in NRW - nrw sports

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in NRW - nrw sports
WM 2006
in NRW
Interview M. Rosenberg
Schalke und
Victoria
Die Aufsteiger
Alemannia Aachen
VFL Bochum
Beach-Volleyball
Saison 2006
smart beach
tour 2006
KARSTADT FIFA WM 2006™ KOLLEKTION +++ KARSTADT FIFA WM 200
Editorial
Zur FußballWeltmeisterschaft wünscht
die nrw sports…
- der deutschen Nationalmannschaft viele Tore und den Titel
- den Brasilianern den Final-Einzug
- allen anderen Teilnehmern ansonsten viel Erfolg
- allen WM-Touristen Sonne, nette Kellner
und bequeme Hotel-Betten
- möglichst vielen Fans möglichst viele Eintrittskarten
- möglichst vielen Fans gute „internationale Beziehungen“
- allen Hooligans einen ordentlichen Sonnenbrand
- allen WM-Muffeln schöne Zufluchtsorte
- allen TV-Zuschauern weniger Beckmann und viel weniger Kerner
- dass die Welt vor allem in Köln, Dortmund und Gelsenkirchen
zu Gast bei Freunden ist
und bitte keine verstopften Autobahnen, Regenwetter und tröstende
Umarmungen der deutschen Bundeskanzlerin für Klinsis Final-Verlierer
Die nrw sports Redaktion
Katrin Diener
Matthias Görgens
Wolfgang Niehoff
2 | nrw sports 3-2006
Henry Sprenger
Timo Sczuplinski
Stefan Bunse
Jörg Porstmann
Alexander Morel
Steve Kaminski
Amina Hannani
Stefan Puks
Tessa Kunanz
Tino Hermanns
Christian Brausch
Kai Griepenkerl
Heiko Buschmann
Thomas Tartemann Tom Aust
Markus Italiani
Sarah Landsiedel
nrw sports 3-2006 | 3
INHALT
WM 2006
in NRW
Interview M. Rosenberg
Schalke und
Victoria
26
Die Aufsteiger
Alemannia Aachen
VFL Bochum
Beach-Volleyball
Saison 2006
smart beach
tour 2006
Inhalt
52
3
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KARSTADT FIFA WM 2006™ KOLLEKTION +++ KARSTADT FIFA WM 200
Editorial
Short Stories
Fußball-WM 2006 und NRW-Austeiger - SPECIAL
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Ehrung unserer Fußball-Weltmeister von 1954 bis 2003
Die WM-Spielorte Köln - Dortmund - Gelsenkirchen
Die großen WM-Stars - Goldfüsse
Endspielort Berlin - Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin
Sport-Ausrüster - Nike - Kompetenz und Kunststücke
WM-Helden - Rahn schiesst! Illgner hält! Und Metzelder?
Fußball kann soooo schön sein...
Sportsponsoring - FUJI, FIFA und FUSSBALL
Interview mit Michael Rosenberg: 5 Jahre Victoria und Schalke
Schalke - Saison 2005-06 - Bundesliga-Vierter und UEFA-CUP Halhfinale
Schalkes Nationalspieler - Warum ich?
VFL Bochum feiert Rekord-Wiederaufstieg
Fans - Die Bochumer Jungen 1972
Alemannia Aachen - Aufsteiger - Der schwarz-gelbe Wahnsinn
Beach-Volleyball - SPECIAL
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smart beach tour 2006
Die besten Deutschen - „Sandkasten-Spieler“
Sommer, Sonne, Traums(tr)ände - Beach-Volleyball weltweit
The Boys from Ipanema oder California Dreamin`?
Henkel Sportsponsoring - „Klagenfurt
Klagenfurt und Paris sind das Nonplusultra“
DVV - Aus Kinderschuhen in Sieben-Meilen-Stiefel
WM 2006 - - Unsere Volleyballer sind dabei
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Startort Düsseldorf - 1.400 Kilometer deutschland-tour 2006
Box-Weltmeisterin Regina Hallmich - Glückwunsche zum 50. Sieg
Sparda Bank Brückenlauf - Bisher scien immer die Sonne
Vorschau und Impressum
SHORTSTORIES
zusammengetragen von Daniel Neuen
„Homo fanaticus“ Geburtshelfer,
Das ganze Land ist im Fußball WM-Fieber. Zeit für die klugen
Köpfe der Bundesrepublik, aus den Elfenbeintürmen der Wissenschaft hinunterzusteigen und sich mit interessiertem Forscherblick
in die Fankurven der Fußballstadien zu stellen. Der Musikpsychologe Reinhard Kopiez nahm in einem Krankenkassenmagazin dabei sogar einen interdisziplinären Blickwinkel ein und verpasste
dem gemeinen Durchschnittsanhänger die soziologische Kategorie
„homo fanaticus“. Begründung: Im Stadion versuche der individualisierte, aus seinen familiären Bindungen weitgehend gelöste
Single von heute sein Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit zu
befriedigen. Weitere mehr oder minder wissenswerte Wahrheiten
aus der Welt der Fußball-Forschung gibt es übrigens in dem Buch
„Fußball – eine Wissenschaft“ von Hans-Georg Weigand. Und
nicht vergessen: Die Wahrheit liegt auf dem Platz.
Träneneimer
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht
zu sorgen. Bestes Beispiel der 1. FC Köln. Ganz findige Hasser des
rheinischen Fahrstuhl-Klubs haben sich zum vierten Abstieg innerhalb von acht Jahren etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um
ihre hämische Anteilnahme an dem Schicksal und den Leiden der
Domstädter zu demonstrieren. Für 8,95 Euro wird das FC-Fanset
angeboten: mit Träneneimer, Heultuch, Fahne (Brenndauer etwa 45
Minuten), Fanschal zum Erhängen (bis 150 Kilo) und Straßenatlas
für die Zweite Bundesliga. Beim Kauf von zwei Sets gibt’s einen
Rechenschieber gratis dazu: zum Gegentore mitzählen.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
6 | nrw sports 3-2006
Dompteur,
Autor
Jean-Marcel Nartz
Die Faszination Boxen beschränkt sich nicht nur auf den Sport,
sie wird auch in großen Teilen von den innerhalb der Faustkämpfer-Szene handelnden Personen gespeist. Interessante Typen finden
sich nämlich nicht nur im Ring, sondern auch im Hintergrund.
EiCosmin Uilacan
ner von ihnen ist der Kölner Jean-Marcel Nartz. Der Technische
Leiter der Universum Box-Promotion wurde im Mai 60 Jahre alt.
Der gelernte Koch installierte einst mit seinem Stiefvater die Ringbeleuchtungen, war Ringsprecher, Boxfunktionär und ist einer der
Väter des deutschen Box-Booms. Während die Stars der Szene im
medialen Rampenlicht stehen, sorgt Nartz dafür, dass das Licht
nicht verlöscht. Er zieht unsichtbar die Fäden im Hintergrund: Auswahl der Hallen und Hotels, Buchung der Flüge, Koordination der
TV-Übertragungen – die Liste seiner Aufgaben ist schier endlos.
Nartz, der sein Handy praktisch nie ausschalten darf, meint: „Ich
komme mir manchmal vor wie ein Zirkusdirektor, der die Raubtiere, die Clowns und die Artisten bei Laune halten muss.“ Kein
Wunder, dass er auch seine Frau Alexia beim Boxen kennen gelernt
hat. Noch drei bis vier Jahre will Nartz weiterarbeiten, danach ein
Buch schreiben über seine Erlebnisse bei 238 Kampfabenden. Darauf dürfen sich sicherlich nicht nur die Box-Fans freuen.
Quelle: dpa
Mobbing
auf dem Trainingsplatz
Die Amtszeit von Weltmeister Jürgen Kohler beim MSV Duisburg dauerte bekanntlich nur drei Monate. Für ihn ist es wahrscheinlich besser so. Wie unlängst in einer sensationellen Enthüllung bekannt geworden ist, wurde Kohler bei den Zebras nach allen
Regeln der Fußballer-Zunft gemobbt. Als der sogenannte „Kokser“
eines Morgens zum Training erschien, fehlten die Tore auf dem
Übungsplatz. „Für einen Bundesligisten unfassbar“, mopperte
der Trainer-Novize wiederholt über die unprofessionellen Bedingungen beim Ruhrgebietsklub – was ihm schließlich den Kopf
kostete. Doch auch sein Nachfolger Heiko Scholz wurde schnell
Opfer des Psychoterrors am Arbeitsplatz. Bei dessen Debüt standen
gleich drei Tore auf dem Rasen…
Quelle: 11 Freunde
SHORTSTORIES
Metrosexuell
„Psychologie, Yoga – ist der Fußball unter Jürgen Klinsmann
weiblicher geworden?“ Antwort von Dortmunds Nationalspieler
Christoph Metzelder: „Ich glaube, das liegt insgesamt im Trend.
Metrosexualität ist doch ohnehin so ein Schlagwort, das die Entwicklung der letzten Jahre zusammenfasst: Als Mann mal Schwäche zeigen dürfen. Sich auch für andere Dinge interessieren. In der
Gesellschaft macht sich darüber kaum noch jemand lustig, nur im
Fußball gibt es da noch Nachholbedarf.“
Quelle: Die Zeit
Wo ist Lehmann?
Was macht fast genauso viel Spaß wie Fußball gucken? Richtig,
Panini-Einklebebildchen sammeln. Erwachsene Männer können
sich endlich wieder wie 6-jährige Jungs fühlen. Eine Reminiszenz
an die guten alten Zeiten, als das Leben noch so einfach war. Doch
die immer komplexer werdenden Zusammenhänge der globalisierten Welt werfen jetzt einen dunklen Schatten auf die romantische
Idylle der Klebebilder. Weil der in den USA wohnende Bundestrainer Jürgen Klinsmann den in England spielenden Torwart Jens
Lehmann unter strikter und gnadenloser Anwendung des neoliberalen Leistungsimperativs als Nummer 1 für das deutsche Tor nominierte, stößt das wundervoll romantische Panini-Prinzip an seine
Grenzen. Es kann einfach nicht Schritt halten, mit den turbokapitalistischen Grausamkeiten der modernen Gesellschaft: 16 Feldspieler sind im aktuellen Album pro WM-Teilnehmer aufgeführt und
nur ein Torhüter – Oliver Kahn. Eine nationale Sammler-Katastrophe, die sich da seit Januar zusammenbraute (denn da musste
Panini sein „WM-Aufgebot“ vom DFB absegnen lassen) und in der
heißen Phase vor der Weltmeisterschaft über Deutschland hereinbricht. Als hätten wir nicht schon genug Probleme! Aber immerhin:
Lehmann wurde als Bildchen nachgeschoben. Sozusagen eine offiziell lizenzierte Sonderedition, denn die passenden Daten, sonst im
Sammelalbum unter dem Einkleberahmen platziert, wurden gleich
mitgeliefert.
Quelle: taz
Double-
Double-Bezwinger
Bis zur WM war es noch mehr als einen Monat hin, trotzdem
ballerte sich ein Mann für immer in die Geschichtsbücher des Fußballs. Cosmin Uilacan schoss in der 41. Minute für seinen Bonner
SC das 1:0 im Freundschaftsspiel gegen den – von der Meisterfeier
noch mächtig angeschlagenen – FC Bayern München. Der Oberligist geht damit als erster Double-Double-Bezwinger in die Analen
ein und der Jubel war entsprechend.
Ein Flecken
auf der weißen Weste
Nach Aussage von TuSEM-Prokurist Jens Wachowitz jubelten
auch die Regionalliga-Handballer des TV Korschenbroich „wie die
Weltmeister“, nachdem sie dem um zwei Spielklassen zwangsweise zurückgestuften Essener Traditionsklub tatsächlich ein 28:28Remis abgetrotzt hatten – der einzige Punktverlust des TuSEM
in der ganzen Saison. Dem Revierklub war das Fleckchen auf der
weißen Weste egal: Der Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga
stand schon lange vorher fest. Glückwunsch!
nrw sports 3-2006 | 7
SHORTSTORIES
SHORTSTORIES
Ein
kleines
Stück WM
Miss-Erfolgs-Fans
Ein Phänomen
Es gibt Leute, die muss man einfach verachten. Die Frau mit dem
vollgepackten Einkaufswagen, die sich an der Supermarktkasse
vordrängelt, obwohl man selbst nur eine Milchtüte in der Hand
hält. Hundehalter, die ihre Bulldogge mit den Worten „der will
nur spielen“ auf die Reise schicken. Johannes B. Kerner. Und den
Erfolgs-Fan natürlich.
Der Erfolgs-Fan ist eine Spezies, die sich immer breiter macht
im Fußball. Und zunehmend international agiert. Den BayernAnhänger kennt noch jeder aus der Schulzeit. Es gibt ihn weiterhin,
auch durchaus zahlreich. Doch er wird eingeholt von einem
zusammenwachsenden Europa. Immer mehr Erfolgs-Fans „fiebern“
mit Klubs wie Arsenal London, dem FC Barcelona oder dem AC
Mailand.
Egal, wo sie agieren, alle Erfolgs-Fans haben etwas gemeinsam: Sie
waren noch nie im Stadion, können maximal fünf Spieler ihres Teams
aufzählen und lieben es, die echten Fans aus dem Bekanntenkreis
mit deren Misserfolgen aufzuziehen. So ist es und so wird es immer
sein. Könnte man meinen.
Doch nun hat Deutschland ein Phänomen erfasst, dass die schöne
heile Fußball-Welt aus den Fugen geraten lässt: der MisserfolgsFan, bislang untrennbar mit dem FC St. Pauli verbunden. Nachdem
die Kiez-Kicker 2001 die Bundesliga enterten, um direkt wieder
abzusteigen und Richtung Drittklassigkeit zu taumeln, feierte der
Misserfolgs-Fan seinen Durchbruch. Immer mehr Leute liefen mit
„Retter“-Shirts durch die Gegend und sagten Sätze wie „Pauli ist
einfach Kult“.
Dieser Personenkreis macht nicht einmal mehr vor den Stadiontoren
Halt. Die Misserfolgs-Fans kommen nicht des Fußballs wegen in
die Arenen, sondern weil sie feiern wollen – vor allem sich selbst.
Und man hat beinahe das Gefühl, sie würden noch lauter schreien,
wenn ihr Team zurückliegt. Bei St. Pauli müssen die vielen echten
Anhänger schon fast um Karten kämpfen. Das ist nur der Anfang,
Kandidaten für potenzielle Freunde des Misserfolgs gibt es zahlreich.
Mal schauen, was für einen Zuschauerschnitt der 1. FC Köln in der
zweiten Liga erreicht. Irgendwie irritierend. Aber der Fußball ist ja
schließlich für alle da.
8 | nrw sports 3-2006
Du bist Deutschland! Deutschland hat die WM! Also gehört doch
auch Dir ein kleines Stückchen Weltmeisterschaft, nicht wahr?
Warum stellst Du Dir solche Fragen, Du kennst doch die Antwort.
Oder wie viele Karten hast Du genau bekommen? Null? Och,
schade. Dabei bist DU doch ein ECHTER Fan.
Aber das solltest Du doch wissen. Als Fußball-Fan hast Du bei der
Weltmeisterschaft nichts zu suchen. Schau doch nur mal in Deinen
Bekannten-Kreis, dann kennst Du die Auswahl-Kriterien beim
Ticketvergabe-Verfahren. Du musst entweder a) ein komplettes
Arschloch sein oder darfst b) keine Ahnung vom Fußball haben.
Wer beide Voraussetzungen erfüllt, kommt in den VIP-Bereich.
Du weißt, dass es so ist, aber weh tut es schon. Wenn die zwei
älteren Damen neben Dir im Zug darüber klagen, dass ihre Männer
Karten für England gegen Schweden bekommen haben und sie nun
mitgehen müssen, dann möchtest Du am liebsten schreien. Du willst
ihnen zurufen: „Das ist meine WM,
gebt sie mir wieder.“ Wie ein kleines
Kind, dem man das Schäufelchen
weggenommen hat. Aber Du hast
allen Grund zur Erregung, schließlich
würdest Du Dich schon über ein Ticket
für Iran gegen Angola in Leipzig freuen,
Sichtbehinderung inklusive.
Doch so langsam fragst Du Dich, ob sich
der Ärger überhaupt lohnt. Während also noch die fünfte Bestellphase
läuft, gehst auch Du in die nächste Ebene über: Verdrängen. Du
sagst dir, dass es doch toll ist, die vielen verschiedenen Kulturen zu
erleben und zu wissen, dass die Ronaldinhos, Zidanes und Beckhams
ganz nah bei Dir sind – auch wenn Du sie nur mit Deinen Kumpels
auf der Großbildleinwand siehst. Ob das wirklich wirkt? Du weißt
es nicht, aber versuchen kann man es mal…
Texte von Kai Griepenkerl
nrw sports 3-2006 | 9
SPORTLER-EHRUNG – SPORT TRIFFT KULTUR – SPARDA-AWARD
Der Titel ist möglich
Landesregierung ehrte die Fußball-Weltmeister aus NRW
Der Endspurt der Vorbereitungen auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Nordrhein-Westfalen war nobel: Genau vier
Wochen vor Beginn der WM ehrte die NRW-Landesregierung
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Turniere von 1954 bis
2003. Im Düsseldorfer Ständehaus K21 fanden sich bei der schon
traditionellen Veranstaltung „Sport trifft Kultur“, durchgeführt von der Landesregierung, dem LandesSportBund NRW
und dem Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verband
mit Unterstützung der Sparda-Bank West eG.
Weltmeister trafen Promis
Mit dabei waren unter anderem Hans Schäfer (Wunder-Weltmeister von 1954), Berti Vogts und Rainer Bonhof (Weltmeister
1974) Thomas Häßler und Olaf Thon (Weltmeister 1990) sowie
Bettina Wiegmann (Weltmeisterin 2003) – man sieht: die lebenden Legenden beweisen, dass der Titel trotz aller Unkenrufe auch
in diesem Jahr möglich ist. Das sah auch NRW-Sportminister Dr.
Ingo Wolf so: „Unsere Weltmeisterinnen und Weltmeister zeigen:
Erfolg ist machbar. Das gibt uns Zuversicht für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006.“ Zum angeregten Plausch mit den Kickern
trafen sich Laudatoren wie Pianist und Sänger Paul Kuhn, BAPGründer Wolfgang Niedecken oder Schauspielerin Marie-Luise
Marjan. Wie immer war auch das Begleitprogramm äußerst attraktiv gestaltet. Höhepunkt war der Auftritt der Londoner King´s Singers. Für gute Stimmung unter den geladenen Gästen sorgten der
Kölner Jugendchor St. Stephan und die Band „Engelbert Wrobel´s
Swing Society“. Moderatorin Ines Riedel (WDR) sowie der Kabarettist Werner Schneyder führten souverän durch den Gala-Abend.
Fußball-Fieber bei der Sparda-Bank West
Zum vierten Mal in Folge wurde die Veranstaltung „Sport trifft
Kultur“ von der Sparda-Bank West unterstützt. Natürlich hat auch
die berufsbedingt eher kühlen Rechner des Geldinstituts das kollektive Fußball-Fieber ergriffen. Im WM-Jahr präsentiert die SpardaBank West eine Aktion der besonderen Art: Alle Geschäftsstellen
erhalten einen von den WM-Protagonisten handsignierten NRWBall, der in den Geschäftsstellen zu Gunsten der „respect-Kampagne“ des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes,
bei der sich prominente Fußballer für Toleranz und gegenseitige
Achtung engagieren, versteigert wird.
Text:
Daniel Neuen
WM-Helden: Thon (r,) mit dem farbenfrohen Ball aus der „NRW-Gastgeberkampagne“
10 | nrw sports 3-2006
„Fußball“-Weltmeisterschaftliche Frauenpower
Hans Schäfer (1. FC Köln), einer der letzten „Helden von Bern“
„Icke“ Hässler (l.) und Toni Schumacher (r.) beide 1.FC Köln
Schauplatz der Ehrung: Das Düsseldorfer Ständehaus K21
Ministerpräsident J. Rüttgers mit M. v. Richthofen Ex-DSB-Präsident
„Paulchen“ Kuhn (3. v. l.) neben Innenminister Dr. Ingo Wolf (3. v. l.)
Der Höhepunkt des Abends: Der Auftritt der Londoner King‘s Singers
Ein echter Hingucker und Hinhörer: Der Kölner Jugendchor St. Stephan
Fotos:
NRW Innenministerium
nrw sports 3-2006 | 11
FUSSBALL WM 2006 – Unsere Spieler aus NRW
Unsere National Spieler aus NRW
Sieger, Prinzen und Blondinen
Der Kader für die WM steht. 23 Hoffnungsträger hat Bundestrainer Jürgen Klinsmann für seine Mission Weltmeisterschaft benannt. 13 davon stammen aus Nordrhein-Westfalen
oder spielen für einen Klub aus dem bevölkerungsreichsten
Bundesland. „nrw sports“ stellt sie vor.
Jens Lehmann: Schon vor der WM ein Sieger. Vom DJK Heisingen über Schwarz-Weiß Essen, Schalke 04, AC Mailand, Borussia Dortmund und Arsenal London ins deutsche Tor. „Jensational“, wie der von der Daily Mail getaufte „Held in Lederhosen“
quasi auf der Zielgeraden seinem Konkurrenten Oliver Kahn
eben jene Beinkleidung herunterzog und endlich die leidige Torwart-Debatte beendete. Hoffentlich bleibt das nicht sein einziger
Verdienst um den deutschen Fußball im Jahr 2006. Beim ChampionsLeague-Finale seines Arsenal London gegen den CF Barcelona sorgte Lehmann jedenfalls wieder für Schlagzeilen – für
negative, denn er Keeper holte nach 18 Spielminuten Barcelona
Stürmer Samuel Eto’o von den Beinen. Lehman sah rot.
Arne Friedrich: Der in Bad Oeynhausen geborene Hertha-Spieler wurde nach nur zwei Bundesliga-Partien in die Nationalmannschaft berufen. Rekord! Denn nicht mal Wolfgang Overath, Franz
Beckenbauer und Günter Netzer waren so schnell.
Marcell Jansen: Gladbachs bestes Fohlen im Stall. Als gebürtiger Mönchengladbacher ist Jansen Identifi kationsfigur und
schaffte trotz großer Konkurrenz die Etablierung im BundesligaKader der Borussia.
Jens Nowotny: „Ich bin der uninteressanteste Fußball-Spieler
Deutschlands“, sagte Nowotny über sich selbst. Der Leverkusener
gilt als Musterprofi, der sogar Kaffee meidet. Durch eine starke Rückrunde in der Bundesliga sicherte er sich seinen Platz im
WM-Kader.
Christoph Metzelder: Der bekennende Snooker-Fanatiker
12 | nrw sports 3-2006
schiebt im medialen Rampenlicht eher die ruhige Kugel. Spielte
als 21-Jähriger bereits das WM-Finale 2002, hat nach eigenen
Worten aber kaum eine Erinnerung an den bisherigen Höhepunkt
seiner Karriere.
Sebastian Kehl: Dortmunder Kollege und bester Freund von
Metzelder. Beide sind bekennende Katholiken und ehemalige Ministranten.
Torsten Frings: Der in Würselen geborene Werder-Profi pflegt
seine eigene Meinung. Wegen seiner öffentlich kund getanen Äußerungen über die Dortmunder Finanzmisere eckte er öfters bei
der Borussen-Führung an. Als Youngster hatte er Werders einstigen Mittelfeld-Star Andi Herzog sogar mal als „Lutscher“ bezeichnet.
Oben: KuK Monarchie (Köln und Kerpen) - Prinz Poldi und König Schumi | Unten: Odonkor ganz Objektiv
Bernd Schneider: Leverkusens Routinier. Wegen seiner technischen Fertigkeiten auch als „Schnix“ oder „weißer Brasilianer“
bekannt.
David Odonkor: Klinsis Über-Überraschung. Odonkor läuft die
100 Meter in einer unglaublichen Zeit von 10,7 Sekunden. Von
seiner Nominierung erfuhr der für Borussia Dortmund spielende
22-Jährige durch Spaßvogel Dieter Eilts. Der U-21-Nationaltrainer schockte seinen Lieblingsspieler mit dramatischer Stimme am
Telefon: „Tut mir Leid, aber Du fährst nicht mit zur U-21-EM
nach Portugal.“ Odonkor war seit vier Jahren Stammspieler, fiel
aus allen Wolken. Doch dann hat Eilts ein Einsehen und ließ die
Bombe platzen.
Gerald Asamoah: Sein Spitzname „Blondie“ ist natürlich eine
ironische Reminiszenz an seine ghanaische Herkunft. Auch eine
Verdickung der Herzscheidewand konnte die Länderspiel-Karriere des Schalkers nicht stoppen. Asamoah, der in seiner Heimat
ein leidenschaftlicher Barfuß-Kicker war und die ersten Fußballschuhe gleich weiter verschenkte, macht der Image-Kampagne
nrw sports 3-2006 | 13
FUSSBALL WM 2006 – Unsere Spieler aus NRW
„Du bist Deutschland“ alle Ehre. Und das ist gut so!
Oliver Neuville: Gladbachs Mulitkulti-Olli (Sohn eines deutsches
Kaufmanns und einer italienischen Mutter, in der Schweiz geboren, Nachname stammt vom belgischen Großvater) will am 9. Juli
mit „dem Pott“ feiern.
Lukas Podolski: Auch als Nicht-Kölner muss man ihn irgendwie lieben. Schließlich gilt Poldi trotz eines zwischenzeitlichen
Leistungslochs als der Prinz, der die deutschen Fußball-Fans
im Traum küsst bzw. zum WM-Titel köpft. Standesdünkel oder
sonstige Eitelkeiten sind dem jungen „Monarchen“ – trotz der
Aufregungen in seinem Hofstaat – jedoch scheinbar fremd. Zum
Treffpunkt vor seinem ersten Länderspiel am Kölner Hauptbahnhof erschien Podolski mit einem Ticket für die 2. Klasse und den
Worten: „Hat mir meine Mama gekauft.“ Und beim Confed-Cup
schnappte er sich das Trikot seines Lieblingsspielers Riquelme.
Sonst hält er sich aber an die protokollarischen Pflichten. Fest
eingeplante Auftritte beim Kölner Rosenmontagszug werden für
Länderspiele abgesagt und auch die nationalen Hoffnungen, die
der junge Mann auf seinen Schultern trägt, sind ihm offenbar bewusst. Als Beispiel sei hier nur die Antwort auf die Frage eines
TV-Reporters nach Podolskis Plänen für den 9. Juli genannt: „Da
sind wir Weltmeister!“
Mike Hanke: Der in Hamm geborene Wolfsburger ist in den ersten beiden WM-Spielen rot-gesperrt, ist aber trotz Formschwäche
in der Rückrunde nach eigener Aussage „bereit für die WM“.
