Glaube+Heimat 27/2015
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Glaube+Heimat 27/2015
Erinnert Auf uns können Sie bauen! »Unverantwortliche Sabotage« Pfarrer Paul Gerhard Braune – ein Beispiel für Zivilcourage Seite 3 Wir bieten zinsgünstige Finanzierungen für Kirche und Diakonie. Jetzt informieren. www.KD-BANK.de Tel. 0391-59704-0 Ausstellung Nr. Aus dem Schatten des Vaters Die weltweit erste Schau zu Lukas Cranach dem Jüngeren Gedenken: Vor 600 Jahren wurde Jan Hus hingerichtet Von Christian Feldmann E s war der polnische Papst Johannes Paul II., der um Vergebung bat: Bei einer Bußprozession äußerte er am Aschermittwoch des Jahres 2000 seine Scham über den Verdammungsspruch von Bischöfen und Kardinälen, der für den tschechischen Priester Jan Hus 1415 den Tod auf dem Scheiterhaufen bedeutete. Als Sohn armer Bauersleute wurde Jan Hus um 1370 geboren. Bald nach Beginn seines Philosophie- und Theologiestudiums an der Universität Prag sah er den Dienst am Wort Gottes nicht mehr als Möglichkeit, Karriere zu machen, sondern als Herausforderung, dem Evangelium gemäß zu leben. 1402 hatte man den jungen Priester Hus zum Prediger an der Betlehemkapelle in der Prager Altstadt bestellt. Eine überaus delikate Aufgabe, denn dort wurde auf Tschechisch gepredigt, was der herrschenden deutschsprachigen Oberschicht ein Dorn im Auge war. Im Hintergrund steht das nationale Erwachen im Land. Die Tschechen fühlten sich benachteiligt, begegneten den reichen deutschen Kaufleuten und Stadtbürgern mit Misstrauen, begannen ihre eigenen kulturellen Werte wieder zu entdecken, forderten von den Behörden und der Kirche Gleichberechtigung für die tschechische Sprache. Prediger an der Betlehemkapelle zu sein, bedeutete eine Art Himmelfahrtskommando. Hus geriet bald mit dem Prager Erzbischof aneinander. Der verbot ihm, die Messe zu lesen und die Beichte zu hören. Kirchliche und weltliche Obrigkeit waren empfindlich, wenn Spruchreif Die Wahrheit stirbt nicht in den Flammen. Jan Hus, tschechischer Theologe und Reformator (1369–1415) www.glaube-und-heimat.de sich ein Verdacht auf Ketzerei erhob. Zu labil waren die Machtverhältnisse im Land: König Wenzel lag mit dem Adel im Streit und wurde von seinem in Deutschland regierenden Halbbruder Sigmund gerade noch als Regent geduldet. In Rom rivalisierten zwei, später drei Päpste. Man konnte sich keine Ketzer in Böhmen leisten! Deshalb reagierte die kirchliche Behörde wütend, als Hus schneidende Kritik am Ablasshandel zu üben begann und den Papst von seinem Sockel holte: Kein Papst könne als Stellvertreter Christi handeln, wenn er ihm nicht in seiner Lebensweise nachfolge. Vom Erzbischof gebannt, floh Jan Hus aufs Land, versteckte sich bei befreundeten Adeligen. Mittlerweile war der Ruf nach einem Konzil immer lauter geworden, das die Rivalität von drei Päpsten beenden sollte. Der deutsche König Sigmund ließ Hus einladen, als das Konzil 1414 in Konstanz eröffnet wurde. Der Brief des Königs, der dem Reformdenker freies Geleit zusicherte, war freilich nicht viel wert. Wenige Wochen nach seiner Ankunft in Konstanz wurde Hus eingekerkert. Tagsüber trug er Fußfesseln, nachts kettete man ihn an die Wand. Nach einem halben Jahr begann das Verfahren vor dem fast vollzählig versammelten Konzil. Es war eine Farce. Man deckte Jan Hus mit einem Trommelfeuer von Zitaten aus seinen eigenen Schriften, aus Wyclifs Werken und mit Zeugenaussagen, die von ihm gehört haben wollten, ein. Und alles das sollte er widerrufen. Hus wollte erklären, Hintergründe erläutern, Falsch informationen zurückweisen. Doch seine Gegner schrien von allen Seiten auf ihn ein. Als er verwirrt schwieg, triumphierten sie: Aha, er bekennt sich schuldig! Seine Belege aus der Bibel und den Kirchenvätern wollte kein Mensch hören. Verzweifelt appellierte der Todeskandidat an den dabeisitzenden König: Er könne doch nicht etwas widerrufen, was er niemals behauptet habe, und er könne nur Irrtümer bekennen, die 13 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis 1,10 Euro 12194 Kommentar Der aufrechte Ketzer Jan Hus starb auf dem Scheiterhaufen – aus politischem Kalkül. Der Prozess war eine Farce. An dem streitbaren Theologen scheiden sich bis heute die Geister. Seite 27 Lästige Schulden Von Dietlind Steinhöfel A Nach der Verurteilung als Ketzer wird Jan Hus das Priestergewand abgenommen (oben) und der »aufsässige« Theologe zum Scheiterhaufen geführt. Foto: Holzschnitt von 1483/akg-images man ihm nachweise! »Ich will nicht lügen im Angesicht Gottes«, rief er aus, »noch gegen mein Gewissen und die Wahrheit handeln.« Das war der eigentliche Streitpunkt in dem Machtspiel: Die letzte Autorität über sein Gewissen gestand der Priester Hus keinem Papst und keiner Konzilskommission zu, sondern Gott allein. Am 6. Juli 1415 erklärte das Konzil Jan Hus zum hartnäckigen Ketzer, verfügte die Verbrennung seiner Bücher, nahm ihm sein Priesteramt und ließ ihn zum Scheiterhaufen führen. Seine Asche streute man in den Rhein. Der verbrannte Prediger aber stieg zum Helden der böhmischen Nation auf. Wird der als Ketzer verbrannte Priester am Ende noch zur Ehre der Altäre befördert? Das denn doch nicht, wehrte Kardinal Miloslav Vlk, von 1991 bis 2010 Erzbischof von Prag, der als erster offizieller Vertreter der katholischen Kirche an den Hus-Feiern teilnahm, ab, mit der vornehmen Begründung: »Wir können uns Hus durch eine Heiligsprechung nicht aneignen und den Kirchen der Reformation damit stehlen.« Was Vlk nicht sagte: Eine Heiligsprechung scheint auch deshalb ziemlich unwahrscheinlich, weil Hus’ Botschaft noch immer eine Provokation für die Kirche darstellt. Nicht nur für die katholische. (mehr auf Seite 14) lle Welt schaut in diesen Tagen nach Griechenland. Die meisten schütteln verwundert den Kopf, wie eine Regierung so verantwortungslos handeln könne. Es ist nicht Sache der Kirchenzeitung, Verhaltensnoten zu geben. Aber ein Blick auf Schulden sei gestattet. Die Älteren kennen noch den Satz von Eltern und Großeltern, dass man keine Schulden machen soll. Heute werben die Banken geradezu damit, Schulden aufzunehmen. Denn die Zinsen sind günstig. Es geht hierbei aber nicht darum, den Schwachen zu schützen, wie es im 2. Mosebuch zu lesen ist: »Wenn du Geld verleihst an einen aus meinem Volk, an einen Armen neben dir, so sollst du an ihm nicht wie ein Wucherer handeln; du sollst keinerlei Zinsen von ihm nehmen (2. Mose, 22,24). Sondern es geht ums Geschäft, um Profit. Und oft wird gar nicht so genau hingeschaut, ob sich der Schuldner nicht vielleicht übernimmt. Nicht nur Fachleute warnen vor solchem unverantwortlichen Finanzgebaren. Die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands fällt mit der 25-jährigen Währungsunion in Deutschland zusammen. Auch damals wurde ein »Armer neben dir« – nämlich Ostdeutschland, das die Folgen der maroden DDR-Wirtschaft zu tragen hatte – unterstützt. Es gab große Einschnitte bei der Bevölkerung, die zu hoher Arbeitslosigkeit und Unsicherheit führten. Es war kein leichter Weg. Trotzdem war er gepflastert mit der Solidarität von »drüben«, auch wenn so mancher das anders empfunden hat. Denn Solidarität ist keine Einbahnstraße und fordert auch von dem Empfangenden eine Leistung. Damit der Kredit nicht im Sande versickert. Insofern müssen sich Schuldengeber und -nehmer fragen, ob die notwendigen Leistungen fürs Schuldenabtragen realistisch sind. Verantwortung haben dabei beide Seiten, und das gilt im Privaten wie unter Staaten. Deshalb ist der altmodische Rat der Eltern und Großeltern durchaus auch heute zu bedenken. Wort zur Woche Die Unlogik Gottes und die Logik der Welt Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. Als Ausgleich soll der Mensch an das Geschenk glauben und die Gnade annehmen: Das ist sein Teil, das er in eine Waagschale werfen muss. Soweit könnte es sich noch um ein Handelsabkommen hanEpheser 2, Vers 8 deln. Nur folgt dann der Satz, der deutlich macht: Der Glaube wie das Annehmen-Können kommen von eben und Nehmen – kaum etwas prägt uns mehr Gott. Auch diese gegenüberliegende Waagschale füllt als dieses Wortpaar, und genauso auch unsere ge- Gott. Das führt jede Handelsstrategie ad absurdum. sellschaftlichen Debatten: in der Griechenland-Krise, Gerade weil der Mensch dabei gar nicht handelt – gar bei TTIP oder bei Tarifverhandlungen von Kita, Post nichts tun kann. Doch, er kann etwas tun: staunen und Bahn. Überall wird verhandelt und ausgehandelt, und loben. So kompliziert die Rechtfertigungslehre wer wie viel gibt und was er dafür bekommt. oft anmutet, für mich ist der Wochenspruch statt einer Die Wörter mit G im Wochenspruch legen ein ganz diffizilen Erklärung ein hymnisch-dankbarer Gesang: anderes Denken nahe: Gabe, Glaube, Gnade. Es geht »Aus Gnade seid ihr selig geworden!« um Geschenke. Schenken durchbricht jede Logik des Wir kennen ja die Grenzen der Logik von GeHandels und Verhandelns. Gott schenkt aus Gnade ben und Nehmen: Immer wenn es um Familie und Seligkeit. Freunde geht, berechnen wir das Maß der Liebe nicht, G sondern verschenken verschwenderisch. Genauso üppig geht Gott mit seiner Liebe zu den Menschen um. Und darum können wir doch noch etwas tun neben staunen und loben: Als Christen sollen wir diese Unlogik Gottes in die Gesellschaft tragen – in all den Debatten, in denen es um Unterstützung für jene geht, die nicht für sich selbst verhandeln können – also bei Diskussionen um Asyl, Armut, Inklusion oder Umweltschutz. Die geschenkte (und nicht verhandelbare) Fülle von Gottes Gnade muss unser Maßstab sein, wie wir uns anderen zuwenden. Erik Dremel, Studienleiter am Studienhaus der EKM in Halle 2 Aktuell Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Kurz notiert Glaube und Politik »Amazing Grace« Gestiegen: Angriffe auf Flüchtlingsheime Berlin (epd) – Im ersten Halbjahr 2015 haben die Behörden bereits 150 Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte gezählt. Damit steige die Zahl der Gewalttaten im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften weiter an, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts für 2014 am Dienstag in Berlin. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte demnach bei 170, 2013 noch bei 55. De Maizière forderte, »klare Kante« gegen solche Angriffe zu zeigen. Es dürfe kein stilles Einverständnis mit solchen Taten geben. »Jeder dieser Angriffe ist ein Angriff auf den Rechtsstaat, auf jeden Bürger dieses Landes«, sagte de Maizière. Entschieden: Kirche muss nicht zahlen Detmold/Gütersloh (epd) – Eine evangelische Kirchengemeinde muss nach einem Gerichtsbeschluss nicht für anerkannte Flüchtlinge aus Syrien aufkommen, obwohl sie sich zuvor für deren Unterhalt verpflichtet hatte. Nach der Entscheidung des Sozialgerichts Detmold muss der Staat für das bedürftige Ehepaar zahlen, auch wenn die Kirchengemeinde Gütersloh zuvor eine Zahlungsverpflichtung eingegangen sei. Da die Antragsteller als Asylberechtigte anerkannt seien, dürften ihnen staatliche Leistungen nicht verweigert werden, heißt es in dem in der vergangenen Woche bekannt gegebenen Urteil. (Az: S 2 SO 102/15 ER) Das Gericht erklärte, die Verpflichtungserklärung der Kirche sei zwar die Voraussetzung für das Aufenthaltsrecht der Syrer in Deutschland gewesen. Ab dem Zeitpunkt eines anerkannten Asyls spiele das jedoch keine Rolle mehr. Historisch: Homo-Ehe in USA nun erlaubt Washington (epd) – In den USA hat der Oberste Gerichtshof die Homo-Ehe erlaubt. Die Ehe sei ein Grundrecht, das schwulen und lesbischen Paaren nicht verweigert werden dürfe, urteilten die Richter in der vergangenen Woche in Wa shington mit fünf zu vier Stimmen. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen demnach künftig in allen US-Bundesstaaten heiraten. Dem historischen Urteil war ein jahrelanger Rechtsstreit vorausgegangen. Justiz experten erwarten jedoch weitere Auseinandersetzungen und Gerichtsverfahren bei der Umsetzung des Urteils. In mehreren Bundesstaaten arbeiten Politiker an Gesetzen, um »religiöse Minderheiten« zu schützen, die teils gegen die Homo-Ehe sind. Sterbehilfe: Gegen zu viele Verbote Berlin (epd) – Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, hat sich für ein Verbot der organisierten, geschäftsmäßigen Sterbehilfe ausgesprochen. Weitere Verbote solle es aber nicht geben, sagte Lilie bei einer Buchvorstellung. Es müsse Freiraum bleiben, damit Patienten, Ärzte und Angehörige am Ende des Lebens eigene Entscheidungen treffen und verantworten können. Lilie sagte, die gegenwärtige Debatte sei hilfreich und gut für eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Sterben und Tod. In erster Linie müsse es aber darum gehen, die Versorgung am Ende des Lebens in Krankenhäusern und Altenheimen zu verbessern, wo die allermeisten Menschen sterben. Lilie, Ulrich (Hg.): Würde, Selbstbestimmung, Sorgekultur. Blinde Flecken in der Sterbehilfedebatte, der hospiz verlag, 402 Seiten, ISBN 978-3-941251-91-5, 19,99 Euro. Obamas aufrüttelnde Rede von Charleston U In Stille – ohne Glanz und Glamour: Queen Elizabeth II. in Bergen-Belsen Zum Abschluss ihrer Deutschlandreise hat Königin Elizabeth II. erstmals ein früheres Konzentrationslager besucht. Im niedersächsischen Bergen-Belsen traf die britische Monarchin dabei auch auf Überlebende des Lagers und Veteranen ihres Landes, die an der Befreiung von Bergen-Belsen vor 70 Jahren beteiligt waren. Gemeinsam mit Prinz Philip legte die Queen einen Kranz mit weißen Blumen nieder. Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner begleitete das Königspaar zu Fuß über das Gelände des früheren Lagers, wo sie unter anderem vor dem Grabstein für Anne Frank verharrten. Foto: picture alliance Gemeinsames Christusfest Kirchen stellen ökumenische Planungen für 500. Reformationsjubiläum vor E vangelische Kirche und katholische Bischofskonferenz haben sich geeinigt: Fünf »ökumenische Impulse« soll das Programm für das Reformationsjubiläum 2017 umfassen. Am Montag wurden die Pläne in den Räumen des Erzbischöflichen Hauses in München vorgestellt. »Dass wir an diesem Ort über das Reformationsjubiläum sprechen, ist Ausdruck für die große Gemeinsamkeit, die zwischen unseren Kirchen gewachsen ist«, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. In evangelisch-katholischer Verbundenheit präsentierte er gemeinsam mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, das von Spitzenvertretern zuvor förmlich verabschiedete Programm. Kardinal Marx sagte, in Deutschland als Ursprungsland der Reformation stünden die Kirchen »in der besonderen Verantwortung, die Einheit im Glauben sichtbar werden zu lassen«. Es gehe um das gemeinsame Bemühen, die Stimme des Evangeliums zu verkünden und auch künftig dafür zu sorgen, dass »Jesus bekannt ist und bleibt«. Die Deutsche Bischofskonferenz sei darüber hinaus dankbar darüber, dass seitens der EKD »neben der Freude über den reformatorischen Aufbruch auch Versagen und schuldhafte Entwicklung wahrgenommen werden«. »Wer sich auch mit den dunklen Seiten der Reformation beschäftigt, zeigt Stärke«, sagte Bedford-Strohm. Deshalb wollen beide Kirchen am 11. März 2017 in Berlin einen Versöhnungsgottesdienst mit Vergebungsbitte und Versöhnungsgeste feiern. Verabredet haben die beiden Kirchen darüber hinaus eine ökumenische Pilgerfahrt nach Israel vom 16. bis 22. Oktober 2016 sowie für den Herbst 2016 eine gemeinsame Tagung zu der bis dahin abgeschlossenen Bibel-Revision. Geplant ist weiterhin eine ökumenische Beteiligung an dem »Europäischen Stationenweg«, bei dem 67 europäische Städte in 18 Ländern erkundet werden sollen. Das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September 2017 soll ebenfalls ökumenisch gefeiert werden. Nicht nur die katholische und die evangelische Kirche, auch orthodoxe und anglikanische seien hierzu eingeladen, erklärten die Bischöfe. Darüber hinaus soll im Herbst 2017 eine Tagung von EKD, Bischofskonferenz, Zentralkomitee der deutschen Katholiken und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag über die Zukunft von Christen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft stattfinden. (epd) Förderung auch ohne Beratungsschein D as Land Brandenburg muss die Schwangerenberatungsstellen der katholischen Caritas in Cottbus und Strausberg finanzieren, auch wenn diese keine zu einer Abtreibung berechtigenden Beratungsscheine ausstellen. Das urteilte das Leipziger Bundesverwaltungsgericht. Die Bundesrichter bestätigten damit ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, gegen das das Land Revision eingelegt hatte. Es müsse auch Die katholische Kirche stellt die Bein Brandenburg einen Mindeststan- ratungsscheine seit 1999 nicht mehr dard für die weltanschauliche Vielfalt aus. Der für die Lausitz zuständige kavon Beratungsstellen geben, heißt es in tholische Bischof von Görlitz, Wolfgang dem Urteil. Das Landesamt für Sozia- Ipolt, zeigt sich über das Urteil erfreut. les und Versorgung hatte den katholi- »Ich bin als Bischof sehr dankbar, dass schen Beratungsstellen die Förderung mit diesem Urteil auch die Arbeit unverweigert, weil es angeblich genügend serer Beratungsstellen gewürdigt wird, andere Angebote gebe. Man bevorzuge obwohl wir den Beratungsschein nicht dabei solche, die den Beratungsschein ausstellen«, sagte Ipolt dieser Zeitung. ausstellen. Benjamin Lassiwe Namen und Nachrichten Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ehemalige hannoversche Landesbischof Eduard Lohse ist tot. Er starb am 23. Juni in Göttingen im Alter von 91 Jahren im Kreis seiner Familie, wie die hannoversche Landeskirche mitteilte. Der Theologieprofessor aus Göttingen führte von 1979 bis 1985 den Vorsitz im Rat der EKD und war damit höchster Repräsentant des deutschen Protestantismus. In seine Amtsperiode fielen unter anderem die friedenspolitischen Debatten um den Nato-Nachrüstungsbeschluss. Das brasilianische Die evangelische Model Andressa Kirche erlebe »eine Urach ist inzwiImplosion unerwarschen überzeugt, teten Ausmaßes«, dass Schönheitsso der Ehrenvorsitzende der Geistoperationen Sünde lichen Gemeindesind. Die 27-Jährige hatte sich binnen Erneuerung (GGE), fünf Jahren neun Pfarrer Friedrich Eingriffen unterzoAschoff in der Zeitgen. Im vorigen Jahr ließ sie sich ihr schrift »Geistesgegenwärtig«. Sie falle Gesäß vergrößern, doch die Operation in sich zusammen – sowohl hinsichtbrachte sie an den Rand des Todes. Die lich der Mitgliederzahl als auch der Füllstoffe begannen, ihr Muskelgewebe geistlichen Substanz. Nötig sei eine Erzu zersetzen. Sie erlebte nach eigenen neuerung des Glaubens: »Eine Kirche, Angaben eine Nahtoderfahrung. Da- die nur noch von Event zu Event eilt, bei habe Gott sie gefragt, warum sie um ihre Mitglieder um sich zu scharen so etwas tue; er habe sie doch perfekt oder um Kirchenbänke zu füllen, wird geschaffen. Daraufhin habe sie um Ver- im geistlichen und körperlichen Burnout enden.