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Allgäu-Kultur
NUMMER 192
Kultur-Szene
SAMSTAG, 22. AUGUST 2009
Kommentar
VON INGRID GROHE
» grohe@azv.de
PFRONTEN
oder Fax 08387/2729
Jazz auf der Alphütte
Ansteckende Leidenschaft
Jazz und Funk an einem ungewöhnlichen Ort gibt es an diesem Wochenende. Auf der Kappeler Alp bei
Pfronten swingt und jazzt am heutigen Samstag, 22. August, ab 15
Uhr eine Combo mit Musikern des
Landes-Jugendjazzorchesters Bayern. Ab 17 Uhr erklimmt die Band
„Five Funny Seven“ aus Kempten
die Bühne. Sie lassen eine Mischung aus Reggae, Funk und groovigen Großstadtjazz erklingen.
Am Sonntag, 23. August, spielt ab
11 Uhr die Fusionjazz-Combo
„SquibZone“ zum Frühschoppen
auf. Die Konzerte, die keinen Eintritt kosten, sollen als Appetitanreger für die „Kulturexpedition
Ostallgäu“ dienen, ein Festival, das
von 18. bis 20. September stattfinden wird.
U
SONTHOFEN
Allgäu-Kabarett
Max Adolf aus Sonthofen macht sich
so seinen eigenen Reim auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen im Allgäu. Am heutigen Samstag, 22. August, stellt er sie
in der Kulturwerkstatt vor, gewürzt mit alten und neuen Geschichten und Gedichten. Motto:
„I will ja nix sage, aber ...“ Beginn
ist um 20 Uhr.
LINDAU
„The Briggs“ im Vaudeville
Die „Briggs“ gelten als eine der derzeit angesagtesten Punkbands der
USA und treten am heutigen Samstag, 22. August, im Club Vaudeville auf. Als Vorband spielt „The
Flyer“. Nach dem Konzert gibt es
eine Rock’n’Roll-Party. Beginn ist
um 21 Uhr.
Melancholische Geschichten der osteuropäischen Juden
Ein wundervoll melancholisches und poetisches
Stück hat heuer das Schauspiel Köln zum Gastspiel
nach Bregenz mitgebracht. In „Geheimnisse der
Kabbala“ verwob der lettische Regisseur Alvis Hermanis vier Geschichten aus dem osteuropäischen Judentum von Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer
und wählte einen ungewöhnliche Weg, sie mitzuteilen: Erzählte Erinnerungen gehen fließend in gespielte Szenen über und umgekehrt. Vergangenes
Kabarett im Fürstensaal
Das Musikkabarett-Duo „Mehlprimeln“ tritt am Mittwoch, 26. August, im Fürstensaal auf. „Wie treibt
man – so geht man“ haben die beiden Brüder Reiner und Dietmar Panitz ihr aktuelles Programm betitelt. Karten unter Telefon
08362/903146. Die Panitz-Brüder
starten um 20 Uhr.
Bregenzer Festspiele Mehr als 250 000 Menschen haben heuer Verdis Oper Aida und viele andere Aufführungen erlebt
Bregenz Wenn am Sonntagabend
Aida zum letzten Mal in diesem Sommer „O terra, addio“ am Bodensee
singt, werden etwa 200 000 Menschen Verdis bekannteste Oper bei
den Bregenzer Festspielen gesehen
haben. Gestern zogen Intendant David Pountney und Festspielpräsident
Günter Rhomberg eine erste Bilanz
des auslaufenden Festivals. Sie gaben
sich hochzufrieden. Noch nie zählten
Leserbriefe an die Kulturredaktion
Misstöne verbreitet
Zum Artikel „Absurde Atmosphäre“, der
das Konzert „Last Night Summer
Proms“ in der Klassikbox beschrieb:
Beim Lesen des Artikels über das
Konzert der Münchener Symphoniker hatte ich den Eindruck, dass
der Autor vor lauter Verlegenheit
oder Unkenntnis nicht wusste, was
er denn zu Papier bringen sollte.
Die Atmosphäre war nicht absurd,
Misstöne verbreitete der Autor.
Entweder ist ihm fremdes Kulturgut wirklich fremd, oder er begreift nicht, dass die über 700 Konzertbesucher – woher übrigens die
Annahme, alle seien aus dem Allgäu? – gerade weil das Konzert als
„Last Night Summer Proms“ angeboten war, in die Klassikbox eilten. Im Übrigen zeugt der Bericht
von ausgeprägter Intoleranz, und
der süffisante Hinweis auf das Städtchen Kempton, verbunden mit
dem Absingen deutscher Hymnen
geht zudem völlig daneben. Das ist
Kleingeistigkeit par excellence.
