der vater eines mörders - Liceo Cantonale Bellinzona

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der vater eines mörders - Liceo Cantonale Bellinzona
DER VATER EINES
MÖRDERS
Eine Schulgeschichte
VERFILMUNG:
Der Vater eines Mörders (BRD, 1985)
Regie:Carlheinz Caspari - mit Hans Korte in der
Hauptrolle von Rektor Himmler
HÖRSPIEL :
ANDERSCH, Alfred
JAHR:
1980
96
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Die Erzählung mit dem Untertitel "Eine Schulgeschichte" enthält
Erinnerungen des Autors an seine Zeit als Gymnasiast in München. Sie
spielt im Wittelsbacher Gymnasium, und der Rektor damals (wir schreiben
das Jahr 1928) hiess Himmler und war der Vater des späteren SSReichsführers und Völkermörders Heinrich Himmler. Der Titel des Buches
stellt also implizit die Frage: Was hat der alte Himmler mit dem jungen zu
tun?
Franz Kien, die Hauptperson, wird Opfer einer strengen, böswilligen
Interrogation in Griechisch: Der Rektor Himmler inspiziert die Klassen und
lässt es sich nicht nehmen, selbst die Kenntnisse einzelner Schüler zu
prüfen. Mit dem Verlauf des Examens wird deutlich, dass Himmler den
Schüler Kien nicht aus Zufall aufgerufen hat; denn mit der Demütigung
dieses Schülers rächt er sich an dessen Vater, der im Gegensatz zu ihm
einen hohen Militärorden bekommen hatte, später allerdings aus
gesundheitlichen Gründen auf Sozialhilfe angewiesen war. Das schlechte
Resultat der Interrogation gibt dem Rektor den Vorwand, Franz Kien aus
dem Gymnasium auszuschliessen, mit der Begründung, das vom Staat
bezahlte Schulgeld verschwendet zu haben.
Anderschs Erzählung ist auch eine Geschichte über eine deutsche
Schulrealität, über sadistische Methoden in einem streng autoritären
Erziehungssystem: Elemente, die den späteren Nationalsozialismus
mitgeprägt haben.
SANSIBAR ODER DER
LETZTE GRUND
ANDERSCH, Alfred
JAHR:
1957
192
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Sansibar oder der letzte Grund (BRD, 1987)
Regie: Bernard Wicki
HÖRSPIEL :
Aktion ohne Fahnen (1958)
Regie: Fritz Schröder-Jahn
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
“In einer kleinen Stadt an der Ostsee treffen zufällig sechs Gestalten
zusammen: ‘Der Junge’; Gregor, der KPD-Funktionär; Judith, die Jüdin;
am Ort selbst befinden sich der Pfarrer Helander; Knudsen, der Fischer und
Kutterbesitzer; als Letzter die Holzplastik des lesenden Klosterschülers’.
Und diese sechs Gestalten haben kein anderes Anliegen, als Deutschland zu
verlassen... Alfred Anderschs grosses Buch von Sansibar ist ein
Misstrauensvotum ersten Ranges gegen unser behäbig-aufgeblasenes ‘Volk
der Mitte’.”
Sansibar oder der letzte Grund ist ein Zeitroman von Willensfreiheit, von
der individuellen Verantwortung des Menschen. Im Ostseehafen kreuzen
sich die Schicksale von fünf Personen im Jahre 1937: des evangelischen
Pastors Helander, der eine von den Nationalsozialisten angeforderte
Holzplastik “Lesender Klosterschüler” nach Schweden retten will; des
kommunistischen Fischers Knudsen, der die Plastik auf Fischfang
mitnehmen soll; der Jüdin Levin aus Hamburg, die nach dem Selbstmord
ihrer Mutter flüchten muss; des kommunistischen Funktionärs Gregor, der
die Jüdin und die Plastik retten will; und des Fischerjungen, der fort will,
weil ihm der Ort langweilig erscheint.
Für sie alle ist das ferne Land der Freiheit Schweden, ihr “Sansibar”. Judith
und die Plastik werden gerettet; der Pastor aber erschiesst den ersten der
eindringenden Schwarzuniformierten und fällt unter ihren Kugeln. Alle
Personen des Romans befreien sich aus einem politischen System oder
ihrer Ich-Befangenheit durch eine altruistische Tat, die keinem Befehl und
keiner Ideologie gehorcht.
BECKER, Jurek
JAKOB DER LÜGNER
JAHR:
1969
352
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
Roman
Jakob der Lügner (DEFA - Spielfilm DDR, 1974) SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Regie: Frank Beyer;
Reclam
Jakob der Lügner (USA, 1999)
Beyer/Mentor/Schroedel
Regie: Peter Kassovitz - mit Robin Williams als
Klett/Oldenbourg/Stark
Jakob
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Jurek Beckers berühmter Roman - die Geschichte des Juden Jakob, der im
Ghetto zum Lügner wird, um anderen die Hoffnung zu geben.
Das hervorragend verfilmte Buch “gehört zu den besten Prosabüchern, die
in der DDR geschrieben wurden” (FAZ). Es erzählt eine Geschichte aus
dem Ghetto während des Krieges. Es ist nicht eine Geschichte vom
Widerstand, sondern von einem Heldentum ganz anderer Art; eine
melancholisch-heitere, leise, eine kunstvoll komponierte Geschichte ist es,
die ohne Phantasie und Menschlichkeit nicht denkbar wäre und deren Held
Jakob ein “Lügner aus Barmherzigkeit” ist.
Um im Ghetto die Hoffnung aufrechtzuerhalten, die er mit einer von ihm
zufällig gehörten Rundfunk-Nachricht über das Nahen der sowjetischen
Befreier weckt, erfindet Jakob einen angeblich eigenen -verbotenen Apparat als Bürgen und weitere Botschaften aus dem Äther.
Unpathetische Menschlichkeit und innere Überlegenheit bekundende
Erzählweise. Statt eines unglaubwürdigen, schönfärberischen Schlusses das
bittere Ende: der Abtransport in die Vernichtung.
ANSICHTEN EINES
CLOWNS
BÖLL, Heinrich
JAHR:
1963
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
dtv
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Ansichten eines Clowns (BRD, 1975)
Regie: Vojtěch Jasný
HÖRSPIEL :
288
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Von seiner Geliebten aus katholisch-moralischen Skrupeln verlassen und
seinen künstlerischen Abstieg erkennend, summiert der 27-jährige, in Bonn
ansässige Pantomime Hans Schnier aus exponierten Konventionen, seine
Enttäuschungen zu einer Generalabrechnung mit Familie, Gesellschaft,
Kirche, Staat. Ich-Bericht eines zu Ironie und Provokation aufgelegten
modernen Picaro über nur wenige Stunden umspannende Vorgänge, die
laufend mit Erinnerungen durchsetzt sind.
(...) Jedoch hat Böll nur einen Aussenseiter dargestellt, der mehr als andere
unter den bornierten Phrasen, der Unbarmherzigkeit und bequemen Moral
unserer Wohlstandsgesellschaft leidet. Hans Schnier, Sohn aus reichem
Hause, will lieber ein ehrlicher Clown als ein Heuchler sein. Sechs Jahre
lang hat er mit Marie in einer nicht legalisierten Ehe gelebt. Marie verlässt
ihn, weil er sich nicht verpflichten will, die aus dieser freien Ehe zu
erwartenden Kinder katholisch erziehen zu lassen. Schnier ist diesem
Verlust nicht gewachsen. Einst ein durchaus gefragter Pantomime und
Spassmacher, sitzt er am Ende zum Bettler degradiert mitten im
Karnevalstreiben auf den Stufen des Bonner Bahnhofs, wo Marie, die
inzwischen geheiratet hat, von der Hochzeitsreise zurückkehren wird.
BÖLL, Heinrich
BILLARD UM HALB ZEHN
JAHR:
1959
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
336
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Als Geschichte von drei Generationen einer Architektenfamilie aus dem
Rheinland (Region Köln) symbolisiert sie das deutsche Schicksal der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Geschehen ist in den Lauf eines einzigen
Tages des Jahres 1958 konzentriert, der achzigste Geburtstag von Heinrich
Fähmel. Er erhielt im Jahr 1907 den Auftrag, die Abtei St.Anton zu bauen.
Sein Sohn Robert, der jeden Tag von halb zehn bis elf Uhr im Hotel Prinz
Heinrich Billard spielt, hat als Sprengspezialist der deutschen ReichsArmee in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs die Abtei zerstört. Der
Enkel Joseph ist nun am Wiederaufbau von St.Anton beteiligt. In den
Gesprächen Roberts mit dem Hotelboy, in Rückblenden und Erinnerungen
seines Vaters verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart. So werden die
Situationen der einzelnen Epochen in der Familiengeschichte deutlich. Im
Mittelpunkt steht ein typisches Böll-Thema: der Konflikt zwischen dem
selbständig denkenden Individuum und der politisch opportunistischen
Mehrheit.
DAS BROT DER FRÜHEN
JAHRE
BÖLL, Heinrich
JAHR:
1955
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
dtv
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Das Brot der frühen Jahren (BRD, 1961)
Regie: Herbert Vesely
HÖRSPIEL :
112
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Walter Fendrich, der sich in der Nachkriegszeit planlos und kurzfristig als
Banklehrling, Verkäufer und Tischlerlehrling versuchte, hat auch seine
Elektrikerlehre mehr aus Trotz als aus Begeisterung beendet. Später, in den
Jahren des wirtschaftlichen Aufstiegs, findet er seine Existenz als
Waschmaschinen-Mechaniker “ganz passabel”. Eines Tages erhält er einen
Brief seines Vaters, der ihn bittet, die Tochter eines Kollegen vom Bahnhof
abzuholen. Das Zusammentreffen mit der zwanzigjährigen Hedwig, die er
zuletzt nur flüchtig als Kind gesehen hatte, wird für Walter zur
schicksalhaften Begegnung. Während er mit nie gekannter
Entschlossenheit alles daransetzt, Hedwig noch an diesem Tag für sich zu
gewinnen, erinnert er sich an die Zeit, als ihn der Hunger quälte und er von
einem zwanghaften, gierigen Verlangen nach Brot besessen war. Und er
denkt an die Menschen, die ihm dieses Brot schenkten oder verweigerten.
Enttäuscht von der Hartherzigkeit seiner Umgebung wurde er zum
Diebstahl getrieben und sah schliesslich nur noch in der Arbeit für Geld Geld, für das sich alles kaufen lässt - sein einziges erstrebenswertes Ziel.
Überwältigt von seiner bedingungslosen Liebe zu Hedwig findet er zu
längst vergessenen Wertmassstäben zurück.
Heinrich Böll gelingt es, kleinbürgerliche Schauplätze, die Atmosphäre der
Hungerjahre und der Wirtschaftsblüte im Rahmen einer ungewöhnlichen
Liebesgeschichte mit sparsamen Mitteln souverän zu vergegenwärtigen.
Vision und Wirklichkeit bilden ein Ganzes, sind hier eine Einheit. Welch
eine Identifikation von Autor und literarischer Gestalt gehört dazu, um
diese Einheit zu gewinnen. Es ‘geschieht’ kaum etwas in dieser Erzählung,
und dennoch ist sie voller Dramatik. Es ist die Dramatik der Liebe, die
unser Brot ist. Heinrich Böll hat uns sein zartestes und schönstes Buch
geschenkt.
DER ZUG WAR
PÜNKTLICH
BÖLL, Heinrich
JAHR:
1949
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
144
dtv
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die erste Buchveröffentlichung Heinrich Bölls - eine erbitterte Anklage
gegen den Krieg
“Ich will nicht sterben, aber das Schreckliche ist, dass ich sterben werde
…!” Mit dieser Gewissheit steigt der junge Soldat auf dem Bahnhof einer
Stadt im Ruhrgebiet in den Fronturlauberzug, der ihn an die Ostfront
zurückbringen soll. Es wird eine trostlose Fahrt. Männer, die der Zufall
zusammengewürfelt hat, spielen Skat, teilen miteinander Brot und Wurst
und versuchen ihre Angst mit Schnaps zu betäuben. Andreas erinnert sich
an seinen Freund, an eine Frau, in deren Augen er nur für Bruchteile einer
Sekunde blicken konnte, er denkt an seine früheren Verwundungen, und er
hasst alle, die den Krieg als eine Selbstverständlichkeit empfinden. In
Lemberg hält der Zug. Hier begegnet Andreas einer polnischen Spionin,
die als Prostituierte Nachrichten für den Polnischen Widerstand sammelt.
Die Frau hat Mitleid mit dem Deutschen…
Heinrich Böll hat diese Geschichte vom sinnlosen Sterben mit einem
überzeugenden Realismus zu einer erbitterten Anklage gegen den Krieg
verdichtet.
DIE VERLORENE EHRE
DER KATHARINA BLUM
oder: Wie Gewalt entstehen und
wohin sie führen kann
VERFILMUNG:
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (BRD,
1975)
Regie: Volker Schlöndorff und Margarethe von
Trotta
HÖRSPIEL :
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (SWF)
Regie: Hermann Naber
BÖLL, Heinrich
JAHR:
1974
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
160
dtv
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Katharina Blum, die Zentralfigur dieser Erzählung, ist eine junge hübsche
Haushälterin, die nebenberuflich bei Empfängen und Festlichkeiten die
Buffets besorgt und sich eine kleine Eigentumswohnung und einen
Volkswagen leisten kann. Sie hat ein heiter-bescheidenes Wesen und wird,
weil sie Zudringlichkeiten der Männer verabscheut,, in ihrer Umgebung die
‘Nonne’ genannt. Diese Frau verliebt sich auf einer Karnevalsparty spontan
in einen jungen Mann, der ein von der Polizei gesuchter radikaler
Rechtsbrecher ist. Sie verhilft ihm zur Flucht. Damit gerät sie in den
Mittelpunkt der Sensationsmache einer grossen Boulevardzeitung. Täglich
erscheinen Berichte, in denen Katharina als ‘Mörderbraut’ und
‘Räuberliebchen’ denunziert wird. Sie ist der andauernden Hetze und deren
Folgen - den anonymen Beschimpfungen in Briefen und Telefonanrufen nicht gewachsen und erschiesst in unerwarteter Gegenwehr einen korrupten
Journalisten. Die Geschichte wird Schritt für Schritt in einem
Erzählerbericht rekonstruiert, der die Vorgänge mit Ironie und Sympathie
begleitet und allmählich ein ganzes Panorama von Personen und
menschlichen und sozialen Beziehungen entfaltet.
BÖLL, Heinrich
GRUPPENBILD MIT DAME
JAHR:
1971
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
dtv
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Gruppenbild mit Dame (BRD, 1976/77)
Regie: Aleksandar Petrović - mit Romy
Schneider als Leni Gruyten/Pfeiffer
HÖRSPIEL :
480
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Leni Pfeiffer, geborene Guyten, Jahrgang 1922, lernt während des Krieges
den sowjetischen Kriegsgefangenen Boris kennen und lieben, besorgt ihm
einen deutschen Pass und muss erfahren, dass er in einem Lager der
Amerikaner umkommt. Inzwischen ist sie achtundvierzig und ihr
gemeinsamer Sohn sitzt im Gefängnis, weil er auf seine Weise ein an der
Mutter begangenes Unrecht korrigieren wollte . . . Ein ironisch als 'Verf.'
eingeführter Autor rekonstruiert aus hinterlassenen Zeugnissen, aus
Gesprächen und Erinnerungen das Leben dieser Frau. Heinrich Böll ist mit
diesem inzwischen zum Klassiker gewordenen Roman ein gestalten- und
episodenreiches Panorama der deutschen Vor- und Nachkriegsgeschichte
gelungen.
BÖLL, Heinrich
IRISCHES TAGEBUCH
JAHR:
1957
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
144
dtv
GATTUNG:
Tagebuch
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Eine Reise nach Irland: Heinrich Böll stattete mit diesen Aufzeichnungen
den Dank ab an eine Landschaft und ihre Menschen, denen er sich seit
seinem ersten Besuch auf der Insel im Jahr 1954 wahlverwandtschaftlich
verbunden fühlte.
In der ›Stuttgarter Zeitung‹ heisst es: » Das Geheimnis dieses Buches, des
liebenswertesten Buches von Heinrich Böll, ist, dass kaum ein Wort über
die verzwickte Ökonomie und die noch verzwicktere Geschichte dieses
kleinen Staates gesagt wird und dass dennoch das ganze Irland in diesem
Tagebuch eingefangen zu sein scheint. « Und für Marcel Reich-Ranicki ist
es » ein verstecktes Deutschlandbuch, denn mit seinen Reisenotizen strebt
Böll eine mittelbare Kritik der einheimischen Verhältnisse an: Irland wird
immer wieder als Gegensatz zur Bundesrepublik betrachtet «.
UND SAGTE KEIN
EINZIGES WORT
BÖLL, Heinrich
JAHR:
1953
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
192
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Abwechselnd berichten zwei Erzähler: Fred Bogner, der seelisch stark
mitgenommene Heimkehrer aus dem zweiten Weltkrieg, der nun als kleiner
Angestellter in der Telefonzentrale des bischöflichen Ordinariats tätig ist,
und seine tapfere Frau Käte, mit der er in einer elenden UntermieteNotwohnung lebt, die ihn liebt, aber grosse Probleme mit dem von
Lebensangst geplagten Mann hat. Ihr hilft ihr katholischer Glaube, die
schwierigen Situationen des Ehelebens und der materiellen Not zu
meistern. Während der Mann sich treiben lässt, kämpft sie mit Verstehen,
Schweigen und Liebe - letzten Endes mit Erfolg.
BÖLL, Heinrich
WO WARST DU ADAM?
JAHR:
1951
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
144
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Kriegsroman, dessen Titel den “Tag- und Nachtbücher” des katholischen
Schriftstellers Theodor Haecker (1879-1945) entnommen ist: “Eine
Weltkatastrophe kann zu manchem dienen, auch dazu, ein Alibi zu finden
vor Gott. Wo warst du Adam; Ich war im Weltkrieg”, lautet die Eintragung
vom 31.3.1940. Thematisch und stilistisch ist der Roman eine Fortsetzung
der Kurzgeschichten; viele realistisch gezeichnete Einzelszenen werden zu
einer geschlossenen Aussage gegen den Widersinn des Krieges.
Die Front löst sich auf, in einem ungarischen Dorf warten nicht
transportfähige Verletze und Kranke auf den Feind. In der zur
Krankensammelstelle umgewandelten Mädchenschule begegnet Feinhals,
von Beruf Architekt, der jüdischen Lehrerin. Doch er wird an die Front
geschickt, sie zur Vernichtung ins KZ gebracht. Feinhals sucht den Weg
nach Hause, mitten durch die feindlichen Fronten, doch als er beim
Vaterhaus ankommt, wird er auf den Stufen von einer, verspäteten
Handgranate getötet.
BORCHERT, Wolfgang
DRAUSSEN VOR DER TÜR
JAHR:
1947
128
VERLAG: Rowohlt
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Liebe 47 (BRD, 1949)
Regie: Wolfgang Liebeneiner
HÖRSPIEL :
Draussen vor der Tür (NDR, 1957)
Regie: Ludwig Cremer
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Draussen vor der Tür wurde von Borchert als ein Stück bezeichnet, “das
kein Theater spielen und kein Publikum sehen will” und war erst als
Hörspiel konzipiert. Es handelt von dem Heimkehrer Beckmann aus
sibirischer Gefangenschaft, der erkennt, dass es für ihn kein Zuhause mehr
gibt. Umsonst versucht er, sich in der Elbe umzubringen; seine Frau findet
er in den Armen eines anderen, und zu der anderen, die ihn aufnimmt, kehrt
ihr Mann zurück. Der Oberst, dem er die Verantwortung für die gefallenen
Kameraden zurückgeben will, lacht ihn aus, schickt ihn zum Kabarett, doch
auch dort will man ihn mit seiner Wahrheit nicht, da niemand sie hören
will. Selbst Gott - ein alter, weinerlicher Mann - kann nicht helfen. Die
Anklage des Heimkehrers richtet sich gegen Gott, der das Böse nicht
verhindert hat oder gar nicht verhindern konnte.
Beckmann, der Heimkehrer mit dem steifen Knie und der grotesken
Gasmaskenbrille, beschliesst, seinem Leben ein Ende zu machen. Doch die
Elbe will ihn nicht; bei Blankenese wirft sie ihn wieder ans Ufer. Noch
einmal muss er versuchen, im Leben wieder Fuss zu fassen. Aber seine
Versuche schlagen fehl. Eine Frau nimmt ihn mit und schenkt ihm die
Kleider ihres verschollenen Mannes - da kehrt dieser, einbeinig und auf
Krücken, zurück. (…)
DER AUFHALTSAME
AUFSTIEG DES ARTURO UI
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1941
182
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Der Aufhaltsame Aufstieg Des Arturo Ui (1996)
Berliner Ensemble
Inszenierung von Heiner Müller
HÖRSPIEL :
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui 1941 in Finnland geschrieben, ist
ein Versuch, der kapitalistischen Welt den Aufstieg Hitlers dadurch zu
erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde. Die
Verssprache macht das Heldentum der Figuren messbar.
“Der Ui ist ein Parabelstück, geschrieben mit der Absicht, den üblichen
gefahrvollen Respekt vor den grossen Tötern zu zerstören. Der Kreis ist
absichtilich eng gezogen: er beschränkt sich auf die Ebene von Staat,
Industriellen, Junkern und Kleinbürgern. Das reicht aus, die vorgehabte
Absicht durchzuführen. Das Stück will keinen allgemeinen gründlichen
Aufriss der historischen Lage der dreissiger Jahre geben. Es fehlt das
Proletariat, und es kann nicht in weiterem Masse berücksichtigt werden,
denn ein jedes Mehr in diesem Gefüge wäre ein Zuviel und würde ablenken
von der diffizilen Problemstellung.” Bertolt Brecht
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui wurde am 10. November 1958 in
Stuttgart uraufgeführt. Dieses Theaterstück, 1941 in der Emigration
entstanden, zeigt den Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Jahre 1938. Die
NS-Grossfunktionäre erscheinen als Chicagoer Gangster und reden in den
glatten Jamben des deutschen klassischen Dramas. Durch die doppelte
Verfremdung werden die Ereignisse jener Jahre erkennbar nicht als
schicksalhaftes Verhängnis, sondern als die Konsequenz der herrschenden
Verhältnisse. Indem er Hitler und seine Kumpane der Lächerlichkeit
preisgibt, nimmt Brecht ihnen jenen Zug des Dämonischen, den sie für
viele auch heute noch zu besitzen scheinen. Die Parabel stellt klar, dass der
Faschismus kein historisches Einzelfall war: Faschismus ist die noch
immer mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln
DER GUTE MENSCH VON
SEZUAN
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1943
224
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der gute Mensch von Sezuan ist die warmherzige Prostituierte Shen Te,
doch um menschenwürdig leben zu können, verwandelt sie sich in ihren
hartherzigen Vetter Shi Ta, der das böse Spiel der kapitalistischen Welt
mitmacht. Nur so kann sie sich vor Gläubigern und schmarotzenden Armen
wehren und finanzielle Sicherheit erlangen. Am Schluss liegt sie vor den
drei Göttern, die einen guten Menschen suchen, auf den Knieen, doch sie
wird wie bisher weiterleben müssen, will sie in dieser Welt überleben. Das
Stück gibt keine Lösung - der Zuschauer soll reflektieren und die Lehre
daraus ziehen.
Modernes Theater im Sinne Brechts, der das Stück als ein Paradebeispiel
für sein episches Theater schrieb: die Handlungen sind auf die
verschiedenste Weise immer wieder unterbrochen, um keine Illusion durch
eine kontinuierliche Handlung aufkommen zu lassen, wie das im
traditionellen Theater geschieht.
DER JASAGER UND DER
NEINSAGER
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1929
128
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Idee einer "Schuloper" stammt vom Komponisten Kurt Weill, der in
Zusammenarbeit mit Brecht die zwei kleinen Stücke erarbeitet hat. Die
zwei Werke sind als Einheit zu verstehen. Thema ist das "Einverstanden
sein", das die Gemeinschaft vom einzelnen fordert. Im Jasager muss ein
Knabe sich den Bedingungen und Gesetzen einer Gemeinschaft, der er sich
anschliesst, unterwerfen, auch wenn er sehr starke Gründe dagegen hat und
er in einen tragischen Konflikt gerät. Man kann von einer Gruppe nicht
verlangen, dass sie ihre Ziele wegen eines einzelnen aufgibt. Im Neinsager
ist die Anfangssituation gleich, aber der Knabe zeigt sich als einer, der
nicht einverstanden ist und Widerstand zeigt; er ist bereit, neue Wege zu
gehen.
DER KAUKASISCHE
KREIDEKREIS
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1944/45
192
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Zwei Spiele, zwei grosse Themen der Weltliteratur werden von Brecht hier
zu einem geschlossenen Kreis geführt: Das Spiel von Grusche Vachnadze,
der Magd, die mit übermenschlichen Opfern - selbst dem Opfer ihrer Liebe
zu dem Soldaten Simon Chachava - in Zeiten der Revolte das Kind der
harten Gouverneursfrau rettet, und das Spiel vom Azdak, dem Arme-LeuteRichter, der, betrunken und korrupt, dennoch das Chaos zu einer “kurzen,
goldenen Zeit beinah der Gerechtigkeit” macht.
Dieses Spiel fällt keinen Augenblick aus dem Rahmen der Poesie. Ob als
verloren beklagt oder als künftig erhofft - die Paradiese, von denen der
Mensch träumt, sind künstlich. Wer in ihnen lebte, hätte keinen Grund, sie
zu dichten.
BRECHT, Bertolt
DIE DREIGROSCHENOPER
JAHR:
1928
170
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
An der Basis des Werks steht John Grays The Beggar's Opera (1728). Die
Dreigroschenoper entstand in enger Zusammenarbeit Brechts mit dem
Komponisten Kurt Weill und gilt als der grösste Theatererfolg der
sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahre". Der Erfolg beruhte allerdings
auch auf einem Missverständnis: Viele Zuschauer fühlten sich als lachende
Komplizen einer Gesellschaft von Verbrechern und merkten nicht, dass
Brecht mit einer rigorosen Gesellschaftsanalyse offene Kritik üben wollte.
Das Stück handelt vom Existenzkampf des Londoner Strassenräubers und
Geschäftsmanns Macheath, genannt Mackie Messer. Sein Schwiegervater
Peachum, der Bettlerkönig, möchte ihn sterben sehen. Peachum ist Besitzer
der Firma "Bettlers Freund" und kontrolliert die Londoner Bettler,
organisiert deren Arbeit und kassiert einen grossen Teil ihrer Einnahmen.