Text:
Daniel Neuen
Bernd „Schnix“ Schneider
Held in Lederhosen: Jens Lehmann
„Blondie“ Gerald Asamoah
Christoph Metzelder
14 | nrw sports 3-2006
Fotos:
Firo Sportphoto
Anzeige
Die Fans zu Gast bei Karstadt
Welcher Mann, der verheiratet ist oder eine Freundin
hat, hat das nicht schon mal gehört. „Ich habe nichts
anzuziehen“, jammert das schwache Geschlecht immer
kurz, bevor man auf die Party geht. Und manchmal
weigert sich die Dame dann auch noch, der Einladung
folge zu leisten. Das kann dem bekennenden FußballAnhänger nicht passieren. Auch während der FußballWeltmeisterschaft ist noch Zeit, um sich um die
entsprechende Fan-Ausrüstung für den heimischen
Schrank zu kümmern, denn man kann sich direkt vor
Ort, also in den zwölf WM-Stadien und bei den zwölf
großen Public Viewing Events an den Austragungsorten
mit entsprechender Kleidung eindecken. Im Juni 2006,
wenn „die Welt zu Gast bei Freunden“ ist, hat Karstadt
deutschlandweit 300 offizielle FIFA WM 2006™ Shops
geöffnet. Für Stadionverkauf und Fan-Feste setzt Karstadt
insgesamt 140 Verkaufszelte ein.
Das Motto: Feel the Fan Spirit.
16 | nrw sports 3-2006
Weltmeisterliche Atmosphäre
Rasenteppich auf dem Fußboden, Flutlichtstrahler
in den Ecken und in der Mitte ein Rondell, an dem
Kleidungsstücke mit dem Offiziellen Emblem
kreisen: In den FIFA WM 2006™ Shops dreht sich
alles um die Fussball-WM. Den Anstoß wollte sich
auch die Fußballprominenz nicht entgehen lassen:
Von Beckenbauer bis Klinsmann, von Seeler bis
Schweinsteiger – alles was im deutschen Fußball
Rang und Namen hat, war in einem KARSTADToder KARSTADTsport Haus und sofort vom
Konzept begeistert.
„Wer in Deutschland etwas zum Thema WM
sucht, wird an Karstadt nicht vorbeikommen.
Mit den Offiziellen FIFA WM-Shops sind wir
die erste Anlaufstelle für die Fans aus aller
Welt. Diese Shops gibt es nur bei Karstadt“, so
Dr. Thomas Middelhoff, Vorstandsvorsitzender
Fußballprominenz: Uwe Seeler/Franz Beckenbauer im Offiziellen FIFA WM 2006™ Shop
nrw sports 3-2006 | 17
Anzeige
der KarstadtQuelle AG. „Wir sind bereit, die
WM kann beginnen“, so Middelhoff.
Fußball-Style für Trendbewusste
Zu kaufen gibt es in den Offiziellen FIFA
WM 2006™ Shops neben Schätzen für
Sammler, wie Gedenkmünzen und Pins, vor
allem eine lifestylige Modelinie zum Event des
Jahres. Diese Kollektion wurde von Designern
entwickelt, die auch für andere jugendliche
Trendmarken verantwortlich zeichnen.
Seit Ende 2004 werden exklusiv in den
Offiziellen FIFA WM 2006™ Shops zweimal
jährlich drei neue Kollektionen angeboten, die
auf ganz unterschiedliche Weise das größte
Sportereignis der Welt aufgreifen.
Warmkaufen.
Pünktlich vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft bringen die Karstadt Warenhäuser die
neueste Kollektion mit offiziellen Lizenzprodukten
raus. Thematisch steht bei der neuen Modelinie das
kommende Großereignis im Vordergrund. Hatten
18 | nrw sports 3-2006
sich die vorangegangenen Kollektionen noch stark an FußballHistorie und Fußball als Breitensport angelehnt, sieht man der
neuen Kollektion an, wie nah wir dem größten Sportereignis
der Welt sind: Die abgebildeten Flaggen der teilnehmenden
Nationen, bekannt durch das „Welcome-Shirt“, sind nun in
zahlreichen Varianten, verfügbar. Zudem werden Shirts,
Caps, Handtücher und Schals zu jeder einzelnen Mannschaft
die Fans beim Anfeuern unterstützen. Auch lokale Ereignisse
greift die neue Kollektion auf: In den Shops der WM
Spielorte und in den WM-Stadien wird es Shirts geben,
auf denen der Name der Stadt und die dort stattfindenden
Paarungen verzeichnet sind. Ergänzt wird dieses Sortiment
durch Sammelartikel wie die Panini-Bilderalben, Pins und
Plakate. Die Bestseller vorangegangener Kollektion wie das
Shirt mit Aufdruck „Sportsfreund“ werden auch weiterhin
verfügbar sein.
T-Shirt Team Germany 1
T-Shirt Team Germany 1
T-Shirt Team Germany 2
Welcome-Shirt 1
Welcome-Shirt 2
Wadenbeißer-Shirt
Doppelpass: Karstadt und FIFA WM 2006™
„Gleich und gleich gesellt sich gern“ könnte man sagen,
wenn das größte Sportereignis der Welt und Europas größter
Sporteinzelhändler eine Partnerschaft eingehen. Für die
Kunden heißt das:
„Feel the Fan Spirit.“
FUSSBALL WM 2006 - SPIELORT KÖLN
Viva Colonia
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 – da sind wir dabei.
Das ist prima! Ganz besonders gilt dieses Motto natürlich für
den Austragungsort Köln. Die Domstadt besticht durch pure
Lebensfreude, rheinische Gastfreundschaft und eine schier
unerschütterliche Fußball-Begeisterung ihrer Einwohner, die
selbst die in der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit durchweg
tristen Auftritte des 1. FC Köln zur einer Mischung aus regelmäßig stattfindender „Love Parade“ und Altweiberfastnacht
werden ließ. Kurzum: Köln ist der ideale WM-Spielort, wovon
sich ein Team der „nrw sports“ selbst überzeugen durfte.
Südsee-Flair mit Altstadtpanorama
Wer als WM-Tourist mit der kölschen Lebensart unmittelbar
auf Tuchfühlung gehen will, der sollte das „Kilometer 698“ am
Kölner Tanzbrunnen ansteuern .Im Sommer verwandelt sich das
698 in den „Cologne Beach Club“. Exotische Cocktails, weißer
Sand, Palmen und Liegestühle verbreiten dann echtes SüdseeFlair, das durch das traumhafte Kölner Altstadtpanorama trefflich
abgerundet wird. Der Flirt-Faktor erreicht bei diesem Ambiente
übrigens mühelos rekordverdächtige Höhen.
Nur wenige hundert Meter entfernt befi ndet sich das „Hyatt
Regency“. Das Hotel der Spitzenklasse dürfte während der WM
zur Begegnungsstätte für Prominenz und Funktionäre werden.
Ein herzhaftes Stück Köln
Ein absolutes Muss für alle Sportbegeisterten ist ein Besuch
des „Deutschen Sport- und Olympiamuseums“ am Rheinauhafen. Zu dem sehenswürdigen Inventar gehören unter anderem die
original Torwand aus dem Aktuellen Sportstudio, die Medaillen
des ersten deutschen Olympiasiegers und ein Formel 1-Auto von
Michael Schumacher. Auch ein FC-Maskottchen, ein Plastikgeißbock, darf natürlich nicht fehlen.
Ein herzhaftes Stück Lokalkolorit gibt es auch in der „Brauerei
zur Malzmühle“: Die leckere Hausmannskost spült man am besten
mit einem frisch gezapften Kölsch, das nach herrschender InsiderMeinung zu den besten der ganzen Stadt gehört, hinunter.
Weiter geht es zum nächsten Pflichttermin für alle Besucher
der ehemaligen römischen Siedlung mit Namen Colonia. Das
Stammhaus mit integriertem Ladenlokal des weltberühmten
Duftwassers „4711“ in der Glockengasse wartet. Auch eine Stippvisite am und im
Kölner Dom steht auf dem Programm. Das imposante
Weltkulturerbe
und
Wahrzeichen
der
Stadt darf wirklich bei keiner
Sig h t s e e ing-Tour
fehlen.
Oben: Cologne Beach Club im Kilometer 698
Unten: Olympiamuseum Köln mit Schumachers ersten Formel1 Wagen
Nachtschwärmer haben die Qual der Wahl
Wie auch in den Kneipen, Bars und Restaurants der Stadt. Davon gibt es in Köln bekanntlich unzählige. In der Südstadt ist die
größte Kneipendichte zu verzeichnen. Doch schon allein alle Lokale dieses Stadtteils zu testen, ist unmöglich. Wir mussten uns
mit einer subjektiv ausgewählten Stichprobe behelfen. Die nach
US-amerikanischem Vorbild gestaltete „Joe Champs Sportsbar“
erwies sich mit ihren stadtbekannten Burgern und Drinks dabei
als echter Volltreffer. Mit drei Großleinwänden, 33 Monitoren und
250 Sitzplätzen übrigens eine ideale Public-Viewing-Stätte für die
vielen „Unterprivilegierten“ ohne Tickets.
Die „All Bar One“ dürfte vor allem für die eher verwöhnten
Nachtschwärmer und Party-Gänger im Anschluss an die Spiele
interessant sein.
Das Fazit nach unserer interessanten, äußerst abwechslungsreichen und spannenden Städtetour kann nur lauten:
Viva Colonia!!
Text: Tom Koster,
Katrin Diener
Fotos:
Roland Solich, Firo Sportphoto
„4711-Haus“ in der Glockengasse
Infomationen zum WM-Spielort Köln
KölnTourismus GmbH
Unter Fettenhennen 19, 50667 Köln
Tel.: 0221 - 22 13 04 00
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Dat Herz von Kölle
Im Vergleich zum alt-ehrwürdigen Dom ist das runderneuerte
„RheinEnergie-Stadion“ ein Schmuckstück von noch nicht einmal
jugendlichem Alter. Die Heimspiel-Kathedrale des 1. FC Köln und
der Footballer von den Cologne Centurions dürfte für alle FußballFans zum ultimativen Anlaufpunkt werden – sofern sie denn tatsächlich ein paar der heiß begehrten WM-Karten ergattern konnten.
Wenn die Kicker vom Geißbockheim in der mit Chrom und
Glas architektonisch runderneuerten Arena
auflaufen, dann schlägt und brodelt genau hier das Herz einer ganzen
Stadt. Auch während der
Weltmeisterschaft dürfte die Stimmung
hier problemlos
den Siedepunkt erreichen.
Das Kölner RheinEnergie Stadion
20 | nrw sports 3-2006
nrw sports 3-2006 | 21
FUSSBALL WM 2006 - SPIELORT DORTMUND
Schwarz-gelb
gelb
und schwarz-rot-gold
Metern befindet sich das drehbare Turmrestaurant und bietet mit
seiner traumhaften Aussicht über ganz Dortmund einen wahren Augenschmaus. Ebenfalls in luftige Höhen begeben wir uns im „Kletter
Max“, eine auf einem ehemaligen Brauerei-Gelände untergebrachte
Freeclimbing-Anlage.
Denkt man an Dortmund, denkt man natürlich gleich an
die Borussia. Die 600.000-Einwohner-Stadt und sein traditionsreicher Bundesliga-Klub bilden eine Schicksalsgemeinschaft.
Zwar ist der Verein nahezu überall in der Ruhrgebiets-Metropole präsent, doch wer in schlichtem Schwarz-Gelb-Denken verharrt und Dortmund ansonsten für einen langweiligen und tristen Industriestandort hält, liegt eindeutig falsch. Ein Team der
„nrw sports“ erkundete die Vielseitigkeit des WM-Spielorts.
Audienz im Heiligtum
Gleich als erstes steht eine Audienz im Fußball-Heiligtum auf
dem Programm: das ehemalige „Dortmunder Westfalenstadion“
heute „Signal-Iduna Park“. Im Innenraum können wir die brodelnden
Zuschauer-Massen vor unseren geistigen Ohren singen hören. 60.000
Zuschauer werden in diesem Tempel während der Weltmeisterschaft
ihre „Fußball-Messen“ feiern können. Die lebende Borussen-Legende Aki Schmidt führt uns durch den Stahl- und Stein-Koloss und
berichtet von großen Spielen und unvergessenen Spielern. Während
der Weltmeisterschaft dürften einige neue, interessante Kapitel der
bewegten Westfalenstadion-Historie geschrieben werden. Apropos:
Geschichtsträchtiges lässt sich auch im „Fußballmuseum“ bewundern, dass mit seiner großen Anzahl von Wachsfiguren ehemaliger
Profis stellenweise an das berühmteste Wachsfigurenkabinett der
Welt, „Madame Tussaud“, erinnert. Ansonsten zeugen Pokale, Meisterschalen und Wimpel vom Ruhm der glorreichen Borussen-Vergangenheit.
Blühende Landschaften
Unsere Reise quer durch Zeit und Raum wird auf einer Stadtrundfahrt fortgesetzt. Allerdings tun sich dabei einige sehenswerte
Hindernisse auf. Wo früher 120 Zechen der Schwerindustrie angesiedelt waren, sind „blühende Landschaften“ entstanden: der Westfalenpark, der Botanische Garten, ein Tierpark, die Deutsche Rosengesellschaft, 136 landwirtschaftliche Betriebe, acht Wasserschlösser,
der Aplerbecker Wald oder der Stadtforst Bittermark haben das Gebiet eingenommen. Doch einige alte Fördertürme verbreiten trotz
Strukturwandels weiterhin den Charme der „alten Tage“. Über 50
Museen, das Stadttheater, die Oper und die Philharmonie stehen für
die kulturelle Vielfalt des „neuen“ Ruhrgebiets. Ein Beispiel dafür ist auch die „Depothek“. In dem ehemaligen
Straßenbahndepot sind Ateliers, Theater
und Galerien untergebracht. In der
„Zeche Zollern“ kann man
sich im „Westfälischen
Industriemuseum“
über den harten
Arbeitsalltag
„untertage“
informieren.
Oben: Pete und Armina auf dem Dortmunder Fernsehturm
Unten: Liquid Lounge auf der Hövelstraße
Text:
Piet Keusen
Fotos:
Roland Solich, Firo Sportphoto
Innenansicht des Dortmunder Rathaus
Infomationen zum WM-Spielort Dortmund
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Kicker, Kneipen und kulinarische Spezialitäten
WM-Touristen mit entsprechendem Geschichtsbewusstsein sollten auch einmal am Borsigplatz vorbei schauen. Hier feiern BVBFans und Kicker-Helden nicht nur die gewonnen Titel, hier befindet
sich auch das „Lorbass“ – die Gründungskneipe der Borussia. Auch
die Sports-Bar „Subrosa“ ist einen Besuch wert, ebenso das „Barrock“, wo auch schon mal die Nationalspieler Sebastian Kehl und
Christoph Metzelder einkehren. Das „Restaurant Pferdestall“ lockt
mit allerlei westfälischen Spezialitäten.
Pete Keusen, Aki Schmidt und Armina H.
22 | nrw sports 3-2006
Jetzt wird´s gemütlich
Jetzt wird es aber langsam Zeit für den gemütlichen Teil unserer
Erkundungs-Tour. In der „Hausbrauerei Hövels“ laben wir uns an
den aufgetischten gutbürgerlichen Köstlichkeiten und dem leckeren
Gerstensaft. Bei unserer nächsten Station, dem „Casino Hohensyburg“, gilt es jedoch kühlen Kopf zu bewahren. Zumal nicht nur die
Spieltische einen genaueren Blick lohnen: Das modernste Casino
Nordrhein-Westfalens bietet auch einen exquisiten Gastronomie-Bereich. Und auch für die „Liquid Lounge“ sollte man noch ein paar
Euro in der Tasche haben. Die kleine, aber feine Bar sorgt mit ihrer
ansprechenden Einrichtung und der Beschallung durch einen DJ für
gediegene Atmosphäre zu später Stunde.
Schwindelfrei in Westfalen
Höhepunkte nicht nur
kulinarischer Art erwarten uns im „Florian“, dem 212
Meter hohen
Fe r n s e h turm.
Au f
133
Der Signal Iduna Park
nrw sports 3-2006 | 23
FUSSBALL WM 2006 - SPIELORT GELSENKIRCHEN
Gelsenkirchen -
mit ganzer Seele Schalke
Was weiß denn schon Ailton!
Dass Schalke mitnichten Gelsenkirchen ist, dafür aber Gelsenkirchen mit ganzer Seele Schalke, sollte man als einigermaßen gebildeter Fußball-Anhänger wissen. Denn auch wenn wahrscheinlich alle der knapp 270.000 Einwohner der Ruhrgebietsstadt sich
in großem Maße über ihren Kultklub Schalke 04 definieren, ist
Schalke selbst „nur“ ein Stadtteil der ehemaligen „Malocher-Metropole“. Darüber musste sich auch einst der schwedische König
belehren lassen. „Wo liegt denn Schalke?“ fragte Oberhaupt Karl
Gustav und bekam prompt die Antwort von der 04-Legende Ernst
Kuzorra: „Anne Grenzstraße!“ (Straße in Schalke, die ehemals die
Stadtteile Schalke und Altstadt trennte). Auch ein Team der „nrw
sports“ wanderte auf des Königs Spuren und überzeugte sich auf
einer ausgedehnten Sightseeing-Tour durch Gelsenkirchen von
den örtlichen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten des WMSpielorts.
Oben: Ein Schalker-Bus für unser dreiköpfiges Reporter-Team
Unten: der Gelsenkirchner „Wissenschaftspark“
Kumpel, Kunst und Kultur
Mit einem Mannschaftsbus von Schalke machen wir uns auf
den Weg. Der Wandel des Ruhrgebiets ist natürlich auch an Gelsenkirchen nicht spurlos vorübergegangen. Wo einst die Kumpel
schufteten, sind in den letzten Jahren echte Kunst- und KulturTempel entstanden: die Künstlersiedlung „Halfmannshof“; der
„Wissenschaftspark“, in dem das Institut für Stadtgeschichte untergebracht ist; und die eindrucksvolle, mittlerweile stillgelegte
„Zeche Konsol“ sind nur einige Beispiele. Auch ein Besuch im
idyllischen „Nordsternpark“ lohnt sich. Gleichfalls ein Abstecher
ins „Städtische Museum“ im Stadtteil Buer, mit seiner genauso
eindrucksvollen wie wahrscheinlich einzigartigen kinetischen
Sammlung.
Das Herz der Stadt
Schalke 04 und seine Fans haben ein ganz besonderes Verhältnis. Für die Pflege dieser Liebesbeziehung ist der „Fan-Club Verband“ zuständig. Ein professionell arbeitendes mittelständisches
Unternehmen, sogar mit eigenem Reisebüro. Natürlich ist der
„Fan-Club Verband“ auch während der Weltmeisterschaft Anlaufstelle für die Anhänger aller Nationen. Das gilt selbstredend auch
für die zahlreichen Fan-Kneipen, die vor und nach den
Spielen zum gemütlichen und friedlichen Beisammensein einladen. Ein kühles Bier
und eine leckere Curry-Wurst sind
natürlich auch bei dem bevorstehenden Völkerfest
unverzichtbare
einheimische Zutaten.
Ein
absolutes
Muss für jeden
Fußball-Fan
mit gesundem Ge-
Text:
Oliver Mucha
Fotos:
Roland Solich, Firo Sportphoto
Feinschmecker-Himmel: Schloß Berge
Infomationen zum WM-Spielort Gelsenkirchen
Stadtmarketing Gelsenkirchen GmbH
Bahnhofsstraße 55-65 - Tel. 0209 - 951 970
e-mail: info@stadtmarketing.de
Internet: www.gelsenkirchen.de
schichtsbewusstsein ist ein Besuch im „Schalke-Museum“. Dann
der absolute Höhepunkt unserer Städte-Tour: die Arena AufSchalke. Dem restriktiven Umgang der FIFA mit Werbung hat es das
Stadion zu verdanken, in der WM-Zeit den ursprünglichen Namen
zurück zu bekommen. Wenn die königsblau gekleideten Schalker
in ihrer Arena kicken, heißt sie Veltins-Arena. Über diese Kathedrale der Kicker-Zunft ist sowieso alles gesagt und wer tatsächlich
die Gelegenheit hat, während der WM in diesem stimmungsvollen Stadion ein Spiel live zu erleben,
der darf sich ohne Zweifel zu den mit
göttlichem Glück gesegneten Auserwählten unter den Erdenbürgern zählen.
Rokoko-Atmosphäre im „Venitian“
24 | nrw sports 3-2006
Berge, denn es tut sich ein wahrer Feinschmecker-Himmel auf.
Das malerische Hotel-Restaurant lockt die Gourmets nicht nur mit
einer exquisiten Speisekarte, einer hauseigenen Konditorei und
einem üppig ausgestatteten Weinkeller, sondern auch mit seiner
malerischen Lage und dem Blick auf eine traumhafte Gartenanlage im alt-französischen Stil. Den gemütlichen Teil unserer Erkundungsreise setzen wir in den Buerschen Markthallen fort, in
denen verschiedene Kneipen, Bars und Restaurants unter einem
Dach vereint sind. Doch nicht nur hier pulsiert das Nachtleben.
Auch der Tanzclub Venetian, stilvoll eingerichtet mit prunkvollen
Kronleuchtern und Fackeln an den Wänden, lädt zum stimmungsvollen Verweilen.
Und spätestens jetzt wissen wir, dass der ehemalige Schalker
Torjäger Ailton sein Gehirn bequem auf der Zunge trägt, hatte er
doch vor seinem Wechsel zu den „Knappen“ seine umfangreichen
Kenntnisse wie folgt kundgetan: „Die Stadt ist ein einziges Desaster. Da gibt es keine Diskothek, da ist für junge Leute nichts los.“
Was weiß denn schon Ailton!
Im FeinschmeckerHimmel
Wa h r h a f t
göttlich fühlt
man
sich
auch im
„Schloß
Kult pur: die Veltins Arena
nrw sports 3-2006 | 25
FUSSBALL WM 2006 – DIE BEST(VERDIENEND)EN SPIELER DER WELT
Goldfüße
Fußball in den obersten europäischen Spielklassen, das ist
so weit kein Geheimnis, ist längst ein Sport der Besserverdienenden. Und so kommt es zwischen dem 9. Juni und 9. Juli
in Deutschland zum wahrscheinlich größten Millionärs-Treffen auf dem Globus, auch Weltmeisterschaft genannt. „nrw
sports“ stellt zehn der reichsten Krösus-Kicker vor und sagt,
wofür einige ihr Geld ausgeben.
Auf den Cent geschaut
„Er ist jeden Cent seines Gehalts wert. Er kämpft in jedem Spiel
um den Sieg.“ So rechtfertigt Chelsea-Trainer José Mourinho die
9,7 Mio. Euro, die John Terry per annum durch sein Einkommen
und seine Werbeauftritte verdient. Die in den letzten Jahren in
deutschen Fankurven und Medien kultivierte Klassenkampf-Rhetorik („Sch… Millionäre“ sowie „hochbezahlte faule Schw….“)
lässt sich auf den Abwehrmann beim besten Willen nicht anwenden. Terry scheint immun gegen die im Profi-Sport grassierende
Legionärs-Krankheit. Seit dem er 14 ist, spielt der heute 25-Jährige Defensiv-Spezialist der englischen Nationalmannschaft für
Chelsea London. Allerdings hat der neureiche Top-Klub im globalen Wettbewerb um die führenden Kicker durch die unglaublichen
Geldreserven seines russischen Eigners Roman Abramowitsch
selbstredend einen beträchtlichen Standortvorteil.
Straßenkämpfer
Der lebende Beweis für die wohl unvergleichliche soziale Mobilität innerhalb der Ballzauberer-Zunft heißt Thierry Henry. Aufgewachsen in einem schäbigen Vorort von Paris, streicht Frankreichs Stürmer-Star von Arsenal London geschätzte 9,8 Mio. Euro
im Jahr ein. Die Tugenden der zuletzt auf so furchtbare Weise in
die Schlagzeilen geratenen „banlieus“ halfen ihm dabei, wie er
selbst einmal in einem Interview gestand: „Die Härte, die Aggressivität, die Technik, der Wille, sich auf der Straße zu behaupten,
waren meine Erfahrungen.“ Der Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000 hat sich aus der Armut herausgeschossen und
liebt ausgedehnte Shopping-Touren durch Musikläden.
Modeopfer
Im Gegensatz zu dem in der Schule eher mittelmäßigen Henry
kann Frank Lampard sogar auf einen Einser-Abschluss in Latein
verweisen. Seine 9,8 Mio. Jahreseinkommen investiert Chelseas
Führungsspieler gerne in modische Klamotten, die bei NichtGefallen übrigens sein Vater Frank senior aufträgt. Lampard gilt
als einer der besten Spieler der Premier League und als absoluter
Musterprofi, auch wenn er einst in betrunkenem Zustand amerikanische Touristen anpöbelte, die wegen der Terroranschläge vom
11. September in einem Londoner Hotel festsaßen.
26 | nrw sports 3-2006
Aus der Garage zum Millionär
Gänzlich affärenfrei verlief bislang die Karriere von Alessandro del Pierro. Mit 11,5 Mio. Euro Gehalt nimmt er den siebten
Platz unter den „Goldfüßen“ auf unserem Globus ein. Der introvertierte Superstar von Juventus Turin ist berühmt für seine ausgefeilte Schusstechnik, an der er schon früh feilte: „Zusammen mit
einem Schulfreund versuchte ich als Kind, in der Garage meines
Vaters den Lichtschalter mit dem Ball zu treffen. Ein gezielter
Schuss und das Licht ging aus. Heute suche ich den Lichtschalter
im gegnerischen Tor.“
Terry, England
Thierry Henry, Frankreich
Frank Lampard, England
Alessandro del Piero, Italien
Zinedine Zidane, Frankreich
Christian Vieri, Italien
Von wegen brotlose Kunst
Zinedine Zidane, vom Stern als „nettester aller Superstars im
Fußball“ betitelt, ist nicht nur wegen seiner 15 Mio. Euro Jahressalär der Held der ärmsten Einwanderer Frankreichs und Hoffnungsträger der multikulturellen „Grande Nation“. Seine Kunststücke
auf dem Rasen sind genauso legendär wie seine Verbundenheit
mit Castellane, der Vorort-Siedlung Marseilles, in der „Zizou“
aufgewachsen ist. Seine Rückkehr in die französische Nationalmannschaft von einem Jahr erklärte Zidane übrigens mit einer
Begegnung der dritten Art: „Eines Nachts bin ich um drei Uhr
morgens aufgewacht und habe mit irgend jemandem gesprochen.
