PwC Autofacts: Globales Wachstum
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PwC Autofacts: Globales Wachstum
www.pwc.de www.autofacts.com Globales Wachstum – Chance oder Risiko? Analyse und Prognose der Auto mobilproduktion in Deutschland, Europa und weltweit Fachbeitrag von Philippe Funda, publiziert im VDA-Konjunktur barometer August 2014 PwC AUTOFACTS – Dedicated to the Automotive Industry Seit 1985 unterstützt Autofacts Führungskräfte in der Automobilindustrie mit Strategie-Knowhow, fundierten Analysen und Prognosen. Damit ist Autofacts einer der Begründer der Industrieanalyse in ihrer heutigen Form und mit bald dreißig Jahren Erfahrung einer der führenden, unabhängigen Anbieter von Analysen und Prognosen rund um die Automobilindustrie. PwC Autofacts besteht aus einem internationalen Team von Industrieanalysten und Beratern. Eingebettet in das weltweite Netzwerk der PwC Global Automotive Practice mit ihren über 4.800 Automotive-Spezialisten in mehr als 50 Ländern, beschäftigen sie sich mit der Analyse und Prognose der Automobilindustrie, ihren wesentlichen Trends und Herausforderungen. Als Basis für die nachfolgenden Analysen der globalen Automobilproduktion dient die Autofacts Prognose- und Informationsdatenbank für Produktionsvolumen von Fahrzeugmodellen, deren Antriebssysteme sowie Informationen zu einzelnen Werken. In dieser, in der Branche einzigartigen, standardisierten Produktionsdatenbank sind aktuelle und zukünftige Produktionsvolumina für Fahrzeuge, Motoren- und Getriebekomponenten konsolidiert und stehen so online als eine faktenbasierte Entscheidungsgrundlage im Rahmen von Planungen, Due Diligence, Risikoanalysen, Benchmarking oder Strategieempfehlungen zur Verfügung. Detaillierte Informationen zu unseren Produkten und wie Autofacts auch Sie unterstützen kann, finden Sie auf: www.autofacts.com Die globale Automobilindustrie ist jetzt eine Wachstumsindustrie Das war durchaus nicht immer so. Bis zum Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 galt die Automobilindustrie als „reife“ Industrie ohne nennenswertes Wachstums- und Gewinnpotenzial. Seit Beginn des neuen Millenniums gab es in der Triade (EU, Nordamerika und Japan) als Ganzes betrachtet kein signifikantes Produktionswachstum mehr, die Margen schrumpften, Autos konnten den Konsumenten nur noch mit hohen Rabatten schmackhaft gemacht werden und China sowie der Rest der Welt spielten im Vergleich zu den Triade-Märkten lediglich eine untergeordnete Rolle. Seit 2009 hat sich vieles geändert. Durch die Krise wurden die Karten neu gemischt. Die globale Automobilindustrie ist heute eine Wachstumsindustrie (siehe Abb. 1), gekennzeichnet durch fast paralleles Wachstum von Triade, China und dem Rest der Welt. Viele der etablierten Märkte haben wieder an Fahrt aufgenommen. China hat sich als Wachstumslokomotive der 2 globalen Automobilindustrie etabliert, sodass es mehr als angebracht scheint, China aus der üblichen BRIC-Gruppierung der aufstrebenden Wachstumsmärkte herauszulösen und gesondert zu betrachten. Doch auch der Rest der Welt steht nicht still. Der aktuellen PwC Autofacts Prognose zufolge könnte die weltweite Automobilproduktion bereits 2017 die Marke von 100 Millionen produzierten Pkw und leichten Nutzfahrzeugen überschreiten und bis 2020 rund 109 Millionen Einheiten erreichen. Die Dreiteilung in Triade, China und Rest der Welt gibt zugleich den Rahmen für die nachfolgenden Analysen vor. Abb. 1 Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen nach Weltregionen CAGR* 98 - 08 CAGR* 09 - 20 China + 21,8% + 9,5% ROW + 8,7% + 6,7% Triade - 0,4% + 3,9% In Millionen Einheiten 50 40 30 20 10 2020 2018 2016 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 1998 - Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release, *) CAGR = Compound Annual Growth Rate Triade-Märkte haben wieder Fahrt aufgenommen Noch vor einigen Jahren schienen die etablierten Märkte abgemeldet zu sein. Absätze und Produktion waren 2008 und 2009 dramatisch eingebrochen, Fabriken wurden geschlossen und Kurzarbeit war an der Tagesordnung. Spätestens seit 2013 hat sich dieses Bild jedoch wieder gewandelt und die Automobilproduktion wächst parallel zur Produktion in den Entwicklungsund Schwellenländern. