Jahresbericht - Evangelische Kirche im Saarland
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Jahresbericht - Evangelische Kirche im Saarland
Jahresbericht 2009 2010 1 I N H A LT S V E R Z E I C H N I S VORWORT OFFENE SOZIALE ARBEIT JUGENDBERUFSHILFE JUGENDHILFEVERBUND ZENTRALE DIENSTE 2 04 06 09 Not hat ein Gesicht - wir zeigen es Armutskarrieren werden vererbt DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGmbH 10 12 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 23 24 25 26 27 28 Wege aus dem Teufelskreis bereiten „Das Leben war außer Kontrolle“ „Das Geld reicht nicht mehr aus“ „FairKaufHaus“ eröffnet Den Umgang mit Geld und Konsum schon früh kennenlernen Von den Schwierigkeiten, eine Kur zu finanzieren „Mit einem Baby ist alles anders“ Initiative(n) „von unten“ Hilfe bei der Orientierung in der Arbeitswelt „Motor für die Öffnung der Schule im Stadtteil“ „Gut gegründet und vernetzt“ „Kinderhaus & Gemeinwesenarbeit“ Blick in die Statistik Selbstbewusste junge Teenager „Sprachen sind Schätze“ Optimale Grundlage für soziales und individuelles Lernen Noch Handlungsbedarf, aber auch viel Lob Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ 30 33 34 37 38 39 40 40 42 43 44 Arbeitslosigkeit bedeutet immer Ausgrenzung Blick in die Statistik Preisgünstiges Angebot an Gebrauchtwaren Wiedereinstieg für Langzeitarbeitslose ins Berufsleben Positive Erfahrungen gesammelt In der Gruppe gegenseitig unterstützt Viele gute Ergebnisse Den Dialog eröffnet Hoch motiviert für eine Ausbildung Schwierige Lösungsprozesse Abteilung „Jugendberufshilfe“ 46 49 50 51 53 55 57 59 60 62 Die Chancen auf eine Berufswahl ermöglichen Ein verlässlicher Alltag um zur Ruhe zu kommen Von Achmet und Gino Wir sind stolz auf die Erfolge, die wir erzielen Oft genügt eine Änderung der Körperhaltung Im Wildpark, beim Malen und beim Tanztheater Soziale Kompetenzen lernen Vorbildliches Engagement Jugendliche in ihrer Entwicklung fördern Abteilung „Jugendhilfeverbund“ 64 65 65 66 66 67 68 69 70 70 71 72 73 75 76 Rezertifizierung durch die Firma Certqua Finanzen Blick in die Finanzen 45 Jahre im Dienst Diakonie Eine „reizvolle Aufgabe“ Über 25 Jahre im Dienst der Diakonie Motto: Not hat ein Gesicht Buntes Mitmachprogramm Freude an der Musik Unterstützung für Kranke und Sterbende „Kunst trotzt Armut“ und „Saarbrücker Winterreise“ Armutsbekämpfung bleibt die Herausforderung für die Zukunft Neue Wege und neue Strukturen Den Menschen nicht die Selbstständigkeit nehmen Impressum 3 VORWORT Not hat ein Gesicht - wir zeigen es! Liebe Freundinnen und Freunde der Diakonie, „Not hat ein Gesicht“, unter diesem Motto stand die Diakoniesammlung 2009, die wir im September mit einem Rundfunkgottesdienst eröffneten. Not besteht eben nicht nur aus Zahlen, Daten und Fakten. Der tägliche Blick in die Zeitung und die Redebeiträge von Entscheidungsträgern lassen jedoch das Gegenteil vermuten. Da wirbeln Prozentzahlen und Statistiken kunstvoll umeinander herum. Dabei ist nicht zu bestreiten, dass solche Analysezahlen wichtig sind, um die soziale Wirklichkeit zu beschreiben und Hilfsstrukturen aufzubauen. So haben wir in der Diakonie mit Spannung die Sozialstudie Saarland erwartet, um über verlässliche Zahlen zu verfügen. Insoweit ist die Studie zu begrüßen, wenn sie auch einige wichtige Themenfelder vermissen lässt. Hinter den Zahlen stehen Gesichter Und doch bleibt Beklemmung. Wir wissen nun, dass 14 Prozent der Saarländer in Armutsverhältnissen leben, und dass rund 23.000 Kinder im Saarland von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) abhängig sind. Aber was das konkret im 4 Alltag der Menschen bedeutet, können viele nur ahnen. Hinter all den Zahlen stehen jedoch Menschen mit konkreten Gesichtern und ganz persönlichen Schicksalen. Ihnen begegnen wir in der Diakonie an vielen Orten. Ihnen möchten wir jenseits der Zahlen ihre Gesichter wieder geben. Das ist eine der zentralen Aufgaben von Diakonie, Öffentlichkeit und Politik immer wieder auf die Menschen und was sie brauchen, hinzuweisen. Im Leitbild des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR heißt es dazu: „Wir leisten Hilfe, verschaffen Stimme und Gehör.“ Diesem Zweck dient auch dieser Jahresbericht. Es stehen keinen Zahlen und Statistiken im Mittelpunkt sondern Menschen, denen wir in unserer Arbeit begegnen. Und darüber hinaus begegnen Sie, liebe Leserinnen und Leser, sozusagen indirekt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Diakonischen Werkes ohne deren täglichen engagierten Einsatz vieles nicht möglich wäre. Dem Zynismus entgegen treten Not hat ein Gesicht – und wir zeigen es! Damit wollen wir zugleich dem öffentlichen Zynismus entgegen treten. Wir haben uns im Gefolge der Wirtschaftskrise an gewaltige Zahlen und statistische Spielereien gewöhnt. Fast scheint es da auf den einzelnen Menschen nicht anzukommen. Die Gewichte verschieben sich weg vom Leben der Menschen hin zu Renditeerwartungen. Trotz Milliardenbeträge für Banken und Spekulationen wird der einzelne Arbeitslose noch immer als das Hauptproblem deutscher Staatsausgaben angesehen und diffamiert, gilt das hilfebedürftige Kind in der Jugendhilfe als Hauptverursacher der Finanznot von Kommunen. Solchem Zynismus wollen wir mit dem Blick in die Augen der Menschen, die Hilfe brauchen und bekommen sollen, begegnen. Wir wissen uns dabei von dem Glauben getragen, der zugleich Auftrag der Diakonie als evangelischem Wohlfahrtsverband ist. Wenn der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, nach seinem Bild geschaffen – dann schauen wir bei jedem Menschen, den wir treffen, in die Augen Gottes. Das heißt dann, dass bei jeder Bitte um Hilfe, Unterstützung, Begleitung, Beratung, Erziehung immer auch die Frage nach dem Sinn des Lebens, dem Wert des Menschen und dem Gelingen unseres Zusammenlebens gestellt ist. An vielen Stellen im Saarland stehen wir im Diakonischen Werk in Einrichtungen, Maßnahmen und Projekten vor diesen Fragen. Und im Alltag versuchen wir darauf eine Antwort zu geben, die den Menschen ganz konkret hilft. Das zeigt sich nicht zuletzt in den neuen Einrichtungen, die auf konkrete Probleme reagieren. Dazu gehören Sozialkaufhäuser, schulbegleitende Maßnahmen, Schutzstellen für Kinder und Jugendliche, Integrationskurse für Migranten und Kinderhäuser. Liebe Leser, Sie werden in diesem Bericht einer Reihe solcher Projekte begegnen. Sie sind dringend notwendig und werden vehement in Anspruch genommen. All diese Aktivitäten sind nur möglich, weil wir von vielen Seiten unterstützt werden. Dank an alle die uns unterstützen Dazu gehören natürlich die evangelischen Kirchengemeinden im Saarland wie auch die Landeskirche. Dazu gehören aber auch Partnerinnen und Partner in Ministerien, Kreisverwaltungen und Kommunen wie auch viele großzügige Spender. Ihnen allen danken wir für die Unterstützung. Weiterhin danken wir den Ehrenamtlichen in den Tafelprojekten, der Bahnhofsmission und anderen Einrichtungen sowie den Sammlerinnen und Sammlern in den Gemeinden. Ohne Sie wäre nicht möglich, was Sie auf den nächsten Seiten lesen. Not hat ein Gesicht – lassen Sie sich anrühren, aufrütteln und vielleicht selbst zum Engagement ermutigen. Gesichter sagen mehr als jede Zahl. Udo Blank, Diakonie-Pfarrer 5 VORWORT Die wachsende Kinderarmut gehört zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahre Armutskarrieren werden vererbt Die wachsende Kinderarmut stellt für das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR eine der Hauptherausforderungen für die Zukunft dar. „Die Zahl armer oder von Armut bedrohter Kinder nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Aktuell leben mehr als 2,4 Millionen Kinder in Armut. Kinderarmut hat vielfältige Ursachen und führt zu zahlreichen Benachteiligungen in vielen Lebenslagen. Sie bedeutet einen Mangel an Einkommen, an Ressourcen und an Lebensperspektiven. Die Folgen sind gravierend: Die Kinder haben keinen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Freizeitaktivitäten. Sie weisen nicht selten gesundheitliche Defizite auf und leben oft in sehr beengten Wohnverhältnissen. Diese Lebensumstände bestimmen nicht nur die aktuelle Situation vieler Kinder, sondern auch ihre Chancen, ihr persönliches Potenzial zu entfalten und sich zu eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Die Chancen auf ein gutes Aufwachsen sind somit in Deutschland von Geburt an höchst ungleich verteilt. Wir brauchen eine Politik, die Kinder in den Mittelpunkt stellt, und einen kindzentrierten Blick auf die Armut. Denn alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf gute Bildung, Teilhabe und Gesundheit. Darüber hinaus sprechen gewichtige ökonomische Argumente dafür, in eine gute materielle Absicherung aller Kinder zu investieren. Denn sonst 6 können Kinder weder voll am sozialen Leben teilnehmen, noch zukünftig dem Arbeitsmarkt im notwendigen Maß zur Verfügung stehen“. Soweit aus einem Papier mit dem Titel „Kinder brauchen mehr! Unser Vorschlag für eine Kindergrundsicherung“, das Professor Dr. Ernst-Ulrich Huster von der Ev. Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe gemeinsam mit anderen im Rahmen einer Unterstützerliste der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Jedes 5. Kind ist arm Unter Beachtung derjenigen Familien, die mit einem sehr geringen Einkommen knapp über der Anspruchsgrenze liegen, kann nach vorsichtiger Schätzung davon ausgegangen werden, dass jedes 5. saarländische Kind unter Armutsbedingungen aufwächst. Es handelt sich dabei um ein statistisches Mittel im Land; in städtischen Verdichtungsräumen ist der Anteil der betroffenen Kinder wesentlich höher. Besonders betroffen sind hier wie anderswo Familien, die arbeitslos sind, Alleinerziehende, die zumeist nur einer Teilzeitbeschäftigung oder einer prekären Arbeit nachgehen können, kinderreiche Familien mit mehr als 3 Kindern und Familien mit Zuwanderungsgeschichte. Das Bundesjugendkuratorium schreibt in einer Stellungnahme vom August 2009 zum Thema Kinderarmut in Deutschland: „Auch wenn Kinderarmut ein komplexes Phänomen ist, zu dessen Entstehung und Verfestigung unterschiedliche Beziehungsfaktoren beitragen, muss das Ziel der Vermeidung von Kinderarmut ganz oben auf der politischen Agenda platziert werden. Denn durch Armut sind nicht nur fundamentale Rechte der Kinder verletzt, sondern darüber hinaus auch die Teilhabechancen am gesellschaftlichen Leben sowie die Entwicklungs- und Entfaltungschancen dieser Kinder eingeschränkt. Ein Leben unter Armutsbedingungen verschlechtert die Chancen auf eine erfolgreiche schulische Bildungskarriere. Armut wird vererbt Verminderte Berufs- und Verdienstchancen erhöhen das Risiko einer Vererbung von Armut und sozialer Benachteiligung… Die UN-Konvention über die Rechte der Kinder (UN-KRK) von 1989 legt in Artikel 26 fest, dass die Vertragsstaaten – und damit auch Deutschland – alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen haben, um das Recht eines jeden Kindes auf Leistung der sozialen Sicherheit einschließlich der Sozialversicherung zu verwirklichen. In § 27 UN-KRK erkennen die Vertragsstaaten das Recht jedes Kindes auf einen seiner Entwicklung angemessenen Lebensstandard an.“ Die nach langem Drängen der Kirchen und der Wohlfahrts- verbände, insbesondere auch der Diakonie, nun endlich vorliegende Sozialberichtserstattung der Landesregierung in der „Sozialstudie Saar – Teilhabe und sozialer Zusammenhalt im Saarland“ vom Januar 2010, spart das Thema Kinderarmut außer mit ein paar Zahlen leider weitgehend aus. Obwohl die Problematik der Vererbung von Armutskarrieren seit Jahren zu beobachten ist, wird dem in der Studie nicht nachgegangen. Umso mehr begrüßen wir, dass in einer Folgestudie zur Sozialberichtserstattung im Saarland das Kölner Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) von der Landesregierung beauftragt wurde, das Thema Kinderarmut gesondert zu beleuchten. Regierung verteilt Arbeitsfelder neu Mit der neuen Landesregierung ist im Saarland erstmals ein Bündnis von drei Parteien entstanden, die so genannte Jamaika-Koalition. Den Koalitionsvertrag und die damit veröffentlichten Absprachen und inhaltlichen Ausrichtungen haben wir mit Interesse gelesen und sehen in vielen Bereichen Ansatzpunkte für Gespräche und Verhandlungen mit der neuen Landesregierung. Leider bringt eine Koalition aber auch mit sich, dass Arbeitsfelder regierungsintern neu verteilt werden, was in bestimmten Bereichen zu aufgesplitteten Zuständigkeiten führte. So ist beispielsweise das Thema Suchtkrankenhilfe auf drei Ministerien verteilt, der Bereich der Kindertageseinrichtungen liegt in der Zuständigkeit des Bildungsministers, der in allen Bereichen der sozialen Arbeit zu beklagende Fachkräftemangel und die damit verbundene Ausbildungssituation an Universität, Fachschulen und HTW sind dagegen im Wirtschaftsministerium verortert. Mangel an Fachkräften spürbar Das Thema Fachkräftemangel in der sozialen Arbeit ist in der öffentlichen Diskussion längst angekommen. Der Mangel ist in nahezu allen Handlungsfeldern sozialer Arbeit deutlich spürbar. Mag diese Situation für Absolventen von Hochschulen, Fachhochschulen und Fachschulen auch beruhigende Berufsperspektiven bringen, so ist eine qualitativ verantwortbare innovative soziale Arbeit nach unserem Eindruck perspektivisch gefährdet. Bereits jetzt sind notwendige Stellenbesetzungen mit dem entsprechenden Fachpersonal oftmals nicht mehr möglich. Konkret bedeutet dies, dass im Saarland ein Fachkräftemangel insbesondere bei Erzieherinnen / Erziehern, Altenpflegerinnen / Altenpflegern, Sozialarbeiterinnen / Sozialarbeitern, Sozialpädagoginnen / Sozialpädagogen und Erziehungswissenschaftlern herrscht. Dieser Mangel ist sicher multikausal, hängt allerdings auch wesentlich mit neu entstehenden Handlungsfeldern und gleichzeitig zu geringen Ausbildungskapazitäten zusammen. Hinzu kommt, dass insbesondere für viele Absolventen von Hochschulen ein Arbeitsplatz im Bundesland Saarland nicht sonderlich attraktiv erscheint. Umstrukturierungen auf vielen Ebenen Durch die Zusammenschlüsse der Kirchenkreise Saarbrücken und Völklingen zum Kirchenkreis Saar-West zum 01.10.2009 und den Zusammenschluss des Kirchenkreises Ottweiler mit den saarländischen Kirchengemeinden des ehemaligen Kirchenkreises St. Wendel zum 01.04.10 zum Kirchenkreis Saar-Ost wird die Gesellschafterstruktur des Diakonischen Werkes an der Saar gGmbH neu geordnet. Die Zuständigkeitsbereiche nicht nur der beiden neuen Superintendenten, sondern auch die des Diakonischen Werkes an der Saar erweitern sich. Eine angemessene Vertretungs- und Arbeitsstruktur des DWSaar im Kirchenkreis Saar-Ost wird eine der Herausforderungen der nächsten Zeit darstellen. Erste Gremienvertretungen wie beispielsweise im Sozialausschuss des Landkreises St. Wendel werden über das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR wahrgenommen, weitere werden hinzukommen. Zu den Um- und Neustrukturierungen gehört aber auch beispielsweise das Diakonische Zentrum Saarbrücken, das im Stadtzentrum der Landeshauptstadt einen neuen Standort beziehen wird, da die Ev. Kirchengemeinde St. Johann Eigenbedarf für die Räumlichkeiten im Gemeindezentrum und in der Alten Kirche geltend gemacht hat. Dies eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten, insbesondere in der Vernetzung der Arbeitsbereiche Wohnungslosenarbeit mit dem Kleiderkammer- und Möbelangebot in der St. Johanner Börse. Näheres findet man hierzu im Bericht der Abteilungsleitung „Offene Soziale Arbeit“. Qualitätsentwicklung wird voran getrieben Nachdem die Rezertifizierung durch die Firma Certqua vom 7 DW SAAR 09. bis 11.09.2009 erfolgreich abgeschlossen wurde, werden nun die Anmerkungen aus der Rezertifizierung bearbeitet. Dabei geht es insbesondere um die Verbesserung und Erweiterung von Teilnehmerbefragungen und um Dokumentation der Kommunikationsstrukturen im Diakonischen Werk. Neben der Durchführung von internen Audits werden mittlerweile flächendeckend Mitarbeitendengespräche durchgeführt, aus Beschwerdemanagement und Vorschlagswesen ergeben sich wichtige Impulse für die Arbeit. Gerade der Umgang mit Beschwerden wird als Chance gesehen, auf Schnittstellenprobleme aufmerksam zu werden und die Qualität der Arbeit des Diakonischen Werkes an der Saar zu verbessern. Ausblick ins nächste Jahr Wenn man nach vorne schaut, wird das Jahr 2010 ein wichtiges Jahr für das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR. Neben der Armutsproblematik wird uns die Federführung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege, die das DWSAAR für die Jahre 2010 und 2011 für die Diakonie Rheinland-WestfalenLippe inne hat, beschäftigen. Diese Federführung bietet viele Anknüpfungspunkte mit Ministerien und politischen Entscheidungsträgern und sollte von daher als Chance für das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR genutzt werden. Wolfgang Biehl 8 Organigramm DWSAAR gGmbH Gesellschafterversammlung Verwaltungsrat Geschäftsführung DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGmbH Mitarbeitervertretung (MAV) Verwaltung Verbindungsstelle / Liga Personalverwaltung Ref. Kindertageseinrichtungen Vermögensverwaltung Finanz- und Rechnungswesen Offene Soziale Arbeit Referat I Gemeindl. Diakonie Referat II Beratung und Bildung Referat III Gemeinwesenarbeit Referat IV Migrationsdienste Betriebswirt. Fachberatung Controlling Öffentlichkeitsarbeit/ Kommunikation Qualitätsmanagementbeauftragte/r Jugendberufshilfe Jugendhilfeverbund Gleichstellungsbeauftragte Team I Jugendberatung Berufsorientierung Berufsvorbereitung Ausbildung Ausbildungsbegleitung Team II Jugendsozialarbeit Niederschwellige Beschäftigung Qualifizierende Beschäftigung stationär / teilstationär ambulant Sicherheitsfachkraft Datenschutzbeauftragte/r Bildung und Betreuung an Schulen psychologischer Dienst Gemeinnützige Trägergesellschaft Kirchliche Sozialstationen im Stadtverband Saarbrücken mbH Kirchliche Sozialstation Neunkirchen / SpiesenElversberg gGmbH Stand 11/2008 9 OFFENE SOZIALE ARBEIT Die Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ reagiert in vielfältiger Weise auf Armut und Ausgrenzung Wege aus dem Teufelskreis bereiten Die Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ mit einem Wirtschaftsplanvolumen von rund 7 Mio. € und rund180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 60 verschiedenen Einrichtungen und Beratungsstellen arbeitet auf einem breiten Feld der sozialen Arbeit. Dabei stehen die Armutsproblematik, die Beratungsarbeit, die Arbeit mit Wohnungslosen, die Tafeln, die Gemeinwesenarbeit, die Integration von Behinderten, die Arbeit mit Freiwilligen und Ehrenamtlichen sowie die sozialpädagogische Betreuung von Aussiedlern und Migranten im Mittelpunkt. Was ist eigentlich Armut? Man hat sich auf verschiedene Definitionen geeinigt, die den Grad der Armut bestimmen. Bei extremer Armut sind die Grundbedürfnisse nach Essen, gesundheitlicher Versorgung, Wohnung und Wärme nicht erfüllt. In Deutschland sind davon Wohnungslose, Straßenkinder, Drogenabhängige und Illegale betroffen. Bei relativer Armut wird Armut anhand des verfügbaren Einkommens für einen Haushalt bemessen. Als Armutsgrenze werden Prozentsätze des durchschnittlich verfügbaren Einkommens oder das offizielle Existenzminimum herangezogen. Arm ist, wer aus seinem eigenen Einkommen oder Vermögen nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Armut ist gleichbedeutend mit einem Mangel an Chancen, eigene Lebensvorstellungen und 10 Pläne zu verwirklichen. Leben in Armut und Unterversorgung ist oft von Zwängen und eingeengten Handlungsspielräumen gekennzeichnet. Eine bessere Ausbildung und Gesundheitsfürsorge heben nicht nur die Lebensqualität unmittelbar, sie versetzen auch die Menschen in eine bessere Lage, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, also nicht mehr unter Einkommensarmut zu leiden. Wer einen niedrigen Lebensstandard hat, muss auf Dinge und Aktivitäten verzichten, die zum üblichen Leben in Deutschland dazugehören: Telefon, Fernseher, Wohnung, warmes Essen, Möbel oder Freunde einladen. Ein unfreiwilliger Mangel an diesen Dingen bedeutet dann auch einen Ausschluss von der üblichen Lebensweise und fehlende gesellschaftliche Teilhabe. Gleichzeitig ist die Position, die jemand innerhalb der Gesellschaft einnimmt, ausschlaggebend für seine Identität. Bei einem Verlust der bisherigen Position ist das subjektive Erleben von Ausgrenzung oder Armut und der Vergleich der eigenen Lage mit der Bevölkerungsschicht entscheidend, zu der man sich selbst dazugerechnet hat und mit der man nun nicht mehr mithalten kann. In der deutschen Gesellschaft ist Arbeit ein zentraler Lebenswert. Der Verlust des Arbeitsplatzes wird von den Betroffenen in hohem Maß auch als Verlust von Status, Ansehen und Selbstwert erfahren. Den Menschen, die von Arbeits- losengeld II leben müssen, fehlen oft Zugangschancen und Teilhabemöglichkeiten, die aus eigener Kraft nicht mehr erreicht werden können. Soziale Ausgrenzung bedeutet im Wesentlichen schwache Anbindung an den Arbeitsmarkt, soziale Isolation, Ausschluss von sozialen Rechten und der Kultur. Arbeit schafft nicht nur Einkommen, sondern auch Sozialbeziehungen. Soziale Ausgrenzung wird außer durch fehlende Erwerbstätigkeit auch bedingt durch stark differenzierende Bildungssysteme, fehlende soziale Netzwerke und Vereinsamung, insbesondere in den Städten. Gegen Armut und Ausgrenzung Die Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ (OSA) reagiert in vielfältiger Weise auf Armut und Ausgrenzung und hilft den betroffenen Menschen. So wurden im vergangenem Jahr zahlreiche Projekte fortgeführt oder neu gestartet. Dabei wird versucht Ehrenamtliche einzubinden: etwa bei den Tafeln und in der Bahnhofsmission. Nach guten Erfahrungen in Völklingen hat die OSA im April 2009 Tafeln in Lebach und in Illingen (als Dependance der Tafel Neunkirchen) eröffnet – jeweils mit Kooperationspartnern, wie dem Caritasverband SchaumbergBlies. Die Freiwilligenagentur in Völklingen, die weiterhin vom Regionalverband Saarbrücken gefördert wird, unterstützt Bür- gerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich betätigen wollen. Immer mehr in den Vordergrund tritt ehrenamtliches Engagement für alte oder pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige, um den Wegfall der familiären Strukturen zu kompensieren und um einen langen Verbleib im eigenen Haushalt zu ermöglichen. Pflegen bedeutet für die Angehörigen oft eine außergewöhnliche Belastung. Zum Teil verändert es komplett das eigene Leben. Viele Pflegende leiden unter dieser Situation und wünschen sich Hilfe. Aus diesem Grund startet die OSA Mitte 2010 ein Krisentelefon für pflegende Angehörige. Geschulte Ehrenamtliche stehen als Gesprächspartner für die Sorgen der Betroffenen zur Verfügung. Aber auch hauptamtliche Hilfe ist hier notwendig. In der Seniorenberatung auf dem Saarbrücker Eschberg unterstützen Mitarbeiterinnen der OSA ältere Menschen, von denen viele einen Migrationshintergrund haben, damit sie länger in ihrer eigenen Wohnung verweilen können. Kinderhäuser vermitteln Bildung Armut ist besonders erschreckend, wenn Kinder betroffen sind. Denn hier führt sie schnell zu Ausgrenzung. Es fehlt das Geld, um mit Freunden ins Kino oder auch mal Eis essen zu gehen. Nachhilfe, um den Anschluss in der Schule zu halten, ist unerschwinglich. Hier hilft die OSA mit Ihren Kinderhäusern in Brebach und Malstatt. Ein Drittes gibt es in Kooperation mit dem Caritasverband Saarbrücken in Völklingen. Gemeinsames Essen, Hausaufgabenhilfe und viele pädagogische Angebote helfen, dass Kinder die Möglichkeit erhalten, durch Bildung aus dem Teufelskreis der Armut herauszukommen. Besonders gut möglich ist dies in nun Malstatt, wo das Kinderhaus 2010 in größere Räume umgezogen ist. Im März 2010 wurde in Lebach in Kooperation mit dem AWO Ortsverein und der Evangelischen Kirchengemeinde das neue FairKaufHaus in Lebach eröffnet. Mit der Einrichtung von Tafeln und Sozialkaufhäusern stillt die die OSA die Not der Menschen. Doch dabei darf es nicht bleiben. Es bedarf grundsätzlicher tiefgreifender politischer Maßnahmen, mit dem Ziel, sich einer gerechten Verteilung wieder anzunähern. rung“ gestartet. In der zweiten Programmphase ab April 2010 wird diese Trägerkooperation sich erneut bewerben, erweitert dann um die VHS Sulzbach als neuen Partner. Sprachkursangebote für Migranten stark nachgefragt Auch im politischen Diskurs greift die OSA immer wieder das Thema Armut und Ausgrenzung auf, versucht Einfluss zu nehmen und mit vielen Projekten praktische Hilfe zu leisten. Die wichtigsten Herausforderungen für unsere Gesellschaft bleiben aber auch weiterhin: Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld der OSA ist die Integration von Migrantinnen und Migranten. Im Berichtszeitraum wurden die Sprachkursangebote in Saarbrücken, Völklingen, Neunkirchen und neu in der Landesaufnahmestelle Lebach stark nachgefragt. Erstmals konnte die OSA einen Integrationskurs speziell für junge Migrantinnen und Migranten im Regionalverband anbieten. Neben Sprachkenntnissen werden hier auch Informationen über Deutschland und zur Geschichte und Rechtsordnung vermittelt. Gerade gute Kenntnisse der deutschen Sprache unterstützen die Integration, heben die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Für Zuwanderer, auch Eingebürgerte mit Förderbedarf in branchenspezifischer Fachsprache wurde in Kooperation mit den Volkshochschulen Saarbrücken und Völklingen das Bundes-ESF-Programm „Berufsbezogene Sprachförde- Um Zugewanderte besser in die Lage zu versetzen, sich selber zu helfen, wurde in der XENOS-Kompetenzwerkstatt in Saarbrücken-Malstatt eine erste Multiplikatorenschulung durchgeführt. Vertreterinnen und Vertreter aus neun Migrantenselbstorganisationen erhielten Informationen zum deutschen Schul-, Bildungsund Arbeitsmarktsystem: Herausforderungen für die Zukunft • für integrative Abeitsmärkte sorgen • Armut bei Kindern beseitigen • angemessene Wohnverhält- nisse für alle zu schaffen • Diskriminierung überwinden und die Integration von seelisch und körperlich behinderten Menschen, ethnischen Minderheiten und Einwanderern verbessern Martin Heß, Abteilungsleiter, Mit Unterstützung von Rosie Divivier, Anne Garnier, Sigrun Krack und Martin Horzella 11 OFFENE SOZIALE ARBEIT WOHNUNGSLOSENHILFE Aus der Arbeit des Diakonischen Zentrums in Saarbrücken „Das Leben war außer Kontrolle“ Das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR bietet im Diakonischen Zentrum in Saarbrücken Wohnungslosen vielfältige Hilfen im ambulanten Bereich der Wohnungslosenhilfe an: von der aufsuchenden Arbeit über die Praxis Medizinische Grundversorgung bis zum Ambulant betreuten Wohnen. Aus dieser Arbeit heraus ist die Saarbrücker Winterreise entstanden. Der über 180 Jahre alte Liederzyklus von Franz Schubert wurde zusammen mit Geschichten und Erinnerungen von wohnungslosen Menschen in der Ludwigskirche aufgeführt. Aufgeschrieben hat die Geschichten der Journalist und Sozialarbeiter Stefan Weiller aus Wiesbaden nach Interviews mit zehn Männern und Frauen im Alter von 27 bis 77 Jahren im Diakonischen Zentrum. Sie erzählten von Glück, Heimat, Liebe und ihrer Not. Die Geschichten wurden mit Einverständnis der Beteiligten aufgezeichnet. Herausgekommen sind 24 Textminiaturen, die authentische Einblicke in die Gefühle und Wahrnehmungen wohnungsloser Menschen geben. 