Untitled - per tutti Orchester

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Untitled - per tutti Orchester
Violine I
Martin Bek
Freya Bendixen
Sophie Brenner
Anna Danneck
Elisabeth Feneis
Barbara Gauzer
Clemens Gneiting
Sophia HornbacherSchönleber
Christoph Löslein
Johanna Marder
Karolina Ordonez Moreno
Katja Spitzmesser
Anne-Cécile Wopperer
Violine II
Lydia Schulze-Velmede
Thomas Brijoux
Lena Guhrke
Verena Kozel
Corinna Müller
Daniela Meebold
Julia Ostertag
Lisa Pfeifer
Helene Rieche
Rabea Schröder
Louise Staub
Elisa Stowasser
Jacqueline Yap
David Ziemer
Bratsche
Angela Goerge
Bernild Derr
Lena Kappl
Anne Pilatus
Astrid Vaihinger
Lea Zinsmaier
Cello
Sophia Fiedler
Anna Bizer
Friederike Geib
Maureen Hubert
Daniela Pfeifer
Dorothea Plehn
Christine Seibel
Oliver Wegehaupt
Clara Zipplies
Fagott
Timo Rambaum
Constanze Thielen
Horn
Rebekka de Vries
Michael Kowalski
Andreas Schmieg
Martin Westpfahl
Frank Jäger
Martin Schumacher
Posaune
Apostolos Antonakopoulos
Bernhard Früh
Felix Jeremias
Edgar Kastenholz
Susanne Lang
Alois Weismann
Flöte
Tuba
Anima Bühler
Daniela Kammerer
Dorothea Urban
Klemens Karle
Oboe
Günther Kenk
Christina Goltzsche
Ulrich Schmitt
Schlagwerk
Friederike Rilling
Milena Zurmühl
Programm
Ralph Vaughan Williams
Norfolk Rhapsody Nr. 1 e-Moll
Edvard Grieg
Peer Gynt Suiten 1&2
Trompete
Kontrabass
Klarinette
Per Tutti Orchester
Sommerkonzerte 2014
Pauke
Dominik Kult
Michael Kult
Brautraub (Ingrids Klage)
In der Halle des Bergkönigs
Solvejgs Lied
Åses Tod
Morgenstimmung
Arabischer Tanz
Anitras Tanz
Stürmischer Abend an der Küste (Peer Gynts Heimkehr)
Solvejgs Lied
 Pause 
Louis Théodore Gouvy
Symphonie Nr. 2 F-Dur op. 12
Allegro
Scherzo
Larghetto con moto
Allegro con fuoco
Leitung:
Nikolaus Reinke
Harfe
Julia Strack
Freitag, 4. Juli 2014
Samstag, 5. Juli 2014
Titisee, Kurhaus
Freiburg, Bürgerhaus Zähringen
Ralph Vaughan Williams (* 12. Oktober 1872 in Down Ampney,
Gloucestershire; † 26. August 1958 in London)
Norfolk Rhapsodie Nr. 1
Die Norfolk Rhapsodie Nr. 1 in e-Moll
(komponiert 1906) basiert auf Volksliedern, die
Vaughan Williams bei einem Aufenthalt in der
Hafenstadt King’s Lynn (Grafschaft Norfolk)
sammelte. Zusammen mit den Rhapsodien Nr.
2 und Nr. 3 sollte es wohl eine Art „Norfolk
Symphonie“ werden. Es wurden auch schon
einmal alle drei Rhapsodien zusammen
aufgeführt, aber irgendwie ist aus der Sache
nichts geworden und jetzt fehlen von der
Rhapsodie Nr. 2 die letzten zwei Seiten und die
Nr. 3 ist völlig verschollen.
