Schwankungen*06

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SCHWANKUNGEN
UNVOLLSTÄNDIG | KOMPLEX | WEIT
# 0 6
|
2 6 .
M Ä R Z
2 0 0 7
|
1 4
T A G E
K U L T U R
F Ü R
B R E M E N
Vom Comic zum
Cover und rétour
Tango in Bremen
DER
MEISTER, I.
Die Spedition zeigt Arbeiten von Savage Pencil und Dennis Tyfus
„Hyolk Yolk! Ol’ Mudder Nature
musta bin on L.S.D…”, brüllt eine Kreatur
einer anderen zu. Die Augen des wolfsähnlichen Schreihalses treten aus den
Augenhöhlen hervor, Speicheltropfen –
oder Angstschweiß? – scheinen den Kopf
zu umflattern. Ein siamesisches Zwillingsschweinchen tritt durch einen
Torbogen. Als es in die Welt gespuckt
wurde, meint das Wolfswesen, war
Mutter Natur wohl gerade auf einem
schlechten Trip.
Den Figuren des aus Leeds
stammenden Künstlers „Savage Pencil“
fehlt es oft an Bodenhaftung. Sie scheinen
durch ihre kleinteiligen Welten der Underground-Comix zu schweben – diffus,
verdreht, wie in ständiger Veränderung
begriffen. Die wellen- oder strudelartigen
Striche deuten Bewegung und Raum an,
doch bleiben sie bewusst flach, zweidimensional. Einige der Bilder und Plattencover von „Savage Pencil“ sind Anfang
April in den Räumlichkeiten der Spedition
auf dem Gelände des ehemaligen Güter-
bahnhofs am Bremer Hauptbahnhof zu
sehen.
Nicht zufällig ist es eine synthetische Droge, die der Natur da in die
Speisefolge hineinbehauptet wird. Am
Beispiel abessinischer Graffiti hat der
Ethnologe Michel Leiris schon Anfang der
1930er Jahre über die Geschichte der
„sprechendsten Zeichen, die der Mensch
den Dingen einprägt“ nachgedacht:
„Überall neigt er dazu, die Natur zu vergewaltigen und ihr auf anscheinend
uneigennützige Weise die Spuren seines
Wirkens einzugraben“, schrieb Leiris und
zieht eine gedachte Linie von der Höhlenmalerei bis zu den Kritzeleien auf den
Wänden der öffentlichen Bedürfnisanstalten unserer Tage: Überall gibt es
symbolische Zeichnungen und Ideogramme. Sie gehören zur Geschichte
einer grafischen Kunst, die parallel zur
Schrift entsteht und sich beständig
weiter entwickelt.
Angefangen mit seiner Serie
„Rock’N’Roll Zoo“, die Mitte der 1970er
Jahre regelmäßig im Musikmagazin
„Sounds“ erschien, entwickelte Edwin
Pouncey alias „Savage Pencil“ Bilder
und Bildgeschichten. Er zeichnete vom
Psychedelischen abstrahierte Plattencover, etwa für „Sonic Youth“ oder die
Drone-Künstler „sunnO)))“. Pounceys
Bilder sind irritierende Abbildungen von
Gedanken und Erfahrungen eher als von
handhabbarer äußerer Wirklichkeit.
Eine innere Realität verbindet Situationen und Figuren, die stets ein
eigentümliches Eigenleben zu führen
beginnen, sobald man sie betrachtet.
(Tim Schomacker)
Arbeiten von „Savage Pencil“ sind vom 1.
bis 15. April (täglich 15 bis 20 Uhr) in der
Spedition am Güterbahnhof zu sehen –
angereichert von ängstlich-verspielten
Bildern des belgischen Zeichners Dennis
Tyfus. Zur Eröffnung spielt am 31. März
um 20 Uhr das norwegische Elektro-Duo
Jazkamer, für das beide Künstler Plattencover gestaltet haben.
Die Geburt des Komponisten
aus dem Geist des Katers
This Town Ain’t Big Enough...
...for three of us?
