Bistumshaus St. Ludwig - Umbau / Nachnutzung Planungs

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Bistumshaus St. Ludwig - Umbau / Nachnutzung Planungs
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Bistumshaus St. Ludwig - Umbau / Nachnutzung
Planungs- und Investorenwettbewerb
Erläuterungstext Leitidee Das ehemalige Bistumshaus und seine Außenanlagen prägen maßgeblich den Charakter des Ortes. Dieses Ensemble zu stärken und das stadtbildprägende Erscheinungsbild zu erhalten ist der Ausgangspunkt des Entwurfs. Neue Bauteile sollen sich selbstverständlich einfügen und den Bestand harmonisch ergänzen. Die gewählten Nutzungen ermöglichen dies, sowie die zukunftsfähige Entwicklung der Anlage. Städtebauliche Einbindung Das Bistumshaus bildet gemeinsam mit der Seminarkirche St. Ludwig ein Ensemble aus, das im Stadtraum eine Sonderstellung einnimmt. Dieser solitäre Charakter kann durch den Rückbau des Gebäudeteils D gestärkt werden. Die momentan verwinkelte stadträumliche Situation wird dadurch geklärt. Es entsteht eine Aufweitung des Straßenraumes, die den ehemaligen Eingangsbau freistellt. Dieser erhält seine ursprüngliche Funktion zurück und bildet damit wieder den Kopf des Geländes aus und gibt dem Gebäude eine eindeutige Adresse an der Großen Greifengasse. Durch die Angleichung der Gebäudehöhen und der Geschossigkeit aller Gebäudeteile wird ein homogeneres und klar lesbares Erscheinungsbild erreicht und die Sonderstellung der Kirche herausgearbeitet. Südlich des ehemaligen Kreuzganges wird der Hof durch einen Neubau gefasst. Dieser versteht sich bewusst nicht als Pendant der Kirche sondern als kontinuierliche Weiterentwicklung des Bistumshauses, nimmt jedoch in der Gebäudetiefe und –länge Bezug zu Ihr auf und formuliert eine Eingangsgeste zum Innenhof hin. So wird eine Abstufung von öffentlichen zu privaten Räumen hin erreicht. Zur Johannesstraße hin wird die straßenbegleitende Bebauung mit einem klaren Baukörper, der sich in seiner Typologie an die Bebauung in der Umgebung anlehnt, fortgesetzt. In seiner Ausbildung formuliert er eine starke Ecke zur Großen Greifengasse und schließt damit den Stadtblock ab. Durch die Traufständigkeit stellt er die Sonderposition der giebelständigen Heilig Geistkirche und des Pfarrhauses in der Blockmitte frei. Der Bebauung folgend wird er auf Straßenniveau gesetzt. Hierzu wird das Mauerstück zur Johannesstraße hin zurückgebaut. Stattdessen wird das Plateau des Ensembles Bistumshaus durch eine Fuß‐ und Radwegverbindung in Verlängerung des Wormser Gässchens abgegrenzt. Dieses wird gegenüber dem bereits erhöhten Gartenniveau noch einmal abgesetzt. Umgang mit dem Bestand Vorrangiges Ziel des Entwurfes ist die Herausarbeitung und Bewahrung des besonderen Charakters des Bistumshauses und die Schaffung einer Architektur, die an die geschichtliche Entwicklung des Ortes anknüpft. Hierzu empfinden wir es als wichtig die stadtgestaltprägende Fassade zur Großen Greifengasse und Predigergasse und die des Eingangsbaus, der in direkter architekturgeschichtlicher Verbindung zu der Kirche St. Ludwig steht, zu erhalten. Durch diesen Erhalt wird gleichzeitig die charakteristische hohe Geschosshöhe der Bebauung, sowie Traufkante erhalten, an die mit Neubauten angeknüpft wird. Auch die Bestandsfirsthöhe wird aufgenommen. Das Ensemble nimmt