debt capital rating - FERI EuroRating Services AG
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DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT HERBAWI GMBH 17. SEPTEMBER 2014 Mehr erkennen. Mehr erreichen. DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) INHALT RATINGZUSAMMENFASSUNG 3 RATINGGEGENSTAND 4 ERTEILTE RATINGNOTE 5 RATINGMETHODIK 6 UNTERNEHMENSADJUSTIERTES BRANCHENRATING WETTBEWERBSADJUSTIERTES BRANCHENRATING POSITIONIERUNGSADJUSTIERTES RATING EMISSIONSRATING 6 6 6 7 ÜBERSICHT DER RATINGERGEBNISSE 9 RELEVANTER MARKT Marktbeschreibung Marktausblick Wettbewerber 9 9 23 25 EMITTENTIN 25 Überblick Unternehmensstrategie Wesentliche Kernprozesse Finanzielle Konstitution 25 28 30 33 EMISSION Sicherheiten Stärken und Schwächen 36 37 40 DISCLAIMER 41 2 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Ratingzusammenfassung FERI EuroRating Services AG hat die Anleihe der Herbawi GmbH mit „B+“ bewertet. Die Ratingnote repräsentiert ein „hohes Verlustrisiko“. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren und ist mit sicherungsübereigneten Waren der Emittentin besichert. Zudem ist ein Betrag in Höhe einer Zinszahlung beim Treuhänder für die gesamte Laufzeit der Anleihe hinterlegt. Die Anleihe ist als Inhaber-Teilschuldverschreibung ausgestaltet und im Freiverkehr an der Wertpapierbörse Frankfurt gelistet. Das Emissionsvolumen beträgt maximal EUR 10 Mio. Die Mittel aus der Anleiheemission sollen für die Rückführung eines Darlehens (max. EUR 2,2 Mio.), Verbesserung der Einkaufskonditionen (EUR 4 Mio.), Aufbau eines Lagers für sogenannte „Never Out of Stock“-Ware (max. EUR 1 Mio.), die Eröffnung weiterer Ladengeschäfte (max. EUR 1 Mio.) sowie den Ausbau des Onlinegeschäftes (max. EUR 0,5 Mio.) eingesetzt werden. Die Anleihebedingungen sehen wesentliche Anlegerschutzrechte und Covenants vor, darunter eine Verschuldungsobergrenze sowie Ausschüttungsbeschränkungen an die Gesellschafter. Zudem hat sich das Unternehmen zur Einhaltung weitreichender Berichtspflichten gegenüber den Investoren bereit erklärt. Herbawi ist ein mittelständisches Unternehmen des Bekleidungseinzelhandels mit Firmensitz in Berlin. Das Unternehmen betreibt im mittel- bis hochpreisigen Segment unter dem Namen „Fast Forward“ sogenannte Multilabelstores. Mit insgesamt 17 Stores, drei Outlets und zwei adidas Original Franchise Stores gehört Herbawi bereits zu den größeren Bekleidungshändlern in Deutschland. Das Unternehmen kann aus Sicht von FERI EuroRating Services auf Marktentwicklungen flexibel durch eine individuelle Preisgestaltung und durch Anpassungen der Geschäftsstandorte sowie des rund 50 Modemarken umfassenden Sortiments reagieren. FERI EuroRating Services wertet die Erfahrung und das Engagement des Geschäftsführers und Alleingesellschafters positiv, sieht darin jedoch auch eine gewisse Abhängigkeit für den zukünftigen Unternehmenserfolg. 3 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Ratinggegenstand EMITTENT Herbawi GmbH BERICHTSSTICHTAG 15.09.2014 EMISSION Inhaber-Teilschuldverschreibung 2014/2019 WKN: A12T6J2 / ISIN: DE000A12T6J2 RATINGANALYST Gerald Christoph Dorsch RATINGKOMITEE Gerald Christoph Dorsch Robin Haber Dagmar Kirsten 4 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Erteilte Ratingnote Auf Basis der vom Emittenten vorgelegten Unterlagen und öffentlich verfügbaren Informationen zum Unternehmen erteilt die FERI EuroRating Services AG zum 17.09.2014 für die Emission InhaberTeilschuldverschreibung 2014/2019 (WKN: A12T6J / ISIN: DE000A12T6J2) ein Emissionsrating von: B+ („hohes Verlustrisiko“) Zur Bedeutung der Ratingnote siehe http://frr.feri.de/de/regulierung/. Das erteilte Emissionsrating wird von FERI während der Laufzeit der Emission regelmäßig überprüft. Hierzu bleiben die Ratinganalysten in der Folge mit dem Unternehmen über die gesamte Emissionslaufzeit in regelmäßigem Kontakt, um gegebenenfalls bonitätsrelevante Faktoren aufzunehmen und zu berücksichtigen. Die Emittentin hat sich gegenüber FERI verpflichtet, u.a. ihre Abschlüsse zur Verfügung zu stellen und ratingrelevante Veränderungen im Unternehmen oder der Gruppe unverzüglich FERI unaufgefordert mitzuteilen. Sollte die Emittentin ihren Verpflichtungen aus dem Ratingmandat mit FERI nicht nachkommen, wird FERI das erteilte Rating unverzüglich entziehen und veröffentlichen. 5 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Ratingmethodik Der Ratingprozess für Unternehmensanleihen setzt sich bei FERI aus vier Schritten und entsprechenden aufeinander aufbauenden Teilergebnissen zusammen: Unternehmensadjustiertes Branchenrating Startpunkt für die Ratingermittlung ist die Zuordnung der - entsprechend der konkreten Geschäftstätigkeit des Unternehmens - maßgeblichen Einschätzungen zum Branchenumfeld. Hierzu verwendet FERI das FERI-Branchenrating. Durch eine entsprechende regionale, umsatz- und ertragsmäßige Gewichtung der FERI-Branchenratings einzelner, abgrenzbarer Branchen, wird eine individuell auf das Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens abgestimmte Bewertung des Marktumfeldes vorgenommen. Wettbewerbsadjustiertes Branchenrating Im zweiten Schritt wird ein Chancen-Risiken-Profil für den relevanten Markt des Unternehmens erstellt. Das unternehmensadjustierte Branchenrating wird um die dynamischen wettbewerblichen Aspekte ergänzt (aktuelle Wettbewerbssituation, Wettbewerbsdeterminanten und -prozesse sowie zukünftige Entwicklung der Wettbewerbsintensität). Zugleich werden Umweltveränderungen identifiziert und analysiert, die für alle Marktteilnehmer im relevanten Markt entweder als Chance wahrgenommen werden können oder aber solche, die für den erfolgreichen Unternehmensfortbestand ein Risiko darstellen. Positionierungsadjustiertes Rating Im abschließenden dritten Schritt wird das individuelle Stärken-Schwächen-Profil des zu bewertenden Unternehmens vor dem Hintergrund der wesentlichen Herausforderungen und Möglichkeiten, d.h. des Chancen-Risiken-Profils seines Marktumfeldes, erstellt. Zu den Bereichen, die für die Erstellung des Stärken-Schwächen-Profils analysiert werden, gehören − − − − das Geschäftsmodell, d.h. u.a. die Rechtsform, die Unternehmenshistorie, die Eigentümerstruktur, das Produktportfolio, die Wertschöpfungstiefe und -breite, die eingesetzte Technologie; die Unternehmensstrategie mit den wesentlichen Inhalten auf Unternehmensebene und bezogen auf Teilstrategien; die Ausgestaltung der Kernprozesse der Unternehmenssteuerung, z.B. allgemeines Management, Risikomanagement, Controlling, Rechnungswesen; die finanzielle Konstitution (Bilanz, GuV). Die Analyse der finanziellen Konstitution erfolgt über ein sektorspezifisches Kennzahlensystem, mit dem die Jahresabschlüsse des Unternehmens über mehrere Perioden analysiert und relevante Kennzahlen bewertet werden. Das Ergebnis aller Teilanalysen erhält Eingang in ein von FERI entwickeltes Scorecard-basiertes Ratingmodell, aus dem sich nach Anwendung von Korrekturfaktoren (z.B. bei geringer 6 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Datenverfügbarkeit, unvollständigen Unternehmensrating ergibt. Unterlagen, Sondersituationen (M&A)) letztlich das Emissionsrating Das Emissionsrating ermittelt FERI ausgehend vom Unternehmensrating anhand der konkreten Eigenschaften der Emission. Die Herauf-/Herabstufung relativ zum Unternehmensrating erfolgt vor allem abhängig von: − − − − − − Position/Rang der Emission innerhalb der Kapitalstruktur des Emittenten Kapitaldienst- und Rückzahlungsfähigkeit (kommunizierte Rückzahlungsabsicht, Mittelherkunft) Anlegerschutzrechte (Covenants) Emissionswährung und -laufzeit Mittelverwendungsabsicht (z.B. Strategiekonformität, Übereinstimmung mit der Mittelfristplanung) gestellten Sicherheiten und verwendetem Sicherheitenmechanismus. 7 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) 8 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Übersicht der Ratingergebnisse Relevanter Markt Marktbeschreibung Der Markt für Bekleidung gliedert sich in die Produktionsstufe (Bekleidungsindustrie) und die Vertriebsstufe (Bekleidungshandel). In den meisten Industrieländern sind von der Bekleidungsproduktion nur noch Restbestände verblieben – vor allem im Bereich von Design und Marketing –, wenn auch im Falle einzelner Länder (z.B. USA, Großbritannien, Italien) spezielle Teile der Produktion aufrechterhalten wurden (marktnahe bzw. hochpreisige Produkte). Die forcierte Internationalisierung der Produktion von Bekleidung seit Beginn der 1970er Jahre ist eine Folge des Quotenregimes von GATT und WTO. Um den Handelsbeschränkungen des Quotenregimes auszuweichen, die für den Welttextilmarkt galten, hatten viele Bekleidungshersteller zunehmend arbeitsintensive Produktionsschritte in immer mehr Länder verlagert, die ihre Quoten noch nicht ausgeschöpft hatten (anfänglich zumeist nur passive Lohnveredelung; später auch bis zu Vollimporten). Mit dem Auslaufen des Welttextilabkommens 2004 wurde das Quotensystem von GATT abgeschafft und eine Liberalisierungswelle eingeleitet. Dies führte zu einem Aufstieg starker Exportnationen, die diese arbeitsintensive Branche – u.a. durch Einrichtung freier Exportzonen – als Einstieg in eine exportorientierte, nachholende Industrialisierung nutzten (z.B. China, Bangladesch, Vietnam, Kambodscha, Indonesien, die Philippinen und Sri Lanka), einem verschärften internationalen Verdrängungswettbewerb unter den inzwischen ca. 160 Produktionsländern und spiegelbildlich zu einem intensiven Preiswettbewerb auf der Handelsstufe in den europäischen Importländern. Die herausragende Bedeutung der asiatischen Länder in der textilen Kette zeigt sich darin, dass sich mittlerweile fast 50% des Gesamthandels mit Textil- und Bekleidungswaren auf asiatische Länder konzentriert (1970: 28% der Gesamtexporte). Auch die internationale Finanzkrise 2008/09 und die - damit einhergehend - temporär sinkende Nachfrage führte nicht zu einer geringeren Exportrate bzw. einer stärkeren Orientierung dieser Länder auf ihren heimischen Markt. Trotz dieser Internationalisierung ist die europäische Textil- und Bekleidungsindustrie ein bedeutender Akteur im globalen Standortwettbewerb geblieben. Allerdings vollzogen sich massive Umstrukturierungen im Textil- und Bekleidungssektor. Hierzu gehörten kapitalintensive Modernisierungen in der Produktion mit hoher Wertschöpfung, die Entwicklung neuer Produktlinien sowie der Aufbau globaler Produktionsnetzwerke mit einer verschlankten Produktion und Beschäftigung in den europäischen Heimatländern. Im Zuge dieses Strukturwandels verlagerte sich die Steuerung dieser globalen Produktionsnetzwerke immer stärker auf multinationale Handelsunternehmen. Die Grenzen zwischen Herstellern und dem Handel verwischten sich zunehmend. Die wenigen verbliebenen Hersteller lassen heute meist im Ausland fertigen und haben sich vorrangig zu Handelsunternehmen entwickelt. In Europa befinden sich somit heute zahlreiche Hauptsitze multinationaler Handelsunternehmen und Markenfirmen, die an der Spitze globaler Beschaffungssysteme mit Tausenden direkter und indirekter Zulieferer stehen und deren Produktion sie durch ihre Marktmacht weitgehend steuern. Die Reduzierung der Anzahl ihrer direkten Zulieferer bzw. deren 9 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Konzentration in wenigen strategischen Regionen (z.B. Inditex, adidas) steht seitdem auf der Agenda. Angesichts drohender einseitiger Abhängigkeit sollen sich die Produzenten aber nicht nur auf einzelne Produktionsländer konzentrieren. 800 700 600 500 400 300 200 100 0 Asien EU Restliches Europa Afrika Amerika Abbildung 1: Anzahl der Zulieferer von Inditex (Industria de Diseño Textil S.A.) nach Regionen (2013) Während die multinationalen Handelsunternehmen letztlich als die Gewinner der Liberalisierung gelten können, die ihre Aufträge nahezu ausschließlich nach Geschäftsinteressen vergeben können, besteht für kleinere Lieferländer eine dreifache Abhängigkeit. Sie hängen erstens von den politisch gesteuerten Zugangsbedingungen zu den Hauptmärkten, zweitens von den Einkaufsstrategien einer kleinen Zahl großer Handelskonzerne und drittens von den Investitionsstrategien großer transnationaler Produzenten ab. Aber auch Bekleidungseinzelhändler in den Verbraucherländern sehen sich der immensen Marktmacht der multinationalen Handelsunternehmen bzw. Markenbekleidungsherstellern gegenüber. Zu diesen Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel zählt die Herbawi GmbH, die Emittentin der Anleihe. Sie gehört zu den Unternehmen, die ihre Waren nicht selbst herstellen oder verarbeiten, sondern bei anderen Unternehmen beschaffen und sie dann weitgehend unverändert privaten Haushalten (Endverbauchern) zum Kauf anbieten (Distributionsstufe). Unterschiede zwischen den Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel ergeben sich aus den Betriebsformen, angebotenen Warengruppen, der Betriebsgröße, der Vertriebsform und den Standorten. Einzelhändler im Allgemeinen bedienen sowohl kurzfristige (hohe Konsumhäufigkeit, geringer Warenwert, z.B. Lebensmittel) als auch langfristige Bedarfe (geringe Konsumhäufigkeit, hohe Wertigkeit, z.B. Möbel) der Kunden. Der Kauf von Bekleidung durch den Endverbraucher liegt irgendwo dazwischen und beschreibt heute im Vergleich zu früher keine Befriedigung von Grundbedürfnissen mehr, sondern geht weit über deren Deckung hinaus. Die Bestrebungen der Verbraucher nach Individualisierung haben besonders im Bekleidungseinzelhandel zu veränderten Konsumbedürfnissen geführt. Dabei bezieht sich der Wunsch nach einem