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede in der Entwicklung der einzelnen Länder. In Nordamerika haben sich die USA seit der Krise äußerst positiv entwickelt – viel besser, als von zahlreichen Analysten vor Jahren antizipiert. Ebenso befindet sich Mexiko im Aufwind. Viele namhafte Automobilhersteller investieren hier kräftig in den Aufbau neuer Produktionsstätten. Kanada hingegen legt den Rückwärtsgang ein. Dort gehen die aktuellen 3 Prognosen von einem Rückgang der Automobilproduktion aus, ähnlich wie in Japan. Und Europa? Hier geht es nach langer Talfahrt allmählich bergauf. Deutschland und Europa schalten einen Gang hoch Ist die Talsohle (endlich) erreicht? Diese Frage hat man sich in den vergangenen sechs Jahren immer wieder aufs Neue gestellt. In diesem Zeitraum – vom letztmaligen Höchststand 2007 bis 2013 – gingen die Neuzulassungen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen europaweit um 25 Prozent auf 13,7 Millionen Einheiten zurück. Mit Ausnahme von Österreich und der Schweiz hatten sämtliche andere europäischen Märkte zum Teil spürbare Rückgänge zu verkraften; so sanken beispielsweise die Neuzulassungen in Italien um 48,7 Prozent auf circa 1,4 Millionen neu registrierte Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Allein in diesem Markt betrug das Minus in Stückzahlen insgesamt mehr als 1,3 Millionen Fahrzeuge. Erfreulicherweise haben sich spätestens seit dem vierten Quartal 2013 die Anzeichen verdichtet, dass es langsam wieder voran geht. Stand heute blicken wir auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2014 zurück: In der EU sowie den Ländern der Europäischen Freihandelszone (EFTA) sind in den ersten sechs Monaten rund 7,6 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge neu zugelassen worden. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent. Auch die aktuellen Zahlen bestätigen die anhaltend gute Entwicklung in der EU + EFTA und weisen für Juli auf ein Wachstum von 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat hin. Allen voran die Top 5-Märkte (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) – die über 70 Prozent aller neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge in der mittlerweile 28 Länder umfassenden EU auf sich vereinigen – konnten deutliche Zuwächse verzeichnen: Insgesamt beliefen sich die Neuzulassungen im Juli auf circa 880.000 Fahrzeuge, was einem Plus von mehr als 5 Prozent im Vergleich zum Juli 2013 entspricht. Auf das Jahr 2014 gerechnet, geht PwC Autofacts gegenwärtig von einem Wachstum des Gesamtmarktes von circa 5 Prozent auf über 14 Millionen neu registrierte Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aus. Woher stammen diese Zuwächse also? Eine große Rolle für gegenwärtiges und zukünftiges Wachstum spielen die Ersatzkäufe zur Bestandserneuerung. In den Krisenjahren haben viele potenzielle Kunden die Anschaffung eines Neuwagens aufgeschoben, sodass der momentane Bestand überaltert ist und zunehmend ausgetauscht werden muss. Diese über die Jahre angestaute Nachfrage hat zwei wesentliche Folgen für den europäischen Automarkt: Zum einen könnte es zu einem vorübergehenden schlagartigen Anstieg von Neuzulassungen kommen, sobald sich die ökonomische Entwicklung, insbesondere in den einstigen Krisenländern, 4 stabilisiert hat. Zum anderen besitzen gerade die Top 5-Märkte, denen aufgrund ihrer hohen Motorisierungsdichte für die Zukunft nur noch geringes Wachstumspotenzial zugesprochen wird, aus Sicht von PwC Autofacts gegenwärtig das größte Erneuerungs- und damit Verkaufspotenzial. Denn allein diese fünf Märkte vereinen rund 70 Prozent des gesamten PkwBestandes in der EU + EFTA in Höhe von circa 245 Millionen Pkw auf sich. Nach einer aktuellen PwC Autofacts-Analyse ist das Pkw-Durchschnittsalter in den Top 5Märkten von 2007 bis 2013 um 1,1 Jahre auf insgesamt 9,2 Jahre angestiegen. In Großbritannien ist der Bestand mit 7,7 Jahren noch vergleichsweise „jung“. Dagegen liegt das Durchschnittsalter in Frankreich bei über 8 Jahren und in Deutschland sogar bei fast neun Jahren. Den größten Anstieg haben Italien und Spanien zu verzeichnen, wo der Pkw-Bestand mittlerweile zehn bzw. über 11 Jahre alt ist. Unterm Strich haben damit diese Märkte das Potenzial, zu den Zugpferden eines zukünftigen europäischen Aufschwungs zu werden. Auch im Hinblick auf die Produktion hat sich das Bild im Vergleich zu den Krisenjahren gewandelt. Insgesamt geht PwC Autofacts davon aus, dass die europäische Automobilproduktion in diesem Jahr um 5,4 Prozent auf 16,8 Millionen Einheiten wachsen wird. Bis zum Jahr 2020 könnte die Produktionsmenge abermals um 20 Prozent auf 19,2 Millionen Einheiten steigen. Hierfür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist die allgemeine Erholung des europäischen Marktes dafür verantwortlich, die in den nächsten Jahren weiter an Fahrt aufnehmen könnte, insbesondere durch den nicht unerheblichen Nachholbedarf. Zum anderen wird die Endmontage einzelner Modelle von Übersee nach Europa verlagert. Prominente Beispiele hierfür sind der Fiat 500, der voraussichtlich ab 2016 nicht mehr in Mexiko, sondern in Polen produziert werden dürfte, der Nissan Micra, dessen Fertigung voraussichtlich ebenfalls ab 2016 zumindest teilweise von Indien nach Frankreich wandert und der Opel Mokka, der ab dem dritten Quartal 2014 von den Bändern des GM (General Motors) Werkes im spanischen Saragossa rollt und nicht mehr länger im südkoreanischen Bupyeong produziert wird. Trotz dieser Produktionszuwächse ist der in Folge der Krise eingeleitete Kapazitätsabbau bei einigen Automobilherstellern immer noch nicht abgeschlossen. So wird zum Beispiel 2014 die Produktion im Ford-Werk Genk (Belgien) eingestellt und auch das Opel-Werk in Bochum soll Ende dieses Jahres für immer seine Tore schließen. Diesem generellen Kapazitätsabbau stehen langfristig nur Kapazitätserweiterungen vereinzelter, vor allem deutscher und koreanischer, Hersteller gegenüber, sodass PwC Autofacts mit einer langfristigen Erhöhung der Auslastungsrate im EU-Durchschnitt um acht Prozentpunkte von 76,7 Prozent im Jahr 2013 auf solide 84,7 Prozent im Jahr 2020 rechnet. 