UPDATE Oktober 2013 - Universitätsklinik Balgrist
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UPDATE Oktober 2013 - Universitätsklinik Balgrist
M E D I Z I N I S C H E FAC H I N F O R MATI O N E N F Ü R ÄR Z TE # 7 | O K TO B E R 2013 Neues aus der Klinik KOM PETE NZ I N B EWEG U NG Balgrist Campus: Der Grundstein ist gelegt MEDIZIN-UPDATE Fuss- und Sprunggelenk Die Instabilität des oberen Sprunggelenks Liebe Kolleginnen und Kollegen Hochspezialisierte Medizin und Spitzenmedizin sind strapazierte, unscharf definierte Schlagworte. Dennoch hat man in der Laienpresse und in politischen Diskussionen den Eindruck, dies sei die einzige Medizin von Bedeutung. Zweifelsfrei ist es so, dass wir für viele Leiden am Bewegungsapparat keine gute Lösung haben. Dazu gehören nicht nur Querschnittslähmung und bösartige Knochentumore, sondern auch chronische Sehnenrisse, Osteoporose, bestimmte Arthroseformen und Infekte am Bewegungsapparat. Kinderlähmung, Tuberkulose und andere Geisseln der Menschheit haben gezeigt, dass bedeutende Fortschritte nur über Forschungsergebnisse erzielt werden. Als Universitätsklinik sind wir der Medizin der Zukunft und damit der Forschung verpflichtet. Ärzte, die in täglichem Kontakt mit Patienten stehen, sind am besten geeignet, die Wichtigkeit von Problemen zu erkennen und deren Dringlichkeit zu beurteilen. Um solche Patientenprobleme zu lösen, entsteht dank grosszügigster privater und institutioneller Unterstützung und ohne Beanspruchung von Steuergeldern der «Balgrist Campus». Er soll als Plattform Spezialisten und Forschergruppen aus Universität, ETH und Industrie zur Verfügung stehen. Wir bedanken uns bei allen bisherigen und zukünftigen Unterstützern dieses grossen Projektes sehr herzlich. Wenn eingangs die Spitzenmedizin erwähnt wurde, so sind es die gleichen Medien und Exponenten, die allein in der Hausarztmedizin eine Zukunft sehen. Sicher hatte der legendäre Neurologie Professor Marco Mumenthaler 2 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 recht, als er sagte: Der grösstmögliche kurzund mittelfristige Fortschritt in der Medizin würde dadurch erzielt, dass das heutige Wissen und Können korrekt angewendet würde. Die Abklärung und Behandlung von Bandverletzungen am oberen Sprunggelenk sind dafür ein gutes Beispiel: Die heutige, viel konservativere Vorgehensweise erlaubt wesentliche Einsparungen bei der Abklärung und Behandlung und führt zu geringeren Krankheitsabsenzen. Nur seltene, hochspezialisierte Fälle, wie grosse Knorpelverletzungen am Talus, benötigen aufwändige Abklärungs- und Therapieverfahren. Die Zusammenfassung des gegenwärtigen Wissens von PD Dr. Norman Espinosa und Dr. Stephan Wirth ist recht detailliert gehalten, aber die Eckpunkte des Beitrages sind so gekennzeichnet, dass der eilige Leser sie nicht verfehlen wird. Der Beitrag über die Fussverletzungen zeigt, dass es in vielen Bereichen «evidence based» gesichertes Wissen gibt. Unser Alltag zeigt leider, dass es auch Probleme gibt, wo dieses Wissen fehlt. Es ist wichtig, diese beiden Bereiche zu unterscheiden und die Lehre auf den ersten und die Forschung auf den zweiten Bereich zu fokussieren. Die Uniklinik Balgrist stellt sich mit all ihren Mitarbeitenden gerne und engagiert dieser Herausforderung. Falls wir Ihnen oder einem Ihrer Patienten behilflich sein können, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Herzlich Prof. Christian Gerber Ärztlicher Direktor der Uniklinik Balgrist Ordinarius für Orthopädie an der Universität Zürich Inhalt 4 Medizin-Update Die Instabilität des oberen Sprunggelenks 13 Applaus 14 Gewusst wie – Der Fall 17 Agenda 18 Neues aus der Klinik • Reha Balgrist: Spitzenmedizin und erstklassige Therapie unter einem Dach • Operieren am Simulator • Balgrist Campus: Der Grundstein ist gelegt ! 24 Wussten Sie, dass ... 26 Uniklinik Balgrist und Spitzenmedizin 27 Gewusst wie – Die Auflösung 22 Bis im Jahr 2015 entsteht mit dem «Balgrist Campus» auf dem Nachbargelände der Uniklinik Balgrist ein wegweisendes, medizinisches Forschungs- und Entwicklungszentrum für den Bewegungsapparat. Finanziert wird das Vorhaben mehrheitlich durch Spender und Aktionäre, ohne Steuergelder. Anfangs September wurde in einem symbolischen Akt der Grundstein gelegt. Adressänderungen / Abbestellungen / Anregungen nehmen wir gerne unter sabrina.good@balgrist.ch oder Tel. +41 44 386 14 15 entgegen. IMPRESSUM | Oktober 2013 © Uniklinik Balgrist Herausgeberin: Uniklinik Balgrist, www.balgrist.ch Redaktion: Uniklinik Balgrist Verantwortung für Texte und Inhalte: die jeweiligen Abteilungen / Fachautoren Design / Layout: Lars Klingenberg, gestalterei.com Illustrationen: blankvisual.ch / medicine Lektorat: Heidi Mühlemann, rab.ch Druck: Fairdruck Rota-Druck AG, fairdruck.ch (Auflage 5’000 Exemplare) Zu Gunsten der einfacheren Lesbarkeit wird jeweils nur die männliche Form verwendet, die weibliche Form ist jedoch immer mit eingeschlossen. Nächste Ausgabe Mai 2014 Medizin-Update Kniechirurgie UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 3 Fotolia 4 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 Fotolia Medizin-Update Fuss- und Sprunggelenk Medizin-Update PD Dr. Norman Espinosa und Dr. Stephan H. Wirth Die Instabilität des oberen Sprunggelenks Einleitung Ligamentäre Verletzungen des oberen Sprunggelenk-(OSG)-Bandapparates sind häufig und machen ca. 25 % aller Sportverletzungen aus. Sie sind oft Folge einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Distorsion. Dabei sind in gut 85 % die lateralen Bandstrukturen betroffen. Bleiben akute oder chronische Bandverletzungen unerkannt oder werden inadäquat behandelt, können schwerwiegende Langzeitfolgen resultieren. den oder Beschwerden bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln können auf eine chronische OSG-Instabilität hinweisen. Oftmals geht die inadäquate Behandlung einer akuten Verletzung mit insuffizienter Abheilung der verletzten Bänder der chronischen OSG-Instabilität voraus. Als Spätfolge kann sich eine OSG-Arthrose ausbilden. Die Prävalenz der chronischen OSG-Instabilität variiert, je nach Studie, von 10 % bis 30 %. Persistierende Schmerzen nach OSG-Distorsionen über mehrere Wochen oder Monate, rezidivierende OSG-Distorsionen, Probleme beim Gehen oder Laufen auf unebenem Bo- Der vorliegende Artikel behandelt das Thema der akuten und chronischen Bandverletzungen und die therapeutischen Ansätze. Anatomische und biomechanische Aspekte Der Rückfuss setzt sich knöchern aus der Tibia, der Fibula, dem Talus und dem Calcaneus zusammen (Abb. 1). Die Stabilität im OSG wird durch eine perfekte Orchestrierung von statischen (Knochen, Bänder, Retinakula und Kapseln) und dynamischen Strukturen (Muskeln) garantiert. Dabei hängt die jeweilige Inanspruchnahme dieser Strukturen