Ich vergaß: Der Autor hat nur ein
Späßle g’macht.
Dabei ging es den Besuchern
doch nur um Musik, und die wurde exzellent dargeboten. Danke an
alle beteiligten Akteure und das
Haus Feneberg, das solche Konzerte
überhaupt erst möglich macht.
Nebenbei: River Quai ist richtig,
aber der Marsch heißt richtigerweise: Colonel Bogey March. Er
stammt nicht aus dem genannten
Film, er wurde nur als Filmmusik
herangezogen, er „stammt“ aus
dem Jahr 1914.
Michael Elser, Sonthofen
Musiker aus aller Welt getroffen
Zu den Berichten über den Oberstdorfer
Musiksommer:
Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ erhielten wir von Ihrer Zeitung als Preis, bei den Meisterkursen des Oberstdorfer Musiksommers am Kammermusikkurs bei
Professor Buck (Klavier und Cello) teilnehmen zu dürfen. So haben
wir nun die ersten Ferientage in
Oberstdorf verbracht. Für uns war
es ein großartiges Erlebnis.
Wir hatten tollen Unterricht, haben viel geübt und schöne Konzerte besucht. Wir durften sogar selbst
beim Abschlusskonzert auftreten.
Fasziniert hat uns, dass man so viele
Colors:
black
yellow
magenta
dem polnischen Chor Camerata Silesia getan und mit der englischen
Opernbühne Opera North Leeds.
Erst recht ist die richtige Wahl
entscheidend für die Lokomotive
der Bregenzer Festspiele, das Spiel
auf dem See. Dessen Erfolg beruht
nicht zuletzt darauf, den richtigen
Regisseur und den richtigen Bühnenbildner zu verpflichten. Nicht
umsonst hat David Pountney erst
nach einigen Jahren in Bregenz seinen Traum umgesetzt, die Wüstenoper Aida am Bodensee aufzuführen. Wer das langsame Wachsen der beiden blauen Füße im Bodensee beobachtete, mag sich
schon mal gefragt haben: Ob das
wohl gut geht? Aber Pountney ist
nicht nur ein Besessener, er weiß
auch, was er tut.
Manchem Verantwortlichen der
Festspiele mag schwindlig werden
bei dem ständigen Bemühen, von einem Jahr zum nächsten noch ein
bisschen spektakulärer, noch ein
bisschen ausgefallener, noch ein
bisschen besser zu werden. Aber nur
mit solch hohem Anspruch ist es zu
erklären, dass das Festival in den
Zeiten der Krise so gut läuft wie
nie zuvor. Mit seiner Leidenschaft
erfüllt Intendant Pountney diesen
Anspruch. Und mit seiner Leidenschaft steckt er an: Festspiel-Mitarbeiter wie Festspiel-Gäste.
So viele Besucher am See wie nie zuvor
VON INGRID GROHE
FÜSSEN
mischt sich so mit Gegenwärtigem, Ereignisse mit ihren Reflexionen. Dazu jüdische Musik, die genauso
melancholisch ist wie die Geschichten. Und ab und zu
gibt Amy Winehouse soulige Kommentare ab: „Love
is a losing game ...“ Als Bühnenbild dient die Gepäckausgabe eines Flughafens. Das Leben ist eine eigenartige Reise, die Koffer markieren ihre Stationen
und Stolpersteine (noch einmal am heutigen Samstag,
19.30 Uhr, im Theater Kosmos). kpm/Foto: BF/Lefevre
nter Mitarbeitern der Bregenzer
Festspiele gilt Intendant David
Pountney als Besessener – im positiven Sinne. „Er hat mehr Ideen, als
unser Budget hergibt“, äußerte jemand mit hörbarer Bewunderung.
Der Einfallsreichtum des Briten
schlägt sich nicht nur im Programm
nieder, das jährlich von Neuem Experimentelles, Originelles und viele
Überraschungen bereit hält. Seine
Kreativität war heuer auch bei zwei
Produktionen zu erleben, die Pountney selbst inszenierte: die Hausoper
„König Roger“, bei der er mit überwältigenden Bildern, berauschenden Szenen und interpretatorischem
Tiefgang die Besucher in Bann
schlug, und die Operette „Paradies
Moskau“, deren Geschwindigkeit,
Farbenreichtum und sprudelnder
Witz eine Wonne waren.
