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FRANZ KÜHMAYERS LE ADERSHIPREPORT IMPRESSUM Herausgeber Zukunftsinstitut GmbH Kaiserstr. 53, 60329 Frankfurt Tel. + 49 69 2648489-0, Fax: -20 info@zukunftsinstitut.de Ansprechpartnerin Anna Kunz Telefon: +49 (0)69 26 4848 9-22 a.kunz@zukunftsinstitut.de Autor Franz Kühmayer Chefredaktion Thomas Huber Projektleitung Janine Seitz Redaktionelle Mitarbeit Esther Madel Lektorat Franz Mayer Informationsvisualisierung Christof Lanzinger, Ksenia Pogorelova Grafik-Design Julia Schiffner Cover-Bild © Flickr, Joybotx, CC BY-SA ISBN 978-3-938284-87-2 © Zukunftsinstitut GmbH, August 2014 Alle Rechte vorbehalten. 2 Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 Liebe Leser, die Frage, was Führung in Unternehmen morgen bedeutet, stellt sich in den kommenden Jahren immer dringlicher. Wir erleben einen radikalen Umschwung oder zumindest eine Infragestellung fast aller Maximen, die für die hierarchisch aufgebauten Organisationen der Industriezeit gegolten haben. Die Digitalisierung schafft neue Tatsachen. Partizipation wird in der Gesellschaft auf einmal auf eine Art möglich, die es nie zuvor gegeben hat. Informationen sind keine Mangelware mehr, die einen Wettbewerbsvorteil schafft, sondern werden zunehmend zu einem Hygieneproblem. Eine neue Generation von Menschen rückt in Führungspositionen nach, die grundlegend anders sozialisiert wurde – für die Wissen etwas Externes ist, das man situativ und kontextbezogen nutzt und dann wieder „ausbucht“. Die Weltwirtschaft ist nicht mehr von zwei oder drei großen Playern dominiert, sondern längst ein multipolares Spielfeld geworden, in dem Märkte rasend entstehen und zehn Jahre später Geschichte sind. Wie können sich Führungskräfte in diesem Tornado behaupten? Welche Fähigkeiten werden in den kommenden Jahren von ihnen gefordert, welche können sie sich erarbeiten, an welcher Stelle müssen sie loslassen? Unzählige Anfragen an unser Institut belegen, dass viele Manager sich auf äußert unsicherem Terrain fühlen. Wir sind überzeugt: Der vorliegende Report ist ein „Must Read“ für alle Führungskräfte der Gegenwart und der kommenden Riege. Unser Autor liefert umfassende Insights, denn er verfügt über beide Perspektiven. Wir freuen uns, mit Franz Kühmayer einen Praktiker als Autor an Bord zu haben, der auch Denker und Visionär ist. Wir sind überzeugt, dass er die Punkte aufzeigt, in denen sich die Zukunft an der Gegenwart bricht: Ob es für Sie eine surfbare Welle oder ein zerstörerischer Brecher wird, liegt an Ihren Schlüssen. Wir wünschen eine erfrischende Lektüre! Harry Gatterer Geschäftsführer Thomas Huber Chefredakteur 3 INHALT SEITE 8 LEADERSHIP TRENDS Knowledge Worker 02 Fluide Organisationen 03 Talentismus 04 Big Data 05 Das Bleisure-Paradigma 01 4 Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 SEITE 68 RENAISSANCE DER ORGANISATION Organizational Agility 02 Intentional Creativity 03 Iconic Company 04 Bottom-up 01 SEITE 90 HELDEN VON MORGEN Trust-based Performance Management 02 Empathic Influence 03 Radical Thinking 04 Resilient Transformation 05 Cultural Leadership 01 5 PORTRAIT PORTRAIT Franz Kühmayer Franz Kühmayer besticht durch seine Mischung aus erfolgreichem Manager und intellektuellem Vordenker – gepaart mit einer unkomplizierten Hands-On-Mentalität. Das macht ihn zu einem interessanten Sparrings-Partner, wenn es darum geht, die Zukunft der Arbeit aktiv mit zu gestalten. Dabei kombiniert er seine langjährige Erfahrung als erfolgreicher Top-Manager in Konzernen mit einem provokanten Blick unter die Oberfläche und in die Zukunft. Er bringt durch seine Arbeit Unternehmen und Organisationen zum Nachdenken über ihre Kultur, Führungs- und Managementstile und begleitet sie auf dem Weg in die Zukunft. Franz Kühmayer hat Physik und Informatik studiert und eine Vielzahl von Weiterbildungen absolviert, unter anderem an der Kellogg School of Management, Chicago, und an der University of Washington, Seattle. Er blickt auf eine erfolgreiche internationale Karriere als Führungskraft zurück, die ihn unter anderem nach Boston und Paris geführt hat. Heute lebt er in Wien, ist Geschäftsführender Gesellschafter der Strategieberatung KSPM und Trendforscher am Zukunftsinstitut, dem führenden Thinktank der europäischen Zukunftsforschung. Kühmayer lehrt an mehreren Hochschulen und publiziert regelmäßig. 