Hilfe, mein Knie – Die besten Heilmittel
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Hilfe, mein Knie – Die besten Heilmittel
Seite 1 von 7 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 1 0 . 0 5 . 2 0 1 2 Hilfe, mein Knie – Die besten Heilmittel Die Bundeskanzlerin plagte sich mit Knieschmerzen herum und auch der spanische König Juan Carlos. Selbst Sportskanonen wie Jerome Boateng werden davon gequält. Bei den Jüngeren führen Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden zu schmerzenden Knien, bei den Älteren sind es meist Entzündungen und Arthrose. Aber was lässt sich dagegen tun? Das Knie ist das größte Gelenk des Menschen. So leicht das Beugen und Strecken der Beine auch aussieht, für das Knie bedeuten sie eine große Belastung. Denn es ist viel komplizierter aufgebaut als jedes andere Gelenk des Körpers. Im Inneren bewegen sich Oberschenkelund Unterschenkelknochen gegeneinander. Damit die Reibung minimiert wird, sind beide Knochenenden von einer glatten Knorpelschicht überzogen. Weil die Knochen nicht direkt aufeinander scheuern, können wir uns schmerzfrei bewegen. Zwischen den beiden Gelenkflächen gibt es einen Spalt, der mit Faserknorpelscheiben gefüllt ist, den Menisken. Sie verbessern die Kraftübertragung von einem Teil des Beins auf das andere. Die Menisken fungieren aber auch als Stoßdämpfer, zum Beispiel bei Erschütterungen, die beim Springen entstehen. Mit der Kniescheibe verfügt das Knie außerdem über eine Art Schutzschild: Sie wird von Bändern gehalten. Auch die anderen Teile des Gelenks sind mit starken Bändern versehen, damit das Knie trotz der hohen Belastungen zusammenhält. Da gibt es das innere und das äußere Seitenband. Innen in der Kniegelenkfläche sitzen die beiden Kreuzbänder. Probleme mit den Kniescheiben Wenn das Knie vorne schmerzt, dann steckt häufig ein Problem an der Kniescheibe dahinter. Die Beschwerden treten vor allem beim Treppenhinuntergehen oder beim Bergabwandern auf. Weil die Betroffenen auch bei langem Sitzen die Knie schmerzhaft spüren, ist manchmal auch vom "Theaterknie" die Rede. Neben Unfällen ist eine häufige Ursache eine Fehlstellung der Kniescheibe. Die Beschwerden entstehen, wenn der Schutzschild des Knies nicht mehr richtig in seiner Rinne vor dem Kniegelenk gleiten kann. Darum sollten gelegentliche Kniescheibenschmerzen oder gar Ausrenkungen ernst genommen werden, weil die Gefahr besteht, dass sich Schäden unbemerkt über die Jahre entwickeln. Im schlimmsten Fall lassen sie sich dann gar nicht mehr beheben. Die Abklärung beim Arzt ist häufig eine Sache von nur wenigen Minuten. Eine erste Diagnose kann mit einer Ultraschalluntersuchung gestellt werden. Der Fall Nicole W. Urplötzlich und ohne Vorwarnung fiel Nicole W. zu Boden. Der jungen Leipzi1 Seite 2 von 7 gerin ist dies nicht nur einmal passiert, sondern schon mehr als hundertmal. "Das erste Mal hab ich es gemerkt, als ich zirka zwölf Jahre alt war. Das war beim Sportunterricht. Dann wurde es sukzessive immer schlimmer", beschreibt sie die Entwicklung. Wunder, dass sie darüber glücklich ist: "Das ist ein neues Lebensgefühl. Ich fühle mich fit, mache alles, was ich kann an sportlichen Aktivitäten, und probiere jetzt auch alles mal aus." Viele Jahre ist Nicole W. stark gehandicapt. Immer wieder springt ihre Kniescheibe aus der Führung heraus. Ihr linkes Knie wird dauerhaft instabil. Mit 16 wird sie das erste Mal operiert, doch auch nach der OP ging es so weiter. Erst mehr als ein Jahrzehnt später fand sie einen Arzt, der ihr wirklich helfen konnte. Doktor