Der Stiftler - Stift zu Wüsten
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Der Stiftler - Stift zu Wüsten
Der Stiftler 41. Freundesbrief des Evangelischen Stiftes zu Wüsten November 2003 Altern in Würde – Wir helfen dabei Der Stiftler 41. Freundesbrief In eigener Sache ... Wir lassen jetzt nur noch schreiben ... könnte man beim Lesen einiger Artikel in diesem Stiftler denken. So ist es aber nicht! Wir, das Redaktionsteam, werden auch weiterhin den Stiftler mit eigenen Artikeln und Fotos gestalten. Wenn uns aber gelegentlich die Redakteurinnen und Redakteure unserer Lokalpresse dabei helfen, sind wir darüber natürlich nicht böse. So gab es in den letzten Monaten etliche wichtige Ereignisse im Stift, die in entsprechen- den Zeitungsberichten veröffentlicht wurden. Einige davon finden Sie in diesem Stiftler. Denn wenn die Profi-Journalisten zum Geschehen im Stift gute Artikel verfassen, können wir ja auch mal „schreiben lassen“. Weitere Presseartikel z. B. zu einer Spende für die Kindertagesstätte und zum Erntefest finden Sie in der Rubrik „Aktuelles“ auf unserer Homepage www.stiftler.de. Im Medium „Internet“ sind wir manchmal sogar aktueller als die Tageszeitung - schauen Sie ab und zu mal rein. Wir freuen uns auch über Leserbriefe - ob als Brief oder als E-Mail, zum gedruckten Stiftler oder zur Homepage. Wir würden Sie also auch gerne mal schreiben lassen! Ein Frohes und Gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen Ihr Stiftler-Redaktionsteam Inhalt Impressum In eigener Sache/Impressum .................................................... 2 Herausgeber: Evangelisches Stift zu Wüsten, Langenbergstraße 14, 32108 Bad Salzuflen, Telefon: (0 52 22) 39 70, Telefax: (0 52 22) 3 97-32 59 Internet: www.stiftler.de Erscheinungsweise: halbjährlich im Mai und November, Auflage: 2.000 Exemplare Redaktion: Christoph Fritsche, Dagmar Geck, Herbert Grote, Elfriede Koopmann, Jürgen Reinert, Brigitte Schnitgerhans, Petra Zurheide. Gestaltung, Reproduktion: Werbeagentur Karger, Kalletal Druck und Verarbeitung: Druckerei Pönninghaus, Kalletal Konten: Sparkasse Lemgo, Konto 60 41 206, BLZ 48250110 Volksbank Bad Salzuflen, Konto 406 11 0000, BLZ 482 914 90 Andacht ................................................................................. 3-4 Spendenaufruf .......................................................................... 4 „Das muß aber nicht in den Stiftler“ ........................................ 5 Mitmachen ist angesagt ............................................................ 6 Stiftler-Hochzeit am Freitag, dem 13. ...................................... 6 Radfahrer bitte absteigen! ........................................................ 7 Neuer Beschützter Wohnbereich .......................................... 8-9 Tagebuch der Baumaßnahme ........................................... 10-11 Gesundheit fachkompetent verwaltet ............................... 12-13 Stift zu Wüsten: klein, aber schnell ....................................... 13 Eine Spende, die sprachlos macht ......................................... 14 Hurra, die neue Küche ist da! ................................................ 15 Das Stift als Ausbildungsplatz ......................................... 16-17 „Wir spielen fast jeden Tag Rommee!“ .................................. 18 Kennenlern-Termine Altenwohnungen und „Betreutes Wohnen“ ........................................................ 18 Gedicht ................................................................................... 19 Luftaufnahme ......................................................................... 20 2 Der Stiftler 41. Freundesbrief Liebe Leserinnen und Leser unseres Freundesbriefes! In einer Geschichte wird folgendes erzählt: Ein Mann erfuhr, daß Gott zu ihm kommen wollte. „Zu mir,“ schrie er, „in mein Haus?“ Er rannte durch alle Zimmer, er lief die Treppen auf und ab, er kletterte zum Dachboden hinauf und stieg in den Keller hinunter. Er sah sein Haus nun mit anderen Augen. „Unmöglich!“ schrie er. „In diesem Sauhaufen kann man keinen Besuch empfangen. Alles verdreckt. Alles voller Gerümpel. Kein Platz zum Ausruhen. Keine Luft zum Atmen“. Er riß Fenster und Türen auf. „Brüder, Freunde!“ rief er. „Helft mir aufräumen - irgendeiner! Aber schnell!“ Und er begann, sein Haus zu kehren. Durch dicke Staubwolken sah er, daß ihm einer zu Hilfe gekommen war. Sie schleppten das Gerümpel vors Haus, schlugen es klein und verbrannten es. Sie schrubbten Treppen und Böden. Sie brauchten viele Eimer Wasser, um die Fenster zu putzen. Doch noch immer klebte der Dreck an allen Ecken und Kanten. „Das schaffen wir nie!“ schnaufte der Mann. „Das schaffen wir!“ sagte der andere. Sie plagten sich den ganzen Tag. Als es Abend geworden war, gingen sie in die Küche und deckten den Tisch. „So“, sagte der Mann, „jetzt kann mein Besuch kommen. Jetzt kann Gott kommen. Wo er nur bleibt?“ „Aber ich bin doch längst da!“ sagte der andere und setzte sich an den Tisch. „Komm, iß mit mir!