Seit fast 50 Konzerten bringt „R.E.M.“ Kleinode und Großversuche
aus den Archiven der Elektronischen Musik zu Gehör
„Wir sind ja alle wahnsinnig
Retro im Moment“, sagt der Komponist
Christoph Ogiermann: „Wenn meine
Ziehtochter nach Hause kommt und sich
was ‚Neues’ zum Anziehen gekauft hat,
sieht das verdammt nach Fünfziger oder
Sechziger aus. Vielleicht kommt das
daher, dass wir jetzt mal wissen wollen,
wie wir wurden, was wir sind.“ Aus der
Enkelperspektive hat sich Ogiermann im
März mit den Musik- und Menschenbildern
seiner kompositorischen Großväter
beschäftigt: Ausgangspunkt war ein
Briefwechsel zwischen dem Amerikaner
John Cage und dem Franzosen Pierre
Boulez – echte Big Names der mittlerweile
schon klassischen zeitgenössischen
Musik. Ogiermann: „Beide sagen: Dieses
Ich, dieses komische Subjekt, das sich da
gebildet hat, ist ein zu überwindendes,
ein abzuschaffendes.“ Kontrollfreak
Boulez trifft auf einen objektivistischen
Cage, der den Ausdruck als Idee verwirft.
Opa bastelt sich
eine Musikmaschine
Während sich die Jungstars
der Nachkriegsmusik mit kompositorischen Grundsatzentscheidungen
beschäftigen, schläft Rune Lindblad im
Göteborger Slottskogen Park ein. Von
einer langen Party kommend, werden
dem 30-Jährigen Körper und Geist
schwer. Irgendwann wacht Lindblad auf,
hört Geräusche aus einem nahe gelegenen Restaurant, hört Hunde bellen und
Möwen schreien, in einiger Entfernung
dröhnt der Stadtverkehr. Lindblad beginnt
Geräusche aufzunehmen und schneidet
aus dem Material das erste von 200
Elektronikstücken zusammen – es heißt
„Party“. Bis zu seinem Tod 1991 wird
Lindblad zu einem der wichtigsten
Komponisten elektronischer Musik – und
ist immer noch sehr wenig bekannt. Für
derart Un- oder Wenigbekanntes schafft
seit fast fünfzig Konzerten die Reihe
„R.E.M.“ Hör-Räume. Nach einer Tour
durch verschiedene Orte ist die „Reihe
elektronischer Musik“ wieder an ihren
Ausgangspunkt zurückgekehrt: auf den
Teerhof. Begonnen hatte alles im Museum
Weserburg, jetzt gastiert man in der GAK.
Gegen
Hörkonditionen
„Die Raumsuche, die vielen
Gäste bedeuten einen ungeheuren
Verwaltungsaufwand“, erzählt Ogiermann. „Wir versuchen händeringend,
wieder mehr inhaltlich zu arbeiten und
nicht alle Arbeit und Energie in die
Verwaltung zu stecken.“ Zu seinen
Mitstreitern und -auswählern zählen die
Musikerin/Komponistin Lilian von Haussen und der Filmemacher Jan van Hasselt.
Der Grundgedanke: „Warum macht man
nicht Konzerte mit medialer Musik? Es
gibt ja seit mindestens fünfzig Jahren
eine ausgeweitete Tradition elektronischer Musik.“Neben bekannten
Namen wie Xenakis, Nono und Berio
tauchen eben auch ungehörte wie
Lindblad bei „R.E.M.“ auf. „Er kommt aus
einem Arbeiterhaushalt“, erzählt
Ogiermann. „Er ist Autodidakt und
schließt sich keiner der Schulen an, die
sich in den 1950er Jahren vehement
herausbilden. Er macht einfach alles –
und das in einer ziemlich wilden Mischung.“ In der Tat: In „Pedagogik“ von
1972 zum Beispiel zerschneidet Lindblad
die Anweisungen eines Musiklernbuchs:
„Wer kann Klavierspielen?“ Auf Deutsch
mit unüberhörbar skandinavischem
Akzent: „Die Melodie geht so / Die Note /
Du singst ja falsch!“ Einsam vor sich hin
werkelnd, fand Lindblad immer neue
Gerätschaften. „Seine Infragestellung
von Hörkonditionen ist nicht unbedingt
kalkuliert – er macht das einfach“, erzählt
Ogiermann begeistert. (Tim Schomacker)
„Manens Död. Ein Abend für Rune
Lindblad“ ist am Donnerstag, 29. März,
um 20 Uhr in der GAK, Teerhof 21, zu
erleben. Informationen zu „R.E.M.“ unter
>www.pgnm.de
Bei der Renaissance des
originären südamerikanischen Tango vor
rund 25 Jahren ist Bremen in einer
überaus glücklichen Position gewesen.