individualisierten Angebot nicht mehr nur auf die Kernleistung, sondern auf den gesamten Servicebereich. Hinzu kommt, dass sich der Bekleidungseinzelhandel einerseits in einem starken (Verdrängungs-)Wettbewerb zwischen 10 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) den einzelnen Betriebsformen innerhalb des Bekleidungseinzelhandels befindet. Andererseits herrscht ein starker Wettbewerb mit Anbietern anderer Wirtschaftszweige (z.B. Reisen, Sport) um die begrenzten Konsumbudgets der Verbraucher. Die Betriebsformen lassen sich grundsätzlich anhand verschiedener Struktur- und Leistungsmerkmale wie z.B. der Sortimentsbreite und -tiefe, der Bedienungsform, des Standorts oder der Betriebsgröße weitgehend überschneidungsfrei systematisieren. Für den Bekleidungseinzelhandel werden die folgenden Betriebsformen unterschieden: Facheinzelhandel, Großfilialisten, Kauf- und Warenhäuser, SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte, Versandhandel, Textilmärkte sowie sonstige Anbieter. Zum Facheinzelhandel zählen regional operierende unabhängige und filialisierte Fachgeschäfte, die sich bei intensiver Verkaufsberatung mit hoher fachlicher Qualifikation durch ein breit und tief gegliedertes, aktuelles und qualitativ hochwertiges Bekleidungssortiment auszeichnen. Es handelt sich hier in erster Linie um Waren im gehobenen Preissegment. Die Kauf- und Warenhäuser sind Großbetriebe des Einzelhandels und sind i.d.R. nach Abteilungen und Warengruppen strukturiert. Beim Sortiment weisen sie i. Allg. ein eher flaches bis tiefes Leistungsspektrum aus und sind im mittleren bis unteren Preissegment angesiedelt. Vorherrschende Verkaufsmethode in den Bekleidungsabteilungen ist die Fremdbedienung. Als Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser werden großflächige Einzelhandelsbetriebe bezeichnet, die hauptsächlich selbstbedienungsfähige Waren aus dem Food- und Non-Food-Bereich anbieten. Es wird zumeist auf personal- und kostenintensive Serviceleistungen verzichtet und in erster Linie eine Niedrigpreisstrategie verfolgt. Der Versandhandel zeichnet sich durch Verkauf der Ware ohne direkten Kundenkontakt aus, z.B. über Kataloge, Prospekte und neuere Medien wie das Internet. Insgesamt entfallen ca. 53% des Umsatzes auf den Facheinzelhandel, 13% auf Kauf- und Warenhäuser, 15% auf den Versandhandel und 19% auf Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser sowie auf sonstige Anbieter, worunter auch der Lebensmittelhandel fällt, der sein Non-Food-Sortiment seit Jahren kontinuierlich ausbaut. Betriebsform Facheinzelhandel Großfilialisten Kauf- und Warenhäuser SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte Versandhandel Textilmärkte Sonstige Betriebsformen Charakteristika Stationäre, kleinere und mittelgroße, häufig inhabergeführte Bekleidungsfachhandelsgeschäfte Unternehmungen mit mehr als 5 Filialen mit einer Mindestverkaufsfläche von 2.000 qm (auch Vertikalisten) Große Einzelhandelsbetriebe ohne textilen Schwerpunkt mit breitem Sortiment Preispolitisch aggressive, großflächige Einzelhandelsbetriebe mit einer Mindestverkaufsfläche von 1.000 qm und Food- und Non-Food Sortiment (SB-Warenhäuser sind Verbrauchermärkte mit mindestens 3.000 qm Verkaufsfläche) Unternehmungen, deren Kunden die Produkte anhand von Abbildungen in Katalogen, Prospekten, Anzeigen oder im Internet auswählen und bestellen können. Systematische Weiterentwicklung der Fachmärkte mit den Charakteristika der Verbrauchermärkte, d.h. auf großen Flächen werden umfangreiche Textilsortimente überwiegend in Selbstbedienung angeboten Fabrikverkäufe (Factory Outlets) des Großhandels und der Bekleidungshersteller sowie branchenfremder Anbieter textiler Sortimente (Lebensmittelhandel, Drogerien etc.) Tabelle 1: Betriebsformen des Bekleidungseinzelhandels 11 Beispiele Schnitzler in Münster P&C; H&M; C&A; Zara; Esprit Karstadt; Galeria Kaufhof Real; Globus; Kaufland Otto; Bon Prix KiK; Takko Aldi; Lidl; Tchibo; Wertheim Village; Hugo Boss - Outletcity Metzingen DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Neben den einzelnen Betriebsformen ist der Bekleidungseinzelhandel von der Vielzahl konkurrierender Kooperationsformen zwischen Bekleidungseinzelhändlern und -herstellern bzw. -lieferanten geprägt. Insbesondere das Franchising hat in den vergangenen 20 Jahren eine stetig steigende Bedeutung im Bekleidungseinzelhandel erlangt. Bei dem heute vorherrschenden Business Format Franchising (d.h. vollständige Geschäftskonzepte und nicht nur Waren sind Gegenstand der Franchising-Vereinbarung) handelt es sich um ein vertikal-kooperativ organisiertes Absatzsystem rechtlich selbständiger Unternehmen, die auf Basis eines vertraglichen Dauerschuldverhältnisses agieren. Es kombiniert als hybride Form den zentralistisch effizienzorientiert gesteuerten Systemhintergrund (Franchisegeber) mit dem Unternehmertum im unmittelbaren Kundenkontakt vor Ort (Franchisenehmer). Bei dieser vertikalen Kooperation findet ein Austausch von tangiblen und intangiblen Ressourcen statt. Zu nennen sind hier neben den Bekleidungswaren vor allem eine wettbewerbsfähige Geschäftsidee, eine Betriebstypenmarke mit Profilierungspotenzial, ein Organisationskonzept und ein Absatzkonzept. Der Franchisegeber agiert dabei als professioneller Systemkopf, wobei das gesamte System einheitlich unter der Marke des Franchisegebers auftritt. Anders als in anderen Branchen verlangen Franchisegeber im Rahmen des Bekleidungshandels oftmals keine oder nur eine geringe Eintrittsgebühr von Franchisenehmern. Im Gegensatz zum Franchising, bei dem sich die Kooperation meistens auf das gesamte Geschäft bezieht, wird bei vertikalen Partnerkonzepten nur ein Teil der Fläche in Zusammenarbeit mit dem Hersteller bewirtschaftet. Darüber hinaus gibt es im Bekleidungshandel Shop-Systeme. Hierbei muss zwischen Shops in Kooperation und selbständigen, d.h. durch den Hersteller betriebenen, Shops unterschieden werden. Bei der optischen Verdeutlichung separater Warenbereiche zeichnet sich ein „Shop-in-Shop“ System dadurch aus, dass auf der Fläche, die meist zwischen 40 und 100 qm umfasst, eine spezielle Marke präsentiert und verkauft wird. Dabei erfolgt keine Aufteilung der Artikel nach getrennten Abteilungen, sondern sie werden nach Bedarfsaspekten zusammengestellt und gemeinsam präsentiert. Ziel ist es, das (positive) Image des Bekleidungsmarkenherstellers auf das Einzelhandelsgeschäft ausstrahlen zu lassen. Das Angebotskonzept des Bekleidungsherstellers wird dabei – im Sinne von Franchising – vom Bekleidungseinzelhändler übernommen. Die Ladenbauelemente werden von vielen Bekleidungsherstellern geliefert bzw. vorgegeben, wobei Beteiligungen an den Kosten auch von der Verhandlungsstärke der Abnehmer abhängen. Häufig findet jedoch eine hälftige Teilung statt. Corner, als ein Spezialfall, unterscheiden sich von einem Shop-in-Shop lediglich durch die noch geringere Größe von maximal 40 qm. Im Gegensatz zu den obigen Konzepten wird bei Concessions die Fläche gegen eine umsatzabhängige Gebühr an den Bekleidungshersteller vermietet. Der Hersteller stellt das Mobiliar, übernimmt alle mit dem Merchandising verbundenen Funktionen und verkauft die Ware, häufig durch eigenes Personal, auf eigene Rechnung. Schließlich existieren im Bekleidungseinzelhandel noch Depot-Systeme als eine Form des partnerschaftlichen Kommissionsvertriebes. Bei diesen präsentiert der Bekleidungseinzelhändler die Ware in seinem Geschäft; der Hersteller erhält das Entgelt für seine Waren allerdings erst bei Verkauf der Produkte an den Endkunden. Zudem ist der Hersteller verpflichtet, die Ware zurückzunehmen, wodurch das „Ladenhüterproblem“ für den Bekleidungseinzelhändler entfällt. Allerdings ergibt sich für den ortsansässigen Einzelhändler damit ein ungeheures Potenzial für opportunistisches Verhalten, weshalb dieses System zumeist nur für Basisartikel eingesetzt wird, da ein Kollektionswechsel bei hochmodischen oder modischen Kleidungsstücken innerhalb kurzer Zeit 12 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) vollzogen werden muss. Das Moderisiko für den Hersteller würde erhöht und die ständige Rücknahme der mittlerweile nicht mehr dem Trend entsprechenden Bekleidung notwendig. Parallel zur Einteilung der Unternehmen des Bekleidungseinzelhandels entsprechend ihrer Betriebsform lassen sich anhand der angebotenen Warengruppen verschiedene Sparten des Bekleidungseinzelhandels unterscheiden: Damen Oberbekleidung Strumpf- und Miederware Kinder Freizeit-, Sport- , Outdoorbekl. Herren Leibwäsche Sonstige Bekleidungstextilien Accessoires Abbildung 2: Sparten des Bekleidungseinzelhandels Als Erfolgsfaktoren, die – unabhängig von der Betriebsform und der Sparte – bei allen Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel erfüllt sein sollten, um erfolgreich im Wettbewerb zu bestehen, gelten neben einem attraktiven Sortiment und dazugehörigen Dienstleistungs- und Serviceangeboten (Sortimentsstrategie) − − − − − − − − ein bedarfsgerechter Einkauf, das Angebot leistungsgerechter und wettbewerbsadäquater Preise und Konditionen (Preisstrategie), eine kontinuierliche differenzierende Kommunikation mit Kunden einschließlich der eingesetzten Informationssysteme, imagebildenden Werbung etc. (Kommunikationsstrategie), geschäftsmodellunterstützende Standorte der Verkaufsflächen und der Warenlager (Standortstrategie), attraktive Flächen-, Raum- und Ladengestaltungen (u.a. Erlebnisorientierung), flexible und dennoch kostengünstige Finanzierungen von Vorordern (Refinanzierungsstrategie), kostengünstige Ausgestaltungen der Materialwirtschaft einschließlich verwendeter Warenlagertechniken und Logistikprozesse sowie nachhaltige Personal- und Führungskonzepte, die eine hinreichende Kunden- und Serviceorientierung einerseits und eine starke Mitarbeiterbindung andererseits erzeugen. Unter Sortiment werden alle Waren und Dienstleistungen subsumiert, die zu einem bestimmten Zeitpunkt von einem Bekleidungseinzelhändler angeboten werden. Es wird maßgeblich durch die jeweilige Zielgruppe bestimmt, da Bekleidungseinzelhändler sich über eine zielgruppenspezifische Spezialisierung des angebotenen Sortiments im Wettbewerb positionieren. Als Segmentierungskriterium für die Spezialisierung dient dabei eine Kombination aus Aktualität, Geschlecht, Körpermerkmalen, Verwendungszweck, Alter, Geografie, Lifestyle, Verhalten, Preis etc. Das Sortiment von Bekleidungseinzelhändlern kann also bezüglich der grundsätzlichen Aktualität der Ware eher modische, konventionelle oder konservative Elemente aufweisen. Um als hochmodischer Anbieter zu gelten, muss eine ständige Aktualisierung des Sortiments erfolgen. Die Herausforderung für den darauf spezialisierten Bekleidungseinzelhändler besteht darin, dem schnellen Wandel des Konsumverhaltens durch ein jederzeit der aktuellen Mode entsprechendes Sortiment Rechnung zu tragen. 13 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Eine Geschlechtersegmentierung wird häufig von kleineren unabhängigen Bekleidungseinzelhändlern verwendet, da sie nicht gleichzeitig umfassend Damenbekleidung und Herrenbekleidung anbieten können. Andere kleinere Bekleidungseinzelhändler nutzen für die Spezialisierung unterschiedliche körperliche Merkmale und damit variierende Passformen. Analog gilt dies auch für die Verwendungszwecksegmentierung. So findet man Freizeit- und Business-Bekleidung für beide Geschlechter meist nur bei größeren Betriebsformen mit entsprechenden Verkaufsflächen. Bei der Alterssegmentierung zielen einige Bekleidungseinzelhändler mit trendigen neuen Modelinien und Accessoires z.B. vollständig auf weibliche Teenager, während Wettbewerber diese Sortimente lediglich rechtzeitig vor Schuljahresbeginn o.