Schwankungen*06
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Schwankungen*06
S P E C I A L I N T E R E S T : SCHWANKUNGEN UNVOLLSTÄNDIG | KOMPLEX | WEIT # 0 6 | 2 6 . M Ä R Z 2 0 0 7 | 1 4 T A G E K U L T U R F Ü R B R E M E N Vom Comic zum Cover und rétour Tango in Bremen DER MEISTER, I. Die Spedition zeigt Arbeiten von Savage Pencil und Dennis Tyfus „Hyolk Yolk! Ol’ Mudder Nature musta bin on L.S.D…”, brüllt eine Kreatur einer anderen zu. Die Augen des wolfsähnlichen Schreihalses treten aus den Augenhöhlen hervor, Speicheltropfen – oder Angstschweiß? – scheinen den Kopf zu umflattern. Ein siamesisches Zwillingsschweinchen tritt durch einen Torbogen. Als es in die Welt gespuckt wurde, meint das Wolfswesen, war Mutter Natur wohl gerade auf einem schlechten Trip. Den Figuren des aus Leeds stammenden Künstlers „Savage Pencil“ fehlt es oft an Bodenhaftung. Sie scheinen durch ihre kleinteiligen Welten der Underground-Comix zu schweben – diffus, verdreht, wie in ständiger Veränderung begriffen. Die wellen- oder strudelartigen Striche deuten Bewegung und Raum an, doch bleiben sie bewusst flach, zweidimensional. Einige der Bilder und Plattencover von „Savage Pencil“ sind Anfang April in den Räumlichkeiten der Spedition auf dem Gelände des ehemaligen Güter- bahnhofs am Bremer Hauptbahnhof zu sehen. Nicht zufällig ist es eine synthetische Droge, die der Natur da in die Speisefolge hineinbehauptet wird. Am Beispiel abessinischer Graffiti hat der Ethnologe Michel Leiris schon Anfang der 1930er Jahre über die Geschichte der „sprechendsten Zeichen, die der Mensch den Dingen einprägt“ nachgedacht: „Überall neigt er dazu, die Natur zu vergewaltigen und ihr auf anscheinend uneigennützige Weise die Spuren seines Wirkens einzugraben“, schrieb Leiris und zieht eine gedachte Linie von der Höhlenmalerei bis zu den Kritzeleien auf den Wänden der öffentlichen Bedürfnisanstalten unserer Tage: Überall gibt es symbolische Zeichnungen und Ideogramme. Sie gehören zur Geschichte einer grafischen Kunst, die parallel zur Schrift entsteht und sich beständig weiter entwickelt. Angefangen mit seiner Serie „Rock’N’Roll Zoo“, die Mitte der 1970er Jahre regelmäßig im Musikmagazin „Sounds“ erschien, entwickelte Edwin Pouncey alias „Savage Pencil“ Bilder und Bildgeschichten. Er zeichnete vom Psychedelischen abstrahierte Plattencover, etwa für „Sonic Youth“ oder die Drone-Künstler „sunnO)))“. Pounceys Bilder sind irritierende Abbildungen von Gedanken und Erfahrungen eher als von handhabbarer äußerer Wirklichkeit. Eine innere Realität verbindet Situationen und Figuren, die stets ein eigentümliches Eigenleben zu führen beginnen, sobald man sie betrachtet. (Tim Schomacker) Arbeiten von „Savage Pencil“ sind vom 1. bis 15. April (täglich 15 bis 20 Uhr) in der Spedition am Güterbahnhof zu sehen – angereichert von ängstlich-verspielten Bildern des belgischen Zeichners Dennis Tyfus. Zur Eröffnung spielt am 31. März um 20 Uhr das norwegische Elektro-Duo Jazkamer, für das beide Künstler Plattencover gestaltet haben. Die Geburt des Komponisten aus dem Geist des Katers This Town Ain’t Big Enough... ...for three of us? Seit fast 50 Konzerten bringt „R.E.M.“ Kleinode und Großversuche aus den Archiven der Elektronischen Musik zu Gehör „Wir sind ja alle wahnsinnig Retro im Moment“, sagt der Komponist Christoph Ogiermann: „Wenn meine Ziehtochter nach Hause kommt und sich was ‚Neues’ zum Anziehen gekauft hat, sieht das verdammt nach Fünfziger oder Sechziger aus. Vielleicht kommt das daher, dass wir jetzt mal wissen wollen, wie wir wurden, was wir sind.