der vater eines mörders - Liceo Cantonale Bellinzona
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DER VATER EINES MÖRDERS Eine Schulgeschichte VERFILMUNG: Der Vater eines Mörders (BRD, 1985) Regie:Carlheinz Caspari - mit Hans Korte in der Hauptrolle von Rektor Himmler HÖRSPIEL : ANDERSCH, Alfred JAHR: 1980 96 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Die Erzählung mit dem Untertitel "Eine Schulgeschichte" enthält Erinnerungen des Autors an seine Zeit als Gymnasiast in München. Sie spielt im Wittelsbacher Gymnasium, und der Rektor damals (wir schreiben das Jahr 1928) hiess Himmler und war der Vater des späteren SSReichsführers und Völkermörders Heinrich Himmler. Der Titel des Buches stellt also implizit die Frage: Was hat der alte Himmler mit dem jungen zu tun? Franz Kien, die Hauptperson, wird Opfer einer strengen, böswilligen Interrogation in Griechisch: Der Rektor Himmler inspiziert die Klassen und lässt es sich nicht nehmen, selbst die Kenntnisse einzelner Schüler zu prüfen. Mit dem Verlauf des Examens wird deutlich, dass Himmler den Schüler Kien nicht aus Zufall aufgerufen hat; denn mit der Demütigung dieses Schülers rächt er sich an dessen Vater, der im Gegensatz zu ihm einen hohen Militärorden bekommen hatte, später allerdings aus gesundheitlichen Gründen auf Sozialhilfe angewiesen war. Das schlechte Resultat der Interrogation gibt dem Rektor den Vorwand, Franz Kien aus dem Gymnasium auszuschliessen, mit der Begründung, das vom Staat bezahlte Schulgeld verschwendet zu haben. Anderschs Erzählung ist auch eine Geschichte über eine deutsche Schulrealität, über sadistische Methoden in einem streng autoritären Erziehungssystem: Elemente, die den späteren Nationalsozialismus mitgeprägt haben. SANSIBAR ODER DER LETZTE GRUND ANDERSCH, Alfred JAHR: 1957 192 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Sansibar oder der letzte Grund (BRD, 1987) Regie: Bernard Wicki HÖRSPIEL : Aktion ohne Fahnen (1958) Regie: Fritz Schröder-Jahn Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT “In einer kleinen Stadt an der Ostsee treffen zufällig sechs Gestalten zusammen: ‘Der Junge’; Gregor, der KPD-Funktionär; Judith, die Jüdin; am Ort selbst befinden sich der Pfarrer Helander; Knudsen, der Fischer und Kutterbesitzer; als Letzter die Holzplastik des lesenden Klosterschülers’. Und diese sechs Gestalten haben kein anderes Anliegen, als Deutschland zu verlassen... Alfred Anderschs grosses Buch von Sansibar ist ein Misstrauensvotum ersten Ranges gegen unser behäbig-aufgeblasenes ‘Volk der Mitte’.” Sansibar oder der letzte Grund ist ein Zeitroman von Willensfreiheit, von der individuellen Verantwortung des Menschen. Im Ostseehafen kreuzen sich die Schicksale von fünf Personen im Jahre 1937: des evangelischen Pastors Helander, der eine von den Nationalsozialisten angeforderte Holzplastik “Lesender Klosterschüler” nach Schweden retten will; des kommunistischen Fischers Knudsen, der die Plastik auf Fischfang mitnehmen soll; der Jüdin Levin aus Hamburg, die nach dem Selbstmord ihrer Mutter flüchten muss; des kommunistischen Funktionärs Gregor, der die Jüdin und die Plastik retten will; und des Fischerjungen, der fort will, weil ihm der Ort langweilig erscheint. Für sie alle ist das ferne Land der Freiheit Schweden, ihr “Sansibar”. Judith und die Plastik werden gerettet; der Pastor aber erschiesst den ersten der eindringenden Schwarzuniformierten und fällt unter ihren Kugeln. Alle Personen des Romans befreien sich aus einem politischen System oder ihrer Ich-Befangenheit durch eine altruistische Tat, die keinem Befehl und keiner Ideologie gehorcht. BECKER, Jurek JAKOB DER LÜGNER JAHR: 1969 352 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: HÖRSPIEL : Roman Jakob der Lügner (DEFA - Spielfilm DDR, 1974) SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Regie: Frank Beyer; Reclam Jakob der Lügner (USA, 1999) Beyer/Mentor/Schroedel Regie: Peter Kassovitz - mit Robin Williams als Klett/Oldenbourg/Stark Jakob Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Jurek Beckers berühmter Roman - die Geschichte des Juden Jakob, der im Ghetto zum Lügner wird, um anderen die Hoffnung zu geben. Das hervorragend verfilmte Buch “gehört zu den besten Prosabüchern, die in der DDR geschrieben wurden” (FAZ). Es erzählt eine Geschichte aus dem Ghetto während des Krieges. Es ist nicht eine Geschichte vom Widerstand, sondern von einem Heldentum ganz anderer Art; eine melancholisch-heitere, leise, eine kunstvoll komponierte Geschichte ist es, die ohne Phantasie und Menschlichkeit nicht denkbar wäre und deren Held Jakob ein “Lügner aus Barmherzigkeit” ist. Um im Ghetto die Hoffnung aufrechtzuerhalten, die er mit einer von ihm zufällig gehörten Rundfunk-Nachricht über das Nahen der sowjetischen Befreier weckt, erfindet Jakob einen angeblich eigenen -verbotenen Apparat als Bürgen und weitere Botschaften aus dem Äther. Unpathetische Menschlichkeit und innere Überlegenheit bekundende Erzählweise. Statt eines unglaubwürdigen, schönfärberischen Schlusses das bittere Ende: der Abtransport in die Vernichtung. ANSICHTEN EINES CLOWNS BÖLL, Heinrich JAHR: 1963 UMFANG (Seiten): VERLAG: dtv GATTUNG: VERFILMUNG: Ansichten eines Clowns (BRD, 1975) Regie: Vojtěch Jasný HÖRSPIEL : 288 Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Von seiner Geliebten aus katholisch-moralischen Skrupeln verlassen und seinen künstlerischen Abstieg erkennend, summiert der 27-jährige, in Bonn ansässige Pantomime Hans Schnier aus exponierten Konventionen, seine Enttäuschungen zu einer Generalabrechnung mit Familie, Gesellschaft, Kirche, Staat. Ich-Bericht eines zu Ironie und Provokation aufgelegten modernen Picaro über nur wenige Stunden umspannende Vorgänge, die laufend mit Erinnerungen durchsetzt sind. (...) Jedoch hat Böll nur einen Aussenseiter dargestellt, der mehr als andere unter den bornierten Phrasen, der Unbarmherzigkeit und bequemen Moral unserer Wohlstandsgesellschaft leidet. Hans Schnier, Sohn aus reichem Hause, will lieber ein ehrlicher Clown als ein Heuchler sein. Sechs Jahre lang hat er mit Marie in einer nicht legalisierten Ehe gelebt. Marie verlässt ihn, weil er sich nicht verpflichten will, die aus dieser freien Ehe zu erwartenden Kinder katholisch erziehen zu lassen. Schnier ist diesem Verlust nicht gewachsen. Einst ein durchaus gefragter Pantomime und Spassmacher, sitzt er am Ende zum Bettler degradiert mitten im Karnevalstreiben auf den Stufen des Bonner Bahnhofs, wo Marie, die inzwischen geheiratet hat, von der Hochzeitsreise zurückkehren wird. BÖLL, Heinrich BILLARD UM HALB ZEHN JAHR: 1959 UMFANG (Seiten): VERLAG: 336 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Als Geschichte von drei Generationen einer Architektenfamilie aus dem Rheinland (Region Köln) symbolisiert sie das deutsche Schicksal der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Geschehen ist in den Lauf eines einzigen Tages des Jahres 1958 konzentriert, der achzigste Geburtstag von Heinrich Fähmel. Er erhielt im Jahr 1907 den Auftrag, die Abtei St.Anton zu bauen. Sein Sohn Robert, der jeden Tag von halb zehn bis elf Uhr im Hotel Prinz Heinrich Billard spielt, hat als Sprengspezialist der deutschen ReichsArmee in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs die Abtei zerstört. Der Enkel Joseph ist nun am Wiederaufbau von St.Anton beteiligt. In den Gesprächen Roberts mit dem Hotelboy, in Rückblenden und Erinnerungen seines Vaters verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart. So werden die Situationen der einzelnen Epochen in der Familiengeschichte deutlich. Im Mittelpunkt steht ein typisches Böll-Thema: der Konflikt zwischen dem selbständig denkenden Individuum und der politisch opportunistischen Mehrheit. DAS BROT DER FRÜHEN JAHRE BÖLL, Heinrich JAHR: 1955 UMFANG (Seiten): VERLAG: dtv GATTUNG: VERFILMUNG: Das Brot der frühen Jahren (BRD, 1961) Regie: Herbert Vesely HÖRSPIEL : 112 Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Walter Fendrich, der sich in der Nachkriegszeit planlos und kurzfristig als Banklehrling, Verkäufer und Tischlerlehrling versuchte, hat auch seine Elektrikerlehre mehr aus Trotz als aus Begeisterung beendet. Später, in den Jahren des wirtschaftlichen Aufstiegs, findet er seine Existenz als Waschmaschinen-Mechaniker “ganz passabel”. Eines Tages erhält er einen Brief seines Vaters, der ihn bittet, die Tochter eines Kollegen vom Bahnhof abzuholen. Das Zusammentreffen mit der zwanzigjährigen Hedwig, die er zuletzt nur flüchtig als Kind gesehen hatte, wird für Walter zur schicksalhaften Begegnung. Während er mit nie gekannter Entschlossenheit alles daransetzt, Hedwig noch an diesem Tag für sich zu gewinnen, erinnert er sich an die Zeit, als ihn der Hunger quälte und er von einem zwanghaften, gierigen Verlangen nach Brot besessen war. Und er denkt an die Menschen, die ihm dieses Brot schenkten oder verweigerten. Enttäuscht von der Hartherzigkeit seiner Umgebung wurde er zum Diebstahl getrieben und sah schliesslich nur noch in der Arbeit für Geld Geld, für das sich alles kaufen lässt - sein einziges erstrebenswertes Ziel. Überwältigt von seiner bedingungslosen Liebe zu Hedwig findet er zu längst vergessenen Wertmassstäben zurück. Heinrich Böll gelingt es, kleinbürgerliche Schauplätze, die Atmosphäre der Hungerjahre und der Wirtschaftsblüte im Rahmen einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte mit sparsamen Mitteln souverän zu vergegenwärtigen. Vision und Wirklichkeit bilden ein Ganzes, sind hier eine Einheit. Welch eine Identifikation von Autor und literarischer Gestalt gehört dazu, um diese Einheit zu gewinnen. Es ‘geschieht’ kaum etwas in dieser Erzählung, und dennoch ist sie voller Dramatik. Es ist die Dramatik der Liebe, die unser Brot ist. Heinrich Böll hat uns sein zartestes und schönstes Buch geschenkt. DER ZUG WAR PÜNKTLICH BÖLL, Heinrich JAHR: 1949 UMFANG (Seiten): VERLAG: 144 dtv GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die erste Buchveröffentlichung Heinrich Bölls - eine erbitterte Anklage gegen den Krieg “Ich will nicht sterben, aber das Schreckliche ist, dass ich sterben werde …!” Mit dieser Gewissheit steigt der junge Soldat auf dem Bahnhof einer Stadt im Ruhrgebiet in den Fronturlauberzug, der ihn an die Ostfront zurückbringen soll. Es wird eine trostlose Fahrt. Männer, die der Zufall zusammengewürfelt hat, spielen Skat, teilen miteinander Brot und Wurst und versuchen ihre Angst mit Schnaps zu betäuben. Andreas erinnert sich an seinen Freund, an eine Frau, in deren Augen er nur für Bruchteile einer Sekunde blicken konnte, er denkt an seine früheren Verwundungen, und er hasst alle, die den Krieg als eine Selbstverständlichkeit empfinden. In Lemberg hält der Zug. Hier begegnet Andreas einer polnischen Spionin, die als Prostituierte Nachrichten für den Polnischen Widerstand sammelt. Die Frau hat Mitleid mit dem Deutschen… Heinrich Böll hat diese Geschichte vom sinnlosen Sterben mit einem überzeugenden Realismus zu einer erbitterten Anklage gegen den Krieg verdichtet. DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann VERFILMUNG: Die verlorene Ehre der Katharina Blum (BRD, 1975) Regie: Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta HÖRSPIEL : Die verlorene Ehre der Katharina Blum (SWF) Regie: Hermann Naber BÖLL, Heinrich JAHR: 1974 UMFANG (Seiten): VERLAG: 160 dtv GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Katharina Blum, die Zentralfigur dieser Erzählung, ist eine junge hübsche Haushälterin, die nebenberuflich bei Empfängen und Festlichkeiten die Buffets besorgt und sich eine kleine Eigentumswohnung und einen Volkswagen leisten kann. Sie hat ein heiter-bescheidenes Wesen und wird, weil sie Zudringlichkeiten der Männer verabscheut,, in ihrer Umgebung die ‘Nonne’ genannt. Diese Frau verliebt sich auf einer Karnevalsparty spontan in einen jungen Mann, der ein von der Polizei gesuchter radikaler Rechtsbrecher ist. Sie verhilft ihm zur Flucht. Damit gerät sie in den Mittelpunkt der Sensationsmache einer grossen Boulevardzeitung. Täglich erscheinen Berichte, in denen Katharina als ‘Mörderbraut’ und ‘Räuberliebchen’ denunziert wird. Sie ist der andauernden Hetze und deren Folgen - den anonymen Beschimpfungen in Briefen und Telefonanrufen nicht gewachsen und erschiesst in unerwarteter Gegenwehr einen korrupten Journalisten. Die Geschichte wird Schritt für Schritt in einem Erzählerbericht rekonstruiert, der die Vorgänge mit Ironie und Sympathie begleitet und allmählich ein ganzes Panorama von Personen und menschlichen und sozialen Beziehungen entfaltet. BÖLL, Heinrich GRUPPENBILD MIT DAME JAHR: 1971 UMFANG (Seiten): VERLAG: dtv GATTUNG: VERFILMUNG: Gruppenbild mit Dame (BRD, 1976/77) Regie: Aleksandar Petrović - mit Romy Schneider als Leni Gruyten/Pfeiffer HÖRSPIEL : 480 Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Leni Pfeiffer, geborene Guyten, Jahrgang 1922, lernt während des Krieges den sowjetischen Kriegsgefangenen Boris kennen und lieben, besorgt ihm einen deutschen Pass und muss erfahren, dass er in einem Lager der Amerikaner umkommt. Inzwischen ist sie achtundvierzig und ihr gemeinsamer Sohn sitzt im Gefängnis, weil er auf seine Weise ein an der Mutter begangenes Unrecht korrigieren wollte . . . Ein ironisch als 'Verf.' eingeführter Autor rekonstruiert aus hinterlassenen Zeugnissen, aus Gesprächen und Erinnerungen das Leben dieser Frau. Heinrich Böll ist mit diesem inzwischen zum Klassiker gewordenen Roman ein gestalten- und episodenreiches Panorama der deutschen Vor- und Nachkriegsgeschichte gelungen. BÖLL, Heinrich IRISCHES TAGEBUCH JAHR: 1957 UMFANG (Seiten): VERLAG: 144 dtv GATTUNG: Tagebuch SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Eine Reise nach Irland: Heinrich Böll stattete mit diesen Aufzeichnungen den Dank ab an eine Landschaft und ihre Menschen, denen er sich seit seinem ersten Besuch auf der Insel im Jahr 1954 wahlverwandtschaftlich verbunden fühlte. In der ›Stuttgarter Zeitung‹ heisst es: » Das Geheimnis dieses Buches, des liebenswertesten Buches von Heinrich Böll, ist, dass kaum ein Wort über die verzwickte Ökonomie und die noch verzwicktere Geschichte dieses kleinen Staates gesagt wird und dass dennoch das ganze Irland in diesem Tagebuch eingefangen zu sein scheint. « Und für Marcel Reich-Ranicki ist es » ein verstecktes Deutschlandbuch, denn mit seinen Reisenotizen strebt Böll eine mittelbare Kritik der einheimischen Verhältnisse an: Irland wird immer wieder als Gegensatz zur Bundesrepublik betrachtet «. UND SAGTE KEIN EINZIGES WORT BÖLL, Heinrich JAHR: 1953 UMFANG (Seiten): VERLAG: 192 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Abwechselnd berichten zwei Erzähler: Fred Bogner, der seelisch stark mitgenommene Heimkehrer aus dem zweiten Weltkrieg, der nun als kleiner Angestellter in der Telefonzentrale des bischöflichen Ordinariats tätig ist, und seine tapfere Frau Käte, mit der er in einer elenden UntermieteNotwohnung lebt, die ihn liebt, aber grosse Probleme mit dem von Lebensangst geplagten Mann hat. Ihr hilft ihr katholischer Glaube, die schwierigen Situationen des Ehelebens und der materiellen Not zu meistern. Während der Mann sich treiben lässt, kämpft sie mit Verstehen, Schweigen und Liebe - letzten Endes mit Erfolg. BÖLL, Heinrich WO WARST DU ADAM? JAHR: 1951 UMFANG (Seiten): VERLAG: 144 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Kriegsroman, dessen Titel den “Tag- und Nachtbücher” des katholischen Schriftstellers Theodor Haecker (1879-1945) entnommen ist: “Eine Weltkatastrophe kann zu manchem dienen, auch dazu, ein Alibi zu finden vor Gott. Wo warst du Adam; Ich war im Weltkrieg”, lautet die Eintragung vom 31.3.1940. Thematisch und stilistisch ist der Roman eine Fortsetzung der Kurzgeschichten; viele realistisch gezeichnete Einzelszenen werden zu einer geschlossenen Aussage gegen den Widersinn des Krieges. Die Front löst sich auf, in einem ungarischen Dorf warten nicht transportfähige Verletze und Kranke auf den Feind. In der zur Krankensammelstelle umgewandelten Mädchenschule begegnet Feinhals, von Beruf Architekt, der jüdischen Lehrerin. Doch er wird an die Front geschickt, sie zur Vernichtung ins KZ gebracht. Feinhals sucht den Weg nach Hause, mitten durch die feindlichen Fronten, doch als er beim Vaterhaus ankommt, wird er auf den Stufen von einer, verspäteten Handgranate getötet. BORCHERT, Wolfgang DRAUSSEN VOR DER TÜR JAHR: 1947 128 VERLAG: Rowohlt UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Liebe 47 (BRD, 1949) Regie: Wolfgang Liebeneiner HÖRSPIEL : Draussen vor der Tür (NDR, 1957) Regie: Ludwig Cremer Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Draussen vor der Tür wurde von Borchert als ein Stück bezeichnet, “das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will” und war erst als Hörspiel konzipiert. Es handelt von dem Heimkehrer Beckmann aus sibirischer Gefangenschaft, der erkennt, dass es für ihn kein Zuhause mehr gibt. Umsonst versucht er, sich in der Elbe umzubringen; seine Frau findet er in den Armen eines anderen, und zu der anderen, die ihn aufnimmt, kehrt ihr Mann zurück. Der Oberst, dem er die Verantwortung für die gefallenen Kameraden zurückgeben will, lacht ihn aus, schickt ihn zum Kabarett, doch auch dort will man ihn mit seiner Wahrheit nicht, da niemand sie hören will. Selbst Gott - ein alter, weinerlicher Mann - kann nicht helfen. Die Anklage des Heimkehrers richtet sich gegen Gott, der das Böse nicht verhindert hat oder gar nicht verhindern konnte. Beckmann, der Heimkehrer mit dem steifen Knie und der grotesken Gasmaskenbrille, beschliesst, seinem Leben ein Ende zu machen. Doch die Elbe will ihn nicht; bei Blankenese wirft sie ihn wieder ans Ufer. Noch einmal muss er versuchen, im Leben wieder Fuss zu fassen. Aber seine Versuche schlagen fehl. Eine Frau nimmt ihn mit und schenkt ihm die Kleider ihres verschollenen Mannes - da kehrt dieser, einbeinig und auf Krücken, zurück. (…) DER AUFHALTSAME AUFSTIEG DES ARTURO UI BRECHT, Bertolt JAHR: 1941 182 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Der Aufhaltsame Aufstieg Des Arturo Ui (1996) Berliner Ensemble Inszenierung von Heiner Müller HÖRSPIEL : Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui 1941 in Finnland geschrieben, ist ein Versuch, der kapitalistischen Welt den Aufstieg Hitlers dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde. Die Verssprache macht das Heldentum der Figuren messbar. “Der Ui ist ein Parabelstück, geschrieben mit der Absicht, den üblichen gefahrvollen Respekt vor den grossen Tötern zu zerstören. Der Kreis ist absichtilich eng gezogen: er beschränkt sich auf die Ebene von Staat, Industriellen, Junkern und Kleinbürgern. Das reicht aus, die vorgehabte Absicht durchzuführen. Das Stück will keinen allgemeinen gründlichen Aufriss der historischen Lage der dreissiger Jahre geben. Es fehlt das Proletariat, und es kann nicht in weiterem Masse berücksichtigt werden, denn ein jedes Mehr in diesem Gefüge wäre ein Zuviel und würde ablenken von der diffizilen Problemstellung.” Bertolt Brecht Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui wurde am 10. November 1958 in Stuttgart uraufgeführt. Dieses Theaterstück, 1941 in der Emigration entstanden, zeigt den Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Jahre 1938. Die NS-Grossfunktionäre erscheinen als Chicagoer Gangster und reden in den glatten Jamben des deutschen klassischen Dramas. Durch die doppelte Verfremdung werden die Ereignisse jener Jahre erkennbar nicht als schicksalhaftes Verhängnis, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse. Indem er Hitler und seine Kumpane der Lächerlichkeit preisgibt, nimmt Brecht ihnen jenen Zug des Dämonischen, den sie für viele auch heute noch zu besitzen scheinen. Die Parabel stellt klar, dass der Faschismus kein historisches Einzelfall war: Faschismus ist die noch immer mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln DER GUTE MENSCH VON SEZUAN BRECHT, Bertolt JAHR: 1943 224 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der gute Mensch von Sezuan ist die warmherzige Prostituierte Shen Te, doch um menschenwürdig leben zu können, verwandelt sie sich in ihren hartherzigen Vetter Shi Ta, der das böse Spiel der kapitalistischen Welt mitmacht. Nur so kann sie sich vor Gläubigern und schmarotzenden Armen wehren und finanzielle Sicherheit erlangen. Am Schluss liegt sie vor den drei Göttern, die einen guten Menschen suchen, auf den Knieen, doch sie wird wie bisher weiterleben müssen, will sie in dieser Welt überleben. Das Stück gibt keine Lösung - der Zuschauer soll reflektieren und die Lehre daraus ziehen. Modernes Theater im Sinne Brechts, der das Stück als ein Paradebeispiel für sein episches Theater schrieb: die Handlungen sind auf die verschiedenste Weise immer wieder unterbrochen, um keine Illusion durch eine kontinuierliche Handlung aufkommen zu lassen, wie das im traditionellen Theater geschieht. DER JASAGER UND DER NEINSAGER BRECHT, Bertolt JAHR: 1929 128 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Idee einer "Schuloper" stammt vom Komponisten Kurt Weill, der in Zusammenarbeit mit Brecht die zwei kleinen Stücke erarbeitet hat. Die zwei Werke sind als Einheit zu verstehen. Thema ist das "Einverstanden sein", das die Gemeinschaft vom einzelnen fordert. Im Jasager muss ein Knabe sich den Bedingungen und Gesetzen einer Gemeinschaft, der er sich anschliesst, unterwerfen, auch wenn er sehr starke Gründe dagegen hat und er in einen tragischen Konflikt gerät. Man kann von einer Gruppe nicht verlangen, dass sie ihre Ziele wegen eines einzelnen aufgibt. Im Neinsager ist die Anfangssituation gleich, aber der Knabe zeigt sich als einer, der nicht einverstanden ist und Widerstand zeigt; er ist bereit, neue Wege zu gehen. DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS BRECHT, Bertolt JAHR: 1944/45 192 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Zwei Spiele, zwei grosse Themen der Weltliteratur werden von Brecht hier zu einem geschlossenen Kreis geführt: Das Spiel von Grusche Vachnadze, der Magd, die mit übermenschlichen Opfern - selbst dem Opfer ihrer Liebe zu dem Soldaten Simon Chachava - in Zeiten der Revolte das Kind der harten Gouverneursfrau rettet, und das Spiel vom Azdak, dem Arme-LeuteRichter, der, betrunken und korrupt, dennoch das Chaos zu einer “kurzen, goldenen Zeit beinah der Gerechtigkeit” macht. Dieses Spiel fällt keinen Augenblick aus dem Rahmen der Poesie. Ob als verloren beklagt oder als künftig erhofft - die Paradiese, von denen der Mensch träumt, sind künstlich. Wer in ihnen lebte, hätte keinen Grund, sie zu dichten. BRECHT, Bertolt DIE DREIGROSCHENOPER JAHR: 1928 170 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT An der Basis des Werks steht John Grays The Beggar's Opera (1728). Die Dreigroschenoper entstand in enger Zusammenarbeit Brechts mit dem Komponisten Kurt Weill und gilt als der grösste Theatererfolg der sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahre". Der Erfolg beruhte allerdings auch auf einem Missverständnis: Viele Zuschauer fühlten sich als lachende Komplizen einer Gesellschaft von Verbrechern und merkten nicht, dass Brecht mit einer rigorosen Gesellschaftsanalyse offene Kritik üben wollte. Das Stück handelt vom Existenzkampf des Londoner Strassenräubers und Geschäftsmanns Macheath, genannt Mackie Messer. Sein Schwiegervater Peachum, der Bettlerkönig, möchte ihn sterben sehen. Peachum ist Besitzer der Firma "Bettlers Freund" und kontrolliert die Londoner Bettler, organisiert deren Arbeit und kassiert einen grossen Teil ihrer Einnahmen. Seine Tochter Polly hat sich in unglücklicherweise in den Gauner (und Peachums Rivalen) Macheath verliebt. Dieser kontrolliert die Diebe von London und organisiert die Einbrüche. Der Polizeichef Brown müsste eigentlich der Gegner von Peachum und Macheath sein, aber er ist, korrumpiert nach zwei Seiten, deren Freund und Komplize, weil er sich in einer Position der Schwäche befindet. Macheath und Polly heiraten, und für Peachum bedeutet das den Ruin, da er seine Tochter Polly in seinem Bordell als "Stütze der Familie" braucht. Es folgt ein Intrigenspiel zwischen den zwei grossen Rivalen. Während einem Besuch im Bordell möchte Peachum mit Hilfe seiner Angestellten Jenny ("Spelunken-Jenny") seinen Schwiegersohn festnehmen und der Polizei ausliefern. Der Plan gelingt, aber Lucy, die Tochter des Polizeichefs befreit Macheath. Noch einmal von Jenny verraten, wird er schliesslich zum Tod am Galgen verurteilt. Im letzten Moment wird er jedoch, auf Befehl des Königs, vor dem Tod gerettet. BRECHT, Bertolt DIE MASSNAHME JAHR: 1930 112 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Dieses Drama (ein "Lehrstück") ist eng mit dem Jasager verbunden. In diesem Stück geht es ganz konkret um den Klassenkampf (in China) und um das "Lob der Partei", nämlich der kommunistischen Partei als Führerin der Revolution. Vier kommunistische Agitatoren stehen vor einem Parteigericht; sie haben in China Propaganda getrieben und dabei ihren jüngsten Genossen erschiessen müssen. Um dem Tribunal die Notwendigkeit dieser Massnahme der Todesstrafe zu beweisen, zeigen sie, wie der junge Genosse sich in verschiedenen Situationen benommen hat. Er hatte nicht genug Disziplin und liess zu wenig seinen Verstand sprechen (politisch unrichtiges Verhalten), so dass er zu einer Gefahr für die revolutionäre Bewegung wurde. DIE RUNDKÖPFE UND DIE SPITZKÖPFE BRECHT, Bertolt JAHR: 1933 132 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Am Ende der zwanziger Jahre begann Brecht, Lehrstücke zu schreiben, in denen in Modellsituationen Misstände der Gesellschaft aufgedeckt wurden. In seiner “Theorie der Pädagogien” merkt er dazu an: "Die bürgerlichen Philosophen machen einen grossen Unterschied zwischen den Tätigen und den Betrachtenden.1) Diesen Unterschied macht der Denkende nicht. Wenn man diesen Unterschied macht, dann überlässt man die Politik dem Tätigen und die Philosophie dem Betrachtenden, während doch in Wirklichkeit die Politiker Philosophen und die Philosophen Politiker sein müssen. Zwischen der wahren Philosophie und der wahren Politik ist kein Unterschied. Auf diese Erkenntnis folgt der Vorschlag des Denkenden, die jungen Leute durch Theaterspielen zu erziehen, das heisst sie zugleich zu Tätigen und Betrachtenden zu machen.” 