Seine Tochter Polly hat sich in unglücklicherweise in den Gauner (und
Peachums Rivalen) Macheath verliebt. Dieser kontrolliert die Diebe von
London und organisiert die Einbrüche. Der Polizeichef Brown müsste
eigentlich der Gegner von Peachum und Macheath sein, aber er ist,
korrumpiert nach zwei Seiten, deren Freund und Komplize, weil er sich in
einer Position der Schwäche befindet. Macheath und Polly heiraten, und für
Peachum bedeutet das den Ruin, da er seine Tochter Polly in seinem
Bordell als "Stütze der Familie" braucht. Es folgt ein Intrigenspiel
zwischen den zwei grossen Rivalen. Während einem Besuch im Bordell
möchte Peachum mit Hilfe seiner Angestellten Jenny ("Spelunken-Jenny")
seinen Schwiegersohn festnehmen und der Polizei ausliefern. Der Plan
gelingt, aber Lucy, die Tochter des Polizeichefs befreit Macheath. Noch
einmal von Jenny verraten, wird er schliesslich zum Tod am Galgen
verurteilt. Im letzten Moment wird er jedoch, auf Befehl des Königs, vor
dem Tod gerettet.
BRECHT, Bertolt
DIE MASSNAHME
JAHR:
1930
112
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Dieses Drama (ein "Lehrstück") ist eng mit dem Jasager verbunden. In
diesem Stück geht es ganz konkret um den Klassenkampf (in China) und
um das "Lob der Partei", nämlich der kommunistischen Partei als Führerin
der Revolution. Vier kommunistische Agitatoren stehen vor einem
Parteigericht; sie haben in China Propaganda getrieben und dabei ihren
jüngsten Genossen erschiessen müssen. Um dem Tribunal die
Notwendigkeit dieser Massnahme der Todesstrafe zu beweisen, zeigen sie,
wie der junge Genosse sich in verschiedenen Situationen benommen hat. Er
hatte nicht genug Disziplin und liess zu wenig seinen Verstand sprechen
(politisch unrichtiges Verhalten), so dass er zu einer Gefahr für die
revolutionäre Bewegung wurde.
DIE RUNDKÖPFE UND DIE
SPITZKÖPFE
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1933
132
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Am Ende der zwanziger Jahre begann Brecht, Lehrstücke zu schreiben, in
denen in Modellsituationen Misstände der Gesellschaft aufgedeckt wurden.
In seiner “Theorie der Pädagogien” merkt er dazu an: "Die bürgerlichen
Philosophen machen einen grossen Unterschied zwischen den Tätigen und
den Betrachtenden.1) Diesen Unterschied macht der Denkende nicht. Wenn
man diesen Unterschied macht, dann überlässt man die Politik dem Tätigen
und die Philosophie dem Betrachtenden, während doch in Wirklichkeit die
Politiker Philosophen und die Philosophen Politiker sein müssen. Zwischen
der wahren Philosophie und der wahren Politik ist kein Unterschied. Auf
diese Erkenntnis folgt der Vorschlag des Denkenden, die jungen Leute
durch Theaterspielen zu erziehen, das heisst sie zugleich zu Tätigen und
Betrachtenden zu machen.”
1)
“Der Handelnde ist immer gewissenlos; es hat niemand Gewissen als der
Betrachtende.” Goethe, Maximen und Reflexionen, Nr. 251.
FURCHT UND ELEND DES
DRITTEN REICHES
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1938
392
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Mörder machen sich auf den Weg, (UdSSR,
1942)
Regie: V. Pudovkin
HÖRSPIEL :
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Furcht und Elend des Dritten Reiches beruht auf Augenzeugenberichten
und Zeitungsnotizen. Die Szenen wurden 19338 für den Malik-Verlag in
Prag gedruckt, konnten aber infolge des Hitlerschen Überfalls nicht mehr
verbreitet werden.
Das Stück Furcht und Elend des Dritten Reiches ist in den Jahren 1935 bis
l939 in der Emigration entstanden. Einige Szenen daraus wurden 1937 von
Brecht und Helene Weigel in Paris uraufgeführt. Der ursprüngliche Titel
Deutschland - Ein Greuelmärchen zeigt, in welche Tradition Brecht dieses
Stück eingereiht wissen wollte. Er sah die Verhältnisse im “Reich” mit dem
scharfen Blick des Emigranten und beschrieb sie mit knapper, realistischer
Genauigkeit. Die vierundzwanzig Szenen des Stücks zeichnen das Bild des
Faschismus und der ihn konstituierenden Mentalität.
24 Einzelszenen gegen das Dritte Reich, über die Volksgemeinschaft und
den Verrat, über Konzentrationslager und Rechtsfindung, über Ärzte und
Physiker, über die jüdische Frau und den Spitzel, über Arbeitsdienst,
Winterhilfe und den alten Kämpfer, über die Christen im Dritten Reich, die
Hitlerjugend bis zur Volksbefragung des Jahres 1938 und Hitlers Einzug in
Wien.
BRECHT, Bertolt
KLEINBÜRGERHOCHZEIT
JAHR:
1919
189
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
(In: Die Hochzeit und andere Einakter)
In diesem Schauspiel in einem Akt zeigt Brecht ein Hochzeitsessen im
Kleinbürgermilieu: alle wollen sich sehr vornehm benehmen, aber mit
zunehmendem Alkoholgenuss fällt die Fassade: es gibt Streit, die neue
Wohnung wird demoliert, man entdeckt, dass die Braut ein Kind erwartet das Fest endet in einem Skandal.
BRECHT, Bertolt
LEBEN DES GALILEI
JAHR:
1943
192
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Thematische Parallelen zu Dürrenmatts Physikern treten bei der
Interpretation dieses Theaterstücks hervor, das Brecht unter dem Eindruck
der Atombombe auf Hiroshima neu verfasste. Um seine Ideen zu
verbreiten, nimmt er einen Ausschnitt (von 1609 bis 1640) aus dem Leben
des italienischen Mathematikers und Astronomen Galileo Galilei (1564
-1642), der das neue heliozentrische Weltbild durchsetzen will und dabei
mit der Kirche in Konflikt gerät, die durch ihn die von Gott gesetzte
Weltanschauung gefährdet sieht. Galilei unterwirft sich der Inquisition,
widerruft nach dem Anblick der Folterinstrumente und gibt seine
revolutionären Erkenntnisse nur heimlich weiter. Brecht geht es vor allem
um die Beziehung zwischen Macht und Wissenschaft. Galilei unterwirft
sich der Macht, um ungestört seinen wissenschaftlichen Forschungen
nachgehen zu können, verurteilt sich aber am Schluss selbst, da er sich der
Verantwortung gegenüber der Gesellschaft entzogen hat.
BRECHT, Bertolt
MANN IST MANN
JAHR:
1927
112
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Drama
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Brechts erster Versuch mit dem epischen Theater - die Bühne erlaubt dem
Zuschauer nicht länger, sich durch Identifizierung mit den Personen in
einer Welt der Illusionen zu verlieren, sondern soll die Handlung als
Reflektierender mitverfolgen, um belehrt zu werden.
Das Lustspiel Mann ist Mann entstand 1924/26 und wurde am 26.
September 1926 unter der Regie von Jakob Geis mit Ernst Legal als Galy
Gay und Helene Weigel als Begbick am Landestheater Darmstadt
uraufgeführt.
Der Packer Galy Gay in Kilkoa geht aus, einen Fisch zu kaufen, und gerät
unter die Soldaten einer englischen Maschinengewehrabteilung, die ihren
vierten Mann beim Einbruch in eine Pagode verloren haben. Sie
verwandeln ihn, damit nichts bemerkt wird, in diesen vierten Mann. Galy
Gay wird Jeraiah Jip. Erst nennt er sich so, zuletzt ist er es. Wer am
Morgen als beschauliches Individuum auszog, marschiert am Abend als
Nummer unter Tausende, als Kollektivbegriff, als Soldat nach Tibet. Mann
ist Mann. Damit es so weit kommt, wird er wie eine Maschine, wie ein
Auto abmontiert und neu aufmontiert. Diese Montage findet in sechs
Nummern statt. Draussen bricht die Armee auf. Die Zeit drängt. Drinnen in
der Kantine bauen die Soldaten einen lebendigen Mann um.
MUTTER COURAGE UND
IHRE KINDER
BRECHT, Bertolt
JAHR:
1941
185
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Mutter Courage und ihre Kinder (DEFA-Film
DDR, 1960)
Regie: Peter Palitzsch und Manfred Wekwerth
HÖRSPIEL :
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
‘Eine Chronik aus dem Dreissigjährigen Krieg’. Anna Fierling, Mutter
Courage genannt, zieht mit ihrem Planwagen und ihren Kindern zwischen
1624 und 1635 kreuz und quer durch Mitteleuropa und geht ihren
Geschäften nach. Der Krieg ist für sie ein Geschäft und sie weiss, davon in
jeder Situation zu profitieren. Durch den Krieg verliert sie aber auch ihre
Kinder, doch sie zieht unbelehrbar weiter.
“Was eine Aufführung von Mutter Courage”, schrieb Brecht einmal,
“hauptsächlich zeigen soll: Dass die grossen Geschäfte in den Kriegen
nicht von den kleinen Leuten gemacht werden. Dass der Krieg , der eine
Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen
Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer. Dass er darum bekämpft
werden muss.”
CANETTI, Elias
DIE BEFRISTETEN
JAHR:
1956
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
68
Fischer
GATTUNG:
Drama
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
(in: Dramen. Hochzeit; Komödie der Eitelkeit; Die Befristeten)
Das Todesproblem greift das Stück Die Befristeten auf. Es spielt in einer
Gesellschaft, in der jeder das Datum seines Todes weiss oder wenigstens zu
kennen glaubt; er trägt Geburts- und Todestag in einer Kapsel um den Hals.
Damit ist jede Unsicherheit vor dem Tod, aber auch jede Gefahr eines
gewaltsamen Todes verschwunden. Als sich dieser Glaube als Irrtum
herausstellt, weil einer, der ”Fünfziger”, die Kapsel öffnet und sie leer
findet, bricht das Chaos herein. Niemand wird mit der neuen “Freiheit zum
Tode” fertig. So wird das Spiel zu einer gnadenlosen Demaskierung der
Lebensangst und der Todesfurcht.
DIE STIMMEN VON
MARRAKESCH
Aufzeichnungen nach einer Reise
CANETTI, Elias
JAHR:
1967
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
96
Fischer
GATTUNG:
Aufzeichnungen
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Zufall führte Canetti 1954 als Begleiter eines Filmteams in eine
bestürzend fremdartige Welt - nach Marrakesch. Erst aus der Distanz, nach
seiner Rückkehr nach London, skizzierte er die Eindrücke dieser Reise. Die
Aufzeichnungen sind kein Reisebericht im klassischen Sinn. Es sind
Miniaturen von atmosphärischen Erscheinungen einer orientalischen
Grossstadt. Canetti streift durch die arabischen und jüdischen Viertel der
Stadt, atmet die seltsamen Gerüche, beobachtet die feilschenden Händler in
den Suks und die Verkäuferinnen duftenden Brotes, vernimmt die Stimmen
der Blinden, Bettler und zungenlosen Krüppel in den Slums, spürt die
hilflose Kreatürlichkeit und Nähe des Todes vor den Kamelen mit ihren
Schlächtern, staunt über die vielen Gesichter armer Juden in der Mellah,
wird Zeuge intimster menschlicher Verhältnisse, sieht Bosheit, Armut und
Prostitution und spürt nur die eine Sehnsucht, die Sehnsucht nach einem
besseren Leben. In diesen Prosastücken von verhaltener Subjektivität
lauscht der präzise Beobachter auf Stimmen, die hinter der Realität die
letzten Dinge offenbaren.
‘Die Stimmen von Marrakesch’ ist jenes Buch, durch das Elias Canetti dem
Leser so etwas wie ein vertrauter Freund wird, und in dem aus allen
Schilderungen von Elend, orientalischer Grossstadtmisere am Rande
menschlichen Daseins, eine Art Freude an allem Menschlichen und
Brüderlichkeit gegenüber dem Fremden strahlt.
Klassisch möchte man den Weltbezug dieser Prosa nennen, weil ihr Autor
mit so inbeirrbarer Kraft auf die Menschen, Tiere und Gegenstände von
Marrakesch blickt, ohne dass die Subjektivität des Schauenden sich je in
den Vordergrund drängte.
So behutsam und scheu Canetti vorangeht, der Leser wird Zeuge eines
Erkenntnisprozesses. Ein Vorgang ohne jegliche intellektuelle
Strapazierung … Es bleibt, was immer Canetti in Marrakesch erlebt und
beobachtet, reine erzählerische Vergegenwärtigung, sinnlich nah und
greifbar.
WIR KINDER VOM
BAHNHOFZOO
CHRISTIANE F.
JAHR:
1978
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Carlsen
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
(BRD, 1981)
Regie: Uli Edel - mit Natja Brunckhorst als
Christiane F.
HÖRSPIEL :
368
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Im Alter von zwölf Jahren kommt Christiane F. in einem Jugendheim zum
Haschisch, kurz darauf in einer Diskothek zum Heroin. Sie wird süchtig,
geht vormittags zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls
heroinabhängigen Freunden auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Die
Berlinerin Christiane F. erzählt mit minuziösem Erinnerungsvermögen und
rückhaltloser Offenheit ihre traurige Geschichte. Ein Buch, das in den 70er
Jahren Deutschland erschütterte - und bis heute nichts von seiner Aktualität
eingebüsst hat.
DAS UNTERNEHMEN DER
WEGA
DÜRRENMATT, Friedrich
JAHR:
1958
50
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Hörspiel
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Hörspiel, das in der Zukunft handelt: Auf der Erde steht der dritte
Weltkrieg kurz bevor. Der westliche Machtblock schickt ein Raumschiff
(Wega) mit einer Politikerdelegation zum Planeten Venus, der als
Strafkolonie vom Ost- und Westblock benützt wird. Das Klima auf diesem
Planeten ist fürchterlich, das Leben primitiv, aber die Bewohner sind
trotzdem glücklich: sie leben in einer Gesellschaft ohne Regierung, jeder
hilft dem anderen spontan. Nun will die Westdelegation diese Leute für
einen Krieg auf der Erde gegen den Ostblock organisieren. Als Belohnung
dürften sie auf die Erde zurückkehren. Aber niemand akzeptiert diesen
Vorschlag. Die Westdelegation fliegt nach dem Misserfolg zur Erde
zurück, vorher aber bombardiert sie noch den Planeten Venus aus dem
Raumschiff.
DÜRRENMATT, Friedrich
DAS VERSPRECHEN
Requiem auf den Kriminalroman
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
Es geschah am hellichten Tag (BRD, 1958)
Regie: Maximilian Schell
La promessa (I, 1979)
Es geschah am hellichten Tag (BRD, 1997)
Das Versprechen, (USA 2001) (The Pledge)
Regie: Sean Penn
JAHR:
1958
160
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Es geht um die Aufklärung eines Sexualmords an einem kleinen Mädchen.
Viele Indizien weisen darauf hin, dass ein Landstreicher (ein Hausierer) der
Täter ist. Kommissar Matthäi hat seine Zweifel und beschliesst, allein und
mit sehr unkonventionellen Methoden den Mörder zu finden. Dabei helfen
ihm eine Zeichnung, die vom ermordeten Mädchen stammt, und ein
anderes Kind, das er als Köder einsetzt.
Obwohl man am Schluss den wahren Mörder kennt, endet der Roman für
Matthäi nicht erfolgreich. Interessant ist, wie Dürrenmatt den
Polizeikommissar selbst zu einer problematischen Figur macht.
Das rote Kleid eines ermordeten Kindes, der unvermeidliche Inspektor, die
Worte ‘bestialischer Mörder’ und ‘Sexualverbrecher’ im Werbetext - und
dennoch geht es hier nicht, wie bisher, um die Zutaten. Vielmehr sind die
Zutaten da, aber sie werden anders behandelt, eine erfrischend neue Sicht
der Polizeiarbeit. Ich bin versucht, Das Versprechen mit erlesenstem
Simenon zu vergleichen. Es hat die gleiche kompakte Länge, es hat einige
derselben Qualitäten - klare Beschreibung, die Fähigkeit, ein Verbrechen so
real zu machen wie irgendeines in der Zeitung, und eine sehr menschliche
Einstellung gegenüber der Polizei.
DER BESUCH DER ALTEN
DAME
DÜRRENMATT, Friedrich
JAHR:
1957
160
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
Tragikomödie
SEKUNDÄRLITERATUR:
Der Besuch (USA, 1963)
Königserläuterungen
Regie: Bernhard Wicki - mit Ingrid Bergman und
Reclam
Anthony Quinn
Beyer/Mentor/Schroedel
Der Besuch der alten Dame (CH, 1982)
Klett/Oldenbourg/Stark
Regie: Max Peter Ammann - mit Maria Schell
Suhrkamp BasisBiographien
und Günter Lamprecht
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Neben den Physikern Dürrenmatts ist es erfolgreichstes Drama, das von der
Rache einer alten Dame handelt, die als junges Mädchen von einem jungen
Mann mit einem Kind sitzengelassen wurde und ihre Heimatstadt verliess.
Jahre später kommt sie als Millionärin in ihr Heimatdorf zurück und bietet
der Stadt viel Geld, aber unter der Bedingung, dass ihr Geliebter von
damals getötet wird. Zuerst lehnen die Einwohner entrüstet ab, doch
allmählich ändern sie unter dem Einfluss der Macht des Geldes ihre
Gesinnung…
DÜRRENMATT, Friedrich
DER METEOR
Nobelpreisträgerstücke
JAHR:
1966
208
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Dramatiker Schwitter (mit
grimmig selbstironischen Zügen Dürrenmatts) ist in der Klinik gestorben,
aber vom Tod auferstanden und in das Maler-Atelier geflüchtet, das er vor
vierzig Jahren bewohnt hat, um hier zu sterben. Es entsteht eine absolut
groteske Situation: Schwitter, der sterben will, kann nicht, und die
Menschen, die zu ihm kommen und leben wollen, werden entweder von
ihm ruiniert oder sterben. Die ‘verkehrte Welt’ - Stoff der Komödie, hier ad
absurdum geführt.
DER RICHTER UND SEIN
HENKER
DÜRRENMATT, Friedrich
JAHR:
1950
192
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Der Richter und sein Henker (BRD, 1975)
Regie: Maximilian Schell
HÖRSPIEL :
Der Richter und sein Henker (DRS, 1986)
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Die Hauptthematik von Der Richter und sein Henker findet man unter
anderem bei Dashiell Hammett, Rex Stout, Raymond Chandler und
Georges Simenon. Grundthema: der Kampf zweier Parteien, deren eine ein
einzelner Detektiv ist. Die ‘gute’ Partei, Inspektor Bärlach, ist todkrank,
und es bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, um den Verbrecher Gastmann zu
überführen. In ihrer Jugend hatten die beiden eine verhängnisvolle Wette
abgeschlossen, die viele Verbrechen nach sich zog.
Was für ein Mensch ist dieser Bärlach? In seiner Menschlichkeit erinnert er
an Maigret. Wie dieser ist er von altem Schrot und Korn, ist in erster Linie
ein konservativer Mensch, der nicht nach juristischen Regeln operiert, der
von den modernen Techniken der Kriminologie wenig hält und lieber
seiner durch Erfahrung gewitzen Nase und dem gesunden
Menschenverstand folgt.
DÜRRENMATT, Friedrich
DER VERDACHT
JAHR:
1951
128
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
In Der Verdacht geht es nicht darum, herauszufinden, wer der Mörder ist,
sondern darum, ob und wie Kommissär Bärlach wieder aus der Falle
kommt, in der er hineingeraten ist. Er hat eine Operation überstanden, und
man nimmt an, dass er noch ein Jahr leben wird. Er liegt im Salemspital in
Bern und liest symbolischerweise in der Zeitschrift ‘Life’. Ein Bild erweckt
den Verdacht seines Arztes -, dass nämlich der berüchtigte Arzt Nehle, der
im Konzentrationslager Stutthof ohne Narkose operierte, mit Dr.
Emmenberger, dem Vorsteher einer Zürcher Privatklinik, identisch sei.
Bärlach hätte allen Grund, anderen die Prüfung dieses Falles zu überlassen:
erstens ist er jetzt pensioniert, und zweitens hätte er wohl ein Recht darauf,
sein letztes Lebensjahr in Ruhe zu geniessen. Es ist keine moralische
Verpflichtung, die ihn treibt, sondern ein unbändiger Trotz ‘in dieser Welt
zu bestehen und für eine andere, besser zu kämpfen, zu kämpfen auch mit
diesem jammervollen Leib, an welchem der Krebs frass’.
DÜRRENMATT, Friedrich
JAHR:
DIE PANNE
1956
192
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
Eine noch mögliche Geschichte
GATTUNG:
Hörspiel + Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
(Hörspielfassung + Erzählung)
Ein Handlungsreisender muss infolge einer Autopanne auswärts
übernachten. Da alle Hotels besetzt sind, findet er privat bei vier älteren
Herren Unterkunft. Diese waren früher auf dem Gericht tätig und halten
sich jetzt “in Form”, indem sie beim Abendessen mit ihren Gästen “Prozess
spielen”: der Handlungsreisende wird von ihnen ins Kreuzverhör
genommen und nach seinem Leben befragt, und da dieser unter
Alkoholeinfluss zu übertreiben beginnt, wird er schliesslich für schuldig
befunden, seinen Chef ermordet zu haben. Der Schluss ist in der
dramatischen Version anders als in der Prosafassung.
DÜRRENMATT, Friedrich
DIE PHYSIKER
JAHR:
1962
96
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Komödie
SEKUNDÄRLITERATUR:
Die Physiker (BRD, 1964)
Regie: Fritz Umgelter
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die unausweichliche Gefährdung der Welt durch die moderne Atomphysik
ist zentrales Thema dieser Komödie. Sie spielt irgendwo in der Schweiz in
einem privaten Nervensanatorium, wo die weltbekannte Psychiaterin Dr. h.
c. Dr. med. Mathilde von Zahnd drei Kernphysiker, harmlose liebenswerte
Irre, behandelt. In der Villa geschehen merkwürdige Dinge, die auch die
Polizei beschäftigen. Inspektor Voss untersucht in kürzester Zeit drei
Morde an Krankenschwestern. Die überraschende Wendung geschieht erst
in der Mitte des zweiten Aktes: Keiner der drei Patienten ist wirklich krank,
sondern weil sie daran interessiert sind, dass die Entdeckungen des
Physikers Möbius (eines der dreiern) in die Hände ihres Staates gelangen.
Da sie sich der Gefahr bewusst werden, die in für die Menschheit besteht,
wenn die revolutionären Entdeckungen in die falschen Hände geraten,
beschliessen sie, als “Verrückte” in der Klinik zu bleiben. Doch die Ärztin
ist bereits im Besitz von Fotokopien…!
HERKULES UND DER
STALL DES AUGIAS
DÜRRENMATT, Friedrich
JAHR:
1954
88
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Stoff ist dem griechischen Mythos entnommen - doch der Stall des
Augias - und mit ihm das total vermistete Elis - , lassen sich nicht mehr
reinigen: Herkules scheitert an der Bürokratie und am Parlament. Der
Nachwelt wird der Morast erhalten, denn sie fürchten sich vor einer
sauberen Welt. Doch endet das Stück nicht in Hoffnungslosigkeit, denn aus
Mist lässt sich fruchtbarer Humus herstellen…
DÜRRENMATT, Friedrich
JAHR:
JUSTIZ
1985
240
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Justiz (D, 1993)
Regie: Hans W. Geißendörfer - mit Maximilian
Schell
HÖRSPIEL :
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Ein Zürcher Kantonsrat erschiesst in einem überfüllten, von Politikern,
Wirtschaftskoryphäen und Künstlern besuchten Restaurant der Stadt vor
aller Augen einen Germanisten, Professor an der Universität; er lässt, zu
zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt, einen jungen, mittellosen
Rechtsanwalt zu sich kommen und erteilt diesem den Auftrag, seinen Fall
neu zu untersuchen unter der Annahme, er sei nicht der Mörder gewesen.
Der junge Anwalt, der den scheinbar sinnlosen Auftrag annimmt, erkennt
zu spät, in welche Falle ihn die Justiz geraten lässt, weil er sie mit der
Gerechtigkeit verwechselt.
DÜRRENMATT, Friedrich
PLAY STRINDBERG
Totentanz nach August Strindberg
JAHR:
1969
66
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Komödie
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ausgangspunkt des “Totentanzes” wie des neugeschaffenen “Play” ist ein
Ehepaar, für das 25 Jahre Gemeinsamkeit zu einem Inferno geworden sind,
aus dem es kein Entrinnen gibt. Sinnfällig ist schon der Schauplatz der
Handlung, eine öde Schäreninsel, wo das Paar völlig einsam lebt. Der
Kapitän Edgar, gesundheitliche moralisch ausgehöhlt, lebt ebenso wie
seine Frau Alice, eine ehemalige Schauspielerin, nur noch in der
Vergangenheit. Die Erinnerung ist für beide die Waffe, mit der sie sich die
Gegenwart unerträglich machen. Sie quälen sich mit beissendem
Sarkasmus und ätzender Schärfe. Ein Vetter Alices namens Kurt, der zu
Besuch kommt, wird von den beiden gleich in den Kampf hineingezogen.
Doch bei Dürrenmatt ist Kurt der Stärkere. Am Ende verlässt er den
Schauplatz und zwei menschliche Wracks. Der alte Mann erliegt langsam
einem Schlaganfall. Der Junge wurde im Ehekrieg “geistig fit gemacht”,
um sich in der Geschäftswelt, die ebenfalls von Erpressung und
Erniedrigung beherrscht wird, erneut zu behaupten.
DÜRRENMATT, Friedrich
ROMULUS DER GROSSE
Eine ungeschichtliche historische
Komödie in vier Akten.
1949 (1980)
UMFANG (Seiten): 176
VERLAG: Diogenes
JAHR:
GATTUNG:
Komödie
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Dürrenmatt bezeichnete dieses Werk als “ungeschichtliche historische
Komödie”, denn die Handlung spielt am 15. und 16. März 476, im
Augenblick des Untergangs des weströmischen Reiches.
Kaiser Romulus lässt sich von schlimmen Nachrichten, die den Vorstoss
der Germanen nach Rom ankündigen, nicht aus der Ruhe bringen. Er
beschäftigt sich weiter mit seiner Hühnerzucht, während die Leute seiner
Umgebung ihn verzweifelt zu Entscheidungen drängen. Aber Romulus
zeigt sich völlig uninteressiert, das römische Imperium noch zu retten. Als
die Germanen bereits in Rom einmarschieren, will man ihn mit einer
Verschwörung eliminieren, aber die Aktion wird äusserst dilettantisch
inszeniert. So erreicht Romulus, was er von Anfang an gewollt hat: das
römische Reich zusammenbrechen zu lassen. Jedoch erfüllt ihm der
Germanenfürst Odoaker die Bitte nicht, ihn zu töten, sondern setzt ihn in
Pension, was für den letzten römischen Kaiser schlimmer ist als der Tod.