Vielleicht aber ist einer unserer Zuhörer bereit, die Symphonie zu
vervollständigen, denn Volkslieder sammeln kann man in Norfolk noch
heute. Beim Viehmarkt von Cobbett zum Beispiel, wenn ganze
Schafherden, eingehüllt in eine Staubwolke, in die Stadt ziehen und
strohhalmkauende Viehtreiber, die Kehrseiten ihrer Rinder fest im Blick, mit
genagelten Schuhen daherkommen. Wenn dann die geschäftlichen Dinge
erledigt sind, trifft sich alles im Pub; zum Beispiel im „White Hart“, einem
Gewölbekeller, der, wenn er auf dem Montmartre gelegen wäre, seinem
Besitzer ein Vermögen einbringen würde. Dann werden Musikinstrumente
ausgepackt und alte Volkslieder gesungen: „A Basket of Eggs“, „On Board
a Ninety-eight“ oder „Ward, the Pirate“.
Wer die sanften Hügel von Kent liebt, wird vielleicht von Norfolk enttäuscht
sein.
Flachland ringsum bis zum Horizont. Vergeblich sucht das Auge nach
einem Punkt, an dem es sich orientieren kann. Wind geht und über den
wogenden Kornfeldern liegt die Ahnung von Meeresnähe. Erst allmählich
kann man der eigenartigen Landschaft etwas abgewinnen. Der geringste
hervorstechende Gegenstand gewinnt Bedeutung: eine Windmühle oder
ein hoher Baum hält den Blick gefangen; ein Vogelschwarm am Himmel
wird zum Ereignis. Berühmte Maler stammen von hier und haben diese
Eigentümlichkeit in ihren Werken gestaltet: John Constable zum Beispiel;
oder Thomas Gainsborough. Ein Kunstprofessor aus Norwich ließ seine
Studenten ein ganzes Jahr lang nur Wolken, Himmel und Meer malen. So
bedeutsam war ihm das.
Heißer Tipp: Das Klima ist rau. Nach zwei Wochen Aufenthalt
an der Küste von Norfolk, hat man mindestens fünf Pfund
abgenommen; mag man essen, was man will. Vermutlich war das auch der
Grund für die häufige Anwesenheit des Komponisten in King’s Lynn.
Michael Kowalski
Edvard Grieg (*1843 Bergen, Norwegen, 1907 Bergen, Norwegen)
„Peer Gynt“, zwei Orchestersuiten nach der Bühnenmusik zu Henrik
Ibsens gleichnamigem Drama
Grieg gilt als der bedeutendste Komponist der
norwegischen
Nationalromantik.
In
seinen
autobiographischen Skizzen charakterisiert er sich selbst
folgendermaßen: „In Stil und Formgebung bin ich ein
deutscher Romantiker der Schumann-Schule geblieben.
Aber zugleich habe ich den reichen Schatz der
Volkslieder meines Landes ausgeschöpft und habe aus
dieser bisher noch unerforschten Emanation der
nordischen Volksseele eine nationale Kunst zu schaffen
versucht.“
The Story behind the Show
Im Drama „Peer Gynt“ schildert Ibsen das Leben eines Menschen, der in
seinem rücksichtslosen Drang nach Selbstverwirklichung alles verliert bis
er endlich durch die Liebe einer Frau (Solvejg) gerettet wird. Das Werk wird
gemeinhin als Kritik an der norwegischen Gesellschaft verstanden. (Auch
die Deutschen kommen nicht ungeschoren davon.)
„Peer Gynt“ ist ein surrealistisches Theaterstück mit durchaus realen
Inhalten. Viele der auftretenden Figuren haben direkte Vorbilder, gerne aus
Ibsens eigener Verwandtschaft. Auch die Hauptperson des Stücks hat es
tatsächlich gegeben.