von der Belastung und Position des Fusses im dreidi- Die Plantarflexion des OSG geht mit einer Adduktion und Innenrotation des Fusses einher, während die Tibia nach aussen dreht. Diese kombinierte Bewegung nennt man die Supination. In Dorsalextension kommt es zu einer Abduktion, Aussenrotation des Fusses, während die Tibia nach innen rotiert. Die Bewegung ist die Pronation. mensionalen Raum ab. Alle diese Strukturen ermöglichen die Stabilisierung des OSG, die Propriozeption und Begrenzung unphysiologischer Bewegungen im Rückfussbereich. Bewegungen im Rückfussbereich sind multiplanar und mit der Tibia verknüpft. UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 5 Abb. 1 Schematische Darstellung des lateralen Bandapparates am OSG. Medizin-Update Somit entspricht die Funktion des OSG nicht einem einfachen Scharniergelenk, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Das subtalare Gelenk wirkt im Sinne eines komplexen «Schraubengelenks» und erlaubt gleichzeitige Translation und Rotation (Eversion und Inversion). Der Calcaneus dreht sich dabei um seine Längsachse und wird durch die interossären Ligamente in seinem Bewegungsausmass kontrolliert. Die höchste Stabilität des OSG findet sich in Dorsalextensions-Stellung, weil sich dabei der anteriore, breite Taluskörper in der Malleolengabel verblockt. Die grösste Instabilität findet sich demnach in der Plantarflexion, da sich die schmale posteriore Taluspartie in der breiten Malleolengabel «verliert». Grundsätzlich empfiehlt es sich, die anatomischen Gegebenheiten des lateralen Bandapparates zu kennen. Dabei muss für eine spätere Integritätsprüfung der Bänder bekannt sein, bei welcher Bewegung die Bänder anspannen. Die beiden wichtigsten lateralen Bänder, da sehr häufig verletzt, sind das Ligamentum fibulotalare anterius und das Ligamentum fibulocalcaneare. Das Ligamentum fibulotalare anterius entspringt an der distalen, vorderen, Fibulaspitze und inseriert am Taluskörper lateralseits. Einige seiner Fasern laufen in die anteriore Gelenkkapsel und stabilisieren diese zusätzlich. Das Ligamentum fibulotalare anterius überbrückt lediglich das OSG und spannt sich während der Plantarflexion an. Das Ligamentum fibulocalcaneare entspringt ebenfalls von der distalen, vorderen Fibulaspitze und zieht dann nach postero-lateral, um am Calcaneus zu inserieren. Im Gegen- satz zum Ligamentum fibulotalare anterius überbrückt das Ligamentum fibulocalcaneare sowohl das OSG als auch das subtalare Gelenk. Das Ligamentum fibulocalcaneare spannt sich in Neutral- oder Dorsalextensionsstellung an. Neben den erwähnten Bandstrukturen gibt es zudem das Ligamentum fibulotalare posterius, das inferiore Extensorenretinakulum und die interossären subtalaren Bandapparate, auf die hier, der Übersicht willen, nicht näher eingegangen wird. Das Ligamentum fibulotalare anterius hemmt eine zu grosse Innenrotation des Talus und die zu starke Aussenrotation der Fibula. Das Ligamentum fibulocalcaneare hemmt die Adduktion des Talus und stabilisiert das subtalare Gelenk. In dorsalextendierter Stellung des OSG wirkt das Ligamentum fibulocalcaneare als echter, seitlicher Stabilisator. Das Ligamentum fibulotalare anterius weist im Vergleich zu dem Ligamentum fibulocalcaneare eine relativ hohe Dehnbarkeit bei geringer Stärke auf. Letzteres zeigt eine dreifach höhere Strukturstärke als das Ligamentum fibulotalare anterius. Da die meisten OSG-Distorsionen in einer adduzierten, plantarflektierten und invertierten Stellung geschehen (Supination), ist das Ligamentum fibulotalare anterius aufgrund seiner Schwäche am häufigsten betroffen (86 %), direkt gefolgt von Läsionen des Ligamentum fibulocalcaneare (64 %). Isolierte Verletzungen des Ligamentum fibulocalcaneare werden zu den Raritäten gezählt. In 40 % werden zusätzliche Verletzungen des Ligamentum deltoideum gefunden. Eine Kombination von lateralen und medialen Bandinstabilitäten wird auch OSGRotationsinstabilität genannt. 6 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 Medizin-Update Eine unbehandelte OSG-Instabilität führt auf Dauer zu Scherkräften an der Knorpeloberfläche und kann diese schädigen. Ist diese Scherbewegung mit einer lateralen Translation des Talus um 1mm verbunden, so gehen ca. 40 % der Kontaktfläche verloren. Als Folge entstehen zu hohe Druckspitzen, die wiederum die Knorpeloberfläche überlasten und schädigen. Somit kann die chronische, unbehandelte OSG-Instabilität als Präarthrose angesehen werden. Akute Bandverletzungen Die frühe Diagnose, korrekte funktionelle Behandlung sowie Rehabilitation der akuten Bandverletzungen sind der Schlüssel, um eine chronische OSG-Instabilität zu verhindern. Patienten, die eine akute Bandverletzung erleiden, präsentieren sich mit Schmerzen, Schwellung und z. T. Hämatomen über der Aussenknöchel- region. Der Unfallhergang sollte erfragt werden. Anamnestisch berichtete, vorgängig stattgehabte, OSG-Distorsionen können auf eine akute auf chronische Bandproblematik hinweisen. Ottawa Ankle Rules: Eine Röntgenaufnahme ist indiziert, wenn Weiter ist eine Röntgenaufnahme indiziert wenn 1) der Patient keine 4 Schritte direkt nach dem Verletzungsgeschehen gehen kann oder 2) eine Druckdolenz entlang der distalen 6 cm der Hinterfläche der Tibia oder an der Spitze des medialen Malleolus vorliegt oder 3) eine Druckdolenz entlang der distalen 6 cm der Hinterfläche der Fibula oder an der Fibulaspitze vorliegt. 1) eine Druckdolenz an der Basis des fünften Metatarsaleknochens vorliegt oder 2) eine Druckdolenz am Os naviculare vorliegt. Die akuten Bandverletzungen teilen sich in Überdehnungen, partielle Rupturen und kom- UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 7 Abb. 2: Medizin-Update plette Rupturen auf. Um Begleitfrakturen ausschliessen zu können, empfiehlt es sich, konventionelle, belastete Röntgenaufnahmen (antero-posteriore und laterale Ansicht) durchzuführen. Eine ökonomische sinnvolle Anwendung der konventionellen Röntgenaufnahmen wurde durch die sogenannten Ottawa-Ankle-Rules formuliert (Abb. 2). Diese basieren auf der Grundlage, dass bei fast allen Mittel- und Rückfussdistorsionen konventionelle Röntgenaufnahmen durchgeführt werden, obwohl in weniger als 15 % eine Fraktur nachgewiesen werden kann. Aus diesem Grund wurden klinische Kriterien definiert, um eine Fraktur ausschliessen zu können. Die Sensitivität beträgt nahezu 100 %. Gemäss Studien können damit 30 – 40 % unnötiger Aufnahmen reduziert werden. Die Spezifität ist jedoch geringer und liegt bei 25 – 50 %. Stressaufnahmen werden nicht mehr empfohlen. Der Gebrauch eines MRI oder CT kann in seltenen Fällen indiziert sein, ist aber meistens nicht sinnvoll. Klinisch erlaubt die vorsichtige Palpation eine Eingrenzung des Schmerzes im Bereich der betroffenen Strukturen. Eine