“ Aus der Enkelperspektive hat sich Ogiermann im März mit den Musik- und Menschenbildern seiner kompositorischen Großväter beschäftigt: Ausgangspunkt war ein Briefwechsel zwischen dem Amerikaner John Cage und dem Franzosen Pierre Boulez – echte Big Names der mittlerweile schon klassischen zeitgenössischen Musik. Ogiermann: „Beide sagen: Dieses Ich, dieses komische Subjekt, das sich da gebildet hat, ist ein zu überwindendes, ein abzuschaffendes.“ Kontrollfreak Boulez trifft auf einen objektivistischen Cage, der den Ausdruck als Idee verwirft. Opa bastelt sich eine Musikmaschine Während sich die Jungstars der Nachkriegsmusik mit kompositorischen Grundsatzentscheidungen beschäftigen, schläft Rune Lindblad im Göteborger Slottskogen Park ein. Von einer langen Party kommend, werden dem 30-Jährigen Körper und Geist schwer. Irgendwann wacht Lindblad auf, hört Geräusche aus einem nahe gelegenen Restaurant, hört Hunde bellen und Möwen schreien, in einiger Entfernung dröhnt der Stadtverkehr. Lindblad beginnt Geräusche aufzunehmen und schneidet aus dem Material das erste von 200 Elektronikstücken zusammen – es heißt „Party“. Bis zu seinem Tod 1991 wird Lindblad zu einem der wichtigsten Komponisten elektronischer Musik – und ist immer noch sehr wenig bekannt. Für derart Un- oder Wenigbekanntes schafft seit fast fünfzig Konzerten die Reihe „R.E.M.“ Hör-Räume. Nach einer Tour durch verschiedene Orte ist die „Reihe elektronischer Musik“ wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt: auf den Teerhof. Begonnen hatte alles im Museum Weserburg, jetzt gastiert man in der GAK. Gegen Hörkonditionen „Die Raumsuche, die vielen Gäste bedeuten einen ungeheuren Verwaltungsaufwand“, erzählt Ogiermann. „Wir versuchen händeringend, wieder mehr inhaltlich zu arbeiten und nicht alle Arbeit und Energie in die Verwaltung zu stecken.“ Zu seinen Mitstreitern und -auswählern zählen die Musikerin/Komponistin Lilian von Haussen und der Filmemacher Jan van Hasselt. Der Grundgedanke: „Warum macht man nicht Konzerte mit medialer Musik? Es gibt ja seit mindestens fünfzig Jahren eine ausgeweitete Tradition elektronischer Musik.“Neben bekannten Namen wie Xenakis, Nono und Berio tauchen eben auch ungehörte wie Lindblad bei „R.E.M.“ auf. „Er kommt aus einem Arbeiterhaushalt“, erzählt Ogiermann. „Er ist Autodidakt und schließt sich keiner der Schulen an, die sich in den 1950er Jahren vehement herausbilden. Er macht einfach alles – und das in einer ziemlich wilden Mischung.“ In der Tat: In „Pedagogik“ von 1972 zum Beispiel zerschneidet Lindblad die Anweisungen eines Musiklernbuchs: „Wer kann Klavierspielen?“ Auf Deutsch mit unüberhörbar skandinavischem Akzent: „Die Melodie geht so / Die Note / Du singst ja falsch!“ Einsam vor sich hin werkelnd, fand Lindblad immer neue Gerätschaften. „Seine Infragestellung von Hörkonditionen ist nicht unbedingt kalkuliert – er macht das einfach“, erzählt Ogiermann begeistert. (Tim Schomacker) „Manens Död. Ein Abend für Rune Lindblad“ ist am Donnerstag, 29. März, um 20 Uhr in der GAK, Teerhof 21, zu erleben. Informationen zu „R.E.M.