020 einen Energieanteil von 17%, hergestellt aus erneuerbaren Energiequellen, bezüglich des Jahresbruttoenergieverbrauches und von 10%, hergestellt aus erneuerbaren Energien, im Bereich des Transportes bezüglich des Gesamtverbrauches des Sektors (Benzin, Diesel, Biokraftstoffe, Elektrizität). Tabelle 25: Anteil erneuerbarer Energie am Jahresbruttoenergieverbrauches Italiens gemäß der Richtlinie 2009/28/CE 2006 2007 2008 2020 5,3 5,2 6,8 17,0 Quelle: Eurostat Um die oben genannten Ziele erreich zu können, werde daraus regionale Ziele abgeleitet. Falls eine Region ihre vorgegebenen Ziele nicht planmäßig erreichen sollte, wird das Kabinett einen Kommissar bestimmen, der Maßnahmen einleitet um das Erreichen des Ziels zu garantieren. Für den Bereich Solarenergie und erneuerbare Energien, soll ab 2013 ein neues Förderungssystem für die Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen eingeführt werden. Unterschieden wird dabei zwischen Anlagen mit einer Leistung kleiner als 5 MW (elektrisch) inklusive Biogas-, Biomasse-, nachhaltige Flüssig-Biobrennstoff- und Hybridanlagen jeglicher Leistung die mit einer Einspeisevergütung (feed-in premium) gefördert werden und Anlagen mit einer Leistung größer als 5 MW (elektrisch), für die eine Förderung auf Grundlage der „Holländischen Auktion“ (niedrigstes Angebot bekommt den Zuschlag) vorgesehen wird. Die Förderungshöhen sowie die Übergangsszenarien von der alten zur neuen Richtlinie werden nach Verabschiedung dieses Gesetzes verhandelt. Der bereits bestehende Tarif „Omnicomprensiva“ (eingeführt durch den Artikel 2,145 des Gesetzes 244/2007) bleibt auch weiterhin für alle Anlagen, die bis zum 31. Dezember 2012 in Betrieb genommen werden, bestehen und sind für diese über einen Zeitraum von 15 Jahren garantiert. Die grünen Zertifikate werden schrittweise unwirksam gemacht. Die Pflicht wird schrittweise in dem Zeitraum 2013-2014 reduziert, um dann 2015 aufgehoben zu werden. Die sich im Umlauf befindlichen Zertifikaten werden im Zeitraum 2011-2015 von der GSE eingezogen. 51 Der Einzugspreis der oben genannten Zertifikate wird auf 70% des im Artikels 2,148 vom Gesetz 244/2007 festgesetzten reduziert. Zur Förderung von Wärmeenergie aus erneuerbaren Quellen und für die Verbesserung der Energieeffizienz sollen zwei Vorschläge umgesetzt werden: 1. fünfjährige Subventionen für Naturgas durch die Reduzierung der Kosten 2. Vereinfachung für die Ausgabe weißer Zertifikate Das System der weißen Zertifikate soll überarbeitet werden und Förderungsmaßnahmen für folgende Bereich eingeführt werde: - Verwendung von Servern oder Fernwartungsdienstleistungen - LED-Beleuchtung und andere hocheffiziente Geräte für den Dienstleistungsbereich - Energieeinsparung im Bereich der Telekommunikation - Verbreitung von Elektro- oder Naturgasfahrzeugen Es wurden zudem neue Grenzwerte für Anlagen, die auf landwirtschaftlicher Fläche errichtet werden sollen, in Bezug auf die Leistung (1MW) und verbaute Fläche mit Modulen (50kW pro Hektar) festgelegt. In dem Gesetzesentwurf sollen zudem verschiedene Vereinfachungen im Ablauf der Genehmigungsverfahren Berücksichtigung finden. Für die Baugenehmigung und Inbetriebnahme der Anlagen wird es drei Prozeduren geben: - Die Globalgenehmigung: Hierbei handelt es sich um eine Autorisation durch die Region und bedarf keiner weiteren Zustimmungserklärung seitens Verwaltungseinrichtungen und genehmigt die Errichtung, Inbetriebnahme und zugehörige Infrastrukturmaßnahmen der Anlage, da sie von öffentlichem Interesse sind. - DIRE: Anmeldung von Anlagen zur Einspeisung von erneuerbarer Energie (DIRE), die aus einer neuen Art der „Dichiarazione di Inizio Attività“ (DIA /SCIA) für die Anlagen zur Einspeisung von erneuerbarer Energie des Paragraphen 11 und 12 des Leitfadens (Linee Guida) besteht. Für diese muss eine Erklärung an die Kommune geschickt werden und anschließend 30 Tage bis zum Erreichen der stillschweigenden Zustimmung mit dem Baubeginn abgewartet werden. Der Erklärung sind die technischen Ausarbeitungen für die Verbindung der Anlage mit dem Stromnetz und die Projektbegleitung durch die Unterschrift eines anerkannten Projektplaners beizufügen. - Baubeginnserklärung: Für Tätigkeiten nach allgemein anerkannten Regeln der Techniken des Baugewerbes. 52 Weitere Vereinfachung betreffend der DIRE, für Anlagen mit einer nominalen Leistung bis zu 1 MW, und der Baubeginnserklärung, für Anlagen bis zu einer nominalen Leistung von 50kW sowie der PV- und Solarthermieanlagen zur Installation auf Gebäuden ohne Einschränkungen der Leistung, bleiben Aufgabe der einzelnen Regionen. Das neue Genehmigungssystem findet nur Anwendung für neue Anträge. Die DIA findet Anwendung bei Anlagen die Unterhalb der folgenden Schwellenwerte liegen: Tabelle 26: Schwellenwerte für Anwendung DIA Quelle Schwellenwert 1. Windkraft 60 kW 2. Fotovoltaik 20 kW 3. Wasserkraft 100 kW 4. Biomasse 200 kW 5. Deponiegas, Gas aus Aufbereitungsprozessen und Biogas 250 kW Quelle: ANCE, Energie rinnovabili e fotovoltaico - nuove procedure, 04.11.2010 53 Die Unterscheidung, ob eine Anlage nach DIA/SCIA oder einer einfach Baubeginnserklärung behandelt wird, kann der folgenden Tabelle entnommen werden: Tabelle 27: Linee Guide Zu berücksichtigende Bedingungen Quelle Einsatz- und Installationsvorschriften Auf Dächern ,von bestehenden Gebäuden, anliegende oder integrierte Anlagen mit der gleichen Neigung und Ausrichtung des Dachbodens und bei denen die Bauteile das Profil des Gebäudes nicht verändern. weitere Bedingungen Leistung Die Interventionen gelten nicht auf dem Anwendungsgebiet des Gesetzesdekretes 22. Januar 2004, n. 42 und weiteren Änderungen und Ergänzungen über die kulturellen und landschaftlichen Güter, in den im Artikel 11, Komma 3, des Gesetzesdekretes n. 115 aus 2008 vorgesehen Fällen. - Baubeginnserklärung 0-200 kW Baubeginnserklärung keine - DIA / SCIA keine keine 0-20 kW DIA /SCIA keine keine 20kW–1MW Globalgenehmigung keine keine > 1 MW Globalgenehmigung mit VIA* Die Gesamtfläche der Fotovoltaik-Module der Anlage übersteigt die Größe des Daches, auf der die Module integriert sind, nicht. FOTOVOLTAIK Genehmigungsverfahren Umsetzung auf bestehenden Gebäuden oder auf deren Ausstattungen. Umsetzung außerhalb der Zone A) des Ministerialdekretes für öffentliche Arbeiten 2. April 1968, n. 1444 realizzati al di fuori della zona A) di cui al decreto del Ministro per i lavori pubblici 2 aprile 1968, n. 1444. Fotovoltaik-Module sind in Gebäude integriert; Die Gesamtfläche der Fotovoltaik-Module der Anlage übersteigt die Größe des Daches, auf der die Module integriert sind, nicht. 54 Zu berücksichtigende Bedingungen Quelle Deponiegas, Gas aus Aufbereitungsprozessen und Biogas Einsatz- und Installationsvorschriften Mittels Kraft-WärmeKopplung. Umsetzung in bereits bestehenden Gebäuden, vorausgesetzt, dass das Volumen oder die Oberfläche nicht verändert wird, Veränderungen des vorbestimmten Nutzens nicht eingeschlossen sind, nicht betreffend der tragenden Bauteile des Gebäudes, nicht eingeschlossen die Erhöhung der Anzahl an Grundstückseinheiten und nicht eingeschlossen der Erhöhung der städtebaulichen Maßstäbe. Mittels Kraft-WärmeKopplung. Eingespeist aus Biomasse. Eingespeist aus Deponiegas, Gas aus Aufbereitungsprozessen und Biogas. Windkraft weitere Bedingungen Leistung Genehmigungsverfahren keine 0-50 kW Baubeginnserklärung keine 0-200 kW Baubeginnserklärung keine 50-1000 kW, entspricht 3000 kWt DIA / SCIA keine 0-200 kW DIA / SCIA keine 0-250 kW DIA / SCIA - Baubeginnserklärung 0-60 kW DIA / SCIA Installation einzelner Windgeneratoren auf Dächern bereits existierender Gebäude, die eine Gesamtgröße von 1,50 Meter und einen Durchmesser von 1,0 Meter nicht übersteigen. Die Interventionen gelten nicht auf dem Anwendungsgebiet des Gesetzesdekretes 22. Januar 2004, n. 42 und weiteren Änderungen und Ergänzungen über die kulturellen und landschaftlichen Güter, in den im Artikel 11, Komma 3, des Gesetzesdekretes n. 115 aus 2008 vorgesehen Fällen. keine keine 55 Zu berücksichtigende Bedingungen Quelle Einsatz- und weitere Bedingungen Installationsvorschriften Wasserkrat- und Geothermieanlagen umgesetzt in bestehenden Gebäuden, vorausgesetzt, dass das Volumen oder die Oberfläche nicht verändert wird, Veränderungen des vorbestimmten Nutzens nicht eingeschlossen keine Wasserkraft und Geosind, nicht betreffend thermie der tragenden Bauteile des Gebäudes, nicht eingeschlossen die Erhöhung der Anzahl an Grundstückseinheiten und nicht eingeschlossen der Erhöhung der städtebaulichen Maßstäbe. Eingespeist aus keine Wasserkraftquellen. *)VIA=Bewertung des Umwelteinflusses nach Art. 19 des Ministerialdekretes 3. April Leistung Genehmigungsverfahren 0-200 kW Baubeginnserklärung 0-100 kW DIA / SCIA 2006, n. 152 Quelle: Linee Guide Im Allgemeinen soll zukünftig mittels der Einrichtung eines Fonds bei der CCSE (cassa conguaglio per il settore elettrico), der durch Abzüge in den Gas- und Stromabrechnungen (0,02 c€/Kwh und 0,08 c€/m³) aufgebaut werden soll, Maßnahmen für die technische und industrielle Entwicklung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in den folgenden Bereichen finanziert werden: - experimentelle und technologische Entwicklungsprojekte in Bezug auf die Stromversorgung, Speichersystemen, Biokraftstoffen neuer Generationen und andere innovative Technologien zur Umwandlung von Sonnenenergie - Projekte zur Verbesserung von Prozessen und Strukturen der Energieversorgung - Projekte auf dem Gebiet der Installation von erneuerbaren Energiequellen und der Energieeinsparung zugunsten staatlicher Behörden Qualifikation der Installateure (Artikel 13) Für die Installation von kleinen Kesseln, Kaminen und Öfen für Biomasse, Fotovoltaik- und thermischen Solarsystemen auf Gebäuden, Geothermieanlagen und Wärmepumpen wird der Besitz der entsprechenden beruflichen Voraussetzungen (Artikel 4 D.M. 37/2008) wie z.B. Hochschulabschluss, Diplom, Bescheinigung der beruflichen Ausbildung oder eine Arbeitstätigkeit von mehr als 3 Jahren in dem entsprechenden Bereich vorausgesetzt. 