Erfahrungsbericht für das Hessen

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Erfahrungsbericht für das Hessen
Erfahrungsbericht für das Hessen-Queensland Programm
Uni: James Cook University Townsville, Semester 1 2006
Am 4. Februar 2006 ging es bei Fabienne und mir los auf die Reise nach Australien.
Fabienne war eine andere Hessen-Queenslanderin. Wir haben uns zusammen getan
damit wir nicht so ganz alleine ins Unbekannte reisen. Wir hatten uns für die
Fluggesellschaft Emirates entschieden, weil man da zwei kostenlose
Übernachtungen in Dubai dazu bekommt. Mit knappen 1000 Euro gehörte der Flug
preislich zu den günstigsten, die wir noch bekommen hätten (Wir haben Ende
Oktober 2005 gebucht). Leider konnten wir aber kein Übergepäck beantragen. Wir
erkundigten uns bei den Emirates ob wir anstelle der 15kg Tauchgepäck, die frei
gewesen wären, wenigstens 7kg Übergepäck bekommen könnten, weil wir ja doch
mehr bräuchten, als jemand, der in den Urlaub fährt, waren aber ohne Erfolg. D.h.
wir mussten mit 20kg normalem Gepäck und 7kg Handgepäck auskommen. Wir
hatten dann jedoch beide eher 23 oder fast 25kg normales Gepäck, was beim
Einchecken aber keine Probleme bereitete. Auch meine 10kg Handgepäck hat keiner
bemerkt. Fabienne musste am Gate noch einen Teil von ihrem Handgepäck
einchecken, sie musste dafür aber nichts bezahlen. Mit GulfAir wären wir zum selben
Preis geflogen und hätten 30kg normales Gepäck mitnehmen dürfen. GulfAir fliegt
allerdings nur über Bahrain. Eine Freundin, die mit Singapore Airlines flog, erzählte
mir, dass sie problemlos 10kg Übergepäck beantragen konnte. Sie hatte sogar noch
im Januar einen Flug ab München für ca. 1200 Euro bekommen. Wir ließen uns alle
von STA Travel beraten, und waren damit sehr zufrieden. Natürlich verglichen wir die
Leistungen auch mit anderen Reisebüros, STA schnitt aber immer günstiger ab.
Außerdem wussten die anderen Reisebüros nichts von den kostenlosen
Übernachtungen bei den Emirates. Eine andere Alternative wäre, auf eigene Faust
im Internet zu buchen. Und nicht vergessen: Dem Meilensammel-Programm der
Airline beitreten und Meilen sammeln!
Nach zwei interessanten Tagen in Dubai und vier schönen Tagen in Sydney sind
Fabienne und ich dann mit Virginblue weiter zu unseren Unis geflogen – sie direkt
nach Brisbane und ich über Brisbane nach Townsville. In Townsville habe ich dann
die ersten zehn Tage in den JCU Halls auf dem Campus gewohnt. Ich wollte gerne
während der Orientation Week auf dem Campus wohnen um mich dort schon mal
etwas umzuschauen, und um einfach vor Ort zu sein für Dinge wie beispielsweise die
Organisation von Off-Campus Accommodation. Die zehn Tage in den Halls haben
315 AUS$ gekostet – ein ganzer Monat in den JCU Halls ist nur unwesentlich teurer,
als das, was ich für die zehn Tage bezahlt habe. In einem Backpackers in der Stadt
wäre ich auf jeden Fall noch günstiger untergekommen, und hätte auch Einkaufsmöglichkeiten gehabt, die es auf und um den Campus eigentlich gar nicht gibt
(weswegen man die Selbstversorgung in den JCU Halls in der ersten Woche
vergessen kann. Da muss man dann schon gleich Vollpension buchen). Der Vorteil
der On-Campus Unterkunft lag darin, dass ich morgens gleich eine der ersten war,
die sich die neuen Aushänge für Unterkünfte sichern konnte, und ich mich nicht erst
noch mit den dürftigen Busfahrtzeiten auseinander setzen musste. In den
Backpackers waren vielleicht auch mehr internationale Studenten. Mit mir in den
Halls wohnte nur eine andere internationale Studentin, Barbara. Mit ihr habe ich mich
dann für die Wohnungssuche zusammen getan.
