DW 08_2014.indd - Wohnungsbaugenossenschaften

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DW 08_2014.indd - Wohnungsbaugenossenschaften
NEUBAU UND SANIERUNG
Aluminiumfassade für Hochhaus in Hamburg-Stellingen
Sieben Farbnuancen in Gold
Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG modernisiert ein Hochhaus in der „Stellinger Linse“.
Dieses Quartier mit knapp 1.600 Wohnungen gehört fast komplett zum Bestand des Unternehmens.
Der 18-Geschosser mit 186 Wohnungen überragt alle übrigen Gebäude des Stadtteils. Rund 40 Jahre ist
er alt, jetzt erhält das Gebäude eine energetische Sanierung und eine hochwertige Aluminiumfassade.
ten montiert. Sie changieren je nach Sonneneinfall
Dr. Hardy Heymann (re.) und Sönke Selk
Vorstandsmitglieder
Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG
Hamburg
in verschiedenen Goldtönen.
Es ist eine Investition, die sich lohnt: Das Gebäude wird nicht nur energetisch optimiert, für die
Genossenschaft ist auch der Aspekt der Quartiersentwicklung entscheidend, denn mit der
neuen Hochhausfassade soll zugleich das umlie-
Die Modernisierung des Hochhauses Försterweg
Hamburger Wohnen in die umfassende energeti-
gende Wohngebiet aufgewertet werden. Und die
36-42 in der sog. „Stellinger Linse“ ist die bisher
sche Sanierung und die neue Fassade. Die Arbeiten
starke Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem
größte Einzelmodernisierungsmaßnahme der Bau-
laufen seit Oktober 2013, Ende März 2014 wurden
Quartier spielte auch bei der Entscheidung für die
genossenschaft. Mehr als 11 Mio. € investiert die
die ersten der 20.000 eloxierten Aluminiumplat-
Investition eine Rolle.
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BG HAMBURGER WOHNEN EG
Die 2007 durch Fusion aus der Wohnungsgenossenschaft Langenfelde eG
von 1921 und der Baugenossenschaft
Hamburg-Nordost eG von 1922 hervorgegangene Baugenossenschaft Hamburger
Wohnen eG hat rund 6.900 Mitglieder und
knapp 4.700 Wohnungen im Hamburger
Quelle: DR-Architekten Dittert & Reumschüssel, Hamburg/Polyform Arkitekter APS, Kopenhagen
Stadtgebiet. Sie hat 46 Mitarbeiter, davon
eine Auszubildende.
Sie betreibt in Stellingen sowie in Barmbek
je einen Nachbarschaftstreff und fördert
mit der eigenen „Stiftung Hamburger
Wohnen“ soziale Projekte. Im laufenden
Geschäftsjahr investiert sie insgesamt rund
24 Mio. € in Neubau und Modernisierung.
Weitere Informationen:
www.hamburgerwohnen.de
Ein genauer Plan gibt vor, wo welche
Aluminiumplatten montiert werden sollen
Das Hochhaus, das sich in mehreren Stufen auf
bis zu 54 m erhebt, ist das prägnanteste Gebäude
weit und breit. Die übrigen Häuser des Quartiers
sind bis auf sechs kleinere Hochhäuser zwei- bis
fünfgeschossig. Als Anfang der 1970er Jahre der
damalige Vorstand der Genossenschaft den Plan
zum Bau des Hochhauses fasste, stieß er damit
Quelle: Hamburger Wohnen, Foto: Kristina Wedekind
bei manchen Vertretern und im Aufsichtsrat auf
Skepsis, man befürchtete Probleme bei der Vermietung. Tatsächlich gab es jedoch nur Mitte der
1980er Jahre vorübergehend etwas Leerstand.
Neue Fassade und neue Lounge
Ende 2014 wird die neue Fassade aus Aluminiumplatten unterschiedlicher Breite in sieben Farbnuancen nach einem zuvor festgelegten Muster
montiert sein. Die Zuschnitte und Farbnuancen
Blick auf das gesamte Quartier: die „Stellinger Linse” aus der Vogelperspektive
ermöglichen weiche Farbverläufe. Zum Entwurf
der deutsch-dänischen Kooperation zwischen dem
Büro DR-Architekten Dittert & Reumschüssel aus
herumgeführt. Nach der Betonsanierung dichten
Wohnen im Hochhaus
Hamburg und der Polyform Arkitekter APS Ko-
die Fassadenbauer die Fugen zwischen den Bau-
Aus den oberen Geschossen haben die Bewoh-
penhagen gehört auch der Um- und Anbau einer
teilen ab, bringen eine 16 cm starke vollminerali-
ner einen aufregenden Fernblick vom Flughafen
eingeschossigen Eingangslounge mit Gemein-
sche Dämmschicht auf und montieren darüber die
Fuhlsbüttel im Norden bis zu den Harburger Ber-
schaftsflächen für die Bewohner.