« gebung gebeten. S-Präsident Barack Obama hat seine Kritiker. Gerade unter Parteifreunden, die ihn in der Hoffnung auf »Wandel und Veränderung« gewählt haben und enttäuscht sind, dass gar nicht so viel passiert ist. Doch nun, Ende Juni, im siebten Amtsjahr, hielt Obama eine seiner bedeutendsten und definitiv seine bewegendste Ansprache als Präsident: seine Trauerrede für den in einer Kirche in Süd Carolina ermordeten afroamerikanischen Pastor Clementa Pinckney und acht seiner Gemeindemitglieder. Der mutmaßliche Täter ist ein weißer Mann. Die Polizei sprach von einem Hassverbrechen und Terrorismus. Obama sprach von Gottes Gnade. Für die 5 000 Trauergäste in Charleston in Süd Carolina zitierte der Präsident aus »Amazing Grace«, dem Gospel-Lied, in dem ein Sünder dankbar und fassungslos bekennt, »Einst war ich verloren, aber nun bin ich gefunden. Ich war blind, doch nun sehe ich«. »Amazing Grace« ist schwer zu übersetzen: am ehesten mit »unfassbare Gnade«. Kirchgänger kennen das Lied als eine Geschichte von der persönlichen Errettung. Bei Obamas Ansprache wurde »Amazing Grace« mehr, ein Ausdruck der Hoffnung, dass es auch eine kollektive, eine gesellschaftliche Erlösung geben kann für die Vereinigten Staaten. Der Präsident sprach eine »religiöse Sprache«, doch seine Botschaft war auch politisch und gesellschaftlich. Sie richtete sich gegen Zynismus, Singender Präsident: Barack Obama bei der Trauerfeier in Charleston Foto: picture alliance dass man doch nichts tun könne. Obama sprach von den ungelösten Problemen Rassismus und Schusswaffengewalt. Zu lange sei man blind gewesen. Auf den Massenmord hin habe Gott den USA eine neue Chance gegeben. »Laut christlicher Tradition«, sagte Obama, sei Gnade »unverdient, eine freie und gütige Gabe Gottes«. Aus der entsetzlichen Tragödie in Süd Carolina heraus habe Gott »Gnade geschenkt, und uns erlaubt zu sehen, dass wir blind gewesen sind«. Menschen hätten eine neue Gelegenheit, ihr »bestes Selbst zu finden«. Der Rassismus hat seine Wurzeln in der Sklaverei, im Verschleppen von Millionen Afrikanern. Deren erzwungene Arbeit ließ die neuen Vereinigten Staaten von Amerika groß und reich werden. Das weiße Amerika tut sich schwer, diese Schuld zu gestehen. Der mutmaßliche Todesschütze habe offenbar gehofft, er werde mit seiner Bluttat Menschen weiter entzweien, so Obama. Das sei nicht eingetreten. Gott habe andere Pläne, er arbeite auf wundersame Weise. Nun müssten die US-Amerikaner entscheiden, was sie aus ihrer neuen Chance machen. »Amazing Grace«, sagte Obama. Das Gospel-Lied wurde zum Bekenntnis zur Hoffnung für Amerika. Die Nation und die Menschen könnten sich zum Besseren ändern, trotz aller Bürden der Vergangenheit. Und dann fing Präsident Obama an, »Amazing Grace« zu singen. Tausende sangen mit. Konrad Ege Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Im Blickpunkt 3 Erinnert: Der evangelische Pfarrer Paul Gerhard Braune machte vor 75 Jahren den NS-Massenmord an Behinderten öffentlich Die Nationalsozialisten ermordeten mindestens 200 000 behinderte Menschen. Deckname der Geheimaktion: T4. Die Kirchen kamen den Verbrechen zwar früh auf die Spur, schwiegen aber lange. Dann deckte Paul Gerhard Braune das systematische Töten auf. Von Dirk Baas D ie Aktion T4 war streng geheim. Zunächst. Doch dann schickte Pfarrer Paul Gerhard Braune am 9. Juli 1940 seine »Denkschrift gegen die Krankenmorde« an die Reichskanzlei. Er machte das Euthanasieprogramm öffentlich. Die Folge: Braune kam in »Schutzhaft«: Er habe »staatliche Maßnahmen in unverantwortlicher Weise sabotiert«. Die beiden christlichen Kirchen hatten innenpolitisch ganz überwiegend ihren Frieden mit dem NS-Regime ge- Jedes bunte Kreuz erinnert an ein Opfer des Nationalsozialismus. Zwischen 1940 und 1941 wurden allein in der sächsischen Anstalt Sonnenstein bei Pirna 13 720 macht, äußerten sich auch lange nicht geistig behinderte und psychisch kranke Menschen und 1 031 Häftlinge aus Konzentrationslagern, darunter auch zahlreiche jüdische Bürger, vergast. Foto: epd-bild/Rainer Oettel zur Euthanasie. »Kein einziger kirchlicher Funktionsträger ist öffentlich gegen den Massenmord aufgetreten. Einzelne Predigten in Kirchen oder Gemeindekreisen stellten keine Öffentlichkeit her«, urteilt der ehemalige Professor für kirchliche Zeitgeschichte, Jochen-Christoph Kaiser. Persönlich konfrontiert wurde Evangelischen Inneren Mission, dem das Mordprogramm: »Wenn man den lig wirkungslos«, urteilt der Historiker Nur wenige versuchten, das Braune mit der T4-Aktion im Mai 1940: Vorgänger der heutigen Diakonie, seine Grundsatz aufstellt und anwendet, Hans-Walter Schmuhl. dem Mädchenheim »Gottesschutz« reichsweiten Kontakte. Schnell fand er dass man den ›unproduktiven‹ MitDennoch wurden die TötungseinSchweigen zu durchbrechen Aus in Erkner, das zu seiner Einrichtung ge- heraus, dass ein systematisches Tö- menschen töten darf, dann wehe uns richtungen entweder geschlossen allen, wenn wir alt und altersschwach oder umfunktioniert. Das Morden geWenige wagemutige Personen wie hörte, sollten 25 »schwachsinnige« Kin- tungsprogramm angelaufen war. Braune versuchten dennoch, das der und »anfallkranke« junge Frauen Nach eigenen Angaben entstand werden. (…) Dann ist keiner von uns schah fortan dezentral, dauerte aber Schweigen zu durchbrechen. »Die abgeholt werden. Begründet wurde der seine Denkschrift auf Wunsch der seines Lebens mehr sicher.« bis Kriegsende an. Nach Schätzungen Krankenmordaktionen in ihrer kon- Transport mit militärischen Planungen. Reichskanzlei und des Justizministerifanden rund 200 000 Menschen den kreten Durchführung blieben immer Ein grauer Bus wartete bereits vor dem ums. Auf die Übergabe der 12-seitigen Tod. Braune zeigte, was man im Dunkel der offiziellen NS-Politik, Haus. Doch Braune und die leitende Schrift folgten zahlreiche diskrete GeLeRoy Walters, Professor für Philohätte wissen können wenngleich manches durchsickerte, Diakonisse Elisabeth Schwarzkopf ga- spräche mit Parteigrößen, geführt in sophie an der Georgetown University in aber nur ›hinter vorgehaltener Hand‹ ben die Menschen nicht heraus. der irrigen Annahme, »durch Appelle Ob die kirchlichen Proteste wirklich Washington D.C., sieht Braunes Hanweitergesagt wurde«, betont Kaiser. Begonnen hatte das geheime Mor- an Moral und Vernunft der Staatsdie- zum offiziellen Stopp der Tötungen am deln als »beeindruckendes Beispiel für Braune wurde am 16. Dezember den im Südwesten des Reiches. Nach- ner eine Beendigung der Euthanasie zu 24. August 1941 führten, ist in der For- Zivilcourage«. Seine Denkschrift »be1887 in Tornow im heutigen Polen in dem Adolf Hitler T4, benannt nach der erwirken«, schreibt Jan Cantow, Histo- schung umstritten. »Die zahlreichen legt, was ein entschlossener Gegner eine lutherische Pfarrersfamilien hin- Anschrift der Planungszentrale an der riker und Archivar der Hoffnungstaler vertraulichen Eingaben kirchlicher der Aktion T4 mit der Unterstützung Stiftung Lobetal. Würdenträger an die nationalsozialis- zahlreicher Informationsquellen fünf Braune benannte drei Tötungsan- tische Regierung zeugen zwar von per- Monate nach Beginn des Programms stalten: Grafeneck, Brandenburg a. d. sönlicher Integrität, blieben aber völ- darüber hätte wissen können.« (epd) Havel und Hartheim. Und er veröffentlichte die Namen, Adressen und geschätzten Todeszeitpunkte von mehr Hintergrund: Die NS-Geheimaktion T4 als 25 Patienten. Braune hatte zudem Wann die Nationalsozialisten beschlossen, behinderte Menschen planmäßig zu herausgefunden, dass 125 Patienten ermorden, ist nicht mehr festzustellen. Doch Adolf Hitler, der T4 selbst anordaus drei Heimen in Gruppentranspornete, erhielt dazu einen persönlichen Impuls: das Gesuch einer sächsischen ten weggebracht und verschwunden Familie. Die bat ihn im Frühjahr 1939 darum, ihr behindertes Kind »einschläfern« waren. Zwar konnte der Theologe die Zahl der bereits Getöteten nicht exakt lassen zu dürfen. Tatsächlich wurde das Kind laut Kirchenbuch der Gemeinde benennen, kam aber zu dem Fazit: »Es Pomßen südlich von Leipzig am 25. Juli 1939 getötet. handelt sich hier also um ein bewusstes, Leitende Mitarbeiter der Kanzlei des Führers und der Gesundheitsabteilung des planmäßiges Vorgehen zur AusmerInnenministeriums realisierten zunächst die »Kindereuthanasie«, die mit einem zung aller derer, die geisteskrank oder geheimen Erlass des Innenministeriums am 18. August 1939 begann. Sämtliche sonst gemeinschaftsunfähig sind.« Kinder mit bestimmten »schweren, angeborenen Leiden« mussten an einen »Reichsausschuss zur Erfassung von erb- und anlagebedingtem schweren Das NS-Regime Leiden« gemeldet werden – eine Tarnorganisation, die die Tötungen später organisierte. Es entstanden über 30 Kinderfachabteilungen an Heil- und schlug schnell zurück Pflegeanstalten, in denen bis 1945 nach vorsichtigen Schätzungen bis zu 8 000 Das Regime schlug am 12. August 1940 Kinder und Jugendliche ermordet wurden. zurück: Gestapo-Beamte durchsuchParallel dazu liefen die Vorbereitungen der Erwachseneuthanasie an. Dazu ten Braunes Haus, beschlagnahmten wurde eine Sonderbehörde unter Reichsleiter Philipp Bouhler und dem Arzt Akten und nahmen ihn mit. Inhaftiert Karl Brandt geschaffen. Sitz der Behörde: Berlin, Tiergartenstraße 4 (T4). Von wurde er im Gestapo-Gefängnis in dort wurden die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so erweitert, der Prinz-Albrecht-Straße, Zelle Nr. 6. »dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Offiziell war jedoch nicht die DenkBegutachtung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden schrift Grund seiner Verhaftung, sonkann«. dern dessen bekannte Gegnerschaft zur Neben weiteren Tarnorganisationen entstand auch die Gemeinnützige Beispiel für Zivilcourage: Pfarrer Paul Gerhard Braune (1887–1954) Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt Kranken-Transport-Gesellschaft (Gekrat). Sie besorgte den Abtransport der Foto: Hoffnungstaler Stiftung Lobetal (NSV) und deren Bestreben, die DiakoBehinderten in die Tötungsanstalten in ihren berüchtigten grauen Bussen. nie zu vereinnahmen. eingeboren. Nach Theologiestudium Tiergartenstraße 4 in Berlin, angeordZwar wurde Braune hinter Gittern Zunächst wurden Informationen über sämtliche Einrichtungen gesammelt, in und Pfarrdienst übernahm der natio- net hatte, wurde das in Württemberg ordentlich behandelt, doch kam der denen geisteskranke und behinderte Menschen lebten. Die Auflistung dieser nalkonservative Preuße 1922 die Lei- gelegene und von der Samariterstiftung Theologe erst am 31. Oktober 1940 wieEinrichtungen war Voraussetzung, um ab Herbst 1939 Meldebögen zu vertung der Hoffnungstaler Anstalten in betriebene Heim Grafeneck beschlag- der frei. Zuvor musste er eine Erklärung schicken, auf denen die betroffenen Personen erfasst und klassifiziert wurden. Lobetal bei Berlin. Zuerst eine Wohn- nahmt. Es diente fortan wie fünf wei- unterzeichnen, »nichts mehr gegen Bis zum Sommer 1940 erhielten nahezu 1 000 Heime Post aus Berlin. stätte für obdachlose und arbeitslose tere Anstalten der Ermordung dorthin den Staat und die Partei« zu unternehNoch während die Meldebogenaktion lief, versuchten die Mitarbeiter der Menschen, wandelte sich die Einrich- verlegter Kranker und Behinderter. men. Braunes »Restvertrauen in ein T4 Einrichtungen zu finden, in denen die eigentliche Ermordung erfolgen sollte. Deren Angehörige wurden stets mit Fünkchen Rechtsstaatlichkeit war datung zu einem Schutzraum für geistig Die Wahl fiel auf sechs Anstalten: Brandenburg, Grafeneck, Hartheim/b. Linz, Behinderte und Anfallkranke. Braune, gleichlautenden Nachrichten über den hin. (…) Die Verhaftung macht deutlich, Sonnenstein/Pirna, Bernburg/Saale und Hadamar. anfangs durchaus offen für den neuen Tod ihrer Angehörigen informiert: Die dass das NS-Machtgefüge auch einen Die von Gutachtern ausgewerteten Meldebögen bildeten die Grundlage, auf Geist des NS-Systems, stand bis zu enthielten neben der fingierten Todes- solchen nicht in der Öffentlichkeit ausder die Heilanstalten und Heime aufgefordert wurden, ihre Bewohner zu seinem Tod am 19. September 1954 an ursache den Hinweis, wegen Seuchen- getragenen schriftlichen Dissens nicht verlegen. Die Bögen gingen an die Gemeinnützige Krankentransport GmbH, deren Spitze. gefahr hätte der Leichnam sogleich ein- hinnehmen wollte«, schreibt Cantow. die die Transportlisten erstellte – dann rollten die grauen Busse. Lobetal gehörte zu der wesentlich geäschert werden müssen. Doch der Mantel des Schweigens »Trotz aller Versuche der Geheimhaltung war die Kenntnis über die durchgegrößeren Anstalt Bethel in Westfalen, Von diesen merkwürdigen Vorgän- war da längst zerrissen: Am 3. August führten ›Euthanasieverbrechen‹ weit verbreitet. Die Arbeit der Tötungsanstaldie von Friedrich von Bodelschwingh gen erhielt Braune durch Hinweise 1941 attackierte der streitbare kathoten konnte nicht unbemerkt bleiben. Die ständige Fahrt von besetzten Bussen jun. geleitet wurde, einem weiteren ex- aus der Pfarrerschaft Kenntnis – und lische Bischof in Münster, Clemens und der Rauch der Krematorien über den Anstalten sprachen für sich«, schreibt ponierten Euthanasiegegner, wie auch ging den Dingen seit März 1940 auf August Graf von Galen (1878–1946), in (epd) der Historiker und Archivar Harald Jenner. der evangelische württembergische den Grund. Dabei nutzte er als Vize- einer Predigt in der Lambertikirche, Landesbischof Theophil Wurm. präsident des Zentralausschusses der die hektografiert im Reich kursierte, »Unverantwortliche Sabotage« 4 Glaube und Alltag Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Predigttext In Dienst genommen Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach. Lukas 5, Vers 11 ertrauen wagen?! – Der Fischzug des Petrus ist ein eindrücklicher Bericht. Der Fischer Simon und seine Freunde leben ihr Leben: nachts fischen, tags den Fang aufbereiten und verkaufen, Boote und Netze reparieren. Schließlich ein wenig ausruhen vor der nächsten Ausfahrt mit hoffentlich gutem Fang, denn davon hängt ihre Existenz ab. Kein leichtes Leben. Wir kennen das Dilemma. Ich tue alles, was in meinen Kräften steht und doch ist weit und breit vom großen Erfolg kaum etwas zu sehen. Dann ist es sehr hilfreich, wenn ich Ermutigung erfahre und trotz allem einen weiteren Versuch wage. Jesus ermuntert die Fischer ein zweites Mal hinauszufahren, zur Unzeit, gegen die Regel und einer bis dahin nicht praktizierten Möglichkeit. Zunächst aber bricht die Enttäuschung über die vergebliche Nachtschicht aus Simon heraus: Wir haben geschuftet und kommen mit leeren Netzen zurück. Das ist nicht in Ordnung und gerecht gleich gar nicht. Sind das nicht des Öfteren auch unsere Gedanken? Wir leiden an den Misserfolgen und vermögen uns nicht mehr an dem Wenigen zu freuen, was gelingt, aufbaut Werner Blum und durchträgt. Die Schluchten sind zu tief, die Ebene zu lang und die Berge zu hoch und alles zusammen macht uns hilflos. Der Schwung des Lebens ist wie weggeblasen. Mit dem Auftreten Jesu kommt Neues und Ungewohntes ins Blickfeld gegen alle bisherige Erfahrung. Die Frage für Simon lautet: Kann ich dem Wort Jesu glauben? Soll ich Vertrauen wagen? In einem Lied heißt das so: »Steig in das Boot, nimm die Netze, fahr los! Du hast sein Wort. Deine Skepsis ist groß. Zweifle nur nicht: Du wirst schon sehn.« Im Text steckt die Antwort auf die Frage: Was ist Glaube? Vor allem ist es: Das Wort Gottes ernst nehmen, sich darauf einlassen und vertrauen, so wie wir das von Abraham im 1. Buch Mose lesen. Mit Jesus und seinem Wort kommt eine andere Wirklichkeit ins alltägliche Leben. Die Untiefen der Angst, Sorge und der Vergeblichkeit verschwinden nicht gänzlich, sind aber nicht mehr beherrschend. Und das ist ein Wunder! Der Glaube an Jesus, das Vertrauen auf ihn und sein Wort, sind nicht ohne und nicht gegen die Vernunft, sondern höher als sie. Nach dem nicht zu erwartenden Fischzug, erkennt Petrus den Mann aus Nazareth als den Herrn, der ihn und seine Freunde zu »Menschenfischern« beruft. Sie werden als »Lebensretter« auf dem Meer des Lebens in Dienst genommen, wie jede und jeder von uns. Werner Blum, Superintendent i. R., Schmölln Bibellese Wochenlied: EG 245 oder 241 Leseordnung: Sonntag, 5. 7.: Psalm 114 Montag, 6. 7.: Matthäus 4,18-22 Dienstag, 7. 7.: Mt 4,23-25 Mittwoch, 8. 7.: Mt 5,1-12 Donnerstag, 9. 7.: Mt 5,13-20 Freitag, 10. 7.: Mt 5,21-26 Samstag, 11. 7.: Mt 5,27-32 Predigttext: Lukas 5,1-11 Foto: vitaliymateha – Fotolia.com V Dem Ziel entgegen Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist. Philipper 3, Vers 13 Wider die abendländische Gottlosigkeit Dietrich Bonhoeffers »Ethik« enthält erstaunlich moderne Einsichten über die Selbstanbetung des Menschen E in provozierender, selten zitierter Text Dietrich Bonhoeffers findet sich in seiner »Ethik« im Abschnitt »Erbe und Verfall«. Die Überlegungen seiner »Ethik« hat der Autor nicht abschließend für den Druck bearbeitet. Es sind unabgeschlossene Fragmente, aber voller überraschender Einsichten, häufig auch voller Trost. In »Erbe und Verfall« spricht Bonhoeffer weit ausholend und ärgerlich für die Ohren vieler, damals und heute, von der »abendländischen Gottlosigkeit«. Er schaut nicht auf einzelne Menschen, er schaut auf Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte. Und – er sieht die Notwendigkeit einer großen Buße. Einige Gedanken aus Bonhoeffers Text. In der Neuzeit kommt es »zu dem unvergleichlichen Aufstieg der Technik. Dabei handelt es sich um etwas in der Weltgeschichte prinzipiell Neues«, also nicht einfach um Weiterentwicklung guten Werkzeuggebrauchs. Von »Dämonie« ist zu sprechen. Etwas schleicht sich in die Welt, wuchert in ihrem Fleisch und Geist, eine neue Variante des Bösen: Die »abendländische Gottlosigkeit« wächst sich ein, sie »ist selbst Religion, und zwar Religion aus Feindschaft gegen Gott«. Sie türmt sich hemmungslos auch einen eigenen Gott auf: »Ihr Gott ist der neue Mensch.« Was tritt ein? Die totalitäre »Vergottung des Menschen«. Der Mensch als solcher ist dann Gott, ist der letzte Maßstab, Sinn und Zweck von allem, der höchste Wert. Der Mensch heiligt seinen eigenen Namen, Wichtigeres als ihn gibt es nicht im Himmel und auf Erden. Und entsprechend: Die Schöpfung, in der die Geschöpfe ihr eigenes Recht haben, wird zur »Umwelt«, nämlich der des Menschen. Jeder Einzelne ist »sein eigener Herr«, sein eigener Segen, sein eigener Fluch (»Wenn ich nur mich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde!«). »Sinn« setzt jeder sich selbst; die Selbstbejahung und Selbstliebe trägt alles; in Bezug auf ethische Fragen gilt immer und vielen Fällen schon, aber – um Gottes willen! – nicht im Letzten. Nein, es kommt zuletzt auf Gott an. »Du sollst nicht andere Götter haben neben mir!« Jedes Mal – lässt man ihm seine Wucht und Klarheit – ist das erste Gebot von unglaublicher Härte. Auch du selbst bist nicht der Gott deiner selbst. Du gehörst dir nicht. Der Satz ist für moderne Ohren eine fundamentalistische Unverschämtheit. Es kommt nicht zuletzt darauf an, dass du vor dir selbst bestehen kannst. Auch »der Mensch«, die Menschheit, eine Art »Weltregierung«, der große ethische Konsens … ist nicht Gott. Der Teufel führt den »Die Schöpfung, modernen Menschen auf einen hoin der die Geschöpfe hen Berg und sagt nur kurz: »Bete dich ihr eigenes Recht haben, selbst an!