12 Eine Auswahl: Fast jeder Winter offenbart die Schattenseite: Man friert von morgens bis nachts. Kälte ist aber nur das Zweitschlimmste: immer öffentlich zu sein, keine Privatsphäre zu haben, das ist das Furchtbarste. Willst du privat sein, kannst du den Kopf in den Schlafsack vergraben. Zwei Zentimeter schmutziges Nylon und Polyester zwischen dir und dem Asphalt, mehr ist dein Zuhause nicht. Eine zu dünne Haut. Aufgewachsen im Heim. Meine Eltern sind kaputt, die hasse ich. Ich fühlte mich wie Müll, so weggeworfen. Die Nonne im Heim war gut zu mir und den anderen 40 Kindern. Mit 18 musste ich raus. Das Jugendamt zahlte nicht mehr. Das ist so, wenn Beziehung und Zuneigung vom Staat finanziert werden. Da gibt es Fristen. Zur Nonne konnte ich aber immer noch gehen. Sie war wunderbar, ganz lieb, mein einziger Halt. Dann starb sie. So alleine, da bin ich eingeknickt. Ich kam in den Knast. Nach der Haft wieder allein. Die erste Nacht auf der Straße erlebte ich in Trier. Ich lag draußen. Es war eigentlich nicht kalt, aber in mir war Nullpunkt. Ich kam bei Bekannten unter, habe an der Saar geschlafen, in einem Zelt übernachtet. Hin und her. Ohne Ruhe. In einer Kirche habe ich Marie kennengelernt. „Erst such Dir eine Wohnung“, hat sie gesagt. „Dann zum ersten Mal Liebe mit Marie. Nicht auf einer öffentlichen Toilette, nicht im Freien, sondern schön in einer Wohnung. Wie Marie es wollte. Ob ich die Wohnung wohl halten kann? Ich bin spielsüchtig und täglich im Internet-Café. Dort verhökere ich mein Hartz IV. Sie begegnen mir vielleicht eines Tages in der virtuellen Welt des Spiels. World Of Warcraft. Eine andere Welt, eine bessere. Dort bin ich frei und erfolgreich. Im Spiel bin ich eine Frau. Geschmeidige Kriegerin, 90/60/90. Das Geld reicht nie. Glück, das hieße für mich, Ideen für mein Leben zu haben. Ich habe keine. Ich schäme mich, weil so wenig aus mir wurde. So bedeutet Glück für mich der Moment vor dem Einschlafen, wenn ich merke, dass ich mich gleich vom realen Leben verabschiede, das ist der glücklichste Moment des Tages. Endlich weg sein. Einen Augenblick lang zu spüren, dass es noch etwas anderes gibt als dieses Leben hier. Woanders. Ich wollte Tierärztin werden. Es kam anders. Zum Betteln schrieb ich provokante Schilder: „Kollekte für Verdreckte – auch Sie dürfen mitmachen!“ Die meisten tun so, als wäre man nicht da. Man fühlt sich wie ein Gespenst, die Leute haben nicht einmal den Atem für ein „Nein“. Da fühlte ich mich richtig arm, und hatte sonst nichts mehr in mir. Ich habe mich manchmal ungläubig gezwickt: Bin ich noch da? Nachts habe ich Borderline gespielt. Dazu braucht man lediglich Selbsthass und ein Messer. Ich musste Blut sehen zum Zeichen, dass ich noch lebe. Manchmal wollte ich gar nicht mehr da sein, beim Anschaffen zum Beispiel. Mit nüchternem Kopf konnte ich das nicht. Drogen halfen mir, mich gedanklich auszuklinken. Autostrich bedeutet Gefahr und wenig Geld. Ich höre nicht auf zu träumen. Schlimme Sachen. Sie werden es nicht ahnen, wenn sie mich nicht kennen. Meine Kleidung ist sauber, ich rieche gut oder überhaupt nicht, während ich im Lesesaal der Bibliothek sitze. Das Geld für den Ausweis ist gut investiert. Ich bestelle mir Bücher und werde zuvorkommend behandelt. Das Personal im Lesesaal lächelt mich an. Wenn man spricht, dann nur flüsternd. Weil Ruhe erbeten wird, muss ich nichts sagen. Das ist gut. Man glaubt, ich arbeite wissenschaftlich. Ich mache mir Notizen, um diesen Eindruck zu bestärken. Die Auswahl meiner entliehenen Bücher verrät nichts. Betrete ich den Lesesaal, lege ich meinen Makel als Wohnungsloser ab. Ich bin Gast und andere bieten mir ihre Dienste an. Ich genieße die Bibliothek und das Doppelleben, das ich darin führen kann. 2002 hat sich die Welt gegen mich verschworen. Mit 55 arbeitslos. Eine Weile wollte ich aussteigen, aber ich kam nicht mehr rein. Alte kriegen keine Arbeit. Ein Wohnwagen war mein Zuhause, bis Jugendliche es zerstörten. Ich stand dann da. Das Leben war außer Kontrolle – zumindest nicht unter meiner. Ich sah aus wie ein Neandertaler – und wurde auch so behandelt. Habe gestunken wie ein räudiges Tier – doch gefühlt wie ein Mensch. Auf der Straße aß ich immer nur im Stehen. Hunde haben mich gegrüßt, die Menschen haben mich gemieden, sie hielten ihre Hunde streng und kurz an der Leine. Ich war mutiert zu einem Haufen Dreck. Zunehmend zahnlos und vom Elend angefressen. Ich wusste, wo es Hilfe gibt, aber ich war zu stolz hinzugehen. Ich glaube, ich habe auf irgendetwas gewartet. Dass jemand kommt. gegessen. Ratten wimmelten zwischen meinen Händen. Wir stritten um die Beute. Ekel kannte ich nicht und ich konnte ihn mir nicht leisten, höchstens den vor mir selbst. Gebettelt habe ich nie, Saarbrückens Mülltonnen sind immer voll. Ich kann nicht sagen, ob ich diesen Weg selbst gewählt habe. Wenn, geschah es unbewusst. Wer ist schuld? Mein Leben habe ich schlecht geplant. Meine größte Angst ist, dass meine Familie erfährt, was mit mir passiert ist. Aber ich habe gelernt, alleine zu sein. Es heißt immer, die Hoffnung stirbt zuletzt. Das ist falsch. Hoffnung stirbt viel früher, die ist tot und ich bin noch da.“ Ich sehe in die Läden der Stadt. Was es nicht alles gibt. Dinge, mit denen das Leben sicher gemütlich ist. Damen tragen ihre Taschen prall gefüllt. Sie lächeln. Ich sehe das. Werbung sehe ich auch. Sie wirkt auf mich – ich fühle mich noch ärmer. Armut heißt für mich: in die Kriminalität gehen zu müssen, weil dir nichts anderes übrig bleibt. Einen schönen Tag, den kann man sich auf der Straße nicht leisten. Nur der Alkohol ist billig. Kopfkino aus der Rotweintüte. Meine Geschichte ist banal. 15 Jahre wohnungslos. Schon vorher irgendwie heimatlos. Dann die Arbeit verloren. Meine Frau sagte: „Es ist aus“ – und es war aus. Ich fuhr zu einer Müllhalde, verbrannte alle Erinnerungen, Bilder, Briefe, Dokumente. Eigentlich wollte ich mich aufhängen, alle Spuren verwischen. Ich wollte einen Schlussstrich. Ein Rest religiöser Erziehung hielt mich ab. Ich habe aus Mülltonnen 13 OFFENE SOZIALE ARBEIT ARMUT 296 Haushalte sind monatlich auf die Tafel in Völklingen angewiesen „Das Geld reicht nicht mehr aus!“ Wer Arbeitslosengeld II bezieht erhält 359 Euro als Regelleistung im Monat, 37 Prozent sind dabei für Ernährung gedacht, also 132,83 Euro. Pro Tag stehen also etwa 4,50 Euro für Verpflegung zur Verfügung. Betrachtet man nun Regeln für eine ausgewogene und gesunde Ernährung so kann konstatiert werden, dass somit eine gesundheitsfördernde Ernährung nicht möglich ist. Gleichzeitig gibt es in Deutschland eine massive Lebensmittelvernichtung. Genau hier setzt die Arbeit der Tafel an: Die Initiativen sammeln unverkäufliche Lebensmittel bei Geschäften ein und geben diese an Notleidende weiter. Im Monat verteilt die Völklinger Tafel des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR an 296 Haushalte Lebensmittel: dies sind 719 Personen mit 315 Kindern. Sie erhalten hier Obst, Gemüse, Salat, Brot sowie verschiedene Konserven. „Ich musste lernen, in den Lebensmittelgeschäften auf die Preise zu achten. Dabei kaufe ich so ein, dass ich die 14 Lebensmittel, die ich bei der Tafel beziehe, mit einplane“, berichtet Petra Meier (Name von der Redaktion geändert), eine Besucherin der Völklinger Tafel. Die Lebensmittel, die sie alle zwei Wochen von der Tafel erhält, müssen 14 Tage reichen. Manches wird sogar eingefroren. Zu Ihrem Geburtstag kann Meier nur wenige Verwandte und Bekannte einladen. Zu einem größeren Fest reicht das Geld einfach nicht. Dabei ist es in unserer heutigen Gesellschaft üblich Ereignisse, wie Geburtstage, Hochzeiten, Taufen oder berufliche Erfolge mit einem Essen zu verbinden. Nahrung hat also nicht nur einen ernährungsphysiologischen Aspekt, sondern auch eine soziale, psychische und kulturelle Funktion inne. Ohne auch das bürgerschaftliche Engagement von vielen Ehrenamtlichen gäbe es die Tafeln nicht. Rund 25 Ehrenamtliche umsorgen mit viel Engagement die Völklinger Tafel. Dazu gehört die Organisation und Durchführung der Ausgabetage bis hin zur Konsolidierung und Weiterent- wicklung der gesamten Strukturen in Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Mitarbeitern des Diakonischen Zentrums. Um 7.30 Uhr beginnen die Fahrer, Lebensmittel bei den Geschäften abzuholen. Ab 9 Uhr bereiten andere die Lebensmittel in der Ausgabestelle im Diakonischen Zentrum auf. Die Ausgabe beginnt um 15 Uhr und geht in der Regel bis 17 Uhr. Danach steht noch die Reinigung auf dem Programm. Karin Remark und Rosel Hoffmann sind von Anfang dabei: „Ab der 3. und 4. Woche im Monat reicht bei vielen unserer Besucherinnen und Besucher das Geld nicht mehr aus. Dann spüren wir die Erleichterung, wenn die Menschen Lebensmittel erhalten.“ Die Ehrenamtlichen achten darauf, dass die zur Verfügung stehenden Waren je nach Familiengröße gerecht verteilt werden. Karin Remark ist es wichtig, sich im sozialen Bereich zu engagieren: „Am Ende des Tages weiß ich was wir getan haben.“ Dennoch gehen ihr die Geschichten der Meanschen nahe und manchmal nimmt sie die damit verbundenen Gefühle mit nach Hause. „Ich habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird“, sagt Rosel Hoffmann. ARMUT Arbeiterwohlfahrt, DWSAAR und Evangelische Kirchengemeinde Lebach engagieren sich FairKaufHaus eröffnet Immer mehr Menschen sind von Armut betroffen. Gerade für Familien wird es immer schwieriger, sich im normalen Handel die Notwendigkeiten des Lebens besorgen zu können. Deshalb eröffnete die Arbeiterwohlfahrt, Ortsverein Lebach, das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR sowie die Evangelische Kirchengemeinde Lebach in Lebach in der Marktstraße 6 ein FairKaufHaus. Dort gibt es preisgünstig Kleider und Schuhe, Bücher, Haushaltsgegenstände und Spielsachen. Wir wollen Druck machen und Lobby sein, für diejenigen Menschen, die unsere Stimme und unsere Unterstützung brauchen“, sagte Moser. Andrea Sattler, die neue Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Lebach bedankte sich bei den vielen Ehrenamtlichen, die die Einrichtung des FairKaufHauses ermöglicht hätten. Es sei nicht selbstverständlich, dass sich eine Kirchengemeinde mit einem Projekt so deutlich sozialpolitisch positioniere, betonte die Theologin. „Tafelprojekte, Kleiderkammern, Möbelbörsen und Wärmestuben gehören mittlerweile zur festen sozialen Infrastruktur in vielen Kommunen. Was zum einen gelingende Hilfeformen sind, ist zum anderen ein deutliches Zeichen für das Auseinanderbrechen einer Gesellschaft“, sagte DiakoniePfarrer Udo Blank in seiner Andacht zur Eröffnung. Dies müsse verhindert werden. Er forderte von der Politik grundsätzliche Maßnahmen, die Armut nachhaltig bekämpfen. In dem FairKaufHaus engagieren sich 20 Ehrenamtliche. Zudem konnte mit Hilfe der ARGE Lebach ein sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplatz geschaffen werden. Alle gespendeten Waren werden falls nötig vor dem Verkauf aufgearbeitet und repariert. Einkaufen können alle Bürgerinnen und Bürger. Allerdings gilt das Solidaritätsprinzip: Normalverdiener geben mehr. Wer Sozialleistungen erhält, zahlt nur 40 Prozent vom angegebenen Preis. Der Erlös aus den verkauften Waren muss die Kosten decken, unter anderem für die Miete. Horst Moser, der stellvertretende Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Landesverband Saarland, nahm in seinem Grußwort Bezug auf das 2010 ausgerufene Europäische Jahr gegen Armut und Ausgrenzung. Das FairKaufHaus sei ein wichtiger örtlicher Beitrag und die AWO sei gerne als Kooperationspartner mit dabei. „Wir werden uns aber auch weiterhin sozialpolitisch einmischen. Das FairKaufHaus in der Marktstraße 6 ist dienstags und donnerstags von 9 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 9 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. 15 OFFENE SOZIALE ARBEIT SCHULDEN Materialordner zur Schuldenprävention in der Schule und der Jugendarbeit wurde aktualisiert und ergänzt Den Umgang mit Geld und Konsum schon früh kennen lernen Schuldnerberaterinnen und -berater erwarten, dass infolge der Wirtschaftskrise, die Zahl der überschuldeten Haushalte steigt. Nach dem IFF Schuldenreport 2008 des Instituts für Finanzdienstleistungen e.V. (Hamburg) verschulden sich junge Menschen schon beim Einrichten der ersten Wohnung, beim Autokauf und dann in der Phase des Familienaufbaus. Deshalb plädieren Schuldberaterinnen und -berater dafür, schon in der Schule und in der außerschulischen Jugendarbeit präventiv tätig zu werden. Jugendliche müssten schon früh den Umgang mit Geld und Konsum lernen. 2006 hat das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR (DWSAAR) im Auftrag des saarländischen Bildungsministeriums eine Materialsammlung zur Überschuldungsprävention zusammengestellt. Die 150 Exemplare sowie der Sachbericht fanden eine große Nachfrage und waren schnell vergriffen. Weitere Initiativen der Landesregierung haben zudem zur Entwicklung und Förde- rung von Schuldenprävention beigetragen. So wurde eine Fortbildungsveranstaltung für alle Mitarbeiter der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen zum Thema Prävention durchgeführt und die Erstellung eines Internetportals über die Schuldnerberatungsstellen im Saarland gefördert. Nach den guten Erfahrungen hat die saarländische Landesregierung das DWSAAR beauftragt, das Material zu aktualisieren und zu ergänzen. Die Bildungsmaterialien enthalten didaktisches Werkzeug zur Vermittlung von finanzieller Allgemeinbildung, wie Geldmanagement, Kreditrisiken oder Versicherungssysteme. Dazu kommen Themen wie Handy, Führerschein und Auto sowie die erste Wohnung. Das Thema „Sicherheit“ hat sich in der Neuauflage zu einem bedeutendem Aspekt entwickelt, da Sicherheitslücken mit anfallenden Kosten verbunden sein können. Diesbezüglich wurden die Materialien mit Tipps zum eigenen Verhalten ergänzt. Um die bisherigen Initiativen im Saarland fortzusetzen und zu verstärken schlägt das DWSAAR die Einrichtung einer landesweiten Koordinations- und Präventionsstelle vor, deren Aufgaben unter anderem folgende sein könnten: • Koordinierung eines landesweiten Netzwerkes zur Prävention • Entwicklung und Förderung von Projekten für Zielgruppen verschiedenen Alters • Pflege und Aktualisierung von Materialien • Unterstützung von lokalen Präventionsangeboten verschiedener Träger und Beratungsstellen • Unterstützung von Lehrkräften und Schulen bei entsprechenden Finanzbildungsangeboten • Unterstützung außerschulischer Kinder- und Jugendarbeit zu Finanz- und Konsumkompetenz www.schuldnerberatung-saar.de 16 KURBERATUNG Aus der Arbeit der Vermittlungsstelle des DWSAAR und des Saarverbandes der Frauenhilfe Von den Schwierigkeiten, eine Kur zu finanzieren Viele Mütter, die in die Kurberatung und -vermittlung des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR und des Saarverbands der Evangelischen Frauenhilfe kommen, fällt es schwer eine Kur zu finanzieren. Allein erziehende Mütter sind noch stärker davon betroffen. Viele thematisieren aus Schamgefühl das Problem aber während des Beratungsgesprächs nicht. Sie melden sich einfach nicht mehr, geben keinen Antrag bei Mitarbeiterin Birgit Metzger ab. Ein Beispiel, wie die Kurberatung versucht zu helfen: Sabine Schulz (Name geändert) ist 40 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 9 Kindern. Sie möchte mit drei Kindern im Alter von 2, 4 und 6 Jahren in Kur fahren. Medizinische Gründe liegen dafür genug vor: Ekzeme, wiederkehrende Infekte, Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen, Sprachentwicklungsprobleme und noch einiges mehr. Sabine S. ist halbtags berufstätig als Kassiererin mit wechselnden Arbeitszeiten und fühlt sich mit „allem überfordert“, sei es im häuslichen Umfeld oder mit der Erziehung der Kinder. Der behandelnde Arzt diagnostizierte eine depressive Anpassungsstörung. Zudem kommen noch die Arbeitslosigkeit des Ehemannes und damit auch die finanziellen Probleme hinzu. Sabine S. zahlt einen Eigenanteil von 10 Euro pro Tag – die Kinder sind frei, dies bedeutet also 220 Euro für die Dauer der Kur. Sie muss die Fahrtkosten vorlegen, diese bekommt sie allerdings nach Beendigung der Kur zurück. Des Weiteren benötigt sie etwas Taschengeld, um zum Beispiel an Kreativangeboten im Kurhaus oder Ausflügen teilnehmen zu können. Auch die Wäsche in der Kur kostet. Doch diese Hürden sind zu nehmen: Die Krankenkasse befreite auf Antrag Sabine Schulz vom Eigenanteil, 150,00 Euro Taschengeld konnte aus Spendengeldern übernommen werden, Kleidung, Koffer und Reisetasche kamen aus der Kleiderkammer. So konnte Sabine Schulz die Kurmaßnahme antreten, ohne dass der Rest der Familie darunter zu leiden hatte. bei Burnout-Syndrom oder bei Kindern mit Entwicklungsstörungen beziehungsweise Lern-/ Leistungs-, Wahrnehmungsstörungen wie ADHS und Essstörungen. Die Kurberatungsstelle hilft bei der Beantragung einer Kur: • Terminabsprache mit der Kurvermittlungsstelle • Hilfe beim Ausfüllen der notwendigen Formulare • Antragstellung bei der Krankenkasse • Vermittlung in die entsprechenden Kureinrichtungen • Gruppentreffen und Einzelberatung nach Beendigung der Kurmaßnahme Bei entsprechenden Schwerpunktindikationen vermittelt die Kurberatung auch in spezielle Kuren, zum Beispiel Das macht auch die Finanzierung der Kur schwierig. 17 OFFENE SOZIALE ARBEIT ERZIEHUNG Die Evangelische Familienbildungsstätte unterstützt Familien in Stadtteilen mit sozialen Problemlagen „Mit einem Baby ist alles anders“ Sechs Mütter sitzen im Kreis am Boden auf Matten, die Babys liegen ausgezogen davor. Kursleiterin Petra Paul begrüßt jede einzelne und erkundigt sich, wie es geht und ob es Neuigkeiten in der Entwicklung der Kinder gibt. „Konnten die Babymassage-Übungen zu Hause weiter probiert werden?“ Fast alle nicken. Letzte Woche ging es um die Arme, diesmal um den ganzen Körper. Petra Paul zeigt anhand einer Puppe den Ablauf der Massage in kleinen Schritten, die Eltern üben mit. Ziel ist es, dass die Babys diese Streicheleinheiten genießen und die Eltern ihren Kindern das Wohlbefinden ansehen können. Stress und Unwohlsein wird entgegengewirkt. Die Streicheleinheit dauert beim ersten Treffen etwa zehn und wird bei den folgenden Treffen auf 20 - 30 Minuten erweitert. So werden Eltern und Kind langsam an die Abfolge gewöhnt. Seit 2007 ist die Evangelische Familienbildungsstätte in Saarbrücken (FBS) fester Partner des sozialraumorientierten Präventionsprogramms „Netzwerk Erziehung“, das vom Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken getragen und gefördert wird. Säulen dieses Projektes sind Elternbildung, Kinder- und Jugendbildung und Multiplikatorenschulung, mit dem Ziel passgenaue Hilfen im Sozialraum zu entwickeln und anzubieten. Die FBS hat dazu ein niedrigschwelliges Angebot entwickelt, 18 das Familien in Stadtteilen mit sozialen Problemlagen in der frühen Familienphase erreicht und den individuellen Unterstützungsbedarf in den Blick nimmt. Das Angebot „Mit einem Baby ist alles anders - Was ein Baby braucht, die ersten Monate nach der Geburt“ begleitet vorwiegend Mütter (auch Väter sind angesprochen) im Umgang mit dem Baby nach der Geburt und in den ersten Lebensmonaten des Kindes. Ziel ist, die elterlichen Beziehungs- und Erziehungskompetenzen so früh wie möglich zu stärken. Das Angebot umfasst sechs bis zehn neunzig-minütige Treffen und will junge Eltern unterstützen, die in schwierigen persönlichen und sozialen Verhältnissen ihr Kind zur Welt gebracht haben und aufziehen. Dabei kooperiert die FBS mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Gemeinwesenprojekten vor Ort. Sie sind wichtige Multiplikatoren im jeweiligen Stadtteil, die ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen aufgebaut haben. Im vergangenen Jahr wurden acht Kurse mit 53 Müttern in Burbach und Malstatt durchgeführt. Nach der Massage singt die Gruppe gemeinsam den Kindern ein Lied, sodass ältere Kinder bei regelmäßiger Teilnahme die Streicheleinheiten bewusst wahrnehmen. Anschließend werden die Babys angezogen und bei Bedarf gefüttert, denn die Massage macht die Kinder müde und hungrig. Sind die Babys versorgt, bespricht Paul anstehende Fragen. Heute geht es um das Thema Schlafen, den Schlafrhythmus und – rituale. Einzelne Mütter erzählen von ihren Erfahrungen und auch den Schwierigkeiten. Petra Paul gibt dazu Infos und Tipps. Weitere Themen, die in den Kursen behandelt werden sind, der Sinn und Unsinn von Pflege und -produkten, gesundheitliche Probleme wie Koliken, Ernährung, die Körpersignale des Babys, Sauberkeits- oder die Spracheentwicklung. Zur Erinnerung an den Kurs erhalten die Eltern am letzen Kurstag eine Erinnerungskarte mit dem Fußabdruck ihres Babys. 2008 entwickelte die FBS aufbauend auf dem Angebot „Mit einem Baby ist alles anders“ mit dem GWA-Projekt Burbach ein weiteres präventives Gruppenangebot zur Stärkung der Alltagskompetenzen, den „Eltern-Baby-Treff“. Dieses Gruppenangebot wird in Burbach fortlaufend einmal wöchentlich durchgeführt und umfasst je 10 Treffen. Jungen Eltern ermöglichen diese Gruppentreffen in einer einladenden Atmosphäre und mit stützenden Methoden eine kontinuierliche Begleitung im ersten Lebensjahr ihrer Kinder. BÜRGERBETEILIGUNG 30 Jahre Gemeinwesenarbeit in Saarbrücken-Malstatt Initiative(n) „von unten“ „Das Stadtteilbüro Malstatt nimmt bedeutende Aufgaben in den zentralen Feldern der Stadtteilentwicklung wahr und leistet wichtige Beiträge hinsichtlich Einkommensarmut, Arbeit und Beschäftigung, Wohnen, Infrastruktur, Kultur und Bildung“, sagt Wolfgang Biehl aus der Geschäftsführung des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR. Dabei habe es die wichtige Rolle, Initiativen „von unten“, also ausgehend von den Interessen der Bürger zu fördern. „In der Vergangenheit sind so oft gemeinsam Lösungen gefunden worden, die allen dienen“, sagt Biehl. Als Antwort auf soziale Not und Arbeitslosigkeit wurde vor 30 Jahren in dem Saarbrücker Stadtteil Malstatt vom DWSAAR in Zusammenarbeit mit der Stadt Saarbrücken und dem Regionalverband mit Gemeinwesenarbeit begonnen. Seit Anfang des Jahres laufen neue Kooperationsverträge, die die Arbeit bis ins Jahr 2013 absichern. Ziel war und ist es bis heute, Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, ihre Interessen in der Gesellschaft und gegenüber der Politik selbstbewusst zu vertreten. Das Stadtteilbüro in der „Breite 63“ ist im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil im Quartier geworden, von dem viele wichtige Impulse zur Entwicklung von Malstatt ausgegangen sind. Heute leben in dem Stadtteil rund 27 000 Menschen. Die Angebote des Stadtteilbüros richten sich vor allem an die Menschen im Unteren Malstatt und im Distrikt Leipziger Straße (10 000 Einwohner). Dort haben rund 46 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner einen Migrationshintergrund. Zu den weiteren Besonderheiten zählt ein sehr hoher und gegen den Trend weiterhin wachsender Anteil von Kindern an der Bevölkerung. Ein Schwerpunkt der Arbeit im Stadtteilbüro ist die Verbesserung der Lebenschancen der Kinder, insbesondere durch Bildungsangebote. Dazu gehören das Kinderbildungszentrum (KIBIZ) in der Kirchbergschule sowie das Jugendhilfeprojekt „Freiraum für Prävention“ in der Neustraße, eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Familien. Die Sozialberatung ermöglicht es den Menschen, sich im Ämter- und Institutionendschungel zurechtzufinden. Dabei stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest, dass Not und Sorgen der Existenzsicherung immer häufiger Thema sind. Umso wichtiger sind Projekte geworden, die den Menschen Beschäftigung und Qualifizierung bieten, wie die XenosKompetenzWerkstatt oder die Service-Station Malstatt. Zu den Querschnittsaufgaben gehören die Förderung der Integration und Partizipation von Migrantinnen und Migranten und die Herausgabe der Stadtteilzeitung „Molschder Blatt“. Seit 1979 ist die enge Zusammenarbeit von Gemeinwesenarbeit und Jugendhilfe ein wesentlicher Teil des Stadtteilbüro-Konzeptes – ein Modell das bis heute Vorbild für andere Städte ist. Das Jubiläum feierte die Gemeinwesenarbeit in Malstatt im September 2009 beim Kirchbergfest mit einem ökumenischen Gottesdienst sowie einer Matinee mit Talk und Musik. Außerdem gab es eine Fachtagung, die sich mit Stadtteilentwicklung als Zusammenspiel aus integrierter Planung „von oben“ und selbstorganisiertem Bürgerengagement „von unten“ befasste. 19 OFFENE SOZIALE ARBEIT ARBEIT Die XENOS KompetenzWerkstatt in Malstatt ist eng mit der Gemeinwesenarbeit verknüpft Hilfe bei der Orientierung in der Arbeitswelt Die XENOS KompetenzWerkstatt schafft einen Raum zur Begegnung verschiedener Kulturen in Malstatt und hilft bei der Orientierung in der Arbeitswelt. Ziel ist es, Menschen, die dem Arbeitsmarkt fern stehen, einen niedrigschwelligen Zugang zu ermöglichen, um gemeinsam mit ihnen eine berufliche Perspektive zu erarbeiten. Seit Ende letzten Jahres sind die ExistenzGründungsberatung XENOS und die Stadtteilwerkstatt NuRzU des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR in dem Saarbrücker Stadtteil unter neuem Namen vereint. Das erweiterte Angebot umfasst einen offenen Treff in der Stadtteilwerkstatt, die Feststellung beruflicher Kompetenzen sowie Beratung und Schulungen zu den Themen Arbeitsmarkt und Existenzgründung. Der Untertitel „Interkulturell im Stadtteil“ unterstreicht, dass die Angebote der KompetenzWerkstatt gerade auch für Menschen offen sein sollen, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Die XENOS KompetenzWerkstatt bietet hierfür viele Möglichkeiten. Man kann einfach auf einen Kaffee vorbeischauen, selber schreinern, nähen und kochen oder auch bei der Freitagssuppe beziehungsweise den Molschder Werkstattrhythmen aktiv mitmachen. 20 Beratungsgespräche zur Entwicklung einer beruflichen Perspektive oder zur Vorbereitung einer Selbstständigkeit können vereinbart werden. Die Kursangebote sind vielfältig, vom Orientierungskurs zur Existenzgründung (mit Übersetzung ins Russische) bis hin zum beruflichen Orientierungskurs für Frauen. Die XENOS KompetenzWerkstatt arbeitet eng mit dem Stadtteilbüro Malstatt und vielen anderen sozialen Diensten in Malstatt zusammen, außerdem mit anderen Gemeinwesenprojekten und den Migrationsdiensten im Raum Saarbrücken sowie vielen Institutionen der Arbeitsmarkt- und Existenzgründungsberatung (wie IHK, HWK, Arbeitsagentur, ARGE u. a.). Das Projekt wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. XENOS KompetenzWerkstatt Ludwigstr. 31 und 33 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81- 41 63 307 oder 41 63 308 BILDUNG Das Kinder-Bildungszentrum in der Kirchbergschule in Saarbrücken-Malstatt feiert Geburtstag „Motor für die Öffnung der Schule in den Stadtteil“ Am 20. Januar 2010 feierte das Kinderbildungszentrum (KIBIZ) in Saarbrücken- Malstatt seinen ersten Geburtstag. 300 Kinder von Null bis 12 Jahren und über 60 Eltern nutzten inzwischen die täglichen Bildungs- und Kreativ-Angebote in Räumen in der Kirchbergschule. Die Einrichtung in Trägerschaft des DWSAAR will Kinder schon im frühesten Alter Bildungsmöglichkeiten eröffnen, die Freude machen. Das Projekt führt die Diakonie gemeinsam mit der Landeshauptstadt Saarbrücken durch. Sie hat die Einrichtung der Räume finanziert und hilft bei laufenden Kosten. Ein Beirat, dem auch das Amt für Kinder, Bildung und Kultur angehört, begleitet die Arbeit im KIBIZ. „Das Konzept ist aufgegangen, das KIBIZ ist als zentraler Lern- und Lebensort aus dem Stadtteil inzwischen nicht mehr wegzudenken“, freut sich Petra Leidinger-Weisang vom Stadtteilbüro Malstatt, die zusammen mit Carsten Freels vom Kinderhaus die Aktivitäten im KIBIZ koordiniert. Unterstützt werden sie von zwei von der Arbeitsagentur geförderten Mitarbeitern und von Praktikanten. Unverzichtbare Basis und innovativer Faktor ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Haus mit der Grundschule, der katholischen Fachschule für Sozialpädagogik, der Nachmittagsbetreuung sowie der Schulsozialarbeit. Das Spektrum der Angebote für Kinder und Eltern ist breit gefächert: Es gibt eine Krabbelgruppe, Tanz- und Theaterprojekte, MusikWorkshops, „Fantasiereisen“ als Entspannungsangebot, Kochkurse für Kinder und Eltern, Pausenspielaktionen. Sogar samstags erwartet die Interessierten ein Bewegung- und Spielprogramm. „Im Tanzprojekt lernen die Kinder nicht nur Hip-Hop, sondern auch, über einen längeren Zeitraum in einer Gruppe auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten“, erklärt Carsten Freels die pädagogischen Lerneffekte. Angeboten werden diese Kurse von verschiedenen sozialen Einrichtungen im Stadtteil. „Die Vernetzung mit den zahlreichen Akteuren ist die Grundlage dafür, dass das KIBIZ erfolgreich funktioniert“, betont Leidinger-Weisang. „Durch die vielen Begegnungen, die hier stattfinden, entwickeln sich zahlreiche Ideen und Initiativen“. So wollen einige Mütter demnächst in der Kirchbergschule einen Pausenverkauf mit gesundem Essen organisieren. tin für Gemeinwesenarbeit. „Wir freuen uns, dass die Stadtratsfraktionen in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben haben, die Einrichtung weiterhin fördern zu wollen.