Flugzeugbau 2014

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Flugzeugbau 2014
Erfahrungsbericht
Auslandssemester Flugzeugbau
University of Sydney, Semester I 2014
Mathias Haake
(Entwurf und Leichtbau- 5. Semester)
11. August 2014
(Email: mathias.haake@haw-hamburg.de)
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1
Kurze Einleitung
3
2
Erste Überlegungen
3
3
Sydney- Weltstadt, Hafen, Naturparadies und Surfer-Eldorado in einem...
Die Ankunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
4
4
6
4
Das
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
5
6
Unileben
The University of Sydney . . . . . . . . . .
Orientierungstage . . . . . . . . . . . . . . .
Sydney Union, Access Card und SUSF . . .
Enrolment Phase . . . . . . . . . . . . . . .
Das Semester allgemein . . . . . . . . . . .
Meine Kurse . . . . . . . . . . . . . . . . .
AERO 3560 Flight Mechanics 1 . . . . . . .
AMME 3500 System Dynamics and Control
AMME 2700 Instrumentation . . . . . . . .
CIVL 3010 Engineering and Society . . . .
4.7 Allgemeines Resümee . . . . . . . . . . . . .
Lernen gut und schön... Was geht sonst so
5.1 Royal National Park . . . . . . . .
5.2 Brisbane Waters National Park . .
5.3 Illawarra . . . . . . . . . . . . . . .
5.4 Blue Mountains . . . . . . . . . . .
5.5 Melbourne . . . . . . . . . . . . . .
5.6 Der Klassiker- Sydney→ Cairns . .
5.7 Neuseeland . . . . . . . . . . . . .
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außerhalb Sydneys?
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Zusammenfassung
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2
1 Kurze Einleitung
1 Kurze Einleitung
Das Anliegen dieses Berichts ist es, über (m)ein Auslandssemester im Flugzeugbau an der Universität
Sydney zu informieren und möglichst genau wiederzugeben, worüber man sich eingehend Gedanken
machen sollte, was man anschließend organisieren muss und worauf man sich dann einstellen und freuen
kann.
2 Erste Überlegungen
Zunächst sollte man allgemein abwägen, wie viel Wert einem persönlich das Auslandssemester ist. In
meinem Fall hatte ich bereits während eines Auslandsaufenthaltes im Jahr zuvor angefangen, über
diese Frage nachzudenken. Während dieser 3 Monate, in denen ich in England gearbeitet hatte, wurde
mir persönlich der Erfahrungswert eines längeren Auslandsaufenthaltes bewusst. Zusätzlich bin ich
Mitglied im Blended Wing Body- Team gewesen, was letztlich der ausschlaggebende Punkt gewesen
war, weshalb ich mich bewerben wollte. Wahrscheinlich ist zunächst die wichtigste Frage, welche Kurse
und mit welchem Ziel man diese belegen möchte.
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Diese grundlegende Frage geklärt habe ich mich etwa ein Jahr im Voraus ernsthaft mit dem Gedanken
auseinandergesetzt und folgende Schritte absolviert, bevor ich überhaupt in den Flieger einsteigen
konnte:
Semesterbeginn
Abbildung 1: Zeitstrahl für die Organisation
• 1 Jahr vorher: Bewerbungsmappe anlegen (Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben, Kurse
suchen, TOEFL IbT > 90 pts)
• 3/4 Jahr vorher: Bewerbungsgespräche International Office an der HAW
• 3/4 Jahr vorher: ANNAHME HAW
• 7 Monate vorher: Bewerbungsunterlagen für Sydney ausfüllen (Unit of Study Enrolment
Form,Transcript grades, translated modules, TOEFL IbT)/ mit HAW Prüfungssausschuss über
Anerkennung der Kurse sprechen
• 5 Monate vorher: Beginnen mit Planung, was Hinterlassenschaften in Hamburg angeht (Wohnung, Kreditkarte, Reisepass beantragen etc.)
