als PDF - Finanz und Wirtschaft

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als PDF - Finanz und Wirtschaft
FRÜHLING 2012 – 7 FRANKEN
ZÜRICH-GENF
DIE BESTEN
UHRENGESCHÄFTE
INTERVIEW
KRIS VAN ASSCHE
UHREN
SPEZIAL
NEUHEITEN UND TRENDS
AUTOMOBIL
WIESMANN ROADSTER
AGERA R VON
KOENIGSEGG
EDITORIAL
Magazin zur Ausgabe Nummer
19 der «Finanz und Wirtschaft»
vom 7. März 2012. LUXE ist eine
gemeinsame Publikation von «Bilan»
und «Finanz und Wirtschaft»
und erscheint vier Mal jährlich.
–
VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG
Hallwylstrasse 71,
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 298 35 35,
Fax 044 298 35 00
www.fuw.ch, verlag@fuw.ch
–
VERLEGER
Pietro Supino
GESCHÄFTSFÜHRER
Martin Coninx
CHEFREDAKTOR
Mark Dittli
REDAKTIONELLE LEITUNG
Konrad Koch
ANZEIGENVERKAUF
Sabrina Wägli (Leitung),
Jonas Schneider, Yves Gollaz
MARKETING
Dana Massie, Sandra Meier
ANZEIGEN DEUTSCHSCHWEIZ
Edipub SA
Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich
–
ART DIRECTOR
Nicolas Zentner (enzed, Lausanne)
BILDREDAKTION
David Huc
–
MITARBEITER DIESER AUSGABE
Dino Auciello, Mathilde Binetruy,
Dominic Büttner, Vincent Calmel,
Cristina d’Agostino, Fabrice Delaye,
Christian Faber-Castell,
Matthieu Gafsou, Michel Jeannot,
Marc Ninghetto, Noëlle Revaz,
Sylvie Roche, Mary Vakaridis,
Cédric Widmer
–
Die Marke Schweiz
W
ie viel Schweiz braucht die Schweiz? Zum
Zwangsbesuch der Baselworld verpflichtet werden müssten alle Parlamentarier, bevor sie am kommenden Donnerstag, dem 15. März, im Nationalrat über
das Markenschutzgesetz und die Swissness-Vorlage debattieren. Nicht in der Halle 1, dem glamourösen Tempel der Schweizer Haute Horlogerie, sollten sie verweilen, sondern sich vorwagen in die Halle der Nationen,
zu den Herstellern aus China, Hongkong, Indien. Dort
werden sie feststellen: In Asien erwächst der Schweiz
eine technisch immer versiertere Konkurrenz, die selbstbewusst in die Domäne der Schweizer Uhrenindustrie vordringt, in die Entwicklung und die
Fabrikation mechanischer Komplikationswerke.
Es geht daher in der Bestimmung von Swiss Made längst nicht mehr
nur um die Festlegung von tieferem oder höherem Anteil der in der
Schweiz angefallenen Kosten, es geht um die «Uhrschweiz», um den
Werkplatz Schweiz. Uhren und Werke im Wert von 19,5 Mrd. Fr. wurden im vergangenen Jahr exportiert. Basis dieses Erfolgs ist die industrielle Leistungsfähigkeit der Schweizer Uhrenbranche, die in 965
Unternehmen 48 500 Menschen Arbeit gibt. Für das Industrieprodukt Uhr fordert der Verband der Schweizer Uhrenindustrie daher mit
Recht eine Quote von mindestens 60% der in der Schweiz anfallenden
Herstellungskosten, damit eine Uhr das Qualitätssiegel Swiss Made tragen darf – alles andere wäre Defätismus. Und der Markt will Schweizer
Mechanik. Er ist bereit, dafür jeden Preis zu bezahlen, je komplizierter,
desto begehrter. Bezahlt wird aber nicht die zeitmesserische Nützlichkeit, sondern die uhrmacherische Leistung.
ÜBERSETZUNG
Béatrice Aklin,
Sabine Dröschel, Gian Pozzy,
Monique Niederoest
–
BILAN LUXE
VERLEGER
Edipresse Développement SA
GESCHÄFTSFÜHRER
Tibère Adler
CHEFREDAKTOR
Stéphane Benoit-Godet
REDAKTIONELLE LEITUNG
Francesca Serra
LEITUNG MARKETING
Cédric Piaget
Marie-Anne Fourot
Dahlia Al-Khudri
–
Zu welchen Leistungen die Schweizer Uhrenindustrie fähig ist, zeigt
die Parade der Neuheiten in dieser Frühjahrsausgabe von «Luxe». Neben dem Schwerpunkt Uhren findet sich in diesem Magazin, das in
Zusammenarbeit mit der Genfer Wirtschaftspublikation «Bilan» entsteht und mit identischem Inhalt auf Französisch in der Westschweiz
erscheint, eine Vielfalt von Themen. Sie reichen von Kunst über
Mode bis zu Edelkarossen aus Stahl und Karbon. Und es werden Geschichten erzählt von Menschen, die mit ihrem Können und Wissen
schaffen, was wegen des Preises oder der Einzigartigkeit als Luxusgut
gelten mag. Es mag dabei vieles als Masslosigkeit erscheinen. Doch
für den Luxusanspruch soll gelten, was für Swiss Made gefordert ist:
Genügend ist nicht genug gut.
FOTOLITHO
Images3, Lausanne
–
DRUCK
Ziegler Druck- und Verlags-AG,
Winterthur
Auflage 65 000;
ISSN 1664-0152
Konrad Koch
Verantwortlicher Redaktor
Finanz und Wirtschaft LU X E | 7
INHALT
Frühling 2012
14
84
88
58
74
48
07
EDITORIAL
10
MITWIRKENDE
13
GASTKOMMENTAR
Luxus ist absolut
Noëlle Revaz
14
MUST HAVE
16
TECH-TRENDS
18
BEGEGNUNG
Kris Van Assche:
«Ich schneidere Anzüge,
die ins Leben passen.»
22
AUSSTELLUNGEN
24
TREFFPUNKTE
Restaurants und Shopping
28
MARKTMACHT CHINA
Uhr und Kultur
32
UHREN
Trends und Neuheiten
42
ZEITGESCHICHTE
Taschenuhren
8 | Finanz und Wirtschaft LU X E
46
SMARTWATCHES
Androide Zeitmesser
97
GASTRONOMIE
Das ultimative Kochbuch
48
MARKENPORTRÄT
Visionen von fünf CEO
98
TEEZEREMONIE
Die besten Teehaus-Adressen
58
SHOOTING
Royal Oak Ikone des Sports
100 SCHMUCKDESIGN
Goldener Käfig
66
BEST BOUTIQUE AWARD
Einkaufen in Zürich und Genf
104 AUTOMOBIL
Wiesmann und Koenigsegg
74
BLAUE STUNDE
Der Stil von Louis Vuitton
82
MANNES ZIER
Manschettenknöpfe
107 BOUDOIR
Bernhard Gademann
Herr auf dem Rosenberg
84
PAPIERKUNST
Werke von Zeitgenossen
88
DEFILEE
Backstage Zahie
91
DRESS CODE
Männer bekennen Farbe
94
AUSSTELLUNGSMACHER
Zu Besuch bei Sam Stourdzé
Titelbild: Marc Ninghetto
Audemars Piguet Royal Oak
37 mm Automatik, Edelstahl,
weisses Zifferblatt
Kleid Chanel
Marc Ninghetto, Sylvie Roche, Cédric Widmer, DR
104
MITWIRKENDE
Z WEI H ERZEN. H ÖCHSTE P RÄZISION.
Sylvie Roche
Sylvie Roche ist Fotografin und Globetrotterin. Für
ihre Serien, häufig im Auftrag von Modemagazinen
wie «Marie Claire», besucht sie New York, Moskau, Mailand, China. Für
«Luxe» reiste sie zunächst
nach Kalifornien, um einen Gentleman in der entspannten maritimen Ambiance von San Diego zu
porträtieren. Und in Paris
beobachtete sie die Mädchen des Lingerie-Defilees
von Zahia und fing hinter
den Kulissen die ebenso
hektische wie sinnliche
Stimmung fotografisch ein.
Christian von
Faber-Castell
Er trägt den Namen einer
grossen Schreibwarenmanufaktur. Christian von
Faber-Castell ist Journalist
und Fotograf mit Spezialgebiet Kunst und Bibliophilie. Er ist ständiger
Mitarbeiter der Zeitung
«Finanz und Wirtschaft»
und schreibt regelmässig für das Düsseldorfer «Handelsblatt», die
Münchner Fachzeitschrift
«Weltkunst» und den New
Yorker «ARTnewsletter».
Für «LUXE» blickt er auf
ein Kapitel der Uhrenindustrie und erklärt, weshalb das Publikum der Luxusmanufakturen schon
seit jeher ein globales war.
www.chvfabercastell.com
Vincent Calmel
Dino Auciello
Michel Jeannot
Er entdeckte seine Passion
für die Fotografie durch
den Film. Nachdem er
schon als Kind davon geträumt hatte, Regisseur zu
werden, absolvierte er die
Filmhochschule FEMIS in
Paris. Hier fand er zu seiner wahren Leidenschaft,
zur Fotografie. Später arbeitete er für die «Tribune
de Genève». 2004 gründete er die Bildagentur Mitzu120, die für Magazine,
Institutionen und Privatkunden fotografiert. In
seinen persönlichen Arbeiten beschäftigt er sich
mit dem nackten Körper,
etwa in der Serie Naked.
Für die Aufnahmen Trauma hat er mit fotografischen Kunstgriffen Gesichter gemixt und neu
zusammengesetzt.
www.mitzu120.com
Technologie und Innovation sind Dinos Alltag. Der
leidenschaftliche Leser
der internationalen Presse
hortet in seiner Bibliothek
Wirtschafts- und LifestyleMagazine, studiert an der
Akademie für Journalismus und Medien in Neuenburg und arbeitet seit
2010 für das Westschweizer Wirtschaftsmagazin
«Bilan». Für «Luxe» hat er
die Umfrage über die besten Uhren- und Schmuckgeschäfte in Zürich und
Genf koordiniert.
Er beschreibt im wahrsten
Sinne des Wortes die Zeit.
Der Fachjournalist für Uhren, deren hochkomplexe
Werke er zutiefst bewundert, hat 1994 zusammen
mit Kollegen das Bureau
d’Information et de Presse
Horlogère (BIPH) gegründet, das für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften
im In- und Ausland tätig
ist. Für «Luxe» hat sich
Michel Jeannot auf die
Suche nach Trends und
News 2012 gemacht und
Persönlichkeiten der Uhrenindustrie über Strategien und Ziele ihrer Unternehmen befragt.
www.biph.ch
S. 42-44
S. 74-81
S. 66-73
S. 66-73
DUOMÈTRE À QUANTIÈME LUNAIRE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 381.
Das “Dual-Wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische Revolution, die zwei
unabhängige Räderwerke beherbergt, welche über ein einziges Regulierorgan
synchronisiert werden. Die patentierte blitzende Sekunde ermöglicht Zeitmessungen
auf die 1/6 Sekunde genau.
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10 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Im Rahmen der Kooperation zwischen Jaeger-LeCoultre und der UNESCO werden
maritime Schutzprojekte der Öffentlichkeit vorgestellt und gefördert.
Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.
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Bilan LU X E | 11
Eine Marke der Daimler AG
OUVERTURE
Es ist Frühling. Zeit für ein neues Sportgerät.
Gastkommentar
Erleben Sie den neuen SL und den SLK vom 23. bis 25. März
an den «Roadster Days».
Die Vollendung kultivierter Sportlichkeit. Der neue SL 350 V6 mit Vollaluminium-Karosserie ist 140 kg leichter als sein
Vorgänger. Sein Treibstoffverbrauch reduziert sich um 29.6 %, während gleichzeitig Dynamik und Agilität gesteigert
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den neuen SL ab CHF 124 800.– bei Ihrem Mercedes-Benz Partner, an den «Roadster Days» vom 23. bis 25. März.
Noëlle Revaz
Ihr Roman «Von wegen den Tieren», in dem die Lausanner Schriftstellerin Noëlle
Revaz die Geschichte eines derben, maulfaulen Bauern und seiner Frau erzählt,
wurde mehrfach ausgezeichnet, der Theaterbühne angepasst und sogar verfilmt.
In «Efina» schildert sie eine lange Liebesgeschichte, die ständig zwischen Abscheu
und Anziehung, zwischen Faszination und Entfremdung schwankt. Die gleiche
widersprüchliche Beziehung verbindet sie auch mit Luxus.
Luxus ist absolut
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Das serienmässige Service- & Garantiepaket für alle Modelle – exklusiv von Mercedes-Benz Schweiz AG.
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illustration: Nicolas Zentner
I
ch finde es schwierig, Luxus wirklich
schätzen zu können. Das hat nichts mit
dem Preis zu tun. Denn Luxus beschränkt
sich nicht auf Objekte und Orte. Er muss
alles einbeziehen. Ansonsten besteht die
Gefahr, dass er verdorben wird und sich
ins Gegenteil kehrt.
Mir selbst ist es nie gelungen, wirklich
von Luxus zu profitieren. Meine Versuche sind alle gescheitert. Dabei habe ich
mich redlich bemüht. Ich hatte bereits das
Glück, in Palasthotels mit Schalen voller
exotischer Früchte und erhöhter Badewanne mit fantastischer Aussicht zu übernachten. Ebenso hatte ich Gelegenheit,
morgens aufzuwachen und die Vorhänge
der riesigen Glasfenster zu öffnen, die einen herrlichen Blick aufs Meer freigaben.
Und ich konnte mich als Badenixe in Säulenpools räkeln. Ich weiss nicht, ob sie aus
echtem Marmor waren, aber sie sahen jedenfalls so aus.
Ich liess mich in nachgebauten Palästen aus 1001 Nacht massieren und nippte an Champagner in reich verzierten Salons. Die Decken waren vergoldet, und
die Gemälde stammten wohl aus dem 18.
Jahrhundert. Meine Füsse versanken in
dicken Teppichen, meine Hände hielten
Kristallgläser. Mein Gaumen kostete Kre-
ationen der grössten Sterneköche. Meine Haut trug legendäre Parfums. Ich sass
in weich gepolsterten Sofas und einigen
Sportwagen, und ich bin erste Klasse geflogen. Ein Luxus, der mir noch nicht vergönnt war, ist, Kaviar mit der Kelle zu essen. Mit dem kleinen Löffel habe ich ihn
aber bereits gekostet.
Alle diese schönen Erlebnisse haben
nichts gebracht. Die prachtvollen Orte haben mich nicht wunschlos glücklich gemacht. Ich konnte sie nicht in vollen Zügen
geniessen. Jedes Mal machten mir mein
allzu scharfes Bewusstsein oder ein plötzlicher Durchblick einen Strich durch die
Rechnung. So geschehen beim Betreten eines komfortablen, prunkvollen Hotelzimmers, als der Kofferträger mein Gepäckstück abstellte. Es ist ein billiger Koffer. In
dem edlen Mobiliar sah man plötzlich nur
noch ihn. Es wirkte, als würden sich sämtliche Möbel darauf konzentrieren, meinen Koffer anzustarren, dessen schlechte
Qualität dadurch nur noch mehr hervorstach. Bevor der Kofferträger ging, gab ich
ihm ein Trinkgeld. Das Portemonnaie, das
ich aus meiner Tasche zog, war vom gleichen Kaliber wie der Koffer. Beim Öffnen
sprangen mir die Kassenzettel meiner letzten Einkäufe und die Rabattcoupons, mit
denen ich zehn Prozent sparen kann, ins
Auge. Diese Fetzen Papier hatten in diesem Zimmer nichts zu suchen. Sie wirkten
wie Störenfriede und erinnerten mich daran, dass ich nur einen winzigen Teil Luxus koste, der darüber hinaus noch zeitlich
beschränkt ist. In solchen Momenten erfassen mich eine Sehnsucht nach Eleganz
und ein akutes Gefühl von Disharmonie.
Luxus duldet keine Grenzen. Er erträgt
Mischungen schlecht.
Dieses Gefühl verfolgt mich auch zu
Hause, wenn ich versuche, dem Luxus
Einlass zu gewähren, und plötzlich Lust
verspüre, ein edles Parfum zu tragen. Eines jener Parfums, die vor langer Zeit von
den Nachfahren einer Parfümeur-Dynastie
entwickelt wurden. Beim Kauf nehme ich
mir viel Zeit. Der Flacon thront über meinem Lavabo. Er ist wunderschön. Ich sprühe jeden Morgen etwas Parfum auf. In dem
Moment strahle ich ewige Schönheit und
Weiblichkeit aus. Mein Enthusiasmus hat
eine Lebensdauer von wenigen Tagen, so
lange, wie der Flacon braucht, um neben
den Shampoo-Flaschen und den Töpfen
aus dem Supermarkt zu verblassen. Nach
ein paar Wochen liegt eine Staubschicht
auf dem Flacon. Er hat seinen Glanz verloren und ist in der Masse untergegangen. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 13
SL 350 BlueEFFICIENCY, V6/306 PS (225 kW)/3498 cm3, 3 Türen, CO2-Emission: 159 g/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 159 g/km), Treibstoffnormverbrauch gesamt: 6,8 l/100 km, Energieeffizienz-Kategorie: D.
MUST HAVE
von Francesca Serra
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MUST HAVE
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Geneva Sound System steht für High Fidelity, einfache Bedienung und elegante Konzeption. Das
Hifi-Stereosystem ist in einem einzigen Gehäuse
integriert, der Klang dreidimensional. Vorbei also
die Zeiten, wo man den idealen Standort für den
optimalen Sound suchen muss. Das Gehäuse
aus amerikanischem Nussbaum wird von Hand
geschliffen, lackiert und auf Hochglanz poliert.
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3. GUTES OMEN
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Das Jahr des Drachen
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Abstürze. Der Drache, Synonym für unerschöpfl
rschöpfliche
Ausdau
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Ausdauer, Kraft und Tapferkeit, umschlingt
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7. BADEGENUSS
Die Form ist von unübertroffener Schlichtheit, die
Oberfläche seidenglatt. Das Schweizer Unternehmen Bagno Sasso, Spezialist für Nasszellen, wurde
2007 für sein Betonlavabo mit dem Red Dot
Award ausgezeichnet. Die Holzbadewannen sind
einzigartig, weil handgefertigt. Auch wer nichts
über die Formel-1-Technologien weiss, die für die
Realisation dieses Gefässes zum Einsatz kamen,
wird die aerodynamische Form dieses luxuriösen
Holzbeckens leicht erkennen.
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4. ROLLING
Das Label mit dem Krokodil arbeitet
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zusammen. Bälle, Surfboards, Skis, Tenniserweile im
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14 | Finanz und Wirtschaft LU X E
6. FOTO OHNE KOMPLEXE
Verschwommene Aufnahmen? Pralle Farben?
Für Lomografen sind dies keine Fehler, sondern
ästhetische Effekte, die durchaus gewollt sind.
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überwältigendem Erfolg, denn die Schnappschusstechnik brachte die Befreiung vom
Superbild und den raffinierten Einstellungen
der Digitalkamera. Nutzer dieser nostalgischen Apparate dürfen ohne Komplexe
fotografieren, denn Bildeinstellung, Licht
usw. sind nebensächlich. Lomos gibt es in
verschiedenen Modellen und mit verschiedenen Accessoires.
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8. VON AUSSEN NACH INNEN
Der Überraschungseffekt ist garantiert, wenn Sie
mit dieser Flute anstossen. Das von Alissia MelkaTeichroew gestaltete Glas ist nicht nur von raffinierter Eleganz, sondern bietet einen handfesten
Vorteil: Dank der doppelwandigen Struktur bleibt
das edle Getränk kühl, die Perlen länger erhalten.
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7
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 15
LIEBE | KR AFT
TECH-TRENDS
von Francesca Serra
Schöner Klang
E
s sieht aus wie ein Jagd- oder
Alphorn. Seine glatte, glänzende Oberfläche verleiht ihm jedoch etwas unbestritten Zeitgenössisches.
Das Megaphone gehört zu den Dingen, die man nicht einfach in eine
Ecke stellt, sondern gut sichtbar auf
dem Bürotisch platziert. Man kann
den Verstärker aus Keramik nämlich
auch als Telefonlautsprecher verwenden und nicht nur zum Musikhören.
Er liegt auf einem hölzernen Gestell
und kommt ganz ohne Kabel, Batterien und Plastik aus. Optimiert wird
der Klang der iPhone-Lautsprecher
nämlich einzig durch die Trichterform. «Dieses Klangobjekt ist aus der
Überlegungen entstanden, eine omnipräsente Technologie mit einfachen
und klassischen Methoden zu verbessern», erklären die Designer ihr Vorgehen, denn technologischer Fortschritt muss nicht unbedingt noch
mehr Energieverbrauch bedeuten.
Megaphone von EN & IS, passiver
Verstärker für iPhone, ab 500 Fr.,
www.enandis.com
Schriftzeit D
ie von Biegert & Funk entworfene
Uhr tickt etwas anders: Sie gibt die
Zeit nicht mit Zeigern oder Zahlen an,
sondern mit einer Matrix symmetrisch
angeordneter Schriftzeichen. Alle fünf
Minuten leuchtet die Zeit in Wörtern
auf, die von LED hinter dem Display gebildet werden. Zur minutengenauen Anzeige dienen vier kleine Punkte in den
Ecken. Die Qlocktwo gibt es in zwölf
Sprachen und sieben Farben und neben
dem Wandmodell auch als Standversion (Qlocktwo Touch). Wem das nötige
Kleingeld für diese zeitlose Uhr im elegant-puristischen Design fehlt, der kann
sich zumindest mit der iPhone-Applikation trösten.
Qlocktwo von Biegert & Funk, ab 1290 Fr.,
www.qlocktwo.com
16 | Finanz und Wirtschaft LU X E
MINIATURDRUCK
Little Printer vom Londoner Studio Berg verbindet sich über WLan
mit Smartphones, um
Neuigkeiten, Puzzlespiele oder Nachrichten auszudrucken. Für
die Konfiguration wählt
man mithilfe einer Android- oder einer iOS-App die Google-Aufgaben,
To-Do-Listen, Zeitungstitel oder andere Informationen aus, die zum Druck bereitgestellt werden sollen.
Sie werden dann auf Papierstreifen ausgedruckt, die
irgendwie an Kassenzettel erinnern. Da es sich um
ein Thermosystem handelt, wird auch keine Tinte
benötigt. Endlich ein Notizbuch, das eine Papierspur
unseres Telefondisplays erstellt!
Little Printer, Studio Berg,
erhältlich ab Frühjahr 2012
www.berglondon.com
GITARRE DER ZUKUNFT
Kitara, die digitale Gitarre von Misa Digital, kommt
ganz ohne Saiten aus. Stattdessen wird sie über ein
acht Zoll grosses
Multi-Touch-Display
bedient. Auf dem
Touchscreen kann man
nicht nur virtuell die
Saiten zupfen, sondern
dank des eingebauten
Synthesizers auch
Effekte und Verzerrungen erzeugen. Und
stimmen muss man die
Gitarre auch nicht.
Kitara von Misa
Digital, USB-, MIDIund Audio-Anschluss, ca. 1500 Fr.,
www.misadigital.com
UHREN SCHMUCK JUWELEN
Basel Bern Davos Genève Interlaken Lausanne Locarno Lugano Luzern St. Gallen St. Moritz Zermatt Zürich
Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg München Nürnberg | Wien | bucherer.com
Bilan LU X E | 17
| I N T E R V I E W | von Francesca Serra - Foto: Gaëtan Bernard
Kris van Assche
«Die Frau hat sich vom Korsett befreit,
aber der Mann trägt immer noch Anzug»
DER JUNGE DESIGNER, KÜNSTLERISCHER DIREKTOR VON DIOR HOMME
UND SEINER EIGENMARKE KVA, VERBINDET MÄNNLICHE ELEGANZ
MIT DEN ANFORDERUNGEN DES ALLTAGS. BEGEGNUNG MIT EINEM
SCHWERGEWICHT DER MODE.
E
in grauer Winternachmittag in Paris. Der Designer Kris Van Assche
empfängt uns am Sitz seiner Eigenmarke in einem Industriegebäude mitten im
animierten Marais-Quartier. Wir gehen
den unendlichen Korridor entlang, vorbei an einer Vielzahl von weissen Zellen,
wo junge Mitarbeiter am Werk sind. Am
Ende des Gangs erscheint wie die Königin aus der Mitte des Bienenstocks unser
Gesprächspartner. Kindliches Gesicht,
schmale Figur, raue, vibrierende Stimme
– der künstlerische Direktor spricht mit
entwaffnender Offenheit über Arbeitsweise und Mode. Van Assche ist ein grossartiger und rigoroser Schaffer, der sich
schon als Zwölfjähriger für Mode interessierte und der in nichts dem Klischee des
extravaganten Modekreateurs entspricht.
Inspiration hat nichts mit Erleuchtung
zu tun, sie ist vielmehr die natürliche Konsequenz von Lust, Talent und Entschlossenheit. Damit schaffte er es, in einem
Stage bei YSL zu debütieren, später von
Hedi Slimane zum Stylisten und 2000 zum
ersten Assistenten bei Dior befördert zu
werden. Nur fünf Jahre später ist er flügge und kündigt, denn er will sein eigenes
Label gründen. 2007 verlässt Slimane Dior
Homme, um persönliche Projekte zu realisieren – und das Modehaus Dior ruft Kris
zurück, an die Spitze. Heute gelingt es dem
Wunderkind der Mode mit seinem schlichten, schnörkellosen Chic zu überraschen,
er sublimiert den Anzug, ohne ihn zu verfälschen, macht aus dem Klassiker ein bequemes, modernes Kleidungsstück.
Monsieur van Assche, wie haben Sie die
eben zu Ende gegangene Fashion Week
Herbst-Winter erlebt?
18 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Es war sehr angenehm, ich fühlte mich
wohl, meine beiden Modeschauen sind gut
angekommen.
Die Medien haben Ihre Kollektion mehr
als positiv aufgenommen und nennen Sie
in Anspielung auf «Tim und Struppi» auch
gern Tintin der Mode.
Seit meinen Anfängen wird immer wieder darauf hingewiesen, dass ich Belgier
bin. Ich hoffe, dass dies jetzt die Runde
gemacht hat.
Wie gelingt es Ihnen, gleichzeitig für Dior
Homme und die eigene Kollektion Krisvanassche zu arbeiten? Haben Sie im eigenen
Label mehr Freiheiten als bei Dior?
Zweifellos ist die Art und Weise, wie die
beiden Labels geführt werden, verschieden. Man könnte glauben, dass bei Dior
die Zwänge grösser sind beziehungsweise
dass ich mit meinem kleinen KVA-Team
die totale Freiheit geniesse. Um frei zu
sein, braucht es aber Geld, das ich nicht
immer habe. Bei Dior sind zwar alle Mittel
vorhanden, aber es gibt andere Faktoren,
die meine Freiheit bis zu einem gewissen
Punkt einschränken. In meiner Kreativität
fühle ich mich aber in beiden Unternehmen sehr frei.
