Facharbeit - Text in Form mit Stil
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Facharbeit - Text in Form mit Stil
Dies ist der Haupttext einer Facharbeit mit dem Thema „Peter Behrends und der Deutsche Werkbund am Beispiel der AEG Turbinenfabrik in Berlin“. Schlussteil, Zitate, Abbildungen und Gliederung wurden später hinzugefügt. Einleitung In meiner Facharbeit im Seminarfach Kunstgeschichte – Ottonik bis Bauhaus, habe ich mich mit Peter Behrens und der von ihm entworfenen AEG Turbinenfabrik in Berlin und dem Deutschen Werkbund auseinandergesetzt. Um das Thema und die Zusammenhänge noch verständlicher zu machen, habe ich mich auch noch dazu entschieden das Thema Industriearchitektur zu erläutern und einige Informationen zur AEG zu geben. Nachdem es mir selber nicht gelungen war, ein geeignetes Thema mit voraussichtlich genügend Hintergrundinformationen zu finden habe ich von Frau Struck dieses Thema zugeteilt bekommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten an genügend Informationen zu kommen und mich mit dem bis dahin eher unbekannten Thema der Industriearchitektur vertraut zu machen, ging mir das Arbeiten recht leicht von der Hand, und nachdem mir die Zusammenhänge zwischen Dingen wie der Industrialisierung, der damit verbundenen Änderung in der Einstellung zu Arbeit und daraus resultierenden Architekturformen wie Industriearchitektur klar geworden waren, gefiel mir mein Thema zusehends besser. Ich hoffe dass ich in der folgenden Facharbeit einen Eindruck von Peter Behrens und einem seiner wichtigsten Werke – der AEG Turbinenfabrik und der Industriearchitektur an sich geben kann. Peter Behrens Peter Behrens wurde am 14. April 1868 in Hamburg – Borgfelde als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Sein Vater hieß ebenfalls Peter und seine Mutter Luise (geborene Burmeister). Peter Behrens fing 1886 an der Gewerbeschule in Hamburg ein Studium der Malerei an, das er ab 1888 an den Kunstschulen in Karlsruhe, Düsseldorf und München fortsetzte und 1889 beendete. Er ließ sich zusätzlich von anderen Malern ausbilden. Im Laufe seines späteren Lebens und seines beruflichen Werdegangs war er nicht nur als Maler tätig, sondern auch als Designer und vor allem als Architekt, als der er die „ästhetischen Möglichkeiten der Industriearchitektur“ entdeckte, sowie ein wichtiger Vorreiter der funktionalen Baukunst war. Die Stilrichtungen in denen er sich bewegte sind mit einer Spannweite vom monumentalen Neoklassizismus, der Begründung des „International Style“, bis hin zur expressionistischen Raumgestaltung, bezeichnend für die architektonischen und künstlerischen Entwicklungen seiner Zeit. Er war 1893 Mitbegründer der Münchner Sezession (mehr als 100 Künstler und Maler schlossen sich zusammen mit dem Ziel, eigene künstlerische Wege zu verfolgen und Werke auszustellen) und 1907 des „Deutschen Werkbundes“, auf den ich später noch eingehen werde. 1899 berief Ernst Ludwig II von Hessen ihn an die Darmstädter Künstlerkolonie, die 1901 mit einer Ausstellung eröffnet wurde. Hier erregte Peter Behrens’ erster Entwurf eines „programmatischen Wohnhauses“ großes Aufsehen. 1903 wurde er Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, die er in den nächsten Jahren einer gründlichen Reformation unterzog. Weiterhin setzte er sich für die Erneuerung der architektonischen Gartengestaltung ein. 1907 berief ihn Emil Ratenau in den künstlerischen Beirat der AEG (Allgemeine Electricitäts - Gesellschaft). Sein Aufgabenfeld umfasste den Fabrikund Anlagenbau, Design von Werksuhren, Signets, Ventilatoren, Lampen, Typografie der Unternehmenspost, etc. Hier entwarf er erstmals ein einheitliches Design zur Schaffung einer „Corporate Identity“. Von Behrens stammt auch der Entwurf der Turbinenhalle, die in ihrer Gestaltung außergewöhnlich ist. Außerdem gestaltete er Arbeiterwohnsiedlungen. Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg war ein persönlicher Schlag für Peter Behrens, er stand der Weimarer Republik aber trotzdem positiv gegenüber. 1922 wurde er Leiter der Meisterklasse für Architektur an der Wiener Akademie, nebenbei gestaltete er Siedlungsbauten. 1933 hatte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst unter Beschimpfungen als „Baubolschewist“ zu leiden, weigerte sich aber einen Zusammenhang zwischen Kunst, Architektur und Politik zu sehen. Ab 1934 arbeitete er mit Hitlers Hauptarchitekten Albert Speer zusammen. 1936 übernahm er die Leitung des Meisterateliers an der preußischen Akademie der Künste. Am 22. Februar 1940 starb Peter Behrens in Berlin. Seine Werke: Nach seinem ersten Entwurf eines programmatischen Wohnhauses an der Darmstädter Künstlerkolonie, welcher bei der Ausstellung 1901 großes Aufsehen erregte, sind die ersten baulichen Umsetzungen seiner Entwürfe, in diesem Fall für Wohnhäuser, in den Jahren 1905 – 1908 zu verzeichnen. Um 1909 wurde sein Entwurf der AEG – Turbinenhalle in Berlin – Moabit gebaut, im Jahre 1908 gestaltete er die Giebelinschrift des deutschen Reichstags „Dem deutschen Volke“, die 1916 angebracht wurde. Die Entwürfe klassizistisch inspirierter Villen 1910 bis 1912 gingen einher mit der umstrittenen Gestaltung der deutschen Botschaft in St. Petersburg 1911-1912, die er im Stil des Neoklassizismus entwarf und im Innern mit Produkten deutscher Industriekultur ausstattete. In den Jahren 1912 – 1913 widmete er sich auch wieder Gestaltungen von Dingen außerhalb des architektonischen Bereichs wie Gläsern, Stoffen, Linoleum, Bucheinbänden und Schrifttypen. Außerdem baute er die Mannesmann Röhrenwerke in Düsseldorf und die Continental Gummiwerke in Hannover. Als ein Beispiel expressionistischer Architektur bzw. expressionistischer Kunst in seiner Gesamtanlage gilt das Verwaltungsgebäude der Hoechst AG in Frankfurt - Höchst, welches er in den Jahren 1920 bis 1924 realisierte. Ein weiterer wichtiger Entwurf von ihm ist der des Wohnhauses „New Ways“ in Northhampton, mit dem er gleichzeitig als Begründer des „International Style“ gilt. Weitere Werke von ihm waren 1925 die Gestaltung des Grabmals von Friedrich Ebert in Heidelberg, 1928 der Entwurf des Collegiumsgebäudes der Erzabtei St. Peter in Salzburg und 1932 der Bau der Geschäftshäuser „Berolina“ und „Alexander“ am Alexanderplatz in Berlin. Sein letztes Wirken als Architekt begann im Jahr 1938, als er durch persönliche Kontakte mit der Planung einer neuen Firmenzentrale der AEG an der Berliner „Nord-Süd-Achse“ betraut wurde. Der Deutsche Werkbund (DWB) Der Deutsche Werkbund wurde 1907 in München gegründet. Zu den Gründern zählen zwölf Künstler (Peter Behrens, Theodor Fischer, Josef Hoffmann, Wilhelm Kreis, Max Läufer, Adelbert Niemeyer, Josef Olbrich, Bruno Paul, Richard Riemerschmid, J. J. Scharvogel, Paul Schultze – Naumburg und Fritz Schumacher), zwölf Firmen (OJDOIHDIUHFIUF) sowie Unternehmer und Politiker. Leitfiguren zu Gründungszeiten des Bundes waren Hermann Muthesius, Friedrich Naumann und Walter Rathenau. Ziele waren die „Veredelung der gewerblichen Arbeit“, das heißt die Verbesserung der Qualität des deutschen Kunstgewerbes, um die Stellung deutscher Wertarbeit auf dem weltweiten Markt zu stärken, und Trotz der zur Norm gewordenen Massenproduktion die Qualität der handwerklichen Kultur beizubehalten. Der Bund wollte die deutsche Bevölkerung durch Präsentationen mustergültiger Produkte aus Industrie, Werbung und Design, Vorstellung ihrer Projekte in Städtebau und Architektur, sowie Publikationen, Vorträge und Kon- gresse für diese Dinge „öffnen“, sie darauf aufmerksam machen und ihr Interesse wecken. In den ersten Jahren