Bei der Off-Campus Accommodation hätten wir etwas mehr Unterstützung von dem
Accommodation Büro erwartet. Die Leute waren zwar sehr nett und auch hilfsbereit,
aber vieles hat einem eigentlich gar nicht weitergeholfen. Es hing beispielsweise
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daran, dass sie die Busrouten und –fahrpläne gar nicht kannten und deshalb auch
gar nicht daran gedacht haben, dass viele Unterkünfte für Studenten ohne Auto gar
nicht in Frage kommen, weil sie mit dem schlecht ausgebauten Busnetz niemals an
der Uni ankommen oder am Wochenende nicht vom Fleck kommen würden.
Fahrradfahren wäre eventuell eine Alternative, kommt aber in den Sommermonaten
von Oktober bis Februar auf keinen Fall in Frage, es sei denn, man möchte gerne
nach 100 Metern einen Hitzeschlag erleiden. Es empfiehlt sich daher, eine
Unterkunft zu finden, die an der Buslinie 1 (bzw. 1,1X,1a,1b) liegt (beachtet auch,
dass sogar längeres Gehen im Hochsommer sehr anstrengend sein kann!). Die 1er
Linie ist die einzige Linie zur Uni, deren Busse öfter als einmal die Stunde gehen und
zu vernünftigen Zeiten fahren. Am Strand zu wohnen hört sich zwar verlockend an,
und der einzige Bus, der dort entlang fährt, ist der 1er, der fährt dort aber nur
sonntags! Ein Fahrservice für Studenten, die Wohnungen anschauen wollten, wurde
später eingerichtet. Die erste Zeit haben wir uns mit Stadtplan und Busfahrplänen
begnügt, was zeitaufwändig und anstrengend war. Oftmals waren die Wohnungen
dann doch viel weiter von der Bushaltestelle entfernt, als wir dachten. damit man sich
im Vorfeld schon etwas orientieren kann, habe ich einen Stadtplan von Townsville
und die Busroute beigelegt. das hilft vielleicht auch, um ein geeignetes Backpackers
zu finden. Im Internet konnte ich keinen guten Übersichtsplan für Townsville finden.
Buspläne müsste es unter www.sunbus.com.au geben. Stadtpläne und Buspläne
bekommt man in der Orientierungswoche auch von der Uni. Es war sehr hilfreich,
dass ich mir in Sydney schon eine Prepaid Karte für mein Handy gekauft hatte. Es
gibt auf dem Campus auch öffentliche Telefone. Das Accommodation Büro hat für
einen keine Anrufe übernommen. Ich hatte mir eine Karte von Vodaphone gekauft,
und war damit sehr zufrieden. Es gibt bei Vodaphone verschiedene Tarife. Wenn
man am Anfang bei der Wohnungssuche viel telefoniert empfiehlt sich der Talker
Tarif. Wenn das Guthaben aufgebraucht ist, kann man, wenn man möchte,
beispielsweise in den Txter Tarif wechseln. Dort hat man eine Menge Frei-sms,
sogar nach Deutschland! Außerdem kann man mit Vodaphone sehr günstig zu
anderen Vodaphone-Nummern telefonieren. Die meisten Internationals hatten
Vodaphone Karten. Es empfiehlt sich, das Guthaben bei Woolworths aufzuladen,
weil man da für beispielsweise 30 AUS$ Guthaben nur 27 AUS$ bezahlt. (Man kann
bei Woolworths samstags ab 16h auch ganz wunderbar einkaufen. Da wird nämlich
fast alle Frischware um die Hälfte reduziert. Der Schokokuchen ist aber bei Coles
besser ;-))
Nach knappen zwei anstrengenden Wochen Wohnungssuche (was im Vergleich zu
Frankfurt ja außerordentlich kurz ist) hatten Barbara und ich dann dafür aber die
perfekte Unterkunft gefunden: fünf Minuten zur Bushaltestelle und zum Woolworths,
20 Minuten zur Uni. Wir sind bei Jacquie in Hermit Park eingezogen. Sie hatte zwei
Zimmer in ihrem Haus zu vermieten. Eins hatte sie leider fünf Minuten vorher schon
vergeben, aber Barbara und ich haben kurzerhand beschlossen, uns das andere zu
teilen. das Haus war wunderhübsch, ein typischer ‚Queenslander’ – ganz aus Holz
und luftig –, wir hatten einen großen Pool und Jacquie hat sich ganz rührend um uns
gekümmert. Weil wir uns das Zimmer teilten, hat jeder gerade mal 70 AUS$ pro
Woche bezahlt. Wir hatten alle eine super Zeit in unserer Girls-WG. Nach Absprache
mit Jacquie kann ich auch gerne die Adresse weitergeben.