• 3 Monate vorher: APPROVAL Sydney
• 2,5 Monate vorher: Web Acceptance für Sydney, Declaration of Financial Capacity, Overseas
Student Health Cover (OSHC)
• 2 Monate vorher: Electronical Confirmation of Enrolment (ECoE) von Uni Sydney und online
Visum beantragen
3
3 Sydney- Weltstadt, Hafen, Naturparadies und Surfer-Eldorado in einem...
• 1-2 Monate vorher: letzte Vorbereitungen in Hamburg: Impfungen, Arztbesuche, Internationaler
Führerschein, Untermietvertrag etc.
• 1,5 Monate vorher Flüge buchen
• 2 Wochen vorher Prüfungen an HAW schreiben und endlich durchstarten!
An dieser Stelle habe ich sehr detailliert aufgelistet, was ich durchzuführen hatte, weil ich es neben dem
vierten Semester in Hamburg schon als zusätzliche Belastung empfunden hatte, was schließlich alles
zusammenkommen musste, um letztlich nach Sydney zu kommen. Zusätzlich hatte sich der Prozess bei
mir im Jahr 2013 ziemlich zugespitzt, sodass ich effektiv zwei Monate Zeit von meiner Online-Annahme
in Sydney bis zum Flug hatte. Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich es dann aber doch auf die
Südhalbkugel geschafft.
3 Sydney- Weltstadt, Hafen, Naturparadies und Surfer-Eldorado in einem...
Die Ankunft
Nach 32 Stunden Flug sind wir schließlich über London und Singapur in Sydney angekommen. Die
erste Tage hatten wir ein optimal gelegenes, günstiges und schönes Hostel1 gebucht, von dem aus
ich unmittelbar nach meiner Ankunft zu den ersten Orientierungstagen laufen konnte und wir eine
langfristige Bleibe suchen wollten. Den unzähligen Foren zufolge macht es nämlich weniger Sinn, von
Deutschland aus eine Wohnung zu organisieren, die man sich schlussendlich doch nicht vor Einzug
anschauen kann. Im Nachhinein hat sich dies bezahlt gemacht. Als Quelle für die Wohnungssuche bieten
sich
• gumtree.com.au
• flatmates.com.au
• easyroommates.com.au
an. Man bezahlt ab 30 Dollar pro Nacht.
Die Stadt
Sydney ist eine in meinen Augen wunderschöne Stadt. Sie liegt an der Südostküste Australiens am
Paramatta River, der sich zu dem gigantischen Port Jackson ausbreitet, der natürliche Hafen Sydneys,
der die Kulisse liefert, die jeder kennt:
Abbildung 2: Das wunderschöne Opernhaus
1
Abbildung 3: Der Klassiker
www.cambridgelodge.com.au
4
3 Sydney- Weltstadt, Hafen, Naturparadies und Surfer-Eldorado in einem...
So ist das gesamte Sydney-Stadtgebiet sehr verstreut entlang der Wasserlinie und beherbergt ungefähr
4.5 Mio. Menschen. Besonders angenehm ist, dass die Einwohner ungewohnt unkompliziert mit Fremden
umgehen und für sich spricht, dass selbst 49 von 100 Einwohnern übersee geboren wurden. Das Flair in
der Stadt ist sehr offenherzig und bunt gemischt.
Besonders schön ist die Küstengegend mit den berühmten Stränden Bondi, Coogee und Maroubra, die
man über den Coastal Walk direkt an der Küste entlang ablaufen kann. Besonders Coogee ist meiner
Meinung nach ein echtes Schmuckstück. Im Norden der Stadt kann man dann auch in Manly surfen
lernen, wenn man möchte.