Alle Produktionen dieses bisher
umfangreichsten Programms – bis
auf eine einzige – hat sich Pountney
selbst angeschaut. „Ich bin ein leidenschaftlicher Festspielgänger“,
sagt er. Das kommt dem Festival
zugute. Denn Pountney kennt sich
aus in der Welt der Musik und
Bühnenkunst. Mit großer Neugierde sucht er international nach außergewöhnlichen Künstlern, Projekten, Kompositionen – und zwar
jenseits jedes Starkults. Glücksgriffe
hat Pountney beispielsweise mit
sehr gute junge Musiker aus aller
Welt treffen konnte. Wir waren eine
der jüngsten Teilnehmer (13 und
14 Jahre alt), was uns aber nicht erschreckt hat. Wir haben viel gelernt und viel Spaß gehabt – so dass
wir motiviert nach Hause gefahren
sind.
Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr und sagen Ihrer Zeitung
nochmals vielen, vielen Dank für
dieses Stipendium, das uns in Sachen Musik ein großes Stück weitergebracht hat.
Julia Schneider, Hergatz
Hannah Blocher, Wasserburg
cyan
die Festspiele so viele Besucher wie
heuer. Es waren bei allen Veranstaltungen insgesamt über 250 000 (2008
waren es 183 000).
Allerdings haben die Bregenzer
auch noch nie ein dermaßen umfangreiches Programm aufgelegt.
Etwa 100 Mal konnten Kulturfreunde Opern, Operetten, Schauspiele,
Konzerte, Tanztheater und Performances erleben. Das Gesamtangebot war zu 98 Prozent verkauft, was
Festspielpräsident Rhomberg ein
„unglaubliches Ergebnis“ nannte.
„Die künstlerische Positionierung
der Seeoper ermöglicht es uns, auch
riskante Projekte ins Programm aufzunehmen“, umriss Rhomberg das
Konzept des Festivals.
Damit spielte er sowohl auf die
anspruchsvolle und wenig bekannte
Oper „König Roger“ von Karol
Szymanowski (Auslastung 93 Prozent) als auch auf das zeitgenössische Programm „Kunst aus der
Zeit“ (KAZ) an, das heuer ebenso
deutlich ausgeweitet wurde wie die
Jugendveranstaltungen.
Intendant Pountney nannte es einen „gesellschaftlichen Auftrag“,
Kultur in ihrer Vielfalt jungen Menschen zu vermitteln und auch, zeitgenössischen Komponisten, Autoren und Regisseuren eine Bühne zu
bieten. Auftragskompositionen seien deshalb „eine Investition in die
Zukunft“. Der Brite sieht sich in
seiner progressiven Haltung bestätigt durch den zunehmenden Publi-
kumszuspruch für die KAZ-Veranstaltungen wie auch für Hausoper
und Orchesterkonzerte mit Szymanowski-Schwerpunkt (Auslastung
92 Prozent).
„Die sogenannte Krise ist bei uns
überhaupt nicht spürbar“, resümierte Festspielpräsident Günter
Rhomberg. Vorsichtig warnte er
aber davor, sich auf dem Erreichten
auszuruhen: „Wir sind auf dem
richtigen Weg. Aber wir müssen uns
in jedem Jahr neu bewähren.“
22 Blaskapellen
spielen um Pokal
Dem Geiste
Ludwigs nachspüren
Polka-Walzer-Marsch-Festival Organisatoren
sind zufrieden über die Resonanz
Geburtstag Königliche Abendmusik auf
Neuschwanstein feiert am Mittwoch Premiere
Nesselwang l kpm l 22 Blaskapellen Freitag, 25. September, um 20 Uhr.
aus Deutschland, Tschechien und Am Samstag, 26. September, laufen
der Schweiz stellen sich beim 2. In- sie von 10 bis 17 Uhr, am Sonntag,
ternationalen
Polka-Walzer- 27. September, von 9 bis 16 Uhr.
Marsch-Festival (PWM) in Nessel- Um 17 Uhr ist die Preisverleihung.
wang der Jury. Die Organisatoren Neben den Siegern in den einzelnen
sind mit dieser Resonanz bei der Leistungsstufen wird auch der Gezweiten Auflage nach der Premiere samtsieger ermittelt, der einen Po2007 zufrieden. Die Kapellen spie- kal überreicht bekommt und Sachlen ihre Pflicht- und Wahlstücke preise im Wert von 1000 Euro. Im
von 25. bis 27. September in der Rahmen der Preisverleihung (von
Alpspitzhalle Nesselwang. Bewertet 17 bis 18.30 Uhr) findet auch ein Fiwerden die öffentlichen Vorträge nalkonzert mit vier Teilnehmervon einer Jury um den Ostallgäuer Kapellen statt.