“ Das Modell könne Beispielgebend für andere Saarbrücker Stadtteile sein und ein Qualitätsmerkmal für die Weiterentwicklung der Grundschule Kirchberg. KIBIZ in der Grundschule Kirchberg St. Josef-Str.11 Saarbrücken-Malstatt Kontakt: Tel.: 06 81- 41 63 000 und im Stadtteilbüro Malstatt, Tel.: 06 81-94 73 50 Kinderhaus Brebach Riesenstraße 7 66130 Saarbrücken-Brebach Kontakt: Tel.: 06 81-95 08 3-27 Geöffnet: Dienstag, Mittwoch und Freitag von 13 bis 18 Uhr „Das KIBIZ ist zum Motor für die Öffnung der Schule für den Stadtteil und in den Stadtteil hinein geworden“, sagt Rosie Divivier, Referen- 21 OFFENE SOZIALE ARBEIT BILDUNG Das Kinderhaus des DWSAAR in Saarbrücken-Brebach bezieht neue Räume in der Riesenstraße „Gut gegründet und vernetzt“ für Prävention – Ein Jugendhilfeprojekt zur Vorbeugung gegen Kinderarmut“, das noch an drei weiteren Standorten im Regionalverband Saarbrücken angesiedelt ist: in Alt-Saarbrücken, in Malstatt und Völklingen. In Brebach ist das Kinderhaus zudem eingebettet in die Gemeinwesenarbeit des BürgerInnenzentrums Brebach: SchülerInnenhilfe, Jugendclub, Sozialberatung, Stadtteiltreff, Stadtteilentwicklung, Integrationsarbeit. Seit Februar 2009 öffnet das Kinderhaus Brebach an drei Tagen der Woche jeweils von 13 bis 18 Uhr seine Türen in dem Saarbrücker Stadtteil. Nach einem Jahr im BürgerInnenzentrum bezog die Einrichtung des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR Anfang 2010 eigene Räume in der Riesenstraße 7. Zielgruppe der Arbeit sind Kinder und Jugendliche im Alter von 6 – 12 Jahren. Sie haben die Möglichkeit, an sozialpädagogischen Programmen verschiedenster Art teilzunehmen: Kreatives Gestalten, sportliche Aktivitäten, zahlreiche Spielmöglichkeiten, Backen oder Kochen. Dazu kommen besondere Angebote für Jungen und Mädchen. In den Schulferien 22 werden Tagesausflüge oder Ferienfreizeiten unternommen. Da rund 30 Prozent der Brebacher Bevölkerung Hartz IV erhalten, ist das Kinderhaus ein wichtiges Projekt, das hilft, in dem Saarbrücker Stadtteil Kinderarmut, Bildungsnotstand und weiteren Benachteiligungen vorzubeugen. Gleichzeitig ist es eng vernetzt mit der Gemeinwesenarbeit vor Ort, den anderen Kinderhäusern im Regionalverband sowie der Jugendhilfe. Weiterer Bestandteil des Projektes ist eine intensive Elternarbeit, die neben der Beratung in Erziehungsfragen und bei allgemeinen Problemlagen auch Angebote wie Elternkurse und Familienfreizeiten umfasst. Das Kinderhaus Brebach ist Teil des Programms „Freiraum So haben die Kinder unter anderem die Möglichkeit, im Stadtteiltreff dreimal wöchentlich einen gesunden Mittagstisch einzunehmen. Um die Familien möglichst früh in ihrer Erziehungskompetenz zu stützen und zu fördern, arbeitet das Kinderhaus mit den örtlichen Bildungseinrichtungen und sozialen Einrichtungen (Runder Tisch Brebach) sowie der Jugendhilfeplanung und dem sozialen Dienst des Jugendamtes des Regionalverbandes Saarbrücken zusammen. BILDUNG Diakonisches Werk und Caritasverband kooperieren in Völklingen „Kinderhaus & Gemeinwesenarbeit“ Auch das neue Kinderhaus in Völklingen, das im Sommer 2009 eröffnet wurde, gehört zum Programm „Freiraum für Prävention“ im Regionalverband Saarbrücken. Die Nachfrage ist groß. Über ein Dutzend Kinder stehen auf der Warteliste für die feste Gruppe. Montag, Dienstag und Mittwoch treffen sich zehn Kinder aus den Grundschulen in der Innenstadt nach dem Unterricht zum gemeinsamen Mittagessen und machen dann mit Hilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Hausaufgaben. Montags und mittwochs von 15 bis 16.30 Uhr steht das Kinderhaus dann allen offen. Es werden viele Aktivitäten und Aktionen angeboten - von Kreativangeboten über Kochen und Backen bis hin zu „Mini-Coolness-Trainings“. In den Oster- und Sommerferien gibt es zusätzliche Ferienprogramme. Die Eltern sind in den Räumen in der Marktstraße ebenfalls herzlich willkommen. Sie finden hier Ansprechpartner für alle ihre Probleme und Sorgen. Neben der Anlaufstelle für Kinder im Grundschulalter und deren Eltern bietet das Kinderhaus auch Gemeinwesenarbeit für den Innenstadtbereich an. „Wir legen großen Wert auf Prävention“, so der Leiter des Hauses, Hartmut Daub, und Gabriele Grass von der Gemeinwesenarbeit. „Uns ist es wichtig, dass wir Familien möglichst früh unterstützen können und über Hilfsangebote informieren. Die Vernetzung zu Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie die Kooperation mit der Stadt Völklingen und dem Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken sind dabei von zentraler Bedeutung.“ Das Kinderhaus & die Gemeinwesenarbeit wird gemeinsam getragen vom Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung e.V. und dem DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR. Völklinger Innenstadt Marktstraße 15 Tel.: 0 68 98 - 30 90 914 Blick in die Statistik 13 969 Menschen betreute die Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ im Jahr 2009. Das ist eine Steigerung von über 15 Prozent gegenüber 2008 (12 137). Insgesamt haben die rund 180 Mitarbeitenden fast 60 000 Beratungskontakte. Besonders hoch ist nach wie vor die Nachfrage in den Tafeln in Neunkirchen, Saarlouis und Völklingen. Aber auch die Bahnhofsmission hatte großen Zulauf. Fast 600 Migranten haben in 2009 Integrationskurse beim DWSAAR absolviert. 4 6 3 5 8 1 9 23 OFFENE SOZIALE ARBEIT ARBEIT Projekt des Jugendmigrationsdienstes fördert die berufliche Integration von jungen Mädchen Selbstbewusste junge Teenager Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo will ich hin? Fragen, die gerade für junge Völklingerinnen mit Migrationshintergrund nicht einfach zu beantworten sind. Heutzutage haben viele junge Mädchen trotz aller Schwierigkeiten ganz klare Vorstellungen bezüglich ihrer Zukunft. Zeynep ist 14 Jahre alt und besucht das Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium in Völklingen. „Ich möchte einmal Ärztin werden“, sagt sie ganz selbstbewusst. Nesrin, 15 Jahre alt, will einmal als Lehrerin arbeiten. Sie besucht das Albert-Einstein-Gymnasium und weiß genau, dass sie für dieses Berufsziel noch viel lernen muss. Für Elbiran ist der Weg nicht mehr soweit. Die 16-Jährige strebt in diesem Jahr am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum den Hauptschulabschluss an und möchte gerne gleich danach die mittlere Reife erreichen. Ihr Berufsziel: Erzieherin. Die drei Teenager haben seit September an einem Projekt des Jugendmigrationsdienstes des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR teilgenommen, das in Kooperation mit der Freiwilligenagentur im Diakonischen Zentrum in Völklingen durchgeführt wurde. Unter dem Motto „Ziele bestimmen, Wege finden“ sollte die schulische, berufliche und soziale Eingliederung Jugendlicher mit Migrationshintergrund gefördert werden. Das Projekt gehört zum Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) „Stärken vor Ort“ und wird aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union kofinanziert. Jugendliche aus Einwanderungsfamilien sind nach misslungenen Bildungskarrieren häufig demotiviert und resigniert. Deshalb gehörte die Motivation zur Lernbereitschaft zum ersten Baustein des Projekts. Gleichzeitig sollte das Selbstbewusstsein der jungen Mädchen gestärkt werden. Der zweite Schwerpunkt lag in der Orientierung der Jugendlichen hinsichtlich ihrer Möglichkeiten auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Die zwölf Teilnehmerinnen lernten eigene Stärken und Schwächen kennen, trainierten Schlüssel- und Sozialkompetenzen. Neben ganz praktischen Dingen, wie das Üben von Bewerbungsschreiben, ging es auch um grundsätzliche Fragen, etwa wie Beruf und Religion zusammenpassen. Highlight zum Abschluss war ein dreitägiges Seminar in der evangelischen Landesjugendakademie in Altenkirchen. Alle am Projekt teilnehmenden Jugendlichen waren sehr motiviert und lernwillig. Sie zeigten umfassendes Interesse und überdurchschnittliche Initiative zur eigenen Weiterentwicklung. Die Jugendlichen waren so begeistert, dass sie als Gruppe zusammen bleiben und sich regelmäßig im Diakonischen Zentrum treffen wollen. „Ich habe viel profitiert“, sagt die 16-jährige Özlem. Sie macht gerade auf der Gesamtschule Ludweiler ihre mittlere Reife und will anschließend das Fachabitur Wirtschaft angehen. Dazu gehöre ein Praktikum, und da sei das Bewerbertraining super gewesen. „Lernen schadet nie“, sagt Zeynep. Die 16-Jährige geht auf die Kaufmännische Handelsschule am KBBZ in Völklingen und hat auch ein ehrgeiziges Berufsziel: Sie will einmal in den Schuldienst und Kinder unterrichten. Jugendmigrationsdienst im Diakonischen Zentrum Völklingen, Tel.: 0 68 98-91 47 625 24 BILDUNG Der Neunkircher Integrationsverein „Phönix“ bietet einen Russisch-Sprachförderkurs für Kinder an „Sprachen sind Schätze“ „Zu Hause bei uns wird nur noch Deutsch gesprochen“, erzählt Larisa Latz. „Wie soll da unsere Tochter meine Heimatsprache lernen?“ Der Liebe wegen war die ehemalige Russin vor 14 Jahren ins Saarland gekommen. Zweimal pro Woche fährt sie nun ihre Tochter von Sulzbach nach Neunkirchen. Hier im Diakonischen Zentrum in der Hospitalstraße bietet der Integrationsverein „Phönix“ den Russisch-Sprachförderkurs „Sonnenschein“ an. 14 Kinder aus dem Vorschulund Grundschulbereich haben sich angemeldet. Sie sitzen aufgeregt um den großen Tisch und zeigen an der Tafel, was sie schon gelernt haben. Der Unterricht wird von drei pädagogisch ausgebildeten Ehrenamtlichen durchgeführt: Irina Oborin, Larisa Zaharov und Natalie Ebert. Es werde mehr als Lesen und Schreiben angeboten, erläutern die Lehrerinnen. Sie arbeiten spielerisch und vermitteln dabei den Kindern auch viel aus der Kultur der Eltern, etwa mit russischen Märchen oder Liedern. Auch Sergej Kuharev ist begeistert, dass sein jüngster Sohn Jan Pascal so die Chance hat, zweisprachig aufzuwachsen. Der Ältere sei zwölf Jahre alt und spreche nur sehr schlecht russisch. „Wir sind Phönix sehr dankbar, dass der Verein den Kurs eingerichtet hat“, sagt er für alle Eltern, die gerne bereit sind, auch die Kosten für die Lernmaterialien zu tragen. „Wir wollen, dass die Kinder mit ihrer Oma in Russland telefonieren können“, erläutert Martin Horzella, Referent für Migrationsarbeit beim DWSAAR. Der Wohlfahrtsverband stellt dem Verein die Räume im Diakonischen Zentrum unentgeltlich zur Verfügung. Es gebe einzelne Kinder in Einwandererfamilien, die nur halbwegs die Herkunftssprache der Familie und deutsch können, sagt Horzella. Dagegen müsse man etwas tun – aber nicht, indem man eine Sprache unterdrücke. Er fordert die neue Landesregierung deshalb auf, die Hauptsprachen, die neben saarländisch und deutsch hierzulande gesprochen würden, „russisch, italienisch und türkisch“, zu fördern und als zusätzliche Schulfächer anzubieten. Nötig seien auch mehr Lehrkräfte mit Einwanderungserfahrung. Bis es soweit sei, mache das „Phönix“ nun eben selber. „Sprachen sind Schätze, die gepflegt und gehegt werden müssen“, sagt Horzella. Kinder bekämen, wenn sie zweisprachig aufwachsen würden, einen guten Blick dafür, wie Sprachen funktionierten. „Es kommt ja auch niemand auf die Idee, den Deutschunterricht abzusetzen, wenn Kinder eine neue Sprache lernen“, so der Integrationsexperte. „Kinder sollen erleben, dass die Sprache der Eltern gewünscht ist“, betont der Vorsitzende von „Phönix“, Hamit Ibragimov. Er ist davon überzeugt, dass die kleinen Schülerinnen und Schüler in einem Jahr fast perfekt russisch sprechen und schreiben. Integrations-Verein Phönix c/o Diakonisches Zentrum Neunkirchen Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Mail: jmd-nk@dwsaar.de 25 OFFENE SOZIALE ARBEIT BILDUNG 20 Jahre Integration von Kindern mit Behinderungen in die Regel-Kindertagesstätte Optimale Grundlage für soziales und individuelles Lernen Kinder mit Behinderungen sollen nicht ausgegrenzt, sondern ihnen soll eine frühe Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglicht werden. Nach dieser Maxime entstand vor 20 Jahren die Arbeitsstelle für Integrationshilfen (AfI) in gemeinsamer Trägerschaft des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR und des Caritasverbandes für Saarbrücken und Umgebung e.V.. Art im Saarland. Vier Jahre später wurde sie zur Regeleinrichtung. Heute betreuen 33 Mitarbeiterinnen 75 Kinder in konfessionellen Kindertagesstätten (Kita‘s) des Regionalverbandes Saarbrücken. Ziel ist einerseits die soziale Integration in der Kita des Wohnorts, das heißt alle Kinder haben die Möglichkeit, gemeinsam zu spielen und zu lernen, andererseits die individuelle Förderung des Kindes mit Behinderung. Heute ist die integrationspädagogische Arbeit fester Bestandteil fast aller konfessionellen Kindertagesstätten. „Dabei bietet der Alltag in Die Einzelintegration hat sich den Einrichtungen zahlreiin dieser Zeit als die konseche Möglichkeiten, Kinder in quenteste Form einer Nichtihrer Gesamtpersönlichkeit aussonderung von Anfang an zu stärken und dabei jegliche erwiesen. Die gemeinsame Form von Ausgrenzung zu Erziehung und Bildung aller vermeiden“, berichtet AfIKinder bietet eine optimale Leiterin Eva Fellinger. Eine Grundlage für ein soziales und enge Zusammenarbeit mit den individuelles Leben und Lernen. Erzieherinnen und den Eltern sei hierbei grundlegend für den Mit fünf Mitarbeiterinnen hatte guten Verlauf. In regelmäßigen die AfI 1989 als Modellprojekt Gesprächen zwischen allen ihre Arbeit aufgenommen. Sie Beteiligten würden individuelle war die zweite Einrichtung ihrer Förderziele und das gemeinsame pädagogische Handeln festgelegt, so Fellinger. Alle anfänglichen Fragen, wie etwa „Wer profitiert von einer gemeinsamen Erziehung und Bildung?“ und „Wie funktioniert die gemeinsame Erziehung und Bildung?“ seien für Integrationspädagoginnen und -pädagogen, sowie Erzieherinnen und Erzieher längst geklärt. Die jahrelange Erfahrung und die gute Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen, Integrationspädagoginnen und Integrationshelferinnen haben zu einer erfolgreichen Integration in den Kitas geführt, so Fellinger. „Die AfI ist zu einem Erfolgsmodell geworden.“ Im Schuljahr 2009/2010 hat die AfI ihr Angebot erweitert: es werden zusätzlich Integrationshelfer für den schulischen Bereich eingesetzt. Arbeitstelle für Integrationshilfen (AfI) Gerhardstr. 182 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98 - 98 42 25 26 INTEGRATION Der neue Saarbrücker Eurobahnhof wurde auf seine Barrierefreiheit untersucht Noch Handlungsbedarf, aber auch viel Lob Seit der Saarbrücker Hauptbahnhof zum Eurobahnhof umgebaut wurde, hat sich einiges in Richtung Behindertenfreundlichkeit verbessert. Trotzdem sehen Betroffene weiteren Handlungsbedarf, um den Bahnhof in möglichst vielen Elementen barrierefrei nutzbar zu machen. Das ist das Fazit eines Projektes, dass die ökumenische Bahnhofsmission und die Freiwilligenagentur Völklingen in Kooperation mit dem Behindertenbeirat der Landeshauptstadt Saarbrücken durchgeführt haben. Die wissenschaftliche Beratung hat das ISPO-Institut Saarbrücken übernommen. Für das Projekt wurden elf Szenarien entwickelt, vom Besuch der Toilette über den Weg auf einen Bahnsteig bis zur Nutzung eines Schließfaches. An den drei Begehungen nahmen Menschen mit körperlichen, Seh- und geistigen Behinderungen teil. Sie sollten die Szenarien einzeln bewältigen und wurden dabei von Mitarbeitenden der Bahnhofsmission begleitet. Vertreten waren die Landesvereinigung Selbsthilfe, die Deutsche Rheuma-Liga, der Blinden- und Sehbehindertenverein, die Lebenshilfe für Behinderte Obere Saar und der Verein „Miteinander leben lernen“. Je nach Behinderung beurteilen die Betroffenen die Situation am Eurobahnhof differenziert. So können Sehbehinderte die GepäckSchließfächer nicht benutzen, da die Nummern für sie nicht erkennbar sind. Menschen mit geistigen Behinderungen hatten Probleme mit der Behinderten-Toilette: der Türöffner wurde nicht gefunden, die Spülung ist schlecht bedienbar oder der Notruf als solcher nicht erkennbar. Negativ bewerten alle Betroffenen das Einsteigen in den Zug: die Türen schließen zu schnell, die Lücke zwischen Bahnsteig und Waggon und oder Abstand der Tritte am Einstieg sind zu groß. Ein Umsteigen sei oft nicht möglich, da die Zeiten zu kurz seien. Aber es gab auch viel Lob: für die neuen Aufzüge, die Möglichkeiten, ohne Probleme Verpflegung zu kaufen oder den Kauf von Fahrkarten. Insgesamt wünschen sich alle Menschen mit Behinderungen eine aktivere Unterstützung vom Personal der Bahn aber auch von den Mitarbeitenden der Bahnhofsmission. Die ökumenische Bahnhofsmission in Saarbrücken besteht seit zehn Jahren. Die wird gemeinsam vom DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR gGmbH und dem Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung e.V. getragen. Im Aufenthaltsraum auf Gleis 5 steht montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr immer eine Tasse Kaffee bereit. Rund 20 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen die Reisenden. Sie können sich hier ausruhen, Eltern ihren kleinen Kindern auch mal die Windel wechseln. Gleichzeitig ist der Raum ein Ruhepol in der Hektik des Bahnhofs. Hilfesuchenden vermittelt die Bahnhofsmission, falls nötig, auch Kontakte zu Beratungsstellen, Sozialämtern oder Notunterkünften. Tel.: 06 81-3 18 50 27 OFFENE SOZIALE ARBEIT Organigramm Abteilung Offene Soziale Arbeit Referat 1 – Gemeindliche Diakonie Referentin: Anne Garnier Tel.: 0 68 21-9 56-1 67, Fax: 0 68 21-9 56-1 65, E-Mail: anne-garnier@dwsaar.de Diak. Zentrum Sbr. St. Johanner Börse Kleiderkammer Ev. Kirch-Str. 29 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-3 89 83-30-35/47 Fax: 06 81-3 89 83-40 E-Mail: dzs@dwsaar.de Sozialbeistandschaften/ Ambulante Hilfen Ev. Kirch-Str. 29 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-3 89 83-21 Fax: 06 81-3 89 83-40 E-Mail: sozbei-sb@dwsaar.de Aufsuchende soziale Arbeit Ev. Kirch-Str. 29 66111 Saarbrücken Tel.:06 81-3 89 83-32/-42 Fax:06 81-3 89 83-40 E-Mail: aufsuchendeSA@dwsaar.de Medizinische Grundversorgung/Praxis für Wohnungslose Ev. Kirch-Str. 29 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-3 89 83-22 + 10 Fax: 06 81-3 89 83-13 E-Mail: ratwolo-sb@dwsaar.de Ambulant Betreutes Wohnen Saarbrücken Ev. Kirch-Str. 29 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-3 89 83-44/-45 Fax: 06 81-3 89 83-40 E-Mail: abw-sb@dwsaar.de Fachberatungsstelle für Wohnungslose Ev. Kirch-Str. 29 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-3 89 83-22 + 30 Fax: 06 81-3 89 83-40 E-Mail: ratwolo-sb@dwsaar.de Seniorenberatungsstelle Eschberg Mecklenburgring 53 66121 Saarbrücken Tel.: 06 81-83 19 372 Fax: 06 81-83 19 372 E-Mail: seniorenberatungeschberg@dwsaar.de Diakonisches Zentrum Neunkirchen Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Fax: 0 68 21-2 12 14 E-Mail: sekr-dzn@dwsaar.de Ambulant Betreutes Wohnen Neunkirchen Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Fax: 0 68 21-2 12 14 E-Mail: sekr-dzn@dwsaar.de Ökumenische Wärmestubb Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Fax: 0 68 21-2 12 14 E-Mail: waermestubb-nk@dwsaar.de Diakonisches Zentrum Völklingen „Café VALZ“ Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-9 14 76-0 Fax: 0 68 98-9 14 76-15 E-Mail:dzvk@dwsaar.de Freiwilligenagentur Völklingen Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-9 14 76-10 Fax 0 68 98-9 14 76-15 E-Mail: freiw-vk@dwsaar.de Schuldner- und Insolvenzberatung Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-9 14 76-25 Fax: 0 68 98-9 14 76-15 E-Mail: schuldbera-vk@dwsaar.de Innovative Seniorenarbeit Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-91476-0 Fax: 0 68 98-91476-15 E-Mail: seniorenarbeit@dwsaar.de Tafel Neunkirchen Schlossstr. 1 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-92 09-23 Fax: 0 68 21-92 09-44 E-Mail: j.panter@caritas-nk.de und Tel.: 0 68 21-95 6-1 62 Fax: 0 68 21-95 6-1 65 E-Mail: osa@dwsaar.de Tafel Saarlouis Lisdorfer Str. 13 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-93 99-0 Fax: 0 68 31-93 99-40 E-Mail: info@caritas-saarlouis.de und Tel.: 0 68 21-95 6-1 62 28 Tafel Lebach Am Markt 20 66822 Lebach Tel.: 01 60-19 39 81 87 E-Mail: info@caritas-saarlouis.de Tafel Völklingen Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-91 47 6-0 Fax: 06898/91 47 6-15 E-Mail: sekr-dzvk@dwsaar.de Fairkaufhaus Lebach Marktstraße 6 66822 Lebach Tel.: 0 68 81-93 64 059 E-Mail: fairkaufhaus@dwsaar.de Referat 2 – Bildung und Beratung Referentin: Sigrun Krack Tel.: 0 68 21-9 56-1 66 Fax: 0 68 21-9 56-1 65 E-Mail: sigrun-krack@dwsaar.de Haus der Beratung Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen Großherzog-Friedrich-Str. 37 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-6 57 22 Fax: 06 81-6 40 72 E-Mail: hdb-sb@dwsaar.de Haus der Beratung Ev. Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Familienplanung und Sexualpädagogik Großherzog-Friedrich-Str. 37 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-6 57 43 Fax: 06 81-6 40 72 E-Mail: hdb-sb@dwsaar.de Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke Johannisstr.2, 66111 Saarbrücken Tel.:06 81-30 90 6-50 Fax:06 81-30 90 6-52 E-Mail: psb@caritas-saarbruecken.de und spielsuchtberatung@caritas-saarbruecken.de Evangelische Familienbildungsstätte Mainzer Str. 269 66121 Saarbrücken Tel.: 06 81-6 13 48 Fax: 06 81-6 13 40 E-Mail: fambild-sb@dwsaar.de Ev. Aktionsgemeinschaft für Familienfragen Mainzer Str. 269 66121 Saarbrücken Tel.: 06 81-6 13 48 Fax: 06 81-6 13 40 Ökum. Bahnhofsmission Saarbrücken Hauptbahnhof Gleis 5-12 66111 Saarbrücken Tel.:06 81-3 18 50 Fax:06 81-3 18 50 E-Mail: bahnhofsmissionsaarbruecken@dwsaar.de Arbeitsstelle für Integrationshilfen im Elementarbereich Gerhardstr. 182 66333 Völklingen Tel.:0 68 98-98 42 25 Fax:0 68 98-98 42 27 E-Mail: afi-vk@dwsaar.de Agentur für haushaltsnahe Arbeit Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.: 01 60-89 54 693 Fax:0 68 98-9 14 76-15 E-Mail: aha@dwsaar.de Kurberatung und –vermittlung Mainzer Str. 269 66121 Saarbrücken Tel.: 06 81-68 57 00 77 Fax:06 81-6 13 40 E-Mail: kur-sb@dwsaar.de Abteilungsleiter: Martin Heß Tel.: 06821 / 956-162, Fax: 06821 / 956-165 E-Mail: martin-hess@dwsaar.de Stellvertreter: Martin Horzella Sekretariat: Christina Lavinio-Cisse / Beate Lorenz Tel.: 06821/956-160 / 161, Fax: 06821 / 956-165 E-Mail: osa@dwsaar.de Referat 3 – Gemeinwesenarbeit Referentin: Rosie Divivier Tel.: 0 68 21-9 56-1 64 Fax: 0 68 21-9 56-1 65 E-Mail: rosie-divivier@dwsaar.de Stadtteilbüro Malstatt Breite Str. 63 • 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-9 47 35-0 Fax:06 81-9 47 35-29 E-Mail: sbm@dwsaar.de Freiraum für Prävention / Kinderhaus Malstatt Neustraße 23 • 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-94 71 342 und 01 60-17 20 903 Kinder-Club: 06 81-41 63 841 Kinderphilosophie: 06 81-41 63 844 Fax:06 81-94 73 5-29 E-Mail: sbm@dwsaar.de Kinderbildungszentrum Malstatt (KIBIZ) St.-Josef-Str. 11 66115 Saarbrücken Tel.:06 81-41 63 000 Gemeinwesenarbeit Burbach Bergstr. 6, 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-76 19 5-0, Fax: 06 81-76 19 5-22 E-Mail: gwaburbach@quarternet.de Kultur- und Lesetreff Burbach Burbacher Markt 9, 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-75 35 892 Therapeutische Schülerinnen- und Schülergruppe Matzenberg Emsweg 22 66115 Saarbrücken Tel.:06 81-79 13 23 Fax:06 81-79 00 64 E-Mail: schuelerinnenhaus@dwsaar.de Gemeinwesenarbeit Brebach / IKUS Brebach und HIPPY Brebach Saarbrücker Str. 62, 66130 Saarbrücken-Brebach Tel.: 06 81-8 77 64 + 9 50 83-25 Fax:06 81-9 508 3-29 E-Mail: bzb@quarternet.de Kultur- und Lesetreff Brebach Tel.: 06 81-87 26 41 Jugendclub Brebach Jakobstr. 12 – 16, 66130 Saarbrücken-Brebach Tel.: 06 81-87 18 62 Referat 4 – Migrationsdienste Referent: Martin Horzella Tel.: 0 68 21-9 56-1 63 Fax: 0 68 21-95 6-1 65 E-Mail: martin-horzella@dwsaar.de Jugendmigrationsdienst (JMD) Saarbrücken Zur Malstatt 4 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-70 07 05 Fax: 06 81-70 20 454 E-Mail: jmd-sb@dwsaar.de Jugendmigrationsdienst (JMD) Völklingen / Lebach Gatterstr. 13 66333 Völklingen Tel.:0 68 98-9 14 76-0 Fax:0 68 98-9 14 76-15 E-Mail: jmd-vk@dwsaar.de Jugendmigrationsdienst (JMD) EDV-Schulung Neunkirchen Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Fax: 0 68 21-2 12 14 E-Mail: jmd-nk@dwsaar.de Migrationsberatung Erwachsener (MBE) Saarbrücken Zur Malstatt 4 • 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-70 07 05 Fax: 06 81-70 20 454 E-Mail: meb-sb@dwsaar.de Integrationskurse RV Saarbrücken Viktoriastraße 6 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-91 00 799 Fax: 06 81-91 04 843 E-Mail: sprachkurs-sb@dwsaar.de Bundesmodell Elternarbeit im JMD Saarbrücken Zur Malstatt 4 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-70 07 05 Fax: 06 81-70 20 454 Email: jmd-eltern@dwsaar.de Integrationslotsen RV Saarbrücken Zur Malstatt 4 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-70 07 05 Fax: 06 81-70 20 454 E-Mail: lis-sb@dwsaar.de Berufsbezogene Sprachkurse Viktoriastraße 4 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-30 14 211 Fax: 06 81-83 08 630 E-Mail: kurs-beruf@dwsaar.de Berufliche und soziale Integration (BIZ) LK Neunkirchen Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Fax: 0 68 21-2 12 14 E-Mail: meb-nk@dwsaar.de Berufsbezogene Sprachförderung (ESF-BAMF) Zur Malstatt 4 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-70 07 05 Fax: 06 81-70 20 454 E-Mail: kurs-beruf@dwsaar.de Integrationskurse Landkreis Neunkirchen Hospitalstr. 19 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 50 25 Fax: 0 68 21-2 12 14 E-Mail: jmd-nk@dwsaar.de Berufliche und soziale Integration (BIZ) RV Saarbrücken Zur Malstatt 4 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-70 07 05 Fax: 06 81-70 20 454 E-Mail: migr-sb@dwsaar.de Beratungsstelle für Flüchtlingsfrauen und -familien im Saarland Projektstelle Aussiedler und Gemeinde Martin-Luther-Haus Sebachstr. 5 66539 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-3 09 80 39 o. 0 68 21-8 63 65 E-Mail: prokirche-nk@dwsaar.de Flüchtlingsberatung Landesaufnahmestelle Lebach Pommernstr. 6 66822 Lebach Tel.: 0 68 81-47 83 Fax: 0 68 81-5 30 17 E-Mail: migr-leb@dwsaar.de Pommernstr. 6 • 66822 Lebach Tel.: 0 68 81-47 83 Fax: 0 68 81-5 30 17 E-Mail: migr-leb@dwsaar.de XENOS KompetenzWerkstatt Ludwigstr. 31 33 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-4 16 33-08/-07 Fax: 06 81-4 16 33-09 E-Mail: xenos-sb@dwsaar.de Therapeutische SchülerInnengruppe Brebach Jakobstr. 