Sonographische Diagnostik von metaphysären Wulstbrüchen
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Sonographische Diagnostik von metaphysären Wulstbrüchen
Originalien Unfallchirurg 2009 DOI 10.1007/s00113-009-1586-1 © Springer Medizin Verlag 2009 Redaktion W. Mutschler, München O. Ackermann1 · P. Liedgens2 · K. Eckert2 · E. Chelangattucherry1 · B. Husain3 · S. Ruchholtz4 1 Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum Duisburg 2 Abteilung für Kinderchirurgie, Elisabeth-Krankenhaus Essen 3 Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Essen 4 Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg gGmbH, Standort Marburg Sonographische Diagnostik von metaphysären Wulstbrüchen Eine prospektive Multicenterstudie Die metaphysäre Unterarmfraktur gehört zu den häufigsten Brüchen im Wachstumsalter. Die radiologische Diagnostik ist standardisiert. In der Literatur finden sich Hinweise, dass eine rein sonographische Bildgebung eine sichere Diagnose der Fraktur [6, 22, 24, 29] und eine gute Beurteilung der Achsabweichung [13] erlaubt. Die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch ionisierende Strahlung ist im Vergleich zum Erwachsenen um den Faktor 10 erhöht [9]. Aufgrund der kumulativen Kanzerogenität der Röntgenstrahlung und der erhöhten Sensibilität des kindlichen Gewebes unterliegt die radiologische Diagnostik bei dieser Altersgruppe einer strengen Indikationsstellung [2, 7]; gleichzeitig steigt die Bildqualität in der Ultraschalltechnik stetig an. Angesichts der Häufigkeit kindlicher Vorderarmverletzungen bietet die Ultraschalldiagnostik hier ein nennenswertes Potenzial zur Kostensenkung, Optimierung der Abläufe und zur Verbesserung des Strahlenschutzes [12]. Ziel dieser prospektiven Multicenterstudie war es einerseits, die Sicherheit der Ultraschalldiagnostik im Vergleich zur radiologischen Bildgebung zu untersuchen, und andererseits herauszufinden, ob eine Einsetzbarkeit auch von Ärzten ohne spezielle Kenntnisse der Osteosonographie möglich ist. Methodik kopf, Schnittebenen, Achsbestimmung) und Zielsetzung der Studie, ein spezielles Ultraschalltraining erfolgte nicht. Einschlusskriterien waren die Angabe eines adäquaten Traumas (z. B. Sturz, Stoß, Anprall) sowie Schmerzen des Vorderarmes. Ausschlusskriterien waren offene Verletzungen und Nerven-/Gefäßläsionen sowie makroskopisch sichtbare Achsabweichungen, die größer als 30° eingeschätzt wurden. Die kleinen Patienten wurden zunächst klinisch untersucht. Ziel war es hierbei, Im Rahmen einer prospektiven Multicenterstudie wurden Patienten von 0–12 Jahren untersucht. Die Studie wurde an 3 Krankenhäusern (1 Grund- und Regelversorgung, 1 Maximalversorgung, 1 Universitätsklinik) durchgeführt, die jeweils mehr als 800 kindertraumatologische Fälle/Jahr behandeln; die beteiligten Ärzte erhielten eine theoretische Einführung in Methodik (Ablauf, Dokumentation, Schall- 3 4 5 2 Abb. 1 7 Ultraschalluntersuchung mit einem 7,5-MHz-LinearSchallkopf in 6 standardisierten Schnitten 1 6 Der Unfallchirurg 2009 | Originalien Abb. 2 9 Metaphysäre Wulstfraktur des Radius radiologischen Befunde und die vorgeschlagene Therapie verglichen. Die Therapie und die Nachuntersuchungen erfolgten nach den gängigen Standards. Bei nachgewiesenen Frakturen mit einer maximalen Achsabweichung <30° erfolgte die Gipsruhigstellung bis zur klinisch indolenten Kallusbildung, bei suspekten Frakturen (deutliche Schmerzen ohne sicheren Frakturnachweis) wurde eine Gipsruhigstellung mit klinischer Kontrolle nach 4 Tagen durchgeführt. Zeigte sich bei der Erstuntersuchung sonographisch und radiologisch keine Fraktur und erschien eine Gipsruhigstellung zur Schmerztherapie nicht notwendig, erfolgte die