Abbildung 4: Bondi Beach
Abbildung 5: Coastal Walk von Coogee nach Maroubra
5
3 Sydney- Weltstadt, Hafen, Naturparadies und Surfer-Eldorado in einem...
Abbildung 6: Manly Beach
Neben all den Naturschönheiten lassen sich direkt im Stadtzentrum auch einige schöne Stunden
verbringen, unter anderem mit:
• einer der free-guided tours im Stadtzentrum und Rocks-Viertel
• einem Besuch im modernen Darling Harbour inklusive Sea Life Centre und Wild life Centre
• einem Ausflug zum Taronga Zoo auf der Nordseite der Stadt
• einer Teleskop-Session im Observatorium
• unzähligen Möglichkeiten, Abende in Bars, Pubs oder Clubs zu verbringen
• Spaziergängen durch die Royal Botanic Gardens, den Sydney Harbour National Park etc.
• kulinarischen Spezialitäten in den In-Vierteln Surry Hills und Newtown etc.
• Museen und Galerien überall in der Stadt (meist kostenlos)
• Vorführungen in der Oper
• kayaken oder stand-up paddeln in den Buchten des unglaublich schönen Hafens
• Rugby, Cricket, Ultimate Frisbee und Soccer
• vielem mehr...
Ausgaben
Allgemein ist Sydney für Studenten eine teure Stadt: Für die Miete kann man zwischen 150 und 350
Dollar pro Woche und Zimmer einplanen. Lebensmittel würde ich leicht über dem Hamburger Standard
einordnen. Das öffentliche Verkehrsnetz wird von Zügen und Bussen bedient und ist etwas teurer als
bei uns in Hamburg (je nach Entfernung für Austauschstudenten beispielsweise 14 Dollar für zehn
Fahrten, jeweils vielleicht 25 min Fahrtzeit). Die Züge sind okay und vor allem für lange Strecken
sehr günstig, was sich bei Reisen in die Umgebung von Sydney lohnt (80 km Return für 9 Dollar).
Kulturelle Ausgaben sind normal. So bezahlt man für den Touri-Kram eine Menge, aber für Galerien
und auch Museen als Student meist gar nichts. Und schließlich ganz wichtig: Feiern geht extrem ins
Geld: Eintritte um die 20 Dollar und Bierpreise um die 6 Dollar pro halber Liter schrecken ganz schön
ab. Auch außerhalb der Gastronomie bezahlt man ordentlich für Alkohol, wen es interessiert. Australien
ist in dem Sinne sehr gesundheitsbewusst und besteuert Tabak und Alkohol beachtlich.
Insgesamt ist Sydney ein sehr lebenswerter, riesiger, aber sympathischer und schöner Ort zum Studieren
und Leben, wenn man wie ich auf Abwechslung, Multi-Kulti und quirliges Großstadt-Feeling steht.
6
4 Das Unileben
4 Das Unileben
4.1 The University of Sydney
Die Universität Sydney ist neben der University of New South Wales und der University of Technology Sydney die Hauptuniversität in der Stadt. Sie befindet sich zentrumsnah an der Geschäftsstraße
Broadway und bildet in ihrer Größe nahezu ein Stadtviertel für sich. Ca. 50,000 Studenten studieren
an insgesamt über 8 Campus, wobei Camperdown/ Darlington der weitaus größte davon ist. Die
Studiengänge reichen von Erziehung über Sprachwissenschaften und Wirtschaft bis Naturwissenschaften
und schließlich Engineering. Das Flair ist international mit einem Fünftel Internationals. Die Gebäudestruktur ist modern bis "Harry-Potter-like". Leider ist der Flugzeugbau eher in älteren Nebengebäuden
untergebracht, welche aber im Jahr 2014 renoviert werden. Auf dem Campus befinden sich mehrere
große Bibliotheken, sowohl überirdisch mit Blick auf Sydneys CBD als auch unterirdisch unter dem
Hauptcampus. Die technische Ausstattung der Vorzeige-Einrichtungen Law und Fisher’s library können
sich sehen lassen: Multimediale PC’s, Gruppenräume mit Flatscreens, Lounges, Sofas, Quiet-Zones und
ein wahrer Schatz an Büchern. Hier verbringt man wohl die meiste Zeit seines Australien-Aufenthaltes,
wenn man sich zum Ziel setzt, alle Kurse zu bestehen. Gegen die Müdigkeit und den Hunger gibt es
zahlreiche Cafés und Bistro auf dem Campus und ringsherum.