Drei Kapellen, die sich nicht am
Komponisten Freek Mestrini.
„Die Kapellen bekommen eine Wettbewerb beteiligen, bestreiten
ehrliche Bewertung“, kündigt Me- am Abend zuvor (26. September)
strini an. „Wir wollen ihnen helfen, eine fünfstündige „Böhmische Musich zu verbessern.“ Zuhören kön- sikanten-Nacht“. Ab 19 Uhr spielen
nen bis zu 1000 Menschen. Die Hal- „Polkawild“, „Berthold Schick und
le wird dazu mit einer Tribüne aus- seine Allgäu 6“ sowie Mathias Gronert und seine Blaskapelle Egergerüstet, die einen höheren Hörländer Gold. Das Festival, desund Sehkomfort bieten soll.
sen Budget laut Organi„Wir dürfen mit eisator Gehring bei 15 000
nem sehr hohen LeisEuro liegt, wird untertungsniveau rechnen“,
stützt von zahlreichen
sagt Euregio-ProjektSponsoren aus der Prileiter Simon Gehring.
vatwirtschaft sowie von
Zwei Kapellen nehmen in
ehrenamtlichen Helfern und
der A-Stufe teil (was der Under Gemeinde Nesselwang.
terstufe bei ASM-Wertungsspielen entspricht), zehn Kapellen spielen in der B-Stufe (MitKarten für die Böhmische Musikantelstufe), neun Kapellen in der
ten-Nacht gibt es bei den ServiceC-Stufe (Oberstufe). Die ForCentern unserer Zeitung sowie unmation „Blech & Co.“ tritt in
ter der Telefonnummer
der D-Stufe (Höchtstufe) an.
01805/132 132. Für die VorspieDie
Wertungsle und das Finalkonzert
spiele beginnen am So sieht der Siegerpokal aus.
ist der Eintritt frei.
O
01 AZ AL 20090822 Prod-Nr 473586
Seite 30
VON FREDDY SCHISSLER
Füssen Die Idee hat sich in seinem
Kopf vor geraumer Zeit breit gemacht. Doch wie genau sie umzusetzen sei, wusste Markus Richter von
der Bayerischen Schlossverwaltung
nicht so recht. Sicher war nur: Er
wollte das Schloss Neuschwanstein
noch mehr mit Musik umgeben.
Noch mehr mit dem Geist seines
Hausherrn Ludwig II. füllen. Nun
lässt Richter den Ideen auch Taten
folgen. Am 26. August (einen Tag
nach Ludwigs 164. Geburtstag)
wird es im Schloss eine königliche
Abendmusik geben. Bei entsprechendem Erfolg, so Richters
Wunsch, soll das zur regelmäßigen
Einrichtung werden.
Was keine Selbstverständlichkeit
ist. Denn bei rund 7000 bis 8000 Besuchern pro Tag müssen viele Hürden überwunden werden, um am
Abend, wenn der letzte Besucher
gegangen ist, ein Konzert in den königlichen Gemäuern durchzuführen. Und so stellte die Schlossverwaltung bislang nur für die Neuschwanstein-Konzerte den Sängersaal zur Verfügung. Mehr als dieses
Festival wollte man sich und dem
Schloss nicht zumuten. Das Konzept von Richter sieht Gregorianische Gesänge im Innenhof, in den
Gängen sowie in Thron- und Sängersaal – sakrale Musik und verträumte Melodien. „Alles im Sinne
von König Ludwig II.“, sagt er.
21. 8. 2009
18:07:33
Singt und leitet die königliche Abendmusik: Janet Chvatal.
Archiv-Foto: Lienert
Die künstlerische Leitung hat er
in die Hände von Janet Chvatal und
Marc Gremm gelegt, beide einst
beim Ludwig-Musical in Füssen.
Das Duo ist von Richters Idee begeistert. „Eine tolle Sache“,
schwärmt die frühere Sisi-Darstellerin Chvatal, die auf der Suche nach
künstlerischen Mitstreitern in den
USA (Pianist Jeff Johnson) und Irland (Flötist Brian Dunning) fündig
wurde. Aber auch heimische Künstler sind mit im Boot wie der Kirchenchor Seeg oder ein Allgäuer
Bläserquintett.
Bemerkenswert:
Alle Musiker treten ohne Gage auf.
Der Erlös kommt der Kinderkrebshilfe Königswinkel zugute.
O Karten für die Königliche Abendmusik
am Mittwoch, 26. August (20 Uhr), sind
nur im Vorverkauf erhältlich: Füssen aktuell (08362/94 01 74) und bei der Kurverwaltung Schwangau.