6 Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 01 KNOWLEDGE WORKER LEADERSHIP TRENDS Die Logiken und Mechanismen des Taylorismus haben ausgedient. Stattdessen fordern die Mitarbeiter von morgen neue Werte ein: Vertrauen, Experimentierfreude, Mut zu Fehlern und Brüchen. Die Knowledge Worker bilden das pulsierende Herz der Wissensökonomie. Winston Taylors großes Verdienst ist nicht nur sein Einfluss auf die Produktivitätssteigerung in der Industrie, sondern die Erkenntnis, dass wirtschaftlicher Fortschritt nicht nur auf technischen Innovationen und neuen Fertigungsmethoden beruht, sondern auch Arbeits- und Organisationsformen weiterentwickelt werden müssen. Dass dies weiterhin hochrelevant ist, zeigt schon die Tatsache, dass die Produktivität in der Fertigung seit den 1940er Jahren um das 14-fache gestiegen ist, Büroarbeit jedoch nur um den Faktor 2 an Effizienz gewinnen konnte. Die Schlüsselfrage lautet mehr denn je: Wie lässt sich Wissensarbeit produktiv gestalten? Das Ende des Taylorismus Eines ist sicher: Die bewährten Methoden der Vergangenheit führen uns nicht weiter. War es zu Taylors Zeiten möglich, mit der Stoppuhr die Produktivität von zwei Mitarbeitern zu vergleichen, so gelingt dies im Zeitalter der Innovation nicht mehr: Ideen pro Minute zu messen ist kein praktikabler Optimierungsansatz. Taylor hat ausgedient, und mit ihm nicht nur die Stoppuhr, sondern auch andere Konzepte. Paradoxerweise werden die Regeln des Taylorismus ausgerechnet durch die gleichen Auslöser erschüttert, die seinerzeit zu ihrer Einführung beigetragen haben: tiefreichender Strukturwandel in der Wirtschaft, fortschreitende Automatisierung, kombiniert mit günstigen Verkehrswegen. Heute sind es allerdings nicht nur physische, sondern digitale Transportwege, die den Wandel vorantreiben. So manche US-Nachrichtenredaktion hat die Berichterstattung von Unterligaspielen bereits an datenbasierte 11 LEADERSHIP-TRENDS FALLBEISPIEL „Text-Automaten“ delegiert. Noch funktioniert das Beispiel nur in abgegrenzten Themenbereichen – Börsennachrichten, Wetterberichte und Sport. Doch auch andere hochqualifizierte Berufe, in denen Wissen gut strukturiert bearbeitet wird, werden möglicherweise in naher Zukunft dem Wettbewerb mit Maschinen und Globalisierung ausgesetzt sein: Radiologen etwa, denen Bildbearbeitungssoftware und die Auswertung durch Kollegen in Indien die Standardarbeit zu einem Bruchteil der Kosten abnimmt. Narrative Science Datenbasierte Textautomaten Gerade durch die rasanten Entwicklungen im IT-Sektor sind Outsourcing und Automatisierung nicht mehr auf physische Fertigungsprozesse oder transaktionelle Routinetätigkeiten beschränkt. Mit anderen Worten: Längst sind nicht mehr nur niedrig oder mäßig qualifizierte Tätigkeiten betroffen, wie das Beispiel des Chicagoer Softwareherstellers Narrative Science (www.narrativescience.com) zeigt. Das Unternehmen liefert ein Künstliches-Intelligenz-Programm, das Datamining-Ergebnisse in Geschichten umwandelt: Trockene Zahlen, Daten und Fakten werden zu lesbaren Artikeln. Das Programm wird etwa dazu eingesetzt, Börsennachrichten maschinell zu verfassen. Aus Bilanzdaten und Aktienkursen werden Zeitungsartikel, vollautomatisch. Was früher ein Wirtschaftsjournalist geschrieben hat, erledigt heute der Computer. Ironischerweise