Die Kunst Lebensqualität am Lebensende
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Die Kunst Lebensqualität am Lebensende
INHALTSVERZEICHNIS I. VORWORT 5 II. PROJEKTGRUPPENARBEIT 6 1. Seniorenzentrum Graz Eggenberg – ein Portrait (Tatjana Schinnerl) 6 1.1. Einleitung 6 1.2. Geschichte 6 1.3. Grüne Idylle 7 1.4. Persönlicher Bereich 8 1.5. Gemeinschaftsräume 8 1.6. Medizinische Versorgung 9 1.7. Heim und die Grundsätze des palliativen Denkens 9 1.8. Abschließende Gedanken 11 2. Psychische Probleme im Alter (Elisabeth Stoppacher) 13 2.1. Einleitung 13 2.2. Allgemeines 13 2.3. Bedingungen des erfolgreichen Alterns 15 2.4. Handlungstheoretischer Ansatz zum Übergang ins Seniorenheim 17 2.5. Ausblicke 18 2.6. Kreativität – Überleitung zur Kunst 19 2.7. Persönliche Schlussfolgerung 20 3. Was ist Kunst (Barbara Romirer) 22 3.1. Einleitung 22 3.2. Definition des Begriffes „Kunst“ 22 3.3. Kunstrichtungen 23 3.4. Geschichte der Malerei 24 3.5. Malerei und der Tod 24 3.5.1. Egon Schiele, 1890 bis 1918 25 3.5.2. Pablo Picasso, 1881 bis 1973 25 3.5.3. Edvard Munch, 1863 bis 1944 26 -3- 3.6. Die Kunsttherapie 26 3.7. Interview mit einer Kunsttherapeutin 28 3.8. Auswirkung von Farben auf Körper, Geist und Seele 31 3.8.1. Die Symbolik der Farben 3.9. 31 „Die Kunst – Lebensqualität am Lebensende“ 32 33 3.10. Abschließende Gedanken 4. Wie entstand das Projekt „Was ist Leben – Was ist Tod?“ (Karin Ebner) 37 4.1. Einleitung 37 4.2. Beschreibung der Ausgangssituation 4.3. Palliativ Care in der Langzeitpflege 39 4.4. Auswahl des Projektortes 40 4.5. Umsetzung des Projektes 40 4.6. Abschluss des Projektes – Vernissage(Sandra Kaiser) 43 4.7. Erkenntnis 45 4.8. Abschließende Gedanken 46 37 5. Was ist Leben - Was ist Tod? (Sandra Kaiser) 48 5.1. Einleitung 48 5.2. Allgemeines 48 5.3. „Der Tod und das Leben“ – Ein Definitionsversuch 5.4. Eine mögliche Begriffsbedeutung von „Leben“ und „Tod“ für 5.5. 49 die HeimbewohnerInnen 53 Abschließende Gedanken 54 III. ZUSAMMENFASSUNG 56 IV. LITERATURVERZEICHNIS 58 V. ANHANG 61 -4- I. VORWORT Ein Kunstprojekt Das Projekt der etwas anderen Art • Ein Seniorenheim in Graz wird vorgestellt! • Bewohner werden ins Projekt miteinbezogen! • Öffentlichkeitsarbeit! • Ein Projekt mit Nachhaltigkeit! • Ein Projekt, das zum Nachdenken anregt! Unser Ziel Durch einen Malkurs mit den HeimbewohnerInnen werden Lichtblicke geschaffen und Lebensfreude erweckt! Durch Veranstalten einer Vernissage wird die Öffentlichkeit auf die Dringlichkeit der Palliativversorgung aufmerksam gemacht! Durch Spendengelder und den Verkauf der Bilder werden eine wichtige Anschaffungen für Palliativpatienten ermöglicht! In der schriftlichen Arbeit wird transparent gemacht, mit welchen Schwierigkeiten der Mensch im Alter konfrontiert wird, und dass man mit Kunst die Lebensqualität erhöhen kann. Aber über allem steht die Frage: „ Was ist Leben – Was ist Tod?“ -5- II. PROJEKTGRUPPENARBEIT 1. Senioren Zentrum Graz Eggenberg - ein Portrait (Tatjana Schinnerl) 1. 1. Einleitung Veranstaltungsort unseres Projektes ist das Senioren Wohn- und Pflegezentrum Eggenberg in Graz. Der Betreiber dieses Hauses ist die Volkshilfe Steiermark, ein gemeinnütziger Verein, der seit über 50 Jahren in der Altenhilfe tätig ist. Neben den stationären Wohn- und Pflegezentren bietet die Volkshilfe im gleichen Bezirk Hauskrankenpflege, Altenhilfe, Pflegehilfe, Heimhilfe, Essen zu Hause und einen Personennotruf über das Notruftelefon. 1. 2. Geschichte Anfang der siebziger Jahre lebten in Graz über 13.000 Männer und 25.000 Frauen, die über 65 Jahre alt waren. Mit dem Wissen, dass mit dem Älterwerden auch vermehrt Hilfe und Pflege benötigt wird, plante die Volkshilfe Steiermark ein zum damaligen Zeitpunkt modernes Pensionistenheim mit Krankenstation, Tagräumen, Lift und Ein- und Zweibettzimmern für 75 BewohnerInnen. Für das Bauvolumen mussten 25 Millionen Schilling aufgebracht werden. Mitte der achtziger Jahre wurde das Seniorenheim von bislang 75 auf 81 Betten erweitert. Somit konnte jeder Interessierte von nun an zwischen 10 Zweibett- und 61 Einbettzimmern wählen. Mit dem Pflegeheimgesetz 1995 wurde erstmalig die bauliche Qualität für Pflegeheime in der Steiermark, aber auch die freie Heimwahl mittels Gesetz festgeschrieben. Umbauarbeiten wie Installation einer modernen Brandschutzanlage und Errichtung von -6- Schwesternzimmern wurden rasch durchgeführt. Das Haus ist von der Landesregierung als Pflegeeinrichtung nach dem Steiermärkischen Pflegeheimgesetz bewilligt. Fachlich qualifiziertes Pflegepersonal und Betreuungspersonal bietet den BewohnerInnen aller Pflegestufen rund um die Uhr Pflege und Sicherheit.1 1. 3. Grüne Idylle Eine liebevoll gestaltete Gartenanlage umgibt den fünfgeschossigen Bau. Garten und Grünanlage, mit ausreichend beschatteten Sitzmöglichkeiten, laden zu kleinen Spaziergängen, zum Natur erleben und Kommunizieren ein. Die unmittelbare Nähe des Schlosses Eggenberg bietet den Bewohnern auch die Möglichkeit der kostenlosen Nutzung des Schlossparks für Spaziergänge und Freizeitgestaltung. Somit wird mitten in Graz eine grüne Idylle geboten. Sinne: Sehen, Hören und Fühlen werden stimuliert. Vögel sind das Leben Wasser Wind Mein Herz Mein Atem Meine Sinne sind Leben Ich bin alt Und ich bin voller Leben (Lina,82 Jahre) Aus:“ Mit alten Menschen arbeiten“, Hilarion Petzold (Hrsg.) 1 Vgl.: Folder des Volkshilfe Seniorenzentrums Graz-Eggenberg -7- 1. 4. Persönlicher Bereich Ein Einbett-Zimmer umfasst mit Nasszelle ca. 20 m², ein Zweibett-Zimmer mit Nasszelle ca. 35 m². Jede Einheit verfügt über eine Loggia. Jeder persönliche Bereich besteht aus: Vorraum mit Garderobe und eingebautem Schrank möbliertem Wohn-/Schlafraum mit integriertem Küchenblock und Kühlschrank Nasszelle Loggia Sowohl der Wohnbereich als auch die Nasszelle sind barrierefrei ausgerichtet. Nach Absprache mit der Leitung kann persönliches Klein-Mobiliar mitgebracht werden. Die BewohnerInnen können auch Haustiere mitbringen und somit ein Stück von zu Hause mitnehmen und leichter ein neues Daheim finden. Jedes Zimmer verfügt über Radio-, TVund Telefon-Anschluss. Alle Zimmer sind mit einer Notruf-Anlage ausgestattet. 1. 5. Gemeinschaftsräume Zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume wie: Eingangshalle mit besonderem Ambiente, einen Wintergarten für gemütliches Zusammensein, einen Speisesaal mit angrenzender Cafeteria, Bibliothek und Fernsehraum. Diese Bereiche schaffen viele Möglichkeiten der Begegnung und der gemeinsamen oder individuellen Freizeitgestaltung. Bei meinen Besuchen habe ich beobachtet, dass diese Räume oft und gerne genutzt werden. Die BewohnerInnen kommunizieren miteinander und fühlen sich wohl. In der Diensteinteilung ist immer eine Mitarbeiterin dafür zuständig, die HeimbewohnerInnen zu motivieren diese Gemeinschaftsräume zu nutzen. Eine Seniorenbetreuerin ist für kreative Freizeitgestaltung zuständig: Lesen, Malen, Basteln, gemeinsames Backen, Gedächtnisspiele. Im Rahmen dieser Gedächtnisspiele ist auch ein Kochbuch entstanden. Auf diese Art haben die BewohnerInnen ihre Lieblingsspeisen aus ihrem Gedächtnis gerufen…und so ist ein Kochbuch mit guten Rezepten entstanden. Dieses Buch wurde auch am Weihnachtsbazar im Bezirk verkauft und mit dem Geld konnten andere Anschaffungen -8- gemacht werden. Für den diesjährigen Weihnachtsbazar wurden Mosaikbilder gestaltet. Mit kleinen Festen wird der Pflegeheim-Alltag so oft wie möglich besiegt: Geburtstagsfeste, Faschingsball, Osterfest, Frühlings- oder Herbstfest; Adventnachmittage und Weihnachtsfeier werden organisiert. 1. 6. Medizinische Versorgung In Pflegeheim gilt das Prinzip „freie Arztwahl”, das heißt: jede BewohnerIn kann sich ihren eigenen Hausarzt aussuchen bzw. bei dem bisherigen Hausarzt bleiben. Wenn notwendig oder gewünscht, werden die BewohnerInnen unterstützt, einen Arzt ihren Vertrauens zur finden. In der Nacht, wenn eine ärztliche Intervention notwendig ist, werden die BewohnerInnen über einen Notarzt bzw. über den Hausarzt versorgt. Weiters besteht auch die Möglichkeit das Mobile Palliativteam Graz bei Bedarf hinzuzuziehen. 1. 7. Heim und die Grundsätze des palliativen Denkens Die Grundsätze des palliativen Denkens sind: Grundsatz der würdevollen und ganzheitliche Versorgung und Begleitung der Betroffenen. Grundsatz der interdisziplinären Arbeit in multiprofessionellen Teams , Grundsatz der berufs- und bereichsübergreifenden Kooperation , Grundsatz der Orientierung an den Bedürfnissen und dem Willen der Betroffenen, Grundsatz der Einbeziehung der Angehörigen, Grundsatz der Einbeziehung der Ehrenamtlichen, Grundsatz der fachlichen und haltungsmäßigen Vorbereitung, Begleitung und Aus- und Weiterbildung aller MitarbeiterInnen, 2 Grundsatz der nachgehenden Trauerbegleitung.2 Heimerl, Katharina, Heller, Andreas, Kittelberger, Frank: Daheim sterben-Palliatve Kultur im Pflegeheim; Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau, 2005, S. 20 -9- Diese Grundsätze werden in den Betreuungsalltag übertragen: Im Zentrum des palliativen Umganges steht die Wertschätzung, Fürsorge, Zuwendung gegenüber den BewohnerInnen und Angehörigen. Hier beginnt die Palliativbetreuung schon mit dem ausführlichen Aufnahmegespräch. Es werden wichtige Fragen durchgesprochen, soziale Anamnese und fortgesetzte Gespräche mit Angehörigen und dem Hausarzt sind wichtig. Das Wissen über die BewohnerInnen soll umfassend sein, damit die Pflegenden auch in kritischen Zeiten auf die Bedürfnisse der Bewohner eingehen können. Die freie Arztwahl ist nur ein Aspekt von Orientierung an Bedürfnissen und dem Willen von BewohnerInnen, weiters zeigt sich das z.B. bei der Möglichkeit der Mitnahme von eigenen Möbeln oder von Haustieren (nach Absprache mit der Hausleitung), BewohnerInnen werden animiert an gemeinsamen Freizeitgestaltungen teilzunehmen, aber wenn sie das nicht möchten, wird das auch respektiert. Die Pflege verläuft im Sinne der Unterstützung, sodass die BewohnerInnen ihrer eigenen Kompentenzen so lange wie möglich behalten. Angehörige sind in zweifacher Weise wichtig, einerseits helfen sie bei der Betreuung der BewohnerInnen, andererseits brauchen sie selber Unterstützung, um mit der Krankheit der Angehörigen zurechtzukommen, sowie Unterstützung im Trauerprozess. Das Heim hat Kontakt mit HospizmitarbeiterInnen. Durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen wird die palliative Versorgung im Heim unterstützt, Erfahrungen zwischen Heim und Hospiz werden ausgetauscht. Die MitarbeiterInnen des Hauses haben verschiedene Möglichkeiten sich weiterzubilden: In den Bereichen der Validation, des Wundmanagements, der Hygiene, der Stressbewältigung und der Pflegedokumentation werden verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten angeboten; die MitarbeiterInnen werden fortdauernd motiviert, diese auch in Anspruch zu nehmen. Die Palliativbetreuung in diesem Heim funktioniert wie ein Netzwerk zwischen Hausleitung, PflegerInnen, Krankenschwestern, Hausärzte, Seelsorger, Physiotherapeuten, psychosozialer Dienst, Techniker, Reinigungspersonal, ehrenamtliche Mitarbeiter, BewohnerInnen und Angehörige. Alle Mitbeteiligten in diesem Netz werden gleichwertig gesehen und gewürdigt. Die Heimleiterin ist Fr. Sylvia Andraschko, die dieses Heim mit viel Liebe, Begeisterung, Neugier und Organisationstalent leitet. Sie hat eine zweijährige Heimleiterausbildung nach - 10 - europäischen Normen absolviert. Wir haben im Laufe des Projektes mehrmals miteinander gesprochen und einem Gespräch stellten wir fest, dass das Heim Schlafmöglichkeiten für Angehörige von schwerkranken, sterbenden Patienten braucht und entschieden uns aus diesem Grund, mit dem eingenommenen Geld der Veranstaltung, diese zu finanzieren. Damit wäre es für Angehörige und BewohnerInnen möglich, diese besondere Zeit miteinander zu erleben und Abschied zu nehmen. Gerade diese letzte Zeit erscheint uns sehr wertvoll, da der Sterbende später verloren und nie mehr da sein wird. Ein liebevolles Nahesein, sanftes Berühren kann eine sehr intensive Erfahrung für beide sein, vielleicht gibt es noch etwas Wichtiges zu sagen, weil diese besondere und wertvolle Zeit nie mehr nachgeholt werden kann. Wenn das Sterben eines Menschen, den wir lieben, der für uns viel bedeutet, begleitet werden kann, wird die Last nach dem Tod vielleicht leichter zu tragen sein. Da beginnt schon nachgehende Trauerbegleitung. Meer, das Du Sonnenblau lächelst, in träumenden stillen Frieden, Du, das gegen Abend in Dir selbst Ruht, während die Sonne im Westen Untergeht. Du hast mir die hellen Strände Gezeigt, die einmal durch das Blau steigen Werden, wenn der letzte Segeltörn endet und die Segel in der Abendsonne heruntergleiten. Aus „Hymne an das Meer“ von Jakob Sande 1. 8. Abschließende Gedanken Durch den Einblick, den ich in die Organisation und in die Führung dieses Heimes gewonnen habe, habe ich den würdevollen Umgang mit älteren, schwachen Menschen kennengelernt und weiß nun den engagierten Einsatz des gesamten Teams zu schätzen. Nicht gleichgültig zu sein gegenüber dem Schicksal des Anderen erlangt in einer hochgradig individualisierten Gesellschaft wieder an Wert. Es geht im Umsorgen der Schwachen um eine - 11 - neue Haltung und Fähigkeit der emphatischen Achtsamkeit und Wachsamkeit.3 Diese Fähigkeit wollte ich durch die Palliativ–Care Ausbildung stärken, da mich die Anliegen der Schwachen schon immer bewegt und interessiert haben. Ist doch die Gleichgültigkeit gegenüber den Schwachen, so scheint es mir, Ausdruck und Ursache für eine kalte, ungerechte Gesellschaft. Die Idee Kunst in ein Pflegeheim zu bringen, hat mich sofort begeistert, da die Alten und Schwachen von der Gesellschaft und somit auch von der Kunst abgesondert leben. Mit diesem Projekt scheint es uns gelungen zu sein, Kreativität und Freude zu bringen und somit etwas Ausgleich in die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft zu bringen. 