Griegs Einstellung zu Ibsens Drama war geteilt. Einerseits war er
beeindruckt von der geradezu mittelalterlichen Sprachgewalt des Werkes,
andererseits aber fühlte er sich vom Charakter der Hauptperson
abgestoßen. „Peer Gynt und ich werden niemals Freunde werden.“ Oft löst
sich Griegs Musik völlig vom Geschehen auf der Bühne, was von den
Besuchern der Uraufführung als wirkungsvoller Kontrast empfunden
wurde. „Griegs Musik wirft einen gnädigen Schleier über Ibsens brutale
Verse.“
Die Uraufführung des Werkes fand im Februar 1876 in Oslo statt und wurde
zu einem großen Erfolg. Es folgten 37 weitere Aufführungen bis das
Theater einem Brand zu Opfer fiel.
Trotz des großen Erfolgs war Grieg von seinem Werk nicht wirklich
überzeugt. Dem Komponisten stand bei der Uraufführung nur ein ganz
kleines Orchester zur Verfügung, sodass er bei der Instrumentierung sehr
eingeschränkt war. Dazu kam noch, dass die Theaterleitung ihm strenge
Auflagen über die Länge der einzelnen Stücke gemacht hatte. Deshalb
arrangierte er acht wirkungsvolle Stücke der Bühnenmusik für großes
Orchester und stellte sie zu zwei Suiten zusammen.
Anmerkung: Die Reihenfolge der Stücke in den beiden Suiten entspricht
nicht dem chronologischen Ablauf der Handlung in Ibsens Drama. Heute
Abend hören Sie die Stücke aber in eben dieser Reihenfolge.
Der Brautraub (Ingrids Klage)
Peer hat Ingrid, die Tochter des reichen Hægstad-Bauern, an ihrem
Hochzeitstag in die Berge verschleppt und sie dort verführt. Am nächsten
Tag aber ist er ihrer bereits überdrüssig und sagt ihr, sie solle sich zum
Teufel scheren.
In der Halle des Bergkönigs
Peer hat die Tochter des Königs der Dovre-Berge und Beherrscher der
Trolle verführt und muss nun bei ihm vorstellig werden. Dieser ist zunächst
durchaus geneigt, Peer als Schwiegersohn zu akzeptieren, stellt aber zur
Bedingung, dass Peer „mit Sack und Seele“ einer von ihnen wird. Am
Schluss wird Peer die Sache aber doch zu viel und er flieht, verfolgt von
den Trollen.
„Für die Halle des Bergkönigs habe ich etwas geschrieben, dass derart
nach Kuhfladen, norwegischer Kleinkariertheit und Selbstzufriedenheit
stinkt, dass ich es buchstäblich selbst nicht ertragen kann. Ich hoffe aber,
dass die Ironie herauszuhören ist.“
Solvejgs Lied
Vor einem kleinen Holzhaus in den Bergen von Norwegen sitzt Solvejg in
der Abendsonne am Spinnrad und denkt an Peer.
Åses Tod
Peer sitzt an Bett seiner sterbenden Mutter und stellt sich vor, wie er mit
seiner Mutter, ähnlich wie der Prophet Elias, gen Himmel fährt und dem
Heiligen Petrus Prügel androht, weil dieser erst einmal wissen will, wer da
Einlass begehrt. („Petrus, nun blüht Dir was!“) Als Peer wieder zu sich
kommt, ist die Mutter gestorben.
Morgenstimmung
Der vierte Akt von Ibsens Drama beginnt mit einem Sonnenaufgang an der
Küste von Marokko. Die norwegisch klingende Melodie, die
Satzbezeichnung „Allegretto pastorale“ und der 6/8-Takt weisen aber auf
eine Hirtenmusik hin. Bei Takt 21 notiert Grieg. „Ich stelle mir vor, dass hier
beim ersten Forte die Sonne durch die Wolken bricht.“
Arabischer Tanz; Anitras Tanz
Hochstapler Peer fühlt sich riesig. Von Beduinen lässt er sich als Propheten
feiern. Anitra, die Tochter des Beduinenhäuptlings, aber durchschaut ihn
und raubt ihm seine letzte Habe. Zuvor aber tanzt sie noch einmal schön
für ihn. Danach ist Peer am Tiefpunkt seiner Karriere angelangt und landet
im Tollhaus von Cairo.
