Erasmus in Lyon
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Erasmus in Lyon
Erasmus in Lyon Erfahrungsbericht Erasmussemester in Frankreich Université Claude Bernard, Faculté de Médecine Lyon Sud 9. Semester Medizin KW Bewerbung Jedes Jahr kurz vor Weihnachten bietet das Auslandsbüro einen Infoabend für Erasmusinteressierte an. Es lohnt sich vorbeizugehen und sich auch schon mal ein paar Gedanken über das gewünschte Land oder die Stadt zu machen. Für Frankreich gibt es allgemein sehr viele Plätze, die sich aber sehr unterschiedlich auf die einzelnen Städte verteilen. Für Lyon gab es in meinem Jahr 7 Plätze, die nicht alle belegt waren. Lyon ist für viele leider nur 2. oder 3. Wahl nach Bordeaux oder Paris. Ich habe mich während eines Urlaubs in Lyon verliebt und wollte unbedingt dorthin. Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Bericht Lust auf die Hauptstadt des Rhônes-Alpes Départements machen kann. Lyon hat nämlich einiges zu bieten und wir sechs aus Freiburg hatten dort eine richtig gute Zeit! Erstmal ist jedoch der Bewerbungsmarathon zu meistern. Die aktuellen Unterlagen, die für eine Bewerbung nötig sind, findet ihr auf der Seite des Auslandsbüro. Sprechtests kann man für 30 € im Sprachlehrinstitut der Uni machen. Das lohnt sich, da diese auch für Auslandsfamulaturen, beispielsweise über die BVMD, gültig sind. Falls ihr euch in eurer Freizeit ehrenamtlich engagiert, solltet ihr das in eurer Bewerbung auf jeden Fall groß und deutlich erwähnen. Im Februar finden dann die Auswahlgespräche statt, die bei uns auf Deutsch waren (keine Panik ;) ). Hier wird man neben der Standardfrage „Wieso Frankreich?“ vor allem nach besonderen Dingen aus dem Lebenslauf, ehrenamtlichen Engagement, Nebenjobs etc. gefragt. Von Vorteil ist auch, sich schon mal Gedanken über mögliche Kurse in Frankreich zu machen. Da ich erst im 9. Semester Erasmus machen wollte, wurde ich gefragt welche Kurse ich denn dann überhaupt noch in Lyon belegen würde. Aber alles halb so wild. Ich fand es war eine sehr nette Atmosphäre. Ungefähr 2-3 Wochen später bekommt ihr dann die Zusage und dürft euch freuen. Vorbereitung in Freiburg Sprachkurs Da ich nur bis zur 11. Klasse Französisch hatte und das auch schon einige Zeit her war, habe ich vor dem Erasmussemester zwei Sprachkurse belegt. Erstens einen Intensivkurs (B1/B2) an der Volkshochschule in den Osterferien (täglich 4h vormittags). Diesen kann ich wärmstens empfehlen. Man wiederholt die Grammatik und spricht über aktuelle Themen. Zweitens den Kurs „Francais Médical“ am Centre Culturel Francais. Von diesem sehr teuren Kurs war ich etwas enttäuscht. Wenig Sprachpraxis und viele Handouts mit Abkürzungen, die man sich eh nicht merken kann. Wer drei Wochen Zeit hat und Französisch in Frankreich lernen möchte, kann ein Stipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerks für einen Sprachaufenthalt absahnen. Wohnung Ich hatte keine Lust von Freiburg aus nach WGs in Lyon zu suchen und habe mich deshalb einfach erstmal für ein Wohnheimzimmer beworben. Die Erasmuskoordinatorin aus Lyon meldet sich irgendwann im Frühjahr bei euch, ihr füllt das CROUS (Studentenwerk)-Formular aus und bekommt dann ein Zimmer zugeteilt. Leer aus geht wohl niemand, allerdings landet man nicht immer im gewünschten Wohnheim. Ich hatte