1) “Der Handelnde ist immer gewissenlos; es hat niemand Gewissen als der Betrachtende.” Goethe, Maximen und Reflexionen, Nr. 251. FURCHT UND ELEND DES DRITTEN REICHES BRECHT, Bertolt JAHR: 1938 392 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Mörder machen sich auf den Weg, (UdSSR, 1942) Regie: V. Pudovkin HÖRSPIEL : Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Furcht und Elend des Dritten Reiches beruht auf Augenzeugenberichten und Zeitungsnotizen. Die Szenen wurden 19338 für den Malik-Verlag in Prag gedruckt, konnten aber infolge des Hitlerschen Überfalls nicht mehr verbreitet werden. Das Stück Furcht und Elend des Dritten Reiches ist in den Jahren 1935 bis l939 in der Emigration entstanden. Einige Szenen daraus wurden 1937 von Brecht und Helene Weigel in Paris uraufgeführt. Der ursprüngliche Titel Deutschland - Ein Greuelmärchen zeigt, in welche Tradition Brecht dieses Stück eingereiht wissen wollte. Er sah die Verhältnisse im “Reich” mit dem scharfen Blick des Emigranten und beschrieb sie mit knapper, realistischer Genauigkeit. Die vierundzwanzig Szenen des Stücks zeichnen das Bild des Faschismus und der ihn konstituierenden Mentalität. 24 Einzelszenen gegen das Dritte Reich, über die Volksgemeinschaft und den Verrat, über Konzentrationslager und Rechtsfindung, über Ärzte und Physiker, über die jüdische Frau und den Spitzel, über Arbeitsdienst, Winterhilfe und den alten Kämpfer, über die Christen im Dritten Reich, die Hitlerjugend bis zur Volksbefragung des Jahres 1938 und Hitlers Einzug in Wien. BRECHT, Bertolt KLEINBÜRGERHOCHZEIT JAHR: 1919 189 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT (In: Die Hochzeit und andere Einakter) In diesem Schauspiel in einem Akt zeigt Brecht ein Hochzeitsessen im Kleinbürgermilieu: alle wollen sich sehr vornehm benehmen, aber mit zunehmendem Alkoholgenuss fällt die Fassade: es gibt Streit, die neue Wohnung wird demoliert, man entdeckt, dass die Braut ein Kind erwartet das Fest endet in einem Skandal. BRECHT, Bertolt LEBEN DES GALILEI JAHR: 1943 192 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Thematische Parallelen zu Dürrenmatts Physikern treten bei der Interpretation dieses Theaterstücks hervor, das Brecht unter dem Eindruck der Atombombe auf Hiroshima neu verfasste. Um seine Ideen zu verbreiten, nimmt er einen Ausschnitt (von 1609 bis 1640) aus dem Leben des italienischen Mathematikers und Astronomen Galileo Galilei (1564 -1642), der das neue heliozentrische Weltbild durchsetzen will und dabei mit der Kirche in Konflikt gerät, die durch ihn die von Gott gesetzte Weltanschauung gefährdet sieht. Galilei unterwirft sich der Inquisition, widerruft nach dem Anblick der Folterinstrumente und gibt seine revolutionären Erkenntnisse nur heimlich weiter. Brecht geht es vor allem um die Beziehung zwischen Macht und Wissenschaft. Galilei unterwirft sich der Macht, um ungestört seinen wissenschaftlichen Forschungen nachgehen zu können, verurteilt sich aber am Schluss selbst, da er sich der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft entzogen hat. BRECHT, Bertolt MANN IST MANN JAHR: 1927 112 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Drama SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Brechts erster Versuch mit dem epischen Theater - die Bühne erlaubt dem Zuschauer nicht länger, sich durch Identifizierung mit den Personen in einer Welt der Illusionen zu verlieren, sondern soll die Handlung als Reflektierender mitverfolgen, um belehrt zu werden. Das Lustspiel Mann ist Mann entstand 1924/26 und wurde am 26. September 1926 unter der Regie von Jakob Geis mit Ernst Legal als Galy Gay und Helene Weigel als Begbick am Landestheater Darmstadt uraufgeführt. Der Packer Galy Gay in Kilkoa geht aus, einen Fisch zu kaufen, und gerät unter die Soldaten einer englischen Maschinengewehrabteilung, die ihren vierten Mann beim Einbruch in eine Pagode verloren haben. Sie verwandeln ihn, damit nichts bemerkt wird, in diesen vierten Mann. Galy Gay wird Jeraiah Jip. Erst nennt er sich so, zuletzt ist er es. Wer am Morgen als beschauliches Individuum auszog, marschiert am Abend als Nummer unter Tausende, als Kollektivbegriff, als Soldat nach Tibet. Mann ist Mann. Damit es so weit kommt, wird er wie eine Maschine, wie ein Auto abmontiert und neu aufmontiert. Diese Montage findet in sechs Nummern statt. Draussen bricht die Armee auf. Die Zeit drängt. Drinnen in der Kantine bauen die Soldaten einen lebendigen Mann um. MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER BRECHT, Bertolt JAHR: 1941 185 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Mutter Courage und ihre Kinder (DEFA-Film DDR, 1960) Regie: Peter Palitzsch und Manfred Wekwerth HÖRSPIEL : Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT ‘Eine Chronik aus dem Dreissigjährigen Krieg’. Anna Fierling, Mutter Courage genannt, zieht mit ihrem Planwagen und ihren Kindern zwischen 1624 und 1635 kreuz und quer durch Mitteleuropa und geht ihren Geschäften nach. Der Krieg ist für sie ein Geschäft und sie weiss, davon in jeder Situation zu profitieren. Durch den Krieg verliert sie aber auch ihre Kinder, doch sie zieht unbelehrbar weiter. “Was eine Aufführung von Mutter Courage”, schrieb Brecht einmal, “hauptsächlich zeigen soll: Dass die grossen Geschäfte in den Kriegen nicht von den kleinen Leuten gemacht werden. Dass der Krieg , der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer. Dass er darum bekämpft werden muss.” CANETTI, Elias DIE BEFRISTETEN JAHR: 1956 UMFANG (Seiten): VERLAG: 68 Fischer GATTUNG: Drama SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT (in: Dramen. Hochzeit; Komödie der Eitelkeit; Die Befristeten) Das Todesproblem greift das Stück Die Befristeten auf. Es spielt in einer Gesellschaft, in der jeder das Datum seines Todes weiss oder wenigstens zu kennen glaubt; er trägt Geburts- und Todestag in einer Kapsel um den Hals. Damit ist jede Unsicherheit vor dem Tod, aber auch jede Gefahr eines gewaltsamen Todes verschwunden. Als sich dieser Glaube als Irrtum herausstellt, weil einer, der ”Fünfziger”, die Kapsel öffnet und sie leer findet, bricht das Chaos herein. Niemand wird mit der neuen “Freiheit zum Tode” fertig. So wird das Spiel zu einer gnadenlosen Demaskierung der Lebensangst und der Todesfurcht. DIE STIMMEN VON MARRAKESCH Aufzeichnungen nach einer Reise CANETTI, Elias JAHR: 1967 UMFANG (Seiten): VERLAG: 96 Fischer GATTUNG: Aufzeichnungen SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Zufall führte Canetti 1954 als Begleiter eines Filmteams in eine bestürzend fremdartige Welt - nach Marrakesch. Erst aus der Distanz, nach seiner Rückkehr nach London, skizzierte er die Eindrücke dieser Reise. Die Aufzeichnungen sind kein Reisebericht im klassischen Sinn. Es sind Miniaturen von atmosphärischen Erscheinungen einer orientalischen Grossstadt. Canetti streift durch die arabischen und jüdischen Viertel der Stadt, atmet die seltsamen Gerüche, beobachtet die feilschenden Händler in den Suks und die Verkäuferinnen duftenden Brotes, vernimmt die Stimmen der Blinden, Bettler und zungenlosen Krüppel in den Slums, spürt die hilflose Kreatürlichkeit und Nähe des Todes vor den Kamelen mit ihren Schlächtern, staunt über die vielen Gesichter armer Juden in der Mellah, wird Zeuge intimster menschlicher Verhältnisse, sieht Bosheit, Armut und Prostitution und spürt nur die eine Sehnsucht, die Sehnsucht nach einem besseren Leben. In diesen Prosastücken von verhaltener Subjektivität lauscht der präzise Beobachter auf Stimmen, die hinter der Realität die letzten Dinge offenbaren. ‘Die Stimmen von Marrakesch’ ist jenes Buch, durch das Elias Canetti dem Leser so etwas wie ein vertrauter Freund wird, und in dem aus allen Schilderungen von Elend, orientalischer Grossstadtmisere am Rande menschlichen Daseins, eine Art Freude an allem Menschlichen und Brüderlichkeit gegenüber dem Fremden strahlt. Klassisch möchte man den Weltbezug dieser Prosa nennen, weil ihr Autor mit so inbeirrbarer Kraft auf die Menschen, Tiere und Gegenstände von Marrakesch blickt, ohne dass die Subjektivität des Schauenden sich je in den Vordergrund drängte. So behutsam und scheu Canetti vorangeht, der Leser wird Zeuge eines Erkenntnisprozesses. Ein Vorgang ohne jegliche intellektuelle Strapazierung … Es bleibt, was immer Canetti in Marrakesch erlebt und beobachtet, reine erzählerische Vergegenwärtigung, sinnlich nah und greifbar. WIR KINDER VOM BAHNHOFZOO CHRISTIANE F. JAHR: 1978 UMFANG (Seiten): VERLAG: Carlsen GATTUNG: VERFILMUNG: Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (BRD, 1981) Regie: Uli Edel - mit Natja Brunckhorst als Christiane F. HÖRSPIEL : 368 Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Im Alter von zwölf Jahren kommt Christiane F. in einem Jugendheim zum Haschisch, kurz darauf in einer Diskothek zum Heroin. Sie wird süchtig, geht vormittags zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls heroinabhängigen Freunden auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Die Berlinerin Christiane F. erzählt mit minuziösem Erinnerungsvermögen und rückhaltloser Offenheit ihre traurige Geschichte. Ein Buch, das in den 70er Jahren Deutschland erschütterte - und bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat. DAS UNTERNEHMEN DER WEGA DÜRRENMATT, Friedrich JAHR: 1958 50 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Hörspiel SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Hörspiel, das in der Zukunft handelt: Auf der Erde steht der dritte Weltkrieg kurz bevor. Der westliche Machtblock schickt ein Raumschiff (Wega) mit einer Politikerdelegation zum Planeten Venus, der als Strafkolonie vom Ost- und Westblock benützt wird. Das Klima auf diesem Planeten ist fürchterlich, das Leben primitiv, aber die Bewohner sind trotzdem glücklich: sie leben in einer Gesellschaft ohne Regierung, jeder hilft dem anderen spontan. Nun will die Westdelegation diese Leute für einen Krieg auf der Erde gegen den Ostblock organisieren. Als Belohnung dürften sie auf die Erde zurückkehren. Aber niemand akzeptiert diesen Vorschlag. Die Westdelegation fliegt nach dem Misserfolg zur Erde zurück, vorher aber bombardiert sie noch den Planeten Venus aus dem Raumschiff. DÜRRENMATT, Friedrich DAS VERSPRECHEN Requiem auf den Kriminalroman VERFILMUNG: HÖRSPIEL : Es geschah am hellichten Tag (BRD, 1958) Regie: Maximilian Schell La promessa (I, 1979) Es geschah am hellichten Tag (BRD, 1997) Das Versprechen, (USA 2001) (The Pledge) Regie: Sean Penn JAHR: 1958 160 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Es geht um die Aufklärung eines Sexualmords an einem kleinen Mädchen. Viele Indizien weisen darauf hin, dass ein Landstreicher (ein Hausierer) der Täter ist. Kommissar Matthäi hat seine Zweifel und beschliesst, allein und mit sehr unkonventionellen Methoden den Mörder zu finden. Dabei helfen ihm eine Zeichnung, die vom ermordeten Mädchen stammt, und ein anderes Kind, das er als Köder einsetzt. Obwohl man am Schluss den wahren Mörder kennt, endet der Roman für Matthäi nicht erfolgreich. Interessant ist, wie Dürrenmatt den Polizeikommissar selbst zu einer problematischen Figur macht. Das rote Kleid eines ermordeten Kindes, der unvermeidliche Inspektor, die Worte ‘bestialischer Mörder’ und ‘Sexualverbrecher’ im Werbetext - und dennoch geht es hier nicht, wie bisher, um die Zutaten. Vielmehr sind die Zutaten da, aber sie werden anders behandelt, eine erfrischend neue Sicht der Polizeiarbeit. Ich bin versucht, Das Versprechen mit erlesenstem Simenon zu vergleichen. Es hat die gleiche kompakte Länge, es hat einige derselben Qualitäten - klare Beschreibung, die Fähigkeit, ein Verbrechen so real zu machen wie irgendeines in der Zeitung, und eine sehr menschliche Einstellung gegenüber der Polizei. DER BESUCH DER ALTEN DAME DÜRRENMATT, Friedrich JAHR: 1957 160 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: HÖRSPIEL : Tragikomödie SEKUNDÄRLITERATUR: Der Besuch (USA, 1963) Königserläuterungen Regie: Bernhard Wicki - mit Ingrid Bergman und Reclam Anthony Quinn Beyer/Mentor/Schroedel Der Besuch der alten Dame (CH, 1982) Klett/Oldenbourg/Stark Regie: Max Peter Ammann - mit Maria Schell Suhrkamp BasisBiographien und Günter Lamprecht Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Neben den Physikern Dürrenmatts ist es erfolgreichstes Drama, das von der Rache einer alten Dame handelt, die als junges Mädchen von einem jungen Mann mit einem Kind sitzengelassen wurde und ihre Heimatstadt verliess. Jahre später kommt sie als Millionärin in ihr Heimatdorf zurück und bietet der Stadt viel Geld, aber unter der Bedingung, dass ihr Geliebter von damals getötet wird. Zuerst lehnen die Einwohner entrüstet ab, doch allmählich ändern sie unter dem Einfluss der Macht des Geldes ihre Gesinnung… DÜRRENMATT, Friedrich DER METEOR Nobelpreisträgerstücke JAHR: 1966 208 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Dramatiker Schwitter (mit grimmig selbstironischen Zügen Dürrenmatts) ist in der Klinik gestorben, aber vom Tod auferstanden und in das Maler-Atelier geflüchtet, das er vor vierzig Jahren bewohnt hat, um hier zu sterben. Es entsteht eine absolut groteske Situation: Schwitter, der sterben will, kann nicht, und die Menschen, die zu ihm kommen und leben wollen, werden entweder von ihm ruiniert oder sterben. Die ‘verkehrte Welt’ - Stoff der Komödie, hier ad absurdum geführt. DER RICHTER UND SEIN HENKER DÜRRENMATT, Friedrich JAHR: 1950 192 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Der Richter und sein Henker (BRD, 1975) Regie: Maximilian Schell HÖRSPIEL : Der Richter und sein Henker (DRS, 1986) Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Die Hauptthematik von Der Richter und sein Henker findet man unter anderem bei Dashiell Hammett, Rex Stout, Raymond Chandler und Georges Simenon. Grundthema: der Kampf zweier Parteien, deren eine ein einzelner Detektiv ist. Die ‘gute’ Partei, Inspektor Bärlach, ist todkrank, und es bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, um den Verbrecher Gastmann zu überführen. In ihrer Jugend hatten die beiden eine verhängnisvolle Wette abgeschlossen, die viele Verbrechen nach sich zog. Was für ein Mensch ist dieser Bärlach? In seiner Menschlichkeit erinnert er an Maigret. Wie dieser ist er von altem Schrot und Korn, ist in erster Linie ein konservativer Mensch, der nicht nach juristischen Regeln operiert, der von den modernen Techniken der Kriminologie wenig hält und lieber seiner durch Erfahrung gewitzen Nase und dem gesunden Menschenverstand folgt. DÜRRENMATT, Friedrich DER VERDACHT JAHR: 1951 128 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT In Der Verdacht geht es nicht darum, herauszufinden, wer der Mörder ist, sondern darum, ob und wie Kommissär Bärlach wieder aus der Falle kommt, in der er hineingeraten ist. Er hat eine Operation überstanden, und man nimmt an, dass er noch ein Jahr leben wird. Er liegt im Salemspital in Bern und liest symbolischerweise in der Zeitschrift ‘Life’. Ein Bild erweckt den Verdacht seines Arztes -, dass nämlich der berüchtigte Arzt Nehle, der im Konzentrationslager Stutthof ohne Narkose operierte, mit Dr. Emmenberger, dem Vorsteher einer Zürcher Privatklinik, identisch sei. Bärlach hätte allen Grund, anderen die Prüfung dieses Falles zu überlassen: erstens ist er jetzt pensioniert, und zweitens hätte er wohl ein Recht darauf, sein letztes Lebensjahr in Ruhe zu geniessen. Es ist keine moralische Verpflichtung, die ihn treibt, sondern ein unbändiger Trotz ‘in dieser Welt zu bestehen und für eine andere, besser zu kämpfen, zu kämpfen auch mit diesem jammervollen Leib, an welchem der Krebs frass’. DÜRRENMATT, Friedrich JAHR: DIE PANNE 1956 192 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): Eine noch mögliche Geschichte GATTUNG: Hörspiel + Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT (Hörspielfassung + Erzählung) Ein Handlungsreisender muss infolge einer Autopanne auswärts übernachten. Da alle Hotels besetzt sind, findet er privat bei vier älteren Herren Unterkunft. Diese waren früher auf dem Gericht tätig und halten sich jetzt “in Form”, indem sie beim Abendessen mit ihren Gästen “Prozess spielen”: der Handlungsreisende wird von ihnen ins Kreuzverhör genommen und nach seinem Leben befragt, und da dieser unter Alkoholeinfluss zu übertreiben beginnt, wird er schliesslich für schuldig befunden, seinen Chef ermordet zu haben. Der Schluss ist in der dramatischen Version anders als in der Prosafassung. DÜRRENMATT, Friedrich DIE PHYSIKER JAHR: 1962 96 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Komödie SEKUNDÄRLITERATUR: Die Physiker (BRD, 1964) Regie: Fritz Umgelter Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die unausweichliche Gefährdung der Welt durch die moderne Atomphysik ist zentrales Thema dieser Komödie. Sie spielt irgendwo in der Schweiz in einem privaten Nervensanatorium, wo die weltbekannte Psychiaterin Dr. h. c. Dr. med. Mathilde von Zahnd drei Kernphysiker, harmlose liebenswerte Irre, behandelt. In der Villa geschehen merkwürdige Dinge, die auch die Polizei beschäftigen. Inspektor Voss untersucht in kürzester Zeit drei Morde an Krankenschwestern. Die überraschende Wendung geschieht erst in der Mitte des zweiten Aktes: Keiner der drei Patienten ist wirklich krank, sondern weil sie daran interessiert sind, dass die Entdeckungen des Physikers Möbius (eines der dreiern) in die Hände ihres Staates gelangen. Da sie sich der Gefahr bewusst werden, die in für die Menschheit besteht, wenn die revolutionären Entdeckungen in die falschen Hände geraten, beschliessen sie, als “Verrückte” in der Klinik zu bleiben. Doch die Ärztin ist bereits im Besitz von Fotokopien…! HERKULES UND DER STALL DES AUGIAS DÜRRENMATT, Friedrich JAHR: 1954 88 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Stoff ist dem griechischen Mythos entnommen - doch der Stall des Augias - und mit ihm das total vermistete Elis - , lassen sich nicht mehr reinigen: Herkules scheitert an der Bürokratie und am Parlament. Der Nachwelt wird der Morast erhalten, denn sie fürchten sich vor einer sauberen Welt. Doch endet das Stück nicht in Hoffnungslosigkeit, denn aus Mist lässt sich fruchtbarer Humus herstellen… DÜRRENMATT, Friedrich JAHR: JUSTIZ 1985 240 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Justiz (D, 1993) Regie: Hans W. Geißendörfer - mit Maximilian Schell HÖRSPIEL : Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Ein Zürcher Kantonsrat erschiesst in einem überfüllten, von Politikern, Wirtschaftskoryphäen und Künstlern besuchten Restaurant der Stadt vor aller Augen einen Germanisten, Professor an der Universität; er lässt, zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt, einen jungen, mittellosen Rechtsanwalt zu sich kommen und erteilt diesem den Auftrag, seinen Fall neu zu untersuchen unter der Annahme, er sei nicht der Mörder gewesen. Der junge Anwalt, der den scheinbar sinnlosen Auftrag annimmt, erkennt zu spät, in welche Falle ihn die Justiz geraten lässt, weil er sie mit der Gerechtigkeit verwechselt. DÜRRENMATT, Friedrich PLAY STRINDBERG Totentanz nach August Strindberg JAHR: 1969 66 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Komödie SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ausgangspunkt des “Totentanzes” wie des neugeschaffenen “Play” ist ein Ehepaar, für das 25 Jahre Gemeinsamkeit zu einem Inferno geworden sind, aus dem es kein Entrinnen gibt. Sinnfällig ist schon der Schauplatz der Handlung, eine öde Schäreninsel, wo das Paar völlig einsam lebt. Der Kapitän Edgar, gesundheitliche moralisch ausgehöhlt, lebt ebenso wie seine Frau Alice, eine ehemalige Schauspielerin, nur noch in der Vergangenheit. Die Erinnerung ist für beide die Waffe, mit der sie sich die Gegenwart unerträglich machen. Sie quälen sich mit beissendem Sarkasmus und ätzender Schärfe. Ein Vetter Alices namens Kurt, der zu Besuch kommt, wird von den beiden gleich in den Kampf hineingezogen. Doch bei Dürrenmatt ist Kurt der Stärkere. Am Ende verlässt er den Schauplatz und zwei menschliche Wracks. Der alte Mann erliegt langsam einem Schlaganfall. Der Junge wurde im Ehekrieg “geistig fit gemacht”, um sich in der Geschäftswelt, die ebenfalls von Erpressung und Erniedrigung beherrscht wird, erneut zu behaupten. DÜRRENMATT, Friedrich ROMULUS DER GROSSE Eine ungeschichtliche historische Komödie in vier Akten. 