3 Vgl.: Conradi, Elisabeth: Take Care, Campus Fachbuch , 2001 - 12 - 2. Psychische Probleme im Alter– spezielle Schwierigkeiten beim Übergang ins Seniorenheim (Elisabeth Stoppacher) 2. 1. Einleitung „Die Kunst – Lebensqualität am Lebensende“. Was ist Lebensqualität am Lebensende? Wie kann man größtmögliche Lebensqualität erhalten bzw. erreichen? Was hat Kunst mit Lebensqualität zu tun? Die nächsten Seiten beinhalten verschiedene Aspekte von Veränderungen im Alter, es wird der Übergang in ein Seniorenheim/eine Pflegeeinrichtung näher beleuchtet, speziell die Veränderungen, die für den alten Menschen die Folge sind. Wie kann man den Heimeintritt möglichst schonend gestalten? Auch dazu einige Gedanken. Am Ende – Kreativität und Kunst – wie kann Kunst die Lebensqualität beeinflussen – überleitende Gedanken. 2. 2. Allgemeines Die Prüfung eines Menschen ist, wie er sich gegenüber den Alten verhält. Es ist einfach Kinder zu lieben. Selbst Tyrannen und Diktatoren schmücken sich mit ihrer Zuneigung zu Kindern. Aber die Aufmerksamkeit und Fürsorge für alte Menschen, für die Unheilbaren und für die Hilflosen, diese sind die wirkliche Goldgrube einer Kultur.4 Jeder Lebensabschnitt stellt bestimmte Aufgaben und Herausforderungen, die im Einzelfall zur psychischen Belastung werden können. Das höhere Lebensalter ist zwar von manchen Aufgaben befreit und kann damit erfreuliche Freiheiten mit sich bringen, diesen Entlastungen stehen jedoch Schwierigkeiten verschiedenster Art gegenüber. Altern ist ein Prozess, der sowohl biologisch/körperliche, soziale, psychologische und umweltabhängige Faktoren betrifft. Obwohl das Alter nicht generell mit einem Abbau der 4 Husebö, Stein, Klaschik, Eberhard: Palliativmedizin, Springer Verlag, 3. Auflage, (2003) (ROBERTS 1996); S. 391 - 13 - geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit gleichgesetzt werden kann, kann die Tatsache des Ansteigens seelischer Erkrankungen im höheren Lebensalter nicht geleugnet werden. Die Probleme stellen hierbei : - dementielle Erkrankungen - Depressionen - Störungen wie : Ängste, Belastungsreaktionen, Anpassungsstörungen dar. Ältere Menschen sind vermehrt mit Grenzsituationen konfrontiert, insbesondere stehen psychische Probleme im Alter oft in Zusammenhang mit Verlusterlebnissen: - dem Tod des Partners - dem Verlust des Kontaktes zu den Kindern - dem Verlust körperlicher Gesundheit und Beweglichkeit - dem Verlust der Aussicht, dieses oder jenes im eigenen Leben noch verwirklichen zu können - dem Verlust der gewohnten Umgebung, der eigenen Wohnung So kann es bei einschneidenden Ereignissen zu einer (vorübergehenden) Störung des inneren Gleichgewichts, zu einer Lebenskrise kommen. Besonders im hohen Alter sind nachlassende Gesundheit und Vitalität ein Thema. Der Verzicht auf liebgewordene Tätigkeiten, Einschränkungen an Kontakten, Einschränkung körperlicher/geistiger Fähigkeiten, unter Umständen auch die Aufgabe der eigenen Wohnung und der vertrauten Umgebung müssen betrauert, hingenommen und akzeptiert werden. Gerade beim alten Menschen betreffen einschneidende Veränderungen die ganze Existenz. Sie berühren und belasten in seelischer, körperlicher und sozialer Hinsicht. Nicht immer jedoch tritt ein psychisches Problem im Alter erstmals auf, sondern oft wird ein Mensch mit einem psychischen Problem alt! - 14 - 2. 3. Bedingungen des erfolgreichen Alterns Manchmal verliert man etwas. Unwiederbringlich. Dann bleibt man traurig zurück. Manchmal verliert man etwas und kann sich bemühen, ein wenig davon zu retten. Manchmal gelingt das, dann ist man: glücklich. Manchmal dauert es aber sehr lange, bis es gelungen ist, so lange, dass man den Rettungsversuch schon vergessen hat. Und dann entdeckt man, dass etwas gerettet werden konnte. Und das, das ist: das Gefühl von Glück.5 Für die Gerontologie und besonders die Gerontopsychologie steht die Frage nach den Bedingungen des erfolgreichen Alterns im Vordergrund. Altern selbst ist ein sehr komplexer Vorgang, auf welchen verschiedene Faktoren (biologische, psychologische und soziale Faktoren) einwirken und sich auch gegenseitig beeinflussen. In letzter Zeit wird in der gerontologischen Forschung zunehmend bemerkbar, dass Alterungsprozesse nicht weitgehend ein endogen bedingtes Entwicklungsgeschehen darstellen, es wird vielmehr immer mehr den sozialen Bedingungen als exogene Faktoren Bedeutung beigemessen. Es ist immer eine Kombination aus angeborenen Voraussetzungen und äußeren Faktoren, die das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Alterns bestimmen. Altern wird als Prozess betrachtet, der bis zu einem gewissen Grad steuerbar ist. Lebensqualität und psychische Gesundheit im Alter sind nur dann gewährleistet, wenn die Kontinuität der Lebensführung erhalten werden kann. Die Zunahme des Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung und daraus resultierend auch der erhöhte Versorgungsbedarf, machen immer öfter institutionalisierte Wohnformen (Seniorenheime) nötig, bzw. oft ist nur in solchen Einrichtungen der Versorgungsbedarf älterer Menschen zu realisieren. Wohlbefinden und Gesundheit werden für den alten Menschen zur zentralen Adaptionsleistung beim Übergang ins Seniorenheim. Zahlreiche Studien belegen, dass eine ungeplante Übersiedlung im höheren Alter zu dramatischen Reaktionen der Betroffenen 5 http://andrea.kaywa.ch/woche-13/ach-1.html, letzter Zugriff am 21.8.2007 - 15 - (Angst, Depressionen, Anpassungsstörungen) und deren Angehörigen führt. Weiters gibt es zahlreiche Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass die Übersiedlung ins Seniorenheim von Menschen, die sich darauf vorbereitet haben, wesentlich positiver und stressfreier verläuft. Eine Heimübersiedlung bedeutet ein „kritisches Lebensereignis“6, einen wichtigen Einschnitt im Lebenslauf 7 eines alten Menschen. Die eigene Wohnung gibt Menschen Selbständigkeit und Unabhängigkeit, sie verleiht Selbstwertgefühl und Würde. Es ist somit für jeden nachvollziehbar, dass die Übersiedlung in ein Seniorenheim selbst unter besten Voraussetzungen immer zu enormen Veränderungen führt, verbunden mit Gefühlen der Unsicherheit und der Ungewissheit. Der Heimeinzug signalisiert dem Betroffenen eine Begrenztheit der eigenen Kräfte. Darüber hinaus weist er möglicherweise auch auf intellektuelle und emotionale Unfähigkeiten hin, für sich selbst zu sorgen. Der Einzug in ein Seniorenheim, als „letzte Station“ im Lebensweg, konfrontiert den alten Menschen mit dem Gedanken an den eigenen Tod. Als psychisch zwar normale, aber von den Konsequenzen her fatale Reaktion, kann es zu Hoffnungslosigkeit, psychosomatischen Beschwerden oder Rückzug kommen. Mögliche Folgen wie: - eine Verschlechterung des gesamten Gesundheitszustandes - eine Labilisierung des Selbstwertgefühls - ein Absinken der Lebensqualität sind möglich. Obwohl sich der Einzug in ein Senioren- oder Pflegeheim an einem bestimmten Tag vollzieht, stellt die Aufnahme in entsprechende Einrichtungen doch einen Prozess dar. Durch die Beachtung bestimmter Faktoren ist es möglich den Übergang zu erleichtern, und somit die Basis für eine erfolgreiche Anpassung und persönliche Weiterentwicklung im Seniorenheim zu bilden bzw. entsprechende Weichen zu stellen. Vgl.: Filipp S.H. & Ferring. Zur Alters- und Bereichsspezifität. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, D 1989, S. 21, 279-293 7 Vgl.: Saup, Winfried, Formen der Lebensbewältigung im Alter. In P. Mayring & W. Saup (Eds.), Entwicklungs-prozesse im Alter. (pp. 185-200) Kohlhammer , Stuttgart, 1990 6 - 16 - Insgesamt kann der Übergang in ein Seniorenheim als „kritisches“ Lebensereignis gesehen werden und in Folge verschiedene Ebenen psychischen Leidens hervortreten lassen8 . Bereits länger bestehende Beeinträchtigungen (wie wiederkehrende depressive Episoden oder Angststörungen) verstärken etwa im Zuge der Übersiedlung die Belastung, erstmals im Alter auftretende kognitive Beeinträchtigungen oder Pflegebedürftigkeit durch Depressionen und Angst machen die Übersiedlung notwendig, bzw. die Übersiedlung, mit den daraus resultierenden Umweltanforderungen, überfordert die Bewältigungskapazität der Person und löst psychische Beeinträchtigungen erst aus. Starke Belastungen sind häufig Auslöser für Störungen. Personen mit großen Reserven (z.B. soziale Unterstützung) werden Belastungen ausgleichen können. Die gleichen Belastungen können bei Personen mit geringeren Reserven u.U. Störungen auslösen. 2. 4. Handlungstheoretischer Ansatz zum Übergang ins Seniorenheim Dieser Ansatz9 10 beschreibt einen stufenförmigen Verlauf bezüglich der Übersiedlung in eine betreute Einrichtung, wobei fünf Phasen unterschieden werden können: 1. Phase des bestehenden oder antizipierten Unterstützungsbedarfs 2. Entscheidungs- und Wartephase 3. Umsiedlungsphase 4. Phase der anfänglichen Eingewöhnung 5. Phase der längerfristigen Adaption Bevor es zu einem Umzug in ein Seniorenheim kommt, bestehen potenzielle und reale Gründe, die überhaupt dazu führen. Im Wesentlichen sind es drei Faktoren, die einen Umzug nötig machen. Vgl.: Saup, Winfried: Streß und Streßbewältigung bei der Heimübersiedlung älterer Menschen. Zeitschrift für Gerontologie,17, 1984, S. 198-204 9 Vgl.: Prochaska, J.O. DiClemente, C.C. & Norcross, J.C.; in search of how people change. Applications To addictive behaviours. American Psychologist , 1992, S. 47,111-1114 10 Vgl.: Saup, Winfried: Alter und Umwelt: eine Einführung n die Ökologische Gerontologie; Kohlhammer, Stuttgart, 1993 8 - 17 - a) need factors – all jene Indikatoren, die darauf hinweisen, dass ein älterer Mensch nicht mehr allein und unabhängig leben kann b) enabling facors – Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Hilfe, soziale und ökologische Rahmenbedingungen c) predisposing factors – Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Isolation und mangelnde soziale Einbettung, körperliche Erkrankungen Meist kommt es jedoch erst bei Zusammentreffen mehrerer dieser oben genannten Faktoren zur Notwendigkeit, die eigene Wohnung aufzugeben. Als potentielle Gründe für eine Heimübersiedlung werden von älteren Menschen überwiegend Versorgung und Betreuung bei schlechtem Gesundheitszustand, „Nicht – zur – Last – fallen“ und schlechte Wohnverhältnisse genannt. Der Umzug stellt für den betroffenen Menschen eine drastische Veränderung seiner gesamten Lebensumstände dar und erfordert folglich eine Umstellung in nahezu allen Aspekten der Lebensführung. Es handelt sich um eine labile Phase für das gesamte bio-psycho-soziale Gleichgewicht. Besonders die ersten vier Wochen sind entscheidend, ob die Eingliederung und Anpassung an das Leben im Heim für die Betroffenen gelingt. In der ersten Zeit nach dem Umzug steht im Vordergrund neue soziale Kontakte zu knüpfen, im Rahmen der längerfristigen Anpassung ist es jedoch wichtig, das richtige Maß an sozialen und nicht sozialen Aktivitäten zu finden. 2. 5. Ausblicke Es hat sich gezeigt, dass die Lebenserwartung über Jahrzehnte bis in die heutige Zeit gestiegen ist, auch der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung ist gestiegen. Auch im hohen Alter sind Menschen daran interessiert, ihre Lebensumwelt und Lebensqualität zu steigern, zu gestalten und mitzubestimmen. Ein Seniorenheim/Pflegeheim soll ein Zuhause sein. Mit Respekt vor dem Leben des Einzelnen, ein Zuhause mit Respekt vor dem Leben des Alten, seinen Träumen und Gedanken. - 18 - Für die Zeit nach Übersiedlung ist eine Unterstützung bei der Orientierung und Hilfestellung beim Aufbau von neuen Kontakten und Aktivitäten im Heim wichtig. Beim Umzug in ein Seniorenheim muss vieles zurückgelassen werden, und gleichzeitig ist es ein Neubeginn. Dieser Neubeginn kann Hoffnungen wecken, aber auch Trauer bereiten. Häufig sind Depressivität, soziale Unsicherheit und Passivität Hemmschwellen für die BewohnerInnen. Es ist besonders nach dem Umzug in ein Seniorenheim wichtig, Dinge zu schaffen, die ein Lächeln auf das Gesicht der Betroffenen zaubern. Ziel ist es, Menschen im Alter zur Kreativität anzuregen. 2. 6. Kreativität – Überleitung zur Kunst Kreativität ist geistige Schöpferkraft, Innovation und Ideenreichtum. Kreativ zu sein bedeutet auch Ziele zu haben und zu verfolgen. Wer kreativ ist, der hat vor allem eine Aufgabe, unmittelbar damit verbunden ist körperliche wie geistige Aktivität - die besten Präventionsstrategien gegen körperliche und geistige Gebrechen. Kreativität fördert die Orientierungsfähigkeit, Konzentration, verbessert den sozialen Austausch, hilft Depressionen abzubauen. Personen die das Leben genießen und positiv in die Zukunft blicken, bauen weniger schnell ab, als ihre weniger zuversichtlichen Altersgenossen – positive Psyche kann das Altern zwar nicht stoppen aber zumindest verlangsamen. Neugierig machen auf Neues - schöpferische Begabungen fördern Im kreativen Tun werden oft neue oder verloren gegangene Lebensinhalte entdeckt, die verhindern, das ganze Ausmaß der Veränderungen, welche sich wie beschrieben durch die Aufgabe der eigenen Wohnung und/oder durch Krankheit ergeben, ständig zu spüren. Die Freiheit und das Spielerische der Kunst scheint dafür ein ideales Mittel zu sein. … Zu wissen, was ein Mensch war, zu sehen was ihm und uns das Alter/eine Krankheit Stück für Stück nimmt, und mit dem Übrigen zu leben ist eine zentrale Herausforderung Die Kunst oder ausdrucksorientierte Arbeit kann insofern positive Unterstützung bieten. - 19 - … „wenn ich mit den Farben spiele, hat meine Seele Ferien“…11 Dies zu fördern ist eines der Ziele/Gedanken unserer Projektarbeit! 