“ Diese Geschichte von Lene Mayer-Skumanz bringt die Adventsbotschaft auf den Punkt. Wollte Gott mit seiner Ankunft in unserer Welt warten, bis wir in unserem Leben aufgeräumt hätten, er könnte nie kommen. Lieblosigkeit unter Menschen, Unrecht und Gewalt zwischen Völkern bestimmen das Bild. Bomben gegen Unschuldige, im Gegenzug Panzer, auch und gerade in Bethlehem - deutli- cher kann man die Unordnung in unserer Welt nicht demonstrieren. Gewiß: Immer wieder sehen Menschen das Dilemma und suchen nach anderen Wegen. Aber immer wieder scheitern sie. Es ist wie bei dem Haus in der Geschichte: Der Dreck bleibt irgendwie haften, trotz aller Bemühungen. Doch Advent und Weihnachten zeigen, daß Gott nicht wartet. Er kommt, trotz allem, was wir gegen ihn und unsere Mitmenschen tun. Notfalls kommt er hinein ins Chaos. So geschah es damals. Er kam in seine Welt, doch die Menschen hatten keinen Platz für ihn. So zwängt er sich dazwischen. Geht an den Ort, wo eigentlich Tiere wohnen. Abweisen läßt er sich nicht. Auch als er am Kreuz aus dem Wege geräumt werden soll, auch da beginnt er von neuem. Warum? Es gibt keine andere Erklärung als die: Weil er uns Menschen liebt. Freilich heißt das nicht, daß er alles beim alten läßt. Er will mit anfassen. Will Unrecht und Schuld wegräumen. Lassen wir ihn eintreten in unser Leben, in unsere Gesellschaft, in unsere Welt, so gibt es durchaus Zeichen einer neuen Ordnung. Auch wenn wir bis zum Ende der Tage den Dreck nicht wegschaffen werden. Aber er bleibt dran, auch mitten in der Unordnung, räumt mit auf, bis er uns dereinst in seinem Reich empfangen wird, in einer Wohnung, die sauber ist und glänzt. Denn Weihnachten zeigt uns den Vater im Himmel, der unser Elend erkannt hat. Liebe Leserinnen und Leser! Mit diesen Worten möchte ich Sie herzlich grüßen in dieser Vorweihnachtszeit. Zugleich 3 Der Stiftler möchte ich mich von Ihnen verabschieden. Nur zur Aushilfe wurde ich nach Wüsten gebeten, bis ein neuer Pastor oder eine neue Pastorin für den zweiten Pfarrbezirk und damit auch für das Stift zu Wüsten gefunden wäre. Daß das aber nun ein Jahr und acht Monate wurden, konnte ich nicht ahnen. Aber ich war gern bei Ihnen. Darum möchte ich Ihnen herzlich danken. Sie, die Be- 41. Freundesbrief wohner und Bewohnerinnen sowie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben mich so freundlich in ihrer Mitte aufgenommen, daß mir die Arbeit im Stift viel Freude gemacht hat. Ich habe Menschen kennen und schätzen gelernt. Ich habe nach meiner Zeit als Gemeindepfarrer noch einmal einen ganz anderen Einblick in die Arbeit unserer Diakonie gewinnen können. Das ist für mich ein bleibender Gewinn. Eine Bitte habe ich zum Schluß: Machen Sie es doch der neuen Pastorin so leicht wie mir: Gehen Sie auf sie zu, nehmen Sie sie in ihre Mitte. Gewiß werden Sie dann auch schnell miteinander vertraut werden. Herzlich grüsst Sie Ihr Pastor Herbert Grote Spendenaufruf Mehr als Zweidrittel unserer Baumaßnahme haben wir hinter uns gebracht. Gegenüber dem ursprünglichen Plan hat es nur eine Verschiebung um wenige Wochen gegeben. Wenn Sie den nächsten Stiftler erhalten, sind hoffentlich auch der neue Gottesdienstraum und der neue Saal fertig. Ob das bis zum Frühjahr gelingt, hängt nun ganz wesentlich vom Wetter in den nächsten Monaten ab. Wie schon in den letzten Stiftlern bitten wir Sie ganz besonders um Ihre Unterstützung für den neuen Gottesdienstraum und den neuen Saal: Der größte Teil unserer Bewohnerinnen und Bewohner kann den Weg zu den Gottesdiensten in die Kirche nicht mehr auf sich nehmen. Deshalb wird auch in Zukunft wöchentlich ein evangelischer Gottesdienst im Stift stattfinden. Da- 4 für wollen wir einen eigenen Raum bauen und entsprechend gestalten, der auch für regelmäßige Gottesdienste der katholischen Gemeindemitglieder im Stift genutzt werden kann. Hier werden auch die Orgel und das Abendmahl-Relief aus dem alten Stiftssaal wieder integriert. Außerdem wird ein neuer Raum für die verschiedensten Veranstaltungen geschaffen. Diese Räume müssen ausschließlich durch Spenden und Eigenmitteln finanziert werden. Es dürfen keine Mittel aus dem Darlehn des Landschaftsverbandes, Pflegesätze oder Mieten unserer Bewohner dafür verwendet werden. Wir bitten Sie deshalb um zweckgebundene Spenden für DIESE Räume. „Die Freude, die man aussendet, kehrt ins eigene Herz zurück.“ Für Ihre Spende danken wir Ihnen schon im voraus ganz herzlich. Bitte geben Sie bei der Überweisung im Feld „Verwendungszweck“ Ihre Anschrift an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zuschicken können. Jürgen Reinert P.S.: Über den Fortschritt unserer Baumaßnahme informieren wir regelmäßig im Internet in der Rubrik „Baumaßnahme“ auf unserer Homepage www.stiftler.de Der Stiftler 41. Freundesbrief „Das muß aber nicht in den Stiftler“ Mit diesen bescheidenen Worten begrüßen mich Frau Ramminger und Frau Mair, zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, die ihrer Tätigkeit mehr im Verborgenen nachgehen. Den Bewohnern des Wohnbereichs Die Frage nach dem „Seit wann und warum“ ist schnell beantwortet: Die beiden sind „alte Kolleginnen“, sie haben 19 Jahre lang im Stift zu Wüsten als Pflegehelferinnen gearbeitet. So kommt es, daß wir erst mal nicht über ihre ehrenamtliche Arbeit heute, sondern über alte Zeiten plaudern: wie es früher im Stift war, daß die Pflege körperlich anstrengender, aber weniger stressig war, daß sie damals mit 20 Kolleginnen die Zeit für ein gemeinsames Frühstück fanden. Das ist aber auch schon wieder 17 Jahre her, trotzdem sind sie fest mit dem Stift verwachsen. Und wenn sie selber mal pflegebedürftig würden, gäbe es für sie nur das Stift: „Da wissen wir doch, was uns erwartet.