Insgesamt ist der Campus sehr schön, grün bepflanzt und gepflegt2 .
Abbildung 7: Blick vom Campus Richtung City Centre
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weitere Infos natürlich auf www.sydney.edu.au
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4.1 The University of Sydney
Abbildung 8: "Harry-Potter-Building"Quadrangle und Fisher’s library
Abbildung 9: Law Faculty
Abbildung 10: Engineering Walk Richtung Jane-Foss-Russell Building (mit SciTech library,
International Office und Cafès)
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4.2 Orientierungstage
4.2 Orientierungstage
Die Orientierungstage speziell für Exchange Students fangen ca. 2 Wochen vor Semesterbeginn an: Man
wird mit dem administrativen System vertraut gemacht, erfährt über seinen Uni-Login und wie Noten
veröffentlicht werden und erhält erste Informationen über Veranstaltungen und Feste (zum Beispiel
Surf-Camps, International Student Fair etc.).
4.3 Sydney Union, Access Card und SUSF
Vor allem wird einem aber schnell klar, dass man so einigen Klubs und Societies beitreten kann, die von
der Hauptorganisation der Sydney Uni Union getragen werden. Wer hier nichts findet, ist selber schuld:
Von German Society über religiöse Gesellschaften oder leadership-Trainings und Crossword-Clubs bis
zu den unzähligen Sport Clubs: Rugby, Football, Cricket, Fußball, Tennis, Rudern, Kayak und und und.
Selbst Quiddich kann man spielen: Obwohl ich nicht genau weiß, ob ich Spaß daran finde würde, mir
mit einer Hand einen Besen zwischen die Beine zu halten, während ich gleichzeitig wie ein Wahnsinniger
versuchen würde, einen Ball durch Drahtringe zu schmeißen. Aber wer’s mag...
Ich persönlich habe in der ersten Semesterhälfte Ultimate Frisbee und Yoga ausprobiert, bevor ich
dann nach der Osterpause mit Tennis angefangen und selbstständig mit Yoga weitergemacht habe. So
langsam wurde meine Zeit neben der Uni dann doch knapper als gedacht.
Bevor man jedoch irgendetwas machen darf, muss man der Sydney Uni Sport and Fitness Vereinigung
beitreten, was ca. 50 Dollar pro Semester kostet. Der Kauf der sogenannten Access Card wird einem
auch an das Herz gelegt. Sie garantiert Boni beim Kauf in allen Cafès auf dem Campus und häufig auch
vergünstigten Eintritt zu einer der zahlreichen Parties, die von der Sydney Union organisiert werden.
Ich für meinen Teil habe die 40 Dollar locker wieder mit Kaffee-Konsum wettgemacht.
4.4 Enrolment Phase
Die Einschreibephase ist für die Exchange Students eigentlich schon mit ihrer Bewerbung und Annahme
an der Sydney Universität abgeschlossen. Man erhält eine vorübergehende Bestätigung über die
Kurse, die man belegen darf (für die man approved wird) und hat dann zwei Wochen Zeit, die ersten
Vorlesungen zu besuchen und gegebenenfalls seinen Studienplan umzustellen. Manchmal, so auch bei
mir, kann es auch zu Kollisionen im Stundenplan kommen, wenn man Kurse belegt, die nicht alle
im Rahmenstudienplan eines bestimmten Semesters liegen. Dann gibt es Ansprechpartner, die einem
bei der Umstrukturierung helfen. Letztlich muss man nur aufpassen, dass man alle Pflichttermine
wahrnimmt, die für manche Kurse anfallen (Labore, Konsultationen etc.). Im Allgemeinen ist keine
Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen.