56 Zudem müssen die Regionen gezielte Programme zur Aus- und Weiterbildung von Installateuren und Prozeduren zur Anerkennung von Ausbildungsträgern bereitstellen. Folgende weitere Neuerungen sind vorgesehen: - Die Zuordnung der in Dächern integrierten Solarthermieanlagen zu dem vereinfachten Genehmigungsverfahren DIRE - Die Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens bezüglich der Aufstellung von Anlagen zur Herstellung von Wärme unter Nutzung der Erdwärme für die Beheizung von Gebäuden - Die Zuordnung der Erklärung des öffentlichen Nutzens für die Umsetzung von Anlagen zum Vertrieb von Methan und die zugehörigen Netzanschlüsse zu den vereinfachten beschleunigten Verwaltungsverfahren. Im Allgemeinen wird auch der Informationsfluss definiert. Die GSE wird in diesem Zuge mit der Einrichtung eines Informationsportals über erneuerbare Energien beauftragt, zudem soll eine nationale Überwachungsstatistik implementiert werden um die Entwicklungen in diesem Sektor besser untersuchen zu können und gegebenenfalls schnell und adäquat reagieren zu können. Die Entwicklung des Elektrizitätsnetzes, der Fernheizung und der Fernkühlung soll vorangetrieben werden. Italien wird außerdem Korrekturen an dem System der Herkunftsnachweise vornehmen. Man will vermeiden, dass durch diese Dokumente Förderungen und Vergünstigungen durchgeführt werden, die das Erreichen der nationalen Entwicklungsziele bezüglich erneuerbarer Energiequellen gefährden. Ein weiteres wichtiges Förderinstrument für erneuerbare Energien sind regionale Investitionszuschüsse. Seit dem Gesetzesdekret 112/98 zur Verwaltungsreform ist die Vergabe von Investitionshilfen für Energieprojekte Aufgabe der Regionen. Finanziert werden die Investitionshilfen durch die im Jahr 1999 eingeführte Ökosteuer. Diese Steuer wird auf den Einsatz fossiler Brennstoffe wie Kohle und Mineralöl erhoben. Zu den konkreten Investitionshilfen für Solarthemie und Photovoltaik. Schließlich werden Investitionen in erneuerbare Energien durch einen Mehrwertsteuerrabatt (10% statt 20%), und in südlichen Regionen auch durch einen Körperschaftssteuernachlass gefördert. Insbesondere Solaranlagen profitieren von einer 36%-igen Reduzierung der Einkommenssteuer bei Gebäudemodernisierung. Als erstes Land weltweit hat Italien im Jahr 2005 ein System mit Energieeinsparzertifikaten, den sog. weißen Zertifikaten (certificati bianchi), eingeführt. Mit Inkrafttreten des Gesetzesdekretes vom 20.06.2004 sind alle Strom- und Gashändler, die mehr als 100.000 Endkunden versorgen, verpflichtet, Energiesparmaßnahmen durchzuführen oder weiße Zertifikate zuzukaufen. Projekte zur Erlangung von weißen Zertifikaten für Energiesparmaßnahmen können von akkreditierten Strom- und Gashändlern sowie Dienstleistungsgesellschaften aus dem Bereich Energie entwickelt werden. Bisher wurden etwa 400 Gesellschaften akkreditiert. 57 Grundsätzlich können in Italien alle Sektoren des Endverbrauchs von Energie sowie zwischengelagerte Verbrauche im Gassektor Gegenstand der weißen Zertifikate werden. Bisher wurden Projekte aus den folgenden Bereichen zugelassen: • • • • • Bereich Bau (Isolierung, Verglasung, Solarthermie und Photovoltaik) Haushaltsgeräte (Elektrogeräte, Klimaanlagen, Boiler, Warmwasserbereiter, Wärmepumpen, Wasserflussverteiler, Wasserstrahlregulierer) Industrieanlagen (Motoren, Inverter, Gasdekompression) Private und öffentliche Beleuchtung Systeme zur gleichzeitigen Erzeugung von Wärme und Strom, Fernheizung Ferner beinhaltet das Haushaltsgesetz 2007 Fördermaßnahmen für Energieeffizienz im Gebäudebereich und für saubere Energie. Durch dieses Gesetz sollen nicht nur Solar-Kollektoren und die mit Sonnenenergie betriebenen Heizanlagen und Boiler steuerlich begünstigt werden, sondern auch die Wärmedämmung sowie Isolierung von Fenstern und Türen. Die Energiezertifizierung im Gebäudebereich wird durch ein im Jahre 2006 erlassenes Gesetzesdekret neu geregelt. Das bis dahin geltende Dekret (Nr. 192/2005) wurde dadurch teilweise ersetzt. In Zukunft können energieeffiziente Gebäudestrukturierungen mit Steuererleichterungen von bis zu 55% der getätigten Ausgaben gefördert werden. Die Steuerbegünstigungen sind beschränkt auf drei Jahre sowie einem Steuerabzugsbetrag von maximal 60.000 Euro. Im Gewerbebau sowie im privaten Wohnungsbau kann bei energieeffizienten Maßnahmen darüber hinaus von vergünstigten Krediten (Banca Intesa) bzw. verbesserten Wohnbauförderungen profitiert werden. Neue Gebäude erhalten Steuervergünstigungen bei Nachweiß eines Energiezertifikats im Kauf- bzw. Mietvertrag des Gebäudes. Neubauten, die 50% ihres Warmwasserbedarfs durch erneuerbare Energien decken, können zusätzlich einen Kostenbeitrag erhalten. Dieser Beitrag entspricht 55% der für diese energieeffiziente Maßnahme zusätzlich entstandenen Kosten, inklusive der Hauptausgaben für die Planung und Projektierung des Gebäudes. Hierfür ist ein Fond von 45 Mio. Euro vorgesehen, mit dem ca. 15-20 exemplarische Gebäude errichtet werden können. In den Regionen Lombardei, Piemont und Venetien wird des Weiteren der Anschluss an Fernwärmenetze, die an erster Stelle erneuerbare Energien anwenden und im System der Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten, mit Steuerreduzierungen von bis zu 20% gefördert. Obwohl 33% des Gesamtenergiekonsums und 50% des Stromverbrauchs in Italien auf Gebäude entfallen, werden beim Neubau trotzdem häufig Techniken angewandt, die das Thema Energie vernachlässigen. Das Gesetzesdekret 192/2005 sieht vor, dass alle neuen und renovierten Gebäude einen Mindeststandard erfüllen müssen. Darüber hinaus muss ab dem 1.7.2009 jedes Appartement, das zum Verkauf steht, ein Energiezertifikat vorweisen. Problematisch sind jedoch die fehlenden nationalen Richtlinien für die Energie - Zertifikation. Da einige Regionen dem vorbildhaften Beispiel der Provinz Bozen gefolgt sind, gibt es zwar Richtlinien für ein nachhaltiges Bauwesen, jedoch ohne ein klares und konkretes Gesamtbild. 58 4.2.4 Einspeisetarife In Bezug auf die Produktion elektrischer Energie aus alternativen Quellen hat das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung am 18. Dezember 2008 ein neues Dekret erlassen, da es notwendig erschien, die Einzelheiten für die Zahlung einer Einspeisevergütung als Alternative zu den Grünen Zertifikaten genau zu regeln. Dieses wurde am 2. Januar 2009 in der Gazzetta Ufficiale Nr. 1 veröffentlicht. Das Dekret zeigt die Varianten der Förderung (Grüne Zertifikate, Einspeisetarife), ihre Interdependenz sowie das Verfahren zur Erlangung eines Fördertarifs und seine Laufzeit auf. Für die Einspeisetarife gelten die in der folgenden Tabelle dargestellten Vergütungen in Abhängigkeit von der Anlage. Laufzeit der Garantie sind 15 Jahre, die Tarife gelten für Anlagen unter einem Megawatt Leistung (200 kW bei Windkraftanlagen). Tabelle 28: Einspeisetarife für erneuerbare Energien (Gesetz 23/07/2009 Nr. 99) Quelle Windkraft, bis 200 kW Leistung Geothermie Einspeisetarif (Eurocent/kWh) 30 20 Gezeiten-/Wellenkraftwerk 34 sonstige Wasserkraftwerke 22 Biogas/Biomasse Gase aus Abfällen und Klärung Photovoltaik 28 18 bereits im Conto Energia geregelt, vgl. Abschnitt 4.2.1 Quelle: eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici (www.gse.it) 4.2.5. Staatliche Förderung von Photovoltaikanlagenbau – „Conto Energia“ Mit dem Einspeisungsgesetz (Conto Energia) tritt auch in Italien ein allgemeines Förderprogramm zur Produktion von elektrischer Energie aus erneuerbaren Energien in Kraft. Die mit dem Decreto legislativo 387 aus dem Jahr 2003 wirksam gewordene Richtlinie wird mit einer Steuer (componente A3), die seit dem Jahr 1991 in jeder italienischen Stromrechnung enthalten ist, finanziert. Experten kritisieren jedoch, dass damit auch CIP6-Anlagen gefördert werden, die neben erneuerbaren Energien auch synthetische Brennstoffe verwerten, womit die Entwicklung des gesamten Photovoltaikbereich verzögert würde. Mit dem Conto Energia II konnten die administrativen Strukturen, die zum Bau einer Photovoltaikanlage beachtet werden müssen, immens vereinfacht werden. So muss nun nicht mehr die Genehmigung des GSE für die Förderungstarife abgewartet werden. Sobald beim lokalen Stromnetz ein Anschluss beantragt wurde, kann die neue Anlage errichtet werden und der Förderungstarif gilt automatisch für 20 Jahre. 59 Die Einspeisetarife für Photovoltaikanlagen wurden mit dem Dekret Conto Energia 2007 eingeführt und sind nach Leistungsfähigkeit der Anlage und nach der Bauform (Integrierung in den Baukörper) gestaffelt. Die Laufzeit von 20 Jahren liegt über der für andere erneuerbare Energien. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht der bis 2010 geltenden Tarife. Tabelle 29: Einspeisetarife für Solarstrom im Jahr 2010. Laufzeit jeweils 20 Jahre Einspeisetarif (Eurocent/kWh) Maximalleistung (Kilowattpeak) nicht integriert teilintegriert integriert 1-3 38,4 42,2 47 3 - 20 36,5 40,3 44,2 über 20 34,6 38,4 42,2 Quelle:Contoenergia snc (www.contoenergia.it), o. J. Der jeweilige Tarif wird wie bisher für 20 Jahre gültig bleiben. Auf Grund des Booms in der Solarindustrie hat die italienische Regierung die Einspeisetarife ab 2011 weiter gekürzt. Das Conto Energia III unterscheidet bei der Förderung zwischen Anlagen, die auf Gebäuden errichtet werden und sonstigen Anlagen. Zudem wurde ein Sondertarif für zusammengesetzte Systeme, deren Einspeisung planbar ist (Erhöhung des zuerkannten Fördertarifs um 20%). Hiermit sollen Systeme gefördert werden, die „intelligent“ ins Netz einspeisen können. Folgende Einspeisevergütungen werden für Anlagen mit einer Leistung von mehr als 1kW vorgesehen: Tabelle 30: Einspeisetarife für erneuerbare Energien von 2011-2013 (Gesetz DM 6 August 2010) Entsprechender Tarif A B C Anlagen die nach dem Anlagen die nach dem Anlagen die nach dem 31.12.2010 und bis zum 30.04.2011 und bis zum 31.08.2011 und bis zum Leistungsintervall 30.04.2011 in Betrieb 31.08.2011 in Betrieb 31.12.2011 in Betrieb genommen werden genommen werden genommen werden Solaranlagen, Solaranlagen, Solaranlagen, die die die auf Sonstige auf Sonstige auf Sonstige Gebäuden Solaranlagen Gebäuden Solaranlagen Gebäuden Solaranlagen errichtet errichtet errichtet werden werden werden [kW] €/[kWh] €/[kWh] €/[kWh] €/[kWh] €/[kWh] €/[kWh] 1<P<3 0,402 0,362 0,391 0,347 0,380 0,333 3 < P < 20 0,377 0,339 0,360 0,322 0,342 0,304 20 < P < 200 0,358 0,321 0,341 0,309 0,323 0,285 200 < P < 1000 0,355 0,314 0,335 0,303 0,314 0,266 1000 < P < 5000 0,351 0,313 0,327 0,289 0,302 0,264 P < 5000 0,333 0,297 0,311 0,275 0,287 0,251 Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici, Il conto energia 2011/2013, Rom) 60 Zu den oben genannten Tarifen können noch Aufschläge hinzukommen: Bei der Umsetzung von Energiesparmaßnahmen ist eine Erhöhung der Fördertarife um bis zu 30 % möglich, bei Umweltschutzmaßnahmen, wie z.B. der Asbestbeseitigung, kann es einen 10%igen Aufschlag geben. Schließlich addiert sich noch der Preis des verkauften Stromes zu den Erlösen hinzu. Das Conto Energia III gilt für Photovoltaikanlagen, die ab dem 01.01.2011 ans Netz gehen. Aufgrund einer verabschiedeten Ausnahmeregelung können Anlagen, die bis zum 31.12.2010 installiert worden sind und für die innerhalb derselben Frist eine Mitteilung über den Abschluss der Arbeiten an den Netzbetreiber und den GSE erfolgt ist und die bis zum 30.06.2011 tatsächlich ans Netz und in Betrieb gehen, noch die alten Fördertarife nach dem Conto Energia II gezahlt werden. Die Einspeisetarife des neuen Conto Energia sehen Ende 2011 für Fotovoltaikanlangen auf Gebäuden eine Reduzierung zwischen 9,95% und 25,26% und für alle Anderen zwischen 13,28% und 27,46% vor. Für die Anlagen, die nach dem 31.12.2011 in Betrieb genommen werden, gelten die Tarife der Klasse C um 6% pro Jahr reduziert. Falls die Deckelung von 3.000 MW einmal erreicht werden sollte, gilt ein Übergangszeitraum von 14 Monaten in dem die Förderung weiterläuft (für öffentliche Einrichtungen gilt ein längerer Zeitraum von 24 Monaten).Es ist vorhersehbar, dass eine Gesamtleistung von 2.500–3.000 MW in dem Zeitraum von November 2012 bis Dezember 2013 an das Netz angeschlossen wird. Insgesamt wird dann Ende 2013 eine Gesamtleistung von 6.500-7.000 MW erreicht (zusammengesetzt aus 1.000 MW des alten Conto Energia und 5.500 MW-6.000MW durch den neuen). Integrierte Anlagen mit architektonisch innovativem Charakter werden bis zu einer Deckelung von 300 MW gefördert und diese wird für 20 Jahre garantiert. Diese Anlagen müssen eine Leistung zwischen 1 kW und 5.000 kW aufweisen und zwischen dem 31.12.2010 und 31.12.2013 in Betrieb genommen werden. Für Anlangen die nach dem 31.12.2011 ans Netz gehen, sinken die Tarife jährlich um 2%. Für diese Anlagen geltenden folgende Einspeisetarife: Tabelle 31: Einspeisetarife für besonders innovative Anlagen Maximalleistung [kW] Tarif [€/kWh] A 1 – 20 0,44 B 20 – 200 0,40 C > 200 0,37 Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici, Il conto energia 2011/2013, Rom) 61 Solarkraftwerke werden bis zu einer Deckelung von 200 MW gefördert und diese wird für 20 Jahre garantiert. Diese Anlagen müssen eine Leistung zwischen 1 kW und 5.000 kW aufweisen und zwischen dem 25.08.2010 und 31.12.2013 in betrieb genommen werden. Für Anlangen die nach dem 31.12.2011 ans Netz gehen, sinken die Tarife jährlich um 2%. Für diese Anlagen gelten folgende Einspeisetarife: Tabelle 32: Einspeisetarife für Solarkraftwerke Maximalleistung [kW] Tarif [€/kWh] A 1 - 200 0,37 B 200 – 1.000 0,32 C > 1.000 0,28 Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Gestore Servizi Energetici, Il conto energia 2011/2013, Rom) Die Anmeldung zur Förderung muss innerhalb von 90 Tagen nach in Betriebnahme der Anlage bei der GSE eingehen. Die GSE hat anschließend 120 Tage Zeit um den Tarif und die Förderung festzulegen. Auch in Zukunft will Italien die Energieeinsparung noch weiter vorantreiben. Mit dem „Nationale Aktionsplan“ für 2007-2012 soll der Energieverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20% abnehmen, was in etwas einer jährlichen Reduzierung von 1,5% entspricht. Der Aktionsplan sieht deshalb auf der einen Seite die Entwicklung von neuen Technologien sowie Produkte und Dienstleistungen mit geringem Energieverbrauch und auf der anderen Seite die Änderung der Verhaltensweise in Bezug auf den sparsamen Umgang mit Energie vor. Die Sektoren in denen Einsparungen vorgenommen werden sollen sind Wohn- bzw. Geschäftsgebäude (potenzielle Einsparungen 27-30%), die produzierende Industrie (Einsparungen von ca. 25%) und der Transportbereich (Einsparungen von 26%). So sollen 390 Millionen Mtoe (Million Tonnes of Oil Equivalent) oder auch 100 Mrd. € pro Jahr bis zum Jahr 2020 eingespart werden. 62 5.ENERGIEEFFIZIENZ UND ERNEUERBARE ENERGIEN IN DER BAUBRANCHE Bereits in vorhergehenden Kapiteln über Energieeffizienz und Erneuerbare Energien wurde auf die enorme Bedeutung der Baubranche für die Erreichung der italienischen Energieeinsparziele hingewiesen. Folgerichtig beziehen sich auch ein Großteil der bereits dargestellten Fördermaßnahmen und Vorschriften auf den Bausektor. In diesem Kapitel sollen detailliert die speziell für den baulichen Bereich verabschiedeten Vorschriften und Fördermaßnahmen analysiert werden, die eine Erhöhung der Energieeffizienz und eine Einbindung erneuerbarer Energien zum Ziel haben. Zudem wird auf die Struktur und die Entwicklung des Bausektors eingegangen. Die Energieeffizienz hat ein hohes Potenzial in Italien, da dieser Sektor lange Zeit nicht ausreichende Beachtung gefunden hat. Durch die hohen Energiekosten, die steuerlichen Vorteil und durch die öffentliche Diskussion der Umweltproblematik ist dieses Thema auch in Italien hoch aktuell. 5.1 Aktuelle Situation der italienischen Baubranche Die Einschätzungen der italienischen Bauwirtschaft sind für das Jahr 2011 sehr unterschiedlich. Das italienische Forschungszentrum für die Bauwirtschaft (CRESME) ist der Meinung, dass die Talsohle bereits durchschritten und ein leichtes Wachstum zu erwarten ist. Dieses wird überwiegend durch die anstehenden Durchführungen von Gebäudesanierungen und – modernisierungen im Bestand erreicht. Hier stehen die neuen Regelungen und Fördermaßnahmen in Bezug auf die Energieeffizienz von Gebäuden im Vordergrund, die nun endlich Früchte tragen. Die technischen Voraussetzungen werden zu diesem Zweck nach und nach entwickelt, wobei diese noch nicht das Niveau Deutschlands erreicht haben. Für einen leichten Aufschwung sprechen auch die staatlichen Wohnungsbauprogramme, die neben den Vorbereitungen auf die Weltausstellung 2015 in Mailand zusätzliche Impulse geben. Nach den Studien und Einschätzungen des Branchenverbandes der Bauindustrie (ANCE) hingegen, bringt das Jahr 2011 keinen wirklichen Umschwung, sondern eher noch einen Rückgang der Bauinvestitionen und damit der Bautätigkeit. Laut ANCE betragen im Jahr 2010 die Investitionen im Baugewerbe geschätzte 136 Milliarden Euro, dies entspricht mehr als 9% des italienischen Bruttoinlandsproduktes. Die volkswirtschaftlich bedeutende Rolle der Bauindustrie spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wieder. 2008 arbeiten 28,3% der in der Industrie beschäftigten Arbeitnehmer im Baugewerbe, das sind auf die gesamte Volkswirtschaft bezogen 8% oder in absoluten Zahlen ausgedrückt 1,97 Mio. (vgl. ANCE 2009b). 