Erfahrungsbericht Praktikum Valencia
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Erfahrungsbericht Praktikum Valencia
Erfahrungsbericht Praktikum Valencia Im Zeitraum von 01.03.2012 bis zum 31.07.2012 habe ich beim Referat der Internationalen Angelegenheiten und Kooperation der Universität Valencia mein Pflichtpraktikum absolviert. Da ich 3 andere Praktika in Deutschland abgeschlossen hatte, war es für mich von großer Bedeutung vor meinem Magisterprüfung noch einmal praktische Erfahrung im Ausland zu sammeln. Meine Entscheidung fiel auf das spanischsprachige Ausland, weil ich in den letzten 4 Jahren intensiv Spanisch lernte. Die Praktikumsstelle habe ich auf die Karriereseite von Studenten- und Arbeitsmarkt der Ludwig-Maximilians-Universität München gefunden. In der Zeit war das die einzige Ausschreibung für das Zielland Spanien, und von daher Valencia als Zielort war ein reiner Zufall. Ich hatte mich im März 2011 (ein Jahr davor) beworben und die Zusage habe ich nach einer ziemlich langen Wartezeit, eigentlich erst im August bekommen. Bis August habe ich nichts von denen gehört, obwohl ich sie inzwischen 2-mal angeschrieben habe. Ich wollte mir das Auslandssemester rechtzeitig planen und vorbereiten aber mit Spanien lief die Sache etwas anders. Die Kommunikation per E-Mail mit denen war ein bisschen schlecht. Ich musste immer paar Tage oder Wochen auf irgendeine Antwort warten. Vor der Abreise hatte ich an einem von dem Studenten-und Arbeitsmarkt und SINK organisiertem Sensibilisierungstraining teilgenommen, was ich superspannend und wichtig fand und wurde an allem, die im Ausland gehen, empfehlen. Leider gibt es nicht so viele Universitäten, die so was organisieren. Außerdem ist LMU einer von den wenigen Universitäten, die diesem interkulturellen Training an den Studierenden anbietet. Ich bin 2 Tage vor dem Praktikumsbeginn mit Ryanair von Memmingen nach Valencia geflogen. Das war ein direkter Flug (und gleichzeitig die beste und die günstigste Variante) und hat mich gegen 50€ gekostet. Vom Flughafen ist das Zentrum sehr schnell, in nur 20 min mit Metro zu erreichen, die allerdings nur bis um 12 Uhr Mitternacht fährt. Mit der Wohnungssuche fing ich 2 Monate vor dem Praktikumsbeginn, obwohl das in Spanien eher kurzfristiger funktioniert. Die meisten Wohnungen waren ab sofort zu vermieten, und wenn man Wohnungen ab März suchte, fand man keine. Die Miete für ein vernünftiges Zimmer bewegte sich zwischen 200-400€. Ich habe auf die Website pisocompartido.com gesucht und habe eine Wohnung vor der Abreise schon gemietet, was aber nicht so schlau war. Die Wohnung war schön und entsprach die Fotos, aber unglaublich laut. Sie lag an der Kreuzung Blasco Ibañez mit Cardenal Benlloch, im ersten Stockwerk und mit schlechter (oder keiner) Isolierung des Fensters. Nachdem ich 3 Nächte überhaupt nicht schlafen konnte, habe ich mir vor Ort eine andere gesucht (habe aber dafür die Kaution von 170€ verloren) und sofort eine bessere gefunden, die nur an 2 Minuten Entfernung von dem Praktikumsort lag. Das ist in Valencia gar kein Problem, man findet von einem Tag auf anderen sicher eine Wohnung. Aus schlechte persönliche Erfahrung würde ich deswegen an allem empfehlen, die Wohnungen in Valencia aus 3 Gründe vor Ort zu suchen: Erstmals, weil die meisten der Wohnungen alt und schlecht isoliert sind, zweitens man kann die Gegend selber sehen und einschätzen und drittens man kann die Mitbewohner mindestens kennenlernen. Ich wohnte in der Calle Alemania, gleich gegenüber der Deutsche Schule, auf dem 13. Stockwerk, hatte einen wunderschönen Ausblick auf Valencia, teilte die Wohnung mit 3 Spaniern/in und zahlte 250€ für die Miete