« Wenn derjenige, der Sünder ist und wird zur ›Umwelt‹, bleibt, im Kleinen und auch im Großen – wenn der Sünder »Mensch« sich nämlich der aber im Fortgang der Neuzeit zu seides Menschen« ner verrückten Selbstanbetung schon einmal langsam hingekniet hat, dann überall und unbedingt: »Das muss folgen bald die großen Verwerfungen, jeder selber wissen«; einschränkungs- die großen Ideologien, sie fressen Menlose »Selbstbestimmung« über Leben schenfleisch, der universale Terror, die und Tod tritt an die Stelle des Gebotes totalen Kriege, die mörderischen WafGottes. Gott ist tot, und nun wollen wir, fen, die Vernichtungstechnologie. dass der Übermensch lebe (Nietzsche); Das ist Bonhoeffers Ruf zur Buße, der sterbliche Mensch will neuerdings ein Wort von schneidender Schärfe: Köpfe transplantieren, er giert nach Der Mensch der Neuzeit »vergottet« selbst gemachter Unsterblichkeit; der sich. Er verhöhnt das erste Gebot. Ein Sünder steigert sich auf zum absoluten ungeheurer Fundamentalismus, ein Herrn der Welt. Menschen-Fundamentalismus bereiEs kommt »immer«, sagen wir, »auf tet einen trügerischen Boden für das den Menschen an«? Immer? In sehr menschliche Leben auf der Erde. Mit dem Text »Erbe und Verfall« hat Dietrich Bonhoeffer uns etwas zu sagen, was sonst kaum jemand aussprechen mag. Die Würde des Menschen – sie wird zertreten, wenn der Mensch vergottet wird. Mit »Humanismus« hat »Der Mensch der Neuzeit ›vergottet‹ sich« solche Sakralisierung des Menschen nichts zu tun. An Melanchthon schreibt Luther wunderbar: »Wir sollen Menschen und nicht Gott sein, das ist die Summa, es wird doch nicht anders. Oder ewige Unruhe und Herzeleid ist unser Lohn.« Ist eine große Buße notwendig? Die große Buße der Bürger von Ninive (Jona 3)? Kann man darüber – als Buße ausdrücklich für heute – Näheres sagen? Ja, das kann man. Wie? Sagen wir Näheres über Jesus Christus! Der ernsthafte Glaube an ihn ist die Erfüllung des ersten Gebots, durch ihn wird die Selbstanbetung weggefegt. Die Frage, »wer Christus heute für uns eigentlich ist«, stellt Bonhoeffer im Gefängnis 1944 – es ist seine Lebensfrage. In der Antwort genau auf diese Frage liegen auch heute Unaufhaltsamkeit, Trost und Trotz. Sagen wir Näheres über Jesus Christus! Michael Trowitzsch Der Autor war bis 2010 an der Jenaer Universität Professor für Systematische Theologie Vornamen der Bibel Rut – eine Parabel für Treue, Freundschaft und Liebe Viele Vornamen stammen aus der Bi- zu schließen. Der Name hat eine sebel. Ruth zum Beispiel. Sie gilt als Ur- mitische Wurzel und bedeutet so viel großmutter König Davids (Buch Rut wie »bewässert werden« oder »erquickt 4,18-22, Matthäus 1,5). werden«. Doch in der Tradition steht der Name für Freundschaft. Das Buch ass ich als Kind immer an »Rute« Rut in der Bibel ist eine Parabel über dachte bei dem Namen Rut und Treue, Freundschaft und Liebe, über er mir gänzlich unsympathisch war, den Schutz der Witwen, Fremden und ist heute vergessen. Später erfuhr ich Armen. auch, dass meine Mutter mit zweitem Die Moabiterin Rut, verwitwete Namen so heißt. Das brachte mich ihm Schwiegertochter der Naomi, kehrt ein wenig näher. Heute kommt Rut eher mit ihrer Schwiegermutter zurück in selten vor. Vielleicht geht es jungen deren Heimatland nach Bethlehem. Müttern ähnlich wie mir als Kind. Aber »Wohin du gehst, gehe ich, dein Volk es lohnt sich, mit Rut Bekanntschaft ist mein Volk und dein Gott ist mein D Gott«, sagt sie zu ihr. Ein Wagnis. Denn Rut ist Ausländerin, eine Witwe ohne Rechte. Aber sie nimmt ihr Schicksal in die Hand, geht in den Feldern Ähren lesen. Dabei lernt sie den wohlhabenden Boas, einen Verwandten von Naomi, kennen und lieben und er heiratet sie. Natürlich hilft weibliche Schläue dabei, denn Rut betont auf Anraten Naomis in schönen Kleidern ihre weiblichen Reize. Aber nicht unkeusch auf dem Feld, sondern nachts, als sie sich heimlich zu ihm legt. Sie übertritt alle Regeln, doch Boas belohnt ihren Mut. So wird Rut die Urgroßmutter von König Da- vid, der auch Regeln übertrat, obwohl sie keine Israelitin war und für ihr Ziel, wie kritische Ausleger meinen, fast an die Grenzen der Prostitution ging. Nur durch Neuheirat konnte sie als Witwe ihren verloren gegangenen Status zurückerobern. Beinahe eine Rosamunde-Pilcher-Geschichte. Ruts feierliche Erklärung »Wohin du gehst …«, ist heute ein beliebter Trauspruch. Manche Schwiegertochter würde sich wundern, wüsste sie, dass dieser Satz nicht dem Ehemann, sondern der Schwiegermutter gilt. Sibylle Sterzik Kirche in Mitteldeutschland 5 Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Nachruf Kurz & knapp Journalistenpreis geht nach Thüringen Einer, der aneckte Hamburg (epd) – Der ökumenische Hamburger Verein »Andere Zeiten« vergibt seinen diesjährigen Journalistenpreis an vier Redakteure der »Thüringischen Landeszeitung«. Sieben Wochen lang hätten Lioba Knipping, Julia Stadter, Jördis Bachmann und Thomas Stridde in einem »Fastentagebuch« zwischen Aschermittwoch und Ostern über ihren Selbstversuch zum Thema »Fasten: Gewinn durch Verzicht« berichtet. Der mit 4 000 Euro dotierte Preis soll am 17. September in Hamburg überreicht werden. Der Verein »Andere Zeiten« schreibt den Preis jährlich aus. Er würdigt Journalisten, die sich in besonderer Weise mit Themen des Kirchenjahres befassen. Hans-Jochen Tschiche verstorben S ein Leben lang mischte er sich ein, eckte an und nahm kein Blatt vor den Mund. So kannten ihn seine Weggefährten, seine Kirche und die politischen Freunde und Gegner. Der Theologe und Politiker Hans-Jochen Tschiche starb am 25. Juni nach schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren. Als »großen Demokraten« würdigte die SPD-Fraktionsvorsitzende, Katrin Budde, den Ehrenvorsitzenden der Grünen in Sachsen-Anhalt. Zu seinem Vermächtnis gehöre sein Einsatz gegen Rassismus und Rechtsextremismus als Gründer des Vereins »Miteinander«; er war über 15 Jahre Vorstandsvorsitzender dieses ersten Beratungs- und Bildungsvereins gegen Rassismus. Der 1929 in Kossa (Nordsachsen) geborene Hans-Jochen Tschiche nahm 1948 ein Theologiestudium in West-Berlin auf. Doch bald wollte er »Neulehrer« werden und unterbrach sein Studium für ein Jahr. Politische Gründe waren es, die ihn sein Theologiestudium wieder aufnehmen ließen. Ordiniert wurde Tschiche 1958 und war zunächst als Hilfsprediger tätig. 1960 wurde er Pfarrer in Meßdorf im Kirchenkreis Stendal. Er protestierte 1968 gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings und engagierte sich in den 1980er Jahren in der Friedensbewegung der DDR. In der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt übernahm er 1975 die Studienleitung und wurde drei Jahre später zum Leiter der Einrichtung berufen. Hans-Jochen Tschiche starb im Alter von 85 Jahren. Foto: Bündnis 90/Die Grünen Tschiche gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums und vertrat dieses am runden Tisch in Magdeburg, kam 1990 in die erste frei gewählte Volkskammer und war bis Ende jenes Jahres Mitglied des Bundestages. Anschließend war der gebürtige Sachse Fraktionschef der Grünen im neu gegründeten Magdeburger Landtag. Er gilt als einer der Architekten des »Magdeburger Modells«: Von 1994 bis 1998 ließ sich die rot-grüne Minderheitsregierung Sachsen-Anhalts von Reinhard Höppner (SPD) durch die damalige Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) tolerieren. Die Landesvorsitzende der Grünen, Cornelia Lüddemann, bezeichnet Tschiche als jemanden der »immer über den Tellerrand geblickt und sich für seine Meinungen und Überzeugungen eingesetzt« hat, »ohne Rücksicht auf die eigene Person« und er habe auch Konflikte mit der eigenen Partei nicht gescheut. Das brachte ihm den Respekt auch seiner politischen Gegner ein. Hans-Jochen Tschiche erhielt für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz sowie den Nationalpreis der deutschen Nationalstiftung. (mkz) Fröhliche Christen zum Thüringentag in Pößneck Fröhlich und bunt präsentierten sich die Christen auf dem Thüringentag am vergangenen Wochenende in Pößneck (Kirchenkreis Schleiz). Im »Ökumenischen Kirchendorf« an der Stadtkirche lockten das Bibelmobil, Caritas und Diakonie, die Christoffel-Blindenmission, Landeskirchliche Gemeinschaft und andere mit ihren Angeboten und Informationen. Am Festumzug beteiligten sich die Gemeindeleitung, Superintendent Ralf-Peter Fuchs und die in Pößneck neu gegründete Escola Popular, unterstützt von der Escola Popular in Weimar mit Hans-Jürgen Neumann. Auch unsere Kirchenzeitung fehlte nicht im »Kirchendorf«. Foto: Willi Wild Tschernobyl ist allgegenwärtig Die Katastrophe ist bei uns fast vergessen, aber bis heute leiden die Menschen E in trauriges Jubiläum wirft seine Schatten voraus. Am 26. April 2016 jährt sich die Tschernobyl-Katastrophe zum 30. Mal. Dann wird das Ereignis für einige Wochen ins Gedächtnis zurückgerufen und von den Medien aufgegriffen werden. Ansonsten spricht kaum noch jemand über den atomaren Super-GAU in der ehemaligen Sowjetunion. Wie viele Todesfälle es bis heute gegeben hat, vermag niemand genau zu sagen. Die Zahlen sind widersprüchlich und werden bewusst heruntergespielt. Nur die Menschen vor Ort wissen, wie die Realität aussieht. Noch immer ist Tschernobyl in der ukrainisch-weißrussischen Grenzregion allgegenwärtig. Täglich sterben Menschen an den Spätfolgen, darunter viele Kinder. In Deutschland unterstützen Hilfsorganisationen die Betroffenen. Auch im Kirchenkreis Altenburger Land existiert eine Initiative zur »Belarus-Hilfe«. Durch Spenden und unter Trägerschaft des evangelischen Magdalenenstifts wird jedes Jahr ein 14-tägiger Erholungsurlaub für 20 schwerkranke Kinder aus dem Großraum Minsk ermöglicht. Die weißrussischen Gäste werden von der Organisation »Pol der Hoffnung« nach Krankheitsgrad ausgewählt. Sie leiden an Leukämie, Schilddrüsenkrebs oder Augenkrankheiten. Gabriele Kirmse aus Prehlitz bei Zeitz hat die Privatinitiative vor 15 Jahren ins Leben gerufen. Aufopferungsvoll kümmert sich die 67-Jährige evangelische Christin um die Mädchen und Jungen, die ihr jedes Mal ans Herz wachsen. »Zum Abschied fließen viele Tränen, und ich brauche Monate, um alles zu verarbeiten. Schließlich verbirgt sich hinter jedem Kind ein Einzelschicksal. Man sieht ihnen nicht an, wie krank sie sind. Doch der Schein trügt. Niemand weiß, wie lange sie noch leben. Der Tod kommt oft plötzlich, weil die Strahlung von innen den Körper zerstört«, berichtet Kirmse. Durch den Aufenthalt in sauberer Luft, mit gesundem Essen und vielfältigen Aktivitäten bessere sich zwar der Allgemeinzustand und das Immunsystem werde gestärkt. Eine Heilung sei jedoch nicht möglich. Während des Urlaubs werden freundschaftliche Bande geknüpft, die oft plötzlich auseinandergerissen werden. Nicht nur viele der Kinder, auch »Kurz nach der Rückkehr in die Heimat erreichte uns die Nachricht von seinem Tod« einige Lehrerinnen, die gleichzeitig als Dolmetscherinnen arbeiteten, leben nicht mehr. Einmal verstarb ein Kind während des Erholungsurlaubs. »Das war hart«, so Gabriele Kirmse. Nie vergessen wird sie den 18-jährigen Jungen, dem mit einer Ballonfahrt ein Traum erfüllt wurde. »Kurz nach der Rückkehr in die Heimat erreichte uns die Nachricht von seinem Tod. Er hatte nur noch ein Bein, als er zu uns kam. Als ihm dann das zweite auch noch amputiert werden musste, hat er das nicht überlebt«, sagt sie und ringt um Fassung. In vielen Fällen erfahre man gar nicht, wenn jemand gestorben ist, denn oft handele es sich um Waisenkinder ohne Angehörige. Viele der jungen Gäste kommen aus der Region Homel, die besonders schwer von der Reaktorkatastrophe betroffen ist. Oder aus dem 2 000-Einwohner-Ort Petrischki, wo sich ein enger Kontakt zur Schule entwickelt hat. Gabriele Kirmse kennt die Situation. Mit ihrem Ehemann und weiteren Helfern hat sie sich ein Bild von Weißrussland gemacht. Inzwischen war sie fünfmal im Großraum Minsk, kaum 200 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Die 1 600 Kilometer lange Fahrt mit dem Auto ist jedes Mal eine große Strapaze, welche die Familie auf sich nimmt, ohne Zwischenübernachtung. »Wir wollen so schnell und sicher wie möglich ans Ziel kommen. Jedes Mal haben wir Hilfsgüter dabei, die an der Grenze genau unter die Lupe genommen werden. Die Wartezeit und die Abfertigung dauern bis zu einem halben Tag, und Korruption ist an der Tagesordnung. Wir müssen hohe Zollgebühren zahlen, die nicht gerechtfertigt sind.« Eine Infrastruktur gebe es auf dem Lande nicht, keine befestigten Straßen und in den kleineren Ortschaften Tage ohne Strom. Umso liebevoller und gastfreundlicher seien die Menschen, bei denen die Helfer herzlich aufgenommen werden. Noch immer sind Luft und Boden strahlenbelastet. Die Einheimischen leben fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Sie nehmen die Radioaktivität täglich mit der Nahrung auf. »Das alles wird von der Politik heruntergespielt und vertuscht. Wir wissen aus erster Hand, wie die Realität aussieht und dass es noch Hunderte Jahre dauern wird, bis die Radioaktivität in einen unbedenklichen Zustand gesunken ist«, nennt Gabriele Kirmse die Tatsachen. Ilka Jost Bild: Fröhlich winken die Kinder in die Kamera. Ihre Krankheit sieht man ihnen nicht an. In der Mitte der letzten Reihe: Gabriele Kirmse Foto: Ilka Jost Kompromiss bei freien Schulen Erfurt (epd) – Das monatelange Tauziehen hat ein Ende: Nach zähen Verhandlungen einigt sich RotRot-Grün in Erfurt zur staatlichen Finanzhilfe für die freien Schulen in Thüringen. Buchstäblich im letzten Moment vor der Sommerpause verständigte sich Rot-Rot-Grün auf eine Steigerung der Landesgelder von 133,9 Millionen Euro 2014 auf 146,3 Millionen Euro in diesem Jahr. Über diese Steigerung um 9,3 Prozent hinaus erhalten die Träger ab 1. Februar 2017 und danach jährlich ab 1. August 2018 pro Jahr 1,9 Prozent mehr Geld. Grundlage ist ein Festbetragsmodell, das von einem im Gesetz definierten Betrag pro Schüler ausgeht. Oberkirchenrat Christhard Wagner vom Evangelischen Büro in Erfurt sagte, die Hartnäckigkeit der Grünen in den Verhandlungen habe sich ausgezahlt. »Auch wenn nicht alle Erwartungen erfüllt sind, können wir zufrieden sein.« Das Ergebnis biete den Privatschulen gewisse Planungssicherheit. Keine Verschlechterung für freie Schulen Magdeburg (epd) – Privatschulen in Sachsen-Anhalt drohen nach einem Vorschlag aus dem Kultusministerium neue Hindernisse. Einer geplanten Neuregelung zufolge müsste die Errichtung einer freien Grundschule künftig schon neun Monate vor Schuljahresbeginn beantragt werden, bislang waren es sieben Monate, berichtet die »Magdeburger Volksstimme«. Zudem soll ein Gesuch bereits als gescheitert gelten, wenn die Antragsunterlagen nicht vollständig sind. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) reagierte verwundert. Der Ressortchef kenne den Entwurf gar nicht, sagt ein Sprecher. Die Neuregelungen seien im Interesse der Verwaltung, aber nicht im Interesse der Ministeriumsleitung. Sollte es »unpraktikable Regelungen« geben, würden diese einkassiert. Es werde »definitiv keine Verschlechterung für Schulen in freier Trägerschaft geben«, hieß es. Anzeige Liebe Leserinnen und Leser, seit 1850 sind wir als diakonische Stiftung in Mitteldeutschland aktiv. Wir sind ständig bedacht, auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes das Leben hilfebedürftiger Menschen zu verbessern. In unserm neuen Freundesbrief berichten wir über einen jungen Mann, dessen Leben Sie berühren wird. Schreiben Sie uns, wenn auch Sie unseren Freundesbrief erhalten wollen. Evangelische Stiftung Neinstedt Öffentlichkeitsarbeit Fundraising Lindenstraße 2 06502 Thale OT Neinstedt Telefon 03947/99292 oder 99141 www.neinstedt.de · kontakt@neinstedt.de 6 Kirche vor Ort Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Aus dem Süden Musik, Gebet und Stadtführung Nordhausen (mkz) – Die ökumenische Vorbereitungsrunde lädt am Sonnabend, 4. Juli, zur 11. Nacht der Kirchen in Nordhausens Innenstadt ein. Sie beginnt mit einer Stadtführung um 17.30 Uhr, Treffpunkt am Dom. Mit der Geschichte von Esther aus der Bibel, gespielt von Kindern (Blasii, 18 Uhr), oder dem Puppentheater »Wilhelm Tell« (Frauenberg kirche, 21 Uhr), klassischer Musik oder Jugendgottesdienst (Altendorfer Kirche, 18.30 Uhr) und Kirchenkino (Frauenbergkirche, 22.30 Uhr) sowie Musik in der Adventgemeinde (19.30 Uhr) oder einer Klavierzeitreise … wird für jeden Geschmack etwas geboten. Zum Abschluss wird um Mitternacht in die Jugendkirche zum Taizé-Gebet eingeladen. 8 www.ev-kirchenkreis-suedharz.de Theaterstück zum Schuljahresende Kaltenwestheim (mkz) – Der Schuljahresabschlussgottesdienst hat seit vielen Jahren Tradition im Kirchspiel Kaltenwestheim (Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach). Am kommenden Donnerstag wird zu diesem Anlass ein biblisches Theaterstück mit den Christenlehrekindern aufgeführt. Laurentius-Kirche 9. Juli, 19 Uhr Kaltenwestheim, Abendgottesdienste im Sommer Bad Salzungen (mkz) – Die sechste Reihe der Abendgottesdienste des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach steht in diesem Jahr unter dem Thema »Was Bilder uns erzählen«. Jeweils um 18 Uhr wird an den Sommersonntagabenden zu diesen besonderen Gottesdiensten und anschließenden Gesprächen eingeladen. In diesem Jahr stellen Bildmotive aus den Dorfkirchen die Anregungen für die Predigtreihe. Termine und Orte: 12. Juli in Empfertshausen, 26. Juli in Unterbreizbach, 9. August in Roßdorf, 16. August in Sünna und 23. August in Frankenheim Laufen fürs Jesus-Projekt Erfurt (mkz) – Am Sonnabend startet der sechste Sponsorenlauf am Roten Berg in Erfurt. »Beweg was« ist das Motto der Auftaktveranstaltung zum Sommerfest des Jesus-Projekts, das seit elf Jahren mit Kindern- und Jugendlichen im Plattenbaugebiet arbeitet. Vom Erlös des Laufes wird die Arbeit des Vereins finanziert: Ferienprogramme, Streetwork, Kreativ-Werkstatt und vieles mehr. Wer mitlaufen will, melde sich über die Homepage an! 4. Juli, Registrierung ab 9.30 Uhr www.jesus-projekt-erfurt.de 8 Harmonic Brass in Berka/Werra Berka/Werra (mkz) – Bei der Ankündigung des Konzerts von Harmonic Brass in Berka/Werra (Nr. 26) wurde der Namenszusatz des Ortes »Werra« vergessen, sodass es Verwechslungen geben könnte. Harmonic Brass aus München spielt am Freitag, 19.30 Uhr, in der Kirche. Die Kaiserpfalz und Kirchenburg bildet das Zentrum von Rohr. Pfarrer Armin Pöhlmann im Kirchenmuseum, in dem das Modell der einstigen Pfalzkaplle zu sehen ist. Fotos: Thomas Schäfer Unter der Kirche befindet sich die fast 1 200 Jahre alte Krypta. Eine Kaiserin kämpft um ihr Kind Henneberger Land: Im Juli feiern Rohr und die Michaelskirche das 1 200-jährige Jubiläum U rkunden tragen ein Datum und Mauern sind greifbar – im kleinen Rohr im Henneberger Land hat man beides und kann damit eine 1 200-jährige Geschichte belegen. Grund genug, dies mit einem Festprogramm vom 10. bis 19. Juli zu begehen. »Wir wollen ein Jubiläum feiern, das die Erinnerung mit der Gegenwart verbindet und Fragen an die Zukunft stellt«, sagt Pfarrer Armin Pöhlmann und betont, dass es ein echtes Kirchenjubiläum sei. »Wir haben nicht nur Urkunde und Gebäude aus der Gründungszeit, sondern auch eine christliche Gemeinde, die sich mit Fug und Recht zurückdatieren kann auf das Jahr 815.