12 – 16, 66130 Saarbrücken Tel.: 06 81-87 39 372 Freiraum für Prävention Kinderhaus Brebach Riesenstraße 7 • 66130 Saarbrücken-Brebach Tel.:06 81-87 61 143 und 06 81 -87 61 641 Fax:06 81-87 63 952 Gemeinwesenarbeit Völklingen-Innenstadt Marktstraße 15 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-30 90 914 Fax: 0 68 98-75 90 875 Email: kiha-vk@dwsaar.de Freiraum für Prävention Kinderhaus Völklingen Marktstraße 15 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-30 90 914 Fax: 0 68 98-75 90 875 E-Mail: kiha-vk@dwsaar.de Stand 01/2010 29 JUGENDBERUFSHILFE Die Abteilung „Jugendberufshilfe“ will die Berufschancen der jungen Menschen verbessern Arbeitslosigkeit bedeutet immer Ausgrenzung Die Abteilung „Jugendberufshilfe“ stellt einen umfassenden Maßnahmeverbund zur beruflichen Eingliederung Jugendlicher, junger Erwachsener und Langzeitarbeitsloser dar. Alle Maßnahmen richten sich überwiegend an Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft, ihres Geschlechts und/ oder fehlender schulischer und beruflicher Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt keine beziehungsweise unzureichende Chancen haben. In Anbetracht der Bedeutung von Erwerbsarbeit für die gesellschaftliche Teilhabe verfolgt die „Jugendberufshilfe“ das Ziel einer dauerhaften beruflichen Eingliederung als Grundvoraussetzung für ein eigenständiges, selbstverantwortliches, materiell abgesichertes Leben. Armut und Ausgrenzung ist auch ein Thema für die „Jugendberufshilfe“ (JBH). Denn Arbeitslosigkeit bedeutet immer Ausgrenzung, nicht nur aus Erwerbsarbeit, sondern häufig auch aus sozialen Bezügen. Im Hartz IV – Bezug ist die Teilhabe an unserer, vom Konsum geprägten Gesellschaft fast unmöglich. Finanzielle Armut bedeutet auch Armut an Anregung und trifft insbesondere Kinder, deren Bildungschancen eingeschränkt werden. Weniger Bildung heißt aber schließlich auch weniger Berufschancen. In einer 30 Arbeitswelt, die immer höhere Anforderungen stellt, sind Menschen ohne qualifizierten Berufsabschluss ohne Chancen. Damit schließt sich der Teufelskreis für benachteiligte Familien von Arbeitslosigkeit - Ausgrenzung - Armut - weniger Bildung - weniger Berufschancen - Arbeitslosigkeit. Die JBH versucht mit ihren Angeboten diesen Teufelskreis zu durchbrechen, indem sie mehr Teilhabe für sozial benachteiligte Menschen und Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitslose organisiert sowie Jugendlichen hilft, ihre Bildungs- und Integrationschancen zu verbessern. Von der Schule in den Beruf Mit der Fokusierung auf die „vertiefte Berufsorientierung“ hat die Bundesagentur für Arbeit seit 2007 verstärkt Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler von allgemein bildenden Schulen gefördert. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und dem damit verbundenen Schreckgespenst des Fachkräftemangels hat hier ein grundsätzliches Umdenken stattgefunden. Ganz im Sinne der JBH erschließen sich nun frühzeitige Fördermöglichkeiten für benachteiligte Jugendliche, an deren adäquater Umsetzung sich die Abteilung beteiligt. Leider gilt auch hier die bittere Erfahrung, dass systematische Weiterentwicklung bewährter Ansätze auch in diesem neuen Feld all zu oft dem programmatischen Chaos zum Opfer fällt. Etwa bei der so genannten „Erweiterten Vertieften Berufsorientierung“. Die JBH hatte im Regionalverband Saarbrücken an verschiedenen Erweiterten Realschulen und an Förderschulen sowie an allen allgemein bildenden Schulen des Landkreises Neunkirchen in Kooperation mit der Jugendhilfe über zwei Jahre hinweg mit sehr hohem Aufwand passgenaue Angebote entwickelt und mit steigendem Erfolg umgesetzt. Zum Schuljahresende 2009 musste diese Arbeit mangels Weiterförderung durch die Bundesagentur für Arbeit eingestellt werden. Denn nun soll das durch die Regionaldirektion RheinlandPfalz-Saarland finanzierte Landesprogramm „Zukunft konkret“ unter Federführung des Bildungsministeriums an allen saarländischen Schulen vorrangig zu Maßnahmen der Erweiterten Vertieften Berufsorientierung umgesetzt werden. Sowohl von Seiten der Bundesagentur für Arbeit als auch vom zuständigen Ministerium wurde immer betont, dass vorhandene Angebote bestehen bleiben sollten. Trotz stetiger Bemühungen konnte bis April 2010 die inhaltliche Abgrenzung der verschiedenen Angebote nicht geklärt werden, so dass nun auch das Aus der Erweiterten Vertieften Berufsorientierung im Landkreis Saarlouis droht. Und das, obwohl wie überall im Land „Zukunft konkret“ nur sehr verhalten in Anspruch genommen wird und benachteiligten Jugendlichen nicht wirklich hilft. Arbeitsweltbezug stärkt das Selbstbewusstsein Die JBH ist seit 2007 beteiligt an der Umsetzung des Modellversuchs „Du schaffst das“, der unter der Federführung des Bildungsministeriums und finanziert durch die Arbeitsverwaltung neue Wege beschreitet zur Verbesserung der Chancen von Hauptschülerinnen und Hauptschülern im Übergang in die Ausbildung. In den Reformklassen wurden in den sechs Versuchsschulen mit dem dritten Jahrgang, nun von Klassenstufe sieben bis neun, zusätzliche Bildungsbegleiterinnen und -begleiter sowie handwerkliche Anleiter eingesetzt. Der Modellversuch zeigt gute Erfolge. Alle Schülerinnen und Schüler in der Abgangsklasse haben ihre schulischen Leistungen und ihre Lernbereitschaft verbessert, so dass gute Aussichten auf das Bestehen der Hauptschulabschluss-Prüfung bestehen. Dabei hat der Arbeitsweltbezug im Unterricht und die Entwicklung konkreter beruflicher Perspektiven motiviert und das Selbstbewusstsein sichtbar gestärkt. Aufgrund der bisher guten Erfahrungen soll der Modellversuch zum neuen Schuljahr verlängert werden. Nicht so positive Aussichten bestehen für die „Werkstattschulen“. Trotz überzeugender Ergebnisse wird dieser Teil des Modellversuches „Du schaffst das“ von der Bundesagentur für Arbeit nicht weiter finanziert und läuft nach dreijähriger Modellphase 2010 aus. Die JBH hat sechs Klassen in drei Berufsbildungszentren in sozialpädagogischer Begleitung. Zielgruppe waren Schülerinnen und Schüler im letzten Schulbesuchsjahr, die keine Aussicht mehr hatten, den Hauptschulabschluss zu erreichen. 75 Prozent davon waren nun erfolgreich, alle Absolventen konnten in weiterführende Bildungsmaßnahmen oder sogar in Ausbildung vermittelt werden. Möglich wurde dieses Ergebnis durch die Umsetzung eines ganzheitlichen Förderkonzeptes mit dem völlig neue Wege im schulischen Kontext gegangen wurden. Die JBH setzt seit Februar 2009 das Programm der Bundesagentur für Arbeit Berufseinstiegsbegleitung um. In der Gesamtschule Neunkirchen und in der Erweiterten Realschule Homburg begleiten je zwei pädagogische Fachkräfte und ein handwerklicher Anleiter ab Klasse acht Hauptschülerinnen und Hauptschüler mit besonderem Förderbedarf bis ein halbes Jahr nach erfolgreichem Ausbildungsbeginn. Anders als im Modellversuch „Du schaffst das“ sind die Mitarbeitenden nur mit der Förderung Einzelner beauftragt. Die ganzheitliche Förderung gestaltet sich damit wesentlich schwieriger, die Abstimmungsprozesse sind sehr viel aufwendiger, zumal das Vorhaben kaum vorbereitet auf die Schulen traf. Die sozialpädagogische Begleitung der Produktionsschulen und des dualen Berufsgrundschuljahres als Maßnahmen der Berufsvorbereitung in den Berufsbildenden Schulen konnte die JBH im Berichtsjahr in gutem Einvernehmen mit den Partnern kontinuierlich und erfolgreich fortsetzen. Aufgeben musste die JBH dagegen einen Hauptschulab- schluss-Kurs in Saarbrücken, nachdem 19 von 31 Teilnehmenden die externe Prüfung bestanden hatten. Das Saarland musste seine Förderung einstellen, da nach der Novellierung der Arbeitsförderung diese wieder zuständig geworden war. Mit der Umsetzung dieser Leistung im Rahmen der über Ausschreibung zu vergebenden so genannten BvB-Maßnahmen war eine Beteiligung mit unserer Tarifstruktur aussichtslos und schien auch inhaltlich nicht sinnvoll. Gesellschaftliche Integration fördern Ergänzend zur Übergangsbegleitung unterhält die JBH im Bereich Jugendsozialarbeit auch Angebote, die im weiteren Sinne der Ausgrenzung von Jugendlichen entgegenwirken und ihre gesellschaftliche Integration fördern. So gibt es für Jugendliche, die im öffentlichen Raum auffällig werden, seit einigen Jahren das sehr erfolgreiche Projekt „Streetwork Saarlouis“. Als Teil eines präventiven Konzeptes im Landkreis begleiten unsere Mitarbeitenden Jugendliche auf der Straße mit dem Fokus des Jugendschutzes einerseits und andererseits mit dem Ziel der Deeskalation von Konflikten mit der erwachsenen Bevölkerung. Als Maßnahme gegen Schulverweigerung unterhält die JBH in Kooperation mit der Jugendhilfe in Saarlouis die „ANLAUFstelle“ und im Regionalverband Saarbrücken die Zweite Chance als Koordinierungsstelle nach dem Bundes-ESF-Programm. Beide Projekte kämpfen mit der steigenden Nachfrage. Positiv zeigt sich, dass die Angebote und entsprechenden Handlungsempfehlungen das 31 JUGENDBERUFSHILFE Problembewusstsein und die Bereitschaft, aktiv zu werden, bei allen erhöhen. Angesichts der Vielzahl und Schwere der Fälle ist die Ausstattung der Beratungsstellen mit jeweils nur zwei Mitarbeitenden jedoch nicht ausreichend. In Neunkirchen besteht in Kooperation mit dem Justizministerium und der Jugendhilfe seit Jahren das Projekt Tat & Rat, das über Arbeitseinsätze und kreative Angebote Sanktionsalternativen für straffällige Jugendliche bietet und im Rahmen von Gruppenangeboten deren soziale (Re-) Integration fördert. Hier zeigen sich tiefe Abgründe sozialer Notlagen, die der gesellschaftlichen Teilhabe dieser Jugendlichen entgegenstehen. Erfolgreiche Ausbildung trotz Handicap Eine weitere Facette der JBH ist die Berufsausbildung von lernbehinderten Jugendlichen. Im Verbund mit zahlreichen Partnern wie Handwerkskammer, RAG BILDUNG Saar, Ausbildungszentrum Bau Saar, Neue Arbeit Saar, Wirtschaftsverband Holz ist das DWSAAR Träger von außerbetrieblicher, behindertengerechter Ausbildung in verschiedenen Berufen. 24 Auszubildende haben in 2009 ihre Ausbildung mit Erwerb des Gesellenbriefes erfolgreich abgeschlossen. Gefördert durch die Bundesagentur für Arbeit konnte die JBH in 2009 weitere 46 Jugendliche ins erste Ausbildungsjahr aufnehmen. Derzeit läuft die Ausschreibung für die nächste Runde, die im Wettbewerb über die weitere Beteiligung des DWSAAR entscheiden wird. 32 Bei der Umsetzung des Landesprogramms „Ausbildung jetzt“ kurz Abj, ging 2009 durch ein konkurrierendes Bundesprogramm kurzfristig die Zahl der betreuten Auszubildenden zurück. Inzwischen konnte der Kooperationsvertrag mit dem zuständigen Wirtschaftsministerium aber auf dem üblichen Niveau verlängert werden, so dass Abj weiterhin Ausbildungsbetriebe für Schwervermittelbare akquiriert und Jugendliche sowie die Betriebe bei der Ausbildung unterstützt. Im Jahr 2009 haben 59 Azubis ihre Gesellenprüfung bestanden und 84 Jugendliche die Ausbildung neu begonnen. Stabilisierung durch Beschäftigung In den Maßnahmen NeuStArT in Neunkirchen und „Stabil“ im Regionalverband Saarbrücken im Bereich „Niederschwellige Beschäftigung“ werden junge Hartz IV-Empfänger betreut, die aufgrund ihrer Situation permanent von Sanktionen und damit vom Entzug der existenziellen Grundlage bedroht sind. Die Projekte versuchen den vielfältigen individuellen Problemlagen durch Beschäftigung sowie Einzelfallhilfen zu begegnen, um die persönliche Stabilisierung zu fördern und damit die Basis für weitere Qualifizierung und berufliche Eingliederung zu schaffen. Nach anfänglichem Zögern sehen inzwischen auch die ARGEN als unsere Auftraggeber die Notwendigkeit alles daran zu setzen, dass diese jungen Menschen nicht noch weiter ins soziale Abseits geraten. Die Aktivierungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose, die ursprünglich von der ARGE Saarbrücken als kurzfristige Initiative in 2008 geplant war, laufen bis heute in Sulzbach und Völklingen. Die zugewiesenen Erwachsenen sind entgegen der ursprünglichen Erwartung der ARGE äußerst engagiert und dankbar für die adäquate Beschäftigung. Sozialkaufhäuser als Projekte des 3. Arbeitsmarktes Anfang Juli 2009 konnte die JBH zusammen mit der Stadt Saarlouis nach fast eineinhalbjähriger Vorbereitung das Sozialkaufhaus Saarlouis eröffnen. Mit der Tafel unter einem Dach untergebracht, hat der Zuspruch der Kunden alle Erwartungen übertroffen. Alle sind begeistert von dem schönen, geräumigen, gut sortierten anderen Kaufhaus. Gleichzeitig ist es erschreckend, wie viele Menschen auf die günstigen Angebote angewiesen sind. Inzwischen hat die JBH ein weiteres Sozialkaufhaus in Sulzbach eröffnet, das Diakoniekaufhaus in Völklingen ist in Planung, beides mit finanzieller Unterstützung durch das Bundes-ESF-Programm BIWAQ – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier, das im Kontext des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ steht. Alle drei Kaufhäuser sind Projekte des 3. Arbeitsmarktes mit dem Ziel, dauerhafter, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung für Langzeitarbeitslose, die keine Chance mehr auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt haben. Das neue Instrument der Arbeitsförderung im SGB II schien ein Durchbruch in der Arbeitsmarktpolitik bis es sich die Bundespolitik anders überlegte. Durch die Deckelung der Budgets kann sich inzwischen fast keine ARGE die Finanzierung erlauben, ohne damit alle anderen Instrumente zu blockieren. Viele erfolgversprechende Ansätze entwickelt Die JBH konnte viele erfolgversprechende Ansätze entwickeln, die direkt oder mittelbar gegen Armut und Ausgrenzung wirken. Grenzen sind immer wieder gesetzt - wie zahlreiche Beispiele im Bericht zeigen durch ständige Veränderung der Rahmen- und Förderbedingungen, die im komplexen Zusammenhang selten auf unterschiedliche Realitäten passen und so immer wieder zu Abbrüchen führen. Dennoch behält die JBH mit ihren motivierten Mitarbeitenden einen hohen Anspruch an die Qualität der eigenen Arbeit, der formal durch die Re-Zertifizierung im Herbst 2009 bestätigt wurde. Bärbel Heil-Trapp Blick in die Statistik 2009 arbeiteten in der Abteilung „Jugendberufshilfe“ im Rahmen von 44 Einzelprojekten insgesamt 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 134 Vollzeitstellen. Das Wirtschaftsplan- Volumen betrug rund 10,8 Millionn Euro. In den Maßnahmen wurden 5.456 Personen betreut. 2009 absolvierten in der Abteilung „Jugendberufshilfe“ 193 Jugendliche in verschiedenen Berufen eine Ausbildung für Lernbehinderte. An der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf wurden 1881 Schülerinnen und Schüler beraten und betreut, in Berufsvorbereitungsklassen 406. Seit ihrem Bestehen hat die Abteilung „Jugendberufshilfe“ (1997 -2009) rund 50.000 Menschen begleitet, betreut und beraten. 4 3 9 6 5 1 33 JUGENDBERUFSHILFE 3. ARBEITSMARKT Im Sozialkaufhaus Saarlouis finden Langzeitarbeitslose wieder eine Beschäftigung Preisgünstiges Angebot an Gebrauchtwaren Immer mehr Menschen sind von Armut betroffen. Gerade für Familien wird es immer schwieriger, sich die Notwendigkeiten des Lebens zu besorgen. „Dieser Not stellt sich das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR (DWSAAR) in Saarlouis“, sagt Diakonie-Pfarrer Udo Blank. Am 1. Juli 2009 hat der evangelische Wohlfahrtsverband in der Pavillonstraße in Saarlouis ein Sozialkaufhaus eröffnet: s’Kaufhaus. Auf 800 Quadratmetern Fläche finden in der ehemaligen Tabakfabrik Menschen mit kleinem Geldbeutel ein preisgünstiges und dennoch hochwertiges Angebot an Gebrauchtwaren: Möbel, Kleider für Kinder und Erwachsene, Textilien, Bücher, Geschirr, Fahrräder und technische Geräte. Dabei handelt es sich um Spenden, die zuvor in Arbeitsmarkt-Projekten des DWSAAR aufgearbeitet wurden. So wird auch dem Gedanken des Umweltschutzes Rechnung getragen. Die Waren bleiben im Wertstoff-Kreislauf und werden nicht einfach zu Müll. Das Sozialkaufhaus ist aber mehr als nur eine Kleider- und Möbelbörse: Zusätzlich zur Projektleiterin finden hier acht langzeitarbeitslose Menschen wieder eine längerfristige und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. „Mit der Förderung der ARGE ist die Einrich- 34 tung als Maßnahme des so genannten 3. Arbeitsmarktes anerkannt und trägt erstmalig der Tatsache Rechnung, dass viele Langzeitarbeitslose auf dem 1. Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben“, sagte Bärbel Heil-Trapp, Abteilungsleiterin „Jugendberufshilfe“. Mit dem Sozialkaufhaus werde das arbeitsmarktpolitische Angebot in der Kreisstadt Saarlouis sinnvoll ergänzt. Einkaufen kann im Sozialkaufhaus jeder, lediglich bei Möbeln und Elektrogeräten ist eine Berechtigungskarte für Bedürftige notwendig, die von den Beschäftigten ausgestellt wird. Finanziert wird das Sozialkaufhaus durch die Stadt Saarlouis, die ARGE Saarlouis und die Evangelische Kirche. Die Bilanz nach einem halben Jahr fällt positiv aus und ist erschreckend zugleich. Die Nachfrage aus der Bevölkerung ist groß, vor allem an den Tagen an denen gleich nebenan im gleichen Gebäude die Saarlouiser Tafel geöffnet ist. Deshalb gewinnt die Mahnung von Diakonie-Pfarrer Udo Blank anlässlich der Eröffnung des Sozialkaufhauses umso mehr an Bedeutung: „Die Schaffung von Sozialkaufhäusern und Tafelprojekten entbindet die Politik keineswegs von Ihrer Verantwortung, für gerechte Lebensverhältnisse im Land zu sorgen. Armutsbekämpfung darf nicht nur das Thema von Wohlfahrtsverbänden und einzelnen Kommunen sein, sondern muss zentrales Handlungsfeld der Politik werden“, sagte der Theologe. Das Sozialkaufhaus ist geöffnet: Montags von 9 bis 16 Uhr dienstags und donnerstags bis 18 Uhr freitags bis 12 Uhr außerdem an jedem 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr Möbel und Kleiderspenden können während den Öffnungszeiten abgegeben werden. Tel.: 0 68 31- 4 69 93 Achim Kerber, 45 Jahre, arbeitslos seit 1994, Einzelhandelskaufmann, seit 01. Juni 2009 Beschäftigter im ´s kaufhaus Saarlouis. Gabriele Weisgerber, 44 Jahre, arbeitslos seit 2006, Altenpflegerin, seit 15. Januar 2009 Beschäftigte im ´s kaufhaus Saarlouis: Rita Schwarz, 55 Jahre, arbeitslos seit 2002, keine Berufsausbildung, seit 17. August 2009 Beschäftigte im ´s kaufhaus Saarlouis: „Für mich ist der geregelte Tagesablauf wieder sehr wichtig. Durch die Arbeitslosigkeit entsteht sehr schnell Isolation, man fühlt sich alleine. Mein Leben bekommt durch meine Arbeit wieder einen Sinn. Ich erhalte darüber auch eine Wertschätzung meiner Person und habe den Eindruck wieder am Leben teilzu nehmen. „Der finanzielle Aspekt ist für mich und meinen Sohn sehr wichtig. So habe ich ein gutes Gefühl, für meine geleistete Arbeit bezahlt zu werden. Es gibt mir darüber hinaus eine positive Bestätigung und Selbstwertgefühl. „Durch meine Arbeit im ´s kaufhaus hat sich mein Selbstwertgefühl gesteigert. Auch wichtig sind mir die entstandenen soziale Kontakte zu den Mitarbeitenden, die Teamzugehörigkeit. Ich bin in dem Bereich Verkauf der Möbel eingesetzt. Diese Arbeit ist sehr vielseitig – Kundengespräche, Auftragserstellung, und vieles mehr. Ich arbeite in den Bereichen Telefonannahme, Tourenplanung sowie im Möbelverkauf. Ich finde, dass wir ein gutes Betriebsklima haben und die Zusammenarbeit im Team sehr gut ist.“ Ich habe einen geregelten Tagesablauf und die Möglichkeit, soziale Kontakte unter den Mitarbeitenden zu knüpfen. Ich bin im Bereich Verkauf eingesetzt, also bei Kleidung, Haushaltswaren, den Elektrogeräte und an der Kasse. Ich arbeite sehr gerne in diesen Aufgabenbereichen. Durch diese Tätigkeit bin ich für neue Aufgabengebiete neugieriger und offener geworden. Auch ist die finanzielle Vergütung wichtig für mich.“ Während meiner Arbeitslosigkeit hatte ich große Existenzängste, zudem kam ich mir nutzlos beziehungsweise überflüssig vor. Diese Gefühle sind seit meiner Arbeitsaufnahme im ´s kaufhaus Saarlouis nicht mehr vorhanden.“ 35 Rudolf Goerg, 46 Jahre, arbeitslos seit 2007, keine Berufsausbildung, seit 17. August 2009 Beschäftigter im ´s kaufhaus Saarlouis: Sabine Weller, 40 Jahre, arbeitslos seit 2003, keine Berufsausbildung, seit 1. Dezember 2009 Beschäftigte im „´s kaufhaus Saarlouis“: Verena Demrici, 47 Jahre, arbeitslos seit 2004, keine Berufsausbildung, seit 1.Dezember 2008 Beschäftigte im ´s kaufhaus Saarlouis: „Wichtiger ist für mich, dass Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt werden, dass es mir, wie auch meiner Familie finanziell wieder etwas besser geht. Auch mal einen Jahresvertrag zu haben ist sehr gut. „Für mich und meine Kinder ist es sehr wichtig wieder finanziell unabhängig zu sein. Auch der Beitrag zur Rentenversicherung ist für mich wichtig. „Für mich ist es wichtig, wieder arbeiten zu können. Das Gefühl zu haben, etwas zu leisten. Ich bin im ´s kaufhaus im Lagerbereich sowie im Verkauf eingesetzt. Ich habe in den vergangenen Monaten sehr viel Neues erlernt, unter anderem den Umgang mit Kunden oder etwa die Auftragserstellung. Ich arbeite im Bereich Lagerverwaltung, beim Auf- und Abbau der Möbel sowie im Möbelverkauf. Diese Aufgabengebiete habe ich in den vergangenen Monaten mit Anleitung neu erlernt. Ich finde es auch sehr gut, dass ich viele Arbeiten jetzt selbstständig ausführen kann. Ich fühle mich in diesem Team sehr wohl und arbeite gerne im ´s kaufhaus Saarlouis.“ 36 Ich habe in den letzten Wochen neue soziale Kontakte zu Kolleginnen, Kollegen und Kunden aufbauen können. Mein jetziges Aufgabengebiet umfasst den Verkauf von Kleidung, Haushaltswaren, die Auffüllung der Regale sowie der Kleiderständer und den kompletten Tages-Kassenabschluss. Diese Arbeit ist für mich eine neue Veränderung, da ich in diesen Bereichen noch nie gearbeitet habe. Ich fühle mich in dem Team des Sozialkaufhauses sehr wohl. Ich fühle mich auf dieser Arbeitsstelle sehr wohl und komme sehr gerne arbeiten. Auch bin ich froh, mein eigenes Geld zu verdienen, und nicht mehr direkt von der ARGE Geld zu beziehen.“ ARMUT In Sulzbach eröffnet die „Jugendberufshilfe“ ein zweites Sozialkaufhaus Wiedereinstieg für Langzeitarbeitslose ins Berufsleben Im März 2009 hat das DWSAAR ein zweites Sozialkaufhaus in Sulzbach eröffnet. Immer mehr Menschen sind auf Gebrauchtwaren angewiesen, um über die Runden zu kommen. „Armut in all ihren Ausprägungen und Schattierungen nimmt in unserem Land zu“, sagte Diakonie-Pfarrer Udo Blank bei der offiziellen Eröffnung. Mit der Einrichtung von Tafeln und Gebrauchtwarenhäusern allein sei der Not aber nicht zu begegnen. Es bedürfe grundsätzlicher tiefgreifender politischer Maßnahmen, mit dem Ziel, sich einer gerechten Verteilung wieder anzunähern, so Blank. Dazu gehöre auch, die Armut durch eine intensive Förderung von Bildung zu bekämpfen. Blank bedankte sich bei allen Kooperationspartnern, die das Sozialkaufhaus ermöglicht haben. Finanziert wird die Einrichtung durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (Bundesprogramm Soziale Stadt/BIWAQ), des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, der ARGE im Regionalverband Saarbrücken sowie der Evangelischen Kirche. Zur Eröffnung war auch die saarländische Sozialministerin gekommen. „Sozialkaufhäuser spielen in der Arbeitsmarktpolitik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hier helfen Langzeitarbeitslose Langzeitarbeitslosen“, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer. „Sozial- kaufhäuser bieten ein günstiges Sortiment für Bedürftige an. Menschen mit geringem Einkommen haben die Möglichkeit, sich mit Gegenständen für den täglichen Gebrauch auszustatten ohne sich dabei finanziell zu übernehmen.“ Zugleich ermöglichten Sozialkaufhäuser den Langzeitarbeitslosen einen Wiedereinstieg ins Berufsleben. Das Sozialkaufhaus Sulzbach verdiene Dank und Anerkennung, so Kramp-Karrenbauer. Auf fast 600 Quadratmetern Fläche finden in dem neuen Sozialkaufhaus Menschen mit kleinem Geldbeutel ein preisgünstiges und dennoch hochwertiges Angebot an Gebrauchtwaren: Möbel, Kleider und Textilien, Bücher, Geschirr, Spielsachen und technische Geräte. Dabei handelt es sich um Spenden, die in Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen des DWSAAR im Dienstleistungszentrum in Sulzbach aufgearbeitet werden. So wird auch dem Gedanken des Umweltschutzes Rechnung getragen. Die Waren bleiben im Wertstoff-Kreislauf und werden nicht einfach zu Müll. Das Sozialkaufhaus ist mehr als nur eine Kleider- und Möbelbörse. In einem Beratungscafé bietet die Sozialarbeiterin Christina Rehse eine nieder- schwellige, arbeitsweltbezogene Sozialberatung an. Sechs langzeitarbeitslose Menschen finden hier wieder eine längerfristige und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. „Einkaufen kann im Sozialkaufhaus jeder, der seine Bedürftigkeit nachweisen kann. Er erhält eine Berechtigungskarte, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgestellt wird. Aber auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger sind willkommen. Sie haben allerdings nur zu einem Teil der Waren Zugang. Das Sozialkaufhaus ist auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen. Sie können während der Öffnungszeiten beim Verkaufspersonal abgegeben werden. Größere Mengen werden auch zu Hause abgeholt Das Sozialkaufhaus ist geöffnet: Montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr freitags bis 13.30 Uhr Tel.: 0 68 97- 45 11 37 JUGENDBERUFSHILFE BESCHÄFTIGUNG Eine Arbeitsgruppe des Dienstleistungszentrums Sulzbach hat im Ruhbachtal Schutzhütten gebaut Positive Erfahrungen gesammelt „Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unseren Maßnahmen bietet die Beschäftigung im Dienstleistungszentrum Sulzbach (DZL) des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR (DWSAAR) die Möglichkeit, wieder positive Erfahrungen mit einer geregelten Arbeit zu machen“, sagt Bärbel Heil-Trapp, Abteilungsleiterin „Jugendberufshilfe“. Die Arbeitsgruppe „Handwerk und Gestaltung“ des DZL hat im letzten Jahr für die Stadt Sulzbach im Ruhbachtal zwei Schutzhütten gebaut. Sie wurden jetzt anlässlich einer öffentlichen Sitzung der Verbandsversammlung Ruhbachtal der Öffentlichkeit übergeben. Das Material für den Bau der Hütten hatte die Stadt zur Verfügung gestellt. 38 Die Arbeitsgruppe bestand aus sechs Teilnehmern, die mit viel Elan die Aufgabe angegangen waren. „Unsere Teilnehmer haben beim gemeinsamen Bau der Hütten viele schöne Erlebnisse gehabt und dabei festgestellt, dass ihre Arbeit etwas wert ist“, erzählt Hans-Gerd Klein, zuständiger Anleiter der Arbeitsgruppe. Einige seien sogar mit ihren Familien gekommen und hätte stolz gezeigt, „wo der „Papa“ da mitbaue“. Das DZL bietet mit den Arbeitsprojekten im Kontext der Infrastrukturentwicklung im Rahmen der „Sozialen Stadt Sulzbach“ sowie der „Möbelbörse“ und „Kleiderbörse“ Arbeitsgelegenheiten an, so genannte Ein-Euro-Jobs. Dazu werden von der ARGE Sulzbach Langzeit-Arbeitslose, überwiegend Erwachsene über 25 Jahre vermittelt, in der Regel für ein halbes Jahr. Die meisten von ihnen haben weder einen Schul- noch einen Berufsabschluss. Dazu kommen soziale Probleme, so dass sie kaum eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Ziel der Arbeit im DZL ist es, die Menschen durch eine qualifizierende Beschäftigung wieder an den allgemeinen Arbeitsmarkt heranzuführen. Sie erwerben hier neue berufliche Kenntnisse, etwa in der Holzbearbeitung, im Verkauf oder in der elektronischen Datenverarbeitung. Sozialpädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DWSAAR unterstützen sie bei persönlichen Problemen und in der beruflichen Weiterentwicklung. BILDUNG 19 Jugendliche haben in einem Kurs der „Jugendberufshilfe“ den Hauptschulabschluss erworben In der Gruppe gegenseitig unterstützt Michael will nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich absolvieren, Pascal will Fachkraft für Lager-Logistik werden, Fatma hofft auf eine Stelle im Altenheim und Hendrik wird Fahrer für eine Wäscherei. Alle haben im Sommer 2009 erfolgreich den Hauptschulabschluss absolviert. Dabei sah es lange gar nicht danach aus: Schule abgebrochen, keine Arbeit gefunden, auf der Straße rumgegammelt. Dann kam die Aufforderung von der ARGE, einen Hauptschulabschluss-Kurs beim DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR in Saarbrücken- Malstatt zu besuchen. „Der sind viele nicht gerade mit Freude gefolgt“, berichtet das Betreuer-Team, das aus Anita Heimann, Franziska Lorson und Stefan Petry bestand. Aber irgendwann hätten doch fast alle Ihre Chance gesehen und zum Abschluss noch einmal richtig Gas gegeben. „Wir haben uns in der Gruppe gegenseitig unterstützt und sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen“, erzählt Yahangir. Jeder habe ja so seine schweren Fächer. Zum Glück gehörten zum Kurs auch praktische Dinge, die auf den Beruf vorbereiten, wie die Arbeit in der Holzwerkstatt oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten. Das half, wenn es mit der Theorie mal schwierig wurde. Und so sind nach einen Jahr Schule 21 Jugendliche in die im Saarland standardisierte externe Prüfung gegangen. Schriftlich werden dabei Deutsch, Mathematik und zwei Wahlfächer abgeprüft, mündlich drei weitere Fächer. Abgelegt wurde die Prüfung in der Erweiterten Realschule Kleinblittersdorf. Wir hatten faire Bedingungen, unsere Schülerinnen und Schüler wurden wohlwollend behandelt“, berichtet Stefan Petry. Und so waren 19 erfolgreich. Fünf der Jugendlichen im Alter von 17 bis 25 Jahren haben sogar einen qualifizierten Abschluss mit der Fremdsprache Englisch erreicht. Jetzt geht es für die meisten hinaus in die Berufswelt. Hendrik hat sogar schon eine Ausbildungsstelle im Garten- und Landschaftsbau und Yahangir kann ein vierwöchiges Praktikum bei einem Tischler absolvieren. Andere, wie Philipp, wollen noch weiter die Schule besuchen. Denn je höherwertig der Abschluss, desto größer sind die Chancen für einen guten Ausbildungsplatz. Die „Jugendberufshilfe“ hat viele Jahre mit gutem Erfolg Hauptschulabschlusskurse im Auftrag des Landes angeboten. Nach dem Schuljahr 2008/2009 stellte das Land jedoch die Förderung von HSA-Kursen ein, da seit 2009 die Zuständigkeit für die Vorbereitung von Jugendlichen auf den Hauptschulabschluss bei der Agentur für Arbeit liegt. 