63 Tabelle 33: Investitionen im Baugewerbe 2005 -2011 Investitionen im Baugewerbe (in Millionen Euro) 2005 2006 2007 2008 2009 2010 (°) 2011 (°) Nominalwerte Baugewerbe 139.402 145.207 151.672 152.879 142.466 136.062 135.486 Wohnbereich 73.740 78.150 82.173 83.158 76.224 73.906 74.443 Neubau (*) 35.811 37.860 39.534 39.349 32.152 28.728 28.131 Sanierung (*) 37.929 40.290 42.639 43.809 44.072 45.178 46.312 65.662 67.057 69.499 69.721 66.242 62.156 61.043 privat (*) 36.447 37.753 40.005 40.677 38.367 37.021 36.969 öffentlich (*) 29.215 29.304 29.494 29.044 27.875 25.135 24.074 .Nichtwohnbereich Änderungen im Vergleich zum Vorjahr in % (inflationsbereinigt) Baugewerbe 0,70% 0,60% -2,70% -7,70% -6,40% -2,40% .Wohnbereich 2,50% 1,10% -2,10% -8,90% -4,90% -1,20% Neubau (*) 2,20% 0,40% -3,70% -18,80% -12,40% -4,00% Sanierung (*) 2,70% 1,70% -0,60% 0,00% 0,50% 0,50% -1,30% 0,00% -3,30% -6,30% -8,00% -3,70% 0,10% 2,20% -2,00% -7,00% -5,40% -2,10% -3,00% -2,90% -5,10% -5,40% -11,60% -6,10% .Nichtwohnbereich privat (*) öffentlich (*) (*) Schätzung von ANCE (°) Vorhersage von ANCE Quelle: eigene Darstellung nach Daten von ANCE und ISTAT Nachdem die Investitionen in der Baubranche krisenbedingt im Jahr 2009 inflationsbereinigt um 7,7% zurückgegangen sind, werden für die Jahre 2010 und 2011 keine Besserungen erwartet. Im Jahr 2010 sind die Investitionen real um ca. 6,4% gesunken und für 2011 wird ein weiterer Rückgang von 2,4% vorausgesagt. Von 2008 bis 2011 wird die Bauwirtschaft um 17,8% in Bezug auf die Investitionen, sprich 29 Mrd. Euro, sinken. Ein gravierender Rückgang von 34,2%, in den oben genannten vier Jahren, ist bei den Neubauten im Wohnbereich zu verzeichnen. Für das Jahr 2011 wird auch von der ANCE im Bereich der Sanierungen im Wohnbereich ein Wachstum erwartet, während alle anderen Bereiche, vor allem die öffentlichen Investitionen in den Nichtwohnbereich, weiter sinken. Im europäischen Kontext hält sich Italien knapp unter dem Durchschnitt der EU-15 Staaten, wie die folgende Grafik verdeutlicht. 64 Tabelle 34: Änderung der Investitionen im Baugewerbe 2009 gemessen an 2008 der EU-15Staaten Belgien Dänemark Deutschland Irland Griechenland Spanien Frankreich ITALIEN Luxemburg Niederlande Österreich Portugal Finnland Schweden Großbritannien Europ. Union (15) Quelle: Rapporto 2010 Federconstruzioni Die Investitionen im öffentlichen Bereich werden aller Voraussicht nach im Zeitraum von 2004 bis 2011 um 31,8% zurückgehen. Die angekündigte Reduzierung der staatlichen Ausgaben beeinflusst das Produktionsniveau der Jahre 2011 und 2012 stark. Im Jahr 2009 wurde der Rückgang der Beschäftigten in der Baubranche gemessen an am vorhergehenden Jahr auf 1,3% geschätzt. Im ersten Halbjahr 2010 ist laut ISTAT eine kleine Verbesserung im Vergleich zum Vorhalbjahr zu verzeichnen gewesen (0,6%). Die Aussichten, im Jahr 2011 Arbeiter einstellen zu können, werden in der Baubranche nach einer Umfrage von ANCE mit 91,6% mehrheitlich als schlecht oder unverändert angesehen. Im Jahr 2011 wird eine weiterer Verlust an Arbeitskräften im Bereich des Bausektors erwartet, wobei die Zahle der gesamten verlorenen Arbeitsplätzen seit Beginn der rückläufigen Phase auf 250.000 Stellen geschätzt werden. Wenn noch die zugehörigen Industrien berücksichtigt werden, beläuft sich diese Zahl auf mehr als 290.000. Als weitere Ursache kommt hinzu, dass italienische Unternehmen Schwierigkeiten haben, von den Banken einen Kredit gewährt zu bekommen bzw. schlechteren Konditionen im europäischen Vergleich ausgesetzt sind. Der durchschnittliche Zinssatz in der Euro-Zone im September 2010 lag bei 3,47%, während der Zinssatz in Italien bei 4,1% lag. Nach einer Umfrage der Banca D’Italia ist die Kreditnachfrage in den letzten sechs Monaten angestiegen, doch fast 40% der Unternehmen haben eine Verschärfung der Kreditwürdigkeitsanforderungen, in Bezug auf Kosten oder zu hinterlegende Sicherheiten, festgestellt. 65 Weiter ist ein Nachfrageeinbruch von Seiten der Familien zu verzeichnen, die wegen unsicherer Zukunftsaussichten Investitionen in Eigenheime scheuen. Während vor allem im Neubaubereich ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist, ist der Sanierungsbereich vergleichsweise stabil. Der große Rückgang des Jahres 2009 lässt sich teilweise auf die Kürzungen der staatlichen Infrastrukturausgaben, wie sie von der Legge Finanziaria 2009 vorgesehen waren, zurückführen. Diese Kürzungen, die nominal 10,8% betragen, werden jedoch partiell von den im so genannten Anti-Krisendekret (Dl 185/2008) vorgesehenen Investitionen für strategisch bedeutsame Projekte wieder aufgewogen (vgl. ANCE 2009a: 27f., 35f; ANCE 2009b: 3). Die Verringerung der öffentlichen Ausschreibungen im Bausektor ist ein bereits seit mehreren Jahren zu beobachtendes Phänomen. Beträgt der nominale Wert der öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten 2003 noch 26,7 Milliarden Euro, so sind es 2011 schätzungsweise nur noch 24,1 Milliarden Euro. Die Ankündigung der Reduzierung der Investitionsausgaben seitens der öffentlichen Verwaltung wird sich negativ auf das Produktionsniveau der Jahre 2011 und 2012 auswirken. Nach den Inhalten der DFP (Decisioni di Finanza Pubblica) soll der Anteil der öffentlichen Bruttoinvestitionen gemessen am Bruttoinlandsprodukt, zwischen 2009 und 2013, um ungefähr ein Drittel von 2,4% auf 1,7% gekürzt werden. Die staatlichen Bruttoanlageinvestitionen sinken entsprechen um -9,7% in 2010, -7,9% in 2011 und -7,3% in 2012. Der Anteil der Staatsausgaben am BIP wird voraussichtlich von 52,5% im Jahr 2009 auf 48,6% im Jahr 2013 verringert. Durch den Stabilitätspakt sind die Kommunen zum sparen verpflichtet und deshalb könnten in Baubereich wie es seit 2009 von den italienischen Unternehmen verstärkt gemacht wird PPPProjekte (Public Private Partnerships) realisiert, die jetzt auch speziell für den Bereich energieeffizientes Bauen interessant werden. Tabelle 35: Ausgaben der öffentlichen Verwaltung für Bruttoanlageinvestitionen in Italien in % vom BIP (2009 – 2013) Quelle: ANCE Osservatorio congiunturale sull’industria delle costruzioni, novembre 2010 66 Ein anderer negativer Aspekt, den eine Studie des ANCE aufdeckt, ist die schlechte Zahlungsbereitschaft der öffentlichen Hand. 82% der befragten Unternehmen bestätigen Verzögerungen in der Bezahlung der öffentlichen Verwaltung. Von diesen bestätigten wiederum 74% eine Verspätung von über 2 Monaten. Die durchschnittliche Verspätung in 2010 betrug 143 Tage, ca. 4,5 Monate, was das Dreifache der vom Gesetz vorgesehen Zeit entspricht. Diese Verspätungen treffen natürlich vor allem kleinere Unternehmen hart, da diese sowohl längere Wartezeiten auf sich nehmen und höhere Finanzierungskosten aufwenden müssen (vgl. Osservatorio congiunturale ANCE – novembre 2010: 121). Die gesunkenen öffentlichen Investitionen werden jedoch kompensiert durch zahlreiche steuerliche Anreize für energiesparende Anlagen (s.o.). Rund die Hälfte aller Energieeffizienzmaßnahmen entfallen auf den Baubereich (steuerliche Abschreibungen für Altbausanierungen, steuerliche Vergünstigungen bei Neuinvestitionen, Halbierung des Mehrwertsteuersatzes bei Restrukturierungsinvestitionen, etc.), womit nahezu in allen Bereichen des Bausektors die erhoffte Trendwende eingeläutet werden könnte. Seit 2000 wurden bereits 300.000 Wohngebäude nach Energie einsparenden Kriterien errichtet. Nach langer Anlaufzeit erwartet man von dem so genannten Piano Casa einen positiven Effekt für die Baubranche. Das Programm zur Förderung des Wohnungsbaus wurde bereits 2009 beschlossenen, jedoch musste das genaue Regularien zwischen den Regionen und einzelnen Kommunen speziell ausgearbeitet werden. Diese hat in einigen Regionen besser geklappt als in anderen und hat so zu einer Verzögerung geführt. Der Piano Casa fördert den Ausbau bestehender Gebäude, sowie den Abriss und Neubau von bereits bestehenden Gebäuden. Das genaue Regelwerk ist jedoch wie bereits oben erwähnt von Region zu Region unterschiedlich. Aktuellen Schätzungen zu Folge würde die Initiative Investitionen von zwischen 50-60 Milliarden Euro bedeuten. Energieeffizientes Bauen wird in den Zielen der Übereinkunft von Staat, Regionen und lokalen Behörden explizit bei den Zielen der Initiative erwähnt. Im Kapitel Förderung im Bereich Baubranche wird näher auf den ‚Piano Casa’ eingegangen. Die gesetzten Ziele der Energieeinsparungen im Baubereich sind noch weit entfernt. Das Wirtschaftssystem fordert von der Baubranche ein sofortiges Umdenken in Bezug auf die Unternehmensorganisation und Produktionsprozesse. Das neue Entwicklungsmodell der Nachhaltigkeit lastet schwer auf dem Wachstum der Branche und bedeutet zudem schnelle und grundlegende Änderungen des aktuellen Energiemodells in Bezug auf die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und Energieeffizienz. Energieeffizienz ist in der Tat eine der naheliegendsten Lösungen zur Reduzierung der Gasemission und der Energiekosten für die Familien. Nach dem IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Changes) bietet die Energieeffizienz die größte Möglichkeit der Energieeinsparung im Baubereich. Hier könnten bis 2020 30% der Emissionen zu negativen Kosten vermieden werden. 