“ Seit dreizehn Jahren arbeitet Frau Ramminger ehrenamtlich im Stift, zunächst lange Jahre mit Frau Schrammek zusammen, vor etwa einem Jahr wurde diese aus gesundheitlichen Gründen von Frau Mair abgelöst. Hier setzen sie einen Teil ihrer Zeit und Kraft sinnvoll ein, und es macht ihnen sichtlich Freude. Jeden Dienstag kommen sie zum Patschen (die Kleidung der Bewohner mit Namen kennzeichnen), zum Knöpfe annähen und Wäsche ausbessern. Sie wissen, wie wichtig und sinnvoll ihre Arbeit ist und haben deshalb auch kein Problem mit 5 sind sie allerdings ein vertrauter Anblick, und manch einer erwartet sie schon, wenn sie Dienstagmittags erscheinen, bringen sie doch Abwechslung und die neuesten Dorfgeschichten mit. Frau Ramminger und Frau Mair bei der Arbeit. anspruchsloseren Tätigkeiten. Ich lasse mir zeigen, wie die weichen Zellstofftücher gefaltet werden müssen, damit sie mit einem Handgriff verwendbar sind. „Toilettenpapier ist in der Pflege nicht zweckmäßig,“ lasse ich mich belehren. Das Falten gehört zu den eher langweiligen Tätigkeiten, aber das ist nicht schlimm, wie mir die beiden schmunzelnd versichern, denn dabei können sie sich unterhalten und die Bewohner mit einbeziehen, die sie schon lange kennen, weil sie z.T. ehemalige Nachbarinnen oder Mitarbeiterinnen sind. „Früher kamen ja fast alle aus Wüsten, die hier gearbeitet haben,“ erzählen sie. Die Einwilligung, über ihre Arbeit zu berichten, gaben Frau Ramminger und Frau Mair dann aber doch noch. Es ist ihnen wichtig, damit zu zeigen, wie unentbehr- lich der ehrenamtliche Einsatz für eine Einrichtung wie unsere ist, und sie möchten damit andere ermutigen, sich zu engagieren: „Vor allem der Besuchsdienst ist so wichtig für die alten Menschen, damit sie nicht den Kontakt zur Außenwelt verlieren. Zu ihrem Dorf, ihrer Nachbarschaft. Ein bißchen Zeit hat doch jeder übrig.“ Wie lange sie noch weiter im Stift ehrenamtlich arbeiten wollen? „Solange wir eben können und die Gesundheit es zuläßt!“ Wir wünschen den beiden und uns, daß das noch recht lange der Fall ist. Annette Schmidt Übrigens, wer sich im Besuchsdienst engagieren möchte, ist herzlich willkommen. An-sprechpartner sind Frau Annette Schmidt und Frau Maria Köhler. 5 Der Stiftler 41. Freundesbrief Mitmachen ist angesagt! Hier im Stift ist fast jeden Tag eine Veranstaltung, Langeweile gibt es nicht! Aber der schönste Tag für mich ist der Donnerstag. An diesem Tag ist die SeniorenGymnastik mit Frau Päuser. Dann heißt es: SCHWINGEN - DEHNEN - LOCKERN..... und alles bei flotter Musik. Das ist Gymnastik für jedermann und alle machen mit, so gut wie jeder kann. Von Armen und Schultergürtel bis zu den Füßen werden Übungen gezeigt, die wohltuend wirken. Da ist das Kneten eines kleinen Beutels, gefüllt mit Kirschkernen, zur Kräftigung der Finger und der Handgelenke. Da wird mit dem Flexaband (ein breites, dehnbares Gummiband) die gesamte Muskulatur gestärkt. Beim Schwingen mit dem Reifen freut sich unsere Wirbelsäule. Unter unseren Teilnehmern und Teilnehmerinnen ist auch Frau Irene Krause, 90 Jahre jung! Sie sagt: „Vor Monaten fehlte mir die Kraft, morgens meine Rolläden hochzuziehen. Nachdem ich hier mitmache, ist das Problem vergessen.“ Wir sind hier ein Kreis fröhlicher Menschen und raten im- mer wieder allen Stiftlern: MITMACHEN! Schwingen - Dehnen - Lockern!!!!! Heinrich Kuhlmann (Bewohner des Betreuten Wohnens) Stiftler-Hochzeit an einem Freitag, dem 13. Abergläubisch sollte man nicht sein, um an diesem Tag den Bund der Ehe einzugehen und das ist das Brautpaar, von dem die Rede ist, ganz gewiss nicht. Beide hatten sich vor etwa sechs Jahren im Stift auf einer Feier näher kennen gelernt und sind kurz darauf ein unzertrennliches Paar geworden. Am 13. Juni gaben sich unsere Erzieherin Stefanie Heise, geborene Bonke, und unser Bürokaufmann Falko Heise auf dem Standesamt in Bad Salzuflen das Ja-Wort. Die kirchliche Trauung fand am darauffolgenden Tag in der Kilianskirche 6 in Schötmar statt. Die sehr stimmungsvolle Trauung durch den ehemaligen Stiftspfarrer Gronemeier und Pfarrer Breidbach wurde von den Kindern der Stiftskindertagesstätte sowie Mitarbeitern des Stiftes mitgestaltet. Nach der Trauung ging es in einem englischen Sportwagen zur anschließenden Hochzeits- feier im Kreise von Freunden und Verwandten. Bernd Schulze Der Stiftler 41. Freundesbrief Radfahrer bitte absteigen! Allmählich nimmt der Stiftspark wieder Formen an. Sträucher sind gesetzt, Rasenflächen vorbereitet und der Teich ist mit Wasser gefüllt. Mit einiger Phantasie kann man sich doch schon vorstellen, daß der Park wieder schön wird und im nächsten Jahr Bewohner, Besucher und Gäste zum Verweilen einlädt. Die schönen breiten Wege sind so angelegt, daß zwei Rollstuhlfahrer problemlos aneinander vorbeikommen oder daß auch zwei „Rolli“ Fahrer nebeneinander hergehen können, um gemeinsam die Natur zu genießen. Die Zahl der Bewohner, die durch altersbedingte Behinderungen, z. B. Schwierigkeiten mit dem Laufen, hören oder sehen haben, wird immer größer. Für viele Bewohner und Angehörige besteht oft keine Möglichkeit mehr, Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung zu machen. Der Stiftspark bietet dann oft die einzige Gelegenheit, frische Luft, Sonnenschein und den Wechsel der Jahreszeiten zu genießen. Leider verlocken die bequemen Wege im und durch den Park Radfahrer aller Altersstufen immer wieder, hier in rasantem Tempo durchzufahren, um Wege abzukürzen. Ist das Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit oder Rücksichtslosigkeit? Machen sich diese Menschen klar, was passieren kann? Alte Menschen sind nicht mehr so wendig, beiseite zu springen, oft hören oder sehen sie die Gefahr nicht. Ein Vorfall sei hier beispielhaft dar- gestellt: eine stark sehbehinderte Bewohnerin entging nur ganz knapp durch einen glücklichen Umstand dem Zusammenstoß mit einem Radfahrer. Sie konnte durch ihr eingeschränktes Sehvermögen die Gefahr nicht bemerken, der junge Mann nahm es als selbstverständlich an, daß sie ausweichen würde. Der Schock war groß und die Bewohnerin brauchte längere Zeit, ihre dadurch entstandenen Herzprobleme los zu werden und ihr inneres Gleichgewicht wieder zu bekommen. Ganz