« Bischof Wolfger von Würzburg und Abt Ratger von Fulda verhandelten über die Gründung eines Benediktinerklosters und dokumentieren dies in einer Urkunde vom 27. März 815. Ein weiteres Schriftstück bezeugt zehn Jahre später eine Kirche in Rohr. Danach diente sie Königen und Kaisern als Pfalzkapelle. Ein markantes Datum in der Pfalzgeschichte ist der 29. Juni 984: Der Reichstag wird nach Rohr einberufen. Alle Großen des Reiches kommen, es geht wie immer um die Macht. Otto II. war am 7. Dezember 983 in Rom gestorben. Drei Wochen später war sein dreijähriger Sohn Otto III. in Aachen zum König geweiht und Ziel. Geschichtsinteressierte wissen, in die Obhut seines Onkels, Heinrich dass hier in ottonischer Zeit ein Kapidem Zänker, übergeben worden. Die- tel Weltgeschichte geschrieben wurde. Auch wenn kein Schild auf eine verser wollte die Situation für eigene Ansprüche nutzen. In Rohr wird nun die lässlich geöffnete Kirche verweist: Die Rückgabe des Kindes an seine Mutter, Michaeliskirche ist normalerweise zwiKaiserin Theophanu, und dessen Groß- schen 9 und 19 Uhr zu besuchen. Dafür mutter, Kaiserin Adelheid, gefordert. sorgt Reinhard Müller, wenn er seine Erst eine partielle Sonnenfinsternis um Morgen- und Abendrunde durchs Dorf die Mittagszeit soll bei Heinrich dem macht. Und seine Frau Marion betreut Zänker ein Umdenken bewirkt haben. das kleine 2003 eingerichtete KirchenSuperlative sind meist kurzlebig, museum in der alten Schule gleich geaber »trotz der baulichen Veränderun- genüber. Hier ist zudem das Gemeindegen ist die Michaeliskirche von Rohr büro; es gibt heimatkundliche Schriften mit der Krypta der einzige Monumen- und in Marion Müller eine sachkundige talbau im östlichen Deutschland, der Kirchenführerin. weitgehend aus karolingischer Zeit Auf die Ära der Kaiserpfalz folgte die stammt. Damit besitzt der kleine Ort einer Raubritterburg, da man von hier eine architekturgeschichtliche Kostbar- aus die nahe Handelsstraße kontrollieren konnte. Das missfiel dem Bischof von Würz»Alle Großen des Reiches kommen, burg, und er zerstörte die es geht wie immer um die Macht« Pfalz. Die Rohrer machten die Anlage später zu keit von nationaler und internationaler ihrer Kirchenburg. Ab dem 16. JahrGeltung«, heißt es in einem Faltblatt der hundert wurde die Kirche dem Zeitgeevangelischen Kirchengemeinde Rohr, schmack entsprechend zu einer prächdas die Besucher über die Geschichte tig ausgemalten Dorfkirche mit mehr des Gotteshauses informiert. als 500 Sitzplätzen umgestaltet. Baulich Viele Touristen kommen nach Rohr. unverändert blieb die Krypta, da ihr An der Autobahn 71 wird auf die uralte Zugang mit dem Abriss der QuerhäuKrypta hingewiesen, und für Busunter- ser verschüttet wurde. Erst seit 1962 ist nehmen ist es ein gern angefahrenes sie wieder zugänglich. Von den knapp 1 000 Einwohnern gehört rund die Hälfte zur evangelischen Kirchengemeinde. Die Kirche teile das Schicksal des Dorfes, sei präsent und verankert. Als Beispiel nennt Pfarrer Pöhlmann die Sanierung des Bronzegeläuts vor einigen Jahren. Rund 22 000 Euro kamen hierfür an Spenden zusammen. Zur Vorbereitung des Jubiläums wurde der Projektverein »Rohr 2015« gegründet, in dem auch Pfarrer Armin Pöhlmann mitarbeitet und dessen Vorsitz Bürgermeister Siegmar Kleffel innehat. Für die älteren Einwohner ist es nun die dritte Festzeit, denn auch 1965 und 1990 wurden die Jubiläen gebührend begangen. Das aktuelle Programm soll Bewährtes aufgreifen und neue Akzente setzen. Besondere Höhepunkte werden sicher die Aufführungen des Historienspiels »Theophanu – die Kaiserin in Rohr« im Kirchhof sein, extra geschrieben von Axel Weiß und mit Pfarrer Pöhlmann als Kanzler Willigis. »Zum Glück eine positive Rolle, denn ich unterstütze Theophanu.« Uta Schäfer Aufführungen »Theophanu« im Kirchhof 16. und 17. Juli, 18 Uhr; 18. Juli, 15 Uhr; Mittelaltermarkt: vom 10. bis 12. Juli; Festgottesdienst: 19. Juli, 10 Uhr; am Nachmittag: Festumzug Kirchenkreis Jena Ausstellung Patenschaft für Orgelpfeifen Verfolgung der Täufer Die Schuke-Orgel in St. Michael erklingt am 5. Juli wieder D er Abendgottesdienst an diesem Sonntag in der Stadtkirche St. Michael in Jena wird aus dem Rahmen fallen. »Es ist mit einer vollen Kirche zu rechnen«, davon ist Stadtkirchenkantor Martin Meier überzeugt: Nach gründlicher Sanierung und spieltechnischer Modernisierung wird die Schuke-Orgel mit ihren drei Manualen und 51 Registern wieder erklingen. Dieses schöne Ereignis markiert zugleich den Abschluss der Innenraumsanierung des Gotteshauses. Die umfangreichen Erneuerungen waren mit einem neuen Fußboden, einer neuen Heizung sowie der Erneuerung der Elektro- und Lautsprecheranlage verbunden; zudem wurde der Kircheninnenraum frisch ausgemalt. Obwohl die Orgel zum Schutz gegen Staub und Feuchte eingehaust war, haben die Arbeiten an der Stadtkirche nachhaltige Spuren hinterlassen. Hinzu kommt der Materialverschleiß, da seit dem Bau der Orgel im Jahr 1962 nicht grundhaft saniert werden konnte. »Es war uns bewusst, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht«, so Kirchenmusikdirektor Martin Meier. Seit Jahren wird ideenreich an der Finanzierung der Vorhaben gearbeitet. Gewichtige Beiträge leistet dabei der Orgelverein St. Michael Jena mit seiner Aktion der Orgelpfeifen-Patenschaften: In den letzten Jahren konnten auf die- sem Wege 45 000 Euro eingenommen werden. Bei den Patenschaften können Interessierte Orgelpfeifen finanzieren: für »wenig Geld« kleine Pfeifen oder große Prospektpfeifen für stattliche Summen. Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erlöse aus Benefizkonzerten wurden weitere 25 000 Euro erwirtschaftet. Die Kantorei steuerte 40 000 Euro aus eigenen Spenden und aus den Kollekten bei, die über Jahre nach Orgelmusiken und Oratorienaufführungen gesammelt wurden. Mit jeweils 20 000 Euro unterstützen der Jenaer Kirchbauverein sowie die Landeskirche das Vorhaben. »Die benötigten 150 000 Euro wurden somit zum übergroßen Teil aus Spenden aufgebracht«, darauf ist der Vorsitzende des Orgelvereins, Jörg Vogel, zu Recht stolz. »Wir hätten gern noch einige Erweiterungen gehabt, besonders um Orgelmusik der Romantik authentisch darbieten zu können, denn die Schuke-Orgel ist eine neobarocke Orgel. Dies war aber nicht möglich: Die Orgel steht ebenso wie die Stadtkirche unter Denkmalschutz. Die Denkmalpflege und die Orgelsachverständigen unserer Landeskirche wollten nicht, dass es Eingriffe in die Substanz des Instruments gibt«, erklärte Martin Meier. Eine Neuerung ist die elektronische Setzeranlage, sodass künftig kein Registrant mehr benötigt wird. Denn Ein dunkles Kapitel der Reformation V Johannes Adler und Fabian Zocher (v. l.), Mitarbeiter der Orgelbau-Firma Eule Bautzen, bei der Feinarbeit Foto: Traugott Keßler Klangkombinationen können vorher programmiert werden. Seit Januar laufen die Sanierungsarbeiten, die nun mit der ausgleichenden Nachintonation ihren Abschluss fanden. Ausgeführt wurden sie von Mitarbeitern der Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen. Traugott Keßler Gottesdienst in der Stadtkirche am 5. Juli, 18 Uhr, Festkonzert mit Werken deutscher und französischer Komponisten, gespielt von KMD Martin Meier, 19.30 Uhr, und ab 20.45 Uhr »Kleiner Orgelschmaus« or zwei Jahren erinnerten der Freistaat Thüringen und die mitteldeutsche Landeskirche (EKM) an die Verfolgung und Hinrichtung der Täufer. Damals wurde am Informationszentrum Spiritueller Tourismus in Reinhardsbrunn eine Gedenk-Stele und in der Blasii-Kirche Zella-Mehlis ein Gedenkstein aufgestellt. Am 7. Juli (15 Uhr) wird nun in Reinhardsbrunn eine Ausstellung über dieses dunkle Kapitel der Reformationszeit eröffnet, die unter anderem an die sechs Täufer erinnert, die in Thüringen am 18. Januar 1530 in Reinhardsbrunn hingerichtet worden waren. Die Präsentation will Fakten, Gründe und Hintergründe dieses Geschehens aufzeigen. Das soll in einen »Weg der Toleranz« münden, der von Reinhardsbrunn ausgeht. Er führt über die Blasii-Kirche in Friedrichroda, den Roten Weg zum Possenröder Kreuz über den Rennsteig bis zum Stein 16 bei Oberhof, weiter zur Zellaer Loibe und zum Mönchsweg bis nach Zella-Mehlis. Von dort über den Hallenberger Steig zur Hallenburg in Steinbach-Hallenberg. (mkz) 8 www.taeuferausstellung.de Kirche vor Ort 7 Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Und der Abwasch per Hand … Gewürdigt Er prägte das Musikleben Halle: Professor Helmut Gleim wird 80 Jahre alt D er Kirchenkreis Halle-Saalkreis, die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik und die Hallesche Kantorei gratulieren Professor Helmut Gleim zum 80. Geburtstag. Der langjährige Direktor der Evangelischen Kirchenmusikschule und Gründungsrektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle wird am 3. Juli 80 Jahre alt. Er prägte die Ausbildung von Kirchenmusikern in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen über Jahrzehnte. Zudem begründete er die Hallesche Kantorei mit und leitetet sie 40 Jahre lang. Superintendent Hans-Jürgen Kant würdigt den Jubilar: »Helmut Gleim war als langjähriger Kantor und Organist an der Moritz- sowie der Marktkirche besonders für die Orgelkonzerte in der Stadt Halle verantwortlich. Er ist unzähligen Konzertbesuchern in bleibender Erinnerung.« Glückwünsche zum Geburtstag kommen auch von den beiden Nachfolgern. Der Rektor der Kirchenmusikhochschule, Wolfgang Kupke, und Maik Gruchenberg als Leiter der Halleschen Kantorei würdigen Gleims herausragende Arbeit so: »Sein Lebensinhalt, die Begleitung und Ausbildung werdender Kirchenmusiker an der Hochschule und die singende Verkündigung des überkonfessionellen und übergemeindlichen Oratorienchores fortleben zu lassen, ist uns Freude und Ehre zugleich.« Konzerte mit dem Hochschulchor und der Halleschen Kantorei gehörten jahrzehntelang zum Musikleben in der Saalestadt. Auch unter erschwerten Bedingungen in DDR-Zeiten führte Helmut Gleim große chorsinfonische Werke in der Marktkirche auf. Im Ruhestand trat er solistisch Professor Helmut bei Orgel- Gleim Foto: Archiv konzerten und -einweihungen in Erscheinung. Von seinem interpretatorischen Wirken liegen zahlreiche CD- und Rundfunkeinspielungen vor. Seine herausragenden Verdienste fanden durch die Verleihung des internationalen Händelpreises der Stadt Halle und des Bundesverdienstkreuzes am Bande ihre Anerkennung. Helmut Gleim wurde in Lüdenscheid geboren und wuchs im thüringischen Mühlhausen auf. Nach dem Abitur studierte er von 1953 bis 1957 an der Kirchenmusikschule in Halle. Seine Lehrer waren unter anderem Professor Heinz Wunderlich im Fach Orgel, Professor Horst Förster im Fach Dirigieren und der damalige Leiter der Schule, Eberhard Wenzel. Nach dem Examen wurde Helmut Gleim Kantor in Schönebeck und ab 1959 an der Moritzkirche in Halle. Von dort wechselte er 1970 zusammen mit der Gemeinde an die Marktkirche, weil die Moritzkirche der katholischen Kirche übergeben wurde. Als Dozent wirkte Helmut Gleim an der Kirchenmusikschule Halle seit 1960. Ihre Leitung übernahm er 1978. Höhepunkt in der Arbeit der 1926 gegründeten Ausbildungsstätte und ihres Leiters war der 28. Juni 1993. Da bekam die älteste deutsche Kirchenmusikschule endlich ihre Anerkennung als Hochschule. Kirchenmusikdirektor Gleim wurde ihr Rektor und bekam den Professorentitel verliehen. (mkz) Für Tangermünder Konfirmanden führt der Weg zum Glauben über die Insel K onfirmation bedeutet Festmachen im Glauben. Diesen Satz hat Pfarrer Jürgen Weinert in seinem Leben bereits unzählige Male gesagt. Fast immer hat er zu diesem Zeitpunkt junge Menschen vor sich, Mädchen und Jungen zwischen 13 und 14 Jahren, die seinen Konfirmandenunterricht besuchen. Nun könnte Pfarrer Weinert es bei diesem Unterricht und der abschließenden Konfirmation belassen. Doch wer Teil der Kirchengemeinde St. Stephan in Tangermünde (Kirchenkreis Stendal) werden möchte, den erwartet ein umfangreiches Programm. Dazu gehört neben der Konfirmandenprüfung die Konfirmandenfahrt – Pflicht für jeden. So beständig wie dieses Programm ist auch der Ort, an dem die jungen Menschen aus der Elbestadt ihre Konfizeit verbringen. »Seit mehr als 20 Jahren fahre ich nach Hiddensee«, sagt Jürgen Weinert. Im Rüstzeitheim der autofreien Insel hat die Gruppe Platz, Zeit und Ruhe, sich dem Thema zu widmen und ein kleines Stück weiterzukommen auf dem Weg in ein selbstständiges Leben. In diesem Jahr waren sechs Mädchen und zwei Jungen kurz vor Ostern mit Pfarrer Weinert auf dem Weg nach Hiddensee. Per Lautsprecher an ihre Smartphones gebunden, erleben sie die Autofahrt in ihrer eigenen Welt. Wichtig für sie: »Haben wir auf der Insel Empfang?« Für die Konfizeit ist Die Tangermünder Konfirmandinnen und Konfirmanden sammelten auch das völlig nebensächlich, für die Stim- Strandgut, das symbolisch für ihren Glauben stehen könnte. Foto: Anke Hoffmeister mung der jungen Menschen jedoch absolut wichtig. ausforderung. Und dann gibt es die Ge- findet einen Stein mit glatter BruchFlorian und Lucas, Louraine, Jasmin, sprächsrunden mit Pfarrer Weinert. Am stelle. »Doch der größte Teil ist rau, wie Hannah, Henriette, Lena und Johanna ersten Abend berichtet er über seine für viele Menschen oft auch das Leben. eigene Konfirmation, Erinnerungen an Der Glaube kann helfen, positiv zu dendas Jahr 1961. Und er kritisiert: »Die ken«, sagt er. Jasmin zeigt eine Muschel. »Doch der größte Teil Konfirmation verkommt immer mehr »Muscheln können Perlen entwickeln. des Steines ist rau, wie zu einem bürgerlichen Fress- und Ich möchte im Glauben reifen wie die Schenkfest.« Von den jungen Men- Perle in der Muschel.« für viele Menschen oft Mitte Mai erleben die acht nach beschen möchte er wissen, wie sie sich auch das Leben« die Konfirmation wünschen. »Nicht standener Konfirmandenprüfung ihre so langweilig, nicht so streng«, sollte eigene Konfirmation. Festlich gekleikennen sich aus Schule und Konfir- sie sein, sagen Hannah und Henriette. det feiern sie in St. Stephan das erste mandenunterricht. Finden müssen sie Jasmin möchte mit daran beteiligt wer- Abendmahl ihres Lebens, bekommen sich deshalb nicht, eher zurechtfinden den, Hannah gern singen. einen Bibelspruch mit auf den Weg, mit der Situation, nicht zu Hause zu Während einer Strandwanderung den sie sich selbst auswählen durften. sein. Tisch decken, beim Kochen hel- haben sie alle einen Auftrag. Sie sollen Jetzt steht ihnen die Möglichkeit offen, fen, abwaschen per Hand – für einige Dinge sammeln, die symbolisch für in der Jungen Gemeinde aktiv zu werist vor allem Letzteres eine echte Her- den Glauben stehen können. Florian den. Anke Hoffmeister Kirchenkreis Halberstadt Vom Glauben, der Liebe und einer Bläser-Familie Der Bläserchor Thale feiert sein 50-jähriges Bestehen W enn sich an Freitagabenden das Gemeindehaus St. Andreas in Thale zu einem »Klingenden Haus« verwandelt, dann treffen sich dort 15 Menschen zwischen 14 und 65 Jahren zur gemeinsamen Probe. Es ist auch ein Familientreffen: Zwei Paare mit jeweils zwei Kindern, Vater und Sohn, ein Ehepaar und nur die beiden Ältesten kommen als »Solisten«, dazu die musikalische Leiterin. Im normalen Leben sind sie Schüler, Maurer, Auszubildende, bei der Telekom, im medizinischen Bereich tätig oder im Ruhestand. Die gemeinsame Liebe zur Musik verbindet sie ebenso wie der christliche Glaube, und der Chor hat eine inzwischen lange Geschichte. Der aus Oschersleben zugezogene Heinz Ehrhardt entschloss sich 1961, einen Posaunenchor zu gründen. Er begann mit zwei ganz alten Instrumenten (fehlende Schrauben wurden einfach durch Streichhölzer ersetzt) und mit zwei interessierten Jugendlichen. Wenig später kam Doris dazu, mit der er inzwischen seit 51 Jahren verheiratet ist. Dass heute vier Bläserinnen und Bläser den Familiennamen Ehrhardt tragen, ist kein Zufall: Es sind der Sohn, die Schwiegertochter und zwei Enkelsöhne. 1965 war der Chor endlich blasfähig. Einer der Damaligen ist noch heute aktiv dabei. Im Laufe der Jahrzehnte Der Posaunenchor vor der Andreaskirche Foto: Karin Voigt waren es ungefähr 80, die mitmachten und einige Jahre dabeiblieben, rund 60 von ihnen hat Heinz Ehrhardt ausgebildet. Mal übernahmen hauptamtliche Kantoren den Chor, mal gab es Hilfe vom Posaunenwerk der Landeskirche, mal dirigierte der Gründer selbst. Seit zehn Jahren gibt Kantorin Christine Bick den Takt vor, Stefan Ehrhardt (Sohn des Gründers) nimmt die organisatorische Leitung wahr. Dazu gehört nicht nur die Koordination der Einsätze, sondern die Pflege der Gemeinschaft spielt eine erhebliche Rolle: Familienfreizeiten, Teilnahme an übergemeindlichen Bläsertreffen, Weiterbildungen und vieles andere mehr. Irgendwie fühlen sich alle als eine Bläser-Familie, viele sind freundschaftlich und durch Patenschaften miteinander verbunden. Das 50-jährige Bestehen soll am 11. und 12. Juli gefeiert werden – mit den Aktiven, Ehemaligen und hoffentlich vielen Gästen. So erklingt am 11. Juli (17.30 Uhr) auf der Bühne »Kaffeeloch« im Friedenspark Thale das Konzert »Querblechein – eine musikalische Zeitreise«. Die Serenade gestaltet der Bläserchor Thale nebst Gästen aus. Am Sonntag wird zum Festgottesdienst in die Petrikirche eingeladen (11 Uhr). Das Motto, das der Chor einst zum 35-jährigen Bestehen gewählt hatte, gilt weiter: »Für das Vergangene – Dank! Für das Kommende – Ja!« (Dag Hammarskjöld, schwedischer Friedensnobelpreisträger). Ursula Meckel Aus dem Norden Armenien-Gottesdienst und Prozession Halle (mkz) – In Erinnerung an den Völkermord am armenischen Volk vor 100 Jahren wird am 12. Juli zum ökumenischen Gottesdienst in die Marktkirche eingeladen (15 Uhr). Anschließend führt eine Prozession zum Kreuzstein vor dem Landgericht. Dieser Stein erinnert seit Mai an die 1,5 Millionen Armenier, Aramäer, Assyrer und Pontos-Griechen, die von 1915 bis 1922 im Osmanischen Reich getötet wurden. Zum Gottesdienst lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit der Armenisch-Apostolischen Gemeinde Sachsen-Anhalt ein. Neben Beteiligten aus der armenischen Gemeinde und anderen ACK-Kirchen werden die Pröpste Christoph Hackbeil (Stendal-Magdeburg) und Johann Schneider (Halle-Wittenberg) mitwirken. Benefizkonzert für die Bahnhofsmission Halberstadt (mkz) – Der Liedermacher Clemens Bittlinger gibt am 10. Juli (20 Uhr) ein Benefizkonzert für die Arbeit der Bahnhofsmission. Mit seinem Programm »Unerhört« tritt er im Kreuzgang des Domes auf. Es ist das erste Open-Air-Konzert nach der Wende an diesem Ort und das erste Mal, dass das »Unerhört«-Programm in Ostdeutschland erklingt. Ein Teil des Erlöses vom Verkauf der 400 Karten bekommt die 2009 gegründete Bahnhofsmission. Hier leisten 20 Frauen und Männer ehrenamtliche Arbeit – 2014 insgesamt 2 500 Stunden. Im Zeichen der Katharina von Bora Torgau (mkz) – In Torgau wird am 4. und 5. Juli an Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers, erinnert. Auf dem Programm des Katharina-Tages stehen Konzerte, Lesungen und Vorträge. Am 4. Juli (19 Uhr) gibt es beispielsweise in der Schlosskirche eine musikalische Lutherlesung mit Stephan Krawczyk unter dem Titel »Erdverbunden, luftvermählt«. Im Rathaus wird an diesem Tag der Katharina-von-Bora-Preis verliehen (14 Uhr). Am 5. Juli predigt Propst Johann Schneider im Festgottesdienst in der Stadtkirche (10 Uhr). Im Anschluss an den Gottesdienst wird die Tafel »Reformationsstadt Europas« enthüllt. Der jährliche Katharina-Tag wurde zur Reformationsdekade ins Leben gerufen. Er steht unter der Schirmherrschaft von Landesbischöfin Ilse Junkermann. Torgau war die erste Station der Katharina von Bora (1499–1552) nach ihrer Flucht 1523 aus dem Kloster Nimbschen. In Torgau starb sie und liegt in der Stadtkirche begraben. 