4.5 Das Semester allgemein
Das Semester ist gewohnte dreizehn Wochen lang mit einer Mid-Semester-Break und einer Study-week
eine Woche vor den Prüfungen. In der Regel belegt jeder Student vier Kurse im Aeronautical Engineering
pro Semester, die 24 australischen Credits und 30 europäischen entsprechen. Vorlesungen finden in der
Regel in Gruppen von 30 bis 250 Leuten statt (je nach Allgemeingültigkeit der Kurse für MechEng)
und am Ende schreibt man normalerweise eine Prüfung. Eines kann ich als HAW-Student jedenfalls
feststellen: Man sollte belastbar, interessiert, motiviert und engagiert sein, wenn man aus Sydney mit
bestandenen Kursen wiederkommen möchte. Mir persönlich wurde während dieses Semesters einiges an
Durchhaltevermögen abverlangt. Im Allgemeinen denke ich, dass der Arbeitsaufwand doch größer ist, den
man für den gleichen Erfolg investieren muss. Das liegt vor allem an zwischensemesterlichen Leistungen,
die mit bestimmten Gewichtungen auf die Gesamtnote einwirken: So gibt es Hausarbeiten (Reports,
Matlab-Codes, Berichte, Protokolle, Berechnungen), die Assigments mit Gewichtungen zwischen 5 und
15 Prozent und Arbeitsaufwänden bis zu offiziell 20 Stunden, inoffiziell aber 50 Stunden. Meist sind
diese individuell, aber zum Ende werden auch Gruppenprojekte gefordert. Zudem kommen je nach
Fach Quizzes mit 10-30 Prozent Gewichtung. Schließlich schreibt man noch Finals, in denen man mehr
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4.6 Meine Kurse
als 50 Prozent herausholen muss und die an sich Gewichtungen zwischen 40 und 60 Prozent haben.
Insgesamt betrachtet lernt man sehr viel im Eigenstudium.
4.6 Meine Kurse
Im Generellen sollte man sich also darüber klar sein, welche Kurse man hier belegen möchte, jedoch
würde ich nicht empfehlen, mehr als vier zu wählen. Der Arbeitsaufwand im Flugzeugbau hier ist
dann noch eine Nummer für sich. Mir persönlich war es wichtig, alle Kurse an der HAW anerkannt zu
bekommen und gleichzeitig interessante Dinge zu lernen. So habe ich die folgenden gewählt:
AERO 3560 Flight Mechanics 1
Der Kracher schlechthin. Das Fach entspricht dem deutschen ’Flugmechanik 1’ und findet hier als
Pflichtkurs im dritten Jahr der Studenten statt. Die Zuhörerzahl liegt etwa bei 40 Leuten und die
Durchfallquote bei 50-60 Prozent. Insgesamt mein schwierigstes und gleichzeitig interessantestes Fach
in den 13 Wochen Semester. Die Hauptthemen kann wohl umreißen als:
1. Bewegungsgleichungen des Flugzeugs im Raum- linear
2. Koordinatentransformationen (Euler-Winkel [φ, θ, ψ] und Quaternions ([q0 , q1 , q2 , q3 ]) zur Beschreibung im Raum- Euler-Integration, Singularitäten
3. Longitudinale Gleichgewichtsgleichungen, Stabilität (Static Margin Cmα trade-off controllability←→
stability etc.)
4. laterales Gleichgewicht
5. Kombination aus beiden, Flugzeugevaluation, Simulation→ MATLAB vom feinsten
6. Stabilitätsanalyse mit State-Space-Modelling (Matrizenrechnung, Eigenwerte, Complexe Analysen)→
MATLAB
Was man hier über Flugmechanik lernt, ist sehr tiefgründig und mathematisch fundiert. Der Anspruch in
den Hausarbeiten ist hoch und der Zeitaufwand zum Teil sehr ungewohnt (nett formuliert). In meinem
Semester hatte ich vier Assignments mit einem Gewicht von 50 Prozent, zwei davon gruppenbasiert
und sehr MATLAB-lastig. Teilweise bin ich mit meinen Teampartnern gegen Mitternacht aus der Uni
gegangen, weil die Deadline einfach zu dicht lag. Ich habe es trotzdem sehr genossen, muss ich sagen.