Frei und humorvoll wirkt Romulus der Grosse, eine “ungeschichtliche
historische Komödie” in 4 Akten; der Kaiser ist der tragikomische
Philosoph, der, im Gegensatz zum Opfer Ämilian, den Untergangs des
Römischen Reiches nicht aufhalten will; Hühner und die Würde der
einzelnen sind ihm wichtiger als militärische Bravour.
EICH, Günter
DAS JAHR LAZERTIS
JAHR:
1953/58
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Suhrkamp
GATTUNG:
Hörspiel
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Im Zentrum steht ein seltsamer Reisebericht. Stationen der Reise sind die
sinnvollen Veränderungen eines Wortes („Lazertis“), das am Anfang weder
Sinn noch Bedeutung hat. Paul, der Erzähler, von Beruf Maler von
wissenschaftlich exakten Tierbildern, hört das Wort im Halbschlaf an
einem Neujahrsmorgen aus dem Mund von Leuten, die an seinem Fenster
vorbeigehen: Es klang ähnlich wie „Lazertis“. Wüsste er das genaue Wort,
besässe er wie den Stein des Weisen, denn es verbirgt das Geheimnis einer
höheren Wirklichkeit. Deshalb folgt Paul diesem Wort und findet: Laparte
(ein Tierforscher) – Lazerten (Eidechsen) – Laertes (Dr. Bayard) – Lepra –
Lazarus – La Certosa (eine Station für Leprakranke) – la certitude –
Caritas.
EICH, Günter
DIE ANDERE UND ICH
JAHR:
1951/58
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Suhrkamp
GATTUNG:
Hörspiel
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die gutbürgerliche und gebildete Amerikanerin Ellen Harland befindet sich
mit ihrer Familie auf einer Italienreise. An einem heissen Sommertag,
ihrem Geburtstag, wünscht sie sich einen ruhigen Tag am Meer. Während
des Badens fällt sie in Ohnmacht und träumt von nun an das Leben von
Camilla, einer armen italienischen Frau. Der Traum umfasst 41 Jahre dieser
Existenz: Heirat, eine zweite Ehe, vier Kinder, Armut, Enttäuschungen,
Krieg, Verlust. Als sie aus ihrem Koma erwacht, fühlt sie sich der Welt der
geträumten Camilla näher als ihrem privilegierten amerikanischen Leben.
DIE MÄDCHEN AUS
VITERBO
EICH, Günter
JAHR:
1952
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Suhrkamp
GATTUNG:
Hörspiel
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Zwei Handlungen laufen nebeneinander und werden abwechselnd szenisch
entwickelt. Beide stellen die Geschichte von Menschen dar, die gefangen
sind, ohne sich wirklich in Gefangenschaft zu befinden. Einerseits
Gabriele, ein jüdisches Mädchen, mit ihrem Grossvater, die sich vor dem
Hitlerterror seit Jahren bei einer Bekannten, Frau Winter, in Berlin
verstecken, und die sich Tag und Nacht fürchten entdeckt zu werden, was
für sie den Tod bedeuten würde. Anderseits die Mädchen einer Schulklasse
aus Viterbo, die mit ihrem Lehrer Bottari bei einer Exkursion in den
römischen Katakomben verloren haben und nun im Dunkeln darauf warten,
entdeckt zu werden, was ihnen das Leben wieder zurückgeben würde. Die
Geschichte der Schulklasse ist nur eine Erfindung von Gabriele und ihrem
Grossvater: Sie stellen sich die Schicksale der verschwundenen Mädchen
vor und fühlen sich mit ihren Ängsten und Hoffnungen solidarisch.
GEH NICHT NACH EL
KUWEHD
oder Der zweifache Tod des
Kaufmanns Mohallab
EICH, Günter
JAHR:
1950
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Suhrkamp
GATTUNG:
Hörspiel
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Für den Kaufmann Mohallab scheint im Leben alles zu stimmen: Er wird
bald eine schöne Frau (Fatime) heiraten und dank seinen erfolgreichen
Geschäften ein reiches Leben führen. Der Aufenthalt in der Wüstenoase El
Kuwehd ändert aber alles: Mohallab fällt in einen Fiebertraum und erlebt,
wie er allen seinen Reichtum, alle seine Illusionen nach und nach verliert.
Er ist gezwungen, die Existenz eines Sklaven zu führen und zu erleben, wie
man betrogen wird und sich auf keinen Menschen verlassen kann. Nahe am
Abgrund erwacht er aus seinem bösen Traum und wird vor die
Entscheidung gestellt, welchen Weg er gehen will. Aber ist das Leben nicht
vielmehr vom Schicksal bestimmt, vor dem man nicht fliehen kann?
AUS DEM LEBEN EINES
TAUGENICHTS
EICHENDORFF, Joseph Freiherr von
JAHR:
1826
191
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Aus dem Leben eines Taugenichts (BRD, 1978)
Regie: Bernhard Sinkel
HÖRSPIEL :
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Der “Taugenichts” ist ein junger Mann. Er wohnt bei seinem Vater, der
Müller ist. Der Vater muss in der Mühle hart arbeiten, der Taugenichts ist
aber zu faul, um zu arbeiten.
Der Taugenichts fährt nach Wien und arbeitet dort bei einer Gräfin als
Gärtner. Er verliebt sich dann in eine junge Dame, die er für ein “edles
Fräulein” hält, die in Wirklichkeit aber die - nicht-adelige - Begleiterin der
Gräfin ist. Da er als einfacher Mensch meint, sie nicht heiraten zu können,
gehr er wieder auf Reisen, kommt nach Italien und kehrt schliesslich nach
vielen Abenteuern wieder nach Wien zurück. Dort entdeckt er, dass das
geliebte Fräulein keine Gräfin ist, sondern die Tochter des Portiers ist.
Idyllische, typisch romantische Novelle vom ziellosen Wandern eines
Knaben, der die Mühle seines Vaters verlässt, um Gottes Wunder zu
schauen, bei einer Gräfin Gärtner wird, auf geheimnisvolle Weise nach
Italien kommt und endlich eine arme Waise heiratet.
DIE UNENDLICHE
GESCHICHTE
ENDE, Michael
JAHR:
1979
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Piper
GATTUNG:
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
444
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Die unendliche Geschichte (D, 1984), Regie:
Königserläuterungen
Wolfgang Petersen; Die unendliche Geschichte II
Reclam
- Auf der Suche nach Phantásien (USA, D, 1990),
Beyer/Mentor/Schroedel
Regie: G. T. Miller; Die unendliche Geschichte III
Klett/Oldenbourg/Stark
- Rettung aus Phantásien (USA, D, 1994), Regie:
Suhrkamp BasisBiographien
Peter MacDonald
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
»Tu, was du willst« lautet die Inschrift auf dem Symbol der
unumschränkten Herrschaftsgewalt in Phantásien. Doch was dieser Satz in
Wirklichkeit bedeutet, erfährt Bastian erst, als ihn ein magisches Buch in
das wunderbare Land entführt. Phantásien ist vom Untergang bedroht. Um
das Reich der Kindlichen Kaiserin vor dem Nichts zu retten, muss Bastian
immer tiefer in das Land der Irrlichter, Schlafmuffen, Gnomen und
Glücksdrachen eindringen und gerät dabei in den Strudel grenzenloser
Phantasie.
ENDE, Michael
JAHR:
MOMO
UMFANG (Seiten):
oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und
vom Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit
zurückbrachte
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
1973
VERLAG:
302
Piper
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Momo (D, 1986)
Königserläuterungen
Regie: Johannes Schaaf
Reclam
Momo alla conquista del tempo (Animationsfilm,
Beyer/Mentor/Schroedel
I, 2001)
Klett/Oldenbourg/Stark
Momo (Zeichentrickfilm, 2002)
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Momo lebt am Rand einer Großstadt in den Ruinen eines Amphitheaters.
Sie besitzt nichts als das, was sie findet oder was man ihr schenkt, doch sie
hat eine außergewöhnliche Gabe: Sie hat immer Zeit und ist eine
wunderbare Zuhörerin. Eines Tages treten die grauen Herren auf den Plan.
Sie haben es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen abgesehen, und
Momo ist die Einzige, die ihnen noch Einhalt gebieten kann…
FRISCH, Max
JAHR:
ANDORRA
1961
176
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
Stück in zwölf Bildern
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Staat Andorra ist nicht identisch mit dem Pyrenäenstaat, sondern ist
Modell für die Charakterlosigkeit und Herzlosigkeit einer Gemeinschaft,
die sich von dem Nachbarstaat der “Schwarzen” bedroht und schliesslich
besetzt sieht. Angefangen bei dem Vater, der den eigenen Sohn, den er von
deiner “Schwarzen” hat, für ein gerettetes Judenkind ausgibt, über den
Geistlichen, der den jungen Andri zur Annahme seines “Andersseins”
überredet, bis zu denen, die ihn verfolgen und ausliefern, sind alle von
Feigheit und Vorurteil beherrscht.
Andorra ist der Name für ein Modell: Es zeigt den Prozess einer
Bewusstseinsveränderung, abgehandelt an der Figur des jungen Andri, den
die Umwelt so lange zum Anderssein zwingt, bis er es als Schicksal
annimmt. Dieses Schicksal heisst im Stück “Judsein”.
Andorra zeigt die zerstörende Gewalt von Vorurteil und Bildnis an dem
angeblichen Juden Andri, den die Umwelt so lange modelt, bis er sich in
seiner Rolle annimmt und willentlich opfert.
BIEDERMANN UND DIE
BRANDSTIFTER
Ein Lehrstück ohne Lehre
FRISCH, Max
JAHR:
1958
144
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Stück zeigt, wie die Anarchie in das scheinbar so gesicherte Bürgertum
eindringen kann. Der brave Herr Biedermann, Haarwasserfabrikant, muss
wegen seines feigen Benehmens akzeptieren, dass die Macht des Bösen bei
ihm zu Besuch kommt und sich in seiner Wohnung einrichtet.
Der Ringer Joseph Schmitz, eine Mischung aus Frechheit, Schlauheit und
Sentimentalität, bittet um eine Schlafgelegenheit auf dem feuergefährlichen
Speicher. Es gelingt ihm, den ängstlichen Biedermann zu manipulieren,
sogar so sehr, dass dieser noch einen zweiten dubiosen “Gast”, Eisenring,
bei sich aufnimmt. Obwohl es keinen Zweifel geben kann, dass Schmitz
und Eisenring zwei gefährliche Brandstifter sind, versorgt Biedermann sie
gar noch mit Zündhölzern, im naiven Glauben, wenn man des Verbrechers
Freund sei, werde man von ihm möglicherweise geschont.
Frischs Theaterstück will typische Verhaltensweisen des saturierten
Bürgers darstellen. Im Geschäft ist Biedermann ein kalter Rechner und
strenger Chef, aber sein Konformismus rät ihm, sich mit Verbrechern zu
verbrüdern.
Frischs Stück ist die Geschichte des Bürgers Gottlieb Biedermann, der die
Brandstifter in sein Haus lässt, um von ihnen - verzweifelte Hoffnung
opportunistischer Bonhomie - verschont zu werden. Das Stück entlarvt
präzise eine Geisteshaltung, die der Technik des Totalitären zum Erfolg
verhilft.
DER MENSCH ERSCHEINT
IM HOLOZÄN
FRISCH, Max
JAHR:
1979
147
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Holozän (CH, 1992)
Regie: Heinz Bütler und Manfred Eicher
Spezielpreis der Jury beim International
Filmfestival von Locarno 1992
HÖRSPIEL :
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Mit der phantastischen Wachheit des Einsamen registriert Herr Geiser die
kleinen Anzeichen einer denkbaren Katastrophe. Das Tal (*) ist durch
Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Gefasst darauf, dass eines Tages
der ganze Berg ins Rutschen kommt und das Dorf verschüttet für alle Zeit,
liest Herr Geiser im Lexikon, in der Bibel, in Geschichtsbüchern und
schreibt ab, was nicht vergessen werden soll. Max Frisch erzählt die letzten
Alltage eines Mannes, der begreift, dass er sich abhanden kommt und
eingehen wird ins Unbewusstsein der Natur, in Erdgeschichte mit ihren
Jahrmillionen. Max Frisch hat einen grausam-faszinierenden, zwiespältigen
Abgesang und Lobgesang auf ein Stück Leben geschrieben.
(*) Frisch selbst hat im Onsernone-Tal (Berzona) gelebt.
DON JUAN ODER DIE
LIEBE ZUR GEOMETRIE
Eine Komödie in fünf Akten
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
FRISCH, Max
JAHR:
1953
112
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Komödie
Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (D, 2001) SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Regie: Thomas Birkmeir
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (BR,
Rowohlt-Bildmonogr.
1965); Regie: Michael Kehlmann
INHALT
Don Juan liebt nicht die Frauen, sondern die Geometrie, und um sich nicht
selbst zu verlieren, verlässt er die Frauen. Seine Hybris, ohne ein Du
auszukommen zu wollen, wird bestraft: um seiner Verführerrolle zu
entgehen, inszeniert er selbst die Legende von seiner Höllenfahrt und endet
als Gefangener einer Frau, die ihn zum Vater macht.
Interessant ist die Lektüre, wenn man andere Versionen der Geschichte
kennt, z.B. Mozarts Oper ‘Don Giovanni’ oder Molières ‘Don Juan’.
FRISCH, Max
HOMO FABER
Ein Bericht
VERFILMUNG:
JAHR:
1957
304
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Homo Faber (F/D, 1991)
Regie: Volker Schlöndorff
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Homo Faber wird der Schweizer Ingenieur Walter Faber beziehungsreich
genannt, dem dieser erzählte Bericht in den Mund gelegt ist. Faber ist die
vollkommene Verkörperung der technischen Existenz, die sich vor dem
Zufall und dem Schicksal sicher glaubt. Diesen Faber, der das fünfzigste
Lebensjahr schon überschritten hat, lässt Frisch systematisch mit der
aussertechnischen Welt, dem Irrationalen, zusammenstossen. Faber bleibt
davon zunächst unerschüttert: die Notlandung seines Flugzeuges in der
Wüste, der Selbstmord seines ehemaligen Freundes im Dschungel von
Mexiko - das bringt sein rational zementiertes Weltbild nicht ins Wanken.
Ernsthaft wird es erst bedroht, als Faber durch die Ereignisse zu einem
Rechenschaftsbericht über seine eigene Vergangenheit gezwungen wird.
Ein junges Mädchen verliebt sich in ihn. Es stellt sich heraus, dass es seine
eigene Tochter ist, von deren Existenz er nichts gewusst hat.
Hineingezogen in das Stärkste, was das menschliche Leben an irrationalen
Einbrüchen zu bieten hat, bricht sein frohgemuter Rationalismus
zusammen. Faber sieht sein verfehltes Leben und nimmt den Tod in seine
Welt auf.
Nichts ist zufällig an diesem Bericht. Er ist das Ergebnis einer souveränen
dichterischen Konzeption, die bei äusserster sachlicher Strenge mit den
Mitteln einer schlichten, präzisen, pathoslosen, fast kargen Prosa in die
Tiefen der menschlichen Existenz hinablotet. Alles ist Klarheit, alles
Substanz.
FRISCH, Max
JAHR:
STILLER
1954
441
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Bei der Einreise in die Schweiz wird Mr. White festgenommen, weil er für
die Grenzpolizei mit dem verschwundenen Bildhauer Anatol Ludwig
Stiller identisch ist. Frühere Freunde, sein Bruder, seine Frau Julika und der
Staatsanwalt bestätigen in Aussagen und gemeinsamen Erinnerungen
diesen Verdacht. Die Aufzeichnungen des Mr. White in der
Untersuchungshaft aber wehren sich gegen diese Festlegung mit der
Behauptung: »Ich bin nicht Stiller!« In immer neuen Erzählungen will er
dieser Fixierung entgehen, weil ihm diese Identität fragwürdig geworden
ist und weil er sich die Freiheit der Wahl, ein anderer zu sein, erhalten will.
»Das Ich wird eine Behauptung der Welt, der man eine Gegenbehauptung,
ein Nicht-Ich entgegenstellt. Anders gesagt: an Stelle des Ichs tritt ein
fingiertes Ich, und das Ich wird ein Objekt. Romantechnisch gesehen: das
Ich wird ein Kriminalfall. Einfacher ausgedrückt: Frisch hat sich durch
diese Form, die gleichzeitig Handlung, gleichzeitig Problematik ist, in
einen anderen verwandelt, der nun erzählt, nicht von Stiller zuerst, sondern
von sich, von White eben, für den Stiller der andere ist, für den er sich nun
zu interessieren beginnt und dem er nachforscht, weil man doch ständig
behauptet, er sei mit ihm identisch. Gerade durch diese Romanform wird so
Selbstdarstellung möglich, gesetzt -, der Leser mache auch mit, spiele mit.
Ohne Mitmachen ist der Stiller weder zu lesen noch zu begreifen.«
Friedrich Dürrenmatt
GLAUSER, Friedrich
DER CHINESE
JAHR:
1939
240
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Der Chinese (D/CH, 1978)
Regie: Kurt Gloor - mit Heinz Moser als Studer
HÖRSPIEL :
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Eine Schweiz, wie sie sonst keiner kennt: Pfründisberg (ein Dorf), ohne
jeden Fremdenverkehr, ein Weiler, bestehend aus einer Armenanstalt, einer
Gartenbauschule, zwei Bauernhöfen, der Schnapsbeize 'Zur Sonne',wo die
Armenhäusler am Wochenende ihren Schnaps trinken und aus dem
Friedhof, wo man auf einem Grab die Leiche des sogenannten 'Chinesen'
findet, eines in seine Heimat zurückgekehrten Auslandschweizers - er ist
erschossen worden, es ist Mord, und seine Ermordung hat der 'Chinese '
schon vor drei Monaten dem Wachtmeister Studer vorausgesagt. Der
Chinese ist mehr als ein Rätselspiel für den Fahnder Studer - soziale und
psychische Atmosphäre: Armut und Angst, wie sie Simenon nicht besser
geschildert hätte.
Glauser, den man in seinem Leben zum Lügner gemacht hatte, stellte fest,
dass alle Lügen. Ihm leuchtete die Kollektivlüge ein; ansonsten wäre in
einer Gesellschaft das nicht möglich, was er 'Geselligkeit' nannte. Genau
diese Geselligkeit aber zerstörte er. Er, der nicht ins Bild passte, zeigte, wie
das Bild nicht stimmt. Er führte vor, was wir alle zu vermeiden versuchen:
“Als jener arme Hund dazustehen, der jeder von uns nun einmal ist.”
GLAUSER, Friedrich
KROCK & CO.
JAHR:
1941
144
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Krock & Co. (D/CH, 1976)
Regie: Rainer Wolffhardt - mit Heinz Moser als
Studer
HÖRSPIEL :
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Wachtmeister Studer ist kein superschlauer Meisterdetektiv mit
divinatorischen Kombinationsgaben, eher der Typ des etwas schwerfälligen
Dorfpolizisten, eines Mannes, der den Alkohol nicht verschmäht und der
sich gern aus der Enge seiner Lebensverhältnisse hinwegträumt in bessere
ferne Welten. Er ist ein Mann, der aus eigener Erfahrung weiss, was es
heisst, im Schatten dahinleben zu müssen.
Wie Maigret muss Studer eine Zeitlang im Milieu der Verdächtigen
untertauchen, muss ein Teil dieses Milieus werden, dann kann er mühelos
so viele Verdächtige ausscheiden, bis der Schuldige zwangsläufig
übrigbleibt. Studer freilich tut dies auf eine zurückhaltende und bedächtige
Berner Art; er weiss: “Es war nie gut, sich auf einen Fall zu stürzen wie
eine hungrige Sau aufs Fressen”; er macht systematisch Bekanntschaften
und sammelt Bilder, “eigentlich nicht anders als ein Fisel
Schokoladebildli.“
GLAUSER, Friedrich
MATTO REGIERT
JAHR:
1936
320
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Matto regiert (CH, 1946); Regie: Leopold
Lindtberg - mit Heinrich Gretler als Studer
Matto regiert (D/CH, 1980); Regie: Wolfgang
Panzer - mit Heinz Moser als Studer
HÖRSPIEL :
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Unfall oder Mord? Wachtmeister Studer recherchiert in einer Umgebung,
die Glauser aus eigener Erfahrung nur zu gut gekannt hat:
“Eine Geschichte muss irgendwo spielen. Die meine spielt im Kanton
Bern, in einer Irrenanstalt. Was weiter? … Man wird wohl noch
Geschichten erzählen dürfen?”
Offenkundig autobiographisch geprägt ist dieser Roman, der eine
deprimierende Fülle hoffnungsloser Lebensläufe ganz undramatisch
erzählt, als handle es sich um lauter Normallfälle, . Lebensläufe, die im
Alkoholismus, in Schizoprenie und Mord enden.
In diesem Werk Glausers ist auch ein surrealistisches, ein visionäres
Element, Einfühlung für die geistig Behinderten und Einblick in ihre
andere Welt: “Ich kann mich nicht mehr über Verrückte wundern, die
Stimmen hören, denn ich habe selbst Unsichtbare sprechen gehört.” Der
Roman Matto regiert spielt in einem Irrenhaus, in einer Nervenklinik also,
und das Irrenhaus wiederum ist hier - wie schon oft - ein Bild für die Welt.
GLAUSER, Friedrich
WACHTMEISTER STUDER
JAHR:
1936
256
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Wachtmeister Studer (CH, 1939)
Regie: Leopold Lindtberg - mit Heinrich Gretler
als Studer
HÖRSPIEL :
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Mord? Selbstmord? Oder doch Mord? Der erste Roman Glausers mit
Wachtmeister Studer.
Glauser erfand die Figur des Wachtmeisters Studer. Nach eigener Auskunft
dachte er dabei an Georges Simenons Maigret. Aber Studer wurde nicht zu
einer Kopie. Glauser verhalf ihr zu unverkennbar helvetischer
Selbständigkeit, indem er das Hintergründige in die Biederkeit steckte.
Der Fahnder, den sogar die Sträflinge mit 'Eh, der Studer!' begrüssen, ist
ein massiger Mann, 'schwer und hart wie einer jener Felsblöcke, die man
auf Alpwiesen sieht'. Wer je den Schauspieler Heinrich Gretler im Film als
Wachtmeister Studer gesehen hat, der kann auf weitere Metaphern
verzichten. Studers Lieblingsgetränk ist 'Kaffee Kirsch', unter seinem
Schnauzer ragt eine Brissago hervor, und wenn er seine langen Verhöre
beginnt, dann zieht er ein Ringbuch aus der Tasche und fordert den
Verdächtigen auf: “Hocked ab”. Das ist ein Ritus wie das Bier und die
belegten Brote, die sein Pariser Kollege Maigret aus der Brasserie
Dauphine holen lässt.
DIE LEIDEN DES JUNGEN
WERTHER
Leipzig 1774
GOETHE, Wolfgang
JAHR:
1774
224
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Brief-Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Mit dem "Werther" wurde der junge Goethe richtig berühmt. Die
Liebesgeschichte mit dem tragischen Schluss war eine literarische
Sensation. Das Werk ist in Form von Briefen verfasst, die Werther seinem
Freund Wilhelm schreibt.
Werther lebt nur mit seinen Gefühlen. Auf einem Tanzfest verliebt er sich
in Lotte (Charlotte), die aber schon einem anderen Mann (Albert)
versprochen ist. Solange ihr Verlobter fort ist, besucht Werther sie fast
jeden Tag. Seine Liebe wird aber ein Problem, als Albert zurückkehrt;
Werther muss die Unmöglichkeit seiner Liebe erkennen. Zwar ist Albert
ein sehr angenehmer Mensch, der Werther seine Freundschaft anbietet.
Dieser leidet immer mehr an seiner unerfüllten Liebe, aber es gelingt ihm,
Lotte zu verlassen und sie für einige Zeit zu vergessen. Als er von der
Heirat Lottes mit Albert erfährt, beschliesst er zu ihr zurückzukehren und
sie wieder regelmässig zu besuchen. Er ist überzeugt, Lotte mehr zu lieben
als ihr eigener Mann, und steigert sich in eine verzweifelte Liebe hinein.
Nachdem Lotte ihn ermahnt hat, sie nicht mehr zu besuchen, drückt
Werther sie an sich und küsst sie heftig, worauf sie ihn zurückstösst und
ihn nie mehr sehen will. In seinem Abschiedsbrief schreibt Werther: "Ich
will sterben"; zwei Tage später wird er sich mit Alberts Pistole das Leben
nehmen.
Werther kann als ein übersensibler Mensch gesehen werden, aber auch als
jemand, der sich nicht helfen lassen will. Er ist eigentlich ein Narziss, der
Lottes Liebe nur für sich selbst braucht.
GOETHE, Wolfgang
JAHR:
FAUST I
1808
298
VERLAG: Feltrinelli (zweisprachig)
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Drama
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Faust-Drama gilt als das Hauptwerk Goethes, auf dem Höhepunkt der
Weimarer-Klassik. Doktor Faust ist ein Gelehrter, der mit seinem Wissen
unzufrieden ist und deshalb einen Pakt mit dem Teufel (Mephisto)
schliesst. Mephisto soll Faust helfen, alle Freuden der Welt zu erleben;
Faust gibt ihm dafür seine Seele. Zuerst führt Mephisto ihn in eine
Hexenküche, wo er einen Zaubertrank erhält und so seine Jugend wieder
gewinnt. Er stürzt sich in Liebes-Abenteuer, begegnet der jungen
Margarete (Gretchen) und verliebt sich in sie. Mit Mephistos Hilfe verführt
er das Mädchen und stürzt sie so, ohne an die Folgen zu denken, ins
Unglück. Gretchen wird schwanger, aber Faust lässt sie allein, so dass sie
verzweifelt ihr Kind tötet und deshalb zum Tod verurteilt wird. Der
Versuch von Faust, Gretchen aus dem Gefängnis zu befreien, misslingt,
weil sie verrückt geworden ist. Auch Gretchens Mutter und ihr Bruder
kommen wegen Faust und Mephisto ums Leben.
Die Geschichte vom Doktor Faust beruht auf einer historischen Figur des
15./16. Jahrhunderts. Die Generation Goethes sah in dieser Figur den
starken Wunsch eines Universalgenies nach Freiheit. Goethe verknüpfte
den Faust-Stoff mit einer zweiten Handlung: Er studierte die ProzessDokumente der Kindsmörderin Susanna Margarete Brandt, die 1772 in
Frankfurt hingerichtet worden war, und die für die Gretchen-Tragödie als
Vorbild diente.