Ich musste dieser Stimme gehorchen.“
Der Kinds-Profi
Geld spielte in der Karriere von Christian Vieri quasi von
Anfang an eine entscheidende Rolle. Der italienische Mittelstürmer erhielt von seinem Großvater als Jugendlicher fünf Dollar
pro Treffer. Ein teurer Fehler, wie sich schnell herausstellen sollte. Vieri: „Im ersten Spiel schoss ich vier Tore, im zweiten und
dritten je drei. Daraufhin reduzierte er die Prämie auf einen Dollar.“ Mit 16 Mio. Euro Einkommen pro Jahr zählt Vieri heute zu
den Top-Verdienern, wobei er zu den astronomischen Summen,
die im Fußballgeschäft bewegt werden, trotzdem eine kritische
Grundhaltung einnimmt: „Ich hätte niemals 90 Milliarden Lire
für mich bezahlt.“ Bei der Weltmeisterschaft in Deutschland ist
der 32-Jährige übrigens nicht mit dabei. Eine Theorie über seine
Nichtnominierung besagt, dass seine heftige Presseschelte nach
dem EM-Aus Italiens 2004 zum Liebesentzug durch die einflussreiche Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ geführt hätte. Sogar
Nationaltrainer Marcello Lippi habe sich dem medialen Druck
beugen müssen. Wahrscheinlichere Begründung ist aber wohl seine Knieverletzung.
Neureich in England
Böse Zungen würden behaupten, dass Wayne Rooney wohl
der einzige Hooligan ist, der es bei der WM in die Stadien schaf-
nrw sports 3-2006 | 27
FIFA WM SPEZIAL – DIE BEST(VERDIENEND)EN SPIELER DER WELT
fen könnte. Ob er es auf den Rasen schafft, ist momentan noch
fraglich: Rooney plagt ein Mittelfußbruch. Nationaltrainer SvenGöran Eriksson baut jedenfalls auf die schnelle Genesung des
jüngsten englischen Nationalspielers aller Zeiten, der bereits mit
20 Lenzen sage und schreibe 16,1 Mio. Euro jährlich einsackt.
Rooneys Karriere ist der Stoff, aus dem auf der Insel Fußball-Legenden gemacht werden. Das Jahrhunderttalent aus einer Liverpooler Arbeiterfamilie beendete mit 16 Jahren und einem famosen
Schuss aus 27 Metern Arsenal Londons Serie von 30 ungeschlagenen Spielen; mit 17 Jahren wurde er zum jüngsten Rotsünder
der Liga; zum 18. Geburtstag seiner gleichaltrigen Verlobten
richtete er eine ausschweifende Party aus und zettelte dabei eine
Massenschlägerei an; mit 19 Jahren gab er einer 48-jährigen Prostituierten ein Autogramm („Für Charlotte, ich habe dich am 28.
Dezember gevögelt. Alles Liebe, Wayne Rooney). Momentan lässt
der Manchester United-Spieler an den fünf Teilen seiner Memoiren schreiben und wird angeblich von Wettschulden in Höhe von
einer Million Euro – angehäuft in fünf Monaten – geplagt.
David Beckham, England
Wayne Rooney, England
28 | nrw sports 3-2006
Ronaldo, Brasilien
Ronaldinho, Brasilien
Ronaldos Rente
Wie viel Ronaldo von seinen 17,4 Mio. Euro Jahresgehalt für
die Prunkhochzeit ohne Trauschein (der Brasilianer war noch
nicht lange genug geschieden) mit Model Daniela Cicarelli auf
dem Pariser Schloß Chantilly ausgab, ist nicht überliefert. Sei´s
drum: Schließlich bringt ihm sein persönlicher Werbevertrag mit
dem Sportartikel-Hersteller Nike jährlich drei Millionen und nach
seiner Karriere bis zum Lebensende eine Million Dollar. Genauso bemerkenswert wie seine Einnahmen ist sein Verletzungspech.
Zweifelsohne eine Tragödie für jeden Fußball-Fan. Für die WM
2006 steht Ronaldo aber fit im Kader der Selecao, der brasilianischen Nationalmannschaft. Wegen seiner technischen Brillanz,
seiner körperlichen Durchsetzungsfähigkeit, seiner Schnelligkeit
und seiner Kopfball- und Schussstärke ist Ronaldo ein TorjägerPhänomen und fußballerisch eine echte Augenweide auf dem Rasen.
More money, more problems
Was soll man über David Beckham eigentlich noch sagen. 18
Mio. Euro verdient der Engländer pro Jahr. Geld, was der Mittelfeld-Star auch dringend benötigt für seinen durchaus kostspieligen
Lebensstil. Schon seine Hochzeit mit dem ehemaligen Spice Girl
Victoria Adams schlug mit geschätzten 1,5 Millionen D-Mark zu
Buche. Mit Gattin und seinen Kindern lebte „Becks“ während
seiner Zeit bei Manchester United in einem schlossähnlichen,
zu einer Festung ausgebauten Landsitz. „Beckhingham-Palace“
soll etwa vier Millionen Euro wert sein. Der Autofan wechselt die
Nobelkarossen wie seine Unterwäsche. „More money, more problems“ – diese Motto bestimmte spätestens nach seinem Wechsel zu Real Madrid das Leben der Beckhams. Mehrfach wurden
Entführungspläne bekannt, weswegen der 31-Jährige von 30 Leibwächtern bewacht wird.
Rockefeller Ronaldinho
Der kleine Ronaldo, so die Übersetzung des Namens Ronaldinho, hat den großen hinter sich gelassen: 23 Millionen Euro sind
der schlagende Beweis dafür, dass Ronaldinho (Ronaldo de Assis
Moreira) der aktuelle Mega-Star des Fußballs ist. Ob sein Jahresgehalt auch für sein berühmtes Dauerlächeln verantwortlich ist?
Seine schlimmste Stunde erlebte Ronaldinho übrigens mit acht
Jahren, als sein Vater im heimischen Pool ertrank, dem der Klub
Grêmio Porto Alegre seinem Bruder Roberto geschenkt hatte,
damit dieser nicht zur Konkurrenz wechselte.
Text:
Daniel Neuen
Fotos:
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WM SPIELORTE – BERLIN
Berlin, Berlin,
wir fahren nach Berlin
Eine Stadt der Gegensätze
Berlin ist eine Stadt der Gegensätze, die alles und jeden einverleibt. Das hypermoderne Regierungsviertel konkurriert mit
dem historischen Charme des Charlottenburger Schlosses. Sanierte Stadtteile, wie das Nikolaiviertel, liegen neben Industriebrachen. Die Spree fließt gemächlich durch die Stadt, während auf
der Stadtautobahn „AVUS“ schon Hochgeschwindigkeitsrennen
ausgetragen wurden. Alt und neu, verlotterte Kneipen und FirstClass-Restaurants, Ramschläden und Kaufhaus des Westens,
Punks und Snobs – in der Bundeshauptstadt fi ndet jeder seinen
Lebensstil. Berlin ist eben immer eine Reise wert.
Allerdings müssen die Besucher größere Strecken auf sich
nehmen, um die zwölf Stadtbezirke der Kulturmetropole mit ihrem jeweils ganz eigenen Flair kennenzulernen. Drei Opernhäuser, berühmte Konzertsäle, das Theater des Westens sowie eine
Vielzahl von Veranstaltungsstätten prägen Berlin als Musik- und
Theaterstadt. Der WM-Tourist sollte sich einen Besuch im Reichstagsgebäude mit der von Sir Norman Foster entworfenen gläsernen
Kuppel ebenso nicht entgehen lassen, wie einen Ausflug des zum
UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden klassizistischen Ensemble
der Museumsinsel. Natürlich sind
auch ein Gang durch das Brandenburger Tor, ein Blick auf die Siegessäule, ein Gang über den Alexanderplatz und ein Abstecher zum
neu gestalteten Potsdamer Platz
Pflicht. Das die Stadt während der
WM im Ausnahmezustand ist, soll
den Einwohnern und Gästen sofort
deutlich werden. Die Kugel des
Fernsehturms im Herzen der Stadt
wird in einen gigantischen Fußball
Das Feld der Träume - das Berliner Olympiastadion
Nachbau und Original
verwandelt. Dieser „Ball“ wird 200
Ein besonderes Highlight erwartet den WM-Touristen dabei di- Meter hoch in der viel besungenen Berliner Luft „schweben“ und
rekt vor dem Reichstag: das 13. Stadion. Rund 10.000 Zuschauer sol- allen die WM-Begeisterung vor Augen führen.
len in einem verkleinerten Nachbau des Berliner Olympiastadions
„Heimatklänge – World Cup“ unter diesem Motto sind
Platz finden und alle 64 WM-Spiele auf Großbildleinwänden in echter während der gesamten Weltmeisterschaft auf der MuseumsStadion-Atmosphäre genießen können. Das „echte“ Olympiastadion insel musikalische Klänge aus allen Teilnehmerländern zu
bietet unterdessen nach seiner vierjährigen Umbauzeit rund 75.000 hören. Die „Berliner Kulturbrauerei“ hat hingegen 28 VeranZuschauern Platz. Aus Gründen des Denkmalschutzes erfolgten le- staltungen geplant, zudem bietet die Stadt an den Wochenendiglich behutsame Eingriffe in das Erscheinungsbild und die Origi- den Radtouren unter dem Motto „Fouls und Passspiele an der
nalsubstanz der Arena, in der aber nicht nur das Finale ausgetragen Mauer – Radtour zu den Fußballstätten des geteilten Berlins“
wird. Am 13. Juni können sich die Berliner auf den Titelverteidiger an. Wenn man die Stadt kennen gelernt hat, fehlen noch die
freuen. Der fünfmalige Weltmeister Brasilien bestreitet sein erstes Menschen. Und die sind von einem ganz besonderen Schlag.
Spiel gegen Kroatien in Berlin. Und dann wird ganz Berlin von den Die „Berliner Schnauze“ ist nicht immer freundlich, herzlich
Samba-Rhythmen der „Selecao-Fans“ erfüllt sein. Zwei Tage später ist sie aber allemal.
trifft Schweden auf Paraguay, am 23. Juni spielt die Ukraine gegen
Ex-Afrikameister Tunesien. Dazwischen liegt der Auftritt der MannFotos:
Text:
schaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Am 20. Juni spielt die
Berlin Tourismus Marketing GmbH
Tino Hermanns
Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen Ecuador.
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, skandieren alljährlich Millionen deutscher Fußball-Fans. Traditionell wird das
Endspiel um den Deutschen Fußball-Pokal im Berliner Olympiastadion ausgetragen. Demnächst werden Millionen Fußball-Fans rund um den Erdball skandieren „Berlin, Berlin, wir
fahren nach Berlin“. Denn die Bundeshauptstadt ist das Ziel aller WM-Teilnehmer. Am 9. Juli wird der neue Weltmeister im
Olympiastadion gekrönt. Nach 63 Spielen und vier Wochen voller
Spannung, Dramatik und Spaß soll das Finale in der Hauptstadt
den Höhepunkt zum Abschluss der WM bilden. Die Vergabe des
Endspiels in die Metropole an der Spree stand dabei nie zur Debatte. Denn die Stadt mit ihren 3,39 Millionen Einwohnern steht
als Symbol für das vereinte Deutschland. Anders als bei der WM
1974 werden diesmal die Menschen aus dem Westen und Osten,
der Stadt, aus der Plattenbausiedlung Marzahn und dem noblen Villenvorort Grunewald gemeinsam ein Fußball-Fest feiern
können. Und dass man in Berlin zu feiern versteht, hat die „Love
Parade“ über viele Jahre hinweg eindrucksvoll bewiesen.
„Berlin wird von der Vorrunde bis zum Finale ganz im Zeichen
des runden Leders stehen. Auf den Plätzen und in den Lokalen der
Stadt werden wir ausgelassene WMPartys erleben“, erklärt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit.
Der Berliner WM-Botschafter Michael Preetz ergänzt: „Noch ruht der
Ball, aber der Puls steigt. Berlin wird
vom WM-Fieber erfasst. Die WM
wird ein Fest voller Emotionen, wo
sich Menschen aus aller Welt in unserer toleranten und weltoffenen Metropole friedlich begegnen.“
30 | nrw sports 3-2006
Oben: Viktoria auf der Siegessäule
Unten: „Galerie Lafayette“ auf der Friedrichstrasse
nrw sports 3-2006 | 31
FUSSBALL WM 2006 - SPORTAUSRÜSTER
Didier Drogba
Victor Valdés
Kompetenz
und
Kunststücke
Ronaldinho, Wayne Rooney, Victor Valdés, Ronaldo, Thierry
Henry und Jens Lehmann laufen bei der Fußball-Weltmeisterschaft
alle für eine Mannschaft auf: Nike. Der Sportartikel-Riese warb
schon vor der WM mit den Ballartisten und ihren schier unglaublichen Kunststücken in der coolen Werbe-Kampagne „Joga bonito“.
Die faszinierenden Auftritte der internationalen Superstars in den Video-Clips dürften dem Unternehmen mit dem berühmten „Swoosh“
weitere Kompetenz bei den Kickern auf diesem Globus verleihen.
Und das ist schließlich eine unverzichtbare Voraussetzung, um die
Produkte an die Fußball spielenden Männer und Frauen zu bringen.
Training mit Wohlfühlfaktor
Das aktuelle Nike-Sortiment umfasst dabei alles, was man
braucht. Das Wichtigste zuerst: der „Mercurial Vapor Ball“ – FIFAzertifiziert und von innen und außen von Hand hergestellt, sorgt
dieses Spielgerät mit seiner weiß-goldenen Optik für saubere Pässe
und schnelle Schüsse.
Mit der „Mercurial Trainingsbekleidung“ wird der Körper schneller trocken. Die Kollektion ist ganz auf die Bedürfnisse der Sportler
zugeschnitten. Die schnelle Weiterleitung von Schweiß an die Textiloberfläche durch die Nike Sphere Dry-Technologie und die Nike
Dri-FIT-Technologie sorgen für rasches Verdunsten des Schweiß‘
und verhindern das unangenehme Kleben der Kleidung am Körper
– Training mit Wohlfühlfaktor.
Thierry Henry
34 | nrw sports 3-2006
next -->
nrw sports 3-2006 | 35
FUSSBALL WM 2006 - SPORTAUSRÜSTER
Mercurial Vapor III
Mercurial Vapor
Premium Shoulder Grip
Mercurial Vapor Ball
Thierry Henry
Mercurial Vapor III
Mercurial Trainingsbekleidung
Mercurial Elite Shield
Ronaldinho
Mercurial Vapor Gloves
Ji-Sung Park
In der neuen Fußballtasche „Vapor Premium Shoulder Grip“ lässt
sich die Ausrüstung übrigens bequem unterbringen.
Des Torwarts zweite Haut
Handschuhe sollen sich für den Keeper anfühlen wie eine zweite
Haut. Der „Mercurial Vapor Torwarthandschuh“ sorgt für ein natürliches Gefühl der Hand, garantiert aber trotzdem den nötigen Halt
und Schutz. Sparsam im Design, aber mit größtmöglichem Schutz
ausgestattet ist der „Mercurial Elite Schienbeinschoner“. Der komfortable und atmungsaktive Schutz kommt zudem durch seinen abnehmbaren Knöchelschoner mit einem ganz besonderen Clou daher.
Ronaldo
Ruud van Nistelrooy
Dado Prso
Paolo Maldini
Miroslav Klose
L. Messi
Adriano
36 | nrw sports 3-2006
Schnell, schneller, Nike Mercurial Vapor III
Prachtstück der aktuellen Nike-Kollektion ist der „Mercurial Vapor III“. In zweijähriger Entwicklungs- und Forschungsarbeit wurde
der schnellste und leichteste Nike-Fußballschuh aller Zeiten entwickelt. Der „Hochgeschwindigkeitsschlappen“ zeichnet sich vor allem
durch seine patentierte Stollenanordnung, seine Sohlenplatte, die
Fersensperre, dem edlen Design und den hohen Tragekomfort aus.
Ein Schuh wie geschaffen für die Ronaldos und Henrys dieser Fußballwelt. Kraftpakete á la Rooney oder Roberto Carlos dürften hingegen mit dem „Total 90 Supremacy“ bestens bedient sein. Von der
Ferse bis zu den Zehenspitzen verspricht der Schuh höchste Präzision, maximale Griffigkeit und Tragekomfort. Die seitliche Schnürung
sorgt für eine genaue Übertragung der Schusskraft auf den Ball. Dieser leichte Schuh ist somit ideal für präzise Schüsse, Dribblings und
genaue Pässe geeignet.
next -->
nrw sports 3-2006 | 37
FUSSBALL WM 2006 - SPORTAUSRÜSTER
Rafael Marquez
Wayne Rooney
Roberto Carlos
38 | nrw sports 3-2006
Air Zoom Total 90 III
T-90 Ball
Y. P. Lee
Latten-Pingpong
Und das sind genau die Dinge, die die Fans
bei der Weltmeisterschaft sehen wollen. Dafür
garantieren die unzähligen Mega-Stars, die Nike
für seine Produkte werben lässt. Ihre scheinbar
magischen Fähigkeiten werden auf der ganzen
Welt bewundert. Zwar ist Ronaldinhos legendäres Latten-Pingpong – bei dem er aus 16 Metern
abzieht, die Querlatte trifft, der Ball zurückspringt, er ihn mit der Brust stoppt und erneut an
die Latte schießt – sicherlich nicht allein auf sein
Schuhwerk zurückzuführen. Dennoch: Einige
der besten Spieler der Welt und viele andere Balltreter scheinen auf die Fußball-Ausrüstung von
Nike zu schwören – was bestimmt nicht nur an
den gutdotierten Werbeverträgen der „SwooshKicker“ liegt. Deren „Markenfreundschaft“ ruht
bekanntlich während der nationalen und europäischen Wettbewerbe – und erst Recht ab dem 9.
Juni: Schließlich geht es um die Fußball-Weltmeisterschaft. Und auf dem Weg zum Titel werden Sportler und Nike-Produkte auf dem grünen
Rasen einem echten Härtetest unterzogen
Tiempo gloves
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TIEF IM WESTEN – WM-HEROES AUS NRW
Rahn schießt! Illgner hält! Und Metzelder..?
Die WM 2006 steht vor der Tür und im 22-köpfigen Kader der
Klinsmann-Truppe bilden einmal mehr Spieler aus NordrheinWestfalen einen nicht unerheblichen Teil des Mannschaftsgefüges. Sicherlich ist David Odonkor von den Dortmunder Borussen die große Überraschung. Neben ihm vertreten auch der
Schalker Gerald Asamoah, Odonkors Teamkollegen Sebastian
Kehl und Christoph Metzelder sowie der Kölner „Jung“ Lukas
Podolski und der Leverkusener Abwehrchef Jens Nowotny die
Farben des dreimaligen Weltmeisters. Marcell Jansen, Oliver
Neuville (beide Borussia Möchengladbach), Bernd Schneider
(Bayer 04 Leverkusen) und die in NRW geborenen Jens Lehmann (Arsenal London),
Arne Friedrich (Berlin), Torsten Frings
(Bremen) und Mike Hanke (Wolfsburg)
komplettieren das nordrhein-westfälische
Ensemble.
Ohne unsere Jungs geht es nicht
Auch die Geschichte der verschiedenen
DFB-Auswahl-Teams zeigt, dass es ohne die
Jungs aus dem Westen der Republik einfach
nicht geht. Ohne sie wäre so mancher Erfolg
nie erreicht worden. Stellen Sie sich zum
Beispiel einmal vor, am 4. Juli 1954 hätte jemand anderes als „Fußballgott“ Toni Turek
den Platz zwischen den Pfosten der Herberger-Elf eingenommen. Mit seinen Glanzparaden bewahrte der Düsseldorfer damals
seine Mannen vor einer Vorentscheidung im
Finale gegen die Favoriten aus Ungarn. In
Folge seiner Heldentaten konnte dann ein gewisser Essener namens Helmut Rahn in der
83. Minute zum 3:2-Siegtreffer einnetzen und
Deutschland zu seinem Wunder-Titel führen.
Einem anderen Kicker aus dem tiefen Westen
war es dann vier Jahre später zu verdanken,
dass die deutsche Nationalmannschaft ihren
ersten Platzverweis nach Kriegsende verzeichnen musste: Erich Juskowiak sah bei der
1:3-Halbfinal-Niederlage gegen Gastgeber
Schweden den roten Karton. Dass der Unparteiische István Zolt aus dem Land der Magyaren stammte, sei nur der Vollständigkeit
halber erwähnt.
Sauftouren und Wembley-Tor
Horst Szymaniak, seines Zeichens Außenstürmer und unter anderem bei der SpVgg Erkenschwick tätig, war Stammspieler bei
den Endrunden 1958 und 1962. 1965 stand er
sogar im Aufgebot einer Weltauswahl. Trotzdem ereilte ihn das traurige Schicksal, dass
er nach einer intensiven Kneipentour mit Helmut Haller vom neuen Bundestrainer Helmut
Schön als einziger ertappt und somit seine
40 | nrw sports 3-2006
Karriere in der DFB-Auswahl jäh beendet wurde. Seit diesem Tag
wird der Weltenbummler vom DFB ignoriert, selbst zu seinem 70.
Geburtstag erhielt er keine Glückwünsche von den Machern aus
Frankfurt. Auch der VfL Bochum hatte seinen deutschen Nationalspieler. „World-Cup-Willi“, wie sie Willi Schulz nannten, nahm
gleich an drei Turnieren teil und agierte zumeist als Flügelpartner
von Szymaniak. Einen kuriosen und zugleich tragischen Auftritt
erlebte dagegen Torhüter Hans Tilkowski beim Endspiel 1966 in
England. Die Legende von Borussia Dortmund musste in der Nachspielzeit das berühmte, von den Engländern geliebte „WembleyTor“ kassieren. Dass man sich aber überhaupt bis in jene Verlängerung rettete, war
der Verdienst von Wolfgang Weber (1.FC
Köln), der in letzter Minute den zwischenzeitlichen Ausgleich gegen Bobby Charlton
& Co erzielen konnte. Zugleich war Weber auch als eisenharter Innenverteidiger
bekannt, der im Europapokal trotz gebrochenen Schienbeins bis zum Ende ausharrte
(Auswechslungen waren nicht erlaubt). Im
berüchtigten Wembley-Spiel zog der Kölner
Wolfgang Overath die Fäden im deutschen
Mittelfeld.
Der Fohlen-Terrier
Gelang der zweite Titel einer deutschen
Nationalelf dort noch nicht, so sollte der
Geißbock-Kicker 1974 im eigenen Land den
begehrten Pokal in den Händen halten dürfen. Ebenfalls im Kader des Weltmeisters
war der „David Beckham der 70er Jahre“:
Günter Netzer durfte allerdings nur für 20
Minuten bei der 0:1-Pleite gegen die Deutsche Demokratische Republik sein Können
präsentieren. Und wie es kommen musste,
fiel just in dieser Phase auch das entscheidende Gegentor. Eine große Karriere in
der Nationalmannschaft blieb dem Gladbacher Fußball-Star auch in den kommenden
Jahren verwehrt. Dafür kann ein anderer
ehemaliger Fohlen-Kicker mit 96-A-Länderspielen und dem WM-Titel 1974 eine erfolgreichere DFB-Karriere vorweisen. „Der
Terrier“, wie sie Berti Vogts nannten, wurde 1996 gar als Trainer Europameister und
von der Öffentlichkeit zum „Bundes-Berti“
ernannt.
Eine ebenfalls erfolgreiche TrainerLaufbahn startete Jupp Heynckes nach seiner aktiven Zeit, in der er wie seine Gladbacher Teamkollegen Netzer und Vogts zum
74er Triumph beitrug. Allerdings waren
„Osram“, wie sie ihn wegen seiner rotglühenden Backen nannten, lediglich zwei Einsätze bei der Heim-WM vergönnt.
Supertechniker: Wolfgang Overath, 1. FC Köln
„Terrier“ Berti Vogts, Borussia Mönchengladbach
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TIEF IM WESTEN – WM-HEROES AUS NRW
„An Gott kommt keiner vorbei“
Mit seinem 3:2-Treffer im Qualifikationsspiel gegen Schottland
ermöglichte ”Stan” Libuda der deutschen Elf 1970 überhaupt die
Teilnahme am WM-Turnier in Brasilien. Der Dribbelkünstler vom
FC Schalke 04 konnte es nach Meinung seiner Bewunderer damals
mit jedem aufnehmen. Auf einem Kirchenplakat war damals der
Satz zu lesen „An Gott kommt keiner vorbei“. Ein eifriger Fan erlaubte sich eine kleine Ergänzung und fügte hinzu: „…außer Stan
Libuda!“
Dafür waren diejenigen Spieler, die bei Freistößen von Rainer
Bonhof in der Mauer des Gegners standen froh, wenn der Ball unfallfrei an ihnen vorbei rauschte. Der jüngste deutsche Weltmeister
aller Zeiten war bekannt für seine enorme Schussstärke.
Anpfiff und Abpfiff für den „gelben Engel“
Ohne eine besondere Spezialität des Schalkers Klaus Fischer
hätte sich die Bundesauswahl 1982 wohl niemals im Halbfinale
gegen Frankreich durchsetzen können. Mit seinem Fallrückzieher
zum 3:3-Ausgleich rettete er die Truppe ins Elfmeterschießen. Dass
man dabei als Sieger hervor ging, versteht sich von selbst. Sein Tor
sollte in der Folge erst zum Tor des Jahres gewählt werden, später
sogar zum Tor des Jahrzehnts bzw. des Jahrhunderts. Ohne das heftige Eingreifen von Torwart Toni Schumacher im selben Spiel wäre
eine spätere Finalteilnahme wohl auch nicht möglich gewesen. Mit
einem groben Foul gegen den Franzosen Frank Battiston, der dabei
mehrere Zähne verlor und einen Wirbelbruch erlitt, bewahrte Toni
seine Mannen vor einem möglichen Gegentor. „Seither bemühe ich
42 | nrw sports 3-2006
mich, bei jeder leichten Berührung, bei
jedem Zusammenstoß, bei jedem Foul im Gegner
zuerst den Menschen zu sehen“, gestand Schumacher später. Als „gelber Engel“ im deutschen Strafraum umherschwebend, durfte der Kölner dann seinen zweiten Vize-Titel feiern,
ehe er mit seinem Buch „Anpfiff“ seinen persönlichen „Abpfiff“
herbeiführte. Ein anderer Domstädter, Bernd Schuster nämlich,
wurde 1980 zum EM-Spieler des Turniers gewählt, danach überwarf er sich jedoch mit Coach Jupp Derwall und trat somit bereits
im Alter von 24 Jahren aus der National-Elf zurück.
