Region mit Wachstum: Herausforderungen für Berlin, Potsdam und das
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Region mit Wachstum: Herausforderungen für Berlin, Potsdam und das
Geschäftsstelle bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Kommunales Nachbarschaftsforum Region mit Wachstum: Herausforderungen für Berlin, Potsdam und das Berliner Umland Dokumentation zur Sonderveranstaltung für das Kommunale Nachbarschaftsforum am 13. Januar 2014 Region mit Wachstum: Herausforderungen für Berlin, Potsdam und das Berliner Umland Dokumentation zur Sonderveranstaltung für das Kommunale Nachbarschaftsforum am 13. Januar 2014 4 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Begrüßung und Einführung Ephraim Gothe, Staatssekretär für Bauen und Wohnen in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat für die Entscheidung nach Berlin umzuziehen nicht einmal das größte Gewicht, sondern die kreative Atmosphäre der Stadt, die Bezahlbarkeit des Lebens hier und die Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Sie auch im Freiräume zur Entfaltung. Wir müssen alles daran setzen, Namen von Senator Michael Müller und im Namen des dass wir diesen jungen Leuten auch eine ökonomische Chefs der Senatskanzlei Björn Böhning hier im Berliner Zukunft und Lebensqualität bieten können, also eine Rathaus begrüßen. „Region mit Wachstum: langfristige Perspektive, damit sie dauerhaft und gerne hier Herausforderungen für Berlin, Potsdam bleiben. Deshalb arbeiten wir in Berlin an und das Berliner Umland“: Der Titel weist einem strategischen Leitbild, das der bereits auf den roten Faden hin, der sich Stadtentwicklung bis zum Jahr 2030 einen durch die Themen der heutigen SonderWeg weist. Es analysiert nicht nur die veranstaltung ziehen wird, nämlich das Ausgangslage Berlins und seine speziSpannungsfeld zwischen dem Wachs-tum fischen Qualitäten, sondern benennt vor in unserer Region auf der einen Seite und allem Strategien, mit denen die Qualitäten den daraus entstehenden neuen Erbis zum Jahr 2030 erhalten, gestärkt und fordernissen auf der anderen Seite. auf die Anforderungen der Zukunft Für Berlin stellt sich dieses neue Umfeld ausgerichtet werden sollen. Außerdem folgendermaßen dar: Allein in den verdefiniert das Stadtentwicklungskonzept gangenen drei Jahren hat Berlin rund mit der BerlinStrategie Räume im 130.000 neue Einwohnerinnen und EinEphraim Gothe, Staatssekretär für Bauen Stadtgebiet, die in den kommenden Jahren und Wohnen wohner hinzugewonnen. Das ist eine die Zugpferde der Berliner Stadtentwicklung bemerkenswerte Zahl. Damit scheint aus heutiger Sicht das sein werden. Einige dieser Räume haben auch Bezüge in die Wachstum, unsere mittlere Prognosevariante, dass Berlin Umlandgemeinden und wir würden sie gerne integrierter bis zum Jahr 2030 rund eine Viertel Million mehr Einwohner denken, doch das ist nicht immer einfach, da die politische gewinnen wird, noch zu überflügeln. Wir wissen, dass gut Zuständigkeit ganz klar an der Landesgrenze endet. ein Drittel der Zuwanderung aus Osteuropa und Südeuropa stammt und dass auch sehr viel davon abhängen wird, wie Das zeigt uns dann wieder, wie wichtig diese sich die wirtschaftliche Situation in den südeuropäischen Institution des Kommunalen NachbarschaftsLändern weiterentwickeln wird. Ein Großteil der Zuwanderer forums ist, um über administrative Grenzen ist zwischen 20 und 40 Jahre jung und sucht eine berufliche hinweg in Dialog treten zu können und die Region Perspektive in Berlin. Wir wissen aufgrund des gemeinsam entwickeln zu können. demografischen Wandels aber auch, dass trotz der Zuwanderung vor allem jüngerer Menschen im Jahr 2030 in Dazu braucht es flankierende Einrichtungen, die den Berlin etwa 120.000 Menschen mehr wohnen werden als im gemeinsamen Raum auch einheitlich betrachten; Jahr 2011, die älter als 80 Jahre sind. Wir haben es also mit Institutionen wie beispielsweise den Einzelhandelsverband, einem sehr dynamischen Prozess von Wachstum und den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und die demografischen Wandel zu tun. Gemeinsame Landesplanung. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Wachstum eine Die Themen der Impulsvorträge, die heute auf der große Chance für Berlin und für Brandenburg mit sich Tagesordnung stehen, lassen die Vielfalt der Herausbringen wird, denn diese Zuwanderung begründet sich nicht forderungen für unsere Region erkennen und zeigen, wie allein aus der Perspektivlosigkeit in anderen Ländern, wir als kommunale Nachbarn mit diesen neuen Ersondern auch mit der starken Anziehungskraft, die Berlin fordernissen umgehen. In diesem Sinne wünsche ich uns und sein Umland haben. Die Aussicht auf einen Arbeitsplatz spannende Vorträge. 5 Herausforderungen und Erfordernisse für die Kommunen im Berliner Umland Jan Drews Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg Die zweite These lautet: Die Region wächst. Berlin wächst zurzeit stark, in Brandenburg ist das Bild differenzierter. Bis Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit einem Dreivierteljahr 2030 rechnen wir in Brandenburg auf das gesamte bin ich jetzt in der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Bundesland bezogen mit einem Bevölkerungsverlust von und es ist erstaunlich, wie sich innerhalb dieser kurzen Zeit zehn Prozent. Dagegen wird die Bevölkerung im die Fragestellungen bei unserer Arbeit verändert haben, vor Brandenburger Umland von Berlin laut Prognose um 4,8 allem durch das starke Wachstum in Berlin. Hat das auch Prozent wachsen. Aber auch im wachsenden Berliner Auswirkungen für Brandenburg? Hat das Auswirkungen auf Umland ist diese Entwicklung noch einmal räumlich den Stadtumbau? In Brandenburg bauen differenziert. Wichtig ist aber festzuhalten, wir noch immer Wohnungen zurück: dass dieser Suburbanisierungsschub im Brauchen wir die vielleicht doch? Oder ist Berliner Umland, der seit den 1990erdieser Wachstumstrend nur eine MomentJahren stattgefunden hat, in dieser aufnahme und nicht dauerhaft? Wir Intensität in Zukunft vorbei ist. Der diskutieren auch, ob zum Beispiel das, was Suburbanisierungspeak war 1995 bis in Berlin unter neuer Wohnungsnot 2000, das war auch die Phase, in der die debattiert wird, tatsächlich ein quantiGemeinsame Landesplanungsabteilung tatives Problem ist oder ob es nicht eher entsprechend installiert worden ist. Die ein soziales Problem ist, weil durchaus Entwicklung bei der Suburbanisierung eine ganze Menge neu gebaut wird und spiegelt den Wanderungssaldo, der sich die Frage stellt, ob das Angebot der ebenfalls nicht diese Dynamik hat wie in neuen Wohnungen einen Großteil des den 90er Jahren. Ich möchte an dieser Jan Drews, Gemeinsame LandesplanungsBedarfs nicht bedient, z. B. für Geringverabteilung Stelle Augenmerk auf die letzten drei Jahre dienende. Insofern ist es richtig und 2010, 2011, 2012 richten: Die wichtig, dass wir Berlin verstärkt zusammen mit seinem Wanderungssalden gehen insgesamt wieder bergauf, und Umland betrachten. Ich sage aber auch gleich vorneweg, zwar sowohl was jetzt die Zuzüge aus Berlin ins dass ich eine Reihe von Fragen und Vermutungen habe, auf Brandenburger Umland betrifft, aber auch in umgekehrter die ich keine abschließenden Antworten oder gar fertige Richtung. Diese Wanderungssalden stellen sich räumlich Konzepte geben kann. Stattdessen habe ich Thesen mitunterschiedlich dar: Leichte Verluste in dieser gebracht, die ich gerne mit Ihnen in der späteren DiskussionsWanderungsbilanz gibt es nur in Strausberg und Rüdersdorf, runde besprechen möchte. Die erste ist wenig überraschend: also Gemeinden, die von der Verkehrsinfrastruktur für Wir haben eine stark verflochtene Region BerlinPendler nicht optimal sind. Insofern beruhen die Brandenburg. Das stellen wir z.B. an der Pendlerbeziehung Wanderungssalden aus einem Mix aus Verkehrsanbindung, zwischen den Ländern fest und ihrer Entwicklung zwischen Wohnqualitäten, Image des Ortes und natürlich dem 2005 und 2012. Zwar gibt es nach wie vor einen erheblichen Arbeitsplatzangebot vor Ort. Schönefeld, Teltow, Pendlerüberschuss vom Brandenburger Umland nach Blankenfelde-Mahlow, all die flughafennahen und Berlin, aber die Zahl der Einpendler von Berlin nach lärmbetroffenen Gemeinden, haben erhebliche PendlerBrandenburg nimmt zu. Ohne diesen Trend extrapolieren zu überschüsse und sind absolute Profiteure des Flughafenbaus wollen, können wir trotzdem feststellen, dass es eine und der dortigen Arbeitsplatzentwicklung. Andere Ausreißer konstante Entwicklung ist. Und diese Entwicklung ist mit hohen Pendlerüberschüssen liegen an der Achse der S5, räumlich differenziert: Zwischen Potsdam und Berlin etwa Neuenhagen, Hohen Neuendorf und Glienicke-Nordbahn. ist die Pendlerzahl sehr hoch und vor allem ausgeglichen. Interessanterweise entspricht das Bild nicht exakt den Wir haben auch bestimmte Orte mit vielen Arbeitsplätzen, Siedlungsachsen, was – so meine Vermutung – auf die die einen deutlichen Einpendler-überschuss aufweisen, z. B. Verfügbarkeit von Wohnraum zurückzuführen ist. Schauen Schönefeld aufgrund des Flug-hafens . wir dann genauer in den Wohnungsneubau im Zeitraum 6 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels von 2008 bis 2012 zeigt sich, wie segmentiert das Bild im Mehrfamilienhausbereich und im Einfamilienhausbereich ist. In Brandenburg haben wir, das ist wenig erstaunlich, deutliche Zuwächse bei den Einfamilienhäusern. Aber überraschenderweise nehmen auch in Berlin die Ein- und Zweifamilienhäuser erheblich zu. Woran liegt das, wo die Diskussion um Miet- und Kaufimmobilienpreise sich doch auf Geschosswohnungen konzentriert? Da sehe ich noch eine ganze Menge Erkundungsbedarf. Meine dritte These betrifft unsere planerischen Instrumente: Der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP-B-B), aber auch der Berliner Flächennutzungsplan, bilden zwar maßgeschneiderte Anzüge, aber in einigen Bereichen passen sie nicht richtig und brauchen ergänzende informelle Instrumente, z. B. institutionalisierte Absprachen wie über das KNF. So ein Bereich ist z.B. der Wohnungsneubau: Wie vermitteln wir zwischen Gebieten