Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht Name: I n g a, M u e t z e l f e l d t Austauschjahr: Sommersemester 2014 Gastuniversität: Universidad de Valencia Stadt: Valencia Land: Spanien Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Vorbereitungen Da in Spanien das Sommersemester wesentlich früher, nämlich schon Anfang Februar, startet, sollte man sich genau überlegen, wann man gerne nach Spanien kommen möchte. Vielleicht kannst du teilweise Prüfungen in Augsburg früher machen und so wie ich von Anfang an in die Vorlesungen gehen. Die Anmeldung an der Universidad de Valencia erfolgt online, wobei neben persönlichen Daten, eine Kopie deines Personalausweises, sowie ein Passbild und ein Nachweis einer Krankenversicherung gefordert werden. Außerdem gibt man hier schon eine vorläufige Kurswahl an, was ein guter Zeitpunkt ist sich spätestens jetzt das Kursangebot genau anz uschauen. Zusätzlich sollte man sich, falls man das nicht sowie schon besitzt, über eine Kreditkarte, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung und ein Bankkonto, bei dem man kostengünstig oder –los in Valencia Geld abheben kann, Gedanken machen. Da die Deutsche Bank in Valencia viele Automaten hat, habe ich mich für ein Konto bei ihnen entschieden. Da gibt es aber sehr viele Angebote. Ankunft und Unterkunft Kommt man am Flughafen an, kann man leicht mit der Metro in ca. 20 Minuten in die Innenstadt fahren. Je nachdem wie weit deine Unterkunft von einer Metrostation weg ist und wie schwer deine Tasche ist, kannst du auch bequem Taxi fahren, zahlst aber ca. 20€. In Valencia gibt es viele gute und günstige Hostels. Ich war im Home Youth Hostel, das sehr zentral liegt und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis hatte. Als erstes solltest du dir eine spanische SIM-Karte besorgen. Ich habe eine Prepaid-Karte von Happy Movil genommen. Da gibt es aber viele Anbieter, die je nachdem was du genau willst, unterschiedliche, aber meist recht günstige Angebote haben. Kaufen und Aufladen kannst du die Karte in mehreren kleinen Shops, von denen viele in der Innenstadt liegen. Wohnungssuche Da in Valencia viele Zimmer zu vermieten sind, reicht es ein oder zwei Wochen vor Kursbeginn direkt in Valencia auf Wohnungssuche zu gehen. Von Deutschland aus kann man zwar schon etwas auf den Internetseiten stöbern, sollte sich aber die Zimmer immer persönlich ansehen. Da die meisten Vermieter Whatsapp oder zumindest ein Handy nutzen, kann man leicht Besichtigungstermine vereinbaren und vielleicht dabei schon die neuen Mitbewohner kennenlernen. Emails werden sowieso selten beantwortet. Das Gefühl ohne Wohnung in ein fremdes Land zu reisen, war für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber obwohl ich sehr spezielle Wünsche zum Ort und meinen Mitbewohnern hatte, hatte ich nach drei Tagen mein Zimmer, mit dem ich dann sehr glücklich war. Da ich auf dem Campus in Burjassot studiert habe, habe ich ein Zimmer in der Innenstadt gesucht. Zwar sind die Preise da höher, dafür ist die Anbindung sehr gut und die Chance mit Spaniern zu wohnen wesentlich größer. In Burjassot selbst würde ich niemandem empfehlen zu wohnen, da Burjassot als Vorort von Valencia eher verschlafen wirkt und die spanischen Studenten, die dort wohnen, meistens übers Wochenende heimfahren. Die Fahrt zur Uni ist mit 20 bis 35 Minuten mit der Metro von der Innenstadt aus zudem sehr erträglich. Studiert man auf einem der anderen beiden Campus, kann man sich auch ein Zimmer