Erfahrungsbericht Auslandssemester an der University of Newcastle
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Erfahrungsbericht Auslandssemester an der University of Newcastle
Erfahrungsbericht Auslandssemester an der University of Newcastle, Australien Juli – Dezember 2013 Thurnherr, Philipp philippthurnherr@gmx.de Heimathochschule: PH Weingarten Gasthochschule: University of Newcastle University Drive, Callaghan NSW 2308, Australia Studiengang: Lehramt an Realschulen RPO 2003 Fächer: Englisch, Politik, Geschichte Semester: 6 Vorbereitungen Aufmerksam geworden auf die University of Newcastle (UoN) bin ich über GOstralia!, der offiziellen Vertretung der australischen Hochschulen in Deutschland. Über deren Website ist es auch möglich, kostenlos Infomaterial zu den einzelnen Hochschulen anzufordern. Des Weiteren hilft GOstralia! bei Allem, was rund um das Auslandssemester so anfällt, Auswahl der passenden Uni, Bewerbung, Sprachtest, Visum etc. Man sollte frühzeitig mit der Planung beginnen, da beispielsweise für die Bewerbung ein Transcript of Courses, also eine Übersicht der bisherigen Studienleistungen erforderlich ist, für die alle bisher absolvierten Kurse einzeln aufgeführt und anschl. vom Prüfungsamt beglaubigt werden müssen. Auch wird ein Sprachtest erwartet, der DAAD-Sprachtest kann aber ganz einfach an der Heimathochschule absolviert werden. Ich habe meine Bewerbung Ende Januar an GOstralia! geschickt und gerade mal zwei Wochen später bereits die Zusage von der University of Newcastle erhalten. Nach der Zusage muss natürlich vieles geplant und gebucht werden. Meinen Flug habe ich über STA Travel gebucht. Hier empfiehlt es sich den Rückflug gleich mitzubuchen, da dies deutlich günstiger ist, als eine separate Buchung und später immer noch gegen eine geringe Gebühr umgebucht werden kann. Man sollte sich dabei gleich Gedanken machen, ob man noch einen Stopover in einem anderen Land einlegen möchte, wenn man schon mal „in der Nähe“ ist. Ich habe mich letztlich für einen einwöchigen Stop in Thailand am Ende meines Aufenthaltes entschieden. Überdies muss man sich natürlich um ein Visum kümmern, was ganz unkompliziert online beim Department of Immigration möglich ist und innerhalb weniger Tage oder gar nur Stunden geschieht. Ob man sich um eine Versicherung kümmern muss, hängt auch vom gewählten Visum ab: während man beim Studentenvisum eine Pflichtversicherung für ausländische Studenten abschließen muss, sucht man sich diese beim Working Holiday Visum selbst aus. Die Berater von GOstralia! können hierbei helfen, das passende Visum zu finden. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist die Finanzierung und ganz besonders natürlich das Auslands-BAföG. Der Aufwand hierfür ist zwar nochmal ein Stück größer als beim InlandsBAföG, doch lohnt sich dieser aufgrund der üppigen Forderung auf jeden Fall. Angesichts von 7000AUD Studiengebühren pro Semester - und die UoN zählt damit noch zu den günstigsten australischen Hochschulen - kann man auch jede Unterstützung gut gebrauchen. Wenn ihr also zum x-ten Mal noch irgendwelche Unterlagen nachreichen müsst, nicht verzweifeln, einfach machen. Darüber hinaus gibt es auch noch die Möglichkeit sich um ein Stipendium zu bewerben oder beim International Office der PH Weingarten einen finanziellen Zuschuss zu beantragen. Des Weiteren muss man sich – wenn nicht schon vorhanden – eine Kreditkarte zulegen. Hier kann ich nur das DKB-Cash Angebot empfehlen, bei dem man mit einer VISA Karte weltweit kostenlos Geld abheben kann. Zusätzlich kann dann vor Ort noch ein Konto bei einer australischen Bank eröffnet werden, was jedoch nicht zwingend erforderlich ist, außer man möchte neben dem Studium noch arbeiten. Um ein Handy bzw. eine SIM-Karte kann man sich kümmern, wenn man angekommen ist. SIM-Karten bekommt man