Stabilitätsprüfung der Bänder (siehe unten) kann akut nicht durchgeführt werden, so dass eine postakute Neubeurteilung 3 – 5 Tage nach Trauma empfohlen wird. Bis dahin wird die Knöchelregion in einer Bandage und Applikation analgetischer und antiphlogistischer Salben ruhiggestellt. Eine kurzzeitige Stockentlastung und Verabreichung einer thromboembolischen Prophylaxe kann notwendig werden und muss von Fall zu Fall entschieden werden. In der postakuten Neubeurteilung sollten sowohl die Bänder als auch deren Funktion im Seitenvergleich geprüft werden. Vordere Schublade (Integritätsprüfung des Ligamentum fibulotalare anterius) Der Untersucher umgreift mit der einen Hand die Tibia und mit der anderen Hand das Tuber calcanei. Das OSG wird in ca. 20 ° Plantarflexion gebracht (das Ligamentum fibulotalare anterius spannt sich an) und mit der Hand am Calcaneus eine nach vorne gerichtete Kraft ausgeübt. Bei einer massiven Instabilität schiebt der Taluskörper aus der Malleolengabel nach ventral heraus (sog. Talusvorschub). Der normale Wert für den Talusvorschub beträgt in der Regel bis 3 mm. Ein Vorschub von mehr als 6 mm gilt als pathologisch. Seitliche Aufklappbarkeit (Integritätsprüfung des Ligamentum fibulocalcaneare) Der Untersucher umgreift mit einer Hand die Tibia und mit der anderen Hand den Calcaneus. Das OSG wird in Neutral- oder besser in 10 – 20 ° Dorsalextension gehalten (das Ligamentum fibulocalcaneare spannt in dieser Position an). Jetzt wird versucht, den Calcaneus unter dem Talus und der Tibia durchzuschwenken. Bei Schädigung des Ligamentum fibulocalcaneare kommt es zu einer vermehrten Aufklappbarkeit der lateralen OSG-Partie. Der Normalwert für die seitliche Aufklappbarkeit beträgt 10 ° – 20 °. Eine im Seitenvergleich getestete Aufklappbarkeit von 10 ° oder mehr zur gesunden Seite gilt als pathologisch. 8 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 Medizin-Update Neben der Prüfung der lateralen Bänder sollten auch palpatorisch Frakturen am Procesuss anterius calcanei, Rupturen und Instabilitäten der Peronealsehnen sowie Syndesmosenverletzungen ausgeschlossen werden. Peronealsehnenrupturen können durch Palpation des Sehnenfachs und schmerzhafter Eversion gegen Widerstand diagnostiziert werden. Die forcierte Eversion des Rückfusses gegen Widerstand kann bei einer Peronealsehneninstabilität die Subluxation oder vollständige, teilweise schmerzhafte, Luxation der Peronealsehnen nach vorne, resp. über die Fibulaspitze hinaus provozieren. Überdehnungen: Grad I Verletzungen Diese Verletzungen stellen den leichtesten Grad dar, sofern es sich um die erste OSGDistorsion handelt. In einem solchen Fall sind die schmerzadaptierte, kurzzeitige Ruhigstellung in einer Bandage oder Schiene sowie die lokale oder systemische analgetische Applika- tion ausreichend, um gute Resultate zu erlangen. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass diese «leichten» Verletzungen Ausdruck einer chronischen OSG-Instabilität sind und deshalb physiotherapeutisch behandelt werden müssen. Partielle oder komplette Rupturen: Grad II Verletzungen Die klinische Unterscheidung dieser Rupturtypen ist schwierig. Aus diesem Grund werden beide Formen in gleicher Weise behandelt. Bis zur postakuten Phase 3 – 5 Tage nach Trauma wird das OSG mittels abschwellender Massnahmen in einer Bandage gehalten. Zur Unterstützung der Abschwellung ist eine Teilbelastung indiziert. Danach erfolgt eine kurzzeitige Ruhigstellung des OSG für 2 Wochen (OSG-Wrap, Aircast, Malleoloc, Künzli-Stabilschuh etc.), wobei Vollbelastung durchaus erlaubt ist. Wichtig ist auch die Garantie einer rotatorischen Kontrolle. Der kurzzeitigen Immobilisationsphase des OSG folgt eine strukturierte, physiotherapeutische Nachbehandlung (siehe Tabelle Seite 12). Die physiotherapeutische Nachbehandlung umfasst Propriozeption, neuromuskuläre Stabilisation, Kraft und Beweglichkeit. Das Ziel der konservativen Therapie ist einerseits die neuromuskuläre Rekonditionierung über ein propriozeptives Training sowie ReEdukation der muskulären Präaktivierung. Chronische Bandverletzungen Die inadäquate Behandlung einer akuten lateralen Bandverletzung kann in bis zu 30 % der Fälle in einer chronischen OSG-Bandinstabilität münden. Zwei Pathomechanismen werden unterschieden: 1. Mechanische Instabilität Hier spielen sowohl strukturelle Insuffizienzen der Bandapparate als auch der knöchernen Konfiguration eine wichtige Rolle. Unterschiede der talaren Radii spielen eine wichtige Rolle (66 % lateral > medial; 19 % lateral = medial; 15 % medial > lateral). RückfussVarusfehlstellungen müssen identifiziert und auf ihre Ursachen (z. B . Charcot-Marie-ToothErkrankung) und Korrekturmöglichkeit hin untersucht werden (Coleman-Block-Test). UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 9 Medizin-Update Eine zu geringe tibiale Überdachung des Talusdoms, eine Fehlstellung der Fibula, abnorme syndesmotische Weitungen und trochleäre Varianten stellen Risikofaktoren dar. Im Rahmen eines Marfan-Syndromes auftretende Hyperlaxitäten gehören ebenso in die Entität der mechanischen Instabilität. Anteriore OSG-Osteophyten und synoviale Hypertrophien alterieren die mechanischen Abläufe im OSG und können sekundär zu Instabilitäten führen. 2. Funktionelle Instabilität Diese besteht aus einer unzureichenden neuromuskulären Kontrolle aufgrund des Verlustes und der Schwächung der funktionellen Stabilität. Die propriozeptive Kontrolle wird durch das Zusammenspiel der Golgi-Apparate in den Sehnen, den Ruffini-Mechanorezeptoren der Gelenke und kutanen Mechanorezeptoren gestellt. Muskuläre Störungen können in einem temporären neurologischen Defizit liegen, aufgrund von mechanischen Muskeldefekten, erhöhter metatarsophalangeale-I-Gelenksdorsiflexion oder erhöhter Bodenreaktionszeit. Posturale Störungen im Rahmen einer Rückfuss-Varusfehlstellung resultieren in exzessiven Spannungen der peronealen Muskulatur. Kurz gesagt, können alle Störungen dieser empfindlichen Regelkreise zu Schwächungen und Veränderungen der Propriozeption, der kinästhetischen Kontrolle und der peronealen Reaktionszeit sowie Innervationsmuster und Muskelkraft führen. Die klinische Untersuchung erlaubt eine bessere Untersuchung als im akuten Fall, wobei häufig ein anteriorer Talusvorschub (vordere Schublade) und eine laterale Aufklappbarkeit nachgewiesen werden können. Begleitverletzungen, wie z. B. Peronalsehnenrupturen oder -instabilitäten, sollten wie im akuten Fall beschrieben überprüft werden. Eine Hyperlaxität muss untersucht werden, da diese direkten Einfluss auf die getroffenen Therapiemassnahmen hat. Ein Rückfussvarus muss untersucht werden. Neben konventionell radiologischer Diagnostik eignet sich die Durchführung eines Arthro-CT oder eines MRI zur adäquaten Bilanzierung der