funktionelle Therapie. Die ambulante Weiterbehandlung nach gesicherter Diagnose wurde in aller Regel bei einem niedergelassenen Chirurgen fortgeführt. Die Berechnung der Sensitivität und Spezifität erfolgte mit der Bayes-Formel. Ergebnisse Abb. 3 9 Metaphysäre Wulstfraktur des Radius die vermutete Läsion genau zu lokalisieren; die exakte Technik (Inspektion, Palpation, DMS) wurde dem Untersucher überlassen. Danach wurde die Ultraschalluntersuchung mit einem 7,5-MHz-Linear-Schallkopf in 6 standardisierten Schnitten (Radius längs von palmar, radial und dorsal, Ulna längs von dorsal, ulnar und palmar) untersucht (. Abb. 1). Ein Beispiel für eine metaphysäre Wulstfraktur des Radius zeigen . Abb. 2 und 3. 2 | Der Unfallchirurg 2009 Ein Beispiel für eine Aitken-1-Fraktur des Radius zeigen . Abb. 4 und . Der Befund, die größte gemessene Achsabweichung und die Therapie aufgrund dieser Befunde wurden dokumentiert. Danach erfolgte die radiologische Standarddiagnostik (Handgelenk in 2 Ebenen; in Pronation und seitlicher Auflage ohne Schaumstoffstützen (. Abb. 2, 3, 4, ) und Befundung durch einen unabhängigen Radiologen. Im Anschluss wurden die sonographischen und Von 1/07–05/08 wurden 93 Patienten (44 m/49 w; MW 8,1 Jahre) von 8 verschiedenen Untersuchern (5 Ärzte in Weiterbildung, 3 Fachärzte) gesehen. Dabei fanden sich 77 Frakturen bei 64 Patienten, davon 48 isolierte Radiuswulstbrüche, 2 Aitken-1-Frakturen des Radius, 13 kombinierte Brüche von Radius und Ulna und 1 isolierte Ulnafraktur. Sonographisch wurden 72 der 77 Frakturen (94%) erkannt, 1-mal wurde sonographisch eine Aitken-1-Fraktur des Radius vermutet, aber radiologisch nicht bestätigt, einmal wurde sonographisch keine Fraktur erkannt, in der Beurteilung der Röntgenbilder konnte eine mögliche Fraktur jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die fragliche Frakturlinie war äußerst diskret. Die Therapie nach sonographischem und radiologischem Befund war bei 90 der 93 Patienten (97%) identisch. Basierend auf der Stichprobe der radiologisch dargestellten Befunde, beträgt die Sensitivität der Ultraschalluntersuchung bezüglich der Frakturdiagnostik 94%, die Spezifität 99%. Die folgenden Tabellen geben die Ergebnisse der Achsbestimmung wieder. In . Tab. 1 wurden die Werte aller Patienten mit pathologischem Röntgenergebnis zu- Zusammenfassung · Abstract grunde gelegt, in . Tab. 2 wurden nur die Patienten berücksichtigt, die eine röntgenologische Achsabweichung >0° aufwiesen, um den Effekt der Nivellierung durch die hohe Anzahl von 0°-Abweichungen zu eliminieren. Diskussion Nach Fritz-Niggli [9] ist die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch ionisierende Strahlung im Vergleich zum Erwachsenen um den Faktor 10 erhöht, daher unterliegt die radiologische Diagnostik bei dieser Altersgruppe einer strengen Indikationsstellung [2, 7]. Gleichzeitig steigt die technische Qualität der sonographischen Bildgebung stetig an. Damit erscheint die Ultraschalldiagnostik des Skeletts als Möglichkeit, Kosten zu senken, die Effizienz der Abläufe zu optimieren und den Strahlenschutz zu verbessern[12]. Die Möglichkeit der ultraschallbasierten Skelettdiagnostik wurde in verschiedenen Studien mit wechselnden Ergebnissen untersucht [5, 8, 10, 17, 19, 27, 28, 29]. Dabei findet sich zum überwiegenden Teil ein heterogenes Untersuchungsgut mit unterschiedlichen Frakturformen und Lokalisationen. Eine Zusammenschau der Publikationen deutet darauf hin, dass beim Erwachsenen der Einsatz der Sonographie auf wenige Spezialfälle beschränkt ist [4, 14] und von spezialisierten Untersuchern angewandt werden sollte [20]. Aufgrund der Besonderheiten des wachsenden Skeletts ergeben sich bei Kindern jedoch