bedenkenlos durch den Park zu gehen wird ihr wahrscheinlich nicht mehr gelingen. Wie schnell kann ein alter Mensch umgerissen werden, die Folgen eines Sturzes sind katastrophal. Der Stiftspark ist als ein Ort der Begegnung, zum spazieren gehen und zur Erholung für alle da. Wie schon erwähnt, ist er für viele Bewohner oft die einzige Möglichkeit, an die frische Luft zu gehen. Wir bitten alle Radfahrer ganz dringend, wenn sie eine Abkürzung durch den Park nehmen wollen: Nehmen Sie Rücksicht und steigen Sie ab! Die Bewohner werden ihre Spaziergänge dann in Ruhe genießen können. Elfriede Koopmann 7 Der Stiftler 41. Freundesbrief Neuer Beschützter Wohnbereich Hiermit möchten wir Mitarbeiter uns und den neuen Beschützten Wohn- bereich vorstellen. Wir alle zusammen arbeiten seit 99 Jahren in der Altenpflege, davon 64 Jahre im Evangelischen Stift zu Wüsten. Von links nach rechts: Antje Görtler (Pflegehelferin), Anette Gruber (Pflegehelferin), Claudia Stille (Altenpflegerin, stellv. Wohnbereichsleitung), Ulrike Stammeier (Krankenschwester), Janine Tölke (Hauswirtschaftskraft), Joachim Güse (Altenpfleger, Wohnbereichsleitung), Marianne Büker (Altenpflegerin), Antonia Hanke (Altenpflegerin), Christiane Unruh-Schulze (Altenpflegerin). Nicht im Bild sind die Pflegehelferinnen Anna Schellenberg und Helene Bohne. Jeder Mitarbeiter, der auf diesem Wohnbereich arbeiten wollte, konnte sich in einem Bewerbungsverfahren für den Beschützten Wohnbereich bewerben. Es fanden Einzelgespräche mit jedem der Bewerber statt. Wir wollten in diesen Gesprächen herausfinden, warum sich der Bewerber für diesen Wohnbereich beworben hat. Bei den Mitarbeitern, die sich beworben haben, stellte sich heraus, dass die meisten schon lange Jahre Erfahrung in der 8 Betreuung dementer Bewohner hatten und auch einige Mitarbeiter eine Zusatzausbildung erworben haben. Positiv war auch, dass wir mehr Bewerber hatten als Stellen zu besetzen waren. So fiel uns die Auswahl der Mitarbeiter auch nicht leicht. Ich möchte mich auch auf diesem Weg bei allen Bewerbern bedanken, auch bei denen, die nicht für diesen Wohnbereich berücksichtigt werden konnten. Zielgruppe für den Beschütz- ten Wohnbereich sind Bewohner, die mobil sind und durch ihre mangelnde zeitliche, räumliche, situative und persönliche Orientierung nur sehr schwer in einen Wohnbereichsalltag zu integrieren sind. Folgende Verhaltensweisen können im Vordergrund stehen: - Weglauftendenz - Unruhezustände - Zwanghafter Bewegungsdrang - Aggression - Gestörter Tag-/Nacht Rhythmus Der Stiftler 41. Freundesbrief Die baulichen Voraussetzungen waren der erste Schritt zur Umsetzung des neuen Konzeptes. Bewegungsdrang mancher Bewohner Rechnung trägt, ist schon eine Besonderheit auf dem neuen Wohnbereich. Für diesen Personenkreis wird auf dem Beschützten Wohnbereich ein besonderes Wohnumfeld geschaffen und eine ihren Bedürfnissen entsprechende Betreuung angeboten. Ein weiteres Beispiel unseres neuen Konzeptes sind die Mahlzeiten: Bisher haben wir feste Zeiten für die Einnahme der Mahlzeiten morgens, mittags und abends. Wir wollen das Frühstück und das Abendessen über einen längeren Zeitraum anbieten. Der Bewohner, der aufgestanden ist, soll die Möglichkeit haben zu seiner individuellen Zeit zu frühstücken und nicht wie bisher um 8.30 Uhr. Ziel ist es, den Bewegungsdrang der Bewohner nicht zu unterbinden, sondern ihnen die Möglichkeit zum Laufen zu geben, ohne dabei auf verschlossene Türen zu stoßen. Deshalb sind die Ein- und Ausgänge nicht gleich offensichtlich platziert worden, sondern hinter einem Sichtschutz verborgen. Ein Rundgang um ein Atrium ermöglicht den Bewohnern, sich innerhalb des Wohnbereiches bewegen zu können und dabei immer wieder am Wohnzimmer vorbei zu kommen. Dieses ist zentral gelegen, mit einer kleinen Küchenzeile ausgestattet und soll ein Treffpunkt für alle Bewohner sein. Es besteht dort die Möglichkeit hauswirtschaftliche Arbeiten mit oder im Beisein der Bewohner stattfinden zu lassen. Somit entsteht ein ständiger Kontakt auch für Bewohner die viel unterwegs sind. Vom Beschützten Wohnbereich aus gibt es einen direkten Zugang in einen beschützten Garten, in dem die Bewohner auch ohne Begleitung spazieren gehen können. Diese bauliche Form, die dem Jeder Bewohner soll die Möglichkeit haben, sich die Mahlzeiten mit Hilfe der Mitarbeiter selber zusammenzustellen. Ein weiterer Eckpunkt soll in der Betreuung und Beschäftigung der Bewohner liegen. Die Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes werden Ideen und Vorschläge zur Beschäftigung der Bewohner aufzeigen, so dass die Mitarbeiter des Wohnbereiches diese selbst im Alltag einbringen können. Es werden Materialien, z. B. zur 10-Min. Aktivierung, für Spiele oder gymnastische Übungen zur Verfügung stehen. Diese werden von Zeit zu Zeit erneuert oder ausgetauscht. Gemeinsam sollen Angebote zum „Sich-selber-beschäftigen“ erarbeitet werden. Gemeint sind offene Regale im Flur oder Wohnzimmer, die Dinge enthalten, die Auffor- derungscharakter besitzen, so dass sich Bewohner auch alleine damit beschäftigen können. Das bisherige Stubenprogramm wird zunächst beibehalten. An zwei Tagen pro Woche wird der Sozialdienst für jeweils eine Stunde auf dem Wohnbereich Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Es gilt weiterhin, dass die Bewohner an dezentralen Veranstaltungen außerhalb des Wohnbereiches teilnehmen können, die für sie geeignet sind. Viele die dieses lesen, werden uns für Träumer halten. Aber jedes Mal, wenn wir in der Konzeptgruppe Themen diskutiert haben, kam die Überlegung, ob wir die Ziele nicht zu hoch gesteckt haben. Nein, wir haben uns