mit Nachfrageüberschuss und Gebieten mit Angebotsüberschuss? Welche Auswirkungen hat es, vor allem für den Verkehr, wenn wir in einem Areal 2.500 neue Wohneinheiten platzieren? Stichwort Osdorfer Landstraße. In solchen Fällen müssen wir über die Grenzen von Kommunen und Ländern hinweg miteinander planen. Ein anderes Beispiel ist Krampnitz, wo Herr Klipp und ich gemeinsam eine Lösung gesucht haben, so dass dort nun rund 1.600 Wohneinheiten entstehen können. Dort wird in der Folge Verkehr entstehen, der auch in Berlin nicht ohne Auswirkungen bleiben wird. Für mich ist die Frage, ob solche Projekte nur Ausnahmefälle sind oder ob sie Vorboten sind einer Entwicklung, die uns jetzt weiter treiben wird? Unter den formellen Planungsinstrumenten gibt vor allem der LEP-B-B Orientierung, wie solche Standorte und ihre Auswirkungen zu planen sind, da der LEP-B-B Aussagen zur Entwicklung des Verkehrsnetzes macht. Er stellt etwa das dar, was wir die Erschließung der Region aus der Tiefe des Raums nennen, da der LEP-B-B die Mittelzentren mit Berlin in Verbindung bringt über ein gut funktionierendes Straßen- und Schienensystem. Außerdem benennt er Knotenpunkte innerhalb der Fläche der Region, an denen sich die Einrichtungen der Daseinsvorsorge konzentrieren. Eine weitere sehr wichtige Aussage des LEP-B-B sind Bereiche, innerhalb derer eine Entwicklung unterstützend ermöglicht werden soll, wenn nicht Gründe aus der Bauleitplanung entgegenstehen. Durch dieses Instrument konnte schon viel realisiert werden und es bietet noch immer Potenzial für weitere Entwicklungen, vor allem in der Innenentwicklung. Das heißt, wir haben eine positive Steuerungswirkung und haben aber nach wie vor auch noch eine Menge an Reserven. Sobald es aber konkret wird, sollten diese Instrumente mit den angesprochenen institutionalisierten Verabredungen flankiert werden, also weiteren informellen Instrumenten wie dem KNF, mit der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung oder Steuerungs-runden zwischen Kommunen, in denen wir uns austauschen können und problemadäquate Lösungen für die Teilräume finden. Die Palette reicht dabei von konkreten räumlichen Verabredungen, wie etwa beim Flughafenumfeld, bis hin zur Frage, wie wir gemeinsam mit regionalen Energiekonzepten weiterkommen. Solche Absprachen werden in Zukunft wichtiger. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Die Glienicker Brücke ist das Symbol der Verbundenheit der beiden Länder. 7 Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030: Die BerlinStrategie Thorsten Tonndorf, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt den vergangenen drei Jahren ist Berlin um 130.000 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen. Wir gehen nicht davon aus, dass sich diese die aktuell sehr hohen Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, Zuwanderungsraten nach Berlin, insbesondere aus den Herr Staatssekretär Gothe hat es gesagt: Berlin arbeitet süd- bzw. südosteuropäischen Ländern, dauerhaft fortaktuell an einem Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030, setzen. Ab 2030 erwarten wir eine konstante Bevölkerungsdas im Sommer beschlossen werden soll zahl. Trotz eines Zuzugs vor allem junger und der Stadtentwicklung bis zum Jahr Menschen altert Berlin: Bis 2030 nehmen 2030 einen Weg weist. Im Zentrum dieses die über 80-Jährigen um 120.000 Personen Stadtentwicklungskonzeptes steht die zu. Die Entwicklung ist dabei keineswegs BerlinStrategie. Übergeordnetes Thema sind räumlich ausgeglichen, sondern teildas Wachstum der Stadt und die Herausräumlich sehr heterogen. So wird beispielsforderungen, die sich daraus ergeben: weise für Reinickendorf eine weitgehend soziale Kohäsion, Klimaschutz, Internationalkonstante Bevölkerungsentwicklung erisierung, Hauptstadtsein, Erhalt der kulturwartet, für Pankow hingegen eine ellen Vielfalt und der Lebensqualität. Zunahme von über 16 Prozent. Wenn wir diese Entwicklungen kleinräumiger Berlin hat in der Bevölkerungsentwicklung analysieren und die großen Träger der eine lange Stagnation erfahren, aber seit Entwicklung nach sozialer Infrastruktur Thorsten Tonndorf, Referatsleiter 2005 geht es aufwärts und seit 2010 mit Stadtentwicklungsplanung und nach Altersgruppen anschauen, enteiner Intensität, die selbst die damaligen steht dabei ein sehr komplexes und Prognosen in den Schatten stellt. Ein Plus von 250.000 differenziertes Bild, was zum Beispiel die Herausforderungen Personen zwischen 2011 und 2030 nimmt die mittlere für Infrastrukturplanung wie den Bau von Schulen angeht. Variante der gültigen Bevölkerungsprognose an, allein in Es gibt bei diesem Thema eine starke Korrelation zu den 8 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Wohnstandorten. Aktuell hat mit dem Entwurf des Stadtentwicklungsplans (StEP) Wohnen, der demnächst vom Senat beschlossen wird, auch eine genaue Analyse stattgefunden, was das weite Kleid des Flächennutzungsplanes in Berlin ermöglicht. Wir kommen auf Wohnflächenpotenziale für über 200.000 Wohneinheiten: haben also genug Fläche, um dem Bedarf gerecht zu werden. Bemerkenswert ist, dass die Standorte, die der Stadtentwicklungsplan Wohnen ausweist, für eine verkehrsmindernde Siedlungsstruktur sehr geeignet sind. Es sind überwiegend Standorte mit einem sehr guten Anschluss an den schienengebundenen öffentlichen Verkehr, Lichterfelde-Süd zum Beispiel. Und es sind vielfach Standorte in Innen-stadtnähe oder in Wasserlage, das heißt Standorte mit hoher Nachfragegunst. Erlauben Sie mir einen kurzen Exkurs zur Berliner Situation des Wohnens, die gekennzeichnet ist durch die Diskussion über den rapiden Anstieg der Wohnkosten und den Erhalt der sozialen Mischung. Die Diskussion kreist hier bisher vor allem um den Anstieg der Mieten und Immobilienpreise und berücksichtigt nicht, dass zu den Wohnkosten auch die Mobilitätskosten gehören. Doch wenn wir diese Kosten teilräumlich für die unterschiedlichen Bereiche der Stadt analysieren, stellen wir fest, dass Wohnen in der Stadt und an Haltepunkten des schienengebundenen Verkehrs deutlich preiswerter ist als an am Stadtrand, an peripheren Standorten mit rein KfZ-orientierten Wohnlagen oder Standorten ohne Schienenanbindung. Die Inhalte des aktuellen StEP Wohnen und die Bevölkerungs- prognose fließen mit einer ganzen Reihe anderer Pläne, Programme und Konzepte, die bereits vorliegen, in die Erarbeitung des StEK Berlin 2030 ein; etwa das Leitbild Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg, das Demografiekonzept für Berlin, der Masterplan Industriestadt, das Fachmarktkonzept, die räumlichen und thematischen Stadtentwicklungspläne und viele mehr. All dieses bildet eine Grundlage. Mit dem Stadtentwicklungskonzept wird eine Klammer geschaffen. Damit entspricht es dem Auftrag der Regierungspolitik, eine gesamtstädtische Entwicklungsstrategie zu erarbeiten. Es handelt sich also beim Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030 (StEK 2003) nicht nur um ein räumliches Konzept, sondern vor allem um ein Leitbild, das ressortübergreifend verschiedene Politikfelder zusammenführt. In seinem Aufbau besteht das StEK 2030 aus zwei Bausteinen: einem Statusbericht und einem Strategieteil. Der Statusbericht beschreibt die aktuelle Situation ausgewählter, stadtentwicklungsrelevanter Themen. Darauf aufbauend zeigt der Strategieteil die spezifischen Qualitäten Berlins auf und benennt Strategien, um künftigen Herausforderungen zu begegnen und die Qualitäten der Stadt zu stärken. Außerdem sollen die wichtigsten Räume definiert werden, in denen wir Stadtentwicklung voranbringen wollen. Diese so genannten Transformationsräume sind zum Beispiel Gebiete wie Tempelhof, Tegel, die historische Mitte, aber auch neue Projekte, wie wir sie im Zusammenhang mit der IGA in Marzahn vorfinden. Blick von der Siegessäule in Richtung Brandenburger Tor. 9 Klassisch ist dabei der Zugang über die drei Säulen der Nachhaltigkeit: die ökonomische, ökologische und die soziale Dimension. Diese haben wir für Berlin mit der kulturellen Vielfalt noch um eine vierte Säule ergänzt, da die Kreativ- und Kulturwirtschaft für Berlin prägend sind. Mit dem Thema Governance fußt das StEK Berlin 2030 noch auf einer fünften Säule, die in den Statusanalysen berücksichtigt wurde. Wir haben in der Analyse auch die räumliche Dimension betrachtet und gefragt, was die jeweiligen Dimensionen der Nachhaltigkeit eigentlich bedeuten, wenn wir sie auf einen konkreten Raum herunterbrechen. Beim Thema Ökonomie offenbart sich da auch ganz klar eine regionale Perspektive mit den funktionalen Verflechtungen der Wirtschaft, wie sie auch im Stadtentwicklungsplan Industrie und Gewerbe abgebildet sind. Das Thema soziale Integration stellt sich vorrangig als eine sehr berlintypische Materie dar, bedingt durch die Konzentration bestimmter sozialräumlicher Problemlagen, der Bezahlbarkeit des Wohnens und damit verbunden dem Erhalt der sozialen Mischung in der Stadt. Beim Thema Umwelt und Lebensqualität tritt dann wieder die regionale Perspektive in den Vordergrund. Hier sind als Stichworte der Lärm durch den neuen Flughafen oder auf der anderen Seite die Qualitäten, die regionale Naherholungsgebiete haben, genannt. Bei den Strategien setzen wir auf die besonderen Qualitäten Berlins auf, wie der Hauptstadt-Funktion oder den großen Flächenreserven. Das StEK 2030 wird in enger Zusammenarbeit mit der Fachöffentlichkeit und im Dialog mit der Öffentlichkeit erarbeitet. Dazu finden regelmäßig Werkstätten mit Partnerinnen und Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft statt sowie das Stadtforum 2030, in dem wir bereits drei Mal mit der Öffentlichkeit diskutiert haben. Dabei wurden die unterschiedlichsten Themen zur Stadtentwicklung angesprochen: Familienfreundlichkeit, wirtschaftliche Profilierung Berlins und wie z. B. das Konzept der Smart City diese Profilierung von Berlin vorantreiben kann, Sport und welche Rolle Großereignisse für die Stadt spielen. Auch Konflikte und Konkurrenzen kommen zur Sprache: Etwa wie es gelingen kann, die Kreativbranche und generell Kreativität in der Stadt zu halten? Wie können wir