Band- und Gelenkschäden. Die konventionelle Röntgendiagnostik erlaubt die Beurteilung von knöchernen Verletzungen (Processus lateralis tali-, Fibula-, Proceuss anterius calcanei-Fraktur) und der Kongruenz, die Ausmessung möglicher Fehlstellungen des Rückfusses (speziell Varus) und den Nachweis einer möglichen Gelenkdegeneration (Arthrose). Wie schon oben erwähnt sind Stressaufnahmen aufgrund ihrer geringen Wertigkeit bereits obsolet und sollten nicht mehr durchgeführt 10 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 werden. Die Magnetresonanzuntersuchung (MRI) ermöglicht die Beurteilung der Bänder, der Knorpeloberflächen und Sehnen. Die CTUntersuchung kann eine Coalitio nachweisen. Die primäre Therapie der chronischen OSGInstabilität ist konservativ und erfolgt durch eine gezielte physiotherapeutische Behandlung (siehe Tabelle Seite 12). Die konservative Therapie wird mindestens 3 – 6 Monate durchgeführt. Dieser Zeitraum erlaubt die Anpassung des Rückfusses an die neuen regulatorischen Gegebenheiten. Bei Risikopatienten oder Sportlern wird zur Prävention von weiteren Verletzungen häufig zur Taping-Therapie geraten. Der Taping-Effekt ist noch nicht ganz geklärt, da nachgewiesen wurde, dass nach 15 – 30 Minuten bereits Lockerungen der Verbände eintreten. Es werden jedoch mechanische Prohibition als auch Stimulation kutaner, propriozeptiver Fasern diskutiert. Bei Vorliegen eines Rückfussvarus, der flexibel ist, eignet sich u. U. eine laterale Fuss- oder Schuhranderhöhung. Mit dieser Massnahme wird der Rückfuss in eine Valgusstellung übergeführt und damit der Stress auf die lateralen Bänder reduziert. Medizin-Update Operative Behandlung der chronischen Instabilität Die konservative Therapie der chronischen OSG-Instabilität führt, im Gegensatz zur akuten OSG-Instabilität, nur noch in ca. 50 % der Patienten zum Erfolg. Bleiben trotz strukturierter, physiotherapeutischer Behandlungen Patienten weiterhin instabil, gilt es, die operative Versorgung in Erwägung zu ziehen. Grundsätzlich sollte eine anatomische Rekonstruktion der lateralen Bandstrukturen erfolgen. Diese kann perkutan (minimal-invasiv) oder offen erfolgen. Nicht-anatomische Rekonstruktionen werden heutzutage zunehmend verlassen und sind nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Anatomische, perkutane und minimal-invasive laterale OSG-Bandrekonstruktion Bei fehlenden Bandstrukturen empfiehlt sich die perkutane, minimal-invasive Rekonstruktion über Transplantation einer autologen oder allogenen Sehne. Autolog kann eine knienahe Sehne (z. B . Gracilis, Semitendinosus-Sehne) oder die Plantarissehne verwendet werden. Falls aus besonderen Gründen nicht möglich, kann auf allogenes Sehnenmaterial ausgewichen werden. Im Gegensatz zu offenen Prozeduren vermeidet die perkutane Technik die ausgedehnte Freilegung von Weichteilstrukturen und verringert damit die Ausbildung einsteifender Narben, die u. U . dolent sein können. Diese Form ist v.a. dann indiziert, wenn keine vorherigen Eingriffe stattgefunden haben, wenn keine zusätzlichen Osteotomien zur Korrektur von knöchernen Fehlstellungen vorgenommen werden müssen oder wenn keine Peronealsehnenverletzungen vorliegen. Anatomische, offene laterale OSG-Bandrekonstruktion nach Broström Die laterale OSG-Bandrekonstruktion nach Broström ist wohl die am meisten verbreitete Form der operativen Versorgung. Seit ihrer Einführung in den 60-er Jahren wurden verschiedene Modifikationen vorgenommen. Als Grundvoraussetzung gilt das Vorliegen suffi- zienten Bandgewebes, das eine Re-Insertion in die Fibula über Ankersystem erlaubt. Gelegentlich wird die Reparatur mittels Augmentation über das Extensorenretinakulum oder eines fibulären Periostschlauchs verstärkt. Nicht-anatomische, offene oder perkutane laterale OSG-Bandrekonstruktion Zu Beginn der operativen Versorgung von lateralen Bandläsionen wurden nicht-anatomische Verfahren verwendet. Hierfür wird oft die Hälfte der Peroneus brevis Sehne zur Rekonstruktion verwendet, was zur Einsteifung des subtalaren Gelenks führt. Dies wiederum kann Schmerzen oder gar sekundäre Degenerationen zur Folge haben. Durch die nichtanatomische Verlegung des Peroneus brevis Sehnenanteils kann, je nach Technik, die Halterichtung des Ligamentum fibulotalare anterius nicht korrekt wiederhergestellt werden, was zu residueller Instabilität beiträgt. Die genannten Gründe rechtfertigen keine solche Rekonstruktion. Sowohl die perkutane als auch die offene Rekonstruktion der lateralen Bandapparate erzielen bei einer Mehrheit der Patienten sehr gute bis exzellente Resultate und übertreffen jene der nicht-anatomischen. UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 11 Medizin-Update Additive Eingriffe Bei Fehlstellungen des Rückfusses, am häufigsten die Varuskonfiguration, sind Osteotomien zur Normalisierung der Achsenverhältnisse notwendig. Peronealsehnennähte und -stabilisierungen im Rahmen von Luxations- tendenzen können simultan zur Bandrekonstruktion vorgenommen werden. Ebenfalls können symptomatische, osteochondrale Läsionen behandelt werden. Zusammenfassung Verletzungen der lateralen Bandapparate sind häufig und bedürfen der frühen Erkennung und korrekten Behandlung. Als primäre Therapieform gelten sowohl für akute wie auch chronische Instabilitäten die konservativen Massnahmen, die eine normale Funktion, volle Stabilität und Schmerzfreiheit anstreben. Wenn die konservative Therapie versagt, sind operative Rekonstruktionen der lateralen Bandapparate notwendig, um den Rückfuss wieder in Balance zu bringen. Dabei sind die anatomischen Rekonstruktionen den nichtanatomischen vorzuziehen. Tabelle Initial (0 – 2 Wochen) 1. 2. 3. Frühe Rehab (3. – 4. Woche) Ziel: Bewegung erhalten 1. Aktive Bewegungsübungen ohne OSG-Soft-Cast 2. Manuelle Therapie und Kinetotherapie 3. Dehnung der Wadenmuskulatur (Gastrocnemius-SoleusMuskulatur) 4. Wackelbrett-Übungen und antiinflammatorische Medikation wo nötig 5. Funktionelle Schienung oder Taping möglich Späte Rehab (5. – 8. Woche) Ziel: Kraft, Ausdauer und Propriozeption zurückerlangen 1. Zunehmende Übungen unter voller Belastung 2.Wackelbrett-Übungen 3. Krafttraining der Wadenmuskulatur, intensiver Funktionelle (ab 9. Woche) 1. 2. 3. Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten Sprung, Drehung und Wechselbewegungen Reduktion von Distorsionen Prophylaktisch 1. Bei Risikopatienten ist funktionelles Taping oder präventive Schienung abzuschätzen Reduktion Schwellung (RICE) für 2 – 4 Tage (inkl. antiinflammatorische Medikation) Elastische Bandage für 3 – 5 Tage, danach OSG-Soft-Cast für maximal 2 Wochen (andere Ruhigstellungen auch möglich) Gehschule und Beginn mit einem Wackelbrett gegen Ende der 2. Woche Referenzen: Literatur beim Autor erhältlich 12 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 APPLAUS Ehrungen, Preise und Beförderungen Wir gratulieren … … PD Dr. Peter Koch, Leiter Kniechirurgie, der per Anfang 2014 zum Chefarzt Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates des Kantonsspitals Winterthur gewählt worden ist. … PD Dr. Sandro Fucenteser, der per 1.1.14 zum neuen Leiter des Knieteams befördert wurde. … Dr. Stephan Wirth, der zum Teamleiter Stv. Fusschirurgie befördert wurde. … Dr. Karl Wieser, der zum Oberarzt Schulter- und Ellbogenchirurgie befördert wurde. … den beiden Gewinnern des Wissenschaftspreises der Uniklinik Balgrist: Der Preis der experimentellen orthopädischen Forschung ging an PD Dr. Mazda Farshad, den Preis der klinischen orthopädischen Forschung erhielt Dr. sc. nat. Ana Gvozdenovic. Der Preis wird einmal jährlich verliehen und honoriert wissenschaftlich aktive Mitarbeiter für ihre Arbeit. … den Gewinnern der Preise des diesjährigen SGOT-Kongresses ganz herzlich zu folgenden hervorragenden Leistungen: • Venel Preis Klinik: Fucentese Sandro F, von Roll AL, Pfirrmann CWA, Gerber C, Jost B: «Evolution of nonoperatively treated, symptomatic, isolated full-thickness supraspinatus tears.» J. Bone Joint Surg 94-A: 809-813, 2012 • Venel Preis Grundlagenforschung: Rothenfluh Esin, Zingg P, Dora C, Snedeker J.G., Favre P: «Influence of resection geometry on fracture risk in the treatment of femoroacetabular impingement: a finite element study.» Am. J. Sports Med: 40(9), 2002 – 2008, 2012 • Beste erste, freie Mitteilung: Krupp Friederike, Wirth S, Meyer, D.C. Gerber C: «Anterior latissimus dorsi transfer for irreparable subscapularis tears. An anatomical study.» • Bestes Poster Grundlagenwissenschaften: Husman Knut, Arlt M, Born W, Fuchs B: «Pain treatment with meloxicam in a mouse osteosarcoma tumor model results in reduced lung metastasis formation.» UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 13 Fotolia Fallorientierte Wissensschulung 14 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 Fotolia In der Rubrik «Gewusst wie» stellen wir Ihnen einen medizinischen Fall aus unserer Klinik vor. Sie stellen die Diagnose und überlegen sich einen Behandlungsvorschlag. Die Auflösung resp. die von uns bevorzugte Behandlung finden Sie auf Seite 27. GEWUSST WIE Die Ausgangslage Eine 30-jährige Patientin verdrehte sich das linke Knie bei einer Fast-Kollision beim Schlitteln. Dabei traten ein Knacken und ein stechender Schmerz im Gelenk auf, gefolgt von einem intraartikulären Gelenkserguss. Anlässlich einer notfallmässigen Konsultation im Regionalspital in der Region wurden untenstehende Röntgenaufnahmen (ap / seitlich, Abb. 1) gemacht. Am Folgetag stellte sich die Patientin bei uns zur Weiterbehandlung vor. Abb. 1 Wie lautet die Diagnose ? Sind weitere Untersuchungen sinnvoll ? Für die Verdachtsdiagnose und die Untersuchungsart bitte umblättern. UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 15 GEWUSST WIE Diagnose und Untersuchungsart Die Patientin hat sich eine dislozierte Fraktur der Eminentia intercondylaris zugezogen mit ossärem Ausriss des vorderen Kreuzbandes. Aufgrund einer Auffälligkeit auf dem konventionellen Röntgenbild mit fraglicher Knochenschuppe (Abb. 2) im Bereich des Tibiaplateau-Hinterrandes erfolgte eine Weiterabklärung mittels Computertomogramm (Abb. 3). Dabei bestätigte sich das grössere Ausmass der Verletzung bei gleichzeitig vorhandener nicht dislozierter medialer Tibiakopffrakur. Abb. 2: Sagittale und coronare CT-Bildgebung mit ossärem Ausriss der Eminentia intercondylaris. Abb. 3: Axiale und sagittale CT-Aufnahme: Diese zeigen die zusätzliche mediale TibiaplateauFraktur bei gleichzeitiger kleiner Impressionsfraktur der posterolateralen Tibia-Hinterkante. Welche Behandlungsoptionen bestehen ? 1)Konservative Therapie im Gipstutor ? 2)Konservative Therapie im Knie-Brace ? 3) Operative Fixation der Eminentia ? 4) Operative Fixation der Eminentia und der Tibiaplateau-Fraktur ? Die Auflösung finden Sie auf Seite 27. 16 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 AGENDA Fort- und Weiterbildungsangebote 5. Balgrist Symposium zum diabetischen Fuss Ort Kursleitung Datum / Zeit Thema Kurssprache Hörsaal Uniklinik Balgrist KD Dr. Thomas Böni, Leiter Technische Orthopädie & Dr. Martin Berli, Oberarzt Technische Orthopädie Donnerstag, 31. Oktober 2013, 13.30 – 18.00 und Freitag, 1. November 2013, 08.00 – 16.30 Das diabetische Fussulkus Deutsch Orthopedics Update Hüfte Ort Hörsaal Uniklinik Balgrist Kursleitung Prof. Claudio Dora, Leiter Hüftchirurgie & KD Dr. Patrick Zingg, Stv. Leiter Hüftchirurgie Datum / Zeit Donnerstag, 21. November 2013, 10.00 – 16.00 ThemenKontroversen der endoprothetischen Hüftrekonstruktion: Was gibt‘s neues ? Kurssprache Deutsch Physio Update Ort Hörsaal Uniklinik Balgrist Kursleitung PD Dr. med. et Dr. phil. Florian Brunner, Chefarzt Abteilung für Physikalische Medizin und Rheumatologie, Evelyn Bärtschi, Leiterin Physiotherapie Wirbelsäule / Rheumatologie Datum / Zeit Freitag, 24. Januar 2014, 16.00 – 20.00 ThemenKomplexes Regionales Schmerzsyndrom (CRPS) Untersuchung, Behandlung & Management in der Physiotherapie Kurssprache Deutsch Mehr Informationen zu diesen und anderen Veranstaltungen finden Sie auf www.balgrist.ch / Kongresse. Möchten Sie regelmässig per E-Mail über unsere Gastvorträge und Veranstaltungen informiert werden ? Dann wenden Sie sich bitte an die Koordinatorin Karin Wettstein. E-Mail: karin.wettstein@balgrist.ch, Telefon: +41 44 386 38 33. UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 17 NEUES AUS DER KLINIK Reha Balgrist: Spitzenmedizin und erstklassige Therapie unter einem Dach Nach einem chirurgischen Eingriff oder nach einer Krankheit ist es wichtig, sich abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse in Ruhe und wohltuender Atmosphäre zu erholen. Im Frühjahr 2012 wurde die Reha Balgrist für muskuloskelettale Rehabilitation eröffnet. Die Abteilung umfasst zehn Betten. Die Reha Balgrist profitiert vom direkten Anschluss an die Uniklinik Balgrist, denn dadurch sind alle Spezialisten bei Bedarf rasch verfügbar: Orthopäden, Rheumatologen, Chiropraktoren, 18 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 Pflegefachpersonen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten sowie Sozialarbeiter. Alles unter einem Dach Die Reha Balgrist befindet sich auf dem Areal der Uniklinik Balgrist. Die Patientinnen und Patienten der Reha Balgrist schätzen besonders den unmittelbaren und bequemen Zugang zu allen therapeutischen und medizinischen Einrichtungen innerhalb der Klinik. NEUES AUS DER KLINIK Reha Balgrist: Dienstleistungen auf einen Blick Umfassende Betreuung •Rehabilitationspflege • Selbsthilfetraining bei alltäglichen Verrichtungen • Vorbereitung auf den häuslichen Alltag • Information und Instruk tion der Angehörigen Therapieangebot •Physiotherapie •Ergotherapie • Aktivierungs- und Gestaltungstherapie Beratungen •Sozialberatung •Seelsorge •Ernährungsberatung Ob Bad oder Gymnastik, Physio-, Ergo- oder Aktivierungstherapie – unsere Infrastruktur steht in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung. Dank der Verknüpfung von Akut- und Rehabilitationsklinik können wir eine integrierte Versorgung anbieten. Ziel der Rehabilitation ist, dass die Patientinnen und Patienten baldmöglichst wieder ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen können. Service und Infrastruktur • Komfortable Zimmer mit Platz für eine Begleitperson • Gehbad und Schwimmbad • Turn- und Sporthalle • Freundliche Aufenthaltsräume • Stimmungsvolle Terrasse • Cafeteria, Kiosk, Coiffeur, Fusspflege •Parkanlage • Zentrale Lage (Tramhalte- stelle, Stadtnähe) •Bankomat • Wireless Internet UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 19 NEUES AUS DER KLINIK Operieren am Simulator Mit so genannten Virtual Reality Simulatoren können angehende Chirurgen das Operieren mit originalen Instrumenten trainieren. Das 2007 gegründete Jungunternehmen VirtaMed entwickelt, produziert und vertreibt diese Virtual Reality Simulatoren. Das virtuelle Arthroskopie-Training am ArthroS™ wurde in enger Zusammenarbeit mit der Uniklinik Balgrist entwickelt. Im Juni 2013 hat das innovative Jungunternehmen den begehrten Swiss Economic Award in der Kategorie Hightech / Biotech gewonnen. Dr. Stefan Tuchschmid, Gründer und CEO von VirtaMed, im Interview. gekommen, damit die Ärzte Feedback geben konnten: Wie sieht es «in echt» aus, wie fühlt es sich an, was muss am Simulator noch geändert werden, um möglichst perfekt die Realität wiederzugeben ? Dr. Stefan Tuchschmid, CEO VirtaMed Der Arthroskopiesimulator ArthroS™ wurde in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Balgrist entwickelt. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus ? Wenn man Virtual Reality Simulatoren für chirurgisches Training entwickeln will, braucht man eine gute Zusammenarbeit von kompetenten Ingenieuren und erfahrenen Ärzten. Wir haben unser langjähriges Wissen in der Chirurgiesimulation eingebracht, und das erfahrene Orthopädie-Team an der Uniklinik Balgrist brachte das Wissen aus tausenden Arthroskopien mit. Am Anfang stand die Definition der Patientenfälle, die simuliert werden sollen, anatomische Besonderheiten, das Vorgehen bei einer Operation. Später, während der Entwicklungszeit, sind unsere Ingenieure immer wieder mit Prototypen des ArthroS™ Simulators in die Uniklinik Balgrist 20 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 Inwiefern profitieren angehende Chirurgen von den Simulatoren ? VirtaMed entwickelt Simulatoren, die weltweit unübertroffen sind, was Realitätsnähe anbelangt. Chirurgen trainieren an unseren Simulatoren mit Original-Instrumenten, das heisst, sie können das Erlernte einfach und ohne Umgewöhnung anwenden, wenn es ernst wird. Sie können in einer risikofreien Umgebung üben, bevor sie zum ersten Mal im Operationssaal stehen. Chirurgen profitieren also von der innovativsten Art und Weise, ihr operatives Geschick zu schulen. Sie können Fehler machen, ohne dass es Auswirkungen auf einen lebenden Menschen hätte. Wie entstehen die simulierten Patientenfälle, wie wählen Sie Pathologien aus ? Die Patientenfälle des ArthroS™ basieren auf MRI-Daten von realen Patienten. Das Schöne an der Simulation ist, dass eine unendliche Auswahl an verschiedenen Pathologien möglich ist. Wir können die verschiedensten Anatomien und Pathologien erschaffen und zum Training bereitstellen, so dass ein Arzt am Simulator bereits viel gesehen und viel erlebt hat, wofür er im Spital teilweise Monate oder Jahre gebraucht hätte. Die zur Verfügung stehenden Patienten im Spitalalltag ergeben ja leider kein umfassendes Spektrum NEUES AUS DER KLINIK möglicher Fälle, so dass ein Arzt während der Assistenzzeit einiges vielleicht nie zu Gesicht bekommt. Können Simulatoren einen menschlichen Ausbildner komplett ersetzen ? Simulatoren können einen Arzt auf seinem Weg der chirurgischen Ausbildung ein weites Stück begleiten und das Lernen stark beschleunigen. Unser SimProctor™, der z. B . Hinweise gibt, beim diagnostischen Rundgang die zu visualisierende Anatomie einfärbt oder vorzeigt, wie der Patient positioniert oder die Instrumente gehalten werden sollten, ist sicher eine grosse Hilfe. Bei der Programmierung haben wir Tipps von erfahrenen Chirurgen eingebaut. Und ein Simulator steht sieben Tage die Woche 24 Stunden zur Verfügung und muss sich keinem OP-Plan oder sonstigen Vorgaben unterordnen. Ganz ersetzen können Simulatoren einen menschlichen Ausbildner jedoch vorerst nicht. Wer setzt VirtaMed Simulatoren ein und wofür ? Einerseits setzen Spitäler und Trainingszentren unsere Simulatoren ein, um Ärzte in Ausbildung optimal zu schulen und auf ihren ersten Einsatz im Operationssaal vorzubereiten, sie mit den Instrumenten vertraut zu machen, und ihnen das korrekte Vorgehen beizubrin- gen. Andererseits setzen auch grosse Medizinaltechnikhersteller Simulatoren ein, um Ärzten den Umgang mit ihren eigenen Instrumenten beibringen zu können, ohne auf einen passenden Patienten warten zu müssen und wertvolle OP-Zeit mit Erklärungen zu verschwenden. Auch bei medizinischen Kongressen verwenden Hersteller gern Simulatoren, um direkt an ihrem Ausstellungsstand die Einsatzmöglichkeiten zeigen zu können. Welche Projekte sind für die Zukunft geplant ? In Zukunft werden wir die Anwendungsbereiche unserer Simulatoren erweitern. Hier richten wir uns nach dem Trainingsbedarf der Chirurgen sowie nach der technischen Machbarkeit. Ein Simulator bietet nur dann eine optimale Vorbereitung auf den ersten Einsatz im Operationssaal, wenn er die richtigen Fertigkeiten schult und den Eingriff realistisch simuliert. Interessante neue Gebiete wären zum Beispiel Arthroskopie an Hüfte oder Ellbogen, Gehirnchirurgie oder Operationen im Bereich der Wirbelsäule. Aber natürlich arbeiten wir auch immer an neuen Eingriffen und Pathologien für unsere bestehenden Simulatoren, wie z.B. den ArthroS™ – wir werden also unsere Zusammenarbeit mit der Uniklinik Balgrist ganz sicher fortführen. Kurzprofil VirtaMed AG VirtaMed entwickelt innovative und äusserst realitätsnahe Trainingsinstrumente für die endoskopische Chirurgie mit dem Ziel, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern. Die Schweizer Firma verwendet Original-Instrumente aus dem Operationssaal und erleichtert so den Transfer von erlernten Fähigkeiten von der virtuellen Welt in den OP. Es können geführte Grundlagen trainiert werden oder der Arzt kann komplette Eingriffe absolvieren. Für ein effizientes Training in virtueller Realität ohne Risiko für den