ä. platzieren. Als weiteres altersbedingtes Segment gibt es das Kinder- bzw. Säuglings-/Kleinkindersegment, wo spezialisierte Bekleidungseinzelhändler neben der Bekleidung auch verwandte Artikel anbieten, die Kinder und ihre Eltern ansprechen. Bei der geografischen Segmentierung nutzen Bekleidungseinzelhändler die regional variierenden Vorlieben (z.B. Großstädte vs. ländliche Regionen) und witterungsbedingten Nachfrageunterschiede (z.B. Bademode, Jacken/Mäntel/Strickwaren). Bei der Lifestyle-bezogenen Segmentierung richten Bekleidungseinzelhändler ihr Sortiment z.B. auf einzelne Berufsgruppen, Sport oder Accessoires aus, während bei der verhaltensbezogenen Segmentierung vor allem auf die Bedeutung der Marke auf das Kaufverhalten abgestellt wird und z.B. zwischen Marken- und Nichtmarkenanbietern, Massenmarkt bzw. Luxusmodesegment unterschieden werden kann. Bei der rein preisorientierten Segmentierung spezialisieren sich die Bekleidungseinzelhändler hingegen über die Definition von Preiseinstieg- bzw. -obergrenzen auf das Angebot eindeutiger Preislagen ihrer Waren. Um im Bekleidungseinzelhandel einen bedarfsgerechten Einkauf sicherstellen zu können, muss der Bekleidungseinzelhändler beachten, dass neben der starken Standortbezogenheit der nachgefragten Sortimente bzw. der Kleidungsstile (die z.T. eine überregionale Aktivität von Bekleidungshändlern erschweren) die produkt-exogenen und -endogenen Entwertungserscheinungen, die zu einem wiederholten Neubedarf führen, charakteristisch für die konkrete Nachfrage durch Endverbraucher sind. Während die endogene Entwertung auf Abnutzung zurückzuführen ist, liegen die Ursachen der exogenen Entwertung in der Mode und der Saisonalität. Mode beschreibt den permanenten, periodischen Wandel der Bekleidung und der Alltagsgeselligkeit, der Wohnweise und überhaupt der Gestaltung des ästhetischen Lebens. Sie ist gekennzeichnet durch ihre Kurzfristigkeit, die Beständigkeit ihrer Veränderung und ihre mehr oder weniger zwingende Ausbreitung in der Gesellschaft. Dadurch sind die Lebenszyklen modischer Artikel sehr kurz; die Ware durch ihre Saisonalität also modischer Obsoleszenz unterworfen. Nicht zuletzt als grobe Orientierung für die notwendige Frequenz eines bedarfsgerechten Einkaufes werden im Bekleidungseinzelhandel deshalb unterschiedliche Modegrade unterschieden, die für den Bekleidungseinzelhändler ein jeweils unterschiedlich hohes Moderisiko darstellen: 14 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Modegrad Hochmodische Ware Neuigkeit Vollkommen neu, innovativ Lebensdauer (Verweildauer am Point of Sale) Absatz- bzw. Moderisiko Wiederbeschaffungsmöglichkeit Sehr kurz (höchstens 6 Wochen Verweildauer) Sehr hoch Keine Modische und saisonale Ware Neue Elemente bei Einhaltung bestehender Modelinien Kurz (höchstens 18-22 Wochen Verweildauer) Hoch Eingeschränkt Basic bzw. Standardware Kaum Veränderungen Lange (bis zu unbegrenzter Verweildauer) Niedrig Längerfristig gegeben Tabelle 2: Modegrade im Bekleidungseinzelhandel Bekleidungseinzelhändler haben in ihrem Sortiment grundsätzlich Waren aus allen Modegraden. Je nach Geschäftsmodell variiert deren Sortimentsanteil jedoch erheblich. Diese Unterteilung kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass aufgrund von Modezyklen im Allgemeinen ein Großteil des aktuellen Sortiments nur in der aktuellen Periode abgesetzt werden kann, während es in der kommenden nur begrenzte oder keine Absatzchancen aufweist. Der Bekleidungseinzelhandel unterscheidet daher zwischen sog. „Fast- und Slowsellern“. Unter ersteren werden Bekleidungsartikel zusammengefasst, die sich schnell verkaufen lassen, während es sich bei letzteren um Ladenhüter handelt. Mit Blick auf überregional oder international tätige Bekleidungshändler ist außerdem zu beachten, dass sich Modezyklen auch regional unterschiedlich entwickeln. Zielgruppen können auch dann, wenn sie grundlegende übereinstimmende demographische Merkmale aufweisen, bezüglich Bekleidung verschiedene Präferenzen haben, die neben der Mode auch in kulturspezifischen Konsumgewohnheiten ihre Ursache haben. Bei der Festlegung des Sortiments im Rahmen einer überregionalen oder gar internationalen Marktbearbeitung müssen Bekleidungseinzelhändler somit immer ein optimales Mischungsverhältnis zwischen überregionalen/länderübergreifenden und regionalen/länderspezifischen Sortimentsanteilen finden. Um die modischen Präferenzen der Kunden in den einzelnen Regionen bzw. Ländermärkten in Erfahrung zu bringen und das Moderisiko durch exakte Prognosen zu verringern, ist Marktnähe eine notwendige Voraussetzung. In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Element der Mode steht die Saisonalität. Sie kann als ein – das Verhalten der im Bekleidungseinzelhandel miteinander in Verbindung stehenden Unternehmen bestimmendes – mehr oder weniger konstantes, sich ständig wiederholendes Muster von Beschaffungs- und Absatzrhythmen aufgefasst werden. Ihr wird durch jahreszeit- und themenspezifische Kollektionen in Form von Frühjahr-/Sommer- und Herbst-/Winterkollektion Rechnung getragen. In den vergangenen Jahren ließ sich der Trend erkennen, von der Zweisaisonalität abzuweichen und Zwischenkollektionen einzuführen. Gründe dafür liegen zum einen in veränderten Bedürfnisstrukturen, hervorgerufen beispielsweise durch die wachsende Bedeutung des Freizeitsektors, zum anderen in der Tatsache, dass viele Kunden die Kleidungsstücke nicht kaufen, wenn sie witterungsbedingt eigentlich benötigt werden. Darüber hinaus ist bezüglich der Saisonalität anzumerken, dass die Saisonverläufe nicht nur in verschiedenen Ländern, sondern mitunter auch in einzelnen Regionen innerhalb eines Landes unterschiedlich verlaufen und somit die Ware nicht zum gleichen Zeitpunkt und ggf. auch unterschiedliche Produkte benötigt werden. Während z.B. in manchen Regionen/Ländern für die Wintersaison aus klimatischen Gründen wärmende Kleidung notwendig ist, kann in anderen Regionen/Ländern auf derartige Artikel fast vollständig verzichtet werden. 15 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) 180 Index (Januar=100) 160 140 120 100 80 60 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Abbildung 3: Unterjährige Umsatzentwicklung des Bekleidungseinzelhandels in Deutschland In unmittelbarem Zusammenhang mit den Modezyklen und saisonalen Schwankungen steht die Problematik der Beschaffungsrhythmen: Der Bekleidungseinzelhandel muss ca. sechs bis acht Monate vor Beginn der folgenden Verkaufssaison (und über ein Jahr bis zum Schlussverkauf (Sale)) einen Großteil (ca. 60-80%) seiner Order in der Bekleidungsindustrie platzieren (sog. Vor- oder Hauptorder), um der langen Vorlaufzeit der (auftragsbezogenen) Produktion begegnen zu können. In diesem Fall trägt der Bekleidungseinzelhandel ein besonders hohes Moderisiko, da er zum Zeitpunkt der Bestellung noch nicht über Informationen zu zukünftigem Nachfrageverhalten verfügt. Demgegenüber trägt der Hersteller ein hohes Risiko im Rahmen der Nachorder; in diesem Fall handelt es sich um von der Industrie vordisponierte und ggf. auch schon produzierte Ware für die aktuelle Saison. Die zeitliche Diskrepanz zwischen Ordervergabe und Warenverkauf erschwert den bedarfsgerechten Einkauf. Die richtige vorausschauende Einschätzung des Endverbaucherbedarfs in quantitativer, qualitativer und temporärer Hinsicht ist notwendig und entscheidet maßgeblich über den unternehmerischen Erfolg im Bekleidungseinzelhandel. Größere Anteile jederzeit verfügbarer Standardware (NOOS-Teile, „Never out of stock“) schaffen hier nur bedingt Abhilfe. Sie dienen in manchen Geschäftsmodellen zur Sortimentsstabilisierung und zur Positionierung der Bekleidungseinzelhändler im räumlichen Wettbewerb. Neben der eigenen grundsätzlichen Orderpolitik und dem konkreten Orderverhalten spielt die Lieferzuverlässigkeit der Lieferanten eine besondere Bedeutung. Wird die dem aktuellen Trend, der Saison oder dem Saisonverlaufszeitpunkt entsprechende Ware zu spät angeboten bzw. ausgeliefert, kann dies ein Bekleidungseinzelhändler kaum kompensieren. Verkäufe unterhalb geplantem Verkaufspreis, hohe Retourenquoten etc. sind dann oftmals die Folge. Um den erläuterten Herausforderungen im Einkauf gerecht zu werden, haben sich in der Bekleidungsbranche besondere Wege hinsichtlich der Koordination der komplexen Wertschöpfungskette herausgebildet. Durch die Bildung von strategischen Netzwerken und vertikalen Kooperationen ist es einigen großen Akteuren heute möglich, die notwendigen 16 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Aktivitäten innerhalb der Wertschöpfungskette besser zu koordinieren. Je nachdem, von welcher Seite die Netzwerke initiiert werden und welches Unternehmen dabei die Rolle des Systemführers übernimmt, unterscheidet man zwischen „Front-End-Driven-Konzepten“ (Ausgangspunkt: Bekleidungseinzelhandel) und „Back-End-Driven-Konzepten“ (Ausgangspunkt: Bekleidungsindustrie). Benetton ist prominentes Beispiel für ein Unternehmen mit Back-End-DrivenKonzept. Auf der anderen Seite sind H&M (Hennes & Mauritz) und P&C (Peek & Cloppenburg) beispielhaft für Unternehmen des Bekleidungseinzelhandels, die die Netzwerkbildung von der Handelsseite her angegangen sind. Vor allem der klassische Fachhandel wird von den spezialisierten multinationalen Großfilialisten (Modeketten) unter Druck gesetzt. Diese entwickeln ihre kostengünstigen Produkte und Designs für bestimmte Käuferschichten selbst und übernehmen mit der Kontrolle der Wertschöpfungskette traditionelle Funktionen der Hersteller. Dieser als Vertikalisierung des Handels bezeichnete Prozess, in dem Handelsmarken mit Herstellermarken konkurrieren, wird von immer mehr Herstellern mit eigenen Vertikalisierungsstrategien beantwortet, die sich aus den Hauptelementen Senkung der Produktionskosten, Markenbildung, Internationalisierung und Aufbau eigener Einzelhandelsaktivitäten zusammensetzen. Diese Entwicklung verschärft noch einmal die Suche nach kostengünstigeren Produktionsländern bzw. sogar Produktionsstandorten innerhalb der genutzten Produktionsländer, um im intensiven Wettbewerb auf der Handelsstufe konkurrenzfähig zu bleiben (z.B. lohnkosteninduzierte Verlagerung der Fabriken aus den Küstenregionen im Süden Chinas in das Landesinnere). Die auseinanderdriftende, spezialisierungsbedingte Flächenrentabilität im Bekleidungseinzelhandel hat zusätzliche Auswirkungen im Wettbewerb. Betrachtet man den Bruttoumsatz je Quadratmeter Verkaufsfläche im Bekleidungseinzelhandel aufgeschlüsselt nach Segmenten, so fällt z.B. auf, dass der Bruttoumsatz im Teilsegment Damenbekleidung mit etwa EUR 3.300 pro Quadratmeter Verkaufsfläche deutlich niedriger ist als bei Herrenbekleidung (rd. EUR 4.400). Bekleidung gesamt Damenbekleidung Gemischtes Sortiment Herrenbekleidung Haus- und Bettwäsche, Bettware 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 5.000 Bruttoumsatz je Quadratmeter Verkaufsfläche in EUR Abbildung 4: Bruttoumsatz je Quadratmeter Verkaufsfläche im Bekleidungseinzelhandel So wirken die auf den klassischen stationären Bekleidungseinzelhandel insgesamt treffenden Herausforderungen in Form von Mode-Discountern, Factory Outlets, Direktvertrieben und 17 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) eCommerce (Onlineshops), die sich Jahr für Jahr immer größere Stücke aus der Wertschöpfung und dem Umsatzkuchen im Bekleidungsmarkt herausschneiden, unterschiedlich stark. Insbesondere bei den von geringen Flächenproduktivitäten betroffenen Segmenten des klassischen stationären Bekleidungseinzelhandels muss auf die Veränderungen und Trends im Konsumentenverhalten reagiert werden. Kunden kaufen heute stärker in preiswerten Vertriebsschienen und greifen im Bekleidungsfachhandel erst im späteren Saisonverlauf bei Sonderangeboten zu. Auch ist davon auszugehen, dass sich preisbewusste und durch das Internet sehr gut informierte Kunden weiterhin „hybrid“ verhalten, indem sie Waren sowohl im Mode-Discounter als auch in der Edelboutique erwerben. Der Trend der Schnäppchenjäger hält an, da auch viele „Billiglabels“ salonfähig geworden sind. Gleichzeitig wird bei den Kunden allerdings das Streben nach Individualität, Abhebung von der Masse, Suche nach sozialen Kontakten etc. bleiben. Dies bedeutet, dass für immer mehr Kunden beim Einkauf die Komponenten „Freizeit“ und „Erlebnis“ wichtig werden. Da „Inszenierungen von Shopping-Erlebnissen“ jedoch mehr Fläche als der reine Warenverkauf benötigen, wird aus Sicht von FERI das Flächenwachstum im Bekleidungseinzelhandel ungebremst weitergehen. Daraus folgt, dass die Bekleidungseinzelhändler Erträge für die Deckung der Kosten zusätzlicher Ladenflächen erwirtschaften müssen. Wichtigste Voraussetzung hierfür und für die grundsätzliche Sicherung des stationären Vertriebskanals ist und bleibt dabei die Wahl des „richtigen“, also des zukunftssicheren Standortes. Diesen Standort zu bestimmen ist schwierig. Er kann grundsätzlich im innerörtlichen oder innerstädtischen Bereich sowie in Ortsrandlagen oder auf der grünen Wiese zu finden sein. Da werden neue luxuriöse Shoppingcenter in den Innenstädten der Metropolen eröffnet, während in die Jahre gekommene Einkaufscenter auf der grünen Wiese mit Leerständen zu kämpfen haben und langsam verfallen. Kleine Traditionsgeschäfte werden aus den 1A-Lagen verdrängt und durch Filialen und Franchiseunternehmen ersetzt. International tätige Einzelhandelsunternehmen bauen an exponierten Standorten wahre Konsumtempel auf, derweil die großen Kauf- und Warenhäuser am gleichen Standort um Kunden kämpfen. Klar ist allerdings, dass davon auszugehen ist, dass Lebensmittel auch zukünftig überwiegend wohnortnah nachgefragt werden, während sich die Nachfrage in den sonstigen Warengruppen (u.a. Bekleidung, Schuhe) verstärkt in die wachsenden Regionen und Städte, also die „zentralen Orte“, verlagern. Schon heute zeigt sich, dass der Einzelhandel zunehmend Flächen in Städten nachfragt. Insbesondere Filialisten und Franchisenehmer drängen in die 1A-Lagen der Innenstädte. Aufgrund hoher Synergie- und Verbundeffekte eröffnen innerstädtische Standorte außerdem für die – neben den Nahrungsmitteln – durch den Internethandel und die veränderten Konsumpräferenzen besonders stark unter Druck geratenen Warengruppen (neben Bekleidung/Schuhe insbesondere Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Möbel, Bücher) gute Marktchancen. Das Gleiche gilt für Einkaufszentren (Shoppingcenter), deren Zukunftsaussichten – bei gut gewähltem, demografisch sicherem Standort und zukunftsweisendem Konzept – ebenfalls positiv sind. Einkaufszentren ermöglichen dem Einzelhandel, hohe Synergieeffekte zu nutzen und bieten beste Möglichkeiten, die von den Verbrauchern geforderten emotionalen Einkaufserlebnisse zu erzeugen. Nicht zuletzt deshalb sind Modeunternehmen die wichtigste Mietergruppe in Einkaufszentren. 