Räume für die Kreativbranche in Berlin künftig bereitstellen? Und – das ist besonders wichtig – wie schaffen wir es, dass das Thema Wachstum auch tatsächlich eine breite gesellschaftliche Akzeptanz findet? Ich möchte nach diesem Überblick über das Stadtentwicklungskonzept ein kurzes Fazit ziehen und es in den Rahmen unserer heutigen Veranstaltung mit einigen 10 Thesen und Schlussfolgerungen einordnen: Das StEK 2030 soll Antworten geben auf die Frage, wo Berlin im Jahre 2030 stehen will. Es soll die wichtigsten langfristigen Ziele für Berlin herausstellen und ist ein ressortübergreifender Prozess, um alle Politikfelder integriert zu betrachten, um das Handeln der Stadtentwicklung nach außen kommunizieren zu können und Berlin gegenüber anderen Metropolen klar als attraktiven Wirtschaftsstandort und lebenswerte Hauptstadt-Region zu profilieren. Gleichzeitig soll es einen Begründungszusammenhang geben für den Einsatz der unterschiedlichsten Fördermittel und der Konzentration von Ressourcen in bestimmten Transformationsräumen. Bezogen auf den Titel der heutigen Veranstaltung möchte ich für die Stadtentwicklung festhalten: Wachstum bietet Chancen für die städtische und regionale Entwicklung, Wachstum braucht jedoch in Zukunft in viel stärkerem Maße als heute Steuerung beziehungsweise Leitplanken der Steuerung. Städtisches und regionales Wachstum erfordert außerdem Kommunikation, wobei Kommunikation die unterschiedlichen Ebenen umfasst. Es geht um Akteurs-bezogene Kommunikation, aber es geht auch um die Gesellschaftsbezogene Kommunikation. Städtisches und regionales Wachstum braucht des Weiteren strategische Konzepte – und diese strategischen Konzepte müssen inhaltlich und maßstäblich spezifisch sein; es können sektoralethematische sein, wie beim Thema Wirtschaft, es können regional übergreifende sein, aber es müssen auch teilräumliche Konzepte sein. Dabei kommt es vor allem auf den richtigen Instrumentenmix an. Es gilt also nicht nur, das richtige Leitbild zu finden, sondern es dann auch mit Programmen und Projekten zu untersetzen, die das Leitbild tatsächlich mit Leben ausfüllen. Und der inhaltliche Konkretisierungsgrad dieser jeweiligen Strategien, Leitbilder und Projekte muss abhängig sein von der jeweiligen Raumebene. Ich glaube, für die Region Berlin-Brandenburg ist die zentrale Herausforderung, die Kommunikation über das Wachstum nicht nur als Akteurs-bezogenen Ansatz zu sehen, sondern in einem viel breiteren Sinne für gesellschaftliche Akzeptanz des Wachstums und seiner Chance zu werben und die Frage zu beantworten, wie wir das Wachstum für eine übergeordnete Region als tatsächliche Entwicklung begreifen können. Vielen Dank. Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Kleinräumige Wirtschaftsverflechtungen zwischen Brandenburg und Berlin Dr. Carsten Enneper, Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg brandenburgische Arbeitnehmer seine Arbeit in Berlin. Umgekehrt arbeiten über 70.000 Berlinerinnen und Berliner im Nachbarland Brandenburg. Die Wirtschaftspolitik beider Sehr geehrte Damen und Herren, in meinen Ausführungen Länder hat auf diese enge wirtschaftliche Verpflichtung zur Wirtschaftspolitik im Stadt-Umland-Verhältnis und zu reagiert, in immer mehr Bereichen der Wirtschaftsförderung den kleinräumigen Wirtschaftsverflechtungen zwischen stimmen sich Brandenburg und Berlin eng ab. Herzstück ist Brandenburg und Berlin möchte ich auf dabei die gemeinsame Innnovationsdrei Themen eingehen. Einleitend werde strategie Berlin-Brandenburg (InnoBB), ich die allgemeine Wirtschaftsverflechtung die vor zwei Jahren von beiden Ländern zwischen Brandenburg und Berlin sowie beschlossen wurde. Ihr Ziel ist u .a. die die darauf aufbauende Abstimmung in der Stärkung und Weiterentwicklung der fünf Wirtschaftsförderung zwischen beiden gemeinsamen Cluster. Diese sind: EnergieLändern darstellen. Als zweites möchte technik; Gesundheitswirtschaft; IKT, ich den Blick auf die kleinräumigen Medien und Kreativwirtschaft; Optik sowie Wirtschaftsbeziehungen richten, wobei die Verkehr, Mobilität und Logistik. Die EinFrage im Mittelpunkt steht, welche richtung der Managementstrukturen dieser besonderen Wirtschaftsverflechtungen im gemeinsamen Cluster ist im Wesentlichen Stadt-Umland-Verhältnis von Bedeutung abgeschlossen, ihre weitere Entwicklung sind. In diesem Zusammenhang geht es erfolgt auf der Grundlage von MasterDr. Carsten Enneper, Ministerium für auch um die wirtschaftspolitischen HerausWirtschaft und Europaangelegenheiten plänen. Daneben gibt es auch in der forderungen, die für die Berliner AußenAußenwirtschaft, der Existenzgründungsbezirke und die an Berlin angrenzenden Brandenburgischen förderung und der Industriepolitik eine enge Abstimmung. Städte und Gemeinden aus den kleinräumigen VerUntermauert wird diese gemeinsame Politik durch eine flechtungen folgen, da es eine kommunale Aufgabe ist, Vereinbarung der Wirtschaftsverwaltungen beider Länder, diesen Herausforderungen zu begegnen. Abschließend sich nicht gegenseitig Unternehmen abzuwerben. schlage ich wieder den Bogen zur Landesebene beleuchte die Schnittstellen zwischen den kleinräumigen VerIch möchte nun den Blick auf die kleinräumigen Beziehungen flechtungen und dem Brandenburgischen Wirtschaftszwischen den Berliner Außenbezirken und den angrenzenden fördersystem. Brandenburgischen Kommunen richten. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Wirtschaftsverflechtung im Zum ersten Punkt: Wie stellt sich die allgemeine Berlin-Brandenburgischen Stadt-Umland-Verhältnis von Wirtschaftsverflechtung zwischen Brandenburg und Berlin besonderer Bedeutung sind. Die Logik des politischen dar? Die Verflechtungen der Unternehmen sind sehr eng, Systems führt nämlich zumeist dazu, dass sich das zeigen entsprechende Untersuchungen der IndustrieEntscheidungen in der Regel auf das eigene Hoheitsgebiet und Handelskammern sowie ein Gutachten des Deutschen beziehen. Das ist grundsätzlich nicht zu kritisieren, sondern Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das im Auftrag der folgt schlicht und ergreifend aus der Verantwortung Wirtschaftsverwaltungen der Länder Berlin und Brandengegenüber den eigenen Wählerinnen und Wählern. burg erarbeitet worden ist. Diese Verflechtung reicht in Politisches Handeln hat aber auch Auswirkungen auf den Gestalt von Lieferbeziehungen bis in die Uckermark, die Nachbarn, und deshalb ist es so wichtig, die Sichtweise des Prignitz und die Lausitz. Aber nicht nur für die Unternehmen, Nachbarn zu kennen und mit ihm zusammen zu arbeiten. auch für die Arbeitnehmer sind Berlin und Brandenburg ein Allgemein kann festgehalten werden, dass Wirtschaftsgemeinsamer Wirtschaftsraum. Knapp 180.000 Menschen verflechtung, die auf räumliche Nähe angewiesen sind, aus Brandenburg arbeiten in Berlin. Zum Vergleich: In natürlich auch bei den kleinräumigen Beziehungen im Brandenburg selbst arbeiten insgesamt gut 600.000 Mittelpunkt stehen. Dort, wo Arbeitnehmer, Konsumenten Erwerbstätige. Anders formuliert hat fast jeder fünfte und Unternehmen für wirtschaftliche Betätigungen keine 11 weiten Wege zurücklegen wollen oder können, ist räumliche Nähe besonders von Bedeutung. Entsprechende Handlungsbereiche für die Politik sind die Entwicklung von Gewerbegebieten, die kleinräumige Tourismusentwicklung und der Einzelhandel. Die Berliner Außenbezirke und die angrenzenden Brandenburgischen Kommunen eint, dass es sich bei ihnen um hochattraktive Standorte handelt. Die Berliner Innenstadt mit ihren Potenzialen ist nah, aber es gibt ausreichend entwicklungsfähige Flächen. Hier wie dort ist deshalb die Frage der Nutzungskonkurrenz mitzudenken: Sollen Flächen verstärkt für Wohnen oder für die Wirtschaft entwickelt werden? Auf diese Frage werden wir nur dann eine befriedigende Antwort geben können, wenn wir den Raum in Gänze betrachten und auf Ebene des Gesamtraumes über eine angemessene Mischung aus Wohnen und Wirtschaft entscheiden. Ich würde es deshalb begrüßen, wenn das von Herrn Tonndorf vorgestellte Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030 auch die angrenzenden Brandenburgischen Kommunen berücksichtigen würde und den so eng verflochtenen, gemeinsamen Raum auch gemeinsam denken würde. Neben dem Verhältnis zwischen Wohnen und Wirtschaft ist es aus Sicht des Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten auch wichtig, dass die Gewerbeflächenentwicklungen in den Berliner Außenbezirken und den angrenzenden Brandenburgischen Kommunen arbeitsteilig erfolgt und kein kleinräumiger Standortwettbewerb stattfindet, da dies der Region in Gänze schadet. Das Bild ist dabei natürlich vielschichtig, im Südraum sehe ich praktisch keine kleinräumige Flächenkonkurrenz, da es auf Berliner Seite nur wenige größere verfügbare Flächen gibt. Bei den nördlichen und östlichen Gemeinden stellt sich die Lage durch die Flächenpotenziale in den östlichen Berliner Außenbezirken anders dar. Hier sind die Berliner Außenbezirke und die angrenzenden Der Berliner Ring (A10). 