5 Auch wenn die europäische Produktion insgesamt wieder ansteigt, sollte das Gesamtbild nicht darüber hinwegtäuschen, dass es wahrscheinlich auch im Wettbewerb der europäischen Produktionsstandorte Gewinner und Verlierer gibt (siehe Abb. 2). Innerhalb der Top 5-Länder werden Frankreich und Italien deutlich unter ihren zur Jahrtausendwende erreichten Produktionsvolumen bleiben, so die aktuelle PwC Autofacts-Prognose, während die Automobilproduktion in Großbritannien, Spanien und vor allem Deutschland voraussichtlich weiter zulegen könnte. Weitere Gewinner finden sich im Zentrum Europas: In den neuen EULändern haben die Hersteller bereits vor Jahren mit dem Aufbau von Produktionsstätten begonnen. Hier könnten bis 2020 insgesamt bis zu 3,7 Millionen Einheiten gefertigt werden. Mit einem Plus von 161 Prozent oder 2,3 Millionen Einheiten gegenüber dem Jahr 2000 scheint in Polen, Rumänien, der Slowakei, Ungarn und der Tschechischen Republik eine Wachstumsstory möglich. Abb. 2 Entwicklung der Produktionsvolumen in den Top 5-Ländern Europas In Millionen Einheiten - 19% - 54% + 43% + 21% Deutschland 1990 Frankreich 1995 2000 Italien 2005 2010 Spanien 2015 Prognose 1.5 1.7 1.8 1.8 1.4 1.6 1.8 2.9 2.6 2.4 2.5 2.9 2.0 2.2 1.0 0.8 0.9 1.0 2.1 1.6 1.7 2.2 1.9 2.1 2.6 2.3 3.3 3.5 4.1 3.9 4.8 5.2 5.4 6.0 6.4 + 54% Großbritannien 2020 Prognose Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release Insbesondere Deutschland könnte weiterhin von den zukünftigen globalen Entwicklungen profitieren, denn die deutschen Automobilhersteller haben in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht. In der Krise haben sie ihre Produktionskapazitäten beibehalten und ihr Produktportfolio über die Jahre konsequent verdichtet - ein Trend, der auch in Zukunft weiter anhalten dürfte. Jedoch eignen sich Derivate und Nischenprodukte aufgrund ihres geringeren Absatzpotenzials nur bedingt für eine Internationalisierung der Produktion. Prominente 6 Beispiele sind der BMW i3 und i8, der Mercedes SL und der Audi R8. Diese und weitere Modelle werden folglich auch in Zukunft in Deutschland produziert. Darüber hinaus haben die deutschen OEMs mit ihren Produkten auf die richtigen Märkte gesetzt (insbesondere USA und China), und bauen ihre Produktion konsequent in strategisch wichtigen Märkten wie beispielsweise China oder Mexiko aus (siehe Abb. 3). Abb. 3 Entwicklung der globalen Produktionsvolumina deutscher Automobilhersteller In Millionen Einheiten + 38,8 % 20 + 12,2% + 62,8% + 54,4% + 71,8% + 44,4% + 95,3% 18.7 18 16 14 13.5 12 10 8 6 4.7 5.3 5.3 4 2.7 3.6 3.4 1.2 2 2.0 0.9 1.3 0.6 1.2 0 Gesamt Deutschland Rest EU 2013 China NAFTA SA RoW 2020 Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release Darüber hinaus bleibt Deutschland als Produktionsstandort im internationalen Vergleich weiterhin attraktiv. Dies liegt zum einen an der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte, zum anderen an einem weltweit einzigartigen, komplexen Zuliefernetzwerk, das insbesondere in Zeiten immer größer werdender Innovationsnotwendigkeit zunehmend an strategischer Bedeutung gewinnt. NAFTA im Aufwind Innerhalb der großen Automobilregionen dieser Welt belegt die NAFTA-Region – bestehend aus Kanada, USA und Mexiko – bei Absatz und Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen den zweiten Platz hinter China. Der Entwicklung der USA als größtem Einzelmarkt in dieser Region gebührt dabei besondere Aufmerksamkeit. Nach dem krisenbedingten Absatzeinbruch bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auf 10,4 Millionen Einheiten, der Insolvenz von General Motors und Chrysler, sowie etlichen Werksschließungen in ganz Nordamerika, haben sich die 7 Absätze bis 2013 um 49 Prozent auf 15,5 Millionen Einheiten erholt und damit fast wieder Vorkrisenniveau erreicht. Im vergangenen Jahr belief sich der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr auf 7,6 Prozent und ein weiteres Jahr zurück sogar auf 13,4 Prozent. Nach sehr guten Zahlen für das erste Halbjahr 2014 erwartet PwC Autofacts für das Gesamtjahr eine weitere Steigerung auf rund 16,2 Millionen Einheiten. Damit steht fest: Der US-Automobilmarkt hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Wesentliche Ursache für die deutliche Wiederbelebung des Absatzes ist das mittlerweile hohe Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf US-amerikanischen Straßen. Mit durchschnittlich 11 bis 12 Jahren hat es einen historischen Höchststand erreicht. Jedoch dürften es wohl eher die niedrigen Zinssätze für Autokredite