“ unter >www.pgnm.de Bei der Renaissance des originären südamerikanischen Tango vor rund 25 Jahren ist Bremen in einer überaus glücklichen Position gewesen. Denn hier sind sie alle aufgetreten, die alten Bandoneonmeister und die jungen Musiker, die Verfechter des traditionellen Tangostils und auch die Vertreter des Tango Nuevo inklusive seines Erfinders Astor Piazzolla (am Rande bemerkt, fand kurioserweise der erste seiner zwei Auftritte im Vorprogramm von Milva und in der Stadthalle statt). Ein solch frühes Glück wie Bremen, wohin alles kam, was zuvor in Paris, dem europäischen Tangozentrum jener Jahre, auf seine Tauglichkeit geprüft worden war, hatten nicht viele deutsche Städte. Und so brach hier ein kleines Tangofieber aus. Mann und Frau tanzten Tango – auch mitten in der Nacht. Im Zeichen des Tango-Revivals besuchte auch der Uruguayer Luis di Matteo erstmals 1983 Bremen. Seitdem ist der kleine Bandoneonvirtuose ziemlich regelmäßig hier aufgetreten, mit ausgesprochen unterschiedlichen Besetzungen: Mal solo, mal im Quintett, mal sogar mit einem Streichorchester. Luis di Matteo ist mit Astor Piazzolla gut bekannt, ja befreundet gewesen seit den fünfziger Jahren und hat später in dessen Orchester gespielt. Aber di Matteo hat einen anderen Weg als den des Tango Nuevo eingeschlagen, obwohl er dessen Motive durchaus verwendet: Seine Tangoauffassung ist poetischer, oft genug klingen seine Stücke zerrissen und unruhig, nutzen dabei Metaphern von Jazz und Klassik, aber auch TangoVorformen wie Candombé oder Milonga. Am deutlichsten wird das in Luis di Matteos Solospiel, jetzt wieder in Bremen zu erleben: Der Meister und sein Bandoneon. (che) Luis di Matteo, solo in der Schwankhalle am 30. März Tim Fischer, Funny van Dannen, Max Goldt...alle an einem Tag. Ich kann mich gar nicht entscheiden...bin ich denn in Berlin...? - Nein, hallo aufgewacht... ist nicht Berlin, ist das normal großstädtische Angebot in Bremen am 28. März 2007. Ein Bremer Mittwochabend mit einem kulturellen Angebot für die Szene, wie man es sich eigentlich wünscht. Doch wo geht der Szenefreak, die Freakin hin? Tim Fischer, hat jeder schon ein paar mal gesehen, aber der Mann wird ja immer besser und da steht man sicher nicht im „Regen“, sondern in einer wohl gut ge-füllten BLG-Halle in der nun gerade an-gesagten Überseestadt. Mengenwärme und Gekuschel und das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben kommen hier zusammen und dieser Bestätigungsfaktor ist ja für den Kulturmenschen nicht unerheblich. Andererseits, warum in die Überseestadt radeln, wo im zentraler gelegenen Schlachthof statt der ChansonDiva Fischer die Rock-Song-Diva Funny van Dannen seine feinen Derbheiten in die Welt schickt. Und das für maximal den halben Preis. Allerdings, wer Max Goldt schon beim letzten Mal verpasst hat, wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, denn man weiß ja nie, wann solche Schriftsteller und Wortmeister wieder auftauchen und bestaunt haben muss man den Mann ja ... – wenn man ihn schon am Vorabend verpasst hat bei der Shakespeare Company. Fischer, Goldt, van Dannen – wohin? So wird abgewägt werden und klagend gefragt: Warum spielen die alle an einem Tag? Kann man das nicht besser koordinieren? Kann man sicher. Und hätten sich BLG-Forum, Schlachthof und Shakespeare Company rechtzeitig miteinander ins Benehmen gesetzt, dann ständen sie nun nicht vor dem Konkurrenzkampf um das Bremer Szenepubli- kum, das angeblich so große Schnittmengen von Fischer, van-Dannen und Goldt-Fans hat, dass die Entscheidung für Goldt Lücken bei Fischer reißt, oder der Tim dem Funny die notwendigen Beitragszahler wegschnappt. Aber ist dem wirklich so? Tummeln sich in Bremen wirklich so viele androgyne Ex-Punks mit Spaß an intellektueller Wortjonglage, die sich einfach nicht entscheiden