1949 (1980) UMFANG (Seiten): 176 VERLAG: Diogenes JAHR: GATTUNG: Komödie SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Dürrenmatt bezeichnete dieses Werk als “ungeschichtliche historische Komödie”, denn die Handlung spielt am 15. und 16. März 476, im Augenblick des Untergangs des weströmischen Reiches. Kaiser Romulus lässt sich von schlimmen Nachrichten, die den Vorstoss der Germanen nach Rom ankündigen, nicht aus der Ruhe bringen. Er beschäftigt sich weiter mit seiner Hühnerzucht, während die Leute seiner Umgebung ihn verzweifelt zu Entscheidungen drängen. Aber Romulus zeigt sich völlig uninteressiert, das römische Imperium noch zu retten. Als die Germanen bereits in Rom einmarschieren, will man ihn mit einer Verschwörung eliminieren, aber die Aktion wird äusserst dilettantisch inszeniert. So erreicht Romulus, was er von Anfang an gewollt hat: das römische Reich zusammenbrechen zu lassen. Jedoch erfüllt ihm der Germanenfürst Odoaker die Bitte nicht, ihn zu töten, sondern setzt ihn in Pension, was für den letzten römischen Kaiser schlimmer ist als der Tod. Frei und humorvoll wirkt Romulus der Grosse, eine “ungeschichtliche historische Komödie” in 4 Akten; der Kaiser ist der tragikomische Philosoph, der, im Gegensatz zum Opfer Ämilian, den Untergangs des Römischen Reiches nicht aufhalten will; Hühner und die Würde der einzelnen sind ihm wichtiger als militärische Bravour. EICH, Günter DAS JAHR LAZERTIS JAHR: 1953/58 UMFANG (Seiten): VERLAG: Suhrkamp GATTUNG: Hörspiel SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Im Zentrum steht ein seltsamer Reisebericht. Stationen der Reise sind die sinnvollen Veränderungen eines Wortes („Lazertis“), das am Anfang weder Sinn noch Bedeutung hat. Paul, der Erzähler, von Beruf Maler von wissenschaftlich exakten Tierbildern, hört das Wort im Halbschlaf an einem Neujahrsmorgen aus dem Mund von Leuten, die an seinem Fenster vorbeigehen: Es klang ähnlich wie „Lazertis“. Wüsste er das genaue Wort, besässe er wie den Stein des Weisen, denn es verbirgt das Geheimnis einer höheren Wirklichkeit. Deshalb folgt Paul diesem Wort und findet: Laparte (ein Tierforscher) – Lazerten (Eidechsen) – Laertes (Dr. Bayard) – Lepra – Lazarus – La Certosa (eine Station für Leprakranke) – la certitude – Caritas. EICH, Günter DIE ANDERE UND ICH JAHR: 1951/58 UMFANG (Seiten): VERLAG: Suhrkamp GATTUNG: Hörspiel SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die gutbürgerliche und gebildete Amerikanerin Ellen Harland befindet sich mit ihrer Familie auf einer Italienreise. An einem heissen Sommertag, ihrem Geburtstag, wünscht sie sich einen ruhigen Tag am Meer. Während des Badens fällt sie in Ohnmacht und träumt von nun an das Leben von Camilla, einer armen italienischen Frau. Der Traum umfasst 41 Jahre dieser Existenz: Heirat, eine zweite Ehe, vier Kinder, Armut, Enttäuschungen, Krieg, Verlust. Als sie aus ihrem Koma erwacht, fühlt sie sich der Welt der geträumten Camilla näher als ihrem privilegierten amerikanischen Leben. DIE MÄDCHEN AUS VITERBO EICH, Günter JAHR: 1952 UMFANG (Seiten): VERLAG: Suhrkamp GATTUNG: Hörspiel SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Zwei Handlungen laufen nebeneinander und werden abwechselnd szenisch entwickelt. Beide stellen die Geschichte von Menschen dar, die gefangen sind, ohne sich wirklich in Gefangenschaft zu befinden. Einerseits Gabriele, ein jüdisches Mädchen, mit ihrem Grossvater, die sich vor dem Hitlerterror seit Jahren bei einer Bekannten, Frau Winter, in Berlin verstecken, und die sich Tag und Nacht fürchten entdeckt zu werden, was für sie den Tod bedeuten würde. Anderseits die Mädchen einer Schulklasse aus Viterbo, die mit ihrem Lehrer Bottari bei einer Exkursion in den römischen Katakomben verloren haben und nun im Dunkeln darauf warten, entdeckt zu werden, was ihnen das Leben wieder zurückgeben würde. Die Geschichte der Schulklasse ist nur eine Erfindung von Gabriele und ihrem Grossvater: Sie stellen sich die Schicksale der verschwundenen Mädchen vor und fühlen sich mit ihren Ängsten und Hoffnungen solidarisch. GEH NICHT NACH EL KUWEHD oder Der zweifache Tod des Kaufmanns Mohallab EICH, Günter JAHR: 1950 UMFANG (Seiten): VERLAG: Suhrkamp GATTUNG: Hörspiel SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Für den Kaufmann Mohallab scheint im Leben alles zu stimmen: Er wird bald eine schöne Frau (Fatime) heiraten und dank seinen erfolgreichen Geschäften ein reiches Leben führen. Der Aufenthalt in der Wüstenoase El Kuwehd ändert aber alles: Mohallab fällt in einen Fiebertraum und erlebt, wie er allen seinen Reichtum, alle seine Illusionen nach und nach verliert. Er ist gezwungen, die Existenz eines Sklaven zu führen und zu erleben, wie man betrogen wird und sich auf keinen Menschen verlassen kann. Nahe am Abgrund erwacht er aus seinem bösen Traum und wird vor die Entscheidung gestellt, welchen Weg er gehen will. Aber ist das Leben nicht vielmehr vom Schicksal bestimmt, vor dem man nicht fliehen kann? AUS DEM LEBEN EINES TAUGENICHTS EICHENDORFF, Joseph Freiherr von JAHR: 1826 191 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Aus dem Leben eines Taugenichts (BRD, 1978) Regie: Bernhard Sinkel HÖRSPIEL : Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Der “Taugenichts” ist ein junger Mann. Er wohnt bei seinem Vater, der Müller ist. Der Vater muss in der Mühle hart arbeiten, der Taugenichts ist aber zu faul, um zu arbeiten. Der Taugenichts fährt nach Wien und arbeitet dort bei einer Gräfin als Gärtner. Er verliebt sich dann in eine junge Dame, die er für ein “edles Fräulein” hält, die in Wirklichkeit aber die - nicht-adelige - Begleiterin der Gräfin ist. Da er als einfacher Mensch meint, sie nicht heiraten zu können, gehr er wieder auf Reisen, kommt nach Italien und kehrt schliesslich nach vielen Abenteuern wieder nach Wien zurück. Dort entdeckt er, dass das geliebte Fräulein keine Gräfin ist, sondern die Tochter des Portiers ist. Idyllische, typisch romantische Novelle vom ziellosen Wandern eines Knaben, der die Mühle seines Vaters verlässt, um Gottes Wunder zu schauen, bei einer Gräfin Gärtner wird, auf geheimnisvolle Weise nach Italien kommt und endlich eine arme Waise heiratet. DIE UNENDLICHE GESCHICHTE ENDE, Michael JAHR: 1979 UMFANG (Seiten): VERLAG: Piper GATTUNG: VERFILMUNG: HÖRSPIEL : 444 Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Die unendliche Geschichte (D, 1984), Regie: Königserläuterungen Wolfgang Petersen; Die unendliche Geschichte II Reclam - Auf der Suche nach Phantásien (USA, D, 1990), Beyer/Mentor/Schroedel Regie: G. T. Miller; Die unendliche Geschichte III Klett/Oldenbourg/Stark - Rettung aus Phantásien (USA, D, 1994), Regie: Suhrkamp BasisBiographien Peter MacDonald Rowohlt-Bildmonogr. INHALT »Tu, was du willst« lautet die Inschrift auf dem Symbol der unumschränkten Herrschaftsgewalt in Phantásien. Doch was dieser Satz in Wirklichkeit bedeutet, erfährt Bastian erst, als ihn ein magisches Buch in das wunderbare Land entführt. Phantásien ist vom Untergang bedroht. Um das Reich der Kindlichen Kaiserin vor dem Nichts zu retten, muss Bastian immer tiefer in das Land der Irrlichter, Schlafmuffen, Gnomen und Glücksdrachen eindringen und gerät dabei in den Strudel grenzenloser Phantasie. ENDE, Michael JAHR: MOMO UMFANG (Seiten): oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und vom Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte VERFILMUNG: HÖRSPIEL : 1973 VERLAG: 302 Piper GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Momo (D, 1986) Königserläuterungen Regie: Johannes Schaaf Reclam Momo alla conquista del tempo (Animationsfilm, Beyer/Mentor/Schroedel I, 2001) Klett/Oldenbourg/Stark Momo (Zeichentrickfilm, 2002) Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Momo lebt am Rand einer Großstadt in den Ruinen eines Amphitheaters. Sie besitzt nichts als das, was sie findet oder was man ihr schenkt, doch sie hat eine außergewöhnliche Gabe: Sie hat immer Zeit und ist eine wunderbare Zuhörerin. Eines Tages treten die grauen Herren auf den Plan. Sie haben es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen abgesehen, und Momo ist die Einzige, die ihnen noch Einhalt gebieten kann… FRISCH, Max JAHR: ANDORRA 1961 176 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): Stück in zwölf Bildern GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Staat Andorra ist nicht identisch mit dem Pyrenäenstaat, sondern ist Modell für die Charakterlosigkeit und Herzlosigkeit einer Gemeinschaft, die sich von dem Nachbarstaat der “Schwarzen” bedroht und schliesslich besetzt sieht. Angefangen bei dem Vater, der den eigenen Sohn, den er von deiner “Schwarzen” hat, für ein gerettetes Judenkind ausgibt, über den Geistlichen, der den jungen Andri zur Annahme seines “Andersseins” überredet, bis zu denen, die ihn verfolgen und ausliefern, sind alle von Feigheit und Vorurteil beherrscht. Andorra ist der Name für ein Modell: Es zeigt den Prozess einer Bewusstseinsveränderung, abgehandelt an der Figur des jungen Andri, den die Umwelt so lange zum Anderssein zwingt, bis er es als Schicksal annimmt. Dieses Schicksal heisst im Stück “Judsein”. Andorra zeigt die zerstörende Gewalt von Vorurteil und Bildnis an dem angeblichen Juden Andri, den die Umwelt so lange modelt, bis er sich in seiner Rolle annimmt und willentlich opfert. BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER Ein Lehrstück ohne Lehre FRISCH, Max JAHR: 1958 144 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Stück zeigt, wie die Anarchie in das scheinbar so gesicherte Bürgertum eindringen kann. Der brave Herr Biedermann, Haarwasserfabrikant, muss wegen seines feigen Benehmens akzeptieren, dass die Macht des Bösen bei ihm zu Besuch kommt und sich in seiner Wohnung einrichtet. Der Ringer Joseph Schmitz, eine Mischung aus Frechheit, Schlauheit und Sentimentalität, bittet um eine Schlafgelegenheit auf dem feuergefährlichen Speicher. Es gelingt ihm, den ängstlichen Biedermann zu manipulieren, sogar so sehr, dass dieser noch einen zweiten dubiosen “Gast”, Eisenring, bei sich aufnimmt. Obwohl es keinen Zweifel geben kann, dass Schmitz und Eisenring zwei gefährliche Brandstifter sind, versorgt Biedermann sie gar noch mit Zündhölzern, im naiven Glauben, wenn man des Verbrechers Freund sei, werde man von ihm möglicherweise geschont. Frischs Theaterstück will typische Verhaltensweisen des saturierten Bürgers darstellen. Im Geschäft ist Biedermann ein kalter Rechner und strenger Chef, aber sein Konformismus rät ihm, sich mit Verbrechern zu verbrüdern. Frischs Stück ist die Geschichte des Bürgers Gottlieb Biedermann, der die Brandstifter in sein Haus lässt, um von ihnen - verzweifelte Hoffnung opportunistischer Bonhomie - verschont zu werden. Das Stück entlarvt präzise eine Geisteshaltung, die der Technik des Totalitären zum Erfolg verhilft. DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN FRISCH, Max JAHR: 1979 147 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Holozän (CH, 1992) Regie: Heinz Bütler und Manfred Eicher Spezielpreis der Jury beim International Filmfestival von Locarno 1992 HÖRSPIEL : Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Mit der phantastischen Wachheit des Einsamen registriert Herr Geiser die kleinen Anzeichen einer denkbaren Katastrophe. Das Tal (*) ist durch Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Gefasst darauf, dass eines Tages der ganze Berg ins Rutschen kommt und das Dorf verschüttet für alle Zeit, liest Herr Geiser im Lexikon, in der Bibel, in Geschichtsbüchern und schreibt ab, was nicht vergessen werden soll. Max Frisch erzählt die letzten Alltage eines Mannes, der begreift, dass er sich abhanden kommt und eingehen wird ins Unbewusstsein der Natur, in Erdgeschichte mit ihren Jahrmillionen. Max Frisch hat einen grausam-faszinierenden, zwiespältigen Abgesang und Lobgesang auf ein Stück Leben geschrieben. (*) Frisch selbst hat im Onsernone-Tal (Berzona) gelebt. DON JUAN ODER DIE LIEBE ZUR GEOMETRIE Eine Komödie in fünf Akten VERFILMUNG: HÖRSPIEL : FRISCH, Max JAHR: 1953 112 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Komödie Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (D, 2001) SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Regie: Thomas Birkmeir Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (BR, Rowohlt-Bildmonogr. 1965); Regie: Michael Kehlmann INHALT Don Juan liebt nicht die Frauen, sondern die Geometrie, und um sich nicht selbst zu verlieren, verlässt er die Frauen. Seine Hybris, ohne ein Du auszukommen zu wollen, wird bestraft: um seiner Verführerrolle zu entgehen, inszeniert er selbst die Legende von seiner Höllenfahrt und endet als Gefangener einer Frau, die ihn zum Vater macht. Interessant ist die Lektüre, wenn man andere Versionen der Geschichte kennt, z.B. Mozarts Oper ‘Don Giovanni’ oder Molières ‘Don Juan’. FRISCH, Max HOMO FABER Ein Bericht VERFILMUNG: JAHR: 1957 304 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Homo Faber (F/D, 1991) Regie: Volker Schlöndorff Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Homo Faber wird der Schweizer Ingenieur Walter Faber beziehungsreich genannt, dem dieser erzählte Bericht in den Mund gelegt ist. Faber ist die vollkommene Verkörperung der technischen Existenz, die sich vor dem Zufall und dem Schicksal sicher glaubt. Diesen Faber, der das fünfzigste Lebensjahr schon überschritten hat, lässt Frisch systematisch mit der aussertechnischen Welt, dem Irrationalen, zusammenstossen. Faber bleibt davon zunächst unerschüttert: die Notlandung seines Flugzeuges in der Wüste, der Selbstmord seines ehemaligen Freundes im Dschungel von Mexiko - das bringt sein rational zementiertes Weltbild nicht ins Wanken. Ernsthaft wird es erst bedroht, als Faber durch die Ereignisse zu einem Rechenschaftsbericht über seine eigene Vergangenheit gezwungen wird. Ein junges Mädchen verliebt sich in ihn. Es stellt sich heraus, dass es seine eigene Tochter ist, von deren Existenz er nichts gewusst hat. Hineingezogen in das Stärkste, was das menschliche Leben an irrationalen Einbrüchen zu bieten hat, bricht sein frohgemuter Rationalismus zusammen. Faber sieht sein verfehltes Leben und nimmt den Tod in seine Welt auf. Nichts ist zufällig an diesem Bericht. Er ist das Ergebnis einer souveränen dichterischen Konzeption, die bei äusserster sachlicher Strenge mit den Mitteln einer schlichten, präzisen, pathoslosen, fast kargen Prosa in die Tiefen der menschlichen Existenz hinablotet. Alles ist Klarheit, alles Substanz. FRISCH, Max JAHR: STILLER 1954 441 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Bei der Einreise in die Schweiz wird Mr. White festgenommen, weil er für die Grenzpolizei mit dem verschwundenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller identisch ist. Frühere Freunde, sein Bruder, seine Frau Julika und der Staatsanwalt bestätigen in Aussagen und gemeinsamen Erinnerungen diesen Verdacht. Die Aufzeichnungen des Mr. White in der Untersuchungshaft aber wehren sich gegen diese Festlegung mit der Behauptung: »Ich bin nicht Stiller!« In immer neuen Erzählungen will er dieser Fixierung entgehen, weil ihm diese Identität fragwürdig geworden ist und weil er sich die Freiheit der Wahl, ein anderer zu sein, erhalten will. »Das Ich wird eine Behauptung der Welt, der man eine Gegenbehauptung, ein Nicht-Ich entgegenstellt. Anders gesagt: an Stelle des Ichs tritt ein fingiertes Ich, und das Ich wird ein Objekt. Romantechnisch gesehen: das Ich wird ein Kriminalfall. Einfacher ausgedrückt: Frisch hat sich durch diese Form, die gleichzeitig Handlung, gleichzeitig Problematik ist, in einen anderen verwandelt, der nun erzählt, nicht von Stiller zuerst, sondern von sich, von White eben, für den Stiller der andere ist, für den er sich nun zu interessieren beginnt und dem er nachforscht, weil man doch ständig behauptet, er sei mit ihm identisch. Gerade durch diese Romanform wird so Selbstdarstellung möglich, gesetzt -, der Leser mache auch mit, spiele mit. Ohne Mitmachen ist der Stiller weder zu lesen noch zu begreifen.« Friedrich Dürrenmatt GLAUSER, Friedrich DER CHINESE JAHR: 1939 240 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Der Chinese (D/CH, 1978) Regie: Kurt Gloor - mit Heinz Moser als Studer HÖRSPIEL : Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Eine Schweiz, wie sie sonst keiner kennt: Pfründisberg (ein Dorf), ohne jeden Fremdenverkehr, ein Weiler, bestehend aus einer Armenanstalt, einer Gartenbauschule, zwei Bauernhöfen, der Schnapsbeize 'Zur Sonne',wo die Armenhäusler am Wochenende ihren Schnaps trinken und aus dem Friedhof, wo man auf einem Grab die Leiche des sogenannten 'Chinesen' findet, eines in seine Heimat zurückgekehrten Auslandschweizers - er ist erschossen worden, es ist Mord, und seine Ermordung hat der 'Chinese ' schon vor drei Monaten dem Wachtmeister Studer vorausgesagt. Der Chinese ist mehr als ein Rätselspiel für den Fahnder Studer - soziale und psychische Atmosphäre: Armut und Angst, wie sie Simenon nicht besser geschildert hätte. Glauser, den man in seinem Leben zum Lügner gemacht hatte, stellte fest, dass alle Lügen. Ihm leuchtete die Kollektivlüge ein; ansonsten wäre in einer Gesellschaft das nicht möglich, was er 'Geselligkeit' nannte. Genau diese Geselligkeit aber zerstörte er. Er, der nicht ins Bild passte, zeigte, wie das Bild nicht stimmt. Er führte vor, was wir alle zu vermeiden versuchen: “Als jener arme Hund dazustehen, der jeder von uns nun einmal ist.” GLAUSER, Friedrich KROCK & CO. JAHR: 1941 144 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Krock & Co. (D/CH, 1976) Regie: Rainer Wolffhardt - mit Heinz Moser als Studer HÖRSPIEL : Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Wachtmeister Studer ist kein superschlauer Meisterdetektiv mit divinatorischen Kombinationsgaben, eher der Typ des etwas schwerfälligen Dorfpolizisten, eines Mannes, der den Alkohol nicht verschmäht und der sich gern aus der Enge seiner Lebensverhältnisse hinwegträumt in bessere ferne Welten. Er ist ein Mann, der aus eigener Erfahrung weiss, was es heisst, im Schatten dahinleben zu müssen. Wie Maigret muss Studer eine Zeitlang im Milieu der Verdächtigen untertauchen, muss ein Teil dieses Milieus werden, dann kann er mühelos so viele Verdächtige ausscheiden, bis der Schuldige zwangsläufig übrigbleibt. Studer freilich tut dies auf eine zurückhaltende und bedächtige Berner Art; er weiss: “Es war nie gut, sich auf einen Fall zu stürzen wie eine hungrige Sau aufs Fressen”; er macht systematisch Bekanntschaften und sammelt Bilder, “eigentlich nicht anders als ein Fisel Schokoladebildli.“ GLAUSER, Friedrich MATTO REGIERT JAHR: 1936 320 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Matto regiert (CH, 1946); Regie: Leopold Lindtberg - mit Heinrich Gretler als Studer Matto regiert (D/CH, 1980); Regie: Wolfgang Panzer - mit Heinz Moser als Studer HÖRSPIEL : Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Unfall oder Mord? Wachtmeister Studer recherchiert in einer Umgebung, die Glauser aus eigener Erfahrung nur zu gut gekannt hat: “Eine Geschichte muss irgendwo spielen. Die meine spielt im Kanton Bern, in einer Irrenanstalt. Was weiter? … Man wird wohl noch Geschichten erzählen dürfen?” Offenkundig autobiographisch geprägt ist dieser Roman, der eine deprimierende Fülle hoffnungsloser Lebensläufe ganz undramatisch erzählt, als handle es sich um lauter Normallfälle, . Lebensläufe, die im Alkoholismus, in Schizoprenie und Mord enden. In diesem Werk Glausers ist auch ein surrealistisches, ein visionäres Element, Einfühlung für die geistig Behinderten und Einblick in ihre andere Welt: “Ich kann mich nicht mehr über Verrückte wundern, die Stimmen hören, denn ich habe selbst Unsichtbare sprechen gehört.” Der Roman Matto regiert spielt in einem Irrenhaus, in einer Nervenklinik also, und das Irrenhaus wiederum ist hier - wie schon oft - ein Bild für die Welt. GLAUSER, Friedrich WACHTMEISTER STUDER JAHR: 1936 256 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Wachtmeister Studer (CH, 1939) Regie: Leopold Lindtberg - mit Heinrich Gretler als Studer HÖRSPIEL : Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Mord? Selbstmord? Oder doch Mord? Der erste Roman Glausers mit Wachtmeister Studer. Glauser erfand die Figur des Wachtmeisters Studer. Nach eigener Auskunft dachte er dabei an Georges Simenons Maigret. Aber Studer wurde nicht zu einer Kopie. Glauser verhalf ihr zu unverkennbar helvetischer Selbständigkeit, indem er das Hintergründige in die Biederkeit steckte. Der Fahnder, den sogar die Sträflinge mit 'Eh, der Studer!' begrüssen, ist ein massiger Mann, 'schwer und hart wie einer jener Felsblöcke, die man auf Alpwiesen sieht'. Wer je den Schauspieler Heinrich Gretler im Film als Wachtmeister Studer gesehen hat, der kann auf weitere Metaphern verzichten. Studers Lieblingsgetränk ist 'Kaffee Kirsch', unter seinem Schnauzer ragt eine Brissago hervor, und wenn er seine langen Verhöre beginnt, dann zieht er ein Ringbuch aus der Tasche und fordert den Verdächtigen auf: “Hocked ab”. Das ist ein Ritus wie das Bier und die belegten Brote, die sein Pariser Kollege Maigret aus der Brasserie Dauphine holen lässt. DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER Leipzig 1774 GOETHE, Wolfgang JAHR: 1774 224 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Brief-Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Mit dem "Werther" wurde der junge Goethe richtig berühmt. Die Liebesgeschichte mit dem tragischen Schluss war eine literarische Sensation. Das Werk ist in Form von Briefen verfasst, die Werther seinem Freund Wilhelm schreibt. Werther lebt nur mit seinen Gefühlen. Auf einem Tanzfest verliebt er sich in Lotte (Charlotte), die aber schon einem anderen Mann (Albert) versprochen ist. Solange ihr Verlobter fort ist, besucht Werther sie fast jeden Tag. Seine Liebe wird aber ein Problem, als Albert zurückkehrt; Werther muss die Unmöglichkeit seiner Liebe erkennen. Zwar ist Albert ein sehr angenehmer Mensch, der Werther seine Freundschaft anbietet. Dieser leidet immer mehr an seiner unerfüllten Liebe, aber es gelingt ihm, Lotte zu verlassen und sie für einige Zeit zu vergessen. Als er von der Heirat Lottes mit Albert erfährt, beschliesst er zu ihr zurückzukehren und sie wieder regelmässig zu besuchen. Er ist überzeugt, Lotte mehr zu lieben als ihr eigener Mann, und steigert sich in eine verzweifelte Liebe hinein. Nachdem Lotte ihn ermahnt hat, sie nicht mehr zu besuchen, drückt Werther sie an sich und küsst sie heftig, worauf sie ihn zurückstösst und ihn nie mehr sehen will. In seinem Abschiedsbrief schreibt Werther: "Ich will sterben"; zwei Tage später wird er sich mit Alberts Pistole das Leben nehmen. Werther kann als ein übersensibler Mensch gesehen werden, aber auch als jemand, der sich nicht helfen lassen will. Er ist eigentlich ein Narziss, der Lottes Liebe nur für sich selbst braucht. GOETHE, Wolfgang JAHR: FAUST I 1808 298 VERLAG: Feltrinelli (zweisprachig) UMFANG (Seiten): GATTUNG: Drama SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Faust-Drama gilt als das Hauptwerk Goethes, auf dem Höhepunkt der Weimarer-Klassik. Doktor Faust ist ein Gelehrter, der mit seinem Wissen unzufrieden ist und deshalb einen Pakt mit dem Teufel (Mephisto) schliesst. Mephisto soll Faust helfen, alle Freuden der Welt zu erleben; Faust gibt ihm dafür seine Seele. Zuerst führt Mephisto ihn in eine Hexenküche, wo er einen Zaubertrank erhält und so seine Jugend wieder gewinnt. Er stürzt sich in Liebes-Abenteuer, begegnet der jungen Margarete (Gretchen) und verliebt sich in sie. Mit Mephistos Hilfe verführt er das Mädchen und stürzt sie so, ohne an die Folgen zu denken, ins Unglück. Gretchen wird schwanger, aber Faust lässt sie allein, so dass sie verzweifelt ihr Kind tötet und deshalb zum Tod verurteilt wird. Der Versuch von Faust, Gretchen aus dem Gefängnis zu befreien, misslingt, weil sie verrückt geworden ist. Auch Gretchens Mutter und ihr Bruder kommen wegen Faust und Mephisto ums Leben. Die Geschichte vom Doktor Faust beruht auf einer historischen Figur des 15./16. Jahrhunderts. Die Generation Goethes sah in dieser Figur den starken Wunsch eines Universalgenies nach Freiheit. Goethe verknüpfte den Faust-Stoff mit einer zweiten Handlung: Er studierte die ProzessDokumente der Kindsmörderin Susanna Margarete Brandt, die 1772 in Frankfurt hingerichtet worden war, und die für die Gretchen-Tragödie als Vorbild diente. GOTTHELF, Jeremias DIE