67 Am 14. Dezember 2008 haben die europäischen Regierungen im „Protokoll 20-20-20“ -20 % Treibhausgasemission, -20% Energieverbrauch und +20% Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2020 für die Europäische Union beschlossen. Für Italien bedeutet dies +17% an erneuerbarer Energie und -13% an klimaverändernden Emissionen. Der „Piano di azione nazionale sull’efficienza energetica“ von 2007 sieht im Wohnungsbau eine Einsparung von 3.722 GWh/Jahr bis 2010 und 13.730 GWh/Jahr bis 2016 vor. Im Bereich der erneuerbaren Energien sehen Fachleute zwar noch Defizite in der Verknüpfung von Bauvorhaben und der Nutzung von erneuerbaren Energien, aber die öffentliche Akzeptanz und damit auch das Interesse von Architekten und Planern wird im Jahr 2011 weiter wachsen. Das nötige Know-How im Bereich der gebäudeintegrierten Photovoltaik, um Sie bereits in die Planungsphase mit einbeziehen zu können, hat sich gegenüber dem letzten Jahr verbessert, hat aber noch nicht deutschen Standard erreicht. So sind in Italien laut CRESME schon 75.000 Fotovoltaikanlagen auf Dächern installiert worden. Eine wichtige Rolle in Italiens Bauwirtschaft spielt der Baufachverband ANCE, die Associazione Nazionale Costruttori Edili. Es handelt sich um den nationalen Verband der Bauunternehmer für Wohnungs- und Industriebau sowie für die Errichtung öffentlicher Gebäude in Italien. Der 1946 gegründete Verband verkörpert 20 Regionalorganisationen, 102 Provinzverbände und 20.000 Baufirmen jeglicher Spezialisierung und Größe. ANCE und seine Regionalverbände vertreten die Bauindustrie gegenüber der Regierung und dem Parlament durch Lobbyaktivitäten. Darüber hinaus werden die Interessen des Baugewerbes gegenüber politischen, sozialen und kulturellen Institutionen vertreten. ANCE berät und unterstützt seine Mitglieder in legislativen Belangen und protegiert sie in industriellen und ökonomischen Beziehungen. Die Dienstleistungen des Verbandes vollziehen sich in den Bereichen Ausschreibungen, Vergaberechte, Arbeitnehmerbeziehungen, öffentliche und private Finanzierung, technische Innovationen, Qualitätszertifizierung, fiskalische Regulierung und Unternehmensbewerbung für öffentliche Projekte. Auf europäischer Ebene arbeitet ANCE mit namhaften internationalen Institutionen und Lobbyverbänden zusammen, wie der FIEC (European Construction Industry Federation), der UNICE (Union of Industrial and Employers’ Confederations of Europe) oder der UEPC (Union Européenne des Promoteurs-Constructeurs). Wichtig ist außerdem das Portal Suap (Sportello unico per le Attività Produttive) und das Unternehmensregister (www.registroimprese.it), die die einzigen öffentliche Anlaufstellen für alle Abläufe bezüglich der Aufnahme der Produktions- und Dienstleistungsaktivitäten sein werden, die telematisch abgewickelt werden können. Die Ankündigung z.B. der DIA des Unternehmens muss mittels COM.UNICA (Online-System für Genehmigungen bei staatlichen Einrichtungen wie Handelskammer, Finanzamt etc) dem Unternehmensregister vorgelegt werden, dieses leitet den Antrag telematisch an die zuständige Kommune weiter. 68 5.2 Das ökologische Bauen Ein Teilbereich der Baubranche macht allerdings von sich reden. Nämlich der Bereich des ökologischen Bauens, oder „Grünen Bauens“. Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen, damit nachfolgenden Generationen ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen werden kann. Aus diesem Handlungsprinzip ergeben sich vielfältige Anforderungen, die in folgende drei Kategorien gegliedert sind: - Ökologische Dimension der Nachhaltigkeit - Ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit - Soziale und kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit Für den Baubereich lassen sich aus diesen Dimensionen verschiedene Schutzziele ableiten. Dabei wird im Rahmen einer Lebenszyklusbetrachtung die Optimierung sämtlicher Einflussfaktoren über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – also von der Rohstoffgewinnung über die Errichtung bis zum Rückbau – angestrebt. Dieser Bereich berücksichtigt unter Anderem die Auswahl natürlicher Bau- und Dämmstoffe oder Naturfarben, Dachbegrünung, regenerative Heizungssysteme wie z.B. Holzpelletheizungen, Wärmepumpen oder Wandheizungen, Regenwasser- und Grauwassernutzung, die Verwendung von regenerativen Energiequellen, Lüftungssysteme, intelligente Regelund Steuertechniken.(Quelle: ökologisch-bauen.info, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) In Italien gibt es seit 1998 einen nationalen Verband namens „Bioediliziaitalia“, der sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit im Bauwesen, der Zertifizierung und mit der Einführung von Normen beschäftigt. Das ökologische Bauen ist im Norden Italiens schon sehr verbreitet und wird sich im Jahr 2011 weiter Richtung Süden verbreiten. (Quelle: www.bioediliziaitalia.org) Nach Herta Peer, der technischen Leiterin von CasaSalute, einem Unternehmen aus dem Bereich Beratung, Planung und Vertrieb von Produkten im nachhaltigen Bausektor aus Bozen, stagniert dieser spezielle Markt in Deutschland und Europa, während in Italien schon die ersten Zeichen einer Erholung zu sehen sein. Speziell würde man das im Bereich des Bauens mit Massivholzplatten feststellen. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erhalten nicht nur immer mehr Einzug in die Kultur der Planer und Hersteller, sondern auch der italienischen Bürger und Nutzer. (Quelle: presenza tecnica Ausgabe November/Dezember 2010) 69 Ein einheitliches und verbindliches Vorgehen nach klaren Regelungen und Vorgaben, zur Erhöhung der Planungs- und Investitionssicherheit, für das ökologische Bauen steht allerdings noch aus. 5.3 Marktakteure In Italien gibt es etwa 635.000 Bauunternehmen (ISTAT 2008), von denen über 50% in den sechs großen italienischen Regionen Lombardei, Latium, Venetien, Kampanien, Emilia Romagna und Piemont ihren Firmensitz haben. Das Baugewebe in Italien hat einen Anteil von 11% am Bruttoinlandsprodukt und ist zu 8,4% an der Gesamtbeschäftigung beteiligt. Über die Hälfte der Unternehmen verfügen über weniger als vier Mitarbeiter und die Bruttowertschöpfung liegt bei 40.000 € pro Beschäftigtem. Nur 81 Unternehmen verfügen über mehr als 250 Mitarbeiter. Diese Unternehmen machen im Durchschnitt einen Umsatz von 228 Mio. €. Branchenführer ist die Impregilo Aktiengesellschaft, deren Umsatz 2009 ca. 2,7 Mrd. beträgt und die einen EBIT von 141,6 Mio. Euro erwirtschaftet hat. Im Jahr 2009 sind etwa laut ANCE ca. 187.000 Baugenehmigungen erteilt worden, das entspricht fast der Hälfte der Baugenehmigungen aus dem Spitzenjahr 2005. Tabelle 36: Branchenführer Bau (Top 3) Branchenführer Bau Umsatz 2009 in Mrd. € EBIT 2009 in Mio. € Impregilo 2,71 141,6 Astaldi 1,87 155 Gruppo Cmc 0,72 28,2 Quelle: eigene Darstellung nach Unternehmensangaben (www.impregilo.it, www.astaldi.it, www.cmc.coop) Das Bauwesen ist in Italien durch lokal agierende, relativ kleine Firmen geprägt. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen bestehen in Italien große regionale Differenzen, gerade auch in Bezug auf Bauvorschriften und Förderpolitiken. Der bürokratische Aufwand ist enorm und verschiedene kommunale Bestimmungen sind teilweise widersprüchlich. Nicht zu vernachlässigen und für ausländische Unternehmen problematisch, ist der starke politische Einfluss auf die Branche. Ausschreibungen sickern oft vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin durch, so dass ein gutes Netzwerk vor Ort wichtig ist. Vorbildlich sind die Bedingungen jedoch in der Region Piemont. Dort hat man neue investitionsfördernde Maßnahmen erlassen, die explizit auch ausländische Unternehmen anlocken sollen. Sie richten sich vorrangig an Unternehmen, die im Bereich EE, im Gesundheitssektor und in der technologischen Erneuerung und Forschung aktiv sind. Dabei werden ausländische Firmen bei der Überwindung bürokratischer Hürden unterstützt. Nähere Informationen sind unter www.centroestero.org abrufbar. 70 Bislang sind in Folge der schwierigen Bedingungen nur wenige internationale Baukonzerne mit Erfolg in Italien tätig. Die bekannteste Ausnahme ist die britische ARUP. In Bereichen, in denen italienische Firmen Defizite haben, wie beispielsweise im Energieeffizienz und erneuerbare Energien Bereich, sind dennoch gute Perspektiven für deutsche Unternehmen zu sehen. Es ist jedoch empfehlenswert, sich einen italienischen Partner zu suchen, der mit den Bedingungen vor Ort vertraut ist. Das Nord-Süd-Gefälle in Italien kommt auch in der Bauwirtschaft zum Tragen. Während im norditalienischen Südtirol und Piemont gute Chancen für deutsche Unternehmen bestehen, sind die Risiken im Süden unkalkulierbar, da diese Region zu einem großen Anteil von der organisierten Kriminalität beherrscht wird. 5.4 Bauliche Vorschriften Energieeffizienz ist in Italien ein höchst aktuelles Thema, was sich auch in den kommunalen Bauvorschriften widerspiegelt. Laut CRESME und Legambiente ist die Zahl der Kommunen, die „grüne“ Bauverordnungen beschlossen haben, im Jahr 2010 auf 705 gestiegen. Im Vergleich zu der Gesamtzahl von 8.094 Kommunen scheint diese Anzahl sehr gering, aber wenn man berücksichtigt, dass es sich bei den 705 Kommunen hauptsächlich um große Städte handelt, gewinnt diese Zahl an Interesse. Damit sind durch diese Kommunen 18,7 Mio. Einwohner begünstigt (mehr als 31% der Einwohner Italiens). Nach CRESME wurden im Zeitraum 2008 bis 2010 etwa 827.000 neue Wohnungen gebaut, von denen ungefähr ein Drittel den neuen Energieeffizienz-Standards entspricht. Wie von den EU-Richtlinien 2002/91 EG und 2006/32 EG über die Energieeffizienz im Bausektor und Energieeffizienz beim Endverbrauch vorgesehen, hat Italien zahlreiche bauliche Vorschriften erlassen, die bei der Errichtung neuer Gebäude oder bei der Altbausanierung beachtet werden müssen. Ein zentraler Punkt ist dabei die Energiezertifizierung, auch Energiepass genannt, auf die bereits im Kapitel 3.6.3 eingegangen wurde. Durch die Zertifizierung wird sichergestellt, dass es für den Käufer von Eigentumswohnungen möglich ist, die Energiebilanzen verschiedener Objekte zu vergleichen. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzesdekrets 192/2005 mitsamt der im Dekret 311/2006 vorgenommenen Änderungen, müssen neue Gebäude je nach Klimazone unterschiedliche Mindeststandards bezüglich der Wärmeisolierung, Einsatz von erneuerbaren Energien in Neubauten und bei Bestandssanierungen erfüllen. Diese sind in den letzten Jahren sukzessive erhöht worden. 