effektive Möglichkeiten der Anwendung, so zeigten Riebel und Nasir [23], Blankstein et al. [3] und Katz et al. [15] die Einsatzmöglichkeit bei Geburtstraumata des Neugeborenen. Bezüglich der kindlichen Vorderarmfrakturen berichten Rathfelder und Paar [22], Williamson et al. [29] sowie Sapozhnikov [24], Mack [18] und Ackermann [1] über gute Ergebnisse, jedoch ohne statistisch haltbaren Vergleich mit der Röntgendiagnostik. Durston und Seartzentruber [6] führten Reposition am Vorderarm ultraschallgesteuert durch. Trotz des relativ kurzen sichtbaren Skelettabschnitts scheint eine suffiziente Achsbestimmung auch an langen Knochen möglich zu sein [13]. Unfallchirurg 2009 DOI 10.1007/s00113-009-1586-1 © Springer Medizin Verlag 2009 O. Ackermann · P. Liedgens · K. Eckert · E. Chelangattucherry · B. Husain · S. Ruchholtz Sonographische Diagnostik von metaphysären Wulstbrüchen. Eine prospektive Multicenterstudie Zusammenfassung Fragestellung. Ziel dieser prospektiven, randomisierten Studie war es, die Sicherheit der Ultraschalldiagnostik bei metaphysären Wulstbrüchen kindlicher Vorderarme im Vergleich zur radiologischen Bildgebung zu untersuchen. Material und Methoden. Von 1/2007–5/2008 wurden 93 Patienten von 0–12 Jahren mit Verdacht auf eine Vorderarmfraktur zunächst sonographisch untersucht. Nach Festlegung der Diagnose und Therapie erfolgte die Standardröntgendiagnostik. Im Anschluss wurden Diagnose, gemessene Achsabweichung und Therapie verglichen. Ergebnisse. Es fanden sich 77 Frakturen bei 64 Patienten (50 isoliert Radius, 1 isoliert Ulna, 13 kombiniert). Die Sensitivität der Ultraschalldiagnostik dieser Frakturform betrug bei Ärzten ohne spezielles Training 94%, die Spezifität 99%. Die gemessene Achsabweichung differierte um durchschnittlich 1,8° (Radius) bzw. 0,7° (Ulna). Schlussfolgerungen. Die Ultraschalldiagnostik scheint zur Diagnose des metaphysären Wulstbruches bei Kindern zwischen 0 und 12 Jahren geeignet zu sein, bei Unsicherheit sollte eine radiologische Zusatzdiagnostik erfolgen. Schlüsselwörter Sonographie · Wulstbruch · Unterarm · Kindliche Frakturen Ultrasound diagnosis of forearm fractures in children. A prospective multicenter study Abstract Background. Metaphyseal forearm fractures are a common pathology in any emergency department. The standard diagnostic procedure involves X-rays of the forearm and wrist. As former studies have shown that these fractures can be visualized using ultrasound, we compared the accuracy of sonographic and X-ray diagnostics. Methods. From January 2007 to May 2008, a total of 93 patients aged between 0 and 12 years with forearm trauma were initially examined using a 7.5-Mhz linear transducer. After diagnosis, axis deviation and treatment were fixed and standard X-rays were taken. The results of the two diagnostic procedures were compared. The examiners were doctors in training or consultants and underwent no specific training. Results. We found 77 fractures in 64 patients (50 radius, 1 ulna, 13 radius and ulna). The sensitivity of ultrasound diagnostics was 94% and the specificity 99% compared with X-ray diagnosis. Mean axis deviation differences were 1.8° (radius) and 0.7° (ulna). Conclusion. Ultrasound seems to be a valuable and safe alternative to X-ray diagnosis. Patients with inconclusive findings should undergo X-ray diagnosis. Keywords Sonography · Ultrasound · Torus fracture · Juvenile fracture Der Unfallchirurg 2009 | Originalien führt werden, oft wird das aufgetragene kühle Gel sogar als schmerzlindernd empfunden. d) Die Achsbestimmung ist durch die harmonische, nur leicht geschwungene Form der Knochen relativ einfach; im Gegensatz zur Röntgenbeurteilung kann die Epiphysenfuge nur