sein, die sich seit 2011 nahe an den historischen Tiefstständen bewegen, die vielen Autointeressenten erst den nötigen Anreiz bieten, ihren „Alten“ tatsächlich durch einen Neuwagen zu ersetzen. Die Finanzierung von Autokäufen stellt in den USA traditionell eine tragende Säule des Neuwagenabsatzes dar. So lag der durchschnittliche Zinssatz im Juni 2014 bei 4,4 Prozent und damit um drei Prozentpunkte niedriger als noch im Juni des Jahres 2007. Jedoch könnte es mit den dauerhaft niedrigen Zinsen recht bald vorbei sein, falls die US-Notenbank Federal Reserve die Leitzinsen anhebt, wie von einigen Mitgliedern des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses bei einer Ausschusssitzung im Juli gefordert. Kommt es infolge dessen zu einer Erhöhung der Finanzierungskosten, so birgt das ein nicht unerhebliches Risiko für die künftige Entwicklung der Neuzulassungen. Es bleibt abzuwarten, ob der Markt stabil genug ist, eine solche Erhöhung zu verkraften oder ob dadurch vermehrt Kunden in den Gebrauchtwagenmarkt abgedrängt werden. Des Weiteren werden die Verkäufe der bei US-Amerikanern allseits beliebten Pick-upTrucks von zwei weiteren Faktoren beeinflusst: Zum einen vom Treibstoffpreis, der tendenziell fällt und gemäß den Projektionen der U.S. Energy Information Administration auch im nächsten Jahr voraussichtlich weiter sinken wird; zum anderen von der beginnenden Erholung des Immobilienmarkts, da Pickups unter anderem von den im Hausbau engagierten Handwerkern genutzt werden. Halten diese Entwicklungen an, könnten sie dem Absatz von Pick-up-Trucks zusätzlichen Auftrieb geben. Ebenso geht es mit der Fahrzeugproduktion deutlich bergauf. Ein Blick auf die Produktionsentwicklung in Nordamerika zeigt, dass die Automobilproduktion bereits 2010, ein Jahr nach der Krise, allein in den USA wieder um 2 Millionen Einheiten zugelegt hat. In der NAFTA-Region ist die Produktion um fast 3,4 Millionen Einheiten gestiegen. 8 Abb. 4 Entwicklung der Automobilproduktion in Mexiko CAGR 09 - 20 2.2 3.2 3.1 3.0 2.8 2.8 4.3 Europäische Hersteller + 11,6% Asiatische Hersteller + 12,6% Amerikanische Hersteller + 6,7% 1.5 2.1 2.0 1.9 2 1.6 3 2.5 4 3.6 4.0 5 4.3 In Millionen Einheiten 1 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 0 Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release Für das laufende Jahr 2014 geht PwC Autofacts von einer nordamerikanischen Gesamtproduktion von rund 16,9 Millionen Einheiten aus, was einer beachtlichen Steigerung um 98 Prozent gegenüber 2009 entspricht. Bis zum Ende des Jahrzehnts dürfte die Produktion gemäß der aktuellen Prognose voraussichtlich um weitere 15 Prozent auf dann 19,5 Millionen Einheiten zulegen. Allerdings werden US-amerikanische Autohersteller sehr wahrscheinlich keine neuen Höchststände erreichen. Die von PwC Autofacts prognostizierten Zuwächse in der Region stammen vornehmlich von neuen lokalen Produktionsstätten asiatischer OEMs und europäischer bzw. überwiegend deutscher Hersteller. Davon profitieren die USA und Mexiko, wenngleich auf unterschiedliche Weise: Während in den USA überwiegend bestehende Werke erweitert werden und so die Gesamtkapazität voraussichtlich um 20,7 Prozent auf 14,6 Millionen Einheiten im Jahr 2020 steigt, resultiert die Kapazitätserweiterung in Mexiko überwiegend aus der Eröffnung neuer Produktionsstätten. Hier könnte die Kapazität bis 2020 um rund zwei Millionen Einheiten auf 5,1 Millionen Einheiten erweitert werden. Zudem dürfte die Produktion in Mexiko von 2013 bis 2020 um knapp 1,5 Millionen Einheiten auf 4,3 Millionen Einheiten im Jahr 2020 zulegen – ein deutliches Plus von 51,6 Prozent (siehe Abb. 4). 9 Abb. 5 Entwicklung der Automobilproduktion in den USA CAGR 09 - 20 In Millionen Einheiten 13.3 13.2 12.8 12.8 12.1 12.0 11.5 11.0 10.1 Europäische Hersteller + 13,4% Asiatische Hersteller + 7,4% Amerikanische Hersteller + 7,0% 5.6 8 8.5 10 7.6 8.5 12 Produktion + 7,7 Millionen 10.5 14 10.9 16 Produktion - 6,0 Millionen 11.6 18 6 4 2 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 0 Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release In den USA könnte die Produktion im Zeitraum von 2013 bis 2020 um weitere 2,4 Millionen auf insgesamt 13,3 Millionen Einheiten wachsen (siehe Abb. 5). Das Schlusslicht dieses Trios ist Kanada. Gegenwärtig sind keine neuen Fertigungsstätten angekündigt. Vielmehr könnten Werke geschlossen und Produktion nach Mexiko bzw. in die USA verlagert werden, was sich in der aktuellen Prognose widerspiegelt: Für 2020 wird für Kanada ein Produktionsvolumen von nur noch 1,8 Millionen Einheiten erwartet, ein Rückgang um knapp 25 Prozent gegenüber 2013. Japans Automobilproduktion im Rückwärtsgang Die entwickelten Industrienationen Asiens könnten gemäß PwC Autofacts-Prognosen bis Ende des Jahrzehnts rund 5,5 Prozent an Produktion gegenüber 2013 verlieren. Hauptverantwortlich dafür ist Japan, das gewissermaßen der Prototyp für die sich abzeichnenden „europäischen Probleme“ ist: eine sehr