71 Auch die Nutzung der erneuerbaren Energien wird durch verschiedene Vorschriften forciert. Seit dem 01.01.2006 ist Photovoltaik für Neubauten und Altbausanierungen mit einer Grundfläche von über 100m² verpflichtend vorgeschrieben. Mit der Legge Finanziaria 2008 ist zudem festgelegt worden, dass alle Gebäude, die nach dem 01.01.2009 errichtet werden, pro Wohneinheit mindestens eine Photovoltaikanlage mit 1 kW Leistungsfähigkeit installieren müssen. Für die Industrie sind mindestens 5 kW vorgeschrieben. Bereits seit dem 01.01.2006 muss 50% des Warmwassers durch Solarthermie erhitzt werden (gilt für neue Gebäude und wenn Komplettsanierung erfolgt). Für Gebäude, die sich in historischen Stadtzentren befindet, gibt es eine Ausnahmeregelung. Diese müssen nur 20% Brauchwasser mit Solarthermieanlagen erhitzen. Mit der Richtlinie 2010/31 vom 19. Mai 2010 gibt es eine Neufassung bezüglich Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Die Maßnahmen in Folge der Richtlinie muss zunächst von der italienischen Regierung für Italien angepasst und umgesetzt werden, was in der Regel sehr schnell geht (Von der EU wird für die Umsetzung eine Frist von 2 Jahren gegeben). Für Neubauten soll daher ab 2021 gelten, dass nur noch so genannte „Niedrigstenergiehäuser“ gebaut werden, die eine hohe Gesamtenergieeffizienz aufweisen. Der sehr geringe, wenn möglich bei Null liegende Energiebedarf sollte dabei aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Die gleichen Anforderungen gelten für öffentliche Neubauten schon ab 2019. Bei den bestehenden Gebäuden, die eine Renovierung unterzogen werden, soll gelten, dass eine Mindestenergieeffizienz von Staat festgelegt wird, die bei der Sanierung berücksichtigt und erreicht werden sollte. Dabei kann gewählt werden ob Gesamtkosten der Renovierung der Gebäudehülle oder der technischen Systeme 25 % des Gebäudewertes (ohne Grundstück) übersteigen oder mehr als 25 % der Oberfläche der Gebäudehülle einer Renovierung unterzogen werden. Darüber hinaus soll eingeführt werden, dass bei Neubauten überprüft werden soll, ob die technische, wirtschaftliche und ökologische Realisierbarkeit hocheffizienter Systeme gegeben sind. Diese Prüfung soll neuerdings für alle Gebäude und nicht für Gebäude größer als 1.000 m². Allerdings verliert diese Regelung etwas an Bedeutung, das die Prüfung nicht mehr wie erst vorgesehen, transparent und dokumentiert werden muss. In Zukunft wird die Rolle des Energieausweises noch wichtiger werden. Nach den Vorgaben der EU, soll dieses durch die Maßnahme erfolgen, dass der Energieausweis dem potenziellen Käufer in Kopie vorgelegt werden muss (bisher keine Pflicht). In Italien wurde am 30. November 2010 bereits die Vorgabe entworfen, dass zukünftig der Käufer/Mieter in einem Kauf- oder Mietvertrag eines Gebäudes oder eines Grundstücks bestätigen muss, dass Informationen und technische Unterlagen hinsichtlich der Energiezertifizierung des Gegenstandes erhalten wurden. Bei Mietverträgen findet die oben genannte Regel nur bei Gebäuden und Grundstücken, die schon mit einem Energieausweis ausgestattet sind Anwendungen. Ab dem 1. Januar 2012 soll es 72 Pflicht werden, den Index der energetischen Leistung laut des Energiezertifikates in der gewerblichen Verkaufsanzeige anzugeben. Darüber hinaus soll auch die Pflicht, die Energieklasse sichtbar am Gebäude anzubringen ausgeweitet werden. Gebäude ab 500m², die durch öffentliche Behörden benutzt werden und hohen Publikumsverkehr aufweisen, soll es Pflicht werden den Ausweis gut sichtbar aufzuhängen .Dies gilt auch für andere Gebäude, z.B. Hotels, wenn ein Ausweis ausgestellt wurde. Bei öffentlichen Gebäuden gilt die Anforderung ab Juli 2015 bereits ab 250 m². Bisher war die Grenze 1.000 m²; eine Aushangpflicht für andere als öffentliche Gebäude gab es nicht. Für den Energieausweis soll eine Gültigkeit von 10 Jahren vorgesehen werden. Die Vorgehensweise zur Berechnung der energetischen Leistung eines Gebäudes soll bis zum 30. Juni 2011 festgelegt werden und berücksichtigt die thermischen Beschaffenheit des Gebäudes, der Anlagen zur Heizung und Warmwasserproduktion, zur Klimatisierung und Belüftung, zur Beleuchtung, der Planung, Lage und Ausrichtung des Gebäudes und der passiven Solarsysteme. Weiterhin werden für Anlagen zur Heizung mittels Heizkessel mit einer Leistung über 20 kW und zur Klimatisierung mit einer Leistung von mehr als 12 kW eine regelmäßige Wartung vorgeschrieben. Heizanlagen mittels Heizkessel mit einer Leistung über 100 kW müssen mindestens alle zwei Jahre überprüft werden, während Heizanlagen mittels Gas alle vier Jahre. (Quelle: Direttiva 2010/31/UE del parlamento europeo e del consiglio, vom 19.Mai. 2010) 5.5 Förderung Baubranche 5.5.1 Einkommenssteuervergünstigungen Noch bis zum 31.12.2012 befristet haben physische Personen die Möglichkeit 36% der Ausgaben für Renovierungsarbeiten an ihren Wohnungen oder an gemeinsam genutzten Teilen von Wohnhäusern (Fundamente, Eingangstüren, etc.) von der Einkommenssteuer abzusetzen. Gedeckelt sind die Ausgaben auf 48.000 Euro und die Absetzung kann in der Regel nur über zehn Jahre gestreckt erfolgen. Einzig Personen, die über 75 oder über 80 Jahre alt sind dürfen die Ausgaben auch über fünf beziehungsweise drei Jahre gestreckt absetzen. Die Deckelung von 48.000 Euro gilt dabei für die Wohneinheit. Es ist also nicht möglich, durch die Verteilung der Ausgaben auf mehrere physische Personen, den Deckelungsbetrag zu umgehen. Die Bedingungen für die man die Steuervergünstigung erhalten kann, sind im Präsidialdekret 380/2001 Art. 3 geregelt. Grundsätzlich sind Planungs-, Arbeits- und Materialkosten absatzfähig. Bloße Instandhaltungsarbeiten sind nur für gemeinsame genutzte Teile von Wohnhäusern absetzbar, nicht für Privatwohnungen. Die Steuervergünstigung von 36% ist zudem nicht mit den oben erläuterten Steuervergünstigungen für Energieeinsparmaßnahmen kumulierbar. 73 Privatpersonen, die eine Eigentumswohnung in einem zuvor renovierten Haus erwerben, können bis zu 25% des Kaufpreises (max. 48.000 Euro) mit 36% von der Einkommenssteuer absetzen. Diese Möglichkeit ist von der Legge Finanziaria 2010 verlängert worden und gilt für Renovierungsarbeiten, die zwischen dem 01.01.2008 und dem 31.12.2012 ausgeführt werden. Die Transaktion muss bis zum 30. Juni 2013 erfolgen. Die Renovierungsarbeiten müssen dabei das ganze Haus betreffen. Es reicht nicht aus, wenn nur in der erworbenen Wohneinheit Maßnahmen durchgeführt werden. Ebenfalls steuerlich absetzbar sind Hypothekenzinsen, wenn die Kredite für den Um- oder Neubau von Häusern aufgenommen wurde, in denen der Eigentümer seinen Hauptwohnsitz hat. Die Zinsen lassen sich zu 19% von der Einkommenssteuer absetzen. Maximal abzugsfähig sind 2582,28 Euro. 5.5.2 Mehrwertsteuervergünstigungen Die Legge Finanziaria 2008 sieht vor, dass bestimmte Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten in Wohnungen von Privatpersonen bis zum 31.12.2010 von einer halbierten Mehrwertsteuer profitieren können. Grundsätzlich ist die Reduzierung sowohl auf Arbeitsleistung als auch auf das verwendete Material anwendbar. Übersteigen die Materialkosten jedoch die Arbeitskosten, wird die Differenz regulär mit 20% versteuert. Arbeiten, die von der Reduzierung profitieren können, werden im Dekret vom 29.12.1999 definiert. Dabei handelt es sich um Türen und Fenster, Heizkessel, Videosprechanlagen, Klima- und Belüftungsanlagen, Sanitäranlagen und Armaturen sowie Sicherheitssysteme. Für Renovierungsarbeiten gilt ansonsten weiterhin und unbegrenzt die Anwendung des halben Umsatzsteuersatzes, wenn einige Bedingungen erfüllt sind. Sie ist anwendbar auf Dienstleistungen, die der baulichen Widerherstellung dienen. Zudem kann sie auf Materialien angewendet werden, die für solche Eingriffe benötigt werden. Ausgenommen sind jedoch Primär- und Halbfertigmaterialien. Die genauen Bestimmungen werden im Präsidialdekret 380/2001 Art. 3 geregelt. Auch der Bereich der Erneuerbaren Energien wird steuerlich gefördert. So beträgt die Umsatzsteuer auf Photovoltaik- und Windkraftanlagen lediglich 10% anstatt der üblichen 20%. Diese Förderung können sowohl Privatpersonen, als auch Unternehmen in Anspruch nehmen. Mit dem Haushaltsgesetz von 2008 sollte die Immobiliensteuer für Gebäude mit Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien herabgesetzt werden (Imposto Communale sugli Immobili). Die Steuersenkung orientiert sich am Immobilienwert und ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Da die Regierung Berlusconi die Immobiliensteuer jedoch im Jahr 2008 abschaffte, gilt diese Förderung nur noch für Luxus- und Zweitwohnungen. Ebenfalls unbegrenzt gilt die Regelung, dass Endprodukte, die für den Bau nicht-luxuriöser Wohnungen gekauft werden, nur mit einer vierprozentigen Mehrwertsteuer belastet werden. 