können, ob Goldt, van Dannen oder Fischer? Die drei Künstler haben jeder für sich ein so eigenes Profil, dass sich auch für jeden ein eigenes Publikum findet. Die Frage ist nur, ist es so groß, dass es die gewählten Räumlichkeiten füllt und die Kosten der Veranstalter einspielt – und wie viele gibt’s, die dennoch zwei wenn nicht gar drei der Herren erleben wollen würden? Großstädtische Gleichzeitigkeit oder geordnete Konkurrenz? Genau geprüft, wären leere Sitze in den Sälen wohl kein Problem der großen Publikumsschnittmengen, sondern wohl doch eher Lücken in der substanziellen Publikumsmenge. Und wenn das so ist, dann hat eben großstädtische Gleichzeitigkeit künstlerischer Angebote in Bremen keine adäquate Nachfrage und in Zukunft wird sich kein Veranstalter diese Gleichzeitigkeit leisten wollen. Dann sorgt der so genannte Markt für eine geordnete Verteilung großer Ereignisse – nach dem Motto „this town ain’t big enough“ ... Wenn’s dennoch klappt am 28. März und alle Hütten werden voll – dann darf Bremen sich doch groß fühlen: Großstadt, Kulturstadt, Musikstadt, darf’s ein bisschen mehr sein? Wer keine Tickets mehr kriegt fürs Herrenprogramm, dem sei als Alternative noch der Jazz von Carolyn Hume und Paul May im Sendesaal empfohlen. (Ronald M. Funke) Viel gehört, gern gehört DER MEISTER, II. ich bin ja kein crack, also ich hör einfach nur so gern bob dylan, seit mein erster freund mir dessen lieder vorspielte. im gegensatz zu meinem freund war ich auch nie auf einem konzert dieser nie endenden bob-dylan-tour. in diesem fall ziehe ich mein eigenes bild von bob dylan vor: das ist ein wirrer, junger mann mit gitarre und mundharmonika, der tolle texte singt und ein bisschen aussieht wie mein damaliger freund. einfluß auf meinen musikgeschmack hatte auch mein älterer bruder, der gerne roxy music hörte. also kauf ich jetzt neugierig brian ferrys „dylanesque“ genanntes cover-album. und da hör ich dann diese schönen texte, durchaus auch mit überzeugung vorgetragen, von einer auch schon vergangenen stimme. diese musik ist vertraut heimatlich. und machmal vielleicht passender als der holprige meister selber. aber was ich niemals hören möchte, ist, dass mir bap-veteran niedecken was von herrn dylan präsentiert. schon dieser art der übersetzung will ich mich entziehen, um nicht entzaubert zu werden. und bap war immer schon so musik, die den zug nicht nur verpasst, sondern gar nicht erst gesehen hatte. (schalom potberg) Wolfgang Niedecken liest und singt Dylan am 30. März um 21 Uhr in der Music Hall Worpswede. Bob Dylan singt am 4. April in der Color Line Arena in Hamburg. Brian Ferry: „Dylanesque“ ist gerade bei Virgin/EMI erschienen. Mi. 27. 3. + Do. 28. 3., 19.30 Uhr MAX GOLDT: QQ Theater am Leibnizplatz Der eine oder die andere erinnert sich vielleicht noch: Bevor Max Goldt seine Karriere als Buchautor und gefürchteter Kolumnist begann, war er die eine Hälfte von Foyer des Arts, die uns mit „Wissenswertem über Erlangen“ beglückten. Heute sucht er ganz stiekum nach QQ, was „quiet quality“ bedeutet. Mi. 28.03., 20 Uhr TIM FISCHER: REGEN BLG-Forum, Am Speicher XI. Zu Tim Fischers ersten Songs auf jungen Bremer Bühnen, noch nachdem er verschärft auf Zarah Leander machte, gehörte auch deren trüb-schönes „Ich steh’ im Regen“. Jetzt hat er den Regen zum Programm gemacht – mit dem der Chansonnier nun durch den Frühling reist. Mi. 28.03., 20 Uhr CAROLYN HUME & PAUL MAY DUO Radio Bremen Sendesaal Die britische Pianistin Carolyn Hume veröffentlicht ihre Alben auf Leo Feigins Londoner Label Leo Records, das ein Sammelbecken für Jazz-Avantgardisten von Joelle Leandre bis Simon Nabatov ist. Allerdings klingt die Musik von Carolyn Hume keineswegs futuristisch und experimentell, eher verhangen, ein wenig düster, wie aus dem Halbschatten. Ob es Jazz ist oder etwas anderes, mag jeder selbst entscheiden. Zumindest sind die Klangreisen voller Poesie und ausgemachter Fragilität. Trommler Paul May steuert den Takt dazu bei. Mi. 28. 