in der Nähe des „Blasco Ibanez“ suchen. Hier wohnen viele ERASMUS-Studenten, die Preise sind niedriger, die Zimmer meist etwas kleiner und die Bardichte etwas höher. Bei der Wohnungswahl solltest du darauf achten, dass es eine Heizung oder einen Radiator gibt, da es sonst in den Wintermonaten sehr ungemütlich wird. Alternativ kannst du dir auch einen Neuen kaufen. Spanische Wohnungen sind meistens recht schlecht isoliert und wenig beheizt. Tatsächlich habe ich noch nie so viel in Wohnungen gefroren wie in Spanien. Die Kosten für ein Zimmer liegen in der Regel zwischen 200 und 250€, in der Innenstadt teilweise etwas höher, in der Nähe des „Blasco Ibanez“ auch mal darunter. Universität ( Campus Burjassot ) In deinen ersten Tagen in Spanien solltest du ins International Office gehen und dein CoA unterschreiben lassen. Zwar konnten die Mitarbeiterinnen dort kein Englisch, aber der Papierkram war trotzdem recht schnell erledigt. Das Learning Agreement solltest du schon vor deiner Ankunft an deinen Fachbetreuer schicken, damit er dir eventuelle Änderungen vorschlagen kann. Ich musste mein Learning Agreement komplett ändern, was nic ht viel Aufwand war, aber doch etwas ärgerlich. In der ersten Woche habe ich dann die Vorlesungen besucht, die ich gerne hören wollte. Das würde ich auch jedem empfehlen, um eventuell doch noch eine Vorlesung zu streichen oder eine andere dazu zu nehmen. Zum einen sind manche Professoren schwerer zu verstehen als andere, zum Anderen können dir die anderen Studenten Tipps geben, welche Vorlesungen besser geeignet sind. Außerdem werden Vorlesungen, zumindest im Bereich Mathem atik, im Normalfall in Valenciano, der lokalen Sprache in Valencia, gehalten, solange keine Austauschstudenten oder Spanier, die kein Valenciano verstehen, im Kurs sind. Daher sollte man sich möglichst in der ersten Vorlesung kurz vorstellen, damit der Professor auf Castellano wechseln kann, was er im Normalfall dann auch tut. Hast du dich für die Vorlesungen entschieden, wirst du für die Vorlesungen eingeschrieben und kannst das Internetportal, ähnlich wie der Digicampus, nutzen. Außerdem wird ein Studentenausweis für dich ausgestellt, was einige Zeit dauern kann, jedoch nicht sehr schlimm ist, da du den Ausweis im Normalfall nicht brauchst. Im Allgemeinen fand ich den organisatorischen Teil recht unproblematisch, vor allem da die Ansprechpartner immer sehr hilfsbereit waren und einem an jeder Ecke geholfen wird. Vorlesungen ( speziell Mathematik ) Im Bereich Mathematik werden so gut wie alle Vorlesungen auf Spanisch oder Valenciano (siehe oben) gehalten. Das ist anfangs sehr anstrengend, man lernt jedoch sehr schnell die Fachbegriffe und kann nach einigen Wochen den Vorlesungen problemlos folgen. Teilweise wird am Ende ein Skript ins Internetportal gestellt, jedoch nicht immer, weshalb es sich meiner Meinung lohnt, die Vorlesung zu besuchen. Zum Einen geht die Anwesenheit teilweise in die Note mit ein, zum Anderen kann man nur so Kontakte zu seinen Mitstudenten knüpfen und bekommt Informationen mit, wie das berühmte Paella-Fest, bei dem alle Studenten eines Fachbereichs zunächst im Paella-Kochen gegeneinander antreten und dann gemeinsam feiern. Die Vorlesungen sind zweimal wöchentlich, dauern immer zwei Stunden, wobei viele Professoren die Anfangszeit nicht immer so genau nehmen, und geben in der Regel sechs Credit Points. Für die Studenten aus dem ersten und dritten Jahr finden sie fast ausschließlich vormittags, für die Studenten