12 Brandenburgischen Kommunen aufgefordert, die Gewerbeflächen abgestimmt auszuweisen und zu entwickeln. Insbesondere sollten die Beteiligten überlegen, inwiefern es bei den Branchen eine kleinräumige Arbeitsteilung geben kann. Die Cluster aus der gemeinsamen Innovationsstrategie bieten dabei eine gute Basis für eine solche Arbeitsteilung. Ein gutes Beispiel ist dafür der Tourismus: Hier kooperieren die Tourismus-Marketing-Gesellschaften beider Länder, die Berlin-Tourismus und Kongress-GmbH und die TMB Tourismus-Marketing GmbH seit vielen Jahren miteinander und sind zu jeweils fünf Prozent an der jeweils anderen Gesellschaft beteiligt. Zentraler Bestandteil ist der gemeinsame Auftritt auf Messen, vor allem auf der ITB, und auch die Tourismus-Partnerschaft im Rahmen der OderPartnerschaft sowie das gemeinsame Engagement für den grenzüberschreitenden Tourismus mit Polen. Gerade im Segment der Tagesreisen profitieren beide Bundesländer stark voneinander; unter den jeweiligen Reisemotiven finden sich viele Beispiele für eine kleinräumige Zusammenarbeit, wie die Berlin-Brandenburgischen Regionalparks, darunter die Barnimer Feldmark, der Naturpark Barnim oder Müggel-Spree-Regionalpark. Hier arbeiten die Berliner Außenbezirke und die angrenzenden Nachbargemeinden mit privaten Akteuren intensiv zusammen, um Tourismus und Naherholung zu stärken. Wichtigstes Thema für den Tourismus in der Region ist die gemeinsame Geschichte, das kulturelle Erbe und die Kulturlandschaft Berlin-Brandenburgs, die durch die Brandenburg-Preußische Vergangenheit geprägt sind. Hier gibt es mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einen Akteur, der das historische Erbe Preußens entwickelt und auch touristisch vermarktet. Insbesondere die Potsdamer Parklandschaft, die bis nach Berlin-Glienicke und zur Pfaueninsel reicht, ist als UNESCO-Weltkulturerbe Titel der Broschüre | Titel des Kapitels ein touristischer Höhepunkt ersten Ranges. Ganz aktuell rückt auch die Deutsche Zentrale für Tourismus das BerlinBrandenburgische UNESCO-Welterbe im Rahmen des Themenjahres 2014 in den Fokus ihrer weltweiten Marketingaktivitäten. Auf weitere Branchen wie den Einzelhandel möchte ich jetzt nicht detaillierter eingehen, da wir uns im Kommunalen Nachbarschaftsforum damit schon ausführlich und intensiv befasst haben und die Entwicklung des großflächigen Einzelhandels auch mit Instrumenten zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung beleuchtet haben. Die Jahreskonferenz 2013 hatte den Einzelhandel ebenfalls zum Schwerpunktthema, gleichwohl ist es hier wichtig, zu betonen, dass die Entwicklung des Einzelhandels auch aus der Sicht des Brandenburgischen Wirtschaftsministeriums ein präsentes Thema bleiben wird, da der Einzelhandel mit dem Internet- und Versandhandel vor einer noch größeren Konkurrenz steht als es die Konkurrenz zwischen dem Einzelhandel beider Länder ist. Wirtschaftliche Verflechtung, egal in welchem Bereich, braucht aber immer auch physische Verbindungen, über die der Austausch stattfinden kann. Enge infrastrukturelle Verflechtungen sind eine wesentliche Voraussetzung für eine stabile Wirtschaft. In den zwei Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung hat man viel dafür getan, um diese Verbindungen zu stärken: die A111 Oder-Havel Reinickendorf, die B196 Barnim Märkisch-Oderland Marzahn, die B1 Berlin Potsdam, die B5 Märkisch-Oderland Hellersdorf, die A113 Landkreis DahmeSpreewald Neukölln Treptow, die B96 und die B101 TeltowFläming nach Tempelhof wie auch die A115 und die B5 Havelland-Spandau und selbstverständlich der Berliner Ring. Diese Straßen haben die physische Verflechtung zwischen Berlin und Brandenburg sehr vorangebracht und es gibt eine gute infrastrukturelle Grundlage für den weiteren Ausbau der kleinräumigen Verflechtung zwischen Brandenburg und Berlin. Im schienengebundenen Verkehr sind zwar nicht alle Blütenträume gereift, die es nach der Wende gegeben hat. Denn man hätte natürlich an einen Wiederaufbau der Stammbahn oder der S-Bahnen nach Velten, Rangsdorf und Falkensee denken können. Auch der nur eingleisige Wiederaufbau der S-Bahn-Strecke von Wannsee nach Potsdam war aus heutiger Sicht eher die Minimalvariante. Gleichwohl kann auch für den schienengebundenen Verkehr festgestellt werden, dass es mit insgesamt elf S-Bahn-Verbindungen zwischen Berlin und Brandenburg eine gute infrastrukturelle Grundlage für den weiteren Ausbau der kleinräumigen Wirtschaftsverflechtungen gibt. Im Berliner Stadtentwicklungsplan (StEP) Industrie sind die straßenseitigen Verflechtungen übrigens bereits verankert. Es wäre sinnvoll, sie auch in das Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030 aufzunehmen. Zum Abschluss möchte ich nach diesen detaillierten Betrachtungen wieder den Bogen zur Landesebene spannen und die Schnittstellen zwischen den kleinräumigen Verflechtungen und dem Brandenburgischen Wirtschaftsfördersystem beleuchten. In wenigen Jahren wird fast die Hälfte aller Einwohner Brandenburgs im Berlin-nahen Raum wohnen, weshalb die Verflechtungen noch stark zunehmen werden. Im Rahmen der Vorbereitung der gerade angelaufenen EU-Förderperiode 2014 bis 2020 hat das Brandenburgische Landeskabinett im Oktober 2012 festgelegt, dass die Förderung der städtischen und ländlichen Entwicklung Fond-übergreifend und stärker integriert erfolgen soll. Ziel ist es, die Entwicklung in funktionalen Räumen, unter anderem Stadt-Land-Partnerschaften, in diesem Fall Stadt-Umland-Partnerschaften, integrierter und umfassender zwischen den Fonds aufeinander abzustimmen. Eine zentrale Rolle für die Fondübergreifende Förderung einer stärkeren Integration räumlicher Entwicklungen kommt den regionalen Wachstumskernen in Brandenburg zu, also wirtschaftlich prosperierenden Standorten. Die Kooperation zwischen diesen Wachstumskernen und ihrem Umland ist ein strategisches Ziel zur weiteren Profilierung der Wachstumskerne. Dabei wird der Begriff Umland weit gefasst, die insgesamt fünf Wachstumskerne im Berlin-nahen Bereich (Potsdam, Fürstenwalde, Ludwigsfelde, Königs-Wusterhausen-Wildau-Schönefeld, sowie Oranienburg-Hennigsdorf-Velten) sollten daher die kleinräumigen Verflechtungen zwischen den Brandenburgischen Gemeinden und den Berliner Außenbezirken mitdenken, wenn sie ihre für eine EU-Förderung vorgesehenen Stadt-Umland-Konzepte und -projekte erarbeiten. Zur Erinnerung, in Brandenburg ist die Zugehörigkeit zu einem regionalen Wachstumskern unter anderem für die meisten Förderprogramme Fördervoraussetzung. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hoffe meine Ausführungen zeigten, dass enge kleinräumige Wirtschaftsförderverflechtungen bestehen und seitens der Länder Berlin und Brandenburg konzeptionell und infrastrukturell die Voraussetzung für eine weitere Intensivierung dieser Beziehungen und Verflechtungen geschaffen wurden. Wir denken, es ist eine kommunale Aufgabe und natürlich eine Aufgabe der Unternehmen, die geschaffenen Möglichkeiten zu nutzen und, wo sie können, auch selbst zu erweitern. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. 13 Zukunft.Wohnen.Potsdam – Strategien für den Wohnungsmarkt Matthias Klipp, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt bei der Landeshauptstadt Potsdam bedingungen im Wohnungsbau eingesetzt haben. Das ist in Brandenburg natürlich ein dickes politisches Brett, das da gebohrt werden muss, denn die politische Wahrnehmung Meine sehr verehrten Damen und Herren, Potsdam ist eine des Problems Wachstum in Brandenburg ist überlagert wachsende Stadt. Wir haben eine sehr positive, sehr durch die Schrumpfung und das Leerstandsproblem in dynamische Entwicklung bei den Einwohnern und bei den vielen anderen Kommunen. Für viele Politiker sehen die Arbeitsplätzen. Und wie in Berlin stellt dieses Wachstum Probleme Potsdams mit dem Wachstum daher nach auch die Potsdamer Planungs- und Baubehörde vor eine Luxusproblemen aus, allerdings sind es trotzdem Probleme. große Herausforderung, wobei wir bezogen auf unsere Was also haben wir mit der Pro Potsdam gemacht? Wir Größe sogar schneller als Berlin wachsen und Berlin haben einen sogenannten Balanced Scorecard-Prozess vielleicht auch den einen oder anderen guten Ratschlag durchgeführt, uns so eine ausgewogene Zielstellung für die geben können. Vor allem auf dem Wohnungsmarkt ist der Pro Potsdam entwickelt. Die Pro Potsdam braucht demnach Wachstumsdruck durch den übergroßen keine Eigenkapitalverzinsung liefern, also Nachbarn allerdings so groß, dass wir keine Abführung an den städtischen überhaupt nicht davon ausgehen können, Haushalt, obwohl das eigentlich dringend das Wohnungsproblem nur in Potsdam notwendig wäre. Stattdessen hat die Pro lösen zu können. Entweder entwickeln wir Potsdam den Auftrag mit ihren Erträgen gemeinsame Strategien für den Großraum bis 2019 rund 1.000 neue Wohnungen zu Berlin-Potsdam und Umland oder wir bauen. Von 2019 bis 2025 soll sie dann mit werden von diesen Problemen des ihren Erträgen den Bestand energetisch Wachstums gemeinsam überrannt. Was sanieren. Außerdem soll die Pro Potsdam also haben wir in Potsdam auf dem im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch zu Wohnungsmarkt bisher erreicht? Im Jahr stadtentwicklungspolitisch wichtigen Pro2005/2006 war die Leerstandsreserve aus jekten beitragen, wie zum Beispiel dem dem Einwohnerverlust aufgezehrt, seitMatthias Klipp, Beigeordneter bei der Luftschiffhafen und der Speicherstadt. Landeshauptstadt Potsdam dem haben wir einen angespannten Flankierend gibt es mehrere Programme, Wohnungsmarkt, worauf wir 2009 mit einem Stadtentwie etwa einen Familienbonus, einen Wohnflächenbonus wicklungskonzept (STEK) Wohnen reagiert haben. Verund ein spezielles Mobilitätsangebot, da mit dem gangenes Jahr haben wir den 160.000 Einwohner begrüßt Wohnungsproblem auch noch ein Verkehrsproblem und das rasante Wachstum, das auf einem starken Zuzug einhergeht. Für den Bestand ist darüber hinaus ein Modell von Außen beruht, hält weiter an. Der Potsdamer STEK der flexiblen Bindung entwickelt worden, ein Fond für Wohnen differenziert zwischen Strategien für den Bestand flexible Bindungen. Wir gehen davon aus, dass es ohne und Strategien für den Neubau. Planer legen den SchwerNeubauförderung preiswerte Mieten nur im Bestand gibt. punkt häufig, das ist zumindest meine Beobachtung, auf Die Entwicklung der 60.000 Bestandswohnungen ist deshalb den Neubau, aber ein großer Teil des Potenzials im bestimmend für die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt, Wohnungsmarkt schlummert im Bestand. Da haben wir vor und zwar selbst dann, wenn es Potsdam gelingt rund 1.000 allem den Erhalt der Belegungsbindung als wichtige neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Der Wohnungsneubau Einflussgröße ausfindig gemacht und ausgewogene reicht bei dieser Größenordnung lediglich aus, um eine für Zielsetzungen für die kommunale Wohnungsbaugesellschaft den Wohnungsmarkt negative Entwicklung im Bestand zu Pro Potsdam formuliert. Private Bauherren agieren ebenkompensieren. Und wir wissen auch, dass es ökonomischer falls am Markt, sind aber kaum in eine strategische Zielist die Mietentwicklung im Bestand zu dämpfen, als die setzung einzubinden. Insofern hat sich die Pro