Denn hier sind sie alle aufgetreten, die
alten Bandoneonmeister und die jungen
Musiker, die Verfechter des traditionellen
Tangostils und auch die Vertreter des
Tango Nuevo inklusive seines Erfinders
Astor Piazzolla (am Rande bemerkt, fand
kurioserweise der erste seiner zwei
Auftritte im Vorprogramm von Milva und
in der Stadthalle statt). Ein solch frühes
Glück wie Bremen, wohin alles kam,
was zuvor in Paris, dem europäischen
Tangozentrum jener Jahre, auf seine
Tauglichkeit geprüft worden war, hatten
nicht viele deutsche Städte. Und so brach
hier ein kleines Tangofieber aus. Mann
und Frau tanzten Tango – auch mitten in
der Nacht.
Im Zeichen des Tango-Revivals
besuchte auch der Uruguayer Luis di
Matteo erstmals 1983 Bremen. Seitdem
ist der kleine Bandoneonvirtuose ziemlich
regelmäßig hier aufgetreten, mit ausgesprochen unterschiedlichen Besetzungen: Mal solo, mal im Quintett, mal
sogar mit einem Streichorchester. Luis
di Matteo ist mit Astor Piazzolla gut
bekannt, ja befreundet gewesen seit den
fünfziger Jahren und hat später in dessen
Orchester gespielt. Aber di Matteo hat
einen anderen Weg als den des Tango
Nuevo eingeschlagen, obwohl er dessen
Motive durchaus verwendet: Seine
Tangoauffassung ist poetischer, oft
genug klingen seine Stücke zerrissen
und unruhig, nutzen dabei Metaphern von
Jazz und Klassik, aber auch TangoVorformen wie Candombé oder Milonga. Am deutlichsten wird das in Luis di
Matteos Solospiel, jetzt wieder in Bremen
zu erleben: Der Meister und sein
Bandoneon.
(che)
Luis di Matteo, solo in der Schwankhalle am 30. März
Tim Fischer, Funny van Dannen,
Max Goldt...alle an einem Tag. Ich kann
mich gar nicht entscheiden...bin ich denn
in Berlin...? - Nein, hallo aufgewacht... ist
nicht Berlin, ist das normal großstädtische Angebot in Bremen am 28. März
2007. Ein Bremer Mittwochabend mit
einem kulturellen Angebot für die Szene,
wie man es sich eigentlich wünscht.
Doch wo geht der Szenefreak,
die Freakin hin? Tim Fischer, hat jeder
schon ein paar mal gesehen, aber der
Mann wird ja immer besser und da steht
man sicher nicht im „Regen“, sondern in
einer wohl gut ge-füllten BLG-Halle in der
nun gerade an-gesagten Überseestadt.
Mengenwärme und Gekuschel und das
Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben kommen hier zusammen und
dieser Bestätigungsfaktor ist ja für den
Kulturmenschen nicht unerheblich.
Andererseits, warum in die Überseestadt radeln, wo im zentraler gelegenen Schlachthof statt der ChansonDiva Fischer die Rock-Song-Diva Funny
van Dannen seine feinen Derbheiten in
die Welt schickt. Und das für maximal den
halben Preis. Allerdings, wer Max Goldt
schon beim letzten Mal verpasst hat, wird
sich die Gelegenheit nicht entgehen
lassen, denn man weiß ja nie, wann solche
Schriftsteller und Wortmeister wieder
auftauchen und bestaunt haben muss
man den Mann ja ... – wenn man ihn schon
am Vorabend verpasst hat bei der
Shakespeare Company.
Fischer, Goldt, van
Dannen – wohin?
So wird abgewägt werden und
klagend gefragt: Warum spielen die alle
an einem Tag? Kann man das nicht besser
koordinieren? Kann man sicher. Und
hätten sich BLG-Forum, Schlachthof und
Shakespeare Company rechtzeitig
miteinander ins Benehmen gesetzt, dann
ständen sie nun nicht vor dem Konkurrenzkampf um das Bremer Szenepubli-
kum, das angeblich so große Schnittmengen von Fischer, van-Dannen und
Goldt-Fans hat, dass die Entscheidung
für Goldt Lücken bei Fischer reißt, oder
der Tim dem Funny die notwendigen
Beitragszahler wegschnappt.