bedingt zur Achsbestimmung verwendet werden. e) Die Häufigkeit dieser Pathologie gewährleistet einen dauernden Trainingseffekt für den Untersucher. Abb. 4 9 Aitken-1Fraktur des Radius Abb. 5 9 Aitken-1Fraktur des Radius Ein Ziel dieser Studie war es, die Sicherheit der Ultraschalldiagnostik im Vergleich zur Röntgendiagnostik zu untersuchen. Die Gruppe der juvenilen distalen Unterarmbrüche erscheint aus mehreren Gründen besonders geeignet für die sonographische Diagnostik: a) Durch den hohen Impedanzunterschied zwischen Knochen und Weichteilen wird die Knochenoberfläche gut dargestellt, der Frakturverlauf innerhalb der Kortikalices jedoch nicht. Insbesondere die Wulstbrüche zeigen auch in der Röntgendiagnostik oft als einziges Zeichen eine kortikale Aufwulstung, sodass auch radiolo- 4 | Der Unfallchirurg 2009 gisch die Beurteilung der Knochenoberfläche für die Diagnose maßgebend ist (im Gegensatz dazu ist bei adulten Patienten der Frakturverlauf auch zwischen der Oberfläche der Kortikales radiologisch sichtbar und für die Beurteilung entscheidend). b) Die Mobilität des Unterarms, die oberflächennahe Lage der distalen Unterarmknochen und der dünne kindliche Weichteilmantel lassen eine nahezu 360°-Darstellung der Knochenoberflächen mit einem Linearschallkopf zu. c) Die Untersuchung kann bei relativ hoher Primärstabilität der meisten Frakturen schmerzarm durchge- Die Untersucher unserer Studie waren Ärzte, die kein spezifisches Training in der Osteosonographie absolviert hatten. Die hohe Trefferquote von 94% aller radiologisch sichtbaren Frakturen durch untrainierte Ärzte zeigt, dass die sonographische Diagnostik dieser Frakturform eine einfache Technik ist, die sich durch die hohe Verbreitung von Ultraschallgeräten flächendeckend einsetzen lässt. Die Befunde sind, sofern sie in der beschriebenen Standardtechnik dokumentiert sind, leicht reproduzierbar. Bei Bedarf sind die 6 Standardschnitte noch durch 4 schräge Schnitte von ulnodorsal und ulnovolar (für die ulnare Radiuskante) und von radiodorsal und radiovolar (für die radiale Ulnakante) zu ergänzen, wodurch nahezu der gesamte Umfang der Kortikalis dargestellt werden kann. Im Rahmen dieser Untersuchung war dies jedoch in keinem Fall notwendig. Quere Schnittebenen bringen unserer Erfahrung nach keinen Informationsgewinn. Kahnbein- oder Handwurzelfrakturen sind bei Kindern eine Rarität; sie können sonographisch nicht dargestellt werden, daher ist die subtile klinische Untersuchung zum Ausschluss dieser Verletzung wichtig. Wenn das Schmerzmaximum über den distalen Unterarmknochen liegt, ist eine Handwurzelverletzung unwahrscheinlich. Aufgrund der großen knorpeligen Anteile am Handwurzelskelett entziehen sich diese Verletzungen meist auch der radiologischen Diagnostik, sodass bei Verdacht ein MRT erfolgen sollte. Die Kombination einer Unterarmwulstfraktur mit einer Handwurzelverletzung ist in der Literatur bisher nicht beschrieben. Bei 3 der 4 übersehenen Frakturen handelte es sich um Begleitfrakturen der Ulna bei bereits nachgewiesener Radiusläsion, bei der vierten um eine isolierte Radiusfraktur. Die Therapieempfehlung nach sonographischer und radiologischer Diagnostik war in 97% der Fälle identisch. Damit kann die Ultraschalldiagnostik dieser Frakturform als sichere Technik angesehen werden. Frakturen mit kortikaler Aufwulstung stellen bezüglich der Diagnostik sowohl sonographisch als auch radiologisch kein Problem dar. Lediglich die Frakturen, bei denen der Wulst fehlt und nur eine diskrete Knickbildung vorliegt, können schwierig zu diagnostizieren sein. Hier orientiert sich die konventionelle radiologische Diagnostik an der kortikalen Kontur; diese wird aber auch durch die Ultraschalldiagnostik