3., 20 Uhr FUNNY VAN DANNEN: ZURÜCK IM PARADIES Schlachthof, Kesselhalle Nächstes Jahr lebt der hinreißende Sänger und Leser 30 Jahre in Berlin und 50 Jahre auf der Welt. Viel seiner bisherigen Lebenszeit hat Funny van Dannen mit dem Beobachten, dem Aufschreiben und dem Liedermachen verbracht. Schon 2007 geht’s per Buch zurück ins Paradies. Fr. 30. 3., 18 Uhr EDGE OF AMERICA VON JAMES EYRE Kino 46, Waller Heerstraße 46 Dass sich diesseits der Authentizitätshuberei schöne Filmgeschichten erzählen lassen, zeigt das „First Nations Festival“ (29.3. bis 1.4.). Neun FilmemacherInnen – neun Perspektiven auf indigenes Kino. Darunter James Eyres „Edge of America“ (2003), in dem ein afroamerikanischer Lehrer seinen Job in einer „Native American High School” in Utah antritt. Inmitten amouröser und identitätspolitischer Verwirrungen wird Lehrer Williams Coach des BasketballTeams „Lady Warriors“. Fr. 30. 3., 20 Uhr LUIS DI MATTEO Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 Er ist einer der letzten großen Bandoneonistas von der La-Plata-Mündung, an der bekanntlich der Tango erfunden wurde – Buenos Aires und Montevideo streiten noch heute, welcher Metropole der Ruhm gebührt. Luis di Matteo ist eine Art Bindeglied zwischen traditioneller Tango-Auffassung und der modernen Variante, die mit Astor Piazzolla begründet wurde. Der zierliche kleine Mann aus Uruguay fühlt sich dabei nicht allein dem populären 2/4-Takt verpflichtet, mischt gerne auch rauere und archaischere Formen wie Candombé darunter. Fr. 30. 3., 21 Uhr WOLFGANG NIEDECKEN LIEST UND SINGT BOB DYLAN Music Hall, Worpswede Nicht zu Unrecht gilt BAPGründer und –Frontmann Wolfgang Niedecken vielen als deutscher Bob Dylan: Zwei Seelen kommen zusammen, wenn er Dylans Autobiographie „Chronicles“ liest. Und Niedecken singt die Songs seines „Meisters“, die eine ganze Generation von Rockmusikern und -fans geprägt haben: „Bob Dylan war für mich wie ein Urknall. Der Sänger unserer Schülerband, bei der ich der wenig an Lyrik interessierte Bassist war, kam eines Tages mit dem Text von ,Like a Rolling Stone’ an. Von da an war nichts mehr wie bisher. Ohne Bob Dylan wäre mein Leben anders verlaufen.“ Fr. 30. 3., 22 Uhr WACKELKONTAKT Energieleitzentrale BLG-Forum, Speicher XI.9 Der Wackelkontakt knüpft Kontakte: elektronische und soziale. Dafür hat sich der Party-Untergrund Bremens zusammengetan und bespielt eine Nacht lang mit DJs und Liveacts der Stadt die Energieleitzentrale. Jetzt ist es endlich soweit: Der Brückenbau zwischen den Szenen beginnt – um die Party zu feiern, auf der sich alle wohlfühlen, auf 7 Ebenen für 7 Euro: minimal & techno, electro & breakz, drum&bass, psytrance & goa, hiphop & elektronika breakcore, chill & chai. Sa. 31. 3. + So. 1. 4., 20 Uhr CRIMINAL TANGO steptext dance project, Schwankhalle Sa. 31. 3., 20.30 Uhr KAROSHI VON MICHAEL RETTIG Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 Di. 3. 4., 21 Uhr PADDY MILNER BAND Radio Bremen Sendesaal MO 26. MAR - SO 08. APR 2007 Mi. 27. 