8 www.katharinatag.de Sommertheater um »Das Jahr Null« Magdeburg (mkz) – Unter dem Titel »Das Jahr Null« erzählt die »Compagnie Magdeburg 09« die Geschichte von Weihnachten als heiteres Sommertheater mit Musik und Gesang. Premiere ist am 13. Juli im Garten der Möllenvogtei (20.30 Uhr). Antworten auf die Geheimnisse des Festes geben Maria und Josef, Engel Gabriel, König Herodes, Reformatoren, Päpste, Vertreter von DFB und Coca Cola und andere. Zu sehen bis 1. August, täglich, außer sonntags, 20.30 Uhr. Am 1. August als Nachtvorstellung auch 23 Uhr. 8 www.cmd-09.de 8 Kultur vor Ort Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Notiert Forschung Bach und Menantes Eine vergangene, idyllische Welt Schmalkalden (mkz) – »Die ehemals schönsten Gärten Schmalkaldens« ist der Titel einer Neuerscheinung, die in einer Lesung mit dem Autor Paul Krieger am 4. Juli in der Stadt- und Kreisbibliothek »Heinrich Heine« in Schmalkalden vorgestellt wird. Im Jahr der 3. Thüringer Landesgartenschau entführt das Buch in eine vergangene, idyllische Welt: die der Bürgergärten, blühenden Innenhöfe und landwirtschaftlich genutzten Stadtscheunen. Während in der alten Fachwerk- und Reformationsstadt Landschaften umgestaltet und verlassene Orte neu belebt werden, wird in der reich bebilderten Publikation die Erinnerung an längst verwucherte, planierte oder bebaute Gärten durch seltene historische Fotografien zum Leben erweckt. 4. Juli, 11 Uhr, Am Kirchhof 4 www.thuringi-verlag.de 8 Musiksommer und Gemäldeausstellung Gera (mkz) – In der Innenstadtkirche St. Trinitatis in Gera werden im Sommer jeden Dienstag, 17 Uhr, 30-minütige Konzerte angeboten. Bei freiem Eintritt ermöglichen sie älteren Menschen oder Leuten mit wenig Einkommen einen Konzertbesuch. Die Leipziger Künstler Claudia und Ralf Königsberg gewähren hier außerdem Einblicke in ihr aktuelles Schaffen. Die Gemälde handeln »von der Beschäftigung mit dem Wesen von Materie, den Darstellungsmöglichkeiten von Zeit und den grundlegenden Strukturen, die sich in Kunst und Natur manifestieren«. Musiksommer in St. Trinitatis: jeden Dienstag, 17 Uhr; Ausstellung (bis Ende August): Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr »Achava Festspiele« mit Schulstiftung Erfurt (mkz) – Die Evangelische Schulstiftung in Mitteldeutschland ist Partner der »Achava Festspiele Thüringen« vom 27. August bis 6. September in Erfurt. Mit Führungen und einem Projekttag sollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen werden, sich an dem neuen jüdisch-interreligiösen Festival zu beteiligen. Dazu gibt es am 3. September einen Projekttag »Auf Abrahams Spuren«, an dem die Schüler in Synagoge, Moschee und Kirche zu Gast sind (ab Klassenstufe acht). Stätten des jüdischen Erbes in Erfurt stehen im Mittelpunkt des zweiten Angebots am 4. und 5. September, wobei die Teilnehmenden die Alte Synagoge, das jüdische Ritualbad (Mikwe) und das »Jüdische Quartier« entlang des Gera-Bogens um die Krämerbrücke kennenlernen können (ab Klassenstufe 4). Das hebräische Wort Achava bedeutet Brüderlichkeit und steht in einer modernen weltoffenen Gesellschaft für Verständigung, Toleranz und gegenseitigen Respekt. Anmeldung unter E-Mail <achava@ schulstiftung-ekm.de> 8 www.achava-festpiele.de Kindersingwoche Rüdersdorf mit »Gerempel im Tempel« Was für ein Ärger! Ein Mann vertreibt Händler, die ihrer Arbeit nachgehen. Der Knackpunkt: Sie betreiben ihre Geschäfte im Vorhof des Tempels zu Jerusalem. Und der Mann – Jesus – duldet kein Geschacher im Hause des Herrn. Diese spannende Bibelgeschichte hat Kantorin Ina Köllner mit Kindern der Kindersingwoche in Rüdersdorf (Kirchenkreis Eisenberg) in einem Singspiel aufgeführt. 33 Kinderchor- und Christenlehrekinder aus der Region Kahla, Orlamünde und Unterbodnitz verbrachten ein Probenwochenende in Rüdersdorf, um es einzustudieren. Mitreißende Lieder und tiefsinnige Texte erzählen im Stück von Klaus Müller »Gerempel im Tempel«, wie Jesus nicht zulässt, dass das Gotteshaus zum Marktplatz wird. Am 6. September soll das Singspiel in Kahla aufgeführt werden. Foto: Ina Köllner Schatz ans Tageslicht geholt Museum auf dem Münzenberg in Quedlinburg erinnert an einstige Klosterkirche T eile der freigelegten ehemaligen Klosterkirche St. Marien sind jetzt in einem Museum auf dem Münzenberg in Quedlinburg zu besichtigen. Damit wurde ein wichtiger Baustein der Kulturgeschichte Quedlinburgs wieder ins Stadtbild gefügt. Initiator des Museums ist Professor Siegfried Behrens, der emeritierte Chefarzt des Klinikums Lemgo (Nordrhein-Westfalen). Auf dem Münzenberg, heute ein Stadtteil von Quedlinburg, wurde 986 ein Benediktinerinnenkloster gegründet. Fachleute schwärmen immer wieder von ihm und der Klosterkirche St. Marien, die zu den bedeutsamsten Zeugnissen aus ottonischer Zeit gehört. Ende der 1530er Jahre aufgegeben, verfielen die Gebäude. Später siedelten hier Handwerker, fahrende Leute, Musiker und Arme. Fachwerkhäuser überbauten die Ruinen der Klosteranlage. »Als wir hier anfingen, standen in den Kellern auf klerikalem Boden Fahrräder, Einweggläser und alte Möbel«, blickt Siegfried Behrens zurück, der seit fünf Jahren Ehrenbürger von Quedlinburg und seit 2008 Träger des Romanikpreises des Landes SachsenAnhalt ist. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte des jetzt fertiggestellten Marien-Museums 1994. Der promovierte Mediziner erinnert sich an die Reaktionen, als er vor 21 Jahren im Stadtrat seine Ideen vorstellte. »Da gab es ein kontroverses Stimmungsbild.« Als 1994 das ZDF aus »Quedlinburg, der kranken Stadt am Harz« berichtete, machte sich der Arzt auf, an der Heilung mitzuwirken. Die Diagnose war schnell gestellt, die Therapie schlug an. Wolfgang Illert, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, bescheinigt dem Mäzen: »Sie haben einen Schatz wieder ans Tageslicht gebracht.« Durch Sanierung, Ankauf und Tauschgeschäfte habe er die einzelnen Teile der ehemaligen Klosterkirche wieder zusammengefügt. Dabei finden sich die meisten Teile der freigelegten Klosterkirche St. Marien eher unter der Erde. Immerhin zwölf Grundstücke unterschiedlichster Eigentumsverhältnisse mussten dafür zusammengefügt werden. In einem Rundgang durch das Museum sind etwa der Westbau, der Vorraum zur ehemaligen Nonnenempore, der Innenhof, die Ostkrypta, das Untergeschoss des Südturms und eine Grablege zu besichtigen, in der sich zwei sogenannte Kopfnischengräber befinden. Hier gibt es bedeutsame Zeugnisse des Totenkultes des 10. und 11. Jahrhunderts. 2014 besuchten bereits 16 853 Gäste die unterirdische Kirche St. Marien auf dem Münzenberg. Die Betreuung des Museums übernahm ein Verein, »der sich autark finanziert«, so Behrens. Es mache im besten Sinne »Spaß, nun durch die heiligen Hallen zu wandeln«. Nicht nur, weil das auf dem Münzenberg Geschehene einmalig scheint, sondern auch, weil das Frühmittelalter modern präsentiert wird. Uwe Kraus Professor Siegfried Behrens (rechts) erläuterte zur Eröffnung am 18. Juni die Ausstellung. Foto: Sabine Bahß, Stadt Quedlinburg Attraktion Liebe auf den ersten Lupenblick S elten finden sich zwei so gegensätzliche Ausstellungsstücke der Superlative so nahe beieinander wie auf der Leuchtenburg bei Jena. Hier steht die größte Porzellanvase der kleinsten Porzellankanne der Welt direkt gegenüber. Während die exakt acht Meter hohe Vase den Besucher schon beim Betreten des Raumes unübersehbar begrüßt und in ihren Bann zieht, ist die kleinste Porzellankanne der Welt mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Erst beim Blick durch eine in die Wand eingelassene Lupe offenbart sich das Wunder: eine Kanne im Millimeterbereich, die exakt vier mal drei mal drei Millimeter groß ist. Diese Spezialanfertigung bringt nicht nur ihre Betrachter zum Staunen, sondern ist auch eine technische Innovation. Ein Wassertropfen würde aufgrund seiner Oberflächenspannung niemals in die Kanne kommen, sondern sie wunderbar umschließen. »Mit diesem Gefäß können wir hier Navone und die Thüringer Porzellantatsächlich eine Weltsensation zeigen«, künstlerin Kati Zorn. Auf der Leuchtenburg wird seit 2014 sagt Sven-Erik Hitzer, Stiftungsvorstand und Ideengeber der Porzellan- zu einer spannenden Erlebnisreise welten. durch die Geschichte des Porzellans Eine weitere Attraktion wird es bis eingeladen – von seinen Anfängen im zum Sommer 2016 geben: Die Um- alten China über die Entdeckung der gestaltung der alten Burgkapelle des Rezeptur in Europa bis hin zum Einzug einstigen Leuchtenburger Zuchthauses in das Alltagsleben. (mkz) (1724–1871) in eine weiße Kirche aus Porzellan. Die Umsetzung übernehTäglich 9 bis 19 Uhr geöffnet men die Mailänder Designerin Paola 8 www.leuchtenburg.de Auf der internationalen wissenschaftlichen Tagung »Gesammelt und ans Licht gestellt«, zu der Mitte Juni in den Pfarrhof Wandersleben (Kirchenkreis Gotha) vom Menantes-Freundeskreis eingeladen wurde, präsentierte Universitätsdirektor Professor Konrad Klek (Erlangen) neue Erkenntnisse über die Zusammenarbeit Johann Sebastian Bachs mit dem 1680 in Wandersleben geborenen Dichter Christian Friedrich Hunold (»Menantes«). Im Rahmen eines Konzertes erläuterte er, dass das weltliche Schaffen Bachs als Kapellmeister am Köthener Fürstenhof auch Auswirkungen auf seine musikalische Produktivität als Thomaskantor in Leipzig gehabt habe. In Köthen versorgte ihn der Dichter mit mindestens sieben Kantatentexten. Basierend auf den Forschungen von Philipp Spitta und Friedrich Smend habe sich gezeigt, dass Bach zahlreiche Kompositionen, die für die Geburtstage des Fürsten Leopold von Köthen und andere Anlässe am Hofe entstanden waren, in Leipzig wieder verwendete und mit geistlichen Texten versah. Erstaunlich hierbei sei die Tatsache, dass der Thomaskantor den ursprünglich höfisch-galanten Musikstil in Leipzig bei den Kantatenaufführungen zu hohen kirchlichen Festtagen beibehielt. Konrad Klek konnte nachweisen, dass die Arie »Bewundert, o Menschen, dies große Geheimnis« der geistlichen Kantate »Nun kommt der Heiden Heiland« (BWV 62) aus der Kantate »An das Hochfürstliche Haus zu Anhalt Cöthen beym Eintritt des 1720 Jahres« des Dichters Menantes stammt. (mkz) 8 www.menantes-wandersleben.de Impressum ISSN 2199-9392 Herausgeber: Evangelischer Presseverband in Mitteldeutschland e.V. www.glaube-und-heimat.de Chefredaktion: Dietlind Steinhöfel (v.i.S.d.P.) 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Abbestellungen sind zum Ende der Mindestbezugszeit und danach zum Quartalsende möglich, und zwar mit einer Frist von 6 Wochen (Datum des Poststempels). Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Kirche in Anhalt 9 Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Blickkontakt mit der Gottesmutter Dessau-Roßlau: Ausstellung will die Stilentwicklung der Cranachs und ihrer Werkstatt verdeutlichen M aria heißt die Besucher im Johannbau willkommen. Den Jesusknaben im Arm, umgeben von der heiligen Katharina, der heiligen Barbara und anbetenden Engelchen, flankiert vom heiligen Bartholomäus mit Friedrich dem Weisen links und dem heiligen Jakobus mit Johann dem Beständigen rechts, sieht sie den Betrachter direkt an. Das ist ein Novum im 16. Jahrhundert, in dem anständige Frauen noch züchtig den Blick senken mussten. Lucas Cranach der Ältere, der 1507 bis 1509 den berühmten Dessauer Fürstenaltar malte, wollte dem Betrachter eine Begegnung auf Augenhöhe mit der Himmelskönigin ermöglichen. Und das wirkt – bis heute! Der dreiflügelige Altar aus der Anhaltischen Gemäldegalerie hat für die Zeit der Ausstellung »Cranach in Anhalt. Vom alten zum neuen Glauben« seinen Platz im Johannbau gefunden – dem erhaltenen Teil des Dessauer Residenzschlosses aus der Renaissance. Hier gingen auch die Cranachs ein und aus, die zwar keine Hofmaler waren, aber immer wieder Aufträge für die anhaltischen Fürsten ausführten. Im ersten Raum mit königsblauen Wänden stehen die Bilder des älteren Blick in die gotische Marienkirche während der festlichen Eröffnung der Schau »Cranach in Anhalt«, unter anderem mit Fotos: Lutz Sebastian Cranach und die Verehrung Marias dem Chor »Vox humana« aus Leipzig. Die 1945 zerstörte Kirche barg einst zahlreiche Cranach-Werke. und der Heiligen im Mittelpunkt – Teil des Bildprogramms am Vorabend der der Cranachs und ihrer Werkstatt ver- Reformationsjahrhundert. Nach dem zu sehen, die einst in der MarienkirReformation. Der anhaltische Beitrag deutlichen: von der Heiligenanbetung Übertritt des lutherischen Anhalts zum che hingen: eine »Kreuzigung« von zum Cranach-Jubiläumsjahr, parallel und dem Reliquienkult hin zur aus- Calvinismus wurde das Altarbild »Gna- Cranach dem Älteren aus vorreformazur Landesausstellung in Wittenberg schließlich auf die Bibel ausgerich- denstuhl« mit den Porträts der Fürs- torischer Zeit, das Bild »Christus am (siehe Seite 13), will die Stilentwicklung teten Frömmigkeitspraxis. So folgen ten Joachim und Wolfgang von Anhalt Ölberg« von Cranach dem Jüngeren denn auf die Verherrlichung Mariens beschnitten und übermalt. Als Anhalt aus dem Jahr 1561 und das Dessauer im zweiten, blutrot getünchten Raum 1853 auf dem Weg zur Union war, nahm Abendmahl von 1565. Es zeigt Jesus im auf Tafelbildern und Holzschnitten sich der Hofmaler Heinrich Beck des Kreise von Reformatoren und sieben drastische Abbildungen dessen, was Bildes an. Da er die Übermalung nicht anhaltischen Fürsten. Auf der Empore Sünder im Jenseits erwartet. Im nächs- entfernen konnte, fügte er Altar, leeres informiert eine kleine Wanderausten, hellen Kabinett zeigt sich der Wan- Kreuz, Abendmahlsgerät und die Bibel stellung über Cranach-Kirchen in der del in der Formensprache weg von der mit den Einsetzungsworten hinzu. Das Region, unter anderem Sankt Petri in Abbildung geschundener Leiber, die an Bild stammt aus der Zerbster Bartho- Wörlitz, Sankt Bartholomäi in Zerbst, das Mitleid der Betrachter appellier- lomäikirche und kam in den 1950er Sankt Nicolai in Coswig und die Patten, hin zur »blutarmen« Darstellung Jahren ins Depot des Landesdenkma- ronatskirche in Klieken in Anhalt sowie eines einsamen Christus am Kreuz. Der lamtes. Für die Cranach-Ausstellung weitere in der mitteldeutschen Kirche. Ausstellungskurator Nobert Michaels wurde es restauriert. Später soll es in In der Stille der Kirche ist Zeit, das Gefolgt einer kunsthistorischen These, der die Kirche nach Zerbst zurückkehren. sehene zu reflektieren – und Besuche zufolge der vermeintliche Verfall der in weiteren Kirchen und Museen zu planen. Denn die Wege zu Cranach Qualität Cranachscher Kunst mit einer Einladung, absichtlichen Dämpfung des künstlerisind lohnend, und dies nicht nur im die Region zu entdecken schen Ausdrucks zu begründen sei. Ein Jubiläumsjahr. Angela Stoye im Johannbau ausgestelltes Gemälde Auf die Besucher auf Cranachs Spuren Lucas Cranachs des Jüngeren von 1566 warten in Dessau zwei weitere Orte: die Zur Ausstellung ist ein Katalog erscheinen: »Cranach in Anhalt. Vom alten zum neuen wirft ein Schlaglicht auf die konfessio- Marien- und die Johanniskirche. In der nelle Entwicklung Anhalts nach dem gotischen Marienkirche, der einstigen Glauben«. Herausgeber. Norbert Michels. Schlosskirche, wird mit modernen MitImhof-Verlag, Petersberg 2015. 304 Seiten. Arme Seelen im Fegefeuer, darüber teln an die frühere Ausstattung erinnert, ISBN 978-3-7319-0227-0. Verkaufspreis: ein Engel als Retter und Maria. Die die in großen Teilen beim Bombenan29,95 Euro Altartafel von Lucas Cranach dem Die Cranachausstellung in Dessau-Roßlau griff im März 1945 unterging. Auch 53 ist bis 1. November geöffnet, dienstags bis Älteren um 1515/20 stammt aus der Emporenbilder Cranachs des Jüngeren sonntags, 10 bis 17 Uhr. Nikolaikirche in Jüterbog. Die meisten gingen dabei verloren. Gesichter sind irgendwann zerkratzt In der Johanniskirche schließlich 8 www.cranach2015.de worden. www.landeskirche-anhalts.de sind heute drei Cranach-Tafelbilder Vorgestellt Kraft finden, um aus der Isolation zu kommen Köthen: Mit Hilfe einer Tagesstätte können seelisch behinderte Erwachsene zur Normalität zurückkehren P sychsich Kranke lernen in der Tagesstätte für seelisch behinderte Erwachsene im Lutzestift Köthen wieder ein wenig Normalität. Schätzungsweise fast sieben Prozent der Deutschen leiden unter einer psychischen Erkrankung. Die Folgen sind häufig Unverständnis bei den Mitmenschen, Isolation und Schwierigkeiten im ganz normalen Alltag. Die Tagesstätte im Lutzestift hilft den Kranken dabei, ihren Alltag wieder zu strukturieren. »Ohne Hilfe sind unsere Klienten oft nicht in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen«, sagt Susanne Walofsky, die Leiterin der Tagesstätte. Vor zwei Jahren, im Juni 2013, hat die Einrichtung der gemeinnützigen Kanzler von Pfau GmbH die Räume im Lutzestift bezogen. Bis zu 15 Klienten kann das dreiköpfige Team um Susanne Walofsky hier betreuen. Knapp zwei Drittel der Plätze sind derzeit besetzt. Montag bis Freitag zwischen 8 und 14 Uhr besuchen neun Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren die Einrichtung. Als teilstationäre Einrich- tung schließt die Tagesstätte die Lücke zwischen stationärem Klinikaufenthalt und dem Arztbesuch. Wer aus der Klinik kommt, hat zunächst einmal keine Tagesstruktur und die dringend benötigten Facharzttermine sind wegen des zu geringen Angebotes an Fachärzten Mangelware. Die Tagesstätte hilft, den »Drehtüreffekt« zu vermeiden, der sich ohne feste Tagesstruktur schnell einstellen könnte. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. »Geschirrspüler ausräumen, Tisch decken, Kaffee und Tee In der Alltagsbegleitung üben die Mitarbeiter mit den Klienten ganz alltägliche, lebenspraktische Tätigkeiten ein. Beispielsweise ein Kochrezept aussuchen, die Zutaten einkaufen, kochen und anschließend die Küche aufräumen. Das klingt für die meisten Menschen einfach und selbstverständlich. Wer seelisch behindert ist, stößt bei solchen vermeintlich leichten Aufgaben schnell an die Grenzen. Die Gäste der Tagesstätte schaffen oft nur wenig aus eigenem Antrieb, erklärt Susanne Walofsky. »Wir müssen sehr viel animieren, motivieren und häufig auch »Wir müssen sehr viel Angebote vorgeben. Wichtig ist aber animieren, motivieren auch, dass unsere Klienten ihren eiund Angebote vorgeben« genen Kopf behalten.