GOTTHELF, Jeremias
DIE SCHWARZE SPINNE
JAHR:
1842
172
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Gotthelf verarbeitete das aus dem Mittelalter stammende Sagenmotiv von
der schwarzen Spinne (Symbol für die Pest von 1350 und weitere
Epidemien) zu einer unheimlichen, spannenden Erzählung. Die Bauern
eines Dorfes litten unter der harten Arbeit, die sie für die deutschen Ritter
entrichten mussten. Sie wandten sich daher an den Teufel, und die junge
Bäuerin Christine musste ihm versprechen, dass er ein neugeborenes Kind
bekomme. Der Teufel hilft nun wirklich, aber man will ihm den Lohn nicht
geben. Da erscheint auf Christines Wange, an der Stelle, wo sie der Teufel
geküsst hat, eine schwarze Spinne und andere Spinnen bringen Krankheit
und Tod. Es gelingt, die Spinne zu fangen, doch zwei Jahrzehnte später
wird sie durch Unvorsicht befreit und bringt wieder Unheil.
GRASS, Günther
DIE BLECHTROMMEL
JAHR:
1959
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
dtv
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Die Blechtrommel (BRD/P/F/JU 1980)
Regie: Volker Schlöndorff
HÖRSPIEL :
784
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Ort und Zeit: Danzig und Deutschland vor, während und nach dem Zweiten
Weltkrieg
Erster Teil der Danziger Trilogie (Teil 2: Katz und Maus; Teil 3:
Hundejahre)
Der Ich-Erzähler der Blechtrommel ist der Sonderling Oskar Matzerath. Er
kommt im Jahr 1924 in Danzig zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt ist sein
Verstand bereits vollständig entwickelt. Zum dritten Geburtstag erhält er
eine Blechtrommel, die ihn in der Folge überallhin begleiten wird. Da er
seit seinem dritten Geburtstag nicht mehr wachsen will, weil er nicht so wie
die Erwachsenen werden möchte, kann er als scheinbar ewiges Kind aus
der Perspektive von unten über die Welt der Erwachsenen berichten. Dank
seiner Blechtrommel kann er sich auch Ereignisse, an denen er nicht
unmittelbar beteiligt war, vergegenwärtigen und so etwa darüber berichten.
Er protestiert gegen die Gemeinheit der Spießbürger, indem er auf seine
rotweiße Kindertrommel schlägt und mitunter mit seiner schrillen Stimme
so laut schreit, dass Glas zerspringt…
"Die Blechtrommel ist ein grotesker Schelmenroman über die Zeit des
Nationalsozialismus' und die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft. Mit
überbordender Fabulierlust und großer erzählerischer Kraft türmt Günter
Grass Geschichte auf Geschichte."
[Unmittelbar nach dem Erscheinen wurde das Buch wegen angeblich
pornografischer Szenen kritisiert.]
GRASS, Günther
KATZ UND MAUS
JAHR:
1961
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
dtv
GATTUNG:
VERFILMUNG:
192
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
Katz und Maus (BRD, 1967)
Regie: Hansjürgen Pohland
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ort und Zeit: Danzig nach dem Zweiten Weltkrieg
Zweiter Teil der Danziger Trilogie (Teil 1: Die Blechtrommel; Teil 3:
Hundejahre)
Der kränkelnde Gymnasiast Joachim Mahlke wird sich durch den
spielerischen Angriff einer Katze auf seinen übergrossen Adamsapfel
seiner Aussenseiterrolle bewusst. Da strengt er sich zu sportlichen
Höchstleistungen an, um in die Gemeinschaft der Mitschüler aufgenommen
zu werden: er wird zum schnellsten und besten Schwimmer und zu einem
ausgezeichneten Taucher. In der Freizeit nützt er diese Fähigkeiten immer
wieder aus, um zu einem Wrack zu tauchen. Allerlei pubertäre Erlebnisse
und Erfahrungen werden teilweise derb beschrieben. [Unmittelbar nach
dem Erscheinen sollte das Buch wegen angeblich pornografischer Szenen
verboten werden.]
Seine Kompensierungsversuche bringen Mahlke im Krieg sogar einen
Tapferkeitsorden ein.
"Nicht der Ich-Erzähler ]Pilenz] steht in Katz und Maus im Fokus, sondern
dessen Mitschüler Joachim Mahlke. Als dieser sich seines übergroßen
Adamsapfels und seiner Außenseiterrolle bewusst wird, tut er alles, um
nicht nur von der Gemeinschaft aufgenommen, sondern auch als Held
respektiert zu werden. Am Ende muss er jedoch einsehen, dass es ihm
nichts gebracht hat. Er kommt nicht gegen die (durch die Katze
symbolisierte) Gesellschaft an."
HACKL, Erich
ABSCHIED VON SIDONIE
JAHR:
1989
128
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
“Am 18. August 1933 entdeckte der Pförtner des Krankenhauses von Steyr
ein schlafendes Kind.”
Abschied von Sidonie erzählt von einem Zigeunermädchen, das 1943 in
Österreich seinen Pflegeeltern weggenommen und vergast wurde.
Das Zigeunerkind, bei der Arbeiterfamilie Breirather in liebevoller Obhut,
wurde das Opfer pflichtbewusster Lehrer, Fürsorgerinnen und Amsstellen,
die ihren Tod in Auschwitz hätten verhindern können.
HACKL, Erich
AURORAS ANLASS
JAHR:
1987
160
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
“Eines Tages sah sich Aurora Rodriguez veranlasst, ihre Tochter zu töten.”
Auroras Anlass erzählt von der spanischen Feministin Aurora Rodriguez,
die 1917 ein menschliches Experiment begann. Sie züchtete aus ihrer
Tochter Hildegart eine perfekte Revolutionärin, eine Art sozialistische
Eislaufprinzessin. Als Hildegart eigene Wege ging, zog Mutter die Pistole.
HACKL, Erich
SARA UND SIMÓN
Eine endlose Geschichte
JAHR:
1995
208
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
“Zur Zeit der Militärdiktatur geriet ein Bürger der Stadt Montevideo,
Eduard Canterucci Pérez, in helle Aufregung.”
Die angehende Lehrerin Sara Méndez war 1973 nach dem Militärputsch
mit ihrem Freund aus Montevideo nach Buenos Aires geflüchtet. Drei
Wochen vor ihrer Verhaftung war ihr Sohn auf die Welt gekommen. In
einer ehemaligen Autowerkstatt wurde Sara von Experten der
Militärdiktatur gefoltert. Ihrem Mann gelang die Flucht. Ihr Sohn blieb
verschwunden. Nach ihrer Freilassung fünf Jahre später begann Sara nach
ihm zu suchen. Spuren verdichteten sich, dass Simón in Montevideo zur
Adoption gegeben worden war. Alle gerichtlichen Anläufe, Gewissheit
über das Schicksal des Kindes zu erhalten, scheiterten.
DIE ANGST DES
TORMANNS BEIM
ELFMETER
HANDKE, Peter
JAHR:
1972
120
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (BRD,
1971)
Regie: Wim Wenders
HÖRSPIEL :
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
“Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter Tormann gewesen
war, wurde, als er sich am Vormittag zur Arbeit meldete, mitgeteilt, dass er
entlassen sei.” (…)
Ein Mord geschieht, der Täter verreist in ein Dorf an der Grenze, seine
Entdeckung durch die Polizei steht bevor. Dies ist der Fall des ehemaligen
Torwarts Josef Bloch. - Handke erzählt konsequent. Nicht was Bloch
zustösst, die Fabel also, sondern seine innere Entwicklung, der Prozess
seiner Entfremdung ist Thema der Erzählung. Wer die anerkannte Ordnung
verletzt, sieht die Umwelt anders: Die Begriffe treten dem Subjekt als
Bilder entgegen, als Verhaltensappelle. Die Dinge beherrschen in der Form
ihrer sprachlichen Korrelate den, der sie verwendet.
WUNSCHLOSES
UNGLÜCK
HANDKE, Peter
JAHR:
1972
132
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
“Unter der Rubrik VERMISCHTES stand in der Sonntagsausgabe der
Kärntner ‘Volkszeitung’ folgendes: ‘In der Nacht zum Samstag verübte
eine 51jährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch
Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten.’
Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich
möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu
schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige
Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem
Selbstmord reagierte. (…)”
HASLER, Eveline
ANNA GÖLDIN
JAHR:
1982
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Letzte Hexe
224
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Geschichte des letzten Hexenprozesses in Europas
Die Augenzeugen schwiegen nicht. Alles redete über das »nadelspeiende«
Kind. Obwohl die Phänomene erst achtzehn Tage nach Weggang der
Göldin aufgetreten waren, dachte jeder sofort an die Stecknadeln in der
Milch. Die Göldin, hiess es, habe das Kind »verderbt«.
HASLER, Eveline
DIE VOGELMACHERIN
Die Geschichte von Hexenkindern
JAHR:
1997
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
208
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ein elfjähriges Mädchen, ein eigenwilliges, phantasievolles Kind, das
elternlos in einem abgelegenen Tal aufwächst, behauptet, es könne Vögel
machen. 1652 wird es unter der Anklage der Hexerei aufgegriffen und nach
einem qualvollen Prozeß in Luzern hingerichtet. Bestraft wird das
Vergehen, sich gottgleiche Schöpferkräfte angemaßt zu haben.
Doch hat die Obrigkeit mit Bedacht das elternlose Kind als Opfer
ausgewählt: das schwächste Glied einer Gemeinschaft aufrührerischer
Bauern, die zur Raison gebracht werden sollen. Sieben Jahre später in
Oberschwaben ein anderer Fall: Ein neunjähriger Junge und seine
elfjährige Schwester werden der »Buhlschaft mit dem Teufel« verdächtigt
und verurteilt. Zu jung für eine Hinrichtung, werden sie vier lange Jahre im
Kloster Buchau »aufbewahrt«, bis das Urteil an ihnen vollstreckt wird.
HASLER, Eveline
DIE WACHSFLÜGELFRAU
Geschichte der Emily Kempin-Spyri
JAHR:
1991
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
272
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Leben einer Frau, die von ihrer Zeit nicht vorgesehen war.
In Zürich liess man Emily Kempin zwar doktorieren, ihren Beruf ausüben
durfte sie jedoch nicht. In New York möchte sie werden, was man ihr in
der Heimat verweigert: Anwältin und Dozentin.
HASLER, Eveline
JAHR:
IBICABA
1985
UMFANG (Seiten):
Das Paradies in den Köpfen
VERLAG:
288
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das vermeintliche Paradies …
Im 19. Jahrhundert sind in Zürich, Graubünden, dem Glarnerland und im
Aargau Hunger und Elend so gross, dass es zu einer riesigen
Auswanderungswelle ins »gelobte Land« Brasilien kommt. Auch im Jahr
1855 begibt sich wieder eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern
auf die weite Reise ins vermeintliche Paradies …
HASLER, Eveline
TELLS TOCHTER
Julie Bondeli und die Zeit der
Freiheit
JAHR:
2004
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
256
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
»Julie verbindet den Verstand eines Mannes und den Witz einer Frau, die
Feder von Voltaire und den Kopf von Leibniz.« Jean-Jacques Rousseau
Im 18. Jahrhundert macht in Bern eine mutige junge Frau von sich reden:
Julie Bondeli mischt sich ein in die politischen Debatten der Männer, sie
ignoriert deren Regeln für das weibliche Geschlecht, sie korrespondiert mit
den führenden Köpfen der Aufklärung und ringt auch ihren Gegnern
Bewunderung ab. Auch als Julies Lehrer und Vertrauter Samuel Henzi
wegen seiner Manifeste für eine politische Reform öffentlich hingerichtet
wird, lässt sie sich nicht entmutigen: Sie kämpft weiter für Demokratie und
Freiheit und die Rechte der Frauen. Ihr literarischer Salon wird zum
Treffpunkt junger Intellektueller.
HAUPTMANN, Gerhard
BAHNWÄRTER THIEL
JAHR:
1888
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Reclam
GATTUNG:
VERFILMUNG:
55
Novellistische Studie
SEKUNDÄRLITERATUR:
Bahnwärter Thiel (BRD, 1968)
Regie: Werner Völger
Bahnwärter Thiel (DDR, 1982)
Regie: Hans-Joachim Kasprzik
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Gerhart Hauptmanns 1888 erschienene "novellistische Studie" Bahnwärter
Thiel ist das erste bedeutende Prosawerk des deutschen Naturalismus.
Bahnwärter Thiel ist in zweiter Ehe mit der herrschsüchtigen Lene
verheiratet. Als Tobias, Thiels geistig und körperlich zurückgebliebender
Sohn aus erster Ehe, unter einen Zug gerät und stirbt, wird Thiel zum
Mörder und verfällt dem Wahnsinn.
In knapp ausgeführten Bildern und straffer Erzählführung entwirft
Hauptmann eine psychopathologische Studie, in der er die Person Thiels
als Spielball von Triebkräften und unklaren Bewusstseinszuständen
zeichnet und die Darstellung der Aussenwelt zur Spiegelung innerer
Zustände verwendet. Dabei erreicht er eine sprachliche Intensität, die
bereits auf expressionistische Stilformen vorausweist.
HAUPTMANN, Gerhard
DER BIBERPELZ
Eine Diebskomödie
JAHR:
1893
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
96
Ullstein
GATTUNG:
Komödie
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Hauptmanns Diebeskomödie Der Biberpelz zählt zu einer der wenigen
gelungenen Komödien in der deutschen Literatur, deren besonderes
Merkmal der offene Schluss ist.
Mutter Wolff, nie kleinlich, wenn es um das Wohl ihrer Familie geht,
stiehlt einen Pelz. Amtsvorsteher Wehrhahn untersucht den Fall peinlich
genau und verdächtigt mit kriminalistischem Scharfblick 'königsfeindliche
Elemente'.
HESSE, Hermann
JAHR:
DEMIAN
1919
240
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
Die Geschichte von Emil Sinclairs
Jugend
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Demian oder Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend. Diese verfremdete
Darstellung seiner eigenen Lebenskrise erschien gleich nach dem ersten
Weltkrieg und hatte eine grosse Wirkung. Einflüsse des Psychologen C. G.
Jung und des Philosophen Nietzsche werden bei der Ich-Suche Sinclairs,
der von Demian - erst der Führer der gefährdeten Jugend, dann aber immer
mehr ins Mythische transponierte Figur - geleitet wird. Hesses
Grundthematik, die Antinomie von Natur (= Chaos) und Geist (=
Ordnung), widerspiegelt sich in einer Fülle nicht aufzulösender Sinnbilder.
Nur durch Bändigung der dämonischen Triebwelt des eigenen Ich gewinnt
Sinclair an Lebenssicherheit und führt zum Neubeginn.
Mit diesen Ideen versuchte Hesse jedoch nicht nur die individuelle
Entwicklung des Einzelnen darzustellen. Das Buch war auch eine Antwort
auf den Krieg und die anschliessende Kulturkrise.
HESSE, Hermann
DER LATEINSCHÜLER
JAHR:
1907
71
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Obwohl diese Geschichte der ersten Liebe eines sechzehnjährigen Schülers
in der längst vergangenen Welt und Zeit vor der Jahrhundertwende spielt,
ist sie von einer Genauigkeit der Menschenkenntnis, die heute nicht
weniger betroffen macht als zum Zeitpunkt ihrer Niederschrift vor achtzig
Jahren.
HESSE, Hermann
DER STEPPENWOLF
JAHR:
1927
312
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Der Steppenwolf (BRD, 1974)
Regie: Fred Haines - mit Max von Sydow in der
Hauptrolle
HÖRSPIEL :
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Der Steppenwolf ist der Roman des modernen Künstlers, der an sich selber
und an der entketteten Gegenwart leidet. Der Typus ‘Steppenwolf’ ist
Symbol für den verzweifelten Aussenseiter, der, mit der Liebesbitte im
Herzen, beleidigen, zerstören, leiden und Schmerz bereiten muss, den
Einsamen, der in gnostischem Allgefühl auch das Schicksal des Aussen,
der Welt in sich selber trägt. Aus diesem Schicksalsgefühl wird alles, was
dem Künstler widerfährt, Schicksal, und stellvertretend leidet er für alle.
Unter dem Namen Harry Haller tritt der Dichter seine abenteuerliche Fahrt
des Herzens an, durch den Taumel der Stadt, durch das Labyrinth des
Unbewussten wie der Ulysses im Roman von James Joyces.
HESSE, Hermann
KINDERSEELE
JAHR:
1920
80
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Als Hesse diese Erzählung schrieb, lagen die Begebenheiten, an die er sich
hier erinnert, fast dreißig Jahre zurück. Die topographische ebenso wie die
psychologische Präzision des Geschilderten, die sich über Jahrzehnte
hinweg unauslöschlich in allen Einzelheiten bewahrt hat, verrät, wie
einschneidend dieses Erlebnis gewesen sein muß, das sich am 11.
November 1889 zugetragen hat.
HESSE, Hermann
NARZIß UND GOLDMUND
JAHR:
1930
408
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Als Goldmund ins Kloster von Maulbronn eintrat, um die klassischen
Sprachen und Wissenschaften zu lernen, war Narziß dank seiner
ausserordentlichen Klugheit schon in der Rolle des Lehrers. Goldmund und
Narziß bewundern einander gegenseitig und schliessen bald Freundschaft,
eine eigenartige Freundschaft zwischen einem künstlerisch äusserst
begabten Jungen und einem asketischen, intellektuellen Mönch.
Da Goldmund nach Freiheit und Abenteuer strebt, müssen sich die Wege
der beiden trennen. Hier beginnt Goldmunds lange Wanderschaft, deren
wichtigste Episode seine Ausbildung zum Bildhauer ist. Der zügellose
Charakter treibt ihn immer weiter und beschert ihm einige gefährliche
Erlebnisse. Schliesslich ist es Narziß, inzwischen Abt geworden, der ihn
vor dem Tode rettet.
Hermann Hesse hat mit diesem Roman zwei Lebenswege, zwei
“Biographien”, beschrieben, die verschiedener nicht sein könnten: auf der
einen Seite das ruhige, geistige Leben von Narziß, auf der anderen die
stürmische, kreative, sinnliche Natur von Goldmund. Allerdings sind
Rationalität und Kreativität nicht einfach zwei entgegengesetzte Pole; die
beiden ergänzen sich am Schluss zur Einheit, zur Harmonie.
In der Klosterschule schliessen der asketische Mönch Narziß und der
künstlerisch begabte Goldmund Freundschaft. Durch psychoanalitische
Einwirkung gibt Narziß dem Freunde die Erinnerung an die vergessene
Mutter zurück und öffnet ihm den Weg zu seiner wahren Natur. Goldmund
geht durch unzählige Liebesabenteuer hindurch, in denen er das Urbild der
Mutter, das das Weib als Eva und Madonna, sucht.
HESSE, Hermann
PETER CAMENZIND
JAHR:
1904
215
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Schicksal von Peter Camenzind ist im Grunde das Schicksal von uns
allen. Man kann sich nicht auf seinen Lebensweg begeben, ohne die intakte
Stille seiner Herkunft zu verlassen, hinter sich zu lassen.
Peter Camenzind wurde im kleinen Dorf Nimikon geboren, und dort
verbrachte er die Kindheit, zwischen hohen Bergen, konfrontiert mit der
harten Natur. Nimikon wird zum Symbol für Einfachheit und Ehrlichkeit,
eine Gemeinschaft, wo Camenzind unbeschwert leben kann und Schutz
findet. Anders ist es später während des Studiums in der Stadt: Camenzind
verliert sich im Labyrinth der Welt und erlebt innere Konflikte, lernt sich
dabei aber auch selbst besser kennen. Seine Selbsterkenntnis führt ihn auf
die Spuren des heiligen Franziskus von Assisi, der ihm den Weg zur
Humanität und Freundschaft weist. So wird er am Schluss als gereifter
Mensch in sein Dorf zurückkehren und bereit sein, seine Verantwortung
den Mitmenschen gegenüber wahrzunehmen.
Hesses erster Roman, thematisch an “Knulp” erinnernd, mehr aber noch an
Gottfried Kellers Grünen Heinrich.
Der Bauernbub Peter Camenzind, ein schriftstellerisch begabter junger
Mann, wird zu Studienzwecken auf Reisen in die Welt geschickt, kehrt
jedoch in sein Dorf zurück, angeekelt von der Zivilisation, um in der
Bauernwelt - die hier zum Mythos naturhaft-organisch-irrationaler
Lebensform des Ürsprünglichen hochstilisiert wird - sein Leben in der
Nachahmung des heiligen Franziskus zu führen und beenden.
HESSE, Hermann
SIDDHARTHA
Eine indische Dichtung
VERFILMUNG:
JAHR:
1922
192
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Siddhartha (USA, 1972)
Regie: Conrad Rooks
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Siddharta gehört mit zum Schönsten, Tiefsinnigsten, was Hesse
geschrieben hat. Weltanschaulich-religiöses Ringen um erlösende,
glückselig machende Erkenntnis und Existenzform, hat Hesse aus seinem
eigenen Lebensbezirk ins Indien der Zeit Buddhas transponiert. Siddharta,
der junge Brahmanensohn, sucht seine Vollendung, weltüberwindende
Wunschlosigkeit. Zusammen mit seinem Freund Govinda verlässt er das
Elternhaus, um erst in strenger Askese in den Wäldern, dann bei
buddhistischen Mönchen nach Verwirklichung zu suchen. Schliesslich
verwirft er auch diese Lebensform, da sie sich durch die Scholastik und
Ideologisierung von dem, was in Buddha lebendige Erkenntnis und
einmalig war, von dem Ursprung der Lehre schon zu sehr entfernt hat.
Siddharta will nicht mehr das Leben fliehen, sondern verlässt Govinda und
die Mönche, um sich ins Sinnes- und Geschäftsleben zu stürzen. Bei der
Kurtisane Kamala lernt er die Liebe kennen, und der Kaufmann
Kamaswami lehrt ihn den Handel. Da Siddharta auch in dieser
Lebensstation bis an die Grenzen geht und das Leben voll auskostet,
bemerkt er, dass der richtige Weg auch nicht in diesem Bereich zu finden
ist. Er sucht angeekelt und enttäuscht den Tod, doch ein Fährmann lehrt
ihn, die Synthese der beiden Gegensätze zu finden, indem er die
Gelassenheit aufbringt, “mitten im Leben den Gedanken der Einheit” zu
denken.
Weg eines Inders, der das Brahmanenhaus verlässt, da ihn die Lehre
Buddhas nicht erlöst, und sich in die Schule eines Kaufmanns und einer
Kurtisane begibt. Durch Sinneslust und Lebensüberdruss gelangt er zur
Einsicht in die ewige Verwandlung, in der nichts Weltliches mehr berührt.
Der Weg zum geistigen Dasein, zur Lösung vom Ich, führt über
Meditationsübungen.
HESSE, Hermann
UNTERM RAD
JAHR:
1906
168
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Dieser frühe Roman Hesses zeigt ganz ausgeprägte autobiographische
Züge. Es geht um das Schicksal eines sehr begabten, klugen Knaben, der
durch den übertriebenen Ehrgeiz seines Vaters und seiner Lehrer in eine
Rolle gedrängt wird, die ihm nicht entspricht. Nach und nach gerät er
‘unters Rad’.
Hans Giebenrath verlebt seine Kindheit in der Pseudoromantik eines
kleinen Dorfes im Schwarzwald. Da er besonders begabt ist, wird er mit
einer Unmenge von Wissen traktiert, damit er das schwierige
“Landexamen” für das Maulbronner Seminar bestehe, eine der
renommiertesten Schulen der Region. Er besteht zwar die Prüfung
glänzend, wird aber bald während des Studiums an gesundheitlichen
Problemen leiden. Es zeigt sich, dass seine Zartheit und Sensibilität von
den strengen Gesetzen der Schule völlig überfordert werden, und kein
Lehrer ist da, der die Schwierigkeiten des Jungen erkennt. Der
nervenkranke Hans wird schliesslich vom Vater nach Hause geholt und in
eine Mechanikerlehre gesteckt, doch kann er sich in der neuen, robusten
Arbeiterwelt nicht behaupten.
Hesse beschreibt in dem Schicksal Hans Giebenraths das Schreckbild eines
sterilen Erziehungs- und Gesellschaftssystems, in dem der einzelne ‘unters
Rad’ kommt. Der Roman zeigt auf drastische Weise, wie man die Seele
eines vielversprechenden jungen Menschen zerstören kann.
Diese in Calw entstandene Erzählung Hermann Hesses zeigt das Schicksal
eines begabten Knaben, dem der Ehrgeiz seines Vaters und der
Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufnötigen, die ihm nicht
entspricht, die ihn 'unters Rad' drängt.
Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner
Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es
nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner
und Biedermänner. Wer aber mehr und Schwereres vom anderen leidet, der
Lehrer vom Knaben oder umgekehrt, wer von beiden mehr Tyrann, mehr
Quälgeist ist, und wer von beiden es ist, der dem anderen Teile seiner Seele
und seines Lebens verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen,
ohne bitter zu werden.
Der Roman enthält ungefähr eine Anleitung für Eltern, Vormünder und
Lehrer, wie man einen begabten jungen Menschen am zweckmässigsten
zugrunde richtet.
HOCHHUTH, Rolf
DER STELLVERTRETER
Ein christliches Trauerspiel
JAHR:
1963
528
VERLAG: Rowohlt
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Durfte der Vorgänger Papst Johannes XXIII. schweigen zur planmässigen
Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland? Zu
Auschwitz? Seit Rolf Hochhuth zum ersten Mal diese Frage aufwarf, kam
sie nie mehr zur Ruhe. Sein Drama, 1963 durch Erwin Piscator in Berlin
uraufgeführt, wurde seither in über 25 Ländern gespielt.
HOFFMANN, E.T.A.
DER SANDMANN
JAHR:
1817
112
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Schüler Nathanael erzählt seinem Freund Lothar in einem Brief, er
habe in der Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten
Coppelius wiedergetroffen. Dieser hatte während Nathanaels Kindheit mit
dessen Vater alchemistische Experimente durchgeführt, die letztlich zum
Tod des Vaters geführt hatten. Coppelius steht in Verbindung mit einem
Kindheitstrauma Nathanaels, weswegen er in ihm die Gestalt des
Sandmanns sieht, eines Monsters, das Kindern die Augen ausreisst.
HOHLER, Franz
DIE RÜCKEROBERUNG
JAHR:
1982
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
112
dtv
GATTUNG:
Erzählungen
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ungeheuerliches geschieht in diesen neun Erzählungen!
Dass jedes Jahr ein paar Kinder unter den Autos starben, daran hatte man
sich gewöhnt, das war eben ein möglicher Tod in der Stadt, aber dass
Kinder von Wölfen zerrissen werden, das sollte nicht vorkommen, nicht in
einer Stadt wie Zürich.
Da bekommt das Alltägliche in der Tat jene Sprünge, die nachdenklich
stimmen, da wird das scheinbar Selbstverständliche fragwürdig, und
Hohlers Zivilisationskritik so hintergründig wie eben diese Zivilisation
unheimlich.