Zur Wohnungssituation in Townsville lässt sich sagen, dass man typische StudentenWGs wie wir sie kennen, kaum findet. D.h., es ist nicht einfach, möblierte Zimmer in
einer WG für ein paar Monate zu finden. Es ist eher so, dass Familien oder
Alleinstehende Zimmer in ihrem Haus vermieten. Normalerweise kostet ein Zimmer
mit Strom ungefähr 100 AUS$ die Woche. Man sollte immer fragen ob der Preis mit
oder ohne ‚power’ ist. Oft wird einem auch angeboten, dass die Vermieter einen mal
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wo hinfahren oder sogar zum nächsten Besichtigungstermin bringen. Normalerweise
kann man das annehmen, es ist jedoch jedem selber überlassen, ob man das
annehmen möchte, und ob man sich längerfristig auf Fahrdienste verlassen möchte.
Die Alternative, mit Freunden ein ganzes Haus zu mieten, kommt in der Regel erst
ab einem Jahr in Frage. Falls man das vorhat, kann man sich bei Real Estate
Agenten melden. Oft haben die möblierte Häuser zu vermieten, was jedoch nicht
unbedingt heißt, dass diese Häuser voll ausgestattet sind mit Töpfen u.ä.
An der JCU habe ich die Kurse ‚The Land and its Legends in Australian Cinema’,
‚Children’s Literature’ und ‚Public Relations’ besucht. Einen vierten Kurs konnte ich
leider nicht belegen, da sich immer irgendetwas überschnitten hätte. Ich war aber
auch mit den drei Kursen mehr als versorgt. Bei meiner Kurswahl war ich eigentlich
die ganze Zeit dabei, Essays zu schreiben. Das war auch eine ganz schöne
Herausforderung, hat mich sprachlich aber sehr viel weiter gebracht. An dem Cinema
Kurs hat mir gefallen, dass man viel über die australische Geschichte, Gesellschaft
und Kultur erfährt, ohne einen historischen Text nach dem anderen zu wälzen.
Einmal in der Woche haben wir abends einen Film auf Großleinwand angeschaut.
Man konnte den Film aber auch zu einer anderen Zeit in der Bibliothek anschauen. In
den typischen Tutorials wurden dann verschiedene Aspekte besrochen. In
Kinderliteratur war ich neben Essays-Schreiben auch sehr mit Lesen beschäftigt. Im
Januar hatte die Dozentin schon eine Leseliste per email herum geschickt, die ich
leider noch gar nicht erhalten konnte, weil ich meine jcu-email-Adresse noch gar
nicht hatte. Es empfiehlt sich daher, vorher zu fragen, was man lesen soll. Bei dem
Kurs bekommt man einen sehr guten Überblick über die Kinder- und Jugendliteratur.