3., 19.30 Uhr | Theater am Leibnizplatz MAX GOLDT: QQ Do. 28. 3., 19.30 Uhr | Theater am Leibnizplatz MAX GOLDT: QQ Mi. 28.03., 20 Uhr | BLG-Forum, Am Speicher XI. TIM FISCHER: REGEN Eine Performance über Performance: Musiker, Schauspieler und Video-Künstler begeben sich auf eine widerborstige Suche nach dem zeitgemäßen „homo oeconomicus“, gefangen zwischen Höchstleistungsdogma und Flexibilitätsfallstricken – bis „Karoshi“ ihn erwartet, der ehrenhafte (?) Tod durch Überarbeitung. Ein grotesker Seitenblick auf unsere sich selbst hochpitchende Arbeitswelt. Sa. 31. 3., 20 Uhr AUDREY VISIBLE FORMS Römer, Fehrfeld 31 Als die vier Damen aus Göteborg ihre ersten Songs aufnahmen, sprangen Mäuse zwischen den Instrumenten herum. Etwas vom Geist jenes Abbruchhauses in der schwedischen Großstadt teilt sich in ihren düster heranschwingenden Arrangements bis heute mit. Der erste Longplayer „Visible Forms“ ist bis zur Sicht- und Hörbarkeit der Songform entschleunigt und erinnert an die eigenartige Ruhe der amerikanischen Band „Low“. Sa. 31. 3., 19.30 Uhr GÄRTNERIN AUS LIEBE VON WOLFGANG AMADEUS MOZART Theater am Goetheplatz In diesem frühen MozartSingspiel begegnet die Gartenbaukunst der Schicksalsmacht. In klangsprachlicher Hinsicht weist der Finger des gerade einmal 19-jährigen Komponisten schon deutlich Richtung Figaro und Giovanni. Bevor Wagners ultimativer Liebestod (in Tristan und Isolde) im Mai die letzte Pierwoß-Spielzeit operativ beendet, spürt Regisseur Philipp Himmelmann den emotionalen und musikalischen Entwicklungen des typisierten italienischen Adels nach. Mo. 2. 4., 0.05 Uhr TAG DER VERKÄUFERINNEN VON L. KRISTWALDT Deutschlandradio Kultur Wahrlich keine Heldinnen: Weder die junge Verkäuferin Denise aus Zolas „Paradies der Damen“ noch jene Kaufhausangestellten, deren Arbeitsalltag die Hörspiel-Autorin Lisa Kristwaldt 1976 mit dem Mikrofon begleitete. In „Tag der Verkäuferinnen“ blendet Kristwaldt beide Erzählungen in einander – und landet bei Hierarchien, Vorschriften und festen Abläufen. Highlight des Ohr hinter den Kulissen mit Originaltönen: Der NDR-Chor singt Auszüge der Warenhausbetriebsordnung. Di. 3. 4., 19.30 Uhr SIDO HALT’S MAUL, ZAHL EINTRITT Aladin Mit aller Vorsicht gesagt, galt England in der Vergangenheit nicht eben als Brutstätte für smarte Jazzentertainer. Avantgardisten rund um das Londoner Jazz Composers Orchestra gab und gibt es zur Genüge, aber erst der Erfolg eines Jamie Cullum machte auf eine Szene aufmerksam, die Jazz und Pop zusammenbringt. Hier kommt nun ein weiteres Piano- und Vokaltalent, das Blues, Pop, Funk, Boogie und Jazz verquirlt. Der 26jährige Paddy Milner, gebürtiger Schotte, kommt mit seinem Quartett. Mi. 4. 4., 20 Uhr STOPPOK & ARTGENOSSEN Radio Bremen Sendesaal Mi. 28.03., 20 Uhr | Radio Bremen Sendesaal CAROLYN HUME & PAUL MAY DUO Mi. 28. 3., 20 Uhr | Schlachthof, Kesselhalle FUNNY VAN DANNEN: ZURÜCK IM PARADIES Do., 29. 3., 20 Uhr | Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 DAVID SAFIER: MIESES KARMA Fr. 30. 3., 18 Uhr | Kino 46, Waller Heerstraße 46 EDGE OF AMERICA | VON JAMES EYRE Fr. 30. 3., 20 Uhr | Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 LUIS DI MATTEO Fr. 30. 3., 21 Uhr | Music Hall, Worpswede WOLFGANG NIEDECKEN LIEST UND SINGT BOB DYLAN Fr. 30. 3., 22 Uhr | Energieleitzentrale, BLG-Forum, Speicher XI.9 WACKELKONTAKT Sa. 31. 3., 20 Uhr | steptext dance project, Schwankhalle CRIMINAL TANGO Sa. 31. 