Unterschiede der Kulturen

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Unterschiede der Kulturen
Unterschiede der Kulturen:
Eine Analyse und Bewertung
kulturvergleichender Studien unter
Aufnahme ausgewählter Länder
Diplomarbeit
im Studiengang „Sprachen-, Wirtschafts- und
Kulturraumstudien“ der Universität Passau
Vorgelegt von:
Jens Walther
Große Messergasse 6
94032 Passau
jb.walther@gmx.de
Eingereicht am Lehrstuhl für
Allgemeine Pädagogik:
Professor Dr. Guido Pollak
Juli 2006
Inhaltsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis................................................................................................. II
Vorwort ..................................................................................................................V
1
Einleitung..................................................................................................1
1.1
Zielsetzung.................................................................................................2
1.2
Aufbau........................................................................................................2
2
Begriffserklärung und Definitionen .......................................................3
2.1
Kultur .........................................................................................................3
2.2
2.2.1
Ebenen und Ausdrucksformen von Kultur ................................................5
Werte und Verhalten ..................................................................................7
2.3
2.3.1
2.3.2
2.3.3
2.3.4
2.3.5
2.3.5.1
2.3.5.2
Kulturvergleichende Forschung.................................................................8
Kulturdimensionen nach Hofstede.............................................................9
Zur Messbarkeit von Kulturen .................................................................10
Nationen als Untersuchungsgegenstand für Kulturen..............................11
Emische und etische Perspektive .............................................................11
Fragebogen und Befragung als Mittel empirischer Forschung................12
Stichprobe ................................................................................................13
Validität und Reliabilität..........................................................................14
2.4
Forschung anhand von Länderclustern ....................................................16
3
Ausgewählte Forschungsprojekte.........................................................17
3.1
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.1.4
3.1.4.1
3.1.4.2
3.1.4.3
3.1.4.4
3.1.4.5
3.1.4.6
3.1.4.7
3.1.4.8
3.1.4.9
GLOBE- Studie........................................................................................17
Konzeption und Durchführung ................................................................18
Ländercluster bei GLOBE .......................................................................22
Von GLOBE archivierte Daten................................................................23
Kulturdimensionen...................................................................................26
Unsicherheitsvermeidung ........................................................................27
Machtdistanz (Power Distance)...............................................................28
Institutioneller Kollektivismus (Institutional collectivism) .....................29
Gruppenkollektivismus (In- Group Collectivism) ...................................31
Geschlechtergleichheit (Gender Egalitarianism) ....................................32
Durchsetzungsfähigkeit (Assertiveness) ..................................................35
Zukunftsorientierung (Future Orientation) .............................................36
Leistungsorientierung (Performance Orientation) ..................................38
Zwischenmenschliches Verhalten (Humane orientation)........................40
Inhaltsverzeichnis
III
3.2
3.2.1
3.2.2
World Value Survey ................................................................................41
Konzeption und Durchführung ................................................................41
Werte und Annahmen ..............................................................................44
3.3
3.3.1
3.3.2
Trompenaars` Studien..............................................................................47
Konzeption und Durchführung ................................................................48
Kulturdimensionen...................................................................................49
4
Einordnung der Studien ........................................................................54
4.1
GLOBE ....................................................................................................54
4.2
World Values Survey...............................................................................55
4.3
Trompenaars ............................................................................................56
5
Untersuchung ausgewählter Länder ....................................................58
5.1
5.1.1
5.1.2
5.1.3
Deutschland, Niederlande, Österreich und Schweiz................................59
Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte ........................................61
Länderinformationen zu Deutschland......................................................63
Kulturelle Werte und Praktiken in Deutschland ......................................64
5.2
5.2.1
5.2.2
5.2.3
Frankreich, Italien, Portugal und Spanien................................................65
Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte ........................................66
Länderinformation zu Spanien.................................................................68
Kulturelle Werte und Praktiken in Spanien .............................................69
5.3
5.3.1
5.3.2
5.3.3
Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Slowakische
Republik, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn.....................71
Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte ........................................73
Länderinformation zu Ungarn..................................................................74
Kulturelle Werte und Praktiken in Ungarn ..............................................76
5.4
5.4.1
5.4.2
Indien, Thailand und Vietnam .................................................................77
Länderinformation zu Indien ...................................................................78
Kulturelle Werte und Praktiken in Indien ................................................80
5.5
5.5.1
5.5.2
China und Japan.......................................................................................81
Länderinformation Japan .........................................................................82
Japans kulturelle Praktiken und Werte ....................................................84
5.6
5.6.1
5.6.2
England und die USA ..............................................................................85
Länderinformationen zu den USA ...........................................................86
Kulturelle Werte und Praktiken in den USA ...........................................87
6
Zusammenfassung und Ausblick..........................................................89
Literaturverzeichnis........................................................................................XCII
Abbildungsverzeichnis..........................................................................................C
Tabellenverzeichnis............................................................................................. CI
IV
Abkürzungsverzeichnis .....................................................................................CII
Eidesstattliche Erklärung des Verfassers ...................................................... CIV
Anhang ...............................................................................................................CV
Anhang A: Übersichtstabellen der Studien .......................................................... CV
Anhang B: Länder in alphabetischer Reihenfolge ..............................................CXI
Anhang C: GLOBE – archivierte Daten ..................................................... CXXXV
Vorwort
V
Vorwort
Dieses Diplomarbeitsthema wurde von der ICUnet.AG in Passau in Auftrag
gegeben.
Unter
dem
Aspekt
einer
punktuellen
Aktualisierung
des
Forschungsstandes bezüglich der in den letzten Jahren durchgeführten
kulturvergleichenden Studien wurde diese Arbeit verfasst.
Die
inhaltlichen
Rahmenbedingungen
für
diese
Diplomarbeit
sind
in
Zusammenarbeit mit der ICUnet.AG entstanden. Für die äußerst freundliche und
fortlaufend hilfsbereite Unterstützung vor allem von Juana Nespethal und Beate
Huber möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
1 Einleitung
1
1
Einleitung
Sprachverstand ist eine notwendige,
jedoch nicht hinreichende Bedingung für
den Sachverstand. Dies gilt jedoch
allgemein, ob wir den griechischen
Logos mit der lateinischen Ratio, dem
christlichen Gottvater, der deutschen
Vernunft, dem englischen Begriff reason
oder mit den Ausdrücken anderer
Sprachen übersetzen.1
Fast jeder Staat ist in der heutigen globalen Welt Teil einer internationalen
Organisation, sei sie politischer oder wirtschaftlicher Natur. Kein Land überlebt
mehr in Isolation. Wirtschaftsgüter werden rund um den Globus hergestellt und
gehandelt. Filme aus Kalifornien haben weltweit Kinos erobert. Große
Unternehmen agieren international. Das bedeutet, ein deutscher Regisseur dreht
Filme in den USA, zu einem Treffen der Vereinten Nationen fliegen Hunderte
internationale
Politiker
internationale
Teams
nach
in
die
New
York
einzelnen
und
über
Unternehmen
den
Globus
entsenden
verstreuten
Tochtergesellschaften.
Zwischenmenschliche
Interaktionen
auf
internationaler
Ebene
nehmen
dementsprechend in hohem Maße zu. Es treffen Menschen aus den
verschiedensten Ländern und Gesellschaften in den unterschiedlichsten Kontexten
aufeinander. Obwohl die verbale Kommunikation zwischen ihnen vielerorts durch
das standardisierte Englische schon erleichtert wird, darf nicht vergessen werden,
dass sich hier Personen treffen, die Mitglieder anderer Kulturen sind. Ihre
jeweilige Wahrnehmung und ihr Verhalten weichen aufgrund verschiedener
kultureller Prägungen in vielen Aspekten stark voneinander ab. Dies kann unter
Umständen zu Missverständnissen oder beispielsweise einem Abbruch von
Verhandlungen führen.
Dementsprechend werden Informationen über die in den Kulturen unterschiedlich
stark ausgeprägten Eigenheiten und Merkmale benötigt, um die Fähigkeit zu
1
aus Hahn, A., 1999, S.5
1 Einleitung
2
fördern, mit diesen Unterschieden umzugehen. Doch wie erarbeitet man diese
Informationen und wie kann man die gefundenen Informationen einordnen?
1.1
Zielsetzung
In der vorliegenden Arbeit werden ausgewählte kulturvergleichende Studien, die
anhand einer empirischen Datenerhebung durchgeführt worden sind, analysiert
und ihre Ergebnisse im Zuge dieser Analyse diskutiert. Des Weiteren werden
punktuell mehrere der in diesen Studien untersuchten Länder in Hinsicht auf ihre
kulturellen Eigenheiten und Überschneidungen untersucht.
1.2
Aufbau
Als Einführung werden in einem ersten Teil kurz die diese Arbeit umfassenden
theoretischen Grundlagen vorgestellt und definiert. Besondere Beachtung finden
hier der Kulturbegriff sowie einzelne Teilaspekte von Kultur und die
methodologischen Merkmale empirischer Studien.
Es folgt die Analyse der hier ausgewählten kulturvergleichenden Studien. Dabei
wird ihre Konzeption und Durchführung besprochen. Außerdem wird auf die
jeweils benutzten Vergleichsgegenstände näher eingegangen.
Daran schließt eine kurze Bewertung der herausgearbeiteten Ergebnisse an. Hier
sollen mögliche konzeptionelle Stärken und Schwächen der untersuchten Studien
kurz dargestellt werden.
In dem darauf folgenden Teil wird eine kulturelle Einteilung mehrerer Länder
vorgenommen, wobei beispielhaft einige dieser Länder detaillierter in ihren
kulturellen Besonderheiten vorgestellt werden. Dabei wird auf die Ergebnisse der
Studien zurückgegriffen.
2 Begriffserklärung und Definitionen
3
2
Begriffserklärung und Definitionen
2.1
Kultur
„Die Kultur eines Volkes ist die Blüthe
seines Daseyns...“2
Die eine richtige Definition des Begriffes und des Konzeptes Kultur
widerzugeben, ist unmöglich. Allein die Anzahl existierender Erklärungsansätze
geht weit in die Hunderte. Kluckhohn war einer der ersten Autoren, die
versuchten, Definitionen von Kulturen zu finden und aufzulisten. Er erarbeitete
bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Liste mit 164
unterschiedlichen Bedeutungen und Definitionen des Begriffes.3 Eine seiner
eigenen Definitionen von Kultur lautet: „Culture is to society what memory is to
individuals“.4
Das
Wort
Kultur
entstammt
dem
Lateinischen
und
führt
zu
zwei
verschiedenartigen Bedeutungsgruppen in der deutschen Übersetzung. Colere
wird zum Einen als bebauen, pflegen und bestellen und in einer zweiten Variante
als anbeten übersetzt.5 So beschreibt der Begriff einerseits „produktives“ Handeln
und andererseits eine eher geistig-mentale Tätigkeit. Ein Schritt in Richtung der
Erarbeitung des Begriffes ist in jedem Falle die Idee der Herstellung von etwas,
aber auch entfernt die des Fühlens im Sinne von anbeten von etwas. Entsprechend
wird der Begriff Kultur im heutigen Sprachgebrauch für die verschiedenen Arten
und Bereiche, auf die bzw. in denen der Mensch etwas produziert, sei es physisch
oder mental, gebraucht. Wörter wie Agrarkultur oder Kultiviertheit, immer noch
stark unterschiedlich in ihren Bedeutungen, haben sich ausgeprägt.6
Im Folgenden wird der Kulturbegriff aber dazu verwendet, um die von Menschen
in gesellschaftlichen Gruppen geschaffenen komplexen Lebensweisen zu
2
aus Herder, J. G., 1994, S. 571
vgl. Kluckhohn, C., 1954, S. 921–76.
4
aus Kluckhohn, C, 1954 / Triandis, H. C., 2004, S.29
5
vgl. Hansen, K.P., 2003, S. 14
6
vgl. ebd., a.a.O., S.15
3
2 Begriffserklärung und Definitionen
4
beschreiben. Dementsprechend ist Kultur zu verstehen als „the complex world we
all encounter and through which we all move“7. Thomas definiert diesen Aspekt
von Kultur so:
„Kultur ist ein universelles, für eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber
typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen
Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst
das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder und definiert
somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem
strukturiert ein für die sich der Gesellschaft zugehörig fühlenden Individuen
spezifisches Handlungsfeld und schafft damit die Vorraussetzung zur Entwicklung
eigenständiger Formen der Umweltbewältigung.“8
Die Autoren der GLOBE-Studie9 interpretieren Kultur als:
„shared motives, values, beliefs, identities, and interpretations or meanings of
significant events that result from common experiences of members of collectives
that are transmitted across generations.”10
Der niederländische Anthropologe Geert Hofstede sieht im Kulturbegriff eine Art
kollektiv programmierter Software, die jedem Menschen individuell aufgrund von
Sozialisierung, des Aufwachsens in einer bestimmten Gruppe, eingeprägt worden
ist. Diese hilft ihm, sich in der jeweiligen Umgebung zurecht zu finden,
unterscheidet das eine Kollektiv aber auch von einem anderen.11
Kultur ist nicht statisch, sondern als ein Prozess aufzufassen. So sagt zum Beispiel
Triandis: „Culture emerges in interaction.“12 Generationswechsel, der Kontakt zu
anderen Kulturen, Einwirkungen von Kriegen oder Naturkatastrophen oder
Ähnliches verlangen ein immer neues Umgehen mit Werten, Traditionen,
Symbolen, Ritualen oder Helden, allesamt Bestandteile und Manifestationen von
Kultur. So war die Kultur von Illinois um 1950 nicht die gleiche wie die von
Illinois des Jahres 1990.13
In Bezug auf den Begriff Kultur sind – entsprechend der oben angeführten
Auswahl der Definitionen – die Ideen der Gemeinsamkeit, der tradierten Werte
7
aus Edgar, A., 1999, S.102
aus Thomas, A., 1993, S. 380
9
Die GLOBE-Studie wird ab Kapitel 3.1 detailliert beschrieben.
10
aus House, R. J., 2004 (a), S.15
11
vgl. Hofstede, G., S.9f
12
aus Triandis, H. C., 1995, S.4
13
aus Triandis, H. C., 1995, S.4
8
2 Begriffserklärung und Definitionen
5
und eines Systems der Orientierung in der jeweiligen Personengruppe bzw. Kultur
festzuhalten.
2.2
Ebenen und Ausdrucksformen von Kultur
Die Komplexität von Kultur und die Ebenen, auf denen sie sich manifestiert,
beschreibt Hofstede anschaulich mit seinem „Kulturzwiebelmodell“.
Abbildung 1: Kulturzwiebelmodell nach Hofstede14
Er unterscheidet grundlegend kulturelle Werte und Praktiken, wobei letztere
direkt beobachtbar sind. Werte bilden den Kernaspekt (siehe 2.2.1). Praktiken
gliedert Hofstede in Rituale, Symbole und Helden bzw. Persönlichkeiten. 15
Symbole sind Wörter, Gesten, Bilder oder auch Objekte mit bestimmten
Bedeutungen, wobei der tiefere Sinn dahinter oft nur von Mitgliedern der
jeweiligen Kultur im Ganzen erkannt und „gefühlt“ werden kann.16 Als Beispiel
könnte die Nationalhymne gesehen werden. Helden sind Persönlichkeiten, die
Ansehen in einer Kultur genießen, weil sie als herausragend anerkannte
14
vgl. Hofstede, G., 2001, S. 9
vgl. ebd., a.a.O., S.10f
16
vgl. ebd., a.a.O., S.10
15
2 Begriffserklärung und Definitionen
6
Eigenschaften verkörpern.17 Dies sind z.B. die Spieler der Nationalelf, die die
Hymne singen. Rituale sind kollektive Vorgänge, die als solche nicht teleologisch
veranlagt sind, sondern eher die Einbindung des Individuums in eine bestimmte
Kultur darstellen und festigen.18 Das Singen der jeweiligen Nationalhymne wäre
ein solches Ritual – auch kulturübergreifend.
Die eben angeführten Beispiele zielen stark auf die Nationalkultur ab. Jedoch
kann nicht nur auf Ebene der Manifestationen Kultur differenziert werden,
sondern auch einzelne der Kultur immanente Schichten können als jeweilige „pars
pro toto“ unterschieden werden. Wissenschaftler unterscheiden heutzutage unter
anderem nicht nur die nationale Kultur von Subkulturen, wie beispielsweise einer
bestimmten Religionsgruppe, sondern auch von Organisationskulturen – hier der
Kultur in Unternehmen. Im Gegensatz zur Nationalkultur, in der kulturelle Werte
Kernaspekte darstellen, werden Unterschiede in Organisationskulturen eher auf
Ebene der Praktiken deutlich. Hier sind die „shared perceptions of daily
practices“19 ausschlaggebend zur Abgrenzung der Kollektive bzw. der
Unternehmen voneinander. Erst in ihrer Wechselwirkung innerhalb der
verschiedenen Schichten der Kulturen und unter Einbezug der Individuen bildet
sich das, was als Kultur bezeichnet wird, heraus.
17
vgl. ebd., a.a.O., S.10
vgl. Hofstede, G., 2001, S.10
19
aus ebd., a.a.O., S.394
18
2 Begriffserklärung und Definitionen
7
Abbildung 2: Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlicher Kultur und der
Organisationskultur.20
Die oben abgebildete Graphik, die sich auf kulturell abhängige, individuell
anerkannte Führungsqualitäten (Pfeil 1 und 5) bezieht, stellt ausschnittartig einen
Aspekt
dieser
komplexen
interdependenten
Wirkungsweisen
dar.
Die
gesellschaftliche Kultur wirkt hier vielfach auf andere Gebiete ein, wie z.B. das
der jeweiligen Organisationsform (Pfeil 3). Auf die Organisationsform und -kultur
wirkt aber auch wiederum der jeweilig anerkannte Führungsstil ein. Als Teil der
gesellschaftlichen Kultur hat die Kultur, die in einem Unternehmen „praktiziert“
wird, wiederum Auswirkungen auf die gesamtgesellschaftliche Kultur. Man denke
z. B. an die BMW-Open. Wie schon oben angedeutet, sind es aber auch die oft
nicht direkt sichtbaren Momente oder Werte, die eine Kultur erst als solche
konstituieren.
2.2.1 Werte und Verhalten
Werte
sind
dem
Verhalten
jedes
Individuums
zugrunde
liegende
Orientierungsmomente. Sie stellen somit die zentralen Kernattribute der Kulturen
dar. Werte oder Wertorientierungen entstehen „as societies confront basic issues
20
aus House, R.J., 2004 (a) S.18
2 Begriffserklärung und Definitionen
8
or problems in regulating human activity”21. Grundlage von Werten sind die
jeweiligen unterschiedlich ausgeprägten Tendenzen zwischen entgegengesetzt
liegenden Momenten wie z.B. gut und böse, irrational und rational, moralisch und
unmoralisch etc.22 So sind nach Hofstede Werte „broad tendencies to prefer
certain states of affair over others,“ (which) „are held by individuals and
collectives” 23. Schwartz beschreibt sie weiterführend auch als „criteria people use
to select and justify actions and to evaluate people (including the self) and
events”24. Auf gesellschaftlicher Ebene drücken Werte „shared conceptions of
what is good and desirable in the culture, the cultural ideals”25 aus.
Hofstede geht davon aus, dass Werte subjektiv und nicht rational sind, da sie in
jungen Jahren „aufgenommen“ werden.26 Folglich ändern sich individuelle Werte
nur langsam über die Zeit, da sie eher im Bereich des Unterbewusstseins
anzutreffen sind. Kulturelle Werte, wie schon oben angesprochen, ändern sich
jedoch über die Zeit, vor allem durch Generationswechsel27.
Werte beeinflussen das Verhalten von Menschen. Dementsprechend sollten
Forscher, nachdem durch kulturvergleichende Forschungsstudien individuelle und
gesamtkulturelle Werte in den einzelnen untersuchten Kulturen herausgearbeitet
worden sind, imstande sein, ein Instrumentarium zu entwickeln, um Verhalten
vorhersagen oder erklären zu können.
2.3
Kulturvergleichende Forschung
Die sich in den letzten Jahrzehnten als Teildisziplin der Psychologie etablierende
kulturvergleichende Psychologie vergleicht und analysiert Kulturen bzw.
Gesellschaften
anhand
Gemeinsamkeiten28,
trifft
empirischer
dabei
aber
Untersuchungen.
auch
auf
Sie
Unterschiede
sucht
zwischen
verschiedenen Kulturen. Ein Ziel ist es, kulturelle Universalwerte aufzustellen
21
aus Schwartz, S. H., 2004, S. 45
vgl Hofstede, G., 2001, S.6
23
aus ebd., a.a.O., S.5
24
aus Schwartz, S. H., 1992, S.1
25
aus Schwartz, S. H., 2004, S.43
26
aus Hofstede, G., 2001, S.6
27
vgl. Inglehart, R., 1997, S. 34
28
vgl. Straub, J., 2003, S.32
22
2 Begriffserklärung und Definitionen
9
und zu überprüfen. Das sind Werte, die in jeder Kultur beim Verhalten eines jeden
durch seine individuelle Kultur geprägten Menschen mehr oder weniger stark zu
erkennen
sind.29
Neben
der
Überprüfung
der
Universalität
bzw.
der
„Generalisierbarkeit psychologischer Gesetzmäßigkeiten“30 über Kulturgrenzen
hinaus geht die kulturvergleichende Psychologie auch auf die Beschreibung und
Analyse von Verhaltensunterschieden ein; hierbei sind die Differenzen aber eher
als „Durchgangsstadium“ und die Universalität als Ziel der Forschungen
anzusehen.31 Ebenfalls unterstützen jene Forschungsergebnisse aber natürlich auch
den interkulturellen Umgang mit dem „Fremden“ durch immer dichtere
„Informationen über Kultur“32. So zieht dieser Forschungszweig direkte praktische
Konsequenzen nach sich.33
Die folgenden Kapitel sollen aufzeigen, auf welche methodologischen Aspekte
bei der Konzeption und Durchführung einer kulturvergleichenden Studie geachtet
werden muss.
2.3.1
Kulturdimensionen nach Hofstede
Eine der ersten eine Vielzahl an Kulturen umfassende vergleichende Studie
anhand derselben Vergleichsgegenstände wurde von Geert Hofstede durchgeführt.
Hofstede filterte aus der Dichte der Kulturen zuerst vier, in späteren Studien dann
fünf
universelle
„Grundprobleme“34
der
Gesellschaften
heraus.
Diese
Grundprobleme sind universell, also in jeder Kultur relevant. Jedoch geht, so
Hofstede, jede Gesellschaft mit diesen Grundproblemen auf ihre eigene Weise
um.35 Dementsprechend vergleicht der Forscher Kulturen anhand dieser
„Problemstände“ in einer empirischen Studie miteinander. Jene universellen
Problemstände sind:
1. der Umgang mit sozialer Ungleichheit,
2. der Umgang mit Stress ob der ungewissen Zukunft,
29
vgl. Straub, J., 2003, S. 32
aus Thomas, A., 2003, S.17
31
aus Thomas, A., 2003, S.17f und Straub, J., 2003, S. 42
32
vgl. Hansen, K. P., 2003, S. 387
33
aus Thomas, A., 2003, S.32
34
vgl. Hofstede, G., 2001, S. 29
35
vgl. Hofstede, G., 2001, S. 28f
30
2 Begriffserklärung und Definitionen
10
3. die Integration des Individuums in Gruppen,
4. die Aufteilung der Rollen zwischen den Geschlechtern und später
besonders aufgrund der Ausweitung der Forschungen auf dem asiatischen
Raum kommt
5. die Zeitorientierung, Zeitausrichtung und Planung bei Anstrengungen
hinzu.36
Diese fünf gesellschaftlichen Aspekte von Kulturen verarbeitete Hofstede
während der Auswertung seiner Ergebnisse in die fünf Kulturdimensionen:
Machtdistanz, Unsicherheitsvermeidung, Individualismus versus Kollektivismus,
Feminität versus Maskulinität und langfristige versus kurzfristige Orientierung.
Die Ergebnisse seiner Studie in über 50 Ländern belegen den unterschiedlichen
Umgang der einzelnen Kulturen mit den untersuchten Dimensionen.
Hofstede war der erste Forscher, der anhand einer modellartigen Abstraktion
einzelner Merkmale von Kulturen bzw. der Erstellung universeller Konstrukte,
verschiedene Gesellschaften empirisch überprüfte. Seine Ergebnisse und sein
Vorgehen legten die ersten Grundsteine der umfassenden Forschungsprojekte im
Kulturvergleich und dienen den aktuellen Forschungsprojekten noch immer als
Grundlage oder Bezugspunkt. Aber nicht nur die Auswahl geeigneter
Vergleichsmaßstäbe ist bei einer kulturvergleichenden Studie zu beachten.
2.3.2 Zur Messbarkeit von Kulturen
Neben der ganz objektiv erkennbaren Barriere in Form unterschiedlicher Sprachen
hat die kulturvergleichende Forschung noch weitere „Schwierigkeiten“ in
Hinsicht auf ihre Methodologie zu bewältigen. Bei Untersuchungen verschiedener
Personengruppen mehrerer Länder bzw. Kulturen werden dem Aufbau und der
Durchführung der jeweiligen Studie und ihren Konstrukten besondere
Anstrengungen abverlangt, um Gültigkeit, Reliabilität und Repräsentativität zu
sichern.
36
vgl. Hofstede, 2001, S. 29 / vgl. auch Helfrich, H., 2003, S.119
2 Begriffserklärung und Definitionen
11
2.3.3 Nationen als Untersuchungsgegenstand für Kulturen
De facto werden bei kulturvergleichenden Studien Nationen miteinander in
Relation gesetzt, denn bei einer Großzahl jener Studien werden Nationen bzw.
Personengruppen der einzelnen Länder befragt, nicht jedoch der einzelnen
Kulturen. Schon aufgrund der Anzahl der Kulturen und ihrer Subkulturen, die
nicht selten mit einer Menge von circa 10.000 beziffert werden,37 ist es fast
unmöglich, auf Ebene der einzelnen Kulturen oder Subkulturen vergleichende
Studien durchzuführen.
Schwartz geht bei seinen Datenerhebungen auf diesen Aspekt konkreter ein.
Anhand von Gegenüberstellungen der aggregierten Ergebnisse unterschiedlicher
Personengruppen – hier Stundenten und Lehrer - einzelner untersuchter Länder
mit den Ergebnissen anderer Nationen hat er die Korrelationen innerhalb der
Länder und zwischen den einzelnen „Länderergebnissen“ überprüft. So konnte er
die Auswirkungen der Methode, Kulturen anhand von Nationen zu untersuchen,
erfassen.38 Bei 183 von 187 Vergleichen errechnet er, trotz ebenfalls vorliegender
Unterschiede der Ergebnisse der einzelnen Subkulturen, eine deutlich höhere
Ähnlichkeit in den Ergebnismustern innerhalb der Länder als zwischen ihnen.
Folglich sind zwar „nations (...) rarely homogenous societies with a unified
culture“39, aber doch im Ganzen in ihrer Homogenität von anderen Ländern
abgrenzbar.
2.3.4 Emische und etische Perspektive
Eine ebenfalls jede kulturvergleichende Studie betreffende Frage bezieht sich auf
die Blickrichtung des jeweiligen Forschers. Vergleicht er entweder mehrere
Kulturen als „Außenstehender“ miteinander und versucht „universell gültige
Vergleichsmaßstäbe anzuwenden“, oder ist er bestrebt, „mit dem Blickwinkel
eines Betroffenen (...) die funktional relevanten Aspekte innerhalb eines
bestimmten
37
kulturellen
Kontextes
vgl. Triandis, H.C., 1995, S.3
vgl. Schwartz , S. H., 2004, S. 56f
39
aus Schwartz, S.H. 2004, S.56
40
vgl. Helfrich, H., 2003, S. 116
38
zu
erfassen“.40
Hierbei
wird
der
2 Begriffserklärung und Definitionen
12
kulturübergreifende Blickwinkel als „etisch“ und der letztere als „emisch“
bezeichnet.41
Untenstehende
Tabelle
(Tab.1)
listet
punktuell
die
verschiedenen
Vorgehensweisen auf.
Etisches Vorgehen
Emisches Vorgehen
Der Forscher/ die Forscherin nimmt
Der Forscher/ die Forscherin nimmt
einen Standpunkt außerhalb des
einen Standpunkt innerhalb eines
Systems ein
Systems ein
Es wird eine vergleichende
Die Untersuchung beschränkt sich auf
Untersuchung mehrer Kulturen
eine Kultur
vorgenommen
Der Forscher/ die Forscherin schafft
Der Forscher/ die Forscherin deckt eine
selbst die Struktur
bereits bestehende Struktur auf
Die Ordnungsgesichtspunkte sind
Die Ordnungsgesichtspunkte orientieren
absolut und universell
sich an systemimmanenten Merkmalen
Tabelle 1: etisches und emisches Vorgehen im Vergleich42
2.3.5 Fragebogen und Befragung als Mittel empirischer Forschung
Mehrere Möglichkeiten stehen dem Forscher bei der Erhebung von Daten zur
Verfügung. Dies sind vor allem das Experiment, die Beobachtung und das
Interview
bzw.
eine
Erhebung
anhand
von
Fragebögen.