2. 7. Persönliche Schlussfolgerung Die Projektfindung – für mich war dies nicht ganz einfach. Im ersten Block des Basislehrgangs „palliativ care“ musste ein Projektthema gefunden werden. Ich wusste im Vorfeld nicht, was auf mich zu kommen würde und konnte mich diesbezüglich nicht wirklich vorbereiten. Im Kurs selbst erschien mir die Zeit knapp bemessen, ein Thema finden zu können. Ich fühlte mich etwas überrumpelt, binnen weniger Stunden wissen zu müssen, worüber eine Projektarbeit geschrieben werden könnte. Als es also daran ging, ein Thema zu finden bzw. sich einer Gruppe anzuschließen, war ich etwas gestresst und auch hin- und hergerissen. „Hilfe für Helfer“ – ein für mich wichtiger und oft zu kurz kommender Bereich hätte mich interessiert. Das Thema „Kunst auf der Palliativstation“ zog mich jedoch stärker in den Bann und weckte meine Neugier. Positive Energien waren für mich spürbar. Meine ersten Gedanken waren, schwer kranken Menschen durch Kunst Freude und Abwechslung in den Stationsalltag zu bringen, Kreativität zu fördern und positive Energien zu mobilisieren. Die Vielfältigkeit und Lebhaftigkeit des Themas war für mich faszinierend. Auch die Tatsache etwas völlig Neues zu versuchen, denn mit Kunst hatte ich bisher in meinem beruflichen Umfeld sowohl als Anästhesistin, als auch als Ärztin in einem mobilen Palliativteam, wenig bis gar nichts zu tun. Im Lauf der Konkretisierung des Projektes veränderte sich der Ort, an dem wir Freude, Abwechslung, Kreativität… vermitteln wollten. Nicht mehr eine Palliativstation – vielmehr eine Seniorenzentrum wurde als Ort unseres Projektes gewählt. Anfangs war ich diesbezüglich skeptisch, beim ersten Lokalaugenschein im Rahmen einer dort stattfindenden Veranstaltung war ich jedoch sofort begeistert. Der erste Eindruck war toll. Positive Energien und Freude auf die vor uns liegende Arbeit nahmen mich ein. 11 Beck, K.: Kreativität im Alter/kunst- u. ausdrucksorientierter Arbeit mit älteren Menschen o.S. - 20 - Meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen während des weiteren Verlaufes und im Zuge der Arbeiten für unser Projekt „Die Kunst – Lebensqualität am Lebensende“ sind vielfältig Positives als auch Negatives, teils schwierig in Worte zu Fassendes. Wenn ich die letzten Monate Revue passieren lasse, sehe ich vor mir: Freude, Energie, Engagement, Arbeit, Zeitaufwand, Missverständnisse, persönlicher Ärger, Kompromisse, tolle Ergebnisse, glückliche Gesichter, meinen Laptop, Bücher, Gespräche, Resignation (zwischenzeitlich), Kommunikationsprobleme, E-Mails, … eine fertige Arbeit. ...“ zu kämpfen ohne ein Ziel zu haben ist Blindes tun, ein Ziel zu haben, jedoch nicht dafür zu kämpfen ist Dummheit“ … Dieser Spruch fällt mir spontan ein, wenn ich an die Anfangszeit unserer Projektarbeit denke. Es zahlt sich aus, für etwas zu kämpfen, Schwierigkeiten zu überwinden, ein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist schön etwas auf die Beine gestellt zu haben – gemeinsam. Teamarbeit erfordert jedoch von allen Mitgliedern des Teams zuhören zu können, kommunizieren zu können, Kompromisse schließen zu können und Aufgaben übernehmen zu können, verlässlich und engagiert zu sein, für die gemeinsame Sache eintreten zu wollen, sich persönlich zurücknehmen zu können. Diese Fähigkeiten müssen täglich trainiert werden, diese Anforderungen kosten Anstrengung. Dieses Projekt hat mir persönlich all diese Dinge aufs Neue bewusst gemacht. Gute Arbeit kann nur in gegenseitigem Verständnis und Respekt gelingen - darin müssen wir uns immer wieder üben. Unterschiedliche Betrachter eines Themas haben unterschiedliche Blickwinkel - auch das darf man nicht aus den Augen verlieren. - 21 - 3. Was ist Kunst (Barbara Romirer) 3. 1. Einleitung Für Außenstehende mag es unverständlich sein, wenn man in einer Palliativausbildung über Kunst spricht, wo doch sehr viele Menschen „Palliativ“ mit Tod und Sterben in Verbindung bringen. Aber für uns, die in der Palliativmedizin und -pflege tätig sind, steht an erster Stelle die Lebensqualität. Solange nicht der letzte Atemzug getan ist lebt der Mensch, mit all seinen Sinnen, seinen Wünschen, seinen Träumen, aber auch seinen Ängsten, seinen Schmerzen und seinem Leid. Und gerade wir in unserer Palliativarbeit können unheimlich viel für diese Menschen tun und ihnen Lebensqualität bis zuletzt ermöglichen. Ein Teil dieser Lebensqualität – und ich glaube es ist ein unheimlich großer Bereich – ist die Kunst. Kunst hat das Potenzial, unser Leben in einer Weise zu bereichern, die weit über reinen Genuss, hübsches Schmuckwerk oder flüchtige Freude hinausgeht. Zeitgenössische Kunst spiegelt häufig unsere Wertvorstellungen und Erwartungen an unsere Zeit. Sich mit Kunst anderer Epochen vertraut zu machen, kann uns daher einen Zugang zu Schönheitsidealen, Ideologien, Moralvorstellungen, Philosophien, politischen Verhältnissen und sozialen Gebräuchen vergangener Zeiten verschaffen. Und ist so nicht nur der Allgemeinbildung förderlich, sondern im Idealfall für Wohlbefinden im psychischen und physischen Bereich.12 3. 2. Definition des Begriffes „Kunst“ Der Begriff Kunst hat im Laufe der Jahrhunderte und in verschiedenen Kulturen seine Bedeutung stets verändert und tut es noch. Er wird von Künstlern, Kunsttheoretikern, Historikern, Philosophen, Soziologen und der Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Oft wird der Begriff Kunst auch mit der Bedeutung “Werk der Bildenden Kunst“ verwendet. Kunst ist ein Kulturprodukt, eine Hervorbringung von Menschen, das Ergebnis eines kreativen Prozesses, 12 Vgl.: Langenmüller: Kunst –Stile, S. 11 - 22 - an dessen Anfang manchmal die religiöse Motivation stand und an dessen Ende, entweder das “Kunstwerk“ steht, oder auch – wie seit der Moderne – der Prozess selbst als Ergebnis gewertet wird. Jede Kultur hat demnach Kunst hervorgebracht.13 Das Wort Kunst ist vom lateinischen Wort „ars“ hergeleitet worden und bedeutet soviel wie „Geschicklichkeit oder Fertigkeit.“14 Während der letzten zweieinhalb Jahrtausende hat es unendlich viele Versuche gegeben, Kunst zu definieren. Hier einige Zitate von bedeutenden Philosophen und Künstlern: „Wenn es etwas gibt, wofür zu leben lohnt, dann ist es die Betrachtung des Schönen“, sagte einst Platon (427 – 347 v. Chr.). Später wurde das schöne Kunst genannt.15 „Sie erwarten von mir, dass ich ihnen sage, dass ich ihnen definiere: Was ist Kunst? Wenn ich das wüsste, würde ich es für mich behalten“ - ein Zitat von Pablo Picasso.16 „Ich kenne noch keine bessere Definition für das Wort Kunst als diese: Kunst, das ist der Mensch“, sagte Vincent van Gogh 1879.17 „Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“, von Johann Wolfgang von Goethe.18 3. 3. Kunstrichtungen Bildende Kunst mit den klassischen Gattungen Malerei, Bildhauerei, Architektur und dem, seit dem 19. Jhd., sogenannten Kunstgewerbe (angewandte Kunst) und als Grenzbereich dem Kunsthandwerk. Darstellende Kunst mit den Hauptsparten Theater, Tanz, Hohe Schule und Filmkunst Musik mit den Hauptsparten Vokalmusik und Instrumentalmusik Literatur mit den Hauptgattungen Epik, Drama und Lyrik. Da wir uns in unserem Projekt mit dem Malen beschäftigt haben, möchte ich näher auf diese Kunstrichtung eingehen. 13 Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/kunst, letzter Zugriff am 17.09.2007 Vgl.: http://ddragon.interratec.de/kunst/wkunst.php, letzter Zugriff am 17.09.2007 15 Vgl.: Hauskeller, Michael; Verlag C.H.Beck lHG, München 1998, S. 9 16 http://ddragon.interratec.de/kunst/wkunst.php, letzter Zugriff am 17.09.2007 17 http://ddragon.interraec.de/kunst/wkunst.php, letzter Zugriff am 17.09.2007 18 http://www.kunstzitate.de, letzer Zugriff am 17.09.2007 14 - 23 - 3. 4. Geschichte der Malerei Das älteste Zeugnis der Malerei sind die Höhlenmalereien mit Tierdarstellungen aus der letzten Eiszeit bzw. dem Jungpaläolithikum. Malerei und Zeichnung, aber auch Relief und Plastik sind als künstlerische Ausdrucksformen aus der Zeit von vor 35.000 bis 10.000 Jahren bekannt. Europäische Höhlenmalereien sind vor allem aus Spanien und Frankreich bekannt. Die Wandbilder in der Höhle von Lascaux in Südfrankreich wurden 1940 entdeckt. Die Tiermotive, Rinder, Hirsche, Pferde und Stiere sind in beeindruckender Weise dargestellt und gehören zu den ältesten bekannten Malereien der Menschheit. Auch aus Afrika, Asien und Australien sind frühe Felsmalereien bekannt. Im Altertum und Antike begegnet uns die Malerei im Orient (ab 10 000 v. Chr.) und in Ägypten (ab 3 000 v. Chr.) als Wandmalerei und Freskomalerei. Aus Griechenland sind neben den Malereien auf Krügen, Vasen und Tellern auch frühe Malereien auf Tontafeln, also erste eigenständige Bildträger, bekannt. Im Mittelalter malte man bereits auf Holztafeln und Leinwand. Die Malerei war, entsprechend ihren Auftraggebern fast ausschließlich religiös geprägt. Es kam zur Ausmalung von Kirchen und Klöstern, zur Ausschmückung von Kirchenchören und Andachtskapellen mit Altarbildern. Aber auch Portraits, Landschaften, Stillleben. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die Bilder überwiegend in Künstlerateliers. Die moderne Freilichtmalerei beginnt um 1830 (Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir usw.). Mit dem Aufkommen der Fotografie sah sich die Malerei mit neuen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert.19 3. 5. Malerei und der Tod Bedeutende Maler wie z. B. Egon Schiele, Pablo Picasso oder Edvard Munch, um nur einige zu nennen, haben sich auch schon Zeit ihres Lebens mit dem Tod beschäftigt und das hat sich in ihren Werken widergespiegelt. 19 http://www.kunst-fuer-alle.de, letzter Zugriff am 18.09.2007 - 24 - 3. 5. 1. Egon Schiele, 1890 bis 1918 „Alles ist lebend tot“ dieses Zitat Schieles mit seiner hieroglyphischen Botschaft sagt viel über den Charakter seiner Kunst aus, die immer im Grenzbereich zwischen Leben und Tod angesiedelt scheint. Die Selbstbildnisse und die Darstellungen seiner Modelle scheinen dem Tode dabei oft näherzustehen als dem Leben. Schiele malte immer nur Seelenlandschaften, Spiegelbilder des eigenen Zustands.20 Egon Schiele – „Agonie (der Todeskampf)“ 3. 5. 2. Pablo Picasso, 1881 bis 1973 „Blaue Periode“ – 1901 bis 1905 nannte man die melancholische Schaffensphase von Pablo Picasso, in der die Bilder in kühlen bläulich-grünlichen Tönen gehalten sind. Diese Bilder sind geprägt von tiefer Traurigkeit. Mit ihrer Hilfe verarbeitete er sowohl seine Einsamkeit in der Fremde, als auch den Tod eines guten Freundes. Bei der Ausstellung „ Picasso – Malen gegen die Zeit“ in der Albertina (22.09.2006 bis 07.01.2007) konnte man die Ruhe- und Rastlosigkeit des Künstlers förmlich spüren. Ein Wettlauf gegen den Tod. Entsetzen und Widerstand gegen Altern und Tod spiegeln sich in der Organisation der Arbeitszeit wider. Das Werk, das Picasso täglich hervorbringt, erscheint als Aufstand gegen die Zeitlichkeit und gegen das Verschwinden. Offensichtlich steht hinter Picassos Trennung in einen Stil des Malers und in einen Stil des Zeichners die panische Angst vor der auslaufenden Zeit.21 20 21 Vgl.: Wolfgang Georg Fischer, Egon Schiele, S. 172 Vgl.: http://www.art-perfect.de/picasso-malen-gegen-die-zeit-albertina-wien.htm,letzter Zugriff am 18.09.2007 - 25 - Pablo Picasso –“ Death of Casagemas 1901” 3. 5. 3. Edvard Munch, 1863 bis 1944 Eindrücke von Krankheit, Tod und Trauer spielen in Munchs Kunst eine große Rolle. Munch war selbst von schwacher Gesundheit, er litt an einer manisch-depressiven Erkrankung, seine Schwester an Depression. Als Edvard fünf Jahre alt war, verstarb seine Mutter an Tuberkulose. Das Hauptinteresse Munchs sind die Eindrücke der Seele und nicht die des Auges. Mehrere Bilder haben den Tod zum Thema, am meisten Aufmerksamkeit erregte das Bild „ Der Tod im Krankenzimmer“.22 Edvard Munch – „Tod im Krankenzimmer“ 3. 