Potpourri ist angerichtet

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Potpourri ist angerichtet
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MITTWOCH
16. JULI 2008
BIEL & REGION
Biel-Mett
Sängerreise
nach Kempthal
Jede Menge Leute besuchten den ersten Abend des Festivals Pod’Ring.
Bild: Olivier Gresset
Potpourri ist angerichtet
Gestern Abend feierten
Hunderte den Auftakt des
Pod’Ring 2008. Puts
Marie, die Sonne und der
Sand prägten das erste
Kapitel des Festivals.
Die Stimmung steigt. Der
Pod’Ring ist wieder da, die Kulturwoche, für die so manche Bielerinnen und Bieler noch etwas
warten mit dem Verreisen. In der
Altstadt wird während des Festivals schliesslich so manche Überraschung geboten.
js. Sand fliegt und Kistentürme fallen. Die Sonne brennt. Im Ring
spielen Kinder mit geschminkten
Gesichtern, plantschen mit den
Füssen im kühlen Brunnenwasser. Am Sandkastenrand sitzen
Mütter und tratschen.
Voller Ring, eng in der Mitte
Eine Libelle schwirrt vorbei.
Männer schleppen Kisten, stellen
Tische und Bänke auf. Dazwischen stehen Neugierige, lecken
Eis und geniessen die Sonne. Das
Wetter stimmt. Bald geht es los.
Heute am Pod’Ring
• 19.25 Uhr: Breakdance mit
Capsule Corporation und
Newflow in der Obergasse
• 21.30 Uhr: Klezmer-Blues
auf der Hauptbühne mit den
New Yorkern Hazmat Modine
• 23 Uhr: Angel Maria Torres y
sus ultimos Mambolleros in
der Obergasse
• 24 Uhr: Second Night Stand
als Late Night Special im
Théâtre de Poche
(js)
Geburtshaus Luna
feiert 300. Baby
BIEL Viele erste Kinder werden
erst nach dem errechneten Termin geboren. Nicht so Sophia. Um
das 300. Baby im Geburtshaus zu
werden, musste sie sich ein wenig
vordrängeln und kam zwei Wochen früher als geplant. Gerührt
und glücklich schlossen Corinne
und Mark ihre Tochter in die
Arme. Die Familie aus Solothurn
genoss die ruhige und familiäre
Atmosphäre während der Geburt.
Diese wird durch die fünf Hebammen ermöglicht, die rund um die
Uhr für «ihre» Paare und Familien
im Einsatz sind.
mt/Bild: zvg
Ein paar Geniesser setzen sich
in die letzten Sonnenstrahlen.
Dann zieht der Abend über die
Häuser. Der Ring füllt sich. Viele
sind da, die immer da sind. Es
wird eng in der Platzmitte.
Hier lau, dort heiss
Da schlägt die Kirchturmglocke halb zehn, Zeit für Puts Marie,
Zeit für den musikalischen Auftakt des Pod’Ring 2008. Von links
hinten kreischt ein Elektropiano,
Schlagzeug und Gitarre steigen
ein, der Bass und dann der Sänger.
Die Bieler Band ist komplett.
Die fünf Jungs drehen auf, jagen
donnernde Beats in die Menge,
singen mehrstimmig, rappen
Englisch. Ein Hauch von weiter
Welt weht durch den Ring. Der
Sänger zuckt, der Drummer zieht
sein T-Shirt aus. Auf der Bühne
scheints heiss zu sein. Im Ring ist
es noch lau. Manche packts, ein
Pärchen tanzt vor der Bühne, andere wippen, kommen langsam in
Bewegung. Auf dem Bühnenrand
sitzen Kinder, wie immer am
Pod’Ring. Das muss so sein. Sie
schauen in die Menge. Über dem
Kirchturm steigt der Mond auf.
Neue Möglichkeit der
externen Kinderbetreuung
Die Rudolf-Steiner-Schule
Biel eröffnet nach den
Sommerferien ihre
Tagesschule.
dn. Ab den Sommerferien gibt es
an der Rudolf-Steiner-Schule an
der Schützengasse von Montag
bis Freitag eine schulergänzende
Betreuung bis 17.30 Uhr und zwar
nicht nur für Kinder der SteinerSchule, sondern auch für externe
Schüler vom Kindergarten bis zur
sechsten Klasse. Die Kinder können aus einem reichhaltigen Angebot wählen. Daneben gibt es
viele Möglichkeiten, zu modellieren oder zu zeichnen, zu malen
oder zu musizieren. Eine Gruppe
verbringt regelmässig zwei Nachmittage im Wald. Nicht zuletzt ist
es den Verantwortlichen der Steiner-Schule ein Anliegen, mit dieser Tagesstruktur einen Gegenpol
zu den «elektronischen Freizeitgestaltern» zu schaffen.
LINK: www.steinerschule-biel.ch
mt. 33 Frauen und Männer sowie
drei Kinder der Sänger Biel-Mett
freuten sich auf die bevorste-hende Reise. Der Funi-Car chauffierte
sie via Zürich nach Kempthal, wo
es für alle ein Gipfeli mit Kaffee zu
geniessen gab.