und 35€ für die Nebenkosten. Das war eine ruhige und familiäre Gegend, mit vielen Lebensmittelläden, Bars und nette Menschen. Ich brauchte 10 min zum Zentrum mit dem Fahrrad und 20 min zum Strand. Das Studentenviertel Benimaclet, el Parque del Viveros, el Parque Turia hatte ich gleich um die Ecke. Ich musste kein neues Konto eröffnen, da in Valencia Filialen der Deutsche Bank gibt es. Man soll aber die Geldkarte für Ausland freischalten und am besten vor der Abreise, da es schon einigen Tagen dauern kann. Die deutsche Krankenversicherung wurde am Anfang akzeptiert, aber da es dazwischen einigen Reformen im Gesundheitssystem des Spaniens gab, hieß es, dass ab August 2012 nur in die Notaufnahme kostenlos behandeln werden, sonst sollten wir die Kosten selber tragen. Deswegen bitte informiert Euch gut, ob dieser Reform in der Kraft getreten ist. In Valencia wussten sie eigentlich nichts davon, ich habe es durch den Erasmus Koordinator der LMU erfahren. Ich musste zum Glück während der 5 Monate nicht zum Arzt und kann das aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Außerdem habe ich eine Unfall-und Haftpflichtversicherung und eine Rücktransportversicherung abschließen müssen, da ich aus einem nicht EU-Land komme und einem Visum für diesen Aufenthalt brauchte. Das Praktikum selbst hat mehr oder weniger Spaß gemacht. Am ersten Tag wurden mir alle Mitarbeiter vorgestellt, die insgesamt 20 waren. Hier, gleich bei der Begrüßung kam zu dem ersten Kulturschock und die Unsicherheit meinerseits Ich wusste, dass die Leute sich 2 Küsse beim Kennenlernen geben aber ich wusste nicht, wie es in der Arbeit ist. Aus dieser Unsicherheit habe ich den Einigen die Hand gegeben und die andere geküsst. Ich habe mich schon etwas komisch gefühlt, aber auch nach 5 Monaten dort, würde ich wieder nicht wissen, was richtig oder besser wäre. Die Mitarbeiter erschienen mir sehr nett, freundlich und offen, man dürfte die sofort duzten (das Siezen kommt allgemein sehr selten in der Arbeitswelt der Spanier vor). Gleich am ersten Tag führte ich ein kleines Gespräch mit dem Betriebsleiter des Referats der Internationalen Angelegenheiten und Kooperation. Es wurde mir dabei erklärt was dieses Referat alles macht und was meine Aufgaben ungefähr wären. Das Referat “Internationale Angelegenheiten und Kooperation” koordiniert die internationalen Aktivitäten der Universität Valencia und ist für den Internationalen Austausch, die Fremdsprachenkoordination, internationale Forschungskooperationen sowie für die Organisation von Workshops und Fortbildungen verantwortlich. Ich war in der Abteilung der Kooperation tätig und dürfte die folgenden Aufgaben übernehmen: Betreuung der internationalen Stipendiaten (aus Latein- und Zentral Amerika, Nord Afrika, Haiti) persönlich, telefonisch und per E-Mail Mitarbeit bei der Erstellung der neuen Website von Kooperation sowie deren Aktualisierung Übersetzung von spanischen Dokumenten ins Englische Erstellung von statistischen Analysen und Evaluationen (mit SPSS) Controlling und Unterstützung bei der Vermögensverwaltung (gestion de los fondos) Übernahme diverser administrative Aufgaben sowie Pflege der abteilungsinternen Datenbank Die Arbeitssprache war Spanisch und Valencianisch, wobei die Kenntnis der valencianische Sprache nicht die Voraussetzung für das Praktikum war. Da die Mehrheit der Mitarbeiter aus der Nähe von Valencia kam, sprachen die untereinander fast immer auf Valencianisch. In meinem Büro wurde aber zum Glück nur auf Spanisch gesprochen, obwohl alle Computerprogramme nur auf Valencianisch waren. Da aber meine Mitbewohnerinnen auch aus Valencia kamen, habe ich mich ganz schnell an die Sprache angewöhnt