Patienten stehen zur Verfügung: • • • • ArthroS™ Simulator für Arthroskopie an Knie- und Schultergelenk HystSim™ für Übungen in diagnostischer und therapeutischer Hysteroskopie PelvicSim™ für gynäkologische Eingriffe TURPSim™ zum Erlernen von transurethraler Resektion der Prostata Weitere Informationen finden Sie auf www.virtamed.com UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 21 NEUES AUS DER KLINIK Balgrist Campus: Der Grundstein ist gelegt ! Bis im Jahr 2015 entsteht mit dem «Balgrist Campus» auf dem Nachbargelände der Uniklinik Balgrist ein wegweisendes medizinisches Forschungs- und Entwicklungszentrum für den Bewegungsapparat. Finanziert wird das Vorhaben ohne Steuergelder mehrheitlich durch Spender und Aktionäre. Anfangs September wurde in einem symbolischen Akt der Grundstein gelegt. Die Behandlung von Schädigungen des Bewegungsapparats stellt eine der grössten sozioökonomischen Herausforderungen für unser Gesundheitswesen dar. Mit dem «Balgrist Campus» entsteht bis im Jahr 2015 ein Forschungs- und Entwicklungsgebäude, in dem solche Probleme in weltweit einzigartiger Art und Weise von Patienten, Ärzten, Forschern und Entwicklern gemeinsam angegangen werden. Das Gebäude wird bereitgestellt für Forschungsgruppen der Universität Zürich 22 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 und der ETH Zürich sowie für industrielle Partner, die sich hochspezialisiert mit dem Bewegungsapparat befassen. Prof. Michael Hengartner, Rector designatus der Universität Zürich, erläuterte an der Grundsteinlegung den Nutzen für die Hochschulmedizin: «Die Universität Zürich freut sich ausserordentlich und ist dankbar für die Realisierung des Balgrist Campus. Dank dieser privaten Initiative und der grosszügigen Unterstützung Dritter kann sie damit die Forschung am Bewegungsapparat massgeblich verstärken.» Synthes-Gründer Hansjörg Wyss als Hauptsponsor Eigentümerin des neuen Gebäudes ist die gemeinnützige, entsprechend steuerbefreite, Balgrist Campus AG, die ihrerseits zu 60 Prozent der ResOrtho-Stiftung und zu 40 Prozent dem Schweizerischen Verein Balgrist gehört und damit vollständig privat finanziert NEUES AUS DER KLINIK ist. Die Baukosten für das neue Forschungsund Entwicklungsgebäude belaufen sich auf CHF 62 Mio. Knapp die Hälfte dieser Summe ist bereits über private Spenden und Beiträge der Aktionäre finanziert. Hauptspender des Balgrist Campus ist Dr. Hansjörg Wyss, der das Vorhaben mit insgesamt CHF 14 Mio. unterstützt. Eröffnung für 2015 geplant Der Balgrist Campus wird ein «bewusst offen gestalteter Baukörper mit transparenten, versetzten Geschossen», erläuterte Architekt Daniel Wentzlaff. Damit soll der interdisziplinäre Austausch zwischen Forschern, Entwicklern und Industrie gefördert werden. Der Neubau entsteht auf einem Nachbargelände der Uniklinik Balgrist. Der Kanton Zürich stellt das Areal der Balgrist Campus AG im Baurecht für 45 Jahre zu einem marktüblichen Zins zur Verfügung, und das Gebäude ist be- wusst so konzipiert, dass eine Erweiterung dieses Forschungszentrums auf dem Land des Kantons ohne weiteres möglich ist. Die Nutzfläche beträgt 8750 Quadratmeter. Die Eröffnung des Balgrist Campus ist für 2015 vorgesehen. UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 23 Dr. Eric Honegger, Prof. Christian Gerber, Rita Fuhrer und Daniel Wentzlaff (v.l.n.r.). WUSSTEN SIE, DASS… Wussten Sie, dass… Als Universitätsklinik spielen Lehre und Forschung bei uns eine zentrale Rolle. In der Rubrik «Wussten Sie, dass …» möchten wir Sie über unsere laufenden wissenschaftlichen Projekte informieren und Ihnen aktuelle Erkenntnisse unserer neuesten Publikationen auf kurze und prägnante Weise näherbringen. Sie finden die Publikations-Links ebenfalls aufgeführt, falls Sie sich detaillierter in die Arbeit einlesen möchten. > … es neben dem typischen Konflikt im Hüftgelenk zwischen Hüftkopf und Hüftpfanne auch weitere – meistens ausserhalb des Gelenkes liegende – Ursachen für ein Impingement gibt ? Diese atypischen Ursachen, wie eine zu geringe Torsion des Oberschenkelknochens oder eine zu lange Spina iliaca anterior inferior (Knochenvorsprung oberhalb der Hüftpfanne), können mit der radiologischen Diagnostik sicher erfasst werden. Prof. Christian Pfirrmann, Chefarzt Radiologie. Atypical hip impingement. Am J Roentgenol. 2013 Sep; 201(3): W437-42 Sutter R, Pfirrmann CW. > … Patienten einen Fragebogen zu ihrem Befinden und ihren Schmerzen eher nicht zurückschicken, wenn die minimal-invasive, bildgebungsgesteuerte Spritze an einer schmerzhaften Nervenwurzel der Lendenwirbelsäule erfolgreich war ? Prof. Christian Pfirrmann, Chefarzt Radiologie. Lumbar nerve root injections: a prospective cohort outcomes study comparing age- and gender-matched patients who returned an outcomes-based postal questionnaire with patients who did not return the postal questionnaire. Skeletal Radiol. 2013 Oct; 42(10):1429-35. Lechmann M, Peterson CK, Pfirrmann CW, Hodler J. > … bei der Implantation einer Knie-Totalprothese mit herkömmlichen Instrumenten in 25 – 30 % der Fälle eine Abweichung von der angestrebten mechanischen Beinachse auftritt, wogegen mit patientenspezifischen Instrumenten eine Abweichung in nur ca. 12 – 13 % der Fälle vorkommt ? PD Dr. Peter Koch, Leiter Kniechirurgie. Radiographic accuracy in TKA with a CT-based patient-specific cutting block technique. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2013 Oct; 21(10):2200-5. Koch PP, Müller D, Pisan M, Fucentese SF. > ... die Ursache von Nacken-Halsschmerzen, die durch eine Nervenwurzelschädigung verursacht werden, mit einem einfachen klinischen Test erkannt werden können ? PD Dr. Mazda Farshad, Oberarzt Wirbelsäulenchirurgie (ab Frühjahr 2014). Abduction extension cervical nerve root stress test: anatomical basis and clinical relevance. Eur Spine J. 2013 Jul; 22(7): 1522-5. Farshad M, Min K. > ... in der Prothesebehandlung von schwierigen Schulterfrakturen bessere Resultate erzielt werden können, wenn nicht nur der Oberarm-Kopf ersetzt wird, sondern auch der unterliegende metaphysäre Knochen, als dies mit StandardProthesen möglich ist? Prof. Christian Gerber, Ärztlicher Direktor und Teamleiter Schulterchirurgie. Large metaphyseal volume hemiprostheses for complex fractures of the proximal humerus. J Shoulder Elbow Surg. 2013 Sep 4. Fucentese SF, Sutter R, Wolfensperger F, Jost B, Gerber C. > ... die Entstehung von Sehnenrissen an der Schulter massgeblich beeinflusst wird durch die exakte Anatomie des Schulterblattes ? Prof. Christian Gerber, Ärztlicher Direktor und Teamleiter Schulterchirurgie. Is there an association between the individual anatomy of the scapula and the development of rotator cuff tears or osteoarthritis of the glenohumeral joint ? A radiological study of the critical shoulder