39 JUGENDBERUFSHILFE BILDUNG 25 Jugendliche mit Lernbehinderungen haben erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen Viele gute Ergebnisse 25 Jugendliche mit Lernbehinderungen haben beim DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR (DWSAAR) erfolgreich eine außerbetriebliche RehaAusbildung abgeschlossen. Sie erhielten im September 2009 ihren Gesellen-, beziehungsweise Facharbeiterbrief. „In den Prüfungen seien viele gute Ergebnisse erzielt worden“, sagt Bärbel Heil-Trapp, Abteilungsleiterin in der „Jugendberufshilfe“. Zudem hätten im Laufe der dreijährigen Dauer nur sechs Jugendliche die Ausbildung abgebrochen. Das DWSAAR bietet behinderten-spezifische Ausbildungen, so genannte Reha-Ausbildungen in verschiedenen Bereichen an: Hauswirtschaft, Beikoch, Bau, Bauten- und Objektbeschichter, Maler / Lackierer, Gartenbau, Holz, Metall und Verkauf. Dabei kooperiert der Wohlfahrtsverband mit dem Arbeitgeberverband Bau, dem Holz- und Kunststoffverband sowie der RAG Bildung Saar. Finanziert werden die Maßnahmen von der Agentur für Arbeit Saarbrücken „Ohne Ausbildung geht heute auf dem Arbeitsmarkt gar nichts mehr“, sagt Heil-Trapp. Aufgrund des Fachkräftemangels sei es deshalb wichtig, dass jeder junge Mensch einen ordentlichen Beruf lerne. Das DWSAAR möchte auch Lernbehinderten diese Chance geben. Und so haben zum Schuljahr 2009/2010 weitere 44 Jugendliche eine neue Ausbildung angetreten. Die Ausbildung ist außerbetrieblich organisiert. Der praktische Teil findet in Werkstätten oder in so genannten Praktikumsbetrieben statt, der fachtheoretische Teil in der Berufsschule. Die Jugendlichen werden sozialpädagogisch begleitet und erhalten Stütz- und Förderunterricht. Außerdem unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die jungen Menschen auf der Suche nach den Praktikumsbetrieben, helfen bei persönlichen Problemen und machen Freizeitangebote. WEGE IN DEN BERUF Die Kompetenzagentur in Neunkirchen hat eine Befragung unter Jugendlichen durchgeführt Den Dialog eröffnet Die Kompetenzagentur des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR im Landkreis Neunkirchen hat 2009 eine Befragung durchgeführt mit dem Ziel, von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr über ihren Weg in den Beruf zu erfahren. 40 Die Fachkräfte der Kompetenzagentur wollten nicht weiter über Konstruktionen und Annahmen zum Erleben von Jugendlichen im Übergangsfeld Schule-Beruf sprechen, sondern den direkten Kontakt suchen. Auf den Punkt gebracht: die Jugendlichen sollten als kompetente Experten ihrer eigenen Fragen betrachtet und befragt werden. Gleichzeitig sollte der Dialog mit denjenigen beginnen, die an der Schwelle ins Berufsleben stehen. Im Mittelpunkt standen deshalb zwei Fragestellungen: „Wie erleben Jugendliche die regionalen Unterstützungsangebote im Übergang SchuleBeruf?“ und „Was ist aus Sicht der Jugendlichen bezüglich der vorhandenen Angebotsstruktur zu verbessern?“ Als Beratungsstelle der „Jugendberufshilfe“ war es der Kompetenzagentur natürlich auch wichtig, aktuelle und regionale Erkenntnisse aus der Befragung abzuleiten Denn als Träger der „Jugendberufshilfe“ ist die Einrichtung bemüht, neue Maßnahmen zu initiieren, somit sozialer Ausgrenzung entgegenzusteuern und gleichberechtigte Zugangswege für Menschen mit unterschiedlichen Startbedingungen mitzugestalten. Der Rücklauf war enorm: Von 2000 verteilten Fragebögen wurden 910 ausgefüllt. Die Befragten waren im Alter von 15-25 Jahren (davon Dreiviertel 16-18 Jahre) und kommen aus allgemeinbildenden Schulen (60 Prozent), berufsbildenden Schulen sowie aus Maßnahmen von Bildungsträgern. Vieles, was die Mitarbeitenden der Kompetenzagentur als Ergebnis der Befragung erwartet hatten, traf nicht so ein. So können nun alltägliche Konstruktionen überprüft und andere Perspektiven in der Beratungsarbeit mit Jugendlichen entwickelt werden. Einige ausgewählte Ergebnisse: • 66 Prozent schätzen ihre Ausbildungsplatzchancen positiv ein. 27 Prozent schätzen ihre Ausbildungsplatzchancen schlecht, oder sehr schlecht ein. • 75 Prozent werden von der Familie oder Bekannten auf dem Weg in den Beruf unterstützt, 25 Prozent erhalten Hilfe durch das Internet, die Kompetenzagentur, die Berufsberatung oder die ARGE. • 90 Prozent der Befragten ist die Berufsberatung als Hilfsinstanz bekannt, wobei knapp die Hälfte die Berufsberatung bereits genutzt hat. • Ein Drittel wünscht sich Hilfe im Umgang mit Ämtern. • Bei der Wahl ihres Berufswunsches werden die Jugendlichen hauptsächlich von ihren Interessen geleitet, gefolgt von dem Kriterium der Bezahlung. • Mit Blick auf die Einschätzung der Chancen, eine Ausbildungsplatz zu erhalten, gibt es keine Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. • Von den Jugendlichen, die eine allgemeinbildende Schule besuchen, schätzen 73 Prozent ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz positiv ein. Mit steigendem Schulabschluss steigt diese positive Haltung. • 56 Prozent der Förderschülerinnen und Förderschüler schätzen ihre Ausbildungsplatzchancen positiv ein. Gezielt wurden auch insbesondere schulische Fördermaßnahmen in den Blick genommen: In der Werkstattschule ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ihre Ausbildungsplatzchancen gut einschätzen um 80 Prozent größer als in den anderen Schulformen, wie der Produktionsschule, dem Berufsgrundschuljahr (BGJ), dem dualisierten BGJ oder der Gewerbeschule. In der Produktionsschule, im dualisierten BGJ sowie in der Gewerbeschule schätzen je ungefähr 2/3 der Befragten ihre Chancen positiv ein. Demgegenüber ist die Gruppe aus dem BGJ mit 51 Prozent etwas geringer. Die Mitarbeitenden der Kompetenzagentur wollen mit den Jugendlichen im Dialog bleiben. Deutlich in der Befragung wird aber, je engmaschiger die sozialpädagogische Betreuung durch Fachkräfte wird, wie in den Reformklassen oder der BEB, desto selbstbewusster werden die Jugendlichen. • Knapp 90 Prozent der Befragten möchten eine Ausbildung absolvieren. Die Hälfte dieser Gruppe spricht sich allerdings für einen späteren Ausbildungsbeginn aus, möchte vorher noch weiter zur Schule gehen. 41 JUGENDBERUFSHILFE BERUFSFINDUNG Bildungsbegleiter bereiten in den Reformklassen Jugendliche auf den Start ins Berufsleben vor Hoch motiviert für eine Ausbildung Die Arbeit der Bildungsbegleitung in den Reformklassen soll dazu beitragen, die Schülerinnen und Schüler auf den Start ins Berufsleben vorzubereiten und sie im Bewerbungsprozess zu unterstützen. Dazu gehört es, dass die Jugendlichen ihre Stärken und Schwächen erkennen, um diese mit verschiedenen Berufsbildern abgleichen zu können. Ein Beispiel aus der Arbeit, aufgeschrieben von Sonja Blaesy, Bildungsbegleiterin an der Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken: Nadia Meier (Name geändert) absolviert in der 8. Klasse zwei Betriebspraktika mit besonders guten Beurteilungen. Sie hat sich für den Berufszweig Einzelhandel entschieden, ist sich der Anforderungen bewusst und hoch motiviert im Anschluss an den Hauptschulabschluss eine entsprechende Ausbildung zu beginnen. Ihre Noten liegen 42 im oberen Mittelfeld und ihr persönliches Auftreten rechtfertigt die guten Beurteilungen der Praktikumsbetriebe. Im November 2009 vereinbarte ich mit ihr einen Termin, um Bewerbungen zu schreiben. Dabei zeigt sie mir einen Brief ihrer Mutter, in dem diese mir mitteilt, dass ihre Tochter auf keinen Fall die Bewerbungen schreiben dürfte. Es sei dafür noch viel zu früh, man müsse ja erst einmal abwarten, ob sie den Hauptschulabschluss überhaupt schaffen würde. Prinzipiell sei es ihre Entscheidung, ob sich ihre Tochter irgendwo bewerbe oder nicht. Nadia Meier wäre die erste in ihrer Familie, die eine Ausbildung absolvieren würde. In Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer, der die Schülerin und ihre Familie seit der 5. Klasse kennt und den familiären Hintergrund als äußerst problembelastet einschätzt, gelang es dann doch, der Mutter den Sinn einer frühzeitigen Bewerbung zu vermitteln gerade bei großen Handelskonzernen. Nadia Meier hat daraufhin gemeinsam mit mir mehrere Bewerbungen geschrieben und wurde durch das Reformklassenteam im gesamten Bewerbungsprozess, auch in der Vorbereitung auf Assessment und Vorstellungsgespräche begleitet. Von vier potenziellen Arbeitgebern wurde sie zu Vorstellungsgesprächen beziehungsweise Assessments eingeladen. Ergebnis war die luxuriöse Situation, zwischen zwei angebotenen Ausbildungsplätzen wählen zu können. Sie hat sich für einen großen und renommierten Drogeriekonzern entschieden und wird ab August 2010 als erstes Mitglied ihrer Familie dort eine Ausbildung absolvieren. JUGENDSOZIALARBEIT In NEUStArT werden Jugendliche unter 25 Jahren betreut, die keine Perspektive mehr haben Schwierige Lösungsprozesse NEUStArT in Neunkirchen betreut Jugendliche unter 25 Jahren, die keine Perspektive mehr haben: ohne Hauptschulabschluss, keine Arbeit, psychische Probleme, Drogenmissbrauch und soziale Vernachlässigung. Sie finden hier niederschwellige Arbeitsgelegenheiten in Form von kreativen Werkstattarbeiten und motivierenden Arbeitsprojekt. In dem Projekt der „Jugendberufshilfe“ findet eine individuelle Förderung statt, lebenspraktisches Training, berufliche und allgemeinbildende Qualifizierung, Gruppenaktivitäten, erlebnispädagogische Angebote, soziales Training sowie eine sozialpädagogische Betreuung. Ein Beispiel, wie NEUStArT versucht, zu helfen: Christian Schmitz (Name geändert) verhielt sich meist zurückhaltend, gehemmt und ging nicht auf andere Personen zu, als er zu NEUStArT kam. Knüpfte der 22-Jährige allerdings neue Kontakte, so ließ die Hemmung deutlich nach. Er äußerte klar seine persönliche Abhängigkeit, insbesondere von seiner Mutter. Sie begleitete ihn bei fast allen Aufgaben des Alltags. Christian entwickelte bei Herausforderungen jeglicher Art starke Ängste, konnte sich kaum von der häuslichen Gemeinschaft entfernen und auch nicht fremd übernachten. eine sozialpädagogische Familienhilfe für die kleinen Geschwister von Christian (7 und 14 Jahre). Aber auch mit Christian ist sie überfordert. Durch die erlernte Abhängigkeit zur Mutter war er nicht in der Lage, seine Wünsche und Bedürfnisse umzusetzen. Zwar will er sich von der Familie lösen, da er die „Kindrolle“ nicht mehr erträgt, gleichzeitig ist er jedoch nicht in der Lage altersadäquat zu handeln. Seine Mutter „hasst“ und „liebt“ er zugleich. Diese Spannung zwischen Liebe und Hass, dem Ablösen wollen einerseits und in der Abhängigkeit stehen andererseits, führt zu starken inneren Anspannungen und letztendlich zu Aggressionsschüben. Dazu kam Drogenmissbrauch. Die Folge: Christian zertrümmerte zweimal das Mobiliar in der elterlichen Wohnung. Die Polizei wies ihn ins FliednerKrankenhaus ein, mit der Maßgabe, sich die ersten zehn Tage nicht mehr der elterlichen Wohnung nähern zu dürfen. Die sozialpädagogische Begleitung im Rahmen von NEUStArT erreichte, dass Christian im gleichen Haus eine eigene Wohnung beziehen konnte eine größere Entfernung von der Familie war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Gleichzeitig beantragten sie einen Sozialbeistand, von dem er nun betreut wird. Regelmäßig wird in einem gemeinsamen Team, Sozialbestand, Sozialamt, ARGE und NEUStArT, der Hilfeplan festgelegt, immer nur für wenige Wochen. Im Laufe der Zeit fühlte sich Christian bei NEUStArT wohl und fasste Vertrauen zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es wurde ihm möglich, seine Befindlichkeiten zu thematisieren und sich auf einen Lösungsprozess einzulassen. So wird derzeit auf einen möglichen Klinikaufenthalt auf der Adoleszenzstation einer Saarbrücker psychiatrischen Klinik hingearbeitet. Eine weitere Förderung ist unerlässlich, da Christian immer noch unter sehr starken Berührungs-, Bewältigungs- und Versagensängsten leidet. Zudem ist er noch nicht ganz drogenfrei, was seine Entwicklungsmöglichkeiten deutlich hemmt. Andererseits ist auch die Mutter mit der Bewältigung des Alltages überfordert. Sie hat 43 JUGENDBERUFSHILFE Sekretariat: Silke Butscher Tel.: 0 68 21-95 6-2 09 • E-Mail:silke-butscher@dwsaar.de Alexandra Emge Tel.: 0 68 21-95 6-2 10 • E-Mail: alexandra-emge@dwsaar.de Hausanschrift: Rembrandtstr. 17 - 19 66540 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-95 6-0 E-Mail: jbh@dwsaar.de Homepage: Postanschrift Teilnehmerverwaltung: Resi Poggenpohl Tel.: 0 68 21-95 6-2 17 • E-Mail: resi-poggenpohl@dwsaar.de Monika Schönbucher Tel.: 0 68 21-95 6-2 16 • E-Mail: monika-schoenbucher@dwsaar.de Helga Schweig Tel.: 0 68 21-95 6-2 16 • E-Mail: helga-schweig@dwsaar.de www.dwsaar.de Postfach 13 09 66513 Neunkirchen Referentin: Marina Horstmann Referentin: Astrid Klein-Nalbach Referent: Franz Stoiber Jugendberatung Berufsorientierung MOBil Saarlouis Am Kleinbahnhof 7 a 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-8 00 21 Fax: 0 68 31-4 18 68 E-Mail: mobil-sls@dwsaar.de BOSEK Am Kleinbahnhof 7 a 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-4 66 08 Fax: 0 68 31-4 18 68 E-Mail: bosek-sls@dwsaar.de Kompetenzagentur Neunkirchen Regiestelle Tel.: 0 68 21-9 56-3 18 Fax: 0 68 21-9 56-2 11 E-Mail: astrid-klein-nalbach@dwsaar.de Reformklassen Jugendbüro Bahnhofstr. 43 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-2 11 06 Fax: 0 68 21-2 26 91 E-Mail: ka-nk@dwsaar.de ERS Merzig Christian-Kretschzmar-Schule Von-Boch-Straße 73 66663 Merzig Mobil: 01 51-21 03 17 54 reformklassen-mzg@dwsaar.de ERS Saarlouis II Marthin-Luther-King-Schule Kreuzbergstr. 87 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-98 69 480 reformklassen-sls@dwsaar.de ERS Völklingen II Hermann-Neuberger-Schule Cloosstr. 13 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-30 90 664 (Büro) reformklassen-vk@dwsaar.de Gesamtschule Team 1: Tel.: 0 68 21-95 6-2 14 • E-Mail: marina-horstmann@dwsaar.de Tel.: 0 68 21-95 6-318 • E-Mail: astrid-klein-nalbach@dwsaar.de Tel.: 0 68 21-95 6-2 12 • E-Mail: franz-stoiber@dwsaar.de Berufsvorbereitung Werkstattschule TGS BBZ Völklingen Am Bachberg 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-91 28 37 Fax: 0 68 98-29 58 34 E-Mail: ws-vk@dwsaar.de TG BBZ Dillingen Wallerfangerstr. 66763 Dillingen Tel.: 0 68 31-76 10 136 Fax: 0 68 31-70 27 45 E-Mail: ws-dill@dwsaar.de TGS BBZ Neunkirchen Jägermeisterpfad 4 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-92 35 24 Fax: 0 68 21-92 35 44 E-Mail: ws-nk@dwsaar.de Produktionsschule BBZ Lebach Friedensstr. 4-12 • 66822 Lebach Tel.: 0 68 81-53 90 271 Fax: 0 68 81-53 71 28 E-Mail: ps-lebach@dwsaar.de Saarbrücken-Bellevue Am Hagen 30 • 66117 Saarbrücken Tel.: 06 81-92 62 036 Reformklassen-sb@dwsaar.de TGS BBZ Saarlouis (2164) Zeughausstr. 25 • 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-48 81 387 Fax: 0 68 31-94 98 320 E-Mail: ps-sls@dwsaar.de ERS Neunkirchen-Stadtmitte Freiherr-vom-Stein-Str. 6 66540 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-95 17 96 13 reformklassen-nk@dwsaar.de TGS BBZ Völklingen (2163) Am Bachberg • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-91 28 32 Fax: 0 68 98-29 58 34 E-Mail: ps-vk@dwsaar.de Gesamtschule Bexbach Eichendorffweg 1 66450 Bexbach Mobil: 01 60-29 66 291 reformklassen-bexbach@dwsaar.de SBBZ Saarbrücken (2161) Schmollerstr. 10 • 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-93 80 2-20 Fax: 06 81-93 80 2-16 E-Mail: ps-sb@dwsaar.de BBZ Sulzbach (2161) Schillerstr. 7 • 66280 Sulzbach Tel.: 0 68 97-92 26 31 Gesamtschule Neunkirchen Fax: 0 68 97-5 43 46 Haspelstraße • 66538 Neunkirchen E-Mail: ps-su@dwsaar.de Tel.: 0 68 21-98 24 52 E-Mail: beb-nk@dwsaar.de Duales BGJ Berufseinstiegsbegleitung ERS Homburg II Sandrennbahn Cranachstr. 7 • 66424 Homburg Mobil: 01 51-20 53 03 03 E-Mail: beb-nk@dwsaar.de Beikoch c/o Handwerkskammer des Saarlandes Hohenzollernstr. 47-49 • 66117 Saarbrücken Tel.: 06 81-58 09-217/-215 • Fax: 06 81-58 09-243 E-Mail: verkauf-sb@dwsaar.de Bauten- und Objektbeschichter C/o Ausbildungszentrum AGB Bau Saar Kolbenholz 4 • 66121 Saarbrücken Tel. und Fax: 06 81-89 10 042 E-Mail: bau-sb@dwsaar.de Bauten- und Objektbeschichter c/o RAG Bildung GmbH Saarbrücker Str. 131 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-3 32 07 • Fax: 0 68 98-30 90 302 E-Mail: metall-vk@dwsaar.de Gartenbau c/o Neue Arbeit Saar gGmbH Lothringer Str. 2-20 • 66117 Saarbrücken Tel.: 06 81-41 72 581 • Fax: 06 81-70 95 853 E-Mail: gartenbau-sb@dwsaar.de c/o Stadt Völklingen Kühlweinstr. 64 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-1 61 43 • Fax: 0 68 98-29 98 22 E-Mail: gartenbau-vk@dwsaar.de Holz c/o Wirtschaftsverband Holz u. Kunststoff e.V. Von-der-Heydt • 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-7 31 92 • Fax: 06 81-7 53 44 67 E-Mail: holz-sb@dwsaar.de Tel.: 06 81- 41 62 848 E-Mail: holz2-sb@dwsaar.de Nordring 69 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-69 02 11 45 • Fax: 0 68 98- 69 02 11 49 E-Mail: holz-vk@dwsaar.de Metall c/o RAG Bildung GmbH Saarbrücker Str. 131 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-3 77 48 oder 3 32 07 • Fax: 06 81-40 58 122 E-Mail: metall-vk@dwsaar.de Verkauf c/o Handwerkskammer des Saarlandes TGS BBZ Saarlouis Hohenzollernstr. 47-49 • 66117 Saarbrücken Zeughausstr. 25 • 66740 Saarlouis Tel.: 06 81-58 09-217 oder 06 81-58 09-158 Tel.: 0 68 31-94 98 324 Fax: 06 81-58 09-243 Fax: 0 68 31-94 98 320 E-Mail: verkauf-sb@dwsaar.de E-Mail: bgj-sls@dwsaar.de Teilezurichter, Bauten- und Obektbeschichter KBBZ Dillingen c/o RAG Bildung GmbH Hinterstr. 11 • 66763 Dillingen Schroten 1 a • 66121 Saarbrücken Tel.: 0 68 31-76 10 011 Tel.: 06 81-68 57 02 95 Tel.: 0 68 31-97 61 26 (Sekretariat) E-Mail: bae-sb@dwsaar.de Fax: 0 68 31-97 61 27 E-Mail: kbgj-dill@dwsaar.de BBZ Lebach Friedensstr. 4-12 • 66822 Lebach Tel.: 0 68 31-53 90 270 Fax: 0 68 31-53 71 28 E-Mail: bgj-lebach@dwsaar.de 44 Ausbildung Hauswirtschaft Gerhardstr. 182 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-88 72 • Fax: 0 68 98-81 03 40 E-Mail: hauswirtschaft-vk@dwsaar.de Leitung: Bärbel Heil-Trapp Tel.: 0 68 21-95 6-2 08 • E-Mail:baerbel-heil-trapp@dwsaar.de Stv. Leitung: Dr. Hans-Peter Haag Tel.: 0 68 21-95 6-3 21 • E-Mail:hans-peter-haag@dwsaar.de Zuschusswesen: Referentin: Caroline Grün Tel.: 0 68 21-95 6-2 31 • E-Mail: caroline-gruen@dwsaar.de Sachbearbeitung: Christine Elsen Tel.: 0 68 21-95 6-1 11 • E-Mail: christine-elsen@dwsaar.de Florentine Martin Tel.: 0 68 21-95 6-3 20 • E-Mail: florentine-martin@dwsaar.de Uwe Rosar Tel.: 0 68 21-95 6-1 27 • E-Mail: uwe-rosar@dwsaar.de Team 2: Referent: Dr. Hans-Peter Haag Tel.:0 68 21-95 6-3 21 • E-Mail:hans-peter-haag@dwsaar.de Fritz Dreyer Tel.: 0 68 21-95 6-2 13 • E-Mail:fritz-dreyer@dwsaar.de Jugendsozialarbeit Ausbildungsbegleitung Team 1 Zweite Chance Koordinierungsstelle Ausbildung jetzt Sulzbachtalstr. 86 66280 Sulzbach Tel.: 0 68 97-5 51 67 Fax: 0 68 97-5 38 29 E-Mail: abj-su@dwsaar.de Poststr. 48 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-29 78 42 Fax: 0 68 98-50 48 94 E-Mail: abj-vk@dwsaar.de Beratungszentrum Saarlouis Am Kleinbahnhof 7 a 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-12 02 46 oder Tel.: 0 68 31-12 02 48 Fax: 0 68 31-4 18 68 E-Mail: abj-sls@dwsaar.de Bahnhofstr. 43 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-21 03 64 Fax: 0 68 21- 2 26 91 E-Mail: abj-nk@dwsaar.de bei Schulverweigerung Neustr. 24 • 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-4 19 61 Fax: 06 81-41 70 133 E-Mail: zweite-chance@dwsaar.de ANLAUFstelle bei Schulverweigerung Am Kleinbahnhof 7 a 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-48 73 22 Fax: 0 68 31- 4 18 68 E-Mail: anlauf-sls@dwsaar.de Streetwork Saarlouis Am Kleinbahnhof 7 a 66740 Saarlouis Fax: 0 68 31-418 68 E-Mail: streetwork-sls@dwsaar.de Tel.: 0 68 31-48 73 21 oder 0176-29 95 31 89 Tel.: 0 68 31-12 02 54 oder 0160-41 60 962 Beratungszentrum Saarlouis Am Kleinbahnhof 7 a 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-4 97 21 Fax: 0 68 31-4 18 68 E-Mail: beratungszentrumsaarlouis@dwsaar.de Team 2 Tat und Rat Sanktionsalternativen Rembrandtstr. 17-19 66540 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-95 6-2 20 Fax: 0 68 21-95 6-2 11 E-Mail: tatrat@dwsaar.de Arbeitslosenberatung Zentrum für Qualifizierung und Integration Am Kleinbahnhof 7 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-48 70 613 Fax: 0 68 31-4 18 68 zqi-sls@dwsaar.de Koordination FairWertung Sozialkaufhaus Saarlouis Pavillonstr. 31 • 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-48 77 874 Fax: 0 68 31-48 77 979 E-Mail: skaufhaus-saarlouis@dwsaar.de Niederschw. Beschäftigung Quaifizierende Beschäftigung STABIL Sulzbach Eisenbahnschachtanlage 31 66280 Sulzbach Tel.: 0 68 97-81 01 80 Fax: 0 68 97-81 02 42 E-Mail: stabil-su@dwsaar.de Service-Station Malstatt Ludwigstr. 60 66115 Saarbrücken Tel.: 06 81-41 70 178 oder Tel.: 06 81-4 95 91 Fax: 06 81-4 70 48 E-Mail: ssm@dwsaar.de Möbelprojekt Saarlouis Pavillonstr. 45 • 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-48 99 87 oder Tel.: 0 68 31-48 94 794 Fax: 0 68 31-48 94 796 E-Mail: moeb-recycling-sls@dwsaar.de STABIL Völklingen Nordring 69 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-69 02 11 55 oder Fax: 0 68 98-69 02 11 59 E-Mail: stabil-vk@dwsaar.de Dienstleistungszentrum Sulzbach Sulzbachtalstr. 86 66280 Sulzbach Tel.: 0 68 97-50 16 15 Fax: 0 68 97-50 18 38 E-Mail: dlz-beschaeftigung@dwsaar.de Frauenprojekt “Der Laden” Provinzialstr. 78 • 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-4 64 38 oder Tel.: 0 68 31-46 02 42 Fax: 0 68 31-12 54 48 E-Mail: laden-sls@dwsaar.de NEUStArT Wellesweiler Str. 83 a 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-29 02-440 Fax: 0 68 21-29 02-844 E-Mail: neustart-nk@dwsaar.de Völklinger Börse Nordring 69 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-69 02 11 25 Fax: 0 68 98-69 02 11 29 E-Mail: voelklinger-boerse@dwsaar.de beschaeftigung-vk@dwsaar.de Weltkulturerbe Völklinger Hütte Rathausstr. 75-79 66333 Völklingen Tel.: 06898- 9 10 01 80 Fax: 06898- 9 10 01 31 E-Mail: wke-vk@dwsaar.de Fahrrad-Service-Station Saarlouis Donatusstr. 13 • 66740 Saarlouis Tel. und Fax: 0 68 31-8 75 92 E-Mail: fahrrad-sls@dwsaar.de Recycling Saarlouis Pavillonstr. 45 • 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-48 72 931 Fax: 0 68 31-48 77 211 E-Mail: recycling-sls@dwsaar.de Möbel- und Kleiderbörse Neunkirchen Wellesweilerstr. 83 • 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-17 71 16 Fax: 0 68 21-91 24 10 E-Mail: moebelboerse-nk@dwsaar.de Kleiderbörse Hüttenbergstr. 40 AGH Hauswirtschaft / 66538 Neunkirchen Gastronomie und Pflege Tel.: 0 68 21-40 18 737 Nordring 69 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-81 01 78 Beschäftigung 3. Arbeitsmarkt Fax: 0 68 98-29 62 73 E-Mail: agh-hgp-vk@dwsaar.de Sozialkaufhaus Saarlouis Pavillonstr. 45 • 66740 Saarlouis Tel.: 0 68 31-4 69 93 (Verkauf) Aktivierungsmaßnahme für Tel.: 0 68 31-48 77 874 (Büro) Langzeitarbeitslose Fax: 0 68 31-48 77 979 Sulzbach E-Mail: skaufhaus-sls@dwsaar.de Sulzbachtalstr. 86 66280 Sulzbach Sozialkaufhaus Sulzbach Tel.: 0 68 97-50 17 52 Sulzbachtalstr. 