WS 2013/14 - Universität Bremen

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WS 2013/14 - Universität Bremen
Erfahrungsbericht Auslandssemester über das ERASMUS-Programm,
University of Helsinki – Faculty of Law
I. Studieren und Informationen zu der Universität
1. Vorbereitung
Der Wunsch ein Auslandssemester in Helsinki zu machen, wurde nach der
Informationsveranstaltung meiner Fakultät zu den Möglichkeiten im Ausland zu studieren, konkret.
Nach dieser Veranstaltung hatte ich ca. zwei Monate Zeit alle meine benötigten Nachweise
zusammenzusammeln, sowie Lebenslauf und Motivationsschreiben zu erstellen. Nachdem ich
benachrichtigt wurde, dass ich für ein Auslandssemester in Helsinki nominiert bin, erhielt ich auch
relativ schnell eine Nachricht von der Universität Helsinki, dass ich noch einmal alle Nachweise,
sowie Lebenslauf und Motivationsschreiben der Universität in Helsinki zulassen kommen soll.
Weiterhin sollte ich bereits ein Learning Agreement erstellen, das sich allerdings als ein reinen
Nachweis darüber herausstellte, dass ich die Kursauswahl wahrgenommen habe. Letztendlich
habe ich nicht einen Kurs belegt, der in meinem ursprünglichen Learning Agreement aufgeführt
wurde. Diese Nachweise musste ich innerhalb eines Monats nach meinem ersten Kontakt mit der
Universität Helsinki, ebenfalls über Mobility Online, hochladen. Weitere nennenswerten
Vorbereitungen, die das Universitätsleben an sich betreffen, musste ich nicht treffen.
2. Weiterer Vorlauf/Formalitäten
Bereits bevor ich in Helsinki ankam, wurde ich von einem Tutor, die ebenfalls Studentin an der
juristischen Fakultät ist, per Email kontaktiert. Sie erstellte eine Facebook-Gruppe und schon
konnte ich sehen, wer denn auch in meiner Orientierungs-Wochengruppe ist. Von Zeit zu Zeit
versorgte sie uns mit nützlichen Infos über das Leben in Helsinki und machte mit uns einen
Treffpunkt für den ersten Tag der O-Woche aus. Während der ersten drei Tage erledigte sie alle
notwendigen Formalitäten (z.B. Meldung an der Universität, Erwerb der Travelcard für den
öffentlichen Nahverkehr, Gänge zum International Office, Mensa, Infos zur Eröffnung eines
Bankkontos, Bibliothekskarte etc.) mit uns. Das war sehr hilfreich, denn nach diesen drei ersten
Tage hatte ich alle nötigen Unterlagen und Informationen zur Uni. Darüber hinaus gab sie sich
wirklich viel Mühe und tat alles dafür, dass wir spaßige erste Tage hatten. Sie brachte uns mit
finnischen Studenten zusammen und auch nach der O-Woche war sie oft auf Partys dabei oder lud
uns zu sich nach Hause ein.
Die Informationsveranstaltungen während der Orientierungswoche waren grundsätzlich sehr
hilfreich und auch ganz witzig. So wurde uns zum Beispiel erklärt, dass wenn die kalten Tage
kommen, man sich ruhig den finnischen Lebensstil aneignen sollte. Das heißt Alkohol und Sauna.
Insgesamt würde ich empfehlen, dass man die Informationsveranstaltungen besuchen sollte, da
man anschließend wirklich alles weiß was man braucht um in Finnland zu überleben.
Ebenfalls wurde uns mitgeteilt, dass es notwendig ist, dass wenn man sich länger als drei Monate
in Finnland aufhält, sich bei der Polizei registrieren lassen muss. Allerdings wird nach jedem
Verlassen von Finnland wieder von Neuem angefangen zu zählen, sodass wenn man zwei Monate
nach der Ankunft beispielsweise für einen Tag nach Estland fährt, nach der Rückkehr wieder mit
Tag eins angefangen wird zu zählen. Ich habe mich nicht angemeldet und ich habe niemanden
kennengelernt, der oder die nur ein Semester da war, und sich registriert hat.