ganz bewusst für eine hohe Zielsetzung entschieden, wohlwissend, dass dies unter den jetzigen Rahmenbedingungen sehr schwer wird. Aber wir wollen auch deutlich machen, welcher Betreuungsaufwand gerade für diese Bewohnergruppe notwendig ist. Vielleicht läßt sich Manches aus den Erfahrungen des Alltags im Beschützten Wohnbereich auch auf andere Wohnbereiche übertragen. Wir laden Sie als Angehörige und Betreuer ganz herzlich ein, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen und uns mit Rat und Tat zu unterstützen, unsere Ziele zum Wohl der Bewohner im „Beschützten Wohnbereich“ zu erreichen. Joachim Güse 9 Der Stiftler 41. Freundesbrief Tagebuch der Baumaßnahme 1 05.05.2003 - Der Neubau im Grünen. Wie geplant konnte ein großer Teil des alten Baumbestandes im Stiftspark trotz Baumaßnahme erhalten bleiben. Auf dem Flachdach des Anbaus wird demnächst noch ein Gründach angelegt. 2 07.05.2003 - Der Verbindungsgang zwischen Haus 5 „neu“ und Verwaltung vom Park ausgesehen. 4 3 14.05.2003 - Bisher lag zwischen Stiftshütte und Mitarbeiterhäusern eine unbenutzte Rasenfläche. Jetzt wird ein neuer Weg angelegt, der um die gesamte Hütte führt. An der Südseite werden auch zwei Sitzecken mit Bänken angelegt. Als Sichtschutz zu den Gärten der Mitarbeiterhäuser wird eine Hecke mit Blütensträuchern voraussichtlich in der nächsten Woche neu gepflanzt. 01.07.2003 - Der Dachdecker als Gärtner. Dachdeckermeister Detlev Lücke bepflanzt das Gründach. 10 23.05.2003 - Die Bewohner sind in das neue Haus 5 umgezogen. Die gemütlichen Sitzecken sind hergerichtet. 5 Der Stiftler 41. Freundesbrief Tagebuch der Baumaßnahme 6 14.07.2003 - Der Verbindungsweg von den Altenwohnungen zum Pflegeheim ist fast fertig. 8 28.08.2003 - Der Rundweg im kleinen Park für den Beschützten Wohnbereich wird angelegt. 10 7 16.07.2003 - Die Sitzecke an der Grillhütte wur-de heute freigegeben. 9 18.09.2003 - Der Übergang zwischen Haus 5 „neu“ und Haus 6 wird fertiggestellt. 18.09.2003 - Im Erdgeschoss ist der Möbeleinbau in vollem Gange. Die engagierten Mitarbeiter der Firma Lütgert versuchen teilweise die Rückstände aufzuholen, die von anderen Gewerken verursacht wurden. Aktuelle Fotos unter anderem vom Abriß von Haus 5 „alt“ finden Sie im Bautagebuch unter www.stiftler.de 11 Der Stiftler 41. Freundesbrief Lippische Rundschau vom 09.09.2003 Neuer kaufmännischer Beruf bietet Betrieben und Nachwuchs große Chancen Gesundheit fachkompetent verwaltet Wüsten/Kreis Lippe (köh). Noch ist er ziemlich unbekannt, doch für die Experten eine große Hoffnung: der neue Ausbildungsberuf „Gesundheitskaufmann/-kauffrau“. Vor zwei Jahren ins Leben gerufen, in Bielefeld bereits erfolgreich eingeführt, soll er nun auch in Lippe auf die Überholspur gehen. Für Oktober ist auf Initiative von Jürgen Auch das Rudolf-RempelBerufskolleg, die Bodelschwingschen Anstalten und das Johanneswerk werden mit von der Partie sein. Diese Einrichtungen haben schon seit längerem praktische Erfahrungen mit der Ausbildung von Gesundheitsberufen gesammelt. Bereits gestern stellten Reinert, Wolf und Mölling, sowie die Vertreterinnen der Bodelschwingschen Anstalten Bielefeld und des Johanneswerkes, Yvonne Spiertz und Katja Schwekendiek, und die Lehrlinge Hatice Öztekin (Oerlinghausen) und Simon Klausing (Bielefeld) im Stift zu Wüsten den neuen Ausbildungsberuf vor. Reinert, Ausbildungsleiter im Stift, ist von dem Berufsbild begeistert: „Wenn sich der neue Beruf erstmal herumgesprochen hat, können wir in drei Jahren in Lippe eine eigene Berufsschulklasse aufmachen, dann müssen die Auszubildenen nicht mehr nach Bielefeld fahren.“ Die Vorteile der neuen Ausbildung liegen für ihn auf der Hand: „Es ist eine große Chance zur Professionalisierung der Verwaltung.“ Bisher 12 Reinert vom Stift zu Wüsten sowie Erhard Mölling und Dr. Hartmut Wolf vom Arbeitsamt Detmold eine Fachkonferenz in Detmold geplant. Sie wollen lippischen Betrieben aus Sozialund Gesundheitswesen, dem Berufs-kolleg Lemgo und der Industrie- und Han-delskammer von Erfahrungen mit dem neu-en Beruf Werben für ein neues Berufsbild (von links) Y vonne Spiertz (Kauf-männische Abteilung, Bodelschwingsche Anstalten, Bielefeld), Erhard Mölling (Teamleiter Ausbildungsmarktpartner, Arbeitsamt Detmold), Hatice Öztekin (Azubi aus Oerlinghausen, 2. Lehrjahr), Katja Schwenkendiek (Geschäftsbereich Personal, Evangelisches Johanneswerk, Bielefeld), Dr. Hartmud Wolf (Berufsberater Abiturienten, Arbeitsamt Detmold), Simon Klausing (Azubi aus Bielefeld, 2. Lehrjahr) und Jürgen Reinert (Stift zu Wüsten). seien es eben Bürokaufleute gewesen, die in den Verwaltungen ausgebildet worden seien. Die speziellen Kenntnisse über Abrechnungswesen und (Foto: Manfred Köhler, LR) Sozialrecht hätten die Betriebe dabei selber vermitteln müssen, berichtete Reinert aus eigener Erfahrung. Das sei eine zusätzliche Belastung, die mit dem Der Stiftler 41. Freundesbrief neuen Berufsbild der Vergangenheit angehören würden. Für die Berufsbewerber täten sich im übrigen gute Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz auf. Diese Einschätzung konnten Yvonne Spiertz und Katja Schwekendiek nur bestätigen. „Uns liegen jede Menge Bewerbungen vor.