hohe Motorisierungsdichte und eine alternde Gesellschaft. Fast jeder vierte Japaner ist über 65 Jahre alt, die Zahl der Erwerbstätigen sinkt Jahr für Jahr. Zudem tritt – ähnlich wie in den USA – die Generation der Babyboomer bald in den Ruhestand. Damit entfällt bei dieser Generation der Weg zur Arbeit – ein gewichtiger Grund für die Anschaffung und Nutzung eines Automobils. Darüber hinaus hat der über lange Jahre hinweg starke Yen bislang die Exporte verteuert, weshalb die japanischen Hersteller ihre Produktion verstärkt in den jeweiligen Absatzregionen und nicht in Japan ausbauen. Jedoch hat der Yen seit Anfang 10 2013 hat gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner Japans deutlich an Wert verloren. Ursache ist die Wirtschaftspolitik der gegenwärtigen Regierung, die auf eine Reflationierung der Wirtschaft mittels Notenpresse und kreditfinanzierter Konjunkturprogramme abzielt sowie auf eine Schwächung der japanischen Währung. Mit dieser Strategie der „Abenomics“ – in Anlehnung an den konservativen Regierungschef Shinzo Abe – soll Japan nicht nur die Deflation überwinden und langfristig das Wachstumspotenzial des Landes erhöht werden; vielmehr soll die Inflation auch dabei helfen, den immensen Schuldenberg des Landes abzutragen. Ein weiterer Effekt ist, dass sich infolge der von der Regierung erwünschten Abwertung des Yen Exporte deutlich verbilligen. Durch diese Maßnahmen gewinnt eine Produktion im Heimatland für die japanischen Hersteller wieder an Attraktivität. Einige haben bereits ihre Strategie angepasst, um Modelle mit hohen Volumina im Land zu halten, bis eine anziehende Auslandsnachfrage nach diesen Modellen eine Lokalisierung rechtfertigt. Mittel- bis langfristig geht PwC Autofacts dennoch davon aus, dass die japanischen OEMs weiter Produktion im Ausland aufbauen werden, nicht zuletzt um Risiken infolge von Währungsschwankungen zu vermeiden. So könnte die japanische Automobilproduktion bis 2020 um 6,5 Prozent gegenüber 2013 auf circa 8,3 Millionen Fahrzeuge zurückgehen. In Japan ist also kein neues Wachstum zu erwarten – ganz im Gegensatz zur asiatischen Nachbarschaft. China bleibt Wachstumslokomotive der Automobilindustrie China überragt alle anderen Automobilländer der Welt. Mit über 20 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen waren die Neuzulassungen im Jahr 2013 weltweit Spitze und betrugen mehr als das Sechsfache des deutschen Marktes. Gleichfalls Weltspitze ist die chinesische Produktion von 19,3 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Dimensionen, die die lange Zeit führenden Weltregionen Nordamerika und Europa nicht erst seit diesem Jahr in den Schatten stellen. Auch für die kommenden Jahre erwartet PwC Autofacts in China stetiges Wachstum. Von 2013 bis 2020 ist eine signifikante Steigerung von Produktion und Neuzulassungen möglich. Passé sind aber die hohen zweistelligen Wachstumsraten der vorangegangen Jahre. Aktuelle Prognosen gehen für dieses und nächstes Jahr von rund zehn Prozent mehr Neuzulassungen aus, in den folgenden Jahren dann von drei bis sechs Prozent plus. Die Tier 1Metropolen sind für chinesische Verhältnisse schon heute weitgehend gesättigt – der Großteil des weiteren Nachfragewachstums wird also in den Städten auf Tier 2 und 3-Ebene auftreten. Entscheidend für die Höhe des Wachstums ist, ob es der chinesischen Zentralregierung gelingt, die Entwicklung dieser Regionen im geplanten Maß voranzutreiben. Falls nicht, könnte das Wachstum geringer ausfallen. 11 Ähnliches gilt für die Produktion. Sie dürfte in den nächsten zwei Jahren um je rund zehn Prozent wachsen. Die Zuwächse danach könnten mit zwei bis sieben Prozent pro Jahr deutlich moderater ausfallen. In jedem Fall bleibt dieses Wachstum allein aufgrund der Größe des chinesischen Marktes eindrucksvoll. Zusammengefasst erwartet PwC Autofacts eine Steigerung der Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 57 Prozent auf 30,3 Millionen Fahrzeuge bis 2020 (siehe Abb. 6). Dies entspräche einem absoluten Zuwachs von mehr als 11 Millionen Einheiten und einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von 7,4 Prozent. Derzeit ist nirgendwo sonst auf der Welt mehr Wachstum möglich. Abb. 6 Produktionsentwicklung der chinesischen Automobilindustrie CAGR 09 - 20 In Millionen Einheiten 35 Indien + 87,8% USA + 13,4% Japan und Korea + 8,4% + 13,2% 5 EU Top 4: Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien - China (inkl. chin. JVMarken) 30 25 20 15 + 7,4% 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 10 Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release Woran liegt das? Anders als in Europa sind Chinas Autokäufer vielfach Erstkäufer. Angesichts dieses immensen Neubedarfs sind für Hersteller selbst bei abnehmenden relativen Marktanteilen absolute Absatzsteigerungen möglich. Weder Volumen- noch Premiumhersteller lassen sich diese Chance entgehen und haben meist bereits vor Jahren damit begonnen, Produktion lokal anzusiedeln. Weitere, wie der zur indischen Tata-Gruppe gehörige Autobauer Jaguar-Land Rover, werden in naher Zukunft folgen, denn Chinas Wachstum braucht zusätzliche Kapazitäten. PwC Autofacts geht davon aus, dass die Produktionskapazitäten von rund 25,6 Millionen Fahrzeugen 2013 bis zum Ende des Jahrzehnts um weitere 47 Prozent steigen werden. 