ZERTIFIKATEFONDS

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ZERTIFIKATEFONDS
AUS ZWEI MACH’ EINS:
ZERTIFIKATEFONDS
BCA fragt Herrn Dr. Henrik Büscher, dem Leiter RCM Systematic –
Strukturierte Fonds und Fondsmanager von Allianz Global Investors
VON JÖRG VONNEMANN
Bei Privatanlegern erfreuen sich Zertifikate bereits seit einiger Zeit großer Beliebtheit. Als Alternative werden auch
sogenannte Zertifikatefonds angeboten, die in Zertifikate investieren. Es stellt sich die Frage, ob sich nach dem
Motto „Aus zwei mach eins“ die Vorteile beider Anlageinstrumente verbinden lassen? Welche Vorteile versprechen
Zertifikatefonds und für wen eignen sie sich? Fragen zum Thema stellte Jörg Vonnemann, BCA Investment Research,
an Dr. Henrik Büscher, Bereichsleiter Strukturierte Fonds und Fondsmanager von Allianz Global Investors. Er
erläutert verschiedene Zertifikatestrategien, ihren möglichen Einsatz im Portfolio und beantwortet die Frage,
inwiefern Zertifikatefonds eine Alternative zum Direktinvestment sein können.
Mix aus Fonds
und Zertifikaten:
Die Vorteile beider Anlagen
ergänzen sich gut.
JÖRG VONNEMANN: Zertifikate und Fonds: Aus zwei mach’ eins!
In der jüngsten Marktkorrektur vom März haben Ihre Fonds
Ist es wirklich so einfach wie es klingt? Herr Dr. Büscher, können
stärker gelitten als in der Korrekturphase von Mai 2006. Wie
Sie uns zunächst einmal erklären, was man unter einem Zerti-
erklären Sie das und wie verhalten sich Zertifikatefonds generell
fikatefonds versteht?
in schwachen Märkten?
DR. HENRIK BÜSCHER: Ein Zertifikatefonds investiert überwiegend
Man muss unterscheiden, ob es sich um scharfe Korrekturen
in Zertifikate oder er bildet Zertifikatestrukturen nach. Entweder
handelt oder um schwache Marktphasen, die beispielsweise 12
setzt man dabei auf eine Zertifikatekategorie (z.B. nur Discount-
bis 18 Monate andauern.
Zertifikate oder nur Bonus-Zertifikate) oder man kombiniert alle
möglichen Zertifikatetypen in einem Fonds. Dies mit dem Nachteil,
dass das Auszahlungsprofil für den Kunden nur schwer nachvollziehbar ist und die Strategie des Investors möglicherweise konterkariert wird.
In der scharfen Korrektur entwickeln sich Zertifikatefonds kurzfristig typischerweise genauso wie die entsprechenden einzelnen
Zertifikate, d.h. der Puffer von Discount-Zertifikaten wird aufgrund
dann im allgemeinen steigender Volatilität nicht voll wirksam.
Bonuszertifikate können in solchen Marktphasen unter Umständen
Würden Sie uns am Beispiel des Allianz-dit High Dividend Discount
sogar mehr verlieren als der jeweilige Basiswert, weil ein Berühren
erläutern, wie eine Discountstrategie funktioniert?
der Barriere wahrscheinlicher wird.
Wir setzten in allen Fonds sowohl Zertifikate wie auch deren Nach-
Mittel- bis langfristig kommt aber die Pufferfunktion bzw. der
bau ein. Insbesondere im Bereich Discount-Zertifikate bietet sich
der Nachbau aus Aktie und derivativer Position an. Im Allianzdit High Dividend Discount müssen beispielsweise im Durchschnitt
mindestens 80% der erworbenen Aktien veroptioniert werden.
Teilschutz der Konstruktionen voll zur Geltung. Während der
Allianz-dit High Dividend Discount Verluste bis ca. 10% abpuffern
kann, besitzt der Allianz-dit Bonus Barriere die Chance, selbst
bei Aktienverlusten von ca. 25% nach 18 Monaten eine positiven
Dabei kommen sowohl Einzel- wie Indexoptionen zum Einsatz.