In
der
kulturvergleichenden Forschung wird fast ausschließlich die Praxis der Umfrage43
anhand von Fragebögen und Interviews genutzt, um Informationen über soziales
Verhalten und kulturelle Werte zu gewinnen. Dies hängt im besonderen Maße mit
der Menge der zu befragenden Personengruppe zusammen. Ein Fragebogen kann
41
Die Begriffe „emisch“ und „etisch“ gehen auf den Linguisten Pike zurück.
aus Heftrich, H., 2003, S.116
43
Michener, A, 1986, S.548 zu Umfrage: “A survey is the gathering of information by asking
members of some group of persons a number of questions.”
42
2 Begriffserklärung und Definitionen
13
entweder über Internet an einen bestimmten Personenkreis verschickt, online
beantwortet oder in einem „face-to-face“ Interview abgefragt werden. Eine große
Rolle spielen hierbei natürlich die erzielten Rücklaufquoten. So ist die
Beantwortungsrate bei verschickten Fragebögen, die selten mehr als 50%
beträgt,44 vergleichsweise gering. Bei der Konzeption einer empirischen Studie
sind ebenfalls die jeweils erhobene Stichprobe und die Erarbeitung und der
Aufbau der benutzten Vergleichsgegenstände zu beachten und zu überprüfen.
2.3.5.1
Stichprobe
Bei einer Erhebung repräsentativer Daten steht unter anderem die Art der
Auswahl der zu befragenden Personengruppe im Zentrum der methodologischen
Herangehensweise. Dabei sind die verwendeten Verfahren stark unterschiedlich in
ihrer Repräsentativität.
Die Anzahl der Probanden ist hier ein grundlegender Aspekt. Ist es das Ziel einer
Studie, ganze Kulturen zu untersuchen, sollte der zu befragende Personenkreis
dementsprechend groß sein. Es sollte versucht werden, ein möglichst
repräsentatives Sample zu definieren. Der Anspruch hierbei liegt auf der Idee,
dass jede Einheit der in Frage kommenden Gesellschaft die pure Möglichkeit
haben könnte, befragt zu werden. In der Forschung wird hier von einer
Zufallsstichprobe („full probability sample“) gesprochen, wobei es heißt: „every
unit in the population has a known and nonzero probability of selection“45. Ein
weiteres Verfahren bei der Stichprobenzusammenstellung stellt das geschichtete
Stichprobenverfahren46 dar („stratified sample“) dar, bei der die zu untersuchende
Bevölkerung in Gruppen aufgeteilt wird. Aus den Gruppen werden die Individuen
dann wiederum zufällig ausgewählt.
Um Repräsentativität zu garantieren, ist auch der weitere Umgang mit der
untersuchten Stichprobe wichtig. Beispielsweise kann im Falle einer Über- oder
Unterrepräsentation einzelner sozialer Gruppen oder der urbanen gegenüber der
44
vgl. Michener, A., 1986, S.550
aus Inglehart, R., 2004, S. 390
46
vgl. Michener, A., 1986, S.552f
45
2 Begriffserklärung und Definitionen
14
Landbevölkerung durch Gewichtung ein um diese Ausschläge bereinigtes
Ergebnis erreicht werden.47
Bei so umfangreichen und durch den Rahmen der finanziellen Unterstützung
begrenzten Studien,48 wie die kulturvergleichenden Studien dies darstellen,
müssen einige „Einschnitte“ in Hinsicht auf methodologisch sauberes Arbeiten
hingenommen werden. Normalerweise werden repräsentative Samples aus
vorliegenden Zensus- oder Wahllisten bzw. ähnlicher Register herausgearbeitet.
Untersucht der Forscher nun eine Kultur oder Gesellschaft, in der es solche Listen
nicht gibt, muss von der Norm abgewichen werden. So ist ein „Extrem“ der
Stichprobenauswahl das sogenannte „convenience sample“.49 Hierbei ist die
Erreichbarkeit der Probanden das zentrale, aber nicht wirklich statistisch zufällige
Auswahlkriterium. Die Repräsentativität ist hier stark eingeschränkt. Aber „at this
point in history, there is a trade-off between methodological purism and broad
coverage, and we are keenly aware of it.”50
2.3.5.2
Validität und Reliabilität
Zentrale statistische Determinanten, die eine empirische Studie, ihre jeweilige
methodologische
Konzeption
und
die
gefundenen
Ergebnisse
in
ihrer
Aussagekraft bewerten können, sind Validität oder Gültigkeit und Reliabilität
oder Verlässlichkeit. Reliabilität zeigt hier auf, inwiefern die benutzten Methoden
und Messtechniken die gleichen Resultate erzeugen bei jedem Mal, bei dem sie
gebraucht werden. Es wird folglich untersucht, ob die Ergebnisse über
unabhängige Messvorgänge hinweg konsistent sind.
Validität bezieht sich hierbei auf die Frage, ob mit den herausgearbeiteten
Instrumentarien auch wirklich das untersucht worden ist, was untersucht werden
sollte. Grob kann Validität in interne und externe Validität untergliedert werden. 51
Die interne Validität bezieht sich auf das Ausmaß des Einflusses der
47
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.390f
vgl. ebd., a.a.O., S. 392
49
vgl. Schwartz, S. H. 1986, S.552
50
aus Inglehart, R., 2004, S.392
51
vgl. Schwartz, S.H., 1986, S. 551
48
2 Begriffserklärung und Definitionen
Messtechniken
auf
die
Ergebnisse,
15
die
externe
auf
das
Maß
der
Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf andere Bevölkerungen und Länder.
Im spezielleren Fall der kulturvergleichenden Studien, bei denen Dimensionen
oder Werte als Vergleichsgegenstand und größtenteils eine Form von Skalen als
Vergleichsmaßstab verwendet werden, sollten mehrere Teilaspekte auf ihre
Validität hin überprüft werden. Es geht hier um die Operationalisierung der
Dimensionen bzw. Konstrukte. Werden bei allen untersuchten Kulturen gleich
verstandene Inhalte eines Konstruktes verglichen, entspricht dies einer
konzeptuellen Äquivalenz und garantiert „interkulturelle Validität“.52 Von einer
„materialen Äquivalenz“ wird gesprochen, wenn in allen Kulturen „physikalisch
oder phänomenal ähnliche Phänomene“53 miteinander verglichen werden. Wenn
noch hinzukommend die herangenommenen Indikatoren als ausschlaggebend für
die jeweiligen Phänomene in jeder Kultur bewertet werden können, spricht man
von „Indikatorvalidität“.54 Werden jeweils gleichwertige Indikatoren für einzelnen
Konstrukte in den verschiedenen Kulturen gefunden, gewährt dies „funktionale
Validität“.55 Ebenfalls müssen die Vorgänge bei der Datenerhebung die gleichen
sein und in jeder Kultur gleich verwendete Skalen sichern die „metrische
Äquivalenz“.56
Auf Ebene der einzelnen Items57 setzt die „Item-Bias-Analyse“58 an. Hier werden
mit Hilfe der „test-retest-Methode“ solche Items aus der Studie genommen oder
ersetzt, die aufgrund von kulturellen Verzerrungen nicht zu den „gewünschten“
Ergebnissen bei der Beantwortung führen. Dies kann durch Korrelationsanalysen59
erreicht werden. Die Art, Verständlichkeit und Genauigkeit der jeweiligen
Teilfragen steht hier im Mittelpunkt: „the more precise – the more reliable and
valid“60.
52
vgl. Helftrich, H., 2003, S. 112
aus ebd., a.a.O., S. 113f
54
vgl. ebd., a.a.O., S.114
55
vgl. ebd., a.a.O., S.114
56
vgl. ebd., a.a.O., S.115
57
Items sind Teilaspekte oder Teilfragen, um ein nichtbeobachtbares Konstrukt zu „erarbeiten“.
58
vgl. Helftrich, H., 2003, S.121
59
Anhand einer Korrelationsanalyse können mehrere Merkmale in Hinsicht auf die
Zusammenhänge zwischen ihnen untersucht werden. Vgl. Atteslander, P., 2003, S.296f
60
vgl. Schwartz, S.H., 1986 S. 551
53
2 Begriffserklärung und Definitionen
16
Des Weiteren kann ein Konstrukt, das von einer Studie verwendet wird auch
durch unabhängige außenstehende Variablen in seiner Validität überprüft werden.
Man spricht hier von „criterion-related validity (…) assessing the performance of
such questions-construct validity“.61
2.4
Forschung anhand von Länderclustern
Wie oben angesprochen, sind Kulturgrenzen nicht immer identisch mit zumeist
aus politischen Gesichtspunkten gezogenen Ländergrenzen bzw. Nationen. Die
jüngere Wissenschaft spricht mit zunehmender Häufigkeit von Kulturkreisen. Das
heißt, mehrere Nationen, die sich in ihrer kulturellen Art von anderen
Ländergruppen
abgrenzen,
werden
in
einer
Gruppe
zusammengefasst.
Huntingtons Werk über den Clash of Civilizations ist hier eines der populärsten
Beispiele. Es gibt mehrere Indikatoren, nach denen Gesellschaften eingruppiert
werden können. Dazu zählen vor allem geographische Übereinstimmungen,
gemeinsame Sprache, sozioökonomische Indikatoren, Religion oder aber auch
politische Beziehungen. Ein Vorteil, den das Clustering von Ländern in Bezug auf
die kulturvergleichende Forschung gewährt, ist, dass Verzerrungen der nationalen
Ergebnisse von Umfragen aufgrund von „response bias“62 leichter durch den
direkten Vergleich mit „ähnlichen“ Kulturen erkannt werden und Ergebnisse
dementsprechend
eingestuft
werden
können.
Außerdem
wird
die
Generalisierbarkeit und die Aussagekraft der Ergebnisse der Datenerhebungen in
Hinsicht auf Übereinstimmungen und Unterschiede der Kulturen einzelner Länder
verstärkt, wenn sie anhand „ähnlicher“ Kulturen im direkten Vergleich überprüft
werden.63
61
aus Inglehart, R., 2004, S. 387
Response bias beschreibt die Verzerrungen, die aufgrund von angenommen Antwortmustern
von Personen verschiedener Kulturen auftreten können. So tendieren einige Kulturen dahin,
jeweils Extreme zu wählen. Vgl. Hanges, P. W., 2004, S.137
63
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S. 179f
62
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
3
17
Ausgewählte Forschungsprojekte
Die im Folgenden behandelten Forschungsprojekte sollen an dieser Stelle
vorgestellt werden. Einerseits werden ihre individuellen methodologischen
Konzeptionen auf die oben angesprochenen Schwierigkeiten kulturvergleichender
Studien hin untersucht, das heißt, die Vorgehensweise, die Auswahl
methodologischer Mittel, das Stichprobenverfahren und die Zielsetzung werden
beschrieben, um die jeweilig gefundenen Ergebnisse im späteren Verlauf besser in
Bezug auf ihre Aussagekraft und -weite einordnen zu können. Andererseits
werden die individuell verwendeten Werte und Dimensionen beschrieben, anhand
derer jeweilig die Kulturen untersucht und verglichen worden sind. Die drei hier
analysierten Studien wurden anhand von vier Merkmalen ausgesucht. Sie sollten
-
möglichst aktuell sein,
-
eine gewisse Anzahl von Ländern untersuchen,
-
entweder Kulturdimensionen oder Werte als Vergleichsgegenstand
benutzen und deren Ergebnisse in irgendeiner Form skaliert und
ausgewertet darstellen und
-
ihre Methodologie sollte zumindest teilweise hinterlegt oder nachprüfbar
sein.
3.1
GLOBE- Studie
Das Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness Research
Program (GLOBE) ist eines der derzeit umfassendsten Projekte im Bereich der
kulturvergleichenden Studien. Der leitende Forscher, der auch 1991 die
grundlegende Idee hatte, diese Studie durchzuführen, ist Robert House, Professor
an der Universität von Pennsylvania. Die beiden ersten Phasen des Projektes, die
hier untersucht werden, verliefen über einen Zeitraum von zehn Jahren – von
1993 bis 2003. Während dieser Zeit wurden das Konzept erarbeitet und über
17.000 Manager in 62 Gesellschaften aus 951 Unternehmen der Bereiche der
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
18
Finanz-, Lebensmittel- und Telekommunikationsindustrie befragt.64 Das Projekt
GLOBE hat einerseits das Ziel herauszufinden, inwiefern menschliche
Gesellschaften verschieden oder ähnlich sind und andererseits die Gründe für
diese Unterschiede bzw. Übereinstimmungen zu finden.65 Des Weiteren sollen
Wechselwirkungen unter Anderem zwischen gesellschaftlicher Kultur und
externen Indikatoren wie der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes
oder dem psychologischem Wohlergehen seiner Bevölkerung untersucht werden.66
3.1.1 Konzeption und Durchführung
Die GLOBE – Studie ist in ihrer Konzeption und Durchführung sehr komplex.
Über einen langen Zeitraum hinweg und in mehrere Phasen aufgeteilt wurde sie
unternommen und bis dato noch nicht komplett beendet. In einer ersten Phase
wurden die Untersuchungsinstrumente erarbeitet und festgelegt, also das Konzept
für die Studie aufgebaut. Sowohl qualitative67 – beispielweise Analyse von
Interviews oder Literatur aber auch das Messen von Kulturdimensionen – als auch
quantitative Methoden wurden hierfür verwendet. Es wurde eine umfassende
Datenbank aufgebaut, die Daten anderer Studien und Indikatoren beinhaltet, die
eventuell Einfluss auf untersuchte Konstrukte haben könnten.
170 Sozialwissenschaftler aus 40 der untersuchten Ländern 68, sogenannte Country
Co-Investigators (CCI´s) nahmen an dem Projekt teil. Definitionen wurden in
Zusammenarbeit niedergeschrieben. Wichtig ist hier vor allem die in der GLOBEStudie benutzte Erklärung des Begriffes Kultur als „shared motives, values,
beliefs, identities, and interpretations or meanings of significant events that result
from common experiences of members of collectives that are tranmitted across
generations.”69
Das
Forschungsteam
um
Robert
House
hat
in
der
Vorbereitungsphase der Befragung unter anderem auch die, der Untersuchung
zugrunde liegenden unabhängigen Variablen – in ausgewerteter Form als
Kulturdimensionen bezeichnet – entwickelt. Insgesamt werden neun verschiedene
64
vgl. House, R. J., 2004 (b), S.29
vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.102
66
vgl. House, R. J., 2004 (a), S.10
67
vgl. ebd., a.a.O., S. 15
68
vgl. House, R. J., 2004 (c), S. 97
69
aus House, R. J., 2004 (a), S.15
65
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
19
Kulturdimensionen definiert und bearbeitet. Diese Konstrukte wurden a priori
bzw. theoretisch erarbeitet.70 Das heißt, es wurden Zielkonstrukte, bzw. die
Untersuchungsgegenstände formuliert, eingegrenzt und statistisch analysiert,
bevor die Datenerhebung erfolgte.71
Zur Überprüfung dieser Kulturdimensionen (siehe 3.1.3) wurde ein Fragebogen
mit 735 Items entworfen.72 Items werden jeweils in einem Quartett
zusammengefasst. Einerseits werden zwei Ebenen des jeweiligen Untersuchungsgegenstandes – also der individuellen Kulturdimension – voneinander getrennt.
Dies sind gesamtgesellschaftliche Ebene und die jeweilige Organisationsebene
bzw. die jeweiligen Unternehmen der befragten Manager.73 Andererseits werden
aber auch die auf der jeweiligen Ebene vorhandenen kulturellen Praktiken und
kulturellen Wertvorstellungen getrennt voneinander untersucht. Das heißt, einmal
wird nach dem „Ist- Zustand“ („as is“) gefragt und einmal nach dem Soll –
Zustand („as should be“). Weiter werden auch die jeweilig praktizierten und
erwünschten
Führungsstile
untersucht.74
Items
die
beiden
Skalen
der
gesamtgesellschaftlichen Ebene betreffend – die in dieser Arbeit vornehmlich
untersucht werden – sind beispielsweise so formuliert:75
1. In this society, students are encouraged to strive for continously improved
performance.
2. I believe that teen-aged students should be encouraged to strive for
continously improved performance.
Die Gruppe der Befragten wurde ebenfalls aufgeteilt.76 Eine beantwortete jeweils
die Items die Organisationsebene betreffend, die andere gab Auskunft über die
gesellschaftliche Kultur. Unter anderem wurden die Items anhand von stringenter
Rückübersetzung
überprüft.
Das
heißt,
nachdem
sie in
die jeweilige
Landessprache übersetzt worden waren, wurden sie in das Englische
70
vgl. Hanges, P. J., 2004, S.124
vgl. Hanges, P. J., 2004, S.123
72
vgl. House, R. J., 2004 (a), S.11
73
vgl. House, R. J., 2004 (a), S.21
74
Von GLOBE untersuchte Führungsstile werden in dieser Arbeit nicht behandelt.
75
vgl. Javidan, M., 2004 (b), S. 246
76
vgl. House, R. J., 2004, S.98f
71
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
20
zurückübersetzt. Hierbei wurden, wenn notwendig, Änderungen durchgeführt
oder einzelne Fragen ausgespart.77
In
der
ersten
Phase
des
GLOBE-Projektes
wurden
ebenfalls
die
Vergleichsmaßstäbe bzw. die Skalen entwickelt, anhand derer die erarbeiteten
Konstrukte überprüft werden sollten. Die Kulturdimensionen werden jeweils
anhand einer 7-Punkteskala gemessen, wobei niedrigere Ergebnisse einem
niedrigeren praktischen bzw. erwünschten Niveau der jeweilig untersuchten
Dimension entsprechen. Plakativ dargestellt können Antworten also zwischen
1 = starke Übereinstimmung,
4 = weder noch und
7 = starke Ablehnung variieren.78
Um die Methodologie der Studie zu testen, wurden unter anderem zwei
Pilotstudien durchgeführt. Hier wurden bereits 1.943 Personen befragt.79 Mit den
weiteren 15,427 Befragten, die in der zweiten Phase – die primär zur
Datenerhebung und Auswertung diente – befragt wurden, beträgt die Gesamtzahl
der Befragten somit 17.370. Die Befragten arbeiten in insgesamt 951
unterschiedlichen Unternehmen, die jeweils ihren Firmensitz im jeweilig
untersuchten Land haben. Somit sind ausländische internationale Unternehmen
von der Untersuchung ausgeschlossen, da bei diesen, aufgrund internationaler
Teams bzw. Arbeitnehmern, möglicherweise nicht kulturspezifische Antworten
gegeben werden könnten.80 Die Personengruppe wurde anhand der geschichteten
Stichproben – Methode definiert. Die einzelnen „Strata“ bzw. Gruppen waren
Individuen, Organisationen, Industriezweige und Gesellschaften.81 Folgenden
Ansprüchen musste die Stichprobenauswahl genügen:
a) Befragte sollten im Bereich des mittleren Managements arbeiten.
b) Mehrere Personen der jeweiligen Organisation sollten befragt werden.
77
vgl. Hanges, P.W., 2004, S.126
vgl. Emrich, C. G., 2004, S.361
79
vgl. House, R. J., 2004 (c), S.96
80
vgl. ebd., a.a.O., S.96
81
vgl. ebd., a.a.O., S.96
78
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
21
c) Mindestens zwei Unternehmen aus zwei der drei hier untersuchten
Industriezweige mussten „gesamplet“ werden.
d) Mindestens zwei der drei Industriezweige mussten für jede Gesellschaft
gefunden werden.
Des Weiteren setzte sich die gesamte Stichprobe aus circa 74,8 % Männern
zusammen und die durchschnittliche Berufserfahrung betrug 19,2 Jahre.82
Mehrere Überprüfungen der methodologischen Konzeption der GLOBE-Studie
wurden von den Autoren durchgeführt. Einerseits wurde herausgefunden, dass die
Ergebnisse innerhalb der Länder sehr konsistent sind und dementsprechend
vergleichsweise nur geringe Streuungen aufweisen. Andererseits sind die
Unterschiede der Ergebnisse der einzelnen „nationalen“ Probandengruppen
zwischen den einzelnen Staaten hoch. Folglich ist in Bezug auf die Ergebnisse der
Studie ein Generalisierbarkeitskoeffizient – ein gemeinsames Maß für die eben
genannten psychometrischen Merkmale der Ergebnisse – von 0.85 erreicht
worden.83
Für die interne Konsistenz der jeweilig erarbeiteten Konstrukte auf Ebene der
Gesellschaft spricht ein hoher Durchschnittswert von Cronbachs Alpha von 0,75
bezogen auf die kulturellen Wertskalen und 0.77 für die „Praxisskalen“.84 Somit
ist eine vergleichsweise hohe Reliabilität der erarbeiteten Konstrukte gegeben.
Zur Validation der Konstrukte wurden einerseits Korrelationsanalysen mit
anderen kulturvergleichenden Studien durchgeführt. Dies sind im Einzelnen die
Studien von Hofstede, Schwartz und die World Values Survey (WVS).85 Weiter
wurden ebenfalls „unbeeinflusste“ Daten, das sind Daten, die nicht durch
Umfragen und den, diesen zugrunde liegenden Methoden, gesammelt worden
sind,86 für diese Überprüfung verwendet. Andererseits wurden die einzelnen
Dimensionen jeweils in Hinsicht auf ihre Praktiken und ihre Werte anhand einer
82
ebd., a.a.O., S.96
vgl. House, R. J., 2004, S. 20
84
vgl. Hanges, P. W., 2004, S. 136 / Cronbachs Alpha ist eine statistische Messzahl, die vor
Allem die Reliabilität eines Konstruktes, in diesem Falle einer Kulturdimension, überprüft. Ihr
Wert nimmt eine Zahl zwischen minus unendlich und plus 1 an. Es wird davon ausgegangen,
dass ein Konstrukt als verlässlich gilt, wenn Alpha einen Wert um 0.7 annimmt.
85
Für Details vgl. Hanges, P. W., 2004, S. 138-145
86
vgl. Hanges, P. W., 2004, S. 142
83
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
22
Multitrait –Multimethod – Matrix87 überprüft. Für die Praktiken wurden hierzu die
„umfragefremden“ Daten genutzt und für die GLOBE-Werteskalen Items aus der
WVS.88 Die jeweiligen Ergebnisse deuten auf gegebene Konstruktvalidität hin.89
3.1.2 Ländercluster bei GLOBE
Wie oben beschrieben, ist es ein gängiges Vorgehen bei kulturvergleichenden
Studien, die untersuchten Länder in Gruppen aufzuteilen. Dieses Prinzip wurde
auch in der GLOBE- Studie angewandt. Die verantwortlichen Forscher unterteilen
die über 60 untersuchten Länder in 10 Cluster (Abb. 3).
Abbildung 3, Metaconfiguration of GLOBE Societal Cultures90
87
vgl. Gupta, V., 2004 (a), S. 160f / Multitrait – Multimethod –Matrix: Diese Methode zur
Überprüfung der Konstruktvalidität geht auf Campbel und Fiske (1959) zurück. Hier werden
mehrere Eigenschaften – hier die neun Kulturdimensionen – und jeweils mehrere verwendete
Methoden –hier die zwei verschiedenen Messmethoden von GLOBE und der WVS- in
mehreren Schritten miteinander korreliert.
88
Für Details vgl. Gupta, V., 2004 (a), S. 169 -173
89
vgl. Gupta, V., 2004 (a), S. 160
90
aus Gupta, V., 2004 (b), S.201
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
23
Für diese Einteilung ausschlaggebende Variablen und Momente waren - neben der
Aufnahme früherer Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten z.B. von Ronan und
Shenkar, Smith und Hofstede, Geographie – und hier besonders klimatische
Aspekte -, Sprache, Religion, arbeitsverwandte Werte und Vorstellung aber vor
allem auch geschichtliche Hintergründe.91 Bei der späteren Validation der
Ländercluster anhand einer Diskriminanzanalyse anhand der 9 in der Studie
verwendeten Kulturdimensionen ergab sich für eine Anzahl von 59 der 61 Länder
eine Reliabilität von 96,7% hinsichtlich der Verlässlichkeit der vorgenommen
Einteilung.92 Das heißt, die theoretische Einteilung der Länder konnte empirisch
mit hoher Übereinstimmung abgesichert werden. Weitere Differenzierungen
ergaben für 69% der Länder ein gelungenes Einteilen in das jeweilige Cluster.
Allein Länder zweier Ländergruppen hatten eine hohe Möglichkeit in benachbarte
Cluster zu fallen. Zum einen waren die „germanischen Länder“ teilweise auch den
„nordischen“ und zum anderen die afrikanischen „Sub-Sahara Länder“ zum Teil
den Ländern des „Mittleren Osten“ zuzuordnen.93 Aufgrund dieser Ergebnisse
werden die für diese Arbeit ausgewählten Länder, im späteren Verlauf, basierend
auf den von GLOBE erarbeiteten Ländergruppen vorgestellt.
3.1.3 Von GLOBE archivierte Daten
Die Autoren der GLOBE – Studie haben in der ersten Phase des Projektes
zahlreiches externes Datenmaterial in einer Datenbank archiviert. Dies sind im
Einzelnen Ergebnisse der World Values Surveys (WVS), des Weiteren Daten der
Weltbank, der United Nations (UN), des World Economic Forum (WEF) und des
International Institute for Management (IMD) in der Schweiz.94 Von der Weltbank
wurden vor allem Informationen über wirtschaftliche und demographische
Merkmale genutzt. Von der UN stammt der Human Development Index (HDI)
und der Human Development Report.95 Das IMD sowie das WEF publizieren
unabhängig globale Wettbewerbsindikatoren. Aus der WVS wurden einzelne
91
vgl. ebd., a.a.O., S.183
vgl. ebd., a.a.O., S.190f
93
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.191f
94
vgl. Javidan, M., 2004 (a), S. 104
95
Der HDI (Human Development Index) setzt sich aus mehreren Kennziffern, wie der
durchschnittlichen Lebenserwartung, der Alphabetisierung und des Prokopfeinkommens
zusammen und ist ein Indiz für das sozioökonomische Wohlergehen eine Landes. Vgl. Javidan,
M., 2004 (a), S.106
92
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
Items
entnommen.
24
Diese
Variablen
wurden
jeweils
in
Konstrukten
zusammengefasst. Folgende Konstrukte96 wurden so erarbeitet:
-
generelle Zufriedenheit („general satisfaction“)
-
psychische Gesundheit („psychological health“)
-
Familie und Freunde
-
Erfolg („achievement“),
-
politische Ideologie („political ideology“),
-
Religion und Geschlechtergleichberechtigung („gender equality“)
-
wirtschaftliches Wohlergehen („economic prosperity“)
-
wirtschaftliche Produktivität („economic productivity“),
-
die
Unterstützung
des
Öffentlichen
Sektors
für
wirtschaftliches
Wohlergehen („public sector support for economic prosperity“),
-
gesellschaftliche Unterstützung für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit
(„societal support for economic competitiveness“),
-
Erfolg in angewandter Forschung („success in applied science“)
-
Wettbewerbsfähigkeitsindex des WEF
-
Erfolg in Grundlagenforschung („success in basic science“)
-
gesellschaftliche Gesundheit („societal health“),
-
menschliche Gesundheit („human health“),
-
Lebenserwartung („life expectancy“)
Mit diesen externen Indikatoren wurden dann jeweils die Ergebnisse der von der
GLOBE- Studie untersuchten Kulturdimensionen verglichen, um mögliche
Wechselwirkungen herauszuarbeiten und zu interpretieren. An dieser Stelle ist
darauf zu verweisen, dass das GNP Bestandteil einiger dieser Konstrukte ist oder
als eigene Größe signifikant mit den Konstrukten korreliert.97 Dementsprechend
könnte das GNP für weitreichende Verzerrungen sorgen. Dieser Aspekt wurde in
96
vgl. Javidan, M., 2004, S. 109-117, Eine komplette Liste mit jeweiligen Teilaspekten der
Indikatoren ist im Anhang C zu finden.