hervorragend dargestellt. Das Problem bei der Diagnostik ist hier unserer Meinung nach nicht in der Bildgebung, sondern in der Interpretation der Befunde zu suchen, sodass radiologisch die Fraktur ebenso übersehen werden kann wie durch die Ultraschalldiagnostik. Es ist der Erfahrung des Untersuchers zuzurechnen, eine Knickbildung als pathologisch oder noch normal einzustufen. Übereinstimmend mit der Literatur [6, 13] zeigen unsere Ergebnisse auch, dass eine sichere Achsbestimmung möglich ist (. Tab. 1, 2). Die Maxima der Abweichungen von den radiologisch gemessenen Werten lagen bei insgesamt 2 Patienten über 7°, bei allen anderen darunter. Beide Patienten wurden am Anfang der Studie von einem in der Ultraschalldiagnostik unerfahrenen Untersucher diagnostiziert und sind unserer Meinung nach als Teil der Lernkurve zu sehen. In Fällen, wo die Genauigkeit der Achsbestimmung kritisch ist, sehen wir durch die Darstellung längerer Skelettabschnitte und der Epiphysenfugen Vorteile bei der Röntgendiagnostik, im Regelfall ist jedoch die sonographische Achsbestimmung ausreichend genau. Die Anforderungen an die Dokumentation der Befunde sind bei der sonographischen Untersuchung insofern höher, als aus den Printbildern die Schnittebene und die dargestellten Strukturen nicht eindeutig abzuleiten sind. Während bei der Röntgendiagnostik eine korrekte Un- Tab. 1 Differenz der Achsbestimmung zwischen sonographischer und radiologischer Bildgebung in Grad Radius Saggitalebene Radius Frontalebene Ulna Saggitalebene Ulna Frontalebene Durchschnitt 0,6 0,6 0,1 0,1 Minimum 0,0 0,0 0,0 0,0 Maximum 10,0 20,0 5,0 5,0 Standardabweichung 1,9 3,0 0,6 0,6 Alle pathologischen Befunde (n=77) Tab. 2 Differenz der Achsbestimmung zwischen sonographischer und radiologischer Bildgebung in Grad Radius Saggitalebene Radius Frontalebene Ulna Saggitalebene Ulna Frontalebene Durchschnitt 1,6 1,6 0,2 0,2 Minimum 2,0 2,0 2,0 2,0 Maximum 10,0 20,0 5,0 5,0 Standardabweichung 2,8 4,8 1,0 1,0 Pathologische Befunde mit Abweichung >0° (n=27) tersuchungstechnik an dem vorhandenen Bild bestätigt werden kann, ist dies bei Sonographiebildern nicht auf einfache Art möglich. Als Lösung ist hier eine Videoarchivierung der Ultraschalluntersuchung denkbar, die den gesamten dynamischen Untersuchungsgang abbildet. Diese Option bieten fast alle der neueren Sonographiegeräte. Obwohl hierzu gezielte Studien fehlen, wird es unserer Meinung nach damit möglich sein, sowohl die korrekte Lokalisation als auch die korrekte Darstellung der Knochen zu überprüfen. Hierzu müssen Qualitätskriterien, wie z. B. die Darstellung bestimmter Landmarken definiert werden, ähnlich wie es bei der sonographischen Untersuchung der Säuglingshüfte nach Graf flächendeckend praktiziert wird. Ergänzend wird noch darauf hingewiesen, dass bei Unsicherheiten bezüglich des sonographischen Befundes immer noch die Möglichkeit radiologischer Zusatzdiagnostik bleibt. In diesem Fall bleibt der Mehraufwand durch die gescheiterte Erstdiagnostik minimal und kostenneutral, und die Belastung der kleinen Patienten ist nicht höher als bei der heute praktizierten Standarddiagnostik. Auch wenn bei der Traumaradiologie des Handgelenks keine deterministischen, sondern nur stochastische Strahlenschäden zu erwarten sind [25], so erhöhen diese Untersuchungen doch die Lebenszeitdosis und fallen in einen für ioniserende Strahlen vulnerablen Lebensabschnitt [9, 25]. Da nach [16] die distale Unterarmfraktur die häufigste Fraktur des Wachstumsalters ist, lässt sich hier mit der Ultraschalluntersuchung eine erhebliche Einsparung an Strahlenbelastung erzielen. Eine Ausweitung der sonographischen Diagnostik auf andere Skelettabschnitte scheint möglich