Dann ging die Fahrt weiter
Richtung Appenzell. Und dort
wartete eine Überraschung auf
die Sängerinnen und Sänger. Auf
dem Programm stand ein Film
mit Besichtigung der «Appenzeller Alpenbitter»-Fabrikation.
Schon bald danach genossen
die Frauen und Mannen das gute
Mittagessen. Nachher gings weiter durch das schöne Appenzellerland über den Wasserfluh-Pass
ins Toggenburg, wo die fröhliche
Schar ein herrliches Panorama erwartete.
Müde, gesättigt und voller positiver Eindrücke traten die Reisenden schliesslich die Heimreise an. Der schöne Tag wird sicher
allen noch lange in Erinnerung
bleiben.
NACHRICHTEN
Durchfahrt wegen
Grabarbeiten gesperrt
mt. Zur Aufrechterhaltung der
Trinkwasser- und Gasversorgung müssen die Leitungen an
der Plänkestrasse ersetzt werden. Wegen den erforderlichen
Grabarbeiten ist auf dem Teilstück Spitalstrasse bis Neuhausstrasse die Durchfahrt nicht
mehr möglich. Die Dauer der
Sperrung dauert voraussichtlich
sechs Wochen.
AUSGEHTIPPS
KINOS
• Apollo: Hinweis: Betriebsferien
bis 16.7.
• Beluga: «Mamma Mia», 18, 20.30
Uhr
• Lido 1: «Kung Fu Panda», 15.15 Uhr
(f) – «Sex and the City: The Movie»,
17.15, 20.15 Uhr (e/d/f)
• Lido 2: «Kung Fu Panda», 15, 17.30
Uhr (d), 20.30 Uhr (e/d/f)
• Palace: «Nim’s Island - Die Insel
der Abenteuer», 14.30 Uhr (d), 16.45,
20.30 Uhr (f)
• Rex 1: «Hancock», 15 Uhr (d), 17.45,
20.15 Uhr (e/d/f)
• Rex 2: «Hancock», 15.15 Uhr (f),
20.30 Uhr (d) – «Eu, tu, elles - Ich,
Du, Sie - Darlenes Männer», 17.45
Uhr
MITTENDRIN
POD’RING
Für Cécile, die Menschenfreundin
nmöglich diese Cécile.
Sie ist wieder einmal
eine Viertelstunde zu
spät, platzt atemlos mitten in
die verbissen geführte Personalsitzung am Mittwochnachmittag hinein. Der Teamleiter hat
zuvor gerade erklärt, dass er es
inakzeptabel finde, wenn ohne
Information an ihn irgendjemand in diesem Raum, irgendwo, irgendeinen Entscheid fälle.
Worauf Marco erwiderte:
«Nimm deinen Mund nicht so
voll, du bist hier nicht unser
Chef, sondern nur der Koordinator und wenn es dir nicht
passt, setzen wir dich wieder
vor die Türe dort.»
In dieser Türe steht aber nun
Cécile, lacht unbeschwert, meint
in ihrer französisch gefärbten
Sprache: «Das macht heureusement nicht mehr so schwules
Wetter en dehors», und beginnt
das ganze Team überschwänglich abzuküssen, auch den
neuen Praktikanten, den sie zuvor noch nie gesehen hat. Das
dauert mindestens fünf Minuten lang und wirkt absolut entwaffnend. Nach dieser Knutscherei sitzt die Runde wie nach
einem Boxniederschlag angezählt auf den Stühlen und weiss
nicht mehr, wie ihr geschehen ist.
«Hast du nun endlich fertig
U
geküsst?», fragt sie der Teamleiter enerviert.
«Mais oui», lacht Cécile, «oder
willst du noch mehr?»
Ihre gute Laune ist legendär,
aber nicht immer nachvollziehbar. Am vergangenen Freitag hat
sie ihrem Sohn aus erster Ehe
beim Zügeln geholfen. Dieser
weiss mit seinen fünfundzwanzig Jahren immer noch nicht, wer
er ist und was er in diesem Leben
eigentlich soll. Sie liebt ihn, lässt
kein böses Wort gegen ihn gelten. «Il a besoin du temps», erklärt sie nachsichtig.
Sie gibt den Menschen alle Zeit
auf dieser Welt.
Ihre eigene Zeit hingegen ist
knappbemessen.ÜbersWochenende wollte Cécile eigentlich etwas ausspannen, doch dann trifft
sie am Samstagmorgen Gilles auf
dem Gemüsemarkt. Er sieht nicht
gut aus, seine Frau Veronika hat
sich in einen jüngeren, dynamischeren Liebhaber verguckt. Nun
steht er verloren da mit seinen
58 Jahren, das Pensionskassengeld bereits in ein Häuschen im
Burgund investiert, für den letzten, gemeinsamen Lebensabschnitt, den er nun alleine antreten soll. Cécile erfährt seine Geschichte beim Kaffeetrinken, zu
demsieihnauffordert,spürt,dass
er sich mit Suizidgedanken be-
NIKLAUS
BASCHUNG
Wir sind doch nicht
zuständig für
die Sorgen und Nöte,
die anderen Leuten
widerfahren können.