12 Die chinesischen Hersteller könnten 2020 insgesamt rund 11,8 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in China produzieren. Mit einem Plus von 3,7 Millionen Fahrzeugen läge ihr Anteil am gesamten stückzahlenmäßigen Wachstum im Zeitraum von 2013 bis 2020 dann immerhin bei 33 Prozent. Demgegenüber dürften die internationalen Automobilproduzenten mit einem Plus von 7,4 Millionen Fahrzeugen auf dann rund 18,5 Millionen Einheiten bis 2020 viel stärker zulegen. Der Löwenanteil am Wachstum ausländischer Produzenten von 37 Prozent entfällt dabei auf europäische OEMs, dicht gefolgt von japanischen und koreanischen Herstellern mit 36 Prozent, den US-Produzenten mit 25 Prozent sowie indischen Herstellern mit 2 Prozent. Insgesamt könnten sich die Gewichte in den kommenden Jahren also zu Gunsten der internationalen Hersteller verschieben und der chinesische Anteil (inkl. chinesischer Joint Venture Marken) an der Gesamtproduktion bis 2020 auf rund 39 Prozent fallen, von 47 Prozent im Jahr 2005. Was passiert im Rest der Welt? Auch die verbleibenden knapp 30 Länder, die über Automobilproduktion verfügen, dürften in den kommenden Jahren deutlich zulegen: Laut PwC Autofacts Prognose um 44 Prozent im Zeitraum von 2013 auf 2020 auf 32 Millionen Einheiten. Allerdings würde es den Rahmen sprengen, jeden einzeln behandeln zu wollen, darum sollen nachfolgend die ASEAN-Staaten als weitere große Potenzialregion sowie die BRI-C-Märkte, Brasilien, Russland und Indien betrachtet werden, die bis 2020 zusammen voraussichtlich ca. zwei Drittel der übrigen Automobilproduktion auf sich vereinen. ASEAN-Staaten auf Wachstumskurs In Asien ist nicht nur China ein Wachstumsmotor für die Automobilindustrie. Die zweite große Potenzialregion befindet sich ebenso im asiatisch-pazifischen Raum: die ASEAN-Staaten Südostasiens. Von der europäischen Automobilindustrie lange Zeit als Entwicklungsregion behandelt, nutzen die japanischen Hersteller diese Region bereits seit Jahren als „verlängerte Werkbank“. Ein Blick auf die Entwicklung der Neuzulassungen von Pkw und Nutzfahrzeugen im Zeitraum von 2007 bis 2013 zeigt, dass insbesondere Indonesien und Thailand deutlich zugelegt haben. In Indonesien hat sich die Zahl der Neuzulassungen im betrachteten Zeitraum mehr als verdoppelt und lag 2013 bei 1,2 Millionen Einheiten. Der thailändische Fahrzeugmarkt wuchs in dieser Zeit ebenfalls rasant: Hier ist die Zahl der neu registrierten Pkw sogar um den Faktor 13 vier auf über 665.000 Einheiten gestiegen. Ebenso hat der Markt für Nutzfahrzeuge um gut 44 Prozent auf rund 670.000 Einheiten zugelegt. Damit ist Thailand, gemessen an den Neuzulassungen, der zweitgrößte Markt für Pkw hinter Indonesien und im Bereich der Nutzfahrzeuge bereits seit Jahren die Nummer eins – auch wenn sich die Marktsituation zuletzt eingetrübt hat. Gemeinsam mit Malaysia, Vietnam und den Philippinen wurden in diesen fünf Ländern im Jahr 2013 insgesamt 3,5 Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge neu registriert, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 11,2 Prozent innerhalb der vergangenen sechs Jahre entspricht. Und es gibt noch ausreichend Luft nach oben. Dafür sprechen die demografischen sowie ökonomischen Rahmenbedingungen sowie eine Motorisierungsdichte auf nach wie vor sehr niedrigem Niveau. Unterm Strich ist in diesen Märkten mit weiterem Absatzwachstum auf deutlich über 4 Millionen Einheiten bis zum Ende des Jahrzehnts zu rechnen. Die ASEAN-Staaten sind aber nicht nur Absatzmärkte. In fünf Ländern – Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Thailand sowie Vietnam – unterhalten Automobilhersteller derzeit Produktionsstätten zur Fertigung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Von 2007 bis 2013 ist die Automobilproduktion dort von 2,2 auf 4,2 Millionen Einheiten gestiegen – ein Plus, das zunehmend auch in den regionalen und globalen Export geht. Grundsätzlich profitiert die Region als Produktionsstandort, aber auch als Absatzmarkt, von einer Reihe von Abkommen und Initiativen. So fördert beispielsweise die thailändische Regierung den Ausbau der lokalen Automobilproduktion durch das Eco Car Programm. Im Rahmen der Phase II bewarben sich zehn Unternehmen, darunter auch VW, um Förderung von Produktionsstätten mit einer Kapazität von über 1,5 Millionen Einheiten. Zudem haben die ASEAN-Staaten bereits im Jahr 2003 eine Wirtschaftsgemeinschaft gegründet. Dahinter stehen mehrere bi- und multilaterale Vereinbarungen, die auf eine starke wirtschaftliche Integration sowie den Abbau der Handelsbarrieren zwischen den Mitgliedstaaten abzielen. Auch bestehen seit einigen Jahren