Ionenverteilung und Schaumstabilität Ion distribution and foam stability
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Ionenverteilung und Schaumstabilität Ion distribution and foam stability
Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität Ionenverteilung und Schaumstabilität Ion distribution and foam stability Motschmann, Hubert Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam-Golm Korrespondierender Autor E-Mail: Hubert.Motschmann@mpikg.mpg.de Zusammenfassung Amphiphile Moleküle vereinen zw ei gegensätzliche Strukturelemente, eine hydrophile Kopf- und eine hydrophobe Schw anzgruppe. Aufgrund dieser molekularen Asymmetrie adsorbieren w asserlösliche Amphiphile an der Wasser-Luft- oder Wasser-Öl-Grenzfläche. Die Adsorptionsschicht reduziert dabei die Grenzflächenspannung und verändert die Grenzflächenrheologie. Amphiphile w erden als Modellsystem genutzt, um grundlegende Wechselw irkungen w ie die Ionenverteilung an einer geladenen Grenzfläche zu studieren. Weiterhin versuchen w ir, einen Zusammenhang zw ischen den molekularen und beobachteten makroskopischen Parametern herzustellen. Adsorptionsschichten löslicher Amphiphile ermöglichen Phänomene w ie Schäume oder Emulsionen. Die Stabilität dieser Objekte w ird durch die Grenzflächenrheologie bestimmt. In den letzten Jahren w urden neue Verfahren zur Messung der relevanten Größen entw ickelt. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Grenzflächendynamik. Summary Amphiphilic molecules contain a hydrophilic headgroup and a hydrophobic tail. The prevailing molecular asymmetry leads to a spontaneous adsorption of amphiphiles at the air-w ater or oil-w ater interface. As a result, the surface tension and the surface rheology are changed. We are using soluble amphiphiles as model systems to study fundamental interactions in colloid and interface science. An example is the distribution of ions at a charged interface. The puzzling ion specific effects are the result of a subtle balance of several competing evenly matched interactions consisting of a complex interplay of electrostatics, dispersion forces, thermal motion, fluctuations, hydration, ion size effects and the impact of interfacial w ater structure. Furthermore w e try to identify correlations betw een observed macroscopic and the corresponding molecular properties of the adsorbed species. Surfactants enable phenomena such as foaming or emulsions. Foams can only be formed if surface active materials are present. The stability of foams is not yet completely understood and w e believe that the surface rheology plays a decisive role. In the last years w e developed several novel experiments to study surfactant dynamics and surface rheology. Einleitung und Problemstellung Amphiphile Moleküle vereinen zw ei gegensätzliche Strukturelemente, eine hydrophile Kopfgruppe und eine © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität hydrophobe Schw anzgruppe [1]. Die Kopfgruppe kann polar oder ionisch sein, das hydrophobe Strukturelement besteht typischerw eise aus einer aliphatischen Kette. Beide Antipoden bestimmen das Verhalten und die Löslichkeit des Moleküls in Wasser. Man unterscheidet zw ischen löslichen und unlöslichen Amphiphilen. Beide sind w issenschaftlich interessant. Unser gegenw ärtiges Interesse liegt bei den löslichen Amphiphilen. Aufgrund der vorliegenden molekularen Asymmetrie adsorbieren Amphiphile an der Wasser-Luft- oder WasserÖl-Grenzfläche. Die sich ausbildende Adsorptionsschicht reduziert dabei die Grenzflächenspannung und verändert die Grenzflächenrheologie. Die Adsorptionsschicht und Volumenphasen sind im thermodynamischen Gleichgew icht, die Grenzflächenbelegung w ird durch die Volumenkonzentration bestimmt. Ziel unserer Forschung ist es, einen Zusammenhang zw ischen den molekularen und den makroskopischen Eigenschaften des Systems herzustellen. Was bestimmt die Grenzflächenspannung? W ie sind die Moleküle in der Grenzschicht adsorbiert? Gibt es einen Zusammenhang zw ischen Molekülkonformation und Grenzflächenspannung? Die Grenzfläche ist nicht statisch, sondern es gibt einen konstanten Austausch zw ischen