angle. Bone Joint J. 2013 Jul; 95-B(7):935-41. Moor BK, Bouaicha S, Rothenfluh DA, Sukthankar A, Gerber C. 24 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 WUSSTEN SIE, DASS… > ... die Behandlung mit der so genannten umgekehrten Prothese auch bei jüngeren Patienten (jünger als 65 Jahre) bis zu 15 Jahre nach Implantation gute Resultate erzielt ? Prof. Christian Gerber, Ärztlicher Direktor und Teamleiter Schulterchirurgie. Reverse total shoulder arthroplasty for massive irreparable rotator cuff tears in patients younger than 65 years old: results after five to fifteen years. J Shoulder Elbow Surg. 2013 Sep; 22(9):1199-208. Ek ET, Neukom L, Catanzaro S, Gerber C. > ... die Positronen-Emissions-Tomographie (PET)-Untersuchung beim häufigsten bösartigen Knochentumor (Osteosarkom) mit der Kombination von verschiedenen Radiopharmaka (sog. Tracer) eine viel genauere Charakterisierung der verschiedenen Tumoren ermöglicht und damit wichtige Informationen für die beste Behandlung liefern kann ? Dr. Matthias Arlt, Orthopädische Forschung. Characterization of different osteosarcoma phenotypes by PET imaging in preclinical animal models. J Nucl Med 2013; 54: 1362-8. Campanile C, Arlt MJ, Krämer SD, Honer M, Gvozdenovic A, Brennecke P, Fischer CR, Sabile AA, Müller A, Ametamey SM, Born W, Schibli R, Fuchs B. > ... die verminderte Bildung des Zelladhäsionsmoleküls CD44 auf der Oberfläche von Osteosarkomzellen (häufigster bösartiger Knochentumor) mit vermehrtem Tumorwachstum und Lungenmetastasen assoziiert ist ? Dr. Matthias Arlt, Orthopädische Forschung. Silencing of CD44 gene expression in human 143-B osteosarcoma cells promotes metastasis of intratibial tumors in SCID mice. PLoS One 2013; 8: 60329. Gvozdenovic A, Arlt MJ, Campanile C, Brennecke P, Husmann K, Born W, Muff R, Fuchs B. Cartoon UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 25 Uniklinik Balgrist und Spitzenmedizin 4. Symposium Schweizer Spitzenmedizin Am 9. Oktober trafen sich hochkarätige Vertreter aus Wissenschaft, Forschung, Kliniken, Wirtschaft und Politik im Swiss Re Centre for Global Dialogue, um aktuelle Themen rund um die Spitzenmedizin zu diskutieren. Mit dem Symposium sollen die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die hochspezialisierte Medizin (HSM) und die Bedeutung für die Gesundheitsversorgung thematisiert werden. Das Symposium richtet sich an Meinungsbildner im Umfeld der Hochspezialisierten Medizin, von der Wissenschaft über die Wirtschaft bis zur Politik. Das Networking in der Mittagspause wurde sehr geschätzt. Das diesjährige Symposium widmete sich den Chancen und Risiken im Umgang mit medizinischen Daten sowie der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie. Dr. Ueli Heiniger stellte jeden Referenten vor und moderierte die Fragen aus dem Publikum zwischen den Vorträgen. Die Einleitung zum Symposium übernahm Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Vorsteherin des Gesundheitsdepartements des Kantons St. Gallen und Vorstandsmitglied der GDK und Präsidentin des HSM Beschlussorgans. Es folgte das Referat eines prominenten Vertreters der Industrie, Dhavalkumar Patel, MD, PhD (Head Research Europe, Global Head Autoimmunity, Transplantation and Inflammation Novartis Institutes for BioMedical Research). In seiner Rede zu «Bringing Medicines from Bench to Bedside: Models of University-Industry Collaborations» stellte er diverse Zusammenarbeits-Modelle vor. Solche, die aus der Sicht von Novartis gelungen waren, sowie weniger erfolgreiche Kooperationen. James Heywood aus Cambridge (USA) erklärte in seiner Rede zu «Measurement Based Medicine» die Funktionsweise der Organisation 26 | UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 «PatientsLikeMe», die er als Bruder eines an ALS (Amyotrophic Lateral Sclerosis) Erkrankten gegründet hatte. Es handelt sich um eine einzigartige Plattform, bei der sich Patienten offen über ihre Krankheiten austauschen, beispielsweise was für Medikamente und Behandlungen erfolgreich waren. Daraus – so Heywood – lassen sich Daten gewinnen und Studien begründen. Stephen H. Friend, MD, PhD (President Sage Bionetworks) schaltete sich aus Seattle via Skype zu. Hinter dem provokativen Titel «Dreaming of tenure and IPOs while patients suffer» verbarg sich der innovative Ansatz, die Expertise der einzelnen Forschungsinstitute zusammenzuführen, um daraus neue Erkenntnisse für die Behandlung der Patienten zu gewinnen. Podiumsdiskussion zum Abschluss Den Abschluss des Symposiums bildete die Podiumsdiskussion zum Thema «Zusammenarbeit Universitäre Forschung und Industrie». Das Podium bestand einerseits aus Vertretern aus dem akademischen Umfeld (Prof. Lino Guzzella, Rektor der ETH Zürich und Prof. Daniel Wyler, Prorektor Medizin und Naturwissenschaften Universität Zürich), anderseits trat als Gegenpart seitens der Industrie Thomas B. Cueni (Geschäftsführer von Interpharma) auf. Die regen Diskussionen und die Tatsache, dass das Symposium bereits im Sommer ausgebucht war, zeigten den Organisatoren, dass das Thema der Bedingungen für die Hochspezialisierte Medizin für Industrie und Hochschulen weiterhin brisant bleibt. GEWUSST WIE Die Auflösung Kontakt: PD Dr. Peter Koch Teamleiter Kniechirurgie +41 44 386 12 83 peter.koch@balgrist.ch Während eine nicht dislozierte Fraktur der Eminentia interkondylaris konservativ behandelt werden kann, hat in unserem Fall eine operative Fixation zu erfolgen. Eine solche Stabilisierung kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden; wir haben in dieser Situation die Schraubenfixation über eine Mini-Arthrotomie bevorzugt. Die Tibiaplateau-Fraktur wurde gleichzeitig in Situ mit zwei Schrauben osteosynthetisiert (Abb. 4), eine konservative Ausbehandlung wäre aber auch korrekt gewesen. PD Dr. Sandro Fucentese Stv. Teamleiter Kniechirurgie +41 44 386 12 83 sandro.fucentese@ balgrist.ch Abb. 4: Take Home Message Frakturen der Eminentia intercondylaris sind nicht nur bei Kindern anzutreffen, sondern ebenso häufig bei Erwachsenen. Während die Verletzung bei Kindern «gutartig» ist und auch bei operativem Eingriff meist gut verläuft, muss beim Erwachsenen stets nach Zusatzverletzungen gesucht werden. Oft finden sich weitere Frakturen oder Bandverletzungen, die ins Behandlungskonzept miteinbezogen werden müssen, und die postoperativen Verläufe gestalten sich nicht selten zögerlich. Restbeschwerden wie belastungsabhängige Schmerzen oder Streckdefizite können auftreten. Bei Erwachsenen führen wir aus diesem Grund stets eine ergänzende Bildgebung durch, entweder mit CT oder MRI. UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 27 Uniklinik Balgrist Forchstrasse 340 8008 Zürich Tel +41 44 386 11 11 Fax +41 44 386 11 09 info@balgrist.ch www.balgrist.ch UPDATE | #7 | OKTOBER 2013 | 1