6. Die Kunsttherapie Die Kunst als Therapieform wird sowohl auf Palliativstationen, als auch in Pflegeheimen, Einrichtungen für Behinderte, heilpädagogische Tagestätten aber auch im ambulanten Bereich eingesetzt. Unter Kunsttherapie versteht man den Einsatz verschiedener künstlerischer Fertigkeiten wie Zeichnen, Malen, Collagieren und Plastizieren in einem therapeutischen Rahmen. Mit Hilfe 22 Vgl.: http://www.wikipedia.lrg/wiki/edvard_munch, letzter Zugriff am 18.09.2007 - 26 - der Kunst kann man sich ohne Worte ausdrücken und verständigen. Die Kunsttherapie ist eine eigenständige Therapieform; sie kann aber auch andere Therapien unterstützen und bereichern. Es sind vor allem seelische Störungen, Konflikte aller Art und Lebenskrisen, die in einem schöpferischen Prozess bewusst gemacht und bewältigt werden sollen. Wenn der Mensch sein inneres Befinden sprachlich nicht, oder nur unzureichend mitteilen kann, bietet ihm die Kunsttherapie die Chance, Gefühle und Probleme in selbstgeschaffenen Werken darzustellen. Der Gestaltungsvorgang ist ein kreativer Prozess, ein Veränderungsprozess, in dem etwas Neues entsteht. Er hat eine integrierende und erneuernde Wirkung auf die gesamte Psyche und auf das Selbstwertgefühl des Gestalters. Der Kontakt zu dem schöpferischen Produkt seines geistig-seelischen Innenlebens gibt ihm die Stärke, mit seinen Gefühlen von Ohnmacht und Angst, mit seinem Schmerz und mit seinem Verdacht, bloßes Opfer eines undurchschaubaren Geschehens zu sein, kreativ umzugehen. Das Wesentliche bei der Gestaltung ist die Arbeit mit Farbe und Form. Die zu gestaltende Bildfläche steht symbolisch für das zu verändernde Leben des Malenden. Wie in einem Spiegel kann er Prozesse verfolgen, Standorte finden, zu Veränderndes, aber auch zu Bewahrendes entdecken und in Eigenverantwortung auf sein Leben übertragen. In einer behutsamen, einfühlenden Gesprächsatmosphäre werden die Botschaften noch bewusster gemacht, die im Bild bereits enthalten und gestaltet sind. Dabei kann jedoch nur so viel und dasjenige in dem Bild angesprochen werden, das der Betreffende im Moment aufzunehmen und zu akzeptieren vermag. Im Vordergrund steht das Aufspüren von Selbstheilungsmöglichkeiten; dadurch wird es dem Menschen möglich, sich auf ein positives Ziel hin zu orientieren. „Ich stelle mir das Leben vor wie ein Bild, ein Mosaik aus kleinen Steinen, ganz zuletzt fehlt nur noch ein Stein, der mein Werk vollendet.“ 23 Bilder sind Träger des menschlichen Ausdrucks. Wir wollen mittels unseres Ausdrucks erkannt werden und den anderen erkennen. Dies erlöst uns von unserem Einsamsein, lässt uns unsere Nöte und Freuden teilen, schmettert unsere Eigenart in die Welt hinaus. Wir wollen gleich sein und wir wollen anders sein und die anderen sollen beides wissen.24 23 24 Pleschberger, Sabine , Heimerl, Katharina, Wild, Monika (Hg.): Palliativpflege, S. 117 Everding, Gustav, Westrich, Angelika: Würdig leben bis zum letzten Augenblick, S. 56 - 27 - 3. 7. Interview mit einer Kunsttherapeutin Mag. Martina Ledinski, Stallhof 121, 8510 Stainz, www.ledinski.at (Das Interview wurde per E-Mail durchgeführt) 1. Welches Aufgabengebiet umfasst die Arbeit von KunsttherapeutInnen? Kunsttherapie ist eine Form der Psychotherapie. In Österreich ist sie als solche nicht anerkannt (in anderen Ländern z.B. den England oder USA sehr wohl), d.h. nicht in der offiziellen „Liste“. Das bedeutet, dass wir nicht den Namen „Psychotherapeuten“ führen können. Tatsächlich arbeiten wir aber mit KlientInnen in all den für Psychotherapie typischen Bereichen und haben auch den Anspruch und das Ziel, die Menschen zu unterstützen, zu begleiten, Heilung mit zu bewirken, mit ihnen an ihrem Weg und Werden zu arbeiten. Die Kunsttherapie bietet den Menschen die Möglichkeit, sich mit seinem inneren Erleben auseinanderzusetzen und sich kreativ-gestalterisch auszudrücken. Das ist in nahezu allen Bereichen menschlichen Lebens möglich und auch nahezu mit allen Menschen. KunsttherapeutInnen arbeiten in Kliniken, Institutionen zur Nachsorge, Betreuung und Pflege von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, in Beratungsstellen, in pädagogischen Bereichen und natürlich in Praxen, Ateliers und Projekten. Auf der Homepage des österreichischen Fachverbandes ist zu lesen: Kunsttherapie wird im rehabilitativen, klinisch-psychologischen und psychotherapeutischen Bereich eingesetzt. Kunsttherapeutische Methoden werden auch im Rahmen kunstdidaktischer und gestaltungspädagogischer Verfahrensweisen angewandt, und sind im sozial- und heilpädagogischen Bereich, aber auch an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlichem und therapeutischem Raum zu finden. 2. Welchen Stellenwert nimmt die Kunsttherapie in der Schulmedizin ein? Ich denke doch, dass es auch da sehr ähnlich den anderen psychotherapeutischen Verfahren ist. Personen allerdings, die keinen so genauen Einblick haben, rechnen die Kunsttherapie gerne den Beschäftigungstherapien zu. Wir möchten uns davon aber bewusst abgrenzen. - 28 - Psychotherapie und Kunsttherapie ermöglichen einen ganzheitlichen Zugang zu den PatientInnen und werden daher auch bei uns immer wichtiger. 3. Wer verordnet Kunsttherapie? ÄrztInnen, BeraterInnen,…. 4. Wird Kunsttherapie von der Krankenkasse bezahlt? Nein. 5. Was bewirkt Kunsttherapie? Kunsttherapie ist ein ganzheitlicher Weg, sich mit der eigenen Persönlichkeit entwickeln, zu entfalten oder aber auch weil etwas im Ungleichgewicht ist oder auch etwas im Leben sehr beeinträchtigt. Die Menschen nutzen dabei ihre gestalterische Kraft, die jedem von uns innewohnt. Es ist die Fähigkeit, das was uns bewegt, was wir erleben und fühlen, mit kreativen Mitteln auszudrücken. Manchmal ist die Sprache nicht ausreichend bzw. umschiffen Menschen gekonnt die „heiklen“ Punkte. Beim Gestalten z.B. eines Bildes können sie aber ihrem seelischen Erleben, ihren inneren Bildern Gestalt durch Farben, Formen etc. geben. Im Bild drücken sie aus, was sie bewegt und in der Begegnung mit diesem Ausdruck, mit dem, was sichtbar wurde, gelangen sie zu neuen Erkenntnissen und Einsicht, können be-greifen. So setzen sie sich mit ihren individuellen Themen auseinander, können Ressourcen und Selbstheilungsbzw. Problemlösungskräfte aktiviert werden. Gemäß der spezifischen Dynamik einer Therapie und deren Zielsetzungen können kunsttherapeutische Methoden stabilisierend, ressourcenorientiert oder auch aufdeckend angewandt werden. Kreative Therapien können befreien, können heilen, weil die Personen durch die äußeren Gestaltungen angeregt werden, im Inneren die seelischen Energien fließen zu lassen und so neue Möglichkeiten des Verstehens und Verhaltens erproben. 6. Welche Methodik wird in der Kunsttherapie angewendet? Das ist je nach Schule unterschiedlich. In der Phronetik®, in der ich ausgebildet wurde und die die theoretische Basis meines Handelns ist, gibt es 3 Hauptmethoden: Die Arbeit am Bild - 29 - (Primäre Objektarbeit), also Malen, Zeichnen etc., die Arbeit mit Ton (Primäre Prozessarbeit) und eine der Aufstellungsarbeit ähnlichen strukturalen Arbeit (Strukturale Prozessarbeit). Andere arbeiten auch mit Video, Foto, Tanz etc. 7. Da sich unser Projekt mit Malen beschäftigt, möchte ich Ihnen gezielt ein paar Fragen dazu stellen. Wann bzw. bei welchen Situationen wird Maltherapie angewendet? Hier gilt alles, was ich schon oben erwähnt habe. Malen ist eine universelle Form des Ausdruckes. 8. Wie häufig wird Maltherapie bei PalliativpatientInnen angewendet bzw. wie wird es von PalliativpatientInnen angenommen? Das hängt von mehreren Faktoren ab. Erstens, wie groß ist die Palliativstation, zweitens welche Erkrankungen haben die PatientInnen dort, drittens werden diese bis zum Sterben dort aufgenommen oder so viel wie möglich dazwischen nach Hause entlassen usw. Eine Kollegin erzählte mir von ihren Erfahrungen. Sie arbeitete auf einer Palliativstation mit 4 Zimmern mit je 2 Patienten. Wie auf allen Stationen haben es die PatientInnen phasenweise sehr gerne angenommen und phasenweise weniger. Es kam immer wieder vor, dass meine Kollegin direkt am Bett gearbeitet hat nicht unbedingt mit aktivem Malen o.ä., aber therapeutisch – und nach unserer, der phronetischen Theorie – daher natürlich auch kunsttherapeutisch. Kunsttherapie heißt nämlich nicht unbedingt, dass jedes Mal ein „Werk“ entstehen muss. Auf dieser Station werden viele, je nach Willen, schnell wieder nach Hause entlassen und ambulant weiter betreut. Manche kamen zum Sterben, manche sind zu Hause verstorben. Das heißt sie sah die PatientInnen ca. zwischen 1-3 Wochen. 9. Welche Erfolge können bei Palliativpatienten erzielt werden? So wie bei allen anderen KlientInnen auch. Manche haben kleine Schritte gemacht, manche große auch je nach Gesundheitszustand. Erfolg ist doch jede Stunde. Es kommt drauf an, was man unter Erfolg versteht und will. 10. Unser Projekt in der interdisziplinären Basisausbildung Palliativ Care lautet: "Die Kunst - Lebensqualität am Lebensende". Können Sie als Kunsttherapeutin aus Ihrer Sicht dazu eine kurze Stellungnahme abgeben? - 30 - Kunst bedeutet Ausdruck, aber auch Eindruck. Es bedeutet sich berühren zu lassen und sich selbst aktiv gestaltend auseinander zu setzen mit den Themen, die da sind und mit der Lebensbewegung, die aus unserem tiefsten Selbst kommt, die aufsteigen will und immer da ist. – Kunst ist Hilfe und Kunst ist Freude und kann ganz sicher eine gute Begleiterin am Ende des Lebens sein. Ich danke herzlich für das Interview. Für Interessierte: Ausbildung für KunsttherapeutInnen unter www.oefkg.at 3. 8. Auswirkungen von Farben auf Körper, Geist und Seele Da Farben auf Körper, Geist und Seele wirken, können wir durch deren bewussten Einsatz im wahrsten Sinne des Wortes „Farbe in unser Leben bringen“ und sind somit in der Lage mit ihrer Hilfe gezielt unsere Lebensqualität und unser Wohlbefinden zu verbessern. 3. 8. 1. Die Symbolik der Farben Rot – die stärkste aller Farben, Farbe der Liebe, der Lebensfreude, der Leidenschaft und Lebensenergie. Rot macht gesprächig und selbstbewusst, wirkt anregend, wärmend und stimulierend, verbessert den Kreislauf und regt den Stoffwechsel an. Außerdem steigert es sexuelle Energie und Leistungsfähigkeit. Rot berührt die Tiefen unserer Seele. Grün – die Farbe der Natur, der Harmonie des Lebens, des Wachstums und des Heilseins. Grün fördert Erholung, Entspannung, wirkt beruhigend auf Herz und Nerven und stabilisiert den Blutdruck. Es lindert Schwellungen und Stauungen im Gewebe, entlastet die Bronchien und unterstützt die Heilung von chronischen Entzündungen. Blau – die Farbe der Ruhe, des Friedens, der Treue und des Glaubens. Blau fördert Entspannung und Ausgeglichenheit, setzt die Körpertemperatur herab, senkt die Schmerzempfindlichkeit, beruhigt das Nervensystem, senkt erhöhten Blutdruck und besänftigt so bei Angstzuständen, Herzjagen und Schlaflosigkeit. - 31 - Gelb – die Farbe der Weisheit. Gelb bringt den Geist in Schwung, hilft bei Gedächtnisschwäche, Lernproblemen, Stoffwechselstörungen der Leber sowie gegen Ermüdung, düstere Stimmung und Lustlosigkeit. Es stimuliert die Muskulatur und unterstützt die Ausscheidung von Schlacken. Weiß – die Farbe der Reinlichkeit, die Farbe, die alle Farben in sich birgt. Es wirkt strahlend, aufmunternd und friedlich. Weiß verweist auf Unschuld, spirituelle Reinheit, Weisheit, Tugend, Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit. Weiß ist sachlich und klar. Schwarz – die Farbe der Trauer und negativen Gefühle, kann schwermütig machen und einengen, Einsamkeit aber auch Eleganz, Modernität, Sachlichkeit, Seriosität und Würde. Farbe der Finsternis aber auch Farbe der Kreativität, da aus dem Dunkel alles geboren wird.25 Der Einsatz von Farben und Farbtönen gehört zu den grundlegendsten und wichtigsten Möglichkeiten unsere direkte Umwelt und unser Wohlbefinden zu beeinflussen. Farbe schafft Atmosphäre, dient der Identifikation und Orientierung (z.B. jede Etage in einem Pflegeheim oder Krankenhaus hat ihre eigene Farbe. Das erleichtert Bewohnern, Patienten und Besuchern die Identifikation mit ihrer Etage und das „Wiedererkennen“).26 Es wurde auch herausgefunden, dass Farbe nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche einen großen Einfluss hat. Angesichts dessen geht man immer mehr dazu über, in verschiedensten Einrichtungen im Gesundheitsbereich (Krankenhäuser, Pflegeheime, Hospizund Palliativstationen) die Räumlichkeiten farblich zu gestalten. 3. 9. „Die Kunst - Lebensqualität am Lebensende“ Das ist der Titel unserer Projektarbeit. Was bedeutet er eigentlich? Zweierlei Sichtweisen sind möglich. Zum einen: Man spricht über Kunst, die auch am Lebensende zur Erhöhung der Lebensqualität beiträgt. Kunst stärkt das Selbstwertgefühl, Selbstheilungskräfte werden mobilisiert, Konflikte aller 25 26 Vgl.: http://www.mara-thoene.de/html/farbensymbolik.html, letzter Zugriff am 18.09.2007 Vgl.: http://www.farbqualitaet.de, letzter Zugriff am 18.09.2007 - 32 - Art und Lebenskrisen werden bewältigt, Ängste und Stärken werden erkannt. Sie hat eine positive Wirkung auf die gesamte Psyche. Alleine die Wahrnehmung der Farben verändert unser Empfinden. Einerseits die anregende, stimulierende Wirkung, andererseits wieder eine entspannende, beruhigende Wirkung. Kurz gesagt: Kunst erhöht die Lebensqualität Zum anderen: Es ist eine „Kunst“ am Lebensende noch Lebensqualität zu haben. Wie schafft man es, wenn man in einem Pflegeheim wohnt, keine Autonomie, vergessen, vereinsamt, krank oder auf einer Palliativstation – todkrank – über Lebensqualität zu sprechen? So individuell wie Menschen sind, ist auch das Empfinden von Lebensqualität. Für den Einen reicht ein Dach über dem Kopf, eine warme Suppe, eine Zigarette, für den Anderen ist es ein Gespräch, ein Freund. Zu spüren, dass es Menschen gibt, die für sie da sind. Für andere wieder ist es einfach Schmerzfreiheit, alles geregelt zu wissen, wenn das Leben zu Ende geht. Für uns, die in der Palliativarbeit tätig sind, ist Kunst in der täglichen Arbeit zu finden. Die „Kunst“ sich abzugrenzen. Die „Kunst“ wahrhaftig und ehrlich zu sein. Die „Kunst“ einfühlsam zu sein. Die „Kunst“ der Kommunikation. Zum Abschluss meiner Arbeit möchte ich ein Zitat meiner Kollegin, die auch im mobilen Palliativteam tätig ist, einbringen: „Es ist Kunst jeden Tag so zu leben als wäre er der letzte, andererseits auch so zu leben als ob man noch hundert Jahre vor sich hätte.