des zweiten und vierten Jahres fast ausschließlich nachmittags statt. Da das Bachelor-Pendant, der Grado, in Spanien vier Jahre dauert, kann es, falls man im ersten Masterjahr ist, zu einigen Komplikationen kommen, da man eventuell im Grado eingeschrieben wird. Ich habe dann Vorlesungen aus dem vierten Jahr, sowie eine Diplom- vorlesung gehört, was bei der Anrechnung der Punkte dann zu keinen Problemen führen sollte. Das Niveau der Vorlesungen lag etwas unter dem Deutschen, wobei die im vierten Jahr angebotenen, optativen Vorlesungen zu den Anspruchsvolleren zählen. Beachten sollte man jedoch, dass die spanischen Mathestudenten in den ersten drei Jahren keine Wahlmöglic hkeiten haben und man sich daher vorher informieren sollte, welche Voraussetzungen an den Kurs gestellt werden. Die Kursgröße ist in Spanien oft kleiner als in Deutschland, wodurch die Uni teilweise sehr verschult wirkt, da die Professoren alle ihre Studenten beim Namen kennen und der Professor in der Regel auch mit seinem Vornamen angesprochen wird. Den klassischen Übungsbetrieb gibt es im Bereich Mathematik nicht. Einige Professoren bieten keine Übung an, die meisten integrieren jedoch ihre Übung in die normale Vorlesung und lassen eventuell Studenten auf freiwilliger Basis vorrechnen. Dies geht teilweise in die Endnote mit ein oder kann durch einen Vortrag ersetzt werden. In manchen Vorlesungen wird zudem ein kleiner Zwischentest geschrieben. Abschrecken lassen sollte man sich von dem allem nicht. Tut man sich am Anfang noch recht schwer mit dem Spanischen, so kann man gegen Ende recht problemlos einen kurzen Vortrag halten oder die Klausur bestehen. Sprachkurse und Hilfestellungen Wer nach Spanien kommt um seine Sprachkenntnisse zu verbessern sollte einen Kurs beim „Centro de Idiomas“ belegen. Der ist für ERASMUS-Studenten mit 65€ für ca. 17 Wochen und vier Stunden pro Woche extrem günstig und vor allem für Grammatik-Auffrischungen und -verbesserungen unbedingt empfehlenswert. Außerdem kann man hier mehr ERASMUS-Studenten kennen lernen, die auf dem gleichen Sprachniveau wie man selbst sind. Unbedingt besuchen solltest du auch mal einen Intercambio, also einen Sprachaustausch. Hier treffen sich meist einmal wöchentlich sprachinteressierte Leute aus allen möglichen Ländern um meist abends bei einem Bier in einer Kneipe über Gott und die Welt zu reden und damit ihre Sprachkenntnisse in Spanisch, Englisch, Französisch oder auch Deutsch aufzufrischen. Ich habe dort viele nette Leute kennengelernt, vor allem auch Spanier. Wärmstens ans Herz legen kann ich dir aber vor allem mit Spaniern zu wohnen. Da die sich meistens sträuben Englisch zu sprechen, kommt man nicht in Versuchung den meist leichteren Weg zu wählen, sondern fängt an, sich wirklich auf Spanisch zu unterhalten. Nur im Kontakt mit Muttersprachlern lernt man die Sprache wirklich gut. Zum einen lernt man auch nicht ganz sauber ausgesprochenes flüssiges Spanisch, sowie Redewendungen und spez ielle Ausdrücke zu verstehen, zum anderen können dich nur Muttersprachler auf Fehler aufmerksam machen, die ebenfalls Lernenden meistens erst gar nicht auffallen. Zum anderen bekommt man viel mehr vom Land und der Kultur mit. Kontakte zu Spaniern zu knüpfen kann anders teilweise sehr mühsam sein, wohnt man jedoch mit einem Spanier zusammen, lernt man dessen Freunde kennen und hat schnell einen spanisch-sprechenden Freundeskreis. Was nicht heißt, dass man dann keine ERASMUS-Studenten kennen lernt. Allein durch Sprach- und Unikurse, durch ERASMUS-Events und Reisen kann man unzählige Kontakte knüpfen. Die Stadt Valencia Valencia ist mit ca. 800.