Ist es nicht fast wie eine Pflicht, dass sich
die zwei Marken differenzieren müssen?
Ich war nie der Ansicht, dass Regeln
und Rahmenbedingungen Kreativität
verhindern. Im Gegenteil, ich finde sie
stimulierend. Selbstverständlich differenziere ich die beiden Marken, doch es
ist eine doppelte Inspirationsquelle, très
Dior und très KVA zu sein. Genau dies
gefällt mir.
Wie sind Sie mit der Gegenwartskunst
verbunden?
Ich bin ein Laie in Sachen Gegenwartskunst. Es ist unbefriedigend, dass ich mich
nicht besser darin auskenne. Für mich ist
die Kunst nämlich eine Inspirationsquelle. Doch selbst wenn ich Kunstinstallationen kreiere, bin ich halt in erster Linie
Designer. Dies ist kein Widerspruch, im
Gegenteil, ich kann die Dinge so mit einer
gewissen Distanz betrachten. Mit der Galerie Analix Forever habe ich das Magazin «Londerzeel» konzipiert, das mir die
Begegnung und die Zusammenarbeit mit
Künstlern gestattet. Auf diese Art finden
wir die Gemeinsamkeit zwischen meiner
Mode und ihrer Kunst. Eine überaus privilegierte Möglichkeit, Gegenwartskunst
kennenzulernen.
Als Titel des Magazins haben Sie den
Namen Ihres Geburtsorts gewählt? Haben
Sie Heimweh?
Die wahre Geschichte ist, dass die Galeristin Barbara Polla Londerzeel besucht hat.
Sie fand das Dorf bodenlos langweilig, eine
Meinung, die ich absolut teile. Mit der Zeit
wurde daraus ein gemeinsamer Scherz,
denn sie denkt, dass mein Wunsch zu kreieren, wegzugehen, zu träumen und Mode
zu machen, in Londerzeel wurzelt. Deshalb
habe ich mein Magazin so getauft. Ich bin
kein Nostalgiker, ich mag das Dorf nicht,
aber ich bin mit meiner dort wohnenden
Familie sehr verbunden. Deshalb gehe ich
auch oft dorthin.
Apropos Familie, in Porträts über Sie ist oft
von Ihrer besonderen Beziehung zu Ihrer
Grossmutter zu lesen.
Meine Grossmutter ist eine Ästhetin. Wir
haben vieles gemeinsam, denn sie versucht
Schönheit in den Alltag zu bringen. Am
Anfang meiner Ausbildung an der Akademie hat sie mir geholfen, Modelle anzufertigen, wobei es weniger um Technik ging,
sondern um die Ästhetik, das Leben zu
betrachten. Ich bin in einem Umfeld aufgeBilan LU X E | 19
| INTERVIEW |
wachsen, wo die Menschen ernst, erdverbunden, konkret sind. Meine Grossmutter
hingegen zog das Oberflächliche vor, und
das hat mir stets gefallen. Ich mag oberflächliche Dinge, die, näher betrachtet, dies
gar nicht sind.
An der Akademie haben Sie zuerst an Damenkleidern gearbeitet. Weshalb haben Sie
sich für Männermode entschieden?
Nicht ich habe gewechselt, die Wahl hat
sich quasi aufgezwungen. Während der
vier Jahre an der Akademie arbeitete ich
in der Damenschneiderei. Die Idee, dass
Herrenmode spannend sein könnte, ist mir
gar nicht erst gekommen. Ausserdem war
zu jener Zeit Herrenmode uninteressant.
Nach dem Abschluss meines Studiums
brauchte ich eine Stelle und versandte 150,
wahrscheinlich eher 500 Bewerbungen. Es
war ein Glücksfall, als man mir ein Praktikum bei YSL Rive Gauche Homme anbot.
Anfangs sagte ich mir, dass Herrenmode
langweilig sein werde, zumal ich damals
Yves Saint Laurent nicht als ein besonders
attraktives Label empfand. Aber direkt
nach der Schule konnte ich es mir nicht
leisten, ein solches Angebot auszuschlagen.
Zudem wollte es der Zufall, dass Hedi Slimane daran war, die Marke zu erneuern,
was die Arbeit interessant machte. Anfänglich wollte ich einfach die Gelegenheit bei
YSL nutzen, um nach Paris zu kommen,
schliesslich habe ich entdeckt, dass darin
meine Berufung lag.
Sind Männer genügend mutig?
Ich finde, Männer können es sich leisten,
alles zu wagen. Allerdings habe ich zu viel
Verrücktes auf den Laufstegen gesehen. So
oder so, ich entwerfe keine Verrücktheiten,
weder für Männer noch für Frauen.
Eines Ihrer grossen Verdienste ist, den Herrenanzug revolutioniert zu haben.
Als mein erster Kunde habe ich sofort festgestellt, dass der Anzug weder praktisch
ist noch den alltäglichen Bedürfnissen
entspricht. Ich mag die leicht provokative
Aussage, dass «die Frau sich vom Korsett
befreit hat, während der Mann immer noch
Anzug trägt». Man fühlt sich nicht wirklich
wohl im Anzug, und doch tragen ihn alle.
Ich habe mir deshalb zum Ziel gesetzt, Anzüge zu schneidern, die besser ins aktive
Leben passen, die auch cooler sind. Schon
zu Beginn bei KVA habe ich mir immer vorgestellt, wie jungen Männer, die achtzehn
Jahre alt und gewohnt sind, Baggy-Jeans
und Kapuzensweater zu tragen, ihren ers-
ten Job antreten und sich von einem Tag
auf den andern in den Anzug zwängen
müssen. Es muss ihnen fremd vorkommen.
Dieser Schritt von der Jugendzeit in die
Arbeitswelt hat mich immer interessiert.
Ich versuchte eine Brücke zwischen den
beiden Welten zu schlagen, indem ich das
sportliche Element in den Anzug einbrachte. Ich wollte ein passenderes, realitätsnahes Kleidungsstück anbieten, das den Spagat zwischen dem Outfit der Jungen und
dem obligaten Anzug schafft.
Haben Sie eine Inspirationsquelle? Einen
Ort, einen Künstler?
Nein, die konstante Quelle der Inspiration
gibt es nicht. Die einzige Konstante ist der
Mann, den ich mir vorstelle. Es ist ein idealisierter Mann, der sich mit mir zusammen
«Geschmacksverirrung
gibt es nicht, nur
unelegante Menschen.»
entwickelt und älter wird, dessen Wünsche sich ändern, der aber grundsätzlich
der gleiche bleibt. Man kann dies auch Stil
nennen, man ernährt sozusagen die Person,
aber die Nahrungsmittel wechseln.
2004 haben Sie sich in Paris niedergelassen. Wie erlebten Sie die erste Zeit in der
französischen Metropole?
Als ich nach Paris kam, sprach ich kein
Französisch, ich verdiente fast nichts. Es
war schwierig. Aber ich war jung, verrückt,
voller Ambitionen. Also blieb ich, obwohl
es wirklich nicht einfach war. Ich war nie
naiv, aber meine jugendliche Unbekümmertheit hat mich vorangetrieben. Natürlich habe auch ich in Dienstmädchenzimmern in Gesellschaft von Käfern gewohnt.
Solche Dinge eben, die viele andere vor und
nach mir, die nach Paris kommen, erleben.
Haben Sie keine Angst davor, sie könnten in
ein Inspirationsloch zu fallen?
Heute, nur noch wenige Tage vor der
Show, weiss ich nicht, was ich nächsten Juni tun werde. Es beschäftigt mich
zwar, denn ich weiss, dass irgendwann
die Idee kommen muss. Aber beunruhigt bin ich nicht, denn nach fünfzehn
Herren-Schauen bei KVA und zehn bei
Dior Homme kenne ich eine bestimmte
Arbeitslogik. Das Ende einer Kollektion leitet ganz natürlich zum Anfang
der nächsten über, denn es gibt immer
Dinge, die man nicht so machen konnte, wie man es gerne gewollt hätte und
die man das nächste Mal verbessern
will. Sowohl bei Dior als auch bei KVA
ist die Saison unglaublich intensiv, und
man hat gezwungenermassen eine Art
Gegenreaktion. Aber die Inspirationen
kommen immer. Ein Jahr kreiert man
alles in Schwarz, die nächste Saison versucht man einfach etwas ganz anderes
zu machen.
Die Mode wechselt und mixt ständig die
Codes. Kann man heute noch Geschmacksverirrung definieren?
Geschmacksverirrung gibt es nicht, nur
einfach unelegante Menschen. Hoffnungslose Fälle.
Sie haben Kunstinstallationen realisiert,
in denen es um die Schönheit geht. Wie
definieren Sie Schönheit?
Gäbe es eine Definition für Schönheit, wäre
es zu einfach. Es gibt ebenso viele Definitionen der männlichen Schönheit, wie es
Männer gibt. Ich glaube, man muss sich
einfach im Spiegel betrachten, sich eingestehen, was passt und was nicht passt, und
dann auf seinem Körper aufbauen. In meinen Shows präsentiere ich den Idealmann,
der meine Ansicht von männlicher Schönheit, meinen ästhetischen Weg verkörpert.
Ich weiss aber auch, dass nach dem Defilee
die Menschen ihren persönlichen Stil suchen müssen.
Haben Sie Projekte, die parallel mit Ihren
Labels verlaufen?
Nein. Es ist schon vorgekommen, dass ich
Projekte angenommen oder versucht habe,
weil ich überlastet war – ein Widerspruch.
Aber wenn ich überlastet war, machte mir
die Arbeit weniger Spass, und ich kompensierte dies, indem ich neue Sachen in
Angriff nahm. Bestimmt kein idealer Weg,
denn die Freude wurde dadurch noch geringer, weil ich den Eindruck hatte, alles
zu verpfuschen. Irgendwann begriff ich
dann, dass das Vergnügen grösser ist, wenn
ich weniger Dinge, sie dafür besser mache.
Das ist seit einigen Saisons meine Devise.
Bei zwei Vollzeitjobs ist es klar, dass alles
ein bisschen kompliziert ist, weshalb ich
zu ambitionierte oder verrückte Projekte,
die mich aus dem Gleichgewicht bringen
könnten, vermeide.
3:>@7;3@=
16@=<=;/AB3@=>3<
Was bedeutet für Sie Luxus?
Der ultimative Luxus ist Freiheit, für die
ich sehr weit gehen würde. |
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20 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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AGENDA
DESIGN-WEEKEND IN BASEL
Nach Zürich im letzten November kommt die
Designmesse Blickfang nun nach Basel. Der
Salon präsentiert Kreationen junger Gestalter,
vor allem aus der Schweiz und Deutschland.
Die Designmesse für Möbel, Mode und
Schmuck verleiht alljährlich einen Preis. 2011
ging der Blickfang-Designpreis an die Bernerin Fiona Losinger, die Taschen für Damen
und Herren nach Mass entwirft.
Blickfang, 23. bis 25. März 2012, E-Halle,
Erlenmattstrasse 7-9, 4058 Basel
www.blickfang.com
D
D
ie 2006 im Kanton Waadt lancierte Woche der Architektur findet nun
auch nationale Verbreitung und gruppiert sämtliche Sektionen des SIA
(Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein). Unter der Führung von
Architekturschaffenden und Ingenieuren, die über die Herausforderungen der
aktuellen Architektur sprechen, können dieses Jahr in der ganzen Schweiz
über 500 private und öffentliche zeitgenössische Bauwerke besichtigt werden.
Dabei werden nicht nur Aspekte wie Qualität, Nachhaltigkeit und Komfort
beleuchtet, sondern auch die Art und Weise, wie unser Lebensraum gestaltet
wird. Die Architektur manifestiert ihren Sinn, Nutzen und ihre Möglichkeiten.
Woche der zeitgenössischen Architektur und Ingenieurbaukunst,
5. bis 13. Mai 2012, www.15n.ch
22 | Finanz und Wirtschaft LU X E
DR
EKSTASEN IN DER ANTIKE
Bacchantisch sollen teils die VIP-Parties an
der Baselworld sein. Vielleicht deshalb verlängert das Antikenmuseum Basel die Ausstellung «Sex, Drugs und Leierspiel» bis 15.
April. Sie führt den Besucher zu den wilden
und dunklen Seiten der Antike und lässt in
den Museumsräumen fern des Messetrubels
sinnliche Fantasien geniessen.
«Sex, Drugs und Leierspiel», bis 15. April 2012,
Antikenmuseum, St. Alban-Graben 5,
4010 Basel, 061 201 12 12,
www.antikenmuseumbasel.ch
er Fotoautomat lässt sich von der Digitalkamera nicht verdrängen und findet immer wieder ein
neues Publikum. Die Faszination für die Kabine, in der
man sich inkognito und ohne Fotograf unendlich oft ablichten kann, ist ungebrochen. Der Zauberkasten, Vorgänger der Polaroidkamera, war eine Revolution. Automatenfotos sind nunmehr gar Teil der Fotografiekunst.
Als die ersten Fotoautomaten um 1928 in Paris installiert wurden, nutzten die Surrealisten sie intensiv, ja gar zwanghaft für Porträtarbeiten, so wie sie in
der Stilrichtung der l’écriture automatique Automaten
als Kreatoren für Texte und Zeichnungen einsetzten.
Seither haben sich ganze Künstlergenerationen für
das Prinzip des Fotoautomaten begeistert. Von Andy
Warhol, über Thomas Ruff, Cindy Sherman oder Gillian Wearing bis zu Arnulf Rainer; zahlreich sind die
Künstler, die den Fotoautomaten benutzten, um mit
ihrer Identität zu spielen, Geschichten zu erzählen
oder neue Welten zu erschaffen.
«Hinter dem Vorhang – Die Ästhetik des Fotoautomaten» ist eine vom Musée de l’Elysée produzierte Ausstellung, die als eine der ersten Studien über
die Ästhetik des Automatenfotos gilt. Sie ist in sechs
Themen unterteilt: die Kabine, die Automatik und
das Prinzip des Fotostreifens, sowie drei verschiedene Anknüpfpunkte in derAuseinandersetzung mit der
Identität. Als ultimativer Produzent des standardisierten und gesetzlich anerkannten Passfotos, ist der Automat in der Tat auch ein ideales Werkzeug der Selbstbetrachtung und re gt zum Nachdenken über das
Andersartige an, und dies individuell oder als Gruppe.
Die Ausstellung mit über 600 Werke in verschiedenen
Medien (Fotografie, Öl auf Leinwand, Lithographie
und Video) von rund sechzig internationale Künstler
verdeutlicht den Einfluss des Fotoautomaten in der
Kunst von seiner Erfindung bis in die Gegenwart.
DR
Nina Baisch
gim Architekten Bern
René Rötheli
RENOIR IN BASEL
«Renoir: Zwischen Bohème und Bourgeoisie» ist eine grossartige Ausstellung
des Kunstmuseums Basel über das Werk
des französischen Impressionisten PierreAuguste Renoir. Fünfzig Gemälde, Porträts,
Landschaften und Stillleben aus grossen Museumssammlungen wie dem Musée d’Orsay
oder dem Art Institute in Chicago wurden
zusammengetragen, um die Vielschichtigkeit
des «Malers des Glücks» zu zeigen.
Kunstmuseum Basel, St. Alban-Graben 8,
4010 Basel, 061 206 62 62,
www.kunstmuseumbasel.ch
BILDFABRIK
HINTER DEM VORHANG –
DIE ÄSTHETIK DES FOTOAUTOMATEN
bis 20. Mai 2012, Musée de l’Elysée, avenue de l’Elysée,
Lausanne, 021 316 99 11
Walter and I at the BIG SLIDE, Collection Näkki Goranin
HOUSE
Robe Ida Gut / DR
OPEN
Knapp ein Jahr nach der Eröffnung organisiert
die auf Aboriginal-Kunst spezialisierte Galerie
Carry On die Ausstellung «Kunga, Femmes
du désert». Es ist eine Hommage an Frauen,
die innerhalb der vier Gemeinschaften
Papunya, Balgo, Yuendumu und Utopia die
Bewegung der zeitgenössischen Wüstenmalerei initiiert haben. Im schönen, 650 m2 grossen
Raum präsentiert der Gründer der Galerie,
Arnaud Serval, eine erstklassige Auswahl
aus seinem Besitz. Seit zwanzig Jahren nach
Australien reisend, hat er eine der weltweit
grössten Privatsammlungen von Aborigine
Art angelegt, die über 2000 Zeichnungen,
Gemälde und traditionelle Objekte umfasst.
«Kunga, Femmes du désert», 8. März
bis 27. April 2012, Galerie Carry On,
18, rue des Voisins, 1205 Genf,
022 322 40 90, www.carry-on.ch
DR
FRAUEN DER WÜSTE
AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ
von Francesca Serra und Konrad Koch
Yves Tanguy, Selfportrait in a Photobooth, Musée de l’Elysée, Lausanne / 2001, ProLitteris, Zurich
AGENDA
Finanz und Wirtschaft LU X E | 23
pa n e r a i . c o m
TREFFPUNKTE
von Francesca Serra und Konrad Koch
ZUM ABENDAUFTAKT ODER -AUSKLANG: DIESE BARS
UND LOUNGES BIETEN INTERESSANTES FÜR DEN VISUELLEN,
AUDITIVEN UND GUSTATIVEN GENUSS.
GENF:
ITALIAN POP
GENF:
MO BAR
BASEL:
BASELWORLD BY NIGHT
Italienische Genüsse zum Apero. L’Evento
offeriert eine Auswahl von Weinen und dazu ein
attraktives Sortiment von kleinen mediterranen
Gerichten.
Pop-Dekor und Fauteuils mit Blumenmuster, die
an den japanischen Künstler Takashi Murakami
erinnern, luftiger, hoher Raum mit Glasdecke,
durch die das Licht einfällt.
Restaurant l’Evento, rue du Stand 50,
1204 Genf, 022 732 21 21
It’s apero time. Das Licht ist gedämpft, die
Cocktails sind die besten der Stadt. Treacle Sunset,
Viviana, Rumbleblood, Rose Marie sind die
klingenden Bezeichnungen der legendären Drinks.
Eine besondere Erwähnung verdient der Mo Spice,
ein exotischer Genuss: Holundernoten, Limone,
Honig und Vanille mildern den Wodka, bevor der
Peperoncino für einen heissen Abgang sorgt.
MO Bar, Hotel Mandarin Oriental,
Quai Turrettini 1, 1201 Genf, 022 909 09 36
Nach einem Messetag ist das Baselworld Village
direkt neben dem Zoo in Basel allabendlicher
Place to be der Uhren- und Schmuckgilde.
Zum Essen, Chillen oder Abtanzen geht’s in die
tiefstgelegene Skihütte der Schweiz, die Baracca
Zermatt, die Lounge Bar Osteria Acqua oder
den Musik-Club Kuppel.
Osteria Acqua, Baracca Zermatt,
Die Kuppel, Binningerstrasse 14, 4051 Basel,
www.acquabasilea.ch, www.kuppel.ch
BASEL: SALON DU CIGARE
24 | Finanz und Wirtschaft LU X E
history a n d heroes.
luminor 1950 3 days - 47mm
photos: DR
Zigarren und Rum, beides lässt sich im Salon du Cigare des Grand Hotels Les Trois Rois
in Basel geniessen. Zur Auswahl stehen im begehbaren Humidor über 120 Zigarrensorten
von den Klassikern aus Kuba und der Dominikanischen Republik bis zu Premium-Zigarren
von den Kanaren. In der Bar gibt es eine einzigartige Auswahl an Madeira, Sherry, Port
und Spitzenwein im Offenausschank wie etwa den Petit Cheval Blanc.
Grand Hotel Les Trois Rois, Blumenrain 8, 4001 Basel, 061 260 50 50,
www.lestroisrois.com
Available exclusively at Panerai boutiques and select authorized watch specialists.
Bilan LU X E | 25
TREFFPUNKTE
von Francesca Serra und Konrad Koch
EINE AUSWAHL AN MODE-, DESIGN- UND WELLNESS-ADRESSEN,
DIE SIE UNBEDINGT KENNEN ODER NEU ENTDECKEN SOLLTEN.
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MENS SANA IN
CORPORE SANO
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Alle Produkte werden in der Schweiz hergestellt und bestehen
aus 100% natürlichen Inhaltsstoffen. Vor der Behandlung wird
jeweils eine persönliche Diagnose erstellt.
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BEWEGUNG DES KOSMOS ZU ERGRÜNDEN. HEUTE
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26 | Finanz und Wirtschaft LU X E
DR
BASEL: STREETWEAR
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Bilan LU X E | 27
DOSSIER
Im Falle von IWC wie in dem von andern Firmen, die scheinbar nicht in den
ästhetischen China-Kanon einstimmen,
ist die Erklärung für ihr abweichendes
Vorgehen subtiler. Ein in China für mehrere Marken operierender Agent und ausgewiesener Kenner der Kultur meint:
«Mit der Kampagne, die Sportuhren in
den Vordergrund stellt, kommuniziert die
Marke ihren internationalen Status, ein
für Chinesen sehr wichtiges Argument.
Aber die Uhren, die sich wirklich gut verkaufen, sind die klassischeren Stücke. Im
Falle von IWC sind es die aus der braveren Kollektion Portofino, die schon letztes
Jahr lanciert wurde.»
von Michel Jeannot
NEUES MACHTGEFÜGE
(Schweizer Zeit für China)
FAST DIE HÄLFTE ALLER MECHANISCHEN SCHWEIZER UHREN WIRD IN
CHINA VERKAUFT. WELCHE MODELLE SIND BEGEHRT? WER SIND DIE
KÄUFER? HABEN IHRE VORSTELLUNGEN VON WERT UND GESTALTUNG
EINFLUSS AUF NEUE UHRENMODELLE? WIE GROSS IST DAS RISIKO,
WENN SICH EINE INDUSTRIE IN DIE ABHÄNGIGKEIT EINES LANDES BEGIBT? ANTWORTEN UND ERKLÄRUNGEN.
D
ie Zeichen täuschen nicht. Noch nie
hat sich der Westen so stark für das
chinesische Neujahr und für den Start in
das verheissungsvolle Jahr des Drachen interessiert. Und noch nie haben die Medien
so ausgiebig darüber berichtet, ein sicheres Indiz dafür, dass die chinesische Kultur sich massgeblich auf allen Kontinenten
ausbreitet. Für viele liegt der Grund darin,
dass gemäss Schätzungen der World Luxury Association China 2012 der weltweit
grösste Markt für Luxusgüter sein wird.
13% der chinesischen Bevölkerung oder 169
Mio. Menschen werden sich Produkte der
Luxusbranche leisten können. Gleichzeitig
meldet das chinesische Handelsministerium, dass 150 Mio. Chinesen mit weniger als
einem Dollar pro Tag auskommen müssen.
Diese 169 Mio. chinesischen Luxuskäufer verfügen über eine gewaltige Kaufkraft und sind vor allem für die Uhrenbranche interessant. Angesichts dieser
Zahlen sind die in der Schweiz hergestellten 30 Mio. Uhren, wovon 15 Mio. Swatch,
nicht mehr als ein Klacks. Wer sind die
potenziellen Käufer?
ENORME KAUFKRAFT
In einer Studie über den Konsum von
Luxusprodukten in China nennt der Autor
28 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Jiang Caifen, Professor an der Wirtschaftsuniversität von Guangzhou, drei Kategorien von Luxuskäufern: «In der ersten Gruppe sind diejenigen, die sehr schnell sehr
reich geworden sind. Gesellschaftliche Eliten und Angestellte ausländischer Firmen
bilden die zweite Kategorie, Repräsentanten der Regierung die dritte.» Ganz besonders bemerkenswert ist auch das im Vergleich mit dem Westen jugendliche Alter
dieser Kundschaft: 73% sind unter 45 Jahre alt, wovon 45% im Alter von 18 bis 34.
Dieses dynamische Segment ist aufgrund der chinesischen Nachfragemacht
im Luxusuhrenbereich für die Schweizer Uhrenindustrie von vitalem Interesse. In diesem gewinnträchtigen Segment
erreichten die Schweizer Uhrenexporte im Jahr 2011 die Rekordsumme von
19,3 Mrd. Fr., 19,2% mehr als im Vorjahr.
Zu verdanken ist das Wachstum vor allem der Zunahme in China, dem drittwichtigsten Absatzmarkt, von 49% auf 1,6
Mrd. Fr. Der Export nach Hongkong, dem
grössten Markt für Schweizer Uhren,
stieg 28% auf 4,1 Mrd. Fr. Singapur, auf
Rang fünf der Exportstatistik, und Südkorea auf Platz elf legten je rund 28% auf
1,1 Mrd. und 400 Mio. Fr. zu. Japan belegt
mit 909 Mio. Fr. (+13%) Rang sieben.
Sie geben Marken
ein Gesicht: Omega
hat als Botschafterin die chinesische
Schauspielerin
Zhang Ziyi gewählt.
TAG Heuer arbeitet
mit dem in China
bekannten TV-Star
Chen Dao Ming
zusammen.
Die Dominanz der asiatischen Nachfrage wird auch 2012 anhalten. Hongkong und
China, die in den Statistiken weiterhin separat ausgewiesen werden und die knapp
zwei Drittel der Schweizer Uhrenproduktion absorbieren, werden die wichtigsten
Absatzmärkte für Uhren helvetischer Herkunft sein. Zählt man den gewichtigen Beitrag hinzu, den chinesische Touristen auf
Einkaufstour in unserem Land leisten – sie
vertrauen gerne auf die Authentizität der
im Herkunftsland gekauften Produkte –, ist
die Annahme, dass die Hälfte der Schweizer Uhrenproduktion nach China verkauft
wird, durchaus realistisch.
TABUTHEMA
Da stellt sich die Frage: Passen Schweizer Uhrenfabrikanten ihre Produkte dem
chinesischen Geschmack an? Offensichtlich ein Tabuthema, denn jede der rund
zwanzig massgebenden Schweizer Uhrenmarken vereint resolut, dass sie sich
bei der Gestaltung ihrer Zeitmesser von
der chinesischen Kundschaft beeinflussen lassen würde. Eine überraschende
Position, zumal es genügend Beispiele
ganzer Industriebereiche gibt, die wegen übertriebenen Ethnozentrismus fast
zugrunde gegangen sind, da sie unfähig
waren, auf die Bedürfnisse ausländischer
Märkte zu hören. So geschehen in der
amerikanischen Autoindustrie, die nahe
am Abgrund vorbeischleuderte.
Auch wenn sie es so nicht sagen wollen,
die Schweizer Uhrmacher beobachten die
chinesische Kundschaft sehr wohl genau.
In Paris, London und gar Luzern werden
Konsumtempel speziell für die Gäste aus
China gebaut. Da scheint es doch durchaus logisch und sinnvoll, Produkte zu entwerfen, die dem Geschmack dieser Kundschaft entsprechen. Wobei man allerdings
nicht so weit zu gehen braucht wie dieses
Jahr, als Zeitmesser mit Drachensujets bis
zum Überdruss angeboten wurden.