“ 3. 10. Abschließende Gedanken Das Thema „Kunst“ in einer Palliativausbildung hat mich im ersten Augenblick verwundert. Es hat mich neugierig gemacht. Es faszinierte mich, das Leben und nicht das Sterben in den Vordergrund zu stellen. Auch kann man mit einer Veranstaltung, die breite Öffentlichkeit (Politik, Medien usw.) besser erreichen, was mir persönlich sehr wichtig erscheint. Den - 33 - Menschen soll bewusst werden, wie dringend notwendig die Palliativarbeit im Gesundheitsbereich ist. Ein Teil unserer Gruppe (auch ich zähle mich hier dazu) hatte Bedenken welch großer Arbeitsaufwand auf uns zukommen wird. Da einige schon Erfahrung mit solchen Veranstaltungen hatten, versicherten sie uns, dass das Ganze halb so schlimm ist. Es folgten Stunden der Vorbereitung: Suche eines Veranstaltungsortes, Gespräche mit Heimleitungen, Adressen zusammenschreiben, mit Sponsoren verhandeln (d.h. Telefonate führen, E-Mails schreiben, nochmals nachtelefonieren, persönliche Kontakte mit Pharmavertretern, Termine mit dem Marketingleiter der Volksbank Süd-Oststeiermark), Spendenkonto eröffnen, per E-Mail Dankesschreiben an die Sponsoren versenden, Künstler animieren, Einladungen gestalten, drucken und versenden, Medien auf uns aufmerksam machen (Interview mit einem Reporter der Kleinen Zeitung, E-Mails an Chefredakteure der Kleinen- und Kronenzeitung sowie dem Eggenberger Spiegel, E-Mails an Radio Steiermark, sowie Christine Brunnsteiner und an die Chefredaktion „Steiermark-Heute“, Kontaktaufnahme zu einer Kunsttherapeutin (durch Recherche über die Kleine Zeitung), Malkurs veranstalten, Photos machen………und nebenbei auch noch unsere schriftliche Arbeit vorbereiten. Aber das war erst der Anfang: Die Arbeit für die eigentliche Vernissage stand uns noch bevor. Bilder sammeln, Bilderliste und Preisliste schreiben, Bilder von den verschiedensten Künstlern abholen, Rede zusammenschreiben, Musik organisieren, Ablauf der Veranstaltung besprechen, Bilder der Bewohner und der Künstler im Seniorenheim aufhängen, Photos der Heimbewohner zu deren gemalten Bilder hängen, Abklärung wegen Buffet und Getränke (Buffet wurde vom Haus gesponsert, Getränke von einer Firma), Kontakt mit der Firma aufnehmen, damit die Getränke ordnungsgemäß geliefert werden, Führen einer Gästeliste, Organisieren eines Blumenstraußes für die Heimleitung, Schachtel für freiwillige Spende herrichten, Drucken von Erlagscheinen, Führen einer Handkassa während des Abends….und noch dazu unsere fertige schriftliche Arbeit abgeben. Die Vernissage war vorbei, aber noch lange nicht die Arbeit. - 34 - Bilder abmontieren, Geld zählen und aufs Spendenkonto überweisen, Bilder nach Mariatrost bringen und dort aufhängen für unsere Präsentation. Nach der Präsentation die nicht verkauften Bilder wieder abmontieren und ins Pflegeheim oder den Künstlern zurückbringen, Geld der Heimleitung übergeben. Hindernisse die diese Arbeitsvorbereitungen noch erschwerten: • Die 5 Projektmitglieder kamen aus den verschiedensten Gebieten: Graz, Knittelfeld, Anger, Hartberg, d.h. bei Treffen sehr weite Anfahrtszeiten. • Einige Mitglieder hatten zu Hause keinen Computer und somit keine E-Mail-Adresse (sie mussten ihre schriftlichen Arbeiten in der Dienststelle durchführen). • Diese Vorbereitungen fielen genau in die Urlaubszeit. Wir wurden sehr oft vertröstet, mussten verschiedenste Anfragen 2 bis 3 Mal durchführen, bis wir zu den richtigen Ansprechpersonen kamen. • Sehr viele Arbeiten konnte man erst unmittelbar vor der Vernissage erledigen (z.B. Einladungen kurz vorher ausschicken, Bilder organisieren und aufhängen usw.), d.h. wir standen unter großem Zeitdruck. Natürlich gab es einige persönliche Treffen und eine Arbeitsaufteilung, aber auf Grund der unterschiedlichsten Zugänge zu diesem Bereich, der umfangreichen Arbeitsliste und den erschwerten Bedingungen kam es zu Diskussionen und Konflikten. Was wurde mir bewusst: • Überprüfe genau bevor du dich freiwillig zu einer Arbeit meldest ob sie deinen Vorstellungen und Ressourcen entspricht. • Zeitgeben und zeitlassen bei der Organisation (gute Organisation ist die halbe getane Arbeit). • Protokoll mitschreiben (Abmachungen sollten verbindlich sein). • Verlässlichkeit (Terminarbeiten zeitgerecht erledigen, da es sich auf die gesamte Arbeit auswirkt). • Angebotene Hilfe annehmen. • Ständiger Informationsaustausch, damit Missverständnisse aufkommen. - 35 - gar nicht erst • Richtige Kommunikation (aufkommende Konflikte sofort ansprechen, sachlich bleiben, konfliktfähig sein und auf Gesprächskultur achten). • Lob und gegenseitiges Stützen (man kann zu Hochleistungen motiviert werden, wenn Anerkennung und Wertschätzung stattfinden). • Teamleiter (Management und Koordination) spielt eine wichtige übergeordnete Rolle. Müsste ich diese Punkte nach ihrer Wichtigkeit ordnen, so muss ich feststellen, dass alle angeführten Punkte gleich wichtig sind. Wird ein Punkt vernachlässigt, kann bereits eine Teamarbeit daran scheitern. Ist aus unserer Projektgruppe auch kein Team geworden, so möchte ich dennoch abschließend sagen, dass wir sehr stolz auf unsere gemeinsame, gelungene Monsterprojektarbeit sein können und möchte mich bei meinen Mitgliedern sehr herzlich für die Zusammenarbeit bedanken. - 36 - 4. Wie entstand das Projekt „Was ist Leben - Was ist Tod?“ (Karin Ebner) 4. 1. Einleitung Meine persönliche Motivation zu unserer Projektarbeit war folgende: Ich hatte im November vorigen Jahres eine Benefizvernissage auf der Palliativstation des Krankenhauses der Elisabethinen veranstaltet, wobei der Gesamterlös der Station bzw. den Patienten zugute kam. Als es im Rahmen der Palliativausbildung an die Projektfindung ging, erinnerte ich mich an die positiven Reaktionen der Patienten auf der Palliativstation. Ich wurde schon Tage vor der Vernissage von Patienten immer wieder gefragt, wann denn endlich die Ausstellung sei und die Patienten freuten sich auf die willkommene Abwechslung vom Krankenhausalltag. Mein Schlüsselerlebnis bei dieser Veranstaltung hatte ich, als ich eine Patientin betreute, welche ich nur liegend im Nachthemd und mit zersausten Haaren kannte. Diese Patientin hatte sich so sehr auf diese Vernissage gefreut, dass sie sich trotz ihrer Beschwerden für diesen Abend zu Recht machte .Sie schminkte sich sogar. Die Patientin ließ sich von ihren Angehörigen im Rollstuhl von Bild zu Bild fahren und sie war an diesem Abend noch lange auf der Ausstellung. Diese Patientin hat sich so sehr über diese Abwechslung gefreut, dass es für mich den Anschein hatte, als ob sie für einen Augenblick sogar vergessen hatte, dass sie in einem Krankenhaus war. Für solch einen Augenblick ist es Motivation genug solch eine Veranstaltung zu wiederholen. Die ursprüngliche Idee für die Projektarbeit war geboren. “Kunst auf einer Palliativstation“ 4. 2. Beschreibung der Ausgangssituation Palliativ Care in die Langzeitpflege ja oder nein? Es hatten sich auch gleich einige Kursteilnehmerinnen gefunden die am Projekt mitarbeiten wollten. - 37 - Das Problem, welches sich aber danach stellte, war folgendes: Wir alle hatten unterschiedliche Vorstellungen von der Umsetzung dieser Idee und von der Idee an sich. Mein Vorschlag war es, mit unserem Projekt in die Langzeitpflege zu gehen. Dieser Vorschlag würde von der Projektgruppe sehr kritisch betrachtet. Es kam zu einigen Diskussionen über den Ort der Veranstaltung. Es waren einige Sitzungen nötig und auch sehr lange Telefonate und E-Mails erforderlich. Zweifel wurden laut, ob wir mit so einen heiklem Thema überhaupt in die Langzeitpflege gehen können und ob das Thema „Was ist Leben -Was ist Tod“ die BewohnerInnen nicht überfordere. Es standen plötzlich die Fragen im Raum: „Können wir diese Vernissage, mit solch einem Thema, überhaupt in einem Pflegeheim machen, kann man das für sich selber verantworten beziehungsweise für die BewohnerInnen? Löst diese Veranstaltung eventuell Proteste oder Emotionen bei den HeimbewohnerInnen aus?“ Es wurden nicht nur kritische Stimmen innerhalb der Gruppe laut, sondern auch der Einfluss von außen und die Einwände gegen dieses Projekt waren erheblich. Wir bekamen Sätze zu hören wie z.B.: „ Man kann doch nicht in einem Pflegeheim über den Tod reden“ oder „Ihr könnt doch nicht zum Thema“ Was ist Leben - Was ist Tod?“ Bilder malen. Es wurde auch gesagt, dass diese Menschen womöglich noch nicht ans Sterben denken würden, usw. Nicht nur Zweifel von unterschiedlichen Stellen über unser geplantes Projekt wurden laut, sondern es wurde auch über etwaige Kosten, die durch solch eine Veranstaltung entstehen würden, gesprochen und was wir damit bezwecken wollen. Wir wurden doch sehr verunsichert, was unser Vorhaben anging und die Zweifel, ob eine Langzeitpflege der geeignete Platz für solch eine Veranstaltung sei, wurden immer größer. Es wurde untereinander viel darüber gesprochen und auch Alternativen angeboten. Eine dieser Alternativen war, dass diese Vernissage auf der Palliativstadion des Krankenhauses der Elisabethinen stattfinden sollte. Ich hatte das aber abgelehnt, da ich im Herbst des vorigen Jahres solch eine Veranstaltung schon gemacht hatte und ich wollte keine Wiederholung auf der Station machen. Es war schwierig für uns den passenden Ort für solch eine Veranstaltung zu finden: Palliativstation oder Langzeitpflege? - 38 - 4. 3. Palliativ Care in der Langzeitpflege ja oder nein? Hierzu möchte ich eine kurze Stellungnahme von Fr Janine Hatts Projektarbeit27 ihres Palliativlehrganges beifügen, die mich überzeugt hat, dass die Endscheidung mit unserem Projekt in eine Langzeitpflege zu gehen richtig war. Palliativ Care gehört auch in die Langzeitpflege! Wieso Palliative Care in der Langzeitpflege/Geriatrie? Ihre Antwort bezieht sich auf das Buch von Roland Kunz: Sterben im Pflegeheim „Palliative Care ist ein Betreuungskonzept für Menschen jeden Alters, die an einer chronischen, unheilbaren und fortschreitenden Krankheit leiden.“ Dieses Konzept richtet sich an PatientInnen mit Krebserkrankungen, mit fortgeschrittenen neurologischen Leiden, mit schweren Lungenkrankheiten und progredienter Herzschwäche, an Demenzkranke in späten Stadien und an geriatrische, polymorbide Menschen. Alle diese Patientengruppen sind geprägt von der Tatsache, dass sie keine Aussicht mehr auf Heilung haben, dass sie aber umso mehr Anstrengungen der Medizin und Pflege brauchen, ihre Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu verbessern. Palliativ-Care richtet sich somit nicht nur an Sterbende im Sinne von End-of-life-Care, sondern auch an PatientInnen mit langsam fortschreitenden Krankheiten, welche aber noch eine Lebenserwartung von Monaten oder sogar Jahren haben. Der Zugang zu palliativer Medizin, Pflege und Betreuung ist allen älteren, pflegebedürftigen Menschen rechtzeitig zu garantieren, unabhängig vom Ort, wo sie leben. Bei dieser Stellungnahme kommt schon ganz klar zum Ausdruck, wie wichtig Palliativ–Care für die Langzeitpflege ist. Die Linderung des Leidens und die Unterstützung des Patienten stand auch früher schon im Zentrum der Aufgaben des Arztes, wie es ein französisches Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert zusammenfasst: « Guerir-quelquefois,soulager-souvant,consoler-toujours (Heilen - manchmal, lindern oft, trösten - immer) »28. 27 28 Hatt, Janine: Strukturen für Palliative Care in der Langzeitpflege – Palliatve Care http://de.wikipedia.org/wiki/Palliation, letzter Zugriff am 18.09.2007 - 39 - 4. 4. Auswahl des Projektortes Als Projektleiterin begann ich mit der Suche eines geeigneten Ortes für unsere Projektarbeit. Einige Anrufe in unterschiedlichen Heimen waren notwendig, um ein geeignetes Haus für dieses Palliativprojekt zu finden, wobei wir viele Absagen nach der Projektvorstellung bekamen mit der Begründung: “Bei uns im Heim finden schon ausreichende Animationen für die Bewohner statt“, oder „Die Heimbewohner würden mit diesem Projekt überfordert werden.“ Nach vielen Telefonaten und Projektvorstellungen in unterschiedlichen Langzeitpflegeheimen wurde ich am 16.05.2007 von Frau Andraschko, welche die Leitung des Volkshilfeheimes – Senioren- und Pflegezentrum Eggenberg ist, angerufen und wir vereinbarten noch für diesen Tag einen Termin für unsere Projektvorstellung. Dieses Gespräch verlief sehr positiv und die Projektidee hat Frau Andraschko dermaßen überzeugt, dass sie uns die volle Unterstützung von allen Seiten zugesagt hat. Die Heimleitung gab uns als die Anregung, dass man mit dieser Veranstaltung im Pflegeheim die Einrichtung einer Schlafmöglichkeit (Gästebett) für Angehörige von Palliativpatienten die Nachtwache halten möchten, oder einfach nur in der Nähe ihrer versterbenden Angehörigen sein möchten, organisieren und finanzieren könnte. Nach einer Einladung der gesamten Projektgruppe im Volkshilfeheim Eggenberg und einem weiteren Gespräch mit der Heimleitung, entschied sich die Projektgruppe, die Vernissage in diesem Heim zu veranstalten. Es wurde ein Projektname gefunden, der für alle Beteiligten zufriedenstellend war. „Die Kunst - Lebensqualität am Lebensende“. Nach der Projektfindung und der positiven Zusage der Projektleitung, galt es nun, unsere Ideen umzusetzen. 4. 5. Umsetzung des Projektes Die Projektgruppe beschloss, dass man bei der Umsetzung unseres Projektes auch die HeimbewohnerInnen aktiv mit einbeziehen sollte, schließlich ginge es ja um sie. - 40 - Wir organisierten mit Hilfe von Frau Andraschko einen Malkurs unter dem Arbeitstitel „Was ist Leben - Was ist Tod?