überall, beispielsweise direkt in der Ankunftshalle am Flughafen in Sydney – Kostenpunkt ca. 30AUD pro Monat. Ebenfalls sollte man sich vor dem Abflug noch um eine Unterkunft für die ersten Tage kümmern. Ich bin für die ersten Tage im YHA Newcastle Beach geblieben, was ich auch absolut weiterempfehlen kann, da man hier schon sehr schnell mit anderen „Internationals“ in Kontakt kommt. Aber auch mit dem Backpackers by the Beach direkt nebenan kann man nicht viel falsch machen. Beide Hostels liegen sehr zentral und gerade einmal zwei Minuten zu Fuß vom Newcastle Beach entfernt. Um sich eine dauerhafte Bleibe zu suchen, wartet man am besten bis man vor Ort ist, da man sich die Wohnungen/ Zimmer so einfach gleich ansehen kann. Grundsätzlich ist zwischen On-Campus und Off-Campus accommodation zu unterscheiden. Möchte man OnCampus wohnen, sollte man sich jedoch schon frühzeitig über die Website der UoN bewerben. Ich hatte dies zwar nicht getan, habe dann aber als ich in Newcastle angekommen bin mit etwas Glück das letzte freie Zimmer bekommen. Es muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ob man lieber OnCampus oder Off-Campus wohnen möchte. Beides hat seine Vor und Nachteile. On-Campus hat man die unmittelbare Nähe zur Uni, was einem Einiges an Kosten für Bus und Bahn spart, da das Unigelände doch ein paar Minuten vom Stadtzentrum und den Stränden entfernt liegt. Ebenso sind hier zahlreiche Partys garantiert und Verpflegung ist je nach Zimmertyp auch schon mitinbegriffen. Auf der anderen Seite hat man, wenn man sich Off-Campus um ein Zimmer bemüht, natürlich die Möglichkeit direkt im Zentrum von Newcastle oder in Strandnähe zu wohnen. Auch kann man hier preislich mit Sicherheit ein paar Dollar sparen, was aber nicht garantiert ist. Die Preisspanne für die Mieten liegt so zwischen 120 und 250 AUD pro Woche, wobei der überwiegende Teil der Zimmer wohl so im Bereich von 170-200 AUD liegt. Für mein Zimmer On-Campus habe ich inkl. fünf Abendessen (Montag-Freitag) 225 AUD pro Woche bezahlt. Studium im Gastland Die University of Newcastle ist mit weit über 30.000 Studierenden eine recht große Uni. Jedoch verteilen sich diese auf mehrere Standorte, wobei der Callaghan Campus im Nordwesten der Stadt bei Weitem am größten ist. Dieser Campus dient nicht nur zum Studieren, sondern umfasst auch zahlreiche weitere Angebote: mehrere Sportplätze, ein Post Office, zwei Bars in denen öfters Live- Musik zu hören ist oder Partys stattfinden , zahlreiche Cafés, einen Subway, zahlreiche sonstige Verpflegungsmöglichkeiten oder ein Fitnessstudio samt 50m Indoorpool. Es stehen einem also zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, sich die Zeit zu vertreiben. In der „Orientation week“ finden zahlreiche Veranstaltungen und Partys statt, bei denen man die Möglichkeit hat mit den anderen (internationalen) Studierenden in Kontakt zu kommen und selbstverständlich auch alle Fragen rund ums Studium beantwortet werden. Es finden auch – mal mehr, mal weniger interessante – Aktivitäten statt, wie beispielsweise eine Campusrally, ein Ausflug in den Australien Reptile Park (inkl. Kängurufütterung) oder ein Besuch im Rathaus der Stadt Newcastle samt Stadtrundgang. Die Kurse, welche man belegen möchte, sucht man sich vorab von Deutschland aus über das umfangreiche Course Handbook auf der Website der UoN aus. Diese können jedoch vor Ort auch noch gewechselt werden, keine Sorge. Die meisten Kurse bestehen aus einer Vorlesung oder einem Seminar und einem dazugehörigen Tutorium. Vorlesungen bzw. Seminare dauern i.d.R. 110 Minuten, beginnend jeweils fünf Minuten nach einer vollen Stunde. Meist wird jedoch in der Mitte eine kurze Pause eingelegt. Hat man zwei Veranstaltungen, welche direkt aufeinanderfolgen, bleiben einem 10 Minuten Zeit, von einem Gebäude zum nächsten zu gelangen, was unter Umständen