bis zum Ersten Weltkrieg leistete Peter Behrens bereits Maßgebliches in Bezug auf die AEG, er war Designer des Erscheinungsbilds ihrer Produkte, womit er ein Vorreiter der heute meist üblichen „Corporate Design“ Konzepte war. Nach einer Beteiligung des Werkbundes mit dem Thema „ Deutsche Raumkunst und Kunstgewerbe“ an der Weltausstellung in Brüssel 1910 folgte 1914 die erste Ausstellung in Köln. Elemente waren der Theaterbau von Henry van de Velde, die Musterfabrik von Walter Gropius und das Glashaus von Bruno Taut. Während dieser Ausstellung kam es zu einer Grundsatzdiskussion zwischen van de Velde und Gropius. Ersterer vertrat die Position der „individuellen Formgebung“, Gropius die der „Typisierung zur Qualitätshebung“. Diese Auseinandersetzung ging als „Werkbundsstreit“ in die Geschichte ein. In den Jahren 1917/18 führte der Werkbund internationale Ausstellungen in Basel, Winterthur, Bern und Kopenhagen durch. 1919 folgte die Gründung des „Bauhauses“ in Weimar. Während der Weimarer Republik behielt der Werkbund seine Wichtigkeit und war weiterhin Antriebskraft der Modernisierung städtischer Lebensformen durch Werbung für neues Bauen, und die Organisation von Bauausstellungen denen auch auf internationaler Ebene Beachtung geschenkt ,wie die Stuttgarter Weißenhofsiedlung 1927 und die Siedlung in Breslau 1929. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte sich der Werkbund erneut zu etablieren. Im März 1947 erfolgte ein Aufruf der Mitglieder und noch im selben Jahr folgte in Rheydt der erste Werkbundtag der Nachkriegszeit. Organisator war Hans Schwippert, der in der Folgezeit eine wichtige Rolle beim Werkbund spielte. Im „Rheydter Manifest“ wird auch eine Kursänderung hinsichtlich der Ziele deutlich. Nicht mehr die „ästhetische Veredelung einer gesicherten Lebensform“ ist das Gebot, sondern „Sinn und Gestalt im heutigen Deutschland zu erkennen, zu wollen und zu bilden“. Der Deutsche Werkbund behielt seine Konzepte also nicht starr bei, sondern bemühte sich, den Ansprüchen und Veränderungen Deutschlands und seiner Bürger (im Aufgabenbereich des DWB), die mit denen der Vorkriegszeit natürlich nicht mehr zu vergleichen waren, gerecht zu werden. Nach dem Krieg erhielt der Werkbund eine föderalistische Organisationsstruktur. Auf dem Werkbundtag im Kloster Ettal 1950 wurde der „Dachverband Deutscher Werkbund e. V.“ von den Landesverbänden neu gegründet. Die Positionen zum Wiederaufbau kriegszerstörter Städte, die noch von vor der Gründung der Bundesrepublik stammten waren über Jahrzehnte Thema öffentlicher Diskussionen. Einig war man sich mit dem Anspruch um „Gute Form“ – einer so sehr vagen Formulierung. Der Deutsche Werkbund gab die Initiative für den 1953 staatlich etablierten Rat für Formgebung. In den 1950er Jahren widmete sich der DWB wieder verstärkt Themen wie Stadtentwicklung und Landschaftszerstörung. Gründe dafür sind die Politisierung der Planungsziele im Bereich des Städteaufbaus, und der kulturellen Neuorientierung der Gesellschaft durch neue Wohn- und Lebensformen. Seine Ideen im Bereich der genannten Themen stellte der Werkbund in Ausstellungen und Tagungen zur Diskussion. Auf dem Werkbundtag „ Die große Landzerstörung“ in Marl 1959 wurde vom Berliner Landschaftsarchitekten Walter Rossow die „Zersiedlung und Zerstörung der Landschaft“ thematisiert. Nach diesem Werkbundtag behielt der DWB seine wichtige Rolle als Vermittler und Verstärker in gesellschaftlichen Diskussionen in denen es um Partizipationen, Wohnungsreformen und das neue und ökologische Bewusstsein ging. In den 1970er Jahren übte der Werkbund durch Dinge wie die provokative Ausstellung „Profitopolis“, oder an die Darmstädter Gespräche anschließende Werkbundgespräche auf internationaler Ebene maßgeblichen Einfluss im Bereich der