Glück und habe ein Zimmer im La Madeleine bekommen. Sehr sehr zu empfehlen. Es liegt im 7. Arrondissement, ein Viertel mit vielen Bars und Märkten direkt an der Rhône. Zu Fuß ist man in 20 Minuten am Place Bellecour und auch die Metro direkt nach Oullins (Faculté Lyon Sud und großes Universitätsklinikum) ist nicht weit. Das Wohnheim wurde vor ein paar Jahren renoviert, alle Zimmer haben ein eigenes kleines Badezimmer und es gibt auf jedem Stockwerk eine große Gemeinschaftsküche. Mit mir zusammen haben viele Erasmusstudenten aus der ganzen Welt im La Madeleine gewohnt und so war immer was los. Auch die Franzosen waren meist sehr aufgeschlossen, so dass ich mich nie einsam gefühlt habe. Unschlagbar ist auch die Miete: 260€, mit CAF (Wohngeld) habe ich sogar nur 170€ gezahlt. Von den anderen Wohnheimen kenne ich nur das Allix (sehr weit außerhalb auf dem Berg) und das Puvis de Chavannes (ebenfalls außerhalb, älter, kleine Gemeinschaftsküche und Bad auf dem Flur – nicht zu empfehlen). Aus Freiburg sind alle erstmal ins Wohnheim gezogen und haben sich nach und nach WGs gesucht, was vor Ort viel besser funktioniert. Ich bin im La Madeleine geblieben, da ich nur ein Semester in Lyon war und mich im Wohnheim ganz wohl gefühlt habe. Kurswahl Irgendwann im Frühjahr/Sommer müsst ihr euch ebenfalls eure Kurse und Stages (Blockpraktika im Krankenhaus) aussuchen. Das ist für Lyon Sud und Est ganz unterschiedlich. Da ich in Lyon Sud war, werde ich nur den Ablauf hierfür beschreiben. Ganzjährig ab Mitte September finden nachmittags die Vorlesungen statt. Für diese müsst ihr euch nicht anmelden, da keine Anwesenheitspflicht besteht, sondern schreibt Marion Combe (der Erasmuskoordinatorin) in den ersten Wochen in Lyon eine Mail welche Klausuren ihr schreiben möchtet. Es gibt CC, die meist gar nicht zählen und CF, die Abschlussklausuren. Diese finden je nach Fach bereits im Dezember, Februar oder Mai statt. Auf der Seite der Uni (http://lyon-sud.univ-lyon1.fr/) findet ihr unter Formation den Vorlesungsplan incl. Klausuren. Gut zu wissen: DFASM 1 = 2. klinisches Studienjahr bei uns, DFASM 2 = 3. Jahr. Eure sechswöchigen Stages, die ab Oktober durchgängig vormittags stattfinden, müsst ihr schon vorab aus einer Liste auswählen. Hier kann man sowohl Fach als auch Klinik wählen. Sechs Stages für ein komplettes Jahr, diese könnt ihr im Nachhinein aber auch wieder streichen lassen. Ich habe mich bewusst für Lyon Sud entschieden, da mir die Auswahl der einzelnen Kurse und Stage hier einfacher erschien und Marion Combe außerdem sehr kooperativ ist und einem immer hilft, falls man besondere Wünsche hat. Wichtige Dinge, die man auf keinen Fall vergessen sollte • • • • • • Internationale Geburtsurkunde für die CAF Berufshaftpflichtversicherung (kostenlos beim Marburger Bund) Europäische Krankenversicherungskarte Stethoskop und Reflexhammer (für Neuro) Kopien von Personalausweis, sämtlichen Versicherungen schadet nie Fotos, Fotos, Fotos Ankommen in Lyon Erstmal über diese wunderschöne Stadt freuen und den ersten Abend am Quai der Rhône verbringen, der Treffpunkt bevor es in die Bars und Clubs geht. Bei dem schönen Blick auf Lyon vergisst man ganz schnell was alles nicht geklappt hat und wo man den Tag über ewig anstand. In den ersten Tagen ist es hilfreich im Le Little Café