Potsdam als Kostenmiete im Neubau herunter zu subventionieren. Zur unser stadteigenes Tochterunternehmen mit der BelegungsVerdeutlichung: Mit dem gleichen Förderbetrag, der notbindung arrangieren müssen, wofür wir uns im Gegenzug wendig ist, um bei einer Wohnung die Kostenmiete im gegenüber dem Land zur Verbesserung der FörderNeubau zu senken, erreicht man im Bestand fünf bis acht 14 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Wohnungen. Der Fond für flexible Bindung ist dafür als Individualförderung ausgelegt, nicht als Objektförderung. Auch das ist ein Paradigmenwechsel in der Förderpolitik. Für den Wohnungsneubau zielen die Strategien des STEK Wohnen als Grundlage aller weiterer Entwicklung auf die Sicherung und Bereitstellung ausreichenden Baulands ab. Das ist in Potsdam nicht so ganz einfach, da man fast überall auf Restriktionen stößt – das Weltkulturerbe, eine erhaltenswerte Sichtachse und naturräumliche Gegebenheiten. Trotzdem ist es uns gelungen mit dem neuen Flächennutzungsplan die erforderlichen Potenziale zu sichern. Ausgewogene Zielsetzungen für Potsdam gibt es auch für den Neubau: verstärkte Initiative gegenüber dem Land für eine Fortführung der Wohnungsraumförderung, auch für Wohnungsneubau, sowie die Verbesserung von Koordination, Beratung und Werbung bei Bauherren und potenziellen Investoren. Das ist ein unterschätztes Thema, mit dem man doch eine ganze Menge machen kann, insbesondere dann, wenn man sich vorgenommen hat das Thema Baugemeinschaften zur dritten Säule des Wohnungsbaus zu entwickeln. Baugemeinschaften sind in Potsdam noch relativ unterrepräsentiert, was ändern wollen. Von welcher Größenordnung spreche ich hier? Wir müssen bis 2020 mindestens 11.500 Wohnungen bauen. Diese sollen überwiegend durch verdichtetes Bauen realisiert werden, nämlich 7.000 Wohnungen im Geschosswohnungsbau und 4.500 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das ist auch eine Herausforderung an die Politik, das so durchzusetzen, denn der Trend geht noch immer in Richtung Ein- und Zweifamilienhausgebiete und damit auch der ökonomische Druck. Wir haben bereits im STEK Wohnen die entsprechenden Potenzialflächen in Potsdam analysiert, überwiegend Konversionsflächen zur Nachverdichtung der Innenstadt, Brachen und ehemalige Kasernengelände. Wir weichen damit durchaus auch von anderen Planungen ab, z. B. dem LEP-BB, der Siedlungsraum auf der Lennéschen Feldflur vorsieht und die wir trotz des Drucks auf dem Wohnungsmarkt auch in den nächsten Jahren nicht bebauen wollen. Stattdessen wollen wir den Standort der ehemaligen Kaserne in Krampnitz entwickeln und haben dort bereits eine Entwicklungsmaßnahme auf den Weg gebracht. Da haben wir viel Unterstützung des Landes Berlin und der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung erfahren und ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit weiter so stark bleibt, vor allem wenn es um die Bebauung der Schönen Aussicht und des Aasberges geht. Es wird in Potsdam besonders darauf ankommen, die vorhandenen Flächenpotenziale zu nutzen. Nachverdichtung stößt natürlich oft auf Widerstand von denjenigen, die bereits im nachzuverdichtenden Gebiet leben. Das Phänomen ‚Nimby‘ gibt es auch in Potsdam (‚Not in my backyard‘). Deshalb muss die Planung die entsprechenden Konflikte auch aushalten und erfolgreich austragen können und nicht sofort einen Rückzieher zu machen. Wir haben in Brandenburg Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres und ich bin davon überzeugt, dass politisch Verantwortliche sich bei zukünftigen Wahlen nicht mehr hinstellen können und stolz sagen: Ich habe dort 100 Wohnungen verhindert, dort 100 Wohnungen verhindert und dort 150 Wohnungen verhindert. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Politik dahingehend, dass so was wie ein positiver Wettbewerb Einzug hält in die Politik, wo stadtverträglich neuer Wohnraum gebaut werden kann und wo nachverdichtet werden kann. Das STEK Wohnen ist jetzt fünf Jahre alt und am 29. Januar geht die Evaluation des STEK in die Stadtverordnetenversammlung. Darin haben wir überprüft, ob die Strategien, die wir 2009 festgelegt haben, tatsächlich erfolgreich waren. Und sie waren sehr erfolgreich. Nur zwei Beispiele dazu: Beim Vergleich der Baufertigstellung bezogen auf den Wohnungsbestand liegt Potsdam auf Platz sechs von 484 Landkreisen und kreisfreien Städten bundesweit. Für 8.030 neue Wohneinheiten haben wir aktuell Baurecht in Potsdam. Der Vergleichswert für Berlin, wenn man ihn auf die Größe umrechnet, wären 160.000 Wohnungen. Und bei den Gesamtpotenzialen, die wir analysiert haben, die auch im neuen Flächennutzungsplan enthalten sind, sind das ungefähr 16.000 Wohneinheiten. Das wären auf Berlin bezogen hochgerechnet rund 320.000 bis 350.000 Wohnungen. Potsdam leistet hier also einen sehr großen Beitrag zur Lösung des Wohnungsproblems in der Region. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Blick auf die Landeshauptstadt Potsdam mit der Nikolai-Kirche. 15 Weichenstellung Nord/Ost - Initiative zur Wirtschaftskraft und Lebensqualität Christian Gräff, Bezirksstadtrat im Bezirk Marzahn-Hellersdorf und Vorsitzender der AG Ost des KNF verwaltung, die beide die EFRE-Mittel verwalten, etwas vorlegen können, was dann einmalig wäre. Meine Damen und Herren wir haben uns 2009 als gemeinsame Region, als Meine sehr geehrten Damen und Herren, als ich die Leitung kommunales Nachbarschaftsforum Ost für die regionale der AG Ost des KNF übernommen hatte, habe ich die Entwicklung ein paar Stichworte, die für uns von Bürgermeister einiger Gemeinden im Gebiet der AG Ost entscheidender Bedeutung sind. Darunter sind neben viel besucht und mit ihnen über die Infrastruktur, wie dem GüterversorgungsZusammenarbeit der Gebietskörperzentrum Berlin Ost in Freienbrink und der schaften und ihrer Institutionen geVerlängerung der Ostbahn, auch weiche sprochen. Wie können wir unsere Faktoren. Vor allem dieses Thema Ostbahn Zusammenarbeit strukturieren? Wie ist für uns auf beiden Seiten der können wir wirklich einige wichtige gemeinsamen Landesgrenze ein wichtiges Themen aufgreifen, bei denen wir enger Thema. Wir haben jüngst eine Broschüre zusammenrücken müssen? Wie können herausgegeben, die wir an alle Parlamentswir Neues anstoßen? Die Reaktionen mitglieder in Brandenburg und Berlin waren anfänglich sehr verhalten und es verschickt haben, in der wir den Abhat noch weitere Gespräche gebraucht bis geordneten die Bedeutung der Ostbahn wir uns auf Schwerpunkte geeinigt hatten, für die gesamte Region erklären. Auch die deren Themen wir gemeinsam neu Christian Gräff, Vorsitzender der AG Ost Tangentiale Verbindung Ost (TVO), also des KNF formuliert haben und die wir nun der Verbindung zwischen der Bundesstraße gemeinsam denken. Wir sind da noch nicht fertig, aber B1/B5 und der Straße an der Wuhlheide, ist ein Thema, das schon viel weiter als noch vor einem halben Jahr. Und ich unseren Raum bewegt. Aktuell überlegen wir gemeinsam hoffe, dass wir in wenigen Monaten dem Wirtschaftsmit dem Bauindustrieverband, ob wir auch für die B 158 ministerium in Brandenburg und der Berliner Wirtschaftseine Initiative anstoßen, da diese Straße nicht nur für die Entwurf für die IGA 2017 in Marzahn-Hellersdorf. 16 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels östlichen Bezirke in Berlin von Pankow bis nach TreptowKöpenick, sondern auch für Brandenburg wichtig ist. Generell stellen wir nämlich fest, dass die Anbindung gesamten östlichen Raumes nicht zufriedenstellend ist und mit den bisherigen Planungsergebnissen auch nicht zufriedenstellen sein wird, z.B. was die Anbindung zum neuen Flughafen BER betrifft. Weitere Themen für unsere AG Ost sind der regionale Wohnungsmarkt, die Entwicklung einer Strategie zur Profilierung des regionalen Bildungsstandortes sowie die Vernetzung unserer gemeinsamen Naherholungslandschaft. Ich möchte noch auf zwei Themen ausführlicher eingehen, von denen ich persönlich überzeugt bin, dass sie den Raum der AG Ost und die darin stattfindende interkommunale Zusammenarbeit substanziell nach vorne bringen können. Das ein ist das Thema Gesundheitswirtschaft: Mit MarzahnHellersdorf, Lichtenberg und den angrenzenden Kommunen im Märkisch-Oderland sind wir bereits als eine Gesundheitsregion miteinander verbunden. Das betrifft nicht nur die Inanspruchnahme von Angeboten der Gesundheitsvorsorge über kommunale Grenzen hinweg, sondern auch und vor allem die Gesundheitswirtschaft. Dieses Potenzial wollen wir in der AG Ost stärker herausarbeiten und dafür eine besonders intensivierte interkommunale Zusammenarbeit organisieren. Wo und wie können wir einzelne Unternehmen zusammen bringen? Wie können wir das Arbeitskräftepotenzial besser ausschöpfen? Das zweite Thema betrifft den regionalen Tourismus und seine Vermarktung. Das ist ein weites Thema, das von der IGA 2017 in Marzahn-Hellersdorf bis Naherholungsgebieten wie den Seelower Höhen und bis hin zur Bundesgrenze reicht. Verglichen mit anderen Gebieten, z.B. der Kulturlandschaft in Potsdam oder den Seen im Norden und Südosten, fristet der Raum östlich Berlins noch ein Schattendasein. Dabei gibt es dort Potenziale, vor allem die Märkische Schweiz und das nahe Oderbruch, die aber nicht ausgeschöpft werden durch die bisherige Vermarktung und die unzureichende Infrastruktur. Hier bemühen wir uns erstmals ein länderübergreifendes Projekt zu beantragen, um eine gemeinsame Chefstelle zu bekommen, die dieses Thema auch bearbeitet. In dieser EFRE-Periode ist da eine gemeinsame, länderübergreifende Projektbeantragung ausdrücklich ausgeschlossen gewesen. Wir als Bezirk Marzahn-Hellersdorf haben viel EFRE-Mittel abgerufen und sehr von der EFRE profitiert, vor allem bei den wirtschaftsfördernden Maßnahmen. Ich hoffe, dass wir das in der nächsten Förderperiode so erfolgreich fortsetzen können – nur eben gemeinsam mit unseren Nachbarn für die Themen, die uns gemeinsam betreffen. Wir in der AG Ost sind fest entschlossen die großen Potenziale, die wir noch haben, in den kommenden Jahren zu nutzen. Und wir würden uns freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 