97
vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.118
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
25
der GLOBE-Studie differenziert überprüft, um zu versuchen, die Möglichkeit
etwaiger falschen Schlussfolgerungen anhand der später durchgeführten
Korrelationsanalysen mit den neun Kulturdimensionen zu vermeiden. Laut
GLOBE ist das „GNP per capita“ ein umfassendes Konstrukt, das im Einzelnen
die natürlichen Ressourcen einer Gesellschaft und deren Fähigkeit und
Effektivität darstellt, sich den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. 98
Um die Auswirkungen des GNP zu überprüfen99, wurden in einem ersten Schritt
Korrelationsanalysen
mit
den
neun Kulturdimensionen und dem GNP
durchgeführt. Danach wurden jeweils die oben angesprochenen Variablen mit
dem GNP in Wechselwirkung gebracht. Bei einem Großteil sowohl der
Kulturdimensionen, als auch der externen Variablen lagen signifikante
Wechselbeziehungen vor. Um in einem letzten Schritt mögliche Verzerrungen des
GNP in Hinsicht auf die Wechselwirkungen zwischen den archivierten externen
Variablen und den Kulturdimensionen zu überprüfen, wurden über 300
Regressionsanalysen durchgeführt.100 Hierbei galt die externe Variable als die
abhängige, der jeweils individuell drei unabhängige Variablen gegenübergestellt
wurden. Diese waren die spezifische Kulturdimension, das GNP/capita und
zuletzt deren Wechselwirkung. Allein in neun Fällen waren anhand der
Regressionen signifikante Beziehungen festzustellen. Folglich wurde das GNP bei
den folgenden Korrelationsanalysen nicht weiter in seinen Auswirkungen
kontrolliert.
Des Weiteren sei hier darauf verwiesen, dass die unten angegebenen
Korrelationskoeffizienten (r)101, anhand derer mögliche Wechselwirkungen
zwischen den Kulturdimensionen und den hier gelisteten externen Variablen
gemessen wird, im weiteren Verlauf jeweils signifikant sind. Das heißt, auch
wenn r nur vergleichsweise geringe Werte annimmt (z.B.: r = .30 bzw. -.30), ist r
98
vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.117
vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.117-120
100
vgl. ebd., a.a.O., S.120
101
Korrelationskoeffizient (r): R ist eine Messzahl für die Eindeutigkeit des linearen
Zusammenhangs zweier Variablen. Maximal kann r den Wert von +1 - als Ausdruck einer
extrem positiven Korrelation – annehmen und minimal den Wert von –1 für eine extrem
negative Korrelation zwischen den beiden Variablen. Vgl. Atteslander, P., 2003, S.296f
99
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
26
aufgrund der geringen Irrtumswahrscheinlichkeit (zwischen 0.01 und 0,05)102
dennoch signifikant.
3.1.4 Kulturdimensionen
In der GLOBE-Studie werden neun Dimensionen untersucht.103 Die ersten sechs
Dimensionen gehen auf Hofstede zurück, wobei die Skalen der ersten drei auch
die gleichen Konstrukte widerspiegeln sollen:104
1. Ungewissheitsvermeidung (Uncertainty Avoidance)
2. Machtdistanz (Power Distance)
3. Institutioneller Kollektivismus (Institutional Collectivism)
4. Gruppen- und Familienkollektivismus (In-Group Collectivism)
5. Geschlechtergleichheit (Gender Egalitarianism)
6. Durchsetzungsfähigkeit (Assertiveness)
Hierbei wurden Hofstedes Individualismus-Dimension durch Faktorenanalyse in
zwei Kollektivismus-Konstrukte und der Maskulinitätsindex aufgrund fehlender
Konstruktvalidität
in
Geschlechtergleichheit
und
Durchsetzungsfähigkeit
aufgeteilt.105 Die von Hofstede benutzten Items zielten, so GLOBE, nicht darauf
ab, feminine von maskulinen Kulturen zu unterscheiden.106 Die nächsten drei
Dimensionen gehen auf die Forschungen anderer Autoren zurück. Kluckhohn,
Strodtbeck, McClelland und Putnam sind hier zu nennen.107
7. Zukunftsorientierung (Future Orientation)
8. Leistungsorientierung (Performance Orientation)
9. Zwischenmenschliches Verhalten (Humane Orientation)
102
Irrtumswahrscheinlichkeit: Normalerweise geht man bei der Überprüfung von Hypothesen
zuerst von einer Grundhypothese (H0) aus. Die Alternativhypothese, die es zu überprüfen gilt,
wird durch die Widerlegung der Nullhypothese geleistet. In diesem Verfahren drückt die
Irrtumswahrscheinlichkeit (p) die Möglichkeit der fälschlichen Ablehnung der Nullhypothese
aus. Ist p kleiner als 5%, spricht man bereits von einem signifikanten Ergebnis. Vgl.
Atteslander, P., 2003, S. 316f
103
vgl. House, R. J., 2004 (a), S.11-13
104
vgl. ebd., a.a.O., S. 13
105
vgl. House, R. J., 2004 (a), S.13
106
vgl. Den Hartog, D. N., 2004, S. 401 und vgl. Emrich, C. G., 2004, S.344-347
107
vgl. House, R. J., 2004 (a), S.13
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
3.1.4.1
27
Unsicherheitsvermeidung108
Diese Dimension beschreibt das Ausmaß, in welchem Mitglieder einer Kultur auf
etablierte Normen, Rituale oder bürokratische Praktiken vertrauen, um
Unsicherheit zu vermeiden. Kulturen mit einer hohen Unsicherheitsvermeidung
versuchen, die Möglichkeit unvorhersehbarer Entwicklungen in der Zukunft
weitestgehend zu verringern.
Zur Messung dieser Kulturdimension wurden vier Items herangezogen. Diese
messen den Grad, in dem das Leben strukturiert, vorhersehbar und geordnet ist,
aber auch inwieweit Regeln gesellschaftliche Praktiken ordnen.109 Als gesamten
Mittelwert der 61 untersuchten Länder ergab sich ein Wert von 4,16 bei der
gesellschaftlich praktizierten Unsicherheitsvermeidung (UV) mit jeweiligen
Werten für die Ländermittel von 2,88 (Russland) bis 5,37 (Schweiz). Für die
gesellschaftlich erwünschte Unsicherheitsvermeidung liegt der Gesamtmittelwert
bei 4,62 mit jeweiligen Werten der Ländermittel zwischen 3,16 (Schweiz) und
5,61 (Thailand).110 Die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten UV
korrelieren negativ mit den gesellschaftlichen Wertvorstellungen (r = -.62).111
Dementsprechend ist die gesellschaftliche Wertschätzung dieser Kulturdimension
im „Normalfall“ um so geringer, je stärker die UV praktiziert wird.
Anhand
von
Zusammenhänge
Korrelationsanalysen
dieser
untersuchten
Kulturdimension
mit
die
Forscher
weiteren
mögliche
außenstehenden
sozioökonomischen Indikatoren und Variablen der oben angesprochenen Studien
und Institute. Dabei wurde anhand signifikanter Korrelationen festgestellt, dass
Kulturen, die in hohem Maße Unsicherheitsvermeidung betreiben, dazu tendieren,
sich wirtschaftlicher Wohlfahrt zu erfreuen (r = .60).112 Die wirtschaftliche
Wohlfahrt wird auch vom Staat gefördert (r = .74). Ein weiteres Korrelat der
Unsicherheitsvermeidungspraktiken ist eine hohe Wettbewerbsfähigkeit (r = .60),
die ebenfalls von der Gesellschaft gefördert wird (r = .44). Zudem leben die
Mitglieder dieser Kulturen nicht nur in sichereren Gesellschaften mit faireren
Justizapparaten (r = .76), sondern erfreuen sich auch generell einer höheren
108
vgl. ebd., a.a.O., S.11-13 für kurze Definitionen der Kulturdimensionen
vgl. Luque, M. S. de, 2004, S.618-620
110
vgl. Luque, M. S. de, 2004, S.620-623
111
vgl. ebd., a.a.O., S.621
112
vgl. ebd., a.a.O., S.631
109
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
28
Zufriedenheit (r = .63).113 Ebenfalls ist festzustellen, dass in diesen Ländern
Demokratie vermehrt unterstützt.114 Bei diesen Ergebnissen ist die relative
Verteilung
der
Länder
in
Hinsicht
auf
das
Maß
der
praktizierten
Unsicherheitsvermeidung zu beachten. Vor allem die entwickelteren und
technologisch fortschrittlicheren Länder erzielen hohe Werte bei dieser
Dimension, vergleichsweise „rückständigere“ Länder geringere Werte. So ist
beispielsweise
die
nicht
entsprechend
fortschrittliche
Infrastruktur
oder
medizinische Technologie, in genau den Ländern, die relativ regelfrei organisiert
sind, ausschlaggebend für eine geringere Lebenserwartung oder einen nicht
funktionierenden Justizapparat.
3.1.4.2
Machtdistanz (Power Distance)
Diese Dimension untersucht das Ausmaß des Konsens innerhalb einer
Gesellschaft darüber, inwiefern Macht geteilt und in höheren Ebenen einer
Organisation konzentriert werden soll.
Zur Messung dieser Kulturdimension wurden Items abgefragt, die mit dem
Einfluss, der Konzentration und den Privilegien von Macht zusammenhängen,
aber auch Items, die Aufschluss über zwischenmenschliches Verhalten in Bezug
auf Machtunterschiede geben.115 Um Machtdistanz von Unsicherheitsvermeidung
strikt zu trennen, wurden Items, die auf Regeln und Prozeduren als Ausdruck von
Formalisierungen abzielen, nicht für das Konstrukt von Machtdistanz genutzt.116
Der aggregierte Mittelwert aller 61 von Projekt GLOBE untersuchten Länder
beträgt für die gesellschaftlich ausgeübte Machtdistanz 5,17. Die Mittelwerte der
jeweiligen Länder liegen zwischen 3,89 und 5,80.117 Im Vergleich zu den übrigen
8 Kulturdimensionen stellt der aggregierte Mittelwert der Ergebnisse für diese
Dimension den höchsten Wert dar. Insgesamt 60 der 61 untersuchten Länder
erzielen einen Mittelwert über dem Mittelpunkt von 4 auf der 7-Punkteskala
anhand derer die Konstrukte bemessen werden.118 Der Mittelwert aller
113
vgl. ebd., a.a.O., S.629-633
aus ebd., a.a.O., S.632: „Dislike of Democracy“ ( r = -49) in Bezug auf gesellschaftlich
praktizierte Unsicherheitsvermeidung
115
vgl. Dale, C., 2004, S.537
116
vgl. ebd., a.a.O., S.538
117
vgl. ebd., a.a.O., S.539
118
vgl. ebd., a.a.O., S.539
114
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
29
Ländermittel in Bezug auf die, von den Gesellschaften erwünschten Machtdistanz,
liegt mit 2,75 nicht nur deutlich unter dem Mittelpunkt von 4, sondern stellt auch
die geringste Wertschätzung unter den neun Dimensionen dar.119 Die jeweiligen
Ländermittel liegen zwischen 2,04 und 3,65. Zwischen der praktizierten und der
erwünschten Machdistanz besteht eine negative und signifikante Korrelation (r = .43).
Mit außerhalb des Konstruktes liegenden sozioökonomischen Indikatoren und
Variablen korrelieren besonders die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten
Machtdistanz. Es wurden unter anderem signifikante negative Korrelationen zu
wirtschaftlichem Wohlergehen ( r = -.53), gesellschaftlicher Unterstützung
wirtschaftlicher Kompetitivität ( r = -.47), staatlicher Unterstützung für
wirtschaftliches Wohlergehen ( r = -.65), dem HDI ( r = -.36) und
gesellschaftlicher Gesundheit ( r = -.62) gefunden.120 Das heißt, die Hypothesen121
der Autoren des GLOBE-Projektes, die annahmen, dass sich Länder mit nur
gering praktizierter Machtdistanz höherer wirtschaftlicher Wohlfahrt, eines
höheren Wertes beim HDI und höherer gesellschaftlicher Gesundheit erfreuen,
sind hier punktuell belegt. Zwei weitere, speziell für diese Dimension untersuchte,
externe Variablen sind Korruption, ein Index, den die Autoren von Transparency
International übernahmen, und Civil Liberty Index, der vom Freedom House
veröffentlicht wird. So tendieren Gesellschaften, die der Machdistanz eine höhere
Wertschätzung entgegenbringen, zur Korruption (r = .36) und niedriger ziviler
Freiheit (r = .38).122
3.1.4.3
Institutioneller Kollektivismus (Institutional collectivism)
Anhand dieser Kategorie wird überprüft, inwieweit institutionelle Praktiken von
Gesellschaften und Organisationen kollektive Verteilung von Ressourcen und
kollektives Handeln fördern. Obwohl diese Dimension schon oft in früherer
Literatur untersucht worden ist, weist GLOBE einige Besonderheiten auf. Hier
wurde zum ersten Mal in praktizierten und erwünschten Kollektivismus unterteilt.
Entweder wurden davor nur Werte untersucht oder aber beide Manifestationen
119
vgl. ebd., a.a.O., S.538
vgl. ebd., a.a.O., S.556- 558
121
vgl. ebd., a.a.O., S.556
122
vgl. ebd., a.a.O., S.558
120
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
30
von Kultur, also Werte und Praktiken, in einem Konstrukt, wie es bei Hofstede
der Fall war.123 Außerdem erhalten die Forscher interessante Ergebnisse aufgrund
der Aufspaltung dieser Dimension in institutionellen und Gruppenkollektivismus.
Dieses Kollektivismuskonstrukt wurde anhand von vier Fragen untersucht, die
sich darauf bezogen, ob Loyalität zur Gruppe auf Kosten des Individuums
gefördert wird, das Wirtschaftsystem eher individuelle oder kollektive Interessen
berücksichtigt, die Akzeptanz durch andere Gruppenmitglieder wichtig ist und ob
eher Individualismus oder Gruppenkohäsion in der jeweiligen Gesellschaft
bevorzugt wird.124
Der aggregierte Mittelwert der Länder in Bezug auf praktizierten institutionellen
Kollektivismus beträgt auf der 7-Punkteskala 4,25, wobei sich die Mittelwerte der
einzelnen Länder zwischen 3,25 und 5,22 bewegen. Der durchschnittliche
Mittelwert der Wertvorstellungen diese Dimension betreffend beträgt 4,72 und die
einzelnen Ländermittel liegen zwischen 3,83 und 5,65.125 Die beiden Kategorien
korrelieren negativ miteinander (r = -.61), das heißt, in Gesellschaften, in denen
Kollektivismus nur wenig ausgeprägt ist, ist der Wunsch nach stärker
praktiziertem Kollektivismus höher.126
Gesellschaften, in denen institutioneller Kollektivismus stärker praktiziert wird,
tendieren gleichzeitig zu höherer wirtschaftlicher Wohlfahrt (r = .33), höherer
Unterstützung dieser Wohlfahrt durch den öffentlichen Sektor ( r = .36) und
höherer Wettbewerbsfähigkeit (r = .40).127 Des Weiteren scheinen kollektivistisch
orientierte Gesellschaften höheren Erfolg auf dem Gebiet der grundlegenden
wissenschaftlichen Forschung zu besitzen (r = .39).
Für die Wertvorstellung gelten jeweils negative Korrelationen zu den oben
besprochenen sozioökonomischen Indikatoren, wofür die vorhin beschriebene
negative Korrelation zwischen Kollektivismuswerten und -praktiken als Erklärung
gesehen werden kann. Jedoch besteht ein signifikanter und negativer
Zusammenhang zwischen Kollektivismuswerten und der gesellschaftlichen
123
vgl. Gelfand, M. J., 2004, S. 463
vgl. ebd., a.a.O., S. 463
125
vgl. ebd., a.a.O., S.467
126
vgl. Gelfand, M. J., S.466
127
vgl. ebd., a.a.O., S.481f
124
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
31
Gesundheit ( r = -.33).128 Des Weiteren weisen Gesellschaften, die nach mehr
Kollektivismus streben, starke Familienzugehörigkeit auf ( r = .52).129
3.1.4.4
Gruppenkollektivismus (In- Group Collectivism)
Im Gegensatz zum institutionellen Kollektivismus steht hier die Einstellung der
Mitglieder einer Kultur in Hinsicht auf die praktizierte Zusammengehörigkeit,
Loyalität und den Stolz, Mitglied ihrer jeweiligen Organisation oder Familie zu
sein, im Vordergrund.
Diese Kollektivismusdimension wurde anhand von vier Fragen bewertet.130 Diese
Items fragten ab, inwiefern Kinder stolz auf die Leistungen ihrer Eltern sind und
vice versa, ob Eltern auch im Alter weiterhin zu Hause leben und ob Kinder bis zu
ihrer Heirat im elterlichen Haushalt verweilen.
Zusammengeführt betragen die jeweiligen Ländermittel in Bezug auf den
praktizierten Gruppenkollektivismus einen durchschnittlichen Wert von 5,13 mit
jeweiligen Länderwerten zwischen 3,53 und 6,36.131 Im Vergleich hierzu ist der
aggregierte Mittelwert des ersehnten Gruppenkollektivismus 5,66 mit jeweiligen
Länderwerten zwischen 4,94 (Schweiz)132 und 6,52. Es liegt keine signifikante
Wechselwirkung zwischen den Ergebnissen der Praktiken und Werte vor.133
Bei dem Vergleich der Wechselwirkungen zwischen Gruppenkollektivismus und
externen Variablen ist darauf zu verweisen, dass eine signifikante und negative
Korrelation zwischen den Ergebnissen des praktizierten Gruppenkollektivismus
und dem GNP besteht ( r = -.76).134 Die Autoren kontrollieren in speziellen Fällen
in den durchgeführten Analysen die Auswirkungen dieses Zusammenhanges, so
dass anfänglich signifikante Übereinstimmungen nach dieser Korrektur marginal
werden. Für den praktizierten Gruppenkollektivismus sind dies besonders im
Bereich der wirtschaftlichen Indikatoren Wohlfahrt ( r = -.78), die Unterstützung
des öffentlichen Sektors in Bezug auf Wohlfahrt ( r = -.67) und
128
vgl. ebd., a.a.O., S.484
vgl. ebd., a.a.O., S.486
130
vgl. ebd., a.a.O., S.463
131
vgl. ebd., a.a.O., S.467
132
vgl. Gelfand, M. J., 2004, S.471
133
vgl. ebd., a.a.O., S.466
134
vgl. ebd., a.a.O., S.481
129
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
32
Wettbewerbsfähigkeit ( r = -.45). So sind nach Korrektur des Einflusses des GNP
diese Werte nicht mehr signifikant.135 Dieses Vorgehen ist aber auch unter dem
Aspekt der oben beschriebenen Überprüfungen des Einflusses des GNP auf
mögliche Wechselwirkungen der einzelnen Ergebnisse der Dimensionen und
externen Variablen zu bewerten.
Weiter
weist
Praktizierte
Gruppenzusammengehörigkeit
ebenfalls
hohe
Zusammenhänge mit den Variablen, die den „menschlichen Zustand“ bewerten,
auf. Signifikante und negative Wechselbeziehungen liegen hier in Bezug auf die
generelle gesellschaftliche Gesundheit ( r = -.60), die Lebenserwartung ( r = -,45),
die grundlegende Zufriedenheit ( r = -.69) und dem HDI ( r = -.56) vor.
Ergebnisse
sind
konträr
zur
Hypothese137,
Gesellschaften
mit
136
Diese
hoher
Kollektivismusorientierung seien gesünder in Bezug auf ihre Mitglieder und den
generellen Zustand der Gesellschaft. Eine Erklärung könnte sein, dass vor allem
die nicht am weitest entwickelten Staaten – ergo diejenigen, die beispielsweise
weniger Zugang zu geeigneter medizinischer Versorgung besitzen – eine hohe
Orientierung zum Gruppenkollektivismus besitzen.138
3.1.4.5
Geschlechtergleichheit (Gender Egalitarianism)
Diese Dimension untersucht, inwieweit Organisationen und Gesellschaften die
Unterschiede zwischen den Geschlechterrollen verringern, während unterdessen
Geschlechtergleichheit gefördert wird.
In der GLOBE- Studie wird differenziert auf die Besonderheit dieser Dimension
hingewiesen. Die 7-Punkteskala der Items, anhand derer dieses Konstrukt
untersucht wurde, beinhaltet einen konzeptuellen Unterschied zu den anderen
angewandten Skalen. Die meisten Items zielen hier darauf ab, herauszufinden, ob
in den jeweiligen Situationen eher Frauen oder eher Männer vorrangig in einer
Gesellschaft behandelt werden. Z. B. wurde gefragt: „In this society, who is more
135
vgl. ebd., a.a.O., S.482f
vgl. ebd., a.a.O., S.484f
137
vgl. Javidan, M., 2004, S.104
138
vgl. Gelfand, M. J., 2004, S. 485
136
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
33
likely to serve in a position of high office?”139 Auf der Antwortskala wurde ein
Wert gegen 1 angegeben, je eher die Befragten zu Männern tendierten, und ein
Wert gegen 7, je eher die Befragten zu Frauen tendierten. Das heißt, der Wert, der
die höchste Geschlechtergleichheit darstellt, wäre der Mittelwert von 4. 140 In einer
Gesellschaft, die ein sehr niedriges Ergebnis für das Gesamtkonstrukt erzielt,
werden somit Männer „bevorzugt“ und Geschlechtergleichheit würde nicht
ausgeübt werden und vice versa.
Die aggregierten Ergebnisse für die gesellschaftlichen Praktiken diese Dimension
betreffend untermauern mit einem Mittelwert aller untersuchten Gesellschaften
von 3,37 universell eine eher marginal männerdominierte Gesellschaft. Die
einzelnen Ländermittel liegen hier zwischen 2,50 und 4,08.141 Also selbst der
Maximalwert von 4,08 (Ungarn) differiert nur marginal von dem Mittelwert von 4
und
drückt
für
„Frauendominanz“
keine
in
der
den
untersuchten
Gesellschaften
Gesellschaften
aus.
Außerdem
eine
fällt
hohe
die
Standardabweichung mit 0,37 sehr niedrig aus. Dies heißt, dass die Variabilität
bei den Antworten der Befragten sehr gering ist – die Übereinstimmung der
Antworten dementsprechend hoch. Zusammen mit der Assertiveness-Dimension
ist dies die geringste Standardabweichung aller von GLOBE untersuchten
Dimensionen.142
Das aggregierte Mittel der gesellschaftlichen Wertvorstellungen liegt mit 4,51
über dem Mittelwert von 4. Dies deutet darauf hin, dass Gesellschaften universell
dazu tendieren würden, nicht Männer zu bevorzugen, wenn es z. B. darum geht,
eine höhere Bildung oder Führungspositionen zu erreichen.143 Die einzelnen
Länderwerte liegen zwischen 3,18 und 5,17 (England)144. Bei den Ergebnissen
dieser Dimension ist zu beachten, dass, wie oben erwähnt, der Frauenanteil an der
untersuchten Stichprobe mit 25,2% relativ gering ist. Die GLOBE- Studie selbst
verweist auch aufgrund der interpretativen Komplexität dieser Dimension darauf,
139
vgl. Emrich, C. G., 2004, S.360
vgl. ebd., a.a.O., S.361
141
vgl. ebd., a.a.O., S.362
142
vgl. Emrich, C. G., 2004, S.362
143
vgl. ebd., a.a.O., S.362
144
vgl. ebd., a.a.O., S.366
140
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
34
dass das Konstrukt für diese Kulturdimension konzeptuell noch nicht komplett
ausgereift ist.145
Korrelationsanalysen146 der gesellschaftlichen Praktiken und Wertvorstellungen
über Geschlechtergleichheit mit den von der GLOBE-Studie gesammelten
unabhängigen sozioökonomischen Indikatoren ergaben vergleichsweise geringe
Übereinstimmungen. Die Ergebnisse wurden wie auch die der anderen 8
Dimensionen
in
Zusammenhang
mit
Indikatoren
des
ökonomischen
Wohlergehens, „menschlichen“ Verfassung („human condition“) und politischen
Ideologien gebracht. Für die Ergebnisse bei der gesellschaftlich praktizierten
Geschlechtergleichheit liegen lediglich positive und signifikantere Korrelationen
mit dem HDI (r =.29), einer Geringschätzung für Demokratie (r = .59) und einer
Abneigung gegen Demokratie (r = .44) vor. Das heißt, gesellschaftlich praktizierte
Geschlechtergleichbehandlung korreliert nicht ausschlaggebend mit Indikatoren
ökonomischen Wohlbefindens und nur wenig mit Indikatoren menschlichen
Wohlbefindens – hier nur mit dem HDI. Gesellschaftliche Wertvorstellungen
andererseits korrelieren bei ökonomischen Indikatoren positiv und signifikant mit
ökonomischer Prosperität (r =.36), ökonomischer Produktivität (r =.30) und dem
GNP per capita (r =.44). Weitere Korrelate der Wertvorstellungen die
menschliche Verfassung der Mitglieder einer Gesellschaft betreffend sind
generelle Zufriedenheit (r =.59) und der HDI ( r =.43). Die Wertvorstellungen
korrelieren wiederum negativ im Bereich der politischen Ideologie mit der Rolle
der Regierung bzw. ihrer Wichtigkeit (r = -.60), Passivität (r = .-41),
Nichtvorhandensein von Mitsprache (r = -.62) und Stabilität ( r = -.56). Vor Allem
die
Korrelationen
der
Wertvorstellungen
deuten
auf
einen
positiven
Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Wohlergehen einer Gesellschaft und
einem höheren Willen zur Gleichberechtigung der Geschlechter hin. Das
ökonomische
Wohlergehen
einer
Gesellschaft
wiederum
könnte
hier
ausschlaggebend für den Wunsch nach geringerer Einmischung des Staates
darstellen.147 Statistisch könnte die geringe Standardabweichung einer der Gründe
145
vgl. ebd., a.a.O., S.361f
vgl. ebd., a.a.O., S.364-370
147
vgl. Emrich, C. G., 2004, S.370
146
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
35
sein, warum die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten Gleichbehandlung
wenig signifikante Übereinstimmungen mit anderen Indikatoren auftreten.148
3.1.4.6
Durchsetzungsfähigkeit (Assertiveness)
Anhand dieser Dimension wird der Umgang der Menschen miteinander
untersucht.
Gehen
sie
entweder
aggressiv,
selbstsicher
oder
sogar
konfrontationssuchend miteinander um? Eine eigenständige Dimension für die
Durchsetzungsfähigkeit oder Bestimmtheit, die bei Mitgliedern einer Gesellschaft
vorliegt, wurde bisher noch nicht von anderen kulturvergleichenden Studien
berücksichtigt.149
Der aggregierte Mittelwert für gesellschaftlich praktizierte Bestimmtheit liegt bei
4,14.
150
Die jeweiligen Ländermittel liegen hier zwischen 3,38 bis 4,89. Das
aggregiert
globale Mittel der 61 untersuchten Länder in Bezug auf
gesellschaftliche Wertvorstellungen über diese Kulturdimension beträgt 3,82,
wobei die jeweiligen Ländermittel zwischen 2,66 und 5,56 (Japan) liegen.
Gesellschaftliche Werte korrelieren negativ, nicht aber stark signifikant. So
wünschen sich 40 von 61 Ländern ein niedrigeres Maß an Bestimmtheit in ihren
Gesellschaften
als
dies
praktiziert
wird.151
Bei
den
Ergebnissen
zur
gesellschaftlichen Wertvorstellung liegt ebenfalls eine hohe Standardabweichung
vor.152 Jedoch sind die Wertvorstellungen bei einem Drittel der Länder höher als
sie dies in der Praxis sind. Folglich könnte gelten: „Assertiveness is not
universally desirable or undesirable.“153 Die Autoren verweisen ebenfalls darauf,
dass die untersuchte Personengruppe aus, im mittleren Management arbeitenden,
Berufstätigen besteht. Somit könnte ebenfalls eine von der jeweiligen Gesellschaft
abweichende Meinung widergegeben worden sein, da Manager normalerweise
ihrem Verhalten inhärent bestimmter und durchsetzungsfähiger sein könnten.