« Manchmal reichen die sechs Stunden zwischen 8 und kochen«, erzählt Gabi. Seit über einem 14 Uhr nicht für die Begleitung aus. Jahr verbringt die Frau von Mitte 50 die Immer dann, wenn die HaushaltsfühZeit in der Tagesstätte in Köthen. Nach rung zwar in der Tagesstätte funktiodem Frühstück beginnen die in drei niert, es in der eigenen Häuslichkeit Bereiche aufgegliederten Therapiean- aber schwer fällt, dann wünscht sich gebote: Ergotherapie, psychosoziale Susanne Walofsky auch ein Angebot Begleitung und Begleitung im Alltag. am Nachmittag. Wer die Tagesstätte besucht, ist mindestens zeitweise erwerbsunfähig und bekommt deshalb Grundsicherung oder eine Rente. Das Ziel müsse es aber sein, sagt Susanne Walofsky, »die Klienten so gut zu fördern, dass sie wieder »Ich bin aufgeschlossener geworden und gehe auf Menschen zu« erwerbstätig sein können«. Das könne zwar Jahre dauern, wäre aber auf jeden Fall ein Erfolgserlebnis. Ohne die Besuche in der Tagesstätte würde ihr zu Hause die Decke auf den Kopf fallen, vermutet Gabi. Ihre Erfolgserlebnisse? »Ich bin aufgeschlossener geworden und gehe auf Menschen zu.« Das habe sie früher nicht gemacht. Dann ergänzt die gelernte Textilverkäuferin: »Ich habe das Backen für mich neu erfunden und wieder mit dem Stricken begonnen. Und Sudoku, das habe ich hier auch gelernt.« Thorsten Keßler Notiert Hochseilgarten wieder in der Kirche Zerbst (mkz) – Bei einem spektakulären Projekt können Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Kirche St. Trinitatis wieder auf ungewohnte Weise erkunden: Dort ist, wie im vergangenen Jahr, bis 9. Juli ein Hochseilgarten aufgebaut. Er lädt unter dem Titel »Getragen wagen« zu ungewohnten Einblicken in das große klassizistische Gotteshaus ein. »Zugleich sollen die Menschen, die zu uns kommen, Gemeinschaft erleben, Vertrauen lernen und Verantwortung übernehmen«, sagt Silvia Schmidt vom Kinder- und Jugendpfarramt Anhalts. Mitklettern können nach Voranmeldung Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen, Vereine und andere Gruppen. »Der Kirchenraum, die gemeinsam zu bewältigenden Herausforderungen an Hochseilelementen und der Austausch über Erlebtes ermöglichen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz neue Erfahrungen. Die Kirche soll dabei aber keine Sporthalle werden«, betont Silvia Schmidt. »Eher ist das Gerüst ein Raum im Raum, in dem wir durch das Klettern und erlebnispädagogische Aktionen neue Zugänge zum Kirchenraum finden.« Jahresfest im Heinrichshaus Großpaschleben (mkz) – Unter dem Motto »HAUPTsache Mensch« lädt das Heinrichshaus am 4. Juli zum 162. Jahresfest ein. Es wird mit dem Festgottesdienst im Garten eröffnet (11 Uhr). Danach gibt es Angebote zum Mitmachen und ein Bühnenprogramm (14 Uhr), bei dem die Bewohnerinnen und Bewohner, Mädchen und Jungen aus dem Köthener Kinder- und Jugendheim »Arche« sowie der Posaunenchor »Köthener Blech« mitwirken. Die Witwe des letzten Köthener Herzogs Heinrich, Herzogin Auguste, gründete 1853 in Großpaschleben ein »Knabenrettungshaus«. Es konnte damals 30 Jungen aufnehmen. Heute leben dort Frauen und Männer, die wegen ihrer Behinderungen auf umfassende Hilfe angewiesen sind. Es bietet Platz in 21 Einzel- und 14 Doppelzimmern. Sängerknaben in der Pauluskirche Dessau-Roßlau (mkz) – Vokalmusik aus mehreren Jahrhunderten steht auf dem Konzertreiseprogramm der Thüringer Sängerknaben. Das traditionsreiche Ensemble, dessen Sänger alle aus Saalfeld und Umgebung kommen, wird am 11. Juli in der Pauluskirche Station machen (19 Uhr). Kantor Andreas Marquardt, der einst in dem Knabenchor seine erste musikalische Ausbildung genoss und die Sängerknaben seit drei Jahren leitet, hat für das Konzert Werke aus Renaissance und Barock ebenso ins Programm genommen wie Motetten der Romantik. Dazu kommen zwei Orgelwerke, die Malte Klevenow (Leipzig) spielen wird. Bei ihrem Besuch in Dessau werden die Sänger in zur Kirchengemeinde gehörenden Gastfamilien übernachten. Wanderausstellung zum Wasser Köthen (mkz) – »Wasser – ein faszinierendes Element« heißt die Fotoausstellung, die am 6. Juli in der Jakobskirche eröffnet wird (17 Uhr). Sie zeigt bis 29. Juli die 15 schönsten Bilder eines Online-Fotowettbewerbes der MIDEWA Wasserversorgungsgesellschaft. Seit vergangenem Herbst sind die Bilder bereits auf Wanderschaft und waren unter anderem in Querfurt, Merseburg und zuletzt in Schönebeck zu sehen. 570 Fotofreunde aus ganz Deutschland hatten sich mit ihren Einsendungen am Wettbewerb beteiligt. 8 www.fotowettbewerb-wasser.de 10 Tipps und Termine Erfurt. Reglerkirche, 10 Uhr: Bibeltag der Innenstadtgemeinden; Augustinerkloster, 17 Uhr: Blockflötenconsort Tibiae Saxoniae, und Juliane Burger, Cembalo Gotha. St. Michael, 10 Uhr: Swing- und Jazz-Gottesdienst; Friedrichskirche, 17 Uhr: Dreamcatcher-Gottesdienst; Augustin, 17 Uhr: Verabschiedung von Kantor Johannes Janeck Großbodungen. St.-Petri-Kirche, 16.30 Uhr: Kinder-Kirchen-Musical »Das lebendige Buch«, regionaler Familientag Großmehlra. St.-Vitus-Kirche, 17 Uhr: Musical »Johannes, der Täufer« Kornhochheim. St.-Nikolaus-Kirche, 16 Uhr: Orgelsommer – Ivan Koval, Akkordeon; KMD Gottfried Preller, Orgel Tambach-Dietharz. Diakonisches Zentrum Spittergrund, 14 Uhr: Sommerfest Stendal-Magdeburg Sonnabend, 4. Juli Beuster. Nikolauskirche, 17 Uhr: »Lob Gottes in der Musik des Früh- und Spätbarock«. Ensemble »Voce con Tromba« Biederitz. Pfarrgarten, 17 Uhr: »Blech am Fluss« mit Bläserquintett Drübeck. Klosterkirche, 16 Uhr: »Liebe. Abschied.Hoffnung« – Abend mit Oliver Brenn, Gitarre, und Elias Wolf, Gesang Halberstadt. Dom, 12 Uhr: Ton am Dom – Kurze Konzerte und offene Türen. Claus-Erhard Heinrich, Orgel; 14 Uhr: Violoncello und Orgel; 16 Uhr: Querflöte und Orgel; 18 Uhr: Turmblasen und großes Geläut Magdeburg. Kulturzentrum »Festung Mark«, 17 Uhr: »Steh’ auf und geh« – Kunstgottesdienst »andernorts« mit Gabriele und Andreas Herbst, Theologen, einem Orthopäden, der Theaterballettschule, der Gruppe »Foyal« Stendal. Marienkirche, 11 Uhr: Or gelandacht mit Johannes Schymalla, anschließend Turmführung Tangermünde. Stephanskirche, 16.30 Uhr: 30 Minuten Orgelmusik mit Koos van de Linde (Neustadt/Weinstraße) Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Montag, 6. Juli Donndorf. Kloster, 19.30 Uhr: »Afrikanische Kultur am Beispiel von Tansania« mit Tilman Krause. Der Pfarrer war zwölf Jahre Tansania-Referent beim Leipziger Missionswerk. Elisabeth-Musical an drei Tagen in Weißenfels zu sehen 1231), die noch heute als Heilige verehrt wird. Das Sonntag, 5. Juli Die Thüringer Landgräfin Elisabeth kümmerte sich Musical aus der Feder von Dennis Martin und Peter hingebungsvoll um arme und kranke Menschen. Das Cröchern. Festplatz, 14 Uhr: »Gott erScholz wurde 2007 im Landestheater Eisenach uraufgeFoto zeigt eine Szene aus dem Musical »Elisabeth, die schafft die Welt« – Kindersingprojekt führt. Im Stück übernehmen Wolfram von Eschenbach Legende einer Heiligen«, das am 10. und 11. Juli (19 Uhr) von Gottfried Keding zum Regionalfest und Walther von der Vogelweide die Rolle der Erzähler. und am 12. Juli (15 Uhr) im Kulturhaus in Weißenfels Drübeck. Klosterkirche, 18 Uhr: Der Sie setzen sich in einem Sängerstreit damit auseinander, aufgeführt wird. Es erzählt die Geschichte einer Schauspieler Markus Weiß liest Texte außergewöhnlichen Frau, dargeboten von 130 Laiendar- wie die Geschichte Elisabeths überliefert werden sollte. von Hanns Dieter Hüsch. Musik: Roger Während Walther als glorifzierend-verklärender Erzähler stellern des Vereins »music-art-weissenfels«. Dafür Döring, Saxofon/Klarinette bekam der Verein, der im November 2015 sein zehnjähri- die Legende in den Mittelpunkt rückt, ist Wolfram Halberstadt. Dom, 10 Uhr: Ton am historisch-kritisch auf der Suche nach der wahren ges Bestehen feiern kann, den Award »Bestes LaienDom – Kurze Konzerte und offene TüGeschichte. Musical Deutschland 2014« verliehen. ren. Auftakt mit Gottesdienst. 12 Uhr: Tickets können bestellt werden unter Telefon (0 34 43) »Elisabeth – Die Legende einer Heiligen« erzählt die Fagott-Trio FFC; 14 Uhr: Dudelsack und Lebensgeschichte der Elisabeth von Thüringen (1207 bis 30 57 11 oder www.eventim.de. Orgel; 17 Uhr: Dresdner Kreuzchor Foto: Veranstalter Magdeburg. Kirche Diesdorf, 17 Uhr: »Singe, Seele, Gott zum Preise« – Bekannte geistliche Duette und Arien Quedlinburg. Stiftskirche, 17 Uhr: Kon- Torgau. Schlosskirche, 16 Uhr: Kam- Peter und Paul, 21 Uhr: Ökumenische Bad Klosterlausnitz. Klosterkirche, merkonzert »La Cattarina« mit der Orgelnacht (2. Teil) mit Stefan Nusser 18.30 Uhr: Posaunenmusik und Orgel zert des Thomanerchores und Matthias Pfund Stendal. Domgarten, 18 Uhr: Serenade Chursächsischen Capelle Jena. Stadtkirche, 20 Uhr: Orgelkonzert Zeitz. Michaeliskirche, 19.30 Uhr: Konmit Prof. Karl Maureen Donnerstag, 9. Juli zert für E-Gitarre und Orgel mit Florian Krölpa bei Pößneck. St. Peter und Paul, Magdeburg. Universitätskirche St. Schumann und Norbert Arendt 19.30 Uhr: Mirjam Schröder, Harfe, und Petri, 20.30 Uhr: Europäische ChorJuan de la Rubia, Orgel Gera-Weimar nacht. Werke von Mawby und Pärt. Grit Dienstag, 7. Juli Donnerstag, 9. Juli Wagner, Sopran, Biederitzer Kantorei, Sietzsch. Kirche, 19 Uhr: Rühlmann-Or- Sonnabend, 4. Juli Christopher Lichtenstein, Orgel/Kla- gel-Festival mit Kantor Matthias Müller Buttstädt. Michaeliskirche, 4. und 5. 7.: Altenburg. Brüderkirche, 12 Uhr: Orvier, Musiksommerfestspielorchester Offene Kirche zum Pferdemarkt, Musik gelmusik. Gabriele u. Hilmar Gertschen Freitag, 10. Juli jeweils zur vollen Stunde Rastenberg. Coudray-Kirche, 19 Uhr: Freitag, 10. Juli Holleben. Pfarrhaus, 19 Uhr: »Orgel Denstedt. Kirche, 19.30 Uhr: »Klang- Andreas Conrad, Orgel; Christine LeiAken. Nikolaikirche, 19 Uhr: Musika- trifft Kontraste« mit Christopher Wis- Farben« – Improvisationen und Simul- pold, Oboe, und Alexander John, Fagott tan-Malerei mit Michael von Hintzen- Taubach. St. Ursula, 19 Uhr: KulturZeit lisch-literarische Entdeckungsreise niewski mit Taubacher Chören und Posaunen entlang der »Straße der Romanik« mit Naumburg. St. Wenzel, 19.30 Uhr: stern, Orgel, und Gert Weber, Malerei dem Rossini-Quartett (Magdeburg) MDR-Musiksommer mit dem Dresdner Eisenberg. Stadtkirche, 19 Uhr: »Petite Zeulenroda. Dreieinigkeitskirche, 19.30 Uhr: Konzert der Musikschule Halberstadt. Dom (Kreuzgarten), 20 Kreuzchor. David Franke, Orgel Messe Solennelle« von Rossini Uhr: Benefizkonzert für die Bahnhofs- Wittenberg. Stadtkirche, 18 Uhr: Orgel- Jena. ESG, 17 Uhr: Kunstgottesdienst »Fritz Sporn« mission mit Clemens Bittlinger musik zum Wochenschluss am Denkmal mit Sibylle Mania, Prof. Magdeburg. Ambrosiuskirche, 19.30 Martin Neubert und Musikern; Stadt- Freitag, 10. Juli Uhr: Chormusik mit drei Chören: kirche, 17 Uhr: Festliche Bläsermusik Gera. St. Johannis, 20 Uhr: Martin Montain Top Choral (Nigeria), Danish mit dem Posaunenchor Jena Hesse spielt Viernes 1. Orgelsymphonie. National Church Choir und Neuer MagPosterstein. Burg, 15 Uhr: »Kirche und Jena-Kunitz. Martins-Kirche, 19 Uhr: Anhalt deburger Kammerchor Burg Posterstein« – Vortrag Musikalische Vesper mit dem MadriWernigerode. Johanniskirche, 21 Uhr: Sonnabend, 4. Juli galkreis der Jenaer Philharmonie Nacht der Lichter – Taizéandacht mit Dessau-Roßlau. Petruskirche, 17 Uhr: Sonntag, 5. Juli Texten von Jugendlichen zum Altar Konzert des Lutherchores Bad Sulza. St.-Mauritius-Kirche, 16 Hecklingen. Basilika, 18 Uhr: Kam- Uhr: Sommermusical. Kinderchor und merchor »CantART« (Halle) Projekt »Blechtrichter« Eisenach-Erfurt Ettersburg. Schlosskirche, 16 Uhr: OrSonntag, 5. Juli gelkonzert mit Hans Christian Martin Sonnabend, 4. Juli Halle-Wittenberg Gröna. Saalebrücke, 14.30 Uhr: Brü- Frauenprießnitz. Klosterkirche, 17 Uhr: Bad Frankenhausen. Unterkirche, Sonnabend, 4. Juli ckengottesdienst Orgelkonzert mit Dr. Hartmut Haupt 19.30 Uhr: Konzert mit »amarcord« Eisleben. Andreaskirche, 19.30 Uhr: Riesdorf. Kirche, 17 Uhr: Konzert nach Jena. Lutherhaus, 10 Uhr: Ehrenamtli- Eisenach. Markt, 18 Uhr, und GeorgenMusik von Gabrieli, Strauss, Guilmant der Orgelsanierung mit Nick Gerngroß che entwickeln ein Stück zum Markus und Nikolaikirche, jeweils von 18.30 bis und anderen. Leipziger Blechbläserso- Schortewitz. »Kleinfolgenreich«, 10 evangelium 22.30 Uhr: Kinderkulturnacht listen und Thomas Ennenbach, Orgel Uhr: Open Air-Gottesdienst Jena-Kunitz. Martins-Kirche, 17 Uhr: Emleben. An der »Alten Eiche«, 17 Uhr: Naumburg. Dom, 13 Uhr: Sonderfüh- Wörlitz. Petrikirche, 15 Uhr: Orgelkon- Musikalische Vesper mit Schülern der Gottesdienst mit Posaunenchor Musik- und Kunstschule rung in Domstiftsarchiv und -biblio- zert mit Christopher Lichtenstein Erfurt. Lukaskirche, 16 Uhr: Sommerthek; Dom, 15 bis 18 Uhr: Abriebwerk- Wolfen-Steinfurth. Festbühne, 10 Uhr: Kraftsdorf. Kirche, 17 Uhr: Kinder- und fest. Chor des Kirchspiels Erfurt-Südost statt mit dem Künstler Reinhard Lamp Gottesdienst zu »80 Jahre Steinfurth« Mädchenchor Goethe-Gymnasium/ Gerstungen. Katharinenkirche, 17.45 Wittenberg. Schlosskirche, 15 Uhr: Rutheneum Uhr: Orgel-Wandelkonzert mit Wieland »Musik um 3« mit dem Gospelchor der Mittwoch, 8. Juli Legefeld. Trinitatiskirche, 17 Uhr. »Mu- Meinhold Schlosskirche Dessau-Roßlau. Anhaltische Diakonis- sikalische Reise« mit Circulus Virtuosus Gotha. Augustinerkirche, 18 Uhr: Ensenanstalt (Laurentiushalle), 19.30 Uhr: Magdala. St. Johannis, 17 Uhr: Konzert semble »Collage – forum für frühe muSonntag, 5. Juli Abendmusik des Kammerorchesters mit Ronny Vogel, Orgel, und Sebastian sik berlin« Eilenburg. St. Nikolai, 16 Uhr: Musical St. Laurentius. Werke von Eisler, Beet- Nentwich, Saxofon Großrettbach. St.-Gotthard-Kirche, 14 »Israel in Ägypten« von Thomas Riegler. hoven und anderen. Florian Zerbaum, Pößneck. Stadtkirche, 19 Uhr: Orgel- Uhr: Gottesdienst, Gemeindefest und Konzert mit Duo Marwinski (Erfurt) Rinckart-Singschule, Tanzkinder der Posaune frühling mit Maurice Clerc (Dijon) Zerbst. St. Bartholomäi, 19 Uhr: »FrauMusikschule, Solisten Untersuhl. Rundkirche, 17 Uhr: OrMerseburg. Dom, 18 Uhr: Konzert der entorfriedhof und St. Bartholomäi als Montag, 6. Juli gel-Wandelkonzert (s. Gerstungen) Landesregierung. Werke von Bach und Grablege« – Vortrag und Friedhofsbe- Ziegenrück. St.-Bartholomäus-Kirche, Vieselbach. Heilig-Kreuz-Kirche, 19.30 Brahms. Staatskapelle Halle und Mi- such mit Frelle Friedrich 19.30 Uhr: Orgelvesper mit Friedemann Uhr: Konzert mit Claudia Schwarze, chael Schönheit, Orgel Fischer Cello, und Andrea Malzahn, Orgel Petersberg. Stiftskirche, 14 Uhr: »Ich Donnerstag, 9. Juli Volkenroda. Klosterhof, 8 bis 12 Uhr: möchte, dass einer mit mir geht – mit Dessau-Roßlau. St. Johannis, 18 Uhr: Dienstag, 7. Juli Tier- und Bauernmarkt Abraham und Sara unterwegs« – Kir- Blockflötenkonzert der Musikschule Altenburg. Brüderkirche, 19 Uhr: chentag für den Pfarrbereich Nord-Ost. Dessau, Klasse Wolf-Jürgen und An- »Keine Angst vor dem Islam« – Ein Sonntag, 5. Juli Gottesdienst zu Beginn; 15 bis 18 Uhr: negret Gander Imam berichtet Dippach. Kirche, 14 Uhr: VerabschieMittwoch, 8. Juli Vortrag »Pilgern auf dem Jakobsweg«, dung von Pfarrerehepaar Lorenz Kinderprogramm; 18 Uhr: Abendgebet Freitag, 10. Juli Apolda. Lutherkirche, 19.30 Uhr: Katrin Eisenach. Georgenkirche, 16 Uhr: Mitmit der Klostergemeinschaft Dessau-Roßlau. kath. Pfarrkirche St. Schröder, Flöte, und Mike Nych, Orgel teldeutsche Barockcompagney Dienstag, 7. Juli Gotha. Margarethenkirche, 20 Uhr: Thüringer Orgelsommer – Dresdner Kreuzchor und Juan de la Rubia, Orgel Mittwoch, 8. Juli Erfurt. Predigerkirche, 20 Uhr: Orgelkonzert mit Samuel Kummer Mühlhausen. Divi Blasii, 19.30 Uhr: Konzert des Dresdener Kreuzchores Donnerstag, 9. Juli Waltershausen. Kirche, 19.30 Uhr: Orgelkonzert. Léon Berben (Amsterdam) Freitag, 10. Juli Erfurt. Collegium maius, 19.30 Uhr: Theater »Faust für Einsteiger« Friemar. Kirche, 18 Uhr: Theater-Aufführung und Sommerfest Grabsleben. St.-Magdalena-Kirche, 19 Uhr: Harmoniumweihe. Roland Hartmann, Bariton; Gottfried Preller, Orgel Meiningen-Suhl Sonnabend, 4. Juli Arnstadt. Bachkirche, 19.30 Uhr: Eröffnungskonzert der Thüringer Bachwochen mit Juan de la Rubia (Barcelona), Orgel, und Männerensemble Nobiles Bad Salzungen. Kapelle St. Wendel, 19 Uhr: Reinhard Glende, Cembalo Meiningen. Stadtkirche, 12 Uhr: OrgelPunkt12 Neuhaus-Schierschnitz. Dreifaltigkeitskirche, 17 Uhr: Kirchen- und Posaunenchöre und Instrumentalisten aus der Region musizieren. Suhl. Familienzentrum »Die Insel«, 10 Uhr: Stadtteilsommerfest; Hauptkirche, 18 Uhr: Start des Wandelkonzerts mit Philipp Christ; Kreuzkirche, 19.15 Uhr: Orgelkonzert mit Lionel Avot (Paris) Witzleben. Kirche St. Magdalenen, 17 Uhr: Orgelkonzert mit Beate Friedrich Sonntag, 5. Juli Arnstadt. Bachkirche, 10 Uhr: Kantatengottesdienst zum 350. Geburtstag von Nicolaus Bruhns Heldburg. Liebfrauenkirche, 14 Uhr: Gottesdienst mit Kirchenchor und Robert Chilian, danach Gemeindefest Oberlind. Aegidienkirche, 17 Uhr: Kirchen- und Posaunenchöre sowie Instrumentalisten der Region Poppenhausen. Kirche, 9 Uhr: Andacht zum Traktorentreffen Riechheim. Kirche, 16 Uhr: Sommermusik mit jungen Instrumentalisten aus Kirchengemeinden Suhl. Familienzentrum »Die Insel«, 10 Uhr: Festgottesdienst Mittwoch, 8. Juli Saalfeld. Johanneskirche, 20 Uhr: Geistliche Chormusik. Mädelchor Saalfeld und Klaus-Peter Marquardt, Orgel Donnerstag, 9. Juli Dornheim bei Arnstadt. St.-Bartholomäus-Kirche, 20 Uhr: Juan de la Rubia, Orgel, und Mirjam Schröder, Harfe Freitag, 10. Juli Helmershausen. Ev. Kirche, 19.30 Uhr: Orgelkonzert mit Rob Nederlof Suhl. Kreuzkirche, 12 Uhr: Orgel Punkt 12 Forum 11 Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Nachgefragt Poststreik Es hakt beim »Brot am Haken« Angebot eines elektronischen Services Liebe Leserinnen und Leser, durch den Poststreik kann es zu starken Verzögerungen bei der Zustellung kommen, die wir nicht beeinflussen können. Bitte haben Sie Geduld, »Glaube + Heimat« kommt noch. Auf unserer Internetseite stellen wir Ihnen als speziellen Service während des Poststeiks die elektronische Version der betroffenen Ausgaben zur Verfügung. Sie finden sie direkt auf der Startseite unter dem Menüpunkt »Poststreik«. Gemeinsam hoffen wir sehr, dass der Poststreik bald beendet sein wird. Barbara Harnisch, Geschäftsführung Wartburg Verlag Weimar Mit »Brot am Haken« können Spender Bedürftige direkt unterstützen. Sie bezahlen beim Bäcker ein Brot für jemanden, der sich gutes Bäckerbrot nicht leisten kann. Dietlind Steinhöfel sprach mit Kristóf Bálint, Superintendent des Kirchenkreises Bad Frankenhausen-Sondershausen. Wie haben die Spender reagiert? Bálint: Zunächst gab es gute Reaktionen von Menschen, die gern wissen wollten, wohin ihre Spende geht. Ich habe öfter gehört, dass ungern gespendet wird, wenn befürchtet werden muss, das Geld kommt zum Beispiel in Afrika nicht bei den Hungernden an, sondern verschwindet in dunklen Kanälen. Insofern animiert ein transparentes System eher zum Spenden. Durch diese Transparenz kommt aber auch zutage, wenn sich jemand unberechtigterweise bedient. Nun ist zu hören: »Ich bezahle doch nicht den Geiz anderer Leute.