adsorbierten und gelösten Molekülen. Welchen Einfluss hat der Molekularaustausch, und w elchen die Orientierungsdynamik auf das makroskopische Verhalten des Systems? W ie verändern die Amphiphile die grenzflächennahen W asserstrukturen? Diese Fragen definieren zentrale Themen unserer Forschung. Adsorptionsschichten sind auch ideale Modellsysteme, um fundamentale Wechselw irkungen zu studieren. Ein w ichtiges Thema der Kolloidforschung ist die Verteilung der Ionen an einer geladenen Grenzschicht. Adsorptionsschichten ionischer Amphiphile eignen sich zur Untersuchung dieser Frage. Adsorptionsschichten löslicher Amphiphile ermöglichen Phänomene w ie Schäume. Schäume können nicht in einer reinen Flüssigkeit gebildet w erden. Erst das Vorhandensein grenzflächenaktiver Substanzen ermöglicht die Bildung von Schäumen oder Emulsionen. Es ist bis heute nicht geklärt, w as die Schaumstabilität bestimmt. Bierschaum ist über einen langen Zeitraum stabil, Champagnerschaum perlt dagegen kurz auf und bricht sofort zusammen. Unsere Arbeitshypothese ist, dass die Grenzflächenrheologie entscheidend für dieses Verhalten ist. Um dies zu verifizieren, haben w ir in den letzten Jahren neue Untersuchungsverfahren für die Grenzflächenrheologie entw ickelt. Ionenverteilung an Grenzflächen Die w issenschaftliche Untersuchung der Verteilung von Ionen an einer geladenen Grenzfläche hat in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren. Die klassische Behandlung beruht auf der Poisson-Boltzmann (PB)Theorie. Die Ionenverteilung, der als punktförmig angenommenen Ionen, ergibt sich aus dem Wechselspiel der elektrostatischen Wechselw irkung und der thermischen Energie. Die PB-Theorie liefert eine geschlossene analytische Lösung, die, trotz der vereinfachenden Annahmen, bei nicht zu hoher Ladungsdichte die Realität brauchbar w iderspiegelt. Dieser Ansatz sagt allerdings für alle Ionen gleicher Ladung gleiches Verhalten voraus. Im Experiment findet man aber auch ionenspezifische Effekte. Konsequenterw eise w urde in den letzten Jahren die Theorie signifikant w eiterentw ickelt, um den Einfluss der Ionengröße, Hydratation, Bildladungen, Dispersion und Polarisationseffekte zu erfassen [2]. Weiterhin ermöglicht die Steigerung der Rechenleistung auch realistische Monte-Carlo-Simulationen. Die tatsächlich vorliegende Verteilung ergibt sich aus dem W echselspiel der obigen Größen. Um diese Theorien überprüfen zu können, braucht man neue Experimente. Alle w esentlichen Aussagen sind in der Ionenverteilung an der geladenen Grenzfläche enthalten. Es ist daher für den Experimentator eine Herausforderung, Methoden zu entw ickeln, mit deren Hilfe diese direkt gemessen w erden können. Unser Ansatz beruht auf einer Kombination © 2006 Max-Planck-Gesellschaft von linearen und w w w .mpg.de nichtlinearen optischen Verfahren – der 2/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität Frequenzverdopplung an Grenzflächen und der Ellipsometrie. Die Kombination dieser beiden Techniken ermöglicht es, die Isotherme der kompakten Schicht direkt zu bestimmen [4]. Die Frequenzverdopplung (SHG) ist ein nichtlinear optischer Prozess, bei dem nur orientierte Moleküle zum Signal beitragen. Nichtlineare optische Verfahren diskriminieren zw ischen der Volumen- und Grenzflächenphase. In der Volumenphase sind die Moleküle regellos verteilt und tragen daher nicht zu dem Signal bei. An der Grenzfläche ist die Symmetrie gebrochen, die adsorbierten Moleküle besitzen eine Nettoorientierung und bestimmen das nichtlineare optische Verhalten. Dieses Verfahren ermöglicht es, neben anderen w ichtigen strukturellen Parametern, modellfrei die vorliegende Grenzflächenbelegung zu bestimmen. Die Ellipsometrie ist ein polarisationsoptisches Verfahren. Dabei fällt Licht mit einem definierten Polarisationszustand auf die Probe und der Polarisationszustand ändert sich bei der Reflexion. Diese Änderungen im Polarisationszustand w erden gemessen und analysiert. Das Verfahren der Ellipsometrie erfasst den Übergangsbereich zw ischen beiden Volumenphasen (gasförmig, flüssig). Modellsimulationen zeigen, dass der Zusammenhang zw ischen der