Aber, wie auch oben schon angesprochen, zeigen die Ergebnisse, dass Manager
148
vgl. ebd., a.a.O., S.366
vgl. Den Hartog, D. N., 2004, S.395
150
vgl. ebd., a.a.O., S.408
151
vgl. ebd., a.a.O., S.409
152
vgl. Den Hartog, D. N., 2004, S.409
153
vgl. ebd., a.a.O., S.412
149
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
36
eher von ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Kultur geprägt sind, als dass sie eine
eigene abgeschlossene Managerkultur vertreten würden.154
Mit sozioökonomischen Indikatoren korreliert Assertiveness nur mäßig. Allein die
gesellschaftlichen Wertvorstellungen dieser Dimension korrelieren signifikanter
und positiv mit dem Indikator für den Erfolg in Wissenschaft und Technologie ( r
= .34) und noch geringer mit dem Indikator für gesellschaftliche Unterstützung
von Konkurrenzfähigkeit ( r = .29). Die von GLOBE aufgestellte Hypothese155,
dass Gesellschaften, die ein hohes Maß an Bestimmtheit praktizieren,
konkurrenzfähiger und wirtschaftlich erfolgreicher sind, wäre somit nur schwach
unterstützt. Die zweite Hypothese, dass die Mitglieder von Kulturen, in denen ein
hohes Maß an Bestimmtheit praktiziert wird, über keine generell gute
gesundheitliche Verfassung verfügen würden, kann aufgrund der Vergleiche mit
den hier verwendeten sozioökonomischen Variablen nicht belegt werden.156
3.1.4.7
Zukunftsorientierung (Future Orientation)
Hier wird das Ausmaß, in dem Mitglieder einer Organisation oder Gesellschaft,
Aktivitäten und Investitionen in die Zukunft verlagern, gemessen. Die GLOBEStudie ist die erste kulturvergleichende Untersuchung, die diese Dimension klar
definiert und behandelt.157
Die einzelnen Items dieses Konstruktes zielten unter anderem darauf ab, zu
überprüfen, ob in der jeweiligen Gesellschaft normalerweise eher der Status Quo
bewahrt und ob vorrangig eher aktuelle Probleme gelöst werden oder ob in die
Zukunft geplant wird.158
Der aggregierte Mittelwert der einzelnen Länderergebnisse in Bezug auf
gesellschaftliche Praktiken dieser Dimension beträgt 3,85 und liegt somit auf der
verwendeten 7-Punkteskala nahe dem Mittel von 4. Die Länderwerte reichen in
ihren Mittelwerten von 2,88 bis 5,07. Dementsprechend stellen diese Ergebnisse
die zweit niedrigsten aller neun von GLOBE untersuchten Dimensionen, die
154
vgl. ebd., a.a.O., S.412
vgl. ebd., a.a.O., S.416
156
vgl. ebd., a.a.O., S.416f
157
vgl. Ashkanasy, N., 2004, S. 314 / vgl. auch ebd., a.a.O., 312f
158
vgl. Ashkanasy, N., 2004, S.302
155
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
37
gesellschaftlichen Praktiken betreffend, dar.159 Bei den gesellschaftlichen Werten
liegt das Mittel bei 5,48. Hier fallen die einzelnen Länderwerte zwischen 4,33 und
6,20.160 Die gesellschaftliche Wertvorstellung über zukunftsorientiertes Verhalten
ist folglich die drittbegehrteste aller neun gesellschaftliche Wertvorstellung
betreffenden Dimensionen. Die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten
Zukunftsorientierung korrelieren negative mit denen der gesellschaftlich
erwünschten Zukunftsorientierung (r = -.41).161
Die Zeitorientierung bzw. der Umgang mit Zeit ist einer der Schlüsselmomente
des menschlichem Verhaltens, z. B. benötigt der Mensch einen „Zeitrahmen“, an
dem er sich orientieren kann, um Geschehnisse oder Erfahrungen differenziert
einordnen und unterscheiden zu können.162 Laut GLOBE-Studie bestehen
Wechselwirkungen zwischen der von den Mitgliedern einer Gesellschaft
praktizierten Zukunftsorientierung und mehreren sozioökonomischen Faktoren.
Diese
sind
beispielsweise
wirtschaftliches
Wohlergehen
(r
=.62),
Wettbewerbsfähigkeit (r =.62), generelle gesellschaftliche Gesundheit (r =.70),
generelle Zufriedenheit der Menschen (r =.56), Forschung und Erfolg in der
Forschung (r =.54).163 Personen, die zukunftsorientiert leben, respektieren ihre
Eltern und Freunde weniger (r = -.48), sind aber politisch aktiver164 und schätzen
eher Demokratie165. Jedoch sollte die Rolle der Regierung nicht zu wichtig sein (r
= -. 52). Ebenfalls tendieren diese Gesellschaften dazu, Geschlechtergleichheit zu
unterstützen (r = .40) und eine höhere Sparquote (r =.39) zu haben.166 Die eben
aufgelisteten Wechselwirkungen belegen GLOBE-Hypothesen167, die vermuteten,
dass sich Gesellschaften mit hoher Zukunftsorientierung durch wirtschaftliche
Prosperität, generelle gesellschaftliche Gesundheit, Geschlechtergleichheit, eine
159
vgl. ebd., a.a.O., S.303
vgl. ebd., a.a.O., S.304
161
vgl. ebd., a.a.O., S.306
162
vgl. ebd., a.a.O., S.285
163
vgl. ebd., a.a.O., S.315-317
164
vgl. ebd., a.a.O., S.318: signifikante und negative Korrelation zu „Lack of voice“ (r = -.42),
und Passivität (r = -.38)
165
vgl. Ashkanasy, N., 2004, S.318: signifikante und negative Korrelation mit den Variablen für
„Geringschätzung von Demokratie“ (r = -.53) und Abneigung von Demokratie (r = -.39)
166
vgl. ebd., a.a.O., S.319f
167
vgl. ebd., a.a.O., S.315
160
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
38
offenere und progressivere Einstellung zur politischen Sphäre und durch höhere
Sparquoten ausweisen.
Gesellschaften, die sich ein stärkere Zukunftsorientierung wünschen, tendieren
dazu, in geringem wirtschaftlichen Wohlstand (r = -.62) zu leben und weniger
wettbewerbsfähig zu sein (r = -.41). Jedoch unterstützt auch in diesem Fall die
Regierung die Erhöhung des wirtschaftlichen Wohlstandes (r = .57).168 Außerdem
weisen sich diese Kulturen durch einen „generell“ schlechteren gesellschaftlichen
Zustand in Hinsicht auf den Lebensstandard aus, was sich in einer kürzeren
Lebenserwartung (r = -.49), geringerer Zufriedenheit (r = -.45) und einem
niedrigeren Wert in Bezug auf den jeweiligen HDI ( r = -.50) ausdrückt.169
Andererseits ist die Beziehung zur Familie stärker ausgeprägt (r = .49), wie auch
der Respekt diesen gegenüber (r = .61).170 Ebenfalls scheinen diese Kulturen,
tiefere
Religiosität
zu
verspüren
(r
=
.64).171
Die
gesellschaftlichen
Wertvorstellungen korrelieren zum Großteil negativ mit externen wirtschaftlichen
Indikatoren und könnten somit als Ausdruck über die Unzufriedenheit der von der
Gesellschaft nicht als ausreichend praktiziert gedeuteten Zukunftsorientierung
anerkannt werden bzw. gesellschaftlicher Ausdruck von unzureichender Höhe des
Lebensstandards, der politischen und wirtschaftlichen Stabilität eines Landes
sein.172 Ein anderer möglicher Erklärungsansatz für die oben aufgeführten
Ergebnisse wäre, dass die gesellschaftlichen Wertvorstellungen über die
Zukunftsorientierung eher auf der spirituellen Ebene ansetzen.173
3.1.4.8
Leistungsorientierung (Performance Orientation)
Die Leistungsorientierung einer Organisation oder Gesellschaft drückt deren
unterstützendes und förderndes Verhalten gegenüber den Leistungen einzelner
Mitglieder aus.
168
vgl. ebd., a.a.O., S.315
vgl. ebd., a.a.O., S.316
170
vgl. ebd., a.a.O., S.317
171
vgl. ebd., a.a.O., S.319
172
vgl. ebd., a.a.O., S.316
173
vgl. Ashkanasy, N., 2004, S.315f
169
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
39
Die drei Fragen, die zu den Ergebnissen dieser Dimension führten, bezogen sich
auf die gesellschaftlichen Praktiken in Hinsicht auf Innovation und Verbesserung,
aber auch auf das jeweilige Belohnungssystem. 174
Die Auswertung der Antworten der Fragen dieses Konstruktes ergaben bezüglich
der gesellschaftlichen Praktiken ein eher mittleres Durchschnittsergebnis mit 4,10
und jeweiligen Ländermitteln zwischen 3,20 und 4,94.175 Das aggregierte Mittel
der gesellschaftlichen Werte jedoch stellt mit einem Wert von 5,94 und
Länderwerten zwischen 4,92 und 6,58 das höchste Ergebnis aller neun
Dimensionen dar. Leistungsorientierung ist somit universell in den Gesellschaften
– natürlich unterschiedlich stark – begehrenswert. Lediglich die Dimension der
Geschlechtergleichheit muss bei diesem Vergleich außen vorgelassen werden, da
ihre 7-Punkteskala, wie oben schon beschrieben, in ihrer Konzeption von den
übrigen abweicht. Die Hypothese, dass jede Gesellschaft danach strebt,
Lebensstandards zu erhöhen und dies durch gesellschaftliche und kulturelle
Praktiken unterstützt wird, scheint anhand jener Ergebnisse punktuell bestätigt.176
Die Ergebnisse der beiden Untersuchungsebenen korrelieren gering aber
signifikant miteinander (r = -.28).177
Die Wechselwirkungen zwischen externen Indikatoren und den Ergebnissen der
gesellschaftlichen Praktiken dieser Dimension belegen die Hypothesen, dass
leistungsorientiertere Gesellschaften wirtschaftlich wohlhabender (r = .29) und
wettbewerbsfähiger sind (r = .61). Außerdem unterstützen und fördern auch die
jeweiligen Regierungen (r = .50) und Gesellschaften (r = .58) diese
wirtschaftlichen Ziele.178 Die Lebensqualität und generelle Sicherheit (r = .53)
ebenfalls wie die generelle Zufriedenheit der Bevölkerung (r = .51) sind in jenen
Gesellschaften höher.179
Gesellschaften, die der Leistungsorientierung viel Beachtung schenken, also eine
höhere Wertschätzung im Gegensatz zu einer direkten Praxisorientierung in
174
vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.246
vgl. ebd., a.a.O., S.248
176
vgl. ebd., a.a.O., S.254
177
vgl. ebd., a.a.O., S. 249
178
vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.253f
179
vgl. ebd., a.a.O., S.256
175
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
40
Bezug auf diese Dimension haben, scheinen ärmer (r = -.28) und weniger
wettbewerbsfähig (r = -.44) zu sein.180
3.1.4.9
Zwischenmenschliches Verhalten (Humane orientation)
Ähnlich der Leistungsorientierung drückt diese Dimension das unterstützende und
fördernde Verhalten der jeweiligen Organisation oder Gesellschaft - in diesem
Fall jedoch in Bezug auf das faire, freundliche, freigiebige oder nette Verhalten
eines Mitglieds gegenüber anderen – aus. Diese Dimension manifestiert sich zum
Einen in der Art, wie Menschen miteinander umgehen und andererseits in
institutionalisierten sozialen Programmen der jeweiligen Gesellschaft.181
Dieses Konstrukt wurde anhand von fünf Fragen bearbeitet, die beispielsweise zu
klären versuchen, inwiefern die Mitglieder einer Gesellschaft ihren Mitmenschen
gegenüber einfühlsam oder um sie besorgt sind.182
Das Gesamtergebnis ergibt einen Mittelwert für die Ergebnisse des praktizierten
menschenfreundlichen Umganges der Mitglieder der Gesellschaften untereinander
von 4,09 mit einzelnen Länderwerten zwischen 3,18 (früheres Westdeutschland)
und 5,23. Die Wertvorstellungen in Bezug auf diese Dimension führen zu einem
aggregierten Mittelwert von 5,42, wobei die jeweiligen Länderwerte von 4,49 bis
6.09 reichen. Es besteht eine geringe negative Wechselwirkung zwischen den
Werten der beiden Ebenen dieser Dimension (r = -.32).183
In Gesellschaften, die sich durch einen hohen Anteil an urbaner Bevölkerung
auszeichnen, scheinen die Menschen unfreundlicher miteinander umzugehen.184
Ein menschlicherer Umgang untereinander trifft eher auf Gesellschaften zu, die
generelle Probleme in Bezug auf den sozioökonomischen Zustand ihrer
Mitglieder haben. Dementsprechend besteht ein positiver Zusammenhang mit der
Kindersterblichkeitsrate (r = .33) sowie der Sterblichkeitsrate der Mütter ( r =
.34). Weitere für diese These sprechenden Wechselwirkungen beziehen sich auf
180
vgl. ebd., a.a.O., S.253
vgl. Kabasakal, H., 2004, S.569
182
vgl. ebd., a.a.O., S.571
183
vgl. ebd., a.a.O., S.572-574
184
vgl. Kabasakal, H., 2004, S. 577: Der Urbanisierungsgrad – dem Human Development Report
der UN entnommen – korreliert negativ mit den Ergebnissen der gesellschaftlichen Praktiken (r
= -.37), der Prozentanteil der im Primären Sektor bzw. in der Landwirtschaft arbeitenden
Bevölkerung positiv ( r = .56).
181
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
41
die Lebenserwartung (r = -.35), den HDI (r = -.38) und den Zugang zu
Trinkwasser (r = -.34).185 Viele dieser Indikatoren stellen ebenfalls den
Modernisierungsgrad einer Gesellschaft dar.
Die Ergebnisse der gesellschaftlichen Wertvorstellungen über den hilfsbereiten
Umgang miteinander treten nicht mit den eben aufgeführten sozioökonomischen
Indikatoren in Wechselwirkungen.
3.2
World Value Survey
Die hier untersuchte World Values Survey (WVS) ist das Ergebnis der vierten
Welle von weltweiten Befragungen und Datenerhebung über generelle
Werteinstellungen von Mitgliedern verschiedener Kulturen.186 Die erste Erhebung
wurde bereits Anfang der 80er Jahre durchgeführt und knüpft direkt an die ersten
wertorientierten Umfragen an, die in einigen europäischen Ländern durchgeführt
worden sind und die ihrerseits mittlerweile in den laufenden Umfragen des
„Eurobarometers“ gipfeln.
In jener jüngsten hier untersuchten vierten Welle der WVS wurden 118.200
Menschen aus 81 Ländern befragt. Insgesamt leben 85% der Menschheit in den
untersuchten Ländern.187 Die WVS stellt somit die bis dato umfangreichste je
unternommene Erhebung sozialer Daten dar.188 Fragen zu verschiedenen zentralen
Themengebieten u.A. zu Politik, Umwelt, Arbeit, Technologie, Familie und der
generellen Wahrnehmung des Lebens wurden beantwortet.
3.2.1 Konzeption und Durchführung
Durchgeführt wurde diese Studie fast ausschließlich anhand von „face-to-face“
Interviews189, wobei die Rücklaufquoten von 25% in Spanien bis hin zu 95% in
der Slowakei variierten.190 Allein in einigen Ausnahmefällen wurde z.B. auf
Telefoninterviews zurückgegriffen wie im Falle von Island. Die vier Phasen
185
vgl. ebd., a.a.O., S.577
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.399
187
vgl. ebd., a.a.O., S. 9
188
vgl. ebd., a.a.O., S. 395
189
vgl. Inglehart, R., 1998, S. 470
190
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.400
186
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
42
dieser empirischen Studie, das Fragebogendesign, die Stichprobenauswahl, die
Datenerhebung und deren Analyse, sind in ihrer methodologischen Konzeption
von den Forschern aufgelistet und beschrieben.
Beim Fragebogendesign und der jeweiligen Erstellung der Fragen wurde
differenziert auf Wortstellung, Art der Frage, Reihenfolge und Wesen der
Antwortkategorien, Existenz oder Abwesenheit einer „Nein“-Antwortmöglichkeit
oder alternativer Antwortmöglichkeiten geachtet.191 Bei diesem multinationalen,
multikulturellen and multilingualen Forschungsprojekt wurde näher auf die
Problematik der unterschiedlichen Perzeption bzw. der jeweiligen kulturellen,
aber
beispielsweise
auch
rechtlichen,
Hintergründe,
denen
die
kulturübergreifenden Fragestellungen gegenüberstehen, eingegangen: „Marijuana
for personal use is legal in Amsterdam and is sold in so-called coffee shops but its
possession will result in years of imprisonment in some countries.“192 In den
meisten untersuchten Ländern wurden die Fragebögen nicht nur stringent durch
die Methodik der Rückübersetzung, sondern auch durch „pre-tests“ validiert.193
Anhand der Auswertungen dieser Vorgehensweise wurden dann einige kritische
Fragen teilweise in manchen Ländern ausgelassen. In 2/3 der Länder wurden die
sogenannten Kernfragen („core questions“) beantwortet, oft aber auch
kulturspezifische Fragen mitaufgenommen.194
Um die Aussagekraft und die „kulturübergreifende“ Gültigkeit der einzelnen
Items zu verstärken bzw. zu verifizieren, unternahmen die Forscher mehrere
Überprüfungen. An dieser Stelle ist erneut darauf zu verweisen, dass hier fast
ausschließlich Einzelfragen beantwortet worden sind, die jeweils kein
geschlossenes Konstrukt erklären sollen, wie es bei der GLOBE-Studie der Fall
ist.
Beispielsweise
wurde
anhand
des
HDI
als
externem
Indikator
eine
Varianzanalyse195 in Bezug auf das Kriterium der „Wichtigkeit Gottes“ unter der
Annahme der Modernisierungstheorie, dass mit zunehmendem Grad der
191
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.386
aus ebd., a.a.O., S.386
193
vgl. ebd., a.a.O., S.399
194
vgl. ebd., a.a.O.,S. 399
195
Anhand einer Varianzanalyse kann der Einfluss auf die Variabilität eines abhängigen
Merkmales – hier die „Wichtigkeit Gottes“ – durch eine unabhängige Variable - hier der HDI –
berechnet bzw. erklärt werden. vgl. Atteslander, P., 2003, S.320
192
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
43
Modernisierung, Gott an „Wichtigkeit“ verliert, durchgeführt.196 Dazu wurden die
einzelnen Länderwerte des HDI mit den Ergebnissen der 10-Punkteskala des
Items korreliert. Die Übereinstimmung entsprach einem r = 0,64.197 Daraus
wiederum ergab sich eine 40% Signifikanz des HDI für die Erklärung
länderübergreifender Varianz. In einer weiteren derartigen Analyse errechneten
die Forscher hinsichtlich der Ergebnisse der Frage nach dem jeweiligen Vertrauen
in kirchliche Organisation, die natürlich in den einzelnen Ländern stark
unterschiedlich ausgeprägt sind, einen Wert von 51% bezüglich der Signifikanz
des HDI bei der Erklärung der länderübergreifenden Varianz.198 Die erhobenen
Daten weisen ein hohes Maß an kulturübergreifender Valididät auf199.
Anders als in der GLOBE-Studie wurden verschiedene Skalen benutzt, um die
einzelnen Antworten der Fragen zu messen. Probanden gaben ihre Antworten in
einem Rahmen von 3-, 5-, 7- oder 10-Punkteskalen200 an, aber auch anhand
vorgegebener Antwortmöglichkeiten wie z. B.:
“Do you think most people would try to take advantage of you if they got a
chance, or would they try to be fair?”
1. Would take advantage
2. Would try to be fair201
Ansonsten konnten Gewichtungen bei den Antworten angegeben werden. Z.B.:
„Stimmen Sie gar nicht zu“, „ein wenig“ oder „sehr stark“.202 Lediglich beim
Publizieren der Ergebnisse wurden oft die beiden untersten oder obersten Punkte
der Skalen zusammengefasst in einer Kategorie dargestellt.
Hinsichtlich der Stichprobenauswahl, bei der, soweit es möglich war, nach
vorliegenden Zensuslisten ausgegangen worden ist, versuchten die Forscher
jeweils nach statistischen Gesichtspunkten, repräsentative Personengruppen zu
definieren. Dabei wurde in den meisten Fällen ein geschichtetes Zufalls-
196
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.388f
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S. 389
198
vgl. ebd., a.a.O., S.389
199
vgl. ebd., a.a.O., S.390
200
vgl. Gupta, V., 2004 (a), S.163
201
aus Inglehart, R., 2004 (a), S.415
202
vgl. ebd., a.a.O., S.393
197
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
44
Stichprobenverfahren („stratified multistage random sampling“)203 angewendet,
dass
bis
zur
kleinsten
Untersuchungseinheit
versucht,
mit
voller
Zufallsmöglichkeit vorzugehen. So wurde jeweils bis zur Einheit des Haushaltes
ein Gebietsstichprobe durchgeführt, aber auf dieser Ebene dann nur eine
Quotenstichprobe genommen, das heißt, es wurde unter Anwendung statistischer
Methoden mit einer Kombination aus Zufalls- und Quotenstichprobe gearbeitet.204
Im weiteren Verlauf wurden unter dem Aspekt der proportionalen Verteilung die
Stichproben hinsichtlich der Zufälligkeit und Größe („probability proportional to
size“)205 überprüft. Durch Gewichtung wurde eine individuelle Überrepräsentation
bzw. Unterrepräsentation einzelner Gruppen oder Gebiete – beispielsweise der
Städte gegenüber eher ländlichen Gegenden – gedämpft. Ebenfalls ist eine
Einteilung der befragten Personen in Bezug auf Alter, Geschlecht, Einkommen,
Bildungsniveau und grundlegende Wertvorstellung vorgenommen worden.206
Außerdem mussten die lokalen Forschungsteams bzw. Forschungseinrichtungen
nicht nur den Originalfragebogen, sondern auch einen zur Dokumentation
gedachten Fragebogen ausgefüllt hinterlegen, der die jeweilige Konzeption und
Durchführung der Erhebung bezüglich der universellen Kernvorgaben abprüfte.207
3.2.2 Werte und Annahmen
Die WVS untersucht kulturvergleichend gesellschaftliche Werte aus mehreren
Bereichen.
Neben
den
Ergebnisse
von
Fragen
über
allgemeine
Lebenseinstellungen, aus dem politischen und allgemein gesellschaftlichen
Bereich, des Berufes und der Familie werden auch die von Inglehart entwickelten
Hypothesen im Folgenden untersucht werden.
203
vgl. ebd., a.a.O., S.400
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.391
205
vgl. ebd., a.a.O., S.392
206
vgl. ebd., a.a.O., S. 408-411:
30% der Befragten waren zwischen 15-29, 41% zwischen 30-49 und 29% waren über 50 Jahre
alt. Beim Bildungsgrad wird ebenfalls in drei Kategorien unterteilt: 38% der Befragten hatten
eine teilweise bis komplett abgeschlossene Grundschulbildung, 42% eine teilweise bis
komplett abgeschlossenen 2. Ausbildungsweg und 20% ein niedrigeren bis hohen Abschluss
auf dem dritten Bildungsweg absolviert. Die drei Einkommensgruppen wurden jeweils relativ
zu nationalen Einkommensvariablen erarbeitet. Die grundlegenden Wertvorstellungen gliederte
sich in eine materialistische, in der Befragte höchste Priorität der wirtschaftlichen und
physischen Sicherheit gaben, und in eine postmaterialistische, in der Befragte eher
Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit anstrebten.
207
vgl. ebd., a.a.O., S.399
204
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
45
Anhand der Ergebnisse der WVS von 1990-93 haben die Autoren zwei
Hypothesen208 aufgestellt. Zum einen besteht ein tiefer Zusammenhang zwischen
der sozioökonomischen Umwelt und der jeweiligen Gesellschaft. Nach Inglehart
werden diese Umwelteinflüsse durch die jeweiligen Werteprioritäten eines
Individuums reflektiert. Ein Individuum sehnt sich subjektiv demnach immer nach
Werten, die quantitativ begrenzt sind.209 Dies ist die Hypothese der Begrenztheit
(„Scarcity Hypothesis“).
Zum anderen liegt ein „time lag“ – eine zeitliche Verzögerung – im Prozess
gesellschaftlicher und individueller Werteveränderung vor. Entsprechend den
sozioökonomischen Gegebenheiten in der Kindheit entwickeln sich beim
Individuum Wertvorstellungen, die sich vergleichsweise nur sehr langsam im
späteren Lebensverlauf ändern. So entstehen nicht nur hohe Unterschiede in den
Vorstellungen älterer und jüngerer Menschen, es wird auch darauf hingewiesen,
dass
kulturelle
Veränderungen
zum
Großteil
durch
Generationswechsel
einsetzen.210 Inglehart beschreibt dies als die Hypothese der Sozialisierung
(„Socialisation Hypothesis“).211
Die beiden Hypothesen sind Teil des als grundlegenden kulturellen Prozess
angesehenen Wertewandels der Gesellschaften hin zu postmodernen Kulturen.
Abb. 3 veranschaulicht diesen generellen Prozess. Zum Einen findet aufgrund von
Industrialisierung und Modernisierung eine Säkularisierung in den Gesellschaften,
die ökonomischen Aufschwung erleben, statt. Kirche und Religion verlieren ein
Stück ihrer traditionellen Autorität. Währenddessen nimmt gleichzeitig die
Bürokratisierung zu, unter der Inglehart eine rational-legale Autorität versteht, die
mit ihrer zentralisierten Organisation Leistungsorientierung und wirtschaftliches
Wachstum fördert.212
208
vgl. Inglehart, R., 1997, S.33
vgl. ebd., a.a.O., S.33
210
vgl. ebd., a.a.O., S. 34 aber auch Inglehart, R., 2004 (a), S. 8
211
vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.8
212
vgl. Inglehart, R., 1997, S.73
209
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
46
Abbildung 4: Postmodernismus-Konstrukt213
Zum Anderen zeichnen sich Gesellschaften, die sich in ökonomischer Sicherheit
wähnen und ihr „Kampf“ um das Überleben gesichert ist durch veränderte Werte
aus. In postmaterialistischen Gesellschaften und hier vornehmlich den sozialen
Wohlfahrtsstaaten mit Systemen der ökonomische Absicherung ihrer Mitglieder,
streben
Individuen
mehr
nach
persönlichem
Wohlbefinden
und
Selbstverwirklichung.214 Anhand der unten angefügten Grafik ist ersichtlich, wie
die einzelnen Items215 in diesem Konstrukt angebracht sind.
213
aus Inglehart, R., 2004 (a), S.12
vgl. Inglehart, R., 1997, S.74f
215
Hier werden Items des Fragebogens der WVS von 1990-93 gelistet, die nur teilweise mit denen
der letzten Erhebung übereinstimmen.
214
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
47
Abbildung 5, Operationalisierung des Postmodernismuskonstruktes mit Items der
WVS von 1990-93 216
3.3
Trompenaars` Studien
Trompenaars, selbst interkultureller Trainer, und Hampden-Turner verfolgen mit
ihrer Studie drei Ziele. Sie versuchen,
1. die Idee, dass der eine richtige Weg für erfolgreiches Managen und
Organisieren existiert, zu widerlegen.
2. Menschen ein besseres Verständnis ihrer eigenen Kultur und kultureller
Unterschiede zu vermitteln.
216
aus Inglehart, R., 1997, S.82
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
48
3. kulturelle Einsichten über das Dilemma zwischen Lokalem und Globalen,
das internationale Unternehmen verspüren, zu vermitteln.217
Mit den Teilnehmern seiner Seminare bzw. deren Antworten und Einschätzungen
hat Trompenaars eine umfangreiche Datenbank erarbeitet, die er als Grundlage
seiner Studien nutzt.
3.3.1 Konzeption und Durchführung
Von den circa 50.000 Personen, die in der von Trompenaars selbst erarbeiteten
Datenbank geführt werden, wurde nur ein Teil in der hier behandelten Studie
befragt. Der Personenkreis der Befragten bzw. derjenigen, die die Fragebögen
beantworteten, betraf circa 30.000, denn es sollten hier allein die Einstellungen
und Werteorientierungen von Managern multi- und internationaler Unternehmen
überprüft werden. Die untersuchte Personengruppe entstammt 55 Ländern. Diese
Personengruppe setzt sich vor allem aus den Teilnehmern aus über 1000 „crosscultural“-Trainings in über 20 Ländern.218 Neben der eigenen Datenbank wurden
die Forscher von 30 Unternehmen, die international arbeiten, bei ihrer
Datenerhebung unterstützt. Die Stichproben für jedes untersuchte Land setzen
sich aus mindestens 100 Personen ähnlichen Hintergrunds und vergleichbaren
Berufes zusammen. Ungefähr 75% der Befragten gehören dem Management an,
die restlichen 25% eher administrativen Unternehmensbereichen.219
Ein Fragebogen zu den sieben zu untersuchenden Kulturdimensionen (siehe 3.3.2)
mit zunächst 79 Items wurde erstellt. Nach einer Überprüfung dieses Fragebogens
anhand Cronbachs Alpha wurde die Anzahl der Items auf 58 verringert.220 Es
wurden nicht relevante Items gestrichen oder ergänzt. So erhöhte sich Cronbachs
Alpha auf mittlere bis vergleichbar hohe Werte zwischen 0.63 und 0.75 für die
einzelnen Kulturdimensionen.221 Dies ist ein Indiz für gegebene Reliabilität der
Dimensionen.