HORVATH, Ödön von
DER JÜNGSTE TAG
Schauspiel in sieben Bildern
JAHR:
1937
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
151
Reclam
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ein Bahnhofsvorstand (Thomas Hudetz) und eine Wirtstochter (Anna)
machen sich an einem Eisenbahnunglück schuldig. Durch eine falsche
Zeugenaussage rettet Anna Thomas (und sich selbst) vor der Verurteilung,
aber sie belastet damit ihr Gewissen nur noch mehr. Thomas, immer noch
in der Illusion lebend, noch nie einen Fehler begangen zu haben, ist nicht
bereit, mit ihr die Schuld gemeinsam zu tragen, und damit stösst er sie in
den Tod. Da aber auch die tote Anna ihm keine Ruhe lässt und stets in
seinen Träumen wiederkehrt, gelingt es ihm nicht, seine Schuld zu
verdrängen. Gequält von Gewissenskonflikten entschliesst er sich endlich,
vor den Richter zu treten, aber nicht vor den irdischen Richter! Denn er
meint:“Wenn es einen lieben Gott gibt, der wird mich schon verstehen.”
HORVATH, Ödön von
EIN KIND UNSERER ZEIT
JAHR:
1938
274
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Portrait eines Soldaten; seine Meinungen zum Krieg in dem Krieg und
nach seinen Erlebnissen im Krieg (Mythos im Gegensatz zur Realität).
Ödon von Horváths letzter Roman Ein Kind unserer Zeit, der erst nach dem
Tod des 36jährigen Autors 1938 im Verlag Allert de Lange in Amsterdam
erschien, ist die Geschichte eines Soldaten, vollgestopft mit Phrasen eines
militanten Nationalismus.
Franz Werfel nannte diesen Typus einen “Statthalter des Teufels auf
Erden”, dessen “Erfindungskraft im Sinnlos-Bösen unerschöpflich”
scheint. “Der Wille weh zu tun ist sein Grundtrieb. Sogar in dem
Augenblick, da er einer verlorenen Geliebten nachzutrauern vermeint,
begeht er einen Mord. Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit stellt sich dieser
Typus in der Ich-Erzählung selbst dar. Horváth zeigt mit leichter Hand, die
seinen Stil auszeichnet, die politische Ursache und Konsequenz.”
Für Stefan Zweig war Horváths Roman “eines der wichitgsten deutschen
Dokumente unseres Zeitalters.”
GESCHICHTEN AUS DEM
WIENERWALD
HORVATH, Ödön von
JAHR:
1931
176
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
Volksstück in drei Teilen
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Zeit: ökon. Krise vor dem Zweiten Weltkrieg
Die junge Marianne, mit dem brutalen Fleischhauer Oskar verlobt, wird
vom charmanten Taugenichts und Frauenhelden Alfred verführt. Oskar und
ihr Vater verstossen sie; Alfred nützt sie aus. Alfreds und Mariannes Kind
kommt zur Grossmutter, die es in die Zugluft stellt, damit es stirbt, weil es
unehelich ist.
Alfred lässt Marianne im Stich und kehrt zu(r) (älteren) Valerie zurück,
von der er sich aushalten lässt. Jetzt kann es doch noch zur Ehe zwischen
Marianne und Oskar kommen, da 'wieder alles in Ordnung' gebracht
worden ist. Es spielt keine Rolle, dass Marianne ihr Kind und ihren
Glauben an Gott und die Welt verloren hat.
In dieser Welt können sich Männer alles leisten, Frauen (besonders: das
junge Mädchen) nichts!
Die falsche Moral triumphiert.
Das "Goldene Wiener Herz", viel Gemeinheit und die wirtschaftliche
Misere bestimmen das private Trauerspiel dieser Menschen.
"Das ist die Geschichte einer Liebesgeschichte, die geradewegs vom
Himmel in die Hölle führt. Die sind nämlich in Wien nur einen Schritt
voneinander entfernt, aber wahrscheinlich nicht nur in Wien." (A. Heller)
Noch bevor die Uraufführung stattfand, erhielt Horváth für dieses
Volksstück den Kleist-Preis.
GLAUBE, LIEBE,
HOFFNUNG
HORVATH, Ödön von
JAHR:
1936
152
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
Ein kleiner Totentanz
GATTUNG:
Drama
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Zeit: ökon. Krise vor dem Zweiten Weltkrieg
Dieses Volksstück zeigt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das
Leben einer jungen Frau.
Elisabeth möchte als Vertreterin arbeiten, hat aber kein Geld, um den
"Wandergewerbeschein"
(Bewilligung) zu bezahlen. Sie hat davon gehört, man könne Geld
bekommen, wenn man seinen Körper dem Anatomischen Institut zur
Verfügung stelle. Dies ist aber nicht der Fall. Ein Präparator des
Anatomischen Instituts bietet ihr an, ihr das benötigte Geld vorzustrecken.
Als Erstes braucht sie das Geld aber, um eine Geldstrafe zu bezahlen, weil
sie ohne Bewilligung gearbeitet hatte. Das sagt sie ihm aber nicht. Es
kommt schliesslich zu einer Kettenreaktion von kleinen Übertretungen
kleiner Gesetzes-Paragraphen, die Elisabeth das ganze Leben ruinieren.
Auch eine Liebesgeschichte scheitert.
Verzweifelt sucht sie einen Ausweg in einem Selbstmordversuch …
Horváth wollte "ein Stück gegen die bürokratisch-verantwortungslose
Anwendung kleiner Paragraphen […] schreiben."
Elisabeth: "Das sind lauter kleine Paragraphen, aber du bleibst hängen - Du
weisst eigentlich gar nicht, was los war und schon ist es aus."
HORVATH, Ödön von
JUGEND OHNE GOTT
JAHR:
1938
208
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Jugend ohne Gott (D, 1991)
Regie: Michael Knof
Jeunesse sans Dieu (F, 1996)
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Horvath beschreibt in einer Sequenz von kurzen Kapiteln, in denen sich
knappe Dialoge und innere Monologe abwechseln, das faschistische
Verhalten einer Schulklasse am Vorabend der Machtergreifung durch die
Nationalsozialisten in Deutschland. Wir erleben einen moralisierenden
Lehrer, der noch humanistische Ideale hat, aber dauernd enttäuscht wird.
Auf der anderen Seite stehen seine Schüler, die unwürdige Streitereien
austragen und dem Lehrer mit grossem Misstrauen begegnen. Der ewige
Konflikt unter den Schülern kulminiert in einem Mord, den der Lehrer
selbst aufklären will, auch weil er sich irgendwie mitschuldig fühlt. Er
muss aber seine Ohnmacht eingestehen und beschliesst, diese “Divisionen
der Charakterlosen unter dem Kommando von Idioten” zu verlassen und
nach Afrika zu emigrieren.
Alles Denken ist ihnen verhasst.
Sie pfeifen auf den Menschen! Sie wollen Maschinen sein, Schrauben,
Räder, Kolben, Riemen - doch noch lieber als Maschinen wären sie
Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie
krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist
der Traum ihrer Pubertät.
HORVATH, Ödön von
JAHR:
KASIMIR UND KAROLINE
1932
160
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
Volksstück
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Zeit: ökon. Krise vor dem Zweiten Weltkrieg
Dieses Volksstück zeigt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die
Liebe.
Kasimir und Karoline gehen auf die Münchner Oktoberwiese, um die
Sorgen des Alltags zu vergessen.
Der "abgebaute" Chauffeur Kasimir (er hatte am Tag davor seine Stelle
verloren) ist traurig, deprimiert und pessimistisch; Karoline, eine
Sekretärin, die noch bei ihren "pensionsberechtigt[en]" Eltern lebt, hat
keine ökonomischen Sorgen, ist in einer privilegierten Lage und hofft auf
eine bessere Zukunft und denkt nur daran, sich zu amüsieren. Bei Kasimir
sind die Gedanken an die Wirtschaftskrise und an seine schwierige
Situation immer präsent. Das führt zu Problemen. Als dann Karoline die
Situation ausnützt und sich mit anderen Herren (Schürzinger / Rauch)
amüsiert, ist die Krise in ihrer Beziehung irreparabel. Kasimir tröstet sich
schliesslich mit Erna.
Egoismus und Opportunismus spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
"Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch
unser heutiges Wirtschaftssystem
gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch
vegetieren müssen. Verstehens mich?"
Karoline: "Aber die Menschen wären doch gar nicht schlecht, wenn es
ihnen nicht schlecht gehen tät. Es ist eine himmelschreiende Lüge, dass der
Mensch schlecht ist."
HÜRLIMANN, Thomas
DER GROSSE KATER
JAHR:
2000
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
240
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Karriere des großen Katers hat ihren Zenit erreicht. Als
Bundespräsident empfängt er König Juan Carlos und Königin Sofia von
Spanien. Er zeigt seinen Gästen das Land und lädt sie zum Abschluß zum
Frackdinner. Der glanzvolle Staatsbesuch erfährt eine jähe Wende, als der
große Kater vor dem Dinner erkennen muß, daß sein Sicherheitschef ein
Komplott gegen ihn geschmiedet hat, mit dem Ziel, ihn, den großen Kater
zu stürzen. Ein gnadenloser Kampf bricht aus.
Der große Kater und der Sicherheitschef kennen sich seit ihrer Jugend,
gemeinsam kamen sie nach oben, und nur einmal wurde ihre Freundschaft
auf die Probe gestellt, nämlich als der junge Kater sich in die Braut des
Freundes verliebte und sie heiratete.
Der spannende Roman ist eine Liebesgeschichte in der Zerreißprobe
zwischen Staatsräson und privatem Leid.
HÜRLIMANN, Thomas
FRÄULEIN STARK
JAHR:
2001
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
192
Fischer
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Während der Sommerferien in einer weltberühmten Bibliothek erlebt der
zwölfjährige Neffe des Stiftsbibliothekars nicht nur bei Leseabenteuern
aufregende Wochen. Seine Aufgabe, den Besucherinnen des
Bibliotheksaals in Filzpantoffeln zu helfen, damit der kostbare Fussboden
geschont wird, konfrontiert ihn darüber hinaus mit bisher ungeahnten
Perspektiven unter den Damenröcken. Er schnuppert und späht mit immer
raffinierteren Methoden, was die dezidierte Reaktion von Fräulein Stark,
der Haushälterin des Stiftsbibliothekars, provoziert.
IBSEN, Henrik
EIN VOLKSFEIND
JAHR:
1882
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
133
Reclam
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Kurarzt Dr. Stockmann stellt fest, dass in der Stadt, in der er
praktiziert, die Wasserleitung verseucht ist und sich das Bad auf
"verpestetem Grund" befindet. Er protestiert gegen den Betrug an den
heilungsuchenden Kranken und macht sich dadurch all jene, die aus dem
Kurbetrieb ihren Nutzen ziehen, zu erbitterten Feinden. Der Arzt muss
erkennen, dass in dieser Stadt auch die geistigen Quellen infiziert sind. Im
Verlauf der Handlung wird immer deutlicher, dass der aufrichtige Arzt auf
verlorenem Posten steht in seinem Kampf gegen "die verfluchte, kompakte
Majorität", die geradezu prädestiniert ist, "die geistigen Lebensquellen" zu
vergiften. So wird er schliesslich zum meistgehassten Mann der Stadt zum "Volksfeind", dessen Haus man mit Steinen bewirft. Es geht in diesem
Stück um Ehrlichkeit, um Adel der Gesinnung auch in Zeiten, in denen es
wirtschaftlich nützlicher wäre, vom eigenen Standpunkt abzusehen, kurz
um Charakter und Charakterlosigkeit.
IBSEN, Henrik
GESPENSTER
JAHR:
1881
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
96
Reclam
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Helene Alving, in deren Schicksal Ibsen die fatalen Folgen der
"Lebenslüge" - das Kernthema des Stücks - aufzeigt, hat zehn Jahre nach
dem Tod ihres Mannes, des hochangesehenen Kammerherrn Alving, ein
Asyl errichten lassen, das seinen Namen tragen soll. Kurz vor der
Einweihung des Asyls enthüllt Frau Alving im Gespräch mit ihrem
Jugendfreund Pastor Manders, der gekommen ist, um die feierliche
Handlung vorzunehmen, Zug um Zug ihre Lebensgeschichte. Von ihren
Verwandten beeinflusst, hatte sie einst gegen die Entscheidung ihres
Herzens den sehr wohlhabenden Leutnant Alving dem armen Pfarrer
Manders vorgezogen, aber dann bald erkennen müssen, dass Alving ein
übler Wüstling war. In ihrer Not suchte sie bei Manders Zuflucht, aber
dieser schickte sie, da die Pflicht höher stehe als das Glück, zu ihrem
Gatten zurück: In seinen Augen die heldenhaftste Tat seines Lebens.
Helene schenkte ihrem Mann einen Sohn, und von da an bestimmten
"Pflicht" und "Rücksichten" ihr Leben. Ein nicht folgenloses Verhältnis
ihres Mannes mit dem Dienstmädchen wurde vertuscht, Helene nahm das
Kind, Regine, bei sich auf. Ihren Sohn Osvald gab sie ausser Haus, damit er
nie die Wahrheit über seinen Vater erfahre. Durch den Bau des Asyls hoffte
Helene, diese Fassade von Lügen und Betrug aufrechtzuerhalten und
zugleich durch den Verzicht auf Alvings Geld sich und den Sohn ganz von
dem Verhassten zu befreien. Aber die Wahrheit kommt doch ans Licht: Am
Ende steht die völlige Zerstörung. Es geht in diesem Stück um Heuchelei
und doppelte Moral, um Mut zur Wahrheit, Feigheit und Biederkeit.
IBSEN, Henrik
NORA (EIN PUPPENHEIM)
JAHR:
1879
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
208
Reclam
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die drei Akte spielen während der Weihnachtstage in der Wohnung des
strebsamen und überaus korrekten Rechsanwalts Torwald Helmer. Soeben
ist er nach finanziell schwierigen Jahren zum Direktor einer Aktienbank
ernannt worden. Seine Frau Nora ist eine kapriziöse, verschwenderische
Person, die für Helmer in ihrer achtjährigen Ehe nie etwas anderes gewesen
ist als eine kleine, kindliche, schutzbedürftige, zärtlich angebetete Geliebte,
die in ihrem "Puppenhaus" tanzt und singt und sich mit kleinen Lügen
herausredet, wenn sie beim Naschen ertappt wird. Doch aus einem
Gespräch mit ihrer Freundin, der Witwe Christine Linde, die um der
Versorgung ihrer Angehörigen willen eine Vernunftehe eingegangen ist,
wird deutlich, dass auch die scheinbar am Ernst des Lebens
vorbeitändelnde Nora etwas getan hat, worauf sie "stolz" sein kann: Bald
nach ihrer Hochzeit war Helmer schwer erkrankt, und sie hatte für den
erforderlichen Genesungsaufenthalt im Süden heimlich bei einem gewissen
Krogstad ein Darlehen aufgenommen, das noch immer nicht voll
zurückbezahlt ist. Der beruflich gescheiterte, frühere Advokat hat
inzwischen in Erfahrung gebracht, dass Nora die bürgende Unterschrift
ihres Vaters drei Tage nach dessen Tod gefälscht hatte. Als Helmer, in
dessen Bank Krogstad als kleiner Angestellter arbeitet, ihm kündigen will,
droht er Nora, alles aufzudecken, falls sie seine Entlassung nicht
verhindere. Sie wird also erpresst. Die Reaktion ihres Ehemannes, als er
erfährt, was Nora gemacht hatte, ist eindeutig und veranlasst Nora, ihre
Konsequenzen zu ziehen. Es geht in diesem Stück um Emanzipation,
Gleichstellung und um die Freiheit des Individuums.
DAS
BLÜTENSTAUBZIMMER
JENNY, Zoë
JAHR:
1997
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
128
btb
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Scheidungswaise Jo sieht ihre Mutter nach zwölf Jahren zum ersten
Mal wieder. Doch die Annäherung erweist sich als schwierig, ihre
Hoffnung auf Freundschaft und Nähe wird bitter enttäuscht. Desillusioniert
von den Lebenslügen der Erwachsenen vollzieht Jo die Trennung. Wie eine
Schlangenhaut wirft sie ihre Kindheit ab.
JENNY, Zoë
JAHR:
EIN SCHNELLES LEBEN
2002
165
VERLAG: Aufbau Taschenbuch
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Mit ihrem Debüt Das Blütenstaubzimmer wurde Zoë Jenny, erst 23jährig,
schlagartig berühmt. In ihrem dritten Roman schildert sie die Liebe
zwischen Ayse und Christian, dem türkischen Mädchen, das vom Bruder
streng bewacht wird, und dem Jungen, der einen Rechten zum Freund hat.
Eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, erzählt in der klaren,
unverwechselbaren Sprache einer Autorin, die schon heute zu den großen
Stimmen der Gegenwartsliteratur zählt.
Der Roman spielt sich zum Teil im Tessin ab.
KAFKA, Franz
BRIEF AN DEN VATER
1952 (posthum)
UMFANG (Seiten): 163
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
JAHR:
GATTUNG:
Brief
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Franz Kafka erklärt auf über hundert handgeschriebenen Briefseiten,
warum er sich vor seinem Vater fürchtet. Grund für diesen Brief war sein
gescheiterter Versuch, Julie Wohryzek zu heiraten und eine Familie zu
gründen. Er hatte die junge Pragerin 1919 während eines Kuraufenthalts
kennengelernt und sich mit ihr verlobt. Kafkas Vater scheint von dieser
Verbindung nicht begeistert gewesen zu sein, aber Franz' Heirat mit Julie
verzögerte sich wegen der Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden. Nach
dem Zerbrechen der Beziehung mit Julie gab Franz seinem Vater die ganze
Schuld, aber der wahre Grund war wohl die Angst von Franz vor der Ehe.
Diese Angst aber, - und das ist die These des Briefes - , ist Teil seiner
Schwäche und Unsicherheit, die der Vater in ihm erzeugt hat.
Im Brief schreibt Kafka über seine Kindheit, die Geschwister, die Mutter,
die Freundschaften, die Schule, die Sexualität, das Judentum, die
Berufswahl und seine Heiratsversuche. Kafka wollte den Brief seinem
Vater tatsächlich schicken; der Brief lebte also nicht nur in seinem Kopf.
Allerdings sprach er mit mehreren Personen ein halbes Jahr lang von
diesem Brief, ohne dass der Vater ihn gesehen hätte. Es ist möglich, dass er
ihn der Mutter zum Lesen gab, und dass die Mutter ihm den Brief "mit
begütigenden Worten" zurückgeschickt hat.
KAFKA, Franz
JAHR:
DAS URTEIL
1913
188
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der junge Kaufmann Georg Bendemann hat einen Brief an seinen
Jugendfreund in Petersburg geschrieben. Darin gibt er ihm seine Verlobung
bekannt. Dann geht er zu seinem Vater, dessen Zimmer er seit vielen
Monaten nicht betreten hat, und teilt ihm mit, seinen Freund von der
Verlobung benachrichtigt zu haben. Der Vater bestreitet die Existenz dieses
Freundes, und Georg macht sich Sorgen um die Gesundheit dieses alten
Mannes. Er entkleidet ihn und legt ihn ins Bett. Doch sobald er den Vater
zugedeckt hat, springt dieser plötzlich im Bett auf, und er tadelt Georg
heftig wegen seiner Absicht zu heiraten. Der Vater erklärt, der Sohn habe
das Andenken an seine verstorbene Mutter geschändet, seinen Freund
verraten und ihn, den Vater, hilflos ins Bett gesteckt. Der Vater verurteilt
seinen Sohn schliesslich "zum Tod des Ertrinkens". Georg stürzt sich von
der nahen Brücke ins Wasser.
Diese surreale Kurzerzählung Kafkas steht in engem Kontext mit Brief an
den Vater und Die Verwandlung. Sie sollte daher zusammen mit einem
jener Werke gelesen werden. Die autobiographischen Bezüge in der
Erzählung sind vielfach dokumentiert.
KAFKA, Franz
DER PROZESS
JAHR:
1925
352
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Le procès (BRD/F/I, 1962)
Regie: Orson Welles
Kafka (F/USA, 1991)
Regie: Steven Soderbergh
Der Prozess (The Trial) (GB, 1993)
Regie: David Hugh Jones
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
“Jemand musste Joseph K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas
Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. (...)
In dem Roman Der Prozess wird der Bankprokurist Joseph K. früh am
Morgen von den Vertretern eines unsichtbaren Gerichts heimgesucht. Man
teilt ihm mit, dass er “verhaftet” sei, seiner Arbeit in der Bank dürfe er aber
weiter nachgehen und sich auch sonst frei bewegen. Eine Reihe von
Episoden führt Joseph K. tiefer und tiefer in die stets unübersichtlicher
werdenden Bereiche des geheimnisvollen Gerichts hinein, einen Richter
aber bekommt er nie zu Gesicht. Anlässlich eines Besuchs im Dom
begegnet Joseph K. schliesslich dem Gefängnisgeistlichen, der ihm eine
Parabel erzählt, die Legende “Vor dem Gesetz”; es ist seine Geschichte,
aber Joseph K. erkennt das nicht. Nach einem einjährigen “Prozess”, am
Vorabend seines 31. Geburtstags, suchen ihn wiederum zwei Vertreter des
Gerichts in seiner Wohnung auf; sie kommen ihn abholen; in einem
Steinbruch wird K. mit einem Messer getötet. Er stirbt “wie ein Hund”.
KAFKA, Franz
DIE VERWANDLUNG
JAHR:
1915
144
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in einen riesigen Käfer
verwandelt. Diese Mutation verändert völlig sein Leben, aber auch jenes
seiner Eltern und seiner Schwester.
Gregor Samsa erwacht eines Morgens sehr spät und muss erkennen, dass er
einen Käfer-Körper hat. Sein Chef, der nicht verstehen kann, warum er
nicht zur Arbeit erschienen ist, und seine Familie klopfen an die
Zimmertür, und nachdem Gregor die Tür mühsam geöffner hat, geraten alle
in Panik, sobald sie ihn in dieser Gestalt sehen. Gregor gewöhnt sich mit
der Zeit an seinen Körper, aber er fühlt sich schuldig, weil er seine Familie
nicht mehr ernähren kann. Der Vater und die Tochter finden eine Arbeit,
und auch die Mutter lernt mit der Situation zu leben. In der Folge isolieren
sie Gregor immer mehr, und er scheint nur noch ein Parasit der Familie zu
sein; seine früheren Verdienste für das Wohl der Familie werden vergessen.
Als die Familie, um ihre Existenz noch besser zu sichern, drei Herren als
Untermieter aufnimmt, kommt es zur Katastrophe. Die drei Herren,
nachdem sie den Käfer erblickt haben, kündigen das Zimmer, und Gregors
Schwester fordert zornig die Beseitigung des hässlichen Insekts. Gregor
stirbt voller Gewissensbisse.
Die Erzählung behandelt die Themen des Zusammenlebens, des VaterSohn-Konflikts (der Vater-Autorität), einer engen Bruder-SchwesterBeziehung und der mangelnden Anerkennung.
KAUER, Walter
JAHR:
SPÄTHOLZ
1976
254
VERLAG: Lenos Verlag
UMFANG (Seiten):
Roman aus dem Tessin
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Rocco Canonica, ein siebzigjähriger Tessiner Bauer, wartet in seiner Küche
auf den Morgen, vor ihm sein Gewehr und eine amtliche Mitteilung der
Gemeinde. Um sieben Uhr werden sie kommen, Gemeindearbeiter, um das
Gerichtsurteil zu vollziehen und den Nussbaum vor seinem Haus zu fällen,
der dem zugewanderten Villenbesitzer den Seeblick versperrt. In der
langen Nacht, während er die Waffe reinigt, blickt Rocco zurück, erinnert
sich an die Ereignisse, die sein Leben verändert haben, den Waldbrand, bei
dem seine Eltern umkamen, den Wegzug seiner Söhne vom Hof, die
Veränderungen
im
Val
Terzone:
Landflucht,
Zuzug
von
Ferienhausbesitzern, Verödung der Bergweiden, Bau des Stauwerkes,
Vernachlässigung des Bannwaldes.
Ein eindringliches Stück Tessiner Geschichte!
KELLER, Gottfried
KLEIDER MACHEN LEUTE
JAHR:
1874
191
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Thema von Schein und Sein wird komödienhaft am Geschick des
Seldwyler Schneidergesellen Wenzel Strapinski exemplifiziert. Dieser
kommt völlig verarmt, aber in vornehmer Kleidung in den Gasthof des
Städtchens Goldach und wird ohne sein Zutun für einen polnischen Grafen
gehalten und entsprechend behandelt. Er lässt sich die Schmeicheleien und
die üppige Bewirtung gefallen und gewinnt in dieser Rolle auch die Liebe
der Amtsmanntochter Nettchen. Doch zum Verlobungsfest soll der falsche
Graf entlarvt werden, denn die Seldwyler haben inzwischen die Wahrheit
erfahren. Doch es wäre keine Komödie, wenn es nicht noch ein Happy End
gäbe.
ROMEO UND JULIA AUF
DEM DORFE
KELLER, Gottfried
JAHR:
1855
171
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Eine der schönsten Novelle Kellers, der ein begeisterter Leser
Shakespeares war. Die tragische Geschichte des veronesischen Liebespaars
zwischen zwei befeindeten vornehmen Familien wurde ins bäuerliche
Milieu transponiert. Der Streit entstand hier auf groteske Weise zwischen
zwei Bauern wegen eines kleinen Stückchens Ackerland. Die Kinder der
beiden begegnen sich nach Jahren der Entfremdung wieder und verlieben
sich ineinander. Da sie sich aber nicht lieben dürfen, beschliessen sie,
wegzugehen. Doch dieser Tag wird der letzte in ihrem jungen Leben, denn
sie sehen die Ausweglosigkeit ihrer Situation, die sie von allen isoliert. So
feiern sie ihre ‘Hochzeit’ beim Tanz mit fahrendem Volk, trennen sich
dann aber von dieser Gesellschaft, um zu zweit nach Liebesnacht auf einem
Boot zusammen in den Tod zu gehen.
IN DER SACHE J. ROBERT
OPPENHEIMER
KIPPHARDT, Heinar
JAHR:
1964
190
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
In der Sache J. Robert Oppenheimer (BRD,
1964)
Regie: Gerhard Klingenberg
HÖRSPIEL :
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Eine historische Begebenheit liegt diesem szenischen Bericht zugrunde: der
Fall Oppenheimer. Am 12. April 1954 begann in Washington die
Untersuchung gegen den Physiker und langjährigen Leiter der
amerikanischen Atomforschung J. Robert Oppenheimer. Der
Untersuchungausschuss, von der Atomenergiekommission der USA
eingesetzt, sollte prüfen, ob sich der Wissenschaftler der Regierung seines
Landes gegenüber loyal verhalten habe. Das drei Wochen währende
Verhör, Beispiel und Ausdruck des Konflikts zwischen Individuum und
Gesellschaft, Wissenschaft und Staat, zählt zu den denkwürdigen
Ereignissen der Zeitgeschichte.