Christian Gatzka vom Parkkrankenhaus Leipzig hat sich auf die Behandlung komplizierter Fälle wie den von Nicole W. spezialisiert. Solche wiederkehrenden Knieverrenkungen erklärt er so: "Es gibt angeborene Ursachen. Dazu gehört zum Beispiel ein sehr starkes X-Bein, wenn die Kniescheibe einfach nicht gut geführt ist. Oder eine Verdrehung im gesamten Oberschenkel, eine Fehlform der Kniescheibe oder auch Fehlformen des Gleitlagers in dem die Kniescheibe läuft. Wenn das Gleitlager nicht richtig v-förmig ausgebildet ist, neigt die Kniescheibe auch dazu, rauszuspringen." Bei Nicole W. führte das immer wieder zu Stürzen, die ihren Alltag beeinträchtigten. Schmerzen hatte sie dabei jedoch nicht. Dr. Christian Gatzka erklärt: "Es ist dann alles ausgeleiert und dann tut das Rausspringen der Kniescheibe nicht mehr so weh, sondern es passiert einfach. Man gewöhnt sich daran. Man bringt sie selbst wieder in die Position zurück und dann kann man damit leben." Der Meniskus hat die Form einer Mondsichel und besteht aus Faserknorpel. Jedes Kniegelenk hat zwei Menisken, einen auf der Innenseite und einen auf der Außenseite des Gelenks. Sie sind Stoßdämpfer im Kniegelenk und puffern die Kontaktfläche zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein ab. Ein Meniskus kann reißen, durch Verletzungen zum Beispiel, oder durch Abnutzung eine geschädigte, raue Oberfläche bekommen. In beiden Fällen kommt es zu einer unnormal hohen Reibung zwischen dem Meniskusteil und der Gelenkfläche sowie zur Schädigung des Gelenkknorpels. Diese erhöhte Reibung und damit beginnende Arthrose kann auch ablaufen, ohne dass der Betroffene Schmerzen im Knie verspürt. Doch Nicole W. wollte nicht mehr damit leben. Vor eineinhalb Jahren wurde ihr linkes Knie von Doktor Gatzka erfolgreich operiert. Dabei kam eine neue Methode zu Anwendung, die bereits vielen Patienten helfen konnte: Die Kniescheibe wird mit einer körpereigenen Sehne fixiert. Seit der Operation ist die junge Frau beschwerdefrei – und kann sich auf die Funktionstüchtigkeit ihres Knies wieder hundertprozentig verlassen. Kein Meniskusschäden Physiotherapeutin Gitte Baumeier: Machen Sie den Meniskus-Test! Ob die inneren Menisken beschädigt sind, lässt sich häufig mit einem einfachen Test feststellen. Dazu setzen Sie sich in den Schneidersitz. Die Hände liegen locker auf den Oberschenkeln und üben einen leichten Druck auf sie aus. In dieser Haltung werden die Kniegelenke auf besondere Weise beansprucht. Ist ein Schmerz auf der Innenseite eines oder beider Knie zu spüren, deutet das auf einen Problem am Innenmeniskus hin und eine ärztliche Abklärung ist notwendig. Der Fall des Profi-Handballers Bennet Wiegert Bennet Wiegert ist Handballprofi beim SC Magdeburg. Auch dank seiner Tore konnte sein Verein in der Vergangenheit große Erfolge feiern. Der wichtigste war der Sieg in der Champions League 2002. Doch dann geschah es: Er war Mitte zwanzig, als es bei einem unbedeutenden Trainingsspiel zu einem Zusam2 Seite 3 von 7 menprall kam: "Da ist mir ein Gegenspieler gegen das Knie gerollt. Er wurde von einem anderen Spieler gestoßen und ist gegen mein Knie gefallen. Dadurch kam es zum Crash im Gelenk", erinnert er sich. Es hätte das Aus für seine Profisportlerlaufbahn sein können. In seinem rechten Knie war der Außenmeniskus gerissen, der Knorpel beschädigt und das Innenband angerissen. Bennet Wiegert wurde sofort operiert. Zum Glück musste nicht der ganze Meniskus entfernt werden. Sein Arzt, Dr. Jörg-Peter Woltersdorf, Orthopäde am Fachkrankenhaus Vogelsang