Das Fach hat mich persönlich am meisten gefordert und interessiert. Am Ende gab es eine dreistündige
’closed-book’-Prüfung. Während des Semesters hat man jede Woche 2 Stunden Tutorial.
AMME 3500 System Dynamics and Control
Das Fach beschäftigt sich mit der Realisierung von Kontroll-Systemen und ist verpflichtend für das dritte
Jahr aller Disziplinen des Maschinenbaus wie Flugzeugbau, Biotechnik und Maschinenbau allgemein.
Die Gruppe ist deshalb ca. 250 Leute stark und die Vorlesung gefühlt anonymer. Vorrangig werden
Feedback-Strukturen behandelt und der mathematische Ansatz zum Control-Engineering. Man lernt
Vieles über die unterschiedlichen Controller (PID, Lead, Lag) und wie man diese entwirft. Die folgende
Eckpunkte waren Kern der Vorlesung:
1. Feedback generell (Laplace-Transformation)
2. Block-Diagramme, Pol-Analyse (s = σ ± ωd j) und Einflüsse auf die System-Antwort (vorrangig
step responses)
3. Root Locus
4. Frequency Response (Bode)
10
4.6 Meine Kurse
5. State Space Design
In meinen Augen im Vergleich zu dem deutschen Fac Flugzeugsysteme ein allgemeinerer Ansatz zu
Systemstrukturen und eher in Richtung Regelungstechnik angesiedelt. Ich denke, dass dies umso
wichtiger ist, zumal es nicht Teil des Hamburger Flugzeugbau-Pflichtprogrammes ist. Das Fach an sich
ist sehr gut strukturiert, nachvollziehbar und spannend. Man hat wöchentlich drei Stunden Tutorium
und gelegentlich Plfichtlabore. In meinem Semester musste man 4 Hausarbeiten abgeben, die insgesamt
40 Prozent wert waren und von denen nur die letzte gruppen-basiert war. Laborberichte sind Teil
dieser. Am Ende kommt die 60 Prozent-Klausur über 3 Stunden und auch als ’closed-book’-Version.
Der Arbeitsaufwand ist groß, man gewöhnt sich aber dran. Wer auf komplexe Zahlen, Schwingungen
und auf die Verbindung zwischen dieser Mathematik mit realen Kontrollstrukturen von Cruise-Control
bis Flugzeug-Roll-Control steht, gerne einschreiben.
AMME 2700 Instrumentation
Dieses Fach ist aus dem generellen Maschinenbau des zweiten Jahres in Sydney. Man kann es als
das erweiterte Elektrotechnik des HAW-EMLs verstehen. Mir persönlich wurde dies als eines meiner
Wahlpflichtfächer in Hamburg anerkannt. Folgende Themen sind Kern der Vorlesung:
1. Kirchhoff’sche Gesetze
2. Wechselstromkreise und Verstärkerdesign
3. A/D Coverter, Filterdesign
4. Anwendung aller gelernten Inhalte in der Messtechnik und im Sensordesign
Man hat 3 Assignments mit einem Gewicht von 30 Prozent, 2 Quizzes mit jeweils 10 Prozent und zwei
Laborprotokolle mit jeweils 5 Prozent Gewicht. Die Prüfung ist 40 Prozent wert und hat im Gegensatz
zu den beiden vorhergehenden nicht die Klausel, mindesten 50 Prozent zu schreiben, um den Kurs zu
bestehen. So kann man bereits vor der Prüfung mehr als 50 Prozent erarbeiten und ruhigen Gewissens
in die Prüfung gehen. Dieses Fach ist im Allgemeinen entspannter und leichter als AERO3560 und
AMME3500. Trotzdem ist es interessant und essentiell für den Maschinenbau, zumindest für denjenigen,
der beim Anblick von Schaltbildern nicht unverzüglich erbricht.