Kommunalpolitik und der Stadtplanung aus. Wirft man einen Blick auf den gesellschaftlichen Wandel und die neuen technischen sowie wissenschaftlichen Möglichkeiten der Gegenwart, werden die neuen Möglichkeiten des Werkbundes hinsichtlich dieser immer noch relevanten Themen deutlich. Heute sieht der Werkbund sein Wirken auf regionaler sowie bundesweiter Ebene, und durch die verschiedenen Berufsfelder der Mitglieder die Zu- sammenführung verschiedener Themen und Aufgaben als sein wichtigstes Ziel an. Die AEG (Allgemeine Electricitäts Gesellschaft) Gegründet im Jahr 1887, hat die AEG(seit 2004 AEG-Electrolux), es sich zur Aufgabe gemacht dem Firmenslogan „Perfekt in Form und Funktion“ in der Herstellung von elektrischen Haushaltsgräten gerecht zu werden. Meilensteine der Produktentwicklung waren 1913 der Staubsauger „Dandy“, 1958 die erste Vollautomatische Waschmaschine „LAVAMAT“, 1961 der „FAVORIT“ Geschirrspüler, 1976 der erste vollelektronische Herd und 1993 die ersten FCKW freien Kühl- und Gefrierschränke. Seit 1996 existiert die AEG in der Form so nicht mehr, der Markenname wird jedoch in einzelnen ehemaligen Unternehmensteilen weiterverwendet. Maßgeblich für die Entwicklung der AEG war das Jahr 1907, als Peter Behrens zum „künstlerischen Beirat“ ernannt wurde, und so als weltweit erster Industriedesigner bezeichnet werden kann. Erstmals war die Produktion handwerklicher Produkte nicht nur auf deren Funktions- und Zweckmäßigkeit ausgerichtet, sondern es spielten auch Design und Ästhetik eine Rolle, wobei das Design immer mit dem Gerät und seinem Verwendungszweck harmonieren sollte. Behrens ging es beim Design nicht darum funktionelle Formen zu verzieren, sondern darum Formen zu finden die dem Charakter des Objekts entsprechen und neue Technologien zur Geltung bringen“ ( ???). Behrens Schaffensbereich innerhalb der AEG war das Produktionsdesign, der Entwurf von Fabriken (wie der AEG Turbinenfabrik in Berlin-Moabit), Firmenlogos, zahlreiche Werbekampagnen sowie die gesamte „Corporate Identity“ (Unternehmensidentität). Mit eben dieser neuartigen „Corporate Identity“ schuf er Grundlage der Marken- und Unternehmensphilosophie, die heute allen Unternehmen zu Grunde liegt. Industriearchitektur Um die Idee der Industriearchitektur besser zu verstehen, sollte man einen Blick in die Zusammenhänge der Industrialisierung und der Industriearchitektur werfen. Im 19. Jahrhundert wurde die bis dahin führende Textilindustrie, deren Produktion sich in Manufakturen und Hausarbeit abspielte durch die britische Konkurrenz verdrängt und zog sich in ländliche Bereiche zurück. Den Platz als wichtigsten Industriezweig nahm die Maschinenbauindustrie ein, die sich besonders in Berlin zu entwickeln begann. Eben diese Berliner Maschinenbauindustrie wurde zum Motor der Industrialisierung im 19 Jahrhundert und wurde parallel zur Eisenindustrie vom preußischen Staat besonders gefördert, um den Bau eines Eisenbahnnetzes zu realisieren. Ende der 1860er Jahre entwickelte sich die Elektroindustrie in Berlin in großem Maße und wurde neben der Chemieindustrie, dem Maschinenbau, der metallverarbeitenden Industrie und der Bekleidungs- und Lebensmittelindustrie einer der wichtigsten Industriezweige. Um 1910 war Berlin größter und modernster Industriestandort auf dem europäischen Festland („Elektropolis“), mit wichtigen Firmen wie zum Beispiel der AEG und Siemens. Als eine logische Konsequenz prägte die Industrialisierung neben Lebens- und Arbeitsverhältnissen und der Produktgestaltung vor allem auch die Architektur, und das verstärkt in Berlin. Industriedenkmäler, besonders Fabrik- und Technikbauten sind heute die eindrucksvollsten und sichtbarsten Zeugnisse dieser Epoche. Doch wodurch unterscheidet sich die Industriearchitektur von anderen „Zweckbauten“ der