in Gommern, erklärt: "Wenn bei einem Profisportler der gesamte Meniskus entfernt werden müsste, dann wird medizinischerseits angeraten, den Profisport zu beenden, weil dann die Arthrose relativ schnell vorprogrammiert ist." Obwohl ein Teil des Meniskus erhalten werden konnte, ist die Stabilität des Knies nicht mehr so wie vorher. "Wenn man richtig hinguckt, leichtes X-Bein! Das ist die Folge davon, dass ein Teil des Außenmeniskus herausgekommen ist, so dass der Puffer an der Außenseite fehlt.", erklärt der Arzt. Die eingeschränkte Stabilität des Knies müssen nun die Muskeln ausgleichen. Doch die waren nach einem Vierteljahr Trainingsausfall geschwächt. sodass nach der OP eine dreimonatige Reha notwendig wurde. Einfach war diese Auszeit für den Profihandballer nicht: "Für den Sportler ist eine so lange Trainingspause schlecht, denn sie reißt einen raus. Die Muskulatur aufzubauen, ist eine relativ anstrengende Angelegenheit. Man muss sich das so vorstellen: Wenn man den Fuß einen Tag nicht belastet, braucht man fünf Tage, um das wieder aufzutrainieren." Doch Bennet Wiegert hat es geschafft, obwohl sich bis heute das Knie bei Belastung immer wieder schmerzhaft meldet. Eine Prognose, so sein Arzt, lässt sich schwer geben: "Er wird seine Karriere erst mal normal beenden können. Die Frage ist, wie es später aussieht. Darum müssten dann auch gezielte Kontrollen gemacht werden, ob Knorpelschäden vorliegen und gezielte Therapien eingeleitet werden." Seit seiner Verletzung ist für Bennet Wiegert nicht nur das Siegen die Nummer Eins auf seiner Prioritätenliste. "Jetzt heißt es für mich mit 30 Jahren, gesund zu bleiben. Das ist das Wichtigste. Erfolge sind nicht mehr so wichtig.", erklärt der Magdeburger. Problem Bänderriss Es passiert häufig mit einem spürbaren Schnappen oder Schnalzen. Ratsch und das Band, die Sehne ist durch! Beim Knie sind es gleich mehrere, die es treffen kann: Innen- oder Außenband oder das hintere sowie das vordere Kreuzband. Es kommt sofort zu starken Knieschmerzen. Das Gelenk ist kaum noch belastbar. Auch wenn der Schmerz nach einer Weile etwas nachlassen kann, meldet er sich unter Belastung sofort zurück. Es könnte auch sein, dass das Knie sich instabil anfühlt. Außerdem schwillt es an. Der Gang zum Arzt ist unvermeidlich. Mit speziellen orthopädischen Tests, einem MRT oder anderen Verfahren kann er eine Bänderdehnung oder zerrung von einem echten Riss abgrenzen. Wenn das Band durch ist, muss nicht immer das operative "Flicken" der Sehne die beste Lösung sein. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Verletzung, dem Alter und den Lebensumständen des Patienten. Ein Bänderriss kann auch konservativ behandelt werden, also mit Ruhigstellung und anschließender Krankengymnastik. Arthrose Ein steifes Knie am Morgen, das Gefühl, eingerostet zu sein, und individuell unterschiedlich stark ausgeprägte Schmerzen deuten auf eine Arthrose hin. In der Fachsprache wird Kniearthrose auch Gonarthrose genannt. Darunter versteht man alle Verschleißerscheinungen am Kniegelenk, die zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gelenkknorpels führen. Auslöser sind neben der natürlichen Abnutzung mit fortschreitendem Lebensalter auch unnormale Belastungen des Kniegelenkes, zum Beispiel durch X3 Seite 4 von 7 oder O-Beine, durch Übergewicht oder schlecht verheilte Knochenbrüche. Arthrosen entstehen aber auch durch Verletzungen des Kniegelenks, zum Beispiel einen Meniskusriss, sowie geschädigte oder gerissene Bänder. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Gicht und rheumatische Erkrankungen lösen den Knorpelverschleiß aus. Konservative Therapie bei Arthrose Bei leichten oder zeitweise auftretenden Kniebeschwerden können verschiedene Salben auf das Gelenk aufgetragen werden. Sie wirken durch Wasserverdunstung kühlend oder durch Erweiterung der Hautgefäße wärmend. Vielen Salben sind zudem Wirkstoffe beigemischt. Hierbei handelt es sich häufig um entzündungshemmende oder antirheumatische Medikamente, die in der Tiefe wirken sollen. Bandagen und Orthesen fürs Knie sind ein weiterer konservativer Therapieversuch. Sie stützen zum einen das Gelenk, was jedoch meist überschätzt wird, und stimulieren zum anderen die Teile der Muskulatur, die das Knie stabilisieren. Oft fühlen die Patienten durch die Orthesen eine erhöhte Stabilität im Knie. Wichtiger Baustein der konservativen Therapie sind physikalische Behandlungen mit Reizstrom, Ultraschall und gezielte Heilgymnastik. Auch Unterwasserbehandlungen, Kälte- oder Wärmetherapie schlagen bei vielen Patienten gut an. Im Zusammenhang mit Kniearthrose haben einige Studien gezeigt, dass auch Akupunktur die Beschwerden lindern kann. Medikamente gegen den Schmerz Die Behandlung verfolgt mehrere Ziele: Entzündungen hemmen und Schmerzen bekämpfen. Eine Wirkstoffgruppe sind die so genannten "Nichtsteroidalen (nicht kortisonhaltige) Antirheumatika", kurz NSAR. Dazu gehören zum Beispiel auch Wirkstoffe wie ASS oder Diclofenac. Sie wirken schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend. Besonders bei hochdosierter Langzeittherapie treten leider Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Bluten, Bluthochdruck, Leberschäden oder auch Asthma auf. Trotzdem sind sie zur Kurzzeitbehandlung, in moderater Dosis und unter ärztlicher Kontrolle eine wertvolle Therapieoption. Neben den nicht kortisonhaltigen Schmerzmitteln wird auch Kortison zur Behandlung von Kniebeschwerden eingesetzt. Es hemmt die Aktivität des Immunsystems und verhindert die Freisetzung von Zellgiften. Dadurch wirkt es antirheumatisch, entzündungshemmend und schmerzstillend. Kortisonpräparate sind aufgrund der möglichen Nebenwirkungen ausschließlich auf ärztliche Anordnung einzunehmen. Sie können im Extremfall unter anderem zu Blutungen und Geschwüren im MagenDarm-Bereich führen, den Blutdruck steigern, Knochenschwund oder Diabetes auslösen. Sechs wichtige Tipps bei Kniearthrose Übergewicht vermeiden: Jedes Kilogramm Körpergewicht muss bei den durchschnittlich 5.000 Schritten, die wir täglich gehen, getragen und abgefedert werden. Regelmäßig bewegen: Gleichförmige, harmonische Bewegungen wie beim Schwimmen, Wandern, Walking, Tai-Chi, oder Skilanglauf sind ideal, um die Knie zu belasten, ohne sie zu überlasten. Wärme lindert: Das Gelenk benötigt einen verstärkten Blutfluss, um besser mit Nährstoffen versorgt zu werden und Schlackenstoffe abtransportieren zu können. Warme Auflagen, Kniewärmer aus Angorawolle und andere wärmende Helfer können dabei helfen, die Durchblutung zu steigern. Eine Ausnahme bilden Entzündungen. Hier wirkt sich Wärme eher ungünstig aus. 4 Seite 5 von 7 Richtig knien: Kniende Tätigkeiten - zum Beispiel Unkraut zupfen - lassen sich nicht immer vermeiden. Auf Dauer sind sie Gift für die Gelenke und vielen Arthrosepatienten zudem nicht möglich. Auch das Hocken erzeugt durch den extremen Biegewinkel des Gelenks höchste Belastungen im Knie. Günstiger ist eine Haltung, wie sie vom klassischen "Kniefall" eines Heiratsantrages bekannt ist. Ein Bein ist vorne aufgestellt, das andere kniet auf einem