“In der Sache J. Robert Oppenheimer ist ein Theaterstück, keine Montage
von dokumentaristischem Material. Der Verfasser sieht sich jedoch
ausdrücklich an die Tatsachen gebunden, die aus den Dokumenten und
Berichten zur Sache hervorgehen.
Seine hauptsächliche Quelle ist das 3000 Maschinenseiten umfassende
Protokoll des Untersuchungsverfahren gegen J. Robert Oppenheimer, das
von der Atomenergiekommission der Vereinigten Staaten im Mai 1954
veröffentlicht wurde.
Es ist die Absicht des Verfassers, ein abgekürztes Bild des Verfahrens zu
liefern, das szenisch darstellbar ist und das die Wahrheit nicht beschädigt.
(…)”
LENZ, Siegfried
BROT UND SPIELE
JAHR:
1959
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
173
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Noch einmal ist der erfolgreiche Langstreckenläufer Bert Buchner für die
Europameisterschaft aufgestellt worden, noch einmal ist er vom Start weg
an die Spitze gegangen, wie er es immer tat. Aber wird er noch einmal
siegen? Auf der Tribüne verfolgt ein Reporter, einst Entdecker, Freund und
Warner Buchners, den schweren Lauf über fünfundzwanzig quälende
Runden. Und dabei werden die Erinnerungen wach: die Begegnung im
Gefangenenlager, Buchners Flucht, zufälliges Wiedersehen, der erste Start,
Training, erste Siege und Rekorde - verknüpft und erkauft mit
Verlegenheitsberufen, mit Enttäuschungen im privaten Leben und mit dem
Verlust der menschlichen Integrität. Buchner hatte übersehen, dass sich mit
sportlichem Ruhm kein Leben sichern lässt, dass er nur am Wochenende
König ist und dass man ihm nur zujubelt, solange er siegt und keinen
Augenblick länger. Sein Grundirrtum bestand darin, dass er seine sportliche
Karriere auch für eine menschliche und gesellschaftliche hielt. Noch
einmal bäumt er sich zu einer letzten grossen Anstrengung auf, und dieser
Lauf wird zum Resümee seines Lebens, zum Sinnbild seiner Hoffnungen
und Enttäuschungen.
LENZ, Siegfried
DAS FEUERSCHIFF
JAHR:
1961
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
dtv
GATTUNG:
VERFILMUNG:
240
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Das Feuerschiff (BRD, 1963)
Regie: Ladislao Vajda
The Lightship (USA; 1986)
Regie: Jerzy Skolimowski
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Das Feuerschiff liegt fest verankert in der Ostsee, um anderen Schiffen in
Seenot zu helfen. Diesmal ist es die letzte Wache des Schiffes. Als die
Mannschaft ein in Not geratenes Boot rettet, zeigt es sich, dass die drei
Männer lang gesuchte Verbrechen und bewaffnet sind. Um an Land zu
kommen, stellen sie harte Bedingungen an den Kapitän, die dieser jedoch
abzuweisen versucht. Während der Kapitän eine friedliche Lösung mit den
Verbrechern zu finden sucht, beginnt die Besatzung des Feuerschiffes, den
Befehlen des Kapitäns entgegenzuarbeiten und eigenhändig über die
Anordnungen des Kapitäns hinweg die Verbrecher zu überwinden. Es
gelingt ihnen, die Männer zu entwaffnen, doch der Kapitän wird selbst
schwer verletzt.
LENZ, Siegfried
DAS STADTGESPRÄCH
JAHR:
1963
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
208
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Stadt liegt an einem Fjord, ihre Bewohner tragen nordische Namen. Im
übrigen ist es eine Stadt wie viele andere. Das Leben in ihr geht seinen
geordneten Gang. Nur einmal riss ein Ereignis die Stadt aus ihrer Stille.
Und dieses Ereignis wurde zum Inhalt des Stadtgesprächs, das nicht
verstummen wollte und im Laufe der Jahre viele Veränderungen erfuhr.
Zur Zeit der Besetzung waren nach einem Attentat vierundvierzig Geiseln
festgenommen worden. Daniel, der junge Partisanenchef, sollte auf diese
Weise gezwungen werden, sich der Besatzungsmacht zu stellen. Er stand
damals vor der Entscheidung, die Freunde zu opfern oder den Widerstand
zu beenden. Der Erzähler Tobias erinnerst sich an jene Tage und versucht,
die Haltung der Betroffenen gerecht zu beurteilen. Unaufdringlich bringt
der Autor den Leser in Beziehung zu den Geschehnissen. Er macht
deutlich, dass es keine Moral gibt, die für sich beanspruchen kann, in dieser
Ausnahmesituation eine schnelle Antwort bereit zu haben.
LENZ, Siegfried
DER MANN IM STROM
JAHR:
1957
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
157
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Hinrichs ist Taucher; er ist alt geworden in diesem Beruf. Fast zwanzig
Jahre ist er Tat für Tag hinuntergestiegen in das trübe Wasser des
Hafenbeckens, um dort seiner gefahrvollen Arbeit nachzugeben. Jetzt will
er sich nicht ausbooten lassen; er will das Sausen in den Ohren, den Druck
auf dem Herzen nicht zugeben, er will die Beklemmung, die er plötzlich in
der Tiefe spürt, nicht wahrhaben. Um seine Anstellung nicht zu gefährden,
fälscht er seine Papiere und macht sich jünger. Er tut dies mit der
Entschlossenheit und Überlegung eines Mannes, der seine letzte Chance
wahrnimmt. In Mann im Strom hat Siegfried Lenz einen Roman von
suggestiver Einfachheit und verhalten-unheimlicher Spannung geschrieben;
er hat ein Problem unserer Tage aufgegriffen: das Altwerden im Beruf, die
Schwierigkeiten nach dem Zenit des Lebens Dieses Buch ist
Zeitdarstellung und Zeitkritik, ohne satirische Überschärfe und tendenziöse
Vergröberung.
LENZ, Siegfried
DER VERLUST
JAHR:
1981
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
223
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
“Es traf ihn unvorbereitet.”
Das Schicksal des Fremdenführers Ulrich Martens, der ganz plötzlich seine
Sprache verliert, bildet das Thema des Romans. Es geht Siegfried Lenz
darum zu zeigen, welche Folgen eine plötzliche Stummheit haben kann:
das Verhältnis zur Welt zerbricht, die Beziehung zu den nächsten Freunden
wird auf die Probe gestellt.
In einer Welt der Information und Kommunikation ist der Zustand der
Sprachlosigkeit besonders schwer zu ertragen, noch dazu, wenn man
beruflich, als Fremdenführer, auf seine Sprache angewiesen ist. Für Ulrich
Martens geht eine Welt verloren, die er Schritt für Schritt wieder neu
erobern muss. Der Roman macht den Leser sehr betroffen, weil man sich
bei der Lektüre stets angstvoll bewusst wird: Was gilt noch die Person,
wenn sie in der Sprache keinen Ausdruck mehr findet?
LERNET-HOLENIA, Alexander
DER BARON BAGGE
JAHR:
1936
115
VERLAG: Insel Verlag
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Baron Bagge hat wegen des Selbstmords zweier ihm nahestehenden Frauen
die Reputation, ein Frauenheld zu sein. Während eines Empfangs ist er
wieder in der Situation, sich rechtfertigen zu müssen. Der Baron berichtet,
dass er auf alle Liebesverhältnisse verzichte, weil er „eigentlich schon
verheiratet sei“. Er erzählt:
Im Winter des Kriegsjahres 1915 ritt er als junger Leutnant Bagge an der
Spitze einer Patrouille, um die russische Front zu erkunden. Als seine
Truppe eine Brücke überquerte, wurde sie in einen Kampf verwickelt, den
man mit Glück überstand. Man kampierte im kleinen Städtchen NagyMihaly, und während dieses Aufenthalts hatte Bagge immer mehr das
Gefühl einer traumhaften Unwirklichkeit. Er wurde von Bekannten seiner
Familie aufgenommen, deren Tochter er wie unter einem Zwang heiratete,
obwohl er sie vorher kaum gekannt hatte. Seine Truppe musste weiter
ziehen und erreichte in einem unbewohnten Tal eine Brücke, die dem
benommenen Baron wie aus purem Gold erschien. In diesem Moment
zwang er sich zu erwachen: Er fand sich schwer verletzt und verlassen auf
jener Brücke wieder, wo man den schweren Kampf ausgetragen hatte.
Alles andere – der Aufenthalt in Nagy-Milaly, seine Heirat – hatte sich in
seiner Phantasie in kurzer Zeit zwischen Leben und Tod abgespielt.
Eine nach seiner Genesung unternommene Reise an die realen Orte seiner
Vision bestätigt ihm die genaue Antizipation einer Wirklichkeit.
MANN, Heinrich
DER UNTERTAN
JAHR:
1914
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Fischer
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Der Untertan (DDR, 1951)
Regie: Wolfgang Staudte
HÖRSPIEL :
Der Untertan (WDR, 1971)
Regie: Ludwig Cremer
448
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Heinrich Manns Roman ist eine scharfe Analyse nationalistischer Politik in
der Zeit der Regierung Kaiser Wilhelms II. Das Buch hat prophetischen
Charakter bekommen, denn zwei Monate nach Beendigung des Werks ist
der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Die Hauptperson, der Chemiker und
Fabrikbesitzer Diederich Hessling, kann als Prototyp des national
denkenden, fanatischen, gehorsamen, mittelmässigen Bürgers bezeichnet
werden. So charakterlos und autoritätsgläubig wie er ist, so sehr lässt er
sich in der Masse treiben und manipulieren.
Eine ganze Kette von Episoden zeigt, wie Hessling eine Doppelrolle spielt:
einerseits Tyrann und Agitator, Herr über eine Fabrik und Herrscher in
einer Familie; anderseits Untertan, immer brav zu Diensten der
nationalkonservativen Macht. In diesem Sinn kann der Roman auch als
Satire betrachtet werden.
Abrechnung mit der bürgerlichen Welt der Wilhelminischen Ära. Der
Chemiker und Fabrikbesitzer Diederich Hessling als Typ des despotischen
Strebers, der sich als feige und erbärmlich erweist.
MANN, Heinrich
PROFESSOR UNRAT
oder das Ende eines Tyrannen
VERFILMUNG:
Der blaue Engel (D, 1930)
Regie; Josef von Sternberg - mit Emil Jaggings
und Marlene Dietrich
The Blue Angel (USA, 1959)
Regie: Edward Dmytryk
HÖRSPIEL :
JAHR:
1905
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
240
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
“Da er Raat hiess, nannte die ganze Schule ihn Unrat. Nichts konnte
einfacher und natürlicher sein. Der und jener Professor wechselten
zuweilen ihr Pseudonym. Ein neuer Schub Schüler gelangte in die Klasse,
spielte mordgierig eine vom vorigen Jahrgang noch nicht ganz
ausgeschöpfte Komik an dem Lehrer aus und nannte sie schonungslos bei
Namen. Unrat aber trug den seinigen seit vielen Generationen, der ganzen
Stadt war er geläufig, seine Kollegen benutzen ihn ausserhalb des
Gymnasiums und auch drinnen, sobald er den Rücken drehte.
MANN, Thomas
DER TOD IN VENEDIG
JAHR:
1912
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Fischer
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Death in Venice / Morte a Venezia (I, 1971)
Regie: Luchino Viscont - mit Dirk Bogarde
HÖRSPIEL :
144
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
In der Person des Schriftstellers Gustav Aschenbach zeigt Thomas Mann
die Entwürdigung und Dekadenz eines Künstlers. Aschenbachs Reise nach
Venedig wird, statt einer Reise zum Zwecke der Erholung und Inspiration,
zu einer Reise in Krankheit und Tod. Die Cholera bedeutet nicht nur eine
Epidemie, der Venedig unterworfen ist, sondern bezeichnet auch
Aschenbachs Krankheit in seinem Innern. Trotz vieler Andeutungen des
Todes, schlechtem Wetter und sonst noch vielen Unannehmlichkeiten
verlässt er die Lagunenstadt nicht, sondern ist fest entschlossen zu bleiben,
fasziniert von der Schönheit eines polnischen Knaben, dem er täglich im
Hotel und am Strand begegnet. Er beginnt, dem schönen Jüngling zu
folgen, und ist sich der Unwürdigkeit seines Tuns durchaus bewusst.
Allerdings verpasst er so den Moment, die Todesstadt noch rechtzeitig zu
verlassen.
In Gustav von Aschenbach scheint die Synthese von Bürgerlichkeit und
Künstlertum vollzogen.
MANN, Thomas
TONIO KRÖGER
JAHR:
1903
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Fischer
GATTUNG:
VERFILMUNG:
60
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
Tonio Kröger (BRD, 1964)
Regie: Rolf Thiele
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Geschichte beginnt mit einigen alltäglichen Situationen, die den
Helden Tonio Kröger als einen sensiblen, verletzlichen Schüler
beschreiben, der schüchtern um die Freundschaft des starken Blondschopfs
Hans Hansen wirbt. Schon der Name, Tonio Kröger, in dem sich südliche
‘bellezza’ und nordische Bürgerlichkeit vereinen, sagt eigentlich, dass
Kröger zum Aussenseiter geboren ist. Er entscheidet sich, nach einer
unglücklich verlaufenen Jugendliebe, für die Laufbahn eines Künstlers
(Literaten), und eine spätere Reise in die alte Heimat konfrontiert ihn noch
einmal mit den Erfahrungen seiner Jugend.
Der Bürger lebt das Leben, der Künstler gestaltet es und steht damit
ausserhalb des Lebens. Für den “verirrten Bürger” Tonio, den Sohn eines
Lübeckers Patriziers, behält das Bürgerliche eine geheime
Anziehungskraft: “... das Normale, Wohlanständige und Liebenswürdige ist
das Reich unserer Sehnsucht, ist das Leben in seiner verführerischen
Banalität.” Er erkennt in dieser unerfüllbaren Sehnsucht den Nährboden
seiner Kunst.
MEYER, Conrad Ferdinand
DIE RICHTERIN
JAHR:
1885
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
96
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ort: Gegend von Chur
Zeit: um 800
Historische Novelle
Stemma Judicatrix war seit dem Tod ihres Mannes die strenge aber
gerechte Herrin; sie wurde "die Richterin" genannt und war von allen
anerkannt und gesucht, wenn es um Rechtsfragen ging.
Aber sie hatte ein Geheimnis: ihre Tochter Palma Novella war ein
uneheliches Kind, und sie selbst hatte ihren Mann vergiftet. Lange konnte
sie dieses Geheimnis für sich behalten, bis …
DIE VERSUCHUNG DES
PESCARA
MEYER, Conrad Ferdinand
JAHR:
1887
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
143
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ort: Mailand, Rom, Novara
Zeit: 1525
Historische Novelle
In dieser Zeit ist Italien politisch in Stadtstaaten und diverse Fürstentümer
im Norden, den Kirchenstaat im Zentrum und das spanisch beherrschte
Neapel im Süden zersplittert.
Das Buch setzt kurz nach dem Sieg des kaiserlichen Feldherrn Pescara ein,
der die Schlacht von Pavia gegen König Franz von Frankreich gewonnen
hatte, dabei aber eine tödliche Wunde erlitten hatte.
Davon weiss aber nur sein Arzt. Für die anderen bleibt Pescara der
glückbegünstigte Feldherr.
Pescaras Sieg ist sehr wichtig für den Kaiser. Die italienischen Teilstaaten
fürchten nun um ihre Unabhängigkeit und beschliessen, eine Gegen-Liga
zu gründen. Man ist überzeugt, dass die Liga ohne einen grossen
Feldherren erfolglos gegen den Kaiser sein würde; darum entsteht der
tollkühne Plan, Pescara zum Feldherrn der Liga zu machen. Man spricht
von einem geeinten Italien und verspricht ihm Ehre und Macht, um ihn in
"Versuchung" zu führen. Auch seine Frau Vittoria Colonna (Dichterin;
berühmteste Frau jener Zeit in Italien) wird eingesetzt, um ihn zu
überzeugen, zur Liga überzutreten. Aber …
MEYER, Conrad Ferdinand
GUSTAV ADOLFS PAGE
JAHR:
1882
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
78
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
In sehr freier Verwendung der historischen Fakten entstand diese Novelle,
die zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges spielt. Auguste Leubelfing aus
Nürnberg wird an Stelle ihres jämmerlichen Vetters zum Pagen Gustav
Adolfs und muss sich in dieser Rolle ständig vor der Entdeckung fürchten vor allem durch den König, den sie heisst verehrt. Als Gegengestalt
erscheint die Geliebte seines Feindes, des Herzogs von Lauenburg,
Korinna, die als einzige das Geheimnis des Pagen durchschaut, aber
schweigt und lieber stirbt, als sich von dem Lauenburger trennen zu lassen.
Nachdem sie den König eine Zeitlang verlassen hat, stirbt Auguste
unmittelbar nach dessen Tod.
MEYER, Conrad Ferdinand
JÜRG JENATSCH
JAHR:
1876
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
288
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ort: Graubünden und Veltlin
Zeit: Zeit des 30jährigen Krieges
Eine Bündnergeschichte; historische Novelle
Jürg Jenatsch war Sohn eines reformierten Pfarrers und schon als Junge
stolz, tollkühn und aufrecht. Mit 18 wurde er Nachfolger seines Vaters in
Graubünden; danach wurde er ins Veltlin strafversetzt.
Es ist die Zeit des beginnenden Dreissigjährigen Krieges. Die Glaubensund Freiheitskämpfe verschärfen sich auch in Graubünden. Jenatsch
engagiert sich auf der Seite der Reformierten. Bei einem Blutbad im Jahre
1620 verliert Jenatsch seine junge, hübsche, sanfte Frau Lucia, die von
ihrem eigenen Bruder ermordet wird; er selbst entkommt. Danach wird
Jenatsch der Führer der protestantischen Gegenbewegung. Es folgen
Glaubenskämpfe. Graubünden erhält die Hilfe Frankreichs. Jenatsch tritt in
Frankreichs Dienste und ist einerseits als Soldat sehr ruhmvoll beteiligt,
andererseits kämpft er als Politiker für Graubündens Freiheit. Als Jenatsch
erkennt, dass Frankreich den für Graubünden wichtigen Vertrag von
Chiavenna nicht unterzeichnen will, tritt er ins Lager von SpanienÖsterreich über. Zwischendurch wird Jenatsch aus politischen
Überlegungen Katholik, aber er kämpft immer für Graubündens Freiheit.
Er wird immer mächtiger, bis er für viele unbequem wird. Ein Vertreter der
von Jenatsch bekämpften Familie Planta will Rache. Während eines für den
Befreier Jenatsch in Chur gegebenen Ehrenfestes kommt es soweit: …
DIE VERWIRRUNGEN DES
ZÖGLINGS TÖRLESS
MUSIL, Robert
JAHR:
1906
208
VERLAG: Rowohlt
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Der junge Törless (BRD/F, 1966
Regie: Volker Schlöndorff
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Dieser Roman von Robert Musil entstand im Jahr 1903. Er handelt vom Leben in
einer Internatsschule, die ein grosses Prestige hat und in die vor allem die Söhne
aus der “besseren Gesellschaft” geschickt werden.
Der Schüler Törless leidet am Anfang sehr unter den strengen Bedingungen
dieser Schule und empfindet oft Heimweh. Dann gelingt es ihm besser, sich in
dieses Erziehungssystem zu integrieren, aber mit der Phase der Pubertät beginnen
auch seine “Verwirrungen”. Am Ende erscheint Törless fast erwachsen, und er ist
fähig, eigene Entscheidungen zu treffen, in diesem Fall: die Schule zu verlassen.
Mit der beginnenden Pubertät sucht Törless die Freundschaft mit zwei
Mitschülern: Beineberg und Reiting. Mit Beineberg zusammen verbringt er
manchen freien Abend, zum Beispiel auf Besuch bei der Dorfhure Bozena.
Bozena erkennt in Törless einerseits seine bürgerliche Moral, anderseits seine
sexuellen Phantasien.
In der Schule erregt ein Diebstahl Aufsehen. Der Schüler Basini hatte Schulden
bei Reiting, die er sofort bezahlen musste. Wenn nicht, hätte er Reiting so lange
dienen und gehorchen müssen, wie Reiting gewollt hätte. Basini “löst” sein
Problem, indem er Beineberg das Geld stiehlt und es Reiting bezahlt. Reiting,
Beineberg und Törless wissen natürlich sofort, wer der Dieb ist, aber sie
verzichten darauf, Basini bei der Schuldirektion anzuzeigen. Basini wäre aus der
Schule ausgeschlossen worden, aber davon hätten sie keinen Vorteil.
Der etwas merkwürdige Beineberg, der machtlüsterne Reiting und der ein wenig
sadistische Törless beschliessen, Basini selbst zu bestrafen, indem sie ihn foltern
und quälen ...
In dem stark autobiographischen Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törless
entwickelt Musil den Widerspruch an den psychischen Konflikten der Pubertät.
Törless lebt in einer Kadettenanstalt, deren autoritäre Organisation zum Modell
einer “totalen Institution” wird, in der sich die inhumane Klassenstruktur
draussen pointiert abspiegelt. Zu dieser Umwelt geraten die erwachende
Sexualität von Törless, seine Sensibilität und Intellektualität von Beginn an in
Konflikt. Doch interessiert Musil weniger das Problem “Schule und Pubertät” als
der Zusammenhang von totalitärer Institution und ihr korrespondierender
Psychostruktur sowie das Problem einer Ich-Entwicklung.
Geistig-seelische Entwicklung eines sensiblen Knaben in der Gemeinschaft eines
vornehmen Internats, in der er eine grosse Leere und Wortlosigkeit empfindet. Er
überwindet sein zunächst kameradschaftliches Verhältnis zu zwei jungen
Sadisten, die einen diebischen Mitschüler quälen. Der Weg der Ich-Findung geht
über erotische und homoerotische Erlebnisse, ohne dass diese Kern und Ziel der
Entwicklung wären.
NIZON, Paul
JAHR:
STOLZ
1975
191
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Roman Stolz erzählt die Geschichte des Iwan Stolz von seiner
Schulentlassung mit zwanzig bis zu seinem Ende mit fünfundzwanzig. Es
ist die Geschichte eines Lebensbeginns, und Nizons Buch setzt ein - schön
und leicht wie eine kleine Odyssee. Stolz lässt sich hinaustreiben: als
Gehilfe auf beliebige Arbeitsplätze, auf eine Reise ans Meer, in die Arme
der Frauen, auf “Wanderschaft”. Was ihn treibt, ist sowohl Gier als auch
tiefsitzende Furcht vor verfrühter Festlegung. Doch statt ins Freie, rennt er
in eine voreilig geschlossene Ehe samt früher Vaterschaft und, aus dem
Zwang, etwas werden zu müssen, in ein Studium. Zum Schluss in die
Absonderung einer Klausur auf dem Lande. Der Student reist in den
Spessart, um eine Studienarbeit zu schreiben, und er begibt sich damit,
ohne es zu ahnen, in eine tödliche Falle. In diesem Hauptteil seines
Romans zeigt Nizon ein Vorgang einer fortschreitenden Lebenslust und lähmung. Alles wird breit und sickernd, drückend und trüb und kommt
kaum voran. Die wenigen Personen, mit welchen Stolz hier in Kontakt
kommt, sind Heimatlose, Flüchtlinge. Das Haus herum liegt die winterliche
Einöde des Spessarts - eine Landschaft aus Schnee und Morast, die mit
Stolz’ Seelenzuständen korrespondiert. In seiner Arbeit vermag Stolz nicht
Fuss zu fassen, und was seine privaten Bindungen angeht, so muss er
erfahren, dass sie ihn nicht halten. Aber in dieser Erfahrung ist kein Leiden,
nur das wertfreie Registrieren eines Vakuums. In der Falle der Einsamkeit
bricht aus, was in ihm von Anfang an verborgen angelegt war: die
Beziehungslosigkeit, die Unfähigkeit zur Teilnahme. Schon zu Anfang der
Geschichte heisst es: “Er empfand seine Lebensumstände wie
Einkleidungen, die ein anderer für ihn vorgenommen hat. Er lebte wie
ausserhalb derselben. Er schämte sich grundlos und viel.” Das Ganze endet
mit dem Tod des jungen Stolz, einem unpathetischen Wegsterben, eher
noch einem Verschwinden. Auf einem Jagdausflug mit dem Förster verirrt
er sich und überlässt sich dem Erfrieren. Er stirbt, weil es Schuld bedeutet,
ohne Beteiligung am Leben zu sein.
NOLL, Ingrid
DIE APOTHEKERIN
JAHR:
1994
256
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Apothekerin Hella Moormann liegt nach der Geburt ihres zweiten
Kindes in der Heidelberger Frauenklinik und erzählt ihrer Bettnachbarin
Rosemarie Hirte von ihren Erlebnissen.
Sie erinnert sich an ihre Schulzeit und die ersten Männerbekanntschaften,
bei denen es sich um lauter kaputte Typen handelte, denen sie helfen
wollte, so wie sie in der Kindheit am liebsten Puppen repariert hatte.
Mit fünfunddreißig lernte Hella – die inzwischen als Apothekerin tätig war
– den sieben Jahre jüngeren Zahnmedizinstudenten Levin Graber kennen,
der ständig Geldsorgen hatte und deshalb darauf wartete, dass sein
herzkranker Großvater starb, der zusammen mit der faulen, aber jungen,
hübschen und lebensfrohen Haushälterin Margot in einer prächtigen Villa
wohnte. Um endlich an die Erbschaft zu kommen, präparierte Levin eines
Nachts das künstliche Gebiss seines Großvaters mit Gift, das er von der
Apothekerin bekommen hatte. Der Arzt, der am nächsten Tag den
Totenschein ausstellte, schöpfte keinen Verdacht und gab "Herzversagen"
als Todesursache an.
Bei der Testamentseröffnung erwartete Levin eine böse Überraschung: Der
alte Herr, der von Hella sehr angetan gewesen war, hatte nicht ihn, sondern
sie als Alleinerbin eingesetzt – unter der Bedingung, dass sie innerhalb
eines halben Jahres seinen Enkel heiratete. Andernfalls sollte das Geld
einer gemeinnützigen Einrichtung zugutekommen.
Levin hatte nichts Eiligeres zu tun, als die Eheschließung zu arrangieren. Er
schwor Hella zwar, sie aus Liebe zu heiraten, aber in Wahrheit ging es ihm
nur ums Geld. Nach der Hochzeit zog das Paar in die geerbte Villa – und
wohnte dort zusammen mit Margot und ihrem Bruder Dieter Krosmansky.