durch seine erhöhte Position und die Einfriedung eine Sonderstellung ein. Dieses Merkmal wird beibehalten und auf die existierenden Keller bzw. die Gründung aufgebaut. Die bestehende Gebäudekubatur wird daher aufgenommen und auch die Kante zum ehemaligen Kreuzgang gehalten. An dessen ursprüngliche Position (unter der heutigen Bebauung) wird durch einen Säulengang erinnert, sein Motiv mit funktionalen Mitteln (Erschließung, Pergola, Aufenthaltsraum) übersetzt. In das Einzeldenkmal der Kirche St. Ludwig schlagen wir vor nur sehr behutsam insoweit einzugreifen, dass eine alternative Nutzung möglich wird. Innerhalb der Kirche könnte die bestehende Orgelempore um ein Joch erweitert werden um so einen temperierten Begegnungsraum auf dieser und einen geschützten Gastronomiebereich unter ihr zu schaffen ohne den Grundcharakter des Raumes zu beeinträchtigen. An die Idee der Lesbarkeit der Kirche vom Innenraum heraus als „dreischiffig“ in der historischen Weiterentwicklung wird mit dem Zwischenraum nach Norden hin angeknüpft. Dieser stellt vom Außenraum her eine gestalterische Fuge, die die Sonderstellung der Kirche herausarbeitet, dar. Das Seitenschiff könnte mit vertikalen Fensterformaten, die den Achsen der Kirche entsprechen geöffnet werden und durch eine Sandsteinrahmung gestalterisch eine bessere Einheit mit dem Hauptschiff der Kirche hergestellt werden. Fassade Entsprechend des ruhigen Gesamtausdrucks des Gebäudeensembles wurde für das Bistumshaus eine sehr klare Fassadensprache gewählt, die die erhaltenen Bestandsfassaden ergänzt und ein wertiges homogenes Gesamterscheinungsbild schafft. Sie ist dem ehemaligen kirchlichen Charakter als Bistumshaus angemessen, negiert jedoch nicht die neue Wohnnutzung. Den funktionalen Anforderungen an diese kann problemlos entsprochen werden, da entsprechend der ehemaligen Aufteilung Erschließungszonen zu den Bestandsfassaden hin angelagert werden. Großzügige Öffnungen der Privaträume werden in die neuen Fassaden integriert. Diese werden den unterschiedlichen Anforderungen entsprechend differenziert, jedoch soweit vereinheitlicht, dass besonders um Gemeinschaftsräume, wie den Innenhof eine einheitliche Gesamterscheinung erzielt wird. Die Fassaden um den Innenhof werden durch leicht auskragende Balkonböden zusätzlich reliefiert und durch Holzpaneele weiter gegliedert. So wird der Maßstab für das Wohnumfeld etwas heruntergebrochen ohne den strengen Rhythmus der Gesamtfassadensprache zu unterbrechen.Als Materialität wird ein leicht abgetönter weißer Putz gewählt, der an die Bestandsmaterialität anknüpft und je nach Anforderung durch ein weiteres Material ergänzt wird. (Holz im Innenhof und zu den Gärten, Beton im „Kreuzgang“) Der Säulengang auf der Kubatur des ehemaligen Kreuzganges wird durch die Materialität eines rot pigmentierten Sichtbetons besonders akzentuiert und stellt eine ästhetische Verknüpfung zur Kirche St. Ludwig und die Einbindung in das Farbspektrum der Umgebung (roter Sandstein) her. Die typische strenge und stark rhythmische Fassadensprache der Johannesstraße wird auch für die sie begleitende Bebauung an der Straßenseite gewählt. Ein etwas spielerischer Umgang mit der Fensterausbildung entspricht jedoch dem Charakter des Neubaus. Zu den Gärten hin öffnet sich das Gebäude mit großzügigen Loggien und Balkonen. Orientierung