“ Zur Zeit werden beim Johanneswerk neun, bei den Bodelschwingschen Anstalten drei Lehrlinge und im Stift ein Lehrling im neuen Fach ausgebildet. Um den neuen Ausbildungsgang zu unterstützen vereinbarten die Stiftführung mit der Vertreterin aus Bethel gestern spontan eine enge Zusammenarbeit: Ihre angehenden Gesundheitskaufleute sollen in der Ausbildung beide Betriebe kennenlernen. Nicht überall können junge Menschen den neuen Weg einschlagen: 46 Gesundheitsbetriebe in Ostwestfalen-Lippe sind ausbildungsberechtigt, 16 allein in Paderborn, Höxter und Warburg. In Lippe sind es sechs: das Stift zu Wüsten, die Salzetalklinik in Salzuflen, die Fürstin Pauline Stiftung und das Reha-Zentrum „Salutaris“ in Detmold und die Roseklinik in Horn-Bad Meinberg. Langfristig seien für Lippe durch den neuen Beruf nur Vorteile zu erwarten, ist sich die Gemeinschaftsinitiative einig: Dieser werde die fachliche und personelle Kompetenz im Bereich Gesundheits- und Sozialverwaltung absichern und ausbauen helfen. Wer mehr wissen möchte, erhält beim Arbeitsamt Detmold Auskunft unter der Telefon-Nummer: 0 52 31/61 04 40. Lippische Rundschau vom 01.10.2003 Stift zu Wüsten: klein, aber schnell Mitglieder der Kirchenvorstände nehmen Neu- und Umbau unter die Lupe Wüsten (LR). Es war das erste Mal, aber es soll nicht das letzte Mal gewesen sein: Rund 25 Mitglieder der Kirchenvorstände der ev.-ref. Kirchengemeinden Bad Salzuflen, Schötmar und Wüsten folgten der Einladung des Stiftsvorstandes zu einer Informationsveranstaltung im Wüstener Stift. Ein Schwerpunkt dabei war der Neu- und Umbau. Geschäftsführer Christoph Fritsche erläuterte das neue Konzept für den Bereich „Beschütztes Wohnen“, in dem ab Oktober altersverwirrte Bewohner individuell betreut werden sollen. Zu Beginn des Treffens hatte Petra Siekmann-Heide als Vorsitzende des Stiftsvorstandes die Entwicklung des Stifts und die Beziehung zwischen den drei Kirchengemeinden erläutert. Die drei Gemeinden sind Träger der Stiftung und überwachen durch ihre Vertreter im Stiftsvorstand die Geschäftsführung bei der Leitung der bekannten Salzufler Einrichtung, die verschiedenen Wohn- und Pflegeeinrichtungen, eine Diakoniesta- tion und eine Kindertagesstätte betreibt. Geschäftsführer Jürgen Reinert teilte den Kirchenältesten mit, dass trotz der unbefriedigenden Einstufung pflegebedürftiger und vor allem altersverwirrter Bewohner durch die Pflegeversicherung keine Verluste erzielt würden, die durch Gehaltskürzungen bei den Mitarbeitern ausgeglichen werden müssten. „Wir sind eine kleine selbstständige Einrichtung und können deshalb wie ein Schnellboot vielleicht schneller als andere auf die Probleme reagieren“, meinte Reinert. Erstaunlich war, das fast alle Anwesenden eine persönliche Beziehung zum Stift hatten: Als Angehöriger eines Verwandten oder Bekannten im Stift, aufgrund geschäftlicher Beziehungen oder als ehemaliger Zivi. So war es denn weniger erstaunlich, dass alle gerne wieder einer Einladung zu solch einer Informationsveranstaltung folgen möchten - im nächsten Jahr in dem neuen Veranstaltungsraum, wenn der Bau endgültig fertig ist. 13 Der Stiftler 41. Freundesbrief Lippische Landes-Zeitung vom 10.10.2003 Eine Spende, die sprachlos macht Kirchengemeinde stiftet 40 000 Euro für Gottesdienstraum Bad Salzuflen-Wüsten (Rei). Christoph Fritsche fehlen selten die passenden Worte. Doch jetzt hat es auch einmal dem Geschäftsführer des Stifts zu Wüsten die Sprache verschlagen - allerdings wegen einer überaus positiven Überraschung. Vertreter Seit Beginn der Um- und Erweiterungsarbeiten am Pflege- und Altenheim bittet die Stiftsleitung um Spenden für den neuen Gottesdienstraum, der nicht gefördert wird. Viele Bewohner können an den Veranstaltungen in der Wüstener Kirche nicht mehr teilnehmen. Deshalb findet seit Jahrzehnten im Stift freitags ein eigener Gottesdienst statt. Bis zum Beginn der Baumaßnahme stand dafür der noch unter Leitung von Pastor Herbert Rosenhäger gebaute Stiftssaal zur Verfügung, der jedoch den seit langem gewünschten Einzelzimmern der Bewohner weichen mußte. Als Ersatz wurden ein variabler Veranstaltungsraum und ein spezieller Gottesdienstraum (im Erdgeschoss) geplant, in dem auch die Orgel und das Abendmahlrelief aus dem alten Saal wieder ihren Platz finden. Solche Gemeinschaftsräume werden aber nicht vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe gefördert und können somit nicht über die Heimkosten der Bewohner finanziert werden. „Somit ist verständlich, dass sich die Stiftsleitung im Namen der Bewohner riesig über dieses Geschenk der reformierten 14 des Wüstener Kirchenvorstandes drückten Fritsche bei einem Besuch im Stift plötzlich einen im doppelten Sinne des Wortes „großen Scheck“ in die Hand - ausgestellt über 40 000 Euro. Christoph Fritsche verschlug’s die Sprache beim Erhalt eines im doppelten Sinne übergroßen Schecks über 40 000 Euro für den neuen Gottesdienstraum, den der Geschäftsführer des Stiftes von Vertretern des Wüstener Kirchenvorstandes überreicht bekam. Gemeinde Wüsten freut und dem Kirchenvorstand für dieses großzügige Zeichen der Verbundenheit zwischen Kirchengemeinde und Stift dankt“, so Geschäftsführer Fritsche. „Der Gottesdienstraum im Stift ist praktisch eine zweite Predigtstelle in Wüsten. Logisch, dass wir uns als Gemeinde da engagieren“, sagte Kirchenvorstandsvorsitzender Detlef Brinkmeier auf LZ-Anfrage. Das Geld stammt aus der Gemeindekasse. Nach Angaben von Fritsche beginnt jetzt der dritte und letzte Bauabschnitt im Stift. In dessen Verlauf wird das Stammgebäude umgestaltet und das sogenannte „Gelbe Haus“ abgerissen. An dessen Stelle entsteht die neue Eingangshalle mit den Multifunktionsräumen, die Platz für bis zu 250 Besucher bieten. Insgesamt schlägt der im Mai 2002 begonnene Stifts-Umbau mit neun Millionen Euro zu Buche. Der Stiftler 41. Freundesbrief Hurra, die „neue Küche“ ist da! 25 Jahre hat sie uns treu gedient, die alte Stiftsküche. Aber Mängellisten und Reparaturarbeiten häuften sich, reibungslose Arbeitsabläufe waren schwer zu organisieren. Weite Arbeitswege: z. B. das Tiefkühlhaus lag