Dieser Ünberblick ist vom Blickwinkel der Anglistik geprägt. Neben Werken für
Kinder, die typisch für verschiedene Epochen in Großbritannien sind, werden auch
australische Kinderbücher und Märchen aus Europa besprochen. Dabei wurde auch
auf Walt Disney eingegangen. Der Public Relations Kurs bei Liz Tynan hat mir
besonders gut gefallen. Ich hatte schon vorher ein Praktikum bei einer PR Agentur
gemacht, und kann sagen dass der Kurs sehr Praxis orientiert war, und eine
wunderbare Vorbereitung für die Arbeit im PR Bereich ist. Ich hatte im Vorfeld von
dem Kurs erwartet, dass er eine Zusatzqualifikation für mich ist. Diese Erwartung hat
er auf jeden Fall erfüllt. In Semester 2 hätte es noch einen Fortsetzungskurs
gegeben. Für alle Fächer ist es typisch, dass man ein bis zwei Vorlesungen und ein
Tutorium die Woche hat. Bei PR hatte man nur eine Vorlesung und dafür ein DoppelTutorium, in dem man in Gruppenarbeit eine PR-Kampagne erarbeitet hat.
Besondere Kosten kamen in dem Cinema-Kurs nicht auf mich zu. Für den
Kinderliteratur-Kurs habe ich in der Woche durchschnittlich 12 AUS$ für Bücher oder
Reader ausgegeben. Die Bücher, die man für den Kurs braucht, kann man zwar
auch in der Bibliothek ausleihen, sind aber auch schnell vergriffen und zum Teil nur
für zwei Tage ausleihbar. Die Stadtbücherei ist eine andere Alternative (sie liegt auch
an der 1er Buslinie). Auf die Idee, dort Bücher auszuleihen, kommen natürlich auch
andere. deshalb muss man schnell sein. Für den PR Kurs habe ich nur ein Buch
gebraucht. Dies hat knappe 80 AUS$ gekostet. Außerdem habe ich mir noch ein
Wörterbuch für 20 AUS$ gekauft, weil die JCU da nicht so gut ausgestattet war. Es
gibt zwar auch http://dict.leo.org im Internet, aber ein Wörterbuch ist später im
Examen eventuell von großem Nutzen. Wenn man Bücher kaufen muss, empfiehlt es
sich, erstmal im Laden der Student Association, wo Studenten ihre gebrauchten
Bücher verkaufen, oder an schwarzen Brettern zu schauen. Auf der JCU website gibt
es auch noch ein Forum, wo Studenten Sachen verkaufen (oder auch zum Beispiel
Zimmer aushängen). Falls man nichts gebrauchtes findet, sollte man die Bücher im
JCU bookshop kaufen. Zum einen sind die dort wunderbar nach den Fächern
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sortiert, und man läuft nicht Gefahr, was falsches zu kaufen, zum anderen sind sie
dort billiger als wo anders. Bücher, von denen man glaubt, dass man sie nach dem
Semester nicht mehr braucht, kann man versuchen in dem Student Association Shop
oder über das schwarze Brett zu verkaufen. Dass Sachen in einem Laden auf dem
Campus billiger sind als woanders, gilt allerdings nur für den bookshop, das
Fitnessstudio und evtl. für den Friseur. Für alles andere zahlt man Apothekerpreise.
Wer von den Preisen und der Qualität der Mensa der Frankfurter Uni verwöhnt ist,
muss sich ganz schön umstellen, es lohnt sich, nicht ständig den Block zu
vergessen, sich morgens das gute alte Pausenbrot zu schmieren und den
Großeinkauf für Körperpflegeprodukte sollte man auch nicht gerade auf dem
Campus tätigen.
Das Studium an der JCU in Townsville hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen. Die
Dozenten und anderen Angestellten waren immer sehr freundlich, hilfsbereit, und es
gibt dort einfach keine dummen Fragen. Man kann und sollte alles fragen, bevor man
einsam und hilflos erstmal versucht alles selber rauszufinden. Das ist der große
Unterschied zu Deutschland. Man wird nicht erstmal vorwurfsvoll angeschaut, wenn
man was mal nicht selber nach stundenlanger Recherche rausgefunden hat, sondern
es wird einem geholfen. Die Leute sind zum Fragen da, und so verstehen sie ihre
Aufgabe auch. Das gilt für Dozenten, Mentoren, Tutoren und alle anderen. natürlich
könnt ihr nicht erwarten, dass euch wirklich alles auf dem Silbertablett serviert wird.