Des Weiteren wurden die Daten auch daraufhin überprüft, inwieweit einzelne
Charakteristika der Befragten für relative Unterschiede innerhalb der Ergebnisse
217
vgl. Trompenaars, F., 1997, S.2
vgl. ebd., a.a.O., S.1
219
vgl. ebd., a.a.O., S.1
220
vgl. Trompenaars, F., 1993, S.254
221
vgl. ebd., a.a.O., S. 254
218
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
49
der Umfrage verantwortlich waren. Jene Attribute sind Land, Geschlecht, Alter,
jeweilige Organisation, Beruf, Religion und Bildung. Hierzu wurden die einzelnen
Entropien222 jener Attribute in Bezug auf jede einzelne Kulturdimension hin
überprüft. So konnte die jeweilige relative Höhe der Variabilität einzelner
Attribute überprüft werden. Je geringer die Entropie eines Attributes, desto höher
ist die aufgrund genau dieses Attributes auftretende Verschiedenartigkeit der
Ergebnisse. Für alle Dimensionen ergab diese Überprüfung, dass die
Zugehörigkeit der Probanden zu ihrer Nation für die relativ höchsten Unterschiede
in den jeweiligen Ergebnissen führte. Den geringsten Einfluss auf die Ergebnisse
hatten je nach Dimension Geschlecht, Unternehmen und Bildung.223 Diese
Untersuchung ist ein Indiz dafür, dass die kulturübergreifende Validität der
Konstrukte gegeben ist.
3.3.2 Kulturdimensionen
Trompenaars arbeitet mit sieben unterschiedlichen Kulturdimensionen. Ähnlich
wie bei Hofstede sehen sich bei Trompenaars die Kulturen Problemen gegenüber,
für die sie spezifische Lösungen zu finden versuchen. Jene Probleme lassen sich
abstrahiert in drei Kategorien einteilen. Erstens sind Probleme gemeint, die im
Umgang mit Mitmenschen entstehen, weiter jene, die im Umgang mit der
vergehenden Zeit zustande kommen und zuletzt Probleme, die sich aufgrund des
Wechselspiel
mit
unterschiedlichen
der
konkretisieren.224
Umwelt
Lösungswege
bei
der
Die
Konfrontation
kulturabhängig
mit
besagten
Gegebenheiten lassen sich anhand von sieben Kulturdimensionen darstellen,
wobei die ersten fünf, die auf Parson zurückgehen, auf das Zusammenspiel der
Menschen untereinander abzielen:225
1. Universalismus vs. Partikularismus
2. Individualismus vs. Kollektivismus (communitarianism)
3. Neutralität vs. Affektivität
4. Spezifität vs. Diffusion
222
Entropie ist ein Maß für den Informationsgehalt.
vgl. Trompenaars, F., 1997, S. 241
224
vgl. Trompenaars, F., 1997, S.8
225
vgl. ebd., a.a.O., S.8f
223
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
50
5. Leistung vs. Zuschreibung (achievement vs. ascription)
Die sechste Dimension behandelt die jeweilige gesellschaftliche Einstellung und
den Umgang mit Zeit:
6. Konsekutive vs. synchrone Zeitauffassung
Die siebte Dimension untersucht den individuellen Umgang mit der Natur und der
jeweiligen Umgebung:
7. Internalität vs. Externalität
Erfragt werden diese Konstrukte bzw. Kulturdimensionen durch zumeist
deskriptive Situationsbeschreibungen, auf die die Befragten entweder anhand
einer Auswahl von Antwortmöglichkeiten und -kombinationen reagieren können
oder aber nur zwischen zwei konträren Antworten wählen können. Jene
Beschreibungen oder Fragen226 nehmen eine dilemmaähnliche Gestalt an. Eine
verwendete deskriptive Beschreibung und die hierauf möglichen Reaktionen ist
beispielweise folgende:
„Sie fahren mit einem Auto, das von einem guten Freund gefahren wird. Er fährt
einen Fußgänger an. Sie wissen, dass er 50 km/h in einer Zone, in der nur 30 km/h
erlaubt waren, gefahren ist. Es gibt keine Zeugen. Sein Anwalt erklärt Ihnen, dass
wenn Sie unter Eid aussagen, er sei nur 30 gefahren, Sie ihn vor drastischen
Folgen bewahren könnten. Welches Recht hat Ihr Freund, von Ihnen einzufordern,
dass Sie ihn decken?“
Antwortmöglichkeiten:
A. Mein Freund hat ein definitives Recht, von mir zu verlangen, bei
meiner Aussage eine niedrigere Geschwindigkeit anzugeben.
B. Er hat ein gewisses Recht, von mir zu verlangen, bei meiner
Aussage eine niedrigere Geschwindigkeit anzugeben.
C. Er hat kein Recht, von mir zu verlangen, bei meiner Aussage eine
niedriger Geschwindigkeit anzugeben.
„Was denken Sie, würden Sie tun, in Hinsicht auf die Verantwortung eines unter
Eid stehenden Augenzeugen und die Verantwortung gegenüber Ihrem Freund?“
226
Die hier jeweils verwendeten Items, um die Konstrukte zu operationalisieren, sind in der
Übersichtstabelle zu Trompenaars im Anhang A zu finden.
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
51
D. Aussagen, dass er 30 km/h gefahren ist.
E. Nicht aussagen, dass er 30 km/h gefahren ist.227
Ein Beispiel für eine direkte Frage wäre:
„Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie etwas während Ihrer Arbeit geärgert
hätte? Würden Sie ihre Gefühle offen ausdrücken?“228
Antwortmöglichkeiten:
B. Ja
C. Nein
Die Art der Fragen und ihre Kontexte ähneln nicht nur Dilemmata, sondern sie
zielen auch darauf ab, grundlegende Einstellungen („basic assumptions“)229 zu
überprüfen. Dies sind Fragen, die verinnerlichte vielleicht noch nicht reflektierte
Werte zum Vorschein bringen, die zu Überlegungen führen und vergleichsweise
starke Reaktionen hervorrufen.
Die Antworten dieser Fragen werden zu Ergebnissen in Prozentangaben
umgerechnet, die dann in eine Rangfolge gebracht werden können. Lediglich die
Einzelaspekte der Zeitorientierung werden anhand einer Einteilung von
1 = Sekunde
4 = Tage
7 = Jahre
erfragt bzw. errechnet.230
Des Weiteren erklären die Autoren die von ihnen verwendeten Kulturdimensionen
und deren mögliche Auswirkungen anhand von Case-Studies. Im Einzelnen
werden
die
untersuchten
charakterisiert:231
227
vgl. Trompenaars, F., 1997, S. 33f
vgl. ebd., a.a.O., S.69
229
vgl., ebd., a.a.O., S.23
230
vgl. Trompenaars, F., 1997, S.127
231
vgl. ebd., a.a.O., S.8-10
228
Kulturdimensionen
wie
folgt
definiert
und
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
52
1. Universalismus vs. Partikularismus232
Diese Dimension gibt an, ob gesellschaftliche Regeln als universell gültig
betrachtet
oder
je
nach
Situation
individuell
angewendet
werden.
Universalistisches bzw. regelgesteuertes Verhalten tendiert zum Abstrahieren.
„What is good and right can be defined and always applies.“233 In einer
universalistischen Kultur wird dementsprechend versucht, alle Personen, auf
die ein Gesetz oder eine „Norm“ zutrifft, auch gleich zu behandeln.
2. Individualismus vs. Kollektivismus (communitarianism)
In dieser Kategorie geht Trompenaars der Frage nach, ob sich die Menschen
erst als Individuum oder primär als Teil einer Gruppe oder Gesellschaft sehen.
In individualistischen Kulturen wird Organisation eher als Mittel zum Zweck
angesehen, in kollektivistischen Kulturen stellt sie eine große Gemeinschaft
oder Familie dar. Zentral ist auch der Aspekt, ob es das Ziel ist, das
Wohlergehen des Individuums als wichtiger anzuerkennen oder das der
„Gesamtheit“.
3. Neutralität vs. Affektivität
Wie gehen Mitglieder einer Kultur mit Emotionen um? In einer affektiven
Kultur zeigen sie diese offen. In emotionsneutralen Kulturen wird „objektiv“
miteinander umgegangen – Emotionen werden nicht gezeigt oder unterdrückt.
Trompenaars beschreibt dies als „detached interaction“.234
4. Spezifität vs. Diffusion
Dieses Gegensatzpaar bezieht sich auf den Grad der Einbeziehung der
privaten Ebene in das öffentliche Leben. In einer diffusen Gesellschaft
gewähren Menschen beispielsweise auch im Geschäftsleben hohe Einblicke in
ihr Privatleben – das Ergebnis ist eine Diffusion von Privatem und
Öffentlichem. In einer spezifischen Gesellschaft herrscht Trennung dieser
232
Die einzelnen Items sind in der Übersichtstabelle von Trompenaars Studie im Anhang A zu
finden.
233
aus ebd., a.a.O., S.8
234
aus ebd., a.a.O., S.9
3 Ausgewählte Forschungsprojekte
53
beiden Räume vor: „In a business relationship (...) there is a specific
relationship prescribed by a contract.“235
5. Leistung vs. Zuschreibung (achievement vs. ascription)
Entweder wird Status in einer Gesellschaft aufgrund von vorher eingebrachten
Leistungen anerkannt oder aber durch nicht leistungsorientierte Merkmale wie
Geschlecht, Herkunft und auch Beziehungen zugeschrieben. In einer
leistungsorientierten Gesellschaft würde dementsprechend eher die Frage
gestellt: „What did you study?“ – in einer der anderen die Frage: „Where did
you study?“236
6. Konsekutive vs. synchrone Zeitauffassung
Diese Dimension bezieht sich auf den unterschiedlichen Umgang der
einzelnen Kulturen bezüglich der Zeit. In einer konsekutiv organisierten
Kultur werden Arbeiten aufeinanderfolgend bearbeitet, wobei in einer
synchron organisierten Kultur mehrere Arbeiten oder Aufgaben gleichzeitig
erledigt werden. Zu beachten ist aber auch die Einstellung zu Vergangenheit,
dem Jetzt und der Zukunft. Einige Kulturen erkennen beispielsweise
bevorzugt Leistungen, die in der Vergangenheit erbracht worden sind, an,
andere eher die momentan unternommenen Leistungen.
7. Internalität vs. Externalität (internal vs. erxternal / human vs. nature)
Diese Dimension unterscheidet den jeweiligen Bezug und Umgang des
Menschen mit der Natur. Zu Internalität tendierende Gesellschaften sind der
Auffasung, Natur kontrollieren zu können – sie können der Natur ihren Willen
aufzwingen. Hier werden Organisationen als eine art Maschine aufgefasst, die
anhand von Mechanismen vom Menschen kontrolliert werden kann.237
Kulturen, die zum Prinzip der Externalität tendieren, suchen eher den
Einklang mit der Natur. Hier ist die Natur stärker als das Individuum.238
Organisationen sind hier Konsequenzen aus der Natur und als solche auch zu
behandeln.
235
aus Trompenaars, F., 1997, S.9
vgl. ebd., a.a.O., S.9
237
vgl. ebd., a.a.O., S.141
238
vgl. ebd., a.a.O., S.10
236
4 Einordnung der Studien
4
54
Einordnung der Studien
An dieser Stelle sollen die Aussageweite und -kraft der vorgestellten Studien,
nachdem diese oben in Bezug auf ihren Aufbau, ihre Durchführung und die von
diesen untersuchten Konstrukte beschrieben worden sind, kurz bewertet werden.
4.1
GLOBE
Die GLOBE-Studie sticht aus den hier untersuchten Studien besonders in Hinsicht
auf die umfassende Erarbeitung und Überprüfung ihrer Methodologie heraus. Die
multiplen Verfahren, die die Autoren zur Prüfung der erarbeiteten Konstrukte,
Skalen, Items und Hypothesen verwendet haben, und ihre detailliert hinterlegten
Ergebnisse sind starke Indizien für eine umfassende, die diversen Problematiken
empirischer Studien beobachtende, saubere und genaue methodologische
Vorgehensweise. Viele der – auch von den Autoren als solche beschriebenen –
vermeintlichen methodologischen Hindernisse wurden explizit genannt und
größtenteils anhand fremder Studien oder externer Indikatoren überprüft. Zu
nennen sind hier beispielsweise die Generalisierbarkeit der Manageraussagen auf
gesamtgesellschaftliche
Phänomene,
das
Verwenden
neu
erarbeiteter
Kulturdimensionen oder aber auch der Einfluss des GNP auf die verwendeten
externen Indikatoren. Außerdem ist die GLOBE-Studie die einzige der drei
Studien, die alle von ihr benutzten Kulturdimensionen stringent in allen
ausgewählten Ländern untersucht.
Des Weiteren besteht ein Vorteil dieser Studie in der konzeptionellen Trennung
gesellschaftlicher Werte und Praktiken. Obwohl die Forscher punktuell anhand
der erhobenen Ergebnisse vermuteten, dass jene gegebenenfalls auf verschiedene
kulturelle Inhalte einer Kulturdimension abzielten, wie zum Beispiel den
vermutlich spirituellen bei den Wertvorstellungen der Zukunftsorientierung,
scheinen diese beiden Untersuchungsgegenstände ein umfassenderes Bild und
eine bessere Einordnung der jeweiligen Wichtigkeit einzelner Dimensionen
widerzuspiegeln. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die differenzierten
Analysen der gefundenen Ergebnisse anhand anderer Indikatoren. Zu keiner Zeit
4 Einordnung der Studien
55
gehen die Autoren jedoch davon aus, unkorrumpierte Wahrheiten gefunden zu
haben: „We do, of course, recognize that there are limitations to our research.“239
Dementsprechend ist ein nicht ausreichend detailliert beschriebener Aspekt die
Stichprobenverteilung. Die Größe der Stichproben variiert von 27 Personen bis zu
1.790, wobei aus 90% der Länder eine Stichprobe von mindestens 75 Personen
vorliegt.240 Dies könnte mögliche Generalisierbarkeiten einschränken.
4.2
World Values Survey
Von den drei hier besprochenen Studien weist die WVS nicht nur die
vergleichsweise höchste Anzahl untersuchter Länder auf, sondern auch die relativ
und absolut größte Stichprobe auf. Ebenfalls besteht die Stichprobe nicht aus einer
einzigen gesellschaftlichen Gruppe, wie es bei den beiden anderen Studien der
Fall ist, sondern stellt annähernd eine Zufallsstichprobe der jeweils gesamten
Bevölkerung dar.
Nicht nur die Erfahrung der Autoren aus den ersten drei Wellen der Erhebung,
sondern auch die Überprüfung der Gültigkeit der Items und die detaillierte
Hinterlegung der Untersuchungsmaterialien – das sind einerseits die Fragebögen
anhand derer die Umfragen durchgeführt worden sind und andererseits die, die
individuelle
Durchführung
auflistenden,
konzeptionellen
Fragebögen
der
verantwortlichen Forscher, die in den jeweiligen Ländern die Daten erhoben
haben – lassen auf ein methodologisch genaues Arbeiten schließen.
Ein weiterer Aspekt der Wiederholungen der Datenerhebung zu verschiedenen
Zeitpunkten ist die Erarbeitung des Konstruktes über die allgemeine Tendenz hin
zu postmodernen Werten bzw. über den Wertewandel in gesellschaftlichen
Kulturen. Dieser postulierte Wertewandel wird auch anhand externer Indikatoren
verglichen, was punktuell in der obigen Abbildung anhand der Einkommenshöhe
dargestellt ist.
Die Ergebnisse der einzelnen Items könnten jedoch in ihrer Aussagekraft
unterschiedlich hoch eingeordnet werden. Zwei Argumente sind hier zu nennen.
239
240
aus Hanges, P. W., 2004, S. 145
vgl. House, R. J., 2004 (c), S.96 / Die einzigen Länder mit geringerer Stichprobe, die erwähnt
werden sind Namibia und Zimbabwe.
4 Einordnung der Studien
56
Zum einen liegen keine allgemeinen Skalenkonstruktionen vor. Wie oben
beschrieben, variieren die Antwortmöglichkeiten stark in Hinsicht auf die
einzelnen Fragen. Zum anderen wurden einige der Items nicht in allen Ländern
überprüft, bzw. kulturspezifische Fragen in einzelnen Ländern gestellt, was einen
Vergleich der jeweiligen kulturspezifisch bewerteten Wichtigkeit jener Items und
damit die Generalisierbarkeit erschwert.
4.3
Trompenaars
Diese Studie überzeugt durch die weitreichende praktische Erfahrung der
Autoren. Nicht nur die Case-Studies sondern auch die punktuell angebrachten
persönlichen Erlebnisse aus den Trainings, aus denen ein Großteil der in der
Studie ausgewerteten Ergebnisse stammt, geben Aufschluss über die praktischen
Unterschiede der Kulturen.241 Diese Unterschiede werden greifbar dargestellt.
Des Weiteren sind die Fragen zur Überprüfung der Kulturdimension derart direkt
formuliert, dass es bei ihrer Beantwortung in den meisten Fällen nicht zu
Missverständnissen führen sollte. In die fast aus dem Alltag gegriffenen
Situationsbeschreibungen kann sich der Proband schnell eindenken.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen in Bezug auf die Genauigkeit der
Fragestellungen und deren Zweck. Die Autoren der GLOBE-Studie verweisen
darauf, dass beispielsweise aus dem Item242, das das Erreichen von Status durch
eigene Leistungen hinterfragt, nicht wirklich klar abgrenzbar hervorgeht, was
erfragt wird. Es könnte sich ebenso gut um einen Aspekt der IndividualismusDimension handeln.243
Bei Trompenaars sind die Ebenen, auf denen die einzelnen Fragen oder Items
ansetzen, zu beachten. Einigen Kulturdimensionen wie der Diffusion ist inhärent,
dass die jeweilige Organisationsebene bzw. der Arbeitsplatz untersucht wird und
somit auch Fragen über diesen gestellt werden. Bei der Individualismusdimension
jedoch beziehen sich zwei der drei Items ebenfalls auf einzelne Merkmale des
Arbeitsplatzes. Die Möglichkeit der Verallgemeinerung im Hinblick auf
241
vgl. Trompenaars, F., 1997, S. 34f
vgl. ebd., a.a.O., S.104: “The most important thing in life is to think and act in the ways that
best suit the way you really are, even if you do not get things done.“
243
vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.254
242
4 Einordnung der Studien
57
gesamtgesellschaftliche Praktiken oder Werte in Bezug auf das Maß an
individualistischer Ausprägung ist daher fraglich.
Die Tests der Methodologie, hier vor allem der Reliabilität und der
kulturübergreifenden Validität, die durchgeführt wurden, belegen punktuell die
statistisch saubere Arbeit. Diese Studie ist jedoch in dem Ausmaß ihrer
Überprüfung hinsichtlich der Konzeption nicht mit der GLOBE-Studie oder der
WVS
vergleichbar.
Beispielsweise
besteht
die
Stichprobe
aus
Trainingsteilnehmern, was vermuten lässt, dass diese in kultureller Hinsicht von
Anfang an sensibilisierter und „bewanderter“ sind. Des Weiteren wurden nur
Mitarbeiter internationaler Unternehmen befragt, wobei z.B. GLOBE genau von
dieser Vorgehensweise Abstand nahm, um keine, durch eine schon stark „kulturell
sensibilisierte“
Personengruppe
und
deren
Reaktionen,
möglicherweise
„verzerrten“ Ergebnisse, relativ zur eigentlichen autochthonen gesellschaftlichen
Kultur, zu erhalten. Andererseits könnte dieser Aspekt durch die plakativen und
teilweise sehr persönlichen Fragen, die oft nach den „basic assumptions“ der
Teilnehmer fragen, die Reaktionen wieder in den kulturell geprägten und
sozialisierten Bereich zurückholen.
5 Untersuchung ausgewählter Länder
5
58
Untersuchung ausgewählter Länder
Im Folgenden werden einige ausgewählte Länder anhand der Werte und
Kulturdimensionen244 der oben untersuchten Studien charakterisiert. Die Länder
werden in Gruppen vorgestellt. Die Einteilung der Länder in diese Gruppen
basiert auf den Länderclustern der GLOBE-Studie. Solche Länderbündel, in die
mehr als zwei der hier ausgewählten Länder fallen und die von mindestens zwei
der Studien untersucht worden sind, werden im Folgenden knapp auch als Ganzes
dargestellt. Jeweils ein Land der jeweiligen Ländergruppen wird exemplarisch
beschrieben. Dabei wird besonderer Wert auf die extremeren kulturellen
Ausprägungen gelegt. Außerdem werden bei dieser Auswertung gegebenenfalls
externe Indikatoren hinzugezogen, wie das Prokopfeinkommen, die Sparquote
oder der Anteil von Frauen an der arbeitenden Bevölkerung.
Die hier untersuchten Länder sind nicht nur anhand ihrer Größe und
Bevölkerungszahl, ihrer geographisch sehr unterschiedlichen Lage und ihrer
sozioökonomischen Merkmale unterscheidbar, sondern auch aufgrund ihrer
individuellen Geschichte, ihres politischen Systems, ihrer Sprache und Religion.
Das kleinste hier vertretene Land – sowohl in Bezug auf die Größe als auch die
Bevölkerung – ist Slowenien mit einem Territorium von 20.253 km² und einer
Bevölkerung von 2 Millionen Einwohnern.245 Das größte Land ist mit einer
Oberfläche von über 17 Mio. km² Russland246 und das bevölkerungsreichste China
mit knapp 1,3 Mrd.247 Einwohnern. Das höchste Prokopfeinkommen hat mit
49.600 US$ die Schweiz, das geringste mit 540 US$ Vietnam.
244
Die hierfür benötigten Werte sind im Anhang A und B hinterlegt. Diese Werte der
Kulturdimensionen entstammen den drei Studien.
245
Siehe Tabelle 5
246
Siehe Tabelle 5
247
Siehe Tabelle 7
5 Untersuchung ausgewählter Länder
5.1
59
Deutschland, Niederlande, Österreich und Schweiz
Diese Gruppe – als „Germanic European Cluster“248 bezeichnet – setzt sich aus
geographisch nah aneinanderliegenden Ländern zusammen, wobei Deutschland
hier den Mittelpunkt bildet, an dem die drei weiteren Staaten jeweils angrenzen.
Deutschland ist überdies das flächenmäßig größte Land mit der höchsten
Einwohnerzahl. Die Schweiz249 erwirtschaftet das höchste Bruttonationaleinkommen pro Kopf (GNI – Gross National Income). Der Lebensstandard – hier
ausgedrückt als Wert des jeweiligen HDI – ist in allen vier Staaten ähnlich hoch.
Während des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren diese Länder
alle Teil des gleichen Staatengebildes.250 Auch die vorherrschende Religion in den
einzelnen Gesellschaften ist mit dem christlichem Glauben die gleiche, obwohl
die Reformation vor allem in den nördlichen Teilen Deutschlands den
Protestantismus einführte. Auch die gemeinsamen Sprachwurzeln in den
germanischen Sprachen waren ein Faktor bei der zusammenführenden
Eingruppierung dieser Länder.
248
aus Gupta, V., 2004 (b), S.185
Für die folgenden Ausführungen gilt für die Ergebnisse der GLOBE-Studie, dass der
französisch geprägte Teil der Schweiz nicht im „Germanic Cluster“ berücksichtigt wurde.
250
vgl. Szabo, E., 2002, S.61
249
5 Untersuchung ausgewählter Länder
Bevölkerung
Mio.
in
60
DE
NL
AT
CH
82,5
16,3
8,2
7,4
251
0,0 % 0,0%252 0,5%
Bevölkerungs-
0,3%
0,5%
0,6%
0,7%
0,7%
wachstum
Einw. / km²253
231
393
97
179
Größe in km²
357030
41526
83871
41285
GNI
30.690
32.130
32.280
49.600
/
Capita
(US$)
GDP growth 254
0,0 %
HDI (2003)255
0,930
%
Frauen
an
1,6%
0,943
-0,9%
0.936
45 %
0.947
0,8%
44 %
1,4%
2,2%
-0,4%
44 %
2,1%
46 %
arbeitender Bev.
Start Up nach ... 45
Tagen
45
11
11
256
Tabelle 2: Länderdaten des „Germanic Europe Cluster“
251
Die Daten und Indikatoren sind bis auf Bevölkerungsdichte, Oberfläche und HDI den auf der
öffentlichen Datenbank der Weltbank hinterlegten „data profiles“ der jeweiligen Länder
entnommen: http://devdata.worldbank.org
Lediglich bestimmte Daten zu einigen Ländern sind erst durch eine Suche in der Datenbank der
Weltbank einzeln zusammengetragen: http://devdata.worldbank.org/data-query/
252
Sind zwei Zahlen angegeben, steht die erste für das Jahr 2003 und die zweite für 2004.
253
Sowohl die Daten zur Bevölkerungsdichte als auch diejenigen zur Oberfläche sind dem
digitalen Fischer Weltalmanach entnommen: http://www.weltalmanach.de/staat/staat_liste.html
254
Definition: “Annual percentage growth rate of GDP at market prices based on constant local
currency. Aggregates are based on constant 2000 U.S. dollars. GDP is the sum of gross value
added by all resident producers in the economy plus any product taxes and minus any subsidies
not included in the value of the products. It is calculated without making deductions for
depreciation of fabricated assets or for depletion and degradation of natural resources.”
Source: World Bank national accounts data, and OECD National Accounts data files.
255
Dem
Human
Development
Report
2005
Länder-Indexwerte
entnommen,
http://hdr.undp.org/reports/global/2005/pdf/HDR05_HDI.pd
256
Definition: “Time required to start a business is the number of calendar days needed to
complete the procedures to legally operate a business. If a procedure can be speeded up at
additional cost, the fastest procedure, independent of cost, is chosen.”
Source: World Bank, Doing Business project (http://rru.worldbank.org/DoingBusiness/).
5 Untersuchung ausgewählter Länder
61
5.1.1 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte
Diese Ländergruppe weist im Bereich der neun von GLOBE untersuchten
kulturellen Teilaspekte in Bezug auf das tatsächlich ausgeübte Maß der jeweiligen
Kulturdimension hohe Werte auf, wenn es um Unsicherheitsvermeidung (4,7 –
5,37), Leistungsorientierung (4,09 – 4,94), Machtdistanz (4,11 – 5,54) und
Durchsetzungsfähigkeit
(4,32
–
4,73)
geht.
Nur
mäßig
scheinen
Geschlechtergleichheit (2,97 – 3,5) und ein menschenfreundliches Verhalten (3,18
– 3,93) praktiziert zu werden. Im Vergleich mit den anderen untersuchten Ländern
zeigt sich, dass dieses Cluster stärkere zukunftsorientierte Praktiken (3,95-4,73)
hat, als eine Vielzahl der übrigen Länder (Gesamtdurchschnitt: 3,95). Bei diesem
Vergleich relativiert sich das vermeintlich geringe Maß, in dem diese Länder von
Männern dominiert werden (Gesamtdurchschnitt: 3,37). Ebenfalls tritt bei diesem
Vergleich eine nur schwach praktizierte Gruppenkollektivität hervor (3,7 - 4,85
bei einem Gesamtdurchschnitt von 5,13).
Hohe Ergebnisse in Bezug auf die GLOBE-Werteskalen werden in diesem Cluster
bei Leistungsorientierung (5,82 - 6,10), Orientierung zu mehr Menschlichkeit (5,2
–5,76), Gruppenkollektivismus (4,94 - 5,27), Zukunftsorientierung (4,79 - 5,23),
Geschlechtergleichheit (4,83 – 4,99) und institutionellem Kollektivismus (4,31 –
4,82) erreicht. Wohingegen Machtdistanz (2,44 - 2,69), Durchsetzungsfähigkeit
(2,81 – 3,23) und Unsicherheitsvermeidung (3,16 – 3,94) nur wenig geschätzt
werden. Verglichen mit den übrigen untersuchten Ländern der GLOBE-Studie ist
besonders der Wunsch nach Gleichberechtigung der Frauen überdurchschnittlich
hoch (Gesamtdurchschnitt: 4,51). Die Wertschätzung der Zukunftsorientierung
relativiert sich jedoch (Gesamtdurchschnitt: 5,48).
Die Ergebnisse der WVS – unter Beachtung der jeweiligen Einkommenshöhe
eines Landes – positionierten alle vier Länder dieser Gruppe in den Bereich der
Länder
mit
eher
hohen
Tendenzen
zu
postmodernen
Werten
der
Selbstverwirklichung mit gleichzeitig hohem Einkommen. Diese Länder sind im
rechten oberen Drittel der von den Autoren der WVS entwickelten Visualisierung
ihres Konstruktes zu finden (siehe Abb.4).