Aber ist dem wirklich so? Tummeln sich in Bremen wirklich so viele
androgyne Ex-Punks mit Spaß an intellektueller Wortjonglage, die sich einfach
nicht entscheiden können, ob Goldt, van
Dannen oder Fischer? Die drei Künstler
haben jeder für sich ein so eigenes Profil,
dass sich auch für jeden ein eigenes Publikum findet. Die Frage ist nur, ist es so
groß, dass es die gewählten Räumlichkeiten füllt und die Kosten der Veranstalter einspielt – und wie viele gibt’s, die
dennoch zwei wenn nicht gar drei der
Herren erleben wollen würden?
Großstädtische
Gleichzeitigkeit oder
geordnete Konkurrenz?
Genau geprüft, wären leere Sitze
in den Sälen wohl kein Problem der
großen Publikumsschnittmengen, sondern wohl doch eher Lücken in der substanziellen Publikumsmenge. Und wenn
das so ist, dann hat eben großstädtische
Gleichzeitigkeit künstlerischer Angebote
in Bremen keine adäquate Nachfrage und in Zukunft wird sich kein Veranstalter
diese Gleichzeitigkeit leisten wollen.
Dann sorgt der so genannte Markt für
eine geordnete Verteilung großer Ereignisse – nach dem Motto „this town
ain’t big enough“ ...
Wenn’s dennoch klappt am 28.
März und alle Hütten werden voll – dann
darf Bremen sich doch groß fühlen:
Großstadt, Kulturstadt, Musikstadt,
darf’s ein bisschen mehr sein? Wer keine
Tickets mehr kriegt fürs Herrenprogramm, dem sei als Alternative noch der
Jazz von Carolyn Hume und Paul May im
Sendesaal empfohlen. (Ronald M. Funke)
Viel gehört,
gern gehört
DER
MEISTER, II.
ich bin ja kein crack, also ich
hör einfach nur so gern bob dylan, seit
mein erster freund mir dessen lieder
vorspielte. im gegensatz zu meinem
freund war ich auch nie auf einem konzert
dieser nie endenden bob-dylan-tour. in
diesem fall ziehe ich mein eigenes bild
von bob dylan vor: das ist ein wirrer,
junger mann mit gitarre und mundharmonika, der tolle texte singt und ein
bisschen aussieht wie mein damaliger
freund. einfluß auf meinen musikgeschmack hatte auch mein älterer bruder,
der gerne roxy music hörte. also kauf ich
jetzt neugierig brian ferrys „dylanesque“
genanntes cover-album. und da hör ich
dann diese schönen texte, durchaus auch
mit überzeugung vorgetragen, von einer
auch schon vergangenen stimme. diese
musik ist vertraut heimatlich. und machmal vielleicht passender als der holprige
meister selber. aber was ich niemals
hören möchte, ist, dass mir bap-veteran
niedecken was von herrn dylan präsentiert. schon dieser art der übersetzung
will ich mich entziehen, um nicht entzaubert zu werden. und bap war immer
schon so musik, die den zug nicht nur
verpasst, sondern gar nicht erst gesehen
hatte.
(schalom potberg)
Wolfgang Niedecken liest und singt Dylan
am 30. März um 21 Uhr in der Music Hall
Worpswede.
Bob Dylan singt am 4. April in der Color
Line Arena in Hamburg.
Brian Ferry: „Dylanesque“ ist gerade bei
Virgin/EMI erschienen.
Mi. 27. 3. + Do. 28. 3., 19.30 Uhr
MAX GOLDT:
QQ
Theater am Leibnizplatz
Der eine oder die andere erinnert sich vielleicht noch: Bevor Max
Goldt seine Karriere als Buchautor und
gefürchteter Kolumnist begann, war er
die eine Hälfte von Foyer des Arts, die
uns mit „Wissenswertem über Erlangen“
beglückten. Heute sucht er ganz stiekum
nach QQ, was „quiet quality“ bedeutet.
Mi. 28.03., 20 Uhr
TIM FISCHER:
REGEN
BLG-Forum, Am Speicher XI.
Zu Tim Fischers ersten Songs
auf jungen Bremer Bühnen, noch nachdem
er verschärft auf Zarah Leander machte,
gehörte auch deren trüb-schönes „Ich
steh’ im Regen“. Jetzt hat er den Regen
zum Programm gemacht – mit dem der
Chansonnier nun durch den Frühling reist.