vorherigen Zeit? Grundlage der architektonischen Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert ist die Verbindung von Wissenschaft und Technik in den Bereich des Bauens. Wie auch bei der Produktentwicklung die vor allem durch Peter Behrens im künstlerischen Beirat der AEG, von der reinen Reduzierung auf Funktionalität zur Verbindung von Funktionalität einhergehend mit zweckmäßig ausgerichtetem Design fortschrittlich geprägt wurde, entwickelte sich auch die Architektur von anfangs rein zweckmäßig ausgerichteten, gering geschätzten Bauten zu einer Architektur die es verstand ihre Zweckmäßigkeit mit ausgearbeitetem Design zu verbinden, und dabei auch noch ideale Arbeitsbedingungen für die Arbeiter zu schaffen. Man verlor sich nicht mehr in Ornamentierungen, luxuriöser Dekoration und Verzierungen, sondern hielt sich an die Gesetze der industriellen Produktion, nämlich Sachlichkeit, Funktionalität und allgemeines aber passend - zweckmäßig ausgearbeitetes Design. Um die Synthese von industrieller Produktion und der „dazugehörigen“ Architektur zu vervollkommnen, verwendete man die neuartigsten und technischen Baustoffe, also Eisen, Glas, Beton und Edelstahl. Die Konstruktionen sind klar geometrisch strukturiert und standardisiert, halten sich an klare sachliche Formen und verlieren sich nicht in Spielereien, sind formgerecht und industriell. Backsteinrohbauten, Eisenkonstruktionen und Hallenbauten sind hierbei typisch. J. J. P. Oud formulierte es so, dass die „Exaktheit des rein technischen Produkts Vorbild für die Reorganisation des Bauens“ sein müsste, „Die Anforderungen an das Bauwerk genauso exakt zu fixieren und dies mit neuesten Materialien, Konstruktionen und Arbeitsverfahren zu verwirklichen“. Wichtige Industriebauten in Berlin sind die AEG Turbinenfabrik, das Kraftwerk Moabit, der Werkhallenkomplex Orenstein & Koppel, und zum Beispiel das Wasserwerk Friedrichshagen, um nur einen kleinen Bruchteil der architektonischen Leistung dieser Zeit zu nennen. Die Turbinenfabrik der AEG Zur Geschichte: Erbaut wurde die Turbinenfabrik oder auch Turbinenhalle der AEG 1909 nach den Entwürfen von Peter Behrens für die Produktion modernster Dampfturbinen. In den Jahren 1939 – 1940 wurde die Halle von Schallenberger und Schmidt auf 207 Meter verlängert. Der seinerzeit größte Eisenbau Berlins wurde 1956 zum Baudenkmal erklärt, und 1969/70 wiederum verlängert, diesmal unter der Leitung des Architekten Gerhard Schmieder. 1978 erfolgte Restaurierungsmaßnahmen an der gesamten Halle. Im Jahre 2003 wurde mit Arbeiten zu Erhaltung und Restaurierung der Denkmalgeschützten Bausubstanz der Halle begonnen, wozu auch die ursprüngliche Farbgebung der Eisenkonstruktion gehört. Im Jahre 1987 übernahm die Siemens AG den Fabrikkomplex, und stellt heute nach einer Fusion mit der amerikanischen Firma Westinghouse unter dem Namen „Siemens Power Generation“ bis heute Turbinen her. Es werden um die 1800 Mitarbeiter beschäftigt und die Leistung beläuft sich auf bis zu 37 Gasturbinen jährlich die über den nah gelegenen Westhafen an Kraftwerke verschifft werden. Zur Architektur: Die „große Halle“ liegt an der Kreuzung Huttenstraße – Berlichingenstraße in Berlin Moabit. Beim ihrem ersten Ausbau war sie 123 Meter lang, hatte eine Frontbreite von 39,9 Metern und die Haupthalle eine freie innere Stützweite von 25,6 Metern, wodurch Kräne mit einer Hebefähigkeit von 100 Tonnen installiert werden konnten. Die Scheitelhöhe betrug 25 Meter. Der kleinere Seitentrakt ist zweistöckig und unterkellert. Insgesamt wurden für die Errichtung des Eisenskeletts – was in einer Rekordzeit von fünf Monaten geschah – 2000 Tonnen Eisen verbaut. Das tragende Element der Halle ist ein Eisengerüst was in die Dachkonstruktion übergeht und nach außen hin sichtbar ist. Das Tragesystem