« Ich finde es fatal, dass die »Geiz-ist-geil-Mentalität« so in unserer Gesellschaft Einzug gehalten hat. Und ich kann die Reaktion von Spendern verstehen, mache aber Mut, die Sache weiter zu unterstützen. Kann man immer merken, ob jemand bedürftig ist? Bálint: Nein, natürlich nicht. Eine Frau, die Superintendent ALG II bezieht, Kristóf Bálint sagte mir, dass sie sehr auf ihr Äußeres achtet, damit nicht jeder sieht, dass sie zu den Bedürftigen gehört. Jetzt traue sie sich aber nicht mehr, ein »Brot am Haken« beim Bäcker zu holen, damit sie nicht als Betrügerin dasteht. Gerade deshalb sollten ja die Verkäuferinnen ohne nachzufragen das Brot herausgeben. Eine verzwickte Geschichte. Was werden Sie tun? Bálint: Wir wollen »Brot am Haken« nicht aufgeben, aber das Verfahren modifizieren. Weiterhin können Spender ein Brot für einen Bedürftigen bezahlen. Aber die erworbenen Gutscheine bleiben nicht in der Bäckerei hängen, sondern werden an die »Tafel« weitergereicht. Die Mitarbeiter dort haben ausreichend Erfahrung, um Betrug zu bemerken. Zudem ist es auch für ein sparsames emeritiertes Lehrerehepaar eine größere Hürde, zur Tafel zu gehen. Wir hoffen sehr, dass sich weiter Spender beteiligen und dass jene den Mut finden, sich die Marken bei der »Tafel« zu holen, die darauf angewiesen sind. Für sie ist es gedacht. 8 www.glaube-und-heimat.de > Poststreik Brief Karikatur: Nel/Ioan Cozacu Besser ist »Auf Wiedersehen!« Mehrere Stimmen äußerten sich zum Hauptartikel in Nummer 26, Seite 1 Weniger Austritte als vor 25 Jahren Reißerisch kommt die Titelseite von »Glaube + Heimat« daher. Aber es ist schlecht recherchiert. Diese Zahlen – so betrüblich sie sind – sind im größeren Zusammenhang zu betrachten: Seit Anfang der 1990er Jahre sind die Kirchenaustritte stetig und geradezu massiv zurückgegangen! Selbst der Anstieg der letzten Jahre erreicht, Gott sei Dank, gerade mal die Hälfte jener Jahre. Also bitte: Keine falsche Panikmache! Menschen treten aus der Kirche aus, wenn ihnen Glauben und kirchliches Leben nichts mehr bedeuten. Schlechte Kommunikation und schlechte Arbeit sind dann Anlässe, aber nie die Ursache. Gute Arbeit gehört auf allen Gebieten kirchlichen Handelns also unbedingt dazu. Das gilt auch für eine Kirchenzeitung! Wesentlich mehr muss beunruhigen, wie viele Eltern ihre Kinder nicht mehr taufen lassen. Genau hier sind also Basisarbeit und Kommunikation gefragt. Thomas Begrich, Hannover Eigene Klarheit kann helfen Hier werden gleich einige, wie ich denke, wesentliche Punkte angesprochen. Da ist die »versäumte Öffentlichkeitsarbeit« im Blick auf das, was den Menschen zum Thema Kapitalertragssteuer auf ihrem Kontoauszug ins Haus kam. Was darauf stand, war nicht falsch, war aber so formuliert, dass es von vielen Christen falsch aufgefasst wurde. Die Kirche hat reagiert, aber nicht so öffentlichkeitswirksam, wie es notwendig gewesen wäre. Dann die Frage der wirtschaftlichen Absicherung im Beruf des Pfarrers. Ja, auch junge Theologen möchten Sicherheit. Es gibt nun einmal die Landeskirche und ihre Möglichkeiten. Auch Theologen leben nicht im Wolkenkuckucksheim oder bereits im Paradies, sodass sie auf Sicherheit verzichten können, schon gar nicht, wenn sie vielleicht eine Familie haben. Zuletzt die Frage, ob denn da, wo evangelisch draufsteht, auch Evangelium drin ist. Klare, biblisch fundierte Aussagen sind notwendig. So zu reden von Jesus, von der Liebe Gottes, von Sünde und Vergebung, so zu reden, dass die Menschen es begreifen, ist notwendiger denn je. Wenn wir gutmenschliche, verschwurbelte Allgemeinplätze dem Gehege der Zähne entfliehen lassen, wird das niemandem Kraft geben. Wir sind kein Verein für ethische Lebensführung oder für esoterische Weltverbesserung. Wir haben nichts zu predigen, als den gekreuzigten und auferstandenen Christus, manchen ein Ärgernis, anderen eine Torheit. Aber vielleicht kann uns hier eigene Klarheit helfen, auch den Menschen, die Suchende sind, ein Stück Hoffnung und eventuell sogar ein Fundament für ihr Leben zu geben. Gert Flessing über »glaube-und-heimat.de« Statistiken sollten nicht entmutigen Natürlich soll sich die Kirche von den sinkenden Zahlen der »Statistik über die Äußerungen des kirchlichen Lebens« nicht entmutigen lassen. Aber sie sollte denen, die sie verlassen, weder »TscHüß« noch »Tschüss« hinterherrufen, sondern »Auf Wiedersehen!« Franz Georg Friemel, Erfurt In eigener Sache Leserbriefe sind uns immer willkommen. Allerdings geben sie die Meinung des Absenders wieder, nicht unbedingt die der Redaktion. Je kürzer die Briefe sind, desto größer ist die Chance eines ungekürzten Abdrucks. <leserbriefe@glaube-und-heimat.de> Einmalig und zwiespältig Zum Titelbild Nr. 23 äußert sich dieser Leser: Das Titelbild fordert mich zu einer Äußerung heraus. Auf dem Stirnband des Kindes steht »Ich bin einmalig«. Das weckt nicht nur in mir recht zwiespältige Gefühle. Es ist mir die Aussage des Stirnbandes des Kindes zu positivistisch. Das Leben spielt aber doch sehr anders. Wird das den Kindern auch gesagt? Muss Kirche sich anpassen an gewisse zeitgeistige Strömungen? Auf jeden Fall muss sie wahrhaftig sein. Darauf möchte ich mit den folgenden Gedanken hinweisen: »Ich bin einmalig«, steht auf dem Band deiner Stirn. Wer hat dir das angeheftet? Einmalig: ganz besonders, auserlesen, ein Vorzug, wertvoll, unersetzbar. Einmalig: einsam inmitten der anderen Einmaligen, einzig, ohne die anderen, allein. Hat man dir das auch gesagt? Wird man dir das auch sagen? Einmalig: unvertretbar, begabt mit einmaligen Gaben, dich gibt es nicht noch einmal. Einmalig: verantwortlich für dich selbst, eine einmalige Aufgabe zu erfüllen. Hat man dir das auch gesagt? Wird man dir das auch sagen? »Ich bin einmalig« – inmitten der anderen Einmaligen, wo du doch so gern mit anderen zusammen wärst! Und wie wirst du Gemeinschaft finden mit ihnen? Hat man dir das auch gesagt? Wird man dir das auch sagen? Wolfgang Bürger, Neinstedt Gemeinde konkret Engagiert im Ehrenamt – und wenn dabei Schaden entsteht … Versicherungsschutz ist in der Kirche gut geregelt H err P. (63) befindet sich im Vorruhestand. Als Mitglied des Gemeindekirchenrates fühlt er sich dem Erhalt seiner Dorfkirche besonders verpflichtet. Der gelernte Maurer übernimmt dabei gern praktische Arbeiten, um Schäden schnell zu beseitigen. Genießt er dabei als Ehrenamtlicher auch Versicherungsschutz? In der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist dies klar geregelt, da bei aller Sorgfalt nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei der Wahrnehmung von Aufgaben in einer Kirchengemeinde Schäden entstehen können. Aus diesem Grund wurden über den Ecclesia Versicherungsdienst Sammelversicherungsverträge mit verschiedenen Versicherern abgeschlossen. Diese bieten nicht nur den hauptoder nebenamtlich angestellten Mitarbeitern Versicherungsschutz, sondern beziehen auch die unentgeltlich und ehrenamtlich tätigen Personen ein. Damit sind auch verschiedene Risiken, die im Zusammenhang mit dem Ehrenamt stehen, versichert (ausgenommen sind Schäden aus vorsätzlichem Handeln). In der Landeskirche engagieren sich etwa 75 000 Ehrenamtliche in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern. Damit die Freude daran erhalten bleibt und andere zum Mitmachen angesteckt werden, bietet der Gemeindedienst der EKM vielfältige Unterstützung an. Eine wichtige Arbeitshilfe ist dabei das ergänzungsfähige Ringbuch »Arbeitshilfe Ehrenamt«, in dem auch Angaben zum Versicherungsschutz zu finden sind. Hier wird erläutert: »Die Schadenbearbeitung erfolgt durch die Ecclesia. Schadenanzeigen sind daher in der Regel über das zuständige Kreiskirchenamt dorthin zu melden – nicht an das Landeskirchenamt. Formulare und weitere Informationen können direkt unter www.ecclesia.de abgerufen werden.« Während die Sachversicherungen (Gebäude und Inventar) insbesondere das Eigentum der kirchlichen Körperschaften schützen, ist für Ehrenamtli- Foto: Gina Sanders – fotolia.com Herr Superintendent Bálint, seit gut einem Jahr gibt es in Bad Frankenhausen »Brot am Haken«. Wie sind Ihre Erfahrungen? Bálint: Die Aktion ist gut angelaufen und Menschen, die Hartz IV beziehen, haben sich Brot abgeholt. Doch relativ bald beobachteten Leute in der Warteschlange, dass jemand »Brot am Haken« verlangte, der nicht nach Bedürftigkeit aussah: ein junger Mann im Nadelstreifenanzug mit Luxusauto; ein Lehrerehepaar im Ruhestand, das bestimmt eine auskömmliche Pension bezieht. Weil wir zuvor mit unserer Partnerin, der Bäckerei Hengstermann, ausgemacht hatten, dass die Verkäuferinnen nicht entscheiden sollen, ob jemand bedürftig ist oder nicht, wurde jedem das gespendete Brot ausgereicht. Die Krönung war, dass jemand zehn »Brote am Haken« vorbestellen wollte. che die Haftpflicht-Versicherung von besonderer Bedeutung. Im Rahmen eines Haftpflicht-Sammelversicherungsvertrages besteht in der EKM Versicherungsschutz für das persönliche gesetzliche Haftpflichtrisiko aus der dienstlichen Tätigkeit aller haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitarbeitenden einschließlich der Freiwilligendienstleistenden, der Praktikanten und Ein-Euro-Beschäftigten. Im Blick auf die Unfallversicherung heißt es in der »Arbeitshilfe Ehrenamt«: »Der Sammelversicherungsvertrag der EKM greift hier nur in Ausnahmefällen (subsidiär). Ehrenamtliche sind kraft Gesetzes gegen Unfälle, die sie bei der Ausübung kirchlicher Tätigkeit erleiden, bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft versichert. Aufgabe der gesetzlichen Unfallversicherung ist die Unfallverhütung, die Rehabilitation und die finanzielle Sicherung der Verletzten oder seiner Hinterbliebenen.« Im Rahmen einer Dienstreise-Fahrzeug-Versicherung besteht Versicherungsschutz für Schäden an privateigenen Fahrzeugen der haupt-, nebenund ehrenamtlichen Mitarbeiter, die während »einer angeordneten Dienstfahrt« für die jeweilige Einrichtung entstehen. Einzelheiten zu den Versicherungen sind in den »Informationen zum Versicherungsschutz« der EKM (Versicherungsmerkblatt) zu finden. Michael von Hintzenstern 8 www.ehrenamt-ekm.de 12 Service und Familie Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Buchtipp Gratulation Kinderbibel in Deutsch und Oromisch Goldene Hochzeit: Dieter Goldhan und Helga geb. Domaß, Weida (5. 6.); Hans-Jürgen Krauße und Petra geb. Schröder, Dörnfeld a. d. H. (19. 6.); Günter Scheffel und Karin geb. Keller, Körner (22. 6.); Wilhelm Matthies und Margret geb. Dührkop, Kloster Neuendorf (25. 6.); Fritz Knape und Annelore geb. Henschel; Klaus Reinhardt und Christine geb. Methfessel, Apolda (alle 26. 6.); Heiner Büttner und Ursula geb. Augst, Rückersdorf/ Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel (27. 6.); Hans-Peter Penschuck und Edda geb. Stier, Münchenbernsdorf (30. 6.); Hartmut Lümpert und Erika geb. Sauermilch, Oberweid (2. 7.). Diamantene Hochzeit: Edmund Dominke und Jutta geb. Busch, Weißbach; Wolfgang Seidel und Margarete geb. Fancke, Jena; Fritz Wagner und Felicitas geb. Reich, Arnstadt (alle 25. 6.); Hellmut Kley und Ursula geb. Blaurock, Eisenach; Herbert Meyer und Iris geb. Vogler, Körner (alle 2. 7.). Eiserne Hochzeit: Hans Flechsig und Margarete geb. Gümpel, Zeulenroda-Triebes (24. 6.); Hans Schwietza und Asta geb. Beck, Ülleben (27. 6.). Weiterhin gratulieren wir zum 90. Geburtstag: Julia Biehl, Gers tungen; Lina Lückert, Bad Salzungen (beide 24. 6.); Ursula Mende, Weimar (29. 6.); Gertraude Müller, Ronneburg (1. 7.); zum 91. Geburtstag: Günter Frech, Weimar (21. 6.); Irene Rusetzky, Bad Salzungen (23. 6.); Else Kohlert, Weimar (24. 6.); Waltraut Steinmetz, Kromdorf (1. 7.); zum 92. Geburtstag: Gisela Putze, Weimar; Sigrid Vollandt, Weimar (beide 20. 6.); zum 93. Geburtstag: Anna Rudolph, Bad Salzungen (23. 6.); zum 94. Geburtstag: Ewald Weyh, Bad Salzungen (23. 6.); Wolfgang Meyer, Oberweimar (26. 6.); zum 98. Geburtstag: Rosa Schmidt, Weimar (3. 7.). Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland dankt Herrn Ernst Krämer für den 55 Jahre mit großer Treue versehenen Organistendienst in der Kirchengemeinde Fischbach und Umgebung am 21. Juni 2015. H ört und seht! Dhaga’aa akkasumas argaa!« ist der Titel eines Kinderbuches mit Bibelgeschichten in Oromisch und Deutsch. Das Besondere an dem Buch: Illustriert wurden die Texte von Kindern in Deutschland und Äthiopien. Jeweils auf der linken Seite des Buches ist ein Bibeltext in Oromisch wiedergegeben, daneben, auf der rechten Seite, findet sich der deutsche Text. Oromisch ist neben Englisch eine Sprache, die in der Western-Wollega-Bethel-Synode im Bundesland Oromia gesprochen wird. Den Text in Oromisch illus trierten Schüler einer Grundschule in Dembi Dolo, im Hochland Äthiopiens gelegen, 650 Kilometer entfernt von Addis Abeba. Zu dem deutschen Text zeichneten Kindern aus Anhalt die Bilder. 14 Geschichten aus dem Neuen Testament, darunter Zacharias und Elisabet, die Geburt Jesu, die Hochzeit in Kana, der barmherzige Samariter und der verlorene Sohn wurden aufgenommen. Anliegen der Kinderbibel ist es, neben der Bibel, auch Glauben und Leben in der jeweils anderen Kirche nahezubringen und den ökumenischen Horizont zu weiten. Das Buch enthält eine Landkarte, Fotos und kurze Texte in leicht verständlicher Sprache über das Leben als Christ in beiden Ländern. Die Kinderbibel ist ein gemeinsames Projekt der Evangelischen Landeskirche Anhalts und der Western-Wollega-Bethel-Synode der Mekane-Yesus-Kirche. Beide Kirchen verbindet seit 2005 eine Partnerschaft. (mkz) Monatsrätsel für Juli Liebe Leserinnen und Leser, bitte senden Sie die Lösung unseres Monatsrätsels für Juli bis 13. Juli (Poststempel) an die Redaktion »Glaube + Heimat«, Postfach 26 41, 99407 Weimar, oder per E-Mail an <raetsel@glaube-und-heimat.de>. Zu gewinnen sind Bücher. Ihre G+H-Redaktion Einladung Eröffnung der Kreativscheune Ökumenische Bildungs- und Begegnungsstätte Mauritiushaus in Niederndodeleben A m 3. Juli wird die Kreativscheune der Ökumenischen Bildungs- und Begegnungsstätte Mauritiushaus in Niederndodeleben (Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt) eingeweiht. Wo vor einem Jahr noch eine abbruchreife Ruine stand, erhebt sich nun der neue Tagungs- und Übernachtungsbereich. Gefördert wurde das Projekt durch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, das Leaderprogramm der Europäischen Union und den Kirchenkreis. Hört und seht! Dhaga’aa akkasumas argaa! 144 S., ISBN 978-3-00-048524-4, 10 Euro Die Kinderbibel ist zu bestellen bei: Anhaltische Bibelgesellschaft, Johannesstraße 12, 06844 Dessau-Roßlau, Telefon (03 40) 21 67 72 14, Fax (03 40) 21 67 72 11; E-Mail <bibel@kircheanhalt. de> 17 Uhr wird zu einer Festandacht in und Instrumentenbauer Siriki und die benachbarte Kirche St. Peter und seinen afrikanischen Instrumenten: Paul eingeladen. Musikalisch gestaltet Kora, Balafon und Djembe. Das Mauwird sie von einer Magdeburger Trom- ritiushaus in Niederndodeleben ist eine melgruppe. ökumenische Bildungsstätte mit Seminar- und Übernachtungsbetrieb. Zum Komplex gehören neben der neuen Festandacht und Konzert Kreativscheune das Haupthaus, eine Anschließend können die drei neuen umgebaute Seminarscheune sowie ein Gästezimmer und der Tagungsraum großzügiges Außengelände mit Garten auf dem Kirchhof besichtigt werden. und Lehmbackofen. (mkz) 19 Uhr gibt es ein Konzert mit dem aus Burkina Faso stammenden Musiker 8 www.mauritiushaus.de Sonntagskollekte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland: Diakonie Mitteldeutschland – Integrative Projekte für Menschen mit und ohne Behinderung. Evangelische Landeskirche Anhalts: Diakonisches Werk Anzeigen Angebot Reisetipps Rüstiger Rentner sucht Partnerin, ca. – J. Alles weitere per Telefon. Tel. ( ) Schmalfilm & Video auf DVD · Super 8 · VHS (alle Formate) · Normal 8 · Hi8 · Doppel 8 · MiniDV Partnerwunsch Ihr Gästehaus zu allen Jahreszeiten: Die schnelle Verbindung zur Anzeigenverwaltung: Telefon (0 36 43) 24 61 13 • Fax (0 36 43) 24 61 18 E-Mail: anzeigen@wartburgverlag.de Wir bieten mehr als ein Dach überm Kopf: www.evangelischefreizeithaeuser.de Liebe Leserinnen und Leser! Auch an Ihrem Urlaubsort können Sie Ihre Kirchenzeitung aktuell lesen. Der Wartburg Verlag veranlasst die Zusendung – ohne Mehrkosten für Sie. Gute Erholung! Ihre Kirchenzeitung Heimatanschrift Name, Vorname Anschrift Kundennummer Urlaubsanschrift vom _________________ bis _________________ Hotel, Pension, Familie o. ä. 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Juli 18 Uhr, RBB: »Halt in Jamlitz – ein Bahnhof für Straßenkinder« 18.45 Uhr, MDR: Glaubwürdig. Franz Lermer ist heute erfolgreicher Geschäftsmann und Visionär. 23.35 Uhr, ARD: Das Wort zum Sonntag – Lissy Eichert, Berlin (kath.) Kirche im Radio • Sonntag, 5. Juli 6.15 Uhr, MDR Figaro: Einführung und Kantate »Wer nur den lieben Gott lässt walten« von Johann Sebastian Bach 7.05 Uhr, D-Radio Kultur: FeierTag. »Die listige Witwe. Judit, eine große Frau der Bibel« – Hans-Peter Weigel, Nürnberg (kath.) 7.45 Uhr (So.), Radio SAW: BibelFibel für Kinder 7.45 und 9.45 Uhr, MDR info: Aus Religion und Gesellschaft 8 bis 9 Uhr, Radio SAW: Kirchliche Sendung 8.35 Uhr, DLF: Am Sonntagmorgen. »Pilgern vor der Haustür – Der Seele Raum geben« – Antje Borchers, Lemgo (ev.) 10 Uhr, MDR Figaro: Ev. Gottesdienst aus der Stadtkirche St. Andreas Rudolstadt 10 Uhr, MDR 1 Radio Sachsen: Live-Übertragung – Festgottesdienst vom Sorbisch Evangelischen Kirchentag aus Hochkirch in sorbischer Sprache 10.05 Uhr, DLF: Kath. Gottesdienst aus der Filialkirche St. Johannes der Täufer in Kefferhausen 14.05 Uhr, D-Radio Kultur: Reli gionen 22 Uhr, MDR Figaro: Orgel-Magazin. »Jenseits der Zeit« – Der Internationale Orgelsommer Naumburg 2015 • Mittwoch, 8. Juli 20.10 Uhr, DLF: Studiozeit. Aus Religion und Gesellschaft • Sonnabend, 11. Juli 17.05 Uhr, MDR Figaro: Magazin für Sinn- und Glaubensfragen • Täglich 4.58 Uhr, Radio SAW: Kirche aktuell. Montag bis Freitag 5.45 und 8.50 Uhr (Mo. bis Fr.), 8.50 Uhr (Sa.), 7.45 Uhr (So.), MDR 1 Radio Sachsen: Wort zum Tag. 5. 7. – Christine Rösch, Radebeul (ev.); 6. bis 11. 7. – Christoph Seele, Dresden (ev.) 5.50 und 9.50 Uhr (Mo. bis Fr.), 6.50 und 8.50 Uhr (Sa. und So.), MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt: Angedacht – Katja Albrecht, Merseburg (ev.) 6.45 und 7.45 Uhr (Sa.), 6 bis 10 Uhr (So.), 89.0 RTL – Funkhaus Halle: »Was glaubst Du? Evangelisch for you.