86 • 66280 Sulzbach E-Mail: afl-sul@dwsaar.de Tel.: 0 68 97-56 79 88 Aktivierungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose Völklingen Nordring 69 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-69 02 11 85 Fax: 0 68 98-69 02 11 89 E-Mail: afl-vk@dwsaar.de Fax: 0 68 97-56 81 28 E-Mail: skaufhaus-sul@dwsaar.de DIAKONIEkaufhaus Völklingen Nordring 69 • 66333 Völklingen Tel.: 0 68 98-69 02 11 05 Fax: 0 68 98-69 02 11 09 dkaufhaus-vk@dwsaar.de Organigramm Abteilung Jugendberufshilfe 45 JUGENDHILFEVERBUND Der „Jugendhilfeverbund“ fördert Kinder und Jugendliche im sozialen Miteinander und in ihren kognitiven Fähigkeiten Die Chance auf eine Berufswahl ermöglichen Seit der europäischen Suche nach einer sozialen Identität, veränderte sich die Begriffsdefinition von Armut stetig. War zuvor nur das Durchschnittseinkommen ein Indikator für Armut, verfolgte der französische Sozialist und Kommissionspräsident Jaques Delors in den 1980er Jahren das Ziel, Armut auch über die direkte materielle Seite hinaus auf die Dimensionen Arbeit, Bildung/ Ausbildung, Gesundheit und Wohnen zu beziehen. Dies war der erste Ansatz, Armut auch in den Lebensräumen von Kindern zu suchen, die vom Armutsrisiko ebenso wie ihre Eltern betroffen waren. EU will Kinderarmut bekämpfen Armut bezeichnet sowohl den Prozess, in den Zustand des Arm-Seins hineinzukommen, als auch die Gründe, dort zu verharren. Soziale Ausgrenzung geht ebenfalls von dieser Definition aus. Beide Begriffe beinhalten neben der Höhe des Einkommens aber zugleich diverse Dimensionen und umfassen so die gesamte Lebenslage des betroffenen Menschen. Der einzig bedeutsame Unterschied ist, dass nur soziale Ausgrenzung auf den Menschen hinweist, der ausgegrenzt wird und auf das soziale Umfeld, das ausgrenzt. Beide Begriffe haben auch immer eine ethische Kom- 46 ponente. Sie beschreiben einen Zustand der Grenzunterschreitung, also eines Niveaus von Teilhabechancen oder Verwirklichungschancen, die in einer Gesellschaft als defizitär, als inakzeptabel oder als menschenunwürdig angesehen werden. Erst im Jahre 2007 wurde die Kinderarmut als eigenständiges Thema in der EU behandelt und Jaques Delors‘ Ansatz erneut aufgegriffen, immer verbunden mit der Frage nach den jeweiligen nationalen Anstrengungen, diese zu überwinden. Deutschland, als einer der größten Mitgliedsstaaten der EU, gehörte zu der Gruppe, die nur „relativ gute bis unterdurchschnittliche Ergebnisse“ bei der Bekämpfung der Kinderarmut erzielte. Es stellte sich heraus, dass Kinderarmut häufiger in Haushalten ohne Erwerbstätigkeit anzutreffen ist. Es besteht also ein definitiver Zusammenhang zwischen der Armut der Eltern und dem Armutsrisiko der Kinder. Zudem ist das Armutsrisiko signifikant höher in Haushalten von Alleinerziehenden. Im Lissabon-Vertrag, der zwischen allen EU-Staaten geschlossen wurde und im Dezember 2009 in Kraft trat, verpflichteten sich die EUStaaten, dem Armutsrisiko wachsam zu begegnen und es durch neu erstellte Aktionspläne zu vermindern. Im Teufelskreis der Armut Die wachsende Armut und Ausgrenzung weiter Teile der Bevölkerung geht einher mit der Überforderung vieler Eltern. Kinder und Jugendliche, die im Rahmen der Hilfen zur Erziehung in einer stationären Wohngruppe des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR (DWSAAR) untergebracht sind, kommen aus Familien, in denen ihr Wohl nicht gewährleistet ist. Dies ist dann der Fall, wenn die konkrete Lebenssituation durch Mangel oder soziale Benachteiligung gekennzeichnet ist: Mangel an Anregung, an Kommunikation, an pädagogischer Unterstützung und Bildung, wenn die Möglichkeit zur Freiheitsentfaltung im öffentlichen und politischen Raum eingeschränkt ist. Die Aufgabe der stationären Hilfen der Kinder- und Jugendhilfe ist es, diese Mängel zu bemerken und ressourcenorientiert auszugleichen beziehungsweise zu überwinden: „Jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maß auf Unterstützung angewiesen sind, sollen im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Ein- gliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale Integration fördern“ (§ 13 KJHG/SGB VIII). Die Kernaussage des Paragraphen 13 muss handlungsleitend für die Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe sein. Da Kinder und Jugendliche, die der Unterstützung der erzieherischen Hilfen bedürfen, häufig eine von Armut geprägte Familiengeschichte erlebt haben, ist es eine wichtige Aufgabe der Mitarbeiter in den Einrichtungen des DWSAAR , den Teufelskreis von Arbeitslosigkeit und daraus folgend Armut zu durchbrechen. Die Eltern haben meist selbst nicht die Ressourcen, um ihre Kinder in kommunikativer und sozialer Entfaltung, sowie im Bildungsbereich zu fördern. Stärkung von Kompetenzen Ressourcen in den Bereichen Kommunikation und soziale Kompetenzen entscheiden in nicht unerheblichem Ausmaß über die Chancen zur Teilhabe in unserer Gesellschaft. Von daher legt der „Jugendhilfeverbund“ des DWSAAR in allen Angeboten großes Gewicht auf die Stärkung und Entwicklung von kommunikativen und sozialen Kompetenzen. Je nach Aufgabenfeld geschieht dies auf unterschiedliche Weise. Ressourcenorientiert und individuell an den Interessen des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen orientiert, wird versucht, sportliche oder künstlerische Angebote im Gemeinwesen zu nutzen, um somit den jungen Menschen in seiner Entwicklung zu unterstützen und in die soziale Umwelt zu integrieren. Ergänzend hierzu gibt es interne Angebote wie unsere Mädchengruppe oder die stark erlebnispädagogisch ausgerichteten Sommerfreizeiten in Holland (Segeln) und in Frankreich (Klettern, Wandern, Kanu, Mountainbike). Infolgedessen sind auch die Ausbildungsmöglichkeiten sehr beschränkt. Selbstverständlich grundlegend und damit eine unserer Kernaufgaben ist die Begleitung der Kinder und Jugendlichen und deren Familien im Alltag. Dazu gibt es in allen Einrichtungen gezielte Angebote: In den Wohngruppen gehören dazu Gespräche oder der gemeinsame Abend, in der „Beruflichen Sonderförderung“ die Freizeitaktivitäten und in den Familienzentren die Kochgruppen. Die Kreativität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglicht es uns immer wieder, neue Lernfelder zu erschließen, die Kommunikation fördern und soziale Kompetenzen entstehen lassen. Darüber hinaus haben die Kinder und Jugendlichen in unseren Wohngruppen durch die gesetzlich festgelegte Taschengeld- und Kleidergeldauszahlung die Chance, den Umgang mit ihrem eigenen Geld zu erlernen. Ein Hauptschulabschluss ist heutzutage nichts mehr wert – große Chancen auf den Traumberuf haben die jungen Menschen damit nicht. Der „Jugendhilfeverbund“ versucht in den Wohngruppen, mit Nachhilfelehrern oder eigenen Lernangeboten diesen Missstand zu beheben, um so den Kindern und Jugendlichen Raum für die kognitive Entfaltung zu bieten, der von den Eltern nicht geschaffen werden konnte. Neue Chancen in Schule und Beruf Kinder aus armen und benachteiligten Familien haben kaum Chancen in Schule und Beruf. Der Mangel elterlicher Ressourcen hat zur Folge, dass sich oft Entwicklungsverzögerungen und Probleme im Bereich der Sprachentwicklung ergeben. Dadurch stehen nur begrenzte Bildungswege zur Verfügung. In den stationären Maßnahmen des „Jugendhilfeverbundes“ besuchen viele Kinder eine besondere Schulform (Sprachheilschule, L- oder E-Schule). Der Anteil derer, denen es gelingt einen mittleren oder höheren Bildungsabschluss zu erlangen, ist dagegen vergleichsweise gering. Die „Berufliche Sonderförderung“ ist eine intensive Maßnahme für Jugendliche im Übergang von Schule. Sie haben hier Zeit, sich persönlich und kognitiv weiterzuentwickeln. Damit steigen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Im ambulanten Bereich des „Jugendhilfeverbundes“ werden Familien auf vielfältige Art dabei unterstützt, für ihre Kinder gute Bildungswege zu entwickeln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familienzentren versuchen, da wo die Ressourcen vorhanden sind, zu strukturieren, etwa wann und wie Hausaufgaben gemacht werden. Sie ebnen den Weg zum Lehrer und ermutigen die Eltern, öffentliche Unterstützungsangebote trotz der Ängste und zum Teil schlechten eigenen Erfahrungen in Anspruch zu nehmen. Der weite Bereich der Schulsozialarbeit zielt darauf ab, frühzeitig die Entwicklungshemmnisse beim Schüler, in dessen Familie, aber auch im System Schule zu entdecken, in kooperativer Form mit allen Beteiligten Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und so Teilhabechancen zu erhalten und Ausgrenzung zu vermeiden. 47 JUGENDHILFEVERBUND Die Nachmittagsbetreuung ist für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern eine gute Chance, von Beginn an die notwendige Unterstützung zu erfahren. Für alle Kinder, insbesondere auch für die aus Ein-Kind-Familien bieten die Gruppe, das gemeinsame Essen und die Freizeitgestaltung ein Lernfeld im kommunikativen und sozialen Bereich, das die kleinen Familiensysteme häufig nicht mehr zur Verfügung stellen. Auch der Erwerb dieser Kompetenzen führt zur Verbesserung von Teilhabechancen. Neue Perspektiven auf ein Leben ohne Armut So ist es oberstes Ziel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Jugendhilfeverbundes“, Kindern und Jugendlichen größere (Aus-)Bildungsmöglichkeiten zu verschaffen sowie sie im sozialen Miteinander und ihren kognitiven Fähigkeiten zu fördern. So erlangen die jungen Menschen die Chance zu einer Berufswahl und somit einen besseren Zugang in die Arbeitswelt. Nur durch diese neu eröffnete Perspektive, haben viele der von uns intensiv geförderten Kinder und Jugendlichen eine Aussicht auf ein Leben ohne Armut und sozialer Ausgrenzung. Volker Bourgett und Angela Maurer 48 Blick in die Statistik 3 Im Jahr 2009 lebten in den stationären Bereichen des „Jugendhilfeverbundes“, also in Wohngruppen, Jugendwohngemeinschaften, der Mutter-Kind-Einrichtung, der Übergangswohngruppe oder der Kinder- und Jugendschutzstelle 292 Kinder und Jugendliche. 61 Jugendliche wurden im „Betreuten Jugendwohnen“ begleitet. 4 6 29 Kinder besuchten die Tagesgruppen und 78 die „Berufliche Sonderförderung“. 234 Familien mit 582 Kindern nutzten die ambulanten Hilfen unserer Familienzentren. Im Familienberatungszentrum Illtal wurden rund 120 Familien betreut. Rund 460 Kinder und Jugendliche besuchten die Beratungs- und Betreuungseinrichtungen an den Schulstandorten des „Jugendhilfeverbundes“. 1 9 2 KRISENINTERVENTION Die Kinder- und Jugendschutzstelle im Regionalverband Saarbrücken - ein Kooperationsprojekt Ein verlässlicher Alltag um zur Ruhe zu kommen Die Häufigkeit und Intensität von Familienkrisen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Lang anhaltende Arbeitslosigkeit zum Teil schon in der dritten Generation, mangelndes Selbstwertgefühl, keine Erfahrungen von Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit, Anpassungsprobleme an die realen, oft als perspektivlos erlebten Lebensverhältnisse, damit verbundene Angst, Enge in den Wohnverhältnissen und materielle Not führen auch zu Veränderungen in den sozialen Kompetenzen. Das Verständnis der Familienmitglieder füreinander, die Auseinandersetzungsformen untereinander sind nicht ausreichend entwickelt oder fehlen. Sprachlosigkeit und das Gefühl, keine eigenen Lösungen entwickeln zu können, führen zu Ohnmachtserlebnissen, zu Schuldzuweisungen und damit häufig zu verstärkten Konflikten zwischen Eltern und Kindern. Konfliktbewältigungsformen wie Gewalt, Weglaufen, Suchtverhalten, Schulverweigerung treten als Folgen dieser Prozesse auf. tergebracht. Dies führte auf allen Seiten zu belastenden und schwierigen Situationen. Der Ruf nach einer Kriseninterventionsstelle wurde immer lauter. Im Auftrag des Jugendamtes entwickelten daher die Träger SOS, Partnerschaftliche Erziehungshilfe und der „Jugendhilfeverbund“ ein gemeinsames Konzept. Nachdem in Jägersfreude ein Haus gefunden wurde, konnte das zunächst auf drei Jahre konzipierte Projekt am 1. März 2009 an den Start gehen. Für eine begrenzte Zeit finden hier sechs bis acht Kinder im Alter von 7 -17 Jahren in den unterschiedlichsten Krisen eine Aufnahme. Die Hilfe wird vom Jugendamt im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (§ 42 KJHG) gewährt. Konzeptionell liegt der Schwerpunkt der Arbeit in der sozialpädagogischen Betreuung, das heißt, die Kinder und Jugendlichen werden in ihrer Krise begleitet. Oft müssen sie auch zunächst einmal zur Ruhe kommen, um sich neu orientieren zu können. Dazu ist es wichtig, einen möglichst geregelten, transparenten und verlässlichen Alltag anzubieten. Währenddessen klären die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes des Jugendamtes die weitere Perspektive. Dazu gibt es eine schnelle, enge und unbürokratische Kommunikationsstruktur mit dem Jugendamt, um eine Rückführung in die Ursprungsfamilie zu erreichen oder - wenn nicht möglich eine Lebensumgebung für den jungen Menschen zu finden. Das inzwischen gut eingearbeitete Team mit fünf Fachkräften bot im Jahr 2009 in der Schutzstelle über 70 Kindern und Jugendlichen ein kurzfristiges zu Hause. Die Auslastung der Plätze ist höher als erwartet ausgefallen, insbesondere bei den unbegleiteten, ausländischen minderjährigen Menschen. Deshalb sind auch zukünftig weitere konzeptionelle Überlegungen notwendig. Und so sind in den letzten Jahren die Zahlen der Kinder und Jugendlichen, die in einer Krisensituation sofort in einer stationären Maßnahme aufgenommen werden müssen, ständig gestiegen. Bis im März 2009 wurden diese Kinder im Regionalverband Saarbrücken in regulären Wohngruppen un- 49 JUGENDHILFEVERBUND WOHNGRUPPEN Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen sich täglich mit dem Gesicht der Armut konfrontiert Von Achmed und Gino „In Deutschland ist jedes fünfte Kind arm“, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Der Unicef-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland besagt sogar, dass jedes sechste Kind in Deutschland von Armut betroffen ist. Die Problematik scheint also erkannt zu sein. Die wahren Gesichter hinter den theoretischen Zahlen kennen wir meist nicht. Die Menschen im Fernsehen, die Bilder in Zeitungen… weit weg von dem, was sich hinter den Türen in unserer Nachbarschaft abspielt? Wohl eher nicht! In der Arbeit mit Kindern sehen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tagesgruppe des „Jugendhilfeverbundes“ in Sulzbach tagtäglich mit dem Gesicht der Armut konfrontiert. Alle Kinder die dort untergebracht sind, leben am Existenzminimum. Es sind Kinder von Allein erziehenden, aus Familien mit Migrationshintergrund, aus Familien, die von Hartz IV leben oder in denen kein Haushaltsmitglied einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgeht. Zwei Beispiele: Achmed, ein neunjähriger türkischer Junge, besucht seit fast zwei Jahren die teilstationäre 5-Tagesgruppe. Er lebt mit drei weiteren Geschwistern, dem allein erziehenden Vater, der nur wenig Deutsch spricht und der Familie seiner ältesten Schwester in einem Haus in Sulzbach. Das Geld reicht nur, um das Nötigste zum Lebensunterhalt zu kaufen. Erst seit Achmed in der Wohngruppe ist, übernimmt das Jugendamt den Mitgliedsbeitrag für den Fußballverein. Und auch Sportkleidung und Fußballschuhe konnten angeschafft werden. Eine vergleichbare Benachteiligung findet sich auch im schulischen Bereich. Als Achmet in die Tagesgruppe kam, war er ein sehr schlechter Schüler. Da er seine Hausaufgaben nicht verstand, stand er fast täglich ohne Hausaufgaben vor seinem Lehrer. Kontrolle seitens der Familie war Fehlanzeige, was durch die mangelnden Sprachkenntnisse teilweise erklärbar ist. In der Tagesgruppe hat Achmed nun ein festes Zeitfenster, in dem er seine Hausaufgaben zu bewältigen hat. Im Gegensatz zur Herkunftsfamilie, bekommt er Unterstützung und die notwendige Kontrolle, die ein Kind benötigt. In diesem Schuljahr hat es der Neunjährige geschafft seine Schulnoten um zwei Noten zu verbessern. Die Probleme in Achmets Familie haben sich in der letzten Zeit gehäuft und die Lebensperspektive scheint alles andere als rosig zu sein. Trotzdem ist seine Zeit in der Tagesgruppe bald vorbei, denn eine Tagesgruppen-Maßnahme ist befristet und Achmed wird seine Hausaufgaben bald wieder Zuhause machen müssen. Gino ist elf Jahre alt und seit drei Jahren in der 5-TagesWohngruppe, die von montags bis freitags sein Lebensmittelpunkt ist. Feste Strukturen, Sicherheit und Verlässlichkeit waren zu Beginn für Gino etwas ganz Neues: Drei Mahlzeiten am Tag, auch dass zu gesunder Ernährung eine warme Mahlzeit gehört, hat er gelernt! Brot, Wurst, Gemüse, Milch, Fleisch… in den fünf Tagen in Sulzbach bekommt Gino alles was zu einer ausgewogenen Ernährung gehört. Doch am Wochenende geht es nach Hause. Und fast jeden Freitag kommt kurz vor der Heimfahrt der Satz: „Bekomme ich bitte mein Taschengeld mit heim? Ich möchte für meine Schwestern und mich Essen fürs Wochenende kaufen.“ 50 WOHNGRUPPEN In den Einrichtungen des „Jugendhilfeverbundes“ gibt es Regeln, die das Miteinander erleichtern Wir sind stolz auf die Erfolge, die wir erzielen Die neun dezentral organisierten Wohngruppen des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR bieten je nach Erfordernis differenzierte Möglichkeiten, pädagogische Ziele zu verwirklichen. Neben geschlechtsspezifischen Gruppen (Mädchenwohngruppe in Neunkirchen, Jungenwohngruppe in Völklingen) betreibt das DWSAAR gemischtgeschlechtliche sowohl altershomogene wie auch altersheterogene Wohngruppen. In jeder Gruppe leben 8 oder 9 Kinder beziehungsweise Jugendliche. Ihnen stehen Einzelzimmer zur Verfügung. In allen Wohngruppen werden im Gruppenalltag lebenspraktische Fertigkeiten eingeübt und soziale Kompetenzen ausgebaut. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben Hilfestellung beim schulischen Lernen und begleiten die berufliche Orientierung und Eingliederung. Vielfältig sind die gruppenübergreifenden sportlichen und erlebnispädagogischen Angebote, geschlechtsspezifischen Angebote und die Zirkuspädagogik. Die kontinuierliche Familienarbeit ist systemisch ausgerichtet. Das Team des Psychologischen Dienstes führt falls nötig auch Einzeltherapien durch. In vielen Familien und Gruppen gibt es unausgesprochene Regeln, die helfen das Miteinander zu gestalten. In den Wohngruppen des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR werden diese Regeln zum Zusammenleben vereinbart und festgehalten. Ein Beispiel aus der Wohngruppe Reichenbrunn: Bildung Wir gehen regelmäßig zu den Untersuchungen beim Kinder-, Zahn- und Augenarzt. Bewegungen an der frischen Luft haben wir beim Rad fahren, Fußball spielen und beim Spielen im angrenzenden Wald. Regelmäßig gehen wir schwimmen. Umgang mit Geld erhalten auch Nachhilfe, damit sie bessere Noten erhalten. Unser Taschengeld bekommen wir wöchentlich, damit wir besser lernen es einzuteilen. Einige von uns geben immer alles aus. Ohne auf den Preis zu achten, kaufen sie blind drauflos, etwa an der Tankstelle oder am Bahnhof, wo alles viel teurer ist. Aber die werden das auch noch lernen. Ernährung/Gesundheit Sinnvolle Freizeitgestaltung Wir haben täglich drei gemeinsame Mahlzeiten und ernähren uns gesund. Bei uns gibt es viel Obst und Gemüse. Morgens essen wir meistens Müsli und nehmen auch ein Pausenbrot mit. So können wir uns besser konzentrieren und im Unterricht mitarbeiten. Nach den Hausaufgaben haben wir Zeit einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Manche spielen aktiv Fußball in einem Verein. Wer möchte kann beim Musikverein ein Musikinstrument spielen lernen. Wir gehen alle in die Schule und wollen einen Abschluss. Zwischen 14 und 16 Uhr machen wir unsere Hausaufgaben. Auch wenn wir nichts aufhaben, müssen wir uns mit Lernen beschäftigen. Unsere Erzieher helfen uns dabei und führen einen Hausaufgabenordner. Wir bereiten uns auf Arbeiten vor. Manche 51 JUGENDHILFEVERBUND Wer Interesse hat, kann zur Feuerwehr oder zum Angelsportverein. Einige gehen regelmäßig reiten, ein Mädchen kümmert sich um ein Pflegepferd. Oft gehen wir nach draußen Rad und Inliner fahren oder springen Trampolin. XBox und PSP sind bei uns auch sehr beliebt. Wir dürfen sieben Stunden pro Woche spielen. Das wird durch die Abgabe von Zeitchips geregelt. Unsere Erzieher passen da genau auf, sonst würden wir viel länger spielen. Beim Fernsehschauen ist das genauso. In unserem Malkeller haben wir Gelegenheit zum Malen und Basteln. Bei schlechtem Wetter dürfen wir in den Tobkeller. Viel Spaß haben wir beim Kochen und Backen. Handwerkliche Fähigkeiten Jeder hat ein eigenes Zimmer, das er selbst mit Hilfe der Erzieher gestalten kann. So lernen wir kleine Reparaturen auszuführen, zu schrauben, zu bohren, mit Farbe umzugehen. Wir lernen unsere Zimmer 52 regelmäßig zu putzen und unsere Wäsche zu waschen. Einmal in der Woche hat jeder Küchendienst. Wir können schon einfache Gerichte kochen und Kuchen backen. Konfliktbewältigung Im Kindergruppengespräch lernen wir in angemessener Form unsere Anliegen vorzutragen und über Konflikte zu reden. Es fällt manchmal sehr schwer dem anderen zuzuhören. Mit der ganzen Gruppe haben wir mit einem Wing-Tsung-Lehrer ein AntiAggressionstraining absolviert. Ein soziales Kompetenztraining half einem Jungen sehr. Manchmal ist es auch einfach gut mit den Erziehern zu reden und sich jemandem anzuvertrauen. Umgang mit Energie Wir achten darauf, verantwortungsbewusst mit Energie um zugehen. Wir verschwenden kein Wasser und lassen nicht unnötig das Licht an. Den Müll trennen wir. Horizonterweiterung In den Ferien fahren wir sehr oft mit der ganzen Gruppe weg. Wir versorgen uns dann meist selbst, machen den Einkauf und lernen so uns in einer fremden Umgebung zurecht zufinden. Erlebnispädagogisch orientierte Freizeiten bringen uns viel Spaß und wir sind stolz auf die Erfolge, die wir erzielen. Wir waren schon in Holland, Belgien und Frankreich. Da wir Spaß beim Sport haben, dürfen wir vieles ausprobieren: Klettern, Mountainbike, Kanu, Wandern, Schwimmen und Ski fahren. FAMILIENARBEIT Im Familienzentrum Saarbrücken-Ost lernen die Menschen Ausgrenzungen zu überwinden Oft genügt eine Änderung der Körperhaltung Über 70 Prozent der in den Familienzentren des DWSAAR betreuten Familien leben von Hartz IV oder anderen staatlichen Transferleistungen. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Familien fragen, was es für sie bedeutet, arm zu sein und ob sie sich ausgegrenzt fühlen, dann erzählen sie davon, wie schwer es ist, mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld auszukommen, wie schwer es ist, „Nein“ zu sagen, wenn die Kinder etwas haben wollen, wie sie bemüht sind, ihre Kinder über teure Handys oder Kleidung in die Gemeinschaft einzukaufen. Und sie erzählen, wie sie ausgegrenzt sind, weil ihre Kinder durch ihr Verhalten oder schwache schulische Leistungen auffallen und andere auf sie herabblicken, weil sie sich nichts leisten können. Die materielle Not der Familien wird durch die Arbeit der Familienzentren nicht gelindert. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber können, ist den Menschen gezielt zu helfen, ihre Ausgrenzung durch ihre Sprachlosigkeit und ihre Unsicherheiten im sozialen Verhalten zu überwinden. Die Familien können lernen sich einzumischen, mitzumischen, ihren Ideen nachzugehen. Oft genügt eine Änderung der Körperhaltung, Blick- kontakt, das Verstehen von Gefühlen, die Beherrschung der üblichen Kontaktrituale und eine Erhöhung der sozialen Kompetenzen, damit sie ihre persönlichen und die gesellschaftlichen Ressourcen für die eigene Entwicklung und die ihrer Kinder besser nutzen können. Sie finden hier einige Beispiele: Wieder Mut gefasst fürs Leben Silvia Maier (Name geändert) war 22 Jahre alt als sie ins Familienzentrum kam. Sie lebte allein mit ihrem dreijährigen Sohn Tim. Auf ihrem Körper sind tiefe Narben von Schnitten, die sie sich selbst beigebracht hat, wenn der Druck und seelische Schmerz zu groß war und ein Ventil braucht. Silvia grenzt sich ab und aus durch ihre Tätowierungen, ihre Piercings, ihre schwarze Kleidung. Zugehörig fühlte sie sich zu ehemals Gleichgesinnten, die mit ihr die morbide Stimmung teilten, die gleiche schräge Musik und Filme liebten. Doch diese Zugehörigkeit bröckelte, denn die Anderen hatten keine Kinder, trugen keine Verantwortung, konnten sich weiter zudröhnen mit Stoff. Ihren Sohn liebt sie über alles. Er ist wild, aggressiv, der Kindergarten sagt „un- berechenbar“. Silvia geht am liebsten nur in der Dämmerung oder abends mit ihm auf den Spielplatz, dann wenn sie keiner sieht, wo niemand Anstoß nimmt, an ihrem wilden Kind. Sie ist bereit, etwas zu verändern. Durch viele Gespräche lernte sie ihre Gefühle in Worte fassen. Sie erkennt nun ihre Stärken, dass sie sich nicht zu verstecken braucht und wie sie ihrem Sohn Halt geben kann. Seine Ängste nehmen ab, er muss nicht mehr so viel kämpfen, er lernt sich anders auszudrücken. Silvia hat Mut gefasst fürs Leben. Sie hat mittlerweile ein zweites Kind. Ihren Sohn begleitet sie inzwischen auf den Fußballplatz und es ist ihr egal, wenn andere Eltern sie vermeintlich schräg anschauen. Sie kann ihnen ins Gesicht sehen, mit ihnen Worte wechseln und sie nett finden. Herr Müller hat angefangen, sich umzudrehen... Familie Müller (Name geändert) hat vier Kinder. Sohn Thomas ist stark verhaltensauffällig, zornig impulsiv, manchmal eine Gefahr für sich selbst und andere. Die Lehrer halten ihn für unbeschulbar. Die Eltern sind ratlos und verzweifelt, sie haben schon alles Erdenkliche ausprobiert, kein Lob, keine Strafe hilft. Sie stecken fest, im wahrsten Sinne des Wortes. 53 JUGENDHILFEVERBUND Herr Müller, 130 Kilo schwer, sitzt unbeweglich vor dem PC und starrt auf den Bildschirm, spielt irgendwelche Spiele, voll konzentriert. Er nimmt nicht (mehr) wahr, was um ihn herum geschieht. Seine Frau ist völlig überfordert. Im Laufe der Arbeit mit der Familie erweist es sich als notwendig, Thomas in einer kleinen überschaubaren Wohngruppe unterzubringen, in der er ganz viel Aufmerksamkeit und Zuwendung erfährt. Er wird vorübergehend ausgegrenzt, um langfristig wieder integriert werden zu können. Am Wochenende besucht er seine Eltern und Geschwister. In Familienkonferenzen lernen die Eltern untereinander und mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen, sich anschauen, aufeinander zu schauen, sich zuhören und wahrnehmen mit ihren Stärken, Schwächen, Wünschen und Gefühlen. Nach einiger Zeit hat auch Herr Müller angefangen, sich umzudrehen, seinen Blick für kurze Zeit vom PC zu lösen und wahrzunehmen, was um ihn herum passiert. Er hat seinen Sohn neben sich gesetzt, schützend und wärmend die Hand auf ihn gelegt, wenn die Gespräche diesem zu nahe gingen. Ein Interview „Aus der Sprachlosigkeit herausgeholfen“ Familie Schmidt (Name geändert) hat vier Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren. Was fällt ihnen zum Thema Armut und Ausgrenzung ein, glauben Sie, dass dies überhaupt ein Thema ist? Wir müssen uns einschränken, aber als arm würden wir uns nicht bezeichnen. Es gibt Menschen, denen geht es noch schlechter. Außerdem haben wir gelernt uns Hilfe zu holen, das war vor zwei Jahren noch nicht leicht. Die Probleme mit unserem ältesten Sohn wuchsen uns über den Kopf. Nichts ging mehr. Immer wenn ein Kind etwas anstellte, da draußen, war es unser Sohn. Da waren wir gezeichnet, ausgegrenzt. Was glauben Sie, hat sich in zwei Jahren verändert? Zu Beginn gab es Misstrauen, wir konnten nicht über alles reden. Die Beraterin war uns bislang eine Hilfe. Das was Sie meinte, hat Sie auch gesagt und getan. Können Sie Veränderungen für sich und ihre Kinder näher beschreiben? Wir haben gemerkt, dass die Beraterin uns zuhört, uns manchmal die Gefühle unserer Kinder beschreibt, aber auch unsere eigenen. Das hat uns geholfen, irgendwie aus der Ratlosigkeit herauszukommen. Die Probleme mit unserem Ältesten anders zu sehen, denn es scheint ein Teil des Problems und der Auffälligkeit von ihm waren auch wir. 54 Können Sie beschreiben, was sich konkret verändert hat? Zum Beispiel, dass wir hier am Tisch sitzen, wir reden. Gemeinsam reden, dass dies auch mit unseren Kindern geht und oft mehr als eine Stunde. Dies wirkt sich auch beim Spielen aus, es geht alles etwas ruhiger zu. Hat dies auch Auswirkungen im sonstigen Alltag? Ja klar, etwa Geburtstage. Die haben eine große Bedeutung. Ich als Mutter durfte den früher nicht feiern. Meine Kinder dürfen das und die gesamte Familie gestaltet mit: das fängt beim Kuchenbacken an. Es sind Rituale, von denen die Beraterin gesprochen hat, wie Vorlesen, Essen, auch Feste. Deshalb feiern wir Ende Februar auch die Taufe der drei Jüngsten. Auch dies hat eine Bedeutung. Der Älteste wurde getauft. Die Bedeutung wurde uns noch mal klar. Wenn einem von uns etwas passiert, dann gibt es Paten, die Verantwortung mit übernehmen. Auch wenn wir nicht immer in die Kirche gehen. Irgendwie ist Religion auch soziales Helfen. Auch wenn das kostet, wir haben uns entschieden. Die Mitarbeiterin des Familienzentrums hat uns aus der Sprachlosigkeit herausgeholfen. Das ist vielleicht auch ein Reichtum! FREIZEIT Das Familienzentrum Saarbrücken-Ost bietet jährlich ein Sommerferienprogramm an Im Wildpark, beim Malen und beim Tanztheater Familien, die in den Familienzentren des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR (DWSAAR) betreut werden, haben es aufgrund ihrer Lebensumstände oder persönlichen Schicksale oft schwerer als andere und werden in der Erziehung besonders gefordert. Neben der individuellen Arbeit wie Eltern- und Familiengespräche, geben soziale Gruppenangebote und Unternehmungen den Familien die Chance, sich gemeinsam anders zu erleben. Die Freude am gemeinsamen Tun und Spaß haben, erleichtert das miteinander Umgehen. Um den Familien die Möglichkeit zu geben, einmal zu entspannen und gemeinsam etwas zu unternehmen, bietet das Familienzentrum jährlich ein Sommerferienprogramm an. Mit Bussard und Uhu auf dem Arm Einer der Höhepunkte war in diesem Jahr ein Ausflug in den Wildpark St. Johann in Saarbrücken. Die 20 Familien erwartete eine Führung der besonderen Art. Falkner und Jäger Andreas Wimmer von der Naturakademie im Saarland nahm sich viel Zeit, um den Besuchern die heimischen Waldtiere näher zu bringen. Er berichtete unter anderem von der Rettung von sechs Fuchswaisenkindern, die im Wildpark mit der Flasche aufgezogen wurden und jetzt dort ein neues Zuhause gefunden haben. Ein Ausflug ins Orange Mit seinem Falken auf dem Arm erzählte er, dass der Raubvogel eine Maus in fünf Kilometern Entfernung entdecken kann und sich mit einer Fallgeschwindigkeit von 350 Kilometern seiner Beute nähert. Selbst Kinder, die sonst nicht gut zuhören können, zog er in Bann. In den Gehegen konnten sie anschließend Schafe, Ziegen und Ponys streicheln und mit Mais füttern. Dabei lernten sie, auf die Signale ihres Gegenübers zu achten, nicht zu ungestüm auf die Tiere zuzugehen und sie damit in die Flucht zu schlagen. Das gelte übrigens auch für Menschen, betonte Falkner Wimmer. Zum Abschluss zeigte er die großen Raubvögel Bussard und Uhu. Die Mutigen der Gruppe durften sie auf den Arm nehmen und ihr flaumiges Gefieder anfassen. Wie viel Gelb muss man dem Rot zumischen, damit es Orange wird? Wie viele verschiedene OrangeTöne gibt es überhaupt? Sind es drei oder sogar 300? Kinder und Eltern aus den Familienzentren machten sich zusammen mit der Diplom-Designerin und Künstlerin Anna Maria Brenner auf die Suche nach ausgefallenen OrangeTönen. Dabei entstanden lachsfarbene, mandarinfarbene, kürbisrote, rotorangene und gelborangene Nuancen. Ziel der Malaktion war es, die eigenen kreativen Fähigkeiten zu entdecken und damit neue Erfahrungen zu machen. Gleichzeitig sollten den Teilnehmenden ein eigener Zugang zur Kunst ermöglicht werden. 