Zwergen-Power
Mit wahrer Zwergen-Power beförderte sich das BeckenbauerTeam 1990 Runde um Runde bis in das Finale von Rom. Thomas
„Icke“ Häßler (1,66 Meter) und Pierre Littbarski (1,67m) wirbelten
als Kölner Teamkollegen im Mittelfeld der Kaiser-Crew und
spielten Ball und Gegner schwindelig, während ein weiterer Kicker aus Deutschlands Karnevals-Hochburg in der Defensive für
Ordnung sorgte: Bodo Illgner hütete den Kasten. Und Deutschland holte seinen dritten und bisher letzten Titel.
Man sieht also, dass unsere Jungs aus NRW stets erfolgreiche
und auch einige weniger erfolgreiche Phasen der DFB-Elf mitgestaltet haben. Und so werden Poldi & Co in diesem Sommer eben-
Text:
Timo Sczuplinski
Fotos:
Horstmüller
nrw sports 3-2006 | 43
FUSSBALL WM 2006 – SPORTSPONSORING FUJIFILM
FUJI,
FIFA und
FOTOS
„Souvenirs, Souvenirs …“ Wie schon Bill Ramsey in den 60er
Jahren des vergangenen Jahrhunderts feststellte, sind viele Menschen Souvenir-Jäger. Wenn man irgendwo gewesen ist, wo es einem
gefallen hat, nimmt man sich ein Erinnerungsstück mit. Wenn man
etwas erlebt hat, das einem wertvoll erscheint, erwirbt man ein Andenken. Nicht nur, um sich später selbst besser entsinnen zu können,
sondern auch um Daheim gebliebenen, Freunden, Verwandten, zu
beweisen, dass man an jenem „sagenumwobenen“ Ort gewesen ist.
In diesem Jahr werden wohl weltweit in Deutschland die meisten
Souvenirs an den Mann oder die Frau gebracht, denn das Sportereignis des Jahres findet zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen statt. Millionen von Fußball-Fans strömen nach Deutschland, um die Fußball-Weltmeisterschaft, live, vor Ort und in voller
Farbe mit zu erleben, egal ob man ein Ticket zu einem WM-Spiel
sein eigen nennt oder nicht. Da wird Deutschland zum Paradies für
Souvenir-Jäger.
Fuji und die FIFA Tour
Noch ist der erste Anstoß nicht, erfolgt, geschweige denn das
erste Tor der WM erzielt, aber dennoch ist die Jagd auf die Andenken bereits eröffnet. Das hosenlose WM-Maskottchen „Goleo“,
WM-Logo-Pins, T-Shirts, Fußbälle, Caps … bis hin zu Extra-Klingeltönen gibt es nichts, was es nicht gibt. Ein besonders individuelle und persönliche Variante des Souvenirs hat sich Fuji einfallen
lassen. Der offizielle Partner der Fifa stellt sein technisches Knowhow in den Dienst der Fußball-Weltmeisterschaft und gleichzeitig
den Menschen ins Zentrum. „Natürlich steht das Thema Fußball im
Mittelpunkt“, sagt Wolfgang Winterscheidt, Fuji-Manager Werbung
und Sponsoring, „Fußball steht für große Emotion. Mit echten Fotos halten wir die Emotionen fest!“ So haben die Fuji-Fotoexperten
unter anderem die Fifa-Tour und die WM-Tour der Deutschen Bahn
mit ihren digitalen Kameras und digitalen Printstationen quer durch
Deutschland begleitet. Und nicht nur das, die Deutschland-Abteilung
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des japanischen Fotografie-Konzerns hat während der beiden Touren
noch eigene Ideen eingebracht und so weitere Foto-Motive kreiert.
So war bei der Fifa-Tour beispielsweise die Fuji-Kick-Point-Wand dabei. Ein Fußball-Tor war in Felder eingeteilt, denen unterschiedlich
hohe Punktzahlen zugeordnet waren. Jeder der mitmachen wollte
hatte drei Schuss aufs Tor, die Punkte der getroffenen Felder wurden
addiert. „Unsere Fotografenwaren bei jedem Schuss dabei. Direkt im
Anschluss wurden die Bilder auf unserer Printstation in Hochglanzqualität ausgedruckt und an den jeweiligen Schützen übergeben“,
erläutert Winterscheidt. Auf der Fifa-Tour konnte man sich auch den
Traum eines jeden Fußballers erfüllen und den WM-Pokal in die
Höhe stemmen. Der „Original-Pott“ war im Reisegepäck der FifaOffiziellen und wurde an jeder der 21 Stationen präsentiert. Auch
beim „Weltmeister-Jubel“ der Fußball-Fans war Fuji dabei. Jeder der
wollte, konnte sich mit dem WM-Pokal ablichten lassen und den fotografischen Beweis, dass man die Trophäe in Händen gehalten hat,
sofort mit nach Hause nehmen.
Glaubwürdigen Schätzungen zu Folge haben die Fuji-Kameraleute über 500.000 Mal auf den Auslöser gedrückt, denn mehr als
350.000 WM-Fans kamen zur Fifa-Tour. Viele davon gingen mit
mehreren fotografischen Erinnerungsstücken nach Hause.
Goleo und Pille auf Platte gebannt
Vor der WM-Tour der Deutschen Bahn (DB), die in allen Spielorten auf den Bahnhofsvorplätzen ein WM-Spektakel organisierte,
hatte Winterscheidt mit den WM-Maskottchen „Goleo und Pille“ gesprochen. Beide sagten ihr Kommen zur DB-Tour spontan zu. Also
konnten sich die Besucher der Bahnhofsvorplätze mit dem flauschigweichen, knuddeligen und zugleich beeindruckenden WM-Talisman
fotografieren lassen.
Auch während der WM-Spiele ist der offizielle globale WMSponsor vor Ort. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei
den Matches stehen in und an den Stadien weitere Fuji-Fotoaktionen
an. „Auch hier bieten wir ein modernisiertes Torwandschießen an.
Auch hier wird jeder Schuss fotografiert. Je nach Punktzahl gibt es
Foto-Ausdrucke von 30 mal 20 Zentimeter mit Rahmen oder eben
kleinere Bilder“, so Winterscheidt. „Wer gar nicht getroffen hat, bekommt als Trostpreis immerhin einen Kugelschreiber, Pin oder ein
Schlüsselband.“ Den größten fotografischen Zuspruch dürften aber
die Foto-Wände haben, die Fuji in den Laufgängen der Stadien bereit
hält. Darauf wird sofort ersichtlich, welches Spiel man gesehen hat.
Stadt, Datum und Spielpaarung sind auf den Wänden plakatiert, für
die Nachwelt verewigen kann man sich und seine Kumpel mit der
eigenen Kamera.
Technisch hervorragend gemachte TV-Spots zur Fußball Weltmeisterschaft laufen derzeit bei Eurosport
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Natürlich hatte Fuji auch noch einen Werbespot gedreht, der über
Eurosport in fast alle europäischen Haushalte geschickt wurde. Als
Kulisse diente die neue Arena in Düsseldorf. „Das sind die Dinge,
auf die wir uns konzentriert haben. Jedes andere Land, in denen Fuji
präsent ist hat noch eigene, länderspezifische Aktivitäten entwickelt.
Ganz besonders natürlich in den WM-Teilnehmerländern“, erklärt
Wolfgang Winterscheidt.
Für kostenlose WM-Souvenirs sorgt also Fuji. Sicher ist, dass der
Bildbeweis reißenden Absatz findet, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Text:
Tino Hermanns
Fotos:
Fujifilm
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UEFA CUP 2006 - FC SCHALKE 04
5 Jahre Victoria und Schalke
„Zwei Seelen wohnen, ach! in seiner Brust“ …. Frei nach Goethes „Faust“ ist das eine stimmige sportliche Zustandsbeschreibung
von Michael Rosenberg. Der Vorstandsvorsitzende der Victoria
Versicherungs AG ist doppelt mit einem der berühmtesten Vereine
des deutschen Fußballs, dem Revierklub Schalke 04 verbandelt.
Einmal ist das Unternehmen, dem Rosenberg vorsteht, Hauptsponsor bei den „Knappen“, zum anderen ist Rosenberg Schalke-Fan
– geworden. „Ich habe mich immer schon für Sport interessiert und
bin auch im Sport groß geworden. Als junger Mensch hatte ich einen ausgeprägten Hang zum Handball“, erzählt Rosenberg. Anfang
der 70er Jahre spielte er in der letzten Feldhandball-Saison für den
TV Schwitten (heute TV Menden) in der obersten deutschen Spielklasse. „Auf dem Gymnasium habe ich auch Mal im Fußballtor gestanden. Unser Sportlehrer hat wohl gedacht, als Handballer kann
der den Ball wenigstens fangen“, amüsiert sich der Victoria-Chef.
„Nach 50 Jahren wieder Deutscher Meister werden“
Doch anders als bei Goethe, wo es im „Faust“ weiter heißt: „Die
eine will sich von der andern trennen“, ist bei Rosenberg nicht viel
von innerlicher Qual zu spüren. Zum einen ist er mit dem SponsorEngagement der Victoria überaus zufrieden, zum anderen kann sich
auch der Saisonverlauf der Schalker Fußballer sehen lassen. Immerhin kamen die Gelsenkirchner auf Rang vier der Bundesligatabelle, spielten in der Champions League und schieden anschließend
im UEFA Cup erst im Halbfinale aus. „Von 80 Millionen Deutschen
interessieren sich 79 Millionen für Fußball. Wir haben es noch nie
erlebt, dass irgendjemand eine Einladung zu einem Schalke-Spiel
abgelehnt hat. Mit dem Schalke-Sponsoring sind wir in unserem
Hause sehr glücklich. Die Marke Victoria ist deutlich bekannter
geworden. Wir messen das zweimal jährlich. Hätten wir denselben Effekt mit anderen Werbemitteln erreichen wollen, hätten wir
einen ungleich höheren Geldbetrag bezahlen müssen“, verrät der
54-Jährige. Als Anhänger der meist ganz in Blau spielenden Schalke-Kicker, hat er einen Traum, bei dem sich wirtschaftliches und
sportliches Denken vermischen. „Natürlich wünsche ich mir, dass
Schalke mit Victoria auf der Brust nach 50 Jahren wieder Deutscher
Meister wird. Den Wunsch teile ich mit der gesamten Schalker Fangemeinde. Da kann ich auch nur mitzittern. Aber dafür haben wir
ja auch noch zwei Jahre Zeit“, so Rosenberg. Im Jahre 1958 feierten
die Schalker den letzten ihrer sieben Meistertitel. Selbst wenn die
Königsblauen in der übernächsten Bundesligasaison triumphieren
würden, muss nicht mehr die Victoria der Trikotsponsor sein, denn
der Vertrag zwischen den Kult-Kickern und dem Düsseldorfer Versicherungskonzern läuft 2007 aus.
nrw sports sprach mit Michael Rosenberg und Horst Poganaz, dem Generalbevollmächtigten Sportsponsoring der Victoria, über Vertragsverlängerungen, Geldanlagen, Skandälchen,
Mannschaftsaufstellungen und echte Zuneigung zu Schalke.
nrw sports: Sind sie über die Entscheidung des Bundestrainers,
die beiden Schalker Kevin Kuranyi und Fabian Ernst nicht in
den WM-Kader zu berufen, verärgert?
48 | nrw sports 3-2006
Das Interview mit Victorias Vorstandsvorsitzenden Michael Rosenberg
(r.) führte unser Redakteur Tino Hermanns
Rosenberg: So kurz vor einer WM sollte man sich als Außenstehender nicht in die Gedankenwelt des Bundestrainers einmischen. Als Fan finde ich es schade, dass von den dreien die nicht
mitgenommen wurden, zwei aus Schalke kommen. Für Kuranyi,
der der erfolgreichste Torschütze in der Nationalmannschaft ist,
seit Klinsmann Bundestrainer wurde, ist es sicherlich eine herbe
Enttäuschung. In seiner Laufbahn wird er wohl keine WM mehr
vor heimischem Publikum bestreiten.
nrw sports: In Gelsenkirchen werden ja auch WM-Spiele
bestritten. Hat die Victoria ihre Loge in der Arena behalten
dürfen?
Rosenberg: Für die WM mussten wir die Loge neu kaufen, und
das haben wir auch gemacht. Einzig die Haupttribüne heißt immer
noch Victoria-Tribüne, sonst musste alles werblich neutralisiert
werden. Aber wir haben uns intensiv um eine Loge gekümmert
und haben auch eine erhalten. Jetzt wäre es natürlich schön, wenn
Deutschland in der Vorrunde Gruppenzweiter würde, dann wäre
das Viertelfinale der Deutschen in Gelsenkirchen. Das wünsche ich
mir aber nur, wenn der erfolgreiche Verlauf der WM dadurch nicht
beeinträchtigt wird. Wir sehen auch so viele attraktive VorrundenBegegnungen. Zum Beispiel Mexico – Portugal, Polen – Ecuador
oder Argentinien – Serbien-Montenegro.
nrw sports: Dann sehen sie ja mit Mladen Krstajic der für
Serbien-Montenegro aufläuft, immerhin einen Schalker Nationalspieler. Krstajic bleibt in Schalke, aber mehrere starke
Spieler verlassen die Knappen. Drei Neuverpflichtungen sind
getätigt. Kann Schalke weiter erfolgreich sein?
Rosenberg: In das Tagesgeschäft und besonders in die sportlichen
Belange mischen wir uns nicht ein. Das ist einzig Sache der Schalker Vereinsführung.
nrw sports: Internationale Präsenz hatte die Victoria in der
abgelaufenen Saison durch die Champions League- und UEFAPokal-Spiele der Schalker.
Rosenberg: Das Aus nach der Vorrunde in der Champions League
war einfach schade. Das wünscht sich doch jeder Fan, die europä-
Sportbeauftragter des Victoria Vorstandes Horst Poganaz
nrw sports 3-2006 | 49
BUNDESLIGA - FC SCHALKE 04
„Nach 50 Jahren wieder Deutscher Meister werden.“
ischen Spitzenvereine zu Gesicht zu bekommen. Aber Schalke ist
erhobenen Hauptes ausgeschieden. Sie haben zwei hervorragende
Spiele gegen Mailand abgeliefert. In der Bundesliga war die UEFA
Cup-Qualifikation wichtig. Es muss ja auch die Zielsetzung sein, in
einem europäischen Wettbewerb dabei zu sein.
nrw sports: Zuletzt wurde es auf Schalke wieder etwas lauter.
In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ hat
Schalke Aufsichtsratschef Tönnies Verbindlichkeiten in Höhe
von 120 Millionen bestätigt.
Rosenberg: Man soll nicht nur das Tagesgeschehen betrachten. In
den fünf Jahren des Victoria-Engagements war es auf Schalke nicht
lauter als bei anderen Vereinen.
Poganaz: Man muss auch die anderen Dinge sehen, die Schalke geleistet hat. Vieles ist in den letzten Jahren gebaut worden. Zum Beispiel das Trainingsgelände direkt an der Arena. Das ist europaweit
führend. Das Sahnehäubchen ist die integrierte eigene Rehaklinik.
Oder die Arena selbst, für mich ist sie immer noch Deutschlands
schönstes Stadion und technisch immer noch führend. Die Schubladenlösung für den Rasen, der zwischen den Spielen aus der Arena raus gefahren werden kann, führt dazu, dass in fünf Jahren gerade mal der zweite Rasen verlegt wurde. Oder das verschließbare
Dach. In der Bundesliga ist Schalke der größte Immobilienbesitzer.
Bei Schalke wird immer nur nach Skandalen gesucht, aber solche
Investitionen hat kein anderer Verein in seine Zukunft getätigt.
Rosenberg: Da muss man Herrn Assauer ein Kompliment machen,
dass er als sportlicher Unternehmer das Risiko gegangen ist, technisch innovative Lösungen zu wagen. Wenn der Rasen draußen ist,
ist in der Arena Platz für viele andere Veranstaltungen wie Biathlon, Handball oder Moto Cross.
nrw sports: Man merkt, dass man mit echten Schalke-Fans
spricht. Hat das Fan-Dasein Auswirkungen auf die Familie und
die Freizeitgestaltung?
Rosenberg: Ja, das steckt die Familie schon an. Mein Neffe ist 150prozentiger Schalker. Er ist so verrückt, dass er im Schalke-Trikot
Oben: Eine der vielen Victoria-Aktivitäten für Schalke-Fans vor dem Spiel
Unten: Jungfußballer im „knappenkids“-Camp
vor der Sportschau sitzt und mit den Knappen mitfiebert. Irgendwie bin ich daran schuld. Vor zwei Jahren sollte er Mal bei uns
übernachten, da habe ich ihn mit in die Arena genommen. Dort hat
er dann Heimweh und Eltern völlig vergessen. Mein jüngster Sohn
ist aber Dortmund-Fan, weil sein Onkel, mein Schwager, BVB-Anhänger ist. Aber das tragen wir sehr freundschaftlich aus. Ich selber
schaffe von den 17 Bundesliga-Heimspielen der Schalker knapp 60
Prozent, bin also zehn-, zwölfmal im Stadion. Ich bedaure, dass ich
nicht mehr schaffe.
nrw sports: Der Sponsoring-Vertrag der Victoria bei den Schalkern läuft im nächsten Jahr aus. Wird es Verhandlungen über
eine Vertragsverlängerung geben?
Rosenberg: Es ist Bestandteil des aktuellen Vertrages, über eine
Verlängerung zu reden. Für beide Seiten ist es wichtig, frühzeitig
mit den Gesprächen zu beginnen, damit sowohl die Victoria als
auch Schalke Planungssicherheit haben.
Michael Rosenberg
Mitglied des Vorstands der ERGO Versicherungsgruppe AG, Vorstandsvorsitzender der VICTORIA Versicherung AG
29.02.1952 in Menden/Sauerland geboren, verheiratet, zwei Söhne
versicherung AG und der VICTORIA Versicherung AG
1970 bis 1977 Studium der Mathematik, Physik und Informatik an
der Universität Bonn; Abschluss als Diplom-Mathematiker
seit 1990 Mitglied des Vorstands der Vorsorge Lebensversicherung
Aktiengesellschaft
1978 bis 1985 Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen
e.V., Bonn, Leiter der Abteilung Mathematik/Statistiken
seit 1991 Ordentliches Mitglied des Vorstands der VICTORIA Lebensversicherung AG und der VICTORIA Versicherung AG; Ressorts:
Datenverarbeitung, Betriebsorganisation, Mathematik und Privatkunden Leben
1985 Eintritt in die VICTORIA Lebensversicherung AG, Düsseldorf,
Abteilungsleiter, Prokura
1988 bis 1997 Mitglied des Vorstands der VICTORIA Krankenversicherung AG; Ressort: Mathematik
Interview:
Tino Hermanns
50 | nrw sports 3-2006
Fotos: Firo Sportphoto,
Roland Solich, Victoria
1994 bis 2002 Verantwortlicher Aktuar der VICTORIA Gesellschaften
1995 bis 1998 Mitglied des Vorstands der VICTORIA Holding AG
1990 bis 1991 stv. Mitglied der Vorstände der VICTORIA Lebens-
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UEFA CUP 2006 - FC SCHALKE 04
UEFA
CUP
52 | nrw sports 3-2006
nrw sports 3-2006 | 53
BUNDESLIGA - FC SCHALKE 04
„In der Bundesliga Vierter und im UEFA-Cup-Halbfinale –
da kann nicht alles schlecht gewesen sein“
Assauers Rücktritt war wie ein Erdbeben - Vorstand und Trainer Slomka wollen endlich positive Schlagzeilen
Als wenn die lange Spielzeit nicht schon genügend Höhepunkte
geboten hätte, knallte es beim FC Schalke erst so richtig nach Beendigung der Saison. Vier Tage nach dem Abpfiff des sportlich unbedeutend gewordenen letzten Meisterschaftsspiels gegen den VfB
Stuttgart erschütterte ein Erdbeben den an Turbulenzen nicht gerade armen Traditionsverein. Schalke Manager Rudi Assauer trat auf
massivem Druck des Aufsichtsrates seinen Rücktritt an.
13 Jahre währte seine zweite Amtszeit, dann musste das Aushängeschild der Königsblauen gehen. Nach vielen vorherigen Kraftproben hatte Assauer den entscheidenden Machtkampf gegen Clemens
Tönnies, den starken Mann des Kontrollgremiums, verloren. „Wir
haben mit ihm (Assauer) wiederholt Vereinbarungen getroffen, an
die er sich nicht gehalten hat. Das ist kein Umgang miteinander“, ereiferte sich der Fleisch-Fabrikant aus Rheda-Wiedenbrück. „Es hatte
keinen Sinn mehr, weil er alle Hände, die man ihm reichte, ausgeschlagen hat“, erklärte Tönnies.
„Eurofighter“ als Assauer Nachfolger
Statt sich wie geplant zum 1. August auf den Präsidentenstuhl zu
setzen und die Geschicke des Clubs mehr und mehr in die Hände seines Nachfolgers Andy Müller zu geben, wurde Assauer unehrenhaft
vom Thron gestoßen. „In den letzten Monaten hat es eine gewisse
Entwicklung gegen ihn gegeben. Ihm wurden da einige Brücken gebaut, aber ich denke, dass er gesehen hat, dass die Zusammenarbeit
so nicht mehr funktionieren kann“, meinte Müller und fühlte sich
angesichts der Demission seines Ziehvaters, der ihn vor sechs Jahren in die S04-Führungsetage befördert hatte, sichtlich unwohl. „Ich
bin von dieser Entwicklung sehr betroffen, denn mein Verhältnis zu
ihm war perfekt, von großem Respekt und gegenseitigem Vertrauen geprägt. Wir haben immer super zusammen gearbeitet, ich habe
wahnsinnig viel von ihm gelernt“, betonte Müller, der zu den Schalke „Eurofightern“ gehört, die 1997 den UEFA Pokal nach Gelsenkirchen holten.
Müller ist nun etwas früher als zunächst geplant Assauers Nachfolger auf dem Manager-Posten geworden und genießt dort volles
Vertrauen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Andy Müller als
unser Sportmanager in die Rolle hineinwächst. Er ist noch jung, Erfahrung hat er, und an Charisma fehlt es ihm auch nicht. Er wird
einen Riesenjob machen“, ist sich Tönnies sicher.
120 Millionen Verbindlichkeiten
Die Konzentration von Tönnies gilt bis auf weiteres der finanziellen Stabilisierung der nach seinen Angaben mit „aktuellen Verbindlichkeiten in Höhe von 120 Millionen
Euro“ belasteten Königsblauen. Tönnies will
bei dem künftigen Sparkurs auch eine
strenge Auswahl bei künftigen Neuverpflichtungen treffen. „Wir
werden keine Ablösesummen mehr bezahlen, sondern nur noch
Spieler holen, die frei wechseln können“, stellte der 49-Jährige klar.
Voraussichtlich muss Trainer Mirko Slomka mit den drei Zugängen Halil Altintop (ablösefrei vom 1. FC Kaiserslautern) und Mathias
Abel (ebenfalls ablösefrei vom FSV Mainz 05) und dem dänischen
Nationalspieler Peter Lövenkrands, der von den Glasgow Rangers
ohne Ablösesumme ins Revier wechselt, auskommen. Lövenkrands
gilt als Nachfolger Ebbe Sands. Der Publikums-Liebling wird schon
jetzt schmerzlich vermisst. Sand hat seine aktive Karriere beendet
und wird nun Sportdirektor beim dänischen Erstligisten Silkeborg
IF. Aus sportlichen Gesichtspunkten hinterlässt Christian Poulsen
eine Lücke (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch ohne neuen
Verein). In der zurückliegenden Serie hatte Poulsen stark gespielt.
„Wir liegen im Liquiditätsplan“
In der Saison 2005/06 waren die Knappen mit dem Ziel Champions League-Qualifikation angetreten. Das verpassten sie. Aus Sicht
von Tönnies macht das den Schalkern keinen Strich durch die Rechnung. „Mit dem Erreichen des UEFA-Pokals liegen wir im Liquiditätsplan. Das Erreichen des Halbfinales im UEFA-Pokal der
vergangenen Saison war lukrativer als ein Ausscheiden in der ersten K.o.-Runde nach den Gruppenspielen der Champions League.“
Diese soll aber auch in der kommenden Saison wieder das erklärte Ziel sein. Warum in der abgelaufenen Runde in der Bundesliga Platz drei und damit der abermalige Einzug in die europäische
„Königsklasse“ verpasst wurde, hat viele Gründe. Schalke spielte
selten konstant, auch nach dem Wechsel auf dem Trainerstuhl von
Ralf Rangnick zu Mirko Slomka blieb der Höhenflug unter dem vorherigen Assistenten nur von kurzer Dauer. Letztlich konnte die Truppe die Doppel-Belastung in Liga und Europapokal mit insgesamt 52
Pflichtspielen körperlich nicht kompensieren. Am Ende ging Schalke
- wie im Vorjahr –auf der Zielgeraden die Luft aus.
In der Meisterschaft Vierter, in der Champions League bereits in
der Gruppenphase gescheitert und im Pokal in der zweiten Runde mit
dem 0:6 in Frankfurt blamiert – im Grunde wurden alle Ziele verfehlt. „Wir sind immerhin Vierter in der Bundesliga geworden. Das
ist nicht so schlecht, auch wenn es einen Platz unter dem erklärten
Mindestziel war“, bemerkt Slomka. „Wir haben nur einen Punkt weniger geholt als im Vorjahr, da reichte es zum zweiten Platz. Diesmal
nicht, weil drei Mannschaften besser waren und auf hohem Niveau
gepunktet haben“, gibt Slomka zu bedenken. „Und im UEFA-Cup
standen wir als einzige deutsche Mannschaft im Halbfinale. Da kann
man sicher nicht behaupten, dass alles schlecht war.“
Text:
Heiko Buschmann
Fotos:
Firo Sportphoto
Saison 2005/06
Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer und sein Nachfolger Andy Müller
54 | nrw sports 3-2006
FC Schalke 04 - VfB Stuttgart - Rafinha und Fabian Ernst jubeln mit Ebbe Sand, der das Tor zum 1:1 erzielte.
nrw sports 3-2006 | 55
BUNDESLIGA - VFL BOCHUM
Bochum feiert
Rekord-Wiederaufstieg
Am 17. April glaubte Marcel Koller, alles richtig gemacht
zu haben. Der Ostermontag neigte sich dem Ende zu, als
sich der Trainer des VfL Bochum im schicken Restaurant
„Tierpark’s“ eine dicke Zigarre, eine Montecristo A anzünden
ließ. „Normalerweise rauche ich nicht, aber bei so einer Zigarre mache ich schon mal eine Ausnahme“, meinte der lächelnde Coach, um dann einen ersten Zug zu
wagen. Wenige Stunden zuvor war seinem
Team durch einen 2:0-Erfolg bei Alemannia Aachen der direkte Wiederaufstieg in
die Bundesliga gelungen, insgesamt schon
der fünfte. Es war rein punktetechnisch
der souveränste, schließlich konnte man
schon am 30. von 34 Spieltagen die Rückkehr ins Oberhaus feiern.