Rendite abzuliefern.
Beim Allianz-dit Deep Discount sichern wir uns zusätzlich durch
Der Allianz-dit Deep Discount strebt eine möglichst aktienmarkt-
Verkaufsoptionen ab.
unabhängige Rendite an, kann aber in scharfen Korrekturen durch-
Welche Ertragschancen und Risiken sind denn mit Zertifikatefonds verbunden?
aus auch 2% an Wert verlieren. Langfristig wird aber eine Rendite
von 4–5% p.a. angestrebt, diese jedoch weitgehend steuerfrei.
Die Ertragschancen sind insbesondere im Vergleich zur Aktienanlage hoch. Hier kann die Discountstrategie Zusatzerträge zu
einem bestehenden Aktienportfolio addieren. Die Risiken sind
beim Allianz-dit High Dividend Discount durch die Dividendenzahlungen, die defensive Aktienauswahl und insbesondere durch
die Discountstrategie gegenüber klassischen Aktienfonds deutlich
reduziert. Die Risiken beim Allianz-dit Deep Discount sind u.E.
eher vergleichbar mit den Risiken von Rentenfonds. Der Allianz-dit
Bonus Barriere entspricht vom Risikoprofil eher einem klassischen
Aktienfonds, jedoch mit der Ergänzung, dass auch er mittelfristig
einen Teilschutz bzw. eine Seitwärtsrendite liefern kann.
Können Sie uns in Zahlen belegen, wie beispielsweise das ErtragsRisiko-Profil des Allianz-dit High Dividend Discount aussieht?
Abb. 1: Vergleich Euro Stoxx 50 und Allianz-dit High Dividend Discount
über beide Schwächephasen
Während der Gesamtertrag im Jahr 2006 etwa 16% betrug, lag
die Volatilität nur bei 8%. Im Vergleich dazu hatte der DowJones
EuroStoxx 600 Index zwar einen Gesamtertrag unter Berücksich-
Wie könnten Zertifikatefonds in ein Portfolio eingebaut werden?
tigung der Dividenden von 21%. Dafür musste der Anleger aber
Aufgrund der Anlage in Zertifikaten und Optionen, deren Preise kei-
eine deutlich höhere Volatilität von 13% verkraften.
nen Gleichlauf zu Aktien besitzen, verfügen die Zertifikatefonds im
Allgemeinen über eine relativ niedrige Korrelation mit klassischen
Aktien/Renten-Mischungen und eignen sich daher hervorragend
als Beimischung zu bestehenden Portfolios. Durch die Reduktion
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(FORTSETZUNG)
Mit rund 4 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen
ist Allianz Global Investors der größte Anbieter
von Zertifikatefonds
Das Emittentenrisiko ist das eine Thema. Die Dresdner Bank als
Konzerngesellschaft ist auch ein Emittent von Zertifikaten. Wie
hoch liegt denn die Quote der Fremdprodukte in Ihrem Fonds?
Die gesetzlich vorgeschrieben Höchstgrenze für einen (auch hauseigenen) Emittenten beträgt 10%. Das durchschnittliche Gewicht
der Emittenten beträgt ca. 5%.
Wie sieht es denn mit der steuerlichen Behandlung von Zertifikatefonds aus? Wieviel Prozent der Erträge sind steuerfrei?
Kursgewinne aus Aktien und Derivaten sowie vereinnahmte Optionsprämien sind steuerfrei. Somit sind nur Zinsen aus Kassehaltung
(max. 10% in den Fonds erlaubt) und Dividenden steuerpflichtig.