18 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Bei der Auswahl eines konkreten Standorts wird von Bekleidungseinzelhandelsunternehmen zumeist ein eigener Standortkriterienkatalog angewendet, um die Auswahl zu fokussieren. Wesentliche Faktoren der Standortsuche umfassen die konkrete Lage des Geschäftslokales (1A-, 1B- oder 1CLage), die Größe und Art der in Betracht gezogenen Geschäfts- und Lagerräume, die Kosten des Betriebes des Geschäftslokales (Einrichtung, Miete, Unterhalt), die potentiellen Erweiterungsmöglichkeiten, verfügbare Fachkräfte/Personal, die Prüfung der Wettbewerbssituation in einem bestimmten Radius um den Standort herum, die vorgeschriebenen Umweltschutzmaßnahmen, die konkrete Erfassung der Bevölkerungsstruktur (Alter, Kaufkraft etc.), die Kundennähe, die Verkehrslage (z.B. Straßen, öffentliche Verkehrsmittel, Fußgängerzone, Parkmöglichkeiten) sowie die zukünftige Entwicklung des Standortes. Erfolgreiche Bekleidungseinzelhändler (z.B. H&M, Zara und Esprit) machen es den anderen vor und trotzen seit Jahren erfolgreich der allgemeinen Branchenkrise. Sie bieten mit der notwendigen Flexibilität und Geschwindigkeit ihr hochmodisches, schnellwechselndes aber trotz allem noch erschwingliches Sortiment (und ihre zumeist in Fernost gefertigten Eigenmarkenprogramme) in Verkaufsstätten in 1A-Lagen. Viele der nicht vertikal organisierten, kleineren Bekleidungseinzelhändler werden von ihnen räumlich zunehmend verdrängt, da sie die geforderten Mieten nicht mehr verdienen können. Neben stationären Verkaufsstätten wird für viele Bekleidungseinzelhändler das Internet zum wichtigen Vertriebskanal. So gibt es immer mehr Bekleidungseinzelhändler, die ihre Waren ebenfalls im Internet zum Verkauf anbieten, sich zum Multi-Channel-Händler entwickeln und die Stärken des stationären Handels mit denen des Internet-Shoppings verbinden (Brick-and-Click-Strategie). Meist werden bereits bestehende Webpräsenzen entsprechend verstärkt und um immer fortgeschrittenere Onlineshop-Komponenten erweitert (z.B. Outfitting-Funktion). Nicht zuletzt aufgrund der oben skizzierten Standortthematik nimmt allerdings auch der Anteil von Bekleidungseinzelhändlern zu, die ausschließlich den Vertriebskanal Internet nutzen und die Kosten von eigenen Verkaufsstätten komplett vermeiden. Ob diese Strategie erfolgreich sein kann, ist aus Sicht von FERI angesichts der bereits bestehenden großen Zahl an Onlineanbietern mit entsprechendem Werbebudget von der Stärke der angebotenen Bekleidungsmarken abhängig. Darüber hinaus kommt es auch auf andere, eher technische Aspekte an, z.B. die visuelle und funktionale Präsentation (d.h. auf der Suche nach den gewünschten Produkten muss der Kunde neben den intuitiven Fertigkeiten auch visuell unterstützt werden), die Navigierbarkeit, das Antwortverhalten des Onlineshops, die Fehlerbehandlung bei Fehleingaben, das Angebot umfangreicher Kontaktmöglichkeiten etc. Bei einigen herstellernahen Anbietern gehört inzwischen die Förderung der industriellen Maßkonfektion mit dem Ziel, die Produktion nach Deutschland zurückzuholen, zur Strategie. Über die Scannertechnik bei der Körpervermessung und die Automatisierung von Produktionsprozessen sollen Kleidungsstücke kundenindividuell im industriellen Maßstab gefertigt und mit den Möglichkeiten eines Onlineshops überregional und unabhängig von Öffnungszeiten vertrieben werden. 19 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Marktentwicklung Seit Mitte der 70er Jahre liegen – mit Ausnahme weniger Jahre – die Wachstumsraten der Einzelhandelsumsätze unterhalb derer des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Die Bedeutung des Einzelhandels nimmt somit stetig ab. 6 Wachstumsrate in % 4 2 0 -2 -4 -6 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Nominales BIP Einzelhandelsumsatz Abbildung 5: Wachstumsraten des nominalen Bruttoinlandsproduktes und des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland Während die Kunden steigende Anteile am Konsum für das Wohnen (einschließlich Strom, Wasser, Gas) verwenden, reduziert sich der Anteil des Einzelhandels an den Konsumausgaben seit Anfang der 90er Jahre stetig. Insbesondere die Bereiche Nahrungsmittel und Bekleidung sowie Schuhe verlieren seit zwanzig Jahren fortgesetzt Konsumanteile. In diesen Warengruppen machen sich Sättigungstendenzen bemerkbar. Gesättigte Märkte, sehr hohe Wettbewerbsintensität in den meisten Regionen in den volumenmäßig entscheidenden unteren und mittleren Preislagen, limitierte Differenzierungsmöglichkeit und damit steigender Preis- und Margendruck kennzeichnen somit den Bekleidungseinzelhandel und damit das Marktumfeld der Emittentin. Aufgrund der - objektiv betrachtet - gegebenen zeitlichen Substitutionsmöglichkeit des Kaufes von Bekleidungsartikeln ist die Nachfrage im Bekleidungshandel grundsätzlich mehr oder minder unmittelbar von der Verschlechterung der Wirtschaftslage, drohender Arbeitslosigkeit, höherer Abgabenbelastungen (und somit niedrigerer Nettoeinkommen) und letztlich dem Konsumrückgang betroffen. Der Bekleidungseinzelhandel in Deutschland steht daher seit Jahren unter Druck. Die Ausgaben für Bekleidung stagnieren und der Anteil der Ausgaben für Bekleidung und Schuhe am Privaten Konsum sinkt. 20 DEBT CAPITAL RATING 10% 400 9% 350 8% 7% 300 6% 250 5% 200 4% 150 3% 100 2% 50 1% 0 0% Anteil am Privaten Konsum (%) 450 Q1/91 Q4/91 Q3/92 Q2/93 Q1/94 Q4/94 Q3/95 Q2/96 Q1/97 Q4/97 Q3/98 Q2/99 Q1/00 Q4/00 Q3/01 Q2/02 Q1/03 Q4/03 Q3/04 Q2/05 Q1/06 Q4/06 Q3/07 Q2/08 Q1/09 Q4/09 Q3/10 Q2/11 Q1/12 Q4/12 Q3/13 Q2/14 Privater Konsum (Mrd. EUR) RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Anteil am Privaten Konsum (Bekleidung, Schuhe) Privater Konsum (Bekleidung, Schuhe) Privater Konsum (insgesamt) Abbildung 6: Entwicklung des Privaten Konsums in Deutschland In den letzten Jahren entwickelte sich der Umsatz des deutschen Bekleidungseinzelhandels im Vergleich zum Einzelhandel insgesamt unterdurchschnittlich. Insbesondere in den Abschwungphasen, in denen der Einzelhandelsumsatz insgesamt rückläufig war (z.B. ab Q1/2009 bzw. Q1/2012), zeigte sich jeweils ein starker Einbruch im Einzelhandel mit Bekleidung bzw. Schuhen (Ausnahme 2009), so dass der Anteil des Bekleidungskonsums am Gesamtkonsum der Verbraucher noch einmal weiter abnahm. 130 125 Index (01/2007=100) 120 115 110 105 100 95 Einzelhandel (insgesamt) Einzelhandel mit Bekleidung Q2/14 Q1/14 Q4/13 Q3/13 Q2/13 Q1/13 Q4/12 Q3/12 Q2/12 Q1/12 Q4/11 Q3/11 Q2/11 Q1/11 Q4/10 Q3/10 Q2/10 Q1/10 Q4/09 Q3/09 Q2/09 Q1/09 Q4/08 Q3/08 Q2/08 Q1/08 Q4/07 Q3/07 Q2/07 Q1/07 90 Einzelhandel mit Schuhen Abbildung 7: Entwicklung des saisonbereinigten Einzelhandelsumsatzes in Deutschland Mit dieser Umsatzschwäche nahm der Wettbewerb im Bekleidungseinzelhandel noch einmal weiter zu, der sich bereits in den vergangenen Jahren durch einen zugespitzten Preiskampf unter der Führung von Mode-Discountern, durch einen intensivierten Konzentrationsprozess und eine verstärkte Beschaffung aus Niedriglohnländern ausgezeichnet hat. Bislang erfolgreiche 21 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Geschäftsmodelle und Betriebsformen kamen dabei verstärkt unter Druck und führten teilweise sogar zum Marktaustritt (z.B. Insolvenz Arcandor/Karstadt; Rückzug von im Ausland erfolgreichen Ketten wie GAP, Eddie Bauer vom deutschen Markt). Der Konzentrationsprozess zeigt sich insbesondere an der seit Jahren abnehmenden Anzahl an Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel. 45.000 40.000 Anzahl Unternehmen 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 0 Abbildung 8: Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel in Deutschland Dabei ist der Bekleidungseinzelhandel zwar weiterhin zahlenmäßig von Klein- und Kleinstunternehmen geprägt. Rund 2/3 aller Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von jeweils unter EUR 0,25 Mio.; zusammen gerechnet entspricht dies jedoch lediglich etwa 5% des Umsatzes im Bekleidungseinzelhandel insgesamt. Auf die umsatzstarken Unternehmen mit jeweils mehr als EUR 50 Mio. Umsatz (0,3% aller Unternehmen) entfällt jedoch ein Umsatzanteil von etwa 58%. 100% Anteil der Umsatzgrößenklassen in % 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Unternehmen < 0,25 Mio. EUR 0,25 - 2 Mio. EUR Umsatz 2- 25 Mio. EUR 22 25 - 50 Mio. EUR > 50 Mio. EUR DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Abbildung 9: Umsatzgrößenklassen der Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel in Deutschland Die Emittentin gehört mit einem Jahresumsatz im laufenden Jahr von schätzungsweise EUR 20 Mio. und rd. 180 Beschäftigten (einschließlich Teilzeitbeschäftigten und Aushilfen) somit bereits zu den umsatzstärkeren größeren Unternehmen im Bekleidungseinzelhandel. Aktuell gibt es rd. 290 Tausend Beschäftigte im Einzelhandel mit Bekleidung und 75 Tausend Beschäftigte im Einzelhandel mit Schuhen. Knapp 2/3 davon befinden sich in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis (Vollzeit- und Teilzeit), etwa 35% waren geringfügig beschäftigt. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten ist mit rd. 30% im Vergleich zu anderen Einzelhandelssparten und insbesondere der Gesamtwirtschaft sehr hoch. Für die Unternehmen bedeutet der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigten und Aushilfen mit der gleichzeitig gegebenen hohen Mitarbeiterfluktuation einen hohen Aufwand für die Personalverwaltung und die Mitarbeiterschulung. Nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei der Beschäftigung gibt es eine Konzentration auf wenige große Bekleidungseinzelhandelsunternehmen. Auch wenn sich die Konzentrationsprozesse im Einzelhandel fortsetzen und die Konsumzurückhaltung grundsätzlich bleiben werden, so werden sich jedoch angesichts der Vielfalt der Wandlungsprozesse Marktnischen für kleine und mittelständische Bekleidungseinzelhändler eröffnen, die von den großen Filialkonzernen nicht abgedeckt werden. Viele Unternehmen setzen daher auf Investitionen, um den Umbau der Geschäfte oder die Eröffnung neuer Standorte zu verwirklichen. So erhoffen sie sich, ihre Verkaufsflächen zu optimieren, klarere Strukturen in das Sortiment zu bringen und ihren Kunden eine optimale Einkaufswelt zu bieten, die sie in die Geschäfte ,,locken". Neben dem Versuch, die Ladengestaltung zu optimieren, setzen inzwischen immer mehr mittelständische Bekleidungseinzelhändler im mittleren und gehobenen Preissegment auch auf die Qualifizierung des Personals, da die Kunden immer mehr individuelle Serviceangebote und qualifizierte Beratung unmittelbar vor Ort erwarten und die Unternehmen mit entsprechenden Serviceangeboten die Abwanderung der Kundschaft zu Mode-Discountern oder zu den Großfilialisten zu bremsen bzw. zu verhindern versuchen. Marktausblick Die Veränderungen der Rahmenbedingungen für den Einzelhandel im Allgemeinen und den Bekleidungseinzelhandel im Besonderen lassen sich mit folgenden Schlagworten zusammenfassen: abnehmende Bevölkerungszahl, steigender Anteil der älteren Bevölkerung, steigende Anzahl von Haushalten, sinkende durchschnittliche Haushaltsgröße (Ein- und Zweipersonenhaushalte, Versingelung der Gesellschaft), höherer Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, stagnierende reale Einkommen, ungewisse Entwicklung der Konsumquote und des Anteils des Konsums, der in den Einzelhandel fließt, veränderte Konsumpräferenzen, Veränderungen in den Konsumgewohnheiten und den Ansprüchen der Kunden an den Einzelhandel, wachsende Konkurrenz für den stationären Einzelhandel durch andere stationäre Vertriebsformen und durch eCommerce, Tagesbesucher und Touristen als wachsende Kundengruppe für den Einzelhandel an zentralen Orten, Rückkehr des Einzelhandels in die (Innen-)Städte. Einwohnerzahl, verfügbares Einkommen der privaten Haushalte und die Konsumquoten sind bestimmende Faktoren für Konsumausgaben, die vor Ort getätigt werden. Welcher Anteil des Konsums dabei in den Einzelhandel und die einzelnen Warengruppen des Einzelhandels fließt, ist von 23 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) den Konsumpräferenzen der Verbraucher abhängig. Sie werden insbesondere durch das zur Verfügung stehende Einkommen, die Haushaltsgröße und das Alter der Verbraucher geprägt. Zusätzliche Nachfrage für den Einzelhandel vor Ort kann durch Berufspendler, Touristen und Tagesbesucher entstehen. Von einem solchen Umsatzplus profitieren jedoch nur Orte, die für das Umland eine zentrale Einkaufsfunktion erfüllen. Sie lenken die Kaufkraft der umliegenden Regionen in den örtlichen Einzelhandel um. Die in Deutschland regional sehr unterschiedlich verteilten Umsätze im Einzelhandel spiegeln in der Summe die verschiedenen Ausprägungsgrade der für Einzelhandelsumsätze bestimmenden Faktoren wider. In Städten und Agglomerationsräumen sind die Einzelhandelsumsätze besonders hoch. Die schon jetzt bestehenden regionalen Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur werden sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Städte und Großräume gewinnen weiter Bevölkerung hinzu, während sich der Osten und die Mitte Deutschlands nach wie vor entvölkern. Der Osten wird auch rapide altern, derweil die Großstädte „jung“ bleiben. Ein- und Zweipersonenhaushalte gewinnen in wachsenden Regionen überproportional dazu, so dass sie dort noch stärker als schon heute dominieren werden. Insgesamt muss als Folge der demografischen Entwicklungen von nur gering steigenden beziehungsweise stagnierenden verfügbaren Einkommen ausgegangen werden. Somit sind einem möglichen Umsatzwachstum im Bekleidungseinzelhandel sehr enge Grenzen gesetzt. Für den stationären Bekleidungseinzelhandel bedeutet dies in der Konsequenz, dass die Umsätze insgesamt zurückgehen werden. Einerseits wird ein steigender Anteil der Umsätze – insbesondere in den Bereichen Bekleidung/Lederwaren/Schuhe – über das Internet abgewickelt werden. Andererseits ist davon auszugehen, dass sich bei alternder Bevölkerung die Sättigungstendenzen in den Bereichen Bekleidung/Schuhe (aber auch Nahrungsmittel, Möbel/Haushaltsgeräte) weiter verstärken. Hinzu kommt, dass kleinere Haushalte