55 JUGENDHILFEVERBUND Eltern und Kinder waren konzentriert und ausdauernd bei der Sache, es entstand eine Atmosphäre des fröhlichen Miteinander- Malens und des Staunens. Und am Ende stand ein großflächiges Gesamtkunstwerk in den Farben Orange aus den Beiträgen der einzelnen Teilnehmer. Abgerundet wurde das Erlebnis mit einem gemeinsamen „Picknick“, das von einem Teil der Gruppe zubereitet wurde. Auch hier war die Farbe Orange vorherrschend bei der Auswahl der Lebensmittel, was neben dem optischen auch ein kulinarischer Genuss war. Wir alle waren verblüfft, welche Vielfalt durch die Farbe Orange auf den Tisch kam. Für manche Eltern und Kinder war es eine Überraschung, wie gut zum Beispiel ein Kürbis schmecken kann. 56 Freude an der Bewegung Ein gelungener Abschluss des Ferienprogrammes war der Tanztheater-Workshop für Jugendliche mit dem Saarbrücker Tanztheaterkünstler Miguel Bejarano. Über spielerische Angebote konnte er die Freude der Jugendlichen an Bewegung wecken, ihre individuellen Bewegungsmöglichkeiten fördern und sie dann zu einem tänzerischen Ausdruck führen. Jugendliche, die sonst über ein eher eingeschränktes Repertoire an Freizeitmöglichkeiten verfügen, erzählten anschließend begeistert, wie gut Theaterspielen, tanzen, das körperliche Ausagieren von Stimmungen und Gefühlen in Bewegung tun kann, wie faszinierend es ist, einmal in eine andere Rolle zu schlüpfen. Einige der Jugendlichen wollen nun in ihrer Freizeit an einer entsprechenden Gruppe teilnehmen. BERUFLICHE SONDERFÖRDERUNG Die Entwicklung der Jugendlichen steht immer mehr im Focus Soziale Kompetenzen lernen Noch vor wenigen Jahren konnte die Armut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der „Beruflichen Sonderförderung“ (BSF) des „Jugendhilfeverbundes“ an Äußerlichkeiten festgemacht werden: etwa ob sich die Jugendlichen bestimmte Labels leisten konnten oder nicht. Galt Markenkleidung doch als Statussymbol für die finanziellen Möglichkeiten, andererseits signalisiert sie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Um ihren Kindern ein Mithalten in den Cliquen zu gewährleisten oder sie vor möglichen Ausgrenzungen zu beschützen, griffen Eltern oft besonders tief in den Geldbeutel. Durch diese Mehrausgaben ergab sich die Notwendigkeit, an anderen Stellen zu sparen. Auf wetterbedingte Kleidung oder ordentliches Schuhwerk wurde oft verzichtet. Bei der Ernährung wurden hinsichtlich Natürlichkeit, Ausgewogenheit oder Abwechslung immense Abstriche gemacht: Fertigprodukte aus Billigdiscountern erwiesen sich meist als einzig zahlbare Alternative. Dies hatte häufig Fehl- oder Mangelernährung zufolge, was sich auf die Anfälligkeit für Krankheiten auswirkte. Die Nutzung von Sozialeinrichtungen, wie Kleider- und Möbelbörsen oder Tafeln, um die finanziellen Nöte zu minimieren, kam aus Scham für die meisten Familien nicht in Frage. Trotz der finanziellen Armut gab es jedoch innerhalb der Familie meist eine hohe Solidarität. Die Jugendlichen verfügten in der Mehrzahl über soziale Grundfertigkeiten, zwischen Eltern und ihren Kindern herrschte meist eine unterstützende emotionale Verbundenheit. Trotz manch heftiger Auseinandersetzungen schienen die Eltern mit den Befindlichkeiten oder den Nöten ihrer Kinder vertraut und suchten eher nach Handlungsalternativen, um den gemeinsamen Alltag zu bewältigen oder nutzten unser Angebot, um für ihre Kinder eine berufliche Perspektive zu realisieren. Heute lässt sich die Armut der Teilnehmer nicht mehr so sehr an Äußerlichkeiten festmachen. Markenartikel haben ihre Bedeutung verloren. Defizite im Sozialverhalten Dafür haben die Zugriffsmöglichkeiten der Jugendlichen auf elektronische Medien, wie Computer mit Internetzugang, Spielkonsolen oder Handys. Sie sind die neuen Messlatten für Abgrenzung und Armut geworden. Bereits im Kindesalter werden die Jugendlichen mit elektronischem Spielzeug überflutet und oft in ihrem Spiel allein gelassen. Gemeinsames familiäres Erleben oder der wichtige Werte vermittelnde Austausch findet nur noch selten oder gar nicht mehr statt. Die emotionalen Bindungen innerhalb der Familie scheinen sich stetig zu reduzieren und sind verkümmert. So haben sich bei den Jugendlichen erhebliche Defizite in ihren Sozialverhalten eingestellt. Die Kommunikation über die elektronischen Medien scheint diese Fehlentwicklung noch zu verstärken, da der direkte Kontakt fehlt und Reaktionen meist reduziert und mit zeitlicher Verzögerung eintreffen. Wichtige Zusatzinformationen durch Gestik und Mimik über den Gemütszustand des Gegenübers gehen verloren. Der eingeschränkte Wortschatz unserer Jugendlichen verfälscht zusätzlich die erwünschten 57 JUGENDHILFEVERBUND Botschaften in ihren Mitteilungen. Heute wundern sich viele Eltern, dass sie nur noch funktional wahrgenommen werden. Das hat erhebliche Folgen für die Arbeit in der BSF. Viele Jugendliche, die an die Einrichtung vermittelt werden, verfügen kaum mehr über Zugänge zu ihren Gefühlen oder Empfindungen, geschweige denn die Fähigkeit, Empathie für andere zu entwickeln. Bei Streitigkeiten können sie nur selten auf erlernte Muster zurückgreifen und brechen oft unvermittelt ab oder reagieren übermäßig aggressiv. Schon bei geringen Frustrationen verlieren sie die Lust. Wichtige Faktoren zur Leistungserbringung, wie Durchhaltevermögen oder Ausdauer konnten sich nicht ausreichend entwickeln. Werte, wie Solidarität oder Kollegialität, scheinen für viele nicht wirklich erstrebenswert und ihre Freundschaften sind oft sehr kurzfristig oder entpuppen sich als Eigennutz. Immer stärker befinden sich die Jugendlichen im anwachsenden Spannungsfeld zwi- 58 schen ihrem Egoismus und ihrem steten Streben, eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Dem entgegen steht die geforderte Lern- und Arbeitshaltung, die es notwendig macht, sich selbst zurück zu nehmen, sich zu disziplinieren oder andere respektvoll zu behandeln. Auch der minimierte Sprachgebrauch hat deutliche Spuren hinterlassen. Frustrationen in der Schule Ein unzureichender Wortschatz und die eingeschränkten Möglichkeiten Vorgänge auszudrücken oder gar zu verschriften, verhindern oft den erwünschten Erfolg. Aufgrund der stetigen Frustrationen in ihrer Schullaufbahn scheinen viele unserer Teilnehmer sich von schulischem und beruflichem Leistungsdenken verabschiedet zu haben. Traditionell hat sich die BSF neben der Berufsorientierung und der Persönlichkeitsentwicklung, um eine Entlastung der finanziellen Möglichkeiten der Jugendlichen und ihrer Familien bemüht. Lernmittel werden gestellt, Kosten für betreute Gruppenaktivitäten oder das tägliche Mittagessen übernommen. „Mitmachkurse“ über gesunde Ernährung, den günstigen Einkauf von Lebensmitteln und deren Zubereitung, oder wie man Dinge selber herstellen oder bauen kann, sind seit vielen Jahren feste Bausteine der Arbeit und helfen den Geldbeutel der Familien zu entlasten. Seit der oben beschriebenen Entwicklung in Richtung soziale Armut hat sich der Arbeitsauftrag der BSF ausgeweitet und fordert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer stärker in der Arbeit zur Persönlichkeitsentwicklung vieler Teilnehmer. Durch individuell abgestimmte Einzelförderungen und Aktivitäten in Kleingruppen wird versucht, die unzureichenden persönlichen und sozialen Kompetenzen der Betroffenen aufzubauen. Erst dann kann mit der Erarbeitung einer Schul- oder Berufsperspektive begonnen werden. Darüber hinaus sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer stärker als Vermittler zwischen diesen Jugendlichen und ihren Eltern gefordert. ARBEITSFÖRDERUNG Jugendliche bauten eine Holzautobahn für die Kindertagesstätte Burbach Vorbildliches Engagement Sieben Jugendliche aus der Beruflichen Sonderförderung des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR (DWSAAR) in Saarbrücken haben für die Kindertagesstätte der Evangelischen Kirchengemeinde in Burbach eine große Holzautobahn mit Zubehör gebaut. Sie wurde jetzt in der Einrichtung am Noldplatz dem Erzieherinnen-Team um Leiterin Sigrid Klinges übergeben. Die Kinder waren begeistert und nahmen das neue Spielzeug direkt in Besitz. „Von der Projektarbeit profitieren beide Seiten“, erläutert Hans Weinbrecht, Anleiter in der Beruflichen Sonderförderung das Projekt. „Die Kinder können mittels der Autobahn und den dazugehörigen Verkehrsschildern besser in Verkehrserziehung geschult werden. Die Jugendlichen haben die Erfahrung gemacht, dass sich Engagement für andere lohnt.“ Gleichzeitig hätten die jungen Menschen im Alter von 14 bis 19 Jahren bei der Planung und Umsetzung Erfahrungen in der Holzbearbeitung gesammelt. Zielgruppe der Beruflichen Sonderförderung beim DWSAAR sind junge Menschen, die im herkömmlichen Schulsystem gescheitert sind oder zu scheitern drohen. „Bei uns muss sich keiner für seine Fehler oder Schwächen schämen. Wir geben keine Noten, wir belohnen stattdessen jedes Bemühen voranzukommen“, sagt Weinbrecht. Der lebendige, angstfreie Unterricht in der anerkannten Jugendhilfemaßnahme an den beiden Standorten Saarbrücken und Neunkirchen findet ausschließlich in kleinen Gruppen statt. So werden auch diejenigen erreicht, denen Lernen bisher schwerfiel. Das schulische An- gebot umfasst neben Deutsch, Rechnen und Weltkunde drei fachtheoretische Fächer. Dazu kommen die Praxisbereiche Holz und Hauswirtschaft. Auch dabei übersteigt die Gruppengröße nicht die Anzahl von acht Teilnehmern. Daneben bieten die Mitarbeitenden wechselnde Neigungskurse an: Sie gehen mit den Jugendlichen Fußball spielen, fertigen im Kreativbereich Kunstwerke Glas oder vermitteln ComputerKenntnisse. Dazu kommt jede Woche mindestens eine Stunde Einzelförderung. Neben der Einzelförderung unterstützt auch eine regelmäßige Familienarbeit die persönliche Entwicklung der jungen Menschen. 59 JUGENDTREFF Das „High Life“ in NeunkirchenWiebelskirchen hat neue Räume hinter dem Kirmesplatz Jugendliche in ihrer Entwicklung fördern Der Jugendtreff „High Life“ des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR (DWSAAR) in Wiebelskirchen ist umgezogen. Seit Mai 2009 befindet sich die Einrichtung in einer ehemaligen Pizzeria hinter dem Kirmesplatz. Die Jugendlichen haben gemeinsam mit ihren Betreuern, Tanja van Essen und Jan Dierks, kräftig gearbeitet und die Räume nach ihren Vorstellungen renoviert. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern, dem Landkreis Neunkirchen, der Stadt Neunkirchen und der Evangelischen Kirchengemeinde Wiebelskirchen, stellte das DWSAAR den Jugendtreff der Öffentlichkeit vor. „Mit unserer offenen Kinder- 60 und Jugendarbeit möchten wir die jungen Menschen in ihrer Entwicklung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten fördern und damit Integration und Partizipation ermöglichen“, sagte Diakonie-Pfarrer Udo Blank in dem kleinen Festakt. Ein wichtiges Anliegen sei gleichzeitig die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen. Das DWSAAR habe seine Landesgeschäftsstelle in Wiebelskirchen und sehe deshalb eine besondere Verantwortung für ein funktionierendes Gemeinwesen in dem Neunkircher Stadtteil. Der Jugendtreff war 1999 in einer alten Kneipe in der Kuchenbergstraße gegründet worden. Diese Räume haben nun nicht mehr den Anforde- rungen an eine zeitgemäße Jugendarbeit entsprochen. Angebot für Jüngere „Das Image als Kneipentreff passt nicht mehr zu den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen“, sagte Angela Maurer, stellvertretende Leiterin des „Jugendhilfeverbundes“. Veränderte Familienstrukturen verlangten heute nach neuen, kreativen Wegen. Hierzu gehörten auch Angebote für die zunehmend jüngeren Kinder und Jugendlichen, die das Angebot wahrnehmen. „In den neuen Räumen können alle gemeinsam ihre Freizeit verbringen und haben genügend Raum für ihre eigenen Ideen und individuellen Erfahrungen“, so Maurer. Viele neue Möglichkeiten genutzt Die Lage des neuen Jugendtreffs ist etwas abgelegen, aber dennoch zentral in Ortsmitte in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen. Das großflächige Außengelände bietet viele neue Möglichkeiten: So gab es in den Sommerferien diverse Fußballturniere, im Rahmen der interkulturellen Woche wurde unter den Motto „Italia“ ein ganztägiges Fest organisiert und an Helloween bauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendtreffs für eine „Fete“ einen Gruselparcours in der Tennishalle. Zudem fand die Wahlparty des Jugendbeirats Neunkirchen in den neuen Räumlichkeiten statt: Rund 80 Jugendliche feierten eine „karibische Nacht“ mit alkoholfreien und heißen Rhythmen. Bedingt durch den Umzug besuchen immer mehr jüngere Jugendliche im Alter von 8 bis zwölf das „High Life“. Dies liegt nicht zuletzt an dem großzügigen Außengelände. Ebenso sind die vier Internetplätze sehr gefragt. Beim Stammpublikum handelt es sich um eine Clique von rund 20 italienischen Jugendlichen, die bereits seit vielen Jahren ihre Freizeit im Jugendtreff verbringen. Einige davon haben eine Gruppenleiterschulung absolviert und engagieren sich im Jugendbeirat der Stadt Neunkirchen. Tanja van Essen und Jan Dierks stehen als Ansprechpartner für schulische, berufliche oder auch familiäre Fragen zur Verfügung. Es gibt geschlechtsspezifische Angebote wie eine Jungen- und eine Mädchengruppe, sowie Kurse zur Qualifizierung von ehrenamtlichen Jugendlichen. Der Jugendtreff ist geöffnet: dienstags bis freitags ab 15 Uhr Tel.: 0 68 21-59 03 09 Event- und Skatehalle. Hierfür werden Sponsoren gesucht, die sich für alternative Ideen in der Kinder- und Jugendarbeit begeistern können. Ziel ist es, auch Kindern und Jugendlichen aus sozial und finanziell eingeschränkten Milieus den Zugang zu angesagten sportlichen und kulturellen Aktivitäten zu ermöglichen, um ihr Selbstwertgefühl nachhaltig zu stärken und eine Teilhabe an aktuell dominierenden gesellschaftlichen Entwicklungen zu gewährleisten. Das Selbstwertgefühl der Jugendlichen steigern Auf dem Programm für 2010 steht der Ausbau der Tennishalle zur multifunktionellen 61 JUGENDHILFEVERBUND Organigramm Abteilung „Jugendhilfeverbund“ Rembrandtstr. 17-19 66540 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-9 56-0 E-Mail: jhv@dwsaar.de • www.dwsaar.de Sekretariat: Birgit Federkeil Tel.: 0 68 21-9 56-3 01 Gabriele Zeyer Tel.: 0 68 21-95 6-3 00 Fax: 0 68 21-9 56-3 03 E-Mail: jhv@dwsaar.de Postanschrift: Postfach 13 09 • 66513 Neunkirchen stationäre/teilstationäre Jugendhilfe Leitung: Volker Bourgett Bereich 1 Leitung: Thomas Spaniol Bereich 2 Leitung: Marie-Louise Ott Bereich 3 Leitung: Sabine Roos Berufliche Sonderförderung Therapeutische Jugendhilfe Saarbrücken Ursulinenstraße 61 66111 Saarbrücken Tel.: 06 81-93 85 731 Fax: 06 81-93 85 733 E-Mail: bsf-sb@dwsaar.de Tagesgruppe Burbach Ottstraße 30 66115 Saarbrücken Tel.:06 81-7 62 20 Fax:06 81-7 62 20 E-Mail: tg-burbach@dwsaar.de Wohngruppe Furpach Beim Wallratsroth 14 66539 Neunkirchen Tel.:0 68 21-86 42 30 Fax:0 68 21-86 42 30 E-Mail: wg-furpach@dwsaar.de Wohngruppe Rembrandtstraße Rembrandtstraße 19 66540 Neunkirchen Tel.:0 68 21-54 85 E-Mail: 5tg-rem@dwsaar.de Berufliche Sonderförderung Therapeutische Jugendhilfe Neunkirchen Rembrandtstraße 17-19 66540 Neunkirchen Tel.:0 68 21-95 6-3 22 Fax:0 68 21-95 6-3 03 E-Mail: bsf-nk@dwsaar.de Jugendhilfe Sulzbach Oberdorfstr. 39 66280 Sulzbach Tel.:0 68 97-36 34 Fax:0 68 97-56 75 58 E-Mail: 5tg-sulz@dwsaar.de Wohngruppe Riegelsberg Glück-Auf-Str. 34 66292 Riegelsberg Tel.:0 68 06-35 17 Fax:0 68 06-35 17 E-Mail: wg-riegelsberg@ dwsaar.de Wohngruppe Graf-Philipp-Straße Graf-Philipp-Straße 7 66119 Saarbrücken Tel.:06 81-5 55 89 Fax:06 81-59 59 163 E-Mail: wg-grafphilippstr@ dwsaar.de Jungenwohngruppe Kühlweinstraße Kühlweinstraße 72 66333 Völklingen Tel.:0 68 98 -25897 Fax:0 68 98 -25897 E-Mail: wg-kuehlweinstr@dwsaar.de Jugendtreff Wiebelskirchen Beethovenstr. 16 66540 Neunkirchen Tel.: 0 68 21- 59 03 09 E-Mail: highlife@dwsaar.de 62 Heilpäd. Pflegenest Wolfersheim Familie Ewen Heilpäd. Pflegenest Fremersdorf Familie Lankhorst Wohngruppe Holz Am Hof 8 66265 Heusweiler-Holz Tel.:0 68 06-8 22 42 Fax:0 68 06-86 98 59 E-Mail: wg-holz@dwsaar.de Bereich 4 Leitung: C. Schmalz-Kuttig Jugendwohngemeinschaft Graf-Philipp-Straße Graf-Philipp-Straße 7 66119 Saarbrücken Kinder- und Jugend- schutzstelle im Regionalverband Saarbrücken Zechenweg 1 66125 Saarbrücken Tel.: 06 81-90 66 849 01 75-43 50 312 Fax: 06 81-90 66 972 E-Mail:kjs-sb@ dwsaar.de Bereich 5 Leitung: C. Heßelmann-Wolf Bereich 6 Leitung: Simone Schranz Wohngruppe Reichenbrunn Im kurzen Tal 1 66386 St. IngbertReichenbrunn Tel.:0 68 94-8 07 78 Fax:0 68 94-8 07 78 E-Mail: wg-reichenbrunn@ dwsaar.de Wohngruppe Ostertalstraße Ostertalstraße 125 66540 Neunkirchen Tel.:0 68 21-5 16 93 Fax:0 68 21-5 16 93 E-Mail: wg-ostertalstr@ dwsaar.de Mutter-KindEinrichtung Ursulinenstraße 59 66111 Saarbrücken Tel.:06 81-5 10 49 Fax:06 81-58 94 847 E-Mail: mutter-kind-sb@ dwsaar.de Mädchenwohngruppe 66538 Neunkirchen Tel.:0 68 21-2 20 83 Fax:0 68 21-2 20 83 E-Mail: mwg-nk@dwsaar.de und mutter-kind-sb@ dwsaar.de Wohngruppe Auf dem Heidstock Gerhardstr. 182 66333 Völklingen Tel.:0 68 98-4 10 95 Fax:0 68 98-43 92 85 E-Mail: wg-heidstock@dwsaar.de Bereich 7 Leitung: Angela Maurer Betreutes Wohnen Am Kieselhumes 6-8 66121 Saarbrücken Tel.:06 81-5 10 40 Fax:06 81-9 58 27-13 E-Mail: mob-sb@dwsaar.de Jugendwohngemeinschaft Gabelsbergerstraße Gabelsbergerstraße 6 66538 Neunkirchen Jugendwohngemeinschaft Grabenstraße Grabenstraße 18 66538 Neunkirchen Flexible Hilfe Neunkirchen Rembrandtstr. 17-19 66540 Neunkirchen Leitung: Volker Bourgett Tel.: 0 68 21-95 60 • E-Mail: volker-bourgett@dwsaar.de Stv. Leitung: Angela Maurer Tel.: 0 68 21-95 6-3 07 • E-Mail: angela-maurer@dwsaar.de ambulante Jugendhilfe Bereich 8 Leitung: Volker Bourgett Inobhutnahmestelle Neunkirchen Gabelsbergerstr. 9 66538 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-90 46 771 Fax: 0 68 21-90 47 372 E-Mail: team@ inobhutnahmestelle-nk.de Leitung: Angelea Maurer Referent: Michael Müller-Laduga Leitung: Volker Bourgett Günther Hüther Familienzentrum Sulzbachtal Sulzbachtalstr. 165 66125 Dudweiler Tel.:0 68 97-9 65 99-0 Fax:0 68 97-9 65 99-20 E-Mail: fz-sulzbachtal@ dwsaar.de Familienzentrum Saarbrücken-Ost/ Obere-Saar Am Kieselhumes 6-8 66121 Saarbrücken Tel.:06 81-9 58 27-0 Fax:06 81-9 58 27-13 E-Mail: fz-sb-ost-obere-saar@ dwsaar.de Familienberatungszentrum Illtal Hauptstr. 78 66557 Illingen Tel.:0 68 25-40 47 80 Tel.:0 68 25-40 47 820 Fax:0 68 25-40 47 822 E-Mail: sozialraumbuero-illtal@ dwsaar.de psychologischer Dienst Bildung und Betreuung an Schulen School‘s In GeS Sulzbachtal An der Mühlenschule 3 66125 Dudweiler Schulsozialarbeit Tel.:0 68 97-97 46 32 Nachmittagsbetreuung Tel.:0 68 97-97 46 31 Fax:0 68 97-97 46 33 E-Mail: schoolsin-dudw@ dwsaar.de School‘s in GeS Sulzbachtal An der Mühlenschule 3 66125 Dudweiler Schulsozialarbeit Tel.:0 68 97-97 46 32 Nachmittagsbetreuung Tel.:0 68 97-97 46 31 Fax:0 68 97-97 46 33 E-Mail: schoolsin-dudw@ dwsaar.de School‘s in GeS Rastbachtal Weißenburger Str. 23 66113 Saarbrücken Schulsozialarbeit Tel.:06 81-75 29 33 Nachmittagsbetreuung Tel.:06 81-75 34 906 Fax:06 81-75 34 799 E-Mail: schoolsin-rastbachtal@ dwsaar.de GS NeunkirchenFurpach Zur Ewigkeit 9 66539 Neunkirchen Tel.: 01 52-43 42 704 Schule: 0 68 21-3 18 21 Fax: 0 68 21-30 88 83 GS Ottweiler-Fürth Schulstr. 16 66564 Ottweiler-Fürth Tel.: 01 60-92 10 27 99 Schule:0 68 58-4 34 Fax: 0 68 58-4 34 GS OttweilerNeumünster Betzelbacher Weg 17 66564 Ottweiler Tel.: 01 60-90 14 37 08 Schule: 0 68 24-43 10 Fax: 0 68 24-30 09 04 ERS Wellesweiler Ganztagsklasse Pestalozzistr. 7 66539 Wellesweiler Tel.: 01 76-37 56 96 02 Schule:0 68 21-9 40 90 Fax: 0 68 21-94 09 40 ERS Wellesweiler Standard Pestalozzistr. 7 66539 Wellesweiler Tel.: 01 52-22 43 03 97 Schule: 0 68 21-9 40 90 Fax: 0 68 21-94 09 40 GS Wellesweiler Berthold-Günther-Platz 5 66539 Wellesweiler Tel.: 01 60-90 14 11 26 Tel.:0 68 21-41252 Fax:0 68 21-48 53 41 GS SaarbrückenSt. Arnual Arnulfstraße 15 66119 Saarbrücken Tel.: 01 60-53 38 262 Schule:06 81-98 50 184 Fax: 06 81-98 50 189 GS Uchtelfangen Am Marktplatz 4 66557 Illingen Tel.:0 68 25-30 10 Fax:0 68 25-49 95 17 ERS Ottweiler Seminarstr. 56 66564 Ottweiler Tel.: 01 78-39 96 536 Tel.:0 68 24-53 20 Fax:0 68 24-43 61 ERS Quierschied Im Eisengraben 25 66287 Quierschied Tel.:0 68 97-6 22 12 Fax:0 68 97-6 34 78 Leitung: Volker Bourgett GYM Sulzbach Quierschieder Weg 4 66280 Sulzbach Tel.: 01 76-96 70 44 11 Schule: 0 68 97-90 81 0 Fax: 0 68 97-90 81 28 GYM Völklingen-Warndt Am WarndtGymnasium 1 66333 VK-Geislautern Tel.: 01 51-10 23 48 86 Schule: 0 68 98-97 29 900 Fax: 0 68 98-70 15 Inge Dechmann Tel.: 0 68 21-95 6-3 15 E-Mail: inge-dechmann@ dwsaar.de Hansjörg Zimmer Tel.: 0 68 21-95 6-3 22 E-Mail: hansjoerg-zimmer@ dwsaar.de FöS Kerpenschule Uchtelfangen Neue Schule 1 66557 Illingen Tel.: 01 60-90 14 11 27 Schule:0 68 25-33 44 Fax: 0 68 25-40 64 33 Schulsozialarbeit FöS Mozartschule Dudweiler Tel.: 06 81-76 30 16 E-Mail:schoolworker@ dwsaar.de Schulsozialarbeit ERS Taubenfeldschule Quierschied Tel.: 01 52-09 80 20 80 Tel.: 0 68 97-6 22 12 E-Mail: quierschied@wsaar.de ERS Edith-SteinSchule Friedrichsthal Tel.: 01 52-09 80 20 80 Tel.: 0 68 97-99 99 030 E-Mail: friedrichsthal@dwsaar.de GYM Ottweiler Seminarstraße 43 66564 Ottweiler Tel.: 01 51-20 56 52 09 Schule: 0 68 24-93 08 30 Fax: 0 68 24-93 08 33 Stand 03/2010 63 ZENTRALE DIENSTE quaLitätsmanagement Zehn Jahre erfolgreiche Arbeit dank engagierter Mitarbeitender Rezertifizierung durch die Firma Certqua Seit zehn Jahren beschäftigt sich das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR mit dem Thema Qualitätsmanagement. Im Sommer 2000 hatte die Geschäftsführung beschlossen, ein Qualitätsmanagementsystem auf Basis der DIN ISO 9001 einzuführen. In dieser Zeit wurden die Strukturen für das heutige QM-System gelegt. Bereits 2000 wurden die Abteilungsqualitätszirkel und der Zentrale Qualitätszirkel installiert, im Oktober 2001 dann der Qualitätsmanagementbeauftragte (QMB). In den zehn Jahren ist die Qualitätsentwicklung stetig weiterentwickelt worden, das Qualitätsmanagementsystem wird heute von allen Mitarbeitenden des Werkes mitgetragen. Im Jahr 2009 wurden schwerpunktmäßig drei Maßnahmen durchgeführt: 1.Das im Sommer 2005 verabschiedete QM-Handbuch der Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ (OSA) wurde einer grundlegenden Revision unterzogen. Dies erforderte von dem 64 Qualitätszirkel der OSA ein Höchstmaß an Engagement. Im Sommer 2009 konnte das überarbeitete Abteilungshandbuch nach der Freigabe durch die Geschäftsführung allen Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt werden. 2.Ein weiterer Schwerpunkt war die Durchführung der internen Audits sowie die Schulung von internen Auditoren. Bei internen Audits handelt es sich um eine Überprüfung der in den Handbüchern vorgegebenen Prozesse um sicherzustellen, dass diese Prozesse auch mit der täglichen Arbeit übereinstimmen. Innerhalb des Jahres 2009 wurden wieder 16 interne Audits durchgeführt. Dabei gab es zwei Neuerungen. Audits wurden nicht mehr nur prozessbezogen nach dem Ablauf aus dem Handbuch, sondern systembezogen in kompletten Bereichen durchgeführt. Da das DWSAAR mittlerweile über erfahrene und gut ausgebildete interne Auditorinnen und Auditoren verfügt, konnten interne Auditorinnen und Auditoren die ersten Audits allein ohne Beteiligung des QMB durchführen. 3.Dritter Schwerpunkt im Bereich der Qualitätsentwicklung war die Rezertifizierung im September 2009. Das DWSAAR verfügt nun für drei weitere Jahre über eine Zertifizierung im Bereich der Geschäftsführung, der „Jugendberufshilfe“ und der Zentralen Dienste nach DIN EN ISO 9001:2008 und AZWV. Dank der guten Vorbereitung durch den Qualitätsbeauftragten (QB) der Abteilung „Jugendberufshilfe“ sowie der QB, der neu in die Zertifizierung mit aufgenommenen Sprachkurse der OSA sowie der entsprechenden Sekretariate lief das Zertifizierungsaudit vor Ort durch die Firma Certqua vom 9. bis 11. September ohne Probleme ab. Die Auditoren der Firma Certqua bestätigten, dass das vorliegende QM-System in allen Anforderungen der Norm entspricht und dass das DWSAAR darüber hinaus über hoch motivierte und hervorragend ausgebildete Mitarbeitende verfügt. Fort- und Weiterbildung Wichtiges Element der Qualitätssicherung 52.266,64 Euro investiert 2009 investierte das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR deutlich in den Bereich der Fort- und Weiterbildung. Insgesamt wurden 52.266,64 Euro für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ausgegeben. Die Anzahl der Fortbildungsmaßnahmen stieg um fast 30 Prozent, wobei sich insgesamt 332 Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Sachthemen der sozialen Arbeit fortund weiterbildeten. Damit waren 48 Prozent aller Mitarbeitenden an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt. Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind im DWSAAR ein wichtiges Element der Qualitätsentwicklung Nicht umsonst steht in der Präambel der Dienstvereinbarung zur Fort- und Weiterbildung, die zwischen Mitarbeitervertretung und Geschäftsführung verabredet ist: „Fort- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe des DIAKONSCHEN WERKES AN DER SAAR dar. Für die berufliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die Sicherung und Weiterentwicklung des Diakonischen Werkes an der Saar ist Fort- und Weiterbildung bedeutsam und fachlich notwendig.“ Blick in die Finanzen 2009 kann das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR auch finanziell auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Das Umsatzvolumen ist im Vergleich zum Vorjahr (rund 27,4 Millionen Euro) weiter angestiegen auf rund 32,9 Millionen Euro. Davon fielen auf den „Jugendhilfeverbund“ und die „Jugendberufshilfe“ jeweils rund 10,8 Millionen Euro, auf die Abteilung „Offene soziale Arbeit“ rund 7,4 Millionen Euro und auf die Abteilung „Zentrale Dienste“ rund 3,9 Millionen Euro. An Spenden gingen 2009 beim DWSAAR ein: 74.000 Euro in der Abteilung „Offene soziale Arbeit“, 28.000 in der „Jugendberufshilfe“ und rund 3.000 Euro im „Jugendhilfeverbund“. Rund 47.000 Euro erbrachte die Diakoniesammlung im Saarland. Insgesamt bekam das DWSAAR damit 152.000 Euro an Spendengelder, die es für die Arbeit einsetzen kann. 4 6 35 9 1 7 65 ZENTRALE DIENSTE PERSONAL Walter Schneider wurde als Geschäftsführer verabschiedet 45 Jahre im Dienst der Diakonie „Sie haben die Geschichte des DIAKONISCHEN WERKES an der Saar (DWSAAR) und damit der Diakonie im Saarland an entscheidender Stelle mitgeprägt“, sagte Diakoniepfarrer Udo Blank bei der Verabschiedung von Walter Schneider in der evangelischen Christuskirche in Neunkirchen. Der 63-jährige DiplomVerwaltungswirt ging am 31. Dezember 2009 in den Ruhestand. Er war 45 Jahre lang bei der saarländischen Diakonie beschäftigt, zuletzt als einer von drei Geschäftsführern. Blank dankte Walter Schneider im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das langjährige, große Engagement. Schneider habe viele Veränderungen, Entwicklungen, Abbrüche und Neuan- fänge im DWSAAR erlebt, getragen, mit gestaltet oder auch angestoßen, sagte der Diakoniepfarrer. Dabei sei er auch immer wieder bereit gewesen, schnell und unkonventionell einzuspringen, wenn es personelle Engpässe gegeben habe. Nach einer Ausbildung zum Anwaltsgehilfen war Schneider am 1. April 1964 als Verwaltungsfachangestellter in den Dienst des DWSAAR eingetreten. Damals hieß es noch Evangelischer Gemeindedienst für Innere Mission und Hilfswerk. Er hat sich immer fortgebildet. 1977 legte er an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Nordrhein-Westfalen die Prüfung für den gehobenen kirchlichen Verwaltungsdienst zum „Diplom-Verwaltungswirt“ ab. Die Folge: Schneider war ab Juli 1977 beim DWSAAR für die Kassenführung zuständig, ab 1979 übernahm er die Aufgaben eines Geschäftsführers, erst für einen Teil der Einrichtungen, später für das ganze DWSAAR. In den letzten Jahren hatte er maßgeblich die Rechtsformänderung zur gemeinnützigen Gesellschaft mit gestaltet. PERSONAL Vigo Soffner ist seit Januar 2010 neuer Verwaltungsleiter Eine „reizvolle Aufgabe“ Vigo Soffner (39) ist seit 1. Januar 2010 neuer Verwaltungsleiter des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR. Er ist unter anderem für die Personal- und Vermögensverwaltung sowie das Finanz- und Rechnungswesen zuständig. Soffner stammt aus Aurich in Ostfriesland. Nach dem Studium in Göttingen war er zehn Jahre lang als Verwaltungsleiter des Leinerstifts in Großefehn/Ostfriesland, einem diakonischen Kinderund Jugendhilfe-Träger tätig. 