Im Weiteren gibt es wie überall auch in
China nicht den Einheitsgeschmack, er
variiert je nach Kundensegment und Region. So wünscht sich der Geschäftsmann
aus Schanghai nicht die gleiche Uhr wie
etwa der Politiker aus einer ländlichen
Region. Wobei eine Grundhaltung feststellbar ist: Die meistverkauften Zeitmesser sind elegante, klassische mechanische
Golduhren von renommierten Marken.
Sie repräsentieren einen Wert und sind
ein gut erkennbares Statussymbol. Es sind
die Modelle, die seit zwei, drei Jahren fester Bestandteil praktisch aller Kollektionen sind. Für diese Entwicklung sind die
Wünsche und Erwartungen der Chinesen
mitverantwortlich. Ein weiterer Grund ist
die Krise in der westlichen Wirtschaft, die
die Rückbesinnung auf sichere, schlichte
und klassische Werte stimuliert hat.
GLOBALE KUNDENWÜNSCHE
Die Uhrenaktualität zeigt auch einige
schöne Gegensätze zur allgemeinen Uniformierung. Der markanteste ist zweifellos der Markenauftritt von IWC, der
Anfang 2012 ganz auf die Lancierung
von männlichen, sportlichen Fliegeruhren setzt. Sind die Chinesen somit nicht
das vorrangige Zielpublikum der Marke? CEO Georges Kern erklärt: «Ich glaube nicht an die Idee, dass man Uhren für
eine bestimmte Region produzieren soll.
Wir leben in einer globalisierten Welt, die
geprägt ist von einer globalisierten Kommunikation und dem globalisierten Kundengeschmack. Die Segmentierung der
Kunden erfolgt nicht nach Nationalität,
sondern nach Typologie.»
Die zunehmende Abhängigkeit von China ist nicht ohne Risiko. Unvorstellbar, was
nur schon eine Abschwächung der Nachfrage für Folgen hätte. Zwar rechnet vorerst niemand mit einem Rückgang, aber
einige in China aktive Marken erwarten
bereits für 2012 ein gegenüber dem Vorjahr schwächeres Ergebnis. Dies weniger als Folge einer generell stagnierenden
Nachfrage, sondern vielmehr wegen innenpolitischer Veränderungen. Im Oktober wählt die Kommunistische Partei ihren neuen Vorsitzenden und damit den
Staatspräsidenten. Der gegenwärtige Vizepräsident Xi Jinping dürfte dann 2013 Hu
Jintao als Partei- und Staatschef ablösen.
Geschenkkäufe, die einen massiven Anteil der Luxusartikelverkäufe in China
ausmachen, werden daher vor den Wahlen abnehmen. Nach der Machtübergabe
werden sie aber umso stärker steigen, gilt
es doch die Persönlichkeiten, die während
vieler Jahre im Amt sein werden, grosszügig zu beschenken. Statt sinnvoll wählen
sinnvoll schenken.
Mehrere Schweizer Uhrenmarken beziffern den Anteil der Geschenkkäufe an
den Umsatzzahlen von Luxusartikeln
auf 30 bis 40%, McKinsey schrieb in einer Studie für 2009 gar von 50%. Diese
wertvollen Präsente beschränken sich
nicht auf Politiker, sondern sind auch in
der Geschäftswelt gang und gäbe, wie
Professor Jian Caifen in einem Interview mit der Zeitung «Guangzhou Daily» erklärte: «Es ist in der Geschäftswelt
durchaus üblich, eine Uhr von Vacheron
Constantin, eine Louis-Vuitton-Tasche,
eine Krawatte von Ermenegildo Zegna
oder ein anderes Luxusprodukt zu verschenken.» Wang Ning, Soziologe und
Professor an der Universität Sun YatSen, erklärt das Phänomen so: «Im chiFinanz und Wirtschaft LU X E | 29
| DOSSIER |
Chi Ling Lin ist
seit 2009 Markenbotschafterin für
Longines. Sie begann ihre Karriere
als Schauspielerin
und gilt als eine
der zehn schönsten
Frauen Chinas.
dürfte sich die Situation bald ändern.
Für die Schweizer Uhrenindustrie wäre
dies zweifellos eine günstige Entwicklung. Anderseits würden sich die Verkäufe wieder zurück ins Reich der Mitte verlagern.
Abgesehen von diesen politischen Entscheidungen, auf die die Schweizer Exportfirmen selbstverständlich keinen
Einfluss haben, sind die ausländischen
Unternehmen in China ganz anderen Gefahren ausgesetzt. Es kommt vor, dass sie
mit ungemütlichen Situationen konfrontiert werden, die innerhalb weniger Tage
jahrelange Marketinganstrengungen zunichtemachen können. Gucci musste
dies erfahren. Nachdem sich eine Verkäuferin über schlechte Arbeitsbedingungen beklagt hatte, äusserten sich viele chinesische Medien kritisch über die
italienische Marke.
MACHT DES INTERNETS
Und noch eine Gefahr bedroht die Luxusindustrie in China: die gesellschaftliche Kritik gegenüber Konsumenten von
Luxusprodukten. Sie werden häufig verdächtigt, ihr Vermögen nicht unbedingt
legal verdient zu haben. In einem aufsehenerregenden Artikel unter dem Ti-
– Luxusmarken sind
Symbole der Macht. –
nesischen System entspricht die Autorität einer Person dem Wert der Gabe, die
sie erhält. Louis Vuitton ist in China die
bekannteste Luxusmarke und somit das
Symbol der Macht.»
GEFAHR DER ABHÄNGIGKEIT
Zwar bemühen sich alle Uhrenmarken, ein geografisches Gleichgewicht
ihrer Absatzmärkte herzustellen. Die
Realität zeigt aber, dass Asien im Allgemeinen und China im Besondern ein
besonderes Gewicht in den Verkaufsstatistiken einnehmen. Was nicht ohne
Risiko ist, da die Rahmenbedingungen sich sehr schnell ändern können.
So geschehen im Jahr 2006, als China ohne Vorankündigung eine Steuer von 20% auf Luxusuhren von über
1600 Fr. einführte und so für nicht
wenig Aufregung in der Schweizer
Uhrenbranche sorgte.
30 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Mehrere Fachleute prognostizierten
damals Schwierigkeiten für die Schweizer Uhrenindustrie, besonders für die in
China bestens eingeführte Swatch Group.
Sie täuschten sich. Während die Steuer
den Inlandkonsum abbremste, deckten
sich die Chinesen vermehrt ausserhalb
ihrer Heimat ein.
Diese paradoxe Situation entzweite Zoll- und Handelsministerium in der
Frage, ob die Abgabe reduziert oder abgeschafft werden soll. Die 15- bis 20%Taxe auf Luxusgütern (bis 50% auf Alkohol und Zigaretten) bleibt jedenfalls
ein sensibles Thema in China. Letzten
Juni kündigte ein Sprecher des Handelsministeriums eine baldige Senkung der
Importsteuer an. Zwar hat China seine
Politik bis anhin nicht geändert, aber angesichts der vielen Milliarden Dollar, die
von den Chinesen ausserhalb des Landes
für Luxusprodukte ausgegeben werden,
tel «Luxussyndrom» schrieb Zhou Ting,
Direktor eines sich mit Luxusprodukten
befassenden Forschungszentrums: «Luxusprodukte sind zu Indizien für soziale Probleme geworden. Die Ursache des
Problems ist nicht das Luxusprodukt,
sondern die Gesellschaft.»
Im gleichen Zusammenhang erwähnenswert ist die Macht des Internets. Einem Blogger gelang es, Aufmerksamkeit
zu erlangen, als er Fotos von Politikern
mit Luxusuhren am Handgelenk ins Netz
stellte und auf das Missverhältnis zwischen offiziellem Salär und dem Preis der
jeweiligen Uhr hinwies. Den Verdacht des
Bloggers – dessen Site von den Behörden
umgehend geschlossen wurde – über die
in China herrschende Korruption bestätigte die Leserschaft mit ihren Einträgen.
An der Lust der Chinesen auf Status und
die entsprechenden Zeitmesser schmälerte dies jedoch nichts. |
Armbanduhr mit linearer Gangreserveanzeige,
Gehäuse aus Titan T5. Saphirglasboden.
Superleichtes CORUM-Stabwerk aus Titan (7 Gramm).
www.corum.ch
Basel :3EILER*UWELIER'ERBERGASSEsZürich :!IRBIJOUX"AHNHOFSTRASSEsZollikon : Zinniker, 3 Buchholzstrasse
Wettingen :,OOSLI,ANDSTRASSEsLuzern :%MBASSY*EWEL'RENDELSTRASSEsInterlaken : Kirchhofer, 73 Höhenweg
Reinach :7AGNER"IJOUTERIE5HREN(AUPTSTRASSEsSamnaun :#RISTAL$ORFSTRASSEsAscona : Gioielleria Gerber,
6IA"ORGOsChiasso :'OLD4IME0IAZZA)NDIPENDENZAsLugano :'OLD4IME,UGANO6IA,UVINIs2OCCA6IA0ESSINA
Gstaad :!DLER,AUENENSTRASSEsZermatt : Chronometrie Stäuble, Bahnhofstrasse 11
| U H R E N | von Michel Jeannot und Mathilde Binetruy
NEUHEITEN
4
5
BREGUET4
Tradition Breguet 7047
Tourbillon Fusée
Gehäuse aus Roségold. Handaufzugwerk, Tourbillon, Spirale und Siliziumhemmung. Konstantes
Drehmoment dank Übertragung durch Kette und
Schnecke. Funktionen: Stunden, Minuten,
Gangreserveanzeige auf Federhaustrommel.
Preis auf Anfrage.
BULGARI5
1
Papillon Voyageur
Gehäuse aus Roségold, Automatikwerk. Funktionen: springende Stunden, Minuten, Datum und
zweite Zeitzone.
48 000 Fr.
6
CARTIER6
2
Rotonde Répétition Minutes
Tourbillon Volant
A. LANGE & SÖHNE1
Titangehäuse. Handaufzugwerk, Poinçon de Genève, Kaliber 9402 MC, fliegendes Tourbillon. Funktionen: Minutenrepetition, Stunden und Minuten.
Limitierte Edition von fünfzig Exemplaren.
Ca. 316 000 Fr.
Lange 1 Tourbillon
Quantième Perpétuel
GIRARD-PERREGAUX7
DIE KOMPLIKATIONEN
Laureato Tourbillon
sous trois Ponts d’or
Platingehäuse, mechanisches Manufakturwerk mit Handaufzug. Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde,
Tourbillon mit Sekundenstopp, Gangreserveanzeige,
ewiger Kalender mit Grossdatum, Wochentag, Monat,
Mondphasen, Tag-/Nachtanzeige, Schaltjahr.
313 900 Fr.
AUDEMARS PIGUET2
Titangehäuse, vertikal satiniert. Automatikwerk,
Tourbillon. Funktionen: Stunden, Minuten, kleine
Sekunde auf dem Tourbillon.
Limitierte Edition von zehn nummerierten
Exemplaren.
211 000 Fr.
Tourbillon Royal Oak
Extra-plat Squelette
DEWITT8
Twenty-8-Eight
Tourbillon Squelette
Edition limitée 40e anniversaire
Platingehäuse, Handaufzugwerk Kaliber 2924, skelettiert,
extraflach (4,46 mm), Tourbillon, Funktionen: Stunden,
Minuten, Gangreserveanzeige. Limitierte Edition von
vierzig Exemplaren.
324 000 Fr.
Gehäuse aus Weissgold. Handaufzugwerk, skelettiert, Tourbillon. Spiralfeder Straumann mit PhillipsEndkurve 2,5 Hz.
Funktionen: Stunden, Minuten.
Ca. 390 000 Fr.
BOVET FLEURIER3
32 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Rising Star – Triple Fuseau Horaire
Tourbillon Aiguillage Inversé
DE BETHUNE
Konvertibles Gehäuse (Armbanduhr, Taschenuhr, Tischuhr) Amadeo 18 Karat Weissgold. Handaufzugwerk
mit Tourbillon. Funktionen: Stunden, Minuten, Sekunden, Gangreserve, zweite und dritte Zeitzone mit Tag-/
Nachtanzeige, Ring 24 Städte. Limitierte Edition von 190
Exemplaren.
319 000 Fr.
Titangehäuse Grade 5. Handaufzugwerk, selbstregulierendes Doppelfederhaus, Unruh aus Silizium/
Palladium, dreifache Stosssicherung. Funktionen:
Stunden, Minuten, kugelförmige Mondphasenanzeige bei sechs Uhr, Gangreserve- und Leistungsanzeige. Limitierte Edition von fünfzig Exemplaren.
86 000 Fr.
9
8
9
DB28 Aiguille d’Or
Photos: DR
3
7
LU X E | 33
| UHREN |
10
DIE KOMPLIKATIONEN
11
GREUBEL FORSEY10
Tourbillon 24 Secondes
Contemporain
Gehäuse und Handaufzugwerk aus Titan, Tourbillon. Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde,
Gangreserveanzeige.
Einmalige Edition von 33 Exemplaren.
464 400 Fr.
HARRY WINSTON11
Histoire de Tourbillon 3
12
Gehäuse aus Weissgold, poliert und satiniert,
Mittelteil satiniert aus Zalium, Handaufzugwerk,
biaxiales Doppeltourbillon. Funktionen: Stunden,
Minuten, kleine Sekunde, Gangreserveanzeige.
Limitierte Serie von zwanzig Exemplaren.
650 000 Fr.
H. MOSER & CIE12
Meridian Dual Time
Gehäuse aus Platin, Automatikwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, kleine Sekunde mit Sekundenstopp, roter Zeiger für zweite Zeitzone, Anzeige 12
und 24 Uhr für Angabe erster/zweiter Halbtag am
Domizil.
42 000 Fr.
PANERAI13
Luminor 1950 Tourbillon
GMT Ceramica
Schwarzes Keramikgehäuse, Handaufzugwerk.
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde,
24-Stunden-Anzeige, Gangreserveanzeige auf dem
Boden, Tourbillon.
114 000 Fr.
MONTBLANC14
TimeWriter II Chronographe
Bi-Fréquence 1.000
13
14
Gehäuse aus Weissgold, gewölbtes Saphirglas,
Handaufzugwerk, je eine Unruh für Zeitanzeige
und für den Chronographen. Funktionen: Stunden,
Minuten, kleine Sekunde. Chronographenanzeige:
Sekunden- und 15-Minuten-Zähler bei 6 Uhr,
Chronograph 1/100-Sekunde im Zentrum,
1/1000-Sekunde bei 12 Uhr. Limitierte Edition von
36 Exemplaren.
248 400 Fr.
JAEGER-LECOULTRE15
Duomètre à Sphérotourbillon
15
34 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Gehäuse aus Roségold, Handaufzugwerk, Sphérotourbillon. Funktionen: Stunden (Reisezeitzone),
Minuten und kleine Sekunde mit Flyback, Gangreserveanzeige, Jahreskalender mit Zeiger, zweite
Zeitzone (Referenzzeit) 24 Stunden.
250 000 Fr.
Big Bang Ferrari. Säulenrad-Chronograph,
Tourbillon, 120 Stunden Gangreserve,
vollständig von Hublot gefertigt. Massives
Gehäuse aus Kohlefaser. Armband aus
Hornback-Alligatorleder und Kautschuk.
Auf 20 Exemplare limitierte Serie zum
20-jährigen Jubiläum von Ferrari in China
Finanz und Wirtschaft LU X E | 35
| UHREN |
1
16
DIE KOMPLIKATIONEN
17
PATEK PHILIPPE16
Référence 5940
Gehäuse aus Gelbgold, extraflaches Automatikwerk. Funktionen: Stunden, Minuten, ewiger Kalender, Tag, Monat, Schaltjahr und 24-Stunden-Zeiger,
Mondphasen.
80 000 Fr.
RICHARD MILLE17
RM 056 Felipe Massa Saphir
Gehäuse aus Saphir, Platin und Titan Grade 5,
Handaufzugwerk, Tourbillon. Funktionen: Stunden,
Minuten, Schleppzeigerchronograph, Anzeigen
Gangreserve, Zugfederspannung und Funktionen.
Limitierte Edition von fünf Exemplaren.
1 598 500 Fr.
18
ULYSSE NARDIN18
Blue Toro Calendrier Perpétuel
Gehäuse aus Roségold mit blauer Keramiklünette,
Automatikwerk, COSC-zertifiziertes Chronometer.
Funktionen: ewiger Kalender mit Schnellwechsel der
Zeitzone und permanente Angabe der Heimatzeit,
grosses Datum im Doppelfenster. Limitierte Edition
von 99 Exemplaren.
49 800 Fr.
GRAFF19
MasterGraff Double
Tourbillon GMT
Uhr aus Weissgold, 48 mm Durchmesser, vollständig mit Diamanten besetzt (172 Diamanten und 12
Smaragde auf dem Gehäuse, 36 dreieckige Diamanten auf dem Boden, 67 Baguette-Diamanten
auf dem Zifferblatt und 30 dreieckige Diamanten
auf der Faltschliesse), total 60,61 Karat. Mechanisches Werk mit Handaufzug, Doppel-Tourbillon
GMT. Limitierte Edition von 10 Exemplaren.
Preis auf Anfrage.
20
19
36 | Finanz und Wirtschaft LU X E
VACHERON CONSTANTIN20
Patrimony Traditionelle
Tourbillon 14 jours
Gehäuse aus Roségold, Handaufzugwerk, Tourbillon. Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde
bei sechs Uhr auf Tourbillonkäfig. Gangreserve vierzehn Tage – Rekord für ein Tourbillonwerk – dank
vier paarweise angeordneten Federhäusern.
263 000 Fr.
CHRONOGRAPHEN
UND SPORTUHREN
CARL F. BUCHERER1
Patravi TravelTec FourX
Gehäuse aus Roségold, Keramiklünette,
Automatikwerk. Funktionen: Stunden, Minuten,
kleine Sekunde. Chronograph, drei Zeitzonen,
Datum.
47 500 Fr.
2
HANHART2
Pioneer Stealth 1882
3
Edelstahlgehäuse mit schwarzer ADLCBeschichtung, Automatikwerk HAN4312
(bicompax) mit Chronographen-Modulaufsatz.
Funktionen: Stunden, Minuten, Flyback, kleine
Sekunde und 12-Uhr-Zähler bei neun Uhr, 30
Minuten bei drei Uhr, Tachymeterskala im Zentrum,
Telemeterskala an der Peripherie. Limitierte Serie
von 130 Exemplaren.
7900 Fr.
IWC3
Grande Montre d’Aviateur
Calendrier Perpétuel Top Gun
Keramikgehäuse, Automatikwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, Gangreserve, ewiger
Kalender mit Datum, Wochentag, Monat, ewiger
Mondphasenanzeiger, Anzeiger Mondphasen in der
südlichen und der nördlichen Hemisphäre, Jahr in
vier Zahlen, kleine Sekunde mit Stoppfunktion.
38 000 Fr.
BREITLING4
Transocean Chronograph Unitime Stahlgehäuse, Automatikwerk Kaliber Breitling
05, COSC-zertifiziertes Chronometer. Der
Weltzeitchronograph ist patentiert und erlaubt die
simultane Zeitangabe in 24 Zeitzonen. Funktionen:
Stunden, Minuten, -Sekunden-Chronograph,
Totalisatoren dreissig Minuten und zwölf Stunden,
Weltzeit, Kalender.
27 530 Fr.
5
HAMILTON5
Khaki Flight Timer
4
Gehäuse Edelstahl, 40 mm, wasserdicht bis 100 m.
Quarzwerk mit zwei digitalen Zeitzonenanzeigen,
Wecker, Ewiger Kalender, Chronograph. UTC Zeit,
ISA Temperatur, Anzeigen Datum, Wochentag.
Spezialedition Air Zermatt.
1325 Fr.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 37
| UHREN |
HER M£ S D IENEUER FUND ENEZ EIT
CHRONOGRAPHEN
UND SPORTUHREN
LOUIS VUITTON6
Tambour Régate
Automatique America’s Cup
Mit schwarzem Kautschuk beschichtetes
Stahlgehäuse, Automatikwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, Chronograph. Funktion
Regatta: 5-Minuten-Countdown, Flyback,
Gangreserve 42 Stunden. Limitierte Edition
von 720 nummerierten Exemplaren.
9250 Fr.
6
7
LONGINES7
8
Collection St. Imier Chronograph
Stahlgehäuse, Automatikwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, Sekunde, Datum,
Chronograph, 12-Stunden-Zähler bei sechs Uhr
und 30 Minuten bei drei Uhr
2950 Fr.
OMEGA8
De Ville Chronograph Co-Axial
Gehäuse aus Roségold, Handaufzugwerk.
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde bei
neun Uhr, Datum, Chronograph.
Preis auf Anfrage.
9
RALPH LAUREN9
Safari RL67 Sporting Chronograph
Stahlgehäuse, Automatikwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, Sekunde, Datum und
Chronograph.
8900 Fr.
TUDOR10
10
Heritage Black Bay
Stahlgehäuse, poliert und satiniert. Einseitig
drehbare Lünette mit Scheibe in Bordeaux.
Gewölbtes schwarzes Zifferblatt mit
Leuchtindexen und «Snowflakes»-Zeigern.
Mechanisches Werk mit automatischem Aufzug.
Funktionen Stunden, Minuten, Sekunde.
Wasserdicht bis 200 m.
3250 Fr.
A R CE AULETEMP SSUS PENDU
ZENITH11
El Primero Chronomaster 1969
Stahlgehäuse, Automatikwerk El Primero.
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde.
Chronograph mit zwei Zählern: zentrale Trotteuse,
30-Minuten-Zähler bei drei Uhr, 12-StundenZähler bei sechs Uhr.
7900 Fr.
38 | Finanz und Wirtschaft LU X E
11
LAMONTREHERM£SERFINDETDIEZEITNEUUMSIEDEMTEMPOIHRERWAHLANZUPASSEN
ANHANDEINESDR¶CKERSWIRDDIEZEITANGEHALTENWŸHRENDUNTERDEMZIFFERBLATT
DASUHRWERKWEITERSCHLŸGTAUFEINENWEITERENDRUCKHINERSCHEINENUHRZEIT
UNDDATUMVONNEUEMDIEZEITNIMMTIHRENLAUFWIEDERAUFUNDSIEDENGANGIHRESLEBENS
DIESESEXKLUSIVEHERM£SKALIBERISTEINEWELTPREMI£RE
Finanz und Wirtschaft LU X E | 39
| UHREN |
1
2
1
2
DAMENUHREN
HERRENUHREN
CORUM1
CO
CHOPARD1
Ad
Admiral’s
Cup Legend 38 Mystery
Mo
Moon
Classic
Sta
Stahlgehäuse,
Automatikwerk, Lünette mit 72
Dia
Diamanten (0,58 ct). Funktionen: rotierendes
Zifferblatt, in 31 Tagen drehen sich Datums- und
Mo
Mondphasenfenster, Stunden, Minuten, Datum
und Mondphase.
13 8800 Fr.
3
CH
CHANEL2
Première Tourbillon Volant
Pr
Ge
Gehäuse
aus Weissgold, Handaufzugwerk, Tourbillo
billon von Audemars Piguet Renaud & Papi.
Fun
Funktionen: Stunden, Minuten. Mit 228 Diama
manten von 7,7 ct. besetzt. Limitierte Edition von
zwa
zwanzig nummerierten Exemplaren.
Pre
Preis auf Anfrage.
BA
BAUME & MERCIER3
4
Linea Référence 10074
Lin
Sta
Stahlgehäuse,
Automatikwerk. Funktionen: Stunden
den, Minuten, Sekunden und Datum. Azurblaues
Per
Perlmuttzifferblatt mit elf Diamanten. Mit zwei
Arm
Armbändern geliefert.
340
3400 Fr.
RO
ROGER DUBUIS4
Velvet Joaillerie en or rose
Ve
Ge
Gehäuse
aus Roségold, mit 66 Diamanten
(1,3
(1,33 ct.) besetzt, Automatikwerk. Funktionen:
Stu
Stunden, Minuten. Armband aus Roségold
mit 196 Diamanten (1,65 ct.).
54 000 Fr.
TA
TAG HEUER5
3
Gehäuse aus Roségold, Automatikwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, kleine Sekunde bei sechs Uhr, ewiger Kalender.
13 100 Fr.
HERMÈS2
Arceau Marqueterie de Paille
Gehäuse aus Weissgold, Handaufzugwerk von Vaucher. Funktionen: Stunden, Minuten. Quadratmotiv
und Fischgrätenmuster auf Strohzifferblatt. Set von
zwei Exemplaren in einem kostbaren Kästchen aus Makassar-Ebenholz mit Strohintarsien.
105 000 Fr.
PARMIGIANI3
Tonda 1950 Edition Spéciale
Gehäuse aus Titan Grade 5, poliert, Automatikwerk.
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde bei
sechs Uhr. Limitierte Serie von fünfzig nummerierten
Exemplaren.
17 500 Fr.
4
HUBLOT4
Classic Fusion Extra Plate
Gehäuse aus Roségold, Handaufzugwerk. Funktionen:
Stunden, Minuten, kleine Sekunde bei sieben Uhr. Limitierte Edition von 250 Exemplaren
29 300 Fr.
RAYMOND WEIL5
5
Maestro Quantième à Aiguille
Stahlgehäuse, Automatikwerk. Funktionen : Stunden,
Minuten, kleine Sekunde bei neun Uhr, ewiger Kalender.
2700 Fr.
6
FORMULA 1 Lady Yin Yang
FO
Gehäuse aus Weissgold mit Diamanten im
Baguetteschliff besetzt, Quarzwerk. Zifferblatt
mit Yin-Yang-Dekor in weissen und schwarzen
Diamanten. Einfassung: 234 Diamanten
Baguetteschliff, 245 Diamanten Brillantschliff,
total 7,36 ct.
110 000 Fr.
5
40 | Finanz und Wirtschaft LU X E
PIAGET6
Altiplano Squelette
Gehäuse aus Weissgold, ultraflaches (2,4 mm) Automatikwerk, skelettiert. Funktionen: Stunden, Minuten.
Satinierte Brücken und Platine. Brücken und Platine
von Hand abgeschrägt. Im Sonnenschliff oder kreisförmig satinierte Räder. Schwarzer Mikrorotor mit eingraviertem Piaget-Wappen, schwarze Schrauben.
52 900 Fr.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 41
| H I S TO R I S C H E U H R E N | von Christian von Faber-Castell
Swiss Connection
SCHON ZUR ZEIT DER
CHINESISCHEN KAISER
VERLIESSEN TASCHENUND FORMUHREN DIE
GENFER ATELIERS ZUM
ENTZÜCKEN DER VORNEHMSTEN SALONS DER WELT.
DIE PRACHTVOLL GESCHMÜCKTEN ZEITANZEIGER WAREN MIT
VERBLÜFFENDEN FUNKTIONEN
AUSGESTATTET.