und ältere Menschen in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit einen noch höheren Anteil ihres Konsums für Wohnen (Mieten) ausgeben werden. Dies gilt insbesondere in den wachsenden Regionen. Neben diesen Veränderungen der strukturellen Rahmenbedingungen spielt die aktuelle konjunkturelle Entwicklung eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des Bekleidungseinzelhandels. Die internationalen Krisenherde zeigen ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und auch auf die konjunkturellen Aussichten in Deutschland. Seit Frühjahr 2014 trübt sich das Konsumklima in Deutschland wieder sichtbar ein. 24 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) 120 Konsumklimaindex (01/2007=100) 115 110 105 100 95 90 85 Jan'07 Apr'07 Jul'07 Okt'07 Jan'08 Apr'08 Jul'08 Okt'08 Jan'09 Apr'09 Jul'09 Okt'09 Jan'10 Apr'10 Jul'10 Okt'10 Jan'11 Apr'11 Jul'11 Okt'11 Jan'12 Apr'12 Jul'12 Okt'12 Jan'13 Apr'13 Jul'13 Okt'13 Jan'14 Apr'14 Jul'14 80 Abbildung 10: Konsumklimaindex Aus Sicht von FERI wird diese Entwicklung in den kommenden 12 Monaten anhalten und auch den Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen belasten. Wettbewerber Als Wettbewerber für die Emittentin können grundsätzlich alle Bekleidungseinzelhändler in Deutschland gelten. Im Besonderen steht die Emittentin aber im Wettbewerb mit Anbietern von hersteller- bzw. handelsseitigen Bekleidungsmarken im mittleren und gehobenen Preissegment in den Städten, in denen die Emittentin stationäre Verkaufsstätten unterhält. Bekleidungsmarken C&A, H&M, Peek & Cloppenburg, KiK, New Yorker, Takko, Adler, Esprit, Erning’s family, Vögele, Zara, Tom Tailor, Street One, Orsay, Vero Moda, Mexx, Benetton, Pimkie, Mango, Zeeman, Zero, Anson’s, Wormland, TK maxx, Hallhuber, Promod, Jack Wolfskin, S.Oliver, Levi’s, Nike, TCM, Schiesser, Nur Die, Puma, Ergee, Triumph, Falke, Diesel, Hugo Boss, Lacoste, Gerry Weber, Fila, Tommy Hilfiger, Clockhouse, Fruit oft he Loom, Bench, Wrangler, Jack Jones, Cecil, HIS, Canda, Gore-Tex, Brax, Marc O’Polo, Calvon Klein, Mey, Lee, Fishbone, QS by S.Oliver, Hunkemöller, Converse, Chiemsee, Mustang, Kunert, Reebok, G-Star, Trigema, Yessica, Seidensticker, Betty Barclay, Asics, Primark, Bruno Banani, Camel Active, Daniel Hechter, Calida, Only, BeeDees, Timberland, MAX, Bugatti, Schöffel, Passionata, Miss Sixty, Burlington, Basler, Tally Weijl, Joop!, Dolce & Gabbana, Escada, Bogner, Replay, Ralph Lauren, Pierre Cardin, Westbury, Eterna, Rosner, Peter Hahn, Jil Sander, Gardeur, Emporio Armani, Desigual, Olymp, Bianca, Angelo Litrico, McNeal, Jake’s, Closed, Madeleine, Lululemon, Uniqlo Tabelle 3: Auszug in Deutschland aktiver hersteller- bzw. handelsseitiger Bekleidungsmarken (Unternehmen, Produktlinien) Berücksichtigt man die Multilabelstrategie und das Standortportfolio (sowohl Städte als auch die Konzentration auf Shopping Center) hat das Unternehmen im Wettbewerb allerdings kaum vergleichbare direkte Wettbewerber. Emittentin Überblick Die Herbawi GmbH wurde 2001 gegründet und ist ein Bekleidungseinzelhändler aus Berlin, der mit einem Umsatz von zuletzt knapp EUR 20 Mio. zu den größten Young Fashion-Filialisten in den neuen Bundesländern gehört. Das Unternehmen tritt im Markt unter dem Namen „Fast Forward“ auf. Die Kernzielgruppe des Unternehmens mit rund 10.000 aktiven Stammkunden ist etwa zur Hälfte 25 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) weiblich und zwischen 25 und 35 Jahre alt. Das Unternehmen, dessen Unternehmensphilosophie die Begleitung seiner Kunden bei „allen magischen Momenten im alltäglichen Leben“ nennt, legt Wert auf interkulturelle Offenheit. Prinzipien sind Konzentration auf Qualität, langfristige Partnerschaften und nachhaltig im Markt mit eigenkreierten Trends etablierte Marken. Seit Mitte der 2010er Jahre erlebt das Unternehmen eine mitunter rasante Expansion. Zu den bestehenden Filialen kamen seit 2012 fünf neue Stores hinzu. Darüber hinaus hat das Unternehmen in 2013 eine neue Firmenzentrale im Süden von Berlin mit eigenem Lager bezogen. Parallel dazu ist die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich gestiegen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 182 Mitarbeiter (Vollkräftewert, inklusive Vollzeit, Teilzeit und Aushilfen). Seinen ersten Store eröffnete der Geschäftsführer, Herr Herbawi, 1997 in den Potsdamer Platz Arkaden. Den Store dort gibt es noch immer, er ist mit 70 Quadratmetern inzwischen die kleinste Filiale der Herbawi GmbH (dort verkauft das Unternehmen nur noch Accessoires und Schuhe). Um die Jahrtausendwende ging es mit der Unternehmensentwicklung schnell voran. In den Jahren 2000 und 2001 eröffnete das Unternehmen vier Filialen. Dann verlangsamte sich die Expansion. Das Unternehmen begann, an einer Flächenoptimierung zu arbeiten. Im Februar 2010 hat das Unternehmen in der Hamburger Meile auf 300 Quadratmetern den ersten Store in den alten Bundesländern eröffnet. In 2012 kam ein weiterer Store in Hamburg dazu. Die Eröffnungen in Hamburg markieren für das Unternehmen den Beginn einer nach Unternehmensangaben „langsamen und wohlüberlegten“ Expansion in den Westen. Die letzten Neueröffnungen bezogen sich auf das Paunsdorf Center in Leipzig (Juni 2012), das Fast Forward Black im Alexa Shoppingcenter in Berlin (September 2012) und die Höfe am Brühl in Leipzig (Oktober 2012). Ende September 2014 erfolgt die Eröffnung des neuen Flagshipstores am Leipziger Platz in der "Mall of Berlin". Neben den Neueröffnungen der letzten Jahre gab es aber auch Schließungen. So hat sich das Unternehmen von Standorten in Spandau (in 2011/12 wiedereröffnet) und im Forum Köpenick getrennt, da diese nicht wie erwartet gelaufen sind. Aktuell betreibt das Unternehmen 16 Fashion Stores (klassische „Fast Forward“-Filialen, davon 6 in Berlin, 3 in Dresden, 3 in Leipzig, 2 in Hamburg und 2 in Brandenburg – Potsdam und Wildau –) sowie einen Premium Store (Fast Forward Black) in Berlin. Die Größe der Fashion Stores beträgt zwischen 200 Quadratmeter und 500 Quadratmeter. Diese befinden sich ausschließlich in Shopping Centern, d.h. Fast Forward expandiert ausschließlich in Einkaufszentren. Das unterscheidet das Unternehmen auch von seinen Wettbewerbern, insbesondere den anderen Streetwear-Filialisten aus Ostdeutschland (z.B. Streetpoint, Indigo, Tayler). Diese betreiben ihre Läden neben den Einkaufszentren auch in Fußgängerzonen. Das Sortiment der Fashion Stores bietet mittel- bis hochpreisige Artikel aus den Bereichen hochwertige Junge Mode (Fashion), städtischer „jugendlicher“ Freizeitkleidung (Streetwear), Schuhmode (Shoes) und Zubehör/Schmuck (Accessoires). Der Fast Forward Black Store ist als Premium Multilabel Fashion Store positioniert und hat ein ggü. den Fashion Stores noch einmal hochpreisigeres Marken- und Artikelsortiment. Hinzu kommen 3 Outlet Stores in Berlin, Leipzig und Potsdam, die das Unternehmen verwendet, um seine Stores „sauber zu halten“ und dort nur aktuelle Ware präsentieren zu können. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen als zweites Standbein seit 2009 als Franchisenehmer einen adidas-Store in der Centrum Galerie Dresden sowie seit 2012 einen in Leipzig (Höfe am Brühl). 26 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Da das Franchisekonzept von adidas vorsieht, je Stadt lediglich 1-2 adidas Originals Franchisestores zu eröffnen, nimmt das Unternehmen mit diesen beiden Stores in den jeweiligen Städten eine Art Monopolstellung ein und besitzt aussagegemäß einen hohen Stammkundenanteil. Allerdings stehen die Franchisestores im Wettbewerb mit anderen Händlern, die adidas-Artikel führen. Außerdem besitzen die Franchiseverträge mit 5 Jahren eine nur kurze Vertragslaufzeit und könnten u.U. daher wegfallen (Dresden: Dezember 2014, Leipzig: Oktober 2017), wenn die Umsatzentwicklung nicht zufriedenstellend läuft bzw. sonstige Vertragspflichten von der Gesellschaft nicht erfüllt werden. Store Typ Stadt Standort Eröffnung Verkaufsfläche Vermieter Fashion Store Hamburg EKZ Hamburger Meile 2010 300 Fashion Store Berlin 1997 70 Fashion Store Leipzig Potsdamer Platz Arkaden EKZ Nova Eventis 2006 500 Fashion Store Potsdam Sterncenter Potsdam 2000 400 Fashion Store Berlin Eastgate Berlin 2005 300 Fashion Store Berlin Spandau Arcaden 300 Fashion Store Berlin Alexa Shoppingcenter 2001 Neueröffnung 2011 | 2012 Wiedereröffnung 2009 ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG mfi management für immobilien AG Fashion Store Dresden Centrum Galerie Fast Forward 350 Fashion Store Dresden Elbepark 2009 Neueröffnung 2012 (Centerumbau) | 2014 Wiedereröffnung 2009 Fashion Store Berlin 2004 300 adidas Franchise Store Fashion Store Dresden 2009 Neueröffnung | 2014 Umzug 2011 180 Fashion Store Wildau Schönhauser Allee Arcaden adidas Store Centrum Gal. DD Altmarkt-Galerie Dresden A 10 Center Wildau 2011 280 Fashion Store Hamburg AEZ Hamburg 2012 300 Fashion Store Fashion Store Berlin Leipzig 2014 2012 360 350 Fashion Store Leipzig Leipziger Platz Paunsdorf Center Leipzig Höfe am Brühl 2012 550 adidas Franchise Store Premium Store Leipzig adidas Höfe am Brühl 2012 200 Berlin 2012 220 Outlet Store Leipzig Alexa Fast Forward Black Outlet Nova Eventis 2008 400 Outlet Store Potsdam Outlets Potsdam 2004 300 Dresden 280 300 250 Sierra Germany GmbH | Alexa Asset GmbH Corio Veste Dresden Krieger Liegenschaften GmbH mfi management für immobilien AG Corio Veste Dresden ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG HGHI, Mall of Berlin mfi management für immobilien AG mfi management für immobilien AG mfi management für immobilien AG Sierra Germany GmbH | Alexa Asset GmbH ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG RBB ImmobilienVerwaltungs-GmbH Tabelle 4: Verkaufsstätten des Unternehmens Als Kundenbindungsinstrument setzt das Unternehmen seit Jahren ein eigenes Kundenkartensystem ein (Fast Forward Membercard). Aktuell sind etwa 15.000 Kundenkarten im Umlauf. Davon werden rund 60% aktiv genutzt. Hiermit können Kunden 5% Sofortrabatt bei jedem Einkauf erhalten. Darüber hinaus bietet das Unternehmen den Karteninhabern kundenkartentypische Zusatznutzen an, z.B. Sonderangebote, persönliche Geburtstagsgrüße, 27 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Newsletter mit Informationen zu Neueröffnungen und Lieblingsfilialen, Einladungen zu exklusiven Events. Das Unternehmen leitet heute der Firmengründer und Inhaber Schahied Herbawi als Alleingeschäftsführer. Das Unternehmen hat die Zentralbereiche Marketing, Personal, Buchhaltung und Jahresabschlusserstellung sowie Einkauf und Logistik mit eigenen Mitarbeitern in der Zentrale besetzt. Die Bereiche Corporate Finance, Finanzierung, Planung sowie die Jahresabschlussprüfung werden vom Geschäftsführer der mittelständischen Wirtschaftsprüfungs-, Unternehmensberatungs- und Steuerberatungsgesellschaft MSW GmbH aus Berlin, Horst Mantay, übernommen. Darüber hinaus unterliegen die einzelnen Store Manager zwei regionalen Bereichsleitungen. In der HDD Fashion GmbH verantwortet ein Online Shop Manager die Bereiche Marketing, Kundenservice und Lagerlogistik. Unternehmensstrategie Die Unternehmensstrategie des Unternehmens ist aus Sicht von FERI stringent und klar formuliert und seit Gründung des Unternehmens behutsam weiterentwickelt worden. An Standorten, wo viele Einzelhändler stöhnen, sich über mangelnde Frequenz beklagen, und Ladenlokale mitunter eine hohe Fluktuation der Mieter erleben, konnte das Unternehmen zufriedenstellende Umsätze erzielen. Auch wenn in den Großstädten die Konsumenten gerade in den letzten Jahren eher an MonolabelStores gewöhnt sind, verfolgt das Unternehmen mit der Marke „Fast Forward“ eine Multilabelstrategie. Diese ist darauf ausgelegt, breitgefächert auf Kundenwünsche und Zielgruppen flexibel reagieren zu können. Bei einem Austausch einzelner Marken aus dem Markenportfolio, bedeutet dies keine grundsätzliche Infragestellung der Unternehmenspositionierung. Zum festen Markenportfolio, welches vom Unternehmen vertrieben wird, gehören etwa 50 Marken im Fashionbereich (z.B. Adidas, Replay, Diesel, Superdry, G-Star, Guess, Scotch&Soda, Levi’s, Pepe Jeans London, Puma, Nike, Tommy Hilfiger) und rd. 25 Marken im Premiumbereich (z.B. Blauer USA, Liebeskind, Drykorn, Michael Kors, Belstaff, Boss Orange, Canada Goose, Adriano Goldschmied, Diesel black gold). Ergänzt wird das Portfolio mit kleineren Independent-Labels wie Blutsgeschwister und Fritzi aus Preußen. 