Auch die Bochumer Anhänger gingen auf Distanz zum Coach,
zwischenzeitlich forderten einige schon seinen Kopf. Das war im
November, als der Revier-Klub seine erste kleine Schwäche-Phase zu überstehen hatte. Zunächst unterlag man den Sportfreunden
Siegen mit 0:3, dann wurde man von Alemannia Aachen bei der
1:4-Niederlage an die Wand gespielt. Und davor auch noch diese
peinliche 0:4-Pleite im DFB-Pokal beim FC
St. Pauli.
Der Raub der Lieblinge
Es waren freilich nicht allein die kurzfristigen Misserfolge, die die Zuschauer auf
die Barrikaden brachten. Viel problematischer war die Tatsache, dass Koller dem
Publikum seine Lieblinge raubte. Die alten
Helden Sören Colding, Dariusz Wosz und
Rein van Duijnhoven verloren unter dem
Schweizer ihre Stammplätze, nicht aber die
Gunst der fanatischsten VfL-Anhänger in
der Ostkurve. Die wollte lange Zeit nicht
akzeptieren, dass die verdienten Spieler
nicht mehr den Status von einst innehatten.
Sportlich waren Kollers Entscheidungen
nachvollziehbar, emotional sorgten sie dennoch für einigen Unmut. Doch daran zeigte
sich, dass der Coach keinesfalls den Weg
des geringsten Widerstands wählte.
Ein Himmelfahrtskommando
Allen voran Koller, der in seinem T-Shirt
mit der Aufschrift „Rekord-Wiederaufsteiger“ so ausgelassen wie selten zuvor wirkte.
Für einen Schweizer war er geradezu überschäumend fröhlich. Nun hatte er es allen
bewiesen, die ihm keine Erfolge zugetraut
hatten. Im November 2003 kam Koller nach
Deutschland, um den 1. FC Köln in der ersten Bundesliga zu halten. Die Mission glich
einem Himmelfahrtskommando, der Abstieg war die logische Folge. Und Koller?
Der Eidgenosse, der in seinem Heimatland
Souveräne Zweitliga-Meisterschaft
Bochums Coach Marcel Koller
ein Erfolgstrainer war, drohte in DeutschDas Team zeigte sich ohnehin unbeeinland schon nach seiner ersten Station zu scheitern. Ein Jahr lang druckt von den zwischenzeitlichen Unruhen – und Koller konnte
hoffte er nach seiner Entlassung beim FC auf neue Angebote, zufrieden feststellen: „Das erstaunlichste an der gesamten Saison
dann kam Bochum.
war die Bereitschaft der Spieler, in allen Situationen weiter zu
kommen und Fortschritte zu machen.“ Das sah man in der RückTanzbär Neururer
runde, als sich die Truppe selten schön, aber letztlich doch souveUnd der Nachfolger von Peter Neururer wurde kritisch beäugt, rän die Zweitliga-Meisterschaft sicherte. Der erste Titel für Kolgalt als das absolute Kontrast-Programm zum „Lautsprecher der ler, der sichtlich glücklich bemerkte: „Jetzt bin ich im deutschen
Liga“, der sich von den VfL-Fans nach gewonnenen Spielen nur Fußball angekommen.“ Zu diesem Zeitpunkt wusste er, dass er
allzu gerne zum Tanz auffordern ließ. Koller ist da anders. Auch alles richtig gemacht hatte.
er ist freundlich und sympathisch, erfüllt jeden AutogrammWunsch. Dennoch übt er sich in vornehmer Zurückhaltung, will
Fotos:
Text:
nicht im Vordergrund stehen. „Eine gewisse Distanz möchte ich
Firo Sportphoto
Kai
Griepenkerl
mir einfach erhalten“, erklärt der Trainer.
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BUNDESLIGA - VFL BOCHUM FANS
Bochumer Jungen 1972
Von Schifffahrten nach Oberhausen und Bierduschen
eins im Revier die großen Bayern schlug und den Eindruck erweckte,
dass wieder etwas Großes entstehen könnte, sollte das bittere Ausscheiden im UEFA-Cup gegen Lüttich nicht verkraften und musste
den Absturz ins Unterhaus hinnehmen“, erinnert sich Wolf. Doch in
Zeiten, wo andere Anhänger ihrem Club den Rücken kehren, ist es
beim VfL anders. „Gerade in schweren Zeiten verzeichnen wir einen
Mitgliederzuwachs“, erzählt „Lobo“.
Als Fan des VfL Bochum muss man einiges aushalten. „Wir steigen auf, wir steigen ab, und zwischen durch UEFA-Cup”, schallt es
seit einigen Spielzeiten von den Rängen des Ruhrstadions. Fünfmal
musste der VfL seit 1993 den Gang in die zweite Liga antreten. Und
genauso oft gelang ihm der sofortige Wiederaufstieg. Der jüngste
Sprung in Liga eins liegt erst wenige Wochen zurück und seither
freuen sich die „blau-weiß“ Anhänger auf eine weitere Spielzeit in
der höchsten deutschen Spielklasse.
Doch es gibt auch Bochumer, die jene Zeiten miterlebten, in
denen der VfL als „unabsteigbar” galt. Einige von ihnen sind Mitglieder im ältesten Fan-Club des VfL Bochum. „Bochumer Jungen“
nennt er sich seit 1972 und ist damit eine der ersten organisierten
Fan-Gruppen Deutschlands. Einer ihrer Mitbegründer ist heute noch
Vorsitzender: Ralf Wolf, genannt „Lobo“. „Damals war die Gründung eines Fan-Clubs etwas völlig Neues“, erzählt Wolf, „Mit Schulkameraden und Arbeitskollegen gingen wir damals regelmäßig zu
den Spielen. Die meisten anderen Menschen begaben sich früher
dagegen mehr oder weniger alleine ins Stadion. Wir fielen daher als
Kollektiv auf der Tribüne besonders auf.“ Und so geschah es, dass der
damalige VfL-Pressesprecher Wolfgang Hellmich auf die Freunde
aufmerksam wurde und die Gründung der „Bochumer Jungen“ anregte. Die fand am 15. Mai 1972 in den Katakomben der Haupttribüne des alten Stadions an der Castroper Straße statt. „Somit standen
wir im Blickpunkt. Mit einem Mal explodierte die Mitgliederzahl
auf fast 400. Aber von uns kannte sich keiner mit Verwaltung und
Organisation aus, sodass es schwer wurde, das alles zu überblicken.
Da gab es auch Streitereien untereinander und letztendlich stand die
ganze Sache vor dem Aus“, blickt Wolf zurück. Man raufte sich zusammen und hielt den Club im kleinen Kreis aufrecht. Das war 1974.
Dieser Zeitpunkt war eigentlich der wahre Beginn der 34-jährigen
Geschichte der „Bochumer Jungen“.
Höhenflüge und Nackenschläge
In dieser Zeit gab es sowohl berauschende als auch deprimierende Momente im Fan-Leben eines Blau-Weißen. Nachdem der VfL
wieder einmal aus dem Fußball-Oberhaus abgestiegen war, wollte man nach einer bis dahin mäßigen Bochumer Zweitliga-Saison
2002/03 mit geballter Fan-Power eine Trendwende im Auswärtsspiel
bei Rot-Weiß Oberhausen herbeiführen. „Wir sind an diesem Tag gemeinsam mit anderen Bochumer Fan-Gruppen auf einem Boot zum
Revier-Derby geschippert. Mit einer niederschmetternden 0:6-Klatsche wurden wir dann aber wieder nach Hause geschickt“, berichtet
„Lobo“. In jener Saison konnte man trotzdem den Wiederaufstieg
feiern, denn am letzten Spieltag erlebten nicht nur die „Jungen“ einen der schönsten wie auch unverhofftesten Höhepunkte ihres FanDaseins. Dass Konkurrent Mainz 05 damals als fast sicherer Aufsteiger Nerven zeigte, nutzten die Schützlinge von Kult-Trainer Peter
Neururer eiskalt aus und rutschten in letzter Minute auf einen Aufstiegsrang. „Auf der Heimfahrt trafen wir auf den Mannschaftsbus
des VfL. Spontan feierten wir noch auf dem Parkplatz mit unseren
Aufstiegshelden. Dariusz Wosz taufte mich damals mit einer gehörigen Bierdusche“, erinnert sich Wolf. Bei der „Fahrstuhlmannschaft
aus Bochum gab es natürlich auch bittere Momente. Beispiel, der
Abstieg 2004. Eine Mannschaft die ein Jahr zuvor noch als Nummer
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á la Dariusz Wosz
Ralf Wolf und seine Familie
Man fühlt sich wohl
Zwischen Fan-Club und Verein herrscht ein prächtiges Verhältnis. „Die Unterstützung von Seiten des VfL ist großartig. Neben
Prämien und Ermäßigungen dürfen wir bei unseren Veranstaltungen
zum Saisonabschluss in der Club-Gaststätte regelmäßig jemanden
vom Verein begrüßen. Im letzten Jahr war gar der gesamte Vorstand
um Präsident Werner Altegoer anwesend“, erzählt der „JungenChef“ und weiß: „Die Leute sind immer gerne hier. Man fühlt sich
wohl in unserer familiären Atmosphäre.“
Von den Reisen zu Auswärtsspielen bis hin zu Sommerausflügen
und Weihnachtsfeiern werden den Mitgliedern der „Bochumer Jungen“ über das gesamte Jahr hinweg zahlreiche Zusatz-Veranstaltungen geboten. Als eine der ersten Fan-Organisation erschuf man einen
speziellen Familientarif. „Am Anfang wurde dies belächelt. Doch es
hat sich bewährt. Unsere Mitglieder kommen aus allen Alterstufen”,
weiß Wolf.
Das tut auch der Fußballmannschaft der „Bochumer Jungen“ gut,
die Jahr für Jahr bei der „Deutschen Fan-Club Meisterschaft” oder
dem so genannten „Hallenzauber“ an den Start geht, um die eigene
fußballerische Klasse zu präsentieren. „Da verhelfen uns unsere jungen Mitglieder endlich wieder zu guten Platzierungen“, schmunzelt
Wolf, der mit seinen Club-Kollegen die nächste Auflage des letztgenannten Wettbewerbs unter allen Bochumer Fan-Clubs ausrichten
wird. Auch wenn er dieser Tage zu den großen Nachbarn nach Gelsenkirchen und Dortmund hinüberschaut, kommt bei Wolf statt Neid
ein Gefühl der Bestätigung auf, VfL-Fan zu sein: „Wenn man sich
die finanziellen Probleme der anderen Vereine anschaut, kann man
froh sein, dass der VfL die Philosophie verfolgt, immer mit Bedachtheit zu handeln und nichts zu überstürzen.“
So hoffen die Fans des VfL Bochum, dass man sich wieder
Schritt für Schritt zum „unabsteigbaren“ Verein früherer Zeiten
mausert. „Insgeheim hat man als eingefleischter Bochum-Anhänger
auch immer noch einmal den Traum von einem Titelgewinn im Hinterkopf. 1968 und 1988 stand man im Finale des DFB-Pokals. Wenn
die Rechnung aufginge, dann wäre 2008 vielleicht unser Jahr”, hofft
„Lobo“ auf ein kleines Wunder. Aber unmöglich ist für den unberechenbaren Club aus dem Ruhrgebiet, den schon Herbert Grönemeyer
besang, sowieso kaum etwas. Als sicher gilt allerdings, dass die „Bochumer Jungen“ bis dahin ihr 35-jähriges Bestehen gefeiert haben.
Ob sie diese Feierlichkeiten bereits wieder als Fans eines Zweitligisten oder als Anhänger eines UEFA-Cup-Teilnehmers begehen werden, steht dagegen in den Sternen.
Text:
Timo Sczuplinski
Fotos: Bochumer Jungen 1972
Firo Sportphoto
In Sektlaune nach dem Aufstieg - Darius Wosz
Infos zu den Bochumer Jungen 1972
Gründungstag:15.05.1972
Mitglieder: 71 (55 männlich + 16 weiblich)
Altersdurchschnitt: 36,28 Jahre
Vereinslokal: Gaststätte An der Landwehr
Internet: www.bochumer-jungen.de
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BUNDESLIGA-AUFSTEIGER ALEMANNIA AACHEN
Der schwarz
schwarz-gelbe
Wahnsinn
Sie wurden von einem schwarz-gelben Ozean erwartet. Als
sich die Aufstiegshelden dann endlich auf dem Balkon des Aachener Rathauses zeigten, brachen bei den Fans der Alemannia
alle Dämme. Nach 35 Jahren feiern die Aachener ihr Comeback
in der Fußball-Bundesliga. Vom Vizemeister 1969 zum Absteiger ein Jahr später, meldet man sich nach einem jahrzehntelangen Aufenthalt in den unteren Ligen und überwundener Finanzprobleme wieder zurück. Nun spielen die
Schwarz-Gelben wieder dort, wo sie sich schon so lange
hingesehnt haben.
Die Architekten des Erfolges
Man sagt, Erfolg sei nicht planbar. Wer sich in Aachen umhört, könnte sich vom Gegenteil überzeugen
zu lassen. Mit grundsolider, akribischer Arbeit und
guten Leuten auf den wichtigen Positionen ließ sich
das Alemannen-Schicksal sehr wohl in die richtigen
Bahnen lenken.
Einer dieser Leute ist der Sportliche Leiter Jörg
Schmadtke. Seit 2001 zieht er die Fäden. Präsident Horst Heinrichs nennt ihn einen Glücksfall. Schmadtke gab der Mannschaft ein neues Gesicht. In Aachen sind sie überzeugt
vom ehemaligen Bundesligatorwart: Sein
Vertrag wurde unlängst gleich bis 2009
verlängert. „Eine logische Konsequenz
erfolgreicher Arbeit, gleichbedeutend mit
der Fortsetzung unseres Weges“, freute sich
Heinrichs.
Auf dem ist Dieter Hecking Schmadtkes Gefährte. Der Trainer der Alemannia steht genauso wie sein
Sportlicher Leiter für den Erfolg der Kaiserstädter.
Im letzten Jahr bewährte sich seine Mannschaft
mit frischem Offensivfußball als Vize-DFB-Pokalsieger sogar im UEFA-Cup.
In der abgelaufenen Saison
wurde dann die zweite Liga
aufgemischt. Manchmal hat
das Team drei Tore kassiert
– aber dann auch mindestens eins mehr geschossen.
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Das kommt bei den Besuchern besser an, als ein schlichtes 1:0. Die
Fans lieben ihren Klub sowieso – am Tivoli hat der schwarz-gelbe
Wahnsinn Methode.
Abgänge gut kompensiert
Dabei verlor man vor der Saison mit Peter Blank (Kaiserslautern), Simon Rolfes (Leverkusen) und Kai Michalke (Duisburg) drei wichtige Spieler. Der Ersatz sollte es
aber noch besser machen. Jan Schlaudraff zog die Fäden
im Mittelfeld und schoss in der Hinrunde auch jede
Menge Tore. Marius Ebbers und Sascha Rösler
schlugen im Sturm so gut ein, dass der niederländische Star Eric Meijer mehr Partien von der Bank aus sehen musste,
als ihm lieb sein konnte. „Die Neuzugänge haben im Rahmen ihrer
Möglichkeiten das gebracht, was
wir von ihnen erwartet haben.
Der einzige, bei dem es nicht
richtig gepasst hat, war vielleicht
Bernd Rauw, der nie so richtig bei
uns angekommen ist. Alle anderen
Akteure haben ihre Einsätze gehabt und
dabei selten enttäuscht“, blickt Hecking
zufrieden zurück.
So soll es auch in der nächsten Saison
werden. Mit dem Niederländer Jeffrey Leiwakabessy und Nico Herzig wurden bereits
zwei Abwehrspieler verpflichtet. Marcus Hesse
und Yunus Balaban rücken aus dem eigenen Verein in den Profikader. Christian Fiel hat zudem seinen
Vertrag verlängert. Auch Jan Schlaudraff wird weiter am
Tivoli zaubern. Der 22-Jährige schlug lukrative Angebote aus
Frankfurt und Nürnberg aus, um bei der Alemannia zu bleiben.
Mit dem Techniker behalten die Aachener ein wichtiges Element
ihres Spaßfußballs.
Oben: Freudentanzchen von Erik Meijer und Erwin Coen
Unten: „Koebes“ Willi Landgraf
Abschied der Publikumslieblinge
Verzichten muss man in der Bundesliga allerdings
auf zwei wichtige Stützen und Publikumslieblinge.
Willi Landgraf wechselt nach 508 Zweitligaspielen
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BUNDESLIGA-AUFSTEIGER ALEMANNIA AACHEN
Der populärste
Bürger Aachens
Dieter Hecking feierte mit dem Aufstieg der Aachener Alemannia seinen größten Erfolg als Trainer. Der 41-Jährige spielte
36 Mal für Borussia Mönchengladbach und den VfB Leipzig in
der Bundesliga. Bevor er als Coach nach Aachen kam, stand Hecking zwei Jahre als Verantwortlicher beim VfB Lübeck an der
Seitenlinie. Für die nrw sports blickt er auf die vergangene Saison zurück, verrät Zukunftspläne und philosophiert über das
Dasein als Fußballer.
Von links: Frank, Kevin, Sascha, Stephanie, August, Willhelm, Otto, Anton, Berta, Cäsar, Dora, Emil, Friedrich, Gustav..... bejubeln Aachens Aufstieg
und sieben Jahren bei Aachen zum Amateurteam von Schalke 04,
Stürmer Eric Meijer beendet seine Karriere. In der letzten Zeit kamen beide zwar nur noch sporadisch zum Einsatz, waren für die
Alemannia aber enorm wichtig. Trainer Hecking weiß, was er an
ihnen hatte: „Das sind zwei Spieler, die den Typus des „alten Profis“ verkörpert haben, was Einstellung, Motivation und den Erfahrungsschatz angeht, den sie beide an junge Spieler weiter gegeben
haben. Von der Menschlichkeit und dem Vorbild, wie man sich als
Profi zu verhalten hat, verlieren wir zwei Spieler, die in der Form
sicherlich nicht so schnell wieder kommen.“
Neues Stadion in Planung
Die Zukunftsperspektiven sind trotzdem viel versprechend.
Noch werden die Gegner im gefürchteten Tivoli auf eine schwarz-
gelbe Wand treffen. Aber dass das Stadion nicht mehr zeitgemäß
ist und den modernen Ansprüchen auch nicht mehr gerecht wird,
haben sie in Aachen erkannt: ein neues Stadion wird gebaut. Dabei
ist man bei der Alemannia auf´s Pferd gekommen. Der AachenLauseberger Rennverein stellt Teile seiner Grundstücksflächen zur
Verfügung. Der geplante „Sportpark Soers“ soll mit seinen neu
entstehenden Anlagen von beiden Seiten genutzt werden.
Die Bundesliga kann also kommen. Und wenn der Klassenerhalt gelingt, versammeln sich sicherlich wieder Tausende vor dem
Rathaus, um ihre Helden auf dem Balkon zu feiern.
Text und Interview:
Tom Aust
Fotos:
Firo Sportphoto
nrw sports: Der Aufstieg ist geschafft. Wie lange genießt man
das als Trainer, wann fängt die Arbeit wieder an?
Hecking: Als wir es geschafft hatten, waren das sehr emotionale
Augenblicke. Und die hat man natürlich auch in der Woche danach
genossen. Aber dann begann die Planung für die erste Bundesliga
und man merkte schnell, dass wir mit Aachen nicht im Schlaraffenland angekommen sind, sondern in einem Haifischbecken. Um
jeden Spieler wird gekämpft, mit mehr Mitteln und Möglichkeiten
seitens der Konkurrenz. Daher war für mich
der Aufstieg eine Woche später abgehakt
und die Planungen für die neue Saison gingen los.
nrw sports: Was tragen die Fans dazu bei,
dass Alemannia in der ersten Bundesliga
bleibt?
Hecking: Es wird wichtig sein, dass wir das
Zusammenspiel zwischen Fans und Mannschaft wieder hinbekommen. Gerade in der
ersten Liga, wo wir noch mehr gefordert sein
werden, wo wir vielleicht gegen den Abstieg
spielen. Die Fans werden wieder eine ganz,
ganz große Rolle spielen.
Letztendlich versuchen wir, in jedem Mannschafsteil die Qualität
des Kaders zu erhöhen.
nrw sports: Braucht man einen neuen Tivoli, also ein neues Stadion?
Hecking: Wenn Alemannia sich auf Dauer in der Liga etablieren
will, braucht dieser Verein und die Stadt ein Stadion, das konkurrenzfähig ist. Es wäre fantastisch, wenn wir die Stimmung und die
Atmosphäre aus dem alten Tivoli in den neuen Tivoli mit rüber nehmen könnten. Dann wäre es perfekt.
nrw sports: Gibt es eine Zielvorgabe, die über den Klassenerhalt
hinaus geht?
Hecking: Über Ziele jetzt schon zu sprechen ist zu früh. Wir müssen
erst einmal sehen, wie die anderen sich aufstellen und wie wir uns
positionieren und dann werden wir uns über eine Zielformulierung
Gedanken machen.
nrw sports: Werden Sie im Hinblick auf
die höhere Liga und die Neuzugänge taktisch etwas ändern?
Hecking: Nein, wir haben eine klare Vorstellung von dem, was wir spielen wollen.
Wir werden ähnlich wie in den Europacupspielen versuchen, gegen vermeintlich bessere Mannschaften das Spiel selbst in die
Hand zu nehmen. Wenn uns das gelingt,
wäre das fantastisch. Natürlich gibt es auch
das ein oder andere Spiel, wo man defensiver
agieren muss. Aber ich glaube, dass wird uns
keiner übel nehmen.
nrw sports: Inwieweit unterscheidet sich
nrw sports: Gab es in der abgelaufenen
der Fußballspieler heute von dem Ihrer
Saison Schlüsselspiele, die für den AufGeneration?
stieg entscheidend waren?
Hecking: Von dem Fußballspieler heute
Hecking: Sicherlich. Zum Beispiel in Bowird einfach viel mehr Öffentlichkeitsarbeit
„Yellow Cab“ für Dieter Hecking
chum, wo wir zum ersten Mal seit Jahren
verlangt. Es ist viel mehr mediales Interesse
gegen eine Mannschaft, die mit oben stand, überzeugend gewonnen da als früher. Zudem sind die Regeln ein wenig gestrafft worden.
haben. Da haben wir das Gefühl bekommen – oh, wir können es Wenn man sieht, was heute alles beim Zweikampf abgepfiffen wird,
wirklich. Die Bestätigung kam drei Wochen später in Freiburg, wo das war damals undenkbar. Ich weiß, dass ich früher öfter mal hinwir in einem Auswärtsspiel wieder einen Aufstiegskonkurrenten ge- langen konnte, ohne gleich mit einer gelben Karte nach Hause zu geschlagen haben.
hen. Und trotzdem: Die Spieler von heute wachsen in diesem System
auf und deshalb ist es für sie auch einfacher. Ich selbst habe da hin
nrw sports: Hatten Sie im letzten Saisondrittel Angst, dass es und wieder Probleme mit.
wie im Vorjahr nicht reichen würde?
Hecking: Die Zweifel gab es eigentlich nie, weil die Mannschaft mit nrw sports: Wie wichtig ist Ihnen die Nähe zu den Alemanniaeiner Beständigkeit und Selbstverständlichkeit operiert hat, bei der Fans?
man immer das Gefühl hatte, dass man in jeder Spielsituation die Hecking: Man muss immer ein offenes Wort haben. Man sollte es
richtige Reaktion zeigt. Deshalb sind wir auch so früh aufgestiegen. nicht als Belastung ansehen, wenn man durch Aachen geht und jeder erkennt einen. Aktuell bin ich einer der populärsten Aachener
nrw sports: Auf welchen Positionen müssen Sie sich verstärken? Bürger und jeder erkennt einen. Das ist manchmal angenehm, aber
Hecking: Wir müssen in jedem Mannschaftsteil schauen, was mach- manchmal hätte man auch gerne seine Ruhe. Aber der Aachener verbar ist. Wir wissen, dass wir uns defensiv besser aufstellen müssen. steht es ganz gut, seinen Trainer auch mal in Frieden zu lassen.
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BEACH-VOLLEYBALL - SMART BEACH TOUR 2006
Die Heldinnen vom Leipziger Strand
Jung, frech und nervenstark – das sind die
Markenzeichen des Beachvolleyball-Doppels
Katrin Holtwick und Ilka Semmler. Mit dem Sieg
beim Turnier der „smart beach tour 2006“ in Leipzig stellte das Team seine Klasse unter Beweis.
Und das Duo hat sich für seine erste gemeinsame
Saison viel vorgenommen: Bei der U23-Europameisterschaft wollen die Damen eine Medaille
holen. Außerdem wollen sie sich über die Nestea
European Championship-Tour für die EM in Den
Haag qualifizieren. Die Automarke smart unterstützt die Jungstars als Hauptsponsor. „Mit der
smart beach tour fördern wir Beachvolleyball
in Deutschland – und mit Katrin Holtwick und
Ilka Semmler ein sympathisches Dreamteam mit
großer Zukunft“, erklärt Anders Sundt Jensen,
Mitglied der Geschäftsführung von smart.
Das Leipziger Finale gewannen Holtwick/
Semmler gegen die Favoritinnen Sara Goller und
Laura Ludwig. „Für uns ist es ein Riesenerfolg:
Es ist unser erster gemeinsamer Turniersieg“, so
Holtwick. „Die Stimmung am Court war einfach super – auch das hat uns angespornt.“ Viel
Zeit zum Feiern blieb dem Doppel nicht: Direkt
im Anschluss an den Premierenerfolg reisten die
Newcomer zur Qualifikation für die internationale Serie in die Türkei. Dort könnten sich Holtwick/Semmler fast heimisch fühlen, denn auch
die europäische Serie wird von smart unterstützt.
Die Leipzig-Siegerinnen wollen bei internationalen Wettkämpfen kräftig mitmischen. Doch
auch für die deutsche „smart beach tour“ haben
sie Platz in ihrem Turnierkalender reserviert:
„Bei der nationalen Serie können wir nicht nur
wichtige Punkte für die Rangliste sammeln“, sagt
Holtwick, „wir wollen uns natürlich auch für die
Deutsche Meisterschaft qualifizieren.“
Zweimal WM-Zweite
Die beiden Spielerinnen sind seit Anfang 2006
ein Team. Die bislang größten Erfolge haben sie
mit anderen Partnerinnen gefeiert. Holtwick wurde mit Maria Kleefisch 2003 U21-Vize-Weltmeisterin. Semmler, damals für Alemannia Aachen
spielend, belegte mit ihrer Vereinskameradin Ruth
Flemig bei der U21-Weltmeisterschaft 2005 ebenfalls den Silber-Platz. Nicht nur das verbindet die
neuen Kolleginnen, die zurzeit auf Platz neun der
deutschen Rangliste stehen: Beide sind Anfang
zwanzig, spielen für dem VC Olympia Berlin und
studieren Rehapädagogik. Im Sommersemester
steht für die beiden Kommilitoninnen vor allem
Beachvolleyball auf dem Stundenplan. Sie identifizieren sich voll mit ihrem neuen Werbepartner
smart. „Der smart fortwo ist spritzig, wendig und
jung – genau wie wir“, so Semmler.