3., 20.30 Uhr | Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 KAROSHI | VON MICHAEL RETTIG Irgendwie ist Stoppok Ruhrpott. Obwohl er weder in Essen geboren worden ist (vielmehr in Hamburg), noch heute dort lebt (es hat ihn ins Bayrische verschlagen), symbolisiert der Songwriter die Seele des Potts, in dessen Jargon er singt. Dabei ist Stefan Stoppok ziemlich unberechenbar. Zuletzt war er solo unterwegs (mit einem genialen Auftritt im Sendesaal übrigens), nun gibt es neuerlich Grund zur angelegentlichen Verblüffung: Hinter Stoppok & Artgenossen verbirgt sich ein Projekt mit drei indischen Musikern und seinem USKumpel Reggie Worthy (Bass). Sa. 7. 4., 21 Uhr EDGAR BROUGHTON BAND & MAN Music Hall, Worpswede In der Erforschung der rockmusikalischen Vergangenheit ist die Music Hall in England fündig geworden: Die Edgar Broughton Band wurde 1968 in London als die Stimme des Underground berühmt. Die Broughton-Brüder Edgar (Gitarre) und Steve (Drums) sowie Sänger und Bassist Arthur Grant forderten Free-Konzerte, wanderten, weil sie den Worten Taten folgen ließen, sogar in den Knast. Heute, vierzig Jahre später, lassen sie sich ihre Auftritte aber bezahlen. Edgar Broughtons Sohn Luke ist auch dabei, nämlich in der reformierten Band Man, die auch zum Prog-Rock zählt. Sa. 31. 3., 20 Uhr | Römer, Fehrfeld 31 AUDREY Sa. 31. 3., 19.30 Uhr | Theater am Goetheplatz GÄRTNERIN AUS LIEBE | VON WOLFGANG AMADEUS MOZART So. 1. 4., 20 Uhr | steptext dance project, Schwankhalle CRIMINAL TANGO Mo. 2. 4., 0.05 Uhr | Deutschlandradio Kultur TAG DER VERKÄUFERINNEN | VON L. KRISTWALDT Di. 3. 4., 19.30 Uhr | Aladin SIDO | HALT’S MAUL, ZAHL EINTRITT Di. 3. 4., 21 Uhr | Radio Bremen Sendesaal PADDY MILNER BAND Mi. 4. 4., 20 Uhr | Radio Bremen Sendesaal STOPPOK & ARTGENOSSEN Sa. 7. 4., 21 Uhr | Music Hall, Worpswede EDGAR BROUGHTON BAND & MAN Zu Lesen M. FARR: AUF DEN SPUREN VON TIM UND STRUPPI Carlsen Verlag Do. 29. 3., 20 Uhr DAVID SAFIER: MIESES KARMA Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 Die Ehe der Fernsehmoderatorin Kim Lange ist zwar zerrüttet, dafür gewinnt sie den deutschen Fernsehpreis – schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer abstürzenden russischen Raumstation erschlagen wird. Im Jenseits erfährt sie, dass sie in ihrem Leben viel zu viel mieses Karma gesammelt hat. Zur Strafe wird sie als Ameise wiedergeboren. Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht, doch der Weg zurück zum Zweibeiner ist hart und voller Rückschläge. Nach einem kurzen Leben als Beagle wird sie als fettleibige Frittenverkäuferin wiedergeboren und schafft es gerade noch rechtzeitig, die Hochzeit ihres Ex mit ihrer besten Freundin zu sabotieren … + + + WEIT DRAUSSEN + + + Er ist schon ein Fuchs, der Oberammergauer: Um die Pest zu bannen, erfand er vor 374 Jahren die Passionsspiele. Heute ist das Oktoberfest unter den JesuLeidens-Darstellungen ein einträgliches Millionenspiel. Mag gut sein für den Oberammergauer – wir gehen doch lieber zum heimisch-heidnischen Feuer. Ist ja auch am Oster-Deich ... Tanztheater mit behinderten und nicht behinderten DarstellerInnen: Nach einem Mord wäre das Urteil über die unverzagten Malone-Brüder schnell gefällt, wenn nicht die Leiche quicklebendig vom Tathergang berichten würde. Aufgeregte Zeugen variieren zwischen Krimiklischees, selbstdenunzierenden Monologen und gnadenlosen Choreografien – vor, zurück und manchmal auch im Wiegeschritt. + + GROB GESCHNITTEN + + “Ghost Rider“: Schnell vergessen. Selbst eingefleischte Marvel-Comic-Fans