wird auch der Großteil der Börsenumsätze bereits durch Hochfrequenzhandel von Computern erledigt: Computer berichten somit über ihre eigene Arbeit und liefern sich selbst die passenden Geschichten dazu – der Mensch spielt auf der Ebene der Transaktionen eine nachgelagerte Rolle. Fortschreitende Effizienzsteigerung kann nicht der passende Ausweg aus dieser Entwicklung sein. Das Gleiche wie in der Vergangenheit machen, nur schneller und kostengünstiger, führt in eine Abwärtsspirale. Stattdessen geht es darum, sich in die Unverzichtbarkeit zu spielen. Denn wir werden gar nicht aus dem Spiel gedrängt, sondern bloß nach oben: in Richtung Mehrwert und höherer Wertschätzung. Demnach muss die Frage lauten: Wie gelingen uns höherwertige Produkte, innovativere Dienstleistungen, kreativere Services? 12 Foto: www.narrativescience.com Knowledge Worker haben Freude an der Arbeit und suchen kreativkognitive Herausforderungen. Mitarbeiter als Mittel. Punkt. Die Rationalisierungseffekte des Taylorismus verhalfen zunächst der amerikanischen Industrie zu enormen Produktivitätssteigerungen, worauf sich die Methode weltweit durchsetzte. Management etablierte sich als Universitätsfach; damit wurde auch die Haltung zukünftiger Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern geprägt, deren Arbeitskraft fortan gemessen und bewertet werden kann. Und deren Leistung über prämienbasierte Anreizsysteme gesteigert werden kann. Der Mensch wird instrumentell als Produktionsfaktor begriffen, den es zu optimieren gilt. Alleine schon der Begriff „Human Resources“ deutet in diese Richtung: der Mensch als Ressource. Klingt zu hart? Zugegeben, es hat sich einiges getan. Die Arbeitswelt hat sich durch die Tertiärisierung gegenüber NO.1 Was jungen Menschen wichtig ist Unabhängig davon, ob Sie (schon) berufstätig sind oder nicht: Was ist Ihnen an Ihrer beruflichen Tätigkeit wichtig? (Zustimmung in Prozent) Gute Arbeitsatmosphäre und Zusammenarbeit im Team 90 Der Beruf erscheint mir persönlich sinnvoll und erfüllend 87 Gute Planung, erfüllbare Ziele 82 Gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie 81 Es ist ein sicherer Arbeitsplatz, der mir Planbarkeit bietet 81 Es ist ein abwechslungsreicher Job 78 Ich lerne sehr viel, kann mich weiterbilden 75 Ich kann selbstständig arbeiten, es gibt flache Hierarchien 72 Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, auch mal von zu Hause aus zu arbeiten 71 Dass sich alle an die Regeln halten 67 Ich kann kreativ sein und mich selbst verwirklichen 66 Gutes Image des Unternehmens 65 Ich kann mein Arbeitsumfeld individuell gestalten 63 Ich bin auf Augenhöhe mit meinen Führungskräften 59 Ich habe wenig Stress und viel Freizeit/Urlaub 58 58 Klare Führung nach klaren Regeln 55 Ein überdurchschnittlich hoher Verdienst Vielfalt unter den Kollegen 55 Ich habe viel mit Menschen zu tun 53 48 Professionelles Stressmanagement für die Work-Life-Balance 43 Mentoring-Programme, Coaching-Angebote Ich kann die neuesten Arbeits-Tools und innovative Business-Anwendungen nutzen 37 Ein internationales Arbeitsumfeld 36 Gute Positionsausstattung (Firmenhandy, Firmenwagen...) 34 Deutschlandweite Befragung von insgesamt 511 Personen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren, die als Bildungsabschluss mindestens die (Fach-)Hochschulreife haben. Quelle: Signium International (Hg.): Generation Y – Das Selbstverständnis der Manager von morgen. 