durchaus ein Problem darstellen kann. Der Campus ist nämlich extrem groß, so dauert es vom einen zum anderen Ende gut 10 Minuten zu Fuß. Die Größe der Kurse schwankt, ähnlich wie bei uns in Deutschland, enorm. Zwischen Kleingruppen mit nur ein paar Studierenden und Vorlesungen mit mehreren hundert Studierenden ist alles dabei, diese sind aber – so mein persönlicher Eindruck – eher die Ausnahme. Im Gegensatz zum Studium in Deutschland belegt man in Australien deutlich weniger Kurse, im Normalfall drei oder vier pro Semester. Dies hängt einfach damit zusammen, dass für die einzelnen Kurse deutlich mehr Zeit aufgewendet werden muss als in Deutschland. Grund hierfür ist die Tatsache, dass man in Australien bereits während des Semesters zahlreiche Assignments erledigen muss und somit eigentlich die ganze Zeit etwas zu tun hat. Das hat natürlich den Vorteil, dass man nicht alles geballt am Ende vor sich hat, sondern Stück für Stück die geforderten Leistungen erbringen kann. Diese Assignments können beispielsweise ein Essay oder eine Gruppenpräsentation sein. Eingereicht werden die Assignments über die „UoNline“ Plattform, über welche man auch die Kursmaterialien abrufen und seine Noten einsehen kann. Manchmal müssen diese auch als Kopie in einem der Student Hubs abgegeben werden, von denen man sie nach erfolgter Benotung auch wieder abholen kann. In manchen Kursen hat man am Ende des Semesters aber auch noch eine Klausur, welche dann allerdings nicht so stark gewichtet wird. Das Niveau habe ich im Vergleich zu Deutschland als niedriger empfunden, wobei dies sicherlich auch immer vom Kurs bzw. Dozenten und letztlich auch der Hochschule abhängt. In einem Kurs des „3000er“ Level, welches eher für Studierende gedacht sind, die schon etwas weiter in ihrem Studium sind, ist das Niveau selbstverständlich höher als in einem Kurse des „1000er“ Level, welches sich eher an Studienanfänger richtet. Generell kann man aber sagen, dass die UoN sehr gut organisiert ist und es eigentlich für Alles einen kompetenten Ansprechpartner gibt. Egal ob Dozenten, International Office oder die Accommodation Services (wenn man On-Campus wohnt), man kann sich jederzeit mit Fragen an die entsprechenden Mitarbeiter wenden. Aufenthalt im Gastland Newcastle hat in etwa 250.000 – 300.000 Einwohner und liegt gute 150km nördlich von Sydney im Bundesstaat New South Wales. Die Stadt und die Umgebung bieten wunderschöne Strände, wie Nobbys Beach und Newcastle Beach, welche sich weniger als fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt befinden und an denen man die atemberaubenden Sonnenaufgänge bestaunen kann. Sehr zu empfehlen ist auch Bar Beach etwas südlicher, welcher sich insbesondere für das Surfen sehr gut eignet. Die Strände dienen auch definitiv als erste Anlaufstelle die freie Zeit zu verbringen. Darüber hinaus lohnt sich einmal ein Besuch im kostenlosen Blackbutt Reserve, wo man Kängurus, Koalas und Wombats bestaunen kann. Auch Nobbys Lighthouse, Fort Scratchley und der Queens Warf Tower sind Ziele, die man einmal ansteuern kann. Die nähere Umgebung hält insbesondere mit der Region Port Stephens ein absolutes Highlight bereit, welches man sich nicht entgehen lassen sollte. Auch aus sportlicher Sicht ist in Newcastle einiges geboten, so kann man im Hunter Stadium entweder die Knights beim Rugby oder die Jets beim Fußball erleben. Auch das Feiern kommt natürlich nicht zu kurz, so ist vor allem mittwochs und natürlich am Wochenende einiges los. Egal ob Finnegan’s, King Street, Argyle oder einer der anderen Clubs, irgendwo steigt immer etwas. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass House Partys, gerne auch in Verbindung mit einem bei den Australiern so beliebten BBQ, am meisten Spaß bringen. Das Leben in Australien unterscheidet sich letztlich kaum von dem in Deutschland. An die teilweise deutlich höheren Preise, vor allen Dingen für Lebensmittel muss man sich allerdings schon gewöhnen. Wenn man jedoch bedenkt, dass selbst bei einem einfach Nebenjob ein Stundenlohn von 25AUD keine Seltenheit sind, dann relativiert sich auch das wieder ein wenig. Die Australier sind für ihre „easy-going“ Mentalität bekannt – und das nicht zu Unrecht. Alles wird ein klein wenig lockerer genommen, als bei uns in Deutschland und man kommt sehr schnell mit Leuten ins Gespräch. Diese Haltung spiegelt sich auch in der Kleidung vieler „Aussies“ wieder: ärmelloses Shirt, Badeshorts und Thongs (Flip-Flops). Durch zwei Wochen Ferien während des Semesters, sowie die Wochenenden und natürlich die Zeit im Anschluss an das Semester, bleibt genügend Zeit dieses phantastische Land und deren Nachbarländer zu bereisen. So habe ich den zweiwöchigen Semesterbreak zusammen mit ein paar Freunden dafür genutzt, um die Südinsel Neuseelands mit einem Campervan zu erkunden, was ich jedem uneingeschränkt und zu 100% weiterempfehlen kann. Die Landschaft dort ist einfach einmalig und es gibt so viele wunderschöne Dinge zu sehen, wie die Mouraki Boulders, Milford Sound, Queenstown oder den Abel Tasman National Park, um nur ein paar zu nennen. Des Weiteren habe ich ein verlängertes Wochenende für einen Trip ins Outback zum Uluru genutzt. Die Kosten für Flug, Hostel und Tour zusammengerechnet ist dies zwar ein teures, aber meiner Meinung nach absolut lohnenswertes, da einmaliges Erlebnis. Etwas günstiger wird’s natürlich, wenn man mit einem Mietwagen selbst unterwegs ist und auf eine geführte Tour verzichtet, was aber aufgrund der enormen Distanzen nur mit etwas mehr Zeit möglich ist. An der Ostküste Australiens gibt es darüber hinaus noch so viel zu sehen, dass man nur schwer die Zeit (und das Geld) finden wird, dies alles zu bereisen und zu erleben. Was man meiner Meinung nach aber gesehen bzw. gemacht haben sollte, ist die Gegend um Cairns, einen Tauchausflug zum Great Barrier Reef, die Whitsunday Islands sowie Fraser Island. Und im Süden des Landes wartet dann noch die vielleicht schönste Stadt Australiens, Melbourne mitsamt der spektakulären Great Ocean Road. Ein Abstecher nach Sydney ist von Newcastle aus kein Problem, einfach in den Zug sitzen und 2,5 Stunden später ist man da – perfekt für einen Wochenendausflug. Egal aber was man macht, wichtig ist nur dass man sich frühzeitig damit auseinandersetzt, da die Zeit einfach nur so vorbeirast. Während der ersten Tage im Hostel und der Orientation week lernt man so viele neue Leute kennen, da fällt es leicht sich zusammenzuschließen und einen Trip zu planen. Persönliche Wertung Wie bereits Viele vor mir kann auch ich sagen, dass diese Zeit für mich die vielleicht schönste in meinem bisherigen Leben war. Die vielen neuen Eindrücke, die man in einem anderen Land sammelt und die vielen Menschen, die man kennenlernt, machen die Zeit einfach zu etwas ganz Besonderem. Die zahlreichen kleinen und größeren Herausforderungen, die man zu meistern hat können für das spätere Leben nur von Vorteil sein. Gerade auch meine Englischkenntnisse haben sich in den knapp sechs Monaten so enorm verbessert, wie es eben nur durch einen Aufenthalt in einem englischsprachigen Land möglich ist. Nicht lange überlegen – einfach drauf losreden. Meine Wahl auf Newcastle kann ich im Nachhinein nur als Glücksfall betrachten. Wer hätte gedacht, dass es in einer Stadt, die man vorher nicht einmal kannte, so schön sein kann, dass man nach nur fünf Monaten gar nicht mehr wegmöchte. Newcastle hat einen ganz eigenen Charme und die Mischung aus Stadt und Land macht es einfach wahnsinnig angenehm dort zu leben. Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Homepage des International Office der Pädagogischen Hochschule Weingarten veröffentlich werden darf. Philipp Thurnherr