sollten sich den Gang ins Kino sparen. Man fragt sich, wer oder was Nicolas Cage geritten hat, mitzuspielen. +++ “Schräger als fiktion“: Schöner, witziger Liebesfilm mit wunderbaren Kameraperspektiven, in dem die Damen die Herren an die Wand spielen. Wird etwas lang - gut für einen Regensonntag. +++ “Die Fälscher“: Vergangenheitsbewältigung auf hohem Niveau. Gute und sehr gute Schauspieler. Der Zuschauer öffnet sich bei witzigen Szenen, um dann die geballte Ladung Betroffenheit in den Bauch zu bekommen. Einziger Mangel: Schlechter Ton. (Lu Men) Weil er „einfach nicht singen konnte“, begann der Berliner mit Dreizehn zu rappen. Bald legte sich Sido sein HipHop-Alias zu – es steht für „Super Intelligentes Drogen Opfer“. Mit der Hauptstadt-Ghetto-Hymne „Mein Block“ schaffte es der junge Mann mit der Maske 2004 nach oben in die deutschen Charts. Seitdem bemüht er sich um den Spagat zwischen dem auf Krawall gebürsteten Independent-Image seines Labels „Aggro Berlin“ und Auftritten vor Teeniehorden bei „The Dome“. + + + WARNUNG + + + Ich weiß, was Sie denken, liebe Werbefachmenschen, und Sie haben Recht: Ihre Branche zu kritisieren ist so sinnreich, wie mit Wasser gegen einen Schwamm vorzugehen. Dennoch: Verschont uns mit zahnlückig grinsenden, dilettantisch rappenden, den Papa zum Hundesuchen in den Regen schickenden und gleich allen anderen Kindern, die die Agenturkarteien so hergeben! Das ist nich süß, sondern bescheuert – Liebe Jungliteraten: Wann ihr Eure erste Dose Fanta getrunken habt, will auch keiner wissen! 29.03 David Safier “Mieses Karma” > Schwankhalle 13.04 Eva Tenzer “Erzähle mir Meer “ | Collage von Wiebke Puls > Stauerei 17.04 Silke Scheuermann “Die Stunde zwischen Hund und Wolf” > Schwankhalle 18.04 Gayle Tufts “Miss Amerika” > Stauerei 24.04 Johann-Günther König “Die Lobbyisten” > Schwankhalle 08.05 Markus Kavka “Elektrische Zahnbürsten” > Stauerei 10.05 Götz W. Werner “Einkommen für Alle” > Schwankhalle Der stets jugendliche Journalist Tim gehört wohl zu den bekanntesten Belgiern. Mit Struppi bereist Tim die Welt, deckt hier einen Skandal auf, rettet dort ein Staatsoberhaupt. Wie real die Welten waren, in denen sich der imaginäre Reporter zu behaupten hatte, zeigt dieses Buch auf ihren Spuren. Der Franzose Michael Farr hat sich die Mühe gemacht, Comic für Comic die Hintergründe zu beleuchten: Fotos, Texte und Dokumente, vor allem aus Hergés Nachlass – eine ernst-amüsante Wiederbegegnung mit einem Meister grafischen Erzählens. SCHWANKUNGEN-RADIO Dienstag bis Samstag: 7-8 und 12-13 Uhr: TAGWERK Talk und Kultur +++++ Mittwoch + Donnerstag 22-1 Uhr: SPÄTWERK Musik + Literatur +++++ Samstag 31.3. 11 Uhr KULTURKÖPFE: Burghard Rausch, Musikredakteur, 13 Uhr RADIO REVOLUTION mit Sabrina Zwach & Herbert Fritsch +++++ Samstag 7.4. 11 Uhr KULTURKÖPFE: Jens Schröder, Florist, 13 Uhr DIE ZWEITE CHANCE mit Friedrich Liechtenstein +++++ UKW 92.5 oder >www.Schwankungen.de Impressum: Infos & Service: Herausgeber: kulturg.u.t. e.V., Künstlerhaus Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112 28201 Bremen www.shakespeare-company.com www.radiobremen.de www.schlachthof-bremen.de www.schwankhalle.de www.kino46.de www.musichall-worpswede.de www.myspace.com/wackelkotakt_hb www.roemer-bremen.de www.bremertheater.com www.dradio.de www.aladin-bremen.de Redaktion: Eva Oelker, Carsten Werner, Tim Schomacker und Christian Emigholz Gestaltung: www.b7UE.com Schwankungen@Schwankhalle.de www.Schwankhalle.de www.Schwankungen.de No Logo