Peer Gynts Heimkehr (Stürmischer Abend an der Küste)
Das Schiff, auf dem Peer nach Hause fährt, gerät in einen Sturm und
erleidet Schiffbruch. In chromatischen Abwärtsbewegungen versinkt das
Schiff.
Michael Kowalski
Exkurs: „Peer Gynt“ – Die Handlung des Dramas
Erster Akt: Peer lebt mit seiner Mutter Åse auf einem ziemlich heruntergekommenen
Hof. Der Vater hat den einstmals stattlichen Hof durch seine Trunksucht zugrunde
gerichtet und sich dann die Kanne gegeben. Es hat einmal eine realistische Chance
bestanden, den Hof wieder zu sanieren nämlich, wenn Peer Ingrid, die Tochter des
reichen Hægstad Bauern, geheiratet hätte. Aber Peer hat sich herzlich wenig um sie
gekümmert.
Als Peer aber nun erfährt, dass Ingrid einen anderen heiratet, eilt er wutentbrannt auf
das Hochzeitsfest. Durch sein Erscheinen ist die Stimmung auf dem Fest sofort
nachhaltig versaut, denn er hat bei den Mädchen des Dorfes einen denkbar
schlechten Ruf und unter den jungen Männern hat er erbitterte Feinde. Aus Angst vor
einer Schlägerei verbarrikadiert sich Ingrid auf dem Dachboden.
Unter den Hochzeitsgästen befindet sich auch Solvejg, eine anmutige junge Frau.
Wohl als Einzige ist sie von Peer tief beeindruckt. Aber in seiner Wut und in seinem
Suff nimmt dieser ihre Zuneigung kaum wahr.
Der begriffsstutzige Bräutigam bittet nun ausgerechnet Peer, ihm zu helfen, seine
Braut dazu zu bewegen, wieder aus dem Dachboden herauszukommen. Dies gelingt
Peer tatsächlich, aber er bringt sie nicht zurück auf das Fest, sondern verschleppt sie
in die Berge und verführt sie dort. Am nächsten Morgen ist er ihrer bereits überdrüssig
und sagt ihr sie soll sich zum Teufel scheren. (Der Brautraub/Ingrids Klage) Nun ist
die Hægstad Sippe hinter Peer her und er flieht ins Gebirge.
Zweiter Akt: Im Gebirge begegnet Peer einem Mädchen in grünem Kleid, die sich als
Königstochter outet. Peer hält eine solche Liaison für absolut standesgemäß und
steigt mit ihr sofort ins Bett. Nach der Liebesnacht besteht die Grüngekleidete aber
darauf, dass Peer sich bei ihrem Vater vorstellt. Dabei stellt sich heraus, dass es sich
bei ihrem Vater um den König der Dovre-Berge und Beherrscher der Trolle handelt.
Dieser ist zunächst durchaus geneigt, Peer als Schwiegersohn zu akzeptieren, stellt
aber zur Bedingung, dass Peer mit „Sack und Seele“ einer von ihnen wird, d.h. er
muss einen Kuhschwanz tragen und muss sich von Kuhfladen und Ochsenpisse
nähren (alles regionale Produkte und auf goldenem Geschirr serviert). Als ihm aber
auch noch ein Auge ausgestochen werden soll, damit er genauso schielt wie ein Troll,
wird Peer die Sache denn doch zu viel und er flieht, verfolgt von den Trollen. Der
Spuk nimmt erst ein Ende, als im Tal die Kirchenglocken ertönen. (In der Halle des
Bergkönigs)
Dritter Akt: Peer besinnt sich nun wieder auf Solvejg. Er baut im Gebirge eine Hütte
und lässt Solvejg ausrichten, dass er auf sie wartet. Diese erscheint auch tatsächlich.