3. Allgemeine Informationen zu Universität Helsinki
Die Universität liegt sehr zentral im Stadtkern von Helsinki. Unabhängig davon wo man wohnt, ist
man schnell dort. Sowohl die Bibliotheken befinden sich bei den Fakultäten, sowie die Mensen.
Die Hauptbibliothek ist sehr schön und man kann dort entspannt in einer netten Atmosphäre
lernen. Einige Ecken sind so gemütlich, dass dort Studenten ausgebreitet und ohne Schuhe an
den Füßen die verlorenen Schlafstunden der letzten Nacht nachholen. Man kann Essen und
Getränke mit zu seinem Lernplatz nehmen, was wirklich sehr angenehmen ist. Allerdings muss ich
sagen, dass die Auswahl der Bücher für den juristischen Student nicht unbedingt überragend ist.
Aber durch den Zugang zu Onlinedatenbanken wie zum Beispiel „Westlaw“ sind das Erstellen von
Essays oder Ähnlichen kein Problem. Außerdem gibt es einen großen PC-Raum, den jeder
eingeschriebene Student mit seiner seinen Zugangsdaten, die man während der O-Woche erhält,
benutzen kann. Dort kann man auch so viele Dateien drucken wie man möchte.
Internetzugang für die eigenen Geräte kann man entweder über das Netzwerk der Universität
Helsinki bekommen oder aber über das europäische Hochschulnetzwerk „eduroam“.
Weiterhin gibt es einige Mensen in der Umgebung der Unigebäude. Dort kann man als Student für
ca. 2,50 € ein teilweise sehr leckeres Standardessen, sich an der Salat- und Brotbar bedienen und
Wasser bzw. Milch bekommen.
4. Studieren
Das Studieren an sich an der Faculty of Law hat mir sehr gut gefallen. Im Gegensatz zum
deutschen System kann man Kurse wählen, die nur 2 Wochen dauern (dafür allerdings fast jeden
Tag) oder das halbe oder das ganze Semester. Man kann sich also, je nachdem wie viele ECTS
man machen möchte/muss seinen eigenen Plan zusammenstellen und dabei nie in Abgabe- oder
Lernstress verfallen. Außerdem ist das Angebot an Kursen groß und man kann zwischen
verschieden Schwierigkeitsgraden wählen. In meinen Kursen stand weniger das reine Lernen im
Vordergrund, sondern eher die eigene Meinungsbildung und diese auch auszudrücken. Wenn man
sich als Austauschstudent, dessen Muttersprache nicht Englisch ist zu erkennen gibt, wird bei der
Benotung auf die Sprachskills Rücksicht genommen. Allerdings muss ich sagen, dass wenn man
als deutscher Muttersprachler Englisch in der Schule hatte und sich einigermaßen sicher fühlt,
ohne Probleme mitdiskutieren kann und zu den Besseren gehört. Das Fachvokabular kann zu
Beginn nicht sofort präsent sein, aber nach 1-2 Wochen ist auch die juristische Fachsprache kein
großes Problem mehr. Prüfungsleistungen werden entweder als Klausuren, Hausarbeiten oder
Stundenprotokollen erbracht. Abschließend muss ich aber sagen, dass es kein Problem ist die
Kurse zu bestehen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt.
Wenn man möchte hat man auch die Möglichkeit die Sprachkurse der finnischen und
schwedischen Sprache zu besuchen. Da Finnisch allerdings sehr schwierig zu erlernen ist und ich
nur für ein Semester dort war, habe ich entschieden Schwedisch zu lernen. Diese Sprache ist dem
Deutschen sehr ähnlich, sodass man gut mitkommt.