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Jung und smart in zweitausendsechs
Strahlende Siegerinnen in Leipzig:
Katrin Holtwick und Ilka Semmler
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BEACH-VOLLEYBALL - SMART BEACH TOUR 2006
Kampf gegen Dauerregen
Während die Profi-Beach-Volleyballer Mitte Mai beim Auftakt der europäischen Serie im
türkischen Alanya über Sonnenbrand und Hitze
stöhnten, kämpften ihre deutschen Kollegen auf
dem Essener Kennedyplatz mit deutlich „unsportlicheren“ Bedingungen: orkanartiger Wind,
Blitz, Donner, Dauerregen und frostige Temperaturen forderten Spieler, Ballkinder, Schiedsrichter und Zuschauer aufs Äußerste. Doch die
Aktiven zeigten sich beim dritten Stop der offiziellen Ranglisten-Turnierserie des Deutschen
Volleyball-Verbands (DVV) von ihrer professionellen Seite – und trotzten dem widrigen Wetter.
Für eine Überraschung sorgten Julia Grossner und Katharina Schillerwein. Das sympathische Nachwuchsteam des DVV kämpfte sich
durch die Qualifikation bis ins kleine Finale. Erst
im Spiel um PLatz drei verloren sie gegen die
Lokalmatadorinnen Stefanie Hüttermann vom
VC Essen-Borbeck mit Interimspartnerin Julia
Krumbeck. Das Finale machten die Favoritinnen
unter sich aus: Das an eins gesetzte Nationalteam
Anja Günther/Jana Köhler aus Berlin traf auf die
Nummer drei, Claudia Lehmann/Julia Sude. Drei
Sätze lang fighteten beide Teams um den heiß ersehnten Sieg. Am Ende hatten die Berlinerinnen
die Nase vorn und gewannen die „smart beach
tour“ Essen. „Endlich!“, strahlte Köhler. Groß
war der Druck, der auf den beiden jungen Spielerinnen lastete, entscheiden doch die Punkte 2006
über ihren Verbleib im DVV-Nationalkader...
Die Männerkonkurrenz war geprägt von
betrübten Gesichtern und sportlichen Überraschungen. Im Halbfinale vor voll besetzten Tribünen standen sich die an eins gesetzten WMVierten, Marvin Polte/Thorsten Schoen, und die
Publikumslieblinge Gil Ferrer Cutino/Florian
Karl gegenüber. Nach drei spannenden, hart umkämpften Sätzen (21:18/19:21/12:15) feierte das
Essener Publikum den ersten Finaleinzug des in
Berlin lebenden Kubaners und seines Partners
Florian Karl. Ihre Gegner, Florian Huth und Stefan Uhmann, absolvierten die „smart beach tour
2006“ Essen im Schnelldurchgang, ohne eine
einzige Niederlage. Und auch im Finale ließen
die beiden Youngsters keinen Zweifel aufkommen, wer zurzeit an deutschen Stränden die Nasen vorn hat: Nach den zweiten Plätzen in Bonn
und Leipzig holten sich Huth/Uhmann auf dem
Kennedyplatz ihren ersten gemeinsamen Sieg.
Voller Einsatz am Netz:
Anja Günter (l.) und
Stefanie Hüttermann (r.)
70 | nrw sports 3-2006
Text:
Tino Hermanns
Fotos: Roland Solich,
smart beach cup
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BEACH-VOLLEYBALL - DIE BESTEN DEUTSCHEN SPIELER(INNEN)
Nationale Größen
Noch immer liegt der bronzene Glanz auf dem Sand.
Mit dem dritten Platz bei den Olympischen Spielen 2000 im
australischen Sydney durch die deutschen Beachvolleyballer Jörg Ahmann/Axel Hager sprang die junge Sportart in
Deutschland endgültig aus dem Schatten. Zwar reichte es bei
den Olympischen Spielen in Athen 2004 „nur“ zu zwei fünften (Stephanie Pohl/Okka Rau bei den Damen und bei den
Herren Christoph Dieckmann/Andreas Scheuerpflug) und
zwei neunten Plätzen (Susanne Lahme/Danja Müsch, Markus Dieckmann/Jonas Reckermann), dafür aber im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft auf dem Schlossplatz
in Berlin erneut zu einer Bronzemedaille. Julius Brink/Kjell
Schneider hatten sich in einem mitreißenden Spiel um Platz
drei vor 8000 Zuschauern gegen das Überraschungs-Doppel
Marvin Polte/Thorsten Schoen durchgesetzt. Anschließend
wurden vier deutsche Männer-Teams unter den besten zwölf
der Weltrangliste geführt.
Dieses Niveau wollen die deutschen Beachvolleyballer in
diesem Jahr natürlich halten – schließlich stehen wieder einmal Olympische Spiele vor der Tür. Und der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) trägt der Aussicht auf Peking 2008
Rechnung. nrw sports stellt die aktuell stärksten Frauenund Männer-Duos des DVV vor.
Die Etablierten
Markus Dieckmann (geb. 7. Januar 1976 in Bonn) und Jonas
Reckermann (26. Mai 1979/Rheine) – Seaside Beach Club
Essen
Seit 2000 spielen der „Taktiker“ Markus Dieckmann und der
starke Blocker und Aufschläger Jonas Reckermann zusammen.
Angetreten, um in die Riege der deutschen Top-Duos Ahmann/
Hager und Sven Oetke/Andreas Scheuerpflug einzubrechen,
spielten sich die beiden Nordrhein-Westfalen schnell an die Spitze
der deutschen Szene. Zweimal Europameister (2002 und 2004),
zweimal Deutscher Meister (2001 und 2005) sowie zahlreiche
Top-Platzierungen bei Turnieren überall auf der Welt machen das
Duo Dieckmann/Reckermann zur gefährlichen Speerspitze der
Beachvolleyball-Männer.
Die Zielsetzung war klar: In diesem Jahr wollten sich die
„Etablierten“ eine gute Ausgangsposition für die im kommenden Jahr beginnende Olympia-Qualifikation erarbeiten. Doch
eine hartnäckige Entzündung im Rücken zwingt Jonas Reckermann im Augenblick leider zu einer längeren Pause und um das
Maß voll zu machen, muß auch Markus Dieckmann mit einem
schweren Bandscheiben-Vorfall wahrscheinlich in der ersten Saisonhälfte auf jede sportliche Aktivität verzichten. Ein Unglück
kommt eben selten allein.
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Kombination hinfort. Das Fernziel sind die Olympischen Spiele
in Peking 2008.
Oben: Christoph Dieckmann am Netz (links)
Unten: Stephanie Pohl und Okka Rau wollen an die Spitze
Die Kronprinzen
Julius Brink (6. Juli 1982/Münster) und Christoph Dieckmann
(7. Januar 1976/Bonn) – VC Olympia Berlin
Die Zeichen stehen auf Angriff: Nach dem Karriereende von Andreas Scheuerpflug fand Christoph Dieckmann in Julius Brink einen
neuen Partner. Auf seinen alten muss der 30-Jährige aber nicht verzichten: Scheuerpflug arbeitet als Manager für Brink/Dieckmann.
„Unsere Ziele sind die ersten Zehn der Weltrangliste, die OlympiaQualifikation und die Goldmedaille“, schallt es mutig aus dem neuen
Lager. Wenn man sich die jüngsten Erfolge der beiden betrachtet,
scheint ein Angriff an den deutschen und internationalen Stränden
auf die Spitze durchaus realistisch. Insgesamt stehen Bronze bei der
WM 2005 (Brink) sowie drei Siege bei World-Tour-Turnieren (2x
Dieckmann, 1x Brink) zu Buche. Dazu zwei Deutsche Meisterschaften von Christoph Dieckmann (2003, 2004).
Oben: Markus Dieckmann und Jonas Reckermann in Action
Unten: Spektakulärer Hechtsprung von Danja Müsch
Die neue Mischung
David Klemperer (22. Juni 1980/Kiel) und Kjell Schneider (4.
Oktober 1976/Kiel) – MTV Hildesheim/Adler Kiel
David Klemperer gilt als einer der besten Abwehrspieler und
Strategen auf der deutschen Tour. Deshalb war es für Kjell Schneider
auch keine Frage, dass sich die beiden Kieler zusammenschließen
würden. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft hatte ihm sein vormaliger Partner Julius Brink offenbart,
dass er künftig mit Christoph Dieckmann zusammenspielen wolle.
Auf der Suche nach einem neuen Mitspieler wurde er vor der eigenen Haustür fündig: „David hatte mich bereits vor vier Jahren schon
einmal angesprochen, doch damals passte es noch nicht.“ Das änderte sich jedoch gleich beim ersten gemeinsamen Auftritt Ende des
vergangenen Jahres. Mit einem vierten Platz beim World-Tour-Turnier in Kapstadt/Südafrika wischten sie alle Zweifel an der neuen
Die neuen Alten
Stefan Hübner (13. Juni 1975/Bielefeld) und Thomas Kröger
(11. Juni 1979/Melle) – ohne Verein/VfL Lintorf
Stefan Hübner ist als Blockspieler eine Macht. In der italienischen Liga belegte der langjährige Hallen-Nationalspieler
vordere Plätze in den Statistiken, bis ihn viele und langwierige
Verletzungen zur Aufgabe zwangen. Interessanterweise kommt
der 30-Jährige im Sand besser klar: Er startet deshalb eine zweite Volleyball-Karriere in diesem Jahr. Dabei helfen soll Thomas
Kröger, der seine Stärken in der Abwehr hat. Danja Müsch steht
als Trainerin an der Seite des neuen Männer-Duos. Auch wenn
sie sich sicherlich noch an das etwas athletischere Spiel bei den
Männern anpassen müsse, so Hübner, „kann sie uns taktisch
und technisch eine ganze Menge beibringen“. Ob es nach seiner
„Umschulung“ zum Beachvolleyballer auch für einen Platz bei
den Olympischen Spielen reicht, bleibt abzuwarten.
Die Ehrgeizigen
Stephanie Pohl (7. Mai 1978/Finsterwalde) und Okka Rau (5.
Januar 1977/Kiel) – Hamburger SV
Nach dem Abschied von Danja Müsch als Partnerin von Susanne Lahme führen die Europameisterinnen von 2003 die deutschen Nationalteams an. Und dabei ist nach oben noch viel Platz.
Seit 2001 spielen Pohl/Rau zusammen, haben aber bis auf den
EM-Titel und die Deutsche Meisterschaft 2002 noch keine größeren Erfolge zu verzeichnen. Trotz mehrfachen Trainerwechsels
schaffte das deutsche Duo Platz fünf in Athen 2004. Ein Jahr
später reichte es zum ersten Podiumsplatz auf der World Tour,
aber „nur“ zum neunten Rang bei der WM in Berlin. Mit Blick
auf Olympia in Peking haben Pohl/Rau die Spitze im Visier.
Der Rollentausch
Geeske Banck (22. Januar 1981/Kiel) und Susanne Lahme
(10. September 1968/Luckenwalde) – GFC Düren/Adler
Kiel
Susanne Lahme hat ihre Wahl nicht bereut. Vor vier Jahren
wagte sich die langjährige und erfolgreiche Hallen-Nationalspielerin an der Seite von Danja Müsch in den Sand. Zum Abschluss
ihrer „Lehrzeit“ steht für Lahme nach dem neunten Platz bei
Olympia 2004 in Athen der Gewinn der Deutschen Meisterschaft
im vergangenen Jahr. Jetzt ist sie selbst die Lehrerin für Geeske
Banck. Auch wenn die 25-jährige Studentin aus Kiel sämtliche
Beachvolleyball-Nachwuchskader des Deutschen VolleyballVerbandes durchlief und 2003 mit Friederike Romberg Silber bei
nrw sports 3-2006 | 73
BEACH-VOLLEYBALL - DIE BESTEN DEUTSCHEN SPIELER(INNEN)
der U23-Europameisterschaft gewann. Ziel des neu zusammengestellten Duos ist es, sich „auf der World Tour zu etablieren“ und
sich hinter Pohl/Rau letztlich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, um den Status als DVV-Nationalteam zu behalten.
Die Hoffnungsträger
Sara Goller (21. Mai 1984/Starnberg) und Laura Ludwig (13.
Januar 1986/Berlin) – Hertha BSC Berlin
Es ist gerade drei Jahre her, da räumten Laura Ludwig und
Sara Goller im internationalen Beachvolleyball mächtig ab. Allerdings getrennt: Ludwig wurde mit Jana Köhler U18-Weltmeisterin und –Europameisterin, Goller siegte mit Friederike Romberg
bei der U20-Europameisterschaft. Im Jahr darauf versuchten es
die deutschen Nachwuchshoffnungen erstmals gemeinsam, wurden Dritte bei der U23-Europameisterschaft und ein Jahr später
sogar Zweite. Setzt sich die Entwicklung fort, sollte die Teilnahme an Olympia in Peking 2008 keine Frage sein. Zumal sich die
- damals 18-jährige - Laura Ludwig nach der Saison 2004 von
einem Schlaganfall ohne bleibenden Schaden wieder erholt hat.
Die Aufsteiger
Rieke Brink-Abeler (11. Dezember 1979/Emsdetten) und Hella Jurich (28. Dezember 1980/Tokio) – USC Münster
Nach den Olympischen Spielen 2004 sorgten die bis dahin
eher unbekannten Beachvolleyballerinnen aus Münster für einen Paukenschlag: Im Finale um die Deutschen Meisterschaften
schlugen die Außenseiterinnen die Olympia-Fünften, Stephanie
Pohl/Okka Rau. Seit 2003 bemühen sich Brink-Abeler/Jurich
darum, den guten Weltranglisten-Platz 24 aus dem vergangenen
Jahr zu übertreffen. Platzierungen zwischen Platz neun und 13
bei den World-Tour-Turnieren lassen die Hoffnungen wachsen,
2008 in Peking um olympische Ehren spielen zu dürfen.
Die Herausforderer
Helke Claaßen (16. März 1977/Schwedt) und Antje Röder (17.
Oktober 1978/Berlin) – VC Olympia Berlin/Berliner BVC
Am Ende ihres Debüts als Bechvolleyball-Team stand ein
vierter Platz beim europäischen Ranglistenturnier Ende 2004.
Antje Röder hatte sich zuvor eher auf die nationalen Serien konzentriert, Helke Claaßen war mit Judith Deister auch international
unterwegs und feierte mit dem neunten Rang bei den Weltmeisterschaften 2003 in Brasilien ihren größten Erfolg. Den beiden
Okka Rau
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S. Pohl
Spielerinnen werden gute Chancen eingeräumt, in den Kampf der
Nationalteams auf dem Weg Richtung Olympia 2008 einzugreifen.
Die Unbekannten
Anja Günther (5. September 1983/Berlin) und Jana Köhler (11.
Juni 1986/Berlin) – VC Olympia Berlin
Jana Köhler hatte vorgelegt: Mit Laura Ludwig war sie U19Weltmeisterin (2003), U18-Europameisterin 2003) und Dritte bei
den U20-Europameisterschaften geworden. Jetzt soll sie mit Anja
Günther als jüngstes Nationalteam Erfahrung sammeln und die
etablierten Teams unter Druck setzen. Das ist mit dem gemeinsamen
EM-Titel im vergangenen Jahr schon eindrucksvoll gelungen.
International dominiert Brasilien
Wie könnte es bei einer Sportart auf Sand anders sein? Brasilien dominiert im Beachvolleyball noch deutlicher als im Fußball.
Ende des vergangenen Jahres waren fünf der sechs Podiumsplätze
in beiden Weltranglisten von brasilianischen Teams belegt. Einziger
Ausreißer bei den Frauen sind die Chinesinnen Tian Jia/Wang Fei
auf Rang drei. Davor steht in den Vize-Weltmeisterinnen Juliana
Felisberta Silva (22) und Larissa Franca (24) ein ziemlich junges,
aber schon extrem erfolgreiches Duo. Verfolgt von den Landsfrauen
Adriana Behar/Shelda, die in dieser Saison allerdings nicht mehr zusammen spielen. Erst auf Rang vier folgen die US-Girls Misty MayTreanor und Kerri Walsh, die als Weltmeisterinnen 2003 und 2005
sowie als Olympiasiegerinnen 2004 alles abgeräumt haben, was es
in den vergangenen Jahren Titeln gab. Deutschlands Duos Pohl/Rau
und Lahme/Müsch stehen zum Abschluss der Saison (November
2005) mit gebührendem Abstand auf den Rängen 14 und 18.
Bei den Herren sind die Deutschen der Spitze näher. Ganz vorne
belegen die Olympiasieger Alex Santos Ricardo und Emanuel Rego
aus Brasilien sowie ihre Landsleute Marcio Araujo/Fabio de Jesus
Magalhaes und Benjamin/Harley die ersten drei Plätze. Dahinter folgen die Schweizer Duos Markus Egger/Martin Laciga, Patrick Heuscher/Stefan Kobel und die WM-Zweiten des vergangenen Jahres,
Sascha Heyer und Paul Laciga. Sie rahmen die WM-Dritten Brink/
Schneider auf Position sechs ein, Dieckmann/Reckermann sowie
Dieckmann/Scheuerpflug folgen auf acht und neun.
Text:
Matthias Goergens
D. Müsch u. S. Lahme
Fotos: Roland Solich,
smart beach tour
Susanne Lahmne
BEACH-VOLLEYBALL – WELTWEIT
Beach-Volleyball
Kapstadt
Brasilien, USA, Mexiko, Südafrika, Australien, Bali oder Mauritius?! Was sich
für Normalsterbliche wie ein (unerfüllbarer) Wunsch-Reisekatalog für den Urlaub
in den nächsten zehn Jahren anhört, ist für die Beach-Volleyballprofis Alltag: Auf
ihrer beruflichen Weltreise reihen sie einen Traums(tr)and an den nächsten, dort
absolvieren sie ihre Trainingslager und Turniere. Obwohl bei den Aktivitäten
die Konzentration auf dem sportlichen Aspekt liegt, haben die Profis natürlich
auch ein Auge für die Schönheiten der Natur. Deswegen hat nrw sports eine nicht
repräsentative Umfrage unter Deutschlands Beach-Profis gemacht, wo für sie die
schönsten Beach-Volleyball Courts und besten Bedingungen herrschen.
Okka Rau, Olympia-Fünfte von Sydney 2000 und Europameisterin von 2003,
gefällt es an der Gold Coast (USA) am besten. „Dort ist es schon ziemlich perfekt
vom Sand her: wirklich sehr weiß und fein. Dazu kommen noch die nettesten Leute
Kapstadt überhaupt - nicht nur bei Turnieren - und schönes, blaues Wasser! Die Sonne scheint
zudem ununterbrochen...“, schwärmt sie. Während mit Fortaleza (Brasilien) und
Fuerteventura zwei weitere Urlaubs-Domizile bei den Top-Destinationen folgen,
überrascht ein weiterer Tipp von Rau: „In Gstaad (Schweiz) ist der Sand zwar kein
Strandsand, aber beim Seitenwechsel auf den nahe gelegenen Gletscher zu gucken,
der mit Schnee bedeckt ist, ist toll.“
Acapulco, Rio, Kapstadt, Paris
Kein Schnee, aber nahezu pulverweißer Sand findet sich in Sydney (Australien) am
Manly Beach, wie der gebürtige Bonner Christoph Dieckmann, Olympia-Fünfter
von Sydney, meint: „Perfekter Sand und perfektes Meer zum Abkühlen nach dem
Training.“ Und, was auch für Urlauber nicht zu verachten ist, „dort gibt es das
beste Café an der Strandpromenade“, so Dieckmann. Einen anderen Grund, Sydney
Modena
als Nummer eins zu nennen, hat Jörg Ahmann: Er buddelte vor sechs Jahren mit
Partner Axel Hager sensationell die olympische Bronzemedaille aus dem Sand des
Bondi Beach. Logisch, dass seit dem auch im Hause Ahmann im Schwabenland ein
Gläschen Bronze-Sand deponiert ist.
Das „Henkel Beachvolleyball Grand Slam Paris“ setzte neue Maßstäbe: Das Stadion
wurde direkt gegenüber dem Eiffelturm platziert – eine exponierte Stelle, die wohl
weltweit ihresgleichen sucht und Spieler, Sponsoren und Zuschauer begeistert.
Angesagt bei den deutschen Profis sind noch typische Urlaubsdomizile wie das
mexikanische Acapulco („man fühlt sich wie im Urlaub“, so die Münsteraner
Nationalspielerin Rieke Brink-Abeler), Rio de Janeiro (Brasilien), wo sich im
Frühjahr die gesamte europäische Spitze trifft, um den Rückstand auf die Strand
Binz/Rügen verwöhnten Brasilianer aufzuholen oder auch Kapstadt/Südafrika („eine der
schönsten Städte der Welt“, sagt Ahmann). „Die Leute sind dort in Ordnung und
irgendwie hat es auch ein ganz besonderes Flair“, so Kjell Schneider, der WMDritte von 2005. In Beach-Volleyball Fachkreisen darf natürlich nicht der Hermosa
Beach in Los Angeles (USA) fehlen, „schließlich ist dort die Geburtsstätte unserer
Sportart“, betonen die Dieckmann-Zwillingsbrüder Christoph und Markus.
Markus hat noch einen anderen Favoriten ausgemacht: „Auf Mauritius war es auch
irgendwie nett, dort habe ich meine Frau richtig kennen gelernt…“ (seine Frau ist
übrigens die Beach-Olympiateilnehmerin Maike Friedrichsen).
Doch, wo viel Sonne ist, gibt es auch manchmal Schatten. So meint der zweifache
Beach-Europameister und Olympia-Neunte Markus Dieckmann, der für den
76 | nrw sports 3-2006
weltweit
Seaside Beach Club Essen spielt: „Die schönsten Plätze der Welt sind auch Extreme:
Oft fährt man vom Flughafen erst durch die Slums bzw. Favelas. Dies macht einen
schon nachdenklich und trübt die Stimmung. Doch am Strand angekommen, ist das
meist vorbei, dann nervt nur noch das ständige Eincremen.“ Die Sorgen möchte
man haben…
Rio de Janeiro
Wangerooge, Zinnowitz, Binz, Klagenfurt
Doch Normalsterbliche müssen jetzt nicht vor Neid erblassen, denn die deutschen
Sand-Profis haben auch Tipps für den schmaleren Geldbeutel. Auch in Deutschland
gibt es zahlreiche Traumplätze zum Sandwühlen. Okka Rau empfiehlt das Ostseebad
Kühlungsborn, „wo die Leute begeisterte Zuschauer sind, der Sand tief und fast
weiß ist (für deutsche Verhältnisse schneeweiß), und auch als Urlaubsort lässt
sich die Ostseeküste in dem Bereich wirklich empfehlen.“ Na bitte, das hört sich Norderney
doch schon gut an, ist aber noch nicht alles. Jörg Ahmann und Markus Dieckmann
sind beide Anhänger der Nordsee-Insel Wangerooge, „die schönen Sand hat, eine
nette Atmosphäre bietet und einfach eine Beach verrückte Insel ist“, so Ahmann.
Verstecken müssen sich auch nicht der naturbelassene Strand von Zinnowitz, das
Flair von Binz auf Rügen sowie Sylt und Fehmarn, „wo das Ambiente aus Sand,
Meer und Leuten stimmt“, wie Schneider und Ahmann meinen.
Nicht vergessen sollte man an dieser Stelle das österreichische Klagenfurt. Die
traumhafte Lage am Wörthersee beweist, dass man für wunderschöne Locations
nicht unbedingt nach Brasilien oder Südafrika jetten muss.
Timmendorf, Essen, Köln
Nicht zu vergessen natürlich Timmendorfer Strand, jener Ort, der als Kultstätte des Paris
deutschen Beach-Volleyballs gilt. Jährlich strömen ca. 50.000 Zuschauer zu den
Spielen der Deutschen Meisterschaften - das geht auch an den Spielern nicht spurlos
vorbei. Sie sprechen vom „Mekka des deutschen Beach-Volleyballs“ (Ahmann)
bzw. vom „deutschen Wimbledon“ (Markus Dieckmann).
Für die nrw sports-Leser, für die eine Fahrt an Nord- oder Ostsee auch noch zu weit
ist, haben Rieke Brink-Abeler und die Dieckmann-Brüder zwei weitere Tipps auf
Lager: „Das Turnier auf dem Kennedyplatz in Essen macht richtig Spaß. Es ist ein
tolles Turnier, nicht weit von zu Hause und bringt immer super Stimmung“, sprudelt
es auch der Brink-Abeler heraus. Und Christoph und Markus Dieckmann loben
den Kölner Strand Playa Cologne, „den schönsten deutschen Kunsts(tr)and, direkt
neben dem Stadion unseres Lieblingsvereins.“ Somit haben auch die Stadtkinder
Timmendorf
durchaus Möglichkeiten, ihren Traumstrand direkt vor der Haustür zu finden.
Zwar kennen unsere Nationalteams viele traumhafte Stränden, an denen das
Urlauben genauso viel Spaß macht wie das Beachen. Aber einen hat auch Okka
Rau noch nicht gefunden: „Vermutlich gibt es einen einsamen Strand irgendwo in
der Karibik mit weißem, feinen Sand und unendlich viel Platz für genau ein BeachVolleyballfeld.“
Text:
Thilo von Hagen (DVV)
Fotos:
www.beach-volleyball.de
nrw sports 3-2006 | 77
BEACH-VOLLEYBALL - INTERNATIONAL
Olympia-Siegerin Kerri Walsh
In Shanghai: L. Markovic u. R. Moskowitz (Kanada)
O. J. Felisberta u. L. Franca | U. in Brisbane AFL Camp
78 | nrw sports 3-2006
Wer hat’s erfunden?
Es war das Jahr 1987, als Sinjin Smith und Randy
Stoklos (USA) am berühmten Ipanema Beach in Rio
de Janeiro Geschichte schrieben: Die beiden US-Boys
wurden Sieger des ersten internationalen Beach-Turniers des Volleyball Weltverbandes FIVB. Für den Sieg
heimsten sie 22.000 US Dollar ein. Später avancierten
sie zu den ersten Dollar-Millionären des Beach-Volleyballs. Der Sieg von Smith/Stoklos war ein Stich in
das Herz der Brasilianer, denn beide Nationen beanspruchen seit jeher, als Gründer des Beach-Volleyballs
genannt zu werden (und kein kleiner Schweizer läuft
Sinjin Smith
herum und fragt „wer hat`s erfunden?).