etliche Meter vor der Hauptküche, gestalteten unsere Arbeit schwierig. Nach einer langen Planungsphase für eine „neue Küche“ in den gegebenen Räumen nahm das Schicksal seinen Lauf! Wir überließen für voraussichtlich drei Monate (Aussage des Architekturbüros) den Fachingenieuren und Handwerkern unser „altes Schätzchen“ und bezogen ein „Provisorium“. Das bedeutete Produktions- und Spülküche mußten in getrennten artfremden Räumen installiert werden. Mit geringsten Arbeitsmitteln, aber guter Planung, Zusammenarbeit und Organisation aller Beteiligten war die Versorgung unserer Bewohner gewährleistet. Danke an alle!!! alten Räumlichkeiten beziehen. plätze, Vorratsräume und Kühlhäuser lassen einen reibungslosen Arbeitsablauf zu. Statt mit vertrautem Strom arbeiten einige Geräte nun mit Erdgas, für uns eine große Umstellung! Nicht nur Pfingsten und Weihnachten 2002, sondern auch Ostern 2003 schwitzten wir noch in den provisorischen Räumen. Endlich nach einem Jahr Umbauzeit konnten wir im Juni 2003 die „neue Küche“ in den Anlieferung und Sozialräume für Mitarbeiter der Küche mußten in die gegebenen Quadratmeter eingeplant werden, so dass für den Produktionsablauf weniger Fläche zur Verfügung steht. Juni 2003 Wir ziehen ein. Hell geflieste Räume, blau abgesetzt erwarten uns. Die Einrichtung besteht u. a. aus zwei neuen Combidämpfern, einem Kochblock mit einer Kipppfanne, vier Gasflammen, zwei Kesseln, einem Wasserbad, einer Kühltheke für Aufschnitt und Käse, einer Bandspülmaschine und ein Tiefkühlhaus innerhalb der Küche. Vorratsbehälter sind rollbar und Geräte stehen auf Sockeln, so dass eine optimale Küchenreinigung möglich ist! Die Anordnung der neuen Arbeitsgeräte, Arbeits- August 2003 Langsam werden wir vertraut mit Arbeitsabläufen und Küchengeräten, stellen fest, dass subtropische Temperaturen uns auch jetzt noch zu schaffen machen. Freude bereiten uns die nun wieder frisch gebratenen Schnitzel aus der Pfanne und aus eigener Produktion hergestellten Aufläufe und Menüs. Um uns herum ist immer noch Baustelle, die bei der täglichen Arbeit oft Überraschungen bereithält. Erwartungsvoll blicken wir auf das Jahr 2004, ein Ende der Baumaßnahme ist in Sicht! Oder? Britta Prüßner 15 Der Stiftler 41. Freundesbrief Das Stift als Ausbildungsplatz Heute wollen wir Ihnen zwei junge Frauen vorstellen, die im Evangelischen Stift zu Wüsten in zwei unterschiedlichen Bereichen in der Ausbildung sind. Da ist zunächst einmal Irene Voth, mit der wir Sie bekannt machen möchten. Jahr. Angefangen habe ich hier im Haus am 01.01.2002, ich bin im 3. Jahr in der Ausbildung und werde im Juni 2004 fertig sein. Fr. Koopmann: Wie ist das Verhältnis zu Ihren Kolleginnen und Kollegen und was macht Ihnen besondere Freude? Fr. Koopmann: Frau Voth, sagen Sie doch bitte, wo und als was Sie hier im Stift ausgebildet werden. Fr. Koopmann: Erzählen Sie uns doch auch etwas von Ihnen persönlich, z. B. wo Sie geboren und aufgewachsen sind und was Sie für Hobbys haben. Fr. Voth: Ich absolviere hier eine Lehre zur Bürokauffrau und muß dazu innerhalb der Verwaltung des Hauses alle Bereiche kennen lernen, so z. B. die Buchhaltung, die Leistungsabrechnung oder auch die Personalabteilung zur Gehaltsabrechnung. In der EDV habe ich die Gestaltung der Homepage erlernt. Als ich in der Pforte eingesetzt worden bin, war das für mich eine gute Gelegenheit, intensiver mit Bewohnern und Besuchern in Kontakt zu kommen. Fr. Koopmann: Wie lange dauert Ihre Ausbildung und seit wann sind Sie hier? Fr. Voth: Die Ausbildungszeit beträgt in der Regel drei Jahre. Ich habe die Höhere Handelsschule besucht, das wird angerechnet und verkürzt mir meine Ausbildungszeit um ein halbes 16 aber gemacht, daß ich auch eine Zeit im Wohn- und Pflegebereich sein durfte. Das ist freiwillig gewesen und gehört nicht zum Ausbildungsprogramm einer Bürokauffrau. Hier hatte ich eine wirklich gute Gelegenheit, die Bewohner, die Arbeit auf den Wohnbereichen und die Kolleginnen und Kollegen aus einem ganz anderen Arbeitsbereich kennen zu lernen. Irene Voth als angehende Bürokauffrau in der Verwaltung des Stifts. Fr. Voth: Ich verstehe mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen sehr gut. Sehr gern arbeite ich am Computer. Eine besondere Freude hat es mir Fr. Voth: Geboren bin ich in Kirgisien. Ich bin das drittjüngste von sieben Geschwistern. Im Dezember 1988 zogen wir nach Deutschland. Mit sechs Jahren kam ich in die Vorschule, um die deutsche Sprache zu erlernen. Bis zu Beginn meiner Ausbildung hier im Stift habe ich mit meiner Familie in Augustdorf gelebt. Sehr froh war ich, hier eine Mitarbeiterwohnung bekommen zu haben. Lange Anfahrtwege blieben mir erspart und ich fühle mich sehr wohl hier. In meiner Freizeit lese ich viel und unternehme am Wochenende gern mit meiner Freundin Spaziergänge. Fr. Koopmann: Vielen Dank Frau Voth für das Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude an der Arbeit und Der Stiftler 41. Freundesbrief natürlich auch viel Erfolg für Ihre Ausbildung. In einem ganz anderen Bereich wird Silvia Haimerl ausgebildet. Fr. Koopmann: Frau Haimerl, ich sehe Sie hier in unserer schönen neuen Küche, Sie sind Auszubildende, was ist Ihr berufliches Ziel? lich mußte ich zur Schule und dreimal in der Woche konnte ich hier in der Küche und in der hauseigenen Wäscherei mitarbeiten. Im Dezember fand dann das Vorstellungsgespräch für den Ausbildungsplatz statt. Das Praktikum endete im Juli 2003 Fr. Haimerl: Ich möchte mich hier im Stift zur Hauswirtschafterin ausbilden lassen. Fr. Koopmann: Wie sind Sie auf das Stift zu Wüsten gekommen, seit wann sind Sie hier und wie lange geht Ihre