74 5.5.3 Staatliche Infrastrukturprogramme Aufgrund des Erdbebens vom 15.10.2009 in der Region Umbrien, wird dieser ein Betrag von 3 Millionen € jährlich für die Jahre 2011-2012 zur Verfügung gestellt um Investitionen voranzutreiben. Dieses ist ähnlich durch das Legge Finanziaria 2010 in der Region Abruzzen durchgeführt worden. Im Jahr 2010 wurde deshalb eine Ersatzsteuer für die Einkommensteuer von 20% für die Vermietung von Wohnungen in der Region Aquilla eingeführt und zudem wurden physische und nicht physische Personen, die ihren Wohnsitz oder Unternehmenssitz in der betroffenen Region haben, von der Erhebung von Abgaben freigestellt. Zudem wurden in der Kommune Aquilla durch das Projekt C.A.S.E. im November 2010 148 neue Gebäude mit Solaranlagen errichtet, die jährlich etwas 180.000 € in die Kassen der Kommune spülen und nach Ablauf der garantierten 20 Jahre in den Besitz der Kommune übergeht. (Quelle: FV FotoVoltaici 1/2011) Im Bereich der Gebäudeeffizienz sollen in Italien 40 Mrd. Euro in öffentliche Strukturen investiert werden, bislang würden 17.8 Mrd. finanziert. Aufgrund des Finanzmangels der Regierung müssen bei den öffentlichen Infrastrukturprojekten zunehmend private Investoren beteiligt werden. Das Infrastrukturprogramm in Italien (von der Europäischen Investitionsbank finanziert) sieht Investitionen von 15 Mrd. Euro bis 2012 vor. Diese werden unter anderem für das Projekt der Hochgeschwindigkeitsverbindung Turin-Lyon eingesetzt. Weitere Projekte sind die Weltausstellung 2015, für die schätzungsweise 14,6 Mrd. € investiert werden sollen sowie der Bau des Brennerbahntunnel, wobei Kosten von 7,2 Mrd. € auf Italien entfallen und seitens der EU eine Unterstützung von 800 Mio. Euro zugesagt wurde. (Quelle: gtai – Germany Trade & Invest). Für den Süden Italiens sind ebenfalls Großprojekte geplant. Die Hängebrücke von Messina soll ca. 6.3 Mrd. Euro kosten und das Festland mit Sizilien verbinden. Geplanter Baubeginn war 2010 und die Fertigstellung soll 2016 erfolgen. Darüber hinaus wird das Autobahnnetz ausgebaut. Zusätzlicher Wirtschaftsfaktor wird die Weltausstellung 2015 in Mailand sein. Zu diesem Zweck wurden bereits Großprojekte wie Porta Nuova (2,5 Mrd. € und Fertigstellung 2012) und City Life (2,1 Mrd. € und Fertigstellung 2014) in Angriff genommen. Weitere Großprojekte, wie Messehallen, Hotels, Geschäfts-, Büro- und Wohnhäuser sind im Großraum Mailand in Planung. Die Investitionen im Hochbau werden von dem Veranstalter bereits auf 3,2 Mrd. € geschätzt, wobei noch Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich für den Ausbau der Infrastruktur veranschlagt werden. 75 Besondere Bedeutung für die italienische Konjunktur kommt, wie bereits im Abschnitt über die aktuelle Situation der italienischen Baubranche erwähnt, dem Piano Casa zu. Dieser wurde ursprünglich im Sommer 2008 von der Regierung Berlusconi beschlossen, um den öffentlichen Immobilienstand zu modernisieren und für in ärmlichen Verhältnissen lebende Familien, ältere Menschen und jungen Paaren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dieser Plan ist im Frühjahr 2009 durch zwei neue Projekte ergänzt worden, um einen Schlüsselsektor der italienischen Wirtschaft (die Baubranche) zu stärken und den Bedürfnissen italienischer Familien weiter entgegenzukommen. Die Übereinkunft zwischen Staat und Regionen vom 31.03.2009 sieht daher vor: • • • Für Ein- oder Zweifamilienhäuser oder Wohnhäuser, deren Rauminhalt 1000 Kubikmeter nicht übersteigt, darf das Volumen um 20% erweitert werden Bei Abriss und Neubau von Wohnhäusern darf das alte Raumvolumen um 35% überschritten werden. Dadurch soll die architektonische Qualität und die Energieeffizienz der Gebäude gesteigert und der Einsatz Erneuerbarer Energien sichergestellt werden Vereinfachung der bürokratischen Verfahren, um die schnelle Ausführung der Projekte zu ermöglichen Ausgeschlossen von den oben dargestellten Möglichkeiten sind Eingriffe an Gebäuden, die illegal errichtet wurden bzw. sich in historischen Stadtzentren befinden oder in Gebieten liegen, für die ein absolutes Bebauungsverbot herrscht. Aktuell (Stand 16.12.2010 laut ANCE) haben 7.954 Wohnungen, darunter Neubauten, Umbauten, Sanierungen und Ankäufe, ca. 187 Mio. Euro aus staatlichen Quellen, 169 Mio. aus regionalen Quellen, 105 Mio. aus anderen öffentlichen Quellen und 1.122 Mio. Euro aus privaten Quellen in Anspruch genommen. Ebenfalls 2009 wurde „Der Plan der 100 Städte“ (piano delle cento città) zum sozialen Wohnungsbau beschlossen. Nach dem der Bau von 100.000 Wohnungen beschlossen wurde. Dieser finanziert sich über Immobilienfonds unter mehrheitlich staatlicher Beteiligung. In diesem Zuge sollten ca. 30 große Projekte durchgeführt werden. In Crema, Parma und Mailand wurde bereits mit dem Bau von 40.000 Sozialwohnungen begonnen. Der staatliche Anteil der Fonds beträgt derzeit 1,67 Mrd. € für Investitionen in den Wohnungsbau. Zu diesen Mitteln sollen noch Gelder privater Investoren hinzukommen. Insgesamt sollen ca. 7 Mrd. € in den Sozialwohnungsbau fließen. 76 Die sozialen Wohnungen, die bis jetzt errichtet wurden, reichen aber bei weitem noch nicht aus. Nach den neusten Informationen (www.pianocasa2009.com vom 14 Januar 2011) wird eine Gesetzesmaßnahme bezüglich der Mietkündigungen wegen Zahlungsverzuges weiter auf die lange Bank geschoben. Laut Fantoni, dem Präsidenten der ANCI (Verband der italienischen Kommunen), sind 85% der Kündigungen auf Mietrückstände zurückzuführen, während mehr als 650.000 Familien auf die gemeinnützigen Wohnungen warten. Der Mietunterstützungsfond zum Beispiel wies im Jahr 2000 bei der Einführung eine Summe von 360 Mio. € auf, während er im Jahr 2009 nur noch 143 Mio. € betrug und 2010 weiter auf 110 Mio. € reduziert wurde. Im Jahr 2011 wird der Fond einen Betrag von 33 Mio. € und 2013 nur noch 14 Mio. € betragen. Es wird eine Wiederauffüllung des Fonds auf das Niveau von 2000 gefordert. 5.5.4 Progetto „SCOOP“ Das sogenannte „progetto SCOOP“ (kurz für Italian Solar Concentration Technologies for Photovoltaic Systems) ist eine weitere Förderungsmaßnahme des italienischen Photovoltaikmarktes. Hauptinvestoren sind, neben dem Minsterium für Umweltentwicklung im Rahmen des Förderungsprogramms „Industria 2015“, ENEL und 16 weitere Partner, wie Marktforschungsbüros, Universitäten, Pmi und Großunternehmen. Ziel dieses Projektes ist es effiziente und konkurrenzfähige Technologien zu entwickeln, wofür 17 Millionen € veranschlagt und 7 Millionen vom Programm „Industria 2015“ übernommen werden. Dabei sollen bis 2012 die Produktionszweige in den Bereichen technologische Entwicklung, Umsetzung, industrielle Implementierung sowie der Handel mit Photovoltaiksystemen ausgebaut werden. Schließlich soll das Projekt die Photovoltaikbranche dahingehend fördern, dass ein Netzwerk, welches von der Recherchearbeit bis hin zum wirklichen Bau der Anlage reicht, entstehen kann. 6. Case Studies: aktuelle Großprojekte 6.1. Eurosky Das Unternehmen Projekt CMR („Progetto CRM“) wurde bereits 1994 von Fachleuten mit internationaler Erfahrung vor dem Hintergrund der optimalen Nutzung der begrenzt zur Verfügung stehenden Fläche in Verbindung mit einem neuen zukunftsfähigen Design gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in Mailand, mit Vertretungen in Rom, Athen, Barcelona, Istanbul, Peking und Tianjin. Das Unternehmen realisiert das Projekt „Eurosky“ für die PARSITALIA REAL ESTATE Srl in Rom. Seid 2009 befindet sich das Projekt im Bau und soll nach Fertigstellung als Multifunktionsgebäude als Büro-, Geschäfts- und Wohngebäude Verwendung finden. Die Fläche beträgt 30.000 qm und 16.000 qm Parkplätze. 77 Das Gebäude ist bezüglich der Energieklassifikation zwischen Klasse A und A+ einzuordnen. Es wird schätzungsweise nur eine CO2-Emission von 212 Kg/Jahr für das Heizen verursacht und für ein Appartement von 100 qm circa 100 m³ Methangas. Eine gute Isolierung wird mittels neuesten Materialien und Technologien gewährleistet und die direkte Einstrahlung begrenzt (belüftete Wände). Durch eine besondere Form wird die Gebäudeoberfläche reduziert um die Temperaturverluste zu minimieren. Die Außenfassade besteht aus Profilen mit thermischen Trennwänden, Glas mit geringen Temperaturverlusten und einer bestmöglichen Nutzung der Sonneneinstrahlung. Die eingebauten Anlagen beinhalten Gewinnung von Wasser durch einen Regenwassersammler, die Verwendung von grauem Wasser und die Filtrierung und Aufbereitung von Wasch- und Duschwasser. Des Weiteren wird die Luftfeuchtigkeit eines jeden Raumes zentral überwacht und gesteuert sowie die Energie der ausgestoßenen Luft zum Vorwärmen verwendet. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach wird eine Leistungsfähigkeit von ca. 200kW besitzen, ist horizontal eingerichtet mit einer eigens für dieses Gebäude entwickelten Technik aufgestellt zu werden. Die Anlage ist in der Lage 320 MWh pro Jahr zu produzieren, als mehr als 1 MWh pro Appartement. Darüber hinaus wird auch die Energie aus den Aufzügen wieder verwendet indem die Energie des herunterfahrenden Aufzuges für den Anstieg gespeichert wird. 78 Ein automatisches Kompostiersystem halbiert die Ausgaben von ca. durchschnittlichen 90€ auf 45€ pro Kopf pro Jahr (erstes Gebäude in Italien, dass hiermit ausgestattet wird). (vgl. 21.09.2010 Workshop ANCE “prestazioni energetiche ed evoluzione del mercato residenziale” von Claudio Panichi) 6.2. Kindertagesstätte Cologno Monzese Der Kindergarten in der Nähe von Mailand wird Platz für ca. 60 Kinder haben sowie zusätzlich auch als Bürgerzentrum für soziale und kulturelle Veranstaltungen genutzt und von der Gemeinde verwaltet werden. Dieser Neubau mit spielerischer Architektur soll die inneren und äußeren Flächen funktionell optimal ausnutzen. Die gesamte Einsparung an Primärenergie wird 55% (ohne erneuerbare Quellen) und 77% (mit erneuerbaren Quellen) betragen. Die zum heizen benutzte Primärenergie wird 81% geringer, zur Kühlung 21% geringer als vergleichbare Kühlungen sein als laut Bauverordnung gefordert. Die Außenwand wird mit ca. 20 cm Isolierung ausgestattet und es werden speziell isolierende Dach- und Fundamentteile und Fenster verwendet. Zum heizen und für das Sanitärwasser wird auf eine Grundwasserwärmepumpe zurückgegriffen. Ein Grundwasserwärmetauscher sorgt zusammen mit einer nächtlichen Belüftung für die Kühlung im Sommer. Es werden 110 m² Fotovoltaikmodule verbaut, die eine Leistung von 3,9 kWh/m³a erbringen. Ausnutzung des Sonnelichtes und von energieeffizienter Beleuchtung. Alles in allem soll somit eine Energieeffizienzklasse von A+ erreicht werden. (vgl. European GreenBuilding Award -Best New Projects Frankfurt, 14 April 2010) 79 6.3. Bau einer Einfamilienhaussiedlung In der Region Friaul-Julisch Venetien sollten Einfamilienhäuser mit Aufzug, optimaler energetischer und fortschrittlicher akustischen Leistung, erdbebensicherer Konstruktion, kleinstmöglichem Wartungsaufwand sowie größtmöglicher Kosteineinsparung durch die Verwendung von neuen hochqualitativen Technologien errichtet werden. Die Umsetzung unter Berücksichtigung aller Vorgaben begann schon in der Planungsphase mit der Auswahl der geeigneten Fläche. Des Weiteren wurden die Fenster gegen Süden ausgerichtet, welche ebenfalls die Seite der Räumlichkeiten für die tägliche Benutzung sein wird. Es wird ebenfalls die Installation eins Dachgartens zur Isolierung und eine Geothermieanlage eingeplant. Eine Luftzirkulationsanlage wird zur Wärmewiedergewinnen verwendet. Dies alles wird durch eine moderne Steuer- und Regeltechnik verbunden. Zur Wärmedämmung in der Wand wird eine innere Isolationsschicht von 6 cm und eine äußere von 18 cm verwendet, wobei die dicke des Betons 15 cm beträgt. Für die Decken werde Thermoplatten verbaut. Für den umgebenden Fußweg wird verzinkter Stahl verwendet um eine Brückenplatte mit Auskragung ohne Wärmebrücke zu erzeugen. Aus regeneriertem Plastik wurde zusätzlich eine spezielle Form zur Dränage konstruiert, die das überflüssige Wasser zur Nutzung speichern kann. Die Fenster mit hoher isolierender Wirkung durch eine Argonschicht sind ausgestattet mit einer automatischen Verdunkelungsanlage mit spezieller Sicherung der Wärme und gleichzeitig vor Fernlicht von Autos. Kleine Heizradiatoren sind zudem in der Wand eingebaut um die isolierende Kraft zu erhöhen und um eine gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten. Zur Wärmerückgewinnung gibt es ein spezielles Ventilationssystem, dass den Austausch von Luft vorsieht und somit für sauerstoffreiche Frischluft sorgt, allerdings für den Menschen nicht spürbar ist. Ein energiesparender Aufzug sog für die 95% Wiedergewinnung der abgegebenen Wärme. Die Luftfeuchtigkeitsregelung sorgt für die Vorbeugung von Schimmel. 80 Die Steuer- und Regeltechnik ist einfach über ein intuitives Touchdisplay zu bedienen und beeinflusst bei einem Problem die Funktionsfähigkeit der Anlagen nicht. Alles in allem erreicht dieses im Jahr 2010 errichtete Haus die Energieklasse A (mit dem Wert n50=0,7 h-1) und erreicht einen Spitzenwert in der Geräuschisolierung. Die Kosten betragen hinsichtlich der Fenster und Türen + 20%, der Struktur -10% im Vergleich zu anderen Technologien mit gleicher Wirkung, keine Klimaanlage, Heizanlage -25% im Vergleich zu traditionellen, welche durch Luftzirkulationsanlage allerdings wieder aufgebraucht werden. Das Haus erreicht hinsichtlich der Energiezertifizierung einer energetischen Leistung von unter 98% des vorgegebenen Werts nach der Gesetzesverordnung und kann auf die Förderungen des „Conto Energia“ zugreifen. (vgl. “La sfida energetica? Un opportunità per le imprese di costruzioni” ANCE 21. September 2010, Rom) 6.4. ITC Lab In der Nähe von Bergamo wird derzeit eines Forschungslabors für die italienische Italcementi Group nach dem Entwurf des amerikanischen Architekten Richard Meier errichtet. Mit einer Gesamtgrundfläche von 17.000 m² (inklusive Parkplatz) und einer klimatisierten Nettofläche von 9.579 m² wurde das Gebäude im Jahr 2009 errichtet und in der Reihe des GreenBuilding Programmes der EU präsentiert. Das Gebäude wurde in Form eines „V“ geplant, in einem Flügel befinden sich die Forschungslabors und in dem anderen die Verwaltung. Ein Atrium im der Mitte der Flügel beinhaltet das Kundencenter. Das Gebäude profitiert von einer stark isolierten Außenhülle sowie einem Dach aus einer hoch thermisch wirkenden Masse und einer Sarnafil Dachhaut beschichtet, die 83% der Sonneneinstrahlung reflektieren kann. 81 (vgl. EU: GreenBuilding Brochure 2009) 82 7. FAZIT Italien hat das Ende der Krise in Sicht und stellt die Weichen für ein nachhaltiges und ökologisches Wachstum. Im Bereich der erneuerbaren Energien wurden für das Jahr 2011 zahlreiche Regelungen und Neuerungen, wie der Conto Energia und die neuen Richtlinien für das Prozedere der Baugenehmigungen, erlassen bzw. Vereinfachungen durchgeführt um diesen Markt auch für ausländische Investoren attraktiv zu halten. Dies wird natürlich durch langfristige Vorgaben und Pläne erreicht. Die Einspeiseförderung ist bis 2013 gesichert und Energiesparziele bis 2020, seitens der EU vorgeschrieben, formuliert. Die Abhängigkeit bezüglich der Energieversorgung von Drittstaaten soll auch in der Zukunft weiter gesenkt werden, deshalb wird das Thema Atomkraftwerke in diesem Jahr in Italien eine wichtige Rolle spielen und von zukunftsweisendem Charakter sein. Aufgrund des Stabilitätspaktes wird der Staat die öffentlichen Investitionen im Baugewerbe reduzieren, fördert aber im Gegenzug Energieeffizienzmaßnahmen um die gesteckten Ziele bezüglich der zukünftigen Energieproduktion zu erreichen und den Bürger und die Umwelt zu entlasten. Der Bausektor wird im Jahr 2011 nichtsdestotrotz einen weiteren leichten Rückgang verzeichnen, im besten Fall stagnieren, was auch Auswirkungen auf die Beschäftigung haben wird. Der Sektor ist traditionell Beschäftigungstreiber in Italien und trägt 9% zum italienischen BIP bei. Der Baubereich ist bis 2007 neun Jahre lang über dem volkswirtschaftlichen Durchschnitt gewachsen, aber seit der Wirtschaftskrise 2009 nicht wieder richtig auf die Beine gekommen. Ein Wachstum ist ausschließlich im Bereich der Sanierung und Renovierung zu sehen, der allerdings staatlich stark subventioniert wird. Im Vergleich mit den EU-15 Ländern haben die Investitionen im Baugewerbe in Italien im Jahr 2009 entsprechend des Durchschnittes abgenommen. Für das Jahr 2010 wird es den Schätzungen zufolge nicht anders aussehen. Nach einhelliger Expertenmeinung besteht das größte Energieeinsparpotential im Gebäudebereich. Folgerichtig sind die meisten Fördermaßnahmen und Vorschriften auch in diesem Bereich angesiedelt, in dem sie zudem eine wichtige konjunkturelle Funktion übernehmen. Der über die Jahre hinweg beobachtet Anstieg des Energieverbrauches, vor allem im zivilen Sektor, ob Kommunen oder Privatpersonen, soll mit Initiativen im Bereich der Energieeffizienz z.B. mittels Energiepass, verschiedenen Zertifizierungen und technischer Entwicklung, aber auch mit einer Fokussierung auf das ökologischen Bauens gesenkt werden. Aufgrund der strengen Effizienzvorschriften, die für neue Gebäude bestehen, wird Italien hier großes technologisches und praktisches Know-How benötigen. Dies bietet natürlich gute Investitionsmöglichkeiten für innovationsreiche Unternehmen, wie Sie für diesen Bereich in Deutschland zu finden sind. 83 Aufgrund der guten Absatzmöglichkeiten und Förderinstrumente haben sich in Italien allerdings auch schon einige Firmen auf den Energieeffizienzbereich spezialisiert, wobei diese mehrheitlich im Norden Italiens zu finden sind und für eine Zusammenarbeit mit deutschen Partner geeignet sind. Der italienische Markt bezüglich der Verbindung von Bau und Erneuerbaren Energien ist fortgeschritten, es gibt aber immer noch sehr viel Potential. Um diese Entwicklung voranzutreiben, ist eine gezielte Aufklärung durch Fachleute nötig, die weiter vorangetrieben wird. Die veranlassten Fördermaßnahmen sind jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, um die Attraktivität dieses Sektors für die Kreativen zu erhöhen. Italien besitzt bislang noch nicht in allen Bereichen der Energieeffizienz und der Erneuerbaren Energien das Potential, um die große Nachfrage nach den oft komplizierten effizienzsteigernden Eingriffen ausreichend bedienen zu können. Die Analyse der aktuellen Bauprojekte zeigt jedoch, dass das Thema Energieeffizienz und Erneuerbare Energien mittlerweile die Gestaltung eines Bauprojekts in allen Phasen entscheidend beeinflusst und Nullenergiehäuser auch in Italien realisiert werden können und Nachfrage finden. 84 LITERATURVERZEICHNIS Agenzia delle Entrate (2008a): ‘Ristrutturazioni Edilizie: Le Agevolazioni Fiscali’, 3/2008, Neapel Agenzia delle Entrate (2008b): ‘Le Agevolazioni Fiscali per il Risparmio Energetico’, Dezember 2008, Rom ANCE (2009a): ‘Osservatorio congiunturale sul settore delle costruzioni’, Januar 2009, Rom ANCE (2009b): ‘Il peso del settore delle costruzioni sull’economia’, Nr. 270 (26. März 2009), Rom Conferenza Stato-Regioni ed Enti Locali: ‘Intesa del 31 marzo 2009’, 31. 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