66 Der 39-Jährige freut sich auf die vor ihm liegende „reizvolle Aufgabe“. In den nächsten Wochen will er mit möglichst vielen der rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Werkes reden, um alle Arbeitsbereiche kennen zu lernen. Im Saarland fühlt er sich schon wohl und freut sich auf Ausflüge im Dreiländereck nach Frankreich und Luxemburg. Dabei will er die Flüsse und Seen mit dem Kajak oder Segelboot erkunden. EHRUNG Goldenes Kronenkreuz für langjährige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Über 25 Jahre im Dienst der Diakonie Sicht der Dinge, für Ängste und Nöte zu geben. Cornelia Glosse ist seit acht Jahren in der Mitarbeitendenvertretung des DWSAAR engagiert. Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR (DWSAAR) überreichte Diakoniepfarrer Udo Blank im September 2009 in einer Feierstunde in der Landesgeschäftsstelle in Wiebelskirchen das Goldene Kronenkreuz. Die höchste Auszeichnung der Diakonie erhalten ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit 25 Jahren in Einrichtungen der Diakonie tätig sind. Ellen Blinn (55) gehört zu den Urgesteinen der Migrationsarbeit im DWSAAR. Die Grundund Hauptschullehrerin in den Fächern Mathematik und Biologie begann im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) am 15. Juli 1982 als Sprachlehrerin in der Beratungsstelle für ausländische Flüchtlinge. 1984 wechselte sie ins Psychosoziale Zentrum für ausländische Flüchtlinge. Zeitweise war Ellen Blinn auch im „Jugendhilfeverbund“ in der therapeutischen Schülerhilfe in Saarbrücken-Burbach tätig, bevor sie dann 1994 in der Aussiedlerbetreuung eingesetzte wurde. Seit 2007 ist die 55-Jährige in verschiedenen Maßnahmen der Migrationsberatung tätig. Besonders am Herzen lag ihr von Anfang an das, im Saarland inzwischen fast ausgelaufene HippyProjekt, in dem Mütter dazu angeleitet werden, ihre vier- bis sechsjährigen Kinder zu Hause in der Entwicklung zu fördern. Cornelia Glosse (56) wurde 1982 als Mitarbeiterin im Referat „Soziale Planung und Öffentlichkeitsarbeit“ im Rahmen einer ABM beim DWSAAR eingestellt. Von 1984 bis 1998 war die Diplom-Soziologin dann beim Psychosozialen Zentrum für ausländische Flüchtlinge tätig. Anschließend wechselte Cornelia Glosse in die Abteilung „Jugendberufshilfe“, erst in das Projekt Möbel- und Elektrorecycling Völklingen, 1999 dann in die Möbel- und Kleiderbörse Neunkirchen. In ihrer Arbeit ist es ihr besonders wichtig, sich auf junge Menschen, denen nie jemand zugehört hat, einzulassen und ihnen Raum für ihre Vera Rauschkolb (51) prägt seit 18 Jahren die Arbeit im Diakonischen Zentrum in Neunkirchen. Die DiplomSozialarbeiterin wurde beim DWSAAR 1984 auf einer ABM-Maßnahme im Evangelischen Bildungszentrum in Wiebelskirchen (EBZ) eingestellt. Ab 1985 arbeitete sie im Projekt Jugendarbeitslosigkeit, unter anderem in einer Ausbildungsmaßnahme für Gärtner in Neunkirchen. 1991 wechselte Vera Rauschkolb in das Projekt „Tat und Rat“, in dem straffällig gewordene Jugendliche betreut werden, dann ging es in die Abteilung „Offene Soziale Arbeit“ ins Diakonische Zentrum Neunkirchen. Heute ist die 51-Jährige dort in der Sozialberatung und im Ambulant Betreuten Wohnen tätig. Vera Rauschkolb pflegte intensive Kontakte zu den Kirchengemeinden und den Wohlfahrtsverbänden. Sie ist zudem Schwerbehindertenbeauftragte für das DWSAAR. Fritz Sorg (58) trat 1979 in den Dienst des DWSAAR. Der Grund- und Hauptschullehrer war drei Jahre lang in Hauptschulabschlusskursen in Saarbrücken und Sulzbach tätig. Anschließend studierte er Sozialarbeit, um erneut in der Abteilung „Jugendberufshilfe“ anzuheuern. Erst engagierte er sich beim Aufbau einer Jugendberatungsstelle in Sulzbach, dann wechselte er in 67 ZENTRALE DIENSTE die Ausbildung von lernbehinderten Jugendlichen im Berufsfeld Gartenbau, wo er bis heute arbeitet. Fritz Sorg war es immer wichtig, die überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen so realitätsnah wie möglich zu gestalten. Deshalb hat er stets private Gartenbaubetriebe in die Ausbildungsmaßnahmen mit einbezogen. Helga Weber (49) arbeitet seit 1984 beim DWSAAR. Die Diplom-Sozialpädagogin begann im Kooperationsmodell Saar zur Ausbildung ausländischer Jugendlicher, einem Modellprojekt im Evangelischen Bildungszentrum im EBZ. 1987 wechselte sie in die Ausbildungsbegleitenden Hilfen (AbH), wo sie 13 Jahre blieb, erst in Saarlouis, dann in Völklingen. Ab 2003 war Helga Weber dann in HSAKursen tätig. Seit 2005 betreut sie Kinder und Jugendliche in der ANLAUFstelle bei Schulverweigerung in Saarlouis. Die 49-Jährige ist eine gute Teamerin und Netzwerkerin, die in ihren regionalen Bezügen viele Kontakte hat. Albert Will (56) wurde 1984 als pädagogischer Mitarbeiter im Projekt Motivationsarbeit mit arbeitslosen und von arbeitslosigkeit bedrohten Jugendlichen beim Evangelischen Jugendwerk an der Saar eingestellt. 1986 wechselte der Gymnasiallehrer für Deutsch und Philosophie dann zum DWSAAR, wo er in unterschiedlichen Projekten der Abteilung „Jugendberufshilfe“ tätig war, unter anderem in der RehaAusbildung, in den ausbildungsbegleitenden Hilfen und in der Möbel- und Kleiderbörse in Neunkirchen. 2008 kam die qualifizierende Beschäftigungsmaßnahme „NEU-StArT“ hinzu. Albert Will engagiert sich seit vielen Jahren in der Mitarbeitendenvertretung des DWSAAR, seit 1993 ist er deren Vorsitzender. Der 56-Jährige ist sozialpolitisch aktiv und setzt sich täglich aktiv für die Belange der Mitarbeitenden ein. DIAKONIESAMMLUNG Eröffnung mit Rundfunkgottesdienst in Wellesweiler Motto: Not hat ein Gesicht Mit einem Hörfunkgottesdienst aus Wellesweiler, der auf SR2 übertragen wurde, eröffnete das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR (DWSAAR) im Jahr 2009 die Diakonie-Sammlung. Die Spendenaktion fand vom 21. September bis 4. Oktober statt und steht unter dem Motto: „Not hat ein Gesicht“. „Hinter Armut und Benachteiligung steht immer ein persönliches Schicksal. Das erleben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich in ihrer Arbeit“, sagte Diakoniepfarrer Udo Blank im Gottesdienst. „Uns geht es um den einzel- 68 nen Menschen und die für ihn passende Unterstützung.“ So habe Hilfe ein Gesicht. Und es sei auch der einzelne Mensch, der gebe. „Gemeinsam füreinander einstehen wird auch in dieser Krise notwendig sein, wenn viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und von Armut bedroht sind“, so Blank. Alle bei der Sammlung eingeworbenen Spendengelder werden in Einrichtungen eingesetzt, wo andere Mittel nicht ausreichen, um Hilfen anzubieten oder bedarfsgerecht gestalten zu können. Dazu gehören die Diakoni- schen Zentren in Neunkirchen, Saarbrücken und Völklingen, wo Menschen in schwierigen Lebenslagen Ansprechpartner und Hilfe finden. Menschen, die überschuldet sind, Menschen, die kein festes Dach über dem Kopf haben, Menschen, die ihr Leben nicht mehr alleine auf die Reihe bekommen. Spendenkonto: Kto.Nr.: 71 71 71 (BLZ 590 920 00) Vereinigte Volksbank im Regionalverband Saarbrücken TAG DER OFFENEN TÜR Die Diakonie lud in die Geschäftsstelle in Neunkirchen ein Buntes Mitmachprogramm Zu einem „Tag der offenen Tür“ lud das DIAKONISCHE WERK AN DER SAAR (DWSAAR) am 16. Mai 2009 in seine Landesgeschäftsstelle in Neunkirchen-Wiebelskirchen (Rembrandstr. 17 – 19) ein. Von 14 bis 20 Uhr präsentierten sich die Abteilungen mit Ausstellungen und berichteten an Info-Ständen über ihre Aktivitäten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen zum Gespräch bereit. Für alle Kinder gab es ein buntes Mitmachprogramm, vom Kletter-Parcours bis zu vielen kreativen Angeboten. Auf der großen Bühne im Zelt unterhielten Gruppen und Kreise aus Kirche und Diakonie die zahlreichen Besucherinnen und Besucher - vom Gospelchor der Kirchengemeinde Wiebelskirchen über den Zirkus Zapalotti bis zu Tanzgruppen aus der Migrationsarbeit und einer Modenschau der Kleiderbörsen des DWSAAR. Natürlich war auch für Essen und Trinken gesorgt. 1958 war das „Kinderheim auf der Höh“, der heutige Sitz der Landesgeschäftsstelle, in der Rembrandtstraße eröffnet worden. Als in den 70er Jahren die Kinder auf Wohngruppen verteilt wurden, zog das Evangelische Bildungszentrum ein. Zeitweilig befand sich in der heutigen Landesgeschäftsstelle (seit 1996) auch eine evangelische Tagungsstätte. 69 ZENTRALE DIENSTE NACHT DER KIRCHEN Diakonie-Kirche mit dem Menschensinfonieorchester aus Köln Freude an der Musik Das Menschensinfonieorchester aus Köln gastierte im Rahmen der „Nacht der Kirchen“ in der Alten Kirche am St. Johanner Markt. Das Programm in der DiakonieKirche stand unter dem Titel „Von der Not im Wohlstand arm zu sein“ und wurde durch den Interkulturellen Chor „Stimmenvielfalt“ eröffnet, der in der Migrationsarbeit des DWSAAR entstanden ist. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Abteilungen des Werkes trugen zur Gestaltung der Diakonie-Kirche bei: mit Ausstellungen, an Infoständen oder bei der Bewirtung. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Der marokkanische Perkussionist Jamal, der iranische Gitarrist Marus und der ehemalige Straßenmusiker Ghomeh, der jazzinteressierte 19-jährige Student Justus mit der Bassgitarre oder der Schweizer Fritz am selbstgebauten Kistenbass, der geistig behinderte Schlagzeuger Marcel oder der 50-jährige ehemalige Steinmetz Erwin an der Gitarre. Die Musikerinnen und Musiker des Menschensinfonieorchester haben harte Zeiten hinter sich: als Obdachlose, Folteropfer, Asylsuchende oder von Krankheit betroffene Menschen. Sie vereint - trotz aller Unterschiede in Herkunft, Lebensentwurf und Charakter - die Freude an der Musik, am gemeinsam erarbeiteten facettenreichen Klang. Sie haben unter Leitung des italienischen Saxophonisten Alessandro Palmitessa im Rahmen des „Südstadt Leben e.V.“ in Köln einen Weg zu sich selbst und zu anderen gefunden. Sie wachsen miteinander, musikalisch und menschlich – davon konnten sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher an diesem vergnüglichen und zugleich beeindruckenden Abend überzeugen. HOSPIZARBEIT Evangelische Arbeitsgemeinschaft initiierte Hospizhelfergruppe im Sulzbach- und Fischbachtal Unterstützung für Kranke und Sterbende Schwerstkranke und sterbende Menschen mit ihren Angehörigen brauchen Unterstützung und Begleitung. Deshalb hat die „Arbeitsgemeinschaft evangelische Hospizarbeit“ unter dem Dach des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR im Sulzbach- und Fischbachtal eine ökumenische Hospizhelfergruppe ins Leben gerufen. 70 Neun Frauen wurden über den Zeitraum von einem Jahr nach dem „Celler Modell“ in einem Kurs unter Leitung von Renate Ritter-Hoffmann, Christa Spengler und Gerhard Steinkamp ausgebildet. In einem Gottesdienst im Februar 2009 in Dudweiler wurden die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen offiziell für ihren Dienst beauftragt. Die ökumenische Hospizhelfergruppe für schwerstkranke und sterbende Menschen wird insbesondere die Arbeit der Ökumenischen Sozialstationen in Saarbrücken-Dudweiler und Sulzbach-Fischbachtal unterstützen. Dort absolvierten die Mitarbeiterinnen bereits während ihrer Ausbildung die ersten praktischen Einsätze in Form von Hausbesuchen. ARMUT Wanderausstellung der Evangelischen Obdachlosenhilfe e. V. in Saarbrücken „Kunst trotzt Armut“ und „Saarbrücker Winterreise“ Kunst war schon immer ein Medium, um auf unkonventionelle Art und Weise gesellschaftliche Missstände und soziale Probleme sichtbar werden zu lassen. So entstand die Idee der Evangelischen Obdachlosenhilfe, eine bundesweite Wanderausstellung mit Kunstwerken zum Thema Wohnungslosigkeit, Armut und soziale Ausgrenzung zu konzipieren. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die sich in ihren Arbeiten mit dem Themenfeld Armut und Obdachlosigkeit befasst haben, stellten hierfür ihre Werke zur Verfügung. Neben renommierten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunstszene, wie Jörg Immendorff oder Katharina Fritsch, sind auch Betroffene mit ihren Werken in der Ausstellung vertreten. Anlässlich des „Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ wurde die Ausstellung vom 26. Januar bis zum 25. Februar 2010 durch die AWO Saarland in Kooperation mit dem DIAKONISCHEN WERK AN DER SAAR (DWSAAR) in Saarbrücken gezeigt: in der Ludwigskirche, im Beratungscenter der Sparkasse am Neumarkt und im Rathaus St. Johann. des Gottesdienstes, den Diakoniepfarrer Udo Blank zusammen mit Tabita Mangold aus Alt-Saarbrücken gestaltet, standen Tonköpfe von Harald Birck, die der Künstler von Berliner Obdachlosen geschaffen hat. Birck, Jahrgang 1960, hat in Karlsruhe an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste studiert. Er war im Gottesdienst anwesend, berichtete über seine Arbeit. Wie aktuell der Liederzyklus „Winterreise“ von Franz Schubert ist, zeigt dann das Kunstprojekt. Unter dem Titel „Saarbrücker Winterreise“ wurde der Schubert-Liederzyklus gemeinsam mit Geschichten, Texten und Erinnerungen von wohnungslosen Menschen aus Saarbrücken aufgeführt. Die Erzählungen hatte der Journalist und Sozialarbeiter Stefan Weiller im Diakonischen Zentrum am St. Johanner Markt mit Einverständnis der Beteiligten aufgezeichnet (siehe auch Bericht im Teil der „Offenen Sozialen Arbeit“). In der Saarbrücker Winterreise werden Lieder und Geschichten miteinander in Bezug gesetzt. Der Dramaturg Serge Honegger (Wiesbaden) hat eine dezente szenische Umsetzung geschaffen. Es war gelungen, zur Finanzierung des Projekts Sponsoren zu gewinnen. Insbesondere dankt das DWSAAR dem Zonta-Club Saarbrücken, dem Lions-Club SaarbrückenSt. Johann und der Vereinigten Volksbank. Der Eintritt war kostenlos, dafür wurde um Spenden für die Wohnungslosenarbeit gebeten. Einen Eindruck davon, wie sich der Winter für Obdachlose anfühlt, erhielten die Konzertbesucher auch selbst. Die Kirche wurde an diesem Abend nicht beheizt – als Solidarität mit der Gruppe der Wohnungslosen. Die Kosten, die für die Kirchenheizung angefallen wären, werden stattdessen in die Arbeit mit Wohnungslosen investiert. Im Rahmenprogramm beteiligte sich das DWSAAR mit einem Gottesdienst und einem Kunstprojekt in der Ludwigskirche. Im Mittelpunkt 71 VERBINDUNGSSTELLE LIGA DER FREIEN WOHLFAHRTSPFLEGE SAAR Diakonie hat für zwei Jahre die Federführung übernommen Armutsbekämpfung bleibt Herausforderung für die Zukunft Am 15. Dezember 2009 hat die Diakonie-RheinlandWestfalen Lippe turnusgemäß die Federführung der LIGA der freien Wohlfahrtspflege Saar vom Paritätischen Wohlfahrtsverband übernommen. Dabei machte die LIGA in einer Feierstunde im Graf-GustavAdolf-Haus in Saarbrücken auf ihre sozialpolitischen Forderungen aufmerksam. An der Feier nahmen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil. Wolfgang Krause, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Landesverband Rheinland-Pfalz/ Saarland e.V., zog in seinem Rückblick ein positives Fazit der letzten zwei Jahre. Schwerpunkt sei das Thema „Armut und Armutsbekämpfung“ gewesen. Da dies auch eine gewaltige Herausforderung für die Zukunft sei, habe man eine gute Grundlage für die weitere Arbeit der LIGA geschaffen. Ferner forderte Krause die Politik auf, die Sozialwirtschaft nicht nur als Kosten- sondern auch als bedeutenden Wirtschaftsfaktor wahrzunehmen. „2008 haben im Saarland 651 Unternehmen unter dem Dach der LIGA-Verbände weit über 21.000 Personen mit einer Lohnsumme von insgesamt über 576 Millionen Euro beschäftigt“, sagte der Landesgeschäftsführer. Damit sei die Sozialwirtschaft eine der bedeutendsten Branchen und Arbeitgeber im Saarland. In seinem Ausblick nannte Diakonie-Pfarrer Udo Blank Schwerpunkte für die Arbeit der LIGA in den nächsten zwei Jahren: den demografischen Wandel, Armut und Arbeitslosigkeit, Bildung für Benachteiligte sowie Integration. Ferner lenkte der Vertreter der Diakonie RheinlandWestfalen-Lippe e.V. den Blick auf den Fachkräftemangel in nahezu allen Handlungsfeldern der sozialen Arbeit: der Pflege, der Erziehung wie auch der Sozialarbeit. Seine Forderung an die Politik lautete: „Die Ausbildungskapazitäten, ob in Fachschulen oder Fachhochschulen müssen massiv ausgeweitet werden. Wir brauchen die Leute“, sagte Blank. Dabei gehe es um zukunftssichere Berufe. Dies zeigten alle Prognosen. Es sei für die Träger überhaupt nicht nachvollziehbar, dass bei einer großen Nachfrage von Bewerbern für soziale Berufe der größere Teil mit Blick auf die fehlenden Kapazitäten abgewiesen werde. Im Mittelpunkt der Feier stand ein Fachreferat von Dr. Uwe Becker vom Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe zum Thema „Die Krise als Herausforderung des Sozialstaates“. Hauptursache der sozialen Verwerfungen in unserer Gesellschaft seien der Mangel und die zum Teil desolaten Bedingungen unter denen Erwerbsarbeit stattfinde. Becker kritisierte ein gesellschaftliches Klima, das nicht zuletzt von namhaften Politikern geschürt werde, in dem von Armut und Arbeitslosigkeit Betroffene diskreditiert würden. „Wenn Sozialpolitik meint, die Strukturproblematik des Arbeitsmarktes uminterpretieren zu können zur Verhaltensproblematik der von Arbeitslosigkeit Betroffenen, dann wird sie zum Inbegriff staatlich gelenkter Sanktions-Pädagogik, die Sozialstaatlichkeit verwechselt mit aktivierendem Verhaltenstraining und insofern tatsächlich mit Begrenzung von Freiheit“, sagte der Theologe. Das Referat ist auf der Homepage des DWSAAR herunterzuladen. www.dwsaar.de 72 KINDERTAGESEINRICHTUNGEN Zentrales Thema ist die Schaffung von Krippenplätzen Neue Wege und neue Strukturen Ein zentrales Thema bei allen Trägern von Kindertageseinrichtungen im Jahr 2009 war die Schaffung von Krippenplätzen. Der Bund finanziert sowohl die Einrichtung als auch den Betrieb von Krippenplätzen in einem erheblichen Maße mit. Ziel soll es dabei sein, dass rund 35 Prozent eines Jahrgangs mit Krippenplätzen versorgt werden. Ab dem Jahr 2013 besteht dann ein Rechtsanspruch aller Eltern von Kindern unter drei Jahren auf einen Krippenplatz. Natürlich sind auch unsere Kindertageseinrichtungen in den evangelischen Kirchengemeinden an der Schaffung von Krippenplätzen beteiligt. Es zeichnet sich ab, dass es ab dem Jahr 2013 zum normalen Angebot einer Kindertageseinrichtung gehören wird, auch Krippenplätze vorzuhalten. Dementsprechend sind nahezu alle Träger sehr engagiert in den Um- oder Ausbau ihrer Einrichtung eingestiegen. Neben den zusätzlichen Fördermitteln von Seiten der öffentlichen Hand muss an dieser Stelle aber auch ausdrücklich das Engagement bei den Einrichtungen und Trägern, die mit der Schaffung von Krippenplätzen große organisatorische, verwaltungstechnische und pädagogische Herausforderungen annehmen, ausdrücklich gelobt werden. Gerade im Bereich des Krippenausbaus zeigt sich, dass die evangelischen Kindertageseinrichtungen sich den neuen Herausforderungen stellen und ihren Anteil zur Ver- sorgung von Kindern und damit zur Stabilisierung von Familien im Saarland beitragen. In diesen Zeitraum fielen dann auch zahlreiche Verhandlungen mit den Kommunen bezüglich der Neustrukturierung der so genannten freiwilligen Zuschüsse für Kindertageseinrichtungen. Schulvorbereitendes Kindergartenjahr Mit der Bildung der neuen Landesregierung und dem Koalitionspapier sind nun ganz neue Herausforderungen an die Kindertageseinrichtungen herangetragen worden. Von Seiten der Landesregierung wird angestrebt ein so genanntes obligatorisches schulvorbereitendes Kindergartenjahr (Kooperationsjahr) einzurichten in dem Lehrerinnen und Lehrer aus den Grundschulen bereits im letzten Kindergartenjahr die so genannten Schulkinder unterrichten. In diesem Zusammenhang ist der Begriff „obligatorisch“ mit besonderer Vorsicht zu betrachten. Die damit verbundenen Dokumentationspflichten können die Atmosphäre in einer bisher freiwilligen Einrichtung massiv verändern. Verknüpft mit der Planung des schulvorbereitenden Kindergartenjahres ist auch die Einführung einer verpflichtenden Sprachstandserhebung am Ende des vierten Lebensjahrs. Diese sicher zu begrüßende Initiative, die dann in Folge der Sprachförderung der Kinder dienen soll, lässt sich auch gut in das Saarländische Bildungsprogramm integrieren. Offen ist noch in welcher Form dann die Sprachförderung in den pädagogischen Alltag der Kindertagesstätte zu integrieren ist. All diese Dinge werden zurzeit in Arbeitsgruppen im Bildungsministerium, bei denen auch die Diakonie beteiligt ist, intensiv beraten und vorbereitet. Dabei ist nicht zu verhehlen, dass insbesondere das Schulvorbereitungsjahr in der Kindertageseinrichtung mit seinem obligatorischen Charakter und dem Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern aus Sicht der Diakonie und der Landeskirchen recht kritisch gesehen wird. Qualitätsentwicklung in evangelischen Kitas Eine ganz besondere Dynamik hat die Qualitätsentwicklung in den evangelischen Kindertageseinrichtungen gewonnen. Getragen vom Rheinischen Verband für Kindertageseinrichtungen, dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) sowie der rheinischen Landeskirche wurde (IBEK) entwickelt. Ein Teilprojekt dieses Programms ist die Qualitätsentwicklung mit dem Ziel der Zertifizierung. Dieses Teilprojekt wird im Saarland umgesetzt. Bei der Ausschreibung des Qualitätsprojektes haben sich 29 Einrichtungen (62 Prozent) bereit erklärt, an diesem Projekt teilzunehmen. Das ist ein 73 beeindruckendes Ergebnis. Schließlich verursacht das Projekt erhebliche Arbeit für die Leiterinnen sowie für die Träger. Ziel der gemeinsamen Qualitätsentwicklung ist zum einen die Zertifizierung nach dem BETA-Siegel für evangelische Kindertageseinrichtungen sowie nach der DIN-ISO. Damit haben sich die Einrichtungen auf den Weg gemacht, eine gute qualitätsvolle Arbeit, die es in unseren Einrichtungen sicher gibt, auch nach außen zu dokumentieren und überprüfbar zu machen. Trägerverbünde geplant Ein weiterer Schritt zur Veränderung in der Landschaft der evangelischen Kindertageseinrichtungen im Saarland wird die Schaffung von Trägerverbünden sein. Zurzeit wird an zwei Verbünden jeweils im Kirchenkreis Saar-Ost und Saar-West gearbeitet. Beide Trägerverbünde werden nach dem Verbandsgesetz der Evangelischen Kirche im Rheinland gebildet, bleiben also eine innerkirchliche 74 Struktur. Sie haben sich in der Vorbereitung bereits eine erste eigene Struktur gegeben, in dem ein Koordinationskreis gebildet wurde, der von einem Sprechergremium moderiert wird. Wenn möglich sollen die Trägerverbünde am 1. Januar 2011 ihre Arbeit aufnehmen. Mehr Fachkräfte notwendig Ein großes Problem, dass nahezu alle Einrichtungen betrifft, ist der Fachkräftemangel. Die Ausbildungsstrukturen für Erzieherinnen und Erzieher im Saarland geben allenfalls soviel Mitarbeitende her, wie aus Altergründen ausscheiden. Selbst hier ist die Nachpersonalisierung schon sehr schwierig. Die neu geschaffenen Angebote (Krippenplätze) führen zu einem weiteren Fachkräftebedarf, der kaum gedeckt werden kann. Bundesweit spricht man von einem Mehrbedarf von rund 40 000 Erzieherinnen und Erziehern, auf die die Ausbildungskapazitäten nicht vorbereitet sind. In einigen Einrichtungen ist die Situation mittlerweile schon kritisch, da in einzelnen Gruppen die Arbeitsfähigkeit mangels Fachpersonal nicht mehr gesichert ist. Hier ist die Diakonie bemüht, die Landesregierung immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Ausbildungskapazitäten für den Beruf Erzieherin/Erzieher dringend ausgebaut werden müssen. Abschließend lässt sich sagen, dass gerade die evangelischen Kindertageseinrichtungen im Saarland sich dynamisch aufgemacht haben, neue Wege zu beschreiten und neue Strukturen zu entwickeln. Diese Dynamik macht optimistisch, dass es uns gemeinsam gelingt auch die zukünftigen Herausforderungen im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen zu bewältigen und so unsere Kindertageseinrichtungen als ein wichtiges qualitätsvolles und profiliertes Teil der evangelischen Kirchen an der Saar zu erhalten. PFLEGE Die Sozialstation Neunkirchen/Spiesen-Elversberg bietet nach Erfordernis unterschiedliche Betreuungsangebote Den Menschen nicht die Selbstständigkeit nehmen Die ökumenische Sozialstation im Raum Neunkirchen ist ein ambulanter Pflegedienst, der täglich über 320 Kunden in ihren Wohnungen versorgt. In der Einrichtung sind 70 Mitarbeiter beschäftigt. Sie bieten den Kunden verschiedene Versorgungen an: Hilfe bei der Körperpflege, Hilfe bei med. Versorgung, Hilfe bei der Haushaltsführung und Hilfe bei der Bewältigung im Tagesablauf. Mit dem im Juli 2008 in Kraft getretenen „Pflegeweiterentwicklungsgesetz“ soll unter anderem die Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankungen verbessert werden. So stehen nun für die Betreuung von der Pflegeversicherung monatlich 100 bis 200 Euro bereit. Zudem haben pflegende Angehörige darüber hinaus die Möglichkeit, sich über eine so genannte Verhinderungspflege (1510 Euro im Jahr) eine Auszeit zu nehmen, und ihre Angehörigen von der Sozialstation versorgen zu lassen. Die ökumenische Sozialstation Neunkirchen / SpiesenElversberg bietet je nach Erfordernis ganz unterschiedliche Betreuungsangebote an. Ganz individuell werden mit Angehörigen Zeiten vereinbart und Wünsche besprochen. Linda Fetta, Praktikantin der Sozialstation, hat drei Tage lang Mitarbeiterin Christa Schmitz bei der Betreuung einer Demenzerkrankten begleitet. Ihr Bericht: „Bei der Betreuung geht es darum, die Senioren in ihrem gewohnten Umfeld zu unterstützen. Um ihre Gewohnheiten nicht umzustellen, geht die Mitarbeiterin individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse ein. Am ersten Tag äußerte Frau König (Name geändert) den Wunsch, einkaufen gehen zu wollen. Gemeinsam mit der alten Dame haben wir überlegt, was im Haushalt fehlt und die Lebensmittel im Kühlschrank durchgesehen. Danach haben wir einen Einkaufszettel erstellt, um Frau König das Einkaufen zu erleichtern. Direkt im Anschluss fuhren wir in den Supermarkt. Durch diese Form der Betreuung wurde nicht nur der Einkauf bewältigt, Frau König wurde in allen Schritten mit einbezogen. So kann ein Stück Selbstständigkeit erhalten bleiben. Am nächsten Tag haben wir mit Frau König besprochen, wo sie Hilfe benötigt. Da die Seniorin tags zuvor zu erschöpft war, um das Geschirr zu spülen, half ich, indem ich das Geschirr anreichte und sie das Spülen und Abtrocknen übernahm. Währenddessen telefonierte Christa Schmitz mit dem Hausarzt, um einen Termin am nächsten Tag zu vereinbaren. Frau König war sehr froh und dankbar, dass jemand bei ihr war und ihr geholfen hat. Mit der Betreuung stunden- oder tageweise wird es den Senioren ermöglicht, trotz allen Einschränkungen alltägliche Aufgaben erledigen und noch aktiv am Leben teilzunehmen zu können. Am nächsten Tag begleiteten wir dann Frau König zum Arzt. Da sie solch einen Termin ungerne alleine wahrnimmt, konnten wir ihr ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Ich sammelte in den drei Tagen einige Erfahrungen im Bereich der individuellen Betreuung und habe dabei gelernt, dass man sich komplett an die jeweiligen Kunden anpassen muss. Wichtig für die Betreuung ist es, dem Betroffenen nicht die Selbstständigkeit zu nehmen, sondern ihn in den Ablauf einzubinden und zu motivieren. So wird dem Kunden trotz Hilfsbedürftigkeit nicht das Gefühl gegeben, in kompletter Abhängigkeit zu leben.“ Neben den von Linda Fetta aufgeführten Hilfen, bieten die Mitarbeiterinnen der Sozialstation Begleitungen an, sie fördern soziale Kontakte, lesen vor, spielen Gesellschaftsspiele und vieles, vieles mehr. 75 Impressum DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGMBH Rembrandtstraße 17 – 19 66540 Neunkirchen Tel.: 0 68 21-95 62 07 E-Mail: gf@dw-saar.de www.dwsaar.de Redaktion: Helmut Paulus, Öffentlichkeitsarbeit Gestaltung: kompiX, werbe- und mediengestaltung, M. Kirsch, Saarbrücken Fotos: Diakonisches Werk an der Saar Druck: reha GmbH, Saarbrücken 76