Das Glück ist aber nur von kurzer Dauer, denn es erscheint das grüngekleidete
Mädchen und eröffnet ihm, dass die Liebesnacht nicht ohne Folgen geblieben ist.
Den gemeinsamen Sohn, (der überraschend schnell gewachsen ist,) hat sie gleich
mitgebracht. Der Vater wider Willen schickt sie fort, aber er traut sich jetzt nicht mehr
zurück zu Solvejg. Ohne sich von ihr zu verabschieden, begibt sich Peer heimlich
zurück in sein Heimatdorf, denn seine Mutter liegt im Sterben. Solvejg aber
beschließt, Peer treu zu bleiben. (Solvejgs Lied)
Peer ist bei seiner sterbenden Mutter und erinnert sie an die Zeit, wo er noch ein
kleiner Junge war und sie ihm Geschichten erzählte. Dabei gerät er mehr und mehr
in Fahrt und phantasiert schließlich davon, wie er mit seiner Mutter, ähnlich wie der
Prophet Elias, gen Himmel fährt und dem Heiligen Petrus, der an der Himmelspforte
die Eingangskontrolle ausübt, Prügel androht. Als Peer endlich wieder zu sich kommt,
ist die Mutter gestorben. (Åses Tod)
Vierter Akt: Ein Morgen an der Küste Marokkos (Morgenstimmung). - Seit dem Ende
des dritten Aktes sind 30 Jahre vergangen und Peer ist nun ein Mann mittleren Alters.
Durch skrupellose Geschäfte ist er reich geworden. Besonders einträglich entwickelt
sich der Sklavenhandel. „Den letzten Posten Negerware“ hat er auf einer eigenen
Baumwollplantage in Amerika platziert.
Zusammen mit vier Geschäftsfreunden fährt Peer auf seiner Yacht an die Küste von
Marokko, um dort in Ruhe geschäftliche Dinge zu besprechen. Dabei wird auch
kräftig gezecht und Peer wird schläfrig. Dann sieht er aber etwas, was ihn mit einem
Schlag wieder nüchtern werden lässt: die vier Geschäftsfreunde haben ihn
ausgeraubt und machen sich auf seiner Yacht mit auf und davon. Als Peer die Sache
entdeckt, ist die Yacht bereits auf dem offenen Meer.
Peer macht sich nun zu Fuß auf den Weg zurück in die Zivilisation. Auf seinem
nächtlichen Weg durch die Wüste hört er plötzlich ein Pferd wiehern. Neugierig nähert
er sich der Stelle und entdeckt das Versteck einer Räuberbande. Die Pferde und
einen Teil ihrer Beute haben die Räuber vor ihrer Höhle gelassen. Peer stiehlt eines
der Pferde und weitere Beutestücke und flieht.
Peer gelangt in das Lager eines Beduinenstammes. Wegen seiner prächtigen Kleider
wird er für den Propheten gehalten und freudig empfangen (Arabischer Tanz). Peer
empfindet sofort Zuneigung zu Anitra, der Tochter des Beduinenkönigs und macht
ihr Geschenke. Diese aber durchschaut ihn und stiehlt ihm seine letzte Habe. Zuvor
aber tanzt sie noch einmal schön für ihn. (Anitras Tanz) - Danach ist Peer am
Tiefpunkt seiner Karriere angelangt und landet im Tollhaus von Cairo.
Fünfter Akt: Peer ist aus dem Tollhaus von Cairo entkommen und fährt mit einem
Segelschiff nach Hause. Kurz vor der norwegischen Küste gerät das Schiff jedoch in
einen Sturm und erleidet Schiffbruch. Peer hat sich zusammen mit dem Schiffskoch
auf ein gekentertes Beiboot gerettet. Da er aber befürchtet, dass das kleine Boot nur
einen Mann tragen kann, stößt er den Schiffskoch zurück ins Wasser. Peer überlebt
als Einziger und kehrt nun in sein Heimatdorf zurück. (Peer Gynts
Heimkehr/Stürmischer Abend an der Küste). Die alte Mühle auf dem Gut seiner Eltern
ist eingestürzt, der Mühlbach ist ausgetrocknet. Überall Dornen und Disteln.