Aber wenn ihr etwas nicht versteht oder unsicher seid, dann fragt so lange bis es
euch klar ist. Keiner hat dort vor euch Steine in den Weg zu werfen, und wenn ihr
verzweifelt an etwas rummurkst, weil ihr euch nicht traut zu fragen, tut ihr keinem
einen Gefallen und am wenigsten euch selbst. Das ist vor allem am Anfang wichtig,
wenn ihr noch das Gefühl habt, dass ihr niemanden versteht und euch auch keiner
versteht. Die Leute dort bewundern sehr, dass ihr euch einer solchen
Herausforderung, in einem anderen Land zu studieren, freiwillig stellt. das gilt sowohl
für Dozenten als auch für Studenten. Viele kennen das gar nicht, dass man einfach
so mal eben ein Semester im Ausland studiert und helfen euch wirklich gerne bei
allem. Wenn ihr beispielsweise einen Film oder ein Buch nicht richtig verstanden
habt, dann fragt einfach einen australischen Mitstudenten. Oftmals liegt es nicht an
Sprachproblemen, dass man etwas nicht versteht, sondern einfach an verschiedenen
kulturellen Hintergründen. Fragt nach, und manchmal bekommt ihr gleich den
Denkanstoß für den nächsten Essay geliefert.
Was die JCU in Townsville von anderen Unis in Queensland unterscheidet, ist ganz
klar die Lage und der Campus. Townsville ist eine überschaubare Arbeiterstadt, wo
die kleineren Läden um 17h schließen, es ein oder zwei In-Bars gibt, und die Leute
äußerst entspannt sind. Genau das habe ich aber genossen. Es ist auch gut zu
wissen, dass man von Townsville aus nicht mal eben für ein paar Euro fünfzig in halb
Australien und Neuseeland herumfliegen kann. Man muss immer erst einen größeren
Flughafen wie Brisbane ansteuern. Das hat mich aber überhaupt nicht gestört. Einige
der schönsten Ausflugsziele Australiens liegen direkt vor Townsvilles Tür: Es ist nicht
weit zum touristischen Cairns von wo aus man wunderschöne Tagesausflüge zum
Great Barrier Reef, in den Regenwald oder in die Atherton Tablelands machen kann.
In die andere Richtung, nach Airlie Beach ist es auch nicht weit. Die Whitsunday
Islands bei Airlie Beach ist ein Muss auf eurem Reiseplan. Verbringt wenigstens
einen Tag am Whitehaven Beach – glaubt mir, das ist wie ein Tag im Paradies.
Direkt vor Townsville liegt Magnetic Island, wo man auch mal ein paar schöne Tage
verbringen kann. Generell ist Australien ein Land, das man wegen seiner Natur und
nicht wegen den Städten bereisen sollte. A propos Reisen, von Reiseplänen
während dem Semester und der vorlesungsfreien Zeit vor den Examen (die für das
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Lernen für die Examen gedacht ist) würde ich auf jeden Fall abraten. Verpasste
Seminare und vor allem verpasste Tutorials bringen euch nur ins Schleudern und
machen mehr Arbeit. Denn: viele Dozenten wollen schriftlich abgeliefert haben, was
man in dem verpassten Tutorial gesagt hätte. Meine Lösung war, mich während dem
Semester voll auf die Uni zu konzentrieren und die Herausforderung des Studiums
zu meistern und nach dem Semester ganze zweieinhalb Monate zu reisen. Mein
Visum für Semester 1 ging bis 31. August (die Dauer des Visums ist von Uni zu Uni
verschieden!). Daher hatte ich genug Gelegenheit nach den Examen (die gehen bis
Mitte Juni) was vom Land zu sehen. Natürlich ist es kein Problem, wenn man es
einrichten kann, am Wochenende oder in den Osterferien mal wegzufahren. Es
kommt auch ganz auf die Fächerwahl an, welchen Lernaufwand man leisten muss.