2013. industriellen Strukturen weiterentwickelt. Knowledge Worker haben Freude an der Arbeit, suchen kreativkognitive Herausforderungen und werden mehr von einer intrinsischen Motivation angetrieben als von monetären Anreizen. Und doch haben viele Führungskräfte noch ein überholtes Menschenbild im Kopf: Der Mitarbeiter müsse mit mehr oder weniger subtilen Maßnahmen dazu angehalten werden, einen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele zu leisten. Effiziente Arbeitsausführung ist nur durch detaillierte Arbeitsvorgaben, Zielvereinbarungen, Belohnungen und letztlich auch Sanktionen gewährleistet. Der DVS-Vertriebsmonitor 2013/2014 der Deutschen Verkaufsleiter-Schule zeigt, dass bei 63 Prozent der Befragten 13 RENAISSANCE DER ORGANISATION Renaissance der Organisation Vier entscheidende Einflussfaktoren für die Zukunftsfitness von Unternehmen 68 Foto: © iStockphoto/fmajor Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 69 RENAISSANCE DER ORGANISATION Foto: Flickr, Cynthia Blue, CC BY-NC-ND 01 ORGANIZATIONAL AGILITY RENAISSANCE DER ORGANISATION Meyers Konversationslexikon definierte Ende des 19. Jahrhunderts den Begriff „Bureaukratie“ als Bezeichnung für eine „kurzsichtige und engherzige Beamtenwirtschaft, welcher das Verständnis für die praktischen Bedürfnisse des Volkes gebricht“. Trotz mannigfaltiger Bestrebungen zur Verwaltungsreform scheint manches davon im öffentlichen Sektor nach wie vor Gültigkeit zu haben, zumindest finden sich immer wieder entsprechende Beispiele. 72 Doch wie sieht es in Unternehmen aus? Ist die – ach so dynamische und flexible – Privatwirtschaft vor den Versuchungen einer allzu rigid strukturierten Ablauforganisation gefeit? Die Antwort liefern Gespräche zu Themenkreisen wie Budgetplanung, Forecasting oder Erfolgsmessung. In größeren, insbesondere auch international tätigen Unternehmen findet sich kaum ein Mitarbeiter bzw. eine Führungskraft, die nicht über gehörigen Leidensdruck Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 durch interne Verwaltungsprozesse klagt, weil sie diese Abläufe als vielfach langwierig, komplex und wenig sinnvoll empfindet. Hinzu kommt: Mit der Zeit bauen sich selbsterhaltende Strukturen auf, deren wirtschaftlicher Mehrwert letztlich schwer fassbar ist. Organisatorische Bandscheibenvorfälle Erstarrte Unternehmensstrukturen entstehen durch die Kombination von hemmenden rationalen und emotionalen Faktoren: Zum einen wird Management als angewandte Verwaltungsaufgabe gelehrt. Ein Blick FALLBEISPIEL NO.1 CIA Sabotage leichtgemacht Foto: Flickr, zigazou76, CC BY-NC-ND Das offizielle CIA Sabotage-Handbuch ist nicht nur frei verfügbar, sondern auch ein Quell reizender ManagementTipps, wie einer Organisation Schaden zugefügt werden kann, z.B.: „When possible, refer all matters to committees. Attempt to make the committees as large and bureaucratic as possible. Hold conferences when there is more critical work to be done.“ („Wann immer möglich, Dinge an Kommittees verweisen, so groß und brürokratisch wie es geht. Konferenzen ansetzen, wenn kritische Dinge zur Entscheidung anstehen.“) www.cia.gov/news-information/featured-storyarchive/2012-featured-story-archive/simple-sabotage.html auf die Studienpläne unterstreicht das: BWL-Studenten an der Wirtschaftsuniversität Wien werden beispielsweise in der Studieneingangsphase mit Fächern wie „Accounting & Mgmt. Control“ und „Betriebliche Informationssysteme“ konfrontiert. Soziale Kompetenz, Personalführung sind dem nachgelagert und kommen erst später und in geringerem Umfang vor. Konsequenz: Künftige Manager lernen, dass Wirtschaft bedeutet, Pläne zu erstellen und deren Umsetzung zu überwachen. Zum anderen dominiert die grundlegende Furcht vor Ungewissheit, die Unsicherheit, die dabei entsteht, wenn man das Gefühl hat, nicht alles im Griff zu haben. Daraus entsteht der Wunsch nach zusätzlichen Kontrollinstrumenten und schlimmstenfalls nach detailliertem Überwachen. Das Ergebnis dieser beiden Faktoren bezeichnet der österreichische Unternehmensberater Ernst Wöber als „organisatorischen Bandscheibenvorfall“. Die biegsamen, flexiblen Gleitstücke der Struktur erstarren und gehen verloren, und mit ihnen die verbindende Geschmeidigkeit der Organisation. Was