Interview - Rethink! Corporate Finance 2017
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Interview - Rethink! Corporate Finance 2017
Interview Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D. (Präsident) „Die Politik muss attraktive Rahmenbedingungen setzen und vorsichtig sein, keine verfehlte Industriepolitik machen zu wollen. Die deutsche Volkswirtschaft ist vergleichsweise sehr abhängig von innovativen Sektoren und Produkten. Daher sollte die Politik vor allem stärkere Anreize für Forschung, Entwicklung und Innovation setzen.“ Im Vorfeld zur Rethink! Corporate Finance Minds 2016 sprach we.CONECT mit Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D., Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). we.CONECT: Wie bewerten Sie die momentane Lage der Weltwirtschaft im Hinblick auf Unternehmensfinanzierung und Unternehmensinvestitionen? Prof. Marcel Fratzscher: Wir sehen große widersprüchliche Trends in den Rahmenbedingungen für private Investitionen. Zum einen sind die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft nach wie vor durchwachsen. Vor allem die hohe Volatilität in Finanzmärkten, wie wir kürzlich erst in China erfahren konnten, schafft Unsicherheit und schädigt das Vertrauen der Unternehmen. Zum anderen sind die Finanzierungsbedingungen jedoch nach wie vor enorm günstig für Unternehmen. we.CONECT: Was wird in 2016 auf uns zukommen? Wie wird sich das Wachstum für Unternehmen im deutschsprachigen Raum weiterentwickeln? Prof. Marcel Fratzscher: Europa befindet sich noch immer in der Krise. Die Wachstumserwartungen für die Eurozone und auch für Deutschland sind moderat, jedoch gleichzeitig auch zu schwach um Beschäftigung aufzubauen, Risiken und Verschuldung abzubauen und einen nachhaltigen Wachstumsimpuls zu setzen. we.CONECT: Welche Reformen für mehr Wachstum und Beschäftigung erachten Sie als nötig? Oder an welcher Stelle sollte es weniger Regulierungen geben? Prof. Marcel Fratzscher: Die schwachen privaten Investitionen sind die Achillesferse der deutschen und der europäischen Wirtschaft. Dies liegt an vielen Faktoren - Probleme im Finanzsektor einiger Länder, ein zunehmender Fachkräftemangel in anderen, eine hohen Unsicherheit, falsche Regulierung, zu hohe bürokratische Hürden und eine immer schwächer werdende öffentliche Infrastruktur. Die Politik, gerade in Deutschland, ist in der Pflicht, die Rahmenbedingungen dringend deutlich zu verbessern. we.CONECT: Wie wird sich die europäische Geldpolitik auf Unternehmen auswirken? Prof. Marcel Fratzscher: Die Geldpolitik der EZB ist weiterhin sehr expansiv und gibt maximale Unterstützung an Unternehmen, die Kredite aufnehmen wollen. Trotzdem haben viele Unternehmen, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in Südeuropa, nach wie vor Probleme an ausreichend zuverlässige Finanzierung zu kommen. Das Signal der EZB ist klar - die Geldpolitik wird wohl auch in den nächsten 3 - 4 Jahren weiterhin sehr expansiv bleiben. we.CONECT: Wo sehen Sie neue Innovationsfelder für die deutsche Wirtschaft und mit welchen gezielten Maßnahmen kann die Politik die Unternehmen dabei unterstützen? Prof. Marcel Fratzscher: Die Politik muss attraktive Rahmenbedingungen setzen und vorsichtig sein, keine verfehlte Industriepolitik machen zu wollen. Die deutsche Volkswirtschaft ist vergleichsweise sehr abhängig von innovativen Sektoren und Produkten. Daher sollte die Politik vor allem stärkere Anreize für Forschung, Entwicklung und Innovation setzen. Dazu gehört auch eine explizite Förderung von jungen Unternehmen, die nach wie vor in Deutschland häufig benachteiligt werden. we.CONECT: Vielen Dank für das Interview! Interviewpartner: Katja Müller und Prof. Marcel Fratzscher Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D. Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Professor für Makroökonomie und Finanzen an der Humboldt-Universität Berlin und Mitglied des Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft. Als unabhängiges Institut mit 334 Mitarbeitern zählt das DIW Berlin zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten und Denkfabriken in Europa. Von 2001 bis 2012 war Marcel Fratzscher für die Europäische Zentralbank (EZB) tätig. Während der Asienkrise 1997-98 arbeitete er als Makroökonom beim Harvard Institute for International Development (HIID) in Jakarta, Indonesien. Zudem war er tätig beim Peterson Institute for International Economics in Washington D.C., USA, in 200001, bei der Weltbank 1996, und für kürzere Perioden in Asien und Afrika. Marcel Fratzscher erlangte ein Vordiplom in VWL an der Universität Kiel, ein B.A. in Philosophy, Politics, and Economics (PPE) der University of Oxford (UK), einen Master of Public Policy der Harvard University's John F. Kennedy School of Government, in Cambridge (USA), und ein Ph.D. in Volkswirtschaftslehre vom European University Institute in Florenz (Italien). Persönliche Homepage: http://www.fratzscher.eu Twitter: MFratzscher Blog: https://berlinoeconomicus.diw.de/ Auf der 2. Rethink! Corporate Finance Minds 2016 - Steering Finance Strategy & Technology (28. - 29. April, Swissôtel Berlin) werden Trends, Themen & Herausforderungen für 2016 diskutiert. Treffen Sie auf diesem StrategieEvent mehr als 100 CFOs & Finanzentscheider und erörtern Sie gemeinsam innovative Methoden & Strategien von Mittelständlern, Hidden Champions und Konzernen im Bereich Corporate Finance, Cash Flow & Working Capital, Controlling & BI, Unternehmensfinanzierung, BPM, GRC und mehr. http://www.rethink-corporate-finance.de/ Kontakt Marketing: Katja Müller Head of Marketing i.CONECT Series Telefon: +49 (0)30 52 10 70 3 - 92 Fax: +49 (0)30 52 10 70 3 - 30 katja.mueller@i-conect.com Kontakt Event: Nicole Steuer Head of Production i.CONECT Series Telefon: +49 (0)30 52 10 70 3 - 92 Fax: +49 (0)30 52 10 70 3 - 30 nicole.steuer@i-conect.com we.CONECT Global Leaders GmbH Reichenberger Str. 124 10999 Berlin, Germany www.we-conect.com