Mi. 28.03., 20 Uhr
CAROLYN HUME &
PAUL MAY DUO
Radio Bremen Sendesaal
Die britische Pianistin Carolyn
Hume veröffentlicht ihre Alben auf Leo
Feigins Londoner Label Leo Records, das
ein Sammelbecken für Jazz-Avantgardisten von Joelle Leandre bis Simon
Nabatov ist. Allerdings klingt die Musik
von Carolyn Hume keineswegs futuristisch und experimentell, eher verhangen,
ein wenig düster, wie aus dem Halbschatten. Ob es Jazz ist oder etwas
anderes, mag jeder selbst entscheiden.
Zumindest sind die Klangreisen voller
Poesie und ausgemachter Fragilität.
Trommler Paul May steuert den Takt dazu
bei.
Mi. 28. 3., 20 Uhr
FUNNY VAN DANNEN:
ZURÜCK IM PARADIES
Schlachthof, Kesselhalle
Nächstes Jahr lebt der hinreißende Sänger und Leser 30 Jahre in
Berlin und 50 Jahre auf der Welt. Viel
seiner bisherigen Lebenszeit hat Funny
van Dannen mit dem Beobachten, dem
Aufschreiben und dem Liedermachen
verbracht. Schon 2007 geht’s per Buch
zurück ins Paradies.
Fr. 30. 3., 18 Uhr
EDGE OF AMERICA
VON JAMES EYRE
Kino 46, Waller Heerstraße 46
Dass sich diesseits der Authentizitätshuberei schöne Filmgeschichten erzählen lassen, zeigt das „First
Nations Festival“ (29.3. bis 1.4.). Neun
FilmemacherInnen – neun Perspektiven
auf indigenes Kino. Darunter James Eyres
„Edge of America“ (2003), in dem ein
afroamerikanischer Lehrer seinen Job in
einer „Native American High School” in
Utah antritt. Inmitten amouröser und
identitätspolitischer Verwirrungen wird
Lehrer Williams Coach des BasketballTeams „Lady Warriors“.
Fr. 30. 3., 20 Uhr
LUIS DI MATTEO
Schwankhalle,
Buntentorsteinweg 112
Er ist einer der letzten großen
Bandoneonistas von der La-Plata-Mündung, an der bekanntlich der Tango erfunden wurde – Buenos Aires und Montevideo streiten noch heute, welcher Metropole der Ruhm gebührt. Luis di Matteo ist
eine Art Bindeglied zwischen traditioneller
Tango-Auffassung und der modernen
Variante, die mit Astor Piazzolla begründet wurde. Der zierliche kleine Mann aus
Uruguay fühlt sich dabei nicht allein dem
populären 2/4-Takt verpflichtet, mischt
gerne auch rauere und archaischere
Formen wie Candombé darunter.
Fr. 30. 3., 21 Uhr
WOLFGANG NIEDECKEN
LIEST UND SINGT BOB DYLAN
Music Hall, Worpswede
Nicht zu Unrecht gilt BAPGründer und –Frontmann Wolfgang Niedecken vielen als deutscher Bob Dylan:
Zwei Seelen kommen zusammen, wenn
er Dylans Autobiographie „Chronicles“
liest. Und Niedecken singt die Songs
seines „Meisters“, die eine ganze Generation von Rockmusikern und -fans
geprägt haben: „Bob Dylan war für mich
wie ein Urknall. Der Sänger unserer
Schülerband, bei der ich der wenig an
Lyrik interessierte Bassist war, kam eines
Tages mit dem Text von ,Like a Rolling
Stone’ an. Von da an war nichts mehr wie
bisher. Ohne Bob Dylan wäre mein Leben
anders verlaufen.“
Fr. 30. 3., 22 Uhr
WACKELKONTAKT
Energieleitzentrale
BLG-Forum, Speicher XI.9
Der Wackelkontakt knüpft
Kontakte: elektronische und soziale. Dafür
hat sich der Party-Untergrund Bremens
zusammengetan und bespielt eine Nacht
lang mit DJs und Liveacts der Stadt die
Energieleitzentrale. Jetzt ist es endlich
soweit: Der Brückenbau zwischen den
Szenen beginnt – um die Party zu feiern,
auf der sich alle wohlfühlen, auf 7 Ebenen
für 7 Euro: minimal & techno, electro &
breakz, drum&bass, psytrance & goa,
hiphop & elektronika breakcore, chill &
chai.