Im Vergleich zu meinen Mitbewohnerinnen hatte ich schon extrem viel zu tun. Von
daher habe ich es eher genossen, am Wochenende einfach mal nur am Pool zu
liegen, an den Strand zu gehen, oder in die Billabong Sanctuary zu gehen und einen
Koala oder eine Schlange zu halten. Vergesst nicht, dass die meiste Reiserei auch
viel Organisation voraussetzen kann, und das kann während des Semesters sehr
stressig werden. Außerdem gibt es überall was neues zu sehen. Manche Leute
haben so wilde Reisepläne geschmiedet, dass sie zwar nachher alles von Fidschi bis
Neuseeland gesehen hatten, den Regenwald um die Ecke, Magnetic Island oder die
Whitsunday Islands kannten sie jedoch überhaupt nicht. Es wäre wahrscheinlich
einfacher, billiger und genauso schön gewesen, erstmal die Umgebung zu erkunden,
aber das ist jedem selber überlassen.
Der Campus der JCU in Townsville ist etwas besonderes. Hier fühlt man sich wirklich
wie in Australien und den Tropen. Es wachsen dort Palmen, manchmal sieht man
den wunderschönen blauen Schmetterling Ulyssess, es laufen wilde Truthähne
herum, die man sonst im Regenwald antrifft, am Possum’s Place auf dem Western
Campus kommt regelmäßig das Possum vorbei und ich habe auch gehört, dass sich
schon manchmal ein Känguruh auf den Campus verirrt habe soll. Es ist ein wenig so,
als ob mitten ins australische Buschland ein paar Unigebäude gesetzt wurden.
Was internationale Studenten betrifft, unterscheidet sich die JCU in Townsville etwas
von manchen anderen Unis in Queensland. Es gibt dort keine regelmäßigen
organisierten Treffen für Internationals. Wenn man also Kontakte zu anderen
Internationals knüpfen möchte, die über Kontakte zu anderen Deutschen hinaus
gehen, muss man schon etwas Eigeninitiative zeigen. Irgendwie ziehen sich die
gleichen Nationalitäten immer wie Magneten an. Dass es keine Unternehmnungen
speziell für Internationals gibt, hat aber auch den Vorteil, dass man voll ins ‚normale’
australische Unileben integriert ist, und auch Kontakte zu Australiern knüpft. Ich habe
von anderen, die auf anderen Unis waren, gehört, dass das bei ihnen eher schwierig
war, und sie die meiste Zeit mit anderen internationalen Studenten verbracht haben.
Man kann sagen, dass ich während meiner Zeit in Townsville einen guten Einblick
ins ‚genuine Australian life’ bekommen habe. Das liegt zum einen an Townsville und
Umgebung selbst, zum anderen hat der Cinema-Kurs an der JCU Einblicke geliefert,
und natürlich hatte ich das Glück mit der familiären Wohnsituation ganz nah am
australischen bzw. neuseeländischen Leben dran zu sein.