und konnte viel verstehen. Die Arbeitsweise der Spanier erschien mir am Anfang etwa chaotisch und unorganisiert. Die Aufgaben wurden ohne Stress und Zeitdruck, aber dafür im letzten Moment und schnell erledigt. „Tranquila/o“, sagten sie immer, wenn jemand etwa stressiger geworden ist. Die „Almuerzo“, die Pause zwischen 10-11.30 war super wichtig, egal was passierte oder wie viel man zu tun hatte, sollte man zum „almorzar“ gehen. Alle Bars waren um dieser Zeit voll und man aß normalerweise einen Sandwich (Bocadillo) mit Kaffee. Die Arbeitszeit betraf von 8-15Uhr und danach hatte ich die ganze Zeit der Welt für mich. Da Valencia eine Stadt, die ziemlich viel zu anbieten hat, war das überhaupt kein Problem. Ich hatte jeden Tag ein volles Programm. Ob Strand, Kino, Café Teatro, Ausflüge, verschiedene „Ferias“, Fiestas, Konzerten oder Sportaktivitäten, man findet sicher etwas für jeden Geschmack. Was sie aber nicht verpassen sollten, falls sie ab März bis Juli in Valencia sind, sind die folgenden Events: Mascletá und Fallas im März (ein besonderes Erlebnis, einzigartig und typisch valencianisch) Festival Internacional de los Cortometrajes im May in Radio City Feria del Vino im May Noche de San Juan am 24. Juni Feria de Tapas in Benimaclet im Juni Indie, Pop, Rock Festival Ser Arte in La Ciudad de la Arte y Ciencia im Juli Man sollte die Nachbardörfer und -städte wie Xátiva, Sagunt, Peñiscola, Alicante, Port Saplaya, Monatnejos, Salto de la Novia auch unbedingt besuchen, wenn man schon in Valencia ist. Zum Ausgehen kann ich el Barrio del Carmen (die Altstadt Valencias) sehr gerne empfehlen. Um sich schnell in die Stadt zu bewegen, sollte man unbedingt die Valenbisi Fahrradkarte abonnieren oder sich ein Fahrrad besorgen. Valencia ist einfach perfekt für Radeln. Wenn man eine gute und richtige Paella essen will, sollte man in Alboraya direkt am Strand bei „Levant“ oder in der Nähe von Pinedo in „Alqueria al Brosquil“ gehen. Die beste Orchata gibt es in Alboraya bei Orchateria Daniel. Ohne Orchata und Paella zu probieren, sollte man nicht Valencia verlassen. Turia, der Park und der ehemalige Fluss ist der Treffpunkt für alle die joggen gehen. Es gibt dort immer eine Laufstimmung und man wird sehr schnell davon angesteckt. In Valencia wird viel Sport getrieben (die Leute achten viel auf Ihre Strandfigur) und wurden was jedes Wochenende verschiedene Marathons organisiert. Ich selber habe teil auf 2 genommen. Wenn es um Strand geht, ist Malvarosa am nahesten und am meisten besuchten. Paar Minuten nördlicher, befindet sich Patacona, der meiner Meinung nach viel ruhiger und angenehmer ist. Am liebsten bin ich auf die Strände von Saler, im Naturschutzgebiet Albufera, gegangen. Leider sind diese Strände 10 km von Valencia entfernt und am besten mit Auto zu erreichen. Erst ab Juli fahren auch regelmäßig Busse und man ist in 20 min da. Um Spanisch weiter zu lernen, habe ich einen 4-monatigen Spanischkurs absolviert, der mir vom Praktikumsgeber bezahlt worden war. Ich muss sagen, dass sich meine Spanischkenntnisse während dieser 5 Monate deutlich verbessert haben. Ich konnte sehr einfach Kontakte mit den Einheimischen aufbauen, ich werde ständig bei verschiedenen Events eingeladen und hatte die Möglichkeit die spanische Kultur ziemlich nah zu erleben. Das Praktikumssemester in Valencia ist eine positive Erfahrung für meine persönliche und berufliche Erfahrung gewesen. Ich habe vielleicht nicht so viel Neues gelernt aber ich konnte auf jeden Fall, dass was ich studiert habe, umzusetzen und einigen neuen Ideen in der Abteilung der Kooperation reinbringen. Zum Schluss würde ich an jedem unbedingt so ein Auslandssemester empfehlen.