W
enn junge Politkommentatoren heute gewichtig verkünden
«China steigt zur Weltmacht auf!», dann lächelt Philippe
Stern nur milde und korrigiert: «Falsch, China war schon immer
eine Weltmacht – wenn auch mit kurzen historischen Unterbrüchen.» Der Präsident des traditionsreichen und unabhängigen
Genfer Herstellers klassischer Luxusuhren weiss dabei genau, wovon er spricht, belieferte sein Familienunternehmen Patek Philippe
doch schon vor 150 Jahren
die Reichen und Mächtigen der Welt – darunter
eben auch viele Käufer in
China, Indien und im übrigen Orient.
Mit zahlreichen prachtvollen Beispielen erinnert das Patek-Philippe-Museum heute noch daran, dass die puritanische Calvinstadt Genf im 19. Jh. den ganzen Orient von der Türkei über Arabien bis zu Indien und China mit den prunkvollsten – und zuweilen
sogar höchst unzüchtigen – Goldemailuhren, Automaten und
Formuhren belieferte. Zwar wurden manche dieser Uhren durch
ausländische Händler, hauptsächlich in London, ausgeliefert. Ersonnen, gebaut und geschmückt wurden diese Gesamtkunstwerke der Uhrmacher-, Emaillier- und Goldschmiedekunst aber fast
ausschliesslich in den Ateliers von Genf und seiner uhrenschwangeren Umgebung.
Sämtliche Uhren sind Teil
der Kollektion des Musée
Patek Philippe. Diese
Kostbarkeit in Birnenform,
in China Symbol für langes
Leben, wurde in den Jahren
1800-1810 hergestellt.
hier nicht immer möglich, zumal sich insbesondere Chinas
Fürsten offenbar auch für weltliche und sogar biblische Emailminiaturen abendländischer Herkunft
begeisterten, sofern diese nur von herausragender künstlerischer Meisterschaft zeugten. Als Hinweis auf eine orientalische, vor allem
aber auf eine chinesische Käuferschaft wird zuweilen der
Umstand gewertet, dass diese Uhren häufig in doppelter Ausführung gefertigt und geliefert wurden. Dass dies nur geschah, damit die verwöhnten Kunden im fernen Morgenland im Falle einer notwendigen Reparatur stets ein Ersatzexemplar zur Hand
hatten, hält Philippe Stern allerdings für unwahrscheinlich. Eher
schon hänge dies mit der chinesischen Vorliebe für gerade Zahlen zusammen. Vermutlich aber hätten schon die damaligen Uhrenhersteller und -händler eben lieber zwei als nur
eine Uhr verkauft.
Uhren für den chinesischen Markt zeichnen
sich vor allem durch eine
besonders augenfällige Betonung kunsthandwerklicher Raffinesse und Meisterschaft aus, denen in China ja bis heute grosses Gewicht zugemessen wird. Uhren für indische Maharadschas wiederum sind oft an ihrem charakteristischen, üppigen
Schmuck mit Diamanten, Farbedelsteinen und Perlen zu erkennen. Prunkuhren, die für den islamischen Kulturkreis gefertigt wurden, insbesondere für Arabien und für das Osmanische Reich, zeichnen sich schliesslich häufig durch eine
komplizierte, meist in farbigem Email ausgeführte Pflanzenund Blumenornamentik aus. Darstellungen von Menschen und
meist auch Tieren sind nicht erlaubt. Zuverlässig sind solche
Regeln allerdings nicht: Die berühmte Uhrensammlung von
König Faruk I., der von 1936 bis 1952 über Ägypten und den Sudan geherrscht hatte, soll sogar mehrere erotische Uhren und
Figurenautomaten enthalten haben. Diese wiederum erfreuten
sich in China grösster Beliebtheit, während ihre Herstellung
im puritanischen Genf eigentlich verboten war.
– Pünktlichkeit galt als
abendländische Kleinlichkeit. –
ORNAMENTIK FÜR DEN ORIENT
Doch was kennzeichnet den besonderen «goût oriental», und
was unterscheidet die für den orientalischen und chinesischen
Markt bestimmten Uhren von den Meisterstücken, die auch an den
Höfen Europas geschätzt waren? Eine sichere Unterscheidung ist
Finanz und Wirtschaft LU X E | 43
Objektuhr mit Parfumzerstäuber aus dem Jahr
1805. Beim Betätigen des Abzugs entfaltet sich
eine Email-Blüte mit einem fein gelöcherten
goldenen Stempel, dem Parfum entströmt.
Von den oft ausserordentlich raffinierten und erfindungsreichen Figuren- und Musikautomaten einmal abgesehen waren
die im 19. Jh. für den Fernen und den Nahen Osten bestimmten Uhren technisch zwar solide, aber unspektakulär. Ihre Besitzer erfreuten sich am äusserlichen Zierrat dieser Kostbarkeiten und allenfalls an den Funktionen etwaiger Musik- und
Figurenautomaten wie etwa verblüffend naturgetreu zwitschernden Singvögeln. Über abendländische Kleinlichkeiten
wie Pünktlichkeit – hierzulande bekanntlich die Höflichkeit
der Könige – und genaue Zeitangaben waren die Potentaten
Chinas und Indiens erhaben. Ihr Interesse an uhrenmechanische Raffinessen wie einer besonders energiesparenden Hemmung oder einer die Ganggenauigkeit verbessernden Tourbillonkonstruktion hielt sich dagegen in Grenzen.
Angesichts des (wieder) erwachenden chinesischen, indischen und arabischen Sammlerinteresses an derartigen Prunkuhren und Automaten mag mancher versucht sein, in ihnen
zukunftsträchtige Kapitalanlagen zu sehen. Dies umso mehr,
als manche derartigen Uhren auf Auktionen erstaunlich preisgünstig für wenige Tausend Franken zu haben sind. Doch hier
ist Vorsicht geboten. Zum einen entspricht bei weitem nicht
jede hübsche, ornamental emaillierte oder mit Diamanten,
Edelsteinen und Perlen besetzte Goldtaschenuhr aus der ersten Hälfte des 19. Jh. auch den hohen Perfektionsansprüchen
einstiger und heutiger asiatischer Sammler.
KAPITALANLAGE NUR FÜR KENNER
Zum andern erfordert der Kauf von Figuren- und Musikautomaten aus jener Zeit intime feinmechanische Fachkenntnis und Erfahrung: Viele von ihnen wurden im Laufe der vergangenen 150 Jahre
unsachgemäss oder provisorisch repariert, was ihren Sammlerwert
trotz ihrer augenscheinlichen Funktionstüchtigkeit stark mindert.
Die Kosten einer originalgetreuen, werterhaltenden Restaurierung
eines solchen Automaten können jedoch seinen Kaufpreis um ein
Vielfaches übertreffen. |
Patek-Philippe-Museum, Rue des Vieux-Grenadiers 7,
1205 Genf, Tel. 022 807 09 10, www.patekmuseum.com
ZEITGENÖSSISCHE NEUINTERPRETATIONEN
FERNE ZUKUNFT
Die UR1001 Urwerk ist die originelle
Interpretation der Taschenuhr. Das wie aus
einem Metallblock gehauene Gehäuse
besitzt eine futuristische Ästhetik. Das
Instrument misst Stunden, Minuten und
Jahrtausenden. Stunden- und Kalendersatelliten dominieren das Zifferblatt. Auf der
Rückseite geben die Anzeige «100 Years»
und «1000 Years» den unabwendbaren
Lauf der Zeit an. Das überaus widerstandsfähige Gehäuse ist aus Titan-behandeltem
Stahl. Platinen, Karusselle, Satelliten,
Brücken, Spiralfeder reagieren dank der
ARCAP-Metalllegierung nicht auf Temperaturschwankungen.
«UR-1001 Zeit Device», Werk mit
Handaufzug, 340 000 Fr., www.urwerk.com
O F F I Z I E L L E R Z E I T N E H M E R D E S 34 . A M E R I C A’ S C U P
von Francesca Serra
TOURBILLON
Mit der RM 020 hat der für seine avantgardistischen Uhren bekannte Richard
Mille die Taschenuhr vollkommen neu
interpretiert. Die Uhr ist aus NanoKarbonfaser gefertigt, die, ursprünglich
in der US-Luftfahrt angewendet,
für die hervorragende mechanische
Stabilität der Uhr sorgt. Die TourbillonHemmung wird durch ein doppeltes
Federhaus aktiviert, das die erstaunliche
Gangreserve von 10 Tagen gewährleistet. Die Uhr aus Rosé- oder Weissgold
oder Titan ist mit einem Schnellverschluss für die mitgelieferte Titankette
ausgestattet. Die RM 020 kann auch als
kleine Tischuhr auf dem dazu gelieferten Sockel aufgestellt werden.
DIE JÜNGSTE
Unter den Neuheiten, die Cartier am
SIHH 2012 präsentierte, beeindruckte die
Taschenuhr Grande Complication Squelette.
Ausgestattet mit Tourbillon, MonodrückerChronograph und einem ewigen Kalender
(bis 2100), verdient der Zeitmesser das
Prädikat Grande Complication zu Recht. Die
feine Skelettierarbeit unterstreicht die Zartheit der Uhr, die Anordnung der Elemente
auf dem Zifferblatt verlangt eine komplexe
Ziselierung. Alle Teile sind von Hand bearbeitet. Gehäuse aus Weissgold, perlierte, mit
Saphir-Cabochon besetzte Krone. Auf 10
Exemplare limitiert. Auf dem mitgelieferten
Bergkristall-Sockel wird die Uhr zum kostbaren Tischständer. Noch exklusiver, die Edition
von 5 Exemplaren mit Diamantenbesatz.
RM 020, Tourbillon, Werkteile aus NanoKarbonfasern, 447 000 Fr.,
www.richardmille.com
Grande Complication Squelette Tourbillon,
Chronograph mit Monodrücker, ewiger Kalender, Preis auf Anfrage, www.cartier.com
Tambour America’s Cup
LIMITIERTE UND NUMMERIERTE EDITION
44 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Automatik-Chronograph mit Countdown- Funktion, hergestellt in den Schweizer Uhrenmanufakturen von Louis Vuitton
Ausschliesslich in Louis Vuitton Geschäften erhältlich. Tel. 044 221 11 00 louisvuitton.com
Bilan LU X E | 45
Sie kennen das Ziel – sie kennt die Zeit: Patravi TravelGraph.
| T E C H N O LO G I E | von Francesca Serra
Samsung Galaxy
S, HTC Mozart)
kommunizieren.
Mit dem Beschleunigungssensor können
körperliche und
Aktiv
sportliche Aktivitäten
gemessen werden,
Batteri hält mit einer Woche
und die Batterie
d
Laufzeit den derzeitigen
Rekord. LeiM
der kann die MetaWatch
in Sachen InI’ watch nicht ganz das
telligenz der I’m
Wasser reichen, denn sie zeigt nur Kurza (E-Mails, Tweets, Wetinformationen an
ter, Nachrichten usw.), unterstützt aber
weder Anrufe noch Applikationen. Neben der digitalen Version mit OLEDDisplay ist auch ein analoges Modell mit
zwei Mini-Displays für stilbewusste Uhrenliebhaber, die es gerne etwas klassischer mögen, erhältlich.
Die Firma WIMM ist in der Sonne Kaliforniens ähnliche Wege gegangen. Sie
hat eine mobile Plattform entwickelt,
die als Uhr mit auswechselbaren Gehäusen und Armbändern kombiniert werden kann. Sie lässt sich als Halskette oder
Schlüsselanhänger tragen, an einem Gürtel befestigen oder an den Fahrradlenker
klemmen. Hinter dem 1,4-Zoll-Touchscreen verbergen sich eine Weltuhr, ein
Beschleunigungsmesser, ein Magnetometer, ein Kompass, ein GPS, ein Wlan-Anschluss und natürlich eine Bluetooth-Verbindung. Mit Wimm Labs können Anrufe,
SMS, Mails, die Agenda und soziale Netzwerke abgerufen werden. Das Modul
zählt zur Kategorie der digitalen Assistenten, kurz PDA. Es handelt sich dabei
also wie bei der I’m watch um einen am
Körper tragbaren Mikrocomputer. Derzeit ist er nur für Entwickler in den USA
erhältlich, soll aber bald in einer perfektionierten Version auf den öffentlichen
Markt gebracht werden.
Weitere bekannte Marken wie Motorola und Sony Ericsson haben den baldigen
Launch einer Smartwatch angekündigt.
Damit steht fest: Die Familie der «Wearable Technology» wird bis Ende Jahr Zuwachs erhalten. Auch wenn diese Uhren
noch in den Kinderschuhen stecken, so
geben sie doch einen Vorgeschmack auf
künftige Entwicklungen, wie zum Beispiel ihre Verwendung als Identifikations- und somit Zahlungsterminal. Bis es
so weit ist, weckt der Look dieser Geräte
doch zumindest schon den Dick Tracey,
der in uns schlummert. |
I’m watch, ab 360
bis 14’000 Fr.
www.imwatch.it
MetaWatch, 180 Fr.
www.metawatch.org
WIMM One , 230 Fr.
www.wimm.com
Smartwatches
DER TECHNISCHE FORTSCHRITT MACHT’S MÖ
MÖGLICH: SOGAR UHREN WERDEN «INTELLIGENT». DIE ANDROID-MODELLE LASSEN SICH
AN UNSERE MOBILTELEFONE ANSCHLIESSEN UND WECKEN IN UNS
GEHEIMAGENTEN-FANTASIEN.
E
rinnern Sie sich an die TV-Serie
«Knight Rider»? David Hasselhoff
spielte darin einen Spezialagenten, der
sein treues, mit Hightech vollgepacktes
Auto mit seiner Uhr zu Hilfe rufen konnte. Obwohl moderne Zeitmesser noch
weit entfernt sind von multimedialen Geräten mit künstlicher Intelligenz, können
sie doch einiges mehr als nur die Zeit angeben – nämlich auch Wetterbericht und
Aktienkurse anzeigen zum Beispiel. Dazu
stellt die Uhr über Bluetooth und das Android-Betriebssystem, das sich nicht nur mit
Android-Smartphones, sondern auch mit
iPhones und Blackberrys synchronisieren
lässt, eine Verbindung mit dem Handy her.
INTELLIGENZ AM ARMGELENK
Schon lassen sich von unterwegs oder
mitten in einer Sitzung diskret eingehende
E-Mails oder Nachrichten lesen, ohne dass
das Telefon aus der Tasche gezogen werden muss. Zu Zeiten der Taschenuhr war es
ganz natürlich, in die Westen- oder die Hosentasche zu greifen, um die Uhrzeit in Erfahrung zu bringen. Danach kam die Armbanduhr und mit ihr der ständige Blick aufs
Handgelenk. Mit dem Multifunktionshandy
haben viele Benutzer wieder die Gewohnheit angenommen, die Uhrzeit in der Tasche
zu suchen. Die intelligenten Uhren könnten
den Trend ein weiteres Mal umkehren.
46 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Die derzeit technisch ausgereifteste und im grossen Rahmen vertriebene
Armbanduhr in diesem Nischensegment
ist die I’m watch. Sie wurde 2011 von einem Ingenieur und einem italienischen
Architekten entworfen und an der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas,
der weltweit grössten Elektronikmesse,
der Öffentlichkeit vorgestellt. Dank des
1,5-Zoll-Touchscreens und der im Gehäuse eingebauten Mikros und Lautsprecher
kann man ohne Griff zum Handy telefonieren, E-Mails lesen, im Internet surfen
und Börsen- oder Wetterinfos abrufen.
Was I’m watch den Vorsprung auf die
Konkurrenz verschafft, sind die bestehenden oder bald verfügbaren Applikationen
wie der aus 6 Mio. Titeln bestehende Musikkatalog I’m music, der für 10 € abonniert werden kann. Mit I’m cloud wird es
demnächst möglich sein, die Uhr mit Online-Daten zu synchronisieren. Die I’m
watch gibt es als junge, sportliche I’mcolor-Version in sieben poppigen Farben,
als robustes, leichtes Titan- und Karbonstahlmodell I’m tech und als technologisches Schmuckstück I’m jewel.
FITNESS-MONITOR
Auch das texanische Unternehmen
Fossil lässt seine MetaWatch mit Handys der neusten Generation (iPhone 4,
Für Vielreisende hat Carl F. Bucherer eigens das Kaliber CFB 1901 entwickelt.
Es verbindet in der Patravi TravelGraph die Chronographenfunktionen einer
Stoppuhr mit einer Zusatzanzeige für eine zweite Zeitzone. Optischer Blickfang
ist die drehbare Lünette aus widerstandsfähigem Kautschuk und Edelstahl
mit der 24-Stunden-Einteilung, womit sie als temporäre dritte Zeitzone eingestellt
werden kann. Fortschrittliche Technik für Weltenbummler.
www.carl-f-bucherer.com
BUCHERER Geschäfte Basel, Freie Strasse 40, T 061 261 40 00, Bern, Marktgasse 2, T 031 328 90 90, Davos, Promenade 69, T 081 410 00 50, Genf, 45, Rue du Rhône, T 022 319 62 66,
22, Rue du Mont-Blanc, T 022 732 72 16, Interlaken, Höheweg 43, T 033 826 02 02, Lausanne, Rue de Bourg, T 021 312 36 12, Locarno, Piazza Grande, T 091 751 86 48, Lugano, Via Nassa 56,
T 091 923 14 24, Luzern, Schwanenplatz 5, T 041 369 77 00, St. Gallen, Multergasse 15, T 071 222 02 22, St. Moritz, Via Maistra 17, T 081 833 31 03, Zermatt, Bahnhofstrasse 6,
T 027 967 53 53, Zürich, Bahnhofstrasse 50, T 044 211 26 35, KURZ Geschäfte Basel, Freie Strasse 39, T 061 269 60 60, Luzern, Weggisgasse 25, T 041 419 40 20, Zürich, Bahnhofstrasse 80,
Bilan LU X E | 47
T 044 219 77 77 und SWISS LION Geschäfte Engelberg, Titlis, T 041 372 10 90, Luzern, Löwenplatz 11, T 041 410 61 81.
| P O R T R ÄT | Interview: Michel Jeannot - Fotos: Cédric Widmer
Bernard Fornas
«Cartier ist für
die Ewigkeit gemacht»
DAS SCHMUCK- UND UHRENHAUS CARTIER HAT AM GENFER SIHH
ERNEUT SEINE FÜHRUNGSROLLE INNERHALB DER RICHEMONT-GRUPPE
BESTÄTIGT. DIE HAUTE HORLOGERIE WIE AUCH DIE ANDEREN GESCHÄFTSZWEIGE VERZEICHNEN EINE SPEKTAKULÄRE ENTWICKLUNG.
BERNARD FORNAS, PRÄSIDENT VON CARTIER INTERNATIONAL, IST
ÜBERZEUGT, DASS DIE MARKE ALLE VORAUSSETZUNGEN BESITZT,
UM IHRE KONKURRENTEN IN DIESEM JAHR ZU ÜBERTRUMPFEN.
auf unseren Lorbeeren aus. Unsere führende Stellung im Schmucksegment in
China belegt dies eindrücklich. Wir verdanken sie unserer Arbeit, der Stärke der
Marke und unserer Strategie. Dies alles
macht mich so sicher, dass wir unseren
Konkurrenten unabhängig von der Konjunktur weiter Marktanteile abnehmen
werden. Die Zahlen belegen es: Wir haben seit meinem Amtsantritt die Konkurrenz immer überflügelt.
Monsieur Fornas, welche wichtigen Entwicklungen haben Cartier in den letzten
fünf Jahren geprägt?
Allen voran Cartiers fulminanter Einstieg
in die Haute Horlogerie. Vor fünf Jahren hatte ich angekündigt, dass Cartier
sich als einer der wichtigsten Akteure in
der hohen Uhrmacherkunst durchsetzen
würde. Heute sind wir dort angelangt, wo
wir hinwollten. Wir bieten 16 exklusive
Werke und 47 Uhrenmodelle an, ganz zu
schweigen von den Neuheiten, die wir an
der SIHH vorgestellt haben und die von
den Kennern ausnahmslos positiv aufgenommen wurden. Dieser Durchbruch in
der Haute Horlogerie ist zweifellos die
wichtigste Entwicklung der letzten fünf
Jahre. Wir bauen aber auch unsere anderen Geschäftssegmente, in erster Linie
den Schmuck, aus.
Wie lässt sich das von Ihnen erwähnte
Streben nach Ewigkeit mit den von der
Börse verlangten kurzfristigen Resultaten
vereinbaren?
Dazu braucht es ein gut geführtes Unternehmen, die richtigen Produkte zur
richtigen Zeit, Qualität, wie man sie von
Cartier erwartet, sowie eine Übereinstimmung der Produkte mit dem Markenimage. Die Resultate stellen sich sofort
ein und legen gleichzeitig die Grundlage
für eine nachhaltige Zukunft.
Wie ist das vergangene Jahr für Cartier
ausgefallen?
Aussergewöhnlich gut, doch damit erzähle ich nichts Neues.
China ist die treibende Kraft für die Uhrenindustrie. Ist diese Abhängigkeit nicht
gefährlich?
Für Cartier trifft das nicht zu. Es stimmt
schon, dass einige Marken vor allem von
Asien und China leben, nicht so Cartier.
Seit ich die Unternehmensführung übernommen habe, war ich stets um eine ausgeglichene geografische Verteilung der
Verkäufe bemüht. Ich will nicht allzu
48 | Finanz und Wirtschaft LU X E
sehr von einer Weltregion oder einem Geschäftszweig abhängig sein. Heute kann
sich Cartier auf fünf Regionen und zehn
Geschäftszweige stützen. Im Notfall federn sie sich gegenseitig ab.
Welche Herausforderungen kommen auf
die Hersteller von Luxusuhren zu?
Trotz guter Zahlen darf man sich nie dazu
verleiten lassen, die Stärke einer Marke zu gefährden oder opportunistisch zu
handeln. Die Uhrenindustrie ist zurzeit in
einem Hoch. Es gilt jedoch die Kreativität
und das Know-how weiterzuentwickeln.
Auch wenn die Zahlen gut sind, man darf
sich nicht ausruhen.
Was erwarten Sie vom laufenden Jahr?
Ich weiss nicht, wie sich die Weltwirtschaft entwickelt, bin aber überzeugt,
dass wir besser abschneiden werden als
die Konkurrenz.
Wie können Sie da so sicher sein?
Weil wir eine unglaubliche Dynamik zeigen und weil die Marke Cartier gemacht
ist für die Ewigkeit. Die geografische Verteilung unserer Verkäufe und auch unsere
Präsenz in rund zehn Geschäftszweigen
sind angesichts einer von Natur aus ungewissen Zukunft von Vorteil. Ich bläue
es meinen Mitarbeitenden jeden Tag ein:
Die Marke und die Produkte müssen begehrt sein, das ist das Wichtigste. Unsere
guten Resultate basieren auf genauer und
engagierter Arbeit. Wir ruhen uns nicht
Welches sind die derzeit schärfsten Konkurrenten von Cartier?
Das sind zum einen einige unserer Kollegen aus der Uhrmacher- und der Juwelierkunst und zum anderen alle anderen
Luxusprodukte oder Premium-Services.
Diese Konkurrenz ist nicht neu, wirkt stimulierend und regt uns zu Kreativität an.
Es ist schade, dass nicht alle Uhrmacher
diese Kreativität an den Tag legen. Wir
werden oft von Marken kopiert, die sich
stark an unsere Modelle anlehnen. Ich bedaure dies ebenso, wie ich es beklage.
«Wir siind stolz dara
auf, in
China die Nummer eiins im
Schmucksegment zu sein.»
Ist die Uhrmacherei ein Beruf der Zukunft?
Die Uhrmacherei ist nicht nur eine Tätigkeit der Zukunft, sondern auch ein hochtechnischer Traumberuf. Und es wird sie
noch lange geben. Die Haute Horlogerie
braucht in den kommenden Jahren viele
gut ausgebildete Menschen. Wir gehen deshalb auch davon aus, dass diese Branche in
eine relativ sichere Zukunft blickt.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 49
| P O R T R ÄT |
Georges Kern «IWC wird zur
Vorzeigemarke avancieren»
GEORGES KERN LENKT DIE GESCHICKE VON IWC NUN SCHON SEIT
ZEHN JAHREN UND HAT DIE MARKE AUS SCHAFFHAUSEN DURCH DIE
INTERNATIONALE AUSRICHTUNG UND DIE STATUSÄNDERUNG IN EINE
MANUFAKTUR EIN GROSSES STÜCK VORANGEBRACHT. JETZT HAT
SICH DAS UNTERNEHMEN DER RICHEMONT-GRUPPE EIN NEUES ZIEL
GESETZT: SIE WILL SICH ALS EINE DER WENIGEN VORZEIGEMARKEN DER
SCHWEIZER UHRMACHERKUNST ETABLIEREN.
«Wir wollen unsere Resultate
bei den Fliegeruhren
dieses Jahr verdoppeln.»
Welches waren die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre?
Natürlich wurden die Kollektionen fortlaufend angepasst und verbessert, die beiden wichtigsten Entwicklungen sind aber
der Ausbau der Manufaktur und die Internationalisierung von IWC. Bis vor ein
paar Jahren waren nur rund 10 Prozent
der IWC-Uhren mit einem werkeigenen
Kaliber ausgestattet. Heute erzielen wir
über 60 Prozent unseres Umsatzes mit
Produkten, in die unsere eigenen Uhrwerke eingebaut sind. Dieser Strategiewechsel war in Schaffhausen, wo heute 700 der insgesamt 1000 Angestellten
der Marke tätig sind, mit grossen Investitionen verbunden. Der zweite grundlegende Wandel wurde vor zehn Jahren
mit dem Beginn der Richemont-Ära vollzogen. Er betrifft die internationale Ausrichtung der Marke. Als IWC von der Richemont-Gruppe übernommen wurde,
war die Marke nur in der Schweiz sowie
in Deutschland, Österreich und Italien
richtig vertreten. Mittlerweile findet man
IWC dank leistungsstarker Vertriebskanäle, IWC-Geschäfte und kompetenter,
engagierter Partner auf der ganzen Welt.
Mit diesen beiden Veränderungen hat die
Marke in den letzten Jahren einen grundlegenden Wandel vollzogen. Es bleibt
aber noch immer viel zu tun.
Sie stehen seit 10 Jahren an der Spitze von
IWC. Wie beurteilen Sie diese Zeit und wie
sehen Ihre Ziele aus?
50 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Wir haben es geschafft, aus einer regionalen eine globale Marke zu machen.
Der nächste Schritt besteht darin, IWC
als «Institution» in der Uhrmacherei zu
etablieren. IWC soll zur Vorzeigemarke
werden. Damit das gelingt, braucht es die
entsprechenden Produkte, das passende
Image und eine funktionierende Manufaktur. Und es ist eine Frage der Zeit. Es
vergehen bestimmt noch 10, 15 oder sogar
20 Jahre, bis sich IWC als eine der wenigen Vorzeigemarken der Uhrmacherkunst durchgesetzt hat. Damit haben wir
ein klares Ziel vor Augen.