vorbeizugehen. Hier könnt ihr euch von IStudents den ganzen September zu Bankkonten, Handyverträgen und CAF beraten lassen. Solltet ihr ins Wohnheim ziehen, braucht ihr vorab erst noch eine Versicherung für das Zimmer (Assurance Multirisque Habitation). Diese haben wir einfach am selben Tag bei SMERRA für 38€/Jahr abgeschlossen. Ohne gibt es leider keinen Schlüssel. Einschreiben Das geht für Lyon Sud ganz problemlos. Einfach in den ersten Tagen mit der Metro B nach Oullins und dann mit dem Bus 88 zur UFR fahren. Im Fakultätsgebäude hilft euch dann jemand mit dem ganzen Papierkram und ihr bekommt Infos zu Begrüßungsveranstaltungen. Für die Einschreibung braucht man folgendes: • Kopie des Personalausweises • Kopie der europäischen Krankenversicherungskarte • Nachweis einer Berufs-/Privathaftpflichtversicherung • Kopie des Impfpasses • Immatrikulationsbescheinigung aus Freiburg • Foto Konto eröffnen In Frankreich braucht man für fast alles ein französisches Konto: Wohnheim, CAF, Handyvertrag. Wir haben uns im Le little beraten lassen und dort auch gleich den Antrag auf ein Bankkonto bei der Société Générale gestellt. Nötig sind neben der obligatorischen Kopie des Personalausweises eine Studienbescheingung und eine Attestation de Location, die man im Wohnheim bekommt. Eine Woche später hatten wir unser Konto. Handyvertrag Es gibt eine Vielzahl von Anbietern und meist unterscheiden sich die Angebote kaum. Ich hatte einen Vertrag von Free. Für ca. 20 € im Monat konnte ich kostenlos ins europäische Festnetz, französisches Mobilfunknetz telefonieren + 3 GB Internet. Für den Vertrag braucht man allerdings schon das französische Konto. Am Ende problemlos zu kündigen. CAF Wie wahrscheinlich in jedem Erfahrungsbericht steht: so früh wie möglich beantragen. Die Wohnheime bieten oft spezielle CAF-Sprechstunden an und helfen euch beim Ausfüllen der Formulare. Gerne schreibt die CAF es sollten noch Unterlagen wie etwa die Geburtsurkunde nachgereicht werden, da diese fehlen Nicht verunsichern lassen, bei drei von uns war das der Fall, obwohl wir sie alle mitgeschickt hatten. Einfach vorbeigehen und mit Nachdruck nachfragen. Unterlagen, die ihr für die CAF braucht: • Declaration sur l'honneur (selbst schreiben) • Formular (am besten gemeinsam ausfüllen) • internationale Geburtsurkunde • Immatrikulationsbescheinigung (Certificat de scolarité) • RIB (Banknummer) • Mietvertrag • Personalausweis (Kopie) • Krankenversicherungskarte (Kopie) In Lyon leben Eine Hilfe um sich im Freizeitangebot Lyons zurechtzufinden: Le Petit Paumé, wird immer Anfang Oktober kostenlos in der Stadt verteilt. Sport An der Uni gibt es ein breitgefächertes Sportangebot, von Klettern über Tauchen bis Yoga. Zu finden ist das auf der Seite des SUAPS. In den ersten Wochen dem Sportkoordinator (Marion Combe informiert euch) eine Mail mit euren Wünschen schreiben. Ich habe mich für Jazzdance und Yoga angemeldet und war sehr zufrieden. Wer lieber draußen Sport macht: Die Ufer der Rhône und Saône eignen sich hervorragend zum Joggen, zudem gibt es jede Menge Parks mit Volleyball-, Fußball-, Basketballfeldern. Im Winter gibt es außerdem immer wieder die Möglichkeit zum Skifahren oder Boarden in die Alpen zu fahren. Entweder nur für einen Tag oder übers Wochenende. Sowohl ESN, die Erasmusorganisation, als