ellipsometrischen Messgröße Delta und der Grenzflächenbelegung linear ist, solange sich die Verteilung der Ionen zw ischen kompakter und diffuser Schicht nicht verändert. Abw eichungen von der Linearität sind auf eine Änderung der Ladungsverteilung zurückzuführen. Die Kombination von Ellipsometrie und SHG liefert direkt die Ladungsdichte der kompakten Sch ich t . Abbildung 1 stellt das Ergebnis einer solchen Analyse dar. Das Amphiphil zeigt einen Phasenübergang. Innerhalb eines kleinen Konzentrationsbereiches w ird eine signifikante Änderung in der Ionenverteilung beobachtet. Die Ionen kondensieren dabei an der Grenzschicht [3]. Die ausgezeichneten Zustände sind in der Prinzipzeichnung illustriert. © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität Ione nve rte ilung a n e ine r ge la de ne n Gre nzflä che . Die Erhöhung de r Gre nzflä che nla dungsdichte führt zu e ine r Ione nk onde nsa tion. © Ma x -P la nck -Institut für Kolloid- und Gre nzflä che nforschung/Motschm a nn Grenzflächenwasser als Sonde IR-VIS-Summenfrequenzspektroskopie ist ein kompliziertes, nichtlineares, optisches Verfahren. Ein Infrarot (IR) und sichtbarer Lichtpuls (VIS) w erden zeitgleich auf die Grenzfläche fokussiert. Als Ergebnis der nichtlinearen Wechselw irkung entsteht Licht bei der Summenfrequenz. Das Infrarotlicht w ird spektral zw ischen zw ei und zehn Mikrometern verändert. Die Anregung von Molekülschw ingungen führt zu einer Resonanzerhöhung des SFG-Signales. Das dabei erhaltene Spektrum enthält Informationen über vibronische Anregungszustände der Probe. Aus dem gleichen Grund w ie bei der SHG können nur orientierte Moleküle zu dem Signal beitragen, ein SFG-Spektrum ist daher grenzflächenspezifisch. Dies eröffnet eine interessante Möglichkeit, das lokale elektrische Feld an der Grenzfläche direkt zu studieren. W ir nutzen dabei Wasser als lokale Sonde. Abbildung 2 zeigt das Summenfrequenzspektrum von reinem © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität Wasser. Das Wasserspektrum besteht aus einer breiten Bande zw ischen 3200 und 3600 cm -1 , analog zu W asser in einem W asserbrückenbindungsnetzw erk w ie in Eis oder im Volumen von flüssigem W asser. Die ionischen Amphiphile verändern das Grenzflächenw asserspektrum. Abbildung 2 zeigt das Spektrum vor der Kondensation. Durch die geladene Grenzfläche orientieren sich die Wasserdipole. Die Summenfrequenzbande ist dementsprechend intensiver, da jetzt mehr Wassermoleküle zu dem Spektrum beitragen. Die Kondensation verändert das lokale elektrische Feld und die gestrichelte Kurve zeigt die Situation nach der Kondensation. Diese Ergebnisse können semiquantitativ die Ionenverteilung beschreiben [5]. Diese Technik w ird gegenw ärtig genutzt, um ionenspezifische Effekte besser zu verstehen. Dazu arbeitet unsere Gruppe zusammen mit Prof. Pavel Jungw irth und Prof. Jean Daillant, CEA Paris. IR -VIS SFG-Spe k tre n vor und na ch de r Ione nk onde nsa tion (sie he Abb. 1). Im Ve rgle ich da zu wurde da s Spe k trum von re ine m W a sse r m it e ine r a nde re n Inte nsitä tssk a la e inge ze ichne t. © Ma x -P la nck -Institut für Kolloid- und Gre nzflä che nforschung/Motschm a nn Grenzflächenrheologie Die Grenzflächenrheologie beschreibt das Verhalten des Systems bei einer Expansion oder Kompression der Adsorptionsschicht. Expansion oder Kompression stören das vorliegende Gleichgew icht. Bei einer Kompression müssen Moleküle an Gleichgew ichtsbelegung die Grenzschicht desorbieren, w iederherzustellen. Die bei einer Expansion entscheidende Größe adsorbieren, ist das um die komplexe Dilationselastizitätsmodul E. Die Messung der grenzflächenrheologischen Eigenschaften erfordert eine definierte Expansion und Kompression der Grenzschicht. Es ist dabei überaus w ichtig, dass das Zeitfenster der Störung mit den internen Relaxationsprozessen übereinstimmt. Das am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung entw ickelte Messprinzip erreicht dies und ist in der nachfolgenden Abbildung 3 verdeutlicht. Gezeigt ist ein Querschnitt durch die Messzelle. Kernstück ist eine Kapillare, die in die zu untersuchende Flüssigkeit