17 Diskussion: Zukunftsperspektiven für die Region Elke Frauns (Moderation) im Gespräch mit: Jan Drews, Gemeinsame Landesplanungsabteilung Dr. Carsten Enneper, Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg Ephraim Gothe, Staatssekretär für Bauen und Wohnen in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Christian Gräff, Bezirksstadtrat im Bezirk MarzahnHellersdorf und Vorsitzender der AG Ost des KNF Bernd Kahle, Bereichsleiter Stadtentwicklung und Verkehrsentwicklung bei der Landeshauptstadt Potsdam (in Vertretung für Matthias Klipp, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt bei der Landeshauptstadt Potsdam) Elke Frauns: Eine Region mit Wachstum und Herausforderungen: Herrn Kahle, wenn Sie das über Wachstum in Berlin, Potsdam und dem Berliner Umland nachdenken, haben Sie da auch eine Zukunftsvision im Kopf? Bernd Kahle: Ja, denn ohne eine Zukunftsvision ist man als Planer ist man schlecht beraten, man braucht eine Vorstellung vom Ziel, das man erreichen möchte. In Potsdam hatten wir bis 2000 einen Rückgang der Bevölkerung und als dann die Trendwende erreicht war und das starke Wachstum einsetzte, mussten wir uns Gedanken machen, wie wir darauf reagieren und wohin wir mit dem Wachstum wollen. Geben wir Wünschen und dem Druck aus der Zuwanderung nach? Was passiert, wenn wir es nicht machen? Was passiert, wenn wir es machen? Wollen wir dieses Wachstum überhaupt? Wir sind im Schluss dann dazu gekommen, dass wir das Wachstum wollen. Elke Frauns: Herr Gräff, ist das Wachstum aus Ihrer Sicht denn eher beflügelnd oder sehen Sie mehr Herausforderungen für Ihre Region? Christian Gräff: Ich glaube in der Tat, dass es beflügelnd ist, aber gerade durch die Herausforderungen. Dass wir nun als ganze Region wachsen, ist neu für uns. Wir Deutschen kennen ja nur schwarz und weiß, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Ich warne deshalb vor überzogenen Erwartungen. Aber in diesem Wachstum liegen einfach viele Chancen für uns, wenn wir unsere Hausaufgaben machen. Elke Frauns: Herr Gothe, die Brandenburger schauen anscheinend immer nach Berlin, das ist hier heute deutlich geworden. Und es wurde auch angemahnt, dass Berlin sein 18 Umland verstärkt mitdenken sollte, auch im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts. Wo sehen Sie da Ansatzpunkte, damit man nicht nur gemeinsam wächst, sondern auch weiter zusammenwächst? Ephraim Gothe: Da müssen wir selbstkritisch sagen, dass es vor allem ein Thema ist, das die Politik interessieren sollte. Ich sehe es in der Tat so, dass die Politik in Berlin und Brandenburg weit voneinander entfernt sind, vor allem, wenn man das ins Verhältnis setzt zu dem, was in vielen Kooperationen schon sehr gut zusammen klappt. Die Wirtschaftsabstimmung, die Wissenslandschaft, der VBB und andere Bereiche werden mittlerweile sehr sorgfältig miteinander abgestimmt. Da gibt es keine unsinnigen Konkurrenzen, sondern das geht Hand in Hand. Mein Wunsch wäre es, dass sich beispielsweise die beiden Stadtentwicklungsausschüsse in Brandenburg und in Berlin zusammensetzen, um ein gemeinsames Verständnis von dieser Region zu bekommen. Elke Frauns: Herr Dr. Enneper, reagieren wir heute als Wirtschaftsregion denn schon richtig auf die Wachstumsherausforderungen? Dr. Carsten Enneper: Ja, ich denke zu einem großen Teil reagieren wir richtig. In der Presse steht natürlich immer das, was nicht so gut klappt und besser klappen könnte. Dabei wird dann nicht gesehen, wie gut die Zusammenarbeit hinter den Kulissen eigentlich schon ist. Es ist offensichtlich, dass die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg nicht die wirtschaftlich stärkste Region in Deutschland ist. In den meisten europäischen Ländern ist es so, dass die Hauptstadtregion auch die wirtschaftliche Lokomotive der jeweiligen Länder ist. Das war in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg auch so, wenn auch nicht die einzige. Aber tendenziell müssten wir da wieder hin und in einer Liga spielen mit München, dem Rhein-Main-Raum und Hamburg. Und ich denke, auch wenn wir uns auf absehbare Zeit als Länder nicht fusionieren, werden wir durch eine immer engere Kooperation dieses Ziel erreichen. Elke Frauns: Herr Drews, wie beurteilen Sie das? Haben wir schon die richtigen Antworten für die Veränderungen, die durch Wachstum entstehen? Jan Drews: Ich glaube, dass unsere Antworten immer besser werden. Die meisten planerischen Instrumente dienen nun Titel der Broschüre | Titel des Kapitels mal der Steuerung von Wachstum. Das hatten wir bis vor wenigen Jahren aber nicht und hatten deswegen auch so wenige Möglichkeiten. Jetzt aber kommen wir in eine Situation, in der wir punktuell wirklich kreativ mit dem Wachstum umgehen können und müssen nun schauen, wo dafür die Ansatzpunkte liegen. Dafür sind wir der Gemeinsamen Landesplanung und dem LEP-BB gut aufgestellt. Die interessanteste Antwort aus dem LEP-BB ist zum Beispiel, dass in der Kartendarstellung zum LEP-BB die Landesgrenze verschwunden ist. Elke Frauns: Herr Gräff, im LEP-BB ist die Landesgrenze verschwunden, aber wie bewerten sie die Zusammenarbeit über die Grenze hinweg, die ja immer noch vorhanden ist? Christian Gräff: Ich glaube, das Hauptthema ist heute in der Tat, sich zu vernetzen und für seine Interessen miteinander zu kämpfen. Ein einziger Akteur, egal ob ein Landkreis, ein Bezirk oder eine Kommune, hat oft auch eine zu schwache Stimme, die erst gemeinsam an Gewicht gewinnt. So haben wir das etwa bei der Tangentialen Verbindung Ost (TVO) erlebt: Da hätte das Abgeordnetenhaus und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in der letzten Legislaturperiode niemals angefangen über die TVO auch nur nachzudenken. Die TVO wäre niemals in einer Koalitionsvereinbarung aufgenommen worden, wenn nicht der Druck von ganz vielen Verbündeten aus der Region und über die Landesgrenze hinweg gewesen wäre. Und dafür möchte ich auch beim Thema Wachstum noch mal an dieser Stelle werben: Wir alle, Berliner und Brandenburger Kollegen, werden unsere Interessen, gerade bei größeren Infrastrukturvorhaben und bei der Wirtschaftsförderung, nur noch durchbekommen, wenn wir und zusammenschließen und mit einer Stimme sprechen. Also suchen Sie sich Verbündete. Elke Frauns: Dazu frage noch mal Herrn Kahle: Welche Wege kann man denn betreten, um seine Interessen durchzusetzen? Und wie arbeitet Potsdam dabei mit den Nachbarn zusammen? Bernd Kahle: Natürlich ist Wachstum auch mit großen Problemen verbunden. Und da kommt bei uns in Potsdam zu allererst das Thema Verkehr auf den Tisch. Wie Herr Klipp schon gesagt hat, gibt es in Potsdam viele räumliche Restriktionen, die Havel, die Welterbestätten und so weiter. Vor allem auf der Innenstadt lastet ein großer Druck durch den motorisierten Individualverkehr, weshalb wir uns auf Initiative des unseres Oberbürgermeisters und des Landrates von Potsdam-Mittelmark in einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen haben, die sich speziell mit dem Verkehr und speziell mit den Pendlerbeziehungen auseinandersetzt. Mit dem Ziel vor allem die Pendlerbeziehungen auszugleichen und den Umweltverbund zu fördern. Elke Frauns: Wie sieht es denn aus mit den großen Themen, die nur als Region zu lösen sind? Ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragen? Herr Gothe, sehen Sie noch Themen, in denen sich die Kooperation vor dem Hintergrund des Wachstums vertiefen muss? Ephraim Gothe: Man müsste tatsächlich noch mal über die großen Symbiose-Themen nachdenken. Also Themen, bei denen man zwar unterschiedlich ist, aber auch einen gemeinsamen Vorteil hat. Also zum Beispiel haben wir in Berlin die starke Urbanität, das städtische Leben. In Brandenburg gibt es die Erholungsräume, die die Berliner auch aktiv suchen. Auch das ist ein wirtschaftlicher Faktor für die Brandenburger Gemeinden. Umgekehrt profitieren die Brandenburger davon, dass es in der Stadt Berlin Diskutierten die Zukunftsperspektiven der gemeinsamen Region: (v.l.n.r.) Bernd Kahle, Jan Drews, Dr. Carsten Enneper, Ephraim Gothe, Christian Gräff und Moderatorin Elke Frauns. 19 Spezialisierungen gibt, z. B. bei der medizinischen Versorgung, die es eben nur in großen Städten geben kann. Diese Symbiosen sollten wir vielleicht noch stärker herausarbeiten. Elke Frauns: Haben Sie da irgendwas im Kopf, wo Sie sich eine Entwicklung auch im instrumentellen Bereich vorstellen könnten, die ein echter Knaller wäre? Also wo man einen Schritt weiterkäme in der Kooperation? Sie haben vorhin z. B. eine engere Zusammenarbeit der Stadtentwicklungsausschüsse angeregt. Ephraim Gothe: Ein großes Feld liegt sicherlich in einer gemeinsamen energetischen Betrachtung von Berlin und Brandenburg. Es ist ja so, dass Brandenburg ein Energielieferant ist und Berlin ein Abnehmer. Da ist es uns zwar schon gelungen eine gemeinsame Energiebilanz mit gleichen Kenngrößen und so weiter aufzustellen, aber wir könnten da noch zukunftsorientierter werden, indem wir z. B. mehr auf regenerative Energien setzen und den Energiemix abstimmen. Das wäre ein ausbaufähiges Thema, das praktisch genauso verbindend ist wie im ideellen Sinne. Dr. Carsten Enneper: Dann haben Sie natürlich auch viel brandenburgische Braunkohle in Ihrer und unserer gemeinsamen Energiebilanz. Elke Frauns: Herr Kahle, wo sehen Sie aus Brandenburgischer Sicht die Themen? Bernd Kahle: Also ich wünsche mir ganz persönlich, dass die Politik deutlicher daran arbeiten würde, überhaupt einen Zusammenschluss der beiden Länder zu erreichen. Dann erübrigt sich sehr, sehr vieles auf Verwaltungsebene. Die Politik sollte da umschwenken und aufhören, bei dem Thema abzuwiegeln. Ich weiß, dass ich da im Moment gegen den Strom schwimme Christian Gräff: Ich sage ganz offen, dass ich bin in den letzten Jahren immer mehr zum Skeptiker der Fusionen geworden bin, weil mir immer noch niemand handfest erklären konnte, was dann besser wird. Es wird ja auch nach der Fusion eine Berliner Stadtverwaltung geben. Trotzdem glaube ich, dass eine Fusion langfristig kommen wird. Elke Frauns: Was wäre denn jetzt der nächste Schritt? Wie kann regionale Kooperation vertieft werden? Wie gehen Sie das vor Ort in der AG Ost an? Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung ins Berliner Rathaus gefolgt. 20 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Christian Gräff: Wir in der AG Ost bauen jetzt eine gemeinsame Geschäftsstelle auf, die dann auch personell ausgestattet werden muss. Es braucht einfach ein, zwei Personen, die die Zusammenarbeit koordinieren und sie auch leben. Die genau wissen, was in der Nachbargemeinde passiert, wo man anrufen muss und wo man Ansatzpunkte für Veränderungen hat. Ich will das ausdrücklich sagen, wir haben eine super Zusammenarbeit mit dem Landkreis Märkisch-Oderland und als Bezirk einen sehr, sehr guten Austausch. Die Brandenburger Kollegen gucken jetzt nach unten und denken: Was erzählt der denn da? Natürlich haben wir auch Spannungen, aber wir haben schon viel aufgebaut, haben Beziehungen hergestellt nicht nur zwischen den Verwaltungen, sondern auch zwischen Unternehmern. Elke Frauns: Herr Kahle, wo sehen Sie Ansatzpunkte für vertiefende Kooperationen? dem schienengebundenen Nahverkehr. Elke Frauns: Herr Gothe, abschließend der Blick aus Berlin in das Umland. Was wären Ihre Ideen für die nächsten kleinen und großen Schritte? Ephraim Gothe: Beeindruckend fand ich die von Herrn Drews vorgestellten Pendlerbeziehungen. Da sollten wir ansetzen und schauen, wie wir mehr Menschen vom Individualverkehr auf den schienengebundenen Verkehr bekommen, also z. B. das System des VBB tatsächlich noch weiter ausbauen und damit die Regionen stärker zusammenziehen. Ein anderes Thema ist das System der Regionalparks, die wie die Blätter einer Sonnenblume um Berlin herum liegen. Die sollten wir viel stärker mit Berlin verknüpfen. Da gibt es viele Themen, die geeignet sind, dass wir in der Region emotional näher zusammenrücken. Bernd Kahle: Also ich hatte ja gerade davon gesprochen, das drängendste Problem mit dem Verkehr sind wir im vergangenen Jahr angegangen und haben auch da einen gemeinsamen Maßnahmenplan erarbeitet, der jetzt natürlich in jeder Kommune einzeln umgesetzt werden muss. Jetzt könnten wir eine Ebene höher weiter machen und das Land mit einbeziehen beim Straßenverkehr und 21 Exkurse in die Region: Beiträge aus dem Plenum und die Antworten der Referenten Exkurs 1: Stadt Strausberg Ortwin Grau (Stadt Strausberg, Stadtplanungsamt): „Wie Herr Dr. Enneper gesagt hat, fließt die Förderung im Land Brandenburg in die 15 regionalen Wachstumskerne. Wir sind keiner davon, was bedauerlich ist, denn wenn eine Kommune von der EU-Förderung abgehängt wird, wird ihr auch eine Chance auf Wachstum genommen. Strausberg wächst aber auf eine andere Art, als es das Konzept der Wachstumskerne vorsieht: Wir haben z.B. einen Bevölkerungszuzug aus dem Umland von Menschen, die näher an Berlin wohnen und einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt haben möchten. Außerdem wachsen wir als Garnisonsstadt durch den Ausbau der Bundeswehrstandortes, vor allem durch die Akademie der Bundeswehr und das Kommando Heer haben wir jetzt viel nationalen und internationalen Besuch. Das gibt uns auch die Chance, bekannter zu werden und uns selber zu vermarkten. Insofern wächst Strausberg, wenn auch mehr qualitativ als quantitativ.“ Jan Drews (Gemeinsame Landesplanungsabteilung): „Natürlich muss man regionales Wachstum differenzierter sehen, nur das Bevölkerungswachstum allein beschreibt es nicht ausreichend. Für Strausberg sah es so aus, dass die Stadt bei der Bilanzierung der Zuzüge und Fortzüge nicht bei den Plusgemeinden war. Aber es gibt ja noch eine Vielzahl von anderen Faktoren: Zum Beispiel die Altersstruktur der Bevölkerung oder der Arbeitsmarktsituation. Allerdings muss das Gesamtbild dann auch stimmen, um dann als Wachstumskern zu gelten. Immerhin sollen die Wachstumskerne Leuchttürme für die ganze Region sein. Wir müssen also tatsächlich genau hinschauen, wenn wir Wachstum definieren. Da müssen wir relativ scharf im Denken sein. Wie definieren wir eigentlich Wachstum? Da gibt es ganz unterschiedliche Spielarten und Kombinationen. Und je nachdem, wie ich das Wachstum für den jeweiligen Raum definiere, komme ich zu anderen Ergebnissen, Zielen und Instrumenten. Das ist auch eine Herausforderung für uns.“ 22 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Exkurs 2: Gemeinde Brieselang Wilhelm Garn (Bürgermeister Gemeinde Brieselang): „Auch Brieslang ist kein regionaler Wachstumskern, aber trotzdem sind wir eine der wirtschaftlich prosperierendsten Regionen im Land Brandenburg. Gerade erst sind wir wieder in den Schlagzeilen gewesen wegen der Amazon-Ansiedlung. Wir haben mit dem GVZ Berlin-West, Wustermark und Brieselang mehrere tausend Arbeitsplätze geschaffen. Seit Jahren kämpfen wir jetzt schon darum als ein Wachstumskern festgelegt zu werden, in der Zwischenzeit rücken wir stattdessen in der Region enger zusammen und arbeiten erfolgreich verstärkt mit Spandau zusammen. Wir helfen uns selber und wir müssen uns selber helfen. Das ist schon sehr traurig.“ Jan Drews (Gemeinsame Landesplanungsabteilung): „Sie haben Ihren Vortrag damit begonnen zu sagen: Mensch, wir sind jetzt spitze, wir sind vorne dabei und wir arbeiten mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbargemeinden zusammen. Das ist genau der richtige Ansatz, um dann auch die Bedarfe entsprechend nach vorne zu tragen. Dieser wirtschaftspolitische Ansatz ist es schließlich gewesen, die Förderung auf die Wachstumskerne zu konzentrieren. Das war ein Paradigmenwechsel, die Stärken zu stärken, also auch die Fördermittel effektiver einzusetzen. Woraus generiert sich denn das Wachstum in Brieselang? Wo liegt Ihre Stärke, die Sie stärken können, um dann Wachstumskern zu werden?“ Wilhelm Garn: „Die Stärke ergibt sich aus den vielen Unternehmensansiedlungen. Schauen Sie sich die Logistikansiedlung der letzten zehn Jahre an: Amazon, Zalando, Rigips, das Güterverkehrszentrum. Permanent ist dort Wachstum. Permanent neue Ansiedlungen. Permanent entstehen neue Arbeitsplätze. Rossmann wird sein Zentrallager in den nächsten Tagen eröffnen. Trotzdem sind wir der weiße Fleck in der Förderkulisse im Land Brandenburg, vor allem bei der Förderung der Verkehrsinfrastruktur, die unsere gute wirtschaftliche Entwicklung unterstützen würde, fallen wir immer hinten runter.“ Dr. Carsten Enneper (Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg): „Also ein richtig weißer Fleck ist Brieselang nicht gerade. Die Ansiedlungen von Zalando, Amazon und anderen Unternehmen sind per Einzelfallentscheidung zum Teil doch gefördert worden. Ansonsten wäre es gar nicht in diesem Umfang zu den von Ihnen erwähnten Arbeitsplatzzuwächsen gekommen. Das Land hat also durchaus einen Schwerpunkt auf Brieselang gelegt. Bei den kleineren Unternehmen kommt es außerdem weniger auf den RWK an und für die großen Ansiedlungen sind viele Fördermittel in ihre Gemeinde geflossen.“ 23 Exkurs 3: Gemeinden Hoppegarten & Eichwalde Karsten Knobbe (Bürgermeister Gemeinde Hoppegarten): „Es wurde heute auch vorgeschlagen, dass Berlin in seinem Stadtentwicklungskonzept das Umland mitdenken sollte. Ich glaube nicht, dass das hilfreich wäre. Vielmehr muss Brandenburg entsprechend ein Konzept entwickeln für das Berliner Umland. Weil es eine spezifische Problematik hat. Und die sehe ich derzeit nicht ausreichend in der Planung widergespiegelt. Und was die Zusammenarbeit über die Landesgrenze hinweg betrifft: Für konkrete Projekte kann ich mich gar nicht, etwa mit Herrn Gräff zusammensetzen und über gemeinsame Investitionen nachdenken. Weil sowohl die Landesplanung das nicht beinhaltet, aber auch die kommunalverfassungsrechtlichen Grundlagen dafür nicht geschaffen sind. Wir können noch nicht mal eine gemeinsame Fahrradabstellanlage am U-Bahnhof realisieren. Warum? Weil wir uns überlegen müssen, wer dort überhaupt investieren darf. Aber das sind notwendige Voraussetzungen, damit wir eine Verflechtung zwischen Berlin und dem Umland auch im wirtschaftlichen Bereich hinbekommen.“ Bernd Speer (Bürgermeister Gemeinde Eichwalde): „Ich wundere mich, dass wir in Anbetracht des regionalen Wachstums und der Probleme, die sich uns allen stellen, bisher noch nicht auf das Thema Länderfusion zu sprechen gekommen sind. Ich sehe die Vorteile nicht allein in einer leichteren Zusammenarbeit der Verwaltungen, sondern einer gerechteren Aufteilung der Lasten und ganz wichtig: einer gerechteren Aufteilung der Chancen und der Teilhabe am Wachstum. In der Mitte liegt Berlin als der ganz große Wachstumskern, drum herum einige kleinere Wachstumskerne in Brandenburg. Aber Brandenburg ist eben auch verpflichtet im Raum zwischen seinen Wachstumskernen die Grundstandards in der Fläche zu sichern, muss umverteilen. Und zwar gnadenlos umverteilen. Aber solange der große Wachstumskern Berlin nicht Teil der Umverteilungsmasse auch in die Fläche ist, fehlt ein großer Baustein dafür, dass wir eine Region mit einem homogenen Wachstum ohne weiße Löcher sind.“ Jan Drews (Gemeinsame Landesplanungsabteilung): „Ich finde es schwierig, an den Lösungen und den Instrumenten rumzubasteln, wenn man das Problem noch gar nicht ausführlich beschrieben hat. Fusion, da glaube ich, muss man erst mal das Problem richtig beschreiben. Ein Problem ist natürlich das der Umverteilung, völlig richtig, Herr Speer. Aber eben Umverteilung nicht nur der Chancen und des Wachstums, sondern auch der Schulden. Aber ein viel größeres Problem liegt, so glaube ich, in den Kulturunterschieden zwischen dem flachen Land in Brandenburg und der Metropole Berlin. Da besteht in Brandenburg eine Angst vor Majorisierung, das hat der Volksentscheid von 1996 gezeigt. Insofern liegt eine Fusion in weiter Ferne und deswegen müssen realistische Wege zur Zusammenarbeit und Sicherstellung der Grundversorgung aufzeigen. Es gibt nicht umsonst eine Diskussion, um Gemeindegebietsstrukturen und auch Kreisstrukturen in Brandenburg. Das ist die blanke Not, die dazu treibt. Wir müssen also durch Kooperation über Grenzen hinweg unsere Probleme lösen. Dazu werden wir, auch wenn es so mühsam ist, wie Sie es beschrieben haben, Herr Knobbe, Schritt für Schritt heranarbeiten müssen, die Probleme definieren und dann Instrumente und Lösungen schaffen.