bleibt, ist ein erstarrter und verbogener Korpus. Es gibt keine Gewissheit. Nur das Abenteuer Wirtschaft. Planen mit Leerstellen für den Zufall Je sorgfältiger wir planen, umso gewissenhafter trifft uns der Zufall. Das beginnt schon ganz am Anfang der Geschichte von Unternehmen: Vermutlich ist die Zeit der Unternehmensgründung jene, in der die besten Pläne erstellt und auch am vielschichtigsten geprüft werden: von den Gründern selbst, von Beratern, von Banken, von Investoren etc. Dennoch scheitern zehn Prozent der Unternehmen bereits im ersten Jahr, und nach fünf Jahren sind bereits knapp 40 Prozent der Unternehmen wieder verschwunden. Auch wenn Lösungsansätze wie „Beyond Budgeting“ in ihrer Radikalität möglicherweise das Kind mit dem Bade ausschütten, sollten wir doch jene bestärken, die die Vermutung hegen, es ginge auch einfacher, schlanker, eleganter. 73 HELDEN VON MORGEN Helden von morgen Schlüsselkompetenzen für den Leader der Zukunft 90 Foto: Flickr, Mark Michaelis, CC BY Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 91 HELDEN VON MORGEN Foto: Flickr, Dobi, CC BY-NC 01 TRUST-BASED PERFORMANCE MANAGEMENT HELDEN VON MORGEN Statusberichte, Key Performance Indicators, Kennzahlen, Scorecards, Traffic Lights bestimmen den Alltag vieler Führungskräfte. In unruhigen Zeiten ist es naheliegend, dass man sein Business genau im Griff haben möchte, möglichst exakt Schwachstellen erkennen will, den Finger auf die Wunde legt. In der Hoffnung, dass damit der erste Schritt zur Heilung gesetzt wird. Nur leider führt die Sehnsucht nach Exaktem allzu oft zu Mikromanagement, und dann gilt ganz rasch: EKG funktioniert, Patient dennoch tot. 94 Abschied von der Messbarkeit Kleinteiliges Performance-Management verändert das Unternehmen. Wer ständig seine Arbeit verteidigen muss, wird sich schnell eine passende Strategie dafür zurechtlegen. Nicht immer wird diese Strategie jedoch dahin führen, dass die Arbeitsleistung steigt. Viel häufiger wird nach Methoden gesucht werden, das Messsystem auszutricksen. Mit dem Resultat, dass keine Leistungssteigerung bewirkt wurde und dennoch alle Zukunftsinstitut I Leadership Report 2015 Kennziffern gut aussehen – KPIs wie Wassermelonen: außen grün, aber innen tief rot. Im Ergebnis finden wir Strukturen vor, die nach innen gerichtet sind anstatt in Richtung Markt und Kunden. Und Mitarbeiter, die den wirklichen Sinn ihrer Arbeit nicht mehr erkennen und im besten Fall erschöpft, im schlechtesten Fall destruktiv agieren. Die Leistung des Unternehmens sinkt. Woraus sich natürlich wieder ein trefflicher Grund ableiten lässt, der Leistungsschwäche auf den Zahn fühlen zu wollen, genauer nachzufragen, exakter zu messen. Die Abwärtsspirale beginnt sich zu drehen. Treibstoff Vertrauen Auch wenn die Verlockung groß ist, sich in unsicheren Zeiten möglichst genau an Messbarkeiten zu orientieren, ist das Schlüsselwort für einen erfolgsversprechenden Weg in die Zukunft: Vertrauen. Mitarbeitern Vertrauen entgegenzubringen und grundsätzlich davon auszugehen, dass sie gerne etwas leisten und sich entfalten wollen, ist nicht nur ein lohnendes Menschenbild, sondern auch schlichtweg praktisch: Wer betrügen will, wird das auch in eng gefassten Systemen tun; wer sich einbringen will, wird im Rahmen eines hohen Freiheitsgrades eher die Bereitschaft zeigen, unternehmerisch verantwortungsvoll zu agieren. Hinzu kommt die Erkenntnis: Die Wirtschaft von morgen ist ohnehin zu schnell, zu komplex, zu vielschichtig, um alle Dinge kontrollieren zu können. Also macht es mehr Sinn, die Energien dem Markt zuzuwenden, statt sie in überbordenden internen Kontrollinstanzen zu vergeuden. 