Wo kämen wir denn da
hin? Doch Cécile fühlt
sich zuständig,
sie ist eine
Menschenfreundin.
schäftigt, lädt ihn dann am Nachmittag zu einer Jurawanderung
ein, welche sie mit ihrem Lebenspartner eh geplant hat.
Wer Cécile nun fragen würde:
«Weshalb setzt du dich so ein, du
kennst diesen Gilles doch
kaum?» – bekommt als Antwort
nur: «Jemand muss sich um ihn
kümmern, wir können doch
nicht zulassen, dass ein Mensch
so alleine ist.» Sie bekommt
dann Tränen in den Augen, die
sprachlos machen und reichlich
übertrieben wirken. Wir sind
doch nicht zuständig für die Sorgen und Nöte, die anderen Leuten widerfahren können. Wo kämen wir denn da hin? Doch Cécile fühlt sich zuständig, sie ist
eine Menschenfreundin.
Jeden zweiten Sonntag fährt
sie nach Genf zu ihren hoch betagten Eltern, die sich weigern, in
ein Altersheim umzusiedeln,
und sich lieber ihre Wohnung
von ihrer eigenen Tochter auf
Vordermann bringen lassen.
Dies findet Cécile zwar nicht vernünftig, aber verständlich. Bei
soviel Verständnis für die Interessen der anderen, kommt sie
selber zu kurz. Das meint nicht
sie, sondern der Personalchef. Er
hat ihr einen Kurs für das mittlere
Kader empfohlen, zum Aufbau
von mehr Durchsetzungskraft.
Den hat Cécile, freundlich und
dankbar wie sie ist, auch besucht.
Sie lernte dort unter den Teilnehmerinnen eine andere Frau kennen, die kürzlich ihren einzigen
Sohn bei einem Verkehrsunfall
verloren hat. Gemeinsam haben
sie Kurstermine geschwänzt und
stundenlang über ihre Kinder geredet. Als gebe es nichts Wichtigeres auf dieser Welt. Der Kurs
konnte sich bei Cécile wohl
kaum durchsetzen.
Und nun also steht sie an diesem Mittwochnachmittag nach
der Abküsserei-Runde im Raum
und meint: «Ich habe deux informations für euch, eine gute und
eine plus meilleure.»
«Nein, du hast jetzt überhaupt
keine plus meilleure Information
abzugeben», unterbricht sie der
Teamleiter,derinWirklichkeitnur
ein Koordinator ist, «persönliche
Voten kommen immer am
SchlussderSitzungunter‹Divers›.
Halte dich bitte an die Regeln.»
«Ich werde», strahlt Cécile unbeeindruckt und durchsetzungswillig, «meinen langen Freund
marier und…»
Was kommt wohl jetzt noch?
«…ihr seid alle dazu eingeladen.»
Wenn man für Menschen
überhaupt Denkmale errichten
soll – dann für diese Frau.
• Biel-Altstadt: (bis 19.7.). 16.30
Uhr (Kirchenterrasse): «Martin
Moffor». 19.15 Uhr (Obergasse):
«Capsule Corporation & Newflow».
20.30 Uhr (Théâtre de Poche):
«Elisabeth Jobin & Adrien Guerne».
20 Uhr (Platz): «Jacques et Omelette». 21.30 Uhr (Bühne): «Hazmat
Modine». 23 Uhr (Obergasse): «Angel Maria Torres y sus ultimos Mambolleros». 24 Uhr (Théâtre de Poche): «Second Night Stand». 18 bis
22 Uhr (Alte Krone): Konzertfotografien von Sabine Burger. – Animation (bis Samstag) für Jung und Alt
auf dem Platz; jeweils 14 bis 18 Uhr.
Verpflegung ab 18 Uhr
SPEZIELLES
• Biel-Mett, Alterswohnheim
Büttenberg, Geyisriedweg 63: Gemüsemärit (jeweils Mittwoch und
Samstag); 7.30-12 Uhr
• Biel, Strandbad, Nähe Eingang:
Biblio’Plage (bis 17.8.). Strandbibliothek mit 600 Büchern in Deutsch
und Französich und neu mit Hörbüchern; 14-20 Uhr
• Biel, Wyttenbachhaus, Rosius 1:
Offener Abend «ich als Single…». Als
alleinstehende Frauen und Männer
setzen wir uns mit verschiedenen
Themen auseinander. Leitung:
Christa Thomke, Psych. lic. phil. Veranstaltende: Sozial-Diakonischer
Dienst, ref. Kirchgemeinde Biel-Stadt
(jeden 2. Mittwoch); 19.30 bis 21 Uhr.
Info: Ch. Thomke, Tel. 032 322 32 57
• Biel, Seven Bar, Mittelstr. 8:
Oldies, Rock, Blues-Party (jeden
Mittwoch); ab 20 Uhr