2012 begann das Unternehmen in seinen Filialen die Hip Hop-Labels nach und nach herauszunehmen und höherwertige Labels wie Bench, G-Star, Adidas Originals, Pepe, Diesel und Napapijri zu stärken. Neben dem Multilabelansatz beziehen sich weitere wichtige Bestandteile der Unternehmensstrategie auf die Hochwertigkeit der angebotenen Labels, die hohe Produkt- und Beratungskompetenz der Mitarbeiter, das jeweils optimal angepasste „Storeambiente“ mit exklusivem Interieur, den stetig optimierten Produktmix sowie die enge und dauerhafte Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Das Unternehmen arbeitet überwiegend mit Global Playern im Bekleidungsmarkt zusammen und erhält zum Teil exklusive Orderfreigaben marktführender Labels durch seine attraktiven Standorte und das dort vorhandene exklusive Storeinterieur. Das Unternehmen hat in den vergangenen drei Jahren seinen Marktauftritt weiterentwickelt. So sollte die Einzelhandelsmarke mit neuem Logo, neuem Store-Konzept und neuem Ladenbau „erwachsener“ und wertiger, aber weniger bunt werden. Der Ladenbau sollte etwas „loungiger“, mit mehr Wärme und Umkleidekabinen mit Wohnzimmer-Feeling werden. Der Beginn der Umsetzung 28 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) erfolgte behutsam in bestehenden Filialen (z.T. in umgebauten und vergrößerten Filialen) und beinhaltete einen etwas cleaneren, geraderen Schriftzug und weniger Graffiti-Look. Eine Aufwertung der Marke konnte auch durch den zweiten Standort in Hamburg erreicht werden. Diese befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft einer anderen hochwertigen preisexklusiven Modemarke (Hollister). Durch die Angebotsagglomeration versucht das Unternehmen die Ausstrahlungseffekte und die vorhandene Laufkundschaft für sich zu nutzen, um auch dort wertiger verkaufen zu können. Um die vorhandenen Stammkunden langjährig, auch über die private und berufliche Entwicklung hinaus, zu begleiten, und von deren Kaufkraftverbesserung zu profitieren, wurde im September 2012 der erste Premium Store in das Standortportfolio aufgenommen, der mit Labels wie Drykorn, 7 for all Mankind, Denham und Closed am Markt agiert. Dieses auf Mid-Ager, die sich etwas dezenter, aber wertiger kleiden möchten, abgestimmte Sortiment findet man nun sowohl in dem eigens für dieses Konzept neu eröffneten Fast Forward Black Store im Alexa Shoppingcenter in Berlin als auch in ausgewählten Top-Standorten in einer kleineren Produktauswahl dieser exklusiven Marken. Der futuristisch anmutende Ladenbau mit organischen Formen und einer außergewöhnlichen Deckenkonstruktion soll ebenfalls die Hochwertigkeit des Angebotes unterstreichen. Bei Fast Forward Black gibt es auch Lederschuhe, Sakkos und Anzüge sowie Jeans im gehobenen und hochpreisigen Segment. So können kaufkraftstarke Kunden gewonnen und die Erhöhung des Durchschnittseinkaufswertes erreicht werden. Neben der Webpräsenz des Unternehmens (www.fast-forward-fashion.de) und der Premiummarke (www.fast-forward-black.de) ist das Unternehmen seit Mai 2014 über die 2010 gegründete HDD Fashion GmbH, eine 100%ige Tochter, mit seinem Onlineshop als zusätzlichem Vertriebskanal für alle Sortimentsbereiche aus den Fashion Stores im Internet aktiv (www.myfastforward.com). Damit verfolgt das Unternehmen eine Multichannel-Strategie. Der Onlineshop dient der Verknüpfung der bestehenden Vertriebskanäle, um den Kunden einen bestmöglichen Kundenservice zu bieten. Er bietet eine Funktionalität zur Auffindung der nächstgelegenen Filiale (Storefinder), ermöglicht die Lieferung eines Artikels zu einer Wunschfiliale des Kunden und im Falle des Nichterwerbs eines Artikels die Rückgabe in einer Wunschfiliale. Zur Risikominimierung erfolgt der Verkauf im Onlineshop nur gegen Vorkasse bzw. mit Bezahlung über die Kreditkarte. Für den Onlineshop liegt ein Business Plan vor, der die wesentlichen Geschäftsparameter und deren mittelfristige Prognose enthält (z.B. Besucherfrequenz, Kaufrate, durchschnittliches Bestellvolumen, Stornoquote). Das Unternehmen sieht in den Onlineaktivitäten enormes Entwicklungspotential. FERI sieht zusätzliches Umsatzpotential aus dem Onlineshop und erkennt die professionelle und umsichtige Umsetzung an, teilt jedoch die ambitionierten Umsatzziele des Unternehmens aus dem Onlineshop aufgrund des intensiven Wettbewerbs, der überregional vergleichsweise unbekannten Marke „Fast Forward“ und dem im Vergleich mit anderen Wettbewerbern im Onlinevertrieb geringen Werbedruck nicht. FERI sieht die Möglichkeiten, spürbare Umsatzbeiträge über diesen Einkaufskanal zu generieren, für einen einzelnen Bekleidungshändler dieser Größenordnung als eher begrenzt an. Über die eigenen Webpräsenzen hinaus ist das Unternehmen in den sozialen Netzwerken mit seinen Stores, dem Premium Store und den beiden adidas Franchisestores vertreten, um mit seinen Kunden in Kontakt zu kommen bzw. zu bleiben. Diese Social Media Aktivitäten des Unternehmens werden für 29 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) die stationären Geschäfte über die Herbawi GmbH und für den Onlinevertrieb über die HDD Fashion GmbH gesteuert. Wesentliche Geschäftsrisiken − − − − − − − − − − − − − − Abhängigkeit des Umsatzes im Bekleidungs- und Schuheinzelhandel von der gesamtkonjunkturellen Lage sowie saisonalen/witterungsbedingten Schwankungen Deckung der Fixkosten aus Warenlager, Personal, Miete, Refinanzierungskosten bei Umsatzrückgang Refinanzierungskosten abhängig von der Zinsentwicklung Unbekannte Geschäftsentwicklung bei Neueröffnungen und im Onlineshop Hohe Wettbewerbsintensität unter stationären Anbietern und zunehmender Internethandel Standortkonzentration (insbesondere Berlin) Schwache Umsatzentwicklung einzelner Standorte Keine oder nur teure Mietvertragsverlängerungsmöglichkeit Abhängigkeit vom Alleingeschäftsführer (u.a. Know how, Sicherheitenstellung) Schadensersatz und Reputationsrisiko wg. Minderqualität Moderisiko bei Marken- und Artikelselektion Restantenrisiko nach Saisonablauf Abhängigkeiten vom Franchisegeber (Vertragsverlängerung, Konditionen, Markenimage) Versicherungsschutz (insbesondere Diebstahl außerhalb des Einbruchdiebstahls) Tabelle 5: Wesentliche Geschäftsrisiken des Unternehmens Wesentliche Kernprozesse Im Folgenden sind Bewertungen zu einigen wesentlichen branchenspezifischen sowie allgemeinen betriebswirtschaftlichen Kernprozessen zusammengefasst. Einkauf und Sortimentsgestaltung Der Einkauf des Unternehmens wird im Wesentlichen vom Geschäftsführer und den beiden Regionalbereichsleitern umgesetzt. Hier nutzt das Unternehmen die Flexibilität und Geschwindigkeit eines mittelständischen Unternehmens, ohne hierfür einen schwerfälligen Einkaufsprozess mit zahlreichen beteiligten internen und externen Einheiten durchlaufen zu müssen. Das Unternehmen hat bereits ein Umsatz- und damit Einkaufsvolumen erreicht, um bei zahlreichen Herstellern bzw. Lieferanten besondere Konditionen durchsetzen zu können. Der tatsächliche Einkaufspreis des Unternehmens ist letztlich das Resultat aus dem Listenpreis unter Berücksichtigung einer Vielzahl unterschiedlicher markenspezifischer Handelskonditionen (z.B. Mengenrabatte, Werbekostenzuschüsse, Preisabschläge bei Vorordern in Abhängigkeit vom Frühorderzeitraum, Sellins (Brand Visibility), Skonto). Die grundsätzlichen Listungsentscheidungen bezüglich einzelner Bekleidungsmarken werden auf der Basis eigener Trendeinschätzungen und allgemein verfügbarer Branchen- und Marktinformationen getroffen. Als Entscheidungsgrundlage für die weitergehenden Einkaufsentscheidungen (d.h. Selektion von einzelnen Artikeln bzw. Modulen innerhalb einer grundsätzlich gelisteten Bekleidungsmarke) greift das Unternehmen sowohl auf eigene Abverkaufsdaten als auch auf Informationen der Hersteller und Lieferanten zu. Das Risiko der Fehlselektion innerhalb der einzelnen Markensortimente ist somit aus Sicht von FERI durchaus limitiert. Bei etwa 2/3 der eingekauften Ware handelt es sich um sogenannte „Own-Buy-Ware“, d.h. die Emittentin wird Eigentümerin der Ware und trägt damit das vollständige Absatz- und Verwertungsrisiko. Um Risiken aus dem Einkauf zu reduzieren, kann das Unternehmen bei etwa 30 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) einem Drittel der Waren eine spätere Retournierungsmöglichkeit oder Abschriftenbeteiligungen bei den Lieferanten durchsetzen. Nicht verkaufte Ware kann das Unternehmen auf dieser Basis am Ende der Saison gegen Gutschrift oder neue Ware an Lieferanten zurückgegeben. Alternativ erstellt der Lieferant eine Gutschrift zur Unterstützung des Abverkaufs zu reduzierten Verkaufspreisen. In den Franchise Stores nutzt das Unternehmen zur Erzielung attraktiver Einkaufspreise mitunter zusätzlich die Preisreduktion durch den Franchisegeber, wenn dieser einen gewissen Mindestanteil am präsentierten Warensortiment beim Unternehmen als Franchisenehmer auswählen darf (Range Control Partner Discount). Warenwirtschaft/Logistik Das vom Unternehmen eingesetzte Warenwirtschaftssystem imperial.RETAIL ist ein marktgängiges branchenspezifisches Warenwirtschaftssystem und wird insbesondere im Textil-, Schuh- und Sporteinzelhandel genutzt. Das Warenwirtschaftssystem ermöglicht es der Herbawi GmbH, bereits im Rahmen der Order manuell oder per elektronischem Datenaustausch mit den jeweiligen Lieferanten Stammdaten und Aufträge zu erfassen. Zudem ermöglicht es umfassende Auswertungen und Statistiken, die zur Steuerung und Analyse der Herbawi GmbH dienen. So umfassen die Auswertungsmöglichkeiten beispielsweise den Absatz einzelner Artikel, Warengruppen und Marken auf Filialebene, aber auch Rabatte, Preisnachlässe, Positionsrabatte, Bonrabatte etc. Um einen höchstmöglichen Absatz zu gewähren, werden wöchentlich in jeder Filiale „Rennerlisten“ durch die Filialleiter und Abteilungsleiter erstellt, in welchen gut laufende Artikel festgehalten werden. Diese werden von der Bereichsleitung und Geschäftsführung genutzt, um die Warenbewegungen der Filialen untereinander zu koordinieren. Neben den „Rennerlisten“ werden „Penner-Statistiken“ erstellt, um den Verkaufspreis dauerhaft schleppend laufender Artikel bereits während der Saison zu reduzieren oder aber eine Retoure an den Hersteller bzw. Lieferanten einzuleiten. Reduzierungen liegen in der alleinigen Verantwortung der Geschäftsführung. Am Ende einer jeden Saison werden Waren, die nicht retourniert wurden und innerhalb der Saison trotz begrenzter Preisreduktionen nicht verkauft wurden, um 30-70 % reduziert (Sale). Soweit kein erfolgreicher Abverkauf in den Filialen erfolgt, werden die Artikel in die Outlets des Unternehmens umgelagert und dort verkauft. Teil des Warenwirtschaftssystems ist auch das Kassensystem imperial.POS. Neben den klassischen Kassenfunktionen wie Verkauf und Akzeptanz aller gängigen Zahlungsmittel, ermöglicht imperial.POS die Durchführung und Verwaltung der Kundenauswahl, die Abwicklung aller relevanten Verkäufe einschließlich Sonderverkäufe (z.B. Personalkauf, Geschenkgutscheine, Dienstleistungsverkauf, Setverkauf, Gratisartikel), die Durchführung besonderer Kaufabwicklungsprozesse (z.B. Preisüberschreibungen, Retouren/Umtausch, Storno/Positionsstorno, Bonabbruch), Auswertungen (z.B. Verkäuferumsatz, Warengruppenumsatz, Frequenzstatistik), die Nutzung von Servicefunktionen (z.B. Artikelauskunft, Kassenumsatz, Zeiterfassung, Bon parken) sowie die Erfassung von Adressdaten zum Aufbau eines Kundeninformationssystems. Alle relevanten Kassendaten werden nach dem Kassenabschluss automatisch an das zentrale Warenwirtschaftssystem übergeben und können von der Geschäftsleitung täglich nach Geschäftsschluss eingesehen werden. 31 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) FERI hält das eingesetzte Warenwirtschaftssystem und die Art und Weise der Nutzung im Unternehmen und für den Onlineshop der HDD Fashion GmbH für dem Geschäftsmodell und umfang durchaus angemessen. Die Logistikprozesse des Unternehmens sind ebenfalls dem aktuellen Geschäftsmodell sowie dem Standort-, Waren- und Serviceportfolio angemessen. Die Belieferung des Unternehmens durch alle Lieferanten erfolgt im großzügig dimensionierten Zentrallager in Berlin. Nach entsprechender Wareneingangskontrolle, Qualitätsprüfungen etc. durch eigene Mitarbeiter wird die Ware schnellstmöglich auf die einzelnen Filialen verteilt. Das Unternehmen unterhält hierfür einen eigenen kleinen Fuhrpark zur Belieferung der Filialen sowie für den innerbetrieblichen Transport der Ware und Rückläufer zwischen den einzelnen Filialen. Hierdurch kann die notwendige Sorgfalt im Umgang mit der Markenware eingehalten und kontrolliert werden. Accounting/Controlling/Risikomanagement Das Unternehmen hat wesentliche Teile der allgemeinen betriebswirtschaftlichen Kernprozesse bislang an die MSW GmbH (Berlin) ausgelagert. Vorbereitende Buchungsarbeiten werden intern erledigt, die tatsächliche Verbuchung und die Abschlusserstellung erfolgt extern. Die Prüfung der Abschlüsse und allgemeine betriebswirtschaftliche sowie Steuerberatung und Teile des operativen Controllings erfolgen ebenso durch die MSW GmbH bzw. in sehr enger Begleitung. Über das Warenwirtschaftssystem haben ansonsten die Geschäftsführung und alle Führungskräfte – mit abgestuften Berechtigungen – die Möglichkeit, einen entsprechenden tagesaktuellen Überblick über die Abverkaufsleistung des Unternehmens sowie der einzelnen Filialen zu erhalten. Die Einhaltung der gesetzten Umsatz- und Finanzziele wird jeweils zum Monatsende im Rahmen eines Soll-/Ist-Abgleiches durch die Geschäftsführung überprüft. Sämtliche Kennzahlen und Werte werden hierzu aus der Finanzbuchführung und dem Warenwirtschaftssystem entnommen. Fällt im Rahmen des Soll-/Ist-Abgleichs eine negative Entwicklung auf, wird von der Geschäftsführung das Gespräch mit der jeweiligen Filialleitung bzw. Bereichsleitung gesucht und gemeinsam Maßnahmen abgestimmt um gegenzusteuern. Darüber hinaus stimmt die Geschäftsleitung im 14-täglichen Rhythmus gemeinsam mit einigen Lieferanten die Abverkaufsquoten ab und ermittelt „Rennerartikel“ und „Pennerartikel“. Innerhalb der Saison können durch diese Auswertungen aus dem Warenwirtschaftssystem komplette Artikelsortimente ausgetauscht werden. Bei der Entscheidung bzgl. Investitionen in neuen Filialen wird ein entsprechender Investitionsplan erarbeitet. Anhand eines Liquiditätsplanes wird im Vorfeld der Eröffnung geprüft, ob ausreichend Liquidität für die Rückführung der dazugehörigen Finanzierung vorliegt. Da man bislang immer zufriedenstellend mit dem gleichen Geschäftspartner als Generalunternehmer bei Neueröffnungen zusammengearbeitet hat, sind „harte“ Festpreisvereinbarungen nicht eingesetzt. Dennoch wird