Peer sieht sich in seiner alten Heimat um und erkundigt sich nach den Leuten von
früher. Der Name „Peer Gynt“ ist immer noch in unliebsamer Erinnerung, aber es
erkennt ihn niemand. An einer Wegkreuzung wartet ein geheimnisvoller Knopfgießer
auf ihn. Seine übliche Tätigkeit ist, Zinnknöpfe zu recyceln, die er von alten
Kleidungsstücken einsammelt und sie zu neuen Knöpfen umschmilzt. Dasselbe will
er auch mit Peer machen, weil dieser nie der Menschgewesen ist, der er sein sollte.
„Du bist doch nie du selbst gewesen. – Was hast Du dagegen, Dich aufzulösen?“
Peer aber weigert sich und der Knopfgießer gibt ihm die Chance, das Gegenteil zu
beweisen. Zwei Chancen lässt Peer ungenutzt; aber großzügig gewährt ihm der
Knopfgießer eine dritte Chance. Da hört er die Stimme Solvejgs, die sich gerade
aufmacht, in die Kirche zu gehen, denn es ist Pfingstsonntag. Peer eilt zu ihr und sie
erkennt ihn. Sein Geständnis, er sei ein unheimlich kaputter Typ reift zum
überzeugenden Alleinstellungsmerkmal. Sogar der Knopfgießer ist beeindruckt.
Solvejgs Augen werden immer runder und sensitiver. Und wenn sie nicht gestorben
sind, dann leben sie heute noch irgendwo in Indien in einer spirituellen Community.
Alternativer Schluss: Solvejg erkennt ihn und er beichtet ihr schonungslos sein
gesamtes Leben. Peer weiß, dass dies seine letzte Chance ist, denn hinter dem Haus
steht der Knopfgießer und sagt. „An der letzten Wegkreuzung sehen wir uns wieder;
und dann wird es sich zeigen….. Mehr sage ich nicht.“ Solvejgs Wiegenlied aber lässt
den Knopfgießer verstummen.
Tipp für das Pausengespräch:
Ibsens Drama ist in dänischer Sprache geschrieben. Warum?
Michael Kowalski
Louis Théodore Gouvy (*1819 in Saarbrücken, †1898 in Leipzig)
Symphonie Nr. 2, F-Dur
Gouvy wurde 1819 in Goffontaine, einem Stadtteil
von Saarbrücken, geboren; er starb 1898 in Leipzig
und wurde in Forbach Hombourg-Haut (der Heimat
von Patricia Kaas) beigesetzt.
Gouvy entstammt einer Industriellenfamilie, die in
Lothringen und an der Saar mehrere Gruben und
Hüttenwerke besaß. (Auch heute noch tragen
Stadtteile und Grubenschächte seinen Namen).
Anders als seine älteren Geschwister besaß Gouvy
indes nicht die französische sondern die preußische
Staatsangehörigkeit, weswegen er zum Studium am
Conservatoire de Paris nicht zugelassen wurde. Er war jedoch reich genug,
um sich die namhaftesten Professoren des Conservatoire als seine
Privatlehrer leisten zu können. (Elwart, Chopin, Berlioz und Halévy)
Obwohl seine Lehrer durchweg Franzosen waren, nennt Gouvy als seine
kompositorischen Vorbilder vor allem Haydn und Beethoven. Beim
Anhören seiner Symphonien tippt man eher auf Mendelssohn. Jedenfalls
schienen ihm die deutschen Romantiker näher gestanden zu haben,
weswegen es ihn mehr und mehr nach Weimar und Leipzig zog. Im
Sommer kehrte er aber mit schöner Regelmäßigkeit an die Saar zurück,
um sich seinem kompositorischen Schaffen und der Verwaltung seines
Vermögens zu widmen.