Aluminiumplatten. Im Haus erneuern Handwerker
gen im Süden der Hansestadt. Alle Wohnungen
Waschbetonelemente bestimmten bisher die Fas-
die Wohnungstüren und schließen alle Wohnungen
sind schwellenfrei per Aufzug zu erreichen und
sade des Gebäudes mit 14.000 m2 Wohnfläche.
an eine automatische Belüftung an. Das Gebäude
verfügen über Loggien. Die Fluktuation im Haus
Von der Giebelseite beginnend wird das Spezi-
wird nach der Modernisierung dem Standard KfW-
unterschreitet daher mit weniger als 5 % sogar
algerüst in vier Bauabschnitten um das Gebäude
Effizienzhaus 70 entsprechen.
den ohnehin vergleichsweise niedrigen Durch-
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Quelle: Hamburger Wohnen, Fotos: Kristina Wedekind
NEUBAU UND SANIERUNG
Aus den oberen Etagen hat man einen weiten Blick über Hamburg – das macht u. a. den Reiz des Wohnens dort aus
schnittswert der Hamburger Wohnungsgenossen-
Die Wohnanlagen der Genossenschaft sind größ-
schaften. Leer stehende Wohnungen gibt es nicht.
tenteils modernisiert. Vor vier Jahren wurde be-
Dazu tragen auch die gute Kommunikation und
reits eine ältere Reihenhauszeile durch eine neue
der enge Draht der Genossenschaft zu ihren Mit-
Wohnanlage sozial verträglich ersetzt. Aktuell
gliedern bei. Die Bewohner konnten sich vorab in
entsteht auf einem ehemaligen Parkplatz ein
mehreren Informationsveranstaltungen ein Bild
Neubau mit drei Gebäuden und 43 Wohnungen,
von den geplanten Veränderungen machen. So
davon 26 barrierefrei und öffentlich gefördert.
erfuhren sie, dass der Bedarf an Heizenergie im
Dazu gehören zwei Senioren-Zweier-WGs mit ge-
Haus dank der Dämmung um bis zu 50 % sinken
meinschaftlich genutztem Küchen- und Wohnbe-
wird. Die Kaltmiete liegt durchschnittlich bisher
reich, aber separaten Bädern und Zimmern. Die
bei 5 €/m2 und wird sich nach der Modernisierung
Fertigstellung ist für das Frühjahr 2015 geplant.
auf durchschnittlich 6 € erhöhen.
Im Vorstand wird zudem über Möglichkeiten nachgedacht, für Senioren weitere neue Wohnangebo-
Ein genossenschaftliches Wohnquartier
te und -formen zu schaffen.
Die Mitglieder wohnen gern in diesem Hochhaus,
Die Modernisierung mit rund 190 Wohnungen soll
nicht nur energetisch ein Glanzstück werden:
Das Bauschild zeigt, wie die gold-farbenen Fassaden
einmal aussehen werden
Durch die neue Fassade wird aus dem bisherigen
Waschbetonbau eine schillernde Erscheinung
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und die Genossenschaft erlebt insgesamt bei den
Die Nachbarschaft hat Bedeutung
Bewohnern der „Linse” eine starke Verbundenheit
Die Genossenschaft kooperiert natürlich auch mit
mit ihrem Quartier. Bahngleise umschließen das
Kitas und Schulen. Einmal wöchentlich gibt es ein
sich vom Hochhaus Richtung Norden erstrecken-
betreutes Spielangebot auf dem „Linse“-Markt-
de Wohngebiet, die Fernbahn im Westen und die
platz. Dort unterhält die Hamburger Wohnen einen
S-Bahn im Osten, daher auch der Name „Linse“
Nachbarschaftstreff, in dem Mitglieder ehrenamt-
für das Quartier. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg
lich Kursangebote und Treffen organisieren. Eine
gab es auf diesem Gebiet nur Kleingärten. Mit
Seniorengruppe trifft sich hier z. B. regelmäßig
der Bebauung durch vorwiegend zwei- bis fünf-
sonntags zum Brunch. Sie verbringen anschlie-
geschossige Häuser in den 1960er und 1970er
ßend oft den ganzen Tag zusammen, machen
Jahren entstand eine Wohnsiedlung mit knapp
Ausflüge, besuchen Veranstaltungen. Das Team
1.600 Wohnungen, die fast komplett zur Ham-
der Abteilung Sozialmanagement koordiniert die
burger Wohnen gehören. Die Häuser sind umgeben
Aktivitäten des Nachbarschaftstreffs. Dass auch
von einer parkähnlichen Grünanlage, durch die
die über die Modernisierungsanstrengungen hin-
der „Mittelweg“, ein breiter mit Bänken gesäum-
ausgehenden Konzepte aufgehen, zeigt sich auch
ter Fußweg, verläuft – ein Paradebeispiel des
daran: Über die Angebote des Nachbarschafts-
damaligen Städtebaus. Am Weg liegen mehrere
treffs bilden sich neue Freundschaften und Netz-
Spielplätze.
werke im Quartier.