II. Wohnen und soziales Leben
1. Unterkunft
Eine Unterkunft in Helsinki zu finden kann durchaus schwierig sein. Als aller erste Anlaufstelle
empfehle ich das finnische Studentenwerk HOAS. Auf der Internetseite kann man sich bewerben
und wird anschließend nach einiger Zeit eine Zu- oder auch Absage bekommen. Wenn man eine
Zusage bekommt sollte man nicht lange überlegen und definitiv zuschlagen, auch wenn man
außerhalb von Helsinki ein Zimmer bekommen hat. Denn falls man kein Zimmer bei HOAS
bekommt kann es sehr gut sein, dass man über 600 € Miete zahlen muss, wenn man denn
überhaupt etwas findet. Außerdem ist der öffentliche Nahverkehr sehr gut ausgebaut, sodass man
auch von Außerhalb mit der Metro schnell in der Stadt ist. Aber grundsätzlich muss man sich
darauf einstellen, dass die im Vergleich zu deutschen Unistädten überdurchschnittlich viel
bezahlen muss. Die Preisspanne bei HOAS liegt bei ca. 260 – 550 €, wobei über 350 € zu
bezahlen der Normalfall ist. Wenn man ein Zimmer bekommen hat wird man eigentlich mit
Studenten anderer Länder zusammengewürfelt. Ich persönlich habe allerdings mit einem Belgier
und einem anderen Deutschen zusammengewohnt.
2. Soziales Leben und Partys
Über das soziale Leben als Austauschstudent konnte ich mich nicht beklagen. Ich hatte im Prinzip
zwei Freundeskreise. Einmal die Austauschstudenten von meiner Fakultät und auf der anderen
Seite meine Mitbewohner und ein paar Anhängsel. Das hat dazu geführt, dass ich viel unterwegs
war und dass mir eigentlich nie langweilig war. Das Leben an sich in Helsinki ist das Leben in einer
Stadt, sodass man viele Möglichkeiten hat. Nur eine richtige Clubszene konnte ich nicht
ausmachen. Abends waren wir meistens bei irgendjemand in der Wohnung und sind anschließend
in irgendwelche Clubs gezogen, wobei ausschließlich das Zusammensein mit den Anderen bewirkt
hat, dass wir spaßige Abende hatten und nicht die Clubs an sich. Aber wie man als Student weiß
kann man auch viel Spaß haben, wenn man kleine Privatpartys schmeißt, was wir auch oft
gemacht haben. Ebenfalls kann ich gewisse allgemein bekannte Vorurteile gegen das Leben als
ERASMUS-Student bestätigen.
Durch meine Tutorin bin ich ebenfalls in Kontakt mit finnischen Studenten gekommen. Auch nach
der O-Woche sind wir immer wieder zusammen feiern gewesen, wodurch ich einige Finnen
kennengelernt habe. Meiner Erfahrung nach sind die Finnen sehr offene Menschen. Am Anfang
mag es nicht gleich funken, aber wenn man sich mit einander unterhält sind es sehr offene und
neugierige Menschen. Außerdem sind sie durchgehend hilfsbereit, seien es die Angestellten der
Uni oder auch im Alltag. Überrascht war ich allerdings als mir eine 5er Jungsgruppe auf einer PreParty stolz erzählte, dass sie das Introlied von „Marinenhof“ (die Sendung hatte ich komplett
vergessen) auswendig singen können und es mir auch gleich demonstrierten.
Die Studentenorganisation der Faculty of Law genannt „pykälä“ ist sehr aktiv und bietet viele
Gelegenheit. So wurden in regelmäßigen Abständen Partys in dem eigenen „Apartment“
angeboten, die man definitiv besuchen sollte. Ich würde sogar behaupten, dass dort die besten
Partys stattgefunden haben, die ich in der Zeit hatte, weil man für ganz wenig Geld viel
bekommen hat und das Partyvolk hochmotiviert war. Außerdem sind im finnischen Studentenleben
sogenannte „Sitsits“ fest verankert. Dabei handelt es sich um ein großes Dinner, bei dem es aber
weniger um das Essen geht. Letztendlich werden Lieder gesungen und muss dabei viel trinken. Ich
empfehle mindestens einmal so ein Sitsit zu besuchen, denn es ist ein fester Bestandteil der
finnischen Studentenkultur und macht darüber hinaus unglaublich viel Spaß.