auch Skimania bieten solche Fahrten an. Die Ski oder Boards kann man sich für unter 20€ in der Stadt leihen. Lohnt sich! Kultur Mit dem Pass Culture könnt ihr für 16 € viermal ins Theater, die Oper, Ballett ... Hier lohnt sich vor allem die Opéra de Lyon, das Théâtre Célestins oder das Maison de la Danse. Ich war aber auch in kleineren Theatern wie dem Café-Théâtre Espace Gerson oder im Théâtre de la Croix Rousse. Im Auditorium gibt es außerdem immer wieder kostenlose Konzerte, einfach im Internet nachschauen. Die zahlreichen Museen sind für Studenten meist ebenfalls kostenlos. Nicht verpassen: Musée des Beaux Arts, Musée d'art contemporain und natürlich das neue Musée des Confluences. Außerdem schön um französische Essens-und Trinkkultur kennenzulernen: • Salon des Vignerons Indépendants – Ausstellung unabhängiger Weinanbauern, viel Wein zu probieren • Salon du Chocolat – Schokolade soweit das Auge reicht, danach war uns allerdings schlecht • Halles de Paul Bocuse – Schnecken, Käse, Quenelles – Markthalle mit Lyonnaiser Spezialitäten. Nahe des Gare Part Dieu. Vielleicht erst hingehen nachdem das erste CAF gezahlt wurde … sehr teuer. • Marché Quai Saint-Antoine: fast täglich kann man hier allerlei leckeres Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch und Käse kaufen und nebenbei noch frische Paella, Hühnchen, Bruger etc. essen Feste September: Biennale de la Danse – große Parade in der Stadt und viele Aufführungen Oktober: Filmfestival des Lumières – früh um Kinokarten kümmern November: Nouveau Beaujolais – der erste Wein des Jahres wird am Place Terreaux mit viel Pomp empfangen, außerdem gratis Wein für alle • Dezember: Fête des Lumières – die Stadt ist ein einziges Lichtermeer, besonders schön am Montag, wenn die vielen Touristen weg sind • Mai: Nuits sonores • Juni/Juli: Nuits de la Fourviere Kleinere Straßenfeste finden das ganze Jahr über statt und lohnen sich besonders. Einfach im Internet auf „Le petit Bulletin“ nachschauen. • • • Sprachkurse Ich habe an der Uni einmal pro Woche einen Französischkurs belegt. Dieser war nicht nur für Mediziner sondern mit allen möglichen Naturwissenschaftlern gemeinsam. Wiederholt wurde Grammatik, wir haben aber auch diskutiert und viele Tipps zu Frankreich und Lyon bekommen. War schön mal aus dieser Mediziner-Blase raus zukommen. Cafés und Bars Hier nur eine Auswahl meiner Lieblingsorte • Bar De L'autre Côté du Pont: alternative Bar mit bunten Leuten nahe Saxe-Gambetta, immer freitags Live-Konzerte • Live Station DIY: abends mit DJ, Sonntagmittag Brunch • Le Bistrouille: Künstler-Café, wunderschön gelegen am Gare Saint Paul in Vieux Lyon. Nachmittags gibt’s kleine Gerichte wie Tartiflette. Abends Bier und Wein. Besonders toll ist die Empore mit Baum. • Le Chamourai: versteckt in Croix- Rousse. Für alle Katzenliebhaber, hier kann man gleichzeitig Kaffetrinken und mit einer der vielen Katzen spielen. • La Passagère: Mein Lieblingsboot an der Rhône. Nachmittags Kaffee auf der schönen Terrasse. Abends Bier oder Rum in Pubatmosphäre • La Boîte à Café: Hipsterfeeling in Lyon, aber guter Kaffee und leckere Muffins, an den Hügeln zu Croix-Rousse Und wenn die letzte Bar schließt: La Maison Mère nahe dem Place Terreaux oder Bec de Jazz auf halber Höhe nach Croix-Rousse. Für alle, die auf Electro