CIVL 3010 Engineering and Society
Dieses Fach ist aus dem Bauingenieurwesen und befasst sich mit den Nachhaltigkeitsprinzipien in dieser
Disziplin. Man benötigt kein tiefgehende Fachwissen und die Essenz des Faches kann nicht schaden
für den angehenden Flugzeugbau-Ingenieur. Für mich war dies das zweite Wahlpflichtfach und ein
gelungener Ausgleich zum Flugzeugbau. Im Gegensatz zu den anderen Fächern ist es völlig team-basiert.
Die Vorlesungen zirkeln um:
1. Thermodynamik
2. System-Analyse und mathematische Modellierung
Man wird in Gruppen zu fünf Leuten eingeteilt und bearbeitet während des Semesters drei Projekte
mit insgesamt 40 Prozent Gewichtung. Außerdem schreibt man zwei Quizzes mit jeweils 30 Prozent
Gewichtung. Insgesamt habe ich dieses Fach als hörenswert, aber aufgrund des WissenschaftlichkeitsAnspruches als ein wenig oberflächlich empfunden. Insgesamt macht das Curriculum jedoch Sinn und
man bemüht sich um Akkuratesse.
11
4.7 Allgemeines Resümee
4.7 Allgemeines Resümee
11 Hausarbeiten, 4 Quizzes, 3 Projektarbeiten, 5 Labore, 1 Präsentation und 3 Prüfungen später kann
ich sagen, dass es eine schöne und sehr lehrreiche, aber auch anstrengende und fordernde Zeit an der
USyd war. Die Kursinhalte sind sinn- und wertvoll, das Leistungsnachweis-System in manchen Aspekten
aus meinen Augen nicht. Der Unterschied zur HAW ist definitiv vorhanden und man sollte sich dessen
bewusst sein, denke ich.
5 Lernen gut und schön... Was geht sonst so außerhalb Sydneys?
Letztlich gibt es natürlich eine Menge schöner Dinge auch in der Umgebung Sydneys zu erleben. Speziell
die Natur hat mich in Australien sehr fasziniert. So staunt man schon einmal, wenn man Riesenkängerus,
Wallabies, Wale, Koalas, Pfauen oder einfach nur tropische Vögel wie Papageien sieht. Die 70 Prozent
Eukalyptus, aus denen Australiens Vegetation besteht, wächst einem auch immer mehr ans Herz. Meine
persönlich unvergesslichen Touren, die ich wärmstens weiterempfehle, sind diese:
5.1 Royal National Park
Er schließt direkt im Süden Sydneys an und ist nach Yellowstone der zweitälteste der Welt. Man kann
ihn wie ich von Otford nach Bundeena in einem Tag durchlaufen, wenn man halbwegs schnell zu fuß ist
und einem die 30 km nicht zu sehr aus den Angeln heben.
Abbildung 11: Royal
National Park
Abbildung 12: Royal
National Park
5.2 Brisbane Waters National Park
Richtung Norden Sydneys an der Central Coast. Ich bin ihn von Wondabyne bis Wye Wye und Pearl
Beach durchlaufen (25 km) als Teil des Great Northern Walk, der insgesamt durch dieses Gebiet über
250 km führt.
Abbildung 13: Staples
Lookout
Abbildung 14: Wye
Wye
12
5.3 Illawarra
5.3 Illawarra
ist wiederum im Süden. Dort habe ich eine Radtour über 80 km gemacht, die mich schwer aus der
Puste gebracht, aber auch vom Hocker gehauen hat im Angesicht der bergigen Landschaften direkt am
Pazifik.