63 Prozent der Topmanager setzen auf den Gestaltungswillen der Mitarbeiter und deren Freude am Erfolg. In der Praxis ist diese Haltung allerdings noch nicht angekommen bzw. wird sie von Mitarbeitern noch nicht wahrgenommen: Die Financial Times berichtet, dass der Aussage „Wir setzen auf den Gestaltungswillen der Mitarbeiter und deren Freude am Erfolg“ zwar 63 Prozent der Top-Manager zustimmen, immerhin noch 42 Prozent des Mittelmanagements, aber nur 27 Prozent der Mitarbeiter. Über die Hierarchiestufen nach unten gelangt also ein immer geringeres Maß an Freiheitsgraden. Lese-Tipp Für die Studie „The High Cost of Lost Trust“ der Harvard Universität wurden 6.500 Mitarbeiter in den USA befragt und der Einfluss des „Vertrauensfaktors“ gemessen. Das Ergebnis: Kein anderer Verhaltensfaktor des Managements korreliert stärker mit höheren Gewinnen als das Vertrauen. Stieg in den untersuchten Unternehmen das gefühlte Vertrauen um einen Achtelpunkt auf einer fünfteiligen Skala, führte dies zu einer um 2,5 Prozent höheren Profitabilität. Führen über Ergebnisse Um Vertrauen in der Praxis als Leitprinzip zu etablieren, muss es begleitet werden durch klare Kommunikation zu gesteckten Zielen und ein Performance-Management, das die Erreichung dieser Ziele einfordert. Dazu gehört wertschätzendes, offenes Feedback, ehrliches Ansprechen von zu geringen Leistungen, aber auch gemeinsames Lernen aus Fehlern. Gerade hochqualifizierte Wissensarbeit lebt von intensiven Rückkopplungen und braucht den Austausch. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich 70 bis 80 Prozent der Führungskräfte heute noch auf Führungsprinzipien verlassen, die auf Verhaltenskontrolle beruhen. Das heißt, es wird neben der Aufgabenerfüllung vor allem auch beobachtet, wie sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Arbeitsplatz verhalten, welche Arbeitsweisen sie an den Tag legen, wann sie arbeiten usw. Das Gegenteil nennt sich ROWE – Results Oriented Work Environment – und bedeutet das nahezu ausschließliche Führen der Mitarbeiter über Ergebnisse. 95 Franz Kühmayers leadership report 2015 >> Faxantwort +49 (0) 69 26 48 48 9-20 oder online unter www.zukunftsinstitut.de/leadership Exemplar(e) des Branchenreports „Leadership Ja, ich bestelle Report 2015“ zum Preis von je 150,– Euro zzgl. 7% MwSt., 120 Seiten FirmaAbteilung VornameName Straße PLZ / Ort TelefonFax Franz Kühmayer August 2014 150,– € zzgl. 7 % MwSt. ISBN 978-3-938284-87-2 E-Mail USt.-ID bei EU-Lieferung Ort, Datum Unterschrift Was bedeutet Führung künftig im Unternehmen? Welche Schlüsselkompetenzen müssen Leader mitbringen? Welche Fähigkeiten können sie erarbeiten und welche müssen sie abstoßen? Im Zeitalter der Wissensarbeit werden starre hierarchische Strukturen der Industriezeit zu Gunsten eines resilienten Systems aufgehoben. Begriffe wie Work-Life-Blending, Vertrauen und Transparenz gewinnen zunehmend an Bedeutung. Künftig wird es nicht darum gehen, der unfehlbare Manager an der Spitze der Organisation zu sein, sondern vielmehr der Gestalter und Veränderer aus der Mitte des Unternehmens. Franz Kühmayers Leadership Report 2015 ist ein „Must Read“ für alle Führungskräfte der Gegenwart und der kommenden Riege. Der Autor ist Denker und Visionär zugleich und liefert mit dem Leadership Report umfassende Insights, Best Practices und Trends aus der Welt des Firmenmanagements. LEADERSHIP-TRENDS Knowledge Worker Fluide Organisationen Talentismus Big Data Das Bleisure-Paradigma Viel Freude beim Lesen und bei der Anwendung! Geschäftsbedingungen: Versandkostenanteil Inland 3,- Euro, Ausland 5,- Euro. Sie haben ein Rückgaberecht von zwei Wochen nach Erhalt der Ware laut BGB §312. Bei umfangreicheren Bestellungen räumen wir Ihnen gerne Rabatte ein. Kontakt: Anna Kunz, a.kunz@zukunftsinstitut.de, Tel.: +49 (0)69 264 848 9-22 :zukunfts|institut GmbH | Internationale Gesellschaft für Zukunfts- und Trendberatung | Kaiserstraße 53 | D-60329 Frankfurt | Telefon: +49 (0) 69 26 48 48 9-0 | Fax: +49 (0) 69 26 48 48 9-20