Dies führt beispielsweise beim Allianz-dit Deep Discount dazu, dass
Abb. 2: Mögliche Beimischung
zu einem 70% Aktien/30%-Renten-Portfolio
ca. 85% der Erträge dort steuerfrei sind. Der Anteil steuerpflichtiger Erträge beim Allianz-dit High Dividend Discount entspricht
dem klassischer Aktienfonds. Die Erträge beim Allianz-dit Bonus
des Aktienanteils im Portfolio zugunsten von Zertifikatefonds wird
Barriere sind nahezu vollständig steuerfrei.
bei gleicher Renditeerwartung das Risiko reduziert, oder anders-
Ein Kritikpunkt an Zertifikaten sind die hohen versteckten Ko-
herum steigt die Porfoliorendite bei gleichem Risiko, indem der
sten. Bei Zertifikatefonds könnte man ja von einer Kaskadierung
Rentenanteil zugunsten von Zertifikatefonds verringert wird.
der Kosten sprechen. Wie hoch ist die Kostenbelastung dieser
Für den Anleger besteht grundsätzlich die Möglichkeit, direkt
Fonds?
in Zertifikate zu investieren. Gibt es einen Vorteil von Fonds
Der Nachbau oder der Erwerb ist für den institutionellen Kunden
gegenüber Zertifikaten?
deutlich günstiger als für den Privatkunden. Wir zahlen bei-
Durch die Diversifikation über Emittenten, Basiswerte, Laufzeiten
und Barrieren kann die Effizienz im Vergleich zu einem Einzelzertifikat nachhaltig gesteigert werden. Durch das aktive Management
können bewährte Alpha-Strategien angewendet werden. Zudem
nutzen wir unsere Expertise in der Bewertung von Zertifikaten
spielsweise keine Vertriebsprovision wie Ausgabeaufschläge an
den Emittenten der Zertifikate, wie dies bei Privatanlegern üblich
ist. Aufgrund der Marktmacht von AGI (ca. 4 Milliarden Euro in
Zertifikatefonds) sind die mit den Emittenten ausgehandelten
Konditionen nochmals günstiger.
und investieren nur in günstige Papiere oder bilden die Strukturen
synthetisch nach. Die Streuung über eine Vielzahl von Emittenten
senkt außerdem das Emittentenrisiko 1.
Abb. 3: Marktüberblick Zertifikatefonds in Deutschland
nach verwaltetem Vermögen
Der Fonds konzentriert sich auf europäische Aktien, die eine relativ
hohe Dividendenrendite erwarten lassen, z.B. BASF
1 Zertifikate sind rechtlich Schuldverschreibungen der Zertifikate-Emittenten und
hängen damit von deren Bonität ab.
Eine sehr sinnvolle
Vermischung:
Discount- und
Dividendenstrategie
Abb. 4 Zertifikatefonds für jedes Börsenwetter am Beispiel von Allianz-Fonds
In Ihrem High Dividend Discount Fonds setzen Sie auch auf eine
Dividendenstrategie. Damit vermischen Sie doch die Ergebnisse.
Wie hoch ist denn der Erfolgsbeitrag der Discount-Strategie und
der Dividendenstrategie?
Dies ist eine sehr sinnvolle Vermischung. Beide Strategien sind
langfristig sehr erfolgreich aber dabei äußerst defensiv. Sie ergänzen
sich somit in beispielhafter Art und Weise. Seit Auflegung der Fonds
haben beide Strategien etwa gleichermaßen mit jeweils 3% p.a.
zur Mehrperformance gegenüber einer einfachen starren Zertifikatestrategie (Index + Rolling Discount Mechanismus) beitragen.
Herr Dr. Büscher, vielen Dank für Ihre sehr interessanten Ausführungen.
$
DR. HENRIK BÜSCHER
Leiter RCM Systematic
Abb. 5: Anteil der Kategorien am Open Interest
für Anlageprodukte auf alle Basiswerte zum 28.02.2007
Nach dem Studium der Mathematik und Physik promovierte Henrik Büscher 1994 als Dr. rer. nat. an der Universität
Münster, wo er von 1991 – 1994 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt war. 1995 trat er in das Unternehmen
Allianz Global Investors ein. Dort war er zunächst acht Jahre lang im Quantitativen Research & Portfoliomanagement
tätig. Seit Januar 2004 ist Dr. Büscher Direktor des Bereichs Portfoliomanagement Systematic Products und verantwortet
das Management des Allianz-dit Deep Discount, des Allianz-dit High Dividend Discount sowie des Allianz-dit Thesaurus.