Abbildung 16: Albion
Park
Abbildung 15: Illawarra Fly Treetop
5.4 Blue Mountains
Nehmt euch entweder einen Tag oder zwei für diese Gegend- auch wunderschön. Eine bergig idyllische
Landschaft mit flatternden Cockadoos und sonstigen Vogelarten. Der Name kommt vom Effekt der
Rayleigh-Strahlung: Das Licht wird an den Molekülen der ätherischen Öle der Eukalyptus-Bäume in
sein wellenlanges blaues Licht gestreut und färbt die Landschaft blau.
Abbildung 17: Wanderweg in Katoomba
Abbildung 18: Three
Sisters
5.5 Melbourne
Schnappt euch das Auto, den Zug, den Bus oder das Flugzeug nach Melbourne. Für mich ein wenig
europäischer und vor allem kälter als Sydney. Es lohnt sich die Stadt an sich und auch die Great Ocean
Road im Südwesten, die immer fleißig 100 m neben dem Pazifik lang führt.
13
5.6 Der Klassiker- Sydney→ Cairns
Abbildung 19: Melbournes street art
Abbildung 20: Great
Ocean Road
5.6 Der Klassiker- Sydney→ Cairns
Auf jeden Fall machen, vielleicht auch nur von Brisbane aus: Gold Coast, Surfers Paradise, Fraser
Island, Byron Bay, Whitsundays, Great Barrier liegt alles dazwischen. Am besten ein Auto mieten, das
bekommt man ab 300 Dollar pro Woche. Wir sind letztlich 3300 km gefahren und haben wunderbare
Landschaften und Abenteuer erlebt: Für uns war es zum Beispiel glücklicher Zufall, dass mein Semester
Anfang Juli zuende ging, sodass wir Wale beobachten konnten, die jedes Jahr in den letzten beiden
Juliwochen von der Antarktis in die wärmeren Gebiete ziehen, um ihre Jungen aufzuziehen.
Abbildung 21: Byron
Bay Leuchtturm
Abbildung 22: Surfers
Paradise
Abbildung 23: Buckelwale vor der Brandung
auf Fraser Island
Abbildung 24: Airlie
Beach
5.7 Neuseeland
ist eigentlich auch um die Ecke, wenn man möchte. Wir haben jedoch nur die Nordinsel mit dem
Auto unsicher gemacht, da die Zeit ja dann doch irgendwann ausgeht (und das Geld). Im Vergleich
zu Australien ist es hier absolut grün und teilweise auch regnerisch. Wen das nicht stört, kann gern
auch im Winter dorthin fliegen. Ich persönlich war sehr beeindruckt von der abwechslungsreichen,
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imposanten Natur. Die Menschen sind ähnlich freundlich wie die Aussies, aber teilweise doch eher
reserviert beim ersten Kontakt. Insgesamt fand ich es wirklich atemberaubend dort, speziell die Nähe
zwischen Traumstränden, grünen Hügelketten, schneeigen Gebirge, Sanddünen und Regenwald- einfach
klasse und definitiv eine Reise wert.
Abbildung 26: NinetyMiles-Beach
Abbildung 25: Paihia
Abbildung 27: Cape
Reinga (Nordzipfel Neuseelands
Abbildung 28: Tane
Mahuta- der heilige
Kauri-Baum der Maori
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Ich kann dieses Abenteuer nur weiterempfehlen. Für mich und meine Freundin war es die beste
Erfahrung, die wir je gemacht haben. Mich persönlich hat es sowohl akademisch als auch persönlich
enorm bereichert. Ich habe viele Sorten von Menschen und Kulturen aus Australien, Indien, China,
Südafrika, Brasilien, Neuseeland, Europa und den Staaten kennen gelernt. Australien als Land ist sehr
beeindruckend und die Einwohner angenehm abwechslungsreich. Ich erinnere sehr gern alle guten und
auch schlechten Momente und werde wohl nicht vergessen, was ich alles erlebt und gelernt habe.
Für jeden, der gerne über den Tellerrand schaut und nicht nur schnurgerade sein Studium durchziehen
will, ist das eine unersetzliche Once-in-a-life-time Erfahrung.
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