Sa. 31. 3. + So. 1. 4., 20 Uhr
CRIMINAL TANGO
steptext dance project,
Schwankhalle
Sa. 31. 3., 20.30 Uhr
KAROSHI
VON MICHAEL RETTIG
Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112
Di. 3. 4., 21 Uhr
PADDY MILNER BAND
Radio Bremen
Sendesaal
MO 26. MAR - SO 08. APR 2007
Mi. 27. 3., 19.30 Uhr | Theater am Leibnizplatz
MAX GOLDT: QQ
Do. 28. 3., 19.30 Uhr | Theater am Leibnizplatz
MAX GOLDT: QQ
Mi. 28.03., 20 Uhr | BLG-Forum, Am Speicher XI.
TIM FISCHER: REGEN
Eine Performance über Performance: Musiker, Schauspieler und
Video-Künstler begeben sich auf eine
widerborstige Suche nach dem zeitgemäßen „homo oeconomicus“, gefangen
zwischen Höchstleistungsdogma und
Flexibilitätsfallstricken – bis „Karoshi“ ihn
erwartet, der ehrenhafte (?) Tod durch
Überarbeitung. Ein grotesker Seitenblick
auf unsere sich selbst hochpitchende
Arbeitswelt.
Sa. 31. 3., 20 Uhr
AUDREY
VISIBLE FORMS
Römer, Fehrfeld 31
Als die vier Damen aus Göteborg ihre ersten Songs aufnahmen,
sprangen Mäuse zwischen den Instrumenten herum. Etwas vom Geist jenes
Abbruchhauses in der schwedischen
Großstadt teilt sich in ihren düster heranschwingenden Arrangements bis heute
mit. Der erste Longplayer „Visible Forms“
ist bis zur Sicht- und Hörbarkeit der
Songform entschleunigt und erinnert an
die eigenartige Ruhe der amerikanischen
Band „Low“.
Sa. 31. 3., 19.30 Uhr
GÄRTNERIN AUS LIEBE
VON WOLFGANG AMADEUS MOZART
Theater am Goetheplatz
In diesem frühen MozartSingspiel begegnet die Gartenbaukunst
der Schicksalsmacht. In klangsprachlicher Hinsicht weist der Finger des gerade einmal 19-jährigen Komponisten
schon deutlich Richtung Figaro und
Giovanni. Bevor Wagners ultimativer
Liebestod (in Tristan und Isolde) im Mai
die letzte Pierwoß-Spielzeit operativ
beendet, spürt Regisseur Philipp Himmelmann den emotionalen und musikalischen
Entwicklungen des typisierten italienischen Adels nach.
Mo. 2. 4., 0.05 Uhr
TAG DER VERKÄUFERINNEN
VON L. KRISTWALDT
Deutschlandradio Kultur
Wahrlich keine Heldinnen:
Weder die junge Verkäuferin Denise aus
Zolas „Paradies der Damen“ noch jene
Kaufhausangestellten, deren Arbeitsalltag
die Hörspiel-Autorin Lisa Kristwaldt 1976
mit dem Mikrofon begleitete. In „Tag der
Verkäuferinnen“ blendet Kristwaldt beide
Erzählungen in einander – und landet bei
Hierarchien, Vorschriften und festen
Abläufen. Highlight des Ohr hinter den
Kulissen mit Originaltönen: Der NDR-Chor
singt Auszüge der Warenhausbetriebsordnung.
Di. 3. 4., 19.30 Uhr
SIDO
HALT’S MAUL, ZAHL EINTRITT
Aladin
Mit aller Vorsicht gesagt, galt
England in der Vergangenheit nicht eben
als Brutstätte für smarte Jazzentertainer. Avantgardisten rund um das Londoner Jazz Composers Orchestra gab
und gibt es zur Genüge, aber erst der
Erfolg eines Jamie Cullum machte auf eine
Szene aufmerksam, die Jazz und Pop
zusammenbringt. Hier kommt nun ein
weiteres Piano- und Vokaltalent, das
Blues, Pop, Funk, Boogie und Jazz verquirlt. Der 26jährige Paddy Milner, gebürtiger Schotte, kommt mit seinem
Quartett.