Die Wiege stand in Santa Monica
Die Historiker sind sich einig, dass in den
1920er Jahren am Strand von Santa Monica in
Kalifornien die populäre Sandsportart geboren
wurde. Damals wurde noch „6 gegen 6“ gespielt und natürlich ging es weder um Ranglistenpunkte noch Preisgelder. Nachdem in den USA
1983 mit der Association of Volleyball Professionals (AVP) eine Organisation gebildet und eine
Beach-Serie aus dem Boden gestampft wurde, ging es auch international voran.
Die FIVB forcierte die Anstrengungen und baute kontinuierlich eine Turnierserie auf. 1990 waren es drei Turniere. 1992 erlebte die Sportart einen ersten
Höhepunkt als Demonstrationswettbewerb bei Olympia in Barcelona. Das kam
bei Publikum, Medien und – wichtig – Funktionären gut an. Am 24. September
1994 wurde Beach-Volleyball zur olympischen Sportart erklärt. Damit war klar,
dass die FIVB – einziger Weltverband mit zwei Spiel-Sportarten im olympischen
Kanon – weiter investieren musste, damit kein Sand ins Getriebe kommt.
Olympische Ehren
1995 begann die Olympia-Qualifikation, an der mit Beate Bühler/Danja
Müsch und Jörg Ahmann/Axel Hager auch die beiden besten deutschen Duos
teilnahmen. „Vince“ Ahmann, der heute
als U23-Beach-Nationaltrainer fungiert,
absolvierte 1994 in Marseille sein erstes
internationales Turnier. Zwei Jahre später kam er bereits mit „Hägar“ Hager
zu olympischen Ehren in Atlanta: Platz
neun für Ahmann/Hager und Platz sieben für Bühler/Müsch. Die Goldmedaillen gingen an Karch Kiraly/Kent Steffes
(USA) und Jackie Silva/Sandra Pires (BRA). Kiraly avancierte mit Gold in Atlanta zum erfolgreichsten Volleyballer aller Zeiten – insgesamt kann der US-Boy
drei olympische Titel (1984 und 1988 in der Halle) vorweisen.
Atlanta war ein voller Erfolg, doch eine weitere Steigerung der internationalen Serie – 1996 wurden 27 Turniere organisiert – blieb aus. „1995/96 hatten wir
viele Turniere und das Preisgeld war so hoch wie jetzt. Es war der olympische
Kick, der Beach-Volleyball nach oben brachte“, meint Jörg Ahmann.
Talent und harte Arbeit brachten auch Jörg Ahmann/Axel Hager nach oben,
obwohl die beiden im Winter selten auf Sand trainierten. Nur knapp qualifizierten sie sich 2000 neben den Duos des Deutschen Volleyball Verbands (DVV)
Maike Friedrichsen/Danja Müsch, Ulrike Schmidt/Gudula Krause und Oliver
Oetke/Andreas Scheuerpflug für die Olympischen Spiele in Sydney. Doch in
„down under“ schwebten sie auf Wolke sieben. Sieg für Sieg gelang den Deutschen, die mit nur einer Niederlage sensationell die Bronze holten.
Aufschwung in Deutschland
Mit diesem großen Triumph erlebte
Beach-Volleyball in Deutschland einen
weiteren Aufschwung. Dies war erforderlich, da auch die anderen Nationen
den Strand für sich entdeckten. Markus
Dieckmann, seit 1997 im internationalen Geschäft dabei und mit dem ersten
Erfolg auf der World Tour 2004 in Berlin sowie den EM-Titeln 2002 und 2004
(alle mit Jonas Reckermann) einer der erfolgreichsten deutschen Beacher, über
die Professionalisierung seines Sports: „Die einstige Amateur-Veranstaltung
hat sich gewandelt. 30 bis 40 Männer-Teams sind absolut professionell.“ In der
Szene gelten die Brasilianerinnen Adriana Behar/Shelda als „Königinnen“, die
einen Stab von 13 Leuten beschäftigen (u.a. Ernährungsberater und Tanztrainer). Dieckmann/Reckermann hatten die Notwendigkeit einer umfassenden Betreuung früh erkannt, und waren gegenüber anderen Teams deshalb im Vorteil.
„Jetzt machen das alle und die Qualität der Arbeit entscheidet“, so Dieckmann,
der zurzeit mit einer Rückenverletzung außer Gefecht gesetzt ist. Ahmann:
„Dennoch sind die deutschen Männer-Duos wie Dieckmann/Reckermann und
Julius Brink/Christoph Dieckmann mit die professionellsten Teams. Sie sind mit
Haut und Haaren dabei.“
Neben der Welttour hat sich für die europäischen Spieler auch eine Serie auf
dem „alten Kontinent“ entwickelt, die in den Europameisterschaften gipfelt.
Das breite Angebot ist wichtig, denn die
Plätze in den Hauptfeldern werden nicht
mehr und der Kampf um die Geldtöpfe
immer härter. Deshalb hat sich längst
das Wintertraining etabliert: Alle Duos
entfliehen dem kalten europäischen
Winter, um sich in Brasilien, Australien
oder Südafrika vorzubereiten.
O. Antunes vs. Zakewski | U. Japanisches Team
Qualifikation für Peking
2006 haben sich zahlreiche neue Teams gebildet, um Olympia 2008 in Peking
ins Visier zu nehmen. Die Qualifikation beginnt im nächsten Jahr und der DVV
hofft, wieder mit vier Duos (zwei Frauen- u. zwei Männer-Teams) dabei zu sein.
Text:
Thilo von Hagen (DVV)
Fotos:
DVV
nrw sports 3-2006 | 79
BEACH-VOLLEYBALL - INTERVIEW MIT KAI VON BARGEN
„Klagenfurt und Paris sind das Nonplusultra“
Interview mit Kai von Bargen, Leiter
„Henkel – A Brand like a Friend“: Der 2002 entwickelte Slogan des Düsseldorfer Traditionsunternehmens gilt in ganz besonderer Weise für den Sport. Der
international agierende Markenartikel-Gigant betätigt
sich im Rahmen seiner Sponsoring-Aktivitäten in den
unterschiedlichsten Disziplinen als Freund und Förderer. Angefangen beim Düsseldorfer Breiten- und Freizeitsport-Verein SFD 75, über
den amtierenden deutschen
Eishockey-Pokalsieger
und
Vizemeister DEG Metro Stars
und den deutschen „Turn-Professor“ Fabian Hambüchen,
bis hin zum Formel 1-Team
McLaren Mercedes, internationalen Powerboot-Rennen
oder der beliebtesten US-amerikanischen Rennsport-Serie
NASCAR.
Die Bandbreite ist genauso bunt wie vielfältig. Allerdings gilt: Die geförderten
Events, Sportler und Sportarten müssen ähnlichen hohen
Qualitätsansprüchen gerecht
werden, wie die Henkel-Produkte. Den Beach-Volleyball-Grand-Slam-Turnieren
im österreichischen Klagenfurt und in der französischen
Hauptstadt Paris gelingt dies, wie Kai von Bargen, der
bei den Sponsoring-Aktivitäten ein gewichtiges Wort
mitzureden hat, zu berichten weiß. nrw sports traf den
Leiter der Kommunikation Deutschland am HenkelStammsitz in Düsseldorf-Holthausen zum Interview
über Beach-Volleyball, Sponsoring-Strategien und die
Schönheit des Wörthersees.
80 | nrw sports 3-2006
nrw sports: Wie ist es zum Sponsoring der beiden Beach-Volleyball-Turniere, dem „Grand Slam“ in Klagenfurt und dem „Henkel Beach-Volleyball Grand Slam
Paris“, gekommen?
Von Bargen: Das Sport-Sponsoring von Henkel ist strategisch ausgerichtet. Deshalb müssen wir uns immer die
Kai von Bargen und Daniel Neuen
Frage stellen: Welche Bedürfnisse haben wir zu welchem
Zeitpunkt und in welchen Ländern? In Österreich verfügt
Henkel bereits über einen großen Bekanntheitsgrad, deshalb ging es uns nun darum, unsere Dachmarke weiter
positiv zu emotionalisieren. Da bot sich Beach-Volleyball
in Klagenfurt einfach an. Denn wer einmal dort gewesen
ist, der kommt immer gerne wieder. Dieses fantastische
Kommunikation Deutschland bei Henkel
Turnier direkt am Wörthersee – das ist einfach das, was
Beach, was Strandgefühl ausmacht.
Das gibt es jetzt seit zehn Jahren. Anfangs mussten die
Veranstalter Freibier ausschenken, damit überhaupt jemand kam. Mittlerweile ist es so, dass die Menschen in der
Nacht vor dem Turnierbeginn dort campen, um überhaupt
offi zieller Titelsponsor auf?
Von Bargen: Anders als in Österreich müssen wir in Frankreich noch unsere Bekanntheit weiter steigern. Bei den
Franzosen ist Henkel einfach noch nicht so in den Köpfen präsent. Das Turnier in Paris wird an besonders prominenter Stelle ausgetragen, im Schatten des Eiffelturms.
So eine Location gibt es auf der
ganzen Welt nur ganz selten.
Wenn man den Center Court
sieht, das Henkel-Oval auf dem
Arena-Dach und den Eiffelturm
dahinter, dann ist klar, dass man
so ein Bild nicht erklären muss.
Da braucht man noch nicht einmal einen Text dazu.
nrw sports: Im letzten Jahr
haben Sie mit Ihrem Sponsoring dort in gewisser Weise
Neuland betreten…
Von Bargen: Wir wollten mit
diesem Turnier erst einmal warm
werden. Wir haben uns von den
Verantwortlichen das Konzept
präsentieren lassen und haben
gesehen, dass Paris ein Riesenpotenzial hat. Sonst würden wir
das ja auch gar nicht machen.
Denn Ausgangspunkt unserer
Das „Wimbledon“ des internationalen Beach-Volleyballs: der Court in Klagenfurt
Überlegungen ist immer, dass
die ganze Sache mit größtmögnoch ins Stadion zu gelangen und dabei zu sein. Wohlgelicher Garantie ein Erfolg werden kann und muss.
merkt bei freiem Eintritt. Klagenfurt gilt nicht umsonst als
Deswegen arbeiten wir nun in den nächsten drei Jahren
mit Paris zusammen und haben zusätzlich eine Option,
„Wimbledon des Beach-Volleyballs“.
den Vertrag zu verlängern. Wir wollen jetzt mithelfen, das
nrw sports: Warum entschieden Sie sich darüber hinTurnier in Paris zu etablieren und es von Jahr zu Jahr zu
aus noch für das Turnier in Paris? In der französischen
verbessern. Und es ist natürlich für uns ein großer VorHauptstadt treten Sie in diesem Jahr erstmals auch als
teil, dass, wenn die Etablierung gelingen sollte, wovon wir
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BEACH-VOLLEYBALL - INTERVIEW MIT KAI VON BARGEN
„Henkel Smile“ im Beach-Volleyball
Internationale Aktion für
sehbehinderte Kinder
Beides sind darüber hinaus Events für die ganze Familie.
Zudem geht es uns darum, die internationale Karte zu
spielen und schlussendlich kommt noch der Aspekt zum
tragen, dass beim Beach-Volleyball beide Geschlechter
antreten. Wir unterstützen also in diesem Falle kein reines
Männer- oder Frauen-Event. Zu guter Letzt ist auch die
TV-Präsenz für uns ein wichtiges Entscheidungskriterium,
denn die Einschaltquoten bei den übertragenden Fernsehstationen bei den von uns unterstützten Turnieren steigen.
fest ausgehen, wir in der Wahrnehmung der Menschen von
Anfang mit dabei waren.
nrw sports: Wie äußert sich das Henkel-Sponsoring in
Paris konkret?
Von Bargen: Da wir dort als Haupt- und Titelsponsor
auftreten, wird auf einer Vielzahl von Flächen unser Unternehmens-Logo erscheinen, also beispielsweise in klassischer Form auf Fahnen und Werbebanden. Aber natürlich
werden wir uns noch eine Vielzahl von weiteren Aktionen
einfallen lassen, um das ganze noch mehr zu beleben. Wir
werden gezielt die französischen Medien ansprechen, einladen und dort beispielsweise eine VIP-Party veranstalten.
Natürlich wird Henkel in Paris im Stadion – wie auch übrigens in Klagenfurt – eine eigene Besucher-Loge haben
und die Servicekräfte werden mit T-Shirts mit dem Henkel-Logo ausgestattet.
In diesem Sinne kommt man also beim eigentlichen Event,
wenn Sie so wollen, nicht an uns vorbei. Des weiteren haben wir für Paris neben einem umfangreichen Paket von
Werbemaßnahmen ein neues Turnier-Logo entwickeln lassen, was überall in der Stadt präsent sein wird und zum
Beispiel auf die Rückseiten der öffentlichen Busse geklebt
wird.
nrw sports: In Klagenfurt wird zusätzlich noch für
das Charity-Projekt „Henkel-Smile“ gesammelt. Wie
wichtig ist diese Verbindung von Sponsoring und Spendenaktionen?
Von Bargen: Grundsätzlich muss man sagen, dass wir
immer versuchen, unser Sponsoring auch mit einer gesellschaftlichen Komponente zu verknüpfen. In unserem
„Henkel-Smile“-Programm bündelt das Unternehmen sein
über die Geschäftstätigkeit hinausgehendes Engagement
für die Gesellschaft – international Corporate Citizenship
genannt.
In Klagenfurt gehen für jeden Matchball zehn Euro an das
Projekt, darüber hinaus gibt es eine T-Shirt-Aktion, bei
der die Besucher am Center Court auf einem etwa 2,5m
x 2m großen, in einem Rahmen eingefassten Stück Stoff
unterschreiben können, aus dem dann später ein riesiges
Fan-T-Shirt genäht wird. Für jede Unterschrift kommt 1
Euro „Henkel-Smile“ zugute. Mit dem Gesamterlös unterstützen wir in diesem Jahr den Wiener Verein „Contrast“.
Diese Institution kümmert sich seit über 20 Jahren um die
Frühförderung von blinden und hochgradig sehbehinderten Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren.
nrw sports: Welche grundlegenden Überlegungen sprechen für Ihr Engagement beim Beach-Volleyball?
Von Bargen: Zunächst einmal muss man sagen, dass Henkel wirklich nur Veranstaltungen sponsert, die qualitativ
absolut hochwertig sind. Und Beach-Volleyball ist ein
Sport, der ganz einfach zu unserer Unternehmensphilosophie passt. Das ist ein sauberer Sport, wo es um Teamgeist
und Fair Play geht, um Kampf, um positive Emotionen.
Außerdem ist Beach-Volleyball echter Hochleistungssport
und die beiden Turniere in Klagenfurt und Paris sind als
Teil des Grand Slams vom sportlichen Wert her das absolute Nonplusultra.
Text:
Daniel Neuen
Kai von Bargen, Leiter der Kommunikation Deutschland von Henkel
82 | nrw sports 3-2006
Fotos:
Henkel, Henry Sprenger
Großer Sport: Beach-Volleyball vor dem Eiffelturm
nrw sports 3-2006 | 83
VOLLEYBALL - DVV - HISTORIE
Aus Kinderschuhen in Sieben-Meilen-Stiefel
Den Besatzungstruppen sei Dank
In 50 Jahren hatte sich einiges angesammelt. Erfolge wechselten mit Niederlagen, Höhenflüge folgten Tiefpunkten, Kuriositäten häuften sich an, entscheidende Personen kamen und
gingen – alles, im Dienste und zum Wohle des Sports, in dem
ein Ball über das 2,24 Meter (Frauen) bzw. 2,43 Meter (Männer) hohe Netz fliegt. Vor einem Jahr, genau am 5. Mai 2005,
feierte der Deutsche Volleyball Verband (DVV) mit ehemaligen und aktiven Sportlern, Partnern und vielen Freunden ein
besonderes Jubiläum: Der DVV beging seinen 50. Geburtstag.
Die wertvollsten Trophäen, die Volleyballer während dieser
Zeit eingeheimst hatten, und Trikots waren ausgestellt. Die
legendäre Wette von „Mr. Volleyball“ Burkhard Sude bei
„Wetten, dass..?“ wurde als Video gezeigt (Sude spielte alleine
gegen eine Mannschaft mit sechs Spielern und gewann), und
in einem Zusammenschnitt sah man die größten deutschen
Volleyball-Erfolge.
Anlaufschwierigkeiten
Das 1895 vom Amerikaner William G. Morgan erfundene und der Öffentlichkeit vorgestellte Ballspiel „Volley Ball“
brauchte einige Zeit, um in Deutschland Fuß zu fassen: Erst
nach dem zweiten Weltkrieg trat der weltweit neben Fußball
am meisten betriebene Sport auch auf deutschem Boden seinen Siegeszug an. Soldaten der russischen und amerikanischen
Besatzungstruppen machten das Ballspiel in West- und OstDeutschland bekannt. In der Deutschen Demokratischen Republik erfuhr es eine umfangreiche Förderung. Bereits 1951
wurde ein Volleyball-Verband (DSVB) gegründet, und, wie
üblich im DDR-System – sofern der Sport olympische Weihen
besaß –mit aller Konsequenz nach vorne gebracht. Die Erfolge
ließen nicht auf sich warten: 1970 konnte die Männer-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel und 1972 bei den Olympischen Spielen hinter Japan die Silbermedaille erkämpfen.
Die Frauen-Nationalmannschaft wurde zweimal Europameis-
84 | nrw sports 3-2006
ter (1983 und 1987) und gewann bei den Olympischen Spielen 1980
Silber. Bis heute sind dies die größten Erfolge im deutschen HallenVolleyball.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde erst 1955 der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) gegründet. Nach den Olympischen
Spielen 1972 in München erlebte der Sport auch im Westen einen
Boom, obwohl der sportliche Erfolg dürftig war und die BRDTeams den Schwestern und Brüdern aus dem Osten weit hinterher
schmetterten.
Vereinigung
Mit der staatlichen Vereinigung Deutschlands 1990 schlossen
sich auch die beiden deutschen Volleyball-Verbände zusammen.
Dabei profitierten die Nationalmannschaften zunächst von den
qualitativ besser ausgebildeten Akteuren aus der ehemaligen DDR,
sodass die gesamtdeutschen Mannschaften sich mit einer Bronzemedaille (Frauen 1991) und zwei vierten Plätzen bei den Europameisterschaften (Männer 1991 und 1993) sowie dem 5. Platz bei
der WM 1994 (Frauen) in der Weltspitze etablierten. Die Vorteile
der DDR-Ausbildung zählen heute nicht mehr. Dennoch hielten vor
allem die DVV-Frauen die deutsche Fahne stets sehr hoch: Olympiateilnahmen 1996, 2000 und 2004 stehen ebenso auf der Habenseite wie die EM-Bronzemedaille 2003. Dagegen durchliefen die
deutschen Männer ein tiefes Tal, in dem sie sämtliche Weltmeisterschaften und Olympische Spiele seit 1994 verpassten. Doch die
Sohle scheint endlich durchschritten, denn 2006 nimmt die Mannschaft von Bundestrainer Stelian Moculescu an den Weltmeisterschaften in Japan teil.
Rekordmeister
„Täler“ wie „Berggipfel“ gab es auch auf Vereinsebene: Die
Bundesliga eröffnete 1974 (Männer) bzw. 1976 (Frauen) ihren
Spielbetrieb, nachdem zuvor in anderer Organisationsform gegeneinander gespielt wurde. Mittlerweile kämpfen in der höchsten
deutschen Spielklasse unter dem Dach der Deutschen Volleyball-
Liga (DVL) jeweils zwölf Bundesligisten um die jährliche Meisterschaft und den Pokalsieg. Der SC Dynamo Berlin bei den Frauen
sowie der SC Leipzig bei den Männern sind die deutschen RekordVolleyballmeister. Beide Klubs gewannen jeweils 19 Mal den nationalen Titel. Von solchen Zahlen können die aktuellen deutschen
Spitzenteams nur träumen: Der VfB Friedrichshafen bringt es auf
sieben Meisterschaften, bei den Frauen haben der Schweriner SC/
SC Traktor Schwerin (13) und der USC Münster (9) am häufigsten
jubeln dürfen. Dafür sind der USC mit elf und der VfB mit acht
Erfolgen die Rekord-Pokalsieger. Beide Teams waren auch Beteiligte beim aktuellsten nationalen Volleyball-Highlight: Am 19.
März 2006 wurde im Gerry Weber Stadion in Halle/Westfalen bei
den Pokalfinals mit 11.110 Fans ein neuer Zuschauerrekord für eine
Volleyball-Veranstaltung in Deutschland aufgestellt. Im Europapokal konnten bislang 15 Mal deutsche Teams nach dem Finale die
Arme hochreißen. Dabei sind die Triumphe im Meistercup (heute
Champions League) des SC Leipzig (Männer: 1964) und des SC
Traktor Schwerin (Frauen: 1978) die Highlights. Der letzte Erfolg
auf internationaler Bühne liegt aber auch schon zehn Jahre zurück:
1996 siegte der USC Münster im CEV-Pokal.
Von Null auf 100
Mit Rekorden kann auch der deutsche Beach-Volleyball dienen.
Fast ohne jegliche Anlaufphase entstieg der beliebteste Urlaubssport seinen Kinderschuhen und marschiert seither mit Sieben-Meilen-Stiefeln – von 0 auf 100. Nachdem 1989 die ersten Turniere an
Deutschlands Stränden durchgeführt wurden, gründete der DVV
1991 die erste offizielle Serie. Der Siegeszug der S(tr)and-Variante
nahm national wie international seinen Lauf. 1996 feiert der Sport
seine olympische Premiere, die Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand haben sich zur Kultveranstaltung entwickelt und
sind heutzutage jeder Sportredaktion bekannt. Ursache für den
Boom des Beach-Volleyballs in Deutschland waren und sind in erster Linie die erfolgreichen deutschen Sportler: Unzählige WM- und
EM-Medaillen im Nachwuchsbereich, bei den Erwachsenen insge-
samt vier EM-Titel, zahlreiche weitere Medaillen, fünf Siege
auf der internationalen Beach-Tour, die WM-Bronzemedaille
2005 für Julius Brink/Kjell Schneider in Berlin sowie die alles
überstrahlende olympische Bronzemedaille der „Beach-Legenden“ Jörg Ahmann/Axel Hager 2000 in Sydney machten aus
dem Sandtreiben eine Medaillengrube für den DVV.
Hoffnungsträger
Neben den sportlichen Erfolgen und Highlights erwies sich
der DVV in der jüngsten Vergangenheit als wahrer Organisations-Weltmeister: Der Verband um seinen umtriebigen Präsidenten Werner von Moltke, der ehemalige Zehnkampf-Europameister steht dem DVV seit 1997 vor, richtete nacheinander die
Frauen-Weltmeisterschaften 2002, die Männer-Europameisterschaften 2003, die Beach-Europameisterschaften 2004 und
die Beach-Weltmeisterschaften 2005 aus. Damit dürfte in der
nächsten Zeit kein großes internationales (Beach-)VolleyballChampionat mehr nach Deutschland vergeben werden. Umso
wichtiger, dass die Nationalmannschaften in der Halle und auf
dem Sand mit Erfolgen den attraktiven Sport bestmöglich präsentieren. Hoffnungsträger sind in der Halle Super-Star Angelina Grün sowie die Italien-Profis Björn Andrae und Christian
Pampel. Die deutschen Beach-Duos haben mit Stephanie Pohl/
Okka Rau sowie Markus Dieckmann/Jonas Reckermann, Julius Brink/Christoph Dieckmann und David Klemperer/Kjell
Schneider gleich mehrere Protagonisten, die zuletzt für zahlreiche „Treppchen-Plätze“ gut waren und auch in der Zukunft
um die nationalen und internationalen Titel mitwühlen dürften.
Die knapp 500.000 im DVV organisierten Volleyballer sowie
die schätzungsweise sechs Millionen in der Freizeit spielenden
Bundesbürger wird das sicherlich anspornen und freuen.
Text:
Thilo von Hagen (DVV)
Fotos:
DVV
nrw sports 3-2006 | 85
VOLLEYBALL - DIE “ZURICH” NATIONALMANNSCHAFTEN
WM 2006 – Unsere Volleyballer sind dabei
Mit Leidenschaft für die Frauen
Es ist ein weiter Weg von Südkorea nach Italien. Doch
die deutschen Volleyball-Frauen müssen ihn gehen. Nach
dem Rücktritt von Hee Wan Lee, der seit fast sieben Jahren das Nationalteam betreut hatte, übernahm der Italiener Giovanni Guidetti die Verantwortung. Abgesichert ist
der Weg der Nationalmannschaften seit Jahren und auch
in Zukunft durch die Unterstützung der Zürich Gruppe.
Der Versicherungskonzern ist Namensgeber der Nationalmannschaften und auch als Partner der deutschen Olympiamannschaften dem Sport eng verbunden.
Der Koreaner Lee, früher Zuspieler bei den Bayer-Vereinen Leverkusen und Wuppertal, hatte sich zuletzt zu wenig
unterstützt gefühlt. Er war mit seinem Vorschlag an den Bundesliga-Klubs gescheitert, an einem Standort eine Handvoll Nationalspielerinnen zu
konzentrieren und extra auszubilden.
Unterschwellig waren Lee immer seine
schlechten Deutschkenntnisse vorgeworfen
worden. Sein Nachfolger spricht dagegen
bisher kaum ein Wort Deutsch. Dafür aber
die Erfolgssprache im europäischen Volleyball, so scheint es, denn Italien ist die international erfolgreichste europäische Nation. „Kommunikation ist mir im Volleyball
noch nie schwer gefallen“, sagt Guidetti,
„und ich werde mich auch schnell bemühen, Deutsch zu lernen.“
Leidenschaft an der Seitenlinie
Der 33-Jährige hat frischen Wind in
die Mannschaft um Spielführerin Angelina Grün gebracht. Seine Anweisungen in
Italienisch und Englisch kommen offenbar
gut an. Zudem ist der heißblütige Mann aus
Bergamo das totale Gegenteil seines in sich gekehrten, asiatisch-ruhigem Vorgängers. Guidetti wirkt an der Seitenlinie
wie der siebte Spieler auf dem Feld. Das Bild des typischen
Italieners eben, der sich auf dem Marktplatz lautstark mit seinen Freunden über die Abendplanung unterhält. Guidetti ist
immer in Aktion, kommentiert jeden Ballwechsel, hält mit den
Spielbeobachtern über Funk Kontakt, lobt und kritisiert seine
Spielerinnen. „Man merkt ihm die Leidenschaft für das Spiel
an“, sagte die Dresdenerin Corina Ssuschke nach dem gelungenen Einstand ins Länderspiel-Jahr 2006. Mit zwei Siegen
gegen die Niederlande gelang Guidettis Premiere. Jetzt hat
die heiße Phase der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft
im Spätherbst in Japan (31. Oktober bis 16. November 2006)
begonnen.