Die sich verschärfenden Spannungen zwischen Deutschland und
Frankreich, unter denen er verständlicherweise auch persönlich sehr litt,
erschwerten zunehmend die Rezeption seiner Werke in den beiden
Ländern. Nach seinem Tode gerieten sie fast völlig in Vergessenheit.
Nun aber, nach seiner Wiederentdeckung, leistet er einen bedeutenden
Beitrag zur kulturellen Identität der Menschen zwischen Saar und Maas. Vor langer Zeit waren die Bistümer Metz, Toul und Verdun einmal das
kulturelle Zentrum des Karolingerreiches. Die Stürme der Geschichte aber
haben nicht viel stehengelassen. Durch Jahrhunderte hindurch wurde das
Land „von allen Tieren der Apokalypse überschwemmt“. Die Landesherren
wechselten in rascher Folge und hinterließen ihren Nachfolgern nur
verbrannte Erde. Der Zerstörung entging nur, was klein und unscheinbar
war wie die Kupferstiche von Jacques Callot oder die Notenblätter des
Monsieur Gouvy.
Michael Kowalski
Nikolaus Reinke
Nikolaus Reinke (*1976) übernahm
bereits während seines Studiums in der
Dirigierklasse der Freiburger Musikhochschule (Prof. Dr. Peter Gülke, Prof.
Scott Sandmeier) die Leitung des PerTutti Orchesters, dem er seit über 10
Jahren
treu
geblieben
ist.
Ungewöhnliche, nicht dem gängigen
Repertoire entsprechende Programme
kennzeichnen seine bisherige "Amtszeit"
– seien es Konzerte für Kinder, Werke
von hierzulande nahezu unbekannten Komponisten oder eigene
Transkriptionen von Klaviermusik für Orchester. "Neben" seiner
ehrenamtlichen Tätigkeit als Leiter des Per Tutti arbeitet er am Freiburger
Stadttheater als Schauspielmusiker, Gesangslehrer und Arrangeur und
leitet das Jugendorchester sowie das Orchester des Musikvereins
Littenweiler.
Per Tutti Orchester
Das Per Tutti Orchester gibt es seit
nunmehr 25 Jahren und die Gründer haben
sich mittlerweile in alle Winde zerstreut und
spielen nicht mehr mit. Wir freuen uns
sehr, dass einige von Ihnen heute im
Publikum sitzen!
Aus einer kleinen Gruppe Studenten wurde mit den Jahren ein
Symphonieorchester mit derzeit fast 60 aktiven Mitgliedern. Der
„Gründergeist“ des Per Tutti besteht immer noch: Spaß an der Musik,
angenehme Probenatmosphäre und ein tolles Hobby. Traditionell gibt es kein
Orchestervorspiel als Einstiegshürde und keine Profis im Orchester, von
Dirigenten und Solisten einmal abgesehen. Das bedeutet für die
Orchestermitglieder, Studierende aller Fachrichtungen und auch
Berufstätige, vier Monate lang unterschiedlichste Stücke zu erarbeiten:
wöchentliche Proben und zwei arbeitsintensive, süßigkeitenverzehrende,
lustige Probenwochenenden (an denen neben den musikalischen Talenten
auch Tischtennis-, Doppelkopf oder Kochkünste unter Beweis gestellt werden
müssen) - bis dann ein anspruchsvolles Programm an den Konzerten
präsentiert wird. Anfängliche Leseschwierigkeiten („Ich sag später – später is
rechts!“ „Das Ais da ist offenbar schwer zu intonieren…“) entwickeln sich mit
der Zeit zu souveräner Routine und großer Begeisterung, die sich ab und an
auch in Konzerten in der Mimik des Dirigenten widerspiegelt, was Sie im
Publikum leider nicht sehen können, wir schon…! Auch die oft sehr plakativen
Erläuterungen zur Musik „das ist wie eine mühsame, kurvige Fahrt durchs
Höllental und auf einmal seid Ihr oben im Schwarzwald in der Sonne“ oder
„da kommt der Tenor mit dem Baguette und der Chor fragt‚ was hast Du mit
dem Baguette gemacht?’“ sorgen nicht nur für Unterhaltung, sondern sind
durchaus zielführend für ein tolles musikalisches Ergebnis.