intern ansatzweise ein Projektcontrolling durchgeführt, um Kostenabweichungen frühzeitig zu erkennen. Nach Eröffnung erfolgt laufend analog den bereits bestehenden Filialen ein Soll-/IstAbgleich, so dass kurzfristig auf Abweichungen reagiert werden kann. Ein ausgeprägtes internes Berichtswesen mit weitergehenden Standardauswertungen und -berichten ist daher – und mangels eigenen Personals für diese Funktion – nicht vorhanden. Die Geschäftsführung setzt zur Führung den direkten Kontakt zu den jeweiligen Führungskräften und Mitarbeitern ein. Regelmäßige Jour-Fixe-Termine der Filialleitungen in der Zentrale in Berlin 32 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) werden genutzt, um betriebsnotwendige Informationen weiterzugeben und entsprechende Vorgaben und Pläne abzustimmen. Darüber hinaus initiiert das Unternehmen den Austausch von Mitarbeitern zwischen den Filialen, um entsprechende Kenntnisse breiter im Unternehmen zu verteilen. Hierdurch sowie durch regelmäßige Besuche des Geschäftsführers in allen Filialen erfolgt zugleich eine gewisse interne Kontrolle (z.B. Sauberkeit, Warenpräsentation, Schaufenstergestaltung). In den Filialen selbst werden jeweils durch vorzuhaltende Ordner mit festgelegten Strukturen alle notwendigen Arbeitsanweisungen an die Mitarbeiter weitergegeben und Vordrucke (z.B. Krankmeldungen, Urlaubsmeldungen, Übergabeprotokolle, Dienstpläne, Umsatzziellisten uvm.) sowie aushangpflichtige Gesetze, Dienstanweisungen und sonstige Informationen bereit gestellt. Für die Weitergabe von Marken- und warenbezogenen Informationen und Verkaufshilfen führt das Unternehmen in der Zentrale bzw. in einzelnen Filialen interne Schulungsmaßnahmen durch. Für vor Ort auftretende Probleme technischer Art (z.B. Kassensoftware) sind jeweils externe Dienstleister zuständig, mit denen entweder direkt entsprechende Wartungs- oder Dienstleistungsverträge bestehen, oder aber über die entsprechenden Betreiber der Einkaufszentren. Ein Risikomanagement ist im Unternehmen bislang nur ansatzweise entwickelt. Eine umfassende Identifikation aller unternehmensspezifischen Risiken, eine regelmäßige Bewertung möglicher Schadenspotentiale daraus, eine dezidierte Entscheidung zum Umgang mit den einzelnen Risiken und eine strukturierte Ableitung von Maßnahmen zur Risikovermeidung bzw. -reduktion konnte während des Ratingprozesses und im Rahmen des Vor-Ort-Besuches durch FERI nicht vorgefunden werden. Auch hier spiegelt sich die Wahrnehmung von FERI wider, dass das Unternehmen in seiner Struktur und seinen Abläufen eine große Abhängigkeit vom alleinigen Geschäftsführer aufweist, der die Risiken daraus bislang durch sein großes Engagement für das Unternehmen und seine positive persönliche Art im Umgang mit den Mitarbeitern und bei der Wahrnehmung seiner Führungsaufgabe ausgleichen konnte. Für das weitere Wachstum des Unternehmens sowie für die allgemeine Kapitalmarktfähigkeit kann dies dennoch – aus Sicht von FERI – ein potentielles Problem darstellen. Finanzielle Konstitution Das Unternehmen weist grundsätzlich eine für den Einzelhandel typische Bilanz- und GuV-Struktur auf. Bei einer Bilanzsumme von EUR 10,3 Mio., die sich ggü. dem Vorjahr im Wesentlichen wegen des Abbaus von Vorratsbeständen und dem damit verbundenen korrespondierenden Rückgang der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen verringert hat, dominieren die Warenbestände mit einem Anteil von 44% sowie die getätigten Investitionen in die Filialen die Aktivseite der Bilanz. Auf der Passivseite prägen die Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten (36%) aus den bisher aufgenommenen Darlehen sowie Verbindlichkeiten ggü. den Lieferanten (17%) die Bilanzstruktur. Die Eigenkapitalquote, die sich in 2013 – nicht zuletzt wegen des Erlasses eines Gesellschafterdarlehens – auf 35% erhöht hat, ist zufriedenstellend. 33 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Strukturbilanz 2011 TEUR Aktiva Anlagevermögen davon Sachanlagen Umlaufvermögen (inkl. RAP) davon liquide Mittel Passiva Eigenkapital davon Mezzaninekapital Rückstellungen Verbindlichkeiten (inkl. RAP) davon Finanzverbindlichkeiten 2012 % TEUR 2013 % TEUR % Veränderungen zum Vorjahr (%) 2012 2013 2.711 2.694 4.909 4.801 35,6 35,4 64,4 63,0 4.681 4.670 6.134 4.113 43,3 43,2 56,7 38,0 4.602 4.574 5.733 5.170 44,5 44,3 55,5 50,0 72,7 73,3 25,0 -14,3 -1,7 -2,1 -6,5 25,7 3.034 0 165 4.421 2.111 39,8 0,0 2,2 58,0 27,7 3.192 0 235 7.388 3.605 29,5 0,0 2,2 68,3 33,3 3.572 0 284 6.479 3.786 34,6 0,0 2,7 62,7 36,6 5,2 0,0 42,4 67,1 70,8 11,9 0,0 20,9 -12,3 5,0 Tabelle 6: Strukturbilanz Die Umsatzerlöse haben sich in 2013 auf EUR 18,05 Mio. erhöht (August 2014: EUR 10,2 Mio.). Die Umsatzsteigerung beruhte darauf, dass im Vorjahr unterjährig Filialen eröffnet wurden, mit denen in 2013 erstmals über das gesamte Jahr Umsätze erzielt wurden. Der Wareneinsatz war korrespondierend zum Umsatz gestiegen. Die Wareneinsatzquote lag zuletzt bei 52,7%. Die Personalkosten konnten durch eine verbesserte und flexiblere Einsatzplanung, trotz der gestiegenen Umsätze, gesenkt werden, so dass die Personalaufwandsquote 17,7% erreicht hat. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ist dennoch auf TEUR 133 gesunken. Unter Berücksichtigung der außerordentlichen Erträge i.H.v. TEUR 375 (Erlass eines Gesellschafterdarlehens) und des Steueraufwandes von insgesamt TEUR 126 wurde in 2013 ein Jahresüberschuss von TEUR 380 erzielt. Dies entsprach einer Umsatzrendite von 1% und damit in etwa dem Branchendurchschnitt. Gewinn- und Verlustrechnung Umsatzerlöse Wareneinsatz Rohertrag Sonstige betriebliche Erträge Personalaufwand Sonstige betriebliche Aufwendungen EBITDA Abschreibungen EBIT Finanzergebnis davon Zinsaufwand Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Außerordentliches Ergebnis EBT Steuern vom Einkommen und Ertrag Sonstige Steuern Jahresüberschuss 2011 2012 2013 TEUR 16.603 -8.783 7.820 368 -3.206 -3.450 1.532 -388 1.144 -192 -194 952 % 100,0 -52,9 47,1 2,2 -19,3 -20,8 9,2 -2,3 6,9 -1,2 -1,2 5,7 TEUR 17.424 -9.423 8.001 248 -3.132 -3.987 1.130 -542 588 -277 -278 311 % 100,0 -54,1 45,9 1,4 -18,0 -22,9 6,5 -3,1 3,4 -1,6 -1,6 1,8 TEUR 18.051 -9.510 8.541 370 -3.192 -4.619 1.100 -686 414 -281 -287 133 % 100,0 -52,7 47,3 2,0 -17,7 -25,6 6,1 -3,8 2,3 -1,6 -1,6 0,7 0 952 -310 -13 627 0,0 5,7 -1,9 -0,1 3,8 0 311 -150 -2 159 0,0 1,8 -0,9 0,0 0,9 375 508 -126 -2 380 2,1 2,8 -0,7 0,0 2,1 Veränderungen zum Vorjahr (%) 2012 2013 4,9 3,6 7,3 0,9 2,3 6,7 -32,6 49,2 -2,3 1,9 15,6 15,9 -26,2 -2,7 39,7 26,6 -48,6 -29,6 44,3 1,4 43,3 3,2 -67,3 -57,2 0,0 -67,3 -51,6 -84,6 -74,6 >100,0 63,3 -16,0 0,0 >100,0 Tabelle 7: Gewinn- und Verlustrechnung Der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit mit TEUR 740 war geprägt von den erhöhten Abschreibungen und dem Erlass des Gesellschafterdarlehens, der Cashflow aus Working Capital durch die Reduktion der Lagerbestände bzw. Verbindlichkeiten ggü. den Lieferanten, der Cashflow aus der Investitionstätigkeit von den ggü. den Vorjahren geringeren Anzahl an Neueröffnungen und 34 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit von den zusätzlich aufgenommenen Darlehen, der relativ hohen Tilgungsleistung auf bestehende Darlehen und der Rückführung der Inanspruchnahme der KK-Linien. Der Finanzmittelbestand hatte sich in Summe geringfügig auf TEUR 563 Ende 2013 erhöht. Aufgrund der auf Ende September 2014 verschobenen Eröffnung der neuen Filiale in Berlin war die Finanz- und Liquiditätslage im Verlauf des Jahres 2014 eher etwas angespannt. Die bereits getätigten Vororders und die Investitionen in die Filiale mussten bezahlt werden, ohne dass entsprechende Umsatzerlöse dem gegenüber standen. Wesentliche Kennzahlen 2011 TEUR Innnenfinanzierungspotential Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit Cashflow aus der Investitionstätigkeit Free Cashflow Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit Ertragskraft EBITDA-Marge Gesamtkapitalrentabilität ROCE Cashflow-ROI Kapitalstruktur Eigenkapitalquote Verschuldungsgrad Entschuldungspotential Gesamtverbindlichkeiten / EBITDA Nettofinanzverbindlichkeiten / EBITDA Zinsdeckungsrelationen EBIT-Zinsdeckung EBITDA-Zinsdeckung 2012 % TEUR 2013 % TEUR % Veränderungen zum Vorjahr (%) 2012 2013 933 -1.201 1.213 -2.529 599 -607 30,0 -110,6 -50,6 76,0 342 1.494 181 336,8 -87,9 9,2 17,55 28,28 6,5 8,01 13,22 6,1 6,76 7,37 -29,3 -54,4 -53,3 -6,2 -15,6 -44,3 39,82 60,18 29,51 70,49 34,56 65,44 -25,9 17,1 17,1 -7,2 277,55 263,77 636,73 602,3 574,73 523,55 129,4 128,3 -9,7 -13,1 2,15 7,94 2,12 4,06 3,99 3,83 -1,4 -48,9 88,2 -5,7 Tabelle 8: Wesentliche Kennzahlen Ein Großteil des Gewinns verblieb in der Vergangenheit in Form von Investitionen im Unternehmen. So hat das Unternehmen z.B. in 2012/2013 fast EUR 2 Mio. in die Neueröffnungen, Umstrukturierungen und Umbauten investiert. Für das Geschäftsjahr 2014 erwartet das Unternehmen eine Steigerung des Umsatzvolumens auf EUR 19,5 Mio. aufgrund der Neueröffnung einer Filiale sowie der Eröffnung des Onlineshops. Für die Folgejahre rechnet das Unternehmen mit einer weiteren deutlichen Steigerung des Umsatzes auf knapp EUR 34 Mio. in 2019. Bei einem geplanten unterproportionalen Anstieg des Personalaufwandes und der sonstigen betrieblichen Aufwände rechnet das Unternehmen mit einer deutlichen Steigerung des Betriebsergebnisses. Unter Berücksichtigung der Anleihe und des dadurch ausgelösten Zinsaufwandes von TEUR 775 p.a. soll auch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und das Ergebnis vor Steuern (EBT) merklich zulegen. FERI hält diese Planung angesichts der Wettbewerbsintensität sowohl im stationären Bekleidungseinzelhandel als auch im Internethandel und der aktuellen konjunkturellen Aussichten für sehr ambitioniert. FERI geht jedoch davon aus, dass das Unternehmen bei − − − durch den Onlineshop, die bereits geplanten bzw. initiierten Neueröffnungen sowie die Effekte aus der Führung eines eigenen NOOS-Lagers 35 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) sicherlich – wenn auch moderat – induzierten Umsatzzuwächsen, einer weiteren Verbesserung der internen Prozesse sowie einer Optimierung des Einkaufes unter Nutzung von verbesserten Einkaufskonditionen (die zuletzt aufgrund der Liquiditätssituation nicht vollumfänglich genutzt werden konnten), eine positive operative Cashflow-Entwicklung einschlagen wird. Emission Die Emission ist die erste vom Unternehmen begebene Anleihe. Die Anleihe der Emittentin hat ein maximales Emissionsvolumen von EUR 10 Mio., ist besichert und hat eine Laufzeit von 5 Jahren. Die Mittelverwendung aus der Anleiheemission ist aus Sicht von FERI im Wertpapierprospekt klar und eindeutig formuliert. Eine Mittelverwendungskontrolle ist jedoch nicht implementiert. Zudem behält sich die Emittentin vor, künftig zu überprüfen, ob es innerhalb der vorbeschriebenen Positionen der Mittelverwendung zu Verschiebungen der Priorisierung oder zur Änderung der im Wertpapierprospekt genannten (Maximal-)Beträge kommt. Sie wird solche Änderungen von der vorbeschriebenen Reihenfolge und den vorbeschriebenen (Maximal-)Beträgen nur dann umsetzen, wenn ein unabhängiger zuvor nicht für die Emittentin tätiger Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer gegenüber der Emittentin und der Ratingagentur FERI EuroRating Services AG, Bad Homburg, schriftlich bestätigt hat, dass gemäß der von diesem Sachverständigen in diesem Punkt verplausibilisierten Unternehmensplanung der Emittentin diese geänderte Art der Mittelverwendung gemäß der nach kaufmännischer Sorgfalt anzunehmenden Erwartung nicht zu einer Verschlechterung in der Ergebnisplanung der Emittentin im Vergleich zu der ursprünglich geplanten Mittelverwendung führt. Die Anleihe ist mit einer Negativverpflichtung bezogen auf weitere Finanzverbindlichkeiten ausgestattet. Darüber hinaus gibt es Klauseln zum Kontrollwechsel, zum Drittverzug (TEUR 500), sowie zur Ausschüttungsbeschränkung (Gewinnthesaurierungspflicht von 75% des Bilanzgewinnes). Diese Regelungen schätzt FERI als marktkonform ein. Darüber hinaus enthalten die Anleihebedingungen als Financial Covenant eine Bruttofinanzverschuldungsgrenze in Höhe von EUR 13 Mio. (davon EUR 10 Mio. Kapitalmarktverbindlichkeiten). In den Anleihebedingungen hat sich die Emittentin verpflichtet, die derzeit gültigen Vorgaben und Transparenzvorschriften für den Entry Standard für Anleihen (Einbeziehungsfolgepflichten) während der Dauer der Laufzeit der Teilschuldverschreibungen einzuhalten, so als wenn die Teilschuldverschreibungen dort notiert wären. Diese beinhalten insbesondere die Veröffentlichung von Halbjahresabschlüssen, Quasi-Adhoc-Mitteilungen sowie (vierteljährlich) bestimmter Finanzkennzahlen (z.B. EBIT Interest Coverage, Total Debt/EBITDA) und erhöhen somit die Transparenz für die Anleihegläubiger. Merkmal Emissionsart Max. Emissionsvolumen Stückelung Ausgabekurs Rückgabekurs Mindestzeichnung Agio Laufzeit Tilgung Kupon Ausprägung Inhaberteilschuldverschreibung EUR 10 Mio. EUR 1.000 100% 100% EUR 1.000 Nein 5 Jahre Keine Tilgung während der Laufzeit 7,75% p.a. 36 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Kupon-Typ Kupon-Periode Kupon-Termin Stückzinsberechnung Währung Zahlstelle Gültigkeit des Angebotes Besicherung Mittelverwendungskontrolle Erlösverwendung Fest Jahr Halbjährlich ab dem 9. April 2015 (erste Zinszahlung) immer zum 9. April und 9. Oktober act/act EUR Bankhaus Neelmeyer AG, Bremen Deutschland Besichert durch Sicherungsübereignung von Waren und sonstigem Vorratsvermögen im Zentrallager, dem Warenlager der 100%-Tochter HDD Fashion GmbH sowie in den Stores des Unternehmens mit einem Sicherheitenwert von mindestens EUR 8 Mio. Es erfolgt keine Mittelverwendungskontrolle über einen Treuhänder o.