Ausbildung? Fr. Haimerl: Ich habe selber die Initiative ergriffen und war im Internet auf das Evangelische Stift zu Wüsten aufmerksam geworden. Am 07. Oktober 2002 habe ich das Praktikum angefangen, zweimal wöchent- Fr. Koopmann: Und wie ist es mit den Arbeitszeiten hier im Dienstleistungsbereich? Da müssen Sie ja auch Wochenend- und Feiertagsdienst in Kauf nehmen. Fr. Haimerl: Das ist wahr. Aber das ist Gewöhnungssache. Ich weiß, daß dieser Beruf andere Arbeitszeiten mit sich bringt, als viele andere Berufe. Aber ich mache es gern und habe mich damit auch arrangiert. Fr. Koopmann: War das schon immer Ihr Berufswunsch? Fr. Haimerl: Nein, das war es ursprünglich nicht. Aber im Zuge eines Grundausbildungslehrganges des Esta-Bildungswerkes habe ich das Stift zu Wüsten und die Arbeit hier in der Küche und der Wäscherei kennen gelernt. Es war ein Praktikum das über neun Monate ging und so hatte ich genügend Zeit für meine Entscheidung. Dieser Praktikumsplatz gab nämlich die Möglichkeit einer anschließenden Ausbildung und diese Möglichkeit habe ich wahrgenommen. tisch, Salatzubereitung und bei der Mittagessenausgabe auf den Wohnbereichen, sowie in der Wäschepflege tätig. Später werde ich dann beim Kochen helfen und lernen dürfen. Fr. Koopmann: Und was ma-chen Sie in Ihrer Freizeit nach Feierabend? Silvia Haimerl wird in der Stiftsküche zur Hauswirtschafterin ausgebildet. und seit dem 1. August bin ich nun in der Ausbildung. Ich konnte gleich in das 2. Ausbildungsjahr einsteigen, da die Höhere Handelsschule, die ich besucht habe, angerechnet wird. Die Ausbildung endet am 31.07.2005. Fr. Koopmann: Was müssen Sie denn hier tun? Fr. Haimerl: Im Moment bin ich hauptsächlich im Bereich der kalten Speisen, wie Frühstück und Abendbrot, Nach- Fr. Haimerl: Nun ich habe fünf Zwergkaninchen, einen Hamster und einen Kanarienvogel. Die Tiere wollen alle versorgt sein, das macht schon Arbeit. Ich mag Tiere sehr. Ursprünglich wollte ich auch Tierarzthelferin werden. Aber die Vorstellung, dann auch dabei sein zu müssen, wenn Tiere eingeschläfert werden müssen, oder kranke Tiere leiden zu sehen, hat mich doch von diesem Berufswunsch abgebracht. Ansonsten gehe ich auch gern mit meiner Freundin aus. Fr. Koopmann: Auch Ihnen wünsche ich weiterhin Freude und viel Erfolg bei Ihrer Ausbildung. Danke für das Interview. Elfriede Koopmann 17 Der Stiftler 41. Freundesbrief „Wir spielen fast jeden Tag zusammen Rommee!“ Wer vom Südeingang ins Stift kommt, kennt die drei Damen zumindest vom Sehen: Ilse Marth, 79 Jahre, Elfriede Vagt, 93 Jahre und Hilde Wißmann, 89 Jahre. Fast jeden Tag sitzen sie zusammen in der ehemaligen Brunnenstube und spielen zusammen Rommee, allerdings nicht um Geld, wie sie ausdrücklich betonen. Aber nicht nur das Kartenspiel verbindet die Bewohnerinnen, sondern auch ihre Mitarbeit im Heimbeirat. Seit März diesen Jahres vertreten sie die Interessen der Bewohner und Bewohnerinnen des Pflegeheimes im gemeinsamen Heimbeirat zusammen mit den Vertretern des Betreuten Wohnens und der Altenwohnungen. Ilse Marth ist von den dreien am längsten im Stift. Sie zog im Oktober 2001 von Knetterheide nach Wüsten, weil sie nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht mehr alleine in ihrer Wohnung zurecht kam. Aber der Kontakt zu alten Bekannten und Freunden ist durch den Umzug nicht abgebrochen, denn Frau Marth fährt einmal in der Woche zum Bingospielen in das Begegnungszentrum der AWO nach Knetterheide. Elfriede Vagt kam im April 2002 ins Stift. Die gelernte Kindergärtnerin und Krankenschwester wohnte über 40 Jahre mit ihrer Freundin zunächst in Essen und dann in Bad Salz- uflen in einem Haushalt zusammen. Als ihre Freundin auf den Wohnbereich 7 zog, entschied sich Frau Vagt einige Wochen später nachzukommen. Die beiden Freundinnen teilen sich ein Doppelzimmer und helfen sich gegenseitig so gut es geht. Teilnehmerinnen des Stubenprogrammes im Stift. Sie schätzen dabei besonders die Gemeinschaft und die Gymnastik. „Wir fühlen uns danach wohler,“ ist ihr Kommentar dazu. Im Heimbeirat sind alle drei noch nicht lange; sie möchten in die- Illustre Damenrunde beim täglichen Rommeespiel, von links: Hilde Wißmann, Ilse Marth, Elfriede Vagt, Elisabeth Hoffmann Eine „echte Wüstenerin“ ist Hilde Wißmann. Die gelernte Köchin wurde in der Wüstener Kirche getauft und konfirmiert und ist auch hier zur Schule gegangen. Als Schülerin hatte sie auch den ersten Kontakt zum Stift. In der Weihnachtszeit überbrachte sie den Bewohnern mit ihren Klassenkameraden Weihnachtspäckchen. Bis zu ihrem Einzug ins Stift im Dezember 2002 lebte Frau Wißmann bei ihrem Sohn in Porta Westfalica. Alle drei Damen sind treue sem Gremium gerne ihre persönlichen Erfahrungen mit einbringen und nach ihren Kräften den Alltag mit gestalten. Sie sehen es auch als ihre Aufgabe an, Kritik und Anregungen, stellvertretend für andere Heimbewohner, im Heimbeirat weiterzugeben. Einen gemeinsamen Wunsch äußern die drei Heimbeiratsmitglieder zum Abschluß des Gespräches, sie sehnen das Ende der Baumaßnahme herbei. Wer mag es ihnen verdenken! Dagmar Geck Kennenlern-Termine der Altenwohnungen und des Bereiches „Betreutes Wohnen“ Wir laden Sie ein zu drei weiteren Besichti- Freitag, 16.01.2004, 14.30 gungen unserer Altenwohnungen und zum Be- Uhr reich „Betreutes Wohnen“ am: Freitag, 19.03.2004, 14.30 18 41. Freundesbrief Der Stiftler 19 Am 02.08.2003 ist unser Bewohner Günther Steudel mal wieder „in die Luft gegangen“. Hier sieht man die Stiftsgebäude in Großaufnahme. Das rot gedeckte Haus in der Mitte ist das neue Haus 5. Rechts davon befindet sich das alte Haus 5, das im November abgerissen wurde.