zu sein [3, 4, 5, 7, 12, 13, 14, 17, 20, 27], jedoch fehlen hierzu kontrollierte Studien. Zur Verdeutlichung der Problematik seien hier 2 Beispiele genannt: Die Clavicula als subkutan liegender, gut zugänglicher Knochen erscheint für die Ultraschalldiagnostik geeignet. Schwierigkeiten bereitet hier aber zum einen die Untersuchungstechnik, da die kleinen Patienten sich während der Untersuchung nur wenig bewegen dürfen, was angesichts der unangenehmen Nähe zu Hals und Gesicht häufig schwierig ist. Zum anderen macht es die stark gebogene Form des Knochens schwer, einen Versatz oder eine Mehrfragmentsituation zu beurteilen. Als 2. Beispiel ist die proximale Tibiafraktur zu nennen, die zwar gut zugänglich und an einer gut zu untersuchenden Stelle liegt. Hier kann jedoch die Darstellung eines wenig dislozierten Frakturspaltes schwierig sein, da meist kein kortikaler Wulst vorliegt. Auch ist die Achsbeurteilung (die bei der Behandlung dieser Frakturform essenziell ist) über die lange Strecke der Tibia äußerst schwierig. Weitere Studien zur Ultraschalldiagnostik weiterer Skelettabschnitte erscheinen notwendig. Der Unfallchirurg 2009 | Originalien Unter ökonomischen Gesichtspunkten sieht Grechenig [12] bei der Ultraschalldiagnostik Vorteile. Auch in systematischen Kostenanalysen [11, 21] trägt die Sonographie nicht zu erhöhten Kosten bei. Dieser Auffassung schließen wir uns an, soweit ein geeignetes Gerät bereits zur Verfügung steht. Aufgrund der im Vergleich einfachen Untersuchungstechnik ist nach einer gründlichen Einarbeitung auch eine Anwendung durch Röntgenassistenten denkbar. Da die Sonographie selbst eine dynamische und untersucherabhängige Methode ist, sind dann jedoch strengste Anforderungen an die Standardisierung des Untersuchungsganges und an die Dokumentation der Befunde zu stellen, um eine sichere Diagnostik zu ermöglichen. Wenn sich die guten Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, halten wir als Vorschlag zur Diagnostik den folgenden Ablauf für sinnvoll: 1.Anamnese und klinische Untersuchung, bei adäquatem Trauma und Schmerzen weiteres Vorgehen wie folgt: 2.bei grober Dislokation >30°, offenen Frakturen, Gefäß-/Nervenbeteiligung oder Verdacht auf eine Handwurzelläsion: Röntgendiagnostik, 3.sonst bei Verdacht auf eine Fraktur des Radius und/oder der Ulna sonographischer Untersuchungsgang in 6 Schnitten, 4.bei sonographischem Frakturnachweis: Achsbestimmung und Entscheidung Gips/Reposition; keine Röntgendiagnostik, 5.sonographisch keine Fraktur nachgewiesen: bei starken Schmerzen Gipsruhigstellung und klinische Kontrolle; bei anhaltenden Schmerzen Röntgenkontrolle, 6.bei mäßigen oder leichten Schmerzen ohne Frakturnachweis funktionelle Behandlung und klinische Kontrolle. Korrespondenzadresse Dr. O. Ackermann Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum Duisburg Zu den Rehwiesen 9, 47055 Duisburg ole.ackermann@klinikum-duisburg.de Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. | Der Unfallchirurg 2009 Literatur 1. Ackermann O, Ruchholtz S (2007) Mögliche Bedeutung der Sonographie bei der Diagnostik des metaphysären Radiuswulstbruches. Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2007 2. Beir (Committe on the biological effects of ionising radiation) (1980) The effects on population of exposure to low levels of ionizing radiation (national academy of sciences national research council, washington DC) 3. Blankstein A et al (2001) Fracture of the clavicle in the newborn – detection and follow-up by sonography. Akt Traumatol 31:27–29 4. Brooks AJ et al (2004) Handheld ultrasound diagnosis of extremity fractures. J R Army Med Corps 150(2):78 5. 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