“. Der erste Kurs fand am 17.07.2007 statt, dem noch drei weitere Kursnachmittage folgten. Insgesamt wurde an vier Nachmittagen zu je zwei Stunden mit den BewohnerInnen gemalt. Ich möchte hierzu meine persönlichen Eindrücke schreiben. Am ersten Nachmittag kamen über 10 Personen, welche teilweise im Rollstuhl saßen, oder mit Unterstützung durch diverse Gehhilfen und unter Mithilfe des Personals zum Kurs gebracht wurden. Es wurde eine kurze Vorstellung über uns und unser Projekt gemacht, wobei den BewohnerInnen gesagt wurde, dass dieser Malkurs im Rahmen des Ersten Steirischen Palliativlehrganges stattfinde und als Arbeitstitel des Kurses das Thema „Was ist Leben - Was ist Tod?“ gewählt wurde. Es wurde kaum Notiz von der Thematik des Malkursthemas genommen, bis auf eine Bewohnerin, welche sagte “jo wir wern e a bold sterbm“. Der Rest der Gruppe wartete mehr oder weniger gespannt, wann wir denn endlich zu malen anfangen würden. Die anfängliche Angst über dieses Projekt in einer Langzeitpflege war unbegründet. Es kam zu keinen Protesten und es wurden keine negativen Emotionen ausgelöst. Es gab erwartungsvolle Blicke, es wurde gelacht und so manche Hand wurde mit Farbe bekleckst. Nach der Vorbereitung des Materials begannen wir zu malen. Mich überraschten die Reaktionen der einzelnen HeimbewohnerInnen, da die Heimleitung mich schon über Schwierigkeiten, die während des Kurses auftreten könnten, hingewiesen hat. Es handelte sich nämlich vorwiegend um geriatrische, demenzkranke PatientInnen. Die Heimleitung meinte etwa bei einer Bewohnerin, dass diese keine fünf Minuten ruhig auf einem Platz sitzen würde. Der Kurs dauert zwei Stunden. Genauso lange konzentrierte sich die Seniorin auf ihre Aufgabe. Sie verließ ihren Tisch während des Kurses kein einziges Mal. Nach dem Kurs war alles wieder wie vorher, und ihre „Fünf-Minuten-Unruhe“ hielt alle wieder auf Trab. Aber der alten Dame und dem Pflegepersonal haben diese zwei Stunden eine kurze Entspannung gebracht. Malen kann bei unruhigen Menschen die Konzentration fördern. Diese Bewohnerin war an allen Kurstagen so in ihre Arbeit vertieft, dass man das Gefühl bekam, ein fünfter Malnachmittag würde ihr auch gefallen. Eine andere Bewohnerin hatte die ersten zwei Nachmittage nur mit zuschauen verbracht, aber am dritten Tage meinte sie nach der Frage, ob sie es nicht doch versuchen möchte, sie könne nicht malen. - 41 - Es wurde ihr eine Schwammtechnik gezeigt, die das Halten eines Pinsels nicht erforderte, da sie feinmotorisch sehr eingeschränkt war. Die Bewohnerin malte uns ein wunderschönes Bild mit zittrigen Händen. Nach der Frage was dieses Bild denn darstelle antwortete sie: “Stiefmütterchen“. Man muss hierzu sagen, dass diese Patientin an Alzheimer erkrankt ist, aber sie hatte für ihr Bild exakt die Farben von Stiefmütterchen verwendet, nämlich blau, lila, weiß und gelb. Sie bewunderte Ihr Werk und fragte nach einiger Zeit: „Wer hat denn das gemalt?“ Ich sagte ihr, dass sie es war. Sie war erstaunt und strahlte über das ganze Gesicht. Man kann auch durch das regelmäßige Malen die Feinmotorik verbessern und besonders wichtig ist auch zu sagen, dass das Selbstwertgefühl wieder gestärkt wird. Wie die nächsten zwei Beispiele zeigen: - Eine Bewohnerin malte mit unserer Hilfe Tulpen. Diese Dame war so stolz auf ihr Bild, dass sie es jedem, der in den Raum kam mit einem Lächeln zeigte und dabei immer wieder betonte, dass sie dieses Bild fast ohne Hilfe gemalt hat. Ich bat sie am Ende des Kurses um das Bild für die Ausstellung, das hat sie aber abgelehnt, mit den Worten, dass dieses Bild ein Weihnachtsgeschenk für ihre Tochter werden soll. - Ein weiterer Kursteilnehmer war von der Abwechslung so angetan, dass er fast immer eine halbe Stunde vor Kursbeginn kam. Der Bewohner malte uns einige Landschaftsbilder. Er präsentierte die gelungenen Motive mit Stolz und ließ sich vom Pflegepersonal und auch von den Kollegen loben. Fotos vom Malkurs am 25. Juli 2007 - 42 - 4. 6. Abschluss des Projektes – Vernissage (Sandra Kaiser) Am Abend des 24. Oktobers 2007 mit Beginn um 19.00 Uhr fand unsere Vernissage statt. Dieser gingen Stunden und Tage der Vorbereitungen voraus. Viele organisatorische Dinge mussten vorab geregelt werden, damit dieser Abend zu einem Erfolg werden konnte. Endlich war es soweit! Schon vor Beginn kamen zahlreiche Personen in das Seniorenzentrum, HeimbewohnerInnen wurden in den Speisesaal geführt und nach und nach füllte sich der Veranstaltungsort. Schon vor dem offiziellen Beginn wurden die Bilder, welche optimal platziert waren, bewundert. Da einige Bilder der HeimbewohnerInnen nicht signiert waren, haben wir neben oder unter diese Kunstwerke die gerahmten Fotographien des jeweiligen Bewohners, zur Erkennung, dazugehängt. Einige der HeimbewohnerInnen, welche am Malkurs teilgenommen haben, erkannten sich auf den von uns, im Rahmen des Malkurses, gemachten und gerahmten Fotos wieder. Auch bei den Angehörigen der Bewohner kam diese Idee gut an, und es wurde so manches Foto gleich mit nach Hause genommen. Durch die bauliche Gegebenheit des Veranstaltungsortes konnte man auf einem Rundgang alle Werke gut betrachten und man hatte immer ausreichend Raum und Zeit, sich die Bilder anzusehen und diesen Eindruck auf sich wirken zu lassen. Um 19.30 Uhr eröffnete Frau Andraschko mit ihrer Begrüßung die Vernissage. Darauf folgten sehr bewegende und auch zum Nachdenken anregende Worte von Frau Dr. Hönig, welche eine der Projektleiterinnen unseres Lehrganges ist. Danach haben Frau Stoppacher und Frau Romirer unseren Teil in einer Rede präsentiert und die Projektgruppenmitglieder haben sich vorgestellt. Abschließend hat Frau Andraschko sich noch einmal bedankt und das Buffet eröffnet. Viele Bekannte und Verwandte der Projektgruppenmitglieder sind gekommen, aber auch Personen aus Politik und Wirtschaft, sowie etliche Künstler haben dieser Veranstaltung beigewohnt. Besonders gefreut hat uns, dass etliche Heimbewohner und deren Angehörige unsere Vernissage besucht haben. Es wurden schon an diesem Abend einige Bilder verkauft und wir hoffen, dass bis zum Ende unseres Lehrganges noch so manches Bild seinen Besitzer wechselt. - 43 - So können wir nun auf einen sehr gelungenen Abend zurückblicken und hoffen durch die Einnahme von rund 1700 Euro (aus Spendengeldern und den Verkauf von Bildern) dem Seniorenzentum somit den finanziellen Grundstein für ein Gästebett und vielleicht einer weiteren Investition gelegt zu haben. Wir hoffen, dass dadurch eine bessere Versorgung in der letzten Lebensphase möglich gemacht werden kann. „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“29 Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass für mich und auch für alle anderen Projektgruppenmitglieder dieser Abend wundervoll und von persönlichem Erfolg gekrönt war. Diese schönen Stunden haben uns für den sehr großen zeitlichen und auch persönlichen Aufwand mehr als entschädigt. Wir wünschen der Heimleitung, den Mitarbeitern, vorallem aber den BewohnerInnen weiterhin alles Liebe und Gute und hoffen, ein kleines Stück Lebensqualität geschenkt haben! Foto von der Vernissage am 24. Oktober 2007 (Projektgruppe v.l.n.r.: Elisabeth Stoppacher, Barbara Romirer, Tatjana Schinnerl, Karin Ebner, Sandra Kaiser) 29 http://de.wikiquote.org/wiki/Vaclav_Havel, letzter Zugriff am 28.10.2007 - 44 - 4. 7. Erkenntnis Zusammenfassend kann man sagen: Malen stärkt das Selbstwertgefühl, verbessert die Feinmotorik, kräftigt die Gemeinschaft als Gruppe, hilft Depressionen zu verbessern und es kann bei unruhigen Menschen die Konzentration fördern. Professor Gerd Nagel, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor der Klinik für Tumorbiologie sagt. „Kunsttherapie fördert in einzigartiger Weise die Patientenkompetenz.“ Malen wird auch als Therapie in der Behandlung von Krebskranken eingesetzt. Es werden Gefühle und Stimmungen bewusst, beziehungsweise unbewusst zu Papier gebracht. Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Verzweiflung, Schmerzen oder Wut, aber auch Freude, können durch gemalte Bilder reflektiert werden. In Phasen der Erkrankungen kann gesprächsbasierende Psychotherapie zu belastend sein, da kann die Kunsttherapie bzw. Maltherapie sehr hilfreich werden. „Malen ist meine Heilung“, schrieb die 1997 an Krebs gestorbene Malerin Elke Borchert, obwohl sie zunehmend von der Krankheit verzehrt wurde. Die Kunst und speziell das Malen kann auch bewirken, dass der Patient für einen Augenblick sein krank sein und die damit verbundenen Ängste, eventuell sogar seine Schmerzen, vergessen kann. Meine persönliche Erkenntnis, die ich auf Grund dieses Projektes erfahren durfte, ist folgende: Für mich hat sich das Projekt als eine Bereicherung erwiesen. Die Emotionen derjenigen zu sehen, für die dieses Projekt gemacht wurde, ist ein wunderbares Gefühl. Die Freude und die strahlenden Gesichter der Menschen, mit denen wir gemalt und für die wir diese Vernissage gemacht haben, ist für mich Bestätigung genug, dass die Projektauswahl die richtige Entscheidung war. Sehr positiv ist natürlich auch für mich, dass wir durch unser Projekt einen Teil zur Palliativversorgung in diesem Heim mit der Veranstaltung finanzieren konnten, sowie Öffentlichkeitsarbeit für Palliativ Care leisten konnten. - 45 - Ich habe aber auch erfahren, dass es bei der Umsetzung eines Projektes in einer Gruppe auch nicht immer leicht sein kann, da unterschiedliche Menschen mit ihren verschiedenen Motivationen an das Projekt herangehen. Damit so etwas funktioniert, heißt es zuhören können, reden und reden lassen. Teamarbeit war gefragt, was zugegebenermaßen nicht immer leicht war. Es ist uns trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten aber gelungen, als Team etwas Wunderschönes auf die Beine zu stellen und dadurch Menschen ein bisschen glücklicher zu machen und Freude zu vermitteln. Ich würde sagen, dass die Umsetzung dieses Projektes nicht immer leicht war, aber wenn das Ergebnis so positiv ausfällt, lohnt sich jede Anstrengung. Daher möchte ich mich bei meinem Team recht herzlich bedanken. Wir können zu Recht auf unsere Projektarbeit stolz sein. Danke! 4. 8. Abschließende Gedanken Für unser Projekt wurde aber nicht nur gemalt, sondern es wurde auch bei unterschiedlichen Künstlern um eine Bildspende gebeten. Wobei sehr überraschend war, dass fast alle Künstler nach der Projektvorstellung „Die Kunst - Lebensqualität am Lebensende“ ein bis zwei Bilder zur Verfügung stellten. Nach deren Motivation fragend, wurde oftmals geantwortet: „Auch mir könnte es einmal schlechter gehen und ich brauche dann Hilfe“. In meiner Interpretation heißt das „Auch ich werde einmal Palliativ Care brauchen. Der Tod ist eine Tatsache. Ich werde auch sterben.“ Besinnungsgedicht: Geben von Annegret Kronenberg Geben ist leicht. Es wird schwer, wenn die Hände leer sind. - 46 - Es wurden auch Sponsoren für die Umsetzung unseres Projektes gefunden. Die uns mit durch Geldspenden, Getränke und sogar mit dem Druck der Einladungen unterstützten. Für ein Buffet am Veranstaltungsabend wurde, durch die Heimleitung, gesorgt, auch eine Fotografin sowie Musiker unterstützen das Projekt „Die Kunst - Lebensqualität am Lebensende“. Danke! - 47 - 5. Was ist Leben - Was ist Tod? (Sandra Kaiser) 5. 1. Einleitung Wie schon im Kapitel 4.5. beschrieben, fand der Malkurs unter dem Motto „ Was ist Leben – Was ist Tod?“ statt. Ich möchte nun versuchen unseren Arbeitstitel näher zu erläutern und um meine eigenen Gedanken zu erweitern. „Was IST Leben und was IST Tod?“ Diese Frage ist wohl schwer zu beantworten, da diese Begriffe sehr schwer einzugrenzen sind und sich viele verschiedene wissenschaftliche Gebiete damit auseinandersetzen. Sei es die Philosophie, die Theologie, die Psychologie, die Medizin, die Lehre der Ethik und das Studium der Metaphysik. Egal welcher Bereich es auch ist: Jede Profession hat eine eigene Definition und einen eigenen Zugang dazu entwickelt. Auch der Mensch, egal welchen Beruf er auch ausüben möge, setzt sich selbst mit diesem Thema auseinander und entwickelt für sich selbst eine eigene, persönliche Definition von „Leben“ und „Tod“. Ich habe in meinem Beruf viele Menschen kennen gelernt und konnte beobachten, dass es hierbei Unterschiede, in der Intensität mit dieser Begriffsauseinandersetzung, gibt. Aber dennoch konnte ich erkennen, dass sich JEDER Fragen über das Leben und den Tod stellt, in welcher Form auch immer. So versuche auch ich in meinem Teil der Arbeit mir darüber Gedanken zu machen und mit Hilfe von wissenschaftlichen Definitionen die Begriffe „Tod“ und „Leben“ einzugrenzen. 5. 2. Allgemeines Meine langjährige berufliche Laufbahn und die damit verbundenen, zahlreichen menschlichen Kontakte, die ich mit meinen Patienten und Klienten erleben durfte, führte mich dazu, mich selbst zu fragen: „Ist es möglich, dass ein Mensch nicht auch im Leben schon tot sein kann?