eintaucht. An ihr w ird eine Luftblase ausgebildet und durch einen Piezotranslator in eine harmonische Schw ingung versetzt. Die Grenzschicht Flüssigkeit–Luft w ird so periodisch expandiert und komprimiert. © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität O szillie re nde Bla se : Q ue rschnitt durch die Me ssk a m m e r. © Ma x -P la nck -Institut für Kolloid- und Gre nzflä che nforschung/Motschm a nn Der resultierende Nichtgleichgew ichtszustand w ird mittels des Drucksensors erfasst. Aus der genau messbaren Schw ingungsamplitude ergibt sich der Betrag des Grenzflächendilatationsmoduls und aus der relativen Phasenlage zw ischen Piezoschw ingung und Druckantw ort folgt die intrinsische Grenzflächendilatationsviskosität, der Imaginärteil des Modules. Da die Anregung der Schw ingung über die inkompressible Flüssigkeit erfolgt, ist es im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren möglich, das Elastizitätsmodul der Wasser-Luft-Grenzfläche bis hin zu 1000 Hz zu untersuchen. Die Symmetrie der Anordnung ermöglicht eine solide mathematische Modellierung der zugrunde liegenden Prozesse. Unerw ünschte Effekte w ie ein Marangonifluss w erden dabei unterdrückt. Zudem können alle Volumeneffekte von Grenzflächeneffekten separiert w erden. Ein schw er zugänglicher Systemparameter kann somit direkt und präzise vermessen w erden. Abbildung 4 zeigt das Grenzflächendilatationsmodul als Funktion der Frequenz und die zugehörige Phasendifferenz. Grenzflächenelastisches Verhalten ist durch eine verschw indende Phasendifferenz bei hohen Frequenzen gekennzeichnet, sodass der Betrag des Moduls dann in ein Plateau läuft. Dieses Verhalten beobachtet man bei niedrigen Konzentrationen. Bei höheren Konzentrationen tritt dagegen eine Phasenverschiebung zw ischen Piezoschw ingung und Druckantw ort auf. Dieses Verhalten kennzeichnet eine intrinsische Grenzflächenviskosität. Das System zeigt einen Übergang von einem grenzflächenelastischen zu einem grenzflächenviskoelastischen Verhalten. Dieser Übergang spiegelt sich auch bei der Schaumstabilität w ider [6]. Gre nzflä che ndila ta tionsm odul: Be tra g und P ha se a ls Funk tion de r Fre que nz. © Ma x -P la nck -Institut für Kolloid- und Gre nzflä che nforschung/Motschm a nn In dem Kontext der Schäume muss man zw ischen Schaumbildung und Schaumstabilität unterscheiden. W ährend die Schaumbildung sehr gut mit der relativen dynamischen Grenzflächenspannung korreliert, konnte © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 6/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität bisher noch keine Korrelation zw ischen einer fundamentalen Systemgröße und der Schaumstabilität gefunden w erden. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die mit dem Verfahren der oszillierenden Blase gemessene intrinsische Dilatationsviskosität eine zentrale Rolle übernimmt. Die Le be nsda ue r e ine r Scha um la m e lle k orre spondie rt m it de m Im a ginä rte il de s Ela stizitä tsm odule s E. © Ma x -P la nck -Institut für Kolloid- und Gre nzflä che nforschung/Motschm a nn Die Lebensdauer einer Schaumlamelle geht mit der intrinsischen Dilatationsviskosität, d.h. dem Imaginärteil des komplexen Elastizitätsmodules E, einher (Abb. 5). In anderen Worten, nur Systeme, bei denen w ir eine Phasenverschiebung messen, sind in der Lage, eine stabile Schaumlamelle auszubilden. Die folgende Abbildung zeigt die Lebensdauer einer Schaumlamelle als Funktion der Volumenkonzentration. Die Lebensdauer einer individuellen Schaumlamelle w urde dabei durch visuelle Beobachtung gemessen. Die Lamelle w urde in dem rechts abgebildeten Rahmen ausgebildet. Der Knick korrespondiert sehr gut mit dem Einsetzen einer Phasenverschiebung in unserer Messung. Dieser Beobachtung liegt ein einfaches Modell zugrunde. Eine Schaumlamelle reißt aufgrund von mechanischen Störungen. Eine Grenzflächendilatationsviskosität dämpft diese Störungen, die Lamelle ist daher stabiler. Die Grenzflächenrheologie dominiert eine Reihe von Phänomenen. In der Mikrofluidik w erden immer kleinere Volumina manipuliert, somit w ächst der Grenzflächeneinfluss. Dies gilt auch bei allen