Wie sieht die gegenwärtige Geschäftslage
von IWC aus?
Die Richemont-Gruppe verzeichnete in
den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2011/12 ein Wachstum ihrer Uhrenmarken von 28 Prozent. Bei einigen
waren es weniger, bei anderen mehr.
Welche Herausforderungen kommen auf
IWC zu?
Das grösste Problem von IWC ist die Produktionskapazität. Wir müssen genug
produzieren, um die steigende Nachfrage
zu decken. Trotz grosser Anstrengungen
und Investitionen ist uns das bisher nicht
gelungen. Um Abhilfe zu schaffen, haben wir vor Kurzem ein 25000m2 grosses
Grundstück in Schaffhausen erstanden.
Wer ist Ihr Hauptkonkurrent?
IWC hat das Glück, seit Jahrzehnten
sechs spezifische, eindeutig identifizierte Produktlinien zu führen. Wir haben deshalb auch nicht einen grossen,
sondern bei jeder Produktreihe mehrere Konkurrenten. Unsere Aufgabe ist
einfach: Wir müssen besser sein als sie,
um Marktanteile und Anerkennung zu
gewinnen.
Bei IWC ist jedes Jahr einer bestimmten
Kollektion und dem dazugehörigen Thema
gewidmet. 2012 steht unter dem Zeichen
von Top Gun und den Fliegeruhren.
Ja, das stimmt. Unsere Kollektionen
müssen regelmässig dem Zeitgeist angepasst, veredelt und verbessert werden, etwa so, wie das Porsche mit seinem 911 macht. Wir setzen den Fokus
jedes Jahr auf eine bestimmte Produktfamilie. 2012 heisst das Motto Fliegeruhren. In diesem Rahmen lancieren wir
zahlreiche Neuheiten, darunter Komplikationen und Gehäuse aus Gold oder
Keramik in sportlicher Optik. Bei den
werkeigenen Kalibern setzen wir unsere Bemühungen fort: 80 Prozent der
neuen Modelle sind mit IWC-Uhrwerken ausgestattet. Zur Unterstützung der
neuen Modelle konzentriert sich unsere Kommunikation das ganze Jahr hindurch auf unsere Fliegeruhren.
Mit welchem Ziel?
Wir wollen unsere Resultate bei dieser
Linie dieses Jahr verdoppeln.
Ihr Verkaufsrezept besteht darin,
eine Geschichte zu erzählen. Ist
das wirklich nötig?
Heute kann man keine technische Uhr
mehr verkaufen, ohne sie in ein emotionales Umfeld einzubinden, es sei denn,
die Uhr ist für einen kleinen Kreis von
Kennern bestimmt. Ebenso wenig ist es
möglich, Träume ohne ein starkes Produkt zu verkaufen. Unsere neuen Fliegeruhren haben ganz offensichtlich beides.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 51
| P O R T R ÄT |
Jean-Frédéric Dufour
«Zenith ist ohne
Konkurrenz»
JEAN-FRÉDÉRIC DUFOUR, SEIT KNAPP DREI JAHREN PRÄSIDENT UND
CEO DER LVMH-MARKE ZENITH, HAT DIE KOLLEKTIONEN UND DIE
PRODUKTION DER UHRENMARKE GRUNDLEGEND ÜBERARBEITET.
DAS RESULTAT GIBT IHM RECHT. MIT EINEM WACHSTUM VON ÜBER
50% IN DEN LETZTEN ZWEI JAHREN IST DIE MANUFAKTUR AUS LE
LOCLE AUF ERFOLGSKURS.
Monsieur Dufour, welches sind die wichtigsten Entwicklungen seit Ihrem Amtsantritt?
Zunächst wurden an den Kollektionen
Änderungen vorgenommen. Wir haben
die Produkte überarbeitet, um die Marke neu zu positionieren. Es ist kein Modell mehr gelistet, das älter ist als drei
Jahre. Gleichzeitig haben wir das Kaliber Christophe Colomb vorgestellt. Es
handelt sich um ein für die Uhrenindustrie wegweisendes Werk, bei dem
die Wirkung der Erdanziehungskraft
auf die Ganggenauigkeit ausgeglichen
wird. Zentral waren auch die umfassenden Renovationsarbeiten in der Manufaktur. Zenith befindet sich immer noch
am selben Standort wie bei der Gründung im Jahr 1865. Mit diesen Arbeiten
und der neuen Organisation treten wir
ins 21. Jahrhundert ein – zwar mit etwas
Verspätung, doch angesichts der Tatsache, dass wir aus dem 19. Jahrhundert
kommen, bedeutet dieser Schritt für die
Marke einen Meilenstein. Die Renovationsarbeiten werden übrigens mitten in
einer Einstellungsphase durchgeführt.
Unser Personalbestand wächst seit zwei
Jahren stetig. Heute sind an unserem
Standort in Le Locle über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Ins52 | Finanz und Wirtschaft LU X E
gesamt beschäftigt die Marke 350 Angestellte. In absehbarer Zeit werden wir in
Le Locle über 300 sein.
2011 wurde auch ein gutes Ergebnis erzielt?
2011 war ein Rekordjahr. Die 2009 beschlossene Strategie trägt Früchte, was
uns in unserem Bestreben bestärkt, beste Qualität zum besten Preis anzubieten,
und das mit handgefertigten Produkten.
In dieser Hinsicht ist das Angebot von
Zenith konkurrenzlos.
Vor welchen Herausforderungen steht die
Uhrmacherei heute?
Die grösste Herausforderung ist die Produktion. Für ein effizientes Angebotsmanagement muss man die Vertriebskanäle
genauestens kennen und den Erwartungen des Marktes immer einen Schritt
voraus sein, damit Angebot und Nachfrage übereinstimmen. Natürlich gibt es
diese Problematik nicht nur in der Uhrenfabrikation, aber unsere Industrie, in
der Trendwenden keine Seltenheit sind,
ist diesbezüglich besonders anfällig.
Besteht ein spezielles Risiko?
Es besteht immer die Gefahr, dass man
sich in etwas hineinsteigert. Als Indust-
rielle müssen wir unser Wachstum deshalb im Griff haben und unser Potenzial
abschätzen können.
Welche Erwartungen haben Sie für 2012?
Seit zwei Jahren beträgt unser Wachstum über 50%. Dieses Jahr erwarten wir
natürlich kein solches Ergebnis, rechnen für 2012 aber dennoch mit einem
Wachstum im zweistelligen Bereich.
Welche Produkte stehen 2012 im Vordergrund?
2012 ist das Jahr der Pilot-Uhren. Unsere
Marke war an zahlreichen Luftfahrtabenteuern beteiligt. In unserem Archiv
befinden sich Briefe, die bezeugen, dass
Blériot in den ersten Flugzeugen Uhren
und Höhenmesser von Zenith verwendet
hat. Viele andere Luftfahrtpioniere und
unlängst auch die französischen Luftstreitkräfte, die sich mit den bekannten
Zenith Rainbow ausstatten liessen, haben den Präzisionsinstrumenten aus der
Manufaktur Zenith vertraut. Solange die
Luftfahrt auf mechanische Instrumente
angewiesen war, war Zenith zur Stelle.
Wir gehören zu den Marken, die auf die
längste gemeinsame Geschichte mit der
Luftfahrt zurückblicken können. Dieses
Jahr betonen wir diese Besonderheit mit
unseren neuen Pilot-Uhren.
«Seit zwei Jahren
verzeichnen wir ein Wacchstum
von über 50%.»
Ist die Uhrmacherei ein Beruf mit Zukunft?
Uhrmacherberufe sind fantastisch!
Wenn wir weiter so gut arbeiten und unsere Werte vermitteln, die über das reine
Produkt hinausgehen, dann hat die Uhrmacherei unbestritten eine fabelhafte
Zukunft vor sich. Die damit zusammenhängenden Berufe bieten den Jugendlichen grossartige Perspektiven.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 53
| P O R T R ÄT |
Michele Sofisti
«Etwas mehr Modernität
schadet nicht»
MICHELE SOFISTI, CEO VON GUCCI GROUP WATCHES AND JEWELLERY,
WURDE IM AUGUST 2011 ZUM GENERALDIREKTOR DER VON PPR ÜBERNOMMENEN SOWIND GROUP ERNANNT. DER NEUE CHEF WILL DAS
SORTIMENT VON GIRARD-PERREGAUX UND JEANRICHARD STRAFFEN
UND DIE MARKEN MODERNISIEREN.
Monsieur Sofisti, was ist Ihnen bei Ihrer
Amtsübernahme bei der Sowind Group im
letzten Sommer besonders aufgefallen?
Ich habe wie schon oft festgestellt, dass
alle Marken ihre Geschichte und ihre individuelle Entwicklung haben und auf
ihre Art ausgereift sind. Es sind genau
diese Elemente, die ihre Identität ausmachen. Sowohl Girard-Perregaux als auch
JeanRichard haben Stärken, aber auch
einige Schwächen.
Wird die Gruppe diese beiden Marken
weiter unterstützen?
Ohne Zweifel, auch wenn Girard-Perregaux und ihre Manufaktur Priorität haben. JeanRichard wird mit Ausnahme
einiger Modelle, die auch weiterhin mit
werkseigenen Kalibern ausgestattet werden, neu in einem tieferen Preissegment
positioniert.
Worauf dürfen wir uns freuen?
Auf Entwicklungen, bei denen die Geschichte der beiden Marken einfliesst.
Meiner Meinung nach könnten sowohl
die Produkte als auch die Kommunikation moderner sein.
passionieerter Uhrenkenner, und
er weisss genau, wohin er die
Uhrengruppe bringen will.»
54 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Welches Potenzial haben die beiden Marken?
Wir werden die Möglichkeiten, die uns
unsere Manufaktur bietet, stärker ausschöpfen. In der Sowind Group arbeiten
hochbegabte junge Uhrmacher, und die
Forschungs- und Entwicklungsabteilung
kann auf kompetente Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zählen. Zudem starten
wir eine Zusammenarbeit mit dem genialen Uhrmacher Dominique Loiseau, der
für einige der interessantesten Realisati-
onen der zeitgenössischen Uhrmacherkunst verantwortlich ist. Die Bündelung
dieser Stärken sollte es Girard-Perregaux
in den nächsten Jahren erlauben, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, kohärenter
aufzutreten und sich zu mehr Modernität
zu bekennen.
Ist es nicht paradox, wenn man einen
Uhrmacher der alten Generation ins Unternehmen holt, um die Marke moderner zu
machen?
Kreativität hat nichts mit dem Alter zu
tun, und auch Jugend ist eher eine Einstellung als von Lebensjahren abhängig.
Dominique Loiseau hat in seiner ganzen Karriere auf vollendete Art die Uhrmacherei mit der Kunst verbunden. Nur
wenige Uhrmacher können von sich behaupten, dass sie in diesem Bereich so
viel vollbracht und so viele bahnbrechende
Neuheiten entworfen haben wie er. Die
Zusammenarbeit mit Loiseau ist eine Verstärkung für Girard-Perregaux und ihre
Uhrmacher.
Wie fiel das Jahr 2011 für die Gruppe aus?
Nach dem Tod von Luigi Macaluso im
Jahr 2010 war 2011 verständlicherweise
ein Übergangsjahr. Die Unternehmensergebnisse waren gut, sogar besser als 2011,
aber wir hoffen, dass wir uns 2012 noch
steigern können. Wir sind gut gewappnet,
um dieses Ziel zu erreichen.
Sie haben gewisse Entwicklungen angesprochen, worin bestehen sie genau?
Wir haben uns zunächst mit der Vereinfachung der Kollektionen beschäftigt.
Unser Angebot muss klarer werden. Da-
durch sorgen wir nicht nur für eine flexiblere Produktion, sondern stellen auch sicher, dass unsere Kunden die Marke und
ihr Angebot besser verstehen. Ich bin ein
Verfechter von Einfachheit und bin überzeugt, dass ein einfaches, klar verständliches Konzept verkaufsfördernd wirkt.
Jede Produktfamilie muss ihren Charakter haben. Der Marke fehlt es jedoch zurzeit an einem Produkt, das man sofort mit
ihr in Verbindung setzt.
Welche Veränderungen stehen in der Kommunikation an?
Ich habe die ungenügende Modernität
der Produkte bemängelt. Diese Feststellung gilt auch für die Kommunikation.
Die Entwicklung hin zu mehr Modernität
ist in unseren Augen extrem wichtig. Wir
wollen unsere Präsenz in den neuen Medien, den sozialen Netzwerken, im Internet und den Blogs verstärken. Man muss
diese Kommunikationsträger nutzen. Wir
haben damit begonnen und werden bestimmt für die eine oder andere Überraschung sorgen.
Hält 2012 auch in Bezug auf die Produkte
Überraschungen bereit?
Selbstverständlich. Neben der an der
SIHH vorgestellten Minutenrepetition
arbeiten wir an neuen Produkten, die wir
noch vor Ende Jahr präsentieren möchten. Dazu gehört unter anderem eine
neue sportliche Uhrenlinie. Sie läutet bei
Girard-Perregaux eine neue Ära ein.
Es wird immer wieder spekuliert, ob die
PPR-Gruppe überhaupt an einer Weiterentwicklung der Uhrmacherei interessiert ist.
Die Übernahme der Sowind Group ist sowohl für die Angestellten als auch für die
Zulieferer und die Kunden ein starkes Signal. François-Henri Pinault ist ein passionierter Uhrenkenner. Ich versichere Ihnen, dass er Ambitionen hat und genau
weiss, wohin er die Uhrmachertätigkeiten der Gruppe bringen will.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 55
| P O R T R ÄT |
Thierry Stern
«Massenproduktion ist
gegen unsere Philosophie»
IM HAUSE PATEK PHILIPPE WURDE EIN NEUER TON ANGESCHLAGEN.
DIE GENFER MANUFAKTUR STEHT VOR EINER WENDE: SIE ZIEHT DEM
WACHSTUM UM JEDEN PREIS EXKLUSIVITÄT UND EINE SPEZIALISIERUNG
AUF KOMPLIKATIONEN VOR. THIERRY STERN, PRÄSIDENT VON PATEK
PHILIPPE, TRÄUMT VON EINEM UNTERNEHMEN, DAS SICH IN ZEHN JAHREN NICHT WESENTLICH VON DER HEUTIGEN FORM UNTERSCHEIDET.
Welche wichtigen Entwicklungsschritte
haben die Marke in den letzten Jahren
geprägt?
Das Unternehmen hat sich neue Kompetenzen und neues Fachwissen angeeignet,
und wir haben leistungsstarke Teams
aufgebaut. Dadurch hat sich die Qualität
der Produkte weiter verbessert. Anders
ausgedrückt haben wir an Reife und Erfahrung gewonnen und sind effizienter
geworden. Alle diese Faktoren haben sich
günstig auf die Finanzkraft des Unternehmens ausgewirkt und uns ermöglicht,
unabhängig zu bleiben.
Wie war das Jahr 2011?
2011 war für Patek Philippe ein Rekordjahr. Wir sind uns aber bewusst, dass
die Wachstumszahlen der letzten Jahre
nicht beliebig lange wiederholt werden
können. Das ist auch nicht unser Wunsch.
Wir ziehen Qualität dem Mengenwachstum vor. Das ist unsere Vision, und daran
werden wir uns halten.
Was bedeutet das konkret?
Mit 1500 bis 2000 Angestellten erreicht
ein Unternehmen, das überschaubar
sein soll, seine oberste Grenze. Wir wollen eigentlich nicht darüber hinausgehen.
Wir denken nicht mehr in Mengen oder
Umsatzzahlen, sondern in Personen. Ich
muss eingestehen, dass ich nicht mehr
56 | Finanz und Wirtschaft LU X E
alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kenne. Patek Philippe will kein
Monstrum werden, sondern auf Vorzüglichkeit setzen und sich verstärkt auf
Komplikationen spezialisieren.
Wie wird sich das auf die Produktion
auswirken?
Wir produzieren jährlich rund 45 000
Uhren und träumen nicht von 100 000
Stück pro Jahr. Unsere Produktion wird
in Zukunft wohl nicht mehr stark steigen. Was sich ändert, ist die Produktmischung, denn wir werden bei komplizierten Uhrwerken einen Zahn
zulegen. Dabei handelt es sich aber
um kleine Mengen.
Sie eröffnen ein grosses Geschäft in Schanghai. Ist China die neue Priorität?
Die Chinesen schätzen die Uhren von Patek Philippe, sie kaufen sie überall auf der
Welt. Natürlich ist China eine Chance.
Wir decken die Nachfrage aber nur sehr
sparsam. Das neue Geschäft in Schanghai ersetzt eine bereits bestehende Verkaufsstelle. Wir sind nur in Schanghai
und Peking präsent und wollen es dabei
belassen. Oberste Priorität hat die Belieferung unserer 460 bestehenden Partner
in den bestehenden Märkten – denn auch
ihre Nachfrage können wir bei weiten nicht befriedigen.
Ihr Vertriebsnetz wird also weiter verkleinert. Eröffnet Patek Philippe keine neuen
Geschäfte?
Um ein neues Geschäft zu eröffnen,
muss man die richtige Stadt, den richtigen Standort und den richtigen Partner
finden. Falls sich Gelegenheiten bieten,
werden wir uns damit auseinandersetzen. Patek Philippe hat rund 460 Verkaufsstellen auf der ganzen Welt, rund
zwanzig von Partnern geführte Geschäfte und drei Salons in Genf, Paris und
London, die wir selbst leiten. Wir werden die Anzahl der Patek-Philippe-Geschäfte nicht nennenswert erhöhen, und
dafür gibt es einen guten Grund: Jedes
unserer Geschäfte müsste eine breite
Auswahl unserer Kollektion führen, und
dafür würden unsere Lieferkapazitäten
nicht ausreichen.
Das könnten Sie doch ändern…
Das würde unserer Philosophie widersprechen. Die Produktion einer innovativen, zuverlässigen und schönen Komplikation ist ein langatmiger Prozess, der
auf spezialisiertem Know-how und genialen Handwerkern aufbaut. Bei so hohen Ansprüchen kann man die Produktion nicht einfach erhöhen, und das ist
auch nicht unser Wunsch.
«Wir wollen überschaubar bleiben
und aussergewöhnliche, begehrte und
zuv
verlä
ässigge Uhren bauen.»
Wo steht Patek Philippe in zehn Jahren?
Wir hoffen, dass wir effizienter und leistungsstärker als heute sein werden. Ansonsten wird sich die Firma nicht stark
verändern. Wie schon erwähnt sind wir
nicht darauf aus, unsere Produktionskapazitäten ins Unermessliche zu steigern.
Wir wollen überschaubar bleiben und
aussergewöhnliche, begehrte und zuverlässige Uhren bauen. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 57
R OYA L OA K
VOR 40 JAHREN FEIERTE DAS
VORZEIGEMODELL VON AUDEMARS
PIGUET SEINEN FULMINANTEN
EINTRITT IN DIE WELT DER
SPITZENUHRMACHEREI. DIE ERSTE
LUXUSSPORTUHR AUS EDELSTAHL
MIT DEM LEGENDÄREN ACHTECKIGEN
ZIFFERBLATT MIT DEM «TAPISSERIE»MOTIV IST ZUM MASSGEBENDEN
SYMBOL FÜR SPORTLICHEN CHIC UND
STIL GEWORDEN.
Audemars Piguet Royal Oak
37 mm Automatik, Edelstahl,
weisses Zifferblatt, Kleid Chanel
Fotos: Marc Ninghetto
AD: Francesca Serra & Nicolas Zentner
Coiffure & Make-up: Francis Ases
Styling: Pascale Hug
Models: Aleksandra & Stefano
SIE
Audemars Piguet Royal Oak
33 mm Quarz, Roségold,
Lünette mit Diamanten,
weisses Zifferblatt,
weisses Kautschuk-Armband
Badekostüm Chanel
Racket Winston ER
Audemars Piguet Royal Oak
41 mm Automatik,
Edelstahl, weisses Zifferblatt
Hose Jean-Paul Gaultier Audemars Piguet Royal Oak
39 mm extraflach,
Edelstahl,
blaues Zifferblatt Veston Jean-Paul Gaultier
Audemars Piguet Royal Oak
Chronograph 41 mm,
Edelstahl,
schwarzes Zifferblatt
Pullover Fendi
Foulard Fendi
Hose Jean-Paul Gaultier
Sneakers Reebok
SIE
Audemars Piguet Royal Oak
37 mm Automatik,
Roségold, Lünette mit Diamanten,
weisses Zifferblatt Bademantel und
Badekostüm Chanel
ER
Audemars Piguet Royal Oak
41 mm Automatik,
Roségold, weisses Zifferblatt,
Lederarmband Pullover Dries Van Noten
| B O U T I Q U E S | Text: Dino Auciello - Fotos: Vincent Calmel
«LUXE» ERSTELLT JÄHRLICH EINE
RANGLISTE DER EXKLUSIVEN UHREN- UND
SCHMUCKGESCHÄFTE IN GENF UND ZÜRICH.
BEWERTET WERDEN ANHAND MEHRERER
TESTBESUCHE MONOBRAND-BOUTIQUEN
UND GESCHÄFTE MIT EINEM BREITEN
MARKENSORTIMENT.
D
ie Bahnhofstrasse in Zürich und die Rue du
Rhône in Genf symbolisieren Schweizer Luxus par excellence. «Luxe» hat zehn MysteryShopper ausgesandt mit dem Auftrag, eine Auswahl exklusiver Uhren- und Schmuckgeschäfte
an den prestigereichen Shoppingmeilen zu testen. Sie sollten erkunden, ob diese Luxusläden
einen Kundenservice bieten, der ihrem Standing entspricht. Auf Basis der Ergebnisse wurden jeweils für Genf und Zürich zwei Ranglisten erstellt, eine für Monomarkengeschäfte
und eine für Einzelhändler.
Erstmals in der schon mehrjährigen Tradition dieses Awards belegen dieselben zwei
Marken die Top-Ränge in der Romandie und
der Deutschschweiz. Breguet steht sowohl
in Genf als auch in Zürich auf dem Siegerpodest, in beiden Städten dicht gefolgt von Cartier. Beide Marken beherrschen die Kunst,
Kunden zu verwöhnen und zu umsorgen.
«Subtiler kommerzieller Sinn», «ausgezeichnete technische Kenntnisse, gepaart mit historischen Anekdoten», «ein engagiertes, passioniertes Personal», die Testkäufer waren vom
Engagement und vom Fachwissen des Personals
in beiden Markenboutiquen begeistert.
In der Kategorie Multimarkengeschäft erreichte mit 4,27 von 5 möglichen Punkten Les Ambassadeurs in Zürich den Spitzenplatz. Die Berater
zeichneten sich durch hervorragende Produkt-
Best
Boutique
Award
2012
METHODE
«Luxe» hat Kundenempfang und -dienst in fünfzig Uhren- und Schmuckgeschäften an den beiden Luxusmeilen Bahnhofstrasse in Zürich und Rue du
Rhône in Genf getestet. Sieben Mystery-Shopper unterschiedlichen Alters
und Profils haben die Boutiquen besucht und anhand einer Reihe von Kriterien
wie Empfang, Gesprächsführung, Produktpräsentation usw. beurteilt. Da jedes
Geschäft im Abstand von zehn Tagen zwei- bis dreimal besucht wurde, konnten
mehrere Mitarbeitende getestet werden. Es wurden vier Ranglisten erstellt:
Monomarken- und Multimarkengeschäfte in Zürich und in Genf.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 67
BOUTIQUES | CLASSEMENT
| BOUTIQUES |
ZÜRICH
RANGLISTE MONOMARKEN
Rang | Geschäft | Mittelwert
1. pBreguet 4,54
2. fCartier 4,42
3. Chopard 4,23
4. IWC 4,18
5. Patek Philippe 4,09
6. Omega 3,66
7. Piaget 3,63
8. Tiffany 3,19
9. Bulgari 2,71
10. Blancpain 2,35
f Susanna Erb, Direktorin, Cartier Zürich.
pErich Jegge, Geschäftsführer, Breguet Zürich.
Um die Qualität des Empfangs zu messen, bewerteten unsere Tester Details, die den berühmten Unterschied ausmachen. Resultat: Immer mehr Boutiquen übertreffen sich mit
Ideen, um den Besuch zu einem Erlebnis zu machen. Sie umwerben die Kunden mit leiblichen Genüssen, mit Kaffee, Tee,
Champagner, Süssigkeiten. Im Geschäft des grossen Siegers
Breguet gab’s sogar eine mit einer Orchidee geschmückte
Platte mit Mignardisen zu bewundern.
GEWINNERFORMEL: BESUCH BEIM UHRMACHER
Andere Häuser setzen auf die persönliche Beziehungspflege und laden Kunden zu gesellschaftlichen Anlässen ein oder
gar zu einem Besuch des Uhrmacherateliers. «Der Verkäufer
hat mich spontan zu einem Besuch der Manufaktur eingeladen. Dieser Vorschlag war die Krönung seines beeindruckenden Engagements für die Marke», erinnert sich unser Agent
an den Besuch der IWC-Boutique in Genf. Ein Geschäft an
der Zürcher Bahnhofstrasse beschränkte sich ebenfalls nicht
darauf, die Uhren zu präsentieren. «Das Personal nahm sich
die Zeit, mir das Werkzeug der Uhrmacher zu zeigen und die
Besonderheiten seiner Arbeiten zu demonstrieren. Hut ab!»,
68 | Finanz und Wirtschaft LU X E
kommentiert ein Testkäufer einen Besuch. Ihm haben auch
die Tablets gefallen, mit denen die Kollektionen multimedial
präsentiert wurden. So geschehen in der Panerai-Boutique in
Genf. Diesem Maison und anderen Anbietern ist es damit gelungen, Schritt zu halten mit ihrer anspruchsvollen und mit
der modernen Technologie bestens vertrauten Kundschaft.
Einige Geschäfte hätten es in der Hand gehabt, Punktabzüge zu vermeiden, wenn nicht Unzulänglichkeiten vorgefallen
wären. Etwa wenn Mitarbeitende Privatgespräche am Telefon
führten, Tee zwar angeboten, aber nicht serviert wurde oder
das Sicherheitspersonal zu dominant präsent war – oder wie
bei Blancpain in Zürich der Staubsauger wie ein Ausstellungsobjekt im Raum stand und der Mystery-Shopper gar einen aufgebrachten Kunden miterleben musste, der von Freiburg angereist war, um ein Armband abzuholen, das nicht bereit war.