Zum Thema Finanzen und Ausgaben während des Aufenthalts muss man sagen,
dass das wirklich ganz stark von persönlichem Lebensstil und auch etwas von der
Kurswahl abhängt. Im Allgemeinen kann man sagen, dass man den Lebensstil, den
man sonst hat, auf alle Fälle beibehalten kann. Manches wird einem etwas teurer
erscheinen, anderes ist dafür aber billiger. Um Fixkosten wie 1000 bis 1400 Euro für
den Flug, 162 AUS$/Halbjahr für die australische Studentenkrankenversicherung und
420 AUS$ für das Visum, kommt man nicht herum. Bei anderem lohnt es sich zu
vergleichen – so kann man viel sparen. In Townsville gibt es keine speziellen
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günstigen Supermärkte wie unseren Aldi oder Lidl, aber die Supermärkte haben
wöchentlich Angebote, die man vergleichen sollte. In der Regel schneidet Coles bei
den regulären Preisen günstig ab, es lohnt sich die Coles-Eigenmarke zu kaufen. Bei
Woolworths kann man prima am Samstag nach 16h sparen. Viele Frischwaren
werden da um die Hälfte reduziert. Es kann allerdings sein, dass es was ganz
spezielles, was ihr unbedingt braucht, dann schnell nicht mehr gibt. Alle dm- oder
Rossmann-Fans muss ich enttäuschen: Eine solche Riesenauswahl in einer Drogerie
zu so günstigen Preisen kennen die Leute in Townsville (und in ganz Australien)
nicht. Das ist etwas, was typisch für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist. Am
günstigsten ist es in der Regel, wenn man Körperpflege-, Kontaklinsenpflege- und
Kosmetikprodukte bei ‚priceline’ (in der Stockland-Shoppingmall) kauft oder
Eigenmarken der Supermärkte und Angebote nutzt.
Während des Studiums sollte man noch ein paar Euro die Woche für Ausdrucke und
Kopien einrechnen. Das ist zwar auch wieder fächerabhängig, manche meiner
Mitstudenten haben vielleicht gerade mal 20 Seiten im ganzen Semester
ausgedruckt, aber bei mir belief sich das doch eher auf ein paar hundert Seiten. Das
lag vor allem daran, dass viele Texte online zur Verfügung stehen, und ich nicht alles
am Bildschirm lesen wollte. Ein Ausdruck kostet 0,16 AUS$. Übrigens ist die Uni
sehr gut mit Computern für Studenten ausgestattet. Ein Laptop ist vielleicht
bequemer, gerade wenn es darum geht Fotos von der Kamera zu ziehen (kann man
an der Uni nicht!) und auf CD zu brennen, aber nicht unbedingt notwendig. Es ist
auch bequem ohne Laptop herum zu reisen. Was euch lieber ist, müsst ihr selbst
entscheiden. Extra einen Laptop vor der Reise kaufen würde ich nicht. Es besteht
immer die Gefahr, dass er etwas in Mitleidenschaft gezogen wird.
Von einem Nebenjob während des Semesters würde ich absehen. Man hat dafür
eigentlich keine Zeit. Es empfiehlt sich, vor dem Aufenthalt Geld für die Zeit in
Australien zu verdienen. Zur Not kann man eventuell auch nach dem Aufenthalt
arbeiten um entstandene Finanzlöcher zu stopfen. Generell kann man sagen, dass
man als Student bei gleichem Zeitaufwand in Deutschland mehr als in Australien
verdienen kann. Man kann auch versuchen, Auslands-Bafög zu bekommen. Das
steht oft auch Leuten zu, die sonst kein Bafög bekommen. Anders als zum InlandsBafög muss man einen Großteil nicht zurückzahlen. Wenn man ein Stipendium hat,
könnte es schwierig werden, Bafög zu bekommen, weil ein Großteil der Ausgaben
wie Studiengebühren schon abgedeckt sind. Es gibt auch Stipendiengeber, die
beispielsweise für die Flugkosten aufkommen.
Reisen kann man in Australien relativ günstig. Flüge von einer Stadt zur anderen
entlang der Ostküste bekommt man ab ca. 60 AUS$. Übernachtungen in
Backpackers in Mehrbettzimmern bekommt man ab 20 AUS$. Doppelzimmer in midrange Hotels bekommt überall um die 100 AUS$. Es lohnt sich auf jeden Fall, das
Internet zu durchstöbern. Manchmal findet man sehr gute Angebote. Wenn man sich
mit anderen ein Appartement oder ein größeres Hotelzimmer mietet, schneidet man
mit den gleichen Ausgaben oft um einiges komfortabler als im Backpacker ab.