“ Sei es vielleicht in sozialer oder in emotionaler Hinsicht? Im Sinne von fehlenden menschlichen Kontakten, in Momenten der Einsamkeit, aufgrund möglicher Unfähigkeit - 48 - zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und über einen längeren Zeitrahmen zu erhalten. Durch das Fehlen von Empfindungen wie Freude, Liebe, Hoffnung, aber auch Traurigkeit, Enttäuschung, Verzweiflung etc. kann eine innerliche Gefühlsleere entstehen, welche den Menschen in einen Zustand von „emotionalen Tod im Leben“ versetzen. Doch genau diese Gefühle und die damit verbunden Emotionen lassen einen Menschen spüren, dass er am Leben ist. Dennoch gibt es wissenschaftliche Definitionen für diese beiden Begriffe, wobei sich das Wort „Tod“ in Bezug auf einen lebenden Organismus einfacher beschreiben lässt, aber für das Wort Leben mehrere Aspekte in Betracht gezogen werden können. So wie auch das Leben selbst komplex ist, so gestaltet sich auch die Begriffsbestimmung. 5. 3. „Der Tod und das Leben“ – Ein Defintionsversuch Der Tod ist nach der Definition des Pschyrembels das Ende eines Individuums, medizinisch beschrieben als irreversibler Funktionsverlust des Atmungs-, Kreislauf- und Zentralnervensystems. Einteilung in Phasen: 1.) Klinischer Tod (völliger Kreislaufstillstand mit potentiell reversibler Aufhebung jeder Großhirnaktivität) 2.) Hirntod 3.) Biologischer Tod (Ende aller Organ- und Zellfunktionen)30 Das Leben ist, laut Pschyrembel, ein zeitlich begrenztes Überleben von Zellen und Zellsystemen über den Hirntod hinaus, bis zum Absterben der letzten Zelle (absoluter oder totaler Tod).31 In Wikipedia wird Leben u.a. aus naturwissenschaftlicher Sicht definiert. Es werden charakteristische Merkmale beschrieben, die in ihrer Gesamtheit ein Lebewesen definieren. 30 31 Pschyrembel, W.: Klinisches Wörterbuch; Walter de Gruyter, 260. Auflage, Berlin 2004, S. 1818-1819 Pschyrembel, W.: Klinisches Wörterbuch; Walter de Gruyter, 260. Auflage, Berlin 2004, S. 1015 - 49 - Dazu zählen: Energie-, Stoff- und Informationsaustausch, weiters Wachstum, Fortpflanzung und Reaktion auf Veränderung der Umwelt. Einige dieser Merkmale findet man auch bei technischen, physikalischen und chemischen Systemen, andere Merkmale sind nur dem biologischen Lebewesen zuzuordnen.32 Dennoch ist es nicht so einfach wie es aussieht. Die genaue Grenze zwischen Leben und Tod ist schwer zu definieren. Je weiter man von der Grenzzone zwischen diesen beiden entfernt ist, desto klarer scheint der Unterschied zwischen Leben und Tod, je näher man an der Grenze ist, desto unklarer wird sie. Es ist fast unmöglich mit Sicherheit zu sagen, wann der Tod eintritt und die Frage, wann der Übergang vom Sterben zum Tod geschieht, bleibt offen und so wird es wohl ein Rätsel für uns Lebende bleiben. Eine philosophische Betrachtungsweise über den Tod gibt Gibran Khalil in seinem Buch „Der Prophet“ ...und er sagte: „Ihr fragt nach dem Geheimnis des Todes. Aber wie könnt ihr es jemals begreifen, außer ihr sucht es im Herzen des Lebens? Die nächtliche Eule kann mit ihren tagblinden Augen das Mysterium des Lichts nicht ergründen. Wollt ihr wirklich den Geist des Todes erkennen, öffnet Euer Herz weit für den Körper des Lebens. Denn eins sind Leben und Tod, so wie der Fluss und das Meer eins sind. Auf dem Grund eurer Hoffnungen und Wünsche ruht euer wortloses Wissen vom Jenseits. Und wie Samen, die unter der Schneedecke träumen, träumen eure Herzen vom Frühling. Vertraut dieses Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit. Eure Furcht vor dem Tod ist nichts, als das Zittern des Hirten, der vor dem König steht und dessen ehrende Berührung erwartet. Ist der Hirte hinter seinem 32 Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Leben, letzter Zugriff am 10.10.2007 - 50 - Zittern nicht glücklich darüber, dass er das Zeichen des Königs empfangen soll? Und ist er sich dennoch nicht weit mehr seines Zittern bewusst? Denn was bedeutet sterben schon anderes, als nackt im Wind zu stehen und in die Sonne zu schmelzen? Und was bedeutet es, nicht mehr zu atmen, wenn nicht der Atem von seinem rastlosen Ebben und Fluten zu lösen, damit er emporsteigen, sich ausdehnen und unbehindert zu Gott streben kann? Erst wenn ihr aus dem Fluss des Schweigens getrunken habt, werdet ihr wirklich singen. Und wenn ihr den Gipfel des Berges erreicht habt, dann wird euer Aufstieg beginnen. Und wenn euer Körper der Erde anheim fällt, dann werdet ihr wahrhaftig tanzen.“31 Der Tod ist wohl immer noch eines der größten Tabuthemen unserer Gesellschaft. Warum werden noch immer andere, ausweichende, abschwächende Worte für den Tod verwendet? Klingt es besser, wenn man sagt, der Betroffene sei „dahingeschieden“ oder „zu Gott heimgegangen“? Hört es sich in einem Nachruf besser an, wenn von einem „Ableben“ oder „Entschlafen“ gesprochen wird? Ich persönlich glaube einfach, dass sich nur wenige Menschen mit dieser Thematik konfrontieren wollen. Einerseits, weil es jeden und zu jedem Zeitpunkt treffen kann, andererseits weil man Angst hat, dass das Gegenüber ausweichend oder schockiert auf dieses Thema reagieren könnte. So umgeht man dieses Thema und hofft, dass man sich nicht damit auseinandersetzen muss. Vielleicht ist das Sterben und der Tod für uns deshalb so voller Schrecken und Furcht bzw. so rätselhaft, weil es so schwer ist zu begreifen, was in diesem Prozess mit uns passiert und wir nicht wissen, wie sich Sterben und Tod anfühlt. Aber eines kann man sicher sagen, dass der Tod und das Leben so untrennbar miteinander verbunden sind, dass es das Eine ohne das Andere gar nicht gibt und dass der Tod, wann auch immer er eintritt, das Ende vom Leben und vom Sterben ist. 31 Gibran, Khalil: Der Prophet; Deutscher Taschenbuchverlag; 4. Auflage Dez. 2004; S. 108-110 - 51 - Mutter Theresa hat einmal über das Leben gesagt: „Das Leben ist eine Chance, nutze sie. Das Leben ist schön, bewundere es. Das Leben ist eine Wonne, koste es. Das Leben ist ein Traum, verwirkliche ihn. Das Leben ist eine Herausforderung, nimm sie an. Das Leben ist ein Spiel, spiele es. Das Leben ist kostbar, geh sorgsam damit um. Das Leben ist ein Reichtum, bewahre ihn. Das Leben ist Liebe, genieße es. Das Leben ist ein Rätsel, löse es. Das Leben ist ein Versprechen, erfülle es. Das Leben ist ein Lied, singe es. Das Leben ist ein Kampf, nimm ihn auf. Das Leben ist eine Tragödie, stell dich ihr. Das Leben ist ein Abenteuer, wage es. Das Leben ist Glück, behalte es. Das Leben ist kostbar, zerstöre es nicht. Das Leben ist Leben, erkämpf es Dir!“32 Ich finde, diese Worte sagen alles aus, was Leben ist und doch ist es oft so schwer, diese Worte in Taten umzusetzen. Ich denke, jeder hat für sich seine eigene Definition vom „Tod“ und „Leben“ gefunden. Für mich sagen die Texte von Khalil Gibran und Mutter Theresa sehr viel aus und stimmen mit meiner persönlichen Definition fast überein. 32 http://www.serapis.ch/gedanken.html#Gedankensprunge, letzter Zugriff am 10.10.2007 - 52 - 5.4. Eine mögliche Begriffsbedeutung von „Leben“ und „Tod“ für die HeimbewohnerInnen Die bis jetzt erwähnten Begriffsdefinitionen von „Leben“ und „Tod“ stammen ja, wie bereits erwähnt, aus Lexika und auch ich habe versucht die für mich persönlichen Definitionen dieser Begriffe darzulegen. Aber wie geht es alten und/oder kranken Menschen mit dieser Thematik? Keiner kann das genau sagen, aber ich glaube, dass sich genau diese Menschen oft mit dem Leben und dem Tod beschäftigen. Sehr oft habe ich von Patienten und Klienten gehört: „Sandra, ich möchte sterben!“ oder Sätze wie: „Ich mag nicht mehr!“ Oft liegen Schmerzen, Depression, Kraftlosigkeit usw. diesen Gedanken und Aussagen zugrunde. Vielleicht haben diese, von Schmerzen geplagten Menschen, das Gefühl, ihr Leben gelebt zu haben. „ Ich bin alt und habe mein Leben gelebt, es ist Zeit zu gehen!“ ist beispielsweise eine Aussage, die oft von den PatientInnen getroffen wird. Ich denke, dass jeder Mensch in Würde alt werden und auch sterben möchte. Ich glaube, dass sich viele BewohnerInnen in Heimen wohlfühlen, obwohl ihnen ein Teil ihrer Autonomie genommen werden muss. Sie fühlen sich gepflegt, bekommen regelmäßig zu essen und zu trinken, werden ärztlich versorgt und bekommen so viel wie möglich an Zuneigung und Aufmerksamkeit. Trotzdem kann es aber vielleicht auch sein, dass sich so manche BewohnerInnen ihrer Selbstständigkeit beraubt fühlen, da sie nicht mehr selber kochen können, sich nicht mehr selbstständig waschen oder auch ihre Räume nicht mehr eigenständig putzen können. Auch ist es möglich, dass durch eine Trennung von dem bisher gewohnten sozialen Umfeld Gefühle von Isolation, Einsamkeit und Depression entstehen können. So bin ich der Meinung, dass genau aus diesen Gründen, unsere Aufgabe darin besteht, diesen Menschen einen kleinen Teil von ihren Verlusten zu ersetzen bzw. diese Lücke zu füllen, um ihnen dadurch das Gefühl zu geben, dass sie gebraucht werden und ihr Leben „noch für etwas gut ist“. Zum Beispiel durch Förderung ihrer Ressourcen, welche sie noch haben und ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu stillen. So kann ein bisschen Farbe oder Musik vielleicht schon reichen, dass ihr Leben für sie selbst erträglicher, fröhlicher und noch etwas abwechslungsreicher wird. - 53 - Wir, die Projektgruppe des 1. interdisziplinären Basislehrganges Palliativ Care Graz, haben durch unser Projekt versucht, dies zu erreichen und hoffen einen Teil zur Lebensqualität dieser Menschen beigetragen zu haben. Foto vom Malkurs am 24. Juli 2007 5. 5. Abschließende Gedanken Man könnte das Wort Leben von so vielen verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten, aber dies würde viele Regale mit Büchern füllen und tut es auch schon, und so denke ich, das jeder für sich diesen Satz, „den Sinn des Lebens“, selbst interpretieren sollte und dadurch auch sein DASEIN selbst gestalten kann. Jeder Augenblick ist neu und nicht mehr wiederkehrend; ein neuer Anfang, man sollte nur wissen, was man daraus machen möchte! Jeder Mensch ist einzigartig und einmalig, weil er die Kreativität und den Intellekt besitzt, sein Leben so zu gestalten, wie dieser haben möchte und sich wünscht. Manchmal ist es in bestimmten Lebenssituationen und –abschnitten einfach nicht mehr möglich, oder sehr schwierig, diesen Sinn zu sehen. Aber ich denke, mit Hilfe und Unterstützung in diesen Situationen könnte es vielleicht möglich sein, sich mit kleinen Schritten diesem Ziel annähern und schon der Versuch diesen Weg zu gehen macht für mich Sinn. - 54 - Lebensqualität wird individuell definiert und so ist es in unserem Beruf sehr wichtig, jeden Menschen dort abzuholen wo er momentan steht und diesem Menschen seine, für sich selbst definierte, Lebensqualität zuzugestehen. Die Lebensqualität unseres Gegenübers muss nicht dem entsprechen, was wir uns für unser Leben wünschen. So verschieben sich viele Bedürfnisse im Laufe des Lebens, zum Beispiel durch Alter oder Krankheit. Jeder hat wahrscheinlich schon Situationen in seinem Leben erlebt, wo man für etwas dankbar war, was einem unter „normalen“ Umständen vielleicht gar nicht aufgefallen wäre. Sei es, dass man ohne Schmerzen aufstehen kann, oder, nicht durch Übelkeit beeinträchtigt, sein Mittagessen einnehmen kann. Ich denke das Wichtigste ist, dass sich jeder Mensch in seinem SEIN wohlfühlt! Meiner Meinung nach ist es unsere ursprüngliche Aufgabe, zu versuchen, dieses Gefühl wieder herzustellen. Möglicherweise kann man schon allein durch führen von Gesprächen mit unseren PatientInnen ein besseres Wohlbefinden erreichen. Der betroffene Mensch fühlt sich wahrgenommen und vielleicht auch nicht mehr so einsam. Auch erfährt man dadurch meist von körperlichen Beschwerden, welche diese Menschen beeinträchtigen und ihnen nicht mehr ermöglichen, sich in ihrer Haut wohlzufühlen. Ich finde, dass es deshalb sehr wichtig ist, das ganzheitliche Befinden dieser Menschen wahrzunehmen. Das heißt, Körper, Geist und Seele zu betreuen und bei Beschwerden, in welchem Bereich auch immer, entsprechende Maßnahmen zu setzen. Dadurch könnte es uns möglich sein, ein besseres Wohlbefinden für die PatientInnen zu erreichen und in weiterer Folge deren Lebensqualität zu steigern. Ich denke, durch nutzen und fördern der vorhandenen Ressourcen, könnte es auch alten und kranken Menschen möglich sein, einen erfüllten und glücklichen Lebensabend zu verbringen. Und so beende ich meine Arbeit über ein sehr umfassendes Thema, über welches man sicher noch viel mehr schreiben könnte, einfach mit den Worten „CARPE DIEM“ und versuche für mich selbst jeden Augenblick als kindlich neu zu erleben und entdecken, im Bewusstsein, dass dieser der Letzte sein könnte. - 55 - III. ZUSAMMENFASSUNG Unsere Projektarbeit – „Die Kunst – Lebensqualität am Lebensende“ – hatte mehrere Ziele. Ein Ziel war auch materieller Natur. Wir wollten im Rahmen unserer Projektarbeit Palliativpatienten unterstützen, und so ganz speziell die Lebensqualität einiger Menschen erhöhen. Um dieses Ziel erreichen zu können, veranstalteten wir eine Vernissage unter dem Motto „Was ist Leben – Was ist Tod?