86 | nrw sports 3-2006
Roll und Hart zurück im Team
Dafür hat der Italiener die routinierten Spielerinnen Sylvia Roll
aus Schwerin und Zuspielerin Tanja Hart aus Münster in die Nationalmannschaft zurückgeholt. Das soll auch kurzfristig Erfolg bringen,
schließlich steht in diesen Wochen bereits die Qualifikation für die
Europameisterschaft 2007 (in Belgien und Luxemburg) an. Guidetti
ist für die beiden Projekte zuversichtlich, trägt mit Stolz das Trikot
mit dem Logo der Zürich-Gruppe, die bereits seit einigen Jahren die
Nationalmannschaften unterstützt: „Ich möchte meine Erfahrungen
und Leidenschaft anbieten und sehr hart arbeiten, damit wir diese
beiden Herausforderungen bestehen können.“ Dabei sollen ihm im
erweiterten Kader der Nationalmannschaft aus Nordrhein-Westfalen
auch die Leverkusenerinnen Kathy Radzuweit und Julia Schlecht sowie neben Hart die Münsteranerin Atika Bouagaa helfen.
Das „Zurich“ Volleyball-Nationalteam 2006 der Frauen
Nachwuchs-Projekt trägt Früchte
Bouagaa und Radzuweit stammen übrigens wie Cornelia Dumler (Forli/Italien) aus dem ehrgeizigen Nachwuchs-Projekt der Zürich-Gruppe. Mit dieser Unterstützung bringt der Deutsche Volleyball-Verband seine Nachwuchs-Mannschaften als eigenständige
Teams in den ersten Bundesligen unter. Dort sammelten die Talente
Erfahrung, haben sich mittlerweile bei anderen Klubs zu Leistungsträgerinnen entwickelt. Die drei Spielerinnen gehörten zum Team,
das 2003 Bronze bei den Europameisterschaften gewann, sich im
Januar 2004 in sensationeller Manier die Olympia-Teilnahme erspielte und in Athen einen neunten Platz belegte. An diese Erfolge
will Guidetti anknüpfen, auch wenn seine Volleyballerinnen dafür
den weiten Weg von der südkoreanischen zur italienischen Mentalität mitgehen müssen.
Richtige „Männer“ werden im Ausland gemacht
Leicht hat es Stelian Moculescu sicher nicht. Nur der Erfolg
hält ihm die Kritiker vom Hals. Gleichzeitig Bundestrainer und
Vereinstrainer zu sein, birgt eine Menge Konfliktpotenzial. Doch
Moculescu hat es geschafft, hat die deutschen Volleyballer aus
der Zweitklassigkeit zurück an die internationale Spitze geführt.
Schon die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Japan vom 17.
November bis 3. Dezember 2006 ist ein Riesenerfolg. Schließlich
waren Deutschlands Männer Mitte bis Ende der 90er Jahre in der
sportlichen Bedeutungslosigkeit versunken. Bei WM’s oder olympischen Spielen mit zu schmettern war lange Zeit unmöglich. Das
hat sich jetzt geändert.
Schritt für Schritt hatte sich Moculescu herangetastet, profitierte dabei von seiner Arbeit als Trainer des VfB Friedrichshafen.
Das „Zurich“ Volleyball-Nationalteam 2006 der Männer
Spieler wie Björn Andrae und Norbert Walter wurden unter seiner
Regie zu Leistungsträgern und verhalfen dem Verein vom Bodensee zur beeindruckenden Erfolgsgeschichte mit etlichen Meistertiteln und Pokalsiegen. Bis Moculescu einige seiner Spieler regelrecht fortschickte. Sie sollten sich im Ausland weiterentwickeln,
dafür nahm man beim VfB einige schwere Jahre in Kauf.
Erfahrung im Ausland sammeln
Beide Entscheidungen haben sich gelohnt: Nach einer kleinen
Durststrecke ist der VfB Friedrichshafen wieder die Macht im deutschen Volleyball. Andrae und Walter sammelten in Italien internationale Erfahrung und gehören zu den Stützen der Nationalmannschaft,
die im Trikot mit dem Schriftzug der Zürich-Gruppe die Qualifikation für die WM-Endrunde schaffte. Dass es allerdings noch ein weiter Weg bis zur Spitze ist, zeigte der Auftakt in das Länderspiel-Jahr
mit den zwei Niederlagen gegen Brasilien. Der Olympiasieger
und Weltmeister Brasilien war auch mit seiner zweiten Garnitur
eine Nummer zu groß. Die Südamerikaner spielten die Gastgeber leicht und technisch versiert an die Wand.
Noch zu viele Fehler
Die druckvollen Aufschläge und der stabile Angriff – die unter Moculescu zur Stärke und zum Markenzeichen des Nationalteams geworden waren – halfen den Deutschen zu selten. Noch
fehlte die Sicherheit in den Aktionen, im Zusammenspiel der
Zuspieler Frank Dehne und Simon Tischer mit den Angreifern
hakte es zu oft. Das musste auch der Bundestrainer anerkennen:
„Die Brasilianer sind und bleiben uns im technischen Bereich
überlegen, das ist so. Und dann verliert man Spiele, die man nicht
verlieren muss.“ Damit meinte er das zweite
Spiel, in dem sein Team im ersten Satz eine
24:17-Führung herausspielte, dann aber das
24:24 hinnehmen musste, ehe doch noch der
Satzgewinn gelang. Der zweite Durchgang
wurde nach einem 17:14-Vorsprung abgegeben. „Diese Fehlerserie ohne Not war nicht
in Ordnung. Das passiert den Brasilianern
nicht. Das müssen wir abstellen, wenn wir
eine Chance haben wollen“, sagte Jochen
Schöps, einer jener neuen Rohdiamanten aus
der Friedrichshafener Talentschmiede.
Düren ist die neue Macht im Westen
Die Friedrichshafener hatten es im Finale
um die Deutsche Meisterschaft vor einigen
Wochen übrigens erheblich schwerer als im
Vorjahr, den Titel zu erringen. Erst im fünften Spiel der Serie („best of five“) gelang der
dritte Sieg gegen evivo Düren. In der Stadt
südwestlich von Köln wurde auf dem Rathausplatz die Vizemeisterschaft anschließend gefeiert wie ein Titelgewinn. Denn die Mannschaft von Trainer Bernd Werscheck
hat Bayer Wuppertal längst als bestes Team im Westen abgelöst.
In Till Lieber, Malte Holschen, Ilja Wiederschein, Christian
Dünnes und Tim Elsner stehen gleich fünf Spieler aus Düren im
erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Als “Stammspieler“
ist die Zürich Gruppe auch bei den Herren unverzichtbar. Ohne
die gute Zusammenarbeit des Versicherers mit dem Deutschen Volleyball Verband wäre die sportliche Zukunft des
deutschen Volleyballs gefährdet.
Text:
Matthias Goergens
Fotos: Heimken/DVV
nrw sports 3-2006 | 87
RADSPORT - DEUTSCHLAND TOUR 2006
Startort Düsseldorf
1400 km deutschland tour 2006
Der Himmel hatte die Schleusen geöffnet, es regnete in Strömen. Radprofi Sven Teutenberg flüchtete sich, so schnell es ging, in
den Begleitbus, wohl wissend, dass es dennoch nur eine Frage von Minuten war, bis er bis auf die Haut durchnässt sein würde. „Es
gibt spaßigeres, als bei diesem Wetter Rad zu fahren“, meinte der gebürtige Düsseldorfer, während er sich die wasserdichten Gamaschen über die Fahrradschuhe zog. Im Trikot der Sportstadt Düsseldorf startete Teutenberg auf seine ganz persönliche DeutschlandTour. Der 33-jährige fährt in einsamer Mission die gesamte Strecke der nationalen Radfernfahrt ab, die am 1. August 2006 in der
Landeshauptstadt gestartet wird. 1.400 Kilometer legt der erfahrene Radsportler – bereits 1993 feierte er bei den Amateuren die
ersten Erfolge – in acht Tagen auf dem Rennrad zurück. Beim Design der ersten fünf Kilometer hatte er sogar seine Hände im Spiel.
Als Berater stand er der „sportAgentur Düsseldorf“ und der Deutschland-Tour bei der Streckenplanung des Prologs zur Seite.
Die besten Teams der Welt
Offiziell ist die „Radtour“ des Sven Teutenberg eine Promotion-Fahrt für die Deutschland-Tour, denn in allen
Start- und Zielorten wird die interessierte Öffentlichkeit über den Streckenverlauf, die Schwierigkeiten und die
Sprintwertungen informiert. Für Teutenberg selbst ist es auch eine lange Trainingsfahrt. „Ich werde richtig Gas
geben und mich in Form bringen“, erläutert er. Immerhin fährt er nicht nur zur Schau die Strecke der Deutschlandtour ab – wenn es dann ernst wird im August, ist der sprintstarke Düsseldorfer wieder dabei. Im Trikot der österreichischen Radsportgruppe „Volksbank“ radelt der WM-Achte des Jahres 2002 um Etappen- und Gesamtsieg. Dann
muss er sich mit der Weltelite messen, denn die Deutschland-Tour gehört zur Pro-Tour-Wertung des Internationalen
Radsportverbandes. Die 20 besten Teams sind verpflichtet an den Pro-Tour-Veranstaltungen teilzunehmen. Also
wird auch das „Team Telekom“, das deutsche Profi-Vorzeigeteam der letzten Jahre, dabei sein. Hoffentlich dann mit
dem frisch gebackenen Tour de France Sieger Jan Ullrich.
Diese Konkurrenz ist für Teutenberg kein Neuland. Für die Teams Bianchi, Phonak, Festina und Gerolsteiner
war er im Einsatz, fuhr die Tour de France, den Giro d’Italia, die Vuelta (Spanienrundfahrt) und Tour de Suisse. Er
war Teamkamerad u.a. von Lance Armstrong und Jan Ullrich. „Mit Ullrich habe ich keine Probleme, aber mit Lance
Armstrong komme ich besser aus. Lance hat als Teamleader immer alles gegeben und für Helferdienste auch Danke
gesagt“, erzählt Teutenberg. Auch die Deutschland-Tour hat der Inhaber eines Fahrrad-Fachgeschäftes schon öfters
bestritten. Bisher stehen „nur“ einige zweite Plätze bei Etappen-Ankünften zu Buche. Das soll sich 2006 ändern.
„Bei dem Streckenprofil der diesjährigen Tour rechne ich mit vier Sprintankünften. Das kommt mir als Sprinter
entgegen“, meint Teutenberg vielsagend.
Teute´s Logbuch
Der erste Abschnitt auf dem Streckentest zur Deutschland Tour führte von Düsseldorf nach Bielefeld. „Die
Etappe war anstrengender, als ich es erwartet hatte, immerhin kenne ich die Gegend hier wie meine Westentasche
und weiß, wo die neuralgischen Punkte sind“, so der erschöpfte Teutenberg, der sich nach dem ersten Aktionstag
dennoch zufrieden zeigte. „Es ist eine schöne Herausforderung für mich, immerhin
habe ich seit 2003 kein Rundfahrt mehr bestritten. Aber ich spüre, dass ich es noch
kann“, so der mehrfache Sieger nationaler Rundfahrten. Trotz Gegenwindes und einiger Umleitungen war „Teute“ eine halbe Stunde früher im Ziel auf dem Jahnplatz
in Bielefeld, als es die „Marschtabelle“ vorsah.
Regen, Regen, nochmals Regen
Auch beim zweiten Tag des Streckentests war Petrus nicht gut aufgelegt. Doch
trotz Dauerregens und starken Windes absolvierte Sven Teutenberg die 182,3 km
zwischen Minden und Goslar planmäßig. Zwei Sprintprämien werden am 3. August ausgefahren und damit für zusätzliche Spannung sorgen – die zu vergebenden
Zeitgutschriften könnten das Gesamtklassement bestimmen. Beim Kampf um den
Etappensieg in Goslar rechnet er mit einer etwa 20 Fahrer starken Gruppe: „Es ist
überall flach, bis auf das Finale. Bis nach Goslar werden die Teams der Favoriten das
Feld wieder zusammenfahren. Am Schlussanstieg nach Wildemann können sich
die guten Leute dann erstmals zeigen und kleine Abstände in der Gesamtwertung
entstehen.“ Auch ein Außenseiter-Triumph ist drin: „In der abschließenden Abfahrt
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Streckentester Sven Teutenberg
In malerischer Landschaft - das Peleton der deutschland tour
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BOXEN – K.O. SIEG VON WELTMEISTERIN REGINA HALMICH
Im Düsseldorfer „Burg-Wächter Castello“:
Glückwünsche
zum 50. Sieg
Als die geschlagene Gegnerin Viktoria Milo mit einer stark
blutenden Risswunde aus dem Ring geführt wurde, konnte der
angenehme Teil der Jubiläumsnacht beginnen. Promoter KlausPeter Kohl überreichte eine riesigen Blumenstrauß, die 3500 Zuschauer im Düsseldorfer „Burg-Wächter Castello“ tobten, unter
der Hallendecke brannte die Leuchtschrift („Glückwunsch zum
50.Sieg“) und per eingespielter Video-Botschaft gratulierte auch
noch TV-Blödel Stefan Raab. Alle verbeugten sich vor Deutschlands Box-Königin Regina Halmich, deren Karriere auch nach elf
Jahren als Weltmeisterin weiterhin schillert wie ein farbenfroher
Regenbogen.
Die „Herrin des Rings“
Das Jubiläum, die goldene Hochzeit mit dem Erfolg, war für
die „Herrin des Rings“ nur ein weiterer Meilenstein in einer
langen, siegreichen Lauf bahn. Eigentlich nichts Neues für die
29-jährige Karlsruherin, die es während ihrer Regentschaft tatsächlich geschafft hat, sich selbst zu einem Star zu machen und
Frauenboxen im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu etablieren.
Letzteres ist wahrscheinlich ihr größter Sieg. Niederlagen gab
es ja ohnehin kaum. Eine richtige gegen die US-Amerikanerin
Yvonne Trevino in Las Vegas, ganz am Anfang ihrer Lauf bahn,
1995. Und eine gefühlte im Skandal-Kampf gegen Elena Reid
2004, in dem Halmich durch ein mehr als schmeichelhaftes Unentschieden ihren WM-Gürtel im Fliegengewicht behalten durfte.
„Das war schlimm und ich werde es niemals vergessen“, sagt die
Championesse. Freilich musste sie sich mit dieser wohl einzigen
schwarzen Seite ihrer Bilderbuch-Lauf bahn nicht lange herumschlagen. Im Dezember 2005 rang sie Reid nieder.
Schluss mit lustig
Für Halmischs Ehre als Sportlerin war das ein ganz wichtiger
Sieg. Doch ihr bedeutsamster Fight taucht in keinem offi ziellen
Kampfrekord auf. Trotzdem machte er sie zu dem, was sie heute ist: Quoten-Queen, Idol, sogar Haupt-Kämpferin. Es war die
Show-Veranstaltung gegen Comedian Stefan Raab im Jahr 2001.
Ein Duell über fünf Runden unter dem Motto „Schluss mit lustig“.
Beendet war danach auch Halmichs Dasein als „Schattenboxerin“, verdeckt und belächelt von ihren männlichen Stallgefährten
bei der Universum Box-Promotion. Neun Millionen Zuschauer
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saßen vor dem Fernseher, als Halmich Raab mit einer krachenden
Geraden die Nase brach. Ihr Bekanntheitsgrad explodierte danach, ihre Titelverteidigungen wurden live im öffentlich-rechtlichen TV übertragen und die Kampf börsen stiegen und stiegen.
Genauso wie die Anerkennung ihrer Kollegen vom vermeintlich
„starken Geschlecht“ – aber sicher auch der Neid.
Die Eine-Million-Euro-Frau
Ihre erste Gage betrug magere 1000 D-Mark. Für den Sieg
in Düsseldorf kassierte sie eine geschätzte Börse von über einer
Million Euro. Dazwischen liegen 52 Kämpfe und eine Erkenntnis.
„An Schläge gewöhnt man sich nie“, gesteht Halmich, die auch
gegen die Ungarin Milo wieder einige davon einstecken musste,
weil sie so offensiv nach vorne ging – auch, als sie den Kampf eigentlich schon sicher im Sack hatte. Die „Veilchen“ und Blessuren
im Gesicht waren nicht nur ein Stich für die Eitelkeit der 1,60
Meter großen Power-Frau, sondern erregten auch das Missfallen
von ihrem Trainer Torsten Schmitz: „Regina hat sich boxerisch
in den letzten Jahren noch einmal verbessert. Aber oft wagt sie
zu viel. Weniger ist eben manchmal mehr.“ Halmich will beim
Boxen eben alles, aber was will sie danach?
Oben: Lädiert, aber glücklich – Regina Halmich nach ihrem 50. Profisieg gegen Viktoria Milo (unten).
Nie wieder tippen!
Genau diese Frage beschäftigte die Journalisten vor, während
und nach dem eigentlichen Kampf am meisten. Aufhören, so war
zu erfahren, will sie vielleicht 2007 – und dann natürlich nur als
ungeschlagene Weltmeisterin. Kinder („aber nur eins“), Karriere („am liebsten als TV-Moderatorin beim Boxen, vielleicht bei
einem Lifestyle-Magazin“) und obendrein eine neue Nase („vor
allem aus medizinischen Gründen. Ich bekomme so schlecht
Luft“). Unmissverständlich sagte Halmich, was sie nicht mehr
will: In ihren erlernten Beruf als Rechtsanwaltsgehilfi n zurückkehren: „Ich werde ganz bestimmt nie wieder Mahnbescheide
ausfüllen oder am Schreibtisch irgendwelche Papiere tippen. Auf
gar keinen Fall!“
Text:
Daniel Neuen
Fotos:
Horstmüller
nrw sports 3-2006 | 93
BREITENSPORT - DER 14. SPARDA-BANK BRÜCKENLAUF IN DÜSSELDORF
Bisher schien immer die Sonne
Der 14. Sparda-Bank Brückenlauf startet am 25. Juni 2006
Wir schreiben das Jahr 2006, den 25. Juni, 8.40 Uhr. Die Sonne steht über NordrheinWestfalen, beschenkt so auch die Landeshauptstadt mit ihren wärmenden Strahlen. In
Düsseldorf, an der pittoresken Rheinuferpromenade, scharren viele Kinder zwischen
drei und vier Jahren schon ungeduldig mit den Füßen. Sie wollen möglichst schnell die
1000 Meter-Strecke an den Gestaden des Rheins hinter sich bringen. Für viele ist es
der erste Lauf über diese lange Strecke. Für viele ist es der erste Lauf überhaupt. Der
Starter gibt die Strecke frei, wie von der Tarantel gestochen schießen die Kids los …
Das ist zwar eine Zukunftsvision, aber bei den letzten Brückenläufen in Düsseldorf
war es immer so. Und Georg Schimmelpfennig vom ausrichtenden Verein Polizei SV
Düsseldorf ist sicher, dass sich diese Bilder auch 2006 wiederholen. „Die Sonne schien
bisher bei jedem Brückenlauf“, erzählt der Organisationsleiter. Und Schimmelpfennig
spricht aus Erfahrung, denn der Düsseldorfer Sparda-Bank-Brückenlauf wird bereits
zum 14. Mal ausgetragen. Für alle Teilnehmer, die sich bis zum Meldeschluss haben registrieren lassen, egal wie alt sie sind und ob sie über fünf oder zehn Kilometer starten,
ob sie Schüler oder Bambinis sind, alle erhalten eine Läufermütze aus wirkungsvollem
Funktionsmaterial als Geschenk. „Die ist auch bei Sonne gut“, so Schimmelpfennig,
und wir wissen ja inzwischen: Die Sonne schien bisher bei jedem Brückenlauf.
Über 3000 Aktive
Inzwischen hat sich der Sparda-Bank-Brückenlauf – der Name kommt daher, weil die
Wegstrecke über zwei der sieben Düsseldorfer Rheinbrücken führt – zu einer Großveranstaltung entwickelt. Im letzten Jahr waren insgesamt über 3000 Läufer am Start. Bei der aktuell
in Planung befindlichen Auflage rechnet man mit der Einstellung des Vorjahresergebnisses,
Orange Schlange auf der Rhein-Knie-Brücke - die Läufer des Sparda-Bank Brückenlaufs
94 | nrw sports 3-2006
wenn nicht mit einem neuen Teilnehmerrekord. „Urkunden werden ausgedruckt und können
entweder sofort oder später bei Düssel-Runner (siehe Auskunft/Meldungen/Meldelisten) abgeholt werden. Hinweis: Aufgrund des großen Andranges kann das Ausdrucken der Urkunden einige Zeit in Anspruch nehmen. Nutzen Sie daher die Möglichkeit der Abholung bei
Düssel Runner, wenn Sie aus Düsseldorf kommen.“ So haben es die Organisatoren extra in
der Ausschreibung kundgetan.
Wer beim Brückenlauf teilnimmt oder zuschaut, sollte wirklich etwas Zeit mitbringen.
Denn der Start/Ziel-Bereich liegt in der Düsseldorfer Altstadt und, wie viele wissen, ist diese
dafür bekannt, durstigen Kehlen Linderung zu verschaffen. Dass es viel Durst geben wird,
dafür wird der Brückenlauf sorgen und bei schönem Wetter wird man bekanntlich besonders
durstig. Und wir wissen ja inzwischen: Die Sonne schien bisher bei jedem Brückenlauf.
Übrigens: Die Altstadt ist nicht nur für ihre gastronomischen Höhepunkte bekannt, sondern
auch für ihre historische Bedeutung und denkmalgeschützten Häuser. Bei schönem Wetter
kann man hier herrlich flanieren und gleichzeitig etwas für die Bildung tun. Wussten sie beispielsweise, dass das Geburtshaus Heinrich Heines, dessen 150. Todestag wir in diesem Jahr
ehren, auf der Bolkerstraße in der Altstadt steht?
Gute Laune bei sonnigem Wetter:
Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin
Lief selbst mit: der sportliche Vorstandsvorsitzende der
Sparda Bank West eG - Berthold Reinartz
Fitte Firmenvertreter
13 Mal fanden die Läufer schon den bestens organisierten Weg über die Düsseldorfer
Brücken. Da scheint bei den Veranstaltern die ganze Vorbereitung nur noch reine Routine
zu sein. Doch weit gefehlt, denn der Polizei SV hat sich bei der 14. Auflage des Brückenlaufs wieder etwas Neues einfallen lassen. „Erstmalig ist in unseren Fünf-Kilometer-Lauf ein
großer Firmenwettbewerb eingeschlossen, zu dem etliche Düsseldorfer Unternehmen bereits
Der Start des Sparda-Bank Brückenlaufs
nrw sports 3-2006 | 95
BREITENSPORT - SPARDA-BANK BRÜCKENLAUF
Bisher schien immer die Sonne
ihre Teilnahme zugesagt haben“, erläutert Schimmelpfennig. „Beim
Fünfer wird es deshalb erstmalig eine eigene Siegerehrung für die
Firmen mit dem stärksten Teilnehmerfeld und mit den schnellsten
Läufern geben.“ Dass sich viele Mitarbeiter auch in ihrer Freizeit
mit ihrem Unternehmen identifizieren, weiß man spätestens seit
den Tagen, als sozusagen Mitarbeiter der Metro ihre Bosse davon
überzeugten, als Sponsor beim Düsseldorfer City-Marathon einzusteigen. Und das Wetter wird die fitten Firmen-Vertreter nicht davon
abhalten, beim Brückenlauf dabei zu sein. Wir wissen ja inzwischen:
Die Sonne schien bisher bei jedem Brückenlauf.
Sport-Sponsoring made by Sparda-Bank
So schlecht stehen die Chancen nicht, dass die Sparda-Bank den
Firmenpreis gewinnt. „In den letzten Jahren waren immer mindestens 30 unserer Mitarbeiter am Start“, erzählt Lydia Kroll, Marketingleiterin der Sparda-Bank. Aber nicht nur auf der Laufstrecke
sind die Banker präsent. Am Sparda-Bank Info Point, der auf der
Rheinufer-Promenade untergebracht sein wird, werden Angestellte
der Düsseldorfer Niederlassung ein Gewinnspiel präsentieren: Kaffeemaschinen, DVD-Player oder eine Spielekonsole X-Box sind in
der Verlosung.
Text:
Tino Hermanns
Fotos: Sparda Bank West Adolphs, Leveling, Stelzmann
Informationen zum 14. Sparda-Bank Brückenlauf
Die Läufe
Bambinilauf - 08.40 Uhr, ca. 1000 m, Mannesmannufer, ohne Messung, Startgebühr keine
Schülerlauf und Schulwettbewerb - 08.50 Uhr, ca. 2400 m, vier
Schüler-Altersklassen Startgebühr: 1,- EUR
Schwäbisch-Hall Jedermann-/Jugend-/Firmenlauf - 10.00 Uhr, 5
km = 1 Runde, alle Altersklassen, Startgebühr 5,- EUR
Sparda-Bank Hauptlauf - 10.45 Uhr, 10 km = 2 Runden; alle Altersklassen, Startgebühr 10,- EUR
Walking - 10.50 Uhr, 10 km = 2 Runden, alle Altersklassen, ohne
Siegerehrung, Startgebühr: 10,- EUR
Voranmeldungen
Polizei-Sport-Verein Düsseldorf e.V. - Postfach 40 02 24 40242 Düsseldorf - 0211 / 870 - 75 07 (Büro) - 0211 / 870 - 75 54 (Fax)
Zeiten, Daten und Meldeformulare unter www.polizei-sv-duesseldorf.de
Düssel-Runner, Graf-Recke-Str. 128, 40237 Düsseldorf, 0211 / 63 39 97
0211 / 61 46 19 (Fax)
Meldeschluss 16. Juni 2006 (Es gilt der Poststempel)
Nachmeldungen, Startunterlagen, Meldebüro
Mannesmannufer 3, Vodafone - Samstag, 24.06.2006, 13.00 - 16.00
Uhr oder Sonntag, 25.06.2006 bis 1 Stunde vor dem jeweiligen Lauf im
Meldebüro, Nachmeldegebühr: 2,- EUR
Abo
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Ob Jung oder Alt - das Breitensport-Event am Rhein lockt bei strahlenden Sonnenschein viele Zuschauer und aktive Sportler an.
96 | nrw sports 3-2006
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NRW SPORTS - HENRY SPRENGER - SCHLOSS STRASSE 30 - 41363 JÜCHEN
oder per Fax an NRW SPORTS - 02182 - 824 62 74