Man hatte vergessen, ihn zu benachrichtigen. Gleicher Ort,
zweiter Besuch: Unsere Mitarbeiterin gibt an, dass sie vom
Portier bedient wurde. «Es war sonst niemand im Laden. So
überreichte er mir einen Prospekt und beantwortete vage meine Fragen.» Möglicherweise ein Zufall, allerdings hatte die
Boutique schon 2011 enttäuschend abgeschnitten.
| BOUTIQUES |
GENF
RANGLISTE MONOMARKEN
Rang | Geschäft | Mittelwert
1. fBreguet 4,84
2. pCartier 4,71
3. Montblanc 4,69
4. Van Cleef
& Arpels 4,58
5. IWC 4,55
6. De Grisogono 4,5
1ère place dans la catégorie multimarques à Genève:
Ignaz Steg, Branch Manager ad interim de la boutique Les Ambassadeurs.
6. Boucheron 4,5
8. Panerai 4,13
9. Piaget 4,09
10. Roger Dubuis 4,06
11. Chaumet 4,01
i Maya Al Midani, Direktorin, Cartier Genf.
f Marie-Therèse Auberson, Direktorin, Breguet Genf.
12. Patek Philippe 3,94
13. Omega 3,92
14. Hublot 3,73
15. Vacheron Constantin 3,64
16. Chopard 3,55
16. Audemars Piguet 3,55
18. F.P. Journe 3,53
18. Rolex 3,53
20. Blancpain 3,52
21. Zenith 3,47
22. Corum 3,42
23. Bulgari 3,24
24. Jaeger-LeCoultre 2,95
25. Graff 2,75
kenntnisse aus. Ob der angebotenen Uhrenvielfalt in einem
Multimarkengeschäft eine Herausforderung. Sieger in dieser
Kategorie wurde in Genf die dortige Filiale der Uhren- und
Schmuckkette Bucherer mit 4,43 Punkten. Die Professionalität dieses Hauses beeindruckte. «Es war das einzige Geschäft
in Genf, in dem mir der Kundenberater einen konkreten Vorschlag für die Reparatur einer Uhr unterbreitete», berichtet
unser Mystery-Shopper.
Auch andere Geschäfte holten sich Lorbeeren. Die Umfrage 2012 von «Luxe» ergibt ein eindeutig positiveres Bild
als im Vorjahr. Die Geschäfte unternehmen mehr, um die anspruchsvolle und oft kompromisslose Kundschaft zufriedenzustellen. Wegen der sehr eng beieinander liegenden Resultate wurde das Klassement auf den Hundertstelpunkt genau
erstellt. Eindrücklich ist auch die Tatsache, dass Boutiquen,
die 2011 die hinteren Ränge belegten (De Grisogono, Boucheron, Van Cleef & Arpels), aufgeholt und Favoriten nach hinten
verwiesen haben (Corum, Bulgari, Kurz).
Finanz und Wirtschaft LU X E | 71
| BOUTIQUES |
| BOUTIQUES |
RANGLISTE MULTIMARKEN ZÜRICH
Wie auf die Wünsche der Kunden eingegangen wird, ist das gewichtigste Kriterium in unserer Bewertung. Die Erfahrung
im Montblanc-Geschäft, mit 4,69 Punkten
Nummer drei in Genf, hat unsere Testkäuferin schwer beeindruckt. «Ich blieb über
eine Stunde. Der Empfang und die Präsentation der Produkte waren tadellos,
ebenso die Verkaufsargumente und die
Kenntnisse über die Produkte. Beispielhaft!» In der Niederlassung von Gübelin
in Zürich war unser Mystery-Shopper
von der Eleganz und der Erfahrung des
Personals begeistert. «Ich hatte nicht den
Eindruck eines Verkaufsgesprächs.»
Rang | Geschäft | Mittelwert
1. Les Ambassadeurs 4,27
2. Gübelin 4,19
3. Meister 3,76
4. Beyer 3,6
5. Bucherer 3,39
6. Kurz 3
IM SOUK
Im Gegensatz zu andern Geschäften, wo
der Verkaufsdruck den Kunden fast erstickte. So geschehen unserem Testkunden in der Bijouterie Graff an der Rue du
Rhône: «Kaum war ich im Geschäft, wur-
de ich mit aggressiven Verkaufsargumenten bombardiert. Das Personal hantierte hektisch mit der Rechenmaschine, um
Rabatte auszurechnen. Ich hatte das Gefühl, in einem Souk gelandet zu sein.»
Dynamik und Leidenschaft des Personals können die Durchschnittsnoten eines Geschäfts günstig beeinflussen. Hublot, Boucheron und Kunz sind für das
Engagement ihrer «ungezwungenen und
kenntnisreichen Mitarbeiter» zu beglückwünschen. «Die Qualität des Kundendienstes ist bei den meisten Marken, die
auf der Rangliste nach unten gerutscht
sind, nicht schlecht», fassen die Testkäufer zusammen. «Aber im Vergleich mit
den anderen Geschäften hätten wir einen
höheren Standard erwartet.» Wie die Resultate der Rangliste 2012 zeigen, dreht
sich das Rad schnell. Wer weiss, vielleicht
werden die Schlusslichter im nächsten
Jahr zu den Klassenbesten aufsteigen. |
Mehr Raum
für Ideen!
Gérard Müller, Geschäftsführer, Bucherer Genf.
RANGLISTE MULTIMARKEN GENF
Rang | Geschäft | Mittelwert
Ein starker Partner fürs Daily Business.
1. Bucherer 4,43
2. Benoit de Gorski 4,28
e
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F
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Fee
3. Van der Bauwede 4,11
4. Gübelin 3,95
5. Kunz 3,91
6. Tourbillon 3,9
7. Les Ambassadeurs 3,61
Alberto Soria, Geschäftsführer, Les Ambassadeurs Zürich.
72 | Finanz und Wirtschaft LU X E
8. Kurz Bader 3,13
galaxynote.samsung.ch
Finanz und Wirtschaft LU X E | 73
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A
T
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DI
Wasserundurchlässiger Blouson
aus technischen Stoffen
T-Short aus Baumwolle
Derby-Schuhe, Leder-Textil
alles Louis Vuitton
74 | Bilan LU X E
Bilan LU X E | 75
Slim-Polo-Jacke aus Baumwoll-Piqué
Streifenpullover aus Baumwolle
Chinos-Slim aus Baumwolle und Leinen
Sonnenbrille Conspiration
76 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 77
Doppelseitiger Mantel: Aussenmaterial
aus Baumwolle, Innenmaterial aus Seide
Punto-Milano-Veston aus Baumwolle
Klassisches Hemd aus Baumwolle
Klassische Regular-Hose aus Baumwolle
Doppelseitiger Mantel: Aussenmaterial
aus Baumwolle, Innenmaterial aus Seide
Klassisches Slim-Hemd aus Baumwolle
Baumwollpullover
78 | Bilan LU X E
T-Shirt im Massai-Würfelmuster
aus Baumwolle
Wollplaid aus Merinowolle
Safari-Hose aus Wolle
Tambour Diving Automatique
Bleue aus Roségold
Bilan LU X E | 79
Jacke aus Baumwolle und Leinen
Navy T-Shirt aus Baumwolle
Chino-Slim aus Baumwolle
Uhr: Tambour Diving Automatique
Bleue aus Roségold
Gürtel Ellipse aus Kalbsleder
Sonnenbrille Conspiration
Doppelseitiger Mantel:
Aussenmaterial aus Baumwolle,
Innenmaterial aus Seide
Klassisches Slim-Hemd
aus Baumwolle
Veston aus Wolle und Seide, Hose aus Baumwolle und
Leinen, Hemd aus Leinen, Krawatte Céleste aus Seide
80 | Bilan LU X E
Slim-Polo-Jacke aus Baumwoll-Piqué
Uhr: Tambour America’s Cup
Finanz und Wirtschaft LU X E | 81
ZEITGEIST
von Konrad Koch
N
O
B
L
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P
E
L
o TOURBILLON-STIL
Für den neckischen Unterschied. Statt dem kostspieligen
Tourbillon am Handgelenk Manschettenknöpfe von TF
Est. 1968, Genf, mit funktionstüchtigem Drehkäfigmechanismus. Frei drehbar in luft- und wasserdichtem
Glasgehäuse, 19 Karat Rotgold, mit Rubinen besetzt.
TF Est. 1968 Tourbillon, Modelle ab 350 Fr.
www.tfco.ch
82 | Finanz und Wirtschaft LU X E
FEUER UND STEIN
Juwelen und Emailkunst aus dem Hause Breguet.
Inspiriert sind die weiss-blau funkelnden MarineManschettenknöpfe von der Uhrenkollektion
Marine. In Weissgold gearbeitet, sind die Stirnflächen mit 108 Diamanten und 36 Saphiren im
Baguetteschliff von insgesamt 4,11 Karat besetzt.
Pendant zum Zifferblatt der Mondphase-Uhr aus
der Kollektion Classique sind die Manschettenknöpfe aus Grand-Feu-Email. Mond und Sterne
sind aus Gold auf Schichten von blauem Email.
Breguet, Marine Haute Joallerie und Grand-FeuEmail, Modelle ab 9800 Fr.
www.breguet.com
GENTLEMEN SET
Insignie des Uhrenkenners ist das
Calatrava-Kreuz. Klassisch auf weisser
Manschette getragen, signalisiert das
Markenzeichen von Patek Phillipe: Der
Mann hat beste Mechanik aus der Genfer Manufaktur am Handgelenk. Die
Kultuhr Nautilus verbirgt sich unter dem
Hemdstoss, wird die Manschette von
Knöpfen in der diskreten Achteckform
zusammengehalten.
Patek Phillipe, Calatrava Cross Cufflinks,
Modelle ab 5500 Fr.
www.patek.com
RALLYE MILLE MIGLIA
Lenkrad und Schaltknüppelkopf: Die
Manschettenknöpfe von Chopard für
Männer, die auch im Alltag etwas Rallye-Abenteuer spüren wollen. Inspiriert
sind sie von der Uhrenlinie Mille Miglia,
dem Zeitmesser für den Klassiker der
Oldtimer-Rennen.
Chopard, Racing Cufflinks,
Modelle ab 350 Fr.
www.chopard.com
RECYCLING
Zahnräder, Achsen und Federn aus
alten Uhrwerken werden einzeln in
Acrylglas eingegossen und auf den
Halter aus Sterling-Silber gesetzt. Jeder
Manschettenknopf des britischen Designerpaar Magnus & Bella wird dadurch
zu einem Unikat.
Magnus & Bella, Clockwork Cufflinks,
Modelle ab 140 £
www.magnusandbella.co.uk
|A U
KTO
U N S| T par
| Cristina
von Francesca
d’Agostino
Serra
Mehr
als Papier
84 | Bilan LU X E
Bilan LU X E | 85
Courtesy 1000eventi gallery, Milano
PAPIER IST NICHT NUR GEDULDIG,
SONDERN EIN VIELSEITIGES MEDIUM.
AUSGESCHNITTEN, ZERRISSEN ODER
GANZ WIRD ES FÜR VIELE KÜNSTLER
ZUR FASZINIERENDEN MATERIE.
| KUNST |
ANDREA MASTROVITO, RAFFINIERTE DRAMATIK
te bedeutet, studiert Mastrovito das Leben
dieser Figuren und lädt sie ein in seine mysteriöse, wilde Natur, wo die wortwörtlichen Schnittwunden im Papier das Gefühl
der erlittenen Gewalt versinnbildlichen.
Indem Mastrovito Papier schneidet,
stellt er zwischen der Zeichnung und dem
Papier einen Dialog her. Die Figuren vermitteln den Eindruck, als wollten sie sich
vom Papier losreissen und sich von der flachen Oberfläche befreien. Besonders deutlich wird dieses Streben nach Freiheit in
«Enzyklopädie der Gartenblumen» und in
«The Island of Dr. Mastrovito», einem 2010
auf Governors Island in der Bucht von New
York realisierten Projekt. Es war auf Einladung der Non-Profit-Organisation No Longer Empty zustande gekommen, die infolge
der Rezession von 2008 leerstehende Räume für Kunstausstellungen nutzt. In diesen
Gebäuden erweckte Mastrovito eine neue
Fauna und Flora zum Leben, die er aus den
Seiten von über 2000 Büchern faltete. So
paradox es auch klingen mag: Durch das
Falten entfalten sich Tiere und Pflanzen
und sind nicht mehr nur Illustration, sondern lösen sich als dreidimensionale Geschöpfe vom Untergrund, dem Papier.
Die Geduld, die Mastrovito für diesen gigantischen Trompe-l’œil aufbringen muss-
te, verrät seine nahezu besessene Verbundenheit mit Papier, das er unaufhörlich
ausschneidet, faltet, kopiert und als Projektionsfläche verwendet. «Papier steht
für die zweite Dimension, die Dimension
von Platons Höhlengleichnis. Es verkörpert ein Substrat, das sich für alle möglichen Interpretationen hergibt und von
den Künstlern genutzt werden kann, um
ihre Ideen zu verwirklichen und sie zu
bereinigen.» Immer wieder greift er auf
Papier zurück, und immer wieder spielt
er mit dessen darstellenden, bildhauerischen und dekorativen Funktion. Das
so empfindliche und vielfältige Material eignet sich perfekt für einen Diskurs,
der ohne Affektiertheit oder Pathos auskommt und unbefangen Volkskultur mit
künstlerischen Referenzen mischt. Mastrovito bricht nicht nur mit den herkömmlichen Formaten, sondern auch mit den
Genres. Unter die Philosophen mischen
sich Helden der Kindheit, unter sinnliche
Geschöpfe Märtyrer und unter Kriegsgeschehnisse Humor. Eine intrigante Welt,
die neugierig macht.
Galerie Analix Forever, rue de Hesse 2,
1204 Genf, 022 329 17 09,
www.analix-forever.com
A
uch Thomas Hirschhorn verwendet in
seinen Assemblagen Papier. Sein Interesse für dieses Material rührt daher, dass
es wie Klebeband, Plastik und Alufolien
zu den «armen» Materialien gehört, die er
sammeln und in seinen Installationen wiederverwerten kann. Für Hirschhorn ist
das Prekäre ein Symbol für Unmittelbarkeit und daher bestens für den universellen
Kunstdiskurs geeignet. «Das Prekäre ist immer kreativ, das Prekäre ist immer erfinderisch, das Prekäre ist immer in Bewegung,
das Prekäre führt immer zu neuen Formen,
das Prekäre geht immer von einem neuen
Austausch zwischen den Menschen aus»,
sagt Hirschhorn.
An der Biennale von Venedig 2011 irritierte er die Besucher mit der ausschliesslich aus wiederverwertetem Material bestehenden Installation «Crystal of Resistance».
Aufgrund der Anhäufung der Objekte war
ein Gesamtüberblick nicht möglich. Vielmehr wurde der Besucher durch eine laby-
V
ik Muniz ist einer der derzeit gefragtesten brasilianischen Künstler. Erdnussbutter, Konfitüre, Schokolade, Zucker,
Draht, Staub und Diamanten sind nur einige der ungewöhnlichen Materialien, die
er für seine Porträts verwendet. In seinen
jüngsten Arbeiten bildet Muniz aus Zeitungsfetzen klassische Gemälde nach. Sobald er diese eigenwilligen Reproduktionen mit der Kamera aufgenommen hat,
zerstört er sie. Ist er nun Bildhauer oder
Fotograf? Muniz stammt aus bescheidenen
Verhältnissen und wuchs inmitten von Bildern und Zeichnungen auf, da er schon als
poMuniz Werke sind
Fotos von Papierkompositionen. Erst nach
genauem Hinschauen
entdeckt man die echte
Beschaffenheit der
Assemblagen.
Courtesy Galerie Xippas
Collection privée
86 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Galerie Susanna Kulli, Dienerstrasse 21,
8004 Zürich, 043 243 33 34,
www.susannakulli.ch
VIK MUNIZ’ TROMPE-L’ŒILS
iHirschhorn präsentierte das Werk
«Crystal of Resistance»
an der Biennale von
Venedig 2011.
fUnbeschwerter und
lockerer: Mastrovito
erinnert sich an die
Helden seiner Kindheit
im Ausschnitt «Wie
erkläre ich meinem
Neffen die Welt?»
rinthartige Grotte voller Aluprismen, Plastikmöbel, angeklebter Fernsehbatterien,
alter Bücher und zu Vorhängen verklebter
Zeitschriftenseiten geschleust. Was will er
uns mit der komplex inszenierten Materialschlacht sagen? Hirschhorn hat keine Antwort parat, vielmehr verleiht er den Widersprüchen unserer Existenz eine komplett
neue, persönliche Form. Damit das Werk
zugänglich und nicht exklusiv ist, drängt
sich die Collage als stärkstes, direktestes
und explosivstes Mittel auf. Trotzdem mag
der umstrittene Künstler, dessen Kritik an
Christoph Blocher der Kulturstiftung Pro
Helvetia eine Budgetkürzung von 2 Mio. Fr.
eingebrockt hat, das Etikett des politischen
Künstlers nicht. Denn Kunst müsse niemanden und nichts widerstehen, da Kunst
selbst Widerstand sei.
kleiner Junge besser zeichnen als schreiben konnte. Fasziniert von Bildern und ihrer Wahrnehmung arbeitete er zunächst in
New York in der Werbebranche, bevor er in
den Neunzigerjahren die ersten Erfolge als
Künstler feierte. Heute ist er ein Star. Der
für den Oscar nominierte Dokumentarfilm
«Waste Land» (2010) liess seinen Marktwert rasant in die Höhe schnellen.
Doch obwohl sich seine Werke für mehrere hunderttausend Dollar pro Stück verkaufen, hat er nicht vergessen, woher er
kommt. Während der dreijährigen Arbeit
zu diesem Filmprojekt porträtierte Mu-
Courtesy Galerie Xippas
ndrea Mastrovito hat in seiner rund
zehnjährigen Karriere schon in Mailand, Brüssel, Genf, New York und Paris
ausgestellt und sogar den Modeolymp auf
sich aufmerksam gemacht. Dior beauftragte ihn mit der Dekoration des Geschäfts
Dior Homme an der Pariser Rue Royale, das er mit schwarzen Schmetterlingen
füllte. Auch an der Kampagne des jüngsten Parfüms Miss Dior hatte er seine Finger im Spiel.
Mit seinen Zeichnungen baut Mastrovito eine Parallelwelt, einen imaginären Garten Eden. Er schafft einen Ort, der von Unsicherheiten, Fantasien und Obsessionen
belebt wird. In dieser üppigen Vegetation
erscheinen der Reihe nach Engel, Superman, Tiger, Kinder, Fledermäuse, verführerische Frauen und der Künstler selbst. Eine
seiner jüngsten Serien widmet sich Märtyrerszenen, die vom «Evangelium nach Jesus Christus» des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers 1998 José Saramago
inspiriert sind.
Der atheistische Autor übernimmt in seiner neu geschriebenen und überarbeiteten Geschichte nur ein einziges realitätsgetreues Element, nämlich eine vierseitige
Märtyrerliste. Im Bewusstsein, was die religiöse Ikonografie für die Kunstgeschich-
Courtesy Thomas Hirschhorn Paris & Galerie Susanna Kulli Zürich
A
THOMAS HIRSCHHORN, LOBLIED AUF DAS PREKÄRE
niz die armen Leute, die in Rio de Janeiro auf einer der grössten Müllhalden der
Welt Abfall sammeln und sortieren. Dazu
verwendete er Abfall, was sonst. Mit seinen vergänglichen Werken ergründet der
Künstler die Wesensart der bildlichen Darstellung. Indem er bekannte Meistwerke
mit Papierkonfetti nachbildet, will er uns
klarmachen, dass unser kollektives Gedächtnis diese Klassiker wiederkäut. Wir
haben die Bilder immer und immer wieder gesehen, bis zum Exzess, und uns ihrer Macht als Mass aller Dinge gefügt. Die
Déjà-vus hinterfragen unser visuelles Gedächtnis und erweisen sich als etwas ganz
anderes als das, wofür sie wahrgenommen
werden, nämlich als ein augenzwinkernder Verweis auf die Pop Art, der Muniz mit
einem Warhol-Porträt aus Schokolade seine Ehre erweist. |
Galerie Xippas, rue des Sablons 6,
1205 Genf, 022 321 9414, www.xippas.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 87
A U TO | par Cristina d’Agostino
Fotos: Sylvie Roche
Text: Francesca Serra
Defilee Zahia
Backstage
DAS EX-CALLGIRL UND MEDIENPHÄNOMEN LANCIERT
SEINE EIGENE LINGERIE-LINIE. UNSERE FOTOGRAFIN
BEOBACHTETE AN DER FASHION WEEK IN PARIS HINTER
DEN KULISSEN DAS DEFILEE, DAS ZUM HYPE WURDE.
88 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 89
A U TO | par Cristina d’Agostino
| D R E S S CO D E | von Francesca Serra - Illustration: Nicolas Zentner
HYMNE AN DEN
FRÜHLING
D
ie mediale Präsenz von Zahia ist
laut und voller Überraschungen.
Nach dem Sexskandal mit Spielern der
französischen Fussballnationalmannschaft steigt die junge Frau die Erfolgsleiter weiter hoch. Die Modemuse
posierte als Brigitte Bardot auf dem Titelbild von «W Magazine» und als Marilyn für «Vanity Fair». Die Filmmuse sah
man in der Rolle der Mensch-Maschine
in einem Kurzfilm des britischen Fotografen und Realisators Greg Williams.
Für die Fotografen Pierre & Gilles, die
für ihre biblischen Aufnahmen schon
mit Madonna und Kylie Minogue gearbeitet hatten, spielte sie die Eva.
Aber es ist Karl Lagerfeld, der ihr
schliesslich die Tore zur Fashion Week öffnete, wo sie mit ihrer Lingerie-Kollektion
debütierte. Und es war Lagerfeld, der das
Lookbook während der Modenschau im Palais de Chaillot machte. Das Fachpublikum
schwankte wischen Neugier und Bewunderung. Bodys, Bändchen, Federn und Pailletten – Sinnlichkeit im Zeichen der Frühlingsgefühle. Die zarten, duftigen, blumigen
Dessous wurden von den besten Miedermacherinnen und Stickern angefertigt.
UNGEZWUNGENHEIT IST DIE DEVISE DIESES
MÄNNERMODEFRÜHLINGS. ZUR AUFFRISCHUNG
IHRER GARDEROBE REICHEN EINIGE BASICS
UND EIN PAAR TRICKS.
01
KNÖCHELFREI
Zeigen Sie nicht Bizepse, sondern Knöchel. Umgeschlagene Hosen sind das unverkennbare Merkmal des seit Jahren unverändert aktuellen Preppy-Trends. Der Ausdruck leitet sich von den
vornehmen Preparatory Schools in den USA ab, die von Kindern
wohlhabender Eltern besucht werden. Zuerst gab es vor allem
kombinierbare Einzelstücke und Fliegen, jetzt aber haben sich
bekannte Designer für den lässigen Stil der hypen New Yorker
Jugend entschieden und auf allen Laufstegen Knöchel gezeigt.
Sie brauchen aber keine neue Hose zu kaufen, krempeln Sie einfach Ihre Jeans, gerade oder breite Hosen zum coolen DandyLook hoch. Wenn Sie Ihre Waden lieber nicht herzeigen möchten, leisten Sie sich als Blickfang ein Paar Bottinen.
02
GUTER EINDRUCK
Im allgemeinen Modebewusstsein war Versace das
erste Haus, das die Herren in bedruckte Stoffe kleidete. Heute bedienen sich
auch andere Couturiers dieser Motive. Goldene Schnörkeleien sind aber out, exotische und psychedelische
Motive dafür in. Ein Sweater
reicht völlig, um Ihrer Garderobe einen schicken Stil
zu verleihen. Zwischen dem
Amazonas-Muster von Givenchy und der Liberty-Nostalgie von Kenzo gönnt sich
Mann seinen individuellen
Schuss Extravaganz.
90 | Finanz und Wirtschaft LU X E
LU X E | 91
| D R E S S CO D E |
03
06
KARIERT
Karomuster sind im Trend. Es
irrt, wer glaubt, dass das Holzfällerhemd in den winterlichen
Kleiderschrank gehört. Diesen
Sommer empfiehlt Gucci weissschwarz karierte Anzüge, Louis Vuitton lässt Elektroblau auf
knalliges Rot prallen. Weshalb Sie
sich für den Karolook entscheiden
sollten? Weil Karos jedem Outfit
einen jugendlichen Pep verleihen.
Deshalb!
04
SCHICHTENLOOK
K
Wer die Codes des klassischen
hen
Stils umgehen will, kann di
dies
tun, ohne Risiko und ohne grössere Einkäufe machen zu müssen. Ein bisschen Fantasie genügt
für den trendigen Auftritt. Haben Sie schon daran gedacht, das
Hemd über dem Poloshirt zu tragen? Gant kombiniert die beiden
Kleidungsstücke zu einem elegant
lockeren Ensemble. Calvin Klein
trägt mehrere Muscle Shirts übereinander und beweist, dass man
nicht unbedingt ein Muskelpaket sein muss, um sich in diesem
sportlichen Teil sehen zu lassen.
BLOUSON
Ob Rocker im schwarzen Leder,
Spo
Sportler im feinen synthetischen
Gew
Gewebe oder klassisch in Wildleder
– wic
wichtig ist, dass der Blouson perfekt
taillie
tailliert und bequem ist. Er ist das ItWear die
dieses Frühlings, das unverzichtbare Teil, vo
von dem man sich nie trennt, denn
er kombin
kombiniert Eleganz und Nonchalance.
Zu simpe
simpel? Aber nein, für Unbekümmerte, die auf James Dean machen, just perfect.
Etwa mit d
dem stark strukturierten Blouson
aus der Bal
Balmain-Kollektion oder der LederDenim-Jac
Denim-Jacke von Bottega Veneta.
07
LOAFERS
LOA
Selbst grosse Klassiker wie Mokassins geben sich frühlingsh
f locker.
l k Damit
D i Loafer
L f weniger altmodisch wirken, komhaft
men sie jetzt in verschiedenen Farben und Materialien daher. So wirken sie nicht mehr so streng, behalten aber ihre
aristokratische Aura. Wir lieben die Lacklederversion von
Prada, staunen aber immer noch über die dicken Sohlen, die
an den letzten Shows gezeigt wurden. Möglicherweise brauchen wir noch ein paar Saisons, um uns an den neuen Trend
zu gewöhnen. Noch fühlen wir uns eher an orthopädische
Schuhe erinnert. Deshalb: Mode schlägt vor; was Mode ist,
entscheiden wir.
08
ROM
MONOCHROM
Haben Sie eine Lieblingsfarbe?
ingsfarbe?
otal Look!
Dann wagen Sie den Total
Die erste Hommage an den Frühbe, das ist
ling geschieht via Farbe,
sonnenklar. Kleiden Siee sich von
hrom, und
Kopf bis Fuss monochrom,
oberto CaSie sind im Trend. Roberto
nz in Gelb,
valli hüllt den Mann ganz
chrot. Ist
Elektroblau und Kirschrot.
mehr Diskretion angesagt, empfehlen sich Töne zwischen Hellblau und Grau, die ein guter und
tragbarer Kompromiss sind, bevor
das Thermometer steigt und Sie
sich ganz in Weiss präsentieren.