Der „Kreuzgang“ stellt in dem Kontext der Wohnnutzung kein sakrales Element mehr dar, wird aber weiterhin als verbindendes Element zwischen den Nutzungen, als Zwischenraum und als Ort der Kontemplation verstanden. Vor allem aber als Ort, der allen zugänglich ist. Dem entsprechend werden im Erdgeschoss alle gemeinschaftlichen Nutzungen an ihn angelagert und auf diese Weise miteinander verknüpft. Es entsteht eine kontinuierliche Geste. Die Wohnungen im Erdgeschoss werden entsprechend einer Laubengangtypologie erschlossen. Private Terrassen sind nach Osten orientiert um diese Zonen im Innenhof nicht zu privatisieren. Der Säulengang schafft jedoch etwas privatere Zugangssituationen, bildet eine Art Filter. In den Obergeschossen befinden sich sehr gut belichtete ost‐ bzw. westorientierte Wohnungen. Freiraum Trotz privater, geschützter Freiräume bleiben Bereiche des Grundstückes öffentlich zugänglich oder bilden halböffentliche Gemeinschaftszonen aus. Ein Achsenkreuz kennzeichnet den zentralen Hof mit einem urchristlichen Motiv. Die Strenge wird mit der Anlage von unsymmetrischen Streifen in differenzierter Höhe und Breite gemildert, die aus Stauden, Gräsern, Schnitthecken, Rosen, Spalieren sowie einem Wasser‐ und einem Blumentisch gebildet werden. Der vorgesehene Erhalt der beiden Solitärbäume im Hof folgt ebenfalls keiner Symmetrie. Das Streifenbild wird auch auf die südliche Hofseite übertragen und ermöglicht die Integration der Bestandsbäume und unterschiedlicher Funktionen in einer einheitlichen Gestaltung. Ein öffentlicher Weg führt im Osten durch die Anlage und liegt in Distanz zu den privaten Gärten im Erdgeschoss. Er weitet sich am Wegekreuz zum Spielplatz und wird von blühenden Kleinbäumen begleitet. Im Norden endet der Weg auf einem kleinen Platz, der von einem Solitärbaum dominiert wird. Sitzgelegenheiten erhöhen hier wie in allen anderen Bereichen die Aufenthaltsqualität. Maß der baulichen Nutzung Im Rahmen des nach BauNVO für Mischgebiete zulässigen Maßes (GFZ 1,2) streben wir eine behutsame Nachverdichtung des Grundstückes bei niedrigem Flächenverbrauch (GRZ 0,4) an. Durch Rückbau, Ergänzung und Neubau wird qualitätsvoller Wohnraum geschaffen, der jedoch nicht den für die Stadt Speyer wertvollen Grünräumen entgegensteht sondern diese einbindet und qualifiziert. Energetisches Konzept Eine hoch wärmegedämmte Außenhülle entsprechend der EnEV 2014 und Fenster in Dreifach‐Wärmeschutzverglasung mit einer hohen Tageslichttransmission für passive Solargewinne und außen liegendem Sonnenschutz sind Voraussetzung für einen niedrigen Energiebedarf. Überwiegend freiliegende Decken ermöglichen eine effiziente Nachtluftauskühlung. Die Heizung funktioniert über Fußbodenheizung und Badheizkörper. Für die Gesamtanlage wird ein Fernwärmeanschluss angestrebt. Die Ausstattung mit mechanischen Lüftungsgeräten und Wärmerückgewinnung orientiert sich an den Anforderungen der jeweiligen Nutzung. Die Kirche könnte zum Dachraum thermisch getrennt werden. Die erweiterte Empore bildet eine thermisch getrennte Einheit, der Boden dieser funktioniert durch Betonkernaktivierung als Strahlungsheizung für den darunter liegenden Bereich. Eventuell weitere temperierte Zonen können durch dezentrale Flächenheizungspaneele geschaffen werden, die erwärmte Luft kann zurückgewonnen werden.