Damit sie das Leben haben
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Damit sie das Leben haben
„damit sie das Leben haben...“ – Profil der Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft I. Familien sind unverzichtbar Familien sind für die Gesellschaft unverzichtbar, denn „eine Gesellschaft, welche die nachwachsende Generation und deren Eltern vernachlässigt, stellt ihre eigene Zukunft aufs Spiel.“ (Sozialwort der Kirchen, 1997) Die Zukunft unserer Gesellschaft ist immer mehr bedroht durch Wertewandel und –verlust, Orientierungslosigkeit und Entsolidarisierung. Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft sind Einrichtungen für Familien und bieten Bildung, Begegnung und Begleitung an. Grundlage und Auftrag ihres Handelns ist das Evangelium. Die Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft haben sich als kontinuierliche und verlässliche Partnerinnen in der Unterstützung und Begleitung für Familien erwiesen. Sie sind dazu beauftragt, sowohl durch den Staat (geregelt in den einzelnen Ländergesetzen) als auch durch die Kirche (Synodenpapier der deutschen Bischöfe, 1975, und Sozialwort der Kirchen, 1997). Viele Fragen und Probleme von Familien prägen die Arbeit der Familienbildungsstätten. • Strukturelle gesellschaftliche Rahmenbedingungen benachteiligen Familien (Steuergesetze, Wohnsituation, Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit, Kinder als Armutsrisiko). • Familie hat zu wenig Lobby in Politik und Gesellschaft. • Gesellschaftliche und persönliche Krisen, die außerhalb der Familien entstehen, werden in den Familien ausgetragen (Belastungen der Arbeitswelt, Arbeitslosigkeit). • Die Massenarbeitslosigkeit hat schwerwiegende Folgen für Familien in bezug auf die Innenbeziehungen wie auch für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. • Familien erleben entscheidende Funktionsverluste hinsichtlich der Erziehung und der Weitergabe von Lebenserfahrung und Glauben. • Individualisierungstendenzen werden verstärkt durch die gesellschaftliche Wertschätzung von Perfektion, Effizienz und dem Vorrang wirtschaftlicher Aspekte. • Die gesellschaftlichen Maßstäbe „schneller, größer, alles ist machbar“ lassen Familien keine Grenzen mehr spüren; frühere Qualitätsmerkmale wie „Ruhe, Raum geben, zuhören können“ verlieren an Wert. • Familie entwickelt sich zur Randgruppe der Gesellschaft. Daher sinkt die Möglichkeit, lauf gesellschaftliche Entwicklungen Einfluß zu nehmen. • Die Vielfalt familialer Lebensformen wird in unserem Sozialsystem zu wenig berücksichtigt. Familienbildungsstätten im Bistum Limburg Seite 1 von 4 www.katholische-familienbildung.de „damit sie das Leben haben...“ – Profil der Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft Familie ist in ihren unterschiedlichen Ausprägungen unverzichtbar für die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Kirche. Daher sind Bildung, Stärkung, Stützung und Begleitung unabdingbar. Als Orte lebenslangen Lernens haben Familienbildungsstätten in ihrer Brückenfunktion zwischen „Marktplatz und Kirche“ die außergewöhnliche Chance, Menschen zu erreichen, die zwischen Abgewandtheit und dem Wunsch nach neuer Orientierung ihren Weg suchen. II. Christliche Orientierung Unsere Grundlage • Im Mittelpunkt der Arbeit der Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft steht der Mensch, dem vom Gott des Lebens Wert und Würde zugesprochen wird. • Im menschlichen Gesicht Gottes, in Jesus Christus, geschieht seine Zuwendung zu den Menschen. Darum können Menschen und Gott einander begegnen. • Der Mensch ist Teil der Schöpfung Gottes und trägt Verantwortung für seine Mitwelt. • Auch dort, wo Menschen scheitern und Brüche in ihrem Leben erfahren, ermöglicht der Gott des Lebens Neubeginn durch heilende Begegnung mit den Menschen. Unsere Praxis In unserer Arbeit orientieren wir uns an den Maßstäben des Evangeliums. Dies heißt für uns: • Wir holen Menschen da ab, wo sie sind; begleiten sie in ihren unterschiedlichen Lebenslagen und schaffen Raum für individuelle Entwicklungen. • In vertrauensvoller Atmosphäre ermöglichen wir ihnen Akzeptanz, Toleranz, Offenheit, Transparenz, Freiheit und Verbindlichkeit zu erfahren. • Wir ermutigen Familien durch Begegnung und im Austausch mit anderen, die in ähnlichen Lebenssituationen sind, auf zentrale Lebensfragen Antworten zu suchen und zu finden. • Wir nehmen das jeweils persönliche Orientierungsbedürfnis ernst. Wir nötigen weder unsere eigene Antwort aus dem Glauben auf noch verschweigen wir sie. • Wir ergreifen Partei für FAMILIE in Kirche und Gesellschaft. Unsere Vision Hoffnungsvoll und zuversichtlich ermutigen und stärken wir Menschen, damit sie über ihre Grenzen hinaus wachsen und Zukunft gestalten können. Wir vertrauen auf die Zusage Jesu: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Familienbildungsstätten im Bistum Limburg Seite 2 von 4 www.katholische-familienbildung.de „damit sie das Leben haben...“ – Profil der Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft Interkultureller Dialog. Familienbildungsstätten eröffnen Gesprächs- und Handlungsfelder für Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen. Sie tragen somit zur Förderung eines verständnisvollen Zusammenlebens bei. Familienbildungsstätten schaffen durch ihre Arbeit Voraussetzungen für politisches Handeln. Unser personales Angebot und unsere Erfahrungsräume In der praktischen Arbeit bringen sich alle am Lerngeschehen Beteiligten als Person ein. Ebenso wichtig wie die soziale und fachliche Kompetenz der Kursleitungen ist die Fähigkeit, authentisch in der Kursarbeit zu sein. Darüber hinaus fördern Kursleiterinnen und Kursleiter die Beziehungskompetenz der Gruppenteilnehmerinnen und Gruppenteilnehmer auch durch Reflexion der Prozesse. Das praktische Einüben von Fähigkeiten und Fertigkeiten für den Lebensalltag von Familien hat einen hohen Stellenwert. Hierzu gehören Kurse zur Ernährung und Hauswirtschaft, textilem Gestalten, handwerkliche Techniken, Entspannungstechniken. Familienbildungsstätten sind als Lebensorte so eingerichtet, dass sie Menschen mit allen Sinnen ansprechen. Wohnortnah und durch dezentrale Angebote fördern Familienbildungsstätten soziale Nachbarschaften und Netze des Alltags. IV. Investition in die Zukunft Familienbildung ist die Investition in die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche. Mit ihrer Arbeit, die in ihren Grundzügen präventiven Charakter hat, erreichen 127 Familienbildungsstätten in katholischer Trägerschaft bundesweit über drei Millionen Menschen jährlich. Daher fordern wir von der Kirche, Familie in Wort und Tat in den Mittelpunkt zu stellen und die notwendigen Rahmenbedingungen für das Gelingen von Familie zu schaffen. Dazu gehört auch, die Eigenverpflichtung der Kirchen im Sozialwort der Kirchen (1997) einzulösen sowie Familienbildung entsprechend finanziell und personell auszustatten. Beschlossen am 27. Mai 1998 in Mühleim/Ruhr von der Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten Familienbildungsstätten im Bistum Limburg Seite 4 von 4 www.katholische-familienbildung.de