09
10
FOULARD, NOCH UND NÖCHER!
05
WEISSES HEMD ABSOLUT
Das weisse Hemd ist ein Klassiker, der aus bester Baumwolle perfekt geschnitten sein muss. Tailliert, keine abfallenden Schultern,
ohne zu viel Volumen im Brustbereich und unter den Achseln.
Testen Sie, ob Ihr Hemd wirklich passt: Ist auf Brusthöhe zwischen den Knöpfen Haut zu sehen, tragen Sie die falsche Grösse. Heben Sie die Arme: Bleibt das Hemd in der Hose, stimmt die
Länge. Machen Sie eine Qualitätskontrolle: Die Nähte müssen
diskret und fein sein. Um zu wissen, ob sie wirklich perfekt sind,
zählen Sie die Anzahl Stiche der Naht. Je mehr, desto besser, ein
Zentimeter sollte mindestens acht Stiche aufweisen.
92 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Das Foulard fasst Fuss. Es
besteht der berechtigte Verdacht, dass es die Krawatte
ins Abseits drängen will. Zu
sehen war das Tuch zurückhaltend und schmal wie
eine Krawatte gebunden
auf gleichfarbigem Hemd.
Am jüngsten Arnys-Defilee
ersetzte es gar den Gürtel,
lag diskret um den Oberkörper gegürtet oder voluminös am Hals, wie etwa
der schottische Plaid von
Luis Vuitton.
BLAU IST KÖNIG
Die Magie der blauen Farbe liegt
gant
darin, dass sie uns ebenso elegant
aussehen lässt wie Schwarz, aber
für sommerliche Frische sorgt. Inmeldigo, Nachtblau, aber auch Himmelross.
blau und Fluo – die Palette ist gross.
bton,
Sie finden bestimmt den Farbton,
wingt
der Sie frühlingshaft und beschwingt
o akaussehen lässt. Die Farbe ist umso
tueller, als herkömmliche Regeln,, die
die Kombination von Marineblau und
nheit
Schwarz verbieten, Vergangenheit
sind. Die Mode hat das Recht auff Widersprüchlichkeit und darf sich wie
en. |
eine kapriziöse Kaiserin benehmen.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 93
| ZU BESUCH | von Francesca Serra - Fotos: Matthieu Gafsou
Willkommen bei
Sam Stourdzé
FÜR DEN JUNGEN DIREKTOR DES MUSÉE DE L’ELYSÉE IN LAUSANNE SIND
DESIGN UND FOTOGRAFIE LEBENDIGE GESCHICHTE. EINE EWIG JUNGE
MATERIE, BESEELT VOM GENIE UND VON DER EPOCHE DES KÜNSTLERS.
S
am Stourdzé heisst uns in seiner nur
wenige Minuten vom Lausanner
Stadtzentrum entfernten Wohnung willkommen, wo er den Kaffee in kanariengelben Tässchen serviert. Durch den langen Korridor mit dem mit geometrischen
Motiven verzierten Fussboden gelangen
wir in den Wohnraum. Das Appartement
besitzt einen diskreten, authentischen
Charme und kommt ohne dominierende
Kunstwerke und Objekte aus. Hier lebt er
mit seiner Lebensgefährtin und der zehnjährigen Tochter.
«Wir haben uns für die Wohnung entschieden», beschreibt Sam Stourdzé seine
Art der Wohnungssuche, «ohne sie vorher besichtigt zu haben, denn ich wusste
genau, in welchem Quartier ich wohnen
wollte. Auf einer Karte hatte ich gar den
präzisen Umkreis eingezeichnet, von der
Place de l’Ours, Florimont bis Montchoisi.
Man hatte mir zwar gesagt, der Charme
der Stadt bestehe gerade darin, auf dem
Land zu leben. Aber dafür war ich noch
nicht bereit. Ich bin ein urbaner Mensch
und liebe es, in Stadtzentren zu leben.» Es
ist die Stadt, der Mix der Menschen, die
Geräusche, die den genauen Beobachter
und Hinseher inspirieren.
DIE SPRACHE DER BILDER
Seit Mai 2010 sorgt der 38-jährige Pariser
für die Ausstrahlung des Musée de l’Elysée,
das er in der Zwischenzeit mit einer CaféBuchhandlung und dem alle sechs Monate
erscheinenden Magazin «Else» bereichert
hat. Sein Ausstellungsprogramm mit unterhaltsamen, fragenden und unbequemen
Bildern spricht ein kriSam Stourdzé in
tisches, neugieriges Puseinem Wohnblikum an. Für Aufsehen
zimmer vor der
sorgten die Palästina-FoFotosammlung
tos der Künstlerin Laris«Mond».
94 | Bilan LU X E
sa Sansour, die von der Shortlist für den Lacoste-Elysée-Preis ausgeschlossen wurde,
da der Sponsor die Aufnahmen als zu politisch einstufte.
Der Direktor stand vor dem Dilemma,
den Preis abzusagen, sich gleichzeitig aber
für den Erhalt der künstlerischen Freiheit
einzusetzen. Während die Polemik von den
Medien nach wie vor thematisiert wird, beschäftigt ihn vor allem die Tatsache, dass
acht für den Preis nominierte, vielversprechende Künstler die eigentlichen Verlierer
sind. «Unsere Aufgabe ist es nun, sie zu unterstützen und eine Lösung zu finden, damit sie ihre Arbeiten ausstellen können.»
Bevor wir den Salon betreten, fällt unser Blick auf ein seltsames Triptychon.
Drei alte Fotos, deren Sujets den Betrachter sehr streng anblicken. Wir entdecken
Grossmutter Stourdzé, ein grossartiges Porträt von der cinematografischen Ästhetik
des legendären französischen Studios Harcourt. Weiter die Aufnahme einer sitzenden Frau, einer verblassenden Nonnenfigur, und schliesslich Baudelaires Porträt
von Etienne Carjat, das Stourdzé an einem
Wochenende bei einem Altpapierhändler eineinhalb Stunden von Paris entfernt
entdeckt hatte, wegen des gelben Farbtons
aber nicht kaufte. «Zurück in Paris, ging mir
das Foto nicht aus dem Sinn. Am nächsten
Tag fuhr ich wieder hin und holte mir die
Aufnahme. Man kann alle Regeln über die
Qualität von Kunstwerken aufstellen, aber
wenn man sich in etwas verliebt, darf man
nicht zögern.»
Trotz dieser Episode bezeichnet sich
Stourdzé nicht als Sammler, den ihm fehlen
Jagdgeist und Suchdrang. «Ich bin kein Fanatiker, aber es gibt Aufnahmen, in die ich
mich verliebte und die ich kaufen konnte. Sie repräsentieren starke Momente.» So
geht es ihm weniger um Besitz als um den
Anfang einer Geschichte. Wie etwa das Ensemble von Schwarzweissaufnahmen von
Mond und Planeten, die im Wohnzimmer
hängen. Er begann sie zu sammeln, als er in
einer kleinen, runden Wohnung im 11. Arrondissement in Paris wohnte.
Diese architektonische Besonderheit
amüsierte ihn und inspirierte ihn, Fotos
von den runden Gestirnen zusammenzusuchen. So entstand eine kleine Kollektion, die ihm viel bedeutet. «Weil sie eine
Mischung ist von wissenschaftlichem, dokumentarischem Ansatz und Poesie.» Die
Sammlung enthält auch Humoristisches,
wie etwa das Foto eines mit Stiefel und
Helm bekleideten Kanonenmannes beim
Abschuss. Diese Affinität zu Umwegen
und Diskrepanzen konnte das Publikum
diesen Winter in der verblüffenden Ausstellung «Kultur und Gegenkultur in der
Schweizer Fotografie» entdecken.
IKONEN MIT GEBRAUCHSWERT
Im Wohnzimmer ist der gemütliche Mix
von Schlichtheit und Fröhlichkeit besonders gut spürbar. Das skandinavische Sofa
aus dem Jahr 1957 ist zwar nicht riesig, aber
mit dem leuchtenden Rosa ein Blickfang,
der mit dem soliden schwarzen Fauteuil
von Pierre Paulin ebenso kontrastiert wie
mit dem gelben, gerillten Dax Chair von Eames in der Original-Fiberglas-Version. «Ich
liebe diese Möbel, sie behalten ihren Verwendungswert, man benutzt sie, sitzt darauf, im Gegensatz zu musealen Dingen,
die wie Mumien unter einer Glocke aufbewahrt werden. Ich ziehe die originalen Materialien den Neueditionen vor, denn sie erzählen Geschichten und setzen Patina an.
Ich bin auf der Suche nach Dingen, die das
20. Jahrhundert geprägt haben, Fotos, Filme, Möbel.»
Diese ikonischen sind auch funktionale Werte und prägen die im 1960er und
1970er Stil eingerichteten schlichten Räume, offensichtlich die Lieblingsepochen des
Hausherrn. Im Esszimmer stehen um den
mit einem Vintage-Tuch bedeckten Tisch
Arne-Jacobsen-Stapelstühle, im SchlafzimFinanz und Wirtschaft LU X E | 95
| GASTRO | von Fabrice Delaye
| ZU BESUCH |
Das Kochbuch
mer dient der Trolley Robot von Joe Colombo aus dem Jahr 1969 als Nachttisch.
Der 1971 im Alter von 41 Jahren verstorbene Designer hatte in seiner zwölfjährigen
Aktivität Designgeschichte geschrieben. Er tüftelte
Blick ins
und entwickelte modulaWohnzimmer,
re Formen, die schliesslich
zum berühmten Tube Amseisenstühle
von Jacobsen.
chair führten. Der weisse
Buddha-Kopf
Trolley ist erst seit kurzem
aus KambodTeil der Wohnung. Sam scha und Bilder
liebt Kunststoffmöbel aus aus Indonesien.
den Siebzigerjahren. «Der
Kunststoff trägt die Bezeichnung ABS. Designer, ständig auf der
Suche nach Materialien, die sie domestizieren wollen, sind zwanzig Jahre nach der
Glasfaser beim Plastik angelangt.»
Intellektueller Hunger und pickelharte Entschlossenheit sind typisch für Sam
Stourdzé. Schon bald nachdem ihn der Fotografievirus erfasst hatte, wurde er unabhängiger Ausstellungskommissar. Ausschlaggebend war der Fotoband «Die
Amerikaner» von Robert Frank, der dem
Zwanzigjährigen während seines Sprachaufenthalts in Kalifornien in die Hände fiel.
Die Schwarzweissaufnahmen des grossen
NATHAN MYHRVOLD, MATHEMATIKER UND PHYSIKER, WAR
ÜBER ZEHN JAHRE LEITER DER
TECHNISCHEN FORSCHUNG VON
MICROSOFT. DANN SETZTE ER SICH
IN DEN KOPF, DAS KOCHBUCH NEU
ZU ERFINDEN. WISSENSCHAFT IM
DIENSTE DER KOCHKUNST.
Fotografen Schweizer Herkunft waren ein
Schock, eine Offenbarung. «Ich kam zur Fotografie, wie man zur Religion kommt.» Die
Begegnung mit der amerikanischen Fotografie war denn auch der Anfang seiner Tätigkeit als Kurator und einer intensiven Reiseaktivität zwischen dem Alten und dem
Neuen Kontinent, als er begann, amerikanische Werke in Europa auszustellen.
FREI IM DENKEN
Heute ist Sam Stourdzé ein hundertprozentiger Lausanner. Er liebt seine neuen Gewohnheiten, schlendert durch sein Quartier, trinkt einen Espresso, zum Beispiel im
Café Saint-Pierre. Oft geht er am Wochenende in sein Museum, um inkognito die Reaktionen der Besucher aufzunehmen und
so sicher zu sein, dass im Laufe der Ausstellungen eine Beziehung zwischen Publikum
und dem Geist des Museums entsteht. «Ich
möchte, dass man ins Musée de l’Elysée
ohne Vorwissen geht, einfach weil man der
Erfahrung des Museums vertraut. Etwa wie
wenn man ein Buch wählt, weil man dem
Herausgeber vertraut.»
96 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Neben der Arbeit liebt er vor allem
die Reisen nach Asien. Im Wohnzimmer
steht eine heiter lächelnde Statue. Die
Reproduktion des Originals im Nationalmuseum von Phnom Penh stellt den
kambodschanischen Monarchen Jayavarman VII. als Buddha dar. Die Berührung des Werkes ist gewünscht, «denn
das Fett auf den Fingern wird der Statue
im Laufe der Jahre Patina verleihen».
Für einen fröhlichen Touch in der Küche sorgen farbige, kontraststarke Bilder unter Glas aus Bali.
Von seinen Reisen bringt er gerne
Foulards zurück, von denen er inzwischen eine Menge gesammelt hat. Abgesehen von Foulards und Büchern zwingt
sich Sam Stourdzé zu sammlerischer
Bescheidenheit. «Ginge es nach mir,
würde ich viele Dinge sammeln. Aber
meine Partnerin ist das Gegenteil von
mir und wirft Überflüssiges am liebsten
weg. Und das ist auch besser so.» Keine
Anhäufung von Dingen, kein Gedränge,
nur gerade das Essenzielle, um den Kopf
frei zu halten. |
INNOVATION - CRYOFRITURE
«The Modernist Cuisine» ist das Werk
eines Forscherteams und einer Redaktion
von 44 Autoren, Grafikern und Fotografen.
Sechs Bände, 1,1 Millionen Wörter, 3500
Fotos auf 2440 Seiten – mehr als einfaches
Kochbuch. Während Band 6 genau 1522
Rezepte umfasst, enthalten Band 1 bis 5 das
Konzentrat an Wissen über Nahrungsmittel und deren Herkunft, Zubereitung, Informationen über Utensilien für die klassische und avangardistische Küche, wo
Steaks in flüssigem Stickstoff baden oder
Gemüse vakuumverpackt bei tiefen Temperaturen 72 Stunden lang gart.
ERFINDER - MICROSOFT
Nathan Myhrvold ist Doktor der Mathematik und der theoretischen Physik (sein Lehrer war Stephen Hawking),
passionierter Fossilien-Sucher und dazu
Milliardär und ehemaliger CEO von Microsoft. 2000 gründet er das Unternehmen Intellectual Ventures mit dem Ziel
Kreativität zu finanzieren, heute zählt
dieses zu den fünf grössten Patentinhabern der USA. Frustriert, weil er über ein
bestimmtes Kochgerät keine Informationen finden kann, beschliesst der Hobbykoch und Absolvent der Kochschule La
Varenne eine Enzyklopädie der Küche
des 21. Jahrhunderts zu schreiben.
POLEMIK - MOLEKULAR
Bei Produktionskosten von mehreren
Millionen reicht der Verkaufspreis von
399 € kaum, den «The Modernist Cuisine» zum rentablen Projekt zu machen,
selbst wenn sich Kochfans um das vom
Verlag Taschen editierte Kompendium
reissen. Allerdings monieren Kritiker,
dass das Werk der Molekularküche zu
viel Platz einräumt.
Die Kochmannschaft (von links): Ferran Adrià,
Chris Young, Maxime Bilet, Nathan Myhrvold
zu kommen. In dieser Zeit erhalten sie
regelmässig Besuch von 72 berühmten
Küchenchefs aus aller Welt.
FORSCHUNG - MASTER CHEF
Wie reagieren Pflanzenfasern und
tierische Proteine auf Wärme? Warum
wird die Hitze nicht reduziert, wenn
der Grillrost höher gesetzt wird? In
Tausenden Experimenten finden die
Chemiker und Physiker wissenschaftliche Antworten auf diese Fragen, Ingenieure testen neue Verfahren wie etwa die
Aufhellung eines Fruchtsafts mit einer
Zentrifuge oder die Extraktion von Aromen mit einer Kaffeemaschine. |
LABOR - FAT DUCK
Um das Gelingen seines Werks zu gewährleisten, sichert sich Myhrvold die
Mitarbeit von Chris Young und Maxime Bilet, beides Köche, die ihre Ausbildung im Dreisternerestaurant Fat Duck
im englischen Berkshire absolviert hatten. In Seattle bauen sie einen ehemaligen Showroom in ein 1500 Quadratmeter grosses Laboratorium um, das
sie mit Küchenutensilien und -apparaturen, aber auch mit Geräten füllen,
die man normalerweise in Biolabors
und Ateliers von Nahrungsmittelfabriken findet. Während vier Jahren werden hier 18 Forscher am Werk sein und
versuchen chemischen und physischen
Geheimnisse des Kochens auf die Spur
Finanz und Wirtschaft LU X E | 97
| G E N U S S | von Cristina d’Agostino
Viele
AM BAHNHOF AUF DIE SCHNELLE,
KNIEND AUF DEM TATAMI ODER IM
GASTROTEMPEL – TEE WIRD AUF
VERSCHIEDENE ARTEN GENOSSEN.
A
uch der Tee zelebriert seine Tea-Party. Heftiger Widerstand regt sich gegen Sir Lipton im Beutel und Schwarztees in Pulverform. Der Protest begann
schon vor zehn Jahren, als der Grüntee
aufkam. Das Gebräu, in Europa häufig mit
High Tea und der kolonialen Vergangenheit der Engländer in Zusammenhang gebracht, ist tatsächlich eines der ältesten
Getränke der Welt, das man auf 1001 verschiedene Arten geniesst. Ob weiss, gelb,
grün, schwarz, brauner Oolong oder Puerh – alle Sorten entstammen der gleichen
Pflanze, der Camellia Sinensis, werden in
vielen Ländern produziert und auf ebenso
viele Arten konsumiert.
Weltweit grösster Produzent ist China
(27%) vor Indien (24%), Sri Lanka (9%)
und Kenya (9%). Insgesamt werden jährlich 3,6 Millionen Tonnen Tee hergestellt.
Interessant ist, dass die Produzentenländer gleichzeitig auch die grössten Konsumenten sind. Die zunehmende weltweite Nachfrage wirkt sich auf die Preise
aus. Nur noch selten wird ein Kilogramm
unter drei Dollar gehandelt. Tee ist und
bleibt ein teures Produkt. Die Nachfrage boomt auch in der Schweiz. Degustations- und Verkaufsboutiquen florieren,
die Take-away-Marke Tekoe hat grosse
Expansionsprojekte in petto Nestlé lanciert den Tee in Kapseln Special-T, und
gastronomische Restaurants kreieren Menüs rund um den Tee.
UNI DER INFUSIONS-WISSENSCHAFT
In Bern in der Nähe des Universitätsquartiers befindet sich das beste Teegeschäft der Schweiz. Bei LängGassTee kul98 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Tees
viele
schöne
tivieren seit bald 30 Jahren Katrin und
Gerhard Lange und deren Sohn die Kunst
des Tees. «Es ist keineswegs ein Sakrileg,
wenn man den Tee mit viel Milch trinkt.
In erster Linie geht es um das Vergnügen»,
beruhigt die Hausherrin.
LängGassTee umfasst zwei Geschäfte,
einen Degustationssalon und zwei Säle,
wo unter der Ägide der einzigen in Europa tätigen Teemeisterin chinesische
und japanische Teezeremonien durchgeführt werden. Mit phänomenalem Erfolg.
Für 2015 steht ein Grossprojekt auf dem
Programm, nämlich die Eröffnung einer
Teeschule, angesichts der ständig wachsenden Nachfrage nach Kursen fast ein
Muss. Bei LängGassTee werden sämtliche Tees ausschliesslich aus den Knospen
und den beiden ersten Blättern der Pflanze gewonnen. Für den Preis bestimmend
sind Herkunft, die Art des Pflückens, der
Trocknung oder Fermentierung und der
Verarbeitung. «Bei uns variiert der Preis
zwischen zwei und 500 Fr. pro 100 g.
Je nach Tee und dessen Geschichte
kann er bis 130 000 Fr. betragen. Der mythischste Tee ist der Dà Hong Pao, der von
sechs, am Wuyi-Berg in der chinesischen
Provinz Fujian gedeihenden Teesträuchern stammt.» Zudem hat LängGassTee
eine erstklassige Teelinie im Beutel kreiert, die in Fünfsternehotels oder bei Globus erhältlich sind.
www.laenggasstee.ch
Im Genfer Bankenviertel befindet sich
der Teesalon Bonjour/Bonsoir, der exklusiv auf chinesischen Tee spezialisiert
ist. Die aus der Inneren Mongolei stammende Inhaberin hat nur eine Passion, sie
möchte die besten Tees anbieten, die sie
jeweils von ihren Chinareisen nach Hause
bringt. «Bei mir wählt man einen Tee wie
man anderswo einen grossen Wein ausfindig macht.» Etwa den Grüntee Kaihua
Longsding mit seinem Orchideenduft, den
fruchtigen Oolong Wudong Dan Cong, der
an Pfirsich und Litschis erinnert. Oder der
postfermentierte Pu-Erh, der wie Wein
zur Perfektion reift. Im Lokal findet man
ein riesiges Angebot an besten China-Tees.
Auch hat man hier Gelegenheit, einen Oolong nach Gong Fu Cha kennenlernen. So
heisst die auf die Ming-Ära zurückgehende Teezeremonie bei der durch verschiedene Aufgüsse sich die Vielfalt der Aromenpalette entfaltet.
www.bonjour-bonsoir.com
GRAND CRU IM TAKE-AWAY
Ein Tee-Millésime bevor’s auf den Zug
geht? Dieser Herausforderung stellten
sich Valérie Peyre und Pierre Mageta,
als sie 2004 im Bahnhof Lausanne eine
Mini-Teeboutique eröffneten. Heute ist
die Start-up mit den grünen Verpackungen ein KMU, erwirtschaftet mit rund
sechzig Mitarbeitenden, sieben Boutiquen und einem Franchising-Unternehmen in Mailand einen Umsatz von über
4,5 Mio. Fr. Die Philosophie: Ethische
Grundsätze, bester Tee im Offenverkauf
oder zum Mitnehmen, Entwicklung von
Eigenmischungen, perfekte Beratung
am Verkaufspunkt und Tee in Rekordzeit servieren.
Die nach wie vor passionierten
Teespezialisten haben grosse
Pläne. Pierre Maget:
«Als Erstes planen wir
2012 ein neues Atelier,
wo wir unser Angebot
an Gebäck auf Teebasis erweitern und verbessern wollen. 2013
werden zwei neue Boutiquen eröffnet, wovon
ein 55 m2 grosser Verkaufspunkt im Bahnhof Cornavin in Genf.
Zweite wichtige Exklusivität: Wir haben
mit der EPFL einen
Vertrag für eine 380m2
Im Bonjourgrosse Lounge im neuBonsoir in Genf
en Innovation Square
werdenTees nach
in der Nähe der Met- chinesischer Zeremonie zubereitet
ro abgeschlossen. Hier
und serviert.
werden 10 bis 15 Personen arbeiten.» Der initiative Patron könnte
sich durchaus vorstellen, das Ausland und,
warum nicht, das Teereich Ihrer Majestät
Königin Elisabeth II. zu erobern. Zumal
Tekoe ist bis jetzt konkurrenzlos.
www.tekoe.com
VIELFALT
Ob weiss, gelb, grün, brauner Oolong
oder Pu-Erh: alle Sorten stammen von
derselben Pflanze. Je nach Qualität und
Herkunft zahlen Liebhaber für 100 g Tee
bis zu 130 000 Fr.
TEKOE
Die Take-away-Teeboutique eröffnet an
der EPFL eine 380 m2 grosse Lounge.
Bonjour/Bonsoir
Die Besitzerin offeriert raffinierte Tees, die
sie jeweils auf Ihren Chinareisen entdeckt.
Auch die Schweizer Gastronomie setzt
auf Tee. Seit 2011 schlägt das Restaurant
Du Vieux-Manoir in Meyriez ein füngängiges Menü vor. Zu jedem Gang wird ein
von Chef Franz Faeh ausgewählter TeeGrand-Cru kredenzt. Nächste Degustation: 27. April 2012.
www.vieuxmanoir.ch
Finanz und Wirtschaft LU X E | 99
| S C H M U C K D E S I G N | von Konrad Koch – Fotos: Dominic Büttner
Goldener Käfig
A
uf der anderen Seite der Seebucht
von Luzern, dort, wo nicht die glamourösen Boutiquen der Juwelier und
Uhrenhändler und keine Fünfsternhotels
sind, wo sich auch kaum je eine Touristengruppe hin verirren wird, dort werden
Glanzstücke der Juwelierkunst geschaffen. In einem Gewerbebau, dem Hauptsitz der Uhren- und Schmuckgruppe
Bucherer, ist das hauseigene Atelier untergebracht. Über vierzig Fachkräfte fertigen vom Design über die Goldschmiedearbeiten, dem Edelsteineinfassen bis
zur Polissage Schmuckstücke der hauseigenen Kollektionen sowie Einzelstücke
nach Kundenwunsch.
Vierzig Karat schwer ist der zart
grün schimmernde Beryll, dessen Form
Goldschmied Heinz Kilchenmann ein
Geschmeide aus Weissgold anpasst.
Daumbeere gross und ohne von Auge erkennbare Einschlüsse, ist allein schon
der Steinwert des sich in der Entstehung begriffenen Cage-Anhängers über
20 000 Fr. In die Fassung aus Weissgold
sind die Löcher gebohrt, in die Diamanten im Brillantschliff gesetzt werden. Je
nach Grösse des Steins, der umschlossen
wird, können dies dutzende von Brillanten mit einem Total von bis zu sieben
Karat sein.
HOCHKARÄTIGE SCHÖNHEIT
Die erste Cage-Kollektion wurde 1999
entworfen. Am Anfang stand der Gedanke, erzählt Karl Corpataux, Direktor der
Juwelensparte von Bucherer, «Farbedelsteine, die von ihrer Grösse so einmalig
waren, dass man sie nicht spalten oder
100 | Finanz und Wirtschaft LU X E
CAGE –KÄFIG – NENNT SICH EINE AUSSERGEWÖHNLICHE
SCHMUCKLINIE AUS DEM ATELIER DES LUZERNER UHREN- UND
JUWELENHAUSES BUCHERER. FARBEDELSTEINE, FACETTIERT ODER
GESCHLIFFEN IN IHRER NATÜRLICHEN FUNDFORM, WERDEN ALS
ANHÄNGER ODER OHRSCHMUCK VON EINER MIT BRILLANTEN ODER
SAPHIREN BESETZTEN FASSUNG UMSCHLOSSEN.
schneiden sollte, in ein Schmuckstück
einzuarbeiten». Die Lösung war eine
spangenförmige Fassung, die die Kristalle aus den Familien der Berylle, Tansaniten, Rubelliten oder Tsavolithen, wie
ein Bogen umschliesst. Gehalten werden
die 10, 20 Gramm und schwereren Steine einzig durch die Spannung der Edelmetallfassung.
In der Cage-Kollektion findet eine stetige Weiterentwicklung statt. Diese zeigt
sich in der Wahl der Metalle für die Fassung und in der Form der Steine. Klassisch sind facettierte Schliffformen wie
Tropfen oder Princess. Grosse Farbedelsteine sind jedoch aufgrund ihrer Seltenheit einmalige Kostbarkeiten. Dem
wollten die Juweliere von Bucherer mit
einer besonderen Schliffform gerecht
werden. Sie haben sie gefunden.