« 6.05 Uhr, MDR Figaro: Wort zum Tag – Ulrike Greim, Weimar (ev.) 6.20 und 9.20 Uhr, MDR Thüringen: Augenblick mal – Ulrike Greim, Weimar (ev.) ca. 6.20 Uhr, D-Radio Kultur: Wort zum Tage (Mo. bis Sa.) – Olav Metz, Groß Zicker (ev.) 6.35 Uhr, DLF: Morgenandacht (Mo. bis Sa.) – Joachim Göbel, Paderborn (kath.) 22.57 Uhr, MDR Thüringen: Gedanken zur Nacht (Mo. bis Fr.) – Angela Fuhrmann, Gotha (ev.) Aus dem Schatten des Vaters In Wittenberg öffnete die weltweit erste Schau zu Lucas Cranach dem Jüngeren E rnst schauen die braunen Augen des Knaben in die Ferne. Die dunklen Haare sind sorgfältig gekämmt, Wangen und Lippen rosig. Die Kleidung ist mit wenigen Strichen angedeutet. Das gezeichnete Porträt des etwa zehnjährigen Fürstensohnes ist eines von insgesamt 13. Aus dem Musée des Beaux-arts in Reims sind die Blätter nach Wittenberg gekommen und in der Ausstellung »Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters« im Augusteum zu sehen. Die Dargestellten wirken so lebensecht, als würden sie gleich hinter dem Schutzglas, das sie umgibt, hervortreten. Die um 1540 beziehungsweise 1545/50 datierten Zeichnungen zeigen Angehörige fürstlicher Familien. Die Cranach-Werkstatt verfügte über das Bildnis-Monopol und konnte jederzeit auf Bestellung die gewünschten Porträts liefern. Einige Zeichnungen hat Cranach der Jüngere handschriftlich bezeichnet. Bei den anderen weist die technische Umsetzung darauf hin, dass sie von seiner Hand stammen. Und schließlich sind nach den Zeichnungen drei Gemälde entstanden, die allesamt als Arbeiten von Lucas Cranach dem Jüngeren anerkannt sind. Eintritt in die Werkstatt des Vaters In der Schau im Rang einer Landesausstellung (Kuratorin: Katja Schneider) stehen zum ersten Mal überhaupt Werk und Leben von Lucas Cranach dem Jüngeren im Mittelpunkt. Anlass ist der 500. Geburtstag des Künstlers, der über Jahrhunderte im Schatten seines Vaters, Lucas Cranach des Älteren (1472-1553), stand. Auf knapp 850 Quadratmetern Fläche präsentiert die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 120 Werke Cranachs des Jüngeren, die aus Museen und Sammlungen in Deutschland und dem Ausland zusammengetragen wurden. Sie lenkt den Blick auf eine Persönlichkeit, deren malerisches Können dem des älteren Cranach kaum nachstand. Als etwa Zwölfjähriger trat er in die Werkstatt des Vaters, die dieser zwischen 1504 und 1520 in Wittenberg zu einer erfolgreichen Bildmanufaktur aufgebaut hatte. Der Sohn führte diese ab 1550 in unverminderter Qualität fort. In der Folgezeit entwickelte er sie zu einer der größten und erfolgreichsten Kunstwerkstätten in Europa, aus der nicht nur Gemälde hervorgingen, sondern auch Raumdekorationen oder die Ausstattung höfischer Feste und Turniere. Der jüngere Cranach war zwar von Beginn seiner Laufbahn an in den Werkstattbetrieb eingebunden, doch gelang es ihm, sich in dem vorgegebenen Rahmen individuell zu entfalten. Zu sehen ist dies nicht nur an den (Fürsten-)Porträts, sondern an so eindrucksvollen Gemälden wie »Auferstehung Christi mit Stifterfamilie (Epitaph für Leonhard Badehorn)« von 1554 oder »Christus als Überwinder von Tod und Teufel« von 1542. Zeitgenossen schätzen den »jungen Herrn Cranach« als Künstler wie als Ratsherrn, Geschäftsmann und frommen Christen hoch. Die »Auferstehung Christi mit Stifterfamilie« ist auf dem Epitaph für Leonhard Badehorn abgebildet. Das Cranachgemälde gehört zum Bestand des Museums der bildenden Künste Leipzig. Fotos: Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt es den Namen Augusteum. Als die Universitäten Halle und Wittenberg 1817 vereinigt wurden, nutzte das Evangelische Predigerseminar die frei gewordenen Räume bis zum Auszug wegen des Beginns der Gebäuderestaurierung. An der östlichen Hofmauer entstand ein neues Eingangsgebäude mit Kasse, Garderobe, Museumsshop und Toiletten, das zudem den barrierefreien Zugang zum Augusteum ermöglicht. Einblick in das Leben der Familie Ein weiterer Ausstellungsort ist die Stadtkirche Sankt Marien, die nicht nur zahlreiche Originalgemälde von Lucas Cranach dem Jüngeren beherbergt. Sie bezeugt zudem das Leben des Malers vom Anfang bis Ende: Hier wurde er getauft und getraut und hörte die Reformatoren predigen. Hier befinden sich sein Grab und das Grabmal. Am bekannten Reformationsaltar der Kirche arbeitete er zusammen mit seinem Vater. Im Geburtshaus Lucas Cranachs des Jüngeren am Markt zeigt die Cranach-Stiftung die Ausstellung »Cranachs Welt«. Sie gibt Einblick in das Leben der Familie und den künstlerischen Schaffensprozess. Nach jahrelanger Vorarbeit hat sich die Lutherstadt Wittenberg für vier Monate in »CranachCity« verwandelt. Dieses Ereignis sollte sich keiner entgehen lassen! Angela Stoye Zur Ausstellung ist der Katalog »Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters« erschienen. Herausgeber: Roland Enke, Katja Schneider, Jutta Strehle. Hirmer-Verlag München 2015. 432 Seiten. ISBN: 978-3-7774-2349-4. Verkaufspreis im Museumsshop: 29,95 Euro, im Buchhandel 39,90 Euro. Die Ausstellung im Augusteum kann bis 1. November montags bis sonntags, 9 bis 18 Uhr, besichtigt werden. Die Stadtkirche St. Marien ist montags bis sonnabends, 10 bis 18 Uhr, sonntags, 12 bis 18 Uhr geöffnet; das Cranach-Haus am Markt montags bis sonntags 10 bis 18 Uhr. 8 www.cranach2015.de Künstler, Ratsherr, frommer Christ Doch nachdem die Cranach-Werkstatt nach seinem Tod 1586 gegen Ende des 16. Jahrhunderts aufgegeben wurde, gerieten beide Maler in Vergessenheit. Später wurden die Werke nur dem älteren Cranach zugeschrieben. Erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts gelang es der kunsthistorischen Forschung, die Bilder dem Vater oder dem Sohn oder beiden gemeinsam oder der Werkstatt zuzuordnen und negative Urteile zu revidieren. Nicht nur die Kunstwerke, auch die Ausstellungsorte verdienen Aufmerk- Das Motiv »Herkules bei Omphale« nach einer Geschichte aus Ovids Metamorsamkeit. Auf dem Gelände des Augus- phosen ist ein erfolgreiches Serienmotiv aus der Cranach-Werkstatt. Dieses Bild tinerklosters wurde 1586 ein Gebäude stammt aus dem Jahr 1535 und zeigt auch das Wappen Albrechts von Brandenfür die Wittenberger Universität fertig- burg, der es wohl in Auftrag gab. Aufbewahrt wird es im Statens Museum for gestellt. Nach seinem Bauherren, dem Kunst in Kopenhagen. Ob es der ältere oder der jüngere Cranach malte, ist sächsischen Kurfürsten August, bekam nicht eindeutig. Reformation Stadtführung durch Torgau Torgau war das politische Zentrum der Reformation und ist heute die wichtigste Lutherstätte in Sachsen. Die Stadt beeindruckt durch ihre Renaissancearchitektur von internationalem Rang. Während der entscheidenden Jahre der Reformation war Torgau Hauptresidenz der ernestinischen Kurfürsten Friedrich der Weise, Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmütige. Sie unterstützen Martin Luther und gewährten ihm politischen Rückhalt. Ein Spruch lautet deshalb: »Wittenberg ist die Mutter, Torgau die Amme der Reformation«. Wichtige politische und kirchliche Entscheidungen wurden in Torgau getroffen. In der Reihe »Orte der Reformation« lädt eine 80-seitige Broschüre zu einem Stadtrundgang durch und einer Spurensuche in Torgau ein. Zu entdecken gibt es in der Stadt Denkmale von besonderem Rang. Mehr als 500 Gebäude der Spätgotik, der Renaissance und des Barocks sowie des Klassizismus und Jugendstils prägen das historische Stadtbild. Ein Kapitel beleuchtet die mehr als tausendjährige Geschichte der Stadt. Die Torgauer Schlosskirche ist der erste evangelische Kirchenbau. 1544 wurde sie von Martin Luther eingeweiht. Weitere reformationsgeschichtlich bedeutende Kirchen sind unter anderem die Stadtkirche St. Marien und die Nikolaikirche. An die Schattenseiten reformatorischer Ereignisse erinnert die ehemalige Franziskanerklosterkirche,die 1997 nach umfangreichen Sanierungen in die Aula des hiesigen Johann-Walter-Gymnasiums umgewandelt wurde. »Salomo hat nirgends einen so schönen Tempel gebaut, als Torgau hat«, ist ein Beitrag überschrieben, der sich Luthers besonderer Beziehung zu den Torgauer Kirchen widmet. Ein weiteres Kapitel gibt Auskunft, was Luthers Frau Katharina von Bora mit der Stadt verband. In der Stadtkirche St. Marien fand sie ihre letzte Ruhestätte. (mkz) Stadtverwaltung Torgau (Hrsg.): Orte der Reformation. Torgau, Evangelische Verlagsanstalt, 80 S., ISBN 978-3-37403875-6, 9,90 Euro Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchen zeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61 »Reformationsstadt Europas«: Torgau Torgau (epd) – Das sächsische Torgau darf sich mit dem Titel »Reformationsstadt Europas« schmücken. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, wurde ihr der Name von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen. Die feierliche Enthüllung einer Ehrentafel am Torgauer Rathaus ist zum Katharina-Tag am 4. Juli geplant. An diesem Tag soll zudem der Katharina-von-Bora-Preis für herausragendes gemeinnütziges Engagement verliehen werden. Der Titel ehre »die historische Schlüsselstellung der einstigen kursächsischen Residenzstadt Torgau und die von hier ausgegangenen politischen und kulturellen Impulse für die Reformationsbewegung«, hieß es weiter. Mit der Vergabe würden zudem die Aktivitäten der Stadt zum 500. Reformationsjubiläum 2017 gewürdigt. Eine zweite Tafel zum Ehrentitel soll am 5. Juli an der Marienkirche enthüllt werden. Bislang tragen 33 Städte in acht Ländern den Titel »Reformationsstadt Europas«. Noch bis zum 31. Oktober ist die erste Nationale Sonderausstellung »Luther und die Fürsten« in Torgau zu sehen. Eine Welt Nr. 27 vom 5. Juli 2015 5. Sonntag nach Trinitatis Prag: Wo ein Kelch statt Kreuz über dem Altar hängt – auf den Spuren des böhmischen Reformators Jan Hus Aus aller Welt Der Böhme Jan Hus hat grundlegende Reformen der Kirche angestoßen – 100 Jahre vor Luther. In Prag sind die Spuren seines Lebens und Denkens noch heute allenthalben präsent. Flüchtlinge: Neuer Höchststand Von Kilian Kirchgeßner E in goldener Kelch prangt hinter dem Altar an der Wand, und Pfarrer Frank Leßmann-Pfeifer weiß schon, welche Frage ihm die Besucher gleich stellen werden. »Ja, hier hängt der Kelch statt des Kreuzes«, erklärt er, »weil das Kreuz für die Tschechen ein zutiefst katholisches Symbol ist. In evangelischen Kirchen findet man nur den Kelch.« Leßmann-Pfeifer und seine Frau sind Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Prag, die ihre Gottesdienste in einer der bedeutendsten Kirchen der Stadt feiert: St. Martin in der Mauer, ein kleines Gebäude aus dem 13. Jahrhundert. Der Pfarrer hat sich zum Experten für die böhmische Reformation entwickelt, deren Vorkämpfer Jan Hus Nationalheiliger: Das Jan-Hus-Denkmal auf dem Altstädter Ring in Prag, dahinter die Teyn-Kirche mit ihrem markanten Foto: epd-bild/Kirchgeßner (um 1369–1415) war. Vor 600 Jahren, am Doppelturm 6. Juli 1415, wurde er in Konstanz als Ketzer verbrannt. Fast jede Kirche in Prag, viele Häuser und Paläste sind eng mit der reformatorischen Epoche verbunden. Sie begann um das Jahr 1400 und prägt nach langem, oft blutigen Hin und Her von Reformation und Gegenreformation teilt«, erzählt Leßmann-Pfeifer der Be- hat sie begierig aufgenommen«, sagt auch die böhmische Königin Sophie. suchergruppe. Das heißt: in Brot und Jan Lasek, Professor an der Karls-Uni- In der Bethlehemskapelle schuf Hus das Land bis heute. »Hier wurde 1414 erstmals das Wein. »Im Laufe des Mittelalters wa- versität. »Hus wäre ohne Wycliff nicht das Fundament dafür, dass sich die Abendmahl in beiderlei Gestalt ausge- ren die Elemente Brot und Wein immer zu einer solchen geistigen Reife gelangt. Reformation zu einer regelrechten Beheiliger geworden, sodass irgendwann Aber Wycliff wäre ohne Hus nicht so wegung auswuchs. der Wein nur noch für den Priester re- berühmt geworden – wenn auch erst serviert war«, erklärt der Pfarrer. nach seinem Tode.« Zum Bruch kam es Sie haben die geistigen Wurzeln wegen des Ablasshandels der Reformation getragen – rund 100 Demokratie in der Kirche: Jahre vor Martin Luther. Dass die neuen Zunächst aber spitzte sich der Konflikt Brot und Wein für alle Gedanken ihre Sprengkraft entwickeln innerhalb der Kirche zu – und damit Für Jan Hus und seine Nachfolger aber konnten, dafür war eine eigentlich auch der Ton in Prag. Zum endgültiwar die Austeilung des Weins für alle kleine Beförderung verantwortlich: gen Bruch zwischen Hus, der Kirche Gläubigen ein wichtiges Symbol: »Es 1402 wurde Jan Hus Prediger der Pra- und der weltlichen Macht kam es 1412: stand für die Demokratisierung der ger Bethlehemskapelle. Dort konnte er »Der Papst brauchte Geld für einen Kirche.« Daraus machten sie eine der seine Gedanken und seine Kritik vor Krieg, also ließ er Ablässe verkaufen«, Kernforderungen ihrer Bewegung, die dem breiten Volk äußern, auf Tsche- sagt Hus-Forscher Jan Lasek. »Der später in den »vier Prager Artikeln« zu- chisch. böhmische König hat das erlaubt, weil sammengefasst wurden. Neben dem er Prozente vom Erlös bekommen hat.« Laienkelch waren das: Die Messe sollte Selbst die Königin saß unter Jan Hus ist dagegen öffentlich aufgein der Landessprache gehalten wertreten – und wurde endgültig aus Prag den Zuhörern von Hus verbannt. 1414 reiste er nach Konstanz den, nicht in Latein; die Kirche sollte sich der Armut verpflichten und keine Die Kapelle ist ein riesiger Bau mit ho- zum Konzil. Obwohl ihm freies Geleit weltliche Herrschaft ausüben, und die hen Fenstern. Einen Altar gibt es nicht, zugesichert worden war, wurde er verweltliche Gerichtsbarkeit sollte auch denn hier wurden keine Gottesdienste haftet und schließlich verbrannt. gefeiert; es ging einzig und allein um für Priester gelten. In den folgenden Hussitenkriegen Der Aufstieg von Jan Hus begann die Predigten. Die hielt Hus von einer begehrten seine Anhänger ab 1419 geeinige hundert Meter entfernt von Holzkanzel aus, und gleich angrenzend gen ihre Gegner auf. »Hus verkörpert der Martinskirche. Dort, an der Prager befindet sich die Kammer, in der er in der tschechischen Geschichte den Karls-Universität, lehrte er seit 1401. Es lebte – allerdings alles als Replik. Die Streit für Wahrheit und moralische war eine aufgewühlte Zeit: In Oxford ursprüngliche Kapelle gibt es nicht Glaubwürdigkeit«, würdigen ihn die verfasste der Theologe John Wycliff mehr, erst vor etwa 60 Jahren hat man Veranstalter der Prager JubiläumsfeierSchriften, in denen er die Bibel als ein- sie wieder aufgebaut, um Hus zu ehren. lichkeiten. Jan Hus gilt den Tschechen zigen Maßstab für die Christen bezeichSchnell sprachen sich das red- als Held – auch heute noch, 600 Jahre (epd) nete – eine empfindliche Einschrän- nerische Talent von Jan Hus und die nach seinem Tod. Der Kelch über dem Altar: Blick in die kung für die Macht der Kirchen. Schärfe seiner Argumente herum. Kirche St. Martin in der Mauer »Diese Gedanken schwappten na- Schon bald drängten sich bis zu 3 000 8 www.hus-fest.eu/de www.evprag.cz Foto: Wikimedia/Ben Skála/CC BY-SA 3.0 türlich auch nach Prag, und Jan Hus Zuhörer unter der Kanzel, unter ihnen Gedanken mit Sprengkraft Genf (epd) – Die Zahl der Flüchtlinge weltweit hat einen neuen Höchststand erreicht. Rund 59,5 Millionen Menschen waren weltweit Ende 2014 auf der Flucht, wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in Genf mitteilte. Nie zuvor war eine höhere Zahl an Flüchtlingen erfasst worden. Wegen bewaffneter Konflikte stieg die Zahl der Flüchtlinge im vergangenen Jahr stärker an als jemals zuvor: Um 8,3 Millionen Menschen. Ende 2013 waren noch 51,2 Millionen Flüchtlinge registriert gewesen. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, nannte als Grund die Konflikte und Kriege wie in Syrien, im Südsudan und in der Ukraine. Nach seiner Prognose könnte sich die globale Flüchtlingskrise sogar noch verschlimmern. Im Jahr 2014 sind dem Bericht zufolge jeden Tag im Durchschnitt 42 500 Menschen vor Gewalt und Unterdrückung geflohen. Innerhalb von vier Jahren hat sich diese Zahl somit vervierfacht. Der frühere portugiesische Premierminister Guterres beklagte, dass viele Politiker und Warlords, die für die Kriege verantwortlich seien, straffrei ausgingen. Zudem sei die internationale Gemeinschaft völlig unfähig, die Konflikte zu beenden. Guterres forderte von der Staatengemeinschaft mehr Hilfen für Flüchtlinge. Das UNHCR und andere humanitäre Organisationen kämpften massiv mit Geldnot. Aufgelesen Blickwechsel von Jens Mattern Das sonst so papsttreue Polen hadert mit dem »Öko-Papst« A ls »antipolnisch, ökologisch, links« wurde die Papst-Enzyklika vom sonst so liberalen polnischen Nachrichtensender TVN24 seinen Zuschauern vorgestellt. »Laudato Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus«, das erste päpstliche Lehrschreiben, dass sich dem Thema Umwelt widmet, hat im Kohle-Land Polen wenig Fans. In der 200 Seiten starken Schrift, wirft Papst Franziskus den Ländern mit einer vornehmlichen Kohlenutzung vor, sie würden die Umwelt zerstören. Kohle solle durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Für Polen ein Dilemma – dort gehören über 90 Prozent der Bevölkerung der römisch-katholischen Kirche an, in kaum einem Land hat der Klerus so viel Einfluss. Die Einführung der Homo-Ehe wie im ebenfalls katholischen Irland wäre hier nicht denkbar. Auf der anderen Seite rauchen an der Weichsel viele Schlote, gestreift in den Nationalfarben weißrot: Über 90 Prozent des Strombedarfs wird durch Kohle erzeugt. Polen hat sich darum stets als Gegner von CO2-Schutzbestimmungen der EU in Stellung gebracht. Mit der päpstlichen Mahnung wird dies nun schwieriger. »Sollte die Zerstörung der Umwelt eine Sünde sein, so müssen die Gläubigen darüber nachdenken«, so Krzysztof Kilian, der ehemalige Chef des staatlichen Energieversorgers PGE, vorsichtig zu den Medien. Ansonsten will man sich aus der polnischen Energie-Branche zu den Umwelt-Tipps des Heiligen Stuhls lieber nicht äußern. Die Vertreter der Kohle-Industrie, sowohl die Kombinate als auch die stets streikbereiten Bergarbeiter, haben großen Einfluss auf die Politik. Premierministerin Ewa Kopacz, die sonst am Image als energisch-durchgreifende Powerfrau baut, knickte Anfang des Jahres nach Streiks und Demonstrationsankündigungen in Warschau vor den Arbeitern ein und erfüllte das Gros ihrer Forderungen. Ungelegen kommt derzeit ein solcher Vorstoß aus dem Vatikan auch der nationalkonservativen Partei »Recht und Gerechtigkeit« (PiS). Für die kommenden Parlamentswahlen im Herbst steht sie in Umfragen an erster Stelle. Kommt sie in Regierungsverantwortung, wird sie sich noch weniger nach EU-Vorgaben richten, was die Nutzung des fossilen Brennstoffs angeht. Die polnischen Bischöfe sind dagegen grundsätzlich mehr mit Themen wie dem weltlichen Einfluss auf die Gläubigen befasst als mit Umwelt und Klima. Aber die bislang in Polen schwach aufgestellten Umweltver- bände können sich nun auf einen starken Verbündeten im Vatikan berufen. Zudem beruft sich Papst Franziskus zu Beginn seiner Enzyklika mehrfach auf die Lehrschriften des in Polen verehrten Johannes Paul II, in diesen dieser zur Bewahrung der Schöpfung aufrief: Bereits zum Weltfriedenstag 1990 sprach der polnische Papst von einer »Umweltkrise«. Jens Mattern berichtet für unsere Zeitung aus Polen. Mit drei Jahren bereits im Internet Düsseldorf (epd) – Viele Kleinkinder nutzen einer Untersuchung zufolge das Internet, noch bevor sie schreiben und lesen können. Wie die in Düsseldorf erscheinende »Rheinische Post« berichtete, sind zwölf Prozent der dreijährigen Jungen und neun Prozent der Mädchen online. Die Zeitung beruft sich auf eine noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet. Während ältere Kinder das Internet auch nutzen, um über Suchmaschinen zu recherchieren, schauen Dreijährige vor allem Videos, spielen oder hören Kinderlieder auf Portalen wie Youtube. Zwei Drittel der Kinder, die online sind, benutzen der Studie zufolge das Internet selbstständig und ohne Hilfe ihrer Eltern. Jedes dritte Kind gab dem Bericht zufolge in der Befragung an, sich gut im Netz auszukennen.