5 Untersuchung ausgewählter Länder
62
Drei der vier Länder unterstützen die Idee, dass effizientes und schnelleres
Arbeiten besser entlohnt werden sollte, überdurchschnittlich stark257. Die
Mitglieder dieser vier Länder zeichnen sich ebenfalls durch ein hohes Gefühl der
Freiheit bzw. der Kontrolle über das, was ihnen widerfährt, aus.258 Des Weiteren
räumen sie der individuellen Freiheit im Gegensatz zur universellen Gleichheit
den Vorrang ein.259 Bei der Auswahl der wichtigsten Qualitäten, die Kinder
erlernen sollten, wird der Toleranz und dem Respekt anderen gegenüber
überdurchschnittlich viel Wert beigemessen.260 Außerdem räumen die Mitglieder
dieser Gesellschaften nicht unbedingt Männern das Vorrecht ein, einen
Arbeitsplatz zu bekommen, auch wenn es nur wenige freie Stellen gibt.261 Im
Vergleich zu einer Vielzahl anderer Länder, vertrauen die Mitglieder dieser
Gesellschaften eher anderen Menschen.262
Trompenaars fand heraus, dass sich diese Länder eher durch ein universelles
System der Regelungen definieren, als durch Einzelfallentscheidungen.263 Diese
Gesellschaften tendieren dennoch marginal eher zum Individualismus als zur
Gruppendynamik.264 Auch herrscht in diesen Gesellschaften eine strikte Trennung
von Arbeits- und Privatleben. Beispielweise würde die große Mehrheit ihrem
Vorgesetzten außerhalb der Arbeitszeit nicht helfen, sein Haus zu streichen.265 In
Bezug auf die Zeitorientierung räumen diese Gesellschaften der Vergangenheit
marginal mehr Raum ein als der Zukunft.266
257
vgl. Anhang B: Die Länderergebnisse liegen zwischen 85 und 89% bei einem
Gesamtdurchschnitt von 81%. Nur die Niederlande erzielen einen abweichenden Wert von
76%.
258
Gesamtdurchschnitt: 58% und Länderwerte zwischen 65 – 73%
259
Gesamtdurchschnitt: 53% und Länderwerte zwischen 56 – 62%
260
Gesamtdurchschnitt: 70% und Länderwerte zwischen 71 – 91%
261
Gesamtdurchschnitt: 34% und Länderwerte zwischen 12 – 27%
262
Gesamtdurchschnitt: 28% und Länderwerte zwischen 34 – 60%
263
vgl. Anhang B, „car and pedestrian“ -Gesamtdurchschnitt: 72% und Länderwerte zwischen 88
– 97%
264
Individuelle Freiheit: Gesamtdurchschnitt: 55% und Länderwerte zwischen 53 – 66%
265
Gesamtdurchschnitt: 72% und Länderwerten von 65% (AT), 83% (DE), 90% (CH) und 91%
(NL)
266
Vergangenheitsorietierung: gesamt: 5,2 und Länderwerte von 5,29 (DE), 5,06 (NL) und 5,33
(CH)
5 Untersuchung ausgewählter Länder
63
5.1.2 Länderinformationen zu Deutschland
Geographisch gesehen liegt Deutschland nicht nur in der Mitte der oben
besprochenen Ländergruppe, sondern auch im Zentrum Europas. Sein Territorium
ist erst spät in einem Nationalstaat vereint worden. Die Reformation von 1517, die
in Deutschland ihren Anfang hatte, ist eines der bis heute bedeutenden Ereignisse
der frühen europäischen Neuzeit.267
Bis in das 19. Jahrhundert bestand Deutschland aus einer Vielzahl unterschiedlich
großer Staaten. Auch die Revolution von 1848/ 49 konnte nicht das Ziel einer
gemeinsamen Nation erreichen. Erst die Kriege zwischen 1862 und 1871 konnten
unter der Vormachtstellung Preußens, die Vereinigung Deutschlands im
Wilhelminischen Reich herbeiführen.268 Dieses Reich zerfiel nach dem Ersten
Weltkrieg. Es folgte nach einer Revolution die Republik. 1919 wurde die
Weimarer Verfassung verabschiedet. Die Nachkriegszeit ist vorrangig durch
wirtschaftliche Probleme wie z.B. der Hyperinflation geprägt. 1923 wurde ein
Dollar mit 4,2 Billionen Reichsmark notiert.269 In den 1930er Jahren konnte sich
Hitler legal als Diktator etablieren. Die Folgen waren die fast industriell
betriebene Ermordung von Millionen Menschen und der Zweite Weltkrieg. Es
folgte die Besetzung Deutschlands durch die alliierten Siegermächte. Nach der
Währungsreform von 1948 und der Verabschiedung des Grundgesetzes von 1949,
das vorerst nur für die Bundesrepublik und nicht für das von Russland besetzte
Ostdeutschland galt, konnte sich die Bundesrepublik besonders in den 50er Jahren
wirtschaftlich erholen. Hierbei half auch der, von den Amerikanern finanzierte,
Marshallplan für den Wiederaufbau. Die „gewaltsame“ Teilung Deutschlands und
der Kalte Krieg begleiteten die deutsche Geschichte bis 1989/ 90. Jetzt konnte
zum ersten Mal in der Geschichte im Einklang mit den Nachbarstaaten die Einheit
und Freiheit der Deutschen vollzogen werden.270
Mit der Gründung der Montanunion 1951/52 und dem Beitritt Deutschlands zum
Europarat 1951 wurden schon früh die ersten Schritte hin zu einem friedlichen
267
vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.239-241
vgl. Müller, H., 1990, S.172f
269
vgl. ebd., a.a.O., S.242
270
vgl. Schulze, H., 1996, S. 264
268
5 Untersuchung ausgewählter Länder
64
Bündnis mit dem direkten Nachbarn Frankreich eingeleitet und der Grundstein für
die heutige EU gelegt.
5.1.3 Kulturelle Werte und Praktiken in Deutschland271
Wie schon oben im Überblick über die Ländergruppe, in die Deutschland fällt,
angedeutet, versuchen die Deutschen in hohem Maße, jegliche Art von
Unsicherheit zu vermeiden (5,22/ 5,16)272. Dieser Aspekt wird auch durch die
überdurchschnittlich hohe Wertschätzung der Sicherheit des Arbeitsplatzes
(WVS: 79%) und ein vergleichsweise hohes Vertrauen in universelle
Regelsysteme unterstützt.273 Die Deutschen drücken seltener Gefühle am
Arbeitsplatz offen aus – vielleicht um mögliche Unsicherheiten zu vermeiden.274
Insgesamt könnte das Vertrauen in universelle Regeln und das Einhalten des von
diesen konstituierten Rahmens mit der Angst vor einer möglichen Wiederholung
der Geschehnisse um den Zweiten Weltkrieg, der aufoktroyierten Teilung
Deutschlands oder aber mit der Hilflosigkeit gegenüber der, lange Zeit drohenden,
Gefahren während des Kalten Krieges zusammenhängen. Ausdruck der hohen
Unsicherheitsvermeidung könnte die vergleichsweise hohe Sparquote der
Deutschen275 sein, die wenigstens finanzielle Sicherheit bringt. Auch die Idee der
wehrhaften Demokratie276, das heißt die fdGO – die freiheitlich demokratische
Grundordnung – die nur sehr schwer von Bundestag und Bundesrat zu verändert
werden kann, könnte ein Indiz, dafür sein, dass die Deutschen starre Regeln auch
im Alltagsleben benötigen.
Andererseits empfinden die Deutschen ein starkes Gefühl von Freiheit und
Kontrolle in ihrem Leben (WVS: 73%) und obwohl sie versuchen, Unsicherheiten
zu vermeiden, vertrauen sie anderen Menschen vergleichsweise mehr (WVS:
35%), als es in vielen anderen Ländern der Fall ist (gesamt: 28%). Des Weiteren
271
Da die GLOBE-Studie das Gebiet der früheren DDR getrennt untersucht hat, sind - die neun
GLOBE-Dimensionen betreffend - hier auch diese Werte aufgeführt (BRD / DDR).
272
Sind nur Werte in den Klammern angegeben, handelt es sich um Ergebnisse der GLOBEStudie.
273
vgl. Anhang B - Deutschland : Trompenaars` Universalismusdimension: Länderwert von 88%
und 61%
274
Trompenaars - Feelings at work: 35%
275
vgl. Eurostat: Bruttosparquote Deutschland – 16,1 mit einem Durchschnitt der gesamten
Eurozone mit 14,7
276
Das Prinzip der wehrhaften Demokratie soll an dieser Stelle keinesfalls kritisiert werden.
5 Untersuchung ausgewählter Länder
65
sind die Deutschen der Meinung, dass zuviel Unsicherheitsvermeidung betrieben
wird und besonders stark empfinden dies die Menschen in „Ostdeutschland“.277
Stärkere Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind ebenfalls in
Bezug auf die praktizierte Zukunftsorientierung und den Gruppenkollektivismus
zu erkennen.278 Eine mögliche Erklärung für eine kurzfristigere Sicht und Planung
in
Ostdeutschland
könnten
die
momentan
größeren
wirtschaftlichen
Schwierigkeiten, wie z.B. die höhere Arbeitslosigkeit, sein, die zuerst beseitigt
werden müssen. Für einen höheren Zusammenhalt der Familie und eine
intensivere Gruppenzugehörigkeit könnte die sozialistische Vergangenheit mit
ihrer Vielzahl an sozialen und hier besonders „Jugendgruppen“, wie es z.B. die
FDJ279 war, verantwortlich sein.
Die Akzeptanz der Idee, dass Effizienz am Arbeitsplatz höher entlohnt werden
sollte (WVS: 87%), entspricht einer vergleichsweise marginal höheren
Leistungsorientierung der Deutschen (4,25 / 4,09). Obwohl eine starke Hierarchie
in Deutschland herrscht (5,25 / 5,45), befolgen die Deutschen Instruktionen eher
nur dann, wenn sie auch wirklich von diesen überzeugt sind (WVS: 28%). Sie
würden, wenn sie die Möglichkeit hätten, Zustände zu verändern, auch nicht den
Respekt vor Autorität fördern (WVS: 46% / gesamt: 61%).
Unter allen von GLOBE untersuchten Ländern nimmt Westdeutschland den
geringsten Wert in Hinsicht auf den freundlichen und hilfsbereiten Umgang mit
den Mitmenschen ein (3,18 / 3,4). Vielleicht hat sich aber der Wunsch nach einer
stärker praktizierten Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft (5,46 / 5,44)
beispielsweise während der Weltmeisterschaft 2006 ein wenig verwirklichen
lassen.
5.2
Frankreich, Italien, Portugal und Spanien
Diese vier Länder sind Teil des „Latin European Clusters“.280 Diese Länder
gruppieren sich mit Ausnahme Portugals entlang des Mittelmeeres. Vor allem die
277
Die Wertvorstellung dieser Dimension beträgt in Ostdeutschland nur 3,32.
Zukunftsorientierung: Ostdeutschland – 3,95 und Westdeutschland
Gruppenkollektivismus: Ostdeutschland – 4,52 und Westdeutschland – 4,02
279
FDJ: Freie Deutsche Jugend
280
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.184
278
–
4,27
/
5 Untersuchung ausgewählter Länder
66
diesen Ländern gemeinsame Geschichte und Sprachwurzeln sind ausschlaggebend
für das Eingruppieren in dieses Cluster. Ihre Territorien waren alle Teil des
Römischen Reiches und ihre jeweilige Sprache geht auf das Lateinische zurück.
In diesen Ländern wurde die Reformation zurückgewiesen und die herrschende
christliche Glaubensrichtung ist Römisch-Katholisch.
Frankreich ist das größte und bevölkerungsreichste dieser Länder. Anhand der
sozioökonomischen Daten (siehe Tab.3) lässt sich ein ähnlich hoher
Lebensstandard in den einzelnen Ländern in Hinsicht auf den HDI erkennen.
Lediglich Portugal weicht hier ab, was sich auch im vergleichsweise geringeren
Prokopfeinkommen niederschlägt.
Bevölkerung
Bevölkerungswachstum 0,7%
FR
IT
PT
ES
60,4
57,6
10,5
42,7
0,6%
Einw. / km²
-0,1% -0,1% 0,7%
0,6% 1,8% 1,6%
111
191
85
114
Größe in km²
543965
301336
504782
92345
GNP / Capita (US$)
30.370
26.820
14.220
21.530
GDP growth
0,8 %
HDI (2003)
%
Frauen
an
2,3 %
0,3%
1,2%
-1,1%
1,0% 2,9% 3,1%
0,938
0,934
0,904
0,928
46 %
40 %
46 %
41 %
arbeitender Bev.
Start Up nach... Tagen
42
8
23
13
78
78
115
114
Tabelle 3: Länderdaten des „Latin Europe Clusters“
5.2.1 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte
In diesem Cluster liegen eine hohe Machtdistanz (5,28 – 5,52) und ein zu hohem
Maße praktizierter Gruppen- oder Familienkollektivismus (4,37 – 5,55) vor. Nur
zu einem geringen Maß werden Frauen gleichberechtigt behandelt (3,01 – 3,66),
wird in die Zukunft investiert (3,25 – 3,71) und freundlich und hilfsbereit mit den
Mitmenschen umgegangen (3,11 –3,63). Die restlichen fünf Dimensionen sind
5 Untersuchung ausgewählter Länder
67
nahe dem Mittelwert von 4. Im Vergleich zu den übrigen GLOBE-Ländern,
verbleibt eine überdurchschnittliche hohe Machtdistanz (Gesamtdurchschnitt:
5,16) in diesem Cluster. In Bezug auf den Gruppenkollektivismus relativieren sich
die Werte im Vergleich mit den übrigen Ländern (Gesamtdurchschnitt: 5,13).
Dies trifft ebenfalls auf die Gleichberechtigung zu (Gesamtdurchschnitt: 3,37).
Das Maß, in dem der freundliche Umgang mit den anderen geführt wird, bleibt im
Vergleich zu anderen Ländern gering (Gesamtdurchschnitt: 4,09).
Gesellschaftlich erwünscht sind Leistungsorientierung (5,65 – 6,4), hilfsbereiterer
Umgang miteinander (5,31 – 5,69), mehr Unterstützung der Gleichberechtigung
(4,4 – 5,13), mehr Kollektivismus sowohl in der Gruppe (5,42 – 5,94) als auch
institutionell (4,86 – 5,30). Ebenfalls wünschen sich die romanischen
Gesellschaften ein höheres Maß an Zukunftsorientierung (4,96 – 5,91). Als
begehrenswert wird in diesen Ländern ein flacheres Hierarchiegefüge (2,26 –
2,76) empfunden. Im Gesamtkontext der Länder stimmen diese Wertschätzungen
ungefähr mit dem jeweiligen aggregierten Mittelwert aller Länder überein. Nur
der Wunsch nach höherer Gleichberechtigung (insgesamt: 4,51) und dem Abbau
starker Hierarchien (gesamt: 2,74) scheint hier marginal stärker ausgeprägt zu
sein, als in einem Großteil der übrigen Länder.
In Bezug auf das Konstrukt postmoderner Werte liegen drei der Länder im rechten
oberen Drittel. Das heißt, einerseits verfügen ihre Mitglieder über ein relativ
hohes Einkommen und andererseits werden eher postmoderne Werte wie z.B. der
der Selbstverwirklichung verfolgt. Portugal liegt im mittleren Drittel und weist
eine geringere Einkommenshöhe seiner Bevölkerung auf. Außerdem tendieren die
Portugiesen zu traditionellen Autoritäten (siehe Abb.4).
In diesen Gesellschaften kommt der Familie im Vergleich zum vorherigen Cluster
eine höhere Bedeutung zu.281 Vergleichsweise stärker wird auch die Wichtigkeit
des Respekts vor den eigenen Eltern betont.282 Die Tendenz zu individueller
Freiheit ist in diesen Gesellschaften relativ schwächer ausgeprägt als der
281
282
Gesamtdurchschnitt: 89% und Länderwerte von 84% (PT), 86% (ES), 88% (FR) und 90% (IT)
Gesamtdurchschnitt: 82% und Länderwerte von 75% (FR), 79% (IT) und 83% (ES und PT)
5 Untersuchung ausgewählter Länder
68
universelle Gleichheitsgedanke.283 Außerdem genießen Männer nicht unbedingt
Vorrechte bei der Besetzung von Arbeitsplätzen.284
5.2.2 Länderinformation zu Spanien
Eines der einflussreichsten Jahre der spanischen Geschichte ist wohl das Jahr
1492. Einerseits konnte die letzte Bastion der arabischen Fremdherrschaft,
Granada, erobert werden, andererseits wurde der amerikanische Kontinent
entdeckt. Außerdem hatte sich Kastilisch als Landessprache im Zuge der
Zurückeroberung Spaniens, die von Norden nach Süden verlief, durchsetzen
können. Diese Ereignisse legten die Grundsteine für die „Goldenen Jahrhunderte“
(„siglos de oro“) im 16. und 17. Jahrhunderts. Spanien war eine Welt- und
„Kulturmacht“ geworden.
Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert zieht Spanien häufig außerhalb und auch
auf eigenem Boden in den Krieg. 1805 unterliegt die Spanische Armada der
englischen Flotte. 1808 fällt Spanien mit der aufoktroyierten Verfassung von
Bayonne unter französische Fremdherrschaft. 1898 verliert Spanien unter
anderem mit Kuba seine letzten Überseekolonien. Das 19. Jahrhundert zeichnet
sich insgesamt durch den Übergang des „Ancien Regime“ zu einem bürgerlichen
Klassenstaat aus mit kapitalistischem Wirtschaftssystem.285 Außerdem werden in
diesem Jahrhundert im Zuge der Säkularisierung 10 Millionen Hektar Land – dies
entspricht ungefähr 20% des spanischen Gebietes – dem Besitz der Kirche
entzogen.286
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeigt sich Spanien politisch instabil und
wirtschaftlich in schlechter Verfassung. Kultureller Ausdruck dieser Situation ist
z.B. die Gründung der Gruppe der 98er, in der besonders Intellektuelle für ein neu
erstarkendes Nationalbewusstsein kämpfen. Linke Parteien wie die PSOE
(Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens) und Gewerkschaften werden ebenfalls
Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Die Regierungen und Diktaturen der ersten
drei Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts schaffen es nicht, das Wirtschaftssystem
neu zu gestalten und eine notwendige Bodenreform durchzuführen. In dieser Lage
283
Gesamtdurchschnitt: 53% und Länderwerte von 40% (IT), 49% (ES und PT) und 50% (FR)
Gesamtdurchschnitt: 34% und Länderwerte von 19% (ES), 22% (FR), 27% (IT) und 30% (PT)
285
vgl. Bernecker, W. L., 2005, S.240
286
vgl. ebd., a.a.O., S.256
284
5 Untersuchung ausgewählter Länder
69
kommt es durch den Putsch des spanischen Militärs 1936 zum Bürgerkrieg.
General Franco wird das Land bis 1975 beherrschen. Der spanischen Wirtschaft
wird, nach Verhandlungen mit den USA, Anfang der 50er Jahre finanzielle Hilfe
gewährt.287 Lag der Anteil der im Ersten Sektor arbeitenden Bevölkerung 1930
noch bei über 45%, beträgt er 1976 nur noch 23%.288
Erste freie Wahlen zu einem verfassungsgebenden Parlament finden 1977 statt.
Die Verfassung selbst wird erst 1978 durch ein Referendum angenommen und
tritt dann 1979 in Kraft. Bereits 1986 tritt Spanien der EG bei und ist heute Teil
der Währungsunion und des Schengenabkommens. Spanien ist durch starke
regionale Disparitäten geprägt. Wirtschaftszentren sind vor allem Madrid und
Barcelona bzw. Katalonien, das auch zu den wichtigsten Wirtschaftsräumen der
EU zählt. Andalusien beispielsweise ist auch heute noch stark agrarisch geprägt.
5.2.3 Kulturelle Werte und Praktiken in Spanien
Weder wird in Spanien eine hohe Unsicherheitsvermeidung betrieben (3,97) noch
eine hohe Zukunftsorientierung (3,51). Der Spanier scheint also für den Moment
zu leben. Eine vergleichsweise niedrige Sparquote der Spanier289 würde diesem
kulturellen Aspekt entsprechen.
Besonders ausgeprägt ist der Gruppenkollektivismus in Spanien (5,45). Dem
entspricht die starke Bedeutung der Familie (WVS: 86%) und der Respekt, den
die Kinder den Eltern entgegenbringen (WVS: 83%). Dennoch glauben die
Spanier nicht, dass Status mit dem familiären Hintergründen zusammenhängt.290
Obwohl die Spanier ein anscheinend gutes Bild vom Menschen haben und
anderen Menschen in einem höheren Maße, als dies anderen Gesellschaften der
Fall ist (WVS gesamt: 43%), zutrauen, dass sie fair sind (WVS: 50%), scheinen
die Spanier nicht sehr freundlich und hilfsbereit im Umgang mit anderen
Menschen zu sein (3,32). Sie würden diesen Zustand aber gerne ändern (5,69).
287
vgl. Bernecker, W. L., 2005, S.382
vgl. ebd., a.a.O., S.390
289
vgl. Eurostat: Spaniens Bruttosparquote bei 11% bei einem Euroland-Durchschnitt von 14,7%
290
vgl. Anhang A, Trompenaars: Prozent der Befragten, die nicht an zugeschriebenen Status
glauben: 82% bei einem Gesamtdurchschnitt von 75%.
288
5 Untersuchung ausgewählter Länder
70
Des Weiteren geben die Spanier an, dass ihre Gesellschaft eher männerdominiert
organisiert ist (3,01). Doch würden Sie nur sehr bedingt einem Mann Vorzug bei
einer Arbeitsplatzbesetzung erteilen (WVS: 19%). Außerdem wünschen sich die
Spanier mehr Leistungsorientierung (5,8). Dieser Wunsch geht jedoch nicht mit
der Akzeptanz ungleicher Löhne einher (WVS: 35), die Anreize für mehr
Leistung darstellen könnten. Auch der Gedanke, dass Effizienz besser bezahlt
werden sollte, wird nicht unbedingt von den Spaniern geteilt (WVS: 66% /gesamt
81%). Jedoch glauben sie, dass wissenschaftlicher Fortschritt, der auch unter
anderem mit Verbesserung der Effizienz verglichen werden kann, der Menschheit
helfen wird (WVS: 66% / gesamt: 54%).
Ein etwas ambivalentes Spanien zeigt sich in Bezug auf Autorität, Machtdistanz,
Freiheit und die Rolle des Staates. Einerseits wird ein hohes Maß an Machtdistanz
praktiziert (5,52), das aber keinesfalls gewollt zu sein scheint (2,26). Andererseits
besitzen die Spanier ein nur durchschnittliches Gefühl von Freiheit im Sinne der
Kontrolle über ihr eigenes Leben (WVS: 58%). Sie sprechen sich ebenfalls
marginal eher für Gleichheit als für individuelle Freiheit aus.291 Des Weiteren
scheint den Spaniern aber der Respekt vor Autorität noch vergleichsweise wichtig
(WVS: 59%) zu sein und sie meinen damit nicht die lokalen Autoritäten (WVS:
40%). Außerdem befolgen sie eher – z.B. als die Deutschen – Instruktionen, auch
wenn diese keinen Sinn machen sollten (WVS: 42%). Die Spanier schätzen
Hierarchie nicht sehr hoch und verlangen eher nach Gleichheit als nach Freiheit.
Jedoch befolgen sie eher unkritisch Instruktionen.
Im Vergleich zu Frankreich und Italien, die ebenfalls Teil dieser Ländergruppe
sind, nimmt Spanien in Bezug auf das postmoderne Wertekonstrukt einen Platz
ein, der nicht wirklich Tendenzen weg von traditionellen Autoritätswerten und nur
eine geringe Tendenz zu Selbstverwirklichungswerten aufweist (siehe Abb.4). Die
eben beschriebenen Disparitäten, könnten Ausdruck der langen Diktatur, die erst
vor 30 Jahren zu Ende ging, und einer noch nicht komplett durchgeführten
Überwindung oder Transformation alter Zustände gedeutet werden.
291
WVS: Freedom above equality: 49% / gesamt: 53%
5 Untersuchung ausgewählter Länder
5.3
71
Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland,
Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische
Republik und Ungarn
Mit Ausnahme von Kroatien und der Slowakei, die nicht Untersuchungsgegenstand der Studie waren, wurden diese Länder in der GLOBE-Studie unter
dem „Eastern European Cluster“ geführt.292 Da aber nicht nur geographische
sondern auch geschichtliche und sprachliche Übereinstimmung mit den in dieser
Gruppe von GLOBE untersuchten Ländern herrscht, erscheint eine Zuordnung zu
diesem Cluster als logisch. Geographisch betrachtet, umfasst diese Ländergruppe
das vergleichsweise größte Territorium aller Cluster und reicht von Slowenien
bzw. der Tschechischen Republik im Westen bis zur Ostküste Russlands. Obwohl
diese Länder sehr unterschiedliche Völker und Sprachen – beispielsweise
Ungarisch und die slawischen
Sprachen – beherbergen und hervorgebracht
haben, liegt eine große Gemeinsamkeit darin, dass sie jeweils alle in der
Vergangenheit von außen dominiert worden sind, sei es in Form anderer Völker,
Reiche oder Länder293. Des Weiteren ist allen diesen Staaten ihre sozialistische
Vergangenheit unter russischem Vorbild gemein. Sie alle waren Mitglied der
RGW,
des
Rates
für
gegenseitige
Wirtschaftshilfe,
viele
sogar
Gründungsmitglieder. Dementsprechend wurde jeweils in einem Zeitraum
zwischen 40 und 70 Jahren ein zentrale Planwirtschaft betrieben.294 Außerdem
gehörte eine Großzahl der Länder dem Warschauer Pakt an.
Im Vergleich zu den angrenzenden „westeuropäischen“ Ländern weisen sich die
„osteuropäischen“ Länder durch einen deutlich niedrigeren Lebensstandard in
Hinsicht auf HDI und Prokopfeinkommen aus (siehe Tab. 4 und 5). Lediglich
Slowenien sticht mit einem Prokopfeinkommen von 14.770 US$ aus dieser
Ländergruppe hervor.
292
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.185
vgl. Bakacsi, G., 2002, S.72
294
vgl. ebd., a.a.O., S.70
293
5 Untersuchung ausgewählter Länder
72
BG
Bevölkerung
HR
7,8
Bevölkerungs
wachstum
– -0,6% / -0,8%
PL
RO
4,4
38,2
21,7
0,0% / 0,0%
-0,1% / -0,0%
-0,3% / -0,3%
Einw. / km²
70
79
122
91
Größe in km²
110994
56542
312685
238391
6.820
6.100
2.960
GNP /
(US$)
Capita 2.750
GDP growth
4,5% / 5,6%
4,3% / 3,8%
3,8% / 5,4%
5,2% / 8,3%
(HDI 2003)
0,808
0,841
0,858
0,792
% Frauen an 46%
arbeitender Bev.
45%
46%
46%
Start Up nach ... 32 / 32
Tagen
49 / 49
31 / 31
29 / 28
Tabelle 4: Länderdaten des „Eastern Europe Clusters“ – Teil 1
RU
Bevölkerung
SK
143,8
Bevölkerungs – -0,5%
5,4
/
- 0,0% / 0,1%
SI
2
0,1%
CZ
10,2
HU
10,1
/ 0,0% / 0,1% -0,3% /
wachstum
0,5%
Einw. / km²
8,4
110
99
129
109
Größe in km²
17.075.400
49.034
20.253
78866
93030
6.840
14.770
9.130
8.370
GNI
/
Capita 3.400
0,1%
-0,2%
(US$)
GNP growth
7,3% / 7,1% 4,5% / 5,5%
2,5%
/ 3,2% / 4,4% 3,4% / 4,6%
4,6%
HDI (2003)
%
Frauen
0,795
an 43%
0,849
0,904
0,874
0,862
45%
46%
45%
45%
103 / 52
61 / 61
55 / 40
52 / 52
arbeitender Bev.
Start Up nach ... 29 / 36
Tagen
Tabelle 5: Länderdaten des „Eastern Europe Clusters“ – Teil 2
5 Untersuchung ausgewählter Länder
73
5.3.1 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte
Das Maß, in dem die jeweiligen Kulturdimensionen von GLOBE295 in diesen
Ländern praktiziert werden, ist hoch in Bezug auf den Gruppenkollektivismus
(5,25 –5,67) und die Machtdistanz (5,10 – 5,56). In einem geringem Maß werden
Zukunftsorientierung (2,88 – 3,59), Unsicherheitsvermeidung (2,88 – 3,78) und
Leistungsorientierung (3,32 – 3,89) unterstützt. Auch im Vergleich zu den
restlichen GLOBE-Ländern weichen diese Ergebnisse von den jeweiligen
Durchschnittswerten entsprechend ihrer Ausprägung ab, das heißt, beispielsweise
die Zukunftsorientierung bleibt auch im Vergleich unterdurchschnittlich stark
ausgeprägt und die Machdistanz bleibt überdurchschnittlich hoch. Lediglich die
eben nicht berücksichtigte Unterstützung der Gleichberechtigung nimmt im
Vergleich mit den übrigen Länderwerten (gesamt: 3,37) und den, in diesem
Cluster erzielten Werten zwischen 3,96 und 4,12, vergleichsweise höheres Maß
an.