Beschichtungsprozessen, ebenso bei dem Austritt von Flüssigkeiten aus Düsen. Das folgende Experiment zeigt den Einfluss der Grenzflächenrheologie sehr eindrucksvoll. Ein Tropfen fällt aus einer definierten Höhe auf eine w ässrige Lösung eines Amphiphils. Eine grenzflächenelastische und eine grenzflächenviskoelastische Lösung w erden untersucht. Beide Lösungen haben exakt die gleiche Grenzflächenspannung. Auch die Tropfengröße stimmt überein. W ährend im elastischen Fall sich eine Krone ausbildet und der Tropfen mehrfach oszilliert, beruhigt sich die Flüssigkeitsoberfläche im grenzflächenviskoelastischen Fall sehr schnell (Abb. 6). Die kinetische Energie ist dann dissipiert. © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 7/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität Schne lle Vide oa ufna hm e : De r Tropfe n fä llt in e ine e la stische (Bilde r, link e Se ite ) ode r gre nzflä che nvisk oe la stische Lösung (Bilde r, re chte Se ite ). © Ma x -P la nck -Institut für Kolloid- und Gre nzflä che nforschung/Motschm a nn Welches ist der dissipative Vorgang, der zu einer Grenzflächenviskosität führt? Welcher Bereich dominiert die Grenzflächenspannung? Muss man nur die oberen Monolagen oder müssen w ir ebenso angrenzende Bereiche (subsurface layer) berücksichtigen? Welchen Einfluss hat die Austauschdynamik? Diese Fragen definieren einige aktuelle Aktivitäten in der Arbeitsgruppe. Dazu w urde ein Experiment aufgebaut, bei dem der Nichtgleichgew ichtszustand durch die nichtlinear optischen Methoden abgefragt w ird [7]. Die Monolagen können so separat studiert und direkt der Einfluss der intrinsischen Grenzflächenviskosität ermittelt w erden. Diese Experimente sind sehr anspruchsvoll, da ein gepulstes Lasersystem mit einer schnell oszillierenden Blase synchronisiert w erden muss. Im Falle eines grenzflächenelastischen Systems w eist die Grenzflächenspannung, Monolagenbelegung und Flächenänderung keine Phasenverschiebung [8] auf. Dieses Verhalten lässt sich mit dem klassischen Lucassen-van den TempelModell beschreiben. Im Falle eines viskoelastischen Systems zeigen alle Größen eine voneinander verschiedene Phasenlage [9]. Um dies zu verstehen, muss das Modell entsprechend erw eitert w erden. Die angrenzenden Volumenbereiche und der Molekularaustausch haben dabei einen direkten Einfluss. Zudem konnten w ir durch ein „Pump-Probe“-Experiment nachw eisen, dass die in der Literatur diskutierte Orientierungsdynamik in einem anderen Zeitfenster liegt und nicht geeignet ist, den dissipativen Vorgang zu erklären. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die viskoelastischen Verbindungen eine charakteristische Signatur im IR-VIS-Summenfrequenzspektrum zeigen, die w ir auf das Brechen von Wasserstoffbrücken als Folge des Molekularaustausches zurückführen. Diese Experimente w erden gegenw ärtig verfeinert. Mittelfristig w ird versucht, die entw ickelte Technologie auf die Öl-Wassergrenzfläche zu adaptieren. Ebenso ist die Polymer-Amphiphile- Kopplung und Mischungen ein vielversprechendes Forschungsgebiet, dem w ir uns künftig w idmen w erden. Originalveröffentlichungen Nach Erw eiterungen suchenBilderw eiterungChanneltickerDateilisteHTML- Erw eiterungJobtickerKalendererw eiterungLinkerw eiterungMPG.PuRe-ReferenzMitarbeiter Editor)Personenerw eiterungPublikationserw eiterungTeaser (Employee mit BildTextblockerw eiterungVeranstaltungstickererw eiterungVideoerw eiterungVideolistenerw eiterungYouTubeErw eiterung © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 8/9 Jahrbuch 2005/2006 | Motschmann, Hubert | Ionenverteilung und Schaumstabilität [1] A.W. Adamson: Physical Chemistry of Surfaces. W iley & Sons, New York (1993). [2] P. Kölsch, H. Motschmann: An experimental route to Hofmeister. Current Opinion in Colloid and Interface Science 9 (1-2), 87-91 (2004). [3] P. Kölsch, H. Motschmann: Varying the counter-ions at a charged interface. Langmuir 21 (8), 3436-3442 (2005). [4] P. Kölsch, H. Motschmann: A method for a direct determination of the prevailing counter-ion distribution at a charged surface. 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