Freihandelsabkommen mit wichtigen Handelspartnern wie China, Indien und Südkorea. Seit 2008 besteht zudem ein Abkommen mit Japan über eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit, was gerade für die japanischen Hersteller von Vorteil ist. Wie vorteilhaft, zeigt ein Blick auf deren Produktion. Im vergangenen Jahr lag ihr Anteil an der Gesamtproduktion von 4,2 Millionen Fahrzeugen bei 87,9 Prozent. Die Japaner spielen hier ganz klar in einer eigenen Liga, und auch wenn sie in den kommenden Jahren einige Prozentpunkte gegenüber ihren Konkurrenten einbüßen werden, sind tektonische Verschiebungen in der Produktionszusammensetzung eher unwahrscheinlich. Insgesamt geht PwC Autofacts von einem Anstieg der Produktion bis 2020 auf 6,5 Millionen Einheiten aus (siehe Abb. 7). Der Großteil des Wachstums in Höhe von 2,3 Millionen Fahrzeugen entfällt auf 14 die japanischen Hersteller mit 1,6 Millionen Fahrzeugen. Darüber hinaus sind es vor allem die US-amerikanischen sowie indischen Produzenten, die ihre lokale Produktion sehr wahrscheinlich um rund 400.000 bzw. 140.000 Fahrzeuge ausweiten werden. Der Anteil der europäischen, koreanischen und chinesischen Hersteller wird auf absehbare Zeit marginal bleiben. Abb. 7 Entwicklung der Automobilproduktion in den ASEAN-Staaten CAGR 09 - 20 3 6.5 6.4 5.9 2.8 4 4.2 3.9 5 4.2 5.1 6 5.5 7 6.3 In Millionen Einheiten 2 Vietnam + 5,6% Philippines + 3,4% Malaysia + 7,1% Indonesia + 13,6% Thailand + 12,3% 1 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 - Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release Obgleich der Markt für Premiumprodukte in diesen Ländern aufgrund eines immer noch sehr geringen BIP-pro-Kopf derzeit limitiert ist, weisen die ASEAN-Top 5-Länder für die Zukunft ein erhebliches Marktpotenzial auf, das nach Ansicht der PwC Autofacts Experten mittelfristig sogar deutlich über dem von Indien liegen könnte. Um auch hier zukünftig ganz vorne mitspielen zu können, sind weitere lokale Anstrengungen der Automobilindustrie notwendig. BRI-Staaten (langfristig) auf Wachstumskurs So heterogen wie die BRI-Märkte in sozio-kultureller, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht sein mögen, eine Gemeinsamkeit haben sie: In letzter Zeit bleiben sie merklich hinter den Erwartungen zurück. Langfristig sieht PwC Autofacts jedoch alle drei Länder als Zugpferde der globalen Automobilindustrie (siehe Abb. 8). 15 Abb. 8 Entwicklung der Automobilproduktion in Brasilien, Russland und Indien CAGR 09 - 20 7.5 6.5 9.7 8.8 8.9 8.9 14.1 12.9 5.9 5.2 6 4.7 8 6.0 10 8.4 12 10.7 14 11.8 16 13.6 In Millionen Einheiten Russland + 14,7% Indien + 8,8% Brasilien + 5,4% 4 2 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 - Quelle: PwC Autofacts 2014 Q3 Forecast Release In Indien ist die Fahrzeugproduktion nach mehr als zehn Jahren stetigen Wachstums im Jahr 2013 um 5,8 Prozent auf 3,4 Millionen Einheiten gesunken und lag damit nur geringfügig über dem Niveau von 2011. Für das aktuelle Jahr geht PwC Autofacts lediglich von einer marginalen Steigerung der Automobilproduktion um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, vornehmlich aufgrund stärkerer Exporte. Jedoch scheint sich ebenfalls bei der lokalen Nachfrage ein Silberstreif am Horizont abzuzeichnen. So wurden im Mai und Juni dieses Jahres wieder mehr Neufahrzeuge abgesetzt, teilweise bedingt durch die Verlängerung steuerlicher Vergünstigungen bis Dezember 2014. Ebenso hat sich das Konsumklima seit Beginn des Jahres wieder verbessert und es ist damit zu rechnen, dass sich dieser Trend für den Rest des Jahres fortsetzt. Kurzfristige Schwankungen ausgeklammert, könnte die Fahrzeugproduktion von 2013 bis 2020 um 2,6 Millionen Fahrzeuge auf rund 6 Millionen Einheiten steigen. Damit ist auch klar, dass ein Volumenwachstum und eine Wachstumsstory chinesischer Art auf absehbare Zeit nicht zu erwarten sind. Dazu ist das indische BIP-pro-Kopf nach wie vor zu niedrig. Es hat sich zwar seit 2003 fast verdreifacht, lag aber auch 2013 mit rund 1.570 US-Dollar je Einwohner deutlich unter dem der anderen BRIC-Länder. Indien wird zwar reicher, doch für die breite Bevölkerung dürfte ein eigenes Auto erst einmal Wunschtraum bleiben. In Brasilien sind die Neuzulassungen aufgrund eines schwachen Konsumklimas bereits seit dem letzten Jahr tendenziell rückläufig. Dieser Trend zeigt sich auch in der Automobilproduktion, die auf das Gesamtjahr 2014 gerechnet um 1,4 Prozent auf 3,5 Millionen Fahrzeuge 16 zurückgehen könnte. Allerdings dürfte die Produktion bereits im kommenden Jahr wieder leicht anziehen und bis Ende des Jahrzehnts um 47,1 Prozent gegenüber 2013 auf 5,2 Millionen Einheiten steigen. Die voraussichtliche Wiederwahl der Rousseff-Regierung im Oktober könnte dem Automobilsektor hierbei zusätzlichen Auftrieb verleihen. Deren Politik zielte bislang darauf ab, Anreize für Investitionen zu schaffen sowie die Automobilindustrie in Brasilien zu stärken. Russlands Wirtschaft und insbesondere die Automobilindustrie werden derzeit vor allem durch die Ukraine-Krise und die Sanktionen der USA sowie der EU belastet. Dies hat auf beiden Seiten zu Verunsicherungen bei Konsumenten wie Unternehmen geführt. Mehr noch könnte es infolge dessen zu einem gefährlichen Wechselspiel von Sanktionen und Gegensanktionen kommen. So diskutiert die russische Regierung gegenwärtig ein Importverbot von Fahrzeugen aus der EU. Als Alternative dazu wird die Neuauflage von Kaufanreizprogrammen für Neuwagen in Betracht gezogen. Während Letzteres ähnlich wie bereit 2013 dazu beitragen könnte, dass der lokale Markt stimuliert wird, dürfte ein Importverbot sehr wahrscheinlich einen weiteren Einbruch des russischen Automobilmarktes nach sich ziehen. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen, jedoch haben sich Autoimporte infolge einer Abwertung des Rubels verteuert. Unterm Strich gaben die Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2014 um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach. Für das Gesamtjahr 2014 scheint aktuellen PwC-Autofacts Prognosen zufolge ein Marktrückgang von knapp 13 Prozent auf 2,4 Millionen neuzugelassene Pkw und leichte Nutzfahrzeuge wahrscheinlich. Auch auf der Produktionsseite ist eine weitere Verschärfung der Lage möglich: Bestandteil der Sanktionen ist unter anderem ein Exportverbot von sogenannten Dual-Use-Gütern, also von Waren, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt werden könnten. Dies dürfte in den folgenden Monaten auf russischer Seite mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Engpass bei Maschinen und Zulieferteilen für die Automobilproduktion führen, der nicht kurzfristig ausgeglichen werden kann, da Russland selbst nicht über eine starke Zulieferindustrie verfügt. Ein solcher Engpass bliebe auch für die deutschen Hersteller nicht ohne Konsequenzen. Sie haben im letzten Jahr circa 390.000 Fahrzeuge in Russland abgesetzt, von denen rund 60 Prozent lokal gefertigt wurden. Das Exportverbot von Dual-Use Gütern könnte folglich die bereits bestehende lokale Produktion behindern. Sollte sich Russland darüber hinaus zu einem Importverbot europäischer Fahrzeuge entschließen, könnten die Hersteller kaum mit einer Ausweitung der lokalen Produktion gegensteuern um die Nachfrage zu bedienen. Für das aktuelle Jahr rechnet PwC Autofacts mit einem Produktionsrückgang von 4,7 Prozent auf 1,9 Millionen Einheiten. Von diesen kurzfristigen Verwerfungen einmal abgesehen, gilt 17 Russland nach wie vor als Potenzialmarkt: Die Produktion könnte bis 2020 wieder auf 2,9 Millionen Einheiten ansteigen, was einem Wachstum von 44,8 Prozent gegenüber 2013 entspricht Der Ausblick: Globales Wachstum – Chancen und Risiken! Infolge der Globalisierung verlagert sich das Produktionswachstum zusehends in Richtung der Wachstumsregionen und -märkte. Dieser Prozess stellt die Automobilhersteller vor neue Herausforderungen, die sämtliche strategische und organisatorische Ebenen umfassen und von denen hier nur einige wenige als Denkanstoß aufgeführt werden sollen: Wie sinnvoll ist es zum Beispiel, die zukünftige Produktentwicklung in den Triade-Staaten zu belassen, wenn ein Großteil der zukünftig produzierten Autos in ganz anderen Märkten verkauft wird? Wie können Automobilhersteller generell auf immer unterschiedlicher werdende Anforderungen verschiedener Märkte reagieren und dabei trotzdem profitabel bleiben? Wie kann ein Markenimage gestaltet werden, das Verbraucherpräferenzen in unterschiedlichen Ländern gleichermaßen anspricht? Wie schnell werden Händler-und Servicenetzwerke den neu aufgebauten Produktionsanlagen in die neuen Märkte folgen? Und wie wird die Zulieferindustrie im Zuge der immer weiter fortschreitenden globalen Produktionslokalisierung umgestaltet? Auf diese und weitere Fragen gilt es bereits heute die passenden Antworten zu finden. Einige davon erfordern ein Umdenken – jedoch versprechen diese Herausforderungen für alle Beteiligten auch erhebliche Potenziale. Wir bedanken uns bei Dorian von Karsa, der die Erstellung dieses Artikels unterstützt hat. 18 Save-the-Date PwC Autofacts Seminar – 6. November 2014 Bitte senden Sie mir eine Einladung. Sehr geehrte Leser und Leserinnen, wir möchte Sie zu einem kostenlosen Autofacts-Seminar nach Stuttgart einladen. In einer ganztägigen Veranstaltung werden wir Ihnen die aktuellen Analysen und Prognosen von Autofacts vorstellen und in interaktiven Workshops auf weitere wichtige Themen der Automobilindustrie vertieft eingehen. Ihre Ansprechpartner Felix Kuhnert Partner Automotive Industry Leader Deutschland und Europa Tel.: +49 711 25034 - 3309 E-Mail: felix.kuhnert@de.pwc.com Christoph Stürmer Senior Manager Autofacts Global Lead Analyst Tel.: +49 69 9585-6269 E-Mail: christoph.stuermer@de.pwc.com Philippe Funda Senior Consultant Autofacts EU & MEA Lead Analyst Tel.: +49 711 25034-1137 E-Mail: philippe.funda@de.pwc.com Autofacts © August 2014 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. www.pwc.de