Die Steine werden in ihrer Form,
wie sie in der Natur gefunden werden,
poliert. Während Facettensteine am
Schleiftisch bearbeitet werden, werden die Fantasieformen der Natur in
einem Trommelverfahren poliert. Dadurch werden die teils matten Rohsteine zu Glanzstücken mit schimmernder
Tiefe. Die Schmuckstücke daraus sind,
wie Karl Corpataux in aller Bescheidenheit sagen darf, «einmalig wie die Steine selbst».
ETHISCH KORREKT
Die Steine sind denn auch das limitierende Element. Ob Aquamarine in der
begehrten Santamaria-Qualität, Rubellite oder Diamanten: Grosse Edelsteine
sind äusserst selten. Oft müssen die Steine für ein gewünschtes Juwel über Jahre
einzeln zusammengekauft werden. Für
die Brillantring-Kollektion 1888, dem
Gründungsjahr des Hauses Bucherer,
dauerte es anderthalb Jahre, die für die
Lancierung vorgesehene Zahl von 80 Solitaires absoluter Qualität in Schliff, Farbe, Klarheit und Karat zu finden.
Um die eigenen Qualitätskriterien erfüllen zu können, arbeitet Bucherer mit
wenigen Händlern und Minenbetreibern
zusammen. Steine dürfen weder hitzebehandelt noch anders physikalisch in
ihrer Qualität manipuliert sein. Bucherer hat auch einen eigenen Ethikkodex
und verarbeitet nur Steine, die aus konfliktfreien Zonen stammen. Karl CorpaFinanz und Wirtschaft LU X E | 101
| SCHMUCKDESIGN |
| MAKING OF |
ROYAL OAK
Mittwoch, 1. Februar 2012
Impressionen vom Shooting im Studio
von Fotograf Marc Ninghetto in Genf.
Cage by Bucherer: Anhänger
mit Kette in Weissgold und mit
Diamanten, blauer Tansanit
(129.9 Karat), grüner Tsavolith
(109.8 Karat), roter Rubellit
(135.3 Karat), Fantasie-Schliff.
Preis: ab 68 000 bis 148 000 Fr.
taux ist sich der Problematik bewusst,
dass es über eine Handelskette von teils
bis zu vierzig Händlern äusserst schwierig ist nachzuweisen, aus welcher Miene
ein Stein stammt. «Erfüllt ein Geschäft
nicht unsere ethischen Richtlinien, sagen wir nein», erklärt Corpataux. Das
gilt besonders im Fall von Rubinen aus
Burma. Auch im Diamantenhandel wird
nach den Selbstregulierungsvorschriften des Kimberley-Prozesses geschäftet.
INSPIRATION AUS DER NATUR
Das Schmuckgeschäft ist ein hart umkämpfter Markt zwischen No Names und
Markenjuwelieren.
Markenreputation
kann nur durch Qualität erreicht werden.
Dafür steht Peter Rickli, Leiter der Produktion, mit seinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern ein. Die Prima Matria ihres
Könnens lagert hinter gesicherter Pforte
im Tresorraum: meterlange Stranggussrohre aus Gold, Platin, Bleche in jeder
Goldnuancierung von Gold, Farbedelsteine jeder Couleur und Diamanten, gross
wie Kieselsteine.
Ein Cage-Juwel entsteht aus der Kraft
des Steins und der Kreativität des Designs. Inspirieren lässt sich die Schmuckgestalterin Nina Kocher dabei von der Natur des Steins sowie von allgegenwärtiger
Formensprache aus Architektur bis Zeitungslayouts. Kein Fotograf darf in dieses
Labor der Kreativität. Doch ein schneller
Blick über Skizzen und Materialstudien
auf dem Pult und Fotos an den Wänden
lässt ahnen: Das Element Wasser wird
seine fliessende Kraft in einer kommenden Kollektion entfalten.
102 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Umgesetzt werden die Aquarellstudien
mit dreidimensionaler Computertechnik
in Werkpläne. Das Schmuckstück entsteht
aus der Zusammenarbeit mit Goldschmied
und Edelsteinfasser, müssen doch die
Machbarkeit der Form und die Funktion
sowie der Tragkomfort erfüllt sein.
In der Werkstatt der Goldschmiede
prallt dann uraltes Handwerk mit modernster Lasertechnik zusammen. Es
wird gehämmert, geschliffen, gesägt, und
fasser auf. Unter dem Binokular mit
zehnfacher Vergrösserung setzen Mauro Ugazio und seine Mitarbeiter die Diamanten oder Saphire. Mit Durchmessern von 0,9 bis 1,6 Millimeter ist das
eine taktile Feinarbeit mit Sticheln und
Rundfräsen, bis jeder Stein sitzt. Ehrgeiz des Fassers ist es, dass die Lichtbrechung der Steine wie in einer Linie
blitzt. Ist dem so, wird mit dosierten
Schlägen mit dem Fasserhammer das
– Aus der Kraft der Steine und der Kreativität
des Designs ensteht ein Schmuckstück. –
jedes Stäubchen Gold wird in einer Lederschürze aufgefangen. Anstelle des
Lötens mit offener Flamme wird jedoch
heute bei hitzeempfindlichen Steinen
mit Laserimpulsen geschweisst. Dadurch
werden Spannungssprünge und Farbveränderungen etwa an Beryllen vermieden.
Den Spannungsbogen nimmt im
nächsten Arbeitsschritt der Edelstein-
Sternenmeer fixiert. Die letzte Feinheit gibt jedem Schmuckstück Sandra
Eichenberger in der Polissage. Materialgespür, Druck und geübter Blick lassen zwischen ihren von Polierpasten
und Schleifstaub schwarzen Fingern die
Fassungen glitzern, wie einst die Steine
im Schürfschlamm, und es erstrahlt das
eine, wie das andere angefangen hat. |
| A U TO | von Cristina d’Agostino
Haute Couture
in Stahl
und Karbon
W
er Ikonen des Automobilbaus wie
Ferrari, Lamborghini, Bugatti, Aston
Martin oder Porsche übertreffen will, der
muss besessen sein und eine extrem ausgeprägte Liebe zum Detail besitzen. Ein bisschen Schizophrenie gehört auch dazu. Es
gibt sie aber tatsächlich, die Haute Couture
der Automobilbranche: Ihr liegt der Wille
zu handwerklicher Feinstarbeit und Fertigungsqualität zugrunde.
Wiesmann aus Deutschland und Koenigsegg aus Schweden treiben diese Philosophie der Einzelanfertigung jeder auf seine
eigene Art auf die Spitze. Das eine Unternehmen beruft sich dabei auf das gelobte
goldene Industriezeitalter, das andere auf
das Bewusstsein, dass in der Automobilindustrie eine Revolution im Gang ist. Die
klassischen Formen im Fifties-Stil eines
Wiesmann und die Concept-Car-Konturen des Koenigsegg verkörpern die beiden
Haupttrends der Automobilindustrie – der
eine als Symbol der boomenden Retrowelle, der andere als Konzentrat der neusten
technologischen Fortschritte.
EINE ITALIENISCHE EDELKAROSSE VOM THRON STOSSEN ODER AN
EINEM BRITEN VORBEIZIEHEN? UNMÖGLICH GEHÖRT NICHT ZUM
WORTSCHATZ DER AUTOBAUER WIESMANN UND KOENIGSEGG. DIE
BEIDEN MARKEN AUS DEM NORDEN HABEN IM KLEINEN KREIS DER
MYTHISCHEN SUPERCARS GESCHICHTE GESCHRIEBEN.
ROADSTER MIT RETRO-TOUCH
Wiesmann Roadster MF5
4,4-l-V8-Motor, 555 PS bei einer Nenndrehzahl von
5700 bis 6250 pro Minute. Höchstgeschwindigkeit
331 km/h, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in
3,9 Sekunden. Leistungsgewicht 2,5 kg/PS.
Preis: ab 195 000 Fr.
104 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Der Wiesmann-Roadster mit seinen
Pin-up-Kurven scheint einem zeitlosen
Comic über abenteuerhungrige Gentlemen
zu entstammen. Die Marke mit dem Gecko-Logo produziert die leistungsstärksten
Sportwagen im Luxussegment und zeichnet sich durch ihr hohes Mass an Individualität aus. Jeder Wiesmann ist ein Unikat
– vom Chassis bis zur Karosserie, von der
Elektronik bis zur Lederausstattung. Jedes noch so kleine Detail wird mit höchster Sorgfalt ausgearbeitet, die Sitzform dem
Körper des Fahrers angepasst und das Leder, die Nähte und der Stil des Armaturenbretts ganz nach den Vorstellungen der
Kunden gefertigt. Persönlicher Geschmack
gibt den Ton an. Und es funktioniert. Bis
heute wurden über 1300 Wiesmann zum
Stückpreis von 140 000 Fr. produziert.
Dabei ist die Erfolgsgeschichte vor
knapp 25 Jahren aus einer plötzlichen Anwandlung heraus entstanden. 1985 hatten
die Brüder Wiesmann nicht die geringste
Erfahrung im Fahrzeugbau und im Automobildesign, nur eine grenzenlose Leidenschaft für Vintage-Sportwagen und eine
klare Idee, wie sie ihres Frusts Herr werden könnten. Martin, der gelernte Ingenieur, und Friedhelm, der dipl. Kaufmann,
gaben sich vier Jahre, um ihren Traum zu
verwirklichen. Die ersten Modelle aus Ton
und Kitt entstanden in ihrem Keller.
1988 präsentierten die Brüder an der Essen Motor Show den ersten Prototyp und
fanden auch gleich einen Käufer. 1993
wurde das erste und einzige Exemplar
des Wiesmann Roadster ausgeliefert. Das
Abenteuer konnte beginnen. Um die nächsten Modelle entwickeln und finanzieren zu
können, bauten sie als zweites Standbein
eine Hardtop-Produktion auf, die ihnen bis
2004 das nötige Geld für die Fertigung von
Wiesmann-Sportwagen einbrachte.
Heute stützt die selbsternannte Marke
für Individualisten ihren Ruf auf ein klares Konzept: Sie baut unverwechselbare
Charakterboliden, die Ausdruck der Persönlichkeit des Fahrers sind. Jedes Modell
wird nach speziellem Kundenwunsch von
Hand in der «gläsernen» Manufaktur in
Dülmen (D) in kleinen Serien von höchstens 200 Exemplaren pro Jahr hergestellt.
Wiesmann-Kunden sind Ästheten mit Sinn
für technische Leistung im Dienst des puren Fahrspasses und nicht umgekehrt. Auf
die Führung durch die in Form eines Geckos gestaltete Manufaktur sollte man auf
keinen Fall verzichten.
Hinter den breiten Glasfenstern sind 110
Techniker damit beschäftigt, lautlos die
einzelnen Bestandteile eines Wiesmann,
Finanz und Wirtschaft LU X E | 105
BOUDOIR
| A U TO |
I N T E R V I E W | von Mary Vakaridis
der wie alle Modelle von einem BWMMotor angetrieben wird, herzustellen. Die
Konstruktion eines Wiesmann bedeutet
350 Stunden Handarbeit. Ein Kunde erzählt über Wiesmann-Produktion: «Ich
hatte das Glück, Anfang 2011 die Manufaktur Wiesmann in Dülmen besuchen zu
dürfen, und war erstaunt über die Struktur, die Technologie und die hohen Anforderungen an die Massanfertigung. Der Besitz eines Wiesmann ist in erster Linie ein
Akt der Rebellion, eine Kommunion mit
den Designern, die seit 27 Jahren die Wirtschaftsgesetze des Automobilmarktes herausfordern. Sie versammeln um sich einen
sehr kleinen Kundenkreis, dem es die Exklusivität und die Fertigungsqualität eines
Wiesmann ebenso angetan haben wie der
einzigartige Fahrspass und der kompromisslose Charakter des Wagens.
Einen Wiesmann zu steuern, ist mit
nichts vergleichbar, was ich bis heute erlebt habe. Er passt in keine
Schublade und vereint in
sich das Beste aus der deutschen, der italienischen und
der englischen Automobilkunst. Es stellt sich sowieso
jeder Käufer aus den verschiedenen Motoren, Chassis und Radaufhängungen seinen
eigenen Wiesmann zusammen, der einem
anderen Kunden vielleicht nicht gefällt.»
Wiesmann bereitet sich derweil auf ein
grosses Finale vor: Die Manufaktur ist zurzeit damit beschäftigt, die letzten Roadster MF3 (Zylinder-Reihenmotor mit einer
Nennleistung von 285 kW/343 PS) zu produzieren, auf denen die Marke seit achtzehn Jahren ihren Erfolg aufbaut. Sie werden in Zusammenarbeit mit dem deutschen
Designer Sieger gefertigt und werden alle
als absolute Einzelstücke die Strassen erobern. Mit den Roadstern MF3 zelebriert
Wiesmann Individualität in Vollendung.
BERNHARD
beschleunigte in unglaublichen 21,19 Sekunden von 0 auf 300 km/h und unterbot
den Bugatti Super Sport damit um mehrere
Hundertstel. Logisch, würde Christian von
Koenigsegg, der Gründer der gleichnamigen Marke, sagen.
Für den Mann aus Schweden, der fünf
Jahre davon geträumt hat, diese Bestmarke zu unterbieten, haben Kompromisse in
der Welt der Automobilherstellung nichts
zu suchen. Kein Detail und kein verzieren-
Die 1997 gegründete Manufaktur wurde
2003 nach einem Brand neu aufgebaut und
nimmt zwei Jagdflugzeughallen auf dem
noch immer betriebenen schwedischen
Flugplatz Ängelholm ein. Eine geradezu
zündende Idee, die es den Kunden erlaubt,
ihren Privatjet nur ein paar Schritte vom
Firmensitz entfernt abzustellen, und die
den neuen Boliden gleichzeitig eine der besten Versuchspisten bietet. Von der Formgebung der Karosserie und des Chassis aus
Karbon über das elektronische System bis hin zum
Motor und dem Interieur
braucht es sieben Schritte
für den Bau eines Koenigsegg. Insgesamt nimmt die
ausschliesslich handgefertigte Konstruktion vierzehn Wochen in Anspruch.
Christian von Koenigsegg war in der
Automobilbranche schon immer für sein
scharfes Qualitätsbewusstsein bekannt.
Er legte die Messlatte von Anfang an sehr
hoch. Vier Jahre nach der Unternehmensgründung präsentierte der damals knapp
26-Jährige den Prototyp Koenigsegg CC
an der Pariser Fahrzeugmesse. Weniger als
ein Jahr später (2002) wurde das erste Auto
ausgeliefert. Damit war ein Traum wahr geworden. 2005 stiess der Koenigsegg CCR
den McLaren F1 vom Thron. Mehrere Rekorde später wurde am Genfer Autosalon
der Koenigsegg Agera R vorgestellt. Er erreicht bei einer Beschleunigung von 0 auf
100 km/h in 2,9 Sekunden eine Höchstgeschwindigkeit von 440km/h (sie ist allerdings auf 375 km/h begrenzt) und bringt
bei einem Fliegengewicht von 1330 kg eine
Leistung von 1130 PS. Auf dem Armaturenbrett werden sogar die G angezeigt, mit denen der Fahrer in den Sitz gepresst wird.
Ein solches Luxus-Kraftpaket hat seinen
Preis. Mit über 1,4 Mio. Fr. ist der Koenigsegg Agera R einer der teuersten Supersportwagen auf dem Markt. Bislang sind
in der Koenigsegg-Werkstatt nur gut achtzig Autos entstanden, doch der Werkseigentümer, der vor kurzem damit liebäugelte, Saab zu retten, will 2012 die mythische
Grenze von hundert Supercars erreichen. |
– Der Agera R von Koenigsegg ist
offiziell das schnellste Auto der Welt. –
POWER NACH MASS
Am 2. September 2011 um 12.08 Uhr fiel
auf der Piste im schwedischen Ängelholm
ein neuer Rekord. Seither ist der Agera R
offiziell das schnellste Auto der Welt und
steht als solches auch im Guinness-Buch
der Rekorde. Der Supercar aus Koenigsegg
des Element darf die Struktur stören. Die
Grundwerte der Marke sind für Christian
von Koenigsegg: «Performance, Funktionalität, Aerodynamik und Sicherheit. Wenn
man einen Koenigsegg beobachtet, versteht man sofort, wozu die verschiedenen
Details dienen.» Diese mit der von Hermès
vergleichbare Luxusanschauung ist deshalb so erfolgreich, weil alle Berufsgattungen des Produktionsprozesses eingebunden werden.
Sogar die Motoren stellt die Marke mit
dem Wappenschild der Familie Koenigsegg
als Logo selbst her. «Mit dem Bau unserer
eigenen Motoren sorgen wir für eine extrem kompakte Kraftquelle. Wir erreichen
mehr PS-Stärken pro Hubraum und pro
Liter Benzin. Unser Verhältnis von Benzinverbrauch und Leistung ist unerreicht.
Das Interessante daran ist, dass der Benzinverbrauch mit jedem technischen Fortschritt drastisch gesenkt werden kann»,
beschreibt Konstrukteur von Koenigsesgg
seine Philosophie.
Agera R von Koenigsegg
5-l-V8-Motor, 1115 PS bei einer Nenndrehzahl von 6900 bis 7250 pro Minute. Theoretische Höchstgeschwindigkeit 440 km/h, auf
375 km/h begrenzt. Beschleunigung von 0
auf 100 km/h in 2,9 Sekunden. Leistungsgewicht 1,2 kg/PS. Preis: ab 1,4 Mio. Fr.
106 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Gademann
Ein gewisser Geist der Erziehung
I
n der exklusiven Welt der internationalen Privatschulen ist der Name Gademann untrennbar verbunden mit dem
idyllisch auf dem Hügel über der Stadt St.
Gallen gelegenen Institut auf dem Rosenberg. Die 1889 gegründete Schule wurde 1930 von Otto Gademann, Urgrossvater des heutigen Direktors, übernommen.
Bernhard Gademann, seit 2004 Mitglied
des Verwaltungsrates, trägt seit 2009,
nach dem unerwarteten, vorzeitigen Tod
seines Vaters, die Verantwortung für das
renommierte Institut. Mit seiner offenen
und liebenswürdigen Art entspricht der
32-Jährige keineswegs dem Bild eines gestrengen Internatsdirektors. Vor seinem
Eintritt ins Familienunternehmen sammelte er nach dem Abschluss der European Business School berufliche Erfahrungen in Genf, London und New York.
Besucher des Instituts auf dem Rosenberg wären nicht erstaunt, in den Gartenanlagen Harry Potter und seinen Freunden zu begegnen. Hier tragen die Jungen
Krawatte und Anzug, die Mädchen Blazer mit dem Schulemblem. Das akademische Programm setzt sich aus den Schulsystemen von sechs Nationen zusammen.
Die Kinder und Jugendlichen leben und
lernen in prachtvollen Gebäuden, wo es
noch Mobiliar mit über hundertjähriger
Patina zu bestaunen gibt. Die rund 260
Pensionäre nehmen die Mahlzeiten in einem hellen Speisesaal im reinsten Wiener
Jugendstil ein. Self Service gibt es nicht.
«Wir sind eines der letzten Internate, wo
die Schüler am Tisch bedient werden.»
Herr Gademann, woher kommen die Schüler des Instituts auf dem Rosenberg?
Unsere Schülerinnen und Schüler stammen aus rund vierzig Nationen. Schweizer, Deutsche, Italiener und andere Europäer machen ein Drittel aus. Mit 40%
die grösste Gruppe stellen Jugendliche
aus Russland und aus den Republiken der
ehemaligen UdSSR, und rund 30% sind
aus arabischen Ländern, dem Mittleren
Osten sowie aus Asien und Japan.
Weshalb wachsen diese Schüler in einem
Schweizer Internat auf?
Wegen der Sicherheit. Viele Schülerinnen und Schüler sind Kinder prominenter und vermögender Eltern, die immer
mit Entführungen rechnen müssen und
sich selber mit Leibwächtern umgeben.
Ihre Kinder müssten unter den gleichen
Einschränkungen aufwachsen. Bei uns
aber geniessen sie völlige Anonymität. Im
Weiteren gibt es auch praktische Gründe,
denn ihre Eltern sind vielfach Manager,
die ständig unterwegs sind. Unser Institut bietet ihren Kindern ein diskretes und
stabiles Umfeld.
Es dürften sicher schon viele Berühmtheiten ihre Schuljahre auf dem Rosenberg
verbracht haben …
… selbstverständlich, aber wir geben nie
Namen bekannt. Eine Ausnahme ist der
Nobelpreisträger 1995, Mario Molina, der
uns jedoch ausdrücklich dazu autorisiert
hat. Unsere Schule ist für ihre absolute Diskretion bekannt, ein für die Eltern
massgebendes Kriterium.
Wie viel kostet ein Schuljahr?
Das Schulgeld beträgt 75 000 Fr. pro Jahr.
Mit Extras wie Sport und Ausflüge erhöht
sich der Betrag auf 100 000 Fr.
Der Leitgedanke der Schule ist «Leben zu
lernen ist der Zweck aller Erziehung». Wie
vermitteln Sie dies Ihren Zöglingen?
Für uns ist die soziale Kompetenz unserer
Schülerinnen und Schüler ebenso wichtig
wie der akademische Parcours. Wir wollen ihnen Sinn für Verantwortung und Disziplin vermitteln, Werte wie Pünktlichkeit,
Höflichkeit und das Einfügen in die Gemeinschaft. Auch versuchen wir ihren unternehmerischen Geist zu fördern, denn die
meisten werden eines Tages als Führungspersonen Verantwortung übernehmen.
Eine Institutsregel verlangt, dass Jungen
und Mädchen mindestens einen Meter Abstand wahren müssen, damit sich Verliebte
nicht zu nahe kommen. Wie strikt ist die
Schulordnung?
Alkohol ist für die unter 18-Jährigen verboten. Die jüngsten Schüler dürfen den
Campus nur mit einer Begleitperson verlassen, die Älteren müssen sich vor dem
Weggehen abmelden und dürfen nur in
Gruppen weggehen. Interne Schüler haben keinen Abendausgang, aber das Institut organisiert dafür zahlreiche Freizeitaktivitäten. Das Betreuungspersonal kennt
den Stundenplan der Schüler und würde
eine Abwesenheit sofort bemerken. Lichterlöschen ist jeweils um 21.45 Uhr.
Selbst für 16-jährige Schüler und älter?
Selbstverständlich. Natürlich sind sie in einem Alter, wo sie lieber ausgehen und sich
amüsieren möchten. In den Ferien oder
mit ihrer Familie können sie tun und lassen, was sie wollen. Bei uns ist dies nicht
möglich. Was nicht zuletzt Grund für das
Vertrauen ist, das uns ihre Eltern schenken. Und da sie zu vernünftigen Zeiten ins
Bett gehen, sind sie schon frühmorgens fit
für die Wochenendausflüge (lacht).
Gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres ist
der Rosenbergball …
… und wie! Wir organisieren jedes Jahr
Ende November einen Galaabend für Eltern und Ehemalige. In einem mondänen
Ambiente bieten die Schülerinnen und
Schüler den Gästen eine Aufführung mit
Kostümen und Akrobatik, für die sie jeweils von Fachleuten trainiert werden.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 107
| BOUDOIR |
Sie kommen von einer Promotionstour in
China: Mit welchen Argumenten überzeugen Sie chinesische Eltern, ihre Kinder auf
den Rosenberg zu schicken?
In Instituten in Grossbritannien oder in
den USA stammen 70% der Schüler aus
diesen Ländern. Wir achten hingegen darauf, dass wir einen ausgewogenen Nationalitätenmix haben, ein für die Chinesen wichtiges Argument. Oft – und vor
allem in aufstrebenden Ländern – wissen die Eltern nicht, dass wir neben der
Schweizer Maturität auch internationale
Ausbildungsprogramme anbieten. In den
kommenden Jahren dürfte die Anzahl
der Schüler aus China mit der Zunahme
der vermögenden Bevölkerungsschichten
grösser werden.
BASELWORLD
THE WATCH AND JEWELLERY SHOW
MARCH 8–15, 2012
«In berühmten Familien
ist es nicht einfach,
als ‹Sohn oder Tochter
von› eine Persönlichkeit
zu entwickeln.»
Ihre Frau ist Polin. Wo haben Sie sich
kennengelernt?
Sie studierte ebenfalls am Institut Rosenberg (lacht)! Ursprünglich war ich mit ihrem Bruder befreundet, der die gleiche
Klasse besuchte wie ich.
Sie sind der Vertreter der vierten Generation Gademann. Werden Ihre Kinder in Ihre
Fussstapfen treten?
Mein Sohn ist knapp über ein Jahr alt, es
ist also noch zu früh, um darüber nachzudenken. Ich werde meinen Kindern jeden
Spielraum lassen, denn sie sollen ihre eigenen Berufswünsche realisieren.
Sie sitzen auf einem privilegierten
Observierungsposten. Wie hat sich die
Gesellschaft in den letzten zwanzig Jahren
verändert?
108 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Dominic Büttner
Haben auch Sie im Institut auf dem
Rosenberg studiert?
Ja. Wobei das Institut den Grundsatz hatte, dass der Sohn des Direktors wie alle
andern Schüler behandelt wurde und keinen Sonderstatus besass. Ein Biologieprofessor hat mich einmal zusammen mit Kameraden bei meinem Vater angeschwärzt.
Die Sanktionen für uns drei fielen mit Sicherheit härter aus, als sie bei anderen
Schülern der Fall gewesen wären.
Die Kinder werden heute stärker umsorgt als vor zwanzig Jahren. Das liegt
auch daran, dass viele Menschen erst
spät Eltern werden und weniger Kinder haben. Deshalb sind sie auch viel
aufmerksamer und verwöhnen ihren
Nachwuchs mehr. Anderseits sind ihre
Erwartungen auch viel grösser, was die
jungen Menschen unter Druck setzt.
In berühmten Familien ist es nicht einfach, als «Sohn oder Tochter von» aufzuwachsen und eine Persönlichkeit zu
entwickeln. Bei uns leben die Kinder
und Jugendlichen inkognito, sie werden
von Kameraden aus dem gleichem Milieu wegen ihrer selbst geschätzt. Eine
äusserst günstige Erfahrung für junge
Menschen kurz vor der Pubertät.
Was ist heute die grösste Herausforderung
in der Erziehung?
Zweifellos die Kommunikation und die
elektronischen Medien. Die Schüler dürfen ihre mobilen Geräte benutzen und
Mails senden, aber erst am Ende des Tages. Diese Weisung durchzusetzen ist eine
ständige Herausforderung. Wir wollen ihnen den Unterschied zwischen persönlichen Beziehungen und dem Austausch
via Internet klarmachen. Sie müssen realisieren, dass das, was sie in Facebook lesen, nicht die Realität ist. |
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