In Bezug auf die GLOBE-Werteskalen ergibt sich folgendes Bild für die
„osteuropäische“ Ländergruppe. Die Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft
wünschen sich ein stärkeres Maß an Leistungsorientierung (5,52 – 6,41),
Gruppenkollektivismus (5,54 – 5,8), Zukunftsorientierung (5,20 – 5,70),
Unsicherheitsvermeidung (4,66 – 5,09) und Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft
im Umgang untereinander (5,25 – 5,61). Als zu hoch wird die Machtdistanz
empfunden (2,49 – 3,12). Diese Werte entsprechen ungefähr dem jeweiligen
Gesamtsdurchschnitt der Länderwerte.
Das „osteuropäische“ Cluster ist stärker von Unterschieden in Hinsicht auf die
Einkommenshöhe und die generellen Wertetendenzen der Bevölkerungen geprägt.
Das einzige Land im obersten rechten Drittel – hinsichtlich des WVS Konstruktes
– ist Slowenien. Im mittleren Drittel liegen die übrigen Gesellschaften mit
Ausnahme Rumäniens, wobei sowohl die Tschechische Republik als auch
Kroatien an das Drittel der „hedonistischsten“ bzw. der nach Selbstverwirklichung
strebenden Gesellschaften und Russland, Bulgarien, Ungarn und Polen eher an
das unterste Drittel angrenzen, in dem Rumänien angesiedelt ist. Nur die
295
GLOBE untersuchte lediglich vier Länder des hier ausgewählten Clusters. Das sind Polen,
Russland, Slowenien und Ungarn. Trompenaars untersuchte Rumänien, Polen, Russland, die
Tschechische Republik, Bulgarien und Ungarn.
5 Untersuchung ausgewählter Länder
74
Tschechische Republik, Kroatien und Slowenien tendieren zu postmodernen und
postmaterialistischen Werten.
In
sieben
der
neun
Länder
ist
die
Sicherheit
des
Arbeitsplatzes
überdurchschnittlich wichtig.296 Ebenfalls besonders ausgeprägt ist in diesen
Ländern die Einstellung, dass sowohl Männer als auch Frauen für den Haushalt
Geld zusteuern sollten.297 Hierbei genießen Männer im Vergleich zu den
vorherigen Clustern jedoch einen geringfügig stärkeren Vorrang in Bezug auf die
Arbeitsplatzbesetzung.298 In allen osteuropäischen Ländern wird Effizienz am
Arbeitsplatz überdurchschnittlich hoch ersehnt.299 Das Maß jedoch, in dem
anderen Menschen Vertrauen entgegengebracht wird, ist vergleichsweise
gering.300
Dieses
Ländercluster
fällt
besonders
durch
eine
hohe
Tendenz
zum
Individualismus auf. Bis auf Rumänien bevorzugen diese Länder in einem
überdurchschnittlichen Maß einen Arbeitsplatz, bei dem der Einzelne und nicht
die Gruppe oder das Team belohnt wird.301 Ebenfalls sollen fehlerhafte oder
schlecht ausgeführte Arbeiten jeweils einem Individuum zu Last gelegt werden,
auch wenn dieses Teil eines Teams ist.302 Auch individuelle Freiheit wird hier
überdurchschnittlich hoch geschätzt.
5.3.2 Länderinformation zu Ungarn
Wie oben schon angedeutet, wurde Ungarn lange fremdbeherrscht. Zum einen
herrschen die Türken bzw. das Osmanische Reich im 16. und 17. Jahrhundert über
Ungarn, die dann wiederum von der Herrschaft der Habsburger Monarchie
abgelöst werden. Erst 1836 wird Ungarisch Amtssprache. Ungarn ist zu dieser
Zeit ein Vielvölkerstaat, vorrangig bestehend aus Ungarn bzw. Magyaren (4,9
296
Gesamtdurchschnitt: 71% und Länderwerte von 72% (SK), 80% (PL), 81% (BG und HR), 87%
(RO), 88% (SI) und 89% (HU)
297
Gesamtdurchschnitt: 83% und Länderwerte von 83% (RU), 85% (RO), 87% (PL), 89% (HU
und SK), 91% (SI), 92% (BG), 93% (CZ), 94% (HR)
298
vgl. Anhang B
299
Gesamtdurchschnitt: 81% und Länderwerte von 83% (HU), 88% (HR und PL), 89% (SI, BG
und RO), 91% (SK), 93% (RU), 96% (CZ),
300
Gesamtdurchschnitt: 28% und Länderwerte zwischen 10% (RO) und 27% (BG)
301
Gesamtdurchschnitt: 64% und Länderwerte zwischen 79% (BG) und 88% (CZ)
302
Gesamtdurchschnitt: 45% mit Länderwerten von 59% (BG), 60% (PL), 63% (CZ), 64% (RO),
66% (HU) und 69% (RU)
5 Untersuchung ausgewählter Länder
75
Mio.), Rumänen (2,4 Mio.), Slowenen (1,4 Mio.), Deutschen (1,5 Mio.) und
Kroaten (1,2 Mio.).303 Ungarn umfasst damals ebenfalls ein entsprechend größeres
Territorium. Die Revolution von 1848/49 kann, nach Proklamierung der
Unabhängigkeit, doch noch von Österreich niedergeschlagen werden. Habsburg
oktroyiert 1849 Ungarn eine Verfassung auf. 1867 kann Ungarn durch den
Ausgleich mit Habsburg administrative und konstitutionelle Unabhängigkeit in
der
Doppelmonarchie
des
Österreich-Ungarischen
Reiches
erlangen.
Außenpolitisch muss sich Ungarn für den Pakt mit Deutschland und Österreich
entscheiden, der Ungarn auch in den Ersten Weltkrieg führt. In den
Friedensverhandlungen verliert Ungarn große Teile seines Staatsgebietes und
ungefähr 60% seiner Bevölkerung darunter drei Millionen Magyaren.304 Nach dem
Krieg wird zuerst die Republik ausgerufen, dann 1919 ein Reichsverweser
eingesetzt als Königsersatz. In den 30er Jahren gilt Ungarn als Land „der drei
Millionen Bettler“.305 Ungarn erklärt an der Seite Deutschlands Russland 1941 den
Krieg. 1944 erklärt eine provisorische Regierung Deutschland den Krieg. 1945
erobert die russische Armee das Land. Ungarn nimmt nicht am Marshallplan Teil.
1946 wird nicht nur die Republik ausgerufen, sondern auch der Forint nach einer
Währungsreform eingeführt. 1949 wird die Verfassung der Volksrepublik
verkündet. Ungarn ist 1945 Gründungsmitglied des Warschauer Paktes. Der
Volksaufstand von 1956 wird von russischen Truppen niedergeschlagen, die das
Land besetzen. Als Sonderfall der kommunistischen „Ostblockstaaten“ führt die
Regierung Wirtschaftreformen durch. Beispielsweise Preise können in einem
gegebenen Rahmen von den Unternehmen nun selbst angepasst werden.306 So
erlebt Ungarn im Zeitraum von 1968 –1972 „goldene Jahre“.307 Es folgt eine
starke
Auslandsverschuldung.
Bereits
1973
hat
Ungarn
diplomatische
Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland aufgebaut. 1988 wird ein Handelsund Kooperationsabkommen mit der EG abgeschlossen.
1989 wird die Republik ausgerufen; 1990 folgen die ersten freien Wahlen. Die
russischen Truppen müssen bis zum 30.06.1991 abgezogen werden. Die
303
vgl. Fischer, H., 1999, S.106
vgl. ebd., a.a.O., S.178
305
vgl. ebd., a.a.O., S.185
306
vgl. Fischer, H., 1999, S.222f
307
vgl. ebd., a.a.O., S.224
304
5 Untersuchung ausgewählter Länder
76
Auslandsverschuldung beträgt 1989 20 Milliarden US$, das BIP 1993 jedoch nur
82% des BIP´s von 1989. 308 1998 beginnen die Beitrittsverhandlungen zur EU, in
die Ungarn 2004 nach einem Referendum eintritt.
5.3.3 Kulturelle Werte und Praktiken in Ungarn
Die Ungarn sind eines der Völker, das sich am wenigsten an Regeln orientiert, um
Unsicherheit zu vermeiden (3,12). Jedoch orientieren sich die Ungarn in
individuellen Situationen eher an allgemein anerkannten Regeln, als diese zu
brechen.309 Unsicherheit im Arbeitsleben scheint die Ungarn zu irritieren, denn
ihnen ist die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze von hoher Wichtigkeit (WVS:89%).
Des
Weiteren
würden
die
Ungarn
gerne
ihre
wenig
praktizierte
Leistungsorientierung (3,43) verstärkt betreiben (5,96). Sie würden hier auch
verschieden hohe Löhne aufgrund von unterschiedlich effizientem Arbeiten in
Kauf
nehmen
(WVS:
83%).
Andererseits
scheuen
sie
in
einem
überdurchschnittlichen Maß den Stress am Arbeitsplatz (WVS: 57% /gesamt:
42%), wobei sie aber der Arbeit im Allgemeinen nicht abgeneigt sind310.
In Ungarn herrscht eine starke Hierarchie (5,56) mit ebenso starkem Wunsch
danach, diese zu verringern (2,49). Dem entspricht auch der Wunsch nach mehr
Gleichheit zu Lasten individueller Freiheit (WVS: 45), was auch in der Praxis
schon gegenüber Frauen gezeigt wird (4,08). Andererseits legen die Ungarn hohen
Wert auf den Respekt gegenüber Autorität (WVS:69%) und sie erwarten vom
Staat eher die Beibehaltung und Bewahrung des Status Quo (WVS: 53% /gesamt
48%).
Wenn es um den Arbeitsplatz geht, begrüßen die Ungarn individuelle
Verantwortung (Trompenaars:
66) und
auch
individuelles
Lob hierfür
(Trompenaars: 84%). Bezogen auf das Privatleben wird jedoch die Gruppe oder
Familie311 vorgezogen (5,25).
Einerseits würde der Löwenanteil der Ungarn ihrem Vorgesetzten privat nicht
helfen (Trompenaars: 89%), andererseits verlangen die Ungarn aber von ihrem
308
vgl. ebd., a.a.O., S.257
Trompenaars: „not testify for friend“: 85% bei einem Gesamtdurchschnitt von 72%
310
WVS: „work should come first“: 78% bei einem Gesamtdurchschnitt von 56%
311
WVS: „family important“ – 89%
309
5 Untersuchung ausgewählter Länder
77
Unternehmen, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen bzw. für sie zu finden312.
Diese Überzeugung könnte noch aus kommunistischer Zeit stammen. Außerdem
könnte die oben angesprochene wirtschaftlich „schlechte“ Lage, nachdem die
Unabhängigkeit von Russland erreicht worden war, für einige der eben
aufgezählten gesellschaftlichen Aspekte eine Erklärung sein. Einerseits wird
Leistungsorientierung, individuelle Zurechenbarkeit am Arbeitsplatz und die
hohe Wertschätzung des Arbeitsplatzes auf der wirtschaftlichen Ebene in Hinsicht
auf höheren wirtschaftlichen Erfolg erwünscht, ohne dabei aber zu hohem Druck
ausgeliefert zu sein. Andererseits ist der private Zusammenhalt der Gruppe oder
Familie genauso wichtig, wie ein robustes und sicheres Staatswesen auf der
politischen Ebene. Das gering betriebene zukunftsorientierte Handeln (3,21)
könnte ebenfalls auf die noch andauernden momentanen Probleme der
Transformation Ungarns hindeuten, wobei schon ein Wert von 0,862 auf dem
HDI erreicht worden ist und das GNP 2004 um 4,6% gewachsen war (siehe
Tab.4). Anhand des Konstruktes der postmodernen Werte lässt sich ein wenig der
Zwiespalt erkennen zwischen der Tendenz hin zu einem rationaleren Umgang mit
staatlicher und kirchlicher Autorität einerseits, und einem Verbleiben im Bereich
der materialistischen Bedürfnisse andererseits, die noch nicht erfüllt sind (siehe
Abb.4).
5.4
Indien, Thailand und Vietnam
Diese Länder sind Teil des südasiatischen Clusters.313 Vietnam wurde in der
GLOBE-Studie nicht untersucht. Jedoch erscheint eine Einteilung in dieses
Gruppe schon aufgrund der geographischen Lage als sinnvoll. Wie oben
angesprochen lassen sich diese Länder von den eher konfuzianisch geprägten
asiatischen Ländern wie China vor allem anhand der unterschiedlichen Religionen
voneinander trennen. In dieser Ländergruppe werden besonders die jeweils in
Indien entstandenen Religionen des Hinduismus und Buddhismus praktiziert.
Auch der Islam ist vertreten. Außerdem hatten viele der südasiatischen Länder
312
313
Trompenaars: „not find housing“: 17% bei einem Gesamtdurchschnitt von 62%
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.189
5 Untersuchung ausgewählter Länder
78
schon früh Kontakt zu anderen Kulturen über die diversen Handelswege Chinas,
die auch durch Südasien führten.314
Bezogen auf das Prokopfeinkommen, stellen Indien und besonders Vietnam die
beiden „ärmsten“ der hier untersuchten Länder dar (siehe Tab.6), wobei Indien
den niedrigsten Wert aller in dieser Arbeit ausgewählten Länder in Bezug auf den
Zustand der „menschlichen“ Entwicklung aufweist. Indien ist zudem eines der
größten Länder der Welt und nur noch China hat eine größere Bevölkerung.
Indien
Thailand
Vietnam
Bevölkerung
1.079,70
63,7
82,2
Bevölkerungs-wachstum
1,5% / 1,4%
0,9% / 0,9%
1,1% / 1,0%
Einw. / km²
329
124
Größe in km²
3.287.263
513115
GNI / Capita (US$)
620
2.490
540
GDP growth
8,6% / 6,9%
7,0% / 6,2%
7,3% / 7,7%
HDI (2003)
0,602
0,778
0,704
% Frauen an arbeitender Bev.
33%
46%
49%
Start Up nach ... Tagen
88 / 89
33 / 33
63 / 56
Tabelle 6: Länderdaten des „Southern Asia Clusters“
5.4.1 Länderinformation zu Indien
Die Induskultur des nördlichen Indien um 3000 v. Chr. bildet eine der ältesten
menschlichen Kulturen. Indien hatte schon früh Kontakt mit anderen Kulturen wie
der mesopotamischen. Das Hellenistische Reich hatte seinen Einfluss durch die
Feldzüge Alexanders im 4. Jahrhundert v. Chr. bis nach Indien ausgeweitet.
Während des 11. und 12. Jahrhunderts drangen immer mehr Muslime nach
Nordindien ein, die ihren Einflussbereich immer weiter ausdehnten und bis in das
18. Jahrhundert mächtige Mogule hervorbrachten, die über große Teile Indiens
314
vgl. Gupta, V., 2002, S.19
5 Untersuchung ausgewählter Länder
79
herrschten. Indien konnte aber auch in dieser Zeit nicht vereint werden und war
ständig in Sultanate oder einzelne Provinzen geteilt.
Schon im 16. Jahrhundert betrieben die Portugiesen, die 1510 Goa und die Region
um diese Küstenstadt unterwerfen konnten, regen Handel mit Indien, damals noch
bevorzugt mit Gewürzen.315 Sie kontrollierten den Indischen Ozean mit ihrer
Seemacht. Doch es waren die Engländer, die zuerst eine Ostindiengesellschaft im
Jahr 1600 gründeten, gefolgt von den Niederländern, dann den Franzosen und
somit den Handel institutionalisierten. England konnte sich im Laufe der Zeit
gegen die übrigen Kolonialmächte im Kampf um die Vorherrschaft Indiens
behaupten. Im 19. Jahrhundert wurde Indien dann komplett der Englischen Krone
unterstellt.
Englisch
wurde
die
offizielle
Verwaltungssprache.
Die
Unabhängigkeit erreichte Indien erst 1947. Die verfassungsgebende Versammlung
wurde schon 1946, noch unter britischer Herrschaft und unter stark begrenztem
Wahlrecht, gewählt.316 Ein allgemeines Wahlrecht wurde erst 1950 eingeführt.317
Indien war nun eine Demokratie mit Zweikammersystem und Präsidenten. Ein
Überbleibsel der englischen Herrschaft ist die sogenannte „president´s rule“, unter
deren Anwendung der Präsident beispielsweise Gouverneure der einzelnen
Provinzen jederzeit absetzen kann.318 Allgemeines Wahlrecht wurde erst 1950
eingeführt. Folgenreichstes Moment der Unabhängigkeit Indiens scheint wohl die
Abspaltung Pakistans gewesen zu sein, das dem islamischen Teil der Bevölkerung
„zugesprochen“ wurde.
Religiös ist Indien besonders durch die hier entstandene Religion des Hinduismus
geprägt. Obwohl das Kastensystem gesetzlich abgeschafft worden ist, hat es auch
heute noch hohe gesellschaftliche Bedeutung. Regionale Disparitäten lassen sich
schon an einer Vielzahl von Sprachen erahnen. Hindi, Urdi, Bengali und Marathi
stellen nur einen kleinen Bruchteil der 179 Sprachen Indiens dar.319
315
vgl. Kulke, H., 1998, S.268
vgl. ebd., a.a.O., S.392f
317
vgl. Conrad, D., 1995, S.419
318
vgl. Kulke, H., 1998, S.393
319
vgl. Berger, H., 1995, S.101
316
5 Untersuchung ausgewählter Länder
80
5.4.2 Kulturelle Werte und Praktiken in Indien
Indien ist im Gegensatz zu den oben detaillierter beschriebenen Ländern,
Deutschland und Ungarn, ein in wirtschaftlicher Sicht „armes“ Land mit einem
durchschnittlichen Prokopfeinkommen von 620 US$ und mit einem Wert von
0,602 im HDI auch kein sehr weit entwickeltes Land. Diesem Bild entspricht
jedoch im ersten Augenblick nicht die Lage, die Indien in dem visualisierten
Konstrukt der postmodernen Werte einnimmt (siehe Abb.4). Es liegt im untersten
Drittel ist aber nur marginal von der Stellung Polens entfernt, das in
wirtschaftlicher Sicht und in Hinsicht auf die Höhe seiner Entwicklung klar besser
gestellt
ist.
Indien
weist
dementsprechend,
ohne
eine
hohe
Modernisierungstendenz oder wirtschaftlichen Sicherheit, höhere Werte in
Hinsicht auf postmoderne Selbstverwirklichungstendenzen auf, als einige der
oben besprochenen Ostblockstaaten, wie Ungarn, Bulgarien und Russland. Dies
sei grundlegend den weiteren Erklärungen vorangestellt.
In Indien herrscht ein freundlicher und hilfsbereiter Umgang mit den
Mitmenschen (4,57). Dies wird auch durch ein scheinbar gutes Bild vom
Menschen
untermauert,
denn
die
Inder
vertrauen
anderen
Menschen
überdurchschnittlich stark (WVS: 41 /gesamt:28%). Zurückzuführen könnte dies
auf den stark praktizierten Hinduismus sein, der den Menschen ein gutes Karma,
bzw. anders formuliert gute Taten abverlangt. Aus dem Glauben heraus könnte
auch das sehr geringe Gefühl von Freiheit und Kontrolle über das eigene Leben
entstammen (WVS: 22%). Des Weiteren wird der Umgang mit der Natur gepflegt
(WVS: 83%).
Die vergleichsweise sehr schwach ausgeprägte Geschlechtergleichheit (2,90) geht
einher mit der Geringschätzung neuer Ideen und Konzepte (WVS: 19%) im
Gegensatz zu alten bzw. den Traditionen. Auch in Hinsicht auf den Vorrang, den
Männer bei der Besetzung von Arbeitsplätzen genießen, ist dies zu spüren (WVS:
57 /gesamt: 34%). Der Anteil der Frauen an der arbeitenden Bevölkerung ist mit
33% vergleichsweise gering (siehe Tab.4).
Ein außerordentlich stark praktizierter Gruppenkollektivismus charakterisiert
Indien des Weiteren (5,92). Die Familie (WVS: 93%) und der Respekt vor den
Eltern (89%) sind dementsprechend ebenfalls Schlüsselmerkmale der indischen
Gesellschaft. Vergleichsweise viele Inder behaupten, dass es der Familienstand
5 Untersuchung ausgewählter Länder
81
ist, der einem Ansehen verleiht (WVS: 57%). Die eben aufgezählten
gesellschaftlichen Eigenschaften könnten durch das zwar als illegal verworfene,
aber dennoch praktizierte, Jahrhunderte alte Kastensystem erklärbar sein.
Jedenfalls könnte die hohe Gruppenkollektivität eine Erklärung für die
Auffassung überdurchschnittlich vieler Inder sein, dass Arbeit ein Pflicht
gegenüber der Gesellschaft darstellt (WVS: 82%).
Der hohe Gruppenkollektivismus ist auch in der Arbeitswelt zu verspüren. Die
Inder tendieren auch am Arbeitsplatz zu der Auffassung, dass jeweils das
Kollektiv die Verantwortung trägt aber auch das Lob.320 Die Inder drücken jedoch
eher Gefühle am Arbeitsplatz aus (WVS: 51% / gesamt:41%) und zeichnen sich
im Vergleich mit den oben detaillierter dargestellten Gesellschaften auch eher
durch ein diffuseres Verhältnis zwischen Privatsphäre und Arbeitsleben aus321.
5.5
China und Japan
Die Länder China und Japan gehören dem „Confucian Asian Cluster“ an. Diese
Eingruppierung
basiert
vor
allem
auf
dem
universellen
Einfluss
der
konfuzianischen Philosophie auf diese beiden Länder.322 Ein anderes Indiz für den
hohen kulturellen Einfluss, den China auf Japan in früherer Zeit ausübte, ist das
japanische Schriftsystem, in dem die chinesischen Zeichen, das Kanji, einen
hohen Anteil haben. Des Weiteren sind die beiden Länder geographisch nur durch
das Japanische Meer getrennt.
In Hinsicht auf sozioökonomische Größen sind diese beiden Länder jedoch stark
verschieden. Im Vergleich zu China, das eines der größten Länder der Erde ist
und zudem mit fast 1,3 Mrd. Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt
darstellt, erscheint Japan klein und bevölkerungsarm (127,8 Mio. Einwohner,
Tab.7). Im Gegensatz hierzu besitzt Japan mit einem der weltweit höchsten
Prokopfeinkommen von 37.050 US$ und einem auf dem HDI erzielten Wert von
0,943 ein deutlich höheres Wirtschaftsniveau und einen deutlich höheren
Lebensstandard als China.
320
Trompenaars: „individual credit“ – 44% bei einem Gesamtdurchschnitt von 64% / „indivivual
responsibility“ – 36% bei einem Gesamtdurchschnitt von 45%
321
Trompenaars: „not help boss“ – 67% bei einem Gesamdurchschnitt von 72% / „not find
housing“ – 46% bei einem Gesamt durchschnitt von 62%
322
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S. 189
5 Untersuchung ausgewählter Länder
82
China
Japan
Bevölkerung
1.296,20
127,8
Bevölkerungs-wachstum
0,6% / 0,6%
-0,3% / -0,2%
Einw. / km²
137
339
Größe in km²
9.572.419
377.837
GNP / Capita (US$)
1.500
37.050
GNP growth
10,0% / 10,1%
3,4% / 4,6%
HDI (2003)
0,755
0,943
% Frauen an arbeitender Bev. 45%
41%
Start Up nach ... Tagen
52 / 52
48 / 48
Tabelle 7: Länderdaten des „Confucian Asia Clusters“
5.5.1 Länderinformation Japan
Wie oben angesprochen liegt Japan, durch das Meer isoliert, nahe dem asiatischen
Festland. Aber schon in den Anfängen der Neuzeit hielt 1592 diese geographische
Besonderheit Japan nicht davon ab, Korea zu überfallen. Eine kulturelle Blüte
erlebt Japan ungefähr um 1690. Zum ersten Mal geeint wurde Japan bereits 1590.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Japan an mehreren Kriegen beteiligt.
Einerseits kann sich Japan im Krieg gegen Russland behaupten, verleibt sich
Korea ein und besetzt weite Teile des chinesischen Festlandes, was 1937 zum
Krieg mit China führt. Andererseits beginnt Japan 1941 den Pazifikkrieg gegen
die USA an. Die beiden ersten Einsätze von Atombomben im August 1945
zwingen Japan, binnen Tagen zu kapitulieren. Japan wird erstmalig in seiner
Geschichte besetzt. Erst 1952 endet die Besatzung durch die Amerikaner. Die
Frucht dieser Zeit ist vor allem die japanische Verfassung, die 1947 eingeführt
worden ist. Die USA hatten besonderen Wert auf die Einführung der Demokratie
und auf die Entmachtung des Kaisers gelegt, der jetzt lediglich die
5 Untersuchung ausgewählter Länder
83
Parlamentssitzungen eröffnet und den gewählten Ministerpräsidenenten ernennt.323
Ebenfalls wird das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.
Innerhalb einer Generation schafft es Japan nun, mit der auf wenige Gebiete
spezialisierten Produktion, zur Industriesupermacht zu werden.324 Die industriellen
Kernbereiche sind Schiffbau, Stahl, Herstellung von Unterhaltungsmedien und die
Automobilindustrie. Eine erste „leichtere“ Wirtschaftskrise entsteht durch die
Ölkrise von 1973 und die Aufwertung des Yen im Plaza-Abkommen. Ende der
80er Jahre dotiert der Nikkei-Index 40000, was ungefähr 2/3 über dem liegt, was
die in den USA dotierten Unternehmen erreichen – beispielsweise ist das
Grundstück des japanischen Kaiserpalastes mehr wert als ganz Kalifornien zu
diesem
Zeitpunkt.325
Anfang
der
90er
Jahre
zerbricht
das
japanische
Wirtschaftskonstrukt, Banken gehen bankrott und der Nikkei-Index dotiert 1992
nur noch bei 14000. Wie die Daten aus Tabelle 6 zeigen, hat sich Japan von der
Wirtschaftskrise erholt und weist das dritthöchste Prokopfeinkommen der hier
untersuchten Länder und den zweithöchsten Wert im HDI auf.
Seit 1956 ist Japan Mitglied der Vereinten Nationen und beteiligt sich seit 1992
auch mit der Entsendung eigener Truppen an friedenserhalten Maßnahmen.
Außerdem bemüht sich Japan um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat.
In Japan werden besonders Shinto, hierunter werden die autochthonen Religionen
zusammengefasst,
und
der Buddhismus
praktiziert.326 So
pilgerten
die
Konzernchefs eines wichtigen japanischen Automobilkonzerns 1993 zu einem
Shinto Schrein, um für bessere wirtschaftliche Zeiten zu beten. Das Menschenbild
des Shinto ist ein positives. Der Mensch trifft grundsätzlich die richtigen
Entscheidungen.327
Einen Sonderfall stellt die japanische Sprache dar. Sie zu erlernen ist aufgrund
einiger
323
Sonderformen
vgl. Pohl, M., 1998, S.65
vgl. Sommer, T., 1998, S.6
325
vgl. ebd., a.a.O., S.9
326
vgl. Kreiner, J, 1998, S.526
327
vgl. ebd., a.a.O., S.527
324
sehr
schwierig.
Es
hat
sich
eine
teilweise
5 Untersuchung ausgewählter Länder
geschlechterspezifische
Sprache
84
herausgebildet.
Außerdem
gibt
es
eine
Höflichkeitssprache.328
5.5.2 Japans kulturelle Praktiken und Werte
Japan ist eines der Länder, in denen der institutionelle Kollektivismus am
stärksten ausgeprägt ist (5,19). Dem entspricht, dass der individuellen Freiheit nur
eine vergleichsweise geringe Wichtigkeit eingeräumt wird (Trompenaars: 39%).
Jedoch ist der Gruppenkollektivismus (4,63) eher schwach im Vergleich zu
anderen Ländern (gesamt: 5,13) ausgeprägt, wobei der Familie aber immer noch
ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt wird (WVS: 93%).
Gering ausgeprägt ist die Durchsetzungsfähigkeit (3,59) und vielleicht als Folge
dessen ist es in Japan nicht unüblich, Gefühle auch am Arbeitsplatz zu zeigen
(Trompenaars: 74%). Ebenfalls vertrauen die Japaner eher anderen Menschen
(WVS: 43% /gesamt 28%).