In den Programmen legt sich das Per Tutti Orchester nicht auf die Musik einer
Epoche fest und sucht immer wieder ungewöhnliche Stücke und
Programmzusammenstellungen. In den vergangenen Semestern standen
unter anderem das Violinkonzert d-moll von Sibelius, „Le boeuf sur le toit“ von
Milhaud, Appalachian Spring von Copland und die Sinfonie Nr. 2 D-Dur von
Brahms, Beethovens Sinfonien Klavierkonzert Nr. 3., das Konzert für
Saxophon und Orchester „Tableaux de Provence“ von Paule Maurice, die
Sinfonia Concertante von Mozart, oder das Violinkonzert vom Mendelssohn
auf dem Programm. Im vergangenen Semester ging es zuletzt einmal quer
durch Amerika, beginnend mit Dvořáks Sinfonie aus der neuen Welt, gefolgt
von Coplands Ballett „Billy the Kid“ und einem Querschnitt der spektakulären
Filmmusik von „Fluch der Karibik“. *)
Viel Spaß macht dabei auch immer die Zusammenarbeit mit den
professionellen Solisten aller Instrumentengattungen – ob Kontrabass,
Klavier, Saxophon, Cello, Violine und Viola oder Horn - , die immer wieder
wertvolle Tipps und Hilfestellungen geben, und das Orchester so zu immer
höheren musikalischen Leistungen anspornen.
Ein besonderes Highlight war das Sommerprogramm 2012, bei dem das Per
Tutti Orchester die Uraufführung von Ro Kuijpers‘ Ballettmusik „Bärensee“ in
vier wunderbaren Aufführungen im Stadttheater Freiburg gespielt hat. Die
Auseinandersetzung mit moderner Musik, das Zusammenspiel aus Musik
und Tanz und die intensive Probenarbeit im professionellen Umfeld des
Theaters waren für uns alle eine tolle Erfahrung – samt der 3 Minuten in den
Tagesthemen der ARD mit Per Tutti Sound! Was macht es da schon, dass
ein südschwarzwälder Ballettbesucher meinte „S’war gut un‘ d’Musik het gar
it gschtört!“. Wir freuen uns jetzt schon darauf, im Juni 2015 wieder im Theater
Freiburg aufzutreten, dann mit dem Opernprojekt „Die gute Stadt“.
*) An dieser Stelle möchten wir uns auch nochmals nachträglich bei
Annemarie und Manfred Kammerer für Ihre Unterstützung und die
großzügige Spende für unsere Notenkasse bedanken!
Das Orchester finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Konzerteinnahmen und
Spenden und ist Teil des Studium Generale an der Universität Freiburg.
„Per Tutti“ heißt „für alle“, in diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude im
Konzert!
Mitspielen?
Wir machen im Wintersemester weiter! Über neue Mitspieler aller
Streicherstimmen, besonders Kontrabässe, freuen wir uns immer, weiterhin
suchen wir auch schon im Hinblick auf das Opernprojekt 2015 eine Oboe, ein
Fagott und eine Harfe.
Probenbeginn ist am 4. September 2014, später dazu stoßen geht immer, die
nächsten Konzerte sind am Wochenende 30.1.-1.2.2015.
Aktuelle Infos, Programm, Kontakt und Konzerttermine immer auf www.pertutti-orchester.de