stehen: Le Sucre bei Perrache (Tickets schon vorher online kaufen) Verkehr Das Metro- und Tramnetz von Lyon ist super ausgebaut. Für Studenten gibt es die Carte Técély für 28€ im Monat. Das lohnt sich wirklich, vor allem wenn man nicht gerade in einem Krankenhaus in der Stadt gelandet ist. Ab 1 Uhr gibt es leider nur noch völlig überfüllte Nachtbusse oder die Vélo'vs. Diese Räder stehen überall in der Stadt und man kann sie mit der Carte Técély nach einer einmaligen Zahlung von 15€ fürs gesamte Jahr kostenlos für eine Stunde ausleihen (sehr praktisch). Ich hatte außerdem die Carte Jeune der SNCF. Kostet 50€ und man kann sie online bestellen. Es gibt bis zu 60% Rabatt auf die normalen Züge und spätestens nach der zweiten größeren Fahrt hat man das Geld wieder drin. Cours et Stages In den Vorlesungen nachmittags war ich äußerst selten, da ich meine Stages dreiwöchig ganztags gemacht habe und der weite Weg nach Lyon Sud mich an den restlichen Tagen abgeschreckt hat. Die französischen Studenten selbst gehen kaum in die Vorlesungen, sondern bereiten sich mit Büchern und den VL-Mitschrieben (Ronéo – gibt es bei der Fachschaft- AMEUSO) auf die Prüfungen vor. Wenn man aber eh schon in Lyon Sud ist, lohnt es sich vorbeizugehen. Besonders gut fand ich die Gyn-Vorlesungen. Es wird meist ein Fall an Hand von MC-Fragen besprochen und nebenbei noch Theorie erklärt. Klausuren habe ich folgende geschrieben: Infektiologie, Geriatrie und Gynäkologie. Diese waren eigentlich alle ganz gut zu meistern. In der Gyn-Abschlussklausur kommt seit jeher ein Fall aus der Vorlesung dran. Also nicht vergessen die Ronéos durchzulesen. Seit diesem Jahr bestehen die Klausuren aus MC-Fragen mit 2-3 offenen Fragen und sollten eigentlich auf iPads geschrieben werden. Leider ist bei uns bei fast jeder Klausur das Netz zusammengebrochen und wir mussten auf die Papierform wechseln, was immer für sehr viele Lacher gesorgt hat. Médecine Interne bei Prof. ASSAD am Hôpital Saint Joseph/Saint Luc Mein erstes und bestes Stage. Médecine Interne ist in Frankreich nicht wie bei uns in die Unterfächer Kardio, Nephro etc. aufgeteilt sondern ein Fach für sich. Hier finden sich Patienten, die an Systemerkrankungen wie Lupus, Vaskulitiden, Kollagenosen oder auch an hämato-onkologischen Erkrankungen und vielem mehr leiden. Deshalb eignet sich dieses Fach sehr gut um mal richtig viel innere Diagnostik zu sehen und lernen. Das Hôpital Saint Joseph ist eine private Klinik am Ufer der Rhône, sehr zentral gelegen. Der Ärzteund Pflegeschlüssel ist hier super und ich hatte nie das Gefühl, dass irgendjemand gehetzt oder sehr gestresst war. Unter den Ärzten war eine sehr tolle Stimmung und mittags kann man gemeinsam im besten Resto Lyons essen. Wir waren insgesamt 11 Studenten für die doch recht kleine Station und haben uns deshalb aufgeteilt. So war ich insgesamt nur drei Wochen, dafür aber ganztags da. Nach der üblichen Morgenbesprechung ist es Aufgabe der Externes (wir Studenten) neue Patienten aufzunehmen (Anamnese und Untersuchung) und eine Observation zu schreiben (ähnlich einem Arztbrief). Das kann am Anfang ganz schön herausfordernd sein, aber die Patienten sind meist geduldig, wenn man sich nett vorgestellt hat und die französischen Co-Externes helfen immer sehr gerne. Man geht außerdem mit den