Levin fühlte sich seinem Freund verpflichtet, denn sie waren zwei Jahre
zuvor in der Türkei mit Drogen erwischt worden, aber Dieter hatte alle
Schuld auf sich genommen. Nun kam er gerade aus dem Gefängnis.
Hella und Levin, Margot und Dieter richteten sich in der Villa ein. Bald
schon verlor Hella ihre Illusionen und durchschaute, dass Levin und dessen
frühere Schulfreundin Margot ein Verhältnis hatten. Sie hasste die
Haushälterin und überlegte, wie sie die Rivalin loswerden könnte…
IM WESTEN NICHTS
NEUES
REMARQUE, Erich Maria
JAHR:
1929
221
VERLAG: Kiepenheuer & Witsch
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der 19-jährige Schüler Paul Bäumer, der als Ich-Erzähler in 12 Kapiteln
auftritt, nimmt freiwillig als Soldat am 1. Weltkrieg teil. Nach einer harten,
demütigenden militärischen Ausbildung durch den Offizier Himmelstoss
wird er an die Front geschickt. Dort erlebt er den Horror des Krieges. Nur
die Gespräche mit den Kameraden bieten Ablenkung von Grabenkämpfen
und Giftgasattacken. Während eines desillusionierenden Heimaturlaubs
kann Bäumer sich wegen der Eindrücke von der Front nicht mehr
zurechtfinden. Dann bekommt er den Auftrag, russische Kriegsgefangene
zu bewachen. Zurück an der Front muss er einen französischen Soldaten
töten, der ihn sterbend bittet, sich um seine Familie zu kümmern. Bäumer
empfindet grosse Gewissensbisse, und später wird er selbst verwundet und
muss ins Lazarett. Als er nach seiner Genesung erlebt, wie seine engsten
Freunde den Tod finden, wird sein Wunsch nach Frieden immer intensiver.
In einem kurzen Schlusskapitel wird sein sinnloser Tod kurz vor
Kriegsende im Oktober 1918 als Randnotiz mitgeteilt.
Remarque selbst musste ab 1916 als Soldat am 1. Weltkrieg teilnehmen. Er
wurde durch Granatsplitter schwer verletzt und erlebte das Ende des
Krieges in einem Spital. Sein Roman ist der bekannteste literarische
Beitrag, der so zeitnah die erschütternden Erlebnisse der Frontsoldaten
schildert.
1933 verboten, erlebte das Buch nach dem 2. Weltkrieg eine Renaissance,
die sich heute, angesichts immer neuer Kriegsgreuel in der Welt,
wiederholt. Denn die Schrecken des 1. Weltkrieges sind die Schrecken aller
Kriege. Remarque beschreibt sie mit einer ausserordentlichen
Lebendigkeit, der schonungslosen Sprache der Jugend, die für jede
Generation wieder neu spricht.
RINSER, Luise
JAHR:
MIRJAM
1983
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
336
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Obwohl nicht zur ‘klassischen Literatur’ zählend, ist Luise Rinser die
meistgelesene Autorin Deutschlands und ihre Bücher wurden in alle
Sprachen übersetzt. Sie ist katholisch , aber revolutionär eingestellt und
immer auf der Seite der Jugend und der Benachteiligten. Ihr vorläufig
letzter grosser Roman ist der Maria Magdalena gewidmet, und bringt eine
Bilanz ihrer Ideen und Interpretationen in bezug auf die Stellung der Frau
in christliche-katholischer Sicht, wobei Mirjam als engste Vertraute
Christus folgt und das nicht-bürgerliche Wanderleben mit ihm teilt. In ihren
Gesprächen mit Christus sucht sie ihre Position, sucht den richtigen Weg,
sucht ihre Identität als Frau in einer Männerwelt - also ein sehr aktuelles
Thema.
DIE LEGENDE VOM
HEILIGEN TRINKER
ROTH, Joseph
JAHR:
1939
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
80
dtv
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ort: Paris
Zeit: 1934
"Mein Testament" hat Joseph Roth seine 1939 entstandene, letzte
Erzählung genannt.
Diese autobiographische Erzählung berichtet vom Leben des Clochards
und Trinkers Andreas, der
plötzlich von einem wohlgekleideten Herrn 200 Francs erhält; als "Mann
der Ehre" will er diesem das Geld zurückgeben. Die Rückzahlung solle
aber in der Kapelle der kleinen heiligen Therese hinterlegt werden, sagt
dieser wohlgekleidete Herr noch kurz und verschwindet in der Dunkelheit.
Und Andreas beschließt, diese kurze Begegnung als denkwürdigen
Moment zu nehmen, ihn als seinen Geburtstag zu feiern, als Tag seiner
Wandlung zu einem besseren Leben: er speist gut und lässt es sich auch
sonst wohl ergehen.. Andreas erwirbt durch einen Aushilfsjob noch ein
wenig mehr Geld; dann kauft er eine alte gebrauchte Brieftasche, in der
Geld steckt. Er glaubt an Wunder. Aber immer wieder vertrinkt und
verschläft und verlebt er sein Geld.
Immer wieder spielen die Frauen eine - meist negative Rolle - in seinem
Leben. Mehrmals versucht er, während der Sonntagsmesse - wie vereinbart
- der kleinen heiligen Therese die 200 Francs zu übergeben; es misslingt
ihm aber regelmässig. Beim letzten Versuch, das Geld zurückzugeben ....
"Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und schönen Tod!"
Roth, 1894 in Galizien geboren, studierte Literaturwissenschaften in Wien
und Lemberg, nahm am ersten Weltkrieg teil, wirkte ab 1918 als Journalist
in Wien und Berlin, emigrierte 1933 nach Frankreich, wo er 1939 in Paris
starb.
ROTH, Joseph
JAHR:
HIOB
1930
UMFANG (Seiten):
Roman eines einfachen Mannes
VERLAG:
192
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der moderne Hiob ist der vor dem Ersten Weltkrieg in Galizien lebende
Lehrer Mendel Singer, den auch nach der Auswanderung nach Amerika das
Unglück in seinen Kindern so hart trifft, dass er sich von Gott abwendet.
Die wunderbare Heilung des jüngsten Sohnes führt ihn schliesslich zu Gott
zurück.
ROTH, Joseph
RADETZKYMARSCH
JAHR:
1932
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
416
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 rettet der slowenische
Infanterieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph
I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und
verlässt unwiderruflich den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. So beginnt
die Geschichte der Familie von Trotta in einer Zeit, in der die Herrschaft
der Habsburger noch einmal eine glorreiche Blüte erlebt. Der Kaiser ist
mächtig, das Reich ist gross, die bestehende Ordnung der Welt scheint
unvergänglich. Und doch wird hinter diesem Glanz eine Müdigkeit fühlbar,
eine Erstarrung, eine Ahnung von Verfall und Auflösung. (...) Im Aufstieg
und Untergang einer Familie spiegeln sich die letzten Jahrzehnte der
Donaumonarchie. Radetzkymarsch gilt als das Hauptwerk des grossen
Epikers Joseph Roth.
Im Roman Radetzkymarsch wird durch vier Generationen der Familie
Trotta der Niedergang der Doppelmonarchie von der Schlacht von
Solferino (1859) bis zum Tod von Franz Joseph I. (1916) dargestellt.
SCHLINK, Bernhard
DER VORLESER
JAHR:
1997
208
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
VERFILMUNG:
The Reader (USA/D, 2008)
Regie: Stephen Daldry - mit Kate Winslet
(Golden Globe und Oscar als “Beste
Hauptdarstellerin” 2009), Ralph Fiennes und
Bruno Ganz
HÖRSPIEL :
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Auf dem Nachhauseweg gerät der fünfzehnjährige Michael Berg in eine
heikle Situation. Eine Frau, Mitte dreißig, kümmert sich um ihn. Später
kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er
kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche
Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine
Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück. Eines Tages ist sie
verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis. Als
Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder. Der junge Mann erleidet
einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas
Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von
den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie
hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis. Die Vergangenheit bricht auf
– die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben,
dass er von beiden Vergangenheiten nicht loskommt. Eine Frauengestalt,
mit der man auch als Leser nicht einfach fertig wird. Und das Dilemma
einer Generation.
DIE GORDISCHE
SCHLEIFE
SCHLINK, Bernhard
JAHR:
1987
272
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Kriminalroman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Georg Polger hat seine Anwaltskanzlei in Karlsruhe mit dem Leben als
freier Übersetzer in Südfrankreich vertauscht und schlägt sich mehr
schlecht als recht durch. Bis zu dem Tag, als er durch merkwürdige Zufälle
Inhaber eines Übersetzungsbüros wird – Spezialgebiet: Konstruktionspläne
für Kampfhubschrauber. Polger gerät in einen Strudel von Ereignissen in
dem Freund und Feind ununterscheidbar sind.
SCHNITZLER, Arthur
CASANOVAS HEIMFAHRT
JAHR:
1917
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
157
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Demütigendes Ende eines alternden Abenteuers: Casanova darf in seine
Vaterstadt Venedig unter der Bedingung zurückgehen, dass er ihr als Spion
dient. Er erkauft sich ein letztes erotisches Abenteuer, indem er mit dem in
Spielschulden geratenen Liebhaber einer Schönen, den er erpresst, die
Rolle tauscht. Am Entsetzen der erwachenden Frau erkennt er seine
Schmach, mehr noch beim Anblick ihres von ihm im Duell getöteten
Liebhabers, der eine jugendliche Wiederholung seiner selbst zu sein
scheint.
SCHNITZLER, Arthur
JAHR:
DAS VERMÄCHTNIS
1898
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
87
Fischer
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
(In: Der einsame Weg. Zeitstücke 1891-1908)
Das Stück spielt in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Hugo Losatti,
Sohn einer gehobenen bürgerlichen Familie, wird verletzt nach Hause
gebracht, nachdem er vom Pferd gestürzt ist. Da er glaubt, dass er sterben
wird, verlangt er von seiner Familie das Versprechen, sich um seine
Geliebte Toni (Antoinette) Weber und sein Kind zu kümmern. Von dieser
Liebesbeziehung weiss die Familie Losatti nichts, denn Hugo musste sie
geheim halten, da es sich um eine mésalliance handelte. Als Toni mit dem
Kind ankommt, ist Hugo schon gestorben. Zwar will man das Versprechen,
das man Hugo gegeben hat, einhalten und die arme Toni und das Kind in
der Familie aufnehmen, aber man fürchtet einen Skandal. Hugos Schwester
Franziska jedoch hat keine Hemmungen und macht Toni zu ihrer Freundin.
Ganz anders Franziskas Verlobter, Doktor Ferdinand, der Toni so bald wie
möglich aus dem Haus jagen möchte. Im Moment, als man Toni endlich als
Familien-Mitglied zu akzeptieren scheint, stirbt ihr Kind, und also Losattis
Enkel, so dass man keinen Grund mehr sieht, Toni bei sich unterzubringen.
Ferdinand überzeugt Adolf Losatti, seinen baldigen Schwiegervater,
definitiv davon, Toni fortzuschicken. Man will ihr Geld geben, im
Glauben, das Problem sei auf diese Weise elegant gelöst, aber man kann
sich nicht vorstellen, in welch verzweifelte Situation man Toni Weber
bringt. Nur Franziska erkennt das Drama: Sie will Toni suchen, in der
Angst, ihre Freundin könnte Selbstmord begehen, und klagt ihre Familie
bitter an, weil man das Versprechen, das man Hugo gegeben hatte, nicht
eingelöst hat.
Arthur Schnitzler kritisiert mit diesem sehr psychologischen Stück die
falschen Wertvorstellungen des dekadenten Wiener Bürgertums. Das
Drama zeigt auch einen Generationenkonflikt, indem Hugo und Franziska
die Vorstellungen ihrer Eltern nicht mehr teilen wollen.
SCHNITZLER, Arthur
FRAU BERTA GARLAN
JAHR:
1900
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
215
Reclam
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Frau Berta Garlan, die ihren Mann nach kurzer Ehe verloren hat, lebt in
einer kleinen Stadt in Österreich. In ihrer Jugend hat sie das
Konservatorium besucht, hat aber das Studium auf Wunsch der Eltern
aufgegeben. Dabei ist auch ihre Liebe zu dem Geiger Emil Lindbach in die
Brüche gegangen. Berta, die sich seit langem nur mehr ihrem Sohn und der
Musik widmet, fühlt sich in der kleinstädtischen Enge sehr bedrückt.
Erholung findet sie nur im Umgang mit ihrem gelähmten Freund, dem
Ästheten Rupius. Bei einem Ausflug nach Wien wird sie wieder auf ihre
Jugendliebe Emil Lindbach, nun ein berühmter Geigenvirtuose,
aufmerksam. Sie schreibt ihm und erhält eine so herzliche Antwort, dass sie
nochmals nach Wien fährt und sich ihm dort hingibt …
SCHNITZLER, Arthur
LEUTNANT GUSTL
JAHR:
1900
161
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ein innerer Monolog mit zwei kurzen Dialogen. Das Werk ist im Wiener
Dialekt geschrieben und beschreibt einen Spätnachmittag (um 1900) eines
Leutnants, dessen Leben in Unordnung geraten ist. Themen sind das
Gefühl einer existenziellen Bedrohung, der Wahn der verlorenen Ehre, das
Verhalten des Menschen angesichts des Todes (Gustl „verurteilt“ sich
selbst zum Tode), die persönliche Rechtfertigung. Die Idee vom
Selbstmord wird Stück für Stück abgebaut. Gustl zeigt sich als typischer
Kleinbürger, als ein Mensch, der mit dem Strom mitschwimmt. So wie
seine Gedanken unfertig sind, so ist auch seine Sprache unfertig.
SCHNITZLER, Arthur
JAHR:
LIEBELEI
1895
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Reclam
GATTUNG:
VERFILMUNG:
Liebelei (D, 1933)
Regie: Max Ophüls - mit Magda Schneider
Christine (F, 1958)
Regie: Pierre Gaspard-Huit - mit Romy
Schneider und Alain Delon
HÖRSPIEL :
111
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Theodor und Fritz, zwei junge, wohlhabende Wiener Militärs, verbringen
mit ihren Freundinnen Mizi und Christine in Fritzens Wohnung eine
stimmungsvolle Soirée - bei Kerzenlicht, leiser Klaviermusik und
belangloser Konversation. Theodor, der mit der lebenslustigen Mizi liiert
ist, hat seinem Freund - als Erholung von der strapaziösen “Liebestragödie”
mit einer verheirateten Frau aus der “guten” Gesellschaft - eine kleine,
unverbindliche “Liebelei” mit Christine Weiring, der naiven Tochter eines
städtischen Theatermusikers, verordnet. Christine aber nimmt die
Beziehung ernst, was mit ihrem Selbstmord endet.
Enttäuschte Liebe Christines, des “süssen Wiener Mädels”, zu einem
jungen Offizier, der im Duell um eine andere fällt.
“Das ist es, ganz richtig! Erholen! Das ist der tiefere Sinn! Zum Erholen
sind sie da. Drum bin ich auch gegen die sogenannten interessanten
Weiber. Die Weiber haben nicht interessant zu sein, sondern angenehm.”
“Gefragt wird nichts. Das ist ja gerade das Schöne. Wenn ich mit dir
zusammen bin, versinkt die Welt - punktum.”
SCHNITZLER, Arthur
JAHR:
REIGEN
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Zehn Dialoge
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
1896/97
Reclam
GATTUNG:
La Ronde (F, 1950)
Regie: Max Ophüls
Das grosse Liebesspiel (A / BRD, 1963)
Regie: Alfred Weidenmann
La Ronde (F, 1964)
Regie: Roger Vadim
148
Komödie
SEKUNDÄRLITERATUR:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Zwei Menschen treffen sich, um sich zu lieben, ihr Dialog vor und nach
dem Liebesakt macht die Szene aus. Soziale Schranken werden dabei
übersprungen. Der Reigen wurde wegen der Offenheit, mit der die
Sexualität als Grund für die Beziehung gezeigt wurde, verboten (1904,
1921).
Zehn den verschiedensten Gesellschaftschichten angehörige Paare
enthüllen ihre Gefühle vor und nach dem, was auch Schnitzler nur mit
Gedankenstrichen wiedergab; die Dirne und der Soldat, der Soldat und das
Stubenmädchen, das Stubenmädchen und der junge Herr, der junge Herr
und und die junge Frau, die junge Frau und der Ehemann, der Ehemann
und das süsse Mädel, das süsse Mädel und der Dichter, der Dichter und die
Schauspielerin, die Schauspielerin und der Graf, der Graf und die Dirne.
Der Reigen, zu dem sich das Ganze in der letzten Paarung schliesst,
dokumentiert die Gleichheit der Menschen unter der Gewalt des Sexus.
SCHNITZLER, Arthur
JAHR:
STERBEN
1892
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
141
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ein junger Mann, Felix, erfährt von seinem Arzt, dass er nur noch kurze
Zeit leben wird. Er berichtet es seiner Geliebten, Marie, die mit ihm
zusammen sterben will. Während eines Aufenthaltes im Südtirol wird Felix
immer kranker, aber Marie liebt das Leben zu sehr, um ihr Versprechen
einlösen zu können. Felix versucht, sie zu töten.
SCHNITZLER, Arthur
JAHR:
THERESE
1928
UMFANG (Seiten):
Chronik eines Frauenlebens
VERLAG:
384
dtv
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
In diesem längeren Roman erzählt Schnitzler das Leben einer jungen Frau,
die aus ziemlich gutem Hause in der Provinz stammt. Ihr Vater, der
Berufsoffizier war, wird psychisch krank, er wird interniert,die Familie
wird immer ärmer. Therese muss als Kindererzieherin bei den
verschiedensten Familien in Wien arbeiten: dadurch kann der Autor ein
Soziogramm der Gesellschaft jener Zeit zeichnen. Therese bekommt von
einem Geliebten ein Kind, der Vater des Kindes verschwindet für einige
Jahre spurlos. Der Sohn muss bei fremden Eltern aufwachsen, er wird
kriminell. Als ihm seine finanziell arme Mutter einmal kein Geld geben
will, tötet er sie.
SCHNITZLER, Arthur
TRAUMNOVELLE
JAHR:
1926
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
125
Reclam
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Gegenstand der Erzählung ist eine Ehekrise, an der das Verhältnis von
faktischer und psychischer Wirklichkeit, von Eros und Ethos unter den
Massstäben des späten Schnitzler exemplifiziert wird. Die gesicherte
Ordnung der Ehe von Fridolin und Albertine gerät in Gefahr durch die
Urlaubserlebnisse in Dänemark. Beide waren damals der Versuchung,
einem anderen Partner zu folgen, nur durch äussere Umstände entgangen,
so dass sie seelische Realität des ungelebten Lebens die Harmonie ihres
Zusammenlebens scheinhaft werden liess. Die wechselseitige
Entfremdung, Produkt der unerfüllten Möglichkeiten, macht Schnitzler zur
Bewährungsprobe. Beide holen, vom Geständnis ihrer verhinderter Untreue
angeregt, das Versäumte nach; er in einer traumhaften Wirklichkeit, sie in
einem wirklichkeitsnahen Traum.
WIE KOMMT DAS SALZ
INS MEER
SCHWAIGER, Brigitte
JAHR:
1977
134
VERLAG: Haymon Verlag
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Verträumt und hellwach, humorvoll und verzweifelt erzählt eine junge Frau
das Scheitern ihrer Ehe. Diese Erzählung, hinter deren satirischem Spott
sich eine bissige Kritik an der Scheinheiligkeit und Phrasenhaftigkeit
bürgerlicher Verhältnisse und Rollenzuweisungen verbirgt, wurde als ein
Stück unterhaltsam geschriebener Frauenliteratur rezipiert.
Auch als Zeitdokument interessant.
STAMM, Peter
JAHR:
AGNES
1998
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
153
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Sie lernen sich in einer Bibliothek kennen. Sie verlieben sich ineinander.
Sie will, dass er, der Schriftsteller ist, ihre Liebesgeschichte in einem Buch
festhält, so dass sie weiss, wie er sie sieht. Aber mit der Zeit geht es weder
um ihre erlebte Vergangenheit noch um ihre gemeinsame Gegenwart. Die
Geschichte greift nämlich ihrer Zukunft vor. Handelt es sich eher um seine
Wünsche als um die Realität? Ein Buch im Buch also. Der Roman beginnt
mit folgenden Sätzen: "Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.
Nichts ist mir von ihr geblieben, als diese Geschichte." (S. 9).
AN EINEM TAG WIE
DIESEM
STAMM, Peter
JAHR:
2007
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
205
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Alltag eines vierzigjähriges Lehrer ist eintönig. Abwechslung
verschafft sich Andreas durch drei Geliebte. Nadja ist geschieden, hat aber
immer noch ein lockeres Verhältnis zu ihrem Mann. Mit Sylvie, die
verheiratet ist und drei Kinder hat, trifft er sich am schulfreien
Mittwochnachmittag. Delphine ist eine Praktikantin an seiner Schule; mit
der Vierundzwanzigjährigen schläft er ebenfalls. Als es sich herausstellt,
dass er krank ist, versucht er einen Neuanfang. Auch seine verheiratete
Jugendliebe Fabienne möchte er nochmals sehen.
STAMM, Peter
JAHR:
BLITZEIS
1999
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
135
Arche
GATTUNG:
Erzählungen
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Es geht um verschiedene Geschichten, die ganz alltäglich erscheinen, die
aber doch seltsam sind. Man liest z. B. von der merkwürdigen Beziehung,
die einen einsamen Mann in New York mit einer Nachbarin verbindet, die
er immer nur vom Fenster aus sieht; man liest, in einer anderen Erzählung,
von einem gemeinsamen Ausflug von drei Freunden, die ausnahmsweise
von einer Frau begleitet werden; plötzlich werden Unstimmigkeiten und
Aggressionen frei. In diesen Geschichten passiert nicht viel, aber Stamm
beobachtet alles ganz genau und kann die kleinen Dramen, die sich hinter
dem Alltag verstecken, wie einen Film im Auge des Lesers ablaufen lassen.
UNGEFÄHRE
LANDSCHAFT
STAMM, Peter
JAHR:
2003
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
160
btb
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Kathrine ists Zollbeamtin. In ihrem Leben ist sie noch nie über den
nördlichen Polarkreis hinausgekommen. Ein halbes Jahr Dunkelheit, Kälte,
Schnee, bestimmen ihr Leben; die Schiffe auf der Hurtigroute bringen
manchmal etwas Abwechslung. Und manchmal bringen sie auch Gäste, die
länger bleiben - wie Christian. Nach seiner Abreise bekommt sie
regelmässig Post von ihm. Nachdem einiges in ihrem Leben schief lief,
entscheidet sie, aufs Schiff zu gehen. Und so fährt sie nach Dänemark,
weiter nach Paris, in die Bretagne. Auch Christian besucht sie. Aber sie
kommt zurück, enttäuscht, denn nichts ist wirklich anders…
SÜSKIND, Patrick
DAS PARFUM
Die Geschichte eines Mörders
JAHR:
1985
336
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Im Buch Das Parfum schildert Süskind mit bewusst virtuoser
Sprachbehandlung Leben und Tod eines Aussenseiters im Paris des 18.
Jahrhunderts. Begabt mit einem unvergleichlichen Geruchssinn lernt der
selbst geruchlose Protagonist das Parfümbereiten. Sein ganzes Leben
hindurch immer auf der Suche nach dem absoluten Duft, der ihn anziehend
machen soll, wird er zum Massenmörder. Als er sein Ziel erreicht hat, wird
er in einem gespenstischen Bacchanal von Aussenseitern der Gesellschaft
zerfleischt, Sühne und Opfer zugleich in einer beeindruckenden
Darstellung des Massenwahns.
SÜSKIND, Patrick
JAHR:
DIE TAUBE
1987
112
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
“Als ihm die Sache mit der Taube widerfuhr, die seine Existenz von einem
Tag zum andern aus den Angeln hob, war Jonathan Noel schon über
fünfzig Jahre alt, blickte auf eine wohl zwanzigjährige Zeitspanne von
vollkommener Ereignislosigkeit zurück und hätte niemals mehr damit
gerechnet, dass ihm überhaupt noch irgend etwas anderes Wesentliches
würde widerfahren können als dereinst der Tod. Und das war durchaus
recht. Denn er mochte Ereignisse nicht, und er hasste geradezu jene, die das
innere Gleichgewicht erschütterten und die äussere Lebensordnung
durcheinanderbrachten. (...) ”
Jonathan Noel führt seit 30 Jahren ein Leben, das immer gleich verläuft.
Aber er fühlt sich wohl dabei, so wohl, dass er seine kleine
Mansardenwohnung, in der er sich zu seiner Zufriedenheit eingerichtet hat,
endgültig erwerben möchte. Aber dann begegnet er, an einem heissen
Freitagmorgen im August 1984, vor der Tür seiner Mansarde einer Taube,
die ihn in eine tiefe Krise stürzt...
Sein Leben gerät zum ersten Mal seit langem in Unordnung, und ein Riss
in der Hose macht alles noch viel schlimmer. Gedanken an Selbstmord
schleichen sich ein. Glücklicherweise darf Jonathan am Schluss wieder in
die Normalität seines Lebens zurückkehren, ein “greises Kind” sein, eine
“Marionettenmenschmaschine”.
Nicht nur riecht, schmeckt man, sieht und hört man, was Süskind
beschreibt; er ist ein Künstler, auch wenn es darum geht, verschwundenes,
verarmtes Leben in grosser innerer Dramatik darzustellen, hier: eine
Psychologie des Wachmanns Jonathan Noel zu entwerfen. Eine
Meistererzählung.
SÜSKIND, Patrick,
DER KONTRABASS
JAHR:
1984
112
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Normalerweise gehen Kontrabässe im Orchester unter, es gibt keine
Soloparts, allenfalls ein Duett.
Im Leben des Musikers ist der Kontrabass Geliebte, Freund, Feind und
Verhinderer des eigenbestimmten Weges. Patrick Süsskind bietet das
Portrait eines Normalbürgers als Künstler, und damit soziale Analyse,
Slapstick und Milieukomik und einen fest gespannten Bogen, der
monologisch und entschlossen den Schwingungen des menschlichen
Zusammenspiel(en)s nachstreicht.
SUTER, Martin
BUSINESS CLASS
Geschichten aus der Welt des
Managements
JAHR:
2000
240
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Neue Geschichten aus der Welt des Managements.
"Business Class" ist eine Sammlung von 75 Kolumnen. Diese kurzen
satirischen Exkurse in die Welt des Managements hängen nicht miteinander
zusammen und auch nur sehr selten tauchen dieselben Personen auf . In
jeder dieser 75 Kolumnen treten Personen aus der Business Welt oder
solche, die damit verbunden sind, auf. Die Perspektiven der jeweiligen
Geschichte können aus Sicht der hohen Kader, der Sekretärin, der mittleren
Kader, der Chefs oder auch aus derjenigen der Familien und Ehefrauen
sein. Suter spielt sehr geschickt mit den Eigenschaften, Verhaltensweisen
und Gedanken dieser Menschen und verknüpft diese zu kurzen satirischen
Kolumnen, bei denen jeweils das Erzählte im letzten Satz eine unerwartete
Wendung nimmt und so die Welt der karriereorientierten Geschäftsmänner
schlecht aussehen lässt.