Mi. 4. 4., 20 Uhr
STOPPOK &
ARTGENOSSEN
Radio Bremen Sendesaal
Mi. 28.03., 20 Uhr | Radio Bremen Sendesaal
CAROLYN HUME & PAUL MAY DUO
Mi. 28. 3., 20 Uhr | Schlachthof, Kesselhalle
FUNNY VAN DANNEN: ZURÜCK IM PARADIES
Do., 29. 3., 20 Uhr | Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112
DAVID SAFIER: MIESES KARMA Fr. 30. 3., 18 Uhr | Kino 46, Waller Heerstraße 46
EDGE OF AMERICA | VON JAMES EYRE
Fr. 30. 3., 20 Uhr | Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112
LUIS DI MATTEO
Fr. 30. 3., 21 Uhr | Music Hall, Worpswede
WOLFGANG NIEDECKEN LIEST UND SINGT BOB DYLAN
Fr. 30. 3., 22 Uhr | Energieleitzentrale, BLG-Forum, Speicher XI.9
WACKELKONTAKT
Sa. 31. 3., 20 Uhr | steptext dance project, Schwankhalle
CRIMINAL TANGO
Sa. 31. 3., 20.30 Uhr | Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112
KAROSHI | VON MICHAEL RETTIG
Irgendwie ist Stoppok Ruhrpott. Obwohl er weder in Essen geboren
worden ist (vielmehr in Hamburg), noch
heute dort lebt (es hat ihn ins Bayrische
verschlagen), symbolisiert der Songwriter die Seele des Potts, in dessen
Jargon er singt. Dabei ist Stefan Stoppok
ziemlich unberechenbar. Zuletzt war er
solo unterwegs (mit einem genialen
Auftritt im Sendesaal übrigens), nun gibt
es neuerlich Grund zur angelegentlichen
Verblüffung: Hinter Stoppok & Artgenossen verbirgt sich ein Projekt mit drei
indischen Musikern und seinem USKumpel Reggie Worthy (Bass).
Sa. 7. 4., 21 Uhr
EDGAR BROUGHTON BAND
& MAN
Music Hall, Worpswede
In der Erforschung der rockmusikalischen Vergangenheit ist die Music
Hall in England fündig geworden: Die
Edgar Broughton Band wurde 1968 in
London als die Stimme des Underground
berühmt. Die Broughton-Brüder Edgar
(Gitarre) und Steve (Drums) sowie
Sänger und Bassist Arthur Grant forderten Free-Konzerte, wanderten, weil
sie den Worten Taten folgen ließen, sogar
in den Knast. Heute, vierzig Jahre später,
lassen sie sich ihre Auftritte aber bezahlen. Edgar Broughtons Sohn Luke ist
auch dabei, nämlich in der reformierten
Band Man, die auch zum Prog-Rock zählt.
Sa. 31. 3., 20 Uhr | Römer, Fehrfeld 31
AUDREY
Sa. 31. 3., 19.30 Uhr | Theater am Goetheplatz
GÄRTNERIN AUS LIEBE | VON WOLFGANG AMADEUS MOZART
So. 1. 4., 20 Uhr | steptext dance project, Schwankhalle
CRIMINAL TANGO
Mo. 2. 4., 0.05 Uhr | Deutschlandradio Kultur
TAG DER VERKÄUFERINNEN | VON L. KRISTWALDT
Di. 3. 4., 19.30 Uhr | Aladin
SIDO | HALT’S MAUL, ZAHL EINTRITT
Di. 3. 4., 21 Uhr | Radio Bremen Sendesaal
PADDY MILNER BAND
Mi. 4. 4., 20 Uhr | Radio Bremen Sendesaal STOPPOK & ARTGENOSSEN
Sa. 7. 4., 21 Uhr | Music Hall, Worpswede
EDGAR BROUGHTON BAND & MAN
Zu Lesen
M. FARR: AUF DEN SPUREN
VON TIM UND STRUPPI
Carlsen Verlag
Do. 29. 3., 20 Uhr
DAVID SAFIER:
MIESES KARMA
Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112
Die Ehe der Fernsehmoderatorin Kim Lange ist zwar zerrüttet, dafür
gewinnt sie den deutschen Fernsehpreis
– schade eigentlich, dass sie noch am
selben Abend von den Trümmern einer
abstürzenden russischen Raumstation
erschlagen wird. Im Jenseits erfährt sie,
dass sie in ihrem Leben viel zu viel mieses
Karma gesammelt hat. Zur Strafe wird
sie als Ameise wiedergeboren. Gutes
Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht,
doch der Weg zurück zum Zweibeiner ist
hart und voller Rückschläge. Nach einem
kurzen Leben als Beagle wird sie als
fettleibige Frittenverkäuferin wiedergeboren und schafft es gerade noch
rechtzeitig, die Hochzeit ihres Ex mit ihrer
besten Freundin zu sabotieren …
+ + + WEIT DRAUSSEN + + +
Er ist schon ein Fuchs, der Oberammergauer: Um die Pest zu bannen, erfand er
vor 374 Jahren die Passionsspiele. Heute
ist das Oktoberfest unter den JesuLeidens-Darstellungen ein einträgliches
Millionenspiel. Mag gut sein für den Oberammergauer – wir gehen doch lieber zum
heimisch-heidnischen Feuer. Ist ja auch
am Oster-Deich ...