SCHWARZE SPINNE JAHR: 1842 172 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Gotthelf verarbeitete das aus dem Mittelalter stammende Sagenmotiv von der schwarzen Spinne (Symbol für die Pest von 1350 und weitere Epidemien) zu einer unheimlichen, spannenden Erzählung. Die Bauern eines Dorfes litten unter der harten Arbeit, die sie für die deutschen Ritter entrichten mussten. Sie wandten sich daher an den Teufel, und die junge Bäuerin Christine musste ihm versprechen, dass er ein neugeborenes Kind bekomme. Der Teufel hilft nun wirklich, aber man will ihm den Lohn nicht geben. Da erscheint auf Christines Wange, an der Stelle, wo sie der Teufel geküsst hat, eine schwarze Spinne und andere Spinnen bringen Krankheit und Tod. Es gelingt, die Spinne zu fangen, doch zwei Jahrzehnte später wird sie durch Unvorsicht befreit und bringt wieder Unheil. GRASS, Günther DIE BLECHTROMMEL JAHR: 1959 UMFANG (Seiten): VERLAG: dtv GATTUNG: VERFILMUNG: Die Blechtrommel (BRD/P/F/JU 1980) Regie: Volker Schlöndorff HÖRSPIEL : 784 Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Ort und Zeit: Danzig und Deutschland vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg Erster Teil der Danziger Trilogie (Teil 2: Katz und Maus; Teil 3: Hundejahre) Der Ich-Erzähler der Blechtrommel ist der Sonderling Oskar Matzerath. Er kommt im Jahr 1924 in Danzig zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Verstand bereits vollständig entwickelt. Zum dritten Geburtstag erhält er eine Blechtrommel, die ihn in der Folge überallhin begleiten wird. Da er seit seinem dritten Geburtstag nicht mehr wachsen will, weil er nicht so wie die Erwachsenen werden möchte, kann er als scheinbar ewiges Kind aus der Perspektive von unten über die Welt der Erwachsenen berichten. Dank seiner Blechtrommel kann er sich auch Ereignisse, an denen er nicht unmittelbar beteiligt war, vergegenwärtigen und so etwa darüber berichten. Er protestiert gegen die Gemeinheit der Spießbürger, indem er auf seine rotweiße Kindertrommel schlägt und mitunter mit seiner schrillen Stimme so laut schreit, dass Glas zerspringt… "Die Blechtrommel ist ein grotesker Schelmenroman über die Zeit des Nationalsozialismus' und die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft. Mit überbordender Fabulierlust und großer erzählerischer Kraft türmt Günter Grass Geschichte auf Geschichte." [Unmittelbar nach dem Erscheinen wurde das Buch wegen angeblich pornografischer Szenen kritisiert.] GRASS, Günther KATZ UND MAUS JAHR: 1961 UMFANG (Seiten): VERLAG: dtv GATTUNG: VERFILMUNG: 192 Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: Katz und Maus (BRD, 1967) Regie: Hansjürgen Pohland Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ort und Zeit: Danzig nach dem Zweiten Weltkrieg Zweiter Teil der Danziger Trilogie (Teil 1: Die Blechtrommel; Teil 3: Hundejahre) Der kränkelnde Gymnasiast Joachim Mahlke wird sich durch den spielerischen Angriff einer Katze auf seinen übergrossen Adamsapfel seiner Aussenseiterrolle bewusst. Da strengt er sich zu sportlichen Höchstleistungen an, um in die Gemeinschaft der Mitschüler aufgenommen zu werden: er wird zum schnellsten und besten Schwimmer und zu einem ausgezeichneten Taucher. In der Freizeit nützt er diese Fähigkeiten immer wieder aus, um zu einem Wrack zu tauchen. Allerlei pubertäre Erlebnisse und Erfahrungen werden teilweise derb beschrieben. [Unmittelbar nach dem Erscheinen sollte das Buch wegen angeblich pornografischer Szenen verboten werden.] Seine Kompensierungsversuche bringen Mahlke im Krieg sogar einen Tapferkeitsorden ein. "Nicht der Ich-Erzähler ]Pilenz] steht in Katz und Maus im Fokus, sondern dessen Mitschüler Joachim Mahlke. Als dieser sich seines übergroßen Adamsapfels und seiner Außenseiterrolle bewusst wird, tut er alles, um nicht nur von der Gemeinschaft aufgenommen, sondern auch als Held respektiert zu werden. Am Ende muss er jedoch einsehen, dass es ihm nichts gebracht hat. Er kommt nicht gegen die (durch die Katze symbolisierte) Gesellschaft an." HACKL, Erich ABSCHIED VON SIDONIE JAHR: 1989 128 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT “Am 18. August 1933 entdeckte der Pförtner des Krankenhauses von Steyr ein schlafendes Kind.” Abschied von Sidonie erzählt von einem Zigeunermädchen, das 1943 in Österreich seinen Pflegeeltern weggenommen und vergast wurde. Das Zigeunerkind, bei der Arbeiterfamilie Breirather in liebevoller Obhut, wurde das Opfer pflichtbewusster Lehrer, Fürsorgerinnen und Amsstellen, die ihren Tod in Auschwitz hätten verhindern können. HACKL, Erich AURORAS ANLASS JAHR: 1987 160 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT “Eines Tages sah sich Aurora Rodriguez veranlasst, ihre Tochter zu töten.” Auroras Anlass erzählt von der spanischen Feministin Aurora Rodriguez, die 1917 ein menschliches Experiment begann. Sie züchtete aus ihrer Tochter Hildegart eine perfekte Revolutionärin, eine Art sozialistische Eislaufprinzessin. Als Hildegart eigene Wege ging, zog Mutter die Pistole. HACKL, Erich SARA UND SIMÓN Eine endlose Geschichte JAHR: 1995 208 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT “Zur Zeit der Militärdiktatur geriet ein Bürger der Stadt Montevideo, Eduard Canterucci Pérez, in helle Aufregung.” Die angehende Lehrerin Sara Méndez war 1973 nach dem Militärputsch mit ihrem Freund aus Montevideo nach Buenos Aires geflüchtet. Drei Wochen vor ihrer Verhaftung war ihr Sohn auf die Welt gekommen. In einer ehemaligen Autowerkstatt wurde Sara von Experten der Militärdiktatur gefoltert. Ihrem Mann gelang die Flucht. Ihr Sohn blieb verschwunden. Nach ihrer Freilassung fünf Jahre später begann Sara nach ihm zu suchen. Spuren verdichteten sich, dass Simón in Montevideo zur Adoption gegeben worden war. Alle gerichtlichen Anläufe, Gewissheit über das Schicksal des Kindes zu erhalten, scheiterten. DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER HANDKE, Peter JAHR: 1972 120 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (BRD, 1971) Regie: Wim Wenders HÖRSPIEL : Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT “Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter Tormann gewesen war, wurde, als er sich am Vormittag zur Arbeit meldete, mitgeteilt, dass er entlassen sei.” (…) Ein Mord geschieht, der Täter verreist in ein Dorf an der Grenze, seine Entdeckung durch die Polizei steht bevor. Dies ist der Fall des ehemaligen Torwarts Josef Bloch. - Handke erzählt konsequent. Nicht was Bloch zustösst, die Fabel also, sondern seine innere Entwicklung, der Prozess seiner Entfremdung ist Thema der Erzählung. Wer die anerkannte Ordnung verletzt, sieht die Umwelt anders: Die Begriffe treten dem Subjekt als Bilder entgegen, als Verhaltensappelle. Die Dinge beherrschen in der Form ihrer sprachlichen Korrelate den, der sie verwendet. WUNSCHLOSES UNGLÜCK HANDKE, Peter JAHR: 1972 132 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT “Unter der Rubrik VERMISCHTES stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner ‘Volkszeitung’ folgendes: ‘In der Nacht zum Samstag verübte eine 51jährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten.’ Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte. (…)” HASLER, Eveline ANNA GÖLDIN JAHR: 1982 UMFANG (Seiten): VERLAG: Letzte Hexe 224 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Geschichte des letzten Hexenprozesses in Europas Die Augenzeugen schwiegen nicht. Alles redete über das »nadelspeiende« Kind. Obwohl die Phänomene erst achtzehn Tage nach Weggang der Göldin aufgetreten waren, dachte jeder sofort an die Stecknadeln in der Milch. Die Göldin, hiess es, habe das Kind »verderbt«. HASLER, Eveline DIE VOGELMACHERIN Die Geschichte von Hexenkindern JAHR: 1997 UMFANG (Seiten): VERLAG: 208 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ein elfjähriges Mädchen, ein eigenwilliges, phantasievolles Kind, das elternlos in einem abgelegenen Tal aufwächst, behauptet, es könne Vögel machen. 1652 wird es unter der Anklage der Hexerei aufgegriffen und nach einem qualvollen Prozeß in Luzern hingerichtet. Bestraft wird das Vergehen, sich gottgleiche Schöpferkräfte angemaßt zu haben. Doch hat die Obrigkeit mit Bedacht das elternlose Kind als Opfer ausgewählt: das schwächste Glied einer Gemeinschaft aufrührerischer Bauern, die zur Raison gebracht werden sollen. Sieben Jahre später in Oberschwaben ein anderer Fall: Ein neunjähriger Junge und seine elfjährige Schwester werden der »Buhlschaft mit dem Teufel« verdächtigt und verurteilt. Zu jung für eine Hinrichtung, werden sie vier lange Jahre im Kloster Buchau »aufbewahrt«, bis das Urteil an ihnen vollstreckt wird. HASLER, Eveline DIE WACHSFLÜGELFRAU Geschichte der Emily Kempin-Spyri JAHR: 1991 UMFANG (Seiten): VERLAG: 272 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Leben einer Frau, die von ihrer Zeit nicht vorgesehen war. In Zürich liess man Emily Kempin zwar doktorieren, ihren Beruf ausüben durfte sie jedoch nicht. In New York möchte sie werden, was man ihr in der Heimat verweigert: Anwältin und Dozentin. HASLER, Eveline JAHR: IBICABA 1985 UMFANG (Seiten): Das Paradies in den Köpfen VERLAG: 288 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das vermeintliche Paradies … Im 19. Jahrhundert sind in Zürich, Graubünden, dem Glarnerland und im Aargau Hunger und Elend so gross, dass es zu einer riesigen Auswanderungswelle ins »gelobte Land« Brasilien kommt. Auch im Jahr 1855 begibt sich wieder eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern auf die weite Reise ins vermeintliche Paradies … HASLER, Eveline TELLS TOCHTER Julie Bondeli und die Zeit der Freiheit JAHR: 2004 UMFANG (Seiten): VERLAG: 256 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT »Julie verbindet den Verstand eines Mannes und den Witz einer Frau, die Feder von Voltaire und den Kopf von Leibniz.« Jean-Jacques Rousseau Im 18. Jahrhundert macht in Bern eine mutige junge Frau von sich reden: Julie Bondeli mischt sich ein in die politischen Debatten der Männer, sie ignoriert deren Regeln für das weibliche Geschlecht, sie korrespondiert mit den führenden Köpfen der Aufklärung und ringt auch ihren Gegnern Bewunderung ab. Auch als Julies Lehrer und Vertrauter Samuel Henzi wegen seiner Manifeste für eine politische Reform öffentlich hingerichtet wird, lässt sie sich nicht entmutigen: Sie kämpft weiter für Demokratie und Freiheit und die Rechte der Frauen. Ihr literarischer Salon wird zum Treffpunkt junger Intellektueller. HAUPTMANN, Gerhard BAHNWÄRTER THIEL JAHR: 1888 UMFANG (Seiten): VERLAG: Reclam GATTUNG: VERFILMUNG: 55 Novellistische Studie SEKUNDÄRLITERATUR: Bahnwärter Thiel (BRD, 1968) Regie: Werner Völger Bahnwärter Thiel (DDR, 1982) Regie: Hans-Joachim Kasprzik Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Gerhart Hauptmanns 1888 erschienene "novellistische Studie" Bahnwärter Thiel ist das erste bedeutende Prosawerk des deutschen Naturalismus. Bahnwärter Thiel ist in zweiter Ehe mit der herrschsüchtigen Lene verheiratet. Als Tobias, Thiels geistig und körperlich zurückgebliebender Sohn aus erster Ehe, unter einen Zug gerät und stirbt, wird Thiel zum Mörder und verfällt dem Wahnsinn. In knapp ausgeführten Bildern und straffer Erzählführung entwirft Hauptmann eine psychopathologische Studie, in der er die Person Thiels als Spielball von Triebkräften und unklaren Bewusstseinszuständen zeichnet und die Darstellung der Aussenwelt zur Spiegelung innerer Zustände verwendet. Dabei erreicht er eine sprachliche Intensität, die bereits auf expressionistische Stilformen vorausweist. HAUPTMANN, Gerhard DER BIBERPELZ Eine Diebskomödie JAHR: 1893 UMFANG (Seiten): VERLAG: 96 Ullstein GATTUNG: Komödie SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Hauptmanns Diebeskomödie Der Biberpelz zählt zu einer der wenigen gelungenen Komödien in der deutschen Literatur, deren besonderes Merkmal der offene Schluss ist. Mutter Wolff, nie kleinlich, wenn es um das Wohl ihrer Familie geht, stiehlt einen Pelz. Amtsvorsteher Wehrhahn untersucht den Fall peinlich genau und verdächtigt mit kriminalistischem Scharfblick 'königsfeindliche Elemente'. HESSE, Hermann JAHR: DEMIAN 1919 240 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Demian oder Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend. Diese verfremdete Darstellung seiner eigenen Lebenskrise erschien gleich nach dem ersten Weltkrieg und hatte eine grosse Wirkung. Einflüsse des Psychologen C. G. Jung und des Philosophen Nietzsche werden bei der Ich-Suche Sinclairs, der von Demian - erst der Führer der gefährdeten Jugend, dann aber immer mehr ins Mythische transponierte Figur - geleitet wird. Hesses Grundthematik, die Antinomie von Natur (= Chaos) und Geist (= Ordnung), widerspiegelt sich in einer Fülle nicht aufzulösender Sinnbilder. Nur durch Bändigung der dämonischen Triebwelt des eigenen Ich gewinnt Sinclair an Lebenssicherheit und führt zum Neubeginn. Mit diesen Ideen versuchte Hesse jedoch nicht nur die individuelle Entwicklung des Einzelnen darzustellen. Das Buch war auch eine Antwort auf den Krieg und die anschliessende Kulturkrise. HESSE, Hermann DER LATEINSCHÜLER JAHR: 1907 71 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Obwohl diese Geschichte der ersten Liebe eines sechzehnjährigen Schülers in der längst vergangenen Welt und Zeit vor der Jahrhundertwende spielt, ist sie von einer Genauigkeit der Menschenkenntnis, die heute nicht weniger betroffen macht als zum Zeitpunkt ihrer Niederschrift vor achtzig Jahren. HESSE, Hermann DER STEPPENWOLF JAHR: 1927 312 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Der Steppenwolf (BRD, 1974) Regie: Fred Haines - mit Max von Sydow in der Hauptrolle HÖRSPIEL : Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Der Steppenwolf ist der Roman des modernen Künstlers, der an sich selber und an der entketteten Gegenwart leidet. Der Typus ‘Steppenwolf’ ist Symbol für den verzweifelten Aussenseiter, der, mit der Liebesbitte im Herzen, beleidigen, zerstören, leiden und Schmerz bereiten muss, den Einsamen, der in gnostischem Allgefühl auch das Schicksal des Aussen, der Welt in sich selber trägt. Aus diesem Schicksalsgefühl wird alles, was dem Künstler widerfährt, Schicksal, und stellvertretend leidet er für alle. Unter dem Namen Harry Haller tritt der Dichter seine abenteuerliche Fahrt des Herzens an, durch den Taumel der Stadt, durch das Labyrinth des Unbewussten wie der Ulysses im Roman von James Joyces. HESSE, Hermann KINDERSEELE JAHR: 1920 80 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Als Hesse diese Erzählung schrieb, lagen die Begebenheiten, an die er sich hier erinnert, fast dreißig Jahre zurück. Die topographische ebenso wie die psychologische Präzision des Geschilderten, die sich über Jahrzehnte hinweg unauslöschlich in allen Einzelheiten bewahrt hat, verrät, wie einschneidend dieses Erlebnis gewesen sein muß, das sich am 11. November 1889 zugetragen hat. HESSE, Hermann NARZIß UND GOLDMUND JAHR: 1930 408 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Als Goldmund ins Kloster von Maulbronn eintrat, um die klassischen Sprachen und Wissenschaften zu lernen, war Narziß dank seiner ausserordentlichen Klugheit schon in der Rolle des Lehrers. Goldmund und Narziß bewundern einander gegenseitig und schliessen bald Freundschaft, eine eigenartige Freundschaft zwischen einem künstlerisch äusserst begabten Jungen und einem asketischen, intellektuellen Mönch. Da Goldmund nach Freiheit und Abenteuer strebt, müssen sich die Wege der beiden trennen. Hier beginnt Goldmunds lange Wanderschaft, deren wichtigste Episode seine Ausbildung zum Bildhauer ist. Der zügellose Charakter treibt ihn immer weiter und beschert ihm einige gefährliche Erlebnisse. Schliesslich ist es Narziß, inzwischen Abt geworden, der ihn vor dem Tode rettet. Hermann Hesse hat mit diesem Roman zwei Lebenswege, zwei “Biographien”, beschrieben, die verschiedener nicht sein könnten: auf der einen Seite das ruhige, geistige Leben von Narziß, auf der anderen die stürmische, kreative, sinnliche Natur von Goldmund. Allerdings sind Rationalität und Kreativität nicht einfach zwei entgegengesetzte Pole; die beiden ergänzen sich am Schluss zur Einheit, zur Harmonie. In der Klosterschule schliessen der asketische Mönch Narziß und der künstlerisch begabte Goldmund Freundschaft. Durch psychoanalitische Einwirkung gibt Narziß dem Freunde die Erinnerung an die vergessene Mutter zurück und öffnet ihm den Weg zu seiner wahren Natur. Goldmund geht durch unzählige Liebesabenteuer hindurch, in denen er das Urbild der Mutter, das das Weib als Eva und Madonna, sucht. HESSE, Hermann PETER CAMENZIND JAHR: 1904 215 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Schicksal von Peter Camenzind ist im Grunde das Schicksal von uns allen. Man kann sich nicht auf seinen Lebensweg begeben, ohne die intakte Stille seiner Herkunft zu verlassen, hinter sich zu lassen. Peter Camenzind wurde im kleinen Dorf Nimikon geboren, und dort verbrachte er die Kindheit, zwischen hohen Bergen, konfrontiert mit der harten Natur. Nimikon wird zum Symbol für Einfachheit und Ehrlichkeit, eine Gemeinschaft, wo Camenzind unbeschwert leben kann und Schutz findet. Anders ist es später während des Studiums in der Stadt: Camenzind verliert sich im Labyrinth der Welt und erlebt innere Konflikte, lernt sich dabei aber auch selbst besser kennen. Seine Selbsterkenntnis führt ihn auf die Spuren des heiligen Franziskus von Assisi, der ihm den Weg zur Humanität und Freundschaft weist. So wird er am Schluss als gereifter Mensch in sein Dorf zurückkehren und bereit sein, seine Verantwortung den Mitmenschen gegenüber wahrzunehmen. Hesses erster Roman, thematisch an “Knulp” erinnernd, mehr aber noch an Gottfried Kellers Grünen Heinrich. Der Bauernbub Peter Camenzind, ein schriftstellerisch begabter junger Mann, wird zu Studienzwecken auf Reisen in die Welt geschickt, kehrt jedoch in sein Dorf zurück, angeekelt von der Zivilisation, um in der Bauernwelt - die hier zum Mythos naturhaft-organisch-irrationaler Lebensform des Ürsprünglichen hochstilisiert wird - sein Leben in der Nachahmung des heiligen Franziskus zu führen und beenden. HESSE, Hermann SIDDHARTHA Eine indische Dichtung VERFILMUNG: JAHR: 1922 192 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Siddhartha (USA, 1972) Regie: Conrad Rooks Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Siddharta gehört mit zum Schönsten, Tiefsinnigsten, was Hesse geschrieben hat. Weltanschaulich-religiöses Ringen um erlösende, glückselig machende Erkenntnis und Existenzform, hat Hesse aus seinem eigenen Lebensbezirk ins Indien der Zeit Buddhas transponiert. Siddharta, der junge Brahmanensohn, sucht seine Vollendung, weltüberwindende Wunschlosigkeit. Zusammen mit seinem Freund Govinda verlässt er das Elternhaus, um erst in strenger Askese in den Wäldern, dann bei buddhistischen Mönchen nach Verwirklichung zu suchen. Schliesslich verwirft er auch diese Lebensform, da sie sich durch die Scholastik und Ideologisierung von dem, was in Buddha lebendige Erkenntnis und einmalig war, von dem Ursprung der Lehre schon zu sehr entfernt hat. Siddharta will nicht mehr das Leben fliehen, sondern verlässt Govinda und die Mönche, um sich ins Sinnes- und Geschäftsleben zu stürzen. Bei der Kurtisane Kamala lernt er die Liebe kennen, und der Kaufmann Kamaswami lehrt ihn den Handel. Da Siddharta auch in dieser Lebensstation bis an die Grenzen geht und das Leben voll auskostet, bemerkt er, dass der richtige Weg auch nicht in diesem Bereich zu finden ist. Er sucht angeekelt und enttäuscht den Tod, doch ein Fährmann lehrt ihn, die Synthese der beiden Gegensätze zu finden, indem er die Gelassenheit aufbringt, “mitten im Leben den Gedanken der Einheit” zu denken. Weg eines Inders, der das Brahmanenhaus verlässt, da ihn die Lehre Buddhas nicht erlöst, und sich in die Schule eines Kaufmanns und einer Kurtisane begibt. Durch Sinneslust und Lebensüberdruss gelangt er zur Einsicht in die ewige Verwandlung, in der nichts Weltliches mehr berührt. Der Weg zum geistigen Dasein, zur Lösung vom Ich, führt über Meditationsübungen. HESSE, Hermann UNTERM RAD JAHR: 1906 168 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Dieser frühe Roman Hesses zeigt ganz ausgeprägte autobiographische Züge. Es geht um das Schicksal eines sehr begabten, klugen Knaben, der durch den übertriebenen Ehrgeiz seines Vaters und seiner Lehrer in eine Rolle gedrängt wird, die ihm nicht entspricht. Nach und nach gerät er ‘unters Rad’. Hans Giebenrath verlebt seine Kindheit in der Pseudoromantik eines kleinen Dorfes im Schwarzwald. Da er besonders begabt ist, wird er mit einer Unmenge von Wissen traktiert, damit er das schwierige “Landexamen” für das Maulbronner Seminar bestehe, eine der renommiertesten Schulen der Region. Er besteht zwar die Prüfung glänzend, wird aber bald während des Studiums an gesundheitlichen Problemen leiden. Es zeigt sich, dass seine Zartheit und Sensibilität von den strengen Gesetzen der Schule völlig überfordert werden, und kein Lehrer ist da, der die Schwierigkeiten des Jungen erkennt. Der nervenkranke Hans wird schliesslich vom Vater nach Hause geholt und in eine Mechanikerlehre gesteckt, doch kann er sich in der neuen, robusten Arbeiterwelt nicht behaupten. Hesse beschreibt in dem Schicksal Hans Giebenraths das Schreckbild eines sterilen Erziehungs- und Gesellschaftssystems, in dem der einzelne ‘unters Rad’ kommt. Der Roman zeigt auf drastische Weise, wie man die Seele eines vielversprechenden jungen Menschen zerstören kann. Diese in Calw entstandene Erzählung Hermann Hesses zeigt das Schicksal eines begabten Knaben, dem der Ehrgeiz seines Vaters und der Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufnötigen, die ihm nicht entspricht, die ihn 'unters Rad' drängt. Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner. Wer aber mehr und Schwereres vom anderen leidet, der Lehrer vom Knaben oder umgekehrt, wer von beiden mehr Tyrann, mehr Quälgeist ist, und wer von beiden es ist, der dem anderen Teile seiner Seele und seines Lebens verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen, ohne bitter zu werden. Der Roman enthält ungefähr eine Anleitung für Eltern, Vormünder und Lehrer, wie man einen begabten jungen Menschen am zweckmässigsten zugrunde richtet. HOCHHUTH, Rolf DER STELLVERTRETER Ein christliches Trauerspiel JAHR: 1963 528 VERLAG: Rowohlt UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Durfte der Vorgänger Papst Johannes XXIII. schweigen zur planmässigen Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland? Zu Auschwitz? Seit Rolf Hochhuth zum ersten Mal diese Frage aufwarf, kam sie nie mehr zur Ruhe. Sein Drama, 1963 durch Erwin Piscator in Berlin uraufgeführt, wurde seither in über 25 Ländern gespielt. HOFFMANN, E.T.A. DER SANDMANN JAHR: 1817 112 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Schüler Nathanael erzählt seinem Freund Lothar in einem Brief, er habe in der Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedergetroffen. Dieser hatte während Nathanaels Kindheit mit dessen Vater alchemistische Experimente durchgeführt, die letztlich zum Tod des Vaters geführt hatten. Coppelius steht in Verbindung mit einem Kindheitstrauma Nathanaels, weswegen er in ihm die Gestalt des Sandmanns sieht, eines Monsters, das Kindern die Augen ausreisst. HOHLER, Franz DIE RÜCKEROBERUNG JAHR: 1982 UMFANG (Seiten): VERLAG: 112 dtv GATTUNG: Erzählungen SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ungeheuerliches geschieht in diesen neun Erzählungen! Dass jedes Jahr ein paar Kinder unter den Autos starben, daran hatte man sich gewöhnt, das war eben ein möglicher Tod in der Stadt, aber dass Kinder von Wölfen zerrissen werden, das sollte nicht vorkommen, nicht in einer Stadt wie Zürich. Da bekommt das Alltägliche in der Tat jene Sprünge, die nachdenklich stimmen, da wird das scheinbar Selbstverständliche fragwürdig, und Hohlers Zivilisationskritik so hintergründig wie eben diese Zivilisation unheimlich. HORVATH, Ödön von DER JÜNGSTE TAG Schauspiel in sieben Bildern JAHR: 1937 UMFANG (Seiten): VERLAG: 151 Reclam GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ein Bahnhofsvorstand (Thomas Hudetz) und eine Wirtstochter (Anna) machen sich an einem Eisenbahnunglück schuldig. Durch eine falsche Zeugenaussage rettet Anna Thomas (und sich selbst) vor der Verurteilung, aber sie belastet damit ihr Gewissen nur noch mehr. Thomas, immer noch in der Illusion lebend, noch nie einen Fehler begangen zu haben, ist nicht bereit, mit ihr die Schuld gemeinsam zu tragen, und damit stösst er sie in den Tod. Da aber auch die tote Anna ihm keine Ruhe lässt und stets in seinen Träumen wiederkehrt, gelingt es ihm nicht, seine Schuld zu verdrängen. Gequält von Gewissenskonflikten entschliesst er sich endlich, vor den Richter zu treten, aber nicht vor den irdischen Richter! Denn er meint:“Wenn es einen lieben Gott gibt, der wird mich schon verstehen.” HORVATH, Ödön von EIN KIND UNSERER ZEIT JAHR: 1938 274 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Portrait eines Soldaten; seine Meinungen zum Krieg in dem Krieg und nach seinen Erlebnissen im Krieg (Mythos im Gegensatz zur Realität). Ödon von Horváths letzter Roman Ein Kind unserer Zeit, der erst nach dem Tod des 36jährigen Autors 1938 im Verlag Allert de Lange in Amsterdam erschien, ist die Geschichte eines Soldaten, vollgestopft mit Phrasen eines militanten Nationalismus. Franz Werfel nannte diesen Typus einen “Statthalter des Teufels auf Erden”, dessen “Erfindungskraft im Sinnlos-Bösen unerschöpflich” scheint. “Der Wille weh zu tun ist sein Grundtrieb. Sogar in dem Augenblick, da er einer verlorenen Geliebten nachzutrauern vermeint, begeht er einen Mord. Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit stellt sich dieser Typus in der Ich-Erzählung selbst dar. Horváth zeigt mit leichter Hand, die seinen Stil auszeichnet, die politische Ursache und Konsequenz.” Für Stefan Zweig war Horváths Roman “eines der wichitgsten deutschen Dokumente unseres Zeitalters.” GESCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD HORVATH, Ödön von JAHR: 1931 176 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): Volksstück in drei Teilen GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Zeit: ökon. Krise vor dem Zweiten Weltkrieg Die junge Marianne, mit dem brutalen Fleischhauer Oskar verlobt, wird vom charmanten Taugenichts und Frauenhelden Alfred verführt. Oskar und ihr Vater verstossen sie; Alfred nützt sie aus. Alfreds und Mariannes Kind kommt zur Grossmutter, die es in die Zugluft stellt, damit es stirbt, weil es unehelich ist. Alfred lässt Marianne im Stich und kehrt zu(r) (älteren) Valerie zurück, von der er sich aushalten lässt. Jetzt kann es doch noch zur Ehe zwischen Marianne und Oskar kommen, da 'wieder alles in Ordnung' gebracht worden ist. Es spielt keine Rolle, dass Marianne ihr Kind und ihren Glauben an Gott und die Welt verloren hat. In dieser Welt können sich Männer alles leisten, Frauen (besonders: das junge Mädchen) nichts! Die falsche Moral triumphiert. Das "Goldene Wiener Herz", viel Gemeinheit und die wirtschaftliche Misere bestimmen das private Trauerspiel dieser Menschen. "Das ist die Geschichte einer Liebesgeschichte, die geradewegs vom Himmel in die Hölle führt. Die sind nämlich in Wien nur einen Schritt voneinander entfernt, aber wahrscheinlich nicht nur in Wien." (A. Heller) Noch bevor die Uraufführung stattfand, erhielt Horváth für dieses Volksstück den Kleist-Preis. GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG HORVATH, Ödön von JAHR: 1936 152 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): Ein kleiner Totentanz GATTUNG: Drama SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Zeit: ökon. Krise vor dem Zweiten Weltkrieg Dieses Volksstück zeigt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Leben einer jungen Frau. Elisabeth möchte als Vertreterin arbeiten, hat aber kein Geld, um den "Wandergewerbeschein" (Bewilligung) zu bezahlen. Sie hat davon gehört, man könne Geld bekommen, wenn man seinen Körper dem Anatomischen Institut zur Verfügung stelle. Dies ist aber nicht der Fall. Ein Präparator des Anatomischen Instituts bietet ihr an, ihr das benötigte Geld vorzustrecken. Als Erstes braucht sie das Geld aber, um eine Geldstrafe zu bezahlen, weil sie ohne Bewilligung gearbeitet hatte. Das sagt sie ihm aber nicht. Es kommt schliesslich zu einer Kettenreaktion von kleinen Übertretungen kleiner Gesetzes-Paragraphen, die Elisabeth das ganze Leben ruinieren. Auch eine Liebesgeschichte scheitert. Verzweifelt sucht sie einen Ausweg in einem Selbstmordversuch … Horváth wollte "ein Stück gegen die bürokratisch-verantwortungslose Anwendung kleiner Paragraphen […] schreiben." Elisabeth: "Das sind lauter kleine Paragraphen, aber du bleibst hängen - Du weisst eigentlich gar nicht, was los war und schon ist es aus." HORVATH, Ödön von JUGEND OHNE GOTT JAHR: 1938 208 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Jugend ohne Gott (D, 1991) Regie: Michael Knof Jeunesse sans Dieu (F, 1996) Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Horvath beschreibt in einer Sequenz von kurzen Kapiteln, in denen sich knappe Dialoge und innere Monologe abwechseln, das faschistische Verhalten einer Schulklasse am Vorabend der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Deutschland. Wir erleben einen moralisierenden Lehrer, der noch humanistische Ideale hat, aber dauernd enttäuscht wird. Auf der anderen Seite stehen seine Schüler, die unwürdige Streitereien austragen und dem Lehrer mit grossem Misstrauen begegnen. Der ewige Konflikt unter den Schülern kulminiert in einem Mord, den der Lehrer selbst aufklären will, auch weil er sich irgendwie mitschuldig fühlt. Er muss aber seine Ohnmacht eingestehen und beschliesst, diese “Divisionen der Charakterlosen unter dem Kommando von Idioten” zu verlassen und nach Afrika zu emigrieren. Alles Denken ist ihnen verhasst. Sie pfeifen auf den Menschen! Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben, Riemen - doch noch lieber als Maschinen wären sie Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät. HORVATH, Ödön von JAHR: KASIMIR UND KAROLINE 1932 160 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): Volksstück GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Zeit: ökon. Krise vor dem Zweiten Weltkrieg Dieses Volksstück zeigt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Liebe. Kasimir und Karoline gehen auf die Münchner Oktoberwiese, um die Sorgen des Alltags zu vergessen. Der "abgebaute" Chauffeur Kasimir (er hatte am Tag davor seine Stelle verloren) ist traurig, deprimiert und pessimistisch; Karoline, eine Sekretärin, die noch bei ihren "pensionsberechtigt[en]" Eltern lebt, hat keine ökonomischen Sorgen, ist in einer privilegierten Lage und hofft auf eine bessere Zukunft und denkt nur daran, sich zu amüsieren. Bei Kasimir sind die Gedanken an die Wirtschaftskrise und an seine schwierige Situation immer präsent. Das führt zu Problemen. Als dann Karoline die Situation ausnützt und sich mit anderen Herren (Schürzinger / Rauch) amüsiert, ist die Krise in ihrer Beziehung irreparabel. Kasimir tröstet sich schliesslich mit Erna. Egoismus und Opportunismus spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. "Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges Wirtschaftssystem gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch vegetieren müssen. Verstehens mich?" Karoline: "Aber die Menschen wären doch gar nicht schlecht, wenn es ihnen nicht schlecht gehen tät. Es ist eine himmelschreiende Lüge, dass der Mensch schlecht ist." HÜRLIMANN, Thomas DER GROSSE KATER JAHR: 2000 UMFANG (Seiten): VERLAG: 240 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Karriere des großen Katers hat ihren Zenit erreicht. Als Bundespräsident empfängt er König Juan Carlos und Königin Sofia von Spanien. Er zeigt seinen Gästen das Land und lädt sie zum Abschluß zum Frackdinner. Der glanzvolle Staatsbesuch erfährt eine jähe Wende, als der große Kater vor dem Dinner erkennen muß, daß sein Sicherheitschef ein Komplott gegen ihn geschmiedet hat, mit dem Ziel, ihn, den großen Kater zu stürzen. Ein gnadenloser Kampf bricht aus. Der große Kater und der Sicherheitschef kennen sich seit ihrer Jugend, gemeinsam kamen sie nach oben, und nur einmal wurde ihre Freundschaft auf die Probe gestellt, nämlich als der junge Kater sich in die Braut des Freundes verliebte und sie heiratete. Der spannende Roman ist eine Liebesgeschichte in der Zerreißprobe zwischen Staatsräson und privatem Leid. HÜRLIMANN, Thomas FRÄULEIN STARK JAHR: 2001 UMFANG (Seiten): VERLAG: 192 Fischer GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Während der Sommerferien in einer weltberühmten Bibliothek erlebt der zwölfjährige Neffe des Stiftsbibliothekars nicht nur bei Leseabenteuern aufregende Wochen. Seine Aufgabe, den Besucherinnen des Bibliotheksaals in Filzpantoffeln zu helfen, damit der kostbare Fussboden geschont wird, konfrontiert ihn darüber hinaus mit bisher ungeahnten Perspektiven unter den Damenröcken. Er schnuppert und späht mit immer raffinierteren Methoden, was die dezidierte Reaktion von Fräulein Stark, der Haushälterin des Stiftsbibliothekars, provoziert. IBSEN, Henrik EIN VOLKSFEIND JAHR: 1882 UMFANG (Seiten): VERLAG: 133 Reclam GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Kurarzt Dr. Stockmann stellt fest, dass in der Stadt, in der er praktiziert, die Wasserleitung verseucht ist und sich das Bad auf "verpestetem Grund" befindet. Er protestiert gegen den Betrug an den heilungsuchenden Kranken und macht sich dadurch all jene, die aus dem Kurbetrieb ihren Nutzen ziehen, zu erbitterten Feinden. Der Arzt muss erkennen, dass in dieser Stadt auch die geistigen Quellen infiziert sind. Im Verlauf der Handlung wird immer deutlicher, dass der aufrichtige Arzt auf verlorenem Posten steht in seinem Kampf gegen "die verfluchte, kompakte Majorität", die geradezu prädestiniert ist, "die geistigen Lebensquellen" zu vergiften. So wird er schliesslich zum meistgehassten Mann der Stadt zum "Volksfeind", dessen Haus man mit Steinen bewirft. Es geht in diesem Stück um Ehrlichkeit, um Adel der Gesinnung auch in Zeiten, in denen es wirtschaftlich nützlicher wäre, vom eigenen Standpunkt abzusehen, kurz um Charakter und Charakterlosigkeit. IBSEN, Henrik GESPENSTER JAHR: 1881 UMFANG (Seiten): VERLAG: 96 Reclam GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Helene Alving, in deren Schicksal Ibsen die fatalen Folgen der "Lebenslüge" - das Kernthema des Stücks - aufzeigt, hat zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes, des hochangesehenen Kammerherrn Alving, ein Asyl errichten lassen, das seinen Namen tragen soll. Kurz vor der Einweihung des Asyls enthüllt Frau Alving im Gespräch mit ihrem Jugendfreund Pastor Manders, der gekommen ist, um die feierliche Handlung vorzunehmen, Zug um Zug ihre Lebensgeschichte. Von ihren Verwandten beeinflusst, hatte sie einst gegen die Entscheidung ihres Herzens den sehr wohlhabenden Leutnant Alving dem armen Pfarrer Manders vorgezogen, aber dann bald erkennen müssen, dass Alving ein übler Wüstling war. In ihrer Not suchte sie bei Manders Zuflucht, aber dieser schickte sie, da die Pflicht höher stehe als das Glück, zu ihrem Gatten zurück: In seinen Augen die heldenhaftste Tat seines Lebens. Helene schenkte ihrem Mann einen Sohn, und von da an bestimmten "Pflicht" und "Rücksichten" ihr Leben. Ein nicht folgenloses Verhältnis ihres Mannes mit dem Dienstmädchen wurde vertuscht, Helene nahm das Kind, Regine, bei sich auf. Ihren Sohn Osvald gab sie ausser Haus, damit er nie die Wahrheit über seinen Vater erfahre. Durch den Bau des Asyls hoffte Helene, diese Fassade von Lügen und Betrug aufrechtzuerhalten und zugleich durch den Verzicht auf Alvings Geld sich und den Sohn ganz von dem Verhassten zu befreien. Aber die Wahrheit kommt doch ans Licht: Am Ende steht die völlige Zerstörung. Es geht in diesem Stück um Heuchelei und doppelte Moral, um Mut zur Wahrheit, Feigheit und Biederkeit. IBSEN, Henrik NORA (EIN PUPPENHEIM) JAHR: 1879 UMFANG (Seiten): VERLAG: 208 Reclam GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die drei Akte spielen während der Weihnachtstage in der Wohnung des strebsamen und überaus korrekten Rechsanwalts Torwald Helmer. Soeben ist er nach finanziell schwierigen Jahren zum Direktor einer Aktienbank ernannt worden. Seine Frau Nora ist eine kapriziöse, verschwenderische Person, die für Helmer in ihrer achtjährigen Ehe nie etwas anderes gewesen ist als eine kleine, kindliche, schutzbedürftige, zärtlich angebetete Geliebte, die in ihrem "Puppenhaus" tanzt und singt und sich mit kleinen Lügen herausredet, wenn sie beim Naschen ertappt wird. Doch aus einem Gespräch mit ihrer Freundin, der Witwe Christine Linde, die um der Versorgung ihrer Angehörigen willen eine Vernunftehe eingegangen ist, wird deutlich, dass auch die scheinbar am Ernst des Lebens vorbeitändelnde Nora etwas getan hat, worauf sie "stolz" sein kann: Bald nach ihrer Hochzeit war Helmer schwer erkrankt, und sie hatte für den erforderlichen Genesungsaufenthalt im Süden heimlich bei einem gewissen Krogstad ein Darlehen aufgenommen, das noch immer nicht voll zurückbezahlt ist. Der beruflich gescheiterte, frühere Advokat hat inzwischen in Erfahrung gebracht, dass Nora die bürgende Unterschrift ihres Vaters drei Tage nach dessen Tod gefälscht hatte. Als Helmer, in dessen Bank Krogstad als kleiner Angestellter arbeitet, ihm kündigen will, droht er Nora, alles aufzudecken, falls sie seine Entlassung nicht verhindere. Sie wird also erpresst. Die Reaktion ihres Ehemannes, als er erfährt, was Nora gemacht hatte, ist eindeutig und veranlasst Nora, ihre Konsequenzen zu ziehen. Es geht in diesem Stück um Emanzipation, Gleichstellung und um die Freiheit des Individuums. DAS BLÜTENSTAUBZIMMER JENNY, Zoë JAHR: 1997 UMFANG (Seiten): VERLAG: 128 btb GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Scheidungswaise Jo sieht ihre Mutter nach zwölf Jahren zum ersten Mal wieder. Doch die Annäherung erweist sich als schwierig, ihre Hoffnung auf Freundschaft und Nähe wird bitter enttäuscht. Desillusioniert von den Lebenslügen der Erwachsenen vollzieht Jo die Trennung. Wie eine Schlangenhaut wirft sie ihre Kindheit ab. JENNY, Zoë JAHR: EIN SCHNELLES LEBEN 2002 165 VERLAG: Aufbau Taschenbuch UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Mit ihrem Debüt Das Blütenstaubzimmer wurde Zoë Jenny, erst 23jährig, schlagartig berühmt. In ihrem dritten Roman schildert sie die Liebe zwischen Ayse und Christian, dem türkischen Mädchen, das vom Bruder streng bewacht wird, und dem Jungen, der einen Rechten zum Freund hat. Eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, erzählt in der klaren, unverwechselbaren Sprache einer Autorin, die schon heute zu den großen Stimmen der Gegenwartsliteratur zählt. Der Roman spielt sich zum Teil im Tessin ab. KAFKA, Franz BRIEF AN DEN VATER 1952 (posthum) UMFANG (Seiten): 163 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek JAHR: GATTUNG: Brief SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Franz Kafka erklärt auf über hundert handgeschriebenen Briefseiten, warum er sich vor seinem Vater fürchtet. Grund für diesen Brief war sein gescheiterter Versuch, Julie Wohryzek zu heiraten und eine Familie zu gründen. Er hatte die junge Pragerin 1919 während eines Kuraufenthalts kennengelernt und sich mit ihr verlobt. Kafkas Vater scheint von dieser Verbindung nicht begeistert gewesen zu sein, aber Franz' Heirat mit Julie verzögerte sich wegen der Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden. Nach dem Zerbrechen der Beziehung mit Julie gab Franz seinem Vater die ganze Schuld, aber der wahre Grund war wohl die Angst von Franz vor der Ehe. Diese Angst aber, - und das ist die These des Briefes - , ist Teil seiner Schwäche und Unsicherheit, die der Vater in ihm erzeugt hat. Im Brief schreibt Kafka über seine Kindheit, die Geschwister, die Mutter, die Freundschaften, die Schule, die Sexualität, das Judentum, die Berufswahl und seine Heiratsversuche. Kafka wollte den Brief seinem Vater tatsächlich schicken; der Brief lebte also nicht nur in seinem Kopf. Allerdings sprach er mit mehreren Personen ein halbes Jahr lang von diesem Brief, ohne dass der Vater ihn gesehen hätte. Es ist möglich, dass er ihn der Mutter zum Lesen gab, und dass die Mutter ihm den Brief "mit begütigenden Worten" zurückgeschickt hat. KAFKA, Franz JAHR: DAS URTEIL 1913 188 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der junge Kaufmann Georg Bendemann hat einen Brief an seinen Jugendfreund in Petersburg geschrieben. Darin gibt er ihm seine Verlobung bekannt. Dann geht er zu seinem Vater, dessen Zimmer er seit vielen Monaten nicht betreten hat, und teilt ihm mit, seinen Freund von der Verlobung benachrichtigt zu haben. Der Vater bestreitet die Existenz dieses Freundes, und Georg macht sich Sorgen um die Gesundheit dieses alten Mannes. Er entkleidet ihn und legt ihn ins Bett. Doch sobald er den Vater zugedeckt hat, springt dieser plötzlich im Bett auf, und er tadelt Georg heftig wegen seiner Absicht zu heiraten. Der Vater erklärt, der Sohn habe das Andenken an seine verstorbene Mutter geschändet, seinen Freund verraten und ihn, den Vater, hilflos ins Bett gesteckt. Der Vater verurteilt seinen Sohn schliesslich "zum Tod des Ertrinkens". Georg stürzt sich von der nahen Brücke ins Wasser. Diese surreale Kurzerzählung Kafkas steht in engem Kontext mit Brief an den Vater und Die Verwandlung. Sie sollte daher zusammen mit einem jener Werke gelesen werden. Die autobiographischen Bezüge in der Erzählung sind vielfach dokumentiert. KAFKA, Franz DER PROZESS JAHR: 1925 352 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: HÖRSPIEL : Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Le procès (BRD/F/I, 1962) Regie: Orson Welles Kafka (F/USA, 1991) Regie: Steven Soderbergh Der Prozess (The Trial) (GB, 1993) Regie: David Hugh Jones Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT “Jemand musste Joseph K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. (...) In dem Roman Der Prozess wird der Bankprokurist Joseph K. früh am Morgen von den Vertretern eines unsichtbaren Gerichts heimgesucht. Man teilt ihm mit, dass er “verhaftet” sei, seiner Arbeit in der Bank dürfe er aber weiter nachgehen und sich auch sonst frei bewegen. Eine Reihe von Episoden führt Joseph K. tiefer und tiefer in die stets unübersichtlicher werdenden Bereiche des geheimnisvollen Gerichts hinein, einen Richter aber bekommt er nie zu Gesicht. Anlässlich eines Besuchs im Dom begegnet Joseph K. schliesslich dem Gefängnisgeistlichen, der ihm eine Parabel erzählt, die Legende “Vor dem Gesetz”; es ist seine Geschichte, aber Joseph K. erkennt das nicht. Nach einem einjährigen “Prozess”, am Vorabend seines 31. Geburtstags, suchen ihn wiederum zwei Vertreter des Gerichts in seiner Wohnung auf; sie kommen ihn abholen; in einem Steinbruch wird K. mit einem Messer getötet. Er stirbt “wie ein Hund”. KAFKA, Franz DIE VERWANDLUNG JAHR: 1915 144 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in einen riesigen Käfer verwandelt. Diese Mutation verändert völlig sein Leben, aber auch jenes seiner Eltern und seiner Schwester. Gregor Samsa erwacht eines Morgens sehr spät und muss erkennen, dass er einen Käfer-Körper hat. Sein Chef, der nicht verstehen kann, warum er nicht zur Arbeit erschienen ist, und seine Familie klopfen an die Zimmertür, und nachdem Gregor die Tür mühsam geöffner hat, geraten alle in Panik, sobald sie ihn in dieser Gestalt sehen. Gregor gewöhnt sich mit der Zeit an seinen Körper, aber er fühlt sich schuldig, weil er seine Familie nicht mehr ernähren kann. Der Vater und die Tochter finden eine Arbeit, und auch die Mutter lernt mit der Situation zu leben. In der Folge isolieren sie Gregor immer mehr, und er scheint nur noch ein Parasit der Familie zu sein; seine früheren Verdienste für das Wohl der Familie werden vergessen. Als die Familie, um ihre Existenz noch besser zu sichern, drei Herren als Untermieter aufnimmt, kommt es zur Katastrophe. Die drei Herren, nachdem sie den Käfer erblickt haben, kündigen das Zimmer, und Gregors Schwester fordert zornig die Beseitigung des hässlichen Insekts. Gregor stirbt voller Gewissensbisse. Die Erzählung behandelt die Themen des Zusammenlebens, des VaterSohn-Konflikts (der Vater-Autorität), einer engen Bruder-SchwesterBeziehung und der mangelnden Anerkennung. KAUER, Walter JAHR: SPÄTHOLZ 1976 254 VERLAG: Lenos Verlag UMFANG (Seiten): Roman aus dem Tessin GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Rocco Canonica, ein siebzigjähriger Tessiner Bauer, wartet in seiner Küche auf den Morgen, vor ihm sein Gewehr und eine amtliche Mitteilung der Gemeinde. Um sieben Uhr werden sie kommen, Gemeindearbeiter, um das Gerichtsurteil zu vollziehen und den Nussbaum vor seinem Haus zu fällen, der dem zugewanderten Villenbesitzer den Seeblick versperrt. In der langen Nacht, während er die Waffe reinigt, blickt Rocco zurück, erinnert sich an die Ereignisse, die sein Leben verändert haben, den Waldbrand, bei dem seine Eltern umkamen, den Wegzug seiner Söhne vom Hof, die Veränderungen im Val Terzone: Landflucht, Zuzug von Ferienhausbesitzern, Verödung der Bergweiden, Bau des Stauwerkes, Vernachlässigung des Bannwaldes. Ein eindringliches Stück Tessiner Geschichte! KELLER, Gottfried KLEIDER MACHEN LEUTE JAHR: 1874 191 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Thema von Schein und Sein wird komödienhaft am Geschick des Seldwyler Schneidergesellen Wenzel Strapinski exemplifiziert. Dieser kommt völlig verarmt, aber in vornehmer Kleidung in den Gasthof des Städtchens Goldach und wird ohne sein Zutun für einen polnischen Grafen gehalten und entsprechend behandelt. Er lässt sich die Schmeicheleien und die üppige Bewirtung gefallen und gewinnt in dieser Rolle auch die Liebe der Amtsmanntochter Nettchen. Doch zum Verlobungsfest soll der falsche Graf entlarvt werden, denn die Seldwyler haben inzwischen die Wahrheit erfahren. Doch es wäre keine Komödie, wenn es nicht noch ein Happy End gäbe. ROMEO UND JULIA AUF DEM DORFE KELLER, Gottfried JAHR: 1855 171 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Eine der schönsten Novelle Kellers, der ein begeisterter Leser Shakespeares war. Die tragische Geschichte des veronesischen Liebespaars zwischen zwei befeindeten vornehmen Familien wurde ins bäuerliche Milieu transponiert. Der Streit entstand hier auf groteske Weise zwischen zwei Bauern wegen eines kleinen Stückchens Ackerland. Die Kinder der beiden begegnen sich nach Jahren der Entfremdung wieder und verlieben sich ineinander. Da sie sich aber nicht lieben dürfen, beschliessen sie, wegzugehen. Doch dieser Tag wird der letzte in ihrem jungen Leben, denn sie sehen die Ausweglosigkeit ihrer Situation, die sie von allen isoliert. So feiern sie ihre ‘Hochzeit’ beim Tanz mit fahrendem Volk, trennen sich dann aber von dieser Gesellschaft, um zu zweit nach Liebesnacht auf einem Boot zusammen in den Tod zu gehen. IN DER SACHE J. ROBERT OPPENHEIMER KIPPHARDT, Heinar JAHR: 1964 190 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: In der Sache J. Robert Oppenheimer (BRD, 1964) Regie: Gerhard Klingenberg HÖRSPIEL : Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Eine historische Begebenheit liegt diesem szenischen Bericht zugrunde: der Fall Oppenheimer. Am 