“ 24 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Exkurs 4: Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf Uwe Klett (Bürgermeister Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf): „Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Berlin-nahen Raum ist aufgrund der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung dringend notwendig, aber über Jahre zurückgeblieben. Da beneiden wir Umlandgemeinden das verhältnismäßig gut aufgestellte Berlin. Ich will diese These zuspitzen: Unsere Verkehrsinfrastruktur ist nicht wettbewerbsfähig zu derjenigen in Berlin. Auch nicht zur Infrastruktur in den Berliner Randbezirken. 50, 60, 70 Prozent unserer Einwohner pendeln zur Arbeit nach Berlin. Wenn wir also am Bevölkerungswachstum von Berlin teilhaben wollen, ist auch ein Ausbau der Infrastruktur notwendig. Allerdings fehlt uns Umlandgemeinden die Resonanz der Landesregierung vor allem dazu, dass sie uns in die Lage versetzt, diese notwendige Infrastruktur für dieses Wachstum zeitnah bereitzustellen. Und wir haben nicht den Eindruck, dass wir von der Landesregierung eine Resonanz bekommen, die uns auf gleicher Augenhöhe zu Verhandlungspartner der Berliner Bezirke macht. Ganz ähnlich ist es mit der sozialen Infrastruktur: Familien, die potenziell aus Berlin ins Umland ziehen würden, vergleichen etwa den Betreuungsschlüssel für Kindertagesstätten in den Umlandgemeinden mit demjenigen von Berlin. Und nicht mit Cottbus. Und nicht mit Havelberg oder Perleberg. Wohnen im Grünen ist schön, aber die soziale Versorgung ist dann ausschlaggebender. Es gibt also immer noch lauter Konkurrenzen, die nicht beseitigt sind. Das ist aber eine politische Aufgabe, die gelöst werden muss. Wie also kommen wir da weiter?“ Jan Drews (Gemeinsame Landesplanungsabteilung): „Die Landesplanung deckt die Sozialpolitik, die Familienpolitik nicht mit ab. Das ist nicht ihr Aufgabengebiet. Allerdings unterstützen wir das Angebot mit Steuerung, nämlich durch das Zentrale-Orte-System. Es ist nun einmal nicht finanzierbar, dass jede Umlandgemeinde das komplette Infrastrukturprogramm für sich alleine aus eigener Kraft darstellt. Es muss konzentriert werden. Deshalb ist Kooperation gefragt, vor allem in den Mittelbereichen. Es ist sogar möglich, über die Mittelbereiche hinaus Kooperation zu machen. Und da bemühen wir uns jetzt ausdrücklich auch in der neuen Förderperiode in erheblichem Umfang Mittel für Instrumente zu reservieren, also ELA-Mittel, EFRE-Mittel und ESF-Mittel, für einen Stadtumlandwettbewerb, bei dem mit abgestimmten, Lasten ausgleichenden Konzepten – auch in Mittelbereichen – die entsprechende finanzielle Ausstattung gefunden wird.“ 25 Exkurs 5: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg Christfried Tschepe (Stadt Fürstenwalde/Spree, Fachbereich Stadtentwicklung; Vorsitzender Fahrgastverband Igeb): „Ein wichtiges Thema des regionalen Wachsens ist auch das Zusammenwachsen und damit verbunden natürlich das Thema Verkehr. Herr Staatssekretär Gothe hat vollkommen zu Recht den VBB als große Errungenschaft und wichtigen Baustein für diese Entwicklung hervorgehoben. Wir haben in Kürze 15 Jahre VBB-Tarif im Raum Berlin-Brandenburg. Umso unverständlicher ist es jetzt, dass der Berliner Finanzsenator ständig versucht, die Existenz des VBB durch massive Mittelkürzungen in Frage zu stellen. Und hier wünsche ich mir sehr, dass der Stadtentwicklungssenator in seiner Verantwortung und mit der von Herrn Gothe hier richtig hervorgehobenen Bedeutung genau diese Entwicklung verhindert und würde mich interessieren, wie Sie das einschätzen.“ Ephraim Gothe (Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt): „In diesem Thema bin ich nicht so tief drin wie mein Kollege, der Staatssekretär für Verkehr, Christian Gaebler. Aber zum Glück handelt es sich erst mal um eine Einzelmeinung, dass man Kürzungen beim VBB vornehmen könnte. Dass die politische Mehrheit im Parlament diese Meinung teilt, halte ich für unwahrscheinlich.“ 26 Titel der Broschüre | Titel des Kapitels Zusammenfassung und Fazit Jens-Holger Kirchner, Bezirksstadtrat im Bezirk Pankow und Vorsitzender der AG Nord des KNF Drittens: Wachstum braucht Zusammenarbeit. Um als Region erfolgreich zu sein, brauchen wir Absprachen, müssen Konkurrenzen verhindern, Synergien freilegen und Kräfte bündeln. Wir brauchen dazu persönliche Kontakte, Institutionen wie das Kommunale Nachbarschaftsforum und abgestimmte Instrumente. Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier und heute sind Personen zusammengekommen, die für eine engagierte interkommunale Zusammenarbeit stehen und diese in der Praxis auch mit Leben ausfüllen. Das macht den Wert des KNF aus, schon über viele Jahre. Und sowohl als Institution Viertens: Wachstum braucht Mut. Von alleine kommt nichts, als auch als einzelne Akteure sind wir nah wir müssen Entwicklungen auch anstoßen dran an den Themen: dem Einzelhandel, oder sie unterstützen. Und sie dann auch dem Verkehr, dem Wohnungsmarkt, den mutig steuern, damit wir nicht von Gewerbeflächen und den erneuerbaren Marktgesetzmäßigkeit überrumpelt werden Energien. Diese Nähe zu den Themen und und die Ausgewogenheit in der Region die persönlichen Kontakte, auf denen gefährdet wird. Dafür brauchen wir unsere Zusammenarbeit beruht, sind gemeinsame Visionen und Projekte, für die vielleicht auch mit ein Grund dafür, dass wir hier heute viele spannende Ansätze diese Region gerade so prosperiert. gehört haben. Dazu gehört auch eine Konkurrenzen machen keinen Sinn, diese große Portion Leidenschaft. Erkenntnis setzen wir um. Ich habe aus den heutigen Beiträgen einige Lehren Und fünftens: Wachstum braucht auch die gezogen, wie wir dem Wachstum in unserer Gelassenheit, Fehler zuzulassen können. Jens-Holger Kirchner, Vorsitzender der Region begegnen: AG Nord des KNF Wer neues ausprobiert, mutig ist, muss auch scheitern dürfen. Wichtig ist dann, Erstens: Wachstum braucht Zeit. Es ist wichtig, dass wir dass wir die Ursachen genau analysieren, die Erkenntnisse unsere Planungen und Projekte mit Augenmaß umsetzen, unseren Partnern zur Verfügung stellen und es dann beim dass wir Gelassenheit an den Tag legen, um uns nicht selber nächsten Mal gemeinsam besser zu machen. im Wege zu stehen. Es ist Zeit, die wir manchmal nicht haben, die wir manchmal nicht haben wollen. Aber ich bin Ich denke, wir sind mit dem Kommunalen Nachbarschaftsder festen Überzeugung, dass wir die Entwicklung mit forum und unserer Zusammenarbeit auf einem sehr guten Bedacht und Augenmaß steuern sollten. Weg. Insofern freue ich mich, dass wir 2014 unsere Gesamtansicht für den Raum noch deutlich vergrößern und Zweitens: Wachstum braucht auch die Gesamtsicht. Hier ist auch in der Zusammenarbeit unserem gemeinsamen mehrfach angesprochen worden, dass man Wachstum auf größten Nachbarn Polen zu begrüßen. 2014 jährt sich der der einen Seite, wie auch immer man es definiert, nicht Beitritt Polens in die EU zum zehnten Mal und wir schauen ohne Auswirkungen auf der anderen Seite bleibt. Zum in unsere Nachbar-Metropole Stettin, die sich ebenfalls mit Beispiel die Logistikstandorte von Zalando und Amazon in einem starken Wachstum konfrontiert sieht und ganz Brieselang: Für die lokale Arbeitsplatzsituation ist das ähnliche Debatten wie wir führt. Geplant ist deshalb, dass hervorragend, aber welche regionalen Folgeentwicklungen die Jahresveranstaltung des Kommunalen Nachbarschaftslöst das aus? Wir sollten uns also Zeit nehmen und uns eine forums 2014 in Stettin stattfinden wird. Herzlichen Dank Gesamtansicht ermöglichen, um die Folgen auf unsere für Ihre heutige Teilnahme und Ihr Engagement, ich hoffe, Nachbarn abzuschätzen und gemeinsam zu planen. wir sehen uns bald wieder. 27 Impressum Herausgeber Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Abteilung Stadt- und Freiraumplanung Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin Monika Blank (Geschäftsstelle des Kommunalen Nachbarschaftsforums bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) Dr. Paul Hebes (Projektteam StEK 2030) Karen Hiort (Geschäftsstelle des Kommunalen Nachbarschaftsforums bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) Elke Plate (Projektleitung StEK 2030) Thorsten Tonndorf (Referatsleiter Stadtentwicklungsplanung) Durchführung und Moderation IMORDE Projekt- & Kulturberatung GmbH Helmholtzstraße 42, 10587 Berlin Andreas Brüning, Philipp Perick, Martin Weghofer E-Mail: berlin2030@imorde.de büro frauns kommunikation | planung | marketing Schorlemerstraße 4, 48143 Münster Elke Frauns E-Mail: info@buerofrauns.de Gestaltung IMORDE Projekt- & Kulturberatung GmbH Andreas Brüning, Philipp Perick Bildnachweis Biberbaer/Wikipedia (Titel), Till Budde (S.4.), fhmedien_de/Fotolia (S.7.), mallomoi/Photocase (S.8-9), schaltwerk/Fotolia (S.12), Sliver/Fotolia (S.15), IGA 2017/geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten (S.15-16), Imorde (S.19-21), Tom-Hanisch/Fotolia (S.22-23), Alexander Obst/Marion Schmieding/Flughafen Berlin Brandenburg (S.24-25), Katja Xenikis/Fotolia (S.26). Berlin, Februar 2014 28 Die Metropole Berlin, Potsdam und das gemeinsame Umland sind wesentliche Motoren für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Die Bevölkerung und die Wirtschaft in diesem Raum wachsen. Auch in Verbindung mit aktuellen Großprojekten, wie dem Flughafen BER, sind auch zukünftig positive Impulse für die regionale Wirtschaft und Beschäftigung zu erwarten. Wachstum bedeutet jedoch Veränderungen. Der regionale Wohnungsmarkt ist bedingt durch die Bevölkerungsentwicklung im Umbruch. Die Nachfrage nach Wohnungen und nachfolgenden Infrastrukturen steigt. Gleichzeitig bestehen Konkurrenzen um Standorte, Lagen, Bevölkerung und Unternehmen. In der Sonderveranstaltung zum Kommunalen Nachbarschaftsforum (KNF) wurden aktuelle räumliche Konzepte (z.B. Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030, Stadtentwicklungsplan Wohnen Potsdam) und Ansätze vorgestellt, die aufzeigen, wie diese Veränderungsprozesse gestaltet werden.