Internes (Assistenzärzte) auf Visite. Die Internes sind oft noch sehr jung und wissen genau, wie man sich als Student fühlt. Deshalb keine Scheu: wenn man irgendwas nicht versteht, einfach nachfragen. Wenn Knochenmark-, Lumbalpunktionen oder arterielle Punktionen anstehen, kann man diese als Student auch übernehmen. Einmal die Woche gibt es eine Frühbesprechung, in der einer der Studenten (ja, auch die Erasmusstudenten) einen Patienten vorstellt und im Anschluss einer der Ärzte oder Prof. Assad selbst einen Cours über eines des vielen inneren Krankheitsbilder hält. Prof. Assad ist sehr nett und sich darüber im Klaren, dass man es als Eramusstudent mit dem Französisch zu Beginn gar nicht so leicht hat. Gynécologie/Obstétrique bei Prof. LE MAOUT im Hôpital Saint Foy les Lyons Dieses Stage habe ich gewählt, da ich in den Erfahrungsberichten gelesen hatte, dass man hier viel im OP assistieren und auch sonst viel selbst machen darf. Als dem nicht so war, war ich etwas enttäuscht. Wen Gynäkologie sehr interessiert, kann hier aber wahrscheinlich noch mehr aus dem Stage rausholen. Viel präsent sein und immer wieder nachfragen, ob man mit darf hilft. Auch dieses Stage habe ich drei Wochen ganztags absolviert, da ich nur mit Studenten aus Lyon Est zusammen war. Diese machen ihre Stages auch ganztags und so war die Einteilung einfacher. Das Krankenhaus liegt etwas außerhalb, westlich von Lyon auf den Hügeln, ist aber von Perrache aus mit dem Bus in 15min zu erreichen. Es gibt in Saint Foy vier Aufgabenbereiche: Service (Station), Bloc opératoire (OP), Salle d'accouchement (Kreißsal) und Consultations (Sprechstunde). Man rotiert wöchentlich und kann sich so jeden Bereich anschauen. Meine erste Woche wurde ich auf Station eingelernt. Das ist relativ stupides arbeiten mit den Internes. Man ist für die Geburten zuständig, bei denen alles nach Plan verläuft und bereitet die Entlassungen vor, macht die Entlassgespräche und Abschlussuntersuchungen. Außerdem kann man mit auf Visite gehen und dem Pädiater bei den U2 helfen. Da nach meiner ersten Woche ein kompletter Wechsel der Externes stattfand, musste ich leider noch eine weitere Woche im Service sein um den neuen Externes zu helfen. Danach folgte noch die OP-Woche, in der ich oft nur zweite Assistenz war, da gerade viele Internes und junge Ärzte assistiert haben. Dennoch habe ich es geschafft bei 2 Kaiserschnitten zu assistieren und das hat die sonst recht langweilige Woche sehr aufgewertet :) Die restliche Zeit war ich bei einigen Consultations dabei. Hier kann man auch selbst vaginale Untersuchungen durchführen. Eine natürliche Geburt habe ich leider nicht gesehen, wäre aber möglich gewesen, wenn ich noch mehr Wochen dageblieben wäre. Auch in diesem Stage gab es immer wieder Cours der Ärzte, die sehr interessant waren und jeden Freitagmorgen werden die Patienten der nächsten Woche besprochen. Prof. Le Maout kann sehr nett sein und spricht gerne Deutsch. Ich habe es aber auch erlebt, dass er die Internes vor kompletter Mannschaft angebrüllt hat und auch im OP ist er wohl öfter sehr cholerisch. Sein sehr autoritärer Umgang mit den Patientinnen hat mir nicht sehr gefallen, weshalb ich versucht habe eher mit anderen Ärzten in die Sprechstunde zu gehen. Auch bei diesem Stage hatte ich sehr viel Glück mit den