12. April 1954 begann in Washington die Untersuchung gegen den Physiker und langjährigen Leiter der amerikanischen Atomforschung J. Robert Oppenheimer. Der Untersuchungausschuss, von der Atomenergiekommission der USA eingesetzt, sollte prüfen, ob sich der Wissenschaftler der Regierung seines Landes gegenüber loyal verhalten habe. Das drei Wochen währende Verhör, Beispiel und Ausdruck des Konflikts zwischen Individuum und Gesellschaft, Wissenschaft und Staat, zählt zu den denkwürdigen Ereignissen der Zeitgeschichte. “In der Sache J. Robert Oppenheimer ist ein Theaterstück, keine Montage von dokumentaristischem Material. Der Verfasser sieht sich jedoch ausdrücklich an die Tatsachen gebunden, die aus den Dokumenten und Berichten zur Sache hervorgehen. Seine hauptsächliche Quelle ist das 3000 Maschinenseiten umfassende Protokoll des Untersuchungsverfahren gegen J. Robert Oppenheimer, das von der Atomenergiekommission der Vereinigten Staaten im Mai 1954 veröffentlicht wurde. Es ist die Absicht des Verfassers, ein abgekürztes Bild des Verfahrens zu liefern, das szenisch darstellbar ist und das die Wahrheit nicht beschädigt. (…)” LENZ, Siegfried BROT UND SPIELE JAHR: 1959 UMFANG (Seiten): VERLAG: 173 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Noch einmal ist der erfolgreiche Langstreckenläufer Bert Buchner für die Europameisterschaft aufgestellt worden, noch einmal ist er vom Start weg an die Spitze gegangen, wie er es immer tat. Aber wird er noch einmal siegen? Auf der Tribüne verfolgt ein Reporter, einst Entdecker, Freund und Warner Buchners, den schweren Lauf über fünfundzwanzig quälende Runden. Und dabei werden die Erinnerungen wach: die Begegnung im Gefangenenlager, Buchners Flucht, zufälliges Wiedersehen, der erste Start, Training, erste Siege und Rekorde - verknüpft und erkauft mit Verlegenheitsberufen, mit Enttäuschungen im privaten Leben und mit dem Verlust der menschlichen Integrität. Buchner hatte übersehen, dass sich mit sportlichem Ruhm kein Leben sichern lässt, dass er nur am Wochenende König ist und dass man ihm nur zujubelt, solange er siegt und keinen Augenblick länger. Sein Grundirrtum bestand darin, dass er seine sportliche Karriere auch für eine menschliche und gesellschaftliche hielt. Noch einmal bäumt er sich zu einer letzten grossen Anstrengung auf, und dieser Lauf wird zum Resümee seines Lebens, zum Sinnbild seiner Hoffnungen und Enttäuschungen. LENZ, Siegfried DAS FEUERSCHIFF JAHR: 1961 UMFANG (Seiten): VERLAG: dtv GATTUNG: VERFILMUNG: 240 Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Das Feuerschiff (BRD, 1963) Regie: Ladislao Vajda The Lightship (USA; 1986) Regie: Jerzy Skolimowski Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Das Feuerschiff liegt fest verankert in der Ostsee, um anderen Schiffen in Seenot zu helfen. Diesmal ist es die letzte Wache des Schiffes. Als die Mannschaft ein in Not geratenes Boot rettet, zeigt es sich, dass die drei Männer lang gesuchte Verbrechen und bewaffnet sind. Um an Land zu kommen, stellen sie harte Bedingungen an den Kapitän, die dieser jedoch abzuweisen versucht. Während der Kapitän eine friedliche Lösung mit den Verbrechern zu finden sucht, beginnt die Besatzung des Feuerschiffes, den Befehlen des Kapitäns entgegenzuarbeiten und eigenhändig über die Anordnungen des Kapitäns hinweg die Verbrecher zu überwinden. Es gelingt ihnen, die Männer zu entwaffnen, doch der Kapitän wird selbst schwer verletzt. LENZ, Siegfried DAS STADTGESPRÄCH JAHR: 1963 UMFANG (Seiten): VERLAG: 208 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Stadt liegt an einem Fjord, ihre Bewohner tragen nordische Namen. Im übrigen ist es eine Stadt wie viele andere. Das Leben in ihr geht seinen geordneten Gang. Nur einmal riss ein Ereignis die Stadt aus ihrer Stille. Und dieses Ereignis wurde zum Inhalt des Stadtgesprächs, das nicht verstummen wollte und im Laufe der Jahre viele Veränderungen erfuhr. Zur Zeit der Besetzung waren nach einem Attentat vierundvierzig Geiseln festgenommen worden. Daniel, der junge Partisanenchef, sollte auf diese Weise gezwungen werden, sich der Besatzungsmacht zu stellen. Er stand damals vor der Entscheidung, die Freunde zu opfern oder den Widerstand zu beenden. Der Erzähler Tobias erinnerst sich an jene Tage und versucht, die Haltung der Betroffenen gerecht zu beurteilen. Unaufdringlich bringt der Autor den Leser in Beziehung zu den Geschehnissen. Er macht deutlich, dass es keine Moral gibt, die für sich beanspruchen kann, in dieser Ausnahmesituation eine schnelle Antwort bereit zu haben. LENZ, Siegfried DER MANN IM STROM JAHR: 1957 UMFANG (Seiten): VERLAG: 157 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Hinrichs ist Taucher; er ist alt geworden in diesem Beruf. Fast zwanzig Jahre ist er Tat für Tag hinuntergestiegen in das trübe Wasser des Hafenbeckens, um dort seiner gefahrvollen Arbeit nachzugeben. Jetzt will er sich nicht ausbooten lassen; er will das Sausen in den Ohren, den Druck auf dem Herzen nicht zugeben, er will die Beklemmung, die er plötzlich in der Tiefe spürt, nicht wahrhaben. Um seine Anstellung nicht zu gefährden, fälscht er seine Papiere und macht sich jünger. Er tut dies mit der Entschlossenheit und Überlegung eines Mannes, der seine letzte Chance wahrnimmt. In Mann im Strom hat Siegfried Lenz einen Roman von suggestiver Einfachheit und verhalten-unheimlicher Spannung geschrieben; er hat ein Problem unserer Tage aufgegriffen: das Altwerden im Beruf, die Schwierigkeiten nach dem Zenit des Lebens Dieses Buch ist Zeitdarstellung und Zeitkritik, ohne satirische Überschärfe und tendenziöse Vergröberung. LENZ, Siegfried DER VERLUST JAHR: 1981 UMFANG (Seiten): VERLAG: 223 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT “Es traf ihn unvorbereitet.” Das Schicksal des Fremdenführers Ulrich Martens, der ganz plötzlich seine Sprache verliert, bildet das Thema des Romans. Es geht Siegfried Lenz darum zu zeigen, welche Folgen eine plötzliche Stummheit haben kann: das Verhältnis zur Welt zerbricht, die Beziehung zu den nächsten Freunden wird auf die Probe gestellt. In einer Welt der Information und Kommunikation ist der Zustand der Sprachlosigkeit besonders schwer zu ertragen, noch dazu, wenn man beruflich, als Fremdenführer, auf seine Sprache angewiesen ist. Für Ulrich Martens geht eine Welt verloren, die er Schritt für Schritt wieder neu erobern muss. Der Roman macht den Leser sehr betroffen, weil man sich bei der Lektüre stets angstvoll bewusst wird: Was gilt noch die Person, wenn sie in der Sprache keinen Ausdruck mehr findet? LERNET-HOLENIA, Alexander DER BARON BAGGE JAHR: 1936 115 VERLAG: Insel Verlag UMFANG (Seiten): GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Baron Bagge hat wegen des Selbstmords zweier ihm nahestehenden Frauen die Reputation, ein Frauenheld zu sein. Während eines Empfangs ist er wieder in der Situation, sich rechtfertigen zu müssen. Der Baron berichtet, dass er auf alle Liebesverhältnisse verzichte, weil er „eigentlich schon verheiratet sei“. Er erzählt: Im Winter des Kriegsjahres 1915 ritt er als junger Leutnant Bagge an der Spitze einer Patrouille, um die russische Front zu erkunden. Als seine Truppe eine Brücke überquerte, wurde sie in einen Kampf verwickelt, den man mit Glück überstand. Man kampierte im kleinen Städtchen NagyMihaly, und während dieses Aufenthalts hatte Bagge immer mehr das Gefühl einer traumhaften Unwirklichkeit. Er wurde von Bekannten seiner Familie aufgenommen, deren Tochter er wie unter einem Zwang heiratete, obwohl er sie vorher kaum gekannt hatte. Seine Truppe musste weiter ziehen und erreichte in einem unbewohnten Tal eine Brücke, die dem benommenen Baron wie aus purem Gold erschien. In diesem Moment zwang er sich zu erwachen: Er fand sich schwer verletzt und verlassen auf jener Brücke wieder, wo man den schweren Kampf ausgetragen hatte. Alles andere – der Aufenthalt in Nagy-Milaly, seine Heirat – hatte sich in seiner Phantasie in kurzer Zeit zwischen Leben und Tod abgespielt. Eine nach seiner Genesung unternommene Reise an die realen Orte seiner Vision bestätigt ihm die genaue Antizipation einer Wirklichkeit. MANN, Heinrich DER UNTERTAN JAHR: 1914 UMFANG (Seiten): VERLAG: Fischer GATTUNG: VERFILMUNG: Der Untertan (DDR, 1951) Regie: Wolfgang Staudte HÖRSPIEL : Der Untertan (WDR, 1971) Regie: Ludwig Cremer 448 Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Heinrich Manns Roman ist eine scharfe Analyse nationalistischer Politik in der Zeit der Regierung Kaiser Wilhelms II. Das Buch hat prophetischen Charakter bekommen, denn zwei Monate nach Beendigung des Werks ist der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Die Hauptperson, der Chemiker und Fabrikbesitzer Diederich Hessling, kann als Prototyp des national denkenden, fanatischen, gehorsamen, mittelmässigen Bürgers bezeichnet werden. So charakterlos und autoritätsgläubig wie er ist, so sehr lässt er sich in der Masse treiben und manipulieren. Eine ganze Kette von Episoden zeigt, wie Hessling eine Doppelrolle spielt: einerseits Tyrann und Agitator, Herr über eine Fabrik und Herrscher in einer Familie; anderseits Untertan, immer brav zu Diensten der nationalkonservativen Macht. In diesem Sinn kann der Roman auch als Satire betrachtet werden. Abrechnung mit der bürgerlichen Welt der Wilhelminischen Ära. Der Chemiker und Fabrikbesitzer Diederich Hessling als Typ des despotischen Strebers, der sich als feige und erbärmlich erweist. MANN, Heinrich PROFESSOR UNRAT oder das Ende eines Tyrannen VERFILMUNG: Der blaue Engel (D, 1930) Regie; Josef von Sternberg - mit Emil Jaggings und Marlene Dietrich The Blue Angel (USA, 1959) Regie: Edward Dmytryk HÖRSPIEL : JAHR: 1905 UMFANG (Seiten): VERLAG: 240 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT “Da er Raat hiess, nannte die ganze Schule ihn Unrat. Nichts konnte einfacher und natürlicher sein. Der und jener Professor wechselten zuweilen ihr Pseudonym. Ein neuer Schub Schüler gelangte in die Klasse, spielte mordgierig eine vom vorigen Jahrgang noch nicht ganz ausgeschöpfte Komik an dem Lehrer aus und nannte sie schonungslos bei Namen. Unrat aber trug den seinigen seit vielen Generationen, der ganzen Stadt war er geläufig, seine Kollegen benutzen ihn ausserhalb des Gymnasiums und auch drinnen, sobald er den Rücken drehte. MANN, Thomas DER TOD IN VENEDIG JAHR: 1912 UMFANG (Seiten): VERLAG: Fischer GATTUNG: VERFILMUNG: Death in Venice / Morte a Venezia (I, 1971) Regie: Luchino Viscont - mit Dirk Bogarde HÖRSPIEL : 144 Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT In der Person des Schriftstellers Gustav Aschenbach zeigt Thomas Mann die Entwürdigung und Dekadenz eines Künstlers. Aschenbachs Reise nach Venedig wird, statt einer Reise zum Zwecke der Erholung und Inspiration, zu einer Reise in Krankheit und Tod. Die Cholera bedeutet nicht nur eine Epidemie, der Venedig unterworfen ist, sondern bezeichnet auch Aschenbachs Krankheit in seinem Innern. Trotz vieler Andeutungen des Todes, schlechtem Wetter und sonst noch vielen Unannehmlichkeiten verlässt er die Lagunenstadt nicht, sondern ist fest entschlossen zu bleiben, fasziniert von der Schönheit eines polnischen Knaben, dem er täglich im Hotel und am Strand begegnet. Er beginnt, dem schönen Jüngling zu folgen, und ist sich der Unwürdigkeit seines Tuns durchaus bewusst. Allerdings verpasst er so den Moment, die Todesstadt noch rechtzeitig zu verlassen. In Gustav von Aschenbach scheint die Synthese von Bürgerlichkeit und Künstlertum vollzogen. MANN, Thomas TONIO KRÖGER JAHR: 1903 UMFANG (Seiten): VERLAG: Fischer GATTUNG: VERFILMUNG: 60 Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: Tonio Kröger (BRD, 1964) Regie: Rolf Thiele Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Geschichte beginnt mit einigen alltäglichen Situationen, die den Helden Tonio Kröger als einen sensiblen, verletzlichen Schüler beschreiben, der schüchtern um die Freundschaft des starken Blondschopfs Hans Hansen wirbt. Schon der Name, Tonio Kröger, in dem sich südliche ‘bellezza’ und nordische Bürgerlichkeit vereinen, sagt eigentlich, dass Kröger zum Aussenseiter geboren ist. Er entscheidet sich, nach einer unglücklich verlaufenen Jugendliebe, für die Laufbahn eines Künstlers (Literaten), und eine spätere Reise in die alte Heimat konfrontiert ihn noch einmal mit den Erfahrungen seiner Jugend. Der Bürger lebt das Leben, der Künstler gestaltet es und steht damit ausserhalb des Lebens. Für den “verirrten Bürger” Tonio, den Sohn eines Lübeckers Patriziers, behält das Bürgerliche eine geheime Anziehungskraft: “... das Normale, Wohlanständige und Liebenswürdige ist das Reich unserer Sehnsucht, ist das Leben in seiner verführerischen Banalität.” Er erkennt in dieser unerfüllbaren Sehnsucht den Nährboden seiner Kunst. MEYER, Conrad Ferdinand DIE RICHTERIN JAHR: 1885 UMFANG (Seiten): VERLAG: 96 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ort: Gegend von Chur Zeit: um 800 Historische Novelle Stemma Judicatrix war seit dem Tod ihres Mannes die strenge aber gerechte Herrin; sie wurde "die Richterin" genannt und war von allen anerkannt und gesucht, wenn es um Rechtsfragen ging. Aber sie hatte ein Geheimnis: ihre Tochter Palma Novella war ein uneheliches Kind, und sie selbst hatte ihren Mann vergiftet. Lange konnte sie dieses Geheimnis für sich behalten, bis … DIE VERSUCHUNG DES PESCARA MEYER, Conrad Ferdinand JAHR: 1887 UMFANG (Seiten): VERLAG: 143 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ort: Mailand, Rom, Novara Zeit: 1525 Historische Novelle In dieser Zeit ist Italien politisch in Stadtstaaten und diverse Fürstentümer im Norden, den Kirchenstaat im Zentrum und das spanisch beherrschte Neapel im Süden zersplittert. Das Buch setzt kurz nach dem Sieg des kaiserlichen Feldherrn Pescara ein, der die Schlacht von Pavia gegen König Franz von Frankreich gewonnen hatte, dabei aber eine tödliche Wunde erlitten hatte. Davon weiss aber nur sein Arzt. Für die anderen bleibt Pescara der glückbegünstigte Feldherr. Pescaras Sieg ist sehr wichtig für den Kaiser. Die italienischen Teilstaaten fürchten nun um ihre Unabhängigkeit und beschliessen, eine Gegen-Liga zu gründen. Man ist überzeugt, dass die Liga ohne einen grossen Feldherren erfolglos gegen den Kaiser sein würde; darum entsteht der tollkühne Plan, Pescara zum Feldherrn der Liga zu machen. Man spricht von einem geeinten Italien und verspricht ihm Ehre und Macht, um ihn in "Versuchung" zu führen. Auch seine Frau Vittoria Colonna (Dichterin; berühmteste Frau jener Zeit in Italien) wird eingesetzt, um ihn zu überzeugen, zur Liga überzutreten. Aber … MEYER, Conrad Ferdinand GUSTAV ADOLFS PAGE JAHR: 1882 UMFANG (Seiten): VERLAG: 78 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT In sehr freier Verwendung der historischen Fakten entstand diese Novelle, die zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges spielt. Auguste Leubelfing aus Nürnberg wird an Stelle ihres jämmerlichen Vetters zum Pagen Gustav Adolfs und muss sich in dieser Rolle ständig vor der Entdeckung fürchten vor allem durch den König, den sie heisst verehrt. Als Gegengestalt erscheint die Geliebte seines Feindes, des Herzogs von Lauenburg, Korinna, die als einzige das Geheimnis des Pagen durchschaut, aber schweigt und lieber stirbt, als sich von dem Lauenburger trennen zu lassen. Nachdem sie den König eine Zeitlang verlassen hat, stirbt Auguste unmittelbar nach dessen Tod. MEYER, Conrad Ferdinand JÜRG JENATSCH JAHR: 1876 UMFANG (Seiten): VERLAG: 288 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ort: Graubünden und Veltlin Zeit: Zeit des 30jährigen Krieges Eine Bündnergeschichte; historische Novelle Jürg Jenatsch war Sohn eines reformierten Pfarrers und schon als Junge stolz, tollkühn und aufrecht. Mit 18 wurde er Nachfolger seines Vaters in Graubünden; danach wurde er ins Veltlin strafversetzt. Es ist die Zeit des beginnenden Dreissigjährigen Krieges. Die Glaubensund Freiheitskämpfe verschärfen sich auch in Graubünden. Jenatsch engagiert sich auf der Seite der Reformierten. Bei einem Blutbad im Jahre 1620 verliert Jenatsch seine junge, hübsche, sanfte Frau Lucia, die von ihrem eigenen Bruder ermordet wird; er selbst entkommt. Danach wird Jenatsch der Führer der protestantischen Gegenbewegung. Es folgen Glaubenskämpfe. Graubünden erhält die Hilfe Frankreichs. Jenatsch tritt in Frankreichs Dienste und ist einerseits als Soldat sehr ruhmvoll beteiligt, andererseits kämpft er als Politiker für Graubündens Freiheit. Als Jenatsch erkennt, dass Frankreich den für Graubünden wichtigen Vertrag von Chiavenna nicht unterzeichnen will, tritt er ins Lager von SpanienÖsterreich über. Zwischendurch wird Jenatsch aus politischen Überlegungen Katholik, aber er kämpft immer für Graubündens Freiheit. Er wird immer mächtiger, bis er für viele unbequem wird. Ein Vertreter der von Jenatsch bekämpften Familie Planta will Rache. Während eines für den Befreier Jenatsch in Chur gegebenen Ehrenfestes kommt es soweit: … DIE VERWIRRUNGEN DES ZÖGLINGS TÖRLESS MUSIL, Robert JAHR: 1906 208 VERLAG: Rowohlt UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Der junge Törless (BRD/F, 1966 Regie: Volker Schlöndorff Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Dieser Roman von Robert Musil entstand im Jahr 1903. Er handelt vom Leben in einer Internatsschule, die ein grosses Prestige hat und in die vor allem die Söhne aus der “besseren Gesellschaft” geschickt werden. Der Schüler Törless leidet am Anfang sehr unter den strengen Bedingungen dieser Schule und empfindet oft Heimweh. Dann gelingt es ihm besser, sich in dieses Erziehungssystem zu integrieren, aber mit der Phase der Pubertät beginnen auch seine “Verwirrungen”. Am Ende erscheint Törless fast erwachsen, und er ist fähig, eigene Entscheidungen zu treffen, in diesem Fall: die Schule zu verlassen. Mit der beginnenden Pubertät sucht Törless die Freundschaft mit zwei Mitschülern: Beineberg und Reiting. Mit Beineberg zusammen verbringt er manchen freien Abend, zum Beispiel auf Besuch bei der Dorfhure Bozena. Bozena erkennt in Törless einerseits seine bürgerliche Moral, anderseits seine sexuellen Phantasien. In der Schule erregt ein Diebstahl Aufsehen. Der Schüler Basini hatte Schulden bei Reiting, die er sofort bezahlen musste. Wenn nicht, hätte er Reiting so lange dienen und gehorchen müssen, wie Reiting gewollt hätte. Basini “löst” sein Problem, indem er Beineberg das Geld stiehlt und es Reiting bezahlt. Reiting, Beineberg und Törless wissen natürlich sofort, wer der Dieb ist, aber sie verzichten darauf, Basini bei der Schuldirektion anzuzeigen. Basini wäre aus der Schule ausgeschlossen worden, aber davon hätten sie keinen Vorteil. Der etwas merkwürdige Beineberg, der machtlüsterne Reiting und der ein wenig sadistische Törless beschliessen, Basini selbst zu bestrafen, indem sie ihn foltern und quälen ... In dem stark autobiographischen Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törless entwickelt Musil den Widerspruch an den psychischen Konflikten der Pubertät. Törless lebt in einer Kadettenanstalt, deren autoritäre Organisation zum Modell einer “totalen Institution” wird, in der sich die inhumane Klassenstruktur draussen pointiert abspiegelt. Zu dieser Umwelt geraten die erwachende Sexualität von Törless, seine Sensibilität und Intellektualität von Beginn an in Konflikt. Doch interessiert Musil weniger das Problem “Schule und Pubertät” als der Zusammenhang von totalitärer Institution und ihr korrespondierender Psychostruktur sowie das Problem einer Ich-Entwicklung. Geistig-seelische Entwicklung eines sensiblen Knaben in der Gemeinschaft eines vornehmen Internats, in der er eine grosse Leere und Wortlosigkeit empfindet. Er überwindet sein zunächst kameradschaftliches Verhältnis zu zwei jungen Sadisten, die einen diebischen Mitschüler quälen. Der Weg der Ich-Findung geht über erotische und homoerotische Erlebnisse, ohne dass diese Kern und Ziel der Entwicklung wären. NIZON, Paul JAHR: STOLZ 1975 191 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Roman Stolz erzählt die Geschichte des Iwan Stolz von seiner Schulentlassung mit zwanzig bis zu seinem Ende mit fünfundzwanzig. Es ist die Geschichte eines Lebensbeginns, und Nizons Buch setzt ein - schön und leicht wie eine kleine Odyssee. Stolz lässt sich hinaustreiben: als Gehilfe auf beliebige Arbeitsplätze, auf eine Reise ans Meer, in die Arme der Frauen, auf “Wanderschaft”. Was ihn treibt, ist sowohl Gier als auch tiefsitzende Furcht vor verfrühter Festlegung. Doch statt ins Freie, rennt er in eine voreilig geschlossene Ehe samt früher Vaterschaft und, aus dem Zwang, etwas werden zu müssen, in ein Studium. Zum Schluss in die Absonderung einer Klausur auf dem Lande. Der Student reist in den Spessart, um eine Studienarbeit zu schreiben, und er begibt sich damit, ohne es zu ahnen, in eine tödliche Falle. In diesem Hauptteil seines Romans zeigt Nizon ein Vorgang einer fortschreitenden Lebenslust und lähmung. Alles wird breit und sickernd, drückend und trüb und kommt kaum voran. Die wenigen Personen, mit welchen Stolz hier in Kontakt kommt, sind Heimatlose, Flüchtlinge. Das Haus herum liegt die winterliche Einöde des Spessarts - eine Landschaft aus Schnee und Morast, die mit Stolz’ Seelenzuständen korrespondiert. In seiner Arbeit vermag Stolz nicht Fuss zu fassen, und was seine privaten Bindungen angeht, so muss er erfahren, dass sie ihn nicht halten. Aber in dieser Erfahrung ist kein Leiden, nur das wertfreie Registrieren eines Vakuums. In der Falle der Einsamkeit bricht aus, was in ihm von Anfang an verborgen angelegt war: die Beziehungslosigkeit, die Unfähigkeit zur Teilnahme. Schon zu Anfang der Geschichte heisst es: “Er empfand seine Lebensumstände wie Einkleidungen, die ein anderer für ihn vorgenommen hat. Er lebte wie ausserhalb derselben. Er schämte sich grundlos und viel.” Das Ganze endet mit dem Tod des jungen Stolz, einem unpathetischen Wegsterben, eher noch einem Verschwinden. Auf einem Jagdausflug mit dem Förster verirrt er sich und überlässt sich dem Erfrieren. Er stirbt, weil es Schuld bedeutet, ohne Beteiligung am Leben zu sein. NOLL, Ingrid DIE APOTHEKERIN JAHR: 1994 256 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Apothekerin Hella Moormann liegt nach der Geburt ihres zweiten Kindes in der Heidelberger Frauenklinik und erzählt ihrer Bettnachbarin Rosemarie Hirte von ihren Erlebnissen. Sie erinnert sich an ihre Schulzeit und die ersten Männerbekanntschaften, bei denen es sich um lauter kaputte Typen handelte, denen sie helfen wollte, so wie sie in der Kindheit am liebsten Puppen repariert hatte. Mit fünfunddreißig lernte Hella – die inzwischen als Apothekerin tätig war – den sieben Jahre jüngeren Zahnmedizinstudenten Levin Graber kennen, der ständig Geldsorgen hatte und deshalb darauf wartete, dass sein herzkranker Großvater starb, der zusammen mit der faulen, aber jungen, hübschen und lebensfrohen Haushälterin Margot in einer prächtigen Villa wohnte. Um endlich an die Erbschaft zu kommen, präparierte Levin eines Nachts das künstliche Gebiss seines Großvaters mit Gift, das er von der Apothekerin bekommen hatte. Der Arzt, der am nächsten Tag den Totenschein ausstellte, schöpfte keinen Verdacht und gab "Herzversagen" als Todesursache an. Bei der Testamentseröffnung erwartete Levin eine böse Überraschung: Der alte Herr, der von Hella sehr angetan gewesen war, hatte nicht ihn, sondern sie als Alleinerbin eingesetzt – unter der Bedingung, dass sie innerhalb eines halben Jahres seinen Enkel heiratete. Andernfalls sollte das Geld einer gemeinnützigen Einrichtung zugutekommen. Levin hatte nichts Eiligeres zu tun, als die Eheschließung zu arrangieren. Er schwor Hella zwar, sie aus Liebe zu heiraten, aber in Wahrheit ging es ihm nur ums Geld. Nach der Hochzeit zog das Paar in die geerbte Villa – und wohnte dort zusammen mit Margot und ihrem Bruder Dieter Krosmansky. Levin fühlte sich seinem Freund verpflichtet, denn sie waren zwei Jahre zuvor in der Türkei mit Drogen erwischt worden, aber Dieter hatte alle Schuld auf sich genommen. Nun kam er gerade aus dem Gefängnis. Hella und Levin, Margot und Dieter richteten sich in der Villa ein. Bald schon verlor Hella ihre Illusionen und durchschaute, dass Levin und dessen frühere Schulfreundin Margot ein Verhältnis hatten. Sie hasste die Haushälterin und überlegte, wie sie die Rivalin loswerden könnte… IM WESTEN NICHTS NEUES REMARQUE, Erich Maria JAHR: 1929 221 VERLAG: Kiepenheuer & Witsch UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der 19-jährige Schüler Paul Bäumer, der als Ich-Erzähler in 12 Kapiteln auftritt, nimmt freiwillig als Soldat am 1. Weltkrieg teil. Nach einer harten, demütigenden militärischen Ausbildung durch den Offizier Himmelstoss wird er an die Front geschickt. Dort erlebt er den Horror des Krieges. Nur die Gespräche mit den Kameraden bieten Ablenkung von Grabenkämpfen und Giftgasattacken. Während eines desillusionierenden Heimaturlaubs kann Bäumer sich wegen der Eindrücke von der Front nicht mehr zurechtfinden. Dann bekommt er den Auftrag, russische Kriegsgefangene zu bewachen. Zurück an der Front muss er einen französischen Soldaten töten, der ihn sterbend bittet, sich um seine Familie zu kümmern. Bäumer empfindet grosse Gewissensbisse, und später wird er selbst verwundet und muss ins Lazarett. Als er nach seiner Genesung erlebt, wie seine engsten Freunde den Tod finden, wird sein Wunsch nach Frieden immer intensiver. In einem kurzen Schlusskapitel wird sein sinnloser Tod kurz vor Kriegsende im Oktober 1918 als Randnotiz mitgeteilt. Remarque selbst musste ab 1916 als Soldat am 1. Weltkrieg teilnehmen. Er wurde durch Granatsplitter schwer verletzt und erlebte das Ende des Krieges in einem Spital. Sein Roman ist der bekannteste literarische Beitrag, der so zeitnah die erschütternden Erlebnisse der Frontsoldaten schildert. 