3. Reisen
Wenn man möchte, kann man viel auf Reisen gehen von Helsinki aus. Die ERASMUSOrganisation ESN bietet verschieden Trips an. Zum Beispiel nach St. Petersburg, Lappland oder
Stockholm. Diese Trips sind teilweise sehr gut geplant und auch relativ günstig. Ich persönlich war
jeweils mehrere Tage in Lappland, Stockholm und Tallinn, allerdings in einer kleinen Gruppe ohne
ESN. Dabei muss man aber wissen ob man mit einer großen Gruppe reisen möchte (dann ESN)
oder in einer Kleineren und dann auf eigene Faust. Preislich macht es keinen großen Unterschied,
denn die Bahn- oder Fährfahrten sind ähnlich teuer.
Mein Favorit war Lappland. Für den Nachtzug mussten wir durch eine Studentenbahnkarte, die
man am Bahnhof auf Antrag bekommen kann, nur die Hälfte des Bahnpreises zahlen und haben
uns dort in ein Hostel im Nirgendwo, nahe Rovaniemi eingemietet. Während der vier Tage sind wir
Snowmobile gefahren, waren Eisangeln, Eisbaden usw.. Außerdem haben wir die Polarlichter
gesehen, wofür es sich schon alleine gelohnt hätte nach Lappland zu fahren.
Nach Stockholm und Tallinn kommt man problemlos mit der Fähre.
4. Allgemeine Information
Helsinki ist, wie es in Skandinavien üblich ist, eine relativ teure Stadt. Allerdings kann man, wenn
man zum Beispiel bei Lidl einkauft, auch günstig leben. Gerade als Student bekommt man viele
Vergünstigungen für Bahnfahren oder kulturelle Aktivitäten. Alkohol ist auf der anderen Seite ist
wirklich teuer in Helsinki und kann man natürlich nicht günstiger bekommen. Daher haben wir als
wir in Tallinn waren unsere Reisetaschen vollgemacht mit Getränken und konnten daher viel Geld
sparen, denn in Tallinn ist das Preisniveau ähnlich wie in Deutschland.
In der Umgebung von Helsinki findet man viel Natur. So kann man innerhalb einer Stunde in dem
Nationalpark „Nuuksio“ sein und das Gefühl haben, die einzigen Menschen auf der Welt zu sein.
Auch die Festungsinsel Suomenlinna vor der Küste von Helsinki ist auf jeden Fall mindestens ein
Besuch wert.
Wie bereits erwähnt ist der öffentliche Nahverkehr sehr gut ausgebaut und man kommt sehr
schnell von A nach B. Unter der Woche fährt die letzte Metro um ca. Mitternacht und der letzte
Nachtbus um gegen 1:30 Uhr. Wenn man also außerhalb wohnt und unter der Woche länger
unterwegs ist, muss man sich ein Schlafplatz suchen oder eben ein Taxi nehmen, denn die erste
Metro fährt erst wieder gegen 5:30 Uhr.
Außerdem ist sagen, dass man mit der englischen Sprache sehr gut durch das tägliche Leben
kommt. Vom Professor bis zur Kassiererin bei Lidl kann jeder gutes bis sehr gutes Englisch
sprechen.
III. Fazit
Ich kann durchweg ein positives Fazit ziehen von meiner Zeit in Helsinki. Ich habe viele coole
Leute kennengelernt, Freundschaften geschlossen, Reisen unternommen und auf der anderen
Seite auch viel für mein weiteres Studium mitgenommen. Ich habe viel über das Internationale
Recht und insbesondere auch über das Europäische Recht gelernt. Ich kann die Universität
definitiv weiterempfehlen, denn es wurde sehr viel unternommen um die Austauschstudenten in die
Universität und in das Studentenleben zu integrieren.