Hotelzimmer sind oft ohne Frühstück. Dann sollten sie allerdings unter 100 AUS$
liegen. In Australien kann man sich überall sehr gut selbst versorgen. In den
Hotelzimmern gibt es immer einen Kühlschrank und einen Wasserkocher, manche
haben eine Kitchenette. Eine wunderbare Möglichkeit, Australien zu bereisen, sind
Campervans (die sind wirklich höchst komfortabel!). Gute Angebote gibt es bei den
Vermietungen ‚Boomerang Campervans’ (nur ab zwei Wochen) und ‚Backpackers’
(ab einer Woche, in der Regel etwas ältere Modelle. Man kann aber auch Glück
haben und bei Last-Minute-Buchungen was neues erwischen). Unter ‚Stand-by-cars’
findet man auch Autos oder Vans, die von einem Ort zum anderen gebracht werden
müssen. Man ist allerdings mit Terminen und Kilometerlimit eingeschränkt. Bei allen
gilt: Versucht nicht an Versicherungen zu sparen! Wenn euch beispielsweise ein
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Känguruh ins Auto rennt, kann der Selbstbehalt sehr hoch sein. Die
Versicherungspakete unterscheiden sich von Vermietung zu Vermietung sehr stark.
Bei manchen muss man sich auch fragen ob sich wirklich alle Ausgaben für
Versicherungen lohnen.
A propos Versicherungen, wenn man über Reiseversicherungen, beispielsweise
einer zusätzlichen Auslandskrankenversicherung mit Krankenrücktransport oder
einer Reisehaftpflichtversicherung nachdenkt, schneiden die Pakete bei STA Travel
sehr gut ab. Oft sind in dem Paket zwar vielleicht Sachen, die man nicht unbedingt
braucht, das Paket ist aber in der Regel trotzdem noch günstiger als die einzelne
Versicherung woanders. Ich hatte für die ganzen sieben Monate eine
Zusatzversicherung, die insgesamt 250 Euro gekostet hat. Die 12-Euro
Versicherungen von den Banken greifen in der Regel nur für Urlaubsreisen von einer
Länge bis zu 6 Wochen. Erkundigt euch auf jeden Fall, ob der Versicherungsschutz
davon abhängt, was ihr im Ausland macht. Also, ob ihr reist, studiert, arbeitet oder
ein Praktikum macht.
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß an der JCU, in Townsville und im Rest
von Australien. Neben der ganzen Vorfreude und den ganzen Plänen wird immer mal
wieder der Moment kommen, wo man nicht mehr weiß, wie man alles schaffen soll.
Vor allem, wenn man dann mal durchblickt, was man in dem Semester alles leisten
soll. Aber keine Angst, ihr schafft das!! Es gibt auch immer eine Lösung, wenn es gar
nicht mehr geht. Redet dann mit den Leuten an der Uni. Seien es Mitarbeiter vom
International Office, Dozenten oder Mitstudenten. Sie helfen euch weiter. Es ist auch
hilfreich nicht zu viel von sich selbst zu verlangen. Vergesst nicht, dass ihr in einer
fremden Umgebung in einer anderen Sprache studiert! Eine bessere Note als nur
‚bestehen’ (passed) ist schon prima und eine australische drei (credit) ist richtig gut.
Selbst die Australier haben Schwierigkeiten, die Spitzennoten wie ein ‚high
distinction’ zu erreichen. Auch wenn die Vorbereitungen so lange dauern, wie das
Auslandssemester selbst, es lohnt sich! Wer weiß, vielleicht gefällt es euch so gut,
dass ihr verlängert (Bafög macht’s vielleicht möglich...).
Das Auslandssemster in Australien war für mich eine ganz besondere Erfahrung.
Und selbst, wenn ihr eure eigenen Erfahrungen macht, die meinen vielleicht
überhaupt nicht entsprechen, es wird auch für euch eine Erfahrung sein, die ihr nicht
mehr missen wollt!
Waiblingen, 10. September 2006
Ihr könnt mich bei Fragen jederzeit kontaktieren:
stefanie.krauth@web.de
Stefanie Krauth, Studentin der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am
Main
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