1933 verboten, erlebte das Buch nach dem 2. Weltkrieg eine Renaissance, die sich heute, angesichts immer neuer Kriegsgreuel in der Welt, wiederholt. Denn die Schrecken des 1. Weltkrieges sind die Schrecken aller Kriege. Remarque beschreibt sie mit einer ausserordentlichen Lebendigkeit, der schonungslosen Sprache der Jugend, die für jede Generation wieder neu spricht. RINSER, Luise JAHR: MIRJAM 1983 UMFANG (Seiten): VERLAG: 336 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Obwohl nicht zur ‘klassischen Literatur’ zählend, ist Luise Rinser die meistgelesene Autorin Deutschlands und ihre Bücher wurden in alle Sprachen übersetzt. Sie ist katholisch , aber revolutionär eingestellt und immer auf der Seite der Jugend und der Benachteiligten. Ihr vorläufig letzter grosser Roman ist der Maria Magdalena gewidmet, und bringt eine Bilanz ihrer Ideen und Interpretationen in bezug auf die Stellung der Frau in christliche-katholischer Sicht, wobei Mirjam als engste Vertraute Christus folgt und das nicht-bürgerliche Wanderleben mit ihm teilt. In ihren Gesprächen mit Christus sucht sie ihre Position, sucht den richtigen Weg, sucht ihre Identität als Frau in einer Männerwelt - also ein sehr aktuelles Thema. DIE LEGENDE VOM HEILIGEN TRINKER ROTH, Joseph JAHR: 1939 UMFANG (Seiten): VERLAG: 80 dtv GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ort: Paris Zeit: 1934 "Mein Testament" hat Joseph Roth seine 1939 entstandene, letzte Erzählung genannt. Diese autobiographische Erzählung berichtet vom Leben des Clochards und Trinkers Andreas, der plötzlich von einem wohlgekleideten Herrn 200 Francs erhält; als "Mann der Ehre" will er diesem das Geld zurückgeben. Die Rückzahlung solle aber in der Kapelle der kleinen heiligen Therese hinterlegt werden, sagt dieser wohlgekleidete Herr noch kurz und verschwindet in der Dunkelheit. Und Andreas beschließt, diese kurze Begegnung als denkwürdigen Moment zu nehmen, ihn als seinen Geburtstag zu feiern, als Tag seiner Wandlung zu einem besseren Leben: er speist gut und lässt es sich auch sonst wohl ergehen.. Andreas erwirbt durch einen Aushilfsjob noch ein wenig mehr Geld; dann kauft er eine alte gebrauchte Brieftasche, in der Geld steckt. Er glaubt an Wunder. Aber immer wieder vertrinkt und verschläft und verlebt er sein Geld. Immer wieder spielen die Frauen eine - meist negative Rolle - in seinem Leben. Mehrmals versucht er, während der Sonntagsmesse - wie vereinbart - der kleinen heiligen Therese die 200 Francs zu übergeben; es misslingt ihm aber regelmässig. Beim letzten Versuch, das Geld zurückzugeben .... "Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und schönen Tod!" Roth, 1894 in Galizien geboren, studierte Literaturwissenschaften in Wien und Lemberg, nahm am ersten Weltkrieg teil, wirkte ab 1918 als Journalist in Wien und Berlin, emigrierte 1933 nach Frankreich, wo er 1939 in Paris starb. ROTH, Joseph JAHR: HIOB 1930 UMFANG (Seiten): Roman eines einfachen Mannes VERLAG: 192 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der moderne Hiob ist der vor dem Ersten Weltkrieg in Galizien lebende Lehrer Mendel Singer, den auch nach der Auswanderung nach Amerika das Unglück in seinen Kindern so hart trifft, dass er sich von Gott abwendet. Die wunderbare Heilung des jüngsten Sohnes führt ihn schliesslich zu Gott zurück. ROTH, Joseph RADETZKYMARSCH JAHR: 1932 UMFANG (Seiten): VERLAG: 416 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 rettet der slowenische Infanterieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und verlässt unwiderruflich den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. So beginnt die Geschichte der Familie von Trotta in einer Zeit, in der die Herrschaft der Habsburger noch einmal eine glorreiche Blüte erlebt. Der Kaiser ist mächtig, das Reich ist gross, die bestehende Ordnung der Welt scheint unvergänglich. Und doch wird hinter diesem Glanz eine Müdigkeit fühlbar, eine Erstarrung, eine Ahnung von Verfall und Auflösung. (...) Im Aufstieg und Untergang einer Familie spiegeln sich die letzten Jahrzehnte der Donaumonarchie. Radetzkymarsch gilt als das Hauptwerk des grossen Epikers Joseph Roth. Im Roman Radetzkymarsch wird durch vier Generationen der Familie Trotta der Niedergang der Doppelmonarchie von der Schlacht von Solferino (1859) bis zum Tod von Franz Joseph I. (1916) dargestellt. SCHLINK, Bernhard DER VORLESER JAHR: 1997 208 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: VERFILMUNG: The Reader (USA/D, 2008) Regie: Stephen Daldry - mit Kate Winslet (Golden Globe und Oscar als “Beste Hauptdarstellerin” 2009), Ralph Fiennes und Bruno Ganz HÖRSPIEL : Roman SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Auf dem Nachhauseweg gerät der fünfzehnjährige Michael Berg in eine heikle Situation. Eine Frau, Mitte dreißig, kümmert sich um ihn. Später kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück. Eines Tages ist sie verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis. Als Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder. Der junge Mann erleidet einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis. Die Vergangenheit bricht auf – die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben, dass er von beiden Vergangenheiten nicht loskommt. Eine Frauengestalt, mit der man auch als Leser nicht einfach fertig wird. Und das Dilemma einer Generation. DIE GORDISCHE SCHLEIFE SCHLINK, Bernhard JAHR: 1987 272 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Kriminalroman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Georg Polger hat seine Anwaltskanzlei in Karlsruhe mit dem Leben als freier Übersetzer in Südfrankreich vertauscht und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Bis zu dem Tag, als er durch merkwürdige Zufälle Inhaber eines Übersetzungsbüros wird – Spezialgebiet: Konstruktionspläne für Kampfhubschrauber. Polger gerät in einen Strudel von Ereignissen in dem Freund und Feind ununterscheidbar sind. SCHNITZLER, Arthur CASANOVAS HEIMFAHRT JAHR: 1917 UMFANG (Seiten): VERLAG: 157 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Demütigendes Ende eines alternden Abenteuers: Casanova darf in seine Vaterstadt Venedig unter der Bedingung zurückgehen, dass er ihr als Spion dient. Er erkauft sich ein letztes erotisches Abenteuer, indem er mit dem in Spielschulden geratenen Liebhaber einer Schönen, den er erpresst, die Rolle tauscht. Am Entsetzen der erwachenden Frau erkennt er seine Schmach, mehr noch beim Anblick ihres von ihm im Duell getöteten Liebhabers, der eine jugendliche Wiederholung seiner selbst zu sein scheint. SCHNITZLER, Arthur JAHR: DAS VERMÄCHTNIS 1898 UMFANG (Seiten): VERLAG: 87 Fischer GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT (In: Der einsame Weg. Zeitstücke 1891-1908) Das Stück spielt in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Hugo Losatti, Sohn einer gehobenen bürgerlichen Familie, wird verletzt nach Hause gebracht, nachdem er vom Pferd gestürzt ist. Da er glaubt, dass er sterben wird, verlangt er von seiner Familie das Versprechen, sich um seine Geliebte Toni (Antoinette) Weber und sein Kind zu kümmern. Von dieser Liebesbeziehung weiss die Familie Losatti nichts, denn Hugo musste sie geheim halten, da es sich um eine mésalliance handelte. Als Toni mit dem Kind ankommt, ist Hugo schon gestorben. Zwar will man das Versprechen, das man Hugo gegeben hat, einhalten und die arme Toni und das Kind in der Familie aufnehmen, aber man fürchtet einen Skandal. Hugos Schwester Franziska jedoch hat keine Hemmungen und macht Toni zu ihrer Freundin. Ganz anders Franziskas Verlobter, Doktor Ferdinand, der Toni so bald wie möglich aus dem Haus jagen möchte. Im Moment, als man Toni endlich als Familien-Mitglied zu akzeptieren scheint, stirbt ihr Kind, und also Losattis Enkel, so dass man keinen Grund mehr sieht, Toni bei sich unterzubringen. Ferdinand überzeugt Adolf Losatti, seinen baldigen Schwiegervater, definitiv davon, Toni fortzuschicken. Man will ihr Geld geben, im Glauben, das Problem sei auf diese Weise elegant gelöst, aber man kann sich nicht vorstellen, in welch verzweifelte Situation man Toni Weber bringt. Nur Franziska erkennt das Drama: Sie will Toni suchen, in der Angst, ihre Freundin könnte Selbstmord begehen, und klagt ihre Familie bitter an, weil man das Versprechen, das man Hugo gegeben hatte, nicht eingelöst hat. Arthur Schnitzler kritisiert mit diesem sehr psychologischen Stück die falschen Wertvorstellungen des dekadenten Wiener Bürgertums. Das Drama zeigt auch einen Generationenkonflikt, indem Hugo und Franziska die Vorstellungen ihrer Eltern nicht mehr teilen wollen. SCHNITZLER, Arthur FRAU BERTA GARLAN JAHR: 1900 UMFANG (Seiten): VERLAG: 215 Reclam GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Frau Berta Garlan, die ihren Mann nach kurzer Ehe verloren hat, lebt in einer kleinen Stadt in Österreich. In ihrer Jugend hat sie das Konservatorium besucht, hat aber das Studium auf Wunsch der Eltern aufgegeben. Dabei ist auch ihre Liebe zu dem Geiger Emil Lindbach in die Brüche gegangen. Berta, die sich seit langem nur mehr ihrem Sohn und der Musik widmet, fühlt sich in der kleinstädtischen Enge sehr bedrückt. Erholung findet sie nur im Umgang mit ihrem gelähmten Freund, dem Ästheten Rupius. Bei einem Ausflug nach Wien wird sie wieder auf ihre Jugendliebe Emil Lindbach, nun ein berühmter Geigenvirtuose, aufmerksam. Sie schreibt ihm und erhält eine so herzliche Antwort, dass sie nochmals nach Wien fährt und sich ihm dort hingibt … SCHNITZLER, Arthur LEUTNANT GUSTL JAHR: 1900 161 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ein innerer Monolog mit zwei kurzen Dialogen. Das Werk ist im Wiener Dialekt geschrieben und beschreibt einen Spätnachmittag (um 1900) eines Leutnants, dessen Leben in Unordnung geraten ist. Themen sind das Gefühl einer existenziellen Bedrohung, der Wahn der verlorenen Ehre, das Verhalten des Menschen angesichts des Todes (Gustl „verurteilt“ sich selbst zum Tode), die persönliche Rechtfertigung. Die Idee vom Selbstmord wird Stück für Stück abgebaut. Gustl zeigt sich als typischer Kleinbürger, als ein Mensch, der mit dem Strom mitschwimmt. So wie seine Gedanken unfertig sind, so ist auch seine Sprache unfertig. SCHNITZLER, Arthur JAHR: LIEBELEI 1895 UMFANG (Seiten): VERLAG: Reclam GATTUNG: VERFILMUNG: Liebelei (D, 1933) Regie: Max Ophüls - mit Magda Schneider Christine (F, 1958) Regie: Pierre Gaspard-Huit - mit Romy Schneider und Alain Delon HÖRSPIEL : 111 Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Theodor und Fritz, zwei junge, wohlhabende Wiener Militärs, verbringen mit ihren Freundinnen Mizi und Christine in Fritzens Wohnung eine stimmungsvolle Soirée - bei Kerzenlicht, leiser Klaviermusik und belangloser Konversation. Theodor, der mit der lebenslustigen Mizi liiert ist, hat seinem Freund - als Erholung von der strapaziösen “Liebestragödie” mit einer verheirateten Frau aus der “guten” Gesellschaft - eine kleine, unverbindliche “Liebelei” mit Christine Weiring, der naiven Tochter eines städtischen Theatermusikers, verordnet. Christine aber nimmt die Beziehung ernst, was mit ihrem Selbstmord endet. Enttäuschte Liebe Christines, des “süssen Wiener Mädels”, zu einem jungen Offizier, der im Duell um eine andere fällt. “Das ist es, ganz richtig! Erholen! Das ist der tiefere Sinn! Zum Erholen sind sie da. Drum bin ich auch gegen die sogenannten interessanten Weiber. Die Weiber haben nicht interessant zu sein, sondern angenehm.” “Gefragt wird nichts. Das ist ja gerade das Schöne. Wenn ich mit dir zusammen bin, versinkt die Welt - punktum.” SCHNITZLER, Arthur JAHR: REIGEN UMFANG (Seiten): VERLAG: Zehn Dialoge VERFILMUNG: HÖRSPIEL : 1896/97 Reclam GATTUNG: La Ronde (F, 1950) Regie: Max Ophüls Das grosse Liebesspiel (A / BRD, 1963) Regie: Alfred Weidenmann La Ronde (F, 1964) Regie: Roger Vadim 148 Komödie SEKUNDÄRLITERATUR: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Zwei Menschen treffen sich, um sich zu lieben, ihr Dialog vor und nach dem Liebesakt macht die Szene aus. Soziale Schranken werden dabei übersprungen. Der Reigen wurde wegen der Offenheit, mit der die Sexualität als Grund für die Beziehung gezeigt wurde, verboten (1904, 1921). Zehn den verschiedensten Gesellschaftschichten angehörige Paare enthüllen ihre Gefühle vor und nach dem, was auch Schnitzler nur mit Gedankenstrichen wiedergab; die Dirne und der Soldat, der Soldat und das Stubenmädchen, das Stubenmädchen und der junge Herr, der junge Herr und und die junge Frau, die junge Frau und der Ehemann, der Ehemann und das süsse Mädel, das süsse Mädel und der Dichter, der Dichter und die Schauspielerin, die Schauspielerin und der Graf, der Graf und die Dirne. Der Reigen, zu dem sich das Ganze in der letzten Paarung schliesst, dokumentiert die Gleichheit der Menschen unter der Gewalt des Sexus. SCHNITZLER, Arthur JAHR: STERBEN 1892 UMFANG (Seiten): VERLAG: 141 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ein junger Mann, Felix, erfährt von seinem Arzt, dass er nur noch kurze Zeit leben wird. Er berichtet es seiner Geliebten, Marie, die mit ihm zusammen sterben will. Während eines Aufenthaltes im Südtirol wird Felix immer kranker, aber Marie liebt das Leben zu sehr, um ihr Versprechen einlösen zu können. Felix versucht, sie zu töten. SCHNITZLER, Arthur JAHR: THERESE 1928 UMFANG (Seiten): Chronik eines Frauenlebens VERLAG: 384 dtv GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT In diesem längeren Roman erzählt Schnitzler das Leben einer jungen Frau, die aus ziemlich gutem Hause in der Provinz stammt. Ihr Vater, der Berufsoffizier war, wird psychisch krank, er wird interniert,die Familie wird immer ärmer. Therese muss als Kindererzieherin bei den verschiedensten Familien in Wien arbeiten: dadurch kann der Autor ein Soziogramm der Gesellschaft jener Zeit zeichnen. Therese bekommt von einem Geliebten ein Kind, der Vater des Kindes verschwindet für einige Jahre spurlos. Der Sohn muss bei fremden Eltern aufwachsen, er wird kriminell. Als ihm seine finanziell arme Mutter einmal kein Geld geben will, tötet er sie. SCHNITZLER, Arthur TRAUMNOVELLE JAHR: 1926 UMFANG (Seiten): VERLAG: 125 Reclam GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Gegenstand der Erzählung ist eine Ehekrise, an der das Verhältnis von faktischer und psychischer Wirklichkeit, von Eros und Ethos unter den Massstäben des späten Schnitzler exemplifiziert wird. Die gesicherte Ordnung der Ehe von Fridolin und Albertine gerät in Gefahr durch die Urlaubserlebnisse in Dänemark. Beide waren damals der Versuchung, einem anderen Partner zu folgen, nur durch äussere Umstände entgangen, so dass sie seelische Realität des ungelebten Lebens die Harmonie ihres Zusammenlebens scheinhaft werden liess. Die wechselseitige Entfremdung, Produkt der unerfüllten Möglichkeiten, macht Schnitzler zur Bewährungsprobe. Beide holen, vom Geständnis ihrer verhinderter Untreue angeregt, das Versäumte nach; er in einer traumhaften Wirklichkeit, sie in einem wirklichkeitsnahen Traum. WIE KOMMT DAS SALZ INS MEER SCHWAIGER, Brigitte JAHR: 1977 134 VERLAG: Haymon Verlag UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Verträumt und hellwach, humorvoll und verzweifelt erzählt eine junge Frau das Scheitern ihrer Ehe. Diese Erzählung, hinter deren satirischem Spott sich eine bissige Kritik an der Scheinheiligkeit und Phrasenhaftigkeit bürgerlicher Verhältnisse und Rollenzuweisungen verbirgt, wurde als ein Stück unterhaltsam geschriebener Frauenliteratur rezipiert. Auch als Zeitdokument interessant. STAMM, Peter JAHR: AGNES 1998 UMFANG (Seiten): VERLAG: 153 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Sie lernen sich in einer Bibliothek kennen. Sie verlieben sich ineinander. Sie will, dass er, der Schriftsteller ist, ihre Liebesgeschichte in einem Buch festhält, so dass sie weiss, wie er sie sieht. Aber mit der Zeit geht es weder um ihre erlebte Vergangenheit noch um ihre gemeinsame Gegenwart. Die Geschichte greift nämlich ihrer Zukunft vor. Handelt es sich eher um seine Wünsche als um die Realität? Ein Buch im Buch also. Der Roman beginnt mit folgenden Sätzen: "Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet. Nichts ist mir von ihr geblieben, als diese Geschichte." (S. 9). AN EINEM TAG WIE DIESEM STAMM, Peter JAHR: 2007 UMFANG (Seiten): VERLAG: 205 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Alltag eines vierzigjähriges Lehrer ist eintönig. Abwechslung verschafft sich Andreas durch drei Geliebte. Nadja ist geschieden, hat aber immer noch ein lockeres Verhältnis zu ihrem Mann. Mit Sylvie, die verheiratet ist und drei Kinder hat, trifft er sich am schulfreien Mittwochnachmittag. Delphine ist eine Praktikantin an seiner Schule; mit der Vierundzwanzigjährigen schläft er ebenfalls. Als es sich herausstellt, dass er krank ist, versucht er einen Neuanfang. Auch seine verheiratete Jugendliebe Fabienne möchte er nochmals sehen. STAMM, Peter JAHR: BLITZEIS 1999 UMFANG (Seiten): VERLAG: 135 Arche GATTUNG: Erzählungen SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Es geht um verschiedene Geschichten, die ganz alltäglich erscheinen, die aber doch seltsam sind. Man liest z. B. von der merkwürdigen Beziehung, die einen einsamen Mann in New York mit einer Nachbarin verbindet, die er immer nur vom Fenster aus sieht; man liest, in einer anderen Erzählung, von einem gemeinsamen Ausflug von drei Freunden, die ausnahmsweise von einer Frau begleitet werden; plötzlich werden Unstimmigkeiten und Aggressionen frei. In diesen Geschichten passiert nicht viel, aber Stamm beobachtet alles ganz genau und kann die kleinen Dramen, die sich hinter dem Alltag verstecken, wie einen Film im Auge des Lesers ablaufen lassen. UNGEFÄHRE LANDSCHAFT STAMM, Peter JAHR: 2003 UMFANG (Seiten): VERLAG: 160 btb GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Kathrine ists Zollbeamtin. In ihrem Leben ist sie noch nie über den nördlichen Polarkreis hinausgekommen. Ein halbes Jahr Dunkelheit, Kälte, Schnee, bestimmen ihr Leben; die Schiffe auf der Hurtigroute bringen manchmal etwas Abwechslung. Und manchmal bringen sie auch Gäste, die länger bleiben - wie Christian. Nach seiner Abreise bekommt sie regelmässig Post von ihm. Nachdem einiges in ihrem Leben schief lief, entscheidet sie, aufs Schiff zu gehen. Und so fährt sie nach Dänemark, weiter nach Paris, in die Bretagne. Auch Christian besucht sie. Aber sie kommt zurück, enttäuscht, denn nichts ist wirklich anders… SÜSKIND, Patrick DAS PARFUM Die Geschichte eines Mörders JAHR: 1985 336 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Im Buch Das Parfum schildert Süskind mit bewusst virtuoser Sprachbehandlung Leben und Tod eines Aussenseiters im Paris des 18. Jahrhunderts. Begabt mit einem unvergleichlichen Geruchssinn lernt der selbst geruchlose Protagonist das Parfümbereiten. Sein ganzes Leben hindurch immer auf der Suche nach dem absoluten Duft, der ihn anziehend machen soll, wird er zum Massenmörder. Als er sein Ziel erreicht hat, wird er in einem gespenstischen Bacchanal von Aussenseitern der Gesellschaft zerfleischt, Sühne und Opfer zugleich in einer beeindruckenden Darstellung des Massenwahns. SÜSKIND, Patrick JAHR: DIE TAUBE 1987 112 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT “Als ihm die Sache mit der Taube widerfuhr, die seine Existenz von einem Tag zum andern aus den Angeln hob, war Jonathan Noel schon über fünfzig Jahre alt, blickte auf eine wohl zwanzigjährige Zeitspanne von vollkommener Ereignislosigkeit zurück und hätte niemals mehr damit gerechnet, dass ihm überhaupt noch irgend etwas anderes Wesentliches würde widerfahren können als dereinst der Tod. Und das war durchaus recht. Denn er mochte Ereignisse nicht, und er hasste geradezu jene, die das innere Gleichgewicht erschütterten und die äussere Lebensordnung durcheinanderbrachten. (...) ” Jonathan Noel führt seit 30 Jahren ein Leben, das immer gleich verläuft. Aber er fühlt sich wohl dabei, so wohl, dass er seine kleine Mansardenwohnung, in der er sich zu seiner Zufriedenheit eingerichtet hat, endgültig erwerben möchte. Aber dann begegnet er, an einem heissen Freitagmorgen im August 1984, vor der Tür seiner Mansarde einer Taube, die ihn in eine tiefe Krise stürzt... Sein Leben gerät zum ersten Mal seit langem in Unordnung, und ein Riss in der Hose macht alles noch viel schlimmer. Gedanken an Selbstmord schleichen sich ein. Glücklicherweise darf Jonathan am Schluss wieder in die Normalität seines Lebens zurückkehren, ein “greises Kind” sein, eine “Marionettenmenschmaschine”. Nicht nur riecht, schmeckt man, sieht und hört man, was Süskind beschreibt; er ist ein Künstler, auch wenn es darum geht, verschwundenes, verarmtes Leben in grosser innerer Dramatik darzustellen, hier: eine Psychologie des Wachmanns Jonathan Noel zu entwerfen. Eine Meistererzählung. SÜSKIND, Patrick, DER KONTRABASS JAHR: 1984 112 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Normalerweise gehen Kontrabässe im Orchester unter, es gibt keine Soloparts, allenfalls ein Duett. Im Leben des Musikers ist der Kontrabass Geliebte, Freund, Feind und Verhinderer des eigenbestimmten Weges. Patrick Süsskind bietet das Portrait eines Normalbürgers als Künstler, und damit soziale Analyse, Slapstick und Milieukomik und einen fest gespannten Bogen, der monologisch und entschlossen den Schwingungen des menschlichen Zusammenspiel(en)s nachstreicht. SUTER, Martin BUSINESS CLASS Geschichten aus der Welt des Managements JAHR: 2000 240 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Neue Geschichten aus der Welt des Managements. "Business Class" ist eine Sammlung von 75 Kolumnen. Diese kurzen satirischen Exkurse in die Welt des Managements hängen nicht miteinander zusammen und auch nur sehr selten tauchen dieselben Personen auf . In jeder dieser 75 Kolumnen treten Personen aus der Business Welt oder solche, die damit verbunden sind, auf. Die Perspektiven der jeweiligen Geschichte können aus Sicht der hohen Kader, der Sekretärin, der mittleren Kader, der Chefs oder auch aus derjenigen der Familien und Ehefrauen sein. Suter spielt sehr geschickt mit den Eigenschaften, Verhaltensweisen und Gedanken dieser Menschen und verknüpft diese zu kurzen satirischen Kolumnen, bei denen jeweils das Erzählte im letzten Satz eine unerwartete Wendung nimmt und so die Welt der karriereorientierten Geschäftsmänner schlecht aussehen lässt. SUTER, Martin DER LETZTE WEYNFELDT JAHR: 2008 313 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Adrian Weynfeldt ist Mitte fünfzig, Junggeselle, wohlhabend und Kunstliebhaber. Er bewohnt eine riesige Wohnung mitten in Zürich, in einem Haus, das ihm gehört, oberhalb einer Bank. Er trägt massgeschneiderte Anzüge, hat eine Haushälterin und verkehrt in einem Kreis junger Künstler (oder Menschen, die es gerne wären), die er immer mal wieder finanziell unterstützt. Sein Leben verläuft in extrem geregelten Bahnen. Seine Leidenschaft, die Kunst, hat er zu seinem Beruf gemacht: Er bewertet und begutachtet Kunstgegenstände für ein Auktionshaus, verhandelt mit Künstlern und Klienten, erstellt die Kataloge und organisiert die Auktionen. In dieses bis ins Letzte geregelte Leben bricht nun Lorena ein, die er in einer Bar kennen lernt und die er mit nach Hause nimmt. Weynfeldt folgt einer Regung, die seiner Vergangenheit entspringt, denn Lorena sieht genau so aus, wie die eine Frau, die er in jungen Jahren wirklich und von Herzen geliebt hatte und die er nicht halten konnte. Sie war bei einem Unfall ums Leben gekommen. Und diese Frau also sieht Weynfeldt am nächsten Morgen beinahe nackt auf seinem Balkon, bereit zu springen. Er kann sie überreden zu bleiben, noch zu frühstücken, und dann ist sie weg, um sich wenige Tage später bei ihm zu melden, weil sie sich in Schwierigkeiten gebracht hat. Die Verbindung zwischen den beiden bleibt locker, er ist für sie erst einmal ein reicher Siegelringträger, den man um den Finger wickeln kann. Und das soll auch in grossem Stil geschehen, Weynfeldt soll überredet werden, auf einer Auktion ein Gemälder zu versteigern, das nicht echt ist! SUTER, Martin JAHR: LILA, LILA 2004 344 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT David liebt Marie. Aber Marie interessiert sich nicht groß für den Kellner, der da unbeholfen um sie herumschleicht. Dann macht David einen Fund. In der Schublade eines alten Nachttischs entdeckt er das Manuskript eines Romans. Es muss aus den fünfziger Jahren stammen und handelt von einer Liebe, so tief und rein, wie sie im zynischen postmodernen 21. Jahrhundert kaum mehr erfunden werden kann. Marie, die David für den Autor hält, ist hingerissen und bietet das Manuskript ohne sein Wissen einem Verlag an. 