“. Der Reinerlös dieser Veranstaltung kommt Palliativpatienten des Seniorenzentrums Eggenberg zugute. Am Gelingen dieser Veranstaltung waren jedoch nicht nur wir 5 Projektgruppenmitglieder beteiligt. Ohne die Mithilfe zahlreicher Personen und Firmen wäre unser Projekt nicht in der letztlich durchgeführten Form möglich gewesen!!! Aus diesem Grund möchten wir uns nochmals besonders bedanken: - Für Sponsoring den Firmen Smiths, Fresenius, KCI, Ortho Aktiv, der Volksbank Süd-Oststeiermark, dem Seniorenzentrum Graz Eggenberg sowie Gesundheitslandesrat Herrn Mag. Helmut Hirt Weiters gilt unser besonderer Dank: - den Heimbewohnern, die die von ihnen gefertigten Bilder zum Verkauf zur Verfügung gestellt haben, dies sind: Frau Birnbauer, Frau Droneberger, Frau Hautzendorff, Herr Hirschmann, Frau Mitteregger, Herr Nemetschek, Frau Nussmüller, Frau Painer, Frau Pitino, Frau Salvator, Frau Schmidt, Frau Silberschneider, Frau Trampusch. Frau Höfler und Frau Seidel , welche am Malkurs nicht aktiv teilgenommen, aber durch ihre Anwesenheit diesen bereichert haben - Ein Dank an Frau Müller für die Unterstützung beim Malkurs - 56 - - den Künstlern, die für unsere Vernissage Bilder für den guten Zweck zur Verfügung gestellt haben, dies sind: Klara Scholler, Claudia Maier, Sandra Kaiser, Karin Ebner, Brigitte Mücke, Renate Sölkner, Bettina Weitenthaler, Magdalena Hofer, Monika Kohlbacher, Christa Kodolitsch, Riki Apertauer, Hubert Pichler und Gerhard Weinzierl. - Frau Helene Steiner für die fotographische Arbeit - den Musikern für die musikalische Umrahmung des Abends - Frau Andraschko, Frau Oblak und Frau Dr. Hönig. - den MitarbeiterInnen des Seniorenzentrums für die wundervolle Gestaltung des Buffets und den Ausschank von Getränken - den Haustechnikern für die große Hilfe bei der Bildermontage Weiters danken wir allen Personen für den Kauf von Bildern sowie für Geldspenden! Bei allen Firmen und Personen, die erst nach Druck dieser Projektarbeit bekannt wurden, bedanken wir uns ebenfalls ganz herzlich. Die Projektgruppe - 57 - IV. LITERATURVERZEICHNIS Conradi, Elisabeth: Take Care. Campus Fachbuch 2001 Everding, Gustava/Westrich, Angelika: Würdig leben bis zum letzten Augenblick, Idee und Praxis der Hospiz-Bewegung, Verlag C.H. Beck. Filipp S.H./Ferring, D.: Zur Alters- und Bereichsspezifität. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie ,21, 279-293 (1989) Fisch H.P.: Umgang mit Alterspatienten, ihren Angehörigen und Betreuern im Alters-und Pflegeheim. In N.I. Jovic & S. Uchtenhagen (Eds.), Ambulante Psychogeriatrie. (pp. 7887).Heidelberg:Asanger (1992) Fischer, Wolfgang Georg: Schiele Gibran, Khalil: Der Prophet; Deutscher Taschenbuchverlag; 4. Auflage Dez. 2004, S. 108-110 Hatt, Janine: Strukturen für Palliative Care in der Langzeitpflege –Palliatve Care Hauskeller, Michael: Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto, Verlag C.H. Beck. Heimerl, Katharina, Heller, Andreas, Kittelberger, Frank: Daheim sterben-Palliatve Kultur im Pflegeheim; Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau, 2005, S. 20 Husebö S., E. Klaschik, Palliativmedizin 3.Auflage, Springer Verlag S. 391 (2003) (ROBERTS 1996) Jovic N. I./Uchtenhagen S.: Ambulante Psychogeriatrie. Heidelberg: Asanger. - 58 - Langenmüller in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung Gmbh, München: Kunst-Stile, Kunst im Quadrat. Petzold, Hilarion (Hrsg.): Mit alten Menschen arbeiten. Pleschberger, Sabine/Heimerl, Katharina/Wild, Monika: Palliativpflege, Grundlagen für Praxis und Unterricht. Prochaska J.O./DiClemente, C.C./Norcross, J.C.: In search of how people change. Applications to addictive behaviours. American Psychologist, 47, 1101-1114 (1992) Pschyrembel, W.; klinisches Wörterbuch, 260. Auflage. Berlin, 2004, S. 1818-1819 Pschyrembel, W.; klinisches Wörterbuch, 260. Auflage. Berlin, 2004, S. 1015 Roberts: Palliativmedizin, Grundlagen und Praxis (1996) Sande, Jakob: Hymne an das Meer. Saup, W.: Alter und Umwelt: Eine Einführung in die Ökologische Gerontologie. Stuttgart: Kohlhammer (1993) Saup, W.: Formen der Lebensbewältigung im Alter. (1990) In P. Mayring & W. Saup (Eds.), Entwicklungsprozesse im Alter. (pp. 185-200) Stuttgart: Kohlhamer Saup, W.: Streß und Streßbewältigung bei der Heimübersiedlung älterer Menschen. Zeitschrift für Gerontologie 17, 198-204 (1984) Wahl H.W./Kruse, A.: Aufgaben, Belastungen und Grenzsituationen Gesamtdiskussion. 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Brigitte Fröhlich, Dr. Traude Hönig, DGKS Serafine Isak, Karin Oblak, DSA Angelika Kreuzer, Mag. Wolfgang Glatz. Stationäre und mobile Palliativteams: Elisabethinen, UPE, Leoben, mob. Palliativteam Graz, Leoben, Hartberg, Fürstenfeld, Deutschlandsberg, Judenburg-Knittelfeld, Bad Aussee, LKH-Rottenmann, Dr. med. univ. Johann Baumgartner. Träger der mobilen Palliativteams: Rotes Kreuz, Steirisches Hilfswerk, Volkshilfe. Hospizstation und Persönlichkeiten vom Hospizverein: Albert Schweitzer Klinik, Univ. Prof. Dr. Kurt Harnoncourt, Dr. Trautgundis Kaiba, Annelies Seidl, Mag. Sabine Janouschek, Mag. Hildegard Teuschl. Caritas: Dir. Franz Küberl, Maria Gschaider. Politiker: Gesundheitslandesrat Mag. Helmut Hirt, Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky, Dr. Kurt Flecker, 3. Landtagspräsidentin Barbara Gross, Vizebürgermeister Walter Ferck, Bezirksvorsteherin Golbrich, Bezirksräte. Medien: Kleine Zeitung, Kronen Zeitung, Radio Steiermark, Steiermark-Heute, Christine Brunnsteiner, Eggenberger Spiegel, Hartberger Bezirkszeitung. Künstler die ein Bild gesponsert haben: Klara Scholler, Claudia Maier, Sandra Kaiser, Karin Ebner, Brigitte Mücke, Renate Sölkner, Bettina Weitenthaler, Magdalena Hofer, Monika Kohlbacher, Christa Kodolitsch, Riki Apertauer, Hubert Pichler. Liste von Sponsoren: unter anderem Fa. Fresenius, Fa. Smiths, Fa. KCI, Volksbank SüdOststeiermark. Kunsttherapeutin: Mag. Martina Ledinski. Liste des Seniorenzentrums: Hausärzte, Apotheken, katholische und evangelische Pfarre, div. Firmen usw. Verwandte und Bekannte. - 64 - Dieses Schreiben erging an die Kleine Zeitung, Kronenzeitung, SteiermarkHeute, Radio-Steiermark, Christine Brunnsteiner, Eggenberger Spiegel Im Rahmen des 1. interdisziplinären Basislehrganges Palliativ Care in der Steiermark veranstalten 5 Teilnehmer dieses Lehrganges (2 Ärztinnen, 2 DGKS, 1 Physiotherapeutin) eine Vernissage. In diesem Lehrgang ist verpflichtend eine Projektarbeit vorgesehen, die sich mit dem Thema „Palliativ“ auseinandersetzt. Wir haben das Thema Kunst gewählt. Wir wollen herausfinden, welche Auswirkungen Kunst am Lebensende hat bzw. ob Kunst die Lebensqualität erhöht. Das Thema des Projektes lautet: „Die Kunst – Lebensqualität am Lebensende“. Wir haben mit Bewohnern des Seniorenzentrums Eggenberg über das Thema „Was ist Leben - Was ist Tod?“ gemalt. Diese Bilder und weitere Werke von anderen Künstlern werden ausgestellt. Der Erlös kommt Palliativpatienten in diesem Seniorenzentrum zugute. Eingeladen sind sämtliche Palliativstationen und mobile Teams der Steiermark, weiters Hospize, Träger der mobilen Palliativteams (Rotes Kreuz, Caritas, steirisches Hilfswerk, Volkshilfe), Politiker, Presse, Medien. Wir sehen in unserer täglichen Palliativarbeit wie wichtig dieser Bereich der Medizin ist. Dennoch wissen sehr viele Menschen nichts mit diesem Begriff anzufangen, andere wieder wollen oder können nicht darüber sprechen. Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Laut Gesetzesvorlage soll bis 2012 in Österreich die Palliativversorgung flächendeckend vorhanden sein. Wir würden uns besonders freuen, wenn Sie eine kurze Berichterstattung über die Vernissage oder/und über die 1. steirische Palliativausbildung machen würden. Ich bedanke mich herzlich im Namen der Projektmitglieder und würde mich sehr freuen, Sie bei der Vernissage begrüßen zu dürfen. Barbara Romirer b.romirer@aon.at - 65 - Dieses Schreiben erging an sämtliche Sponsoren Sehr geehrte Damen und Herren! Wir, das sind 5 Teilnehmer des 1. interdisziplinären Basislehrganges Palliativ Care in der Steiermark, veranstalten im Rahmen unserer Projektarbeit eine Vernissage im Seniorenzentrum Eggenberg Grasbergerstraße 81 8020 Graz HL. Fr. Andraschko Sylvia, am 24.10.07 um 19 Uhr. Ausgestellt werden Bilder von Bewohnern des Seniorenzentrums, sowie von weiteren Künstlern zum Thema „Was ist Leben? - was ist Tod?“ Name des Projektes: „Die Kunst – Lebensqualität am Lebensende“. Bei diesem Projekt geht es darum herauszufinden, ob Kunst die Lebensqualität erhöht bzw. welche Auswirkungen Kunst am Lebensende hat. In diesem Zusammenhang dürfen wir Sie um Unterstützung bei der Realisierung der Vernissage und somit um eine kleine Spende bitten. Unser Spendenkonto lautet: Barbara Romirer, Ktnr.: 30529740001, BLZ: 48150 Volksbank Süd-Oststeiermark. Selbstverständlich werden die Sponsoren zur Vernissage eingeladen bzw. namentlich erwähnt. Ein herzliches Danke im Namen der Projektmitglieder und der Bewohner des Seniorenzentrums Eggenberg schon im voraus. Barbara Romirer b.romirer@aon.at Hartberg, 06.09.2007 Barbara Romirer - 66 - Rede am Abend der Vernissage Grüß Gott und einen wunderschönen guten Abend! Ich möchte mich den Worten von Frau Andraschko und Fr. Dr. Hönig anschließen, und Sie hier recht herzlich zur Benefizvernissage unter dem Motto „Was ist Leben - Was ist Tod?“ im Seniorenzentrum Graz Eggenberg willkommen heißen. Wir fünf, die wir hier stehen, sind sozusagen die Organisatoren dieses Abends. Wir sind alle Teilnehmerinnen des 1. interdisziplinären Basislehrgangs palliative care in der Steiermark, in dessen Rahmen diese Veranstaltung heute stattfindet. Genauer gesagt ist diese Vernissage Teil unseres Projektes die „Kunst – Lebensqualität am Lebensende“. Wir möchten uns gerne kurz vorstellen. … Sie werden sich vielleicht fragen, warum wir uns in einem Palliativprojekt mit Kunst beschäftigt haben. Wir wollten Lebensfreude und Lichtblicke in ein Seniorenheim bringen. Die Bilder, die sie hier sehen, wurden zum Großteil von Bewohnern dieses Seniorenzentrums im Rahmen eines von uns veranstalteten Malkurses an 4 Nachmittagen selbst gefertigt. Weiters sehen sie Bilder verschiedener Künstler, die uns ihre Kunstwerke ebenfalls für den guten Zweck zur Verfügung gestellt haben. Durch diese Vernissage möchten wir die Öffentlichkeit auf die Dringlichkeit der Palliativversorgung in Österreich aufmerksam machen. Der Reinerlös dieses Abends kommt Palliativpatienten dieses Hauses zugute. Es ist geplant, ein Gästebett anzuschaffen, um es Angehörigen zu ermöglichen, in der letzten Lebensphase bei Ihren Verwandten/Freunden bleiben zu können. Wir möchten noch einigen Personen/Firmen danken, die uns freundlicherweise unterstützt haben, und somit dazu beigetragen haben, dass die heutige Vernissage überhaupt in dieser Form stattfinden kann. - 67 - Zu allererst bedanken wir uns bei allen Bewohnern, die die von ihnen gefertigten Bilder für den heutigen Abend zur Verfügung gestellt haben: Frau Birnbauer Frau Droneberger Frau Hautzendorff Herr Hirschmann Frau Mitteregger Herr Nemetschek Frau Nussmüller Frau Painer Frau Pittino Frau Salvator Frau Schmidt Frau Silberschneider Frau Trampusch Frau Müller danken wir herzlich für die Unterstützung beim Malkurs. Weiters danken wir den Künstlern, ebenfalls für das zur Verfügung Stellen ihrer Werke Klara Scholler Claudia Maier Brigitte Mücke Renate Sölkner Bettina Weitenthaler Magdalena Hofer Christa Kodolitsch Riki Apetauer Hubert Pichler Monika Kohlbacher Karin Ebner Sandra Kaiser Gerhard Weinzierl Angelika Fink - 68 - Ein Dankeschön an Frau Helene Steiner unserer Photografin, für die Dokumentation des von uns durchgeführten Malkurses, den Musikern für die musikalische Umrahmung des Abends. Ein spezieller Dank gilt auch folgenden Firmen und Personen für Sponsoring: Firma Smiths Fresenius KCI Volksbank Süd-Oststeiermark Seniorenzentrum Graz Eggenberg Gesundheitslandesrat Mag. Helmut Hirt Orho-Aktiv Besonders bedanken wir uns bei der Heimleitung – bei Frau Andraschko, die es uns ermöglichte die heutige Veranstaltung hier stattfinden zu lassen. Wir würden uns freuen, wenn das eine oder andere Bild einen neuen Besitzer finden würde. Falls sie kein Bild kaufen möchten, uns aber trotzdem unterstützen möchten, befindet sich beim Eingang eine kleine Spendenbox. Falls es Fragen gibt, bitte ich Sie, sich an uns 5 zu wenden. Nochmals jedenfalls vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute hierher zu kommen und den Abend mit uns zu verbringen.. Uns/Mir bleibt somit nur noch Ihnen allen einen schönen Abend zu wünschen. Genießen Sie die Bilder und natürlich das Büffet. - 69 - Preisliste der Bilder Titel Künstler 1 Vergänglichkeit Fr. Kodolitsch Christa 2 Farbenmeer I Fr. Birnbauer 30,00 € 3 Farbenmeer II Fr. Birnbauer 20,00 € 4 Farbenmeer II Fr. Birnbauer 20,00 € 5 Leben I Fr. Sölkner Renate 150,00 € 6 Leben II Fr. Sölkner Renate 120,00 € 7 Tulpen Fr. Salvator 50,00 € 8 Waldlandschaft Fr. Salvator 20,00 € 9 Illusion Fr. Apetauer Riki 100,00 € 10 Glaube Fr. Ebner Karin 130,00 € 11 Blumentraum Fr. Ebner Karin 150,00 € 12 Sonne Fr. Trampusch 20,00 € 13 Blauer Zweig Fr. Trampusch 30,00 € 14 Farbengefühl Fr. Trampusch 10,00 € 15 Traumlandschaft Hr. Nemetschek 30,00 € 16 Traum Hr. Nemetschek 70,00 € 17 Zum Licht Fr. Scholler Klara 18 Farbtupfer aus Blumen Fr. Mitteregger 19 Leben Fr. Maier Claudia 20 Meer aus Sonnen Fr. Pittino 21 Seelentränen Fr. Weitenthaler Bettina 22 Stiefmütterchen Fr. Hautzendorff 30,00 € 23 Rosen Fr. Hautzendorff 20,00 € 24 ohne Titel Fr. Fink Angelika 350,00 € 25 l'esprit Fr. Kohlbacher Monika 150,00 € 26 Seifenblasen Fr. Silberschneider 50,00 € 27 Reich mir die Hand Fr. Silberschneider 30,00 € 28 Gefestigt Hr. Pichler Herbert 500,00 € 29 Komposition Hr. Hirschmann 30 Frohnleiten Fr. Hofer Magdalena 31 Farbenspiel Fr. Droneberger 32 Ikone Gottesmutter Fr. Mücke Brigitte 33 Glück Fr. Painer 34 Seelenlandschaft Fr. Kaiser Sandra 35 Visionen ins nächste Jahrtausend Hr. Weinzierl Gerhard - 70 - Preis 350,00 € 150,00 € 50,00 € 150,00 € 20,00 € 280,00 € 50,00 € 280,00 € 30,00 € 220,00 € 20,00 € 100,00 € 1.700,00 € - 71 -