Tanztheater mit behinderten
und nicht behinderten DarstellerInnen:
Nach einem Mord wäre das Urteil über
die unverzagten Malone-Brüder schnell
gefällt, wenn nicht die Leiche quicklebendig vom Tathergang berichten würde.
Aufgeregte Zeugen variieren zwischen
Krimiklischees, selbstdenunzierenden
Monologen und gnadenlosen Choreografien – vor, zurück und manchmal auch im
Wiegeschritt.
+ + GROB GESCHNITTEN + +
“Ghost Rider“: Schnell vergessen. Selbst
eingefleischte Marvel-Comic-Fans sollten
sich den Gang ins Kino sparen. Man fragt
sich, wer oder was Nicolas Cage geritten
hat, mitzuspielen. +++ “Schräger als
fiktion“: Schöner, witziger Liebesfilm mit
wunderbaren Kameraperspektiven, in
dem die Damen die Herren an die Wand
spielen. Wird etwas lang - gut für einen
Regensonntag. +++ “Die Fälscher“: Vergangenheitsbewältigung auf hohem
Niveau. Gute und sehr gute Schauspieler.
Der Zuschauer öffnet sich bei witzigen
Szenen, um dann die geballte Ladung
Betroffenheit in den Bauch zu bekommen.
Einziger Mangel: Schlechter Ton. (Lu Men)
Weil er „einfach nicht singen
konnte“, begann der Berliner mit Dreizehn
zu rappen. Bald legte sich Sido sein HipHop-Alias zu – es steht für „Super Intelligentes Drogen Opfer“. Mit der Hauptstadt-Ghetto-Hymne „Mein Block“ schaffte es der junge Mann mit der Maske 2004
nach oben in die deutschen Charts. Seitdem bemüht er sich um den Spagat
zwischen dem auf Krawall gebürsteten
Independent-Image seines Labels „Aggro
Berlin“ und Auftritten vor Teeniehorden
bei „The Dome“.
+ + + WARNUNG + + +
Ich weiß, was Sie denken, liebe Werbefachmenschen, und Sie haben Recht: Ihre
Branche zu kritisieren ist so sinnreich,
wie mit Wasser gegen einen Schwamm
vorzugehen. Dennoch: Verschont uns mit
zahnlückig grinsenden, dilettantisch
rappenden, den Papa zum Hundesuchen
in den Regen schickenden und gleich allen
anderen Kindern, die die Agenturkarteien
so hergeben! Das ist nich süß, sondern
bescheuert – Liebe Jungliteraten: Wann
ihr Eure erste Dose Fanta getrunken habt,
will auch keiner wissen!
29.03 David Safier “Mieses Karma” > Schwankhalle
13.04 Eva Tenzer “Erzähle mir Meer “ | Collage von Wiebke Puls > Stauerei
17.04 Silke Scheuermann “Die Stunde zwischen Hund und Wolf” > Schwankhalle
18.04 Gayle Tufts “Miss Amerika” > Stauerei
24.04 Johann-Günther König “Die Lobbyisten” > Schwankhalle
08.05 Markus Kavka “Elektrische Zahnbürsten” > Stauerei
10.05 Götz W. Werner “Einkommen für Alle” > Schwankhalle
Der stets jugendliche Journalist Tim gehört wohl zu den bekanntesten
Belgiern. Mit Struppi bereist Tim die Welt,
deckt hier einen Skandal auf, rettet dort
ein Staatsoberhaupt. Wie real die Welten
waren, in denen sich der imaginäre Reporter zu behaupten hatte, zeigt dieses
Buch auf ihren Spuren. Der Franzose
Michael Farr hat sich die Mühe gemacht,
Comic für Comic die Hintergründe zu
beleuchten: Fotos, Texte und Dokumente,
vor allem aus Hergés Nachlass – eine
ernst-amüsante Wiederbegegnung mit
einem Meister grafischen Erzählens.
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