'Lila, Lila’ wird zu einem Bestseller – und Marie Davids Geliebte. Gern hätte er ihr die Wahrheit gestanden, aber dann wäre die Beziehung in die Brüche gegeangen. Der Schneeball seiner kleinen Lüge wird groß und größer, bis er verheerende Ausmaße annimmt. SUTER, Martin SMALL WORLD JAHR: 1997 336 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Konrad Lang steht seit Jahren im Dienste der Familie Koch. Die Kochs sind reich, führen einen riesen Konzern. Elvira Koch, Witwe des Gründers der Kochwerke, nahm Konrad als Kleinkind zu sich auf, als dessen Mutter sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Klar bevorzugt sie ihren eigenen Sohn, Thomas Koch. So musste Konrad (genannt Koni), schon als Kind immer das tun, was Thomas auch tat. Ausgemacht hat es Koni jedoch nie allzuviel. Auch später steht er der Familie Koch stets als Handlanger zu Diensten. Er ist Hausmeister von Ferienhäusern der Familie, etc.. Warum die Kochs Koni immer mit durchziehen, versteht eigentlich keiner so recht. Elvira begründet es immer damit, dass sie Mitleid mit ihm habe. Aber eigentlich steckt ganz was anderes dahinter. Etwas, was schon lange Zeit zurückliegt und an das sich am besten niemand mehr erinnert soll, da dies für die Kochwerke gefärhlich werden kann. Wie unpraktisch, dass Koni im fortgeschrittenen Alter an Alzheimer erkrankt und sich immer mehr in vergangen Tagen wiederfindet und davon plaudert… WEISS, Peter DIE ERMITTLUNG Oratorium in 11 Gesängen JAHR: 1965 300 VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek UMFANG (Seiten): GATTUNG: Theaterstück SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Zwischen Dezember 1963 und August 1965 fand in Frankfurt am Main der Auschwitz-Prozess statt, in dem die für das Funktionieren der Vernichtungsmaschinerie Verantwortlichen vor Gericht standen. Peter Weiss hat in seinem 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführten dokumentarischen Theaterstück die Fakten über diese Hölle auf Erden, die im Prozess zur Sprache kamen, in Gesängen gestaltet: Gesang von der Rampe, Gesang vom Lager, Gesang vom Bunkerblock. In ihnen wurden Täter und Opfer miteinander konfrontiert, und auf diese Weise wird, gerade durch den Verzicht der Rekonstruktion individueller Erlebnisse und die Betonung der funktionalen Aspekte, das Grauen dieser Tötungsfabrik deutlich. Zugleich wird die Möglichkeit gezeigt, dass sich ähnliches wiederholen könnte, und die Notwendigkeit, dies zu verhindern. Eindringliches Dokument über die Zustände in den Konzentrationslagern nackte und grausame Darstellung der Realität! Eine harte Lektüre. WERNER, Markus JAHR: AM HANG 2004 UMFANG (Seiten): VERLAG: 192 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der junge Anwalt Clarin freut sich auf ein ruhiges Wochenende in seinem Tessiner Ferienhaus. Am ersten Abend lernt er auf der Sonnenterrasse des Bellevue-Hotels einen älteren Herrn kennen, der sich ihm als Loos vorstellt, einen Sonderling, einen Verrückten vielleicht. Sie reden bis tief in die Nacht, erzählen sich ihre Geschichten, die immer intimer werden. Was als Gespräch zwischen Unbekannten beginnt, gerät zu einem komischen Verwirrspiel, das fasziniert und zugleicht verstört. Unter zweifelhaften Umständen hat Loos seine geliebte Frau verloren. Und dieser Verlust trägt dazu bei, ihm die Welt zu verdunkeln. Clarin lebt dagegen leicht und gern. Anders könnten die zwei Männer nicht sein. Wie nah sie sich sind, stellt sich erst später heraus. DER GELIEBTE DER MUTTER WIDMER, Urs JAHR: 2003 144 VERLAG: Diogenes UMFANG (Seiten): GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Der Autor zeichnet in diesem Roman die Lebensgeschichte seiner depressiven, gedemütigten Mutter nach. Clara Molinari wuchs mit einem despotischen, patriarchalischen und neureichen Vater auf, verlor früh die eigene Mutter und hatte daraufhin deren Funktion zu übernehmen. Statt einer eingenen Ausbildung nachzugehen, spielt sie stellvertretend für ihre eigene Mutter die Rolle einer "besseren Dame". Durch den plötzlichen Tod des Vaters und dem unter anderem auch damit verknüpften finanziellen Ruin steht sie vor dem Nichts. Sie heiratet dann und hat einen Sohn, wird jedoch - er ist gerade dreijährig - in die Psychiatrie eingewiesen. Unter Depressionen leidend, versucht sie wiederholt, sich umzubringen. Mit 84 Jahren stürzt sie sich aus dem Fenster. Die Beziehung mit dem Dirigenten Edwin, ihrem Geliebten, in dem sie ihre grosse Liebe gefunden zu haben glaubt, entpuppt sich als jahrelange Demütigung, was schliesslich zum totalen psychischen Zusammenbruch führt. WIECHERT, Ernst DER TOTENWALD Bericht aus dem KZ-Lager Buchenwald JAHR: 1946 183 VERLAG: Suhrkamp UMFANG (Seiten): GATTUNG: Autobiographie SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Die Erlebnisse im KZ Buchenwald gewidmet “den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Schande, den Kommenden zur Mahnung”. In der KZ-Haft lässt ihn der Blick auf Bäume und Wolken die Realität des Lagers vergessen. Die Natur ist ihm ein “Unberührtes, auf dem ein Anfang geschehen könnte”. ZORN, Fritz JAHR: MARS 1979 UMFANG (Seiten): VERLAG: 256 Fischer GATTUNG: Roman SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT »Ich bin jung und reich und gebildet; und ich bin unglücklich, neurotisch und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien des rechten Zürichseeufers, das man auch die Goldküste nennt. Ich bin bürgerlich erzogen worden und mein ganzes Leben lang brav gewesen. Meine Familie ist ziemlich degeneriert, und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich belastet und milieugeschädigt. Natürlich habe ich auch Krebs, was aus dem vorher Gesagten eigentlich selbstverständlich hervorgeht.« Mit diesen Sätzen beginnt der junge Schweizer Autor, der sich selbst den Na-men Fritz Zorn gibt, seine Aufzeichnungen, in denen er über sich, seine Herkunft und seine Krebserkrankung berichtet. Schwere Depressionen und tiefe Traurigkeit hatten den dreißigjährigen Millionärssohn und Gymnasiallehrer veranlasst, psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Während seiner Behandlung erfuhr er, dass er an Krebs litt. Die Krankheit wird zum auslösenden Moment der Selbsterfahrung, einer rücksichtslosen Betrachtung des eigenen ungelebten Lebens. In seinem Krebs sieht Zorn nur die somatische Form seiner Neurose, die ihren Ursprung im Elternhaus am Zürichsee hat; in dieser gespenstigen Familie, in der man Berührungen vermeidet, jede Herausforderung von Realität unter der Magie des Rituals versteckt, jeden Anflug von Sexualität mit dem Begriff der Anständigkeit vertreibt. Erst die physischen Qualen der Krebserkrankung durchbrechen den Schutzschild der »Unempfindlichkeit der Seele«, erst der drohende Tod erweckt den Widerstand - gegen die Krankheit, gegen die familiäre und soziale Herkunft, gegen das Nichtlebendürfen. Zorn hat die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen nicht mehr erlebt, er starb 1976 - 32 Jahre alt - an Krebs. Mars - das Zeugnis eines Todkranken - übt erbitterte Kritik am falschen Ideal und Lebensstil einer Klasse und erregte weltweites Aufsehen. ZUCKMAYER, Karl DES TEUFELS GENERAL JAHR: 1946 UMFANG (Seiten): VERLAG: Drama in drei Akten 176 Fischer GATTUNG: Drama SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ort und Zeit: Berlin, 1941 Harras, ein General der Flieger der Deutschen Luftwaffe, gilt als ein "Original", denn er ist bekannt dafür, dass er immer wieder offen das sagt, was er denkt. Er nimmt keine Rücksicht auf amtliche oder Partei-Parolen. Er hasst den Nationalsozialistischen Staat, obwohl er aus fliegerischer Leidenschaft in seine Dienste getreten ist. Die Gestapo misstraut ihm; seine Gespräche werden abgehört und ein Spion hat die Aufgabe, ihn auszuspionieren. Harras hat aber noch ein grösseres Problem: in der Flugzeugproduktion, die er leitet, klappt etwas nicht: man denkt an Sabotage und vermutet, er sei daran schuld. Harras selbst vermutet, die Gestapo stecke dahinter, um einen Vorwand zu haben, um gegen ihn vorzugehen. Man gibt ihm 10 Tage, um die Situation zu klären; sonst würde man ihn anklagen. Harras findet Krieg und Todesbereitschaft unsinnig. Die Nachricht des tödlichen Absturzes von Oberst Eilers mit einem der neuen Flugzeuge unterbricht das Fest. Die Situation wird für Harras immer kritischer. Am Ende findet er heraus, wer die Maschinen sabotierte, aber er will den Schuldigen nicht verraten, denn dieser vertrat die genau gleichen Ideen wie Harras selbst. Er zieht die Konsequenzen und ... Des Teufels General war der grösste deutsche Bühnenerfolg nach dem Krieg. Die "Frage nach dem moralischen Recht, ja nach der sittlichen Verpflichtung zum Widerstand gegen ein Verbrecherregime, selbst wenn diejenigen, die diesem Regime mit reinem Herzen dienen, dabei geopfert werden", war der zentrale Punkt, der zum Erfolg beitrug. Der zweite wesentliche Aspekt ist die Frage nach der Schuld eines Menschen, wenn er sich einem Satansregime zur Verfügung stellt - obwohl er es durchschaut und verachtet. ZWEIG, Stefan JAHR: ANGST 1925 UMFANG (Seiten): VERLAG: Fischer GATTUNG: VERFILMUNG: HÖRSPIEL : 128 Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: Angst (La paura) (I, 1954) Königserläuterungen Regie: Roberto Rossellini - mit Ingrid Bergman, Reclam Mathias Wieman, Edith Schultze-Westrum und Beyer/Mentor/Schroedel Klaus Kinski. Klett/Oldenbourg/Stark Angst (La peur) (F, 1992) Suhrkamp BasisBiographien Regie: Daniel Vigne - mit Nicola Farron, Maurice Rowohlt-Bildmonogr. INHALT Angst ist eine psychologische Novelle, in der Stefan Zweig die Gefühle einer Ehebrecherin beschreibt. Irene Wagner, die Hauptperson, hat einen Geliebten. Immer, wenn sie diesen verlässt, hat sie Angst, dass ihr Ehemann ihren Betrug bemerkt. Eines Tages behauptet eine Frau, Irene habe ihr den Geliebten weggenommen, und beginnt sie zu erpressen, sodass Irene ihr Geld gibt. Die Treffen mit dem Geliebten werden nun schwierig, und daher seltener. Als Irene mit ihrem Mann bei einem Fest eingeladen ist, tanzt sie wie im Rausch, so dass ihr Mann misstrauisch wird. In der folgenden Nacht hat sie einen Albtraum, in dem die Erpresserin ihrem Mann die ganze Affäre verrät. Die Erpresserin verlangt immer wieder Geld, und wegen ihres schlechten Gewissens denkt sie, ihr Mann ahne etwas. Als sie eines Tages nach Hause kommt, spielt der Ehemann mit den Kindern Gericht, da das Mädchen ein Spielzeug des Bruders zerstört hat. Bei dieser Gelegenheit redet sie mit ihrem Mann über Schuld, und hat dann wieder das Gefühl, er würde etwas ahnen. Einige Zeit später klingelt die Erpresserin an der Haustür und verlangt Irenes Verlobungsring. Erst will sie ihn nicht geben, aber dann kommt ihr Mann, und sie muss überstürzt gehorchen. Am nächsten Tag geht sie in der Stadt herum und fühlt sich die ganze Zeit von ihrem Mann verfolgt. Schließlich kommt sie auf die Idee ihren Geliebten zu fragen, ob er mit der Erpresserin reden könne. Als sie aber zu seiner Wohnung kommt, sagt er, er würde sie nicht kennen. Irene entdeckt, dass er schon eine neue Geliebte hat. Daraufhin geht sie zur Apotheke und kauft ein Gift, mit dem sie sich umbringen will. Da taucht ihr Mann auf und bringt sie nach Hause, wo sie zusammenbricht. Er erzählt ihr, dass er eine arbeitslose Schauspielerin angeheuert hat, um sie zu erpressen, damit sie ihren Geliebten verlässt. ZWEIG, Stefan BRENNENDES GEHEIMNIS JAHR: 1911 UMFANG (Seiten): VERLAG: 112 Fischer GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Mit zwölf Jahren lebt Edgard am Rand seiner Kindheit. Die Menschen in der Welt der Erwachsenen erscheinen ihm als “lose Puppen und totes Spielzeug”, und so lebt er “hart hinter den Träumen, dem Unwirklichen und Unerreichbaren”, bis er sich gerade von denjenigen, denen er bislang mit Vertrauen, Liebe, Gläubigkeit, Respekt begegnet ist, verraten fühlt. Sie zwingen ihn geradezu, den Riegel seiner Kindheit wegzuschieben, hinter ihr Geheimnis zu kommen, das er sich nicht zu deuten weiss. Er ist mit der Mutter, seiner Gesundheit wegen, auf den Semmering gefahren und glaubt dort unverhofft in einem jungen Baron einen Freund gefunden zu haben doch er muss sehr schnell erkennen, dass dessen Freundlichkeit nicht ihm, Edgard, sondern der Mutter gilt. Mehr und mehr fühlt er sich zurückgesetzt, mehr und mehr spürt er, wie die Erwachsenen ihn belügen, wenn sie sich auf das konzentrieren, was ihm noch verschlossen bleibt und um so stärker als Geheimnis in ihm brennt. Es wird ihm schmerzlich - aber er muss diesen Weg einschlagen, die Vorstellungswelt des Kindseins allmählich verlassen und in die Fremdheit des Unbekannten hineinschauen, auch wenn er sich für den Augenblick noch mit einem ahnungsvollen Vorgefühl begnügen darf. “Furchtbar, Kind zu sein, voll von Neugier und doch niemand fragen zu dürfen, immer lächerlich zu sein vor diesen Grossen, als ob man etwas Dummes oder Nutzloses wäre. Aber ich werde es erfahren, ich fühle, ich werde es bald wissen.” BRIEF EINER UNBEKANNTEN ZWEIG, Stefan JAHR: 1922 UMFANG (Seiten): VERLAG: 96 Fischer GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Ein dreizehnjähriges einsames Mädchen verliebt sich unsterblich in einen Schriftsteller, der mit ihr im selben Mietshaus lebt. Die Liebe dauert an, selbst als das Mädchen mit seiner Mutter von Wien nach Innsbruck übersiedelt. Als das Mädchen dann mit 18 Jahren wieder nach Wien zieht, sucht sie den Schriftsteller auf und lernt ihn tatsächlich kennen. Der Schriftsteller kann sich jedoch nicht an sie erinnern und vergisst sie ebenso rasch. Aus den drei zusammen verbrachten Nächten entstammt ein gemeinsames Kind, das die mittlerweile zur Frau Gewordene alleine großzieht. Einige Jahre später trifft sie den Schriftsteller abermals, diesmal in einem Nachtlokal. Dieser hält sie für eine Dirne und verbringt gegen Geld eine Nacht mit ihr. Wiederum kann er sich nicht an sie erinnern. Sie verlässt verärgert und enttäuscht seine Wohnung und kehrt heim. Als ihr Kind an einer Grippe stirbt, verfasst sie einen Brief an den Schriftsteller, in dem sie ihm ihre Geschichte schildert, wovon das Buch auch eigentlich handelt. ZWEIG, Stefan DER AMOKLÄUFER JAHR: 1922 UMFANG (Seiten): VERLAG: 208 Fischer GATTUNG: Novelle SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Wie andere Werke Zweigs, der von den Erkenntnissen Sigmund Freuds fasziniert war, hat auch Der Amokläufer einen starken psychologischen Hintergrund: Es handelt von einer extremen Besessenheit, die den Helden dazu bringt, sein Berufs- und Privatleben einer Leidenschaft zu opfern, und die ihn schließlich zum Selbstmord treibt. Der namenlose Ich-Erzähler reist im Jahr 1912 mit dem Überseeschiff Oceania von Indien nach Europa. Bei einem nächtlichen Spaziergang auf dem Deck begegnet er einem Mann, der verwirrt und ängstlich wirkt und daher jede Gesellschaft auf dem Schiff meidet. Schliesslich erzählt er aber seine Geschichte: Als Arzt ging er auf eine Reise nach Indonesien, um dort in einem kleinen Ort als Arzt zu arbeiten. Das monotone Leben bedrückt ihn mit der Zeit immer stärker, er fühlt sich dort „wie die Spinne im Netz“. Eines Tages erscheint bei ihm eine weiße Frau – „die erste weiße Frau seit Jahren“ – die ihn mit ihrer überlegenen, kühlen Art fasziniert, etwas, was er bei den demütigen einheimischen Frauen nie erleben konnte. Im Lauf des Gesprächs wird klar, dass die Frau, eine Engländerin und Ehefrau eines holländischen Kaufmanns, von ihm einen diskreten Schwangerschaftsabbruch will. Sie ist bereit, dafür eine hohe Geldsumme zu zahlen. Doch der Arzt, gefesselt von einer plötzlichen Leidenschaft, verlangt von der Frau statt des Geldes, sie besitzen zu dürfen, ein Wunsch, der sie beleidigt. Doch den Arzt überfällt seine Besessenheit noch stärker: Einem Amokläufer ähnlich, verfolgt er die Frau bis zu ihrem Haus, macht mehrere Dummheiten, die die Frau nur noch mehr abschrecken. Da sie auf keinen Fall will, dass ihre Schwangerschaft publik wird, vertraut sie sich schließlich einer einheimischen Heilerin an. Der Eingriff misslingt, und die Frau stirbt. In ihrem Todeskampf verlangt sie vom Arzt, alles zu tun, damit weder ihr Ehemann noch jemand anders ihre wahre Todesursache erfährt. Dieser lässt einen falschen Totenschein ausstellen, und als der Ehemann der Toten diese mit der Oceania nach Europa überführen lässt, verlässt auch der Arzt, seine Karriere und Pension opfernd, mit dem gleichen Schiff Indonesien in Richtung Europa. An Bord des Schiffes versteckt er sich vor allen anderen Passagieren, um dem Witwer nicht zu begegnen, und geht daher nur nachts aus der Kabine heraus. Als der Ich-Erzähler dem Arzt seine Hilfe anbietet, lehnt dieser ab und verschwindet. Erst bei Ankunft in Neapel erfährt der Erzähler aus den lokalen Zeitungen von einem „merkwürdigen Unfall“, der sich beim nächtlichen Entladen des Schiffes ereignet hat: Beim Heraustragen des Sarges mit der Toten stürzte der Arzt sich vom hohen Bord auf den an einer Strickleiter befestigten Sarg und riss diesen mit in die Tiefe. Weder der „Amokläufer“ noch der Sarg konnten geborgen werden. ZWEIG, Stefan DIE SCHACHNOVELLE JAHR: 1942 UMFANG (Seiten): VERLAG: Fischer GATTUNG: VERFILMUNG: 112 Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: Schachnovelle (BRD, 1960) Regie: Gerd Oswald Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Auf einem Passagierdampfer, der von New York nach Buenos Aires unterwegs ist, fordert ein Millionär gegen Honorar den mit einer Art mechanischer Präzision spielenden Schachweltmeister Mirko Czentovic zu einer Partie heraus. Der mitreisende Dr. B., ein österreichischer Emigrant, greift beratend ein und erreicht so ein Remis für den Herausforderer. Er hat sich, von der Gestapo, die ihn verhaftete, in ein Hotelzimmer gesperrt und von der Aussenwelt hermetisch abgeschlossen, monatelang mit dem blinden Spiel von 150 Partien beschäftigt, um sich so seine intellektuelle Widerstandskraft zu erhalten. Auf Grund einer einseitigen geistigen Anstrengung erfasste ihn ein Nervenfieber, dessentwegen man ihn entliess. Jetzt spielt Dr. B. zum ersten Mal wieder gegen einen tatsächlichen, freilich roboterhaft reagierenden Gegner. Es geht ihm bei dieser Partie lediglich darum, festzustellen, ob sein Tun damals während seiner Haft noch Spiel oder bereits Wahnsinn gewesen ist. Er schlägt den Weltmeister in der ersten Partie souverän, lässt sich aber, eigentlich gegen seinen Willen, auf eine Revanche ein. Währen dieser zweiten Partie ergreift ihn wieder das Nervenfieber: er bricht die Partie ab und wird nie wieder ein Schachbrett berühren. VERWIRRUNG DER GEFÜHLE ZWEIG, Stefan JAHR: 1927 UMFANG (Seiten): VERLAG: 384 Fischer GATTUNG: Erzählung SEKUNDÄRLITERATUR: VERFILMUNG: Königserläuterungen Reclam Beyer/Mentor/Schroedel Klett/Oldenbourg/Stark Suhrkamp BasisBiographien Rowohlt-Bildmonogr. HÖRSPIEL : INHALT Im Mittelpunkt steht ein älterer Anglistik-Professor (Roland), der auf sein Leben zurückblickt (Untertitel des Werks: "Private Aufzeichnungen des Geheimrates R.v.D."). Die Gedanken kehren zurück zu seiner Zeit als Student in Berlin, als er lieber mit Mädchen ausgegangen war, statt ernsthaft zu lernen. Aber eine fasziniernde Lektion über Shakespeare und seine Zeit weckt in ihm Begeisterung: Nächtelang liest er nun Bücher, und gleichzeitig gelingt es ihm, Kontakt mit dem Professor, der die Vorlesung über Shakespeare gehalten hatte, Kontakt zu knüpfen. Roland wohnt im gleichen Haus und besucht den Professor und dessen Frau regelmässig zu Gesprächen, bemerkt aber, wie die Stimmungen dieses Mannes, und auch seiner Ehefrau, oft wechseln: von Enthusiasmus zu Müdigkeit, von Freundlichkeit zu Zynismus, von Wärme zu Kälte. Der Student reagiert verwirrt, und er beginnt hinter diesem merkwürdigen Benehmen des Ehepaars ein dunkles Geheimnis zu vermuten. Homosexualität ist heute zum Glück kein "dunkles Geheimnis" mehr. Zweig beschreibt die Leiden eines Homosexuellen, der Angst davor hat, entdeckt zu werden. Die Novelle kann als Anklage gegen eine Welt verstanden werden, die einen Menschen wie diesen Professor zwingt, sich in zwei Sphären zu spalten: die dunkle Sphäre seiner Begierden, die helle Sphäre seines intellektuellen Lebens, gedeckt durch eine Scheinehe. Der Text beschreibt die angespannte Gefühlswelt aller Protagonisten: des unfreiwillig in die Situation verstrickten Studenten, der eifersüchtigen und besorgten Ehefrau, des heimlich in den Studenten verliebten Professors. Das Werk ist ein Psychogramm einer schwierigen Dreiecks-Beziehung, die Darstellung der Unsicherheit in der Pubertät; es handelt von der Zerstörung einer sicher geglaubten Lebensordnung.