Internes, die sehr nett waren und immer geholfen haben. Pédiatrie bei Prof. PICAUD im Hôpital de la Croix-Rousse Wie ich in vielen vorherigen Erfahrungsberichten gelesen hatte, handelt es sich bei diesem Stage um reine Neonatologie. Ich habe es dennoch gewählt, da ich längere Zeit Nachtdienste in der Neonatologie gemacht hatte und mir die Arbeit mit Früh- und Neugeborenen Spaß macht. Das Krankenhaus liegt auf dem Hügel Croix-Rousse und ist von der Stadt aus mit der Metro C ganz gut zu erreichen. Ich habe den langen Weg morgens sehr gerne in Kauf genommen, da ich so in der Mittagspause durch das schöne Viertel bummeln und neue Cafés entdecken konnte. Déjeuner mit Blick über Lyon hat einfach was. In diesem Stage war ich zwei Wochen ganztags und zwei Wochen halbtags. Ich hatte schon gelesen, dass es in diesem Stage nichts spannendes zu tun gibt und war dann positiv überrascht, da ich hier wahrscheinlich den meisten „Patientenkontakt“ hatte. Es gibt insgesamt vier Stationen auf denen die Externes mitarbeiten, ich würde aber die normale Neonatologiestation empfehlen, da die Babys dort am ältesten sind und man am meisten mit ihnen anfangen kann. Morgens beginnt man mit dem Verschreiben der Milch, was tatsächlich etwas langweilig ist, und kann sich dann auf die Babys stürzen. Wenn man sich geschickt anstellt und die Krankenschwestern nett fragt, kann man pro Tag 3-4 Kinder untersuchen, komplett mit motorischer und neurologischer Untersuchung. Es folgt dann leider eine sehr zähe Visite und im Anschluss hatten wir jeden 2-3 Tag einen Cours von Prof. Picaud. Diese waren immer sehr interessant. Man glaubt gar nicht welche Probleme ein Frühgeborenes haben kann. Schön fand ich auch die Überschneidung zur Gynäkologie und Geburtshilfe, da ich das Stage davor gemacht hatte. Nachmittags war es mir auf Station meist zu langweilig und ich bin mit in die Sprechstunden gegangen. Hier sieht man auch mal ältere Kinder, da die Frühgeborenen in Croix-Rousse bis zum 7. Lebensjahr betreut werden. Ich habe viele Untersuchungen kennengelernt und habe mit den Ärzten, die Kinder meist auch nach- oder vorbesprochen. Hier vor allem an Isabel halten, das ist die netteste Oberärztin, die ich in Frankreich kennengelernt habe. Einmal wöchentlich ist Chefarztvisite und hier muss jeder Student (auch die Erasmusstudenten) 2-3 Babys ausführlich vorstellen. Die Ärzte helfen aber gerne beim ersten Mal und nennt man verschiedene Stichworte wie Peau à Peau hat man Prof. Picaud auf seiner Seite und er stellt keine fiesen Fragen. Mir hat dieses Stage alles in allem ganz gut gefallen, wer sich aber für die allgemeine Pädiatrie interessiert, sollte lieber ins Hôpital Femme Mère Enfant gehen. Sofort wieder Dieses halbe Jahr in Frankreich hat abschließend alle meine Erwartungen übertroffen und hätte ich die Möglichkeit würde ich sofort wieder nach Lyon. Diese Stadt hat so viel zu bieten und ist gleichzeitig aber nicht so groß wie Paris, wo ich mich eher verloren fühle. Auch die Region im Umland ist wunderschön und man ist schnell in den Alpen, der Schweiz, Paris oder Marseille. Das Studium in Lyon Sud ist super organisiert und ich konnte alle meine Wunschfächer-/Blockpraktika belegen. Neben den ganzen Stages aber nicht das Erasmusleben und das französische Savoir-vivre vergessen: Il faut en profiter!