SUTER, Martin
DER LETZTE WEYNFELDT
JAHR:
2008
313
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Adrian Weynfeldt ist Mitte fünfzig, Junggeselle, wohlhabend und
Kunstliebhaber. Er bewohnt eine riesige Wohnung mitten in Zürich, in
einem Haus, das ihm gehört, oberhalb einer Bank. Er trägt
massgeschneiderte Anzüge, hat eine Haushälterin und verkehrt in einem
Kreis junger Künstler (oder Menschen, die es gerne wären), die er immer
mal wieder finanziell unterstützt. Sein Leben verläuft in extrem geregelten
Bahnen. Seine Leidenschaft, die Kunst, hat er zu seinem Beruf gemacht: Er
bewertet und begutachtet Kunstgegenstände für ein Auktionshaus,
verhandelt mit Künstlern und Klienten, erstellt die Kataloge und organisiert
die Auktionen.
In dieses bis ins Letzte geregelte Leben bricht nun Lorena ein, die er in
einer Bar kennen lernt und die er mit nach Hause nimmt. Weynfeldt folgt
einer Regung, die seiner Vergangenheit entspringt, denn Lorena sieht
genau so aus, wie die eine Frau, die er in jungen Jahren wirklich und von
Herzen geliebt hatte und die er nicht halten konnte. Sie war bei einem
Unfall ums Leben gekommen. Und diese Frau also sieht Weynfeldt am
nächsten Morgen beinahe nackt auf seinem Balkon, bereit zu springen. Er
kann sie überreden zu bleiben, noch zu frühstücken, und dann ist sie weg,
um sich wenige Tage später bei ihm zu melden, weil sie sich in
Schwierigkeiten gebracht hat. Die Verbindung zwischen den beiden bleibt
locker, er ist für sie erst einmal ein reicher Siegelringträger, den man um
den Finger wickeln kann. Und das soll auch in grossem Stil geschehen,
Weynfeldt soll überredet werden, auf einer Auktion ein Gemälder zu
versteigern, das nicht echt ist!
SUTER, Martin
JAHR:
LILA, LILA
2004
344
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
David liebt Marie. Aber Marie interessiert sich nicht groß für den Kellner,
der da unbeholfen um sie herumschleicht. Dann macht David einen Fund.
In der Schublade eines alten Nachttischs entdeckt er das Manuskript eines
Romans. Es muss aus den fünfziger Jahren stammen und handelt von einer
Liebe, so tief und rein, wie sie im zynischen postmodernen 21. Jahrhundert
kaum mehr erfunden werden kann. Marie, die David für den Autor hält, ist
hingerissen und bietet das Manuskript ohne sein Wissen einem Verlag an.
'Lila, Lila’ wird zu einem Bestseller – und Marie Davids Geliebte. Gern
hätte er ihr die Wahrheit gestanden, aber dann wäre die Beziehung in die
Brüche gegeangen. Der Schneeball seiner kleinen Lüge wird groß und
größer, bis er verheerende Ausmaße annimmt.
SUTER, Martin
SMALL WORLD
JAHR:
1997
336
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Konrad Lang steht seit Jahren im Dienste der Familie Koch. Die Kochs
sind reich, führen einen riesen Konzern. Elvira Koch, Witwe des Gründers
der Kochwerke, nahm Konrad als Kleinkind zu sich auf, als dessen Mutter
sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Klar bevorzugt sie ihren eigenen
Sohn, Thomas Koch. So musste Konrad (genannt Koni), schon als Kind
immer das tun, was Thomas auch tat. Ausgemacht hat es Koni jedoch nie
allzuviel. Auch später steht er der Familie Koch stets als Handlanger zu
Diensten. Er ist Hausmeister von Ferienhäusern der Familie, etc.. Warum
die Kochs Koni immer mit durchziehen, versteht eigentlich keiner so recht.
Elvira begründet es immer damit, dass sie Mitleid mit ihm habe. Aber
eigentlich steckt ganz was anderes dahinter. Etwas, was schon lange Zeit
zurückliegt und an das sich am besten niemand mehr erinnert soll, da dies
für die Kochwerke gefärhlich werden kann. Wie unpraktisch, dass Koni im
fortgeschrittenen Alter an Alzheimer erkrankt und sich immer mehr in
vergangen Tagen wiederfindet und davon plaudert…
WEISS, Peter
DIE ERMITTLUNG
Oratorium in 11 Gesängen
JAHR:
1965
300
VERLAG: Suhrkamp BasisBibliothek
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Theaterstück
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Zwischen Dezember 1963 und August 1965 fand in Frankfurt am Main der
Auschwitz-Prozess statt, in dem die für das Funktionieren der
Vernichtungsmaschinerie Verantwortlichen vor Gericht standen. Peter
Weiss hat in seinem 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführten
dokumentarischen Theaterstück die Fakten über diese Hölle auf Erden, die
im Prozess zur Sprache kamen, in Gesängen gestaltet: Gesang von der
Rampe, Gesang vom Lager, Gesang vom Bunkerblock. In ihnen wurden
Täter und Opfer miteinander konfrontiert, und auf diese Weise wird, gerade
durch den Verzicht der Rekonstruktion individueller Erlebnisse und die
Betonung der funktionalen Aspekte, das Grauen dieser Tötungsfabrik
deutlich. Zugleich wird die Möglichkeit gezeigt, dass sich ähnliches
wiederholen könnte, und die Notwendigkeit, dies zu verhindern.
Eindringliches Dokument über die Zustände in den Konzentrationslagern nackte und grausame Darstellung der Realität! Eine harte Lektüre.
WERNER, Markus
JAHR:
AM HANG
2004
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
192
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der junge Anwalt Clarin freut sich auf ein ruhiges Wochenende in seinem
Tessiner Ferienhaus. Am ersten Abend lernt er auf der Sonnenterrasse des
Bellevue-Hotels einen älteren Herrn kennen, der sich ihm als Loos
vorstellt, einen Sonderling, einen Verrückten vielleicht. Sie reden bis tief in
die Nacht, erzählen sich ihre Geschichten, die immer intimer werden. Was
als Gespräch zwischen Unbekannten beginnt, gerät zu einem komischen
Verwirrspiel, das fasziniert und zugleicht verstört. Unter zweifelhaften
Umständen hat Loos seine geliebte Frau verloren. Und dieser Verlust trägt
dazu bei, ihm die Welt zu verdunkeln. Clarin lebt dagegen leicht und gern.
Anders könnten die zwei Männer nicht sein. Wie nah sie sich sind, stellt
sich erst später heraus.
DER GELIEBTE DER
MUTTER
WIDMER, Urs
JAHR:
2003
144
VERLAG: Diogenes
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Der Autor zeichnet in diesem Roman die Lebensgeschichte seiner
depressiven, gedemütigten Mutter nach. Clara Molinari wuchs mit einem
despotischen, patriarchalischen und neureichen Vater auf, verlor früh die
eigene Mutter und hatte daraufhin deren Funktion zu übernehmen. Statt
einer eingenen Ausbildung nachzugehen, spielt sie stellvertretend für ihre
eigene Mutter die Rolle einer "besseren Dame". Durch den plötzlichen Tod
des Vaters und dem unter anderem auch damit verknüpften finanziellen
Ruin steht sie vor dem Nichts. Sie heiratet dann und hat einen Sohn, wird
jedoch - er ist gerade dreijährig - in die Psychiatrie eingewiesen. Unter
Depressionen leidend, versucht sie wiederholt, sich umzubringen. Mit 84
Jahren stürzt sie sich aus dem Fenster. Die Beziehung mit dem Dirigenten
Edwin, ihrem Geliebten, in dem sie ihre grosse Liebe gefunden zu haben
glaubt, entpuppt sich als jahrelange Demütigung, was schliesslich zum
totalen psychischen Zusammenbruch führt.
WIECHERT, Ernst
DER TOTENWALD
Bericht aus dem KZ-Lager
Buchenwald
JAHR:
1946
183
VERLAG: Suhrkamp
UMFANG (Seiten):
GATTUNG:
Autobiographie
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Die Erlebnisse im KZ Buchenwald gewidmet “den Toten zum Gedächtnis,
den Lebenden zur Schande, den Kommenden zur Mahnung”.
In der KZ-Haft lässt ihn der Blick auf Bäume und Wolken die Realität des
Lagers vergessen. Die Natur ist ihm ein “Unberührtes, auf dem ein Anfang
geschehen könnte”.
ZORN, Fritz
JAHR:
MARS
1979
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
256
Fischer
GATTUNG:
Roman
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
»Ich bin jung und reich und gebildet; und ich bin unglücklich, neurotisch
und allein. Ich stamme aus einer der allerbesten Familien des rechten
Zürichseeufers, das man auch die Goldküste nennt. Ich bin bürgerlich
erzogen worden und mein ganzes Leben lang brav gewesen. Meine Familie
ist ziemlich degeneriert, und ich bin vermutlich auch ziemlich erblich
belastet und milieugeschädigt. Natürlich habe ich auch Krebs, was aus dem
vorher Gesagten eigentlich selbstverständlich hervorgeht.« Mit diesen
Sätzen beginnt der junge Schweizer Autor, der sich selbst den Na-men
Fritz Zorn gibt, seine Aufzeichnungen, in denen er über sich, seine
Herkunft und seine Krebserkrankung berichtet.
Schwere Depressionen und tiefe Traurigkeit hatten den dreißigjährigen
Millionärssohn und Gymnasiallehrer veranlasst, psychotherapeutische
Hilfe zu suchen. Während seiner Behandlung erfuhr er, dass er an Krebs
litt. Die Krankheit wird zum auslösenden Moment der Selbsterfahrung,
einer rücksichtslosen Betrachtung des eigenen ungelebten Lebens. In
seinem Krebs sieht Zorn nur die somatische Form seiner Neurose, die ihren
Ursprung im Elternhaus am Zürichsee hat; in dieser gespenstigen Familie,
in der man Berührungen vermeidet, jede Herausforderung von Realität
unter der Magie des Rituals versteckt, jeden Anflug von Sexualität mit dem
Begriff der Anständigkeit vertreibt. Erst die physischen Qualen der
Krebserkrankung durchbrechen den Schutzschild der »Unempfindlichkeit
der Seele«, erst der drohende Tod erweckt den Widerstand - gegen die
Krankheit, gegen die familiäre und soziale Herkunft, gegen das
Nichtlebendürfen. Zorn hat die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen
nicht mehr erlebt, er starb 1976 - 32 Jahre alt - an Krebs.
Mars - das Zeugnis eines Todkranken - übt erbitterte Kritik am falschen
Ideal und Lebensstil einer Klasse und erregte weltweites Aufsehen.
ZUCKMAYER, Karl
DES TEUFELS GENERAL
JAHR:
1946
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Drama in drei Akten
176
Fischer
GATTUNG:
Drama
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ort und Zeit: Berlin, 1941
Harras, ein General der Flieger der Deutschen Luftwaffe, gilt als ein
"Original", denn er ist bekannt dafür, dass er immer wieder offen das sagt,
was er denkt. Er nimmt keine Rücksicht auf amtliche oder Partei-Parolen.
Er hasst den Nationalsozialistischen Staat, obwohl er aus fliegerischer
Leidenschaft in seine Dienste getreten ist. Die Gestapo misstraut ihm; seine
Gespräche werden abgehört und ein Spion hat die Aufgabe, ihn
auszuspionieren. Harras hat aber noch ein grösseres Problem: in der
Flugzeugproduktion, die er leitet, klappt etwas nicht: man denkt an
Sabotage und vermutet, er sei daran schuld. Harras selbst vermutet, die
Gestapo stecke dahinter, um einen Vorwand zu haben, um gegen ihn
vorzugehen. Man gibt ihm 10 Tage, um die Situation zu klären; sonst
würde man ihn anklagen.
Harras findet Krieg und Todesbereitschaft unsinnig. Die Nachricht des
tödlichen Absturzes von Oberst Eilers mit einem der neuen Flugzeuge
unterbricht das Fest. Die Situation wird für Harras immer kritischer. Am
Ende findet er heraus, wer die Maschinen sabotierte, aber er will den
Schuldigen nicht verraten, denn dieser vertrat die genau gleichen Ideen wie
Harras selbst. Er zieht die Konsequenzen und ...
Des Teufels General war der grösste deutsche Bühnenerfolg nach dem
Krieg. Die "Frage nach dem moralischen Recht, ja nach der sittlichen
Verpflichtung zum Widerstand gegen ein Verbrecherregime,
selbst wenn diejenigen, die diesem Regime mit reinem Herzen dienen,
dabei geopfert werden", war der zentrale Punkt, der zum Erfolg beitrug.
Der zweite wesentliche Aspekt ist die Frage nach der Schuld eines
Menschen, wenn er sich einem Satansregime zur Verfügung stellt - obwohl
er es durchschaut und verachtet.
ZWEIG, Stefan
JAHR:
ANGST
1925
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Fischer
GATTUNG:
VERFILMUNG:
HÖRSPIEL :
128
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
Angst (La paura) (I, 1954)
Königserläuterungen
Regie: Roberto Rossellini - mit Ingrid Bergman,
Reclam
Mathias Wieman, Edith Schultze-Westrum und
Beyer/Mentor/Schroedel
Klaus Kinski.
Klett/Oldenbourg/Stark
Angst (La peur) (F, 1992)
Suhrkamp BasisBiographien
Regie: Daniel Vigne - mit Nicola Farron, Maurice
Rowohlt-Bildmonogr.
INHALT
Angst ist eine psychologische Novelle, in der Stefan Zweig die Gefühle
einer Ehebrecherin beschreibt. Irene Wagner, die Hauptperson, hat einen
Geliebten. Immer, wenn sie diesen verlässt, hat sie Angst, dass ihr
Ehemann ihren Betrug bemerkt. Eines Tages behauptet eine Frau, Irene
habe ihr den Geliebten weggenommen, und beginnt sie zu erpressen,
sodass Irene ihr Geld gibt. Die Treffen mit dem Geliebten werden nun
schwierig, und daher seltener. Als Irene mit ihrem Mann bei einem Fest
eingeladen ist, tanzt sie wie im Rausch, so dass ihr Mann misstrauisch
wird. In der folgenden Nacht hat sie einen Albtraum, in dem die
Erpresserin ihrem Mann die ganze Affäre verrät.
Die Erpresserin verlangt immer wieder Geld, und wegen ihres schlechten
Gewissens denkt sie, ihr Mann ahne etwas. Als sie eines Tages nach Hause
kommt, spielt der Ehemann mit den Kindern Gericht, da das Mädchen ein
Spielzeug des Bruders zerstört hat. Bei dieser Gelegenheit redet sie mit
ihrem Mann über Schuld, und hat dann wieder das Gefühl, er würde etwas
ahnen. Einige Zeit später klingelt die Erpresserin an der Haustür und
verlangt Irenes Verlobungsring. Erst will sie ihn nicht geben, aber dann
kommt ihr Mann, und sie muss überstürzt gehorchen. Am nächsten Tag
geht sie in der Stadt herum und fühlt sich die ganze Zeit von ihrem Mann
verfolgt. Schließlich kommt sie auf die Idee ihren Geliebten zu fragen, ob
er mit der Erpresserin reden könne. Als sie aber zu seiner Wohnung
kommt, sagt er, er würde sie nicht kennen. Irene entdeckt, dass er schon
eine neue Geliebte hat. Daraufhin geht sie zur Apotheke und kauft ein Gift,
mit dem sie sich umbringen will. Da taucht ihr Mann auf und bringt sie
nach Hause, wo sie zusammenbricht. Er erzählt ihr, dass er eine arbeitslose
Schauspielerin angeheuert hat, um sie zu erpressen, damit sie ihren
Geliebten verlässt.
ZWEIG, Stefan
BRENNENDES GEHEIMNIS
JAHR:
1911
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
112
Fischer
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Mit zwölf Jahren lebt Edgard am Rand seiner Kindheit. Die Menschen in
der Welt der Erwachsenen erscheinen ihm als “lose Puppen und totes
Spielzeug”, und so lebt er “hart hinter den Träumen, dem Unwirklichen
und Unerreichbaren”, bis er sich gerade von denjenigen, denen er bislang
mit Vertrauen, Liebe, Gläubigkeit, Respekt begegnet ist, verraten fühlt. Sie
zwingen ihn geradezu, den Riegel seiner Kindheit wegzuschieben, hinter
ihr Geheimnis zu kommen, das er sich nicht zu deuten weiss. Er ist mit der
Mutter, seiner Gesundheit wegen, auf den Semmering gefahren und glaubt
dort unverhofft in einem jungen Baron einen Freund gefunden zu haben doch er muss sehr schnell erkennen, dass dessen Freundlichkeit nicht ihm,
Edgard, sondern der Mutter gilt. Mehr und mehr fühlt er sich
zurückgesetzt, mehr und mehr spürt er, wie die Erwachsenen ihn belügen,
wenn sie sich auf das konzentrieren, was ihm noch verschlossen bleibt und
um so stärker als Geheimnis in ihm brennt. Es wird ihm schmerzlich - aber
er muss diesen Weg einschlagen, die Vorstellungswelt des Kindseins
allmählich verlassen und in die Fremdheit des Unbekannten hineinschauen,
auch wenn er sich für den Augenblick noch mit einem ahnungsvollen
Vorgefühl begnügen darf.
“Furchtbar, Kind zu sein, voll von Neugier und doch niemand fragen zu
dürfen, immer lächerlich zu sein vor diesen Grossen, als ob man etwas
Dummes oder Nutzloses wäre. Aber ich werde es erfahren, ich fühle, ich
werde es bald wissen.”
BRIEF EINER
UNBEKANNTEN
ZWEIG, Stefan
JAHR:
1922
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
96
Fischer
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Ein dreizehnjähriges einsames Mädchen verliebt sich unsterblich in einen
Schriftsteller, der mit ihr im selben Mietshaus lebt. Die Liebe dauert an,
selbst als das Mädchen mit seiner Mutter von Wien nach Innsbruck
übersiedelt. Als das Mädchen dann mit 18 Jahren wieder nach Wien zieht,
sucht sie den Schriftsteller auf und lernt ihn tatsächlich kennen. Der
Schriftsteller kann sich jedoch nicht an sie erinnern und vergisst sie ebenso
rasch. Aus den drei zusammen verbrachten Nächten entstammt ein
gemeinsames Kind, das die mittlerweile zur Frau Gewordene alleine
großzieht. Einige Jahre später trifft sie den Schriftsteller abermals, diesmal
in einem Nachtlokal. Dieser hält sie für eine Dirne und verbringt gegen
Geld eine Nacht mit ihr. Wiederum kann er sich nicht an sie erinnern. Sie
verlässt verärgert und enttäuscht seine Wohnung und kehrt heim. Als ihr
Kind an einer Grippe stirbt, verfasst sie einen Brief an den Schriftsteller, in
dem sie ihm ihre Geschichte schildert, wovon das Buch auch eigentlich
handelt.
ZWEIG, Stefan
DER AMOKLÄUFER
JAHR:
1922
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
208
Fischer
GATTUNG:
Novelle
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Wie andere Werke Zweigs, der von den Erkenntnissen Sigmund Freuds fasziniert
war, hat auch Der Amokläufer einen starken psychologischen Hintergrund: Es
handelt von einer extremen Besessenheit, die den Helden dazu bringt, sein
Berufs- und Privatleben einer Leidenschaft zu opfern, und die ihn schließlich
zum Selbstmord treibt.
Der namenlose Ich-Erzähler reist im Jahr 1912 mit dem Überseeschiff Oceania
von Indien nach Europa. Bei einem nächtlichen Spaziergang auf dem Deck
begegnet er einem Mann, der verwirrt und ängstlich wirkt und daher jede
Gesellschaft auf dem Schiff meidet. Schliesslich erzählt er aber seine Geschichte:
Als Arzt ging er auf eine Reise nach Indonesien, um dort in einem kleinen Ort als
Arzt zu arbeiten. Das monotone Leben bedrückt ihn mit der Zeit immer stärker,
er fühlt sich dort „wie die Spinne im Netz“. Eines Tages erscheint bei ihm eine
weiße Frau – „die erste weiße Frau seit Jahren“ – die ihn mit ihrer überlegenen,
kühlen Art fasziniert, etwas, was er bei den demütigen einheimischen Frauen nie
erleben konnte. Im Lauf des Gesprächs wird klar, dass die Frau, eine Engländerin
und Ehefrau eines holländischen Kaufmanns, von ihm einen diskreten
Schwangerschaftsabbruch will. Sie ist bereit, dafür eine hohe Geldsumme zu
zahlen. Doch der Arzt, gefesselt von einer plötzlichen Leidenschaft, verlangt von
der Frau statt des Geldes, sie besitzen zu dürfen, ein Wunsch, der sie beleidigt.
Doch den Arzt überfällt seine Besessenheit noch stärker: Einem Amokläufer
ähnlich, verfolgt er die Frau bis zu ihrem Haus, macht mehrere Dummheiten, die
die Frau nur noch mehr abschrecken. Da sie auf keinen Fall will, dass ihre
Schwangerschaft publik wird, vertraut sie sich schließlich einer einheimischen
Heilerin an. Der Eingriff misslingt, und die Frau stirbt. In ihrem Todeskampf
verlangt sie vom Arzt, alles zu tun, damit weder ihr Ehemann noch jemand
anders ihre wahre Todesursache erfährt. Dieser lässt einen falschen Totenschein
ausstellen, und als der Ehemann der Toten diese mit der Oceania nach Europa
überführen lässt, verlässt auch der Arzt, seine Karriere und Pension opfernd, mit
dem gleichen Schiff Indonesien in Richtung Europa. An Bord des Schiffes
versteckt er sich vor allen anderen Passagieren, um dem Witwer nicht zu
begegnen, und geht daher nur nachts aus der Kabine heraus.
Als der Ich-Erzähler dem Arzt seine Hilfe anbietet, lehnt dieser ab und
verschwindet. Erst bei Ankunft in Neapel erfährt der Erzähler aus den lokalen
Zeitungen von einem „merkwürdigen Unfall“, der sich beim nächtlichen
Entladen des Schiffes ereignet hat: Beim Heraustragen des Sarges mit der Toten
stürzte der Arzt sich vom hohen Bord auf den an einer Strickleiter befestigten
Sarg und riss diesen mit in die Tiefe. Weder der „Amokläufer“ noch der Sarg
konnten geborgen werden.
ZWEIG, Stefan
DIE SCHACHNOVELLE
JAHR:
1942
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
Fischer
GATTUNG:
VERFILMUNG:
112
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
Schachnovelle (BRD, 1960)
Regie: Gerd Oswald
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Auf einem Passagierdampfer, der von New York nach Buenos Aires
unterwegs ist, fordert ein Millionär gegen Honorar den mit einer Art
mechanischer Präzision spielenden Schachweltmeister Mirko Czentovic zu
einer Partie heraus. Der mitreisende Dr. B., ein österreichischer Emigrant,
greift beratend ein und erreicht so ein Remis für den Herausforderer. Er hat
sich, von der Gestapo, die ihn verhaftete, in ein Hotelzimmer gesperrt und
von der Aussenwelt hermetisch abgeschlossen, monatelang mit dem
blinden Spiel von 150 Partien beschäftigt, um sich so seine intellektuelle
Widerstandskraft zu erhalten. Auf Grund einer einseitigen geistigen
Anstrengung erfasste ihn ein Nervenfieber, dessentwegen man ihn entliess.
Jetzt spielt Dr. B. zum ersten Mal wieder gegen einen tatsächlichen, freilich
roboterhaft reagierenden Gegner. Es geht ihm bei dieser Partie lediglich
darum, festzustellen, ob sein Tun damals während seiner Haft noch Spiel
oder bereits Wahnsinn gewesen ist. Er schlägt den Weltmeister in der
ersten Partie souverän, lässt sich aber, eigentlich gegen seinen Willen, auf
eine Revanche ein. Währen dieser zweiten Partie ergreift ihn wieder das
Nervenfieber: er bricht die Partie ab und wird nie wieder ein Schachbrett
berühren.
VERWIRRUNG DER
GEFÜHLE
ZWEIG, Stefan
JAHR:
1927
UMFANG (Seiten):
VERLAG:
384
Fischer
GATTUNG:
Erzählung
SEKUNDÄRLITERATUR:
VERFILMUNG:
Königserläuterungen
Reclam
Beyer/Mentor/Schroedel
Klett/Oldenbourg/Stark
Suhrkamp BasisBiographien
Rowohlt-Bildmonogr.
HÖRSPIEL :
INHALT
Im Mittelpunkt steht ein älterer Anglistik-Professor (Roland), der auf sein
Leben zurückblickt (Untertitel des Werks: "Private Aufzeichnungen des
Geheimrates R.v.D."). Die Gedanken kehren zurück zu seiner Zeit als
Student in Berlin, als er lieber mit Mädchen ausgegangen war, statt
ernsthaft zu lernen. Aber eine fasziniernde Lektion über Shakespeare und
seine Zeit weckt in ihm Begeisterung: Nächtelang liest er nun Bücher, und
gleichzeitig gelingt es ihm, Kontakt mit dem Professor, der die Vorlesung
über Shakespeare gehalten hatte, Kontakt zu knüpfen. Roland wohnt im
gleichen Haus und besucht den Professor und dessen Frau regelmässig zu
Gesprächen, bemerkt aber, wie die Stimmungen dieses Mannes, und auch
seiner Ehefrau, oft wechseln: von Enthusiasmus zu Müdigkeit, von
Freundlichkeit zu Zynismus, von Wärme zu Kälte. Der Student reagiert
verwirrt, und er beginnt hinter diesem merkwürdigen Benehmen des
Ehepaars ein dunkles Geheimnis zu vermuten.
Homosexualität ist heute zum Glück kein "dunkles Geheimnis" mehr.
Zweig beschreibt die Leiden eines Homosexuellen, der Angst davor hat,
entdeckt zu werden. Die Novelle kann als Anklage gegen eine Welt
verstanden werden, die einen Menschen wie diesen Professor zwingt, sich
in zwei Sphären zu spalten: die dunkle Sphäre seiner Begierden, die helle
Sphäre seines intellektuellen Lebens, gedeckt durch eine Scheinehe. Der
Text beschreibt die angespannte Gefühlswelt aller Protagonisten: des
unfreiwillig in die Situation verstrickten Studenten, der eifersüchtigen und
besorgten Ehefrau, des heimlich in den Studenten verliebten Professors.
Das Werk ist ein Psychogramm einer schwierigen Dreiecks-Beziehung, die
Darstellung der Unsicherheit in der Pubertät; es handelt von der Zerstörung
einer sicher geglaubten Lebensordnung.