besteht aus Dreigelenkbögen mit Zugbändern, an der Seitenfront wirken die sich nach unten verjüngenden Eisenbinder außen als Vollwandprofil. Die an der Berlichingenstraße gelegene Hallenseite besteht größtenteils aus großen Glasflächen, die sich zwischen den Stützen nach oben hin leicht zurück neigen. Obwohl versucht wurde das architektonische Konzept Behrens´ beizubehalten, wurden die Fenster des 1939/1940 angefügten Anbaus nicht in der gleichen nach hinten geneigten Form gebaut, und das obere Querband wurde in Form eines vorspringenden Gesimses installiert. Das Resultat aus diesen beiden Unterschieden ist, dass Charakter und der Rhythmus der Fassade verloren gingen und der Anbau somit deutlich an architektonischer Qualität einbüßte. Beim betrachten der Hauptfront fällt sofort die markante, fünffach gebrochene Giebelfront in der das Firmensignet eingelassen ist, und die große, daran bündig anschließende Fensterfront ins Auge. Die Eckpylonen, die die Fensterfront links und rechts flankieren und um die Ecke weiterlaufen, sind trotz ihrer massigen Erscheinung nur dünne Betonhaut von Stahlgitterwerk gehalten, und haben so nur eine ästhetische als Raumabschluss, aber keine tragende Funktion. Sie verjüngen sich nach oben und scheinen so im Betongiebel zu verschwinden, was die Glasfront und den Betongiebel extra betont. Die Seitenhalle ist zweigeschossig, 12,3 Meter breit und hat eine Innenraumhöhe von 15,4 Meter. Ihre Fassade ist aus Beton und von einer wesentlich schlichteren Architektur, mir zwei Reihen tiefer eingesetzten Fenstern. Die ganze Fabrik besteht ausschließlich aus den Materialien Stahl, Beton und Glas – also den Materialien die bei Industriebauten Verwendung fanden. Die AEG Turbinenfabrik gilt als Beginn der modernen Industriearchitektur, mit dem besonders bahnbrechenden Methoden wie den sichtbaren Tragewerkkonstruktionen, großen Glasflächen und vieleckigem Giebel. Durch diese architektonischen Stilmittel wendet Behrens sich ab von der bis dahin bestimmenden Art die Gebäude zu verkleiden, er legt die Bestimmung und den Verwendungszweck dieses Gebäudes, nämlich ein Ort der Arbeit zu sein offenkundig dar. In diesem Gebäude wird die architektonische Idee eines Industriegebäudes sehr deutlich; klare, straffe, geometrische Linien und der Verzicht auf Zierrat reduzieren auf die technologische Wesentlichkeit und seinen Verwendungszweck. Aber trotz dieser scheinbaren Schlichtheit hat Behrens es geschafft, vielleicht erstmals, einer Arbeitsstätte architektonische Würde zu verleihen, und so eine Synthese zwischen Kunst und Arbeit zu schaffen. Nicht umsonst nannten zeitgenössische Stimmen die Halle „Kathedrale der Arbeit“, „Maschinendom“, „Eiserne Kirche“ oder verglichen es mit einem griechischen Tempel. Er machte aus dem industriellen Zweckbau ein Werk mit architektonischer Würde. Dennoch gab es auch Kritiker, besonders die jüngeren Kollegen Behrens´ wie Ludwig Hilbersheimer der Behrens von „klassizistischen Einflüssen“ (????) und „imperialistischem Machtbewusstsein“ (?????) der Vorkriegszeit gehemmt sieht, und die monumentale, charakteristisch prägende Fassade fast als „überflüssig“ betrachtet. Ein Bewunderer des Baus ist jedoch Le Corbusier der den Bau als eine der „elektrischen Zentralen“ (??buch) sieht, die „ integrale architektonische Schöpfungen unserer Zeit sind – Räume von bewundernswerter Nüchternheit und Sauberkeit, in deren Mittelpunkt prachtvolle Maschinen feierliche und eindrucksvolle Akzente setzen“ ( ?????Zitat Buch), also Behrens Idee teilte, eine zwar auf Wesentlichkeit, geometrische Formen und Klarheit reduzierte, aber doch mit monumentaler Würde und Imposanz ausgestattete Fabrik zu einer „Kathedrale der Arbeit“ zu machen und der Arbeit an sich vielleicht auch einen ganz neuen Stellenwert zu geben.