ä. Gemäß Mittelverwendungsabsicht − − − − − − Kündigungsrecht der Emittentin Anlegerschutz- und Sonderkündigungsrechte zur Bezahlung der Emissionskosten (ca. EUR 1,3 Mio.) zur Rückführung eines besicherten Darlehens in Höhe zur Auslösung der an die Bank sicherungsübereigneten Warenbestände (max. EUR 2,2 Mio.) zur Verbesserung der Einkaufskonditionen durch Nichtausnutzung von Zahlungszielen (ca. EUR 4 Mio.) zum Aufbau eines NOOS-Lagers (ca. EUR 1 Mio.) zur Eröffnung weiterer Ladengeschäfte (ca. EUR 1 Mio.) zum Ausbau des Onlineshops (ca. EUR 0,5 Mio.) Die Emittentin hat kein ordentliches Kündigungsrecht, d.h. eine vorzeitige Rückzahlung durch die Emittentin ist ausgeschlossen (Ausnahme bei Nennbetrag der ausstehenden Teilschuldverschreibungen von unter 20% des Gesamtnennbetrags der ursprünglich begebenen Teilschuldverschreibungen) Sonderkündigungsrechte: − − − − − − − Kontrollwechsel Drittverzug (> EUR 0,5 Mio.) Verstoß gegen die Gewinnthesaurierungspflicht (mind. 75% des Bilanzgewinnes) Zins-/Tilgungsverzug (20 Tage) Zahlungsunfähigkeit/Insolvenz/Liquidation Zwangsvollstreckungsmaßnahmen Verletzung wesentlicher Vertragsverpflichtungen nach den Anleihebedingungen Sonstige Anlegerschutzrechte: − − Emittentin Handelsregister Gründung der Gesellschaft Emittententätigkeit Emittententyp Sitz der Emittentin Gesellschafter/Aktionär Geschäftsführer Branche Gezeichnetes Kapital/Grundkapital Negativerklärung Bruttofinanzverschuldungsgrenze Herbawi GmbH HRB 83799, Amtsgericht Berlin (Charlottenburg) 2001 Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen Unternehmen Deutschland Schahied Herbawi (100%) Schahied Herbawi (Alleingeschäftsführer) Einzelhandel mit Bekleidung (47.71), Einzelhandel mit Schuhen (47.72.1) EUR 50.000 Tabelle 9: Emissionsmerkmale Sicherheiten Zur Besicherung der Unternehmensanleihe erfolgt eine sicherungsweise Übereignung der Waren der Emittentin (die „Raumsicherheit“). Die Raumsicherheit bezieht sich auf das Zentrallager der Emittentin in Berlin, das Warenlager der 100%-Tochter HDD Fashion GmbH in Berlin und die jeweiligen dezentralen Warenbestände in den Stores. 37 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Sicherungsweise Übereignung der Waren bedeutet, dass das Eigentum an bestimmten Waren der Emittentin zur Besicherung sämtlicher Verbindlichkeiten der Emittentin aus und im Zusammenhang mit der Anleihe, insbesondere der Verbindlichkeiten auf Zahlung von Zins und Tilgung, an einen Treuhänder übertragen wird. Als Treuhänder fungiert der Wirtschaftsprüfer der Emittentin, die MSW GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuergesellschaft. Die Waren stehen zurzeit noch im Sicherungseigentum einer kreditgebenden Bank der Emittentin. Die sicherungsweise Übereignung der Waren an den Treuhänder kann und soll nach Rückführung der besicherten Forderungen dieses Kreditgebers erfolgen, wofür ein Teil des Emissionserlöses in Höhe von maximal EUR 2,2 Mio. verwendet werden soll. Die Emittentin ist berechtigt, bis auf Widerruf durch den Treuhänder über die Waren im Rahmen eines ordnungsgemäßen Geschäftsbetriebes im eigenen Namen zu verfügen. Der Sicherheitenwert wird anhand des Verkaufspreises der Ware abzüglich des Verkaufswertes derjenigen Ware, die einem Eigentumsvorbehalt von Lieferanten o.ä. Rechten Dritter unterliegen und eines Sicherungsabschlages von 25% vom Treuhänder ermittelt und muss jederzeit mindestens EUR 8 Mio. betragen. Da es sich jeweils ausschließlich um Markenbekleidung und Markenschuhe handelt, ist von einer – im Vergleich zu markenloser Ware – höheren Preisstabilität auszugehen. Aktuell liegt der ermittelte Sicherheitenwert bei rd. EUR 14 Mio. Bei einer Unterschreitung des Mindestsicherheitenwertes ist die Emittentin zur Nachbesicherung verpflichtet. Bei ausbleibender Nachbesicherung haben die Anleihegläubiger ein Sonderkündigungsrecht. Die Verwertung der Sicherheiten kann einerseits erfolgen über einen Räumungsverkauf an Endkunden in den jeweiligen Stores. Dies würde einhergehen mit einer entsprechenden sukzessiven Preisreduktion innerhalb einer kürzeren Verkaufsperiode bis zur endgültigen Schließung der Stores. Der erzielbare Preis dürfte daher zwar deutlich unterhalb des „normalen Verkaufspreises“ liegen, könnte sich aber durchaus oberhalb des Einkaufspreises wiederfinden. Die Verwertungskosten dürften ungefähr den bisherigen Betriebskosten entsprechen. Andererseits könnten die Warenbestände unmittelbar gewerblichen Aufkäufern bzw. Wiederverkäufern angeboten werden. Der dann erzielbare Preis könnte hierbei auch deutlich unterhalb des Einkaufspreises liegen, da die Käufer als Vergleichspreise die Hersteller-/Lieferantenpreise für Neuware haben, Preisabschläge für großvolumige bzw. komplette Abnahmen fordern und die höheren eigenen Transaktionskosten aus der Sammlung der dezentralen Warenlagerbestände eingerechnet werden. Sofern aus der Mittelverwendung und den in der Unternehmensstrategie formulierten Maßnahmen (u.a. Neueröffnungen, Onlineshop, NOOS-Lager) eine Umsatzausweitung in den kommenden Jahren erreicht werden kann, erhöht sich der für das Geschäftsvolumen notwendige Warenbestand und damit der Sicherheitenwert. Diese Entwicklung kann jedoch nicht als sicher angenommen werden. Zudem können sich die Verkaufspreise der Waren durch Preisaktionen der Emittentin verringern. Im Falle von aggressiven Preisaktionen zur Umsatzsteigerung würde damit gleichzeitig der Sicherheitenwert reduziert. Die Struktur der Warenbestände im Hinblick auf die Aktualität der Ware (Lagerdauer) und der Gängigkeit der im Warenbestand vorhandenen Marken könnte sich bei schlecht laufendem Geschäft ebenso nachteilig verändern. Sofern also insbesondere bei einer Nichtbedienung der Anleihe die als Sicherheiten gegebenen Warenbestände verwertet werden müssten, könnte der im Markt durchsetzbare Preis für Waren aus Vorsaisons etc. deutlich geringer sein. Ebenso schlägt eine „falsche“ Sortimentspolitik bezogen auf aktuell geführte Bekleidungs- und 38 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Schuhmarken sowie die von einer Bekleidungsmarke geführten Artikel unmittelbar negativ auf die Werthaltigkeit der Sicherheiten durch. Merkmal Art der Sicherheit Rechtliche Ausgestaltung Sicherheitenwertermittlung Sicherheitenbezogene Covenants Verpflichtungen Ausprägung Warenbestände Sicherungsübereignung Verkaufspreisbasierte Bewertung abzüglich Rechte Dritter und Sicherheitenabschlag Mindestsicherheitenwert von EUR 8 Mio. Monatliche Bewertung der Warenbestände und Bestätigung durch den Treuhänder Nachbesicherung bei Unterschreitung der des Mindestsicherheitenwertes Tabelle 10: Sicherheiten Um die Werthaltigkeit der Sicherheiten überwachen zu können, erhält FERI aus dem Warenwirtschaftssystem der Emittentin monatlich eine vollständige Aufstellung aller Warenbestände einschließlich einer systemseitigen Bewertung des Warenbestandes (zu Verkaufspreis und Einkaufspreisen) unter Berücksichtigung von Teilwertabschreibungen in Abhängigkeit von der Lagerdauer der jeweiligen Artikel (z.B. 5,5% Abschlag bei einer Lagerdauer bis zu einem Monat, 80% Abschlag bei einer Lagerdauer von mehr als 33 Monaten). FERI erhält zudem Informationen zu durchgeführten Inventuren. Die körperliche Inventuraufnahme erfolgt in den Filialen und im Zentrallager mit mobilen Erfassungsgeräten. Das Warenwirtschaftssystem imperial.RETAIL unterstützt dabei alle Phasen der Inventur – von der Inventureröffnung über die Inventurerfassung bis hin zur Analyse und Ausbuchung der Fehlbestände. Die Durchführung von Teilinventuren (nur bestimmte Filialen, Lieferanten oder Warengruppen) wird hierbei ebenso unterstützt. Der Fehlbestand lag mit rd. 1,5% (323 TEUR; Summe der Verkaufspreise des Fehlbestandes/Bruttoumsatz) in 2013 und rd. 1,7% (339 TEUR) in 2012 auf einem im Branchenvergleich gewöhnlichen Niveau. Am höchsten war der Fehlbestand in den Outlets. Der Spitzenwert aller Filialen lag bei 6,1%. In den vergangenen Jahren sind entsprechende Sicherungsinstrumente an der Ware und den Verkaufsräumen verbessert worden und entsprechen durchaus dem heutigen technischen Stand. Ein deutlich erhöhtes Risiko für den tatsächlichen Besicherungsumfang sieht FERI hieraus nicht. Als weitere Besicherung der Ansprüche der Anleihegläubiger erfolgt aus dem Emissionserlös eine Hinterlegung des Zinsbetrages für eine Zinsperiode (6 Monate) beim Treuhänder (revolvierend). Sollte der hinterlegte Betrag für eine Zinszahlung durch den Treuhänder verwendet werden müssen, ist die Emittentin für die Wiederauffüllung des Betrages verpflichtet. Kommt sie dieser Verpflichtung nicht nach, besteht ebenfalls ein Sonderkündigungsrecht für die Anleihegläubiger. 39 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Stärken und Schwächen Stärken Emittentin − − − − − − − − Emission − − − − − − Sicherheit − − Schwächen Langjährige Erfahrung in der Branche Markenportfolio von rd. 50 Bekleidungsmarken Standortportfolio nur in starken Städten Stores lediglich in Einkaufszentren an starken Standorten Werbeausgaben im Rahmen der Einkaufszentren-Bewerbung Historisch keine Privatentnahmen Keine übermäßige Konzentration bei einzelnen Vermietern (Ausnahme: ECE) Retailspezifisches Warenwirtschaftssystem mit Zugriff für alle Führungskräfte Gewinnthesaurierungspflicht von 75% Cross Default TEUR 500 Harte Priorisierung der Mittelverwendung und Einschaltung eines externen, unabhängigen WPs bei Änderungen der Richtung oder der Beträge Beschränkung der zukünftigen Verschuldung (Bruttofinanzverbindlichkeiten) bei EUR 13 Mio. als Financial Covenant Reportingpflichten und sonstige Folgepflichten analog Entry Standard (Best Practice) Quartalsweises Reporting der Financial Coventants (Bruttoverschuldungsgrenze) Verpfändung des Warenlagers mit Markenbekleidung mit anzunehmender Verkäuflichkeit der Ware im Store oder bei Dritthändlern im Insolvenzfall Revolvierende Hinterlegung mit Wiederauffüllung eines Halbjahreskupons beim Treuhänder Tabelle 11: Stärken und Schwächen 40 − − − − − − − − − Alleingeschäftsführer Unternehmensprozesse stark ausgerichtet auf Geschäftsführer Geringe Mitarbeiterzahl in der Zentrale und Auslagerung wesentlicher zentraler Steuerungsaufgaben an Dritte Rollenhäufung der MSW GmbH als CF Berater, Steuerberater, Ersteller der JA, Abschlussprüfer etc. Ermittlung des Sicherheitenwertes auf Basis der Verkaufspreise der Waren Dezentrale Warenlager als Sicherheitengebiet Ermittlung des Sicherheitenwertes auf Basis der Verkaufspreise der Waren Dezentrale Warenlager als Sicherheitengebiet. Zu optimistische Umsatz und damit Warenlagerprognose DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) Disclaimer Maßgeblich für die Durchführung dieses Ratings ist der auf der Internetseite der FERI EuroRating Service AG veröffentlichte Code of Conduct der FERI EuroRating Services AG (http://frr.feri.de/files/documents/fer/Downloads/LEGAL/Policies/feras_code_of_conduct.pdf). Die FERI EuroRating Services AG erarbeitet danach systematisch und mit der gebotenen fachlichen Sorgfalt ihre unabhängige Meinung über die Zukunftsfähigkeit, die Risiken und die Chancen des beurteilten Unternehmens bzw. der Emission zum Stichtag, an dem dieses Rating erteilt wird. Künftige Ereignisse sind ungewiss, ihre Vorhersage beruht notwendigerweise auf Einschätzungen. Das Rating ist somit keine Tatsachenbehauptung, sondern eine Meinungsäußerung. Die FERI EuroRating Services AG haftet daher nicht für Schäden, die darauf beruhen, dass Entscheidungen auf ein von ihr erstelltes Rating gestützt werden. Dieses Rating ist auch keine Anlageberatung, Empfehlung oder Aufforderung zur Investition für Investoren, Käufer oder Verkäufer. Es soll von Marktteilnehmern (Unternehmen, Banken, Investoren etc.) nur als ein Faktor im Rahmen von Unternehmens- oder Anlageentscheidungen betrachtet werden. Es kann eigene Untersuchungen und Bewertungen nicht ersetzen. FERI EuroRating Services AG unterstellt, dass die ihr vom Kunden zur Verfügung gestellten Dokumente und Informationen vollständig sind und diese ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermitteln. Sie unterstellt des Weiteren, dass die vorgelegten Dokumente echt sind und die auf diesen abgegebenen Unterschriften von den jeweils berechtigten Personen abgegeben worden sind und dass vorgelegte Kopien unverändert und vollständig den Inhalt der Originale wiedergeben. Die FERI EuroRating Services AG übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der verarbeiteten Informationen. Dieser Bericht ist urheberrechtlich geschützt. Die Veröffentlichung oder gewerbsmäßige Verwertung, ohne eine schriftliche Zustimmung der FERI EuroRating Services AG, ist unzulässig. Um die Gesamtaussage des Inhaltes nicht zu verfälschen, darf grundsätzlich auch nur der vollständige Bericht veröffentlicht werden. Auszüge dürfen daher ebenfalls nur mit Zustimmung der FERI EuroRating Services AG verwendet werden. Eine Veröffentlichung des Ratings ohne Zustimmung der FERI EuroRating Services AG ist nicht zulässig. Ausschließlich Ratings, die auf der Internetseite der FERI EuroRating Services Rating AG veröffentlicht sind, sind als aktuell anzusehen. 41 DEBT CAPITAL RATING RATINGBERICHT (UNTERNEHMENSANLEIHE, HERBAWI GMBH) FERI EURORATING SERVICES AG Haus am Park Rathausplatz 8-10 61348 Bad Homburg Deutschland Telefon: +49 6172 916 3200 Fax: +49 6172 916 1200 E-Mail: fer@feri.de 42