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Spaniens. Sie zählt sicher nicht zu den schönsten, wohl aber zu den aktivsten Städten. Hier leben viele Studenten, vor allem auch Austauschstudenten, und besonders im Sommer ist, mal abgesehen von der Siesta zwischen zwei und fünf Uhr nachmittags, die Stadt meistens voller Leben. Valencia besitzt eine recht überschaubare Innenstadt, mehrere Studentenviertel und einen riesigen Stadtpark, das trockengelegte Turia-Flussbett. Dort findet man heute neben unzähligen Sportmöglichkeiten, Musik-, Kunst- und Theaterveranstaltungen einen schönen Zoo, eines neues Zentrum für Wissenschaften und Kunst (Ciudad de las Ciencias y Artes ) und ein Aquarium. Außerdem sind die Strände Valencias sehr sauber und schön und von der Innenstadt und den Studentenvierteln leicht zu erreichen. Das Verkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut und wird durch das Fahrradverleih-System „Valenbisi“ gut ergänzt. Die Jahreskarte ist sehr billig, es gibt viele Stationen und die Fahrräder sind immer sehr verkehrstüchtig. Fahrradwege gibt es in Valencia leider nicht sehr viele, doch vor allem nachts ersetzt das Fahrrad sehr gut die Metro, die nach elf Uhr nicht mehr fährt. Alternativ gibt es Nachtbusse oder man fährt einfach Taxi, was in Valencia sehr billig ist. Freizeit Neben etlichen Sportmöglichkeiten, auch von der Uni aus, bietet Valencia vor allem viele Möglichkeiten sich abends die Zeit zu vertreiben. In unzähligen Tapas-Bars und Kneipen, vor allem in der Innenstadt, Ruzaffa, Benimaclet und in der Nähe des „Blasco Ibanez“ kann man sehr günstig und gut essen oder etwas trinken gehen. Außerdem besitzt Valencia eine ziemlich gute Party-Szene. Getroffen wird sich meist gegen elf, gefeiert dann ab zwei und heimgekommen ab ca fünf Uhr morgens. Meist kann man über eine Facebook-Liste, in die man sich eintragen kann, einen freien Eintritt ergattern und auch die Getränkepreise sind sehr moderat. In Valencia gibt es sehr viele schöne Diskotheken, in denen oft auch spezielle Angebote, wie Salsa-Abende angeboten werden. Nutzen solltest du auch die unzähligen Angebote von ERASMUS-Organisationen, wie Länderabende oder Ausflüge, die immer sehr billig und lustig sind und ideal um andere Leute und Kulturen kennen zu lernen. Auch die angebotenen Reisen sind immer erschwinglich, teilweise zwar etwas chaotisch, dafür meist mit einer guten Mischung aus Kultur- und Partyprogramm. Oft bleibt leider zu wenig Zeit um die Städte ausführlich anzusehen. Dafür solltest du einfach selbst Reisen organisieren, ein Auto mieten, mit „Blabla-Car“ eine Mitfahrgelegenheit suchen oder auch sehr günstig mit dem Bus in eine neue Stadt reisen. Wenn man Glück hat, kommt man so zum Beispiel für 35€ mit dem Bus nach Barcelona und wieder zurück. Fazit Ein Auslandssemester zu machen war wohl eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe und kann es jedem nur wärmsten empfehlen. Der organisatorische Aufwand hält sich in Grenzen, die Erfahrungen, die man sammelt, jedoch scheinbar nicht. Man kann nicht nur seine Sprachkenntnisse erheblich verbessern, man lernt auch unglaublich viel über verschiedene Länder und Kulturen. Vor allem aber bringt einen diese Erfahrung persönlich erheblich weiter. Man lernt neue Leute und Sichtweisen kennen, knüpft Freundschaften und lernt nicht zuletzt sich selbst besser kennen.