Polster. Der Winkel von 90 Grad in beiden Gelenken belastet die Knie nicht über die Maßen. Beine lang beim Sitzen: Bei langen Reise im Flugzeug oder mit der Bahn sollten Sie sie Beine so oft es geht unter den Sitz des Vordermanns lang strecken. Denn stellt man die Füße unter dem eigenen Sitz ab, werden die Knie über den Winkel von 90 Grad hinaus gebeugt. Es entsteht ein hoher Druck der den Knorpelstoffaustausch behindert und die Kniescheibe schädigt. Richtig heben: Patienten mit Kniearthrose und gesundem (!) Rücken, sollten Lasten nicht aus den Knien heraus heben, wie es in Rückenschulen empfohlen wird. Stattdessen vornüber gebeugt mit geradem Rücken und fast gestreckten Beinen das Gewicht greifen und aufnehmen. Künstliches Knie Rettung oder Risiko? Seit etwa zwei Jahren wird in Ärztekreisen von einem Operationswahn bei künstlichen Knien und Hüften gesprochen. Einige äußern auch offen die Meinung, zehn bis zwanzig Prozent dieser Eingriffe würden viel zu früh vorgenommen oder seien sogar unnötig, weil das Repertoire an anderen Therapien nicht ausgereizt werde. Hinzu komme, dass sechs von einhundert Prothesen wieder herausgenommen und erneuert werden müssen. Auch die Haltung vieler Patienten wird in diesem Zusammenhang kritisiert. Die Menschen seien zu wenig bereit, sich für ihre Gesundheit anzustrengen und etwas zu tun, zum Beispiel ihr Körpergewicht in den Idealbereich zu bringen. Stattdessen setzten sie auf die Schnelllösung künstliches Gelenk. Aktuell erhitzt eine Äußerung von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) die Gemüter. Bahr kritisierte die steigende Zahl von Operationen in Krankenhäusern und will sie aus Kostengründen begrenzen. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) vertritt eine gegensätzliche Position: Die Zunahme der Knieund Hüftgelenksoperationen sei dem demografischen Wandel unserer Gesellschaft geschuldet. Viele Alte führten eben zu vielen altersbedingten Behandlungen. Zudem könne man die deutsche Statistik der Operationszahlen nicht international vergleichen. Während andere Länder die geplanten Knieerneuerungen einzeln erfassen, werden in Deutschland zu dieser Zahl noch die Fälle von Wechseloperationen und Gelenkersatz in Folge von Oberschenkelhalsbrüchen hinzugezählt. So würde man "Äpfel mit Birnen" vergleichen. Auch den Gedanken, künstliche Gelenke würden aus wirtschaftlichen Gründen zu häufig implantiert, weist die Gesellschaft zurück. Es sei vielmehr umgekehrt: Dort, wo mehr Orthopäden tätig sind, würde weniger operiert. Betroffene mit Knieschmerzen verunsichern solche Diskussionen eher. Wer unsicher ist, ob er eine Operation und der Einsatz eines Kunstgelenks für ihn richtig ist, sollte sich eine zweite Meinung einholen. Recht auf Zweitmeinung Jeder hat grundsätzlich das Recht, Arzt und Krankenhaus frei zu wählen und zu wechseln und eine zweite Meinung einzuholen. Dies ist festgehalten in der Charta der Patientenrechte, die die Bundesärztekammer und die Spitzen5 Seite 6 von 7 verbände der Krankenkassen 2003 erarbeitet haben. Ärzte empfehlen eine Zweitmeinung sogar nachdrücklich und verstehen, dass verunsicherte und skeptische Patienten sich Gewissheit verschaffen möchten. Das Einholen einer zweiten Meinung bedeutet nicht immer, dass noch einmal eine komplette Diagnostik durchgeführt werden muss. Jeder Patient hat Anspruch darauf, alle Unterlagen und Untersuchungsergebnisse einzusehen und auf eigene Kosten kopieren zu können. Kein Arzt darf Patienten die Herausgabe verweigern. Patientinnen und Patienten haben das Recht ... • Arzt und Krankenhaus frei zu wählen und zu wechseln. • auf eine ärztliche Zweitmeinung. • auf eine qualifizierte und sorgfältige medizinische Behandlung nach den anerkannten Regeln der ärztlichen Kunst. Sie umfasst eine qualifizierte Pflege und Betreuung. • Art und Umfang der medizinischen Behandlung selbst zu bestimmen. Sie können entscheiden, ob sie sich behandeln lassen wollen oder nicht. • auf rechtzeitige und persönliche Aufklärung über Art und Umfang der Maßnahmen und der damit verbundenen gesundheitlichen Risiken vor einer Behandlung. • die Gebärdensprache oder andere Kommunikationshilfen zu verwenden, wenn sie sich mit dem Arzt sprachlich nicht verständigen können. Die Kosten sind durch die zuständige Krankenkasse zu übernehmen. • darauf zu bestehen, dass alle medizinischen Maßnahmen nur mit ihrer wirksamen Einwilligung durchgeführt werden. • auf individuelle Beratung durch die Krankenkasse über deren Leistungen. • auf eine Behandlung mit Arzneimitteln oder Medizinprodukten, die die gesetzlich vorgeschriebenen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen erfüllen. • auf Dokumentation der wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen und Verlaufsdaten der Behandlung. • die sie betreffenden Behandlungsunterlagen einzusehen und auf eigene Kosten Kopien oder Ausdrucke von den Unterlagen fertigen zu lassen. • auf Vertraulichkeit in Bezug auf Informationen, Gespräche, Unterlagen und Daten. Unterlagen dürfen nur mit Zustimmung der Patientinnen und Patienten oder auf Grundlage gesetzlicher Bestimmungen weitergegeben werden. • auf Schadensersatz und Schmerzensgeld in Fällen einer fehlerhaften Behandlung, bei unzureichender Aufklärung oder bei Schäden, die durch Arzneimittel oder Medizinprodukte verursacht worden sind. (Überblick über die wichtigsten Patientenrechte aus der Charta der Patientenrechte in Deutschland) Dr. Volksmund: "Etwas was übers Knie brechen" Hauptsache-gesund-Reporter Jan Schlegel ist mit dieser Frage im Sendegebiet unterwegs gewesen: "Wann haben Sie das letzte Mal etwas übers Knie gebrochen?" Die Antworten waren bunt: "Gestern, meinen Zeitplan!" "Wir haben gerade Sachen gekauft, was nicht vorgesehen war. Also haben wir wieder etwas übers Knie gebrochen." "Ich wollte neue Ohrringe und dachte: Ich kaufe sie mir selber, bevor ich darauf warte, dass mein Mann darauf kommt." Aber auch zur Bedeutung der Redewendung haben viele eine Idee. Eine Dame meint, "Es bedeutet, etwas spontan zu entscheiden oder etwas komplett neu auszuprobieren!" Aber woher kommt diese Redewendung? Ist es vielleicht "irgendeine Bauernsache", wie einer meinte? Jan Schlegel weiß die richtige Antwort: "Es 6 Seite 7 von 7 kommt vom Feuermachen! Früher hat man das Feuer mit Reisig, also mit kleinen Ästen angemacht. Um sie schneller zu zerbrechen, hat man sie übers Knie gebrochen." Jan Schlegels Fazit: "Etwas übers Knie zu brechen kann ja manch- mal ganz nützlich sein. Ich allerdings halte es lieber mit dem Ausspruch 'Gut Ding will Weile haben!'". Experten im Studio OA PD Dr. Jörg Lützner, Universitätsklinik Dresden, Klinik und Poliklinik für Orthopädie Gitte Baumeier, Phyisiotherapeutin, Halle Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN Redaktion Wissenschaft und Bildung "Hauptsache gesund" 04360 Leipzig Faxabruf: 01803 151534 (0,09 € pro Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € pro Minute) Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund E-Mail: hauptsache-gesund@mdr.de Thema der nächsten Sendung am 24.05.2012: "Abnehmen ohne Ernährungsterror" 7