Vielleicht als Folge der Wirtschaftskrise Anfang der 90er Jahre, stieg die
Wichtigkeit der Sicherheit des Arbeitsplatzes stark an (WVS: 80% im Gegensatz
zu 1990: 58%). Dies veranlasst die Japaner jedoch nicht Instruktionen
auszuführen, die in ihren Augen keinen Sinn machen (WVS: 10%).
In Japan scheint es, oberstes Gebot zu sein, mit der Natur in Einklang zu leben
(WVS: 99%). Dies könnte einerseits mit den Japan umgebenden Naturkräften wie
Erdbeben – Japan liegt in einem tektonisch sehr aktiven Gebiet – oder aber
andererseits mit einer religiösen Verbindung zur Natur aufgrund des Buddhismus
zu tun haben.
Japan liegt im oberen rechten Drittel in Hinsicht auf die Einteilung in
materialistische und postmaterialistische Werte der WVS. Obwohl die Japaner
sehr religiös sind, wie oben beschrieben, erreichen sie den höchsten Wert in
Bezug auf rationalen und säkularisierten Umgang mit Autorität. Dies könnte
einerseits daran liegen, dass der Buddhismus keine Hierarchien kennt und somit
keine Autorität ausübt oder aber mit dem Shintoglauben. Im Shinto wird, wie
oben angedeutet, die Ansicht vertreten, dass der Mensch nur richtige
Entscheidungen treffen kann. Das könnte heißen, dass die Japaner sehr rationale
328
vgl. Schneider, R., 1998, S.477
5 Untersuchung ausgewählter Länder
85
Entscheidungen treffen können, da sie in dieser Hinsicht nicht von irgendwelchen
Moraleinflüssen des Glaubens beeinflusst sind. Außerdem muss das tägliche
Leben sehr gut organisiert sein, wenn ein Land, in dem 339 Menschen pro km²
leben (siehe Tab.7), eine so einflussreiche Wirtschaftsmacht aufgebaut hat.
5.6
England und die USA
Unter anderem England und die USA sind Teil des „Anglo Clusters“. Diese
Eingruppierung
basiert
besonders
auf
linguistischen
und
ethnischen
Übereinstimmungen der beiden Gesellschaften.329 Überdies übte England über
lange Zeit hinweg politische Kontrolle über Amerika aus.330 Auch im 20.
Jahrhundert und heutzutage bestehen noch starke politische Bindungen, was
beispielsweise an der Allianz während der beiden Weltkriege oder dem Feldzug
im Irak zu erkennen ist.
Beide Staaten verfügen über ein hohes Prokopfeinkommen, wobei die USA mit
41.440 US$ weltweit eines der höchsten haben (siehe Tab.8). Auch der Wert, den
die
beiden
Staaten
den
HDI
betreffend
erzielen,
entspricht
einem
hochentwickelten Lebensstandard. Außerdem ist Amerika eines der größten und
bevölkerungsreichsten Länder der Welt.
329
330
vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.183
vgl. Ashkanasy, N., 2002, S.28
5 Untersuchung ausgewählter Länder
86
England
USA
Bevölkerung
59,9
293,7
Bevölkerungswachstum
0,5% / 0,5%
0,8% / 1%
Einw. / km²
247
30331
Größe in km²
242.910
9.629.090
GNI / Capita (US$)
33.630
41.440
GDP growth
2,2% / 3,1%
3,1% / 4,2%
HDI (2003)
0,939
0,944
% Frauen an arbeitender Bev.
46%
46%
Start Up nach ... Tagen
18 / 18
5/5
Tabelle 8: Länderdaten des „Anglo Clusters“
5.6.1 Länderinformationen zu den USA
Die Kolonialisierung der „Neuen Welt“ fing im 17. Jahrhundert an. Um 1770
lebten bereits drei Millionen Menschen in den 13 britischen Kolonien. Boston
zählte 1775 gerade 16000 Einwohner.332 Neben den Briten traten auch die
Franzosen und die Spanier als Kolonialmächte in das Ringen um die Erschließung
des Landes ein. Im Frieden von Paris wurden den Briten Kanada und die Gebiete
östlich des Mississippi bis auf New Orleans zugesprochen. Spanien behielt
Kontrolle über Florida und Kuba. Die immer weiter betriebene Erschließung des
Landes verlangte von der kolonialen Gesellschaft eine hohe Mobilität, die sich
sowohl horizontal oder geographisch, als auch vertikal oder sozial ausdrückte.333
Die Verfassung von 1776 wird nach Beendigung des Unabhängigkeitskrieges
gegen die Briten 1783 formell anerkannt, der erste Präsident wird frei gewählt.
Die Verfassung beinhaltet vor allem das Gleichheitspostulat und starke föderale
Elemente, sowie das Prinzip des Zweikammersystems.334 Die Verfassung wird
1787 verabschiedet. Durch den Kauf von Louisiana und den Erwerb von Texas
331
eigene Berechnung
vgl. Heideking, J., 2003, S.12
333
vgl. Heideking, J., 2003, S.20
334
vgl. ebd., a.a.O., S.68-70
332
5 Untersuchung ausgewählter Länder
87
und Neu Mexiko, nachdem der Krieg gegen Mexiko 1849 beendet ist, wächst das
Territorium der Vereinigten Staaten stark an.
Schnell fand schon während der Kolonialisierung eine regionale Differenzierung
der einzelnen Staaten auch in Bezug auf die jeweilige Wirtschaftssituation statt,
denn besonders an den Flüssen und den Küstenstaaten des Ostens konnten die
geographischen Gegebenheiten – beispielweise Transportwege – genutzt werden,
um eine kommerzielle Landwirtschaft zu betreiben.335 Besonders diese
Entwicklung und ihre Folgen, aber auch die ungeklärte „Sklavenfrage“ waren es,
die Amerika ab 1860 de facto in zwei Lager spalteten. Insgesamt 11 Staaten
fassten sich zu den Confederate States of America oder den „Südstaaten“
zusammen. Im Gegensatz zu den 22 Millionen Einwohnern der 22 „Nordstaaten“,
umfassten ihre Staaten nur insgesamt 9 Millionen Menschen.336 Der folgende
Bürgerkrieg blieb der letzte auf eigenem Boden.
Zwischen 1869 und `96 verdreifacht sich dann das amerikanische BSP337 und 1915
leben bereits über 100 Millionen Menschen in Amerika.338 Einen Grund für den
amerikanischen Eintritt in den Ersten Weltkrieg und die Abkehr von der bis dato
geführten Isolation stellt die Zimmermann Depesche dar, in der Deutschland
Mexiko auffordert, den USA den Krieg zu erklären.339 Schließlich können die
USA ihre Vormachtstellung nach dem Zweiten Weltkrieg etablieren. Der
amerikanische Dollar wird nach den Verhandlungen von Bretton Woods zum
globalen Standardwert bzw. zur Leitwährung. Im Rahmen des Marshall Plans
werden an 16 Länder 16 Milliarden US$ als Aufbauhilfe nach dem Krieg
verteilt.340
5.6.2 Kulturelle Werte und Praktiken in den USA
Die Amerikaner erwirtschaften ein Prokopfeinkommen von 41.440 US$ (siehe
Tab.8). Das hohe Einkommen geht einher mit einer stark leistungsorientierten
Gesellschaft (4,49). Effizienz als Kriterium für bessere Entlohnung wird
335
vgl. ebd., a.a.O., S.19
vgl. ebd., a.a.O., S.167
337
vgl. ebd., a.a.O., S.199
338
vgl. ebd., a.a.O., S.227
339
vgl. ebd., a.a.O., S.263
340
vgl. Heideking, J., 2003, S.351
336
5 Untersuchung ausgewählter Länder
88
allgemein anerkannt (WVS: 91%) und obwohl die Amerikaner Wettbewerb
unterstützen (WVS: 71%), halten sie Menschen für fair (WVS: 62 /gesamt:43).
Die Arbeit steht auch nicht allgemein an erster Stelle (WVS: 36%) und die
Sicherheit des Arbeitsplatzes wird auch nur als mittelmäßig wichtig erachtet
(WVS:72). Dies spricht für die oben angedeutete Mobilität der Amerikaner, auch
in Hinsicht auf einen Arbeitsplatzwechsel. Der, wenn er vollzogen werden sollte,
jedoch damit einhergeht, dass das neue Unternehmen eine Wohnung finden sollte
(Trompenaars: 85%).
Obwohl der Gruppenkollektivismus (4,25) relativ schwach ausgeprägt ist, wird
der Familie (WVS: 95%) und den Freunden (WVS: 64%) eine hohe Wichtigkeit
eingeräumt. Aber der Amerikaner würde sich im Ernstfall nicht für den Freund,
sondern für das allgemein anerkannte Regelsystem entscheiden (Trompenaars:
93%).
Außerdem fühlen sich die Amerikaner außerordentlich frei und sie sind in
besonderem Maße davon überzeugt, dass sie ihr Leben unter Kontrolle haben
(WVS: 82%). Sie leben eher im Hier und Jetzt, bei geringer Beachtung der
Vergangenheit
(Trompenaars:
4,69
/
gesamt:
5,29)
und
der
Zukunft
(Trompenaars: 4,93 / gesamt: 5,28).
In Bezug auf das WVS-Konstrukt tendieren die USA noch zu traditionellen
Autoritäten, haben aber ein hohes Maß an Selbstverwirklichungsdrang. Der Hang
zu traditionellen Werten wird beispielsweise durch die überdurchschnittlich hohen
Mitgliedszahlen kirchlicher Organisationen (WVS: 57% / gesamt: 20%) oder aber
mit dem Wunsch nach mehr Respekt vor Autorität (WVS: 70%) ausgedrückt.
6 Zusammenfassung und Ausblick
6
89
Zusammenfassung und Ausblick
Grundlegend muss an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, in
welcher Komplexität sich Kultur ausprägt. Obwohl viele Kulturen universelle
Gemeinsamkeiten aufweisen und sogar gelegentlich verwandte Kulturen sehr
ähnliche Praktiken verfolgen und nach sich gleichenden Zielen streben, stimmt
keine Gesellschaft – wie oben gezeigt – mit einer anderen auch nur annähernd
überein.
Anhand der oben ausgeführten Länderbeschreibungen lässt sich beispielhaft
ableiten,
dass
die
Familie
und
der
Familienzusammenhang
solche
kulturübergreifende universelle Werte und Praktiken darstellen. Dies zeigen die
überdurchschnittlich hohen Werte der GLOBE-Studie in Hinsicht auf den
gesellschaftlich praktizierten Gruppenkollektivismus. Ein weiterer von den
meisten Gesellschaften erwünschter Zustand ist eine verstärkte Konzentration auf
mehr Leistung. Ausdruck hiervon ist z.B. der fast in allen untersuchten Ländern
anerkannte „kapitalistische“ Gedanke, dass Effizienz besser bezahlt werden sollte.
Die Unterschiede zwischen den Kulturen bzw. Gesellschaften überwiegen hier
sehr stark. Besonders das individuelle relative Zusammenspiel der einzelnen hier
beschriebenen Teilaspekte von Kulturen differenziert die Gesellschaften
untereinander. Um diese Eigenheiten theoretisch herauszufiltern, wie es oben
getan wurde, ist es notwendig und sinnvoll mehrere Studien und dichte
Hintergrundinformationen miteinander zu verbinden.
Wie oben dargestellt untersuchen die drei Studien jeweils andere sich teilweise
überschneidende Merkmale und Ausprägungen von Kultur. Genau wie das
Einteilen der untersuchten Länder den Vorteil des direkten Vergleichs mit sich
bringt, können sich diese Studien gegenseitig relativieren oder ergänzen. Wie im
fünften Teil herausgearbeitet worden ist, können mit Hilfe der Ergebnisse der
einzelnen Studien in vielen Fällen kulturelle Merkmale jeweils von mehreren
Blickwinkeln und in verwandten Ausprägungen untersucht werden. Es kommt
aber auch vor, dass die Studien sich anscheinend komplett widersprechen. Die
6 Zusammenfassung und Ausblick
90
Spanier341 beispielsweise vertreten im hohen Maße die Koexistenz von Mensch
und Natur (WVS: 92%) laut der einen Studie und erzielen in der anderen Studie
den dritthöchsten Rang, wenn es darum geht, wichtige Naturkräfte wie das Wetter
zu kontrollieren (Trompenaars: 50%). Dies kann z.B. damit zusammenhängen,
dass verschiedene soziale Gruppen befragt worden sind oder aber, dass die
einzelnen Fragen auf einer anderen Ebene ansetzen.
Genau um ein solches vermeintliches Dilemma überprüfen zu können, ist es
absolut notwendig, dass, wenn empirische Studien durchgeführt werden, ihre
konzeptionellen
Vorgehensweisen
detailliert
hinterlegt
werden,
um
weitreichendere Erklärungen für den oben beschriebenen Fall auffinden und
trennen zu können, ob dies ein Fall von Anwendung verzerrender Methoden ist
oder ob dies aus kulturellen Aspekten heraus erklärt werden kann. Da bei
kulturvergleichenden Forschungen wohl nie der Punkt erreicht werden kann, an
dem Studien bzw. Vergleichsgegenstände komplett standardisiert werden können,
da der Untersuchungsgegenstand, die Kultur, in ihrer Dichte nie universell anhand
von einigen ausgewählten Dimensionen oder Werten vollständig erklärt werden
kann, muss es ein Hauptaugenmerk eines jeden Forschers bleiben, den von ihm
abgesteckten Untersuchungsrahmen so detailliert wie möglich zu untersuchen und
zur Transparenz zu hinterlegen, wie er vorgegangen ist. Nur so ist es möglich,
Studien miteinander zu vergleichen, Forschungen aufeinander aufzubauen und die
jeweiligen Ergebnisse akkurat einordnen zu können.
Weiter wurde an einigen Stellen in dieser Arbeit erwähnt, dass Kultur vielen
äußeren Einflüssen unterliegt. Besonders die GLOBE-Studie und die WVS haben
starke Wechselwirkungen zwischen kulturellen Ausprägungen und materiellen
Ressourcen
herausgearbeitet.
Dementsprechend
sollten
Studien
und
Erklärungsansätze über kulturelle Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten auch
immer externe Begebenheiten und Indikatoren miteinbeziehen. Hier scheinen
Religion, sozioökonomische Indikatoren, Geschichte und geographische Lage
unter anderen als wichtige Vergleichs- und Erklärungsaspekte.
Wenn dies befolgt wird, lässt sich abschließend feststellen, können empirische
Studien außerordentlich valide Informationen über Kulturen erheben und
341
vgl. Anhang B: Spanien
6 Zusammenfassung und Ausblick
91
herausarbeiten. Obwohl oben ein wenig kritisiert, ist der Weg, den Trompenaars
einschlägt, nicht von der Hand zu weisen, denn Kultur praktisch zu erfahren, mit
dem theoretischen Wissen um diese, ist wohl die Kaiserdisziplin.
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Abbildungsverzeichnis
C
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1
Kulturzwiebelmodell nach Hofstede
S.5
Abbildung 2
Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlicher Kultur S.7
und der Organisationskultur
Abbildung 3
Metaconfiguration of GLOBE Societal Clusters
S.22
Abbildung 4
Postmodernismus-Konstruk
S.46
Abbildung 5
Operationalisierung des WVS Konstrukts
S.47
Tabellenverzeichnis
CI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1
emisches und etisches Vorgehen im Vergleich
S.12
Tabelle 2
Länderdaten des „Germanic Europe Cluster“
S.60
Tabelle 3
Länderdaten des „Latin Europe Clusters“
S.66
Tabelle 4
Länderdaten des „Eastern Europe Clusters“ – Teil 1
S.72
Tabelle 5
Länderdaten des „Eastern Europe Clusters“ – Teil 2
S.72
Tabelle 6
Länderdaten des „Southern Asia Clusters“
S.78
Tabelle 7
Länderdaten des „Confucian Asia Clusters“
S.82
Tabelle 8
Länderdaten des „Anglo Clusters“
S.86
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
a.a.O.
am angegebenen Ort
Abb.
Abbildung
AT
Österreich
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BSP
Bruttosozialprodukt
bzw.
beziehungsweise
CCI
country co-investigator
CH
Schweiz
CZ
Tschechische Republik
DE
Deutschland
ebd.
eben dieser
Einw.
Einwohner
ES
Spanien
ders.
derselbe
etc.
et cetera
FR
Frankreich
GLOBE
Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness
Research Program
GNI
Gross National Income
HR
Kroatien
HU
Ungarn
IT
Italien
km²
Quadratkilometer
NL
Niederlande
CII
Abkürzungsverzeichnis
p
Irrtumswahrscheinlichkeit
PL
Polen
PT
Portugal
r
Korrelationskoeffizient
RO
Rumänien
RU
Russland
S
Seite
SI
Slowenien
SK
Slowakische Republik
Tab
Tabelle
USA
Vereinigte Staaten von Amerika
usw.
und so weiter
UV
Unsicherheitsvermeidung
v. Chr.
vor Christus
vgl.
vergleiche
vs.
versus
WVS
World Values Survey
z.B.
zum Beispiel
CIII
Eidesstattliche Erklärung des Verfassers
CIV
Eidesstattliche Erklärung des Verfassers
Hiermit erkläre ich, Jens Walther, an Eides statt, die vorliegende Diplomarbeit im
Studiengang der Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien selbstständig und
ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt
zu haben. Alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden,
sind als solche gekennzeichnet. Diese Diplomarbeit wurde in gleicher oder
ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Ort, Datum
Unterschrift
Anhang
CV
Anhang
Anhang A: Übersichtstabellen der Studien
Die ersten drei Tabellen listen jeweils für die untersuchten Studien, das sind in
Reihenfolge die GLOBE-Studie, die World Values Survey und die TrompenaarsStudie, die jeweiligen Mittelwerte der untersuchten Konstrukte und Items in
Relation zur Anzahl der untersuchten Länder auf. Danach folgen die Ergebnisse
der drei Studien für das jeweils untersuchte Land.
1. GLOBE-Studie
Die Länderanzahl der GLOBE-Studie beträgt für alle untersuchten Konstrukte
61. Der Einfachheit halber entfällt deshalb eine individuelle Auflistung der
Länderanzahl. Lediglich einzelne Subkulturen wurden individuell untersucht.
Dies sind bei den hier behandelten Ländern der französischsprechende Teil
der Schweizer Bevölkerung und der in den neuen Bundesländern lebende Teil
der deutschen Bevölkerung. Die Ergebnisse für diese beiden Sonderfälle sind
fortlaufend in den betreffenden Tabellen immer an zweiter Stelle ( x / 2,35)
aufgeführt. Die jeweiligen Länderwerte stellen den Wert dar, den sie auf den
schon oben beschriebenen 7- Punkteskalen einnehmen. Alle Daten wurden
der GLOBE – Studie entnommen.
2. World Values Survey
Die Übersichtstabelle zur World Values Survey (WVS) beinhaltet die
Beschreibung der für die vorliegende Arbeit ausgewählten Items, die jeweilige
Anzahl der untersuchten Länder sowie den Mittelwert der Ergebnisse in
Prozent. Außerdem wird die jeweilig dargestellte Antwortkategorie den
Beschreibungen der Items angehängt. Gegebenenfalls enthalten die einzelnen
Länderwerte einen in Klammern ergänzten Wert, der das entsprechende
Ergebnis der WVS von 1990 darstellt. Dieser Wert wurde lediglich dort
ergänzend gelistet, wo signifikante Änderungen zu erkennen waren. Die
einzelnen Länderwerte stellen jeweils Ergebnisse der Befragungen in Prozent
dar. Alle Werte wurden der WVS entnommen.
Anhang
CVI
3. Trompenaars-Studie
Die Übersichtstabelle zur Trompenaars – Studie listet eine Beschreibung der
untersuchten Items, die jeweilige Anzahl der untersuchten Länder und den
Durchschnitt der von den Autoren erarbeiteten Ergebnisse auf. Des Weiteren
ist die jeweilige Antwortkategorie der einzelnen Items den Beschreibungen
nachgestellt. Die einzelnen Länderwerte stellen jeweils Ergebnisse der
Befragungen in Prozent dar. Alle Werte wurden der Studie entnommen. Die
Durchschnittswerte und die Länderanzahl beruhen jedoch auf eigenen
Berechnungen.
Anhang
CVII
GLOBE
Kulturdimension
Uncertainty avoidance
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Power distance
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Institutional collectivism
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
In-group collectivism
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Gender egalitarianism
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Assertiveness
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Future orientation
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Performance orientation
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Humane orientation
societal practice ("as is")
societal values ("should be")
Mittelwert
Minimum
Maximum
Standardabweichung
4,16
4,62
2,88
3,16
5,37
5,61
0,6
0,61
5,17
2,75
3,89
2,04
5,8
3,65
0,41
0,35
4,25
4,72
3,25
3,83
4,25
5,65
0,42
0,49
5,13
5,66
3,53
4,94
6,36
6,52
0,73
0,35
3,37
4,51
2,5
3,18
4,08
5,17
0,37
0,48
4,14
3,82
3,38
2,66
4,89
5,56
0,37
0,65
3,85
5,49
2,88
4,33
5,07
6,2
0,46
0,41
4,1
5,94
3,2
4,92
4,94
6,58
0,41
0,34
4,09
5,42
3,18
4,49
5,23
6,09
0,47
0,25
Anhang
CVIII
World Values Survey
Perception of life
A001) Family important
For each of the following aspects, indicate how important it is in your life: Family
Very important (%)
Länder
80
Mittelwert in %
89%
A002) Friends important
For each of the following aspects, indicate how important it is in your life: Friends
Very important (%)
A007) Service to others
For each of the following aspects, indicate how important it is in your life: service to others
Very important (%)
A025) Respect parents
With which of these two statements do you tend to agree? A. Regardless of what the qualities and the faults of
one´s parents are,
One must always love and respect (%)
(B. One does not have the duty to respect and love parents who have not earned it)
80
44%
35
43%
78
82%
A027_1) Child qualities: Good manners
Here is a list of qualities which children can be encouraged to learn at home. Which, if any, do you consider to be
especially important?
Good manners (%)
A035) Child qualities: Tolerance and respect for other people
Here is a list of qalities that children can be encouraged to learn at home. Which, if any, do you consider to be
especially important?
Tolerance and respect for other people (%)
A065) Belong church organization
Please look carefully at the foolowing list of voluntary organizations and activities and say…which, if any, do you
belong to?.. Religious or church organizations.
Belong (%)
A165) Most people can be trusted
Generally speaking, would you say that most people can be trusted or that you need to be careful in dealing with
people?
Most people can be trusted (%)
56
76%
81
70%
61
20%
80
28%
A168) Most people try to be fair
Do you think most people would try to take advantage of you if they got a chance, or would they try to be fair?
Try to be fair (%)
A173) Freedom feeling
Some people feel they have free choice and control over their lives; while other people feel that what they do, has
no real effect on what happens to them.
% Great deal (7-10)
Environment
B009) Human & nature
Which statement comes closest to your own views: human beings should master nature or humans should coexist
with nature?
Coexist with nature (%)
Work
C001) Men more right to a job
Do you agree or disagree with the following statements? “When jobs are scarce, men should have more right to a
job than women.”
Agree (%)
C012) Important in a job: Not too much pressure
Here are some more aspects of a job that people say are important. Please tell me which ones you personally think
are important in a job?
Not too much pressure (%)
C013) Important in a job: security
Here are some more aspects of a job that people say are important. Please tell me which ones you personally think
are important in a job?
Security (%)
C039) Work: Is a duty towards society
Do you agree or disagree with the following statement: “Work is a duty towards society.”
Strongly agree/ agree (%)
C041) Work: Should always come first
Do you agree or disagree with the following statement: “Work should always come first, even if it means less spare
time?”
Strongly agree/ agree (%)
C059) Work: Efficiency is paid more
Imagine two secretaries, of the same age, doing practically the same job. One finds out that the other earns considerably more
than she does. The better paid secretary, however, is quicker, more efficient and more reliable at her job. In your opinion, is it
fair or not fair that one secretary is paid more than the other?
(%) fair
37
43%
80
58%
38
82%
80
34%
77
42%
77
71%
59
69%
59
56%
78
81%
Anhang
Family
D057) Being a housewife fulfilling
For each of the following statements I read out, can you tell me how much you agree with each. Do you agree strongly, agree,
disagree, or disagree strongly? “Being a housewife is just as fulfilling as working for pay.”
Agree strongly, agree (%)
D058) Husband and wife should contribute
For each of the following statements I read out, can you tell me how much you agree with each. Do you agree strongly, agree,
disagree, or disagree strongly? “Both the husband and wife should contribute to household income.”
Agree strongly, agree (%)
CIX
76
65%
76
83%
D063) Job independence women
For each of the following statements I read out, can you tell me how much you agree with each. Do you agree strongly, agree,
disagree, or disagree strongly?
Agree strongly, agree (%)
Politics and society
E001A) Aims of country/ 1 – More say on job
People sometimes talk about what the aims of this country should be for the next ten years. Would You please say
which one of these you, yourself, consider the most important?
Seeing that people have more say about how things are done at their jobs and in their communities (%)
E003B) Aims of country/ 2 – Mainting order
If you had to choose, which one of the things on this card would you say is most important?
Maintaining order in nation (%)
E005A) Aims of country/ 3 – Less impersonal Society
Here is another list. In your opinion, which one of these is most important?
Progress towards a less impersonal society (%)
E017_1) More emphasis on individual
I´m going to read out a list of various changes in our way of life that might take place in the near future. If it were to
happen, do you think it would be a good thing, a bad thing, or you don´t mind? Greater emphasis on the
development of the individual
Good (%)
E018) Greater respect for authority
I´m going to read out a list of various changes in our way of life that might take place in the near future. If it were to
happen, do you think it would be a good thing, a bad thing, or you don´t mind? Greater respect for authority
Good (%)
E021_1) More power to local authorities
I´m going to read out a list of various changes in our way of life that might take place in the near future. If it were to
happen, do you think it would be a good thing, a bad thing, or you don´t mind? More power to local authorities
Good (%)
29
74%
50
19%
80
48%
51
18%
32
87%
81
61%
33
47%
E022) Opinion about scientific advance
In the long run, do you think the scientific advances we are making will help or harm mankind?
Will help (%)
61
54%
E032_1) Freedom or equality
Both freedom and equality are important, but if you were to choose one or the other, which of these two statements
comes closest to your opinion? A. Personal freedom more important, or B equality more important
Freedom above equality (%)
E035) Income: More equal or more unequal
Now I´d like you to tell me your views on various issues. How would you place your views on this scale?
% “We need larger income differences as incentives for individual effort” (codes 7-10)
E039A) Competition is good
Now I´d like you to tell me your views om various issues. How would you place your views on this scale?
% “Competition is good. It stimulates people to work hard and develop new ideas (codes 1 to 4)
E046A) New ideas are better than old ones
Now I´d like you to tell me your views om various issues. How would you place your views on this scale?
% New ideas are better than old ones (codes 7-10)
31
51%
72
47%
72
66%
29
36%
Anhang
CX
Trompenaars / Hampden- Turner
Universalism vs. particularism
You are riding in a car driven by a close friend. He hits a pedestrian. You know he was going at least 35
miles per hour in an area of the city where the maximum allowed speed is 20 miles per hour. There are
no witnesses. His lawyer says that if you testify under oath that he was only driving 20 miles per hour it
may save him from serious consequnces. What right has your friend to expect you to protect him? --Percentage of respondents opting for a universalist system rather than a particular social group (not
helping the friend / not testifying):
You are a newspaper journalist who writes a weekly review of new restaurants. A close friend of yours
sunk all her savings in a new restaurant. You have eaten there and you really think the restaurant is no
good. What right does your friend have to expect you to go easy on her restaurant in your review? ---Percentage of respondents who would not write a false review or give no right to the friend to expect to
be helped:
You are a doctor for an insurance company. You examine a close friend who needs more insurance.
You find he is in pretty good shape, but you are doubtful on one or two minor points which are difficult to
diagnose. What right does your friend have to expect you to tone down your doubts in his favor?---Percentage of respondents who would not tone down their doubts in favor of their friend:
Länder
31
Mittelwert
72%
31
58%
31
52%
Individualism vs. communitarianism
Two people were discussing ways in which individuals could improve the quality of life. A One said: "It is 40
obvious that if individuals have as much freedom as possible and the maximum opportunity to develop
themselves, the quality of their life will improve as a result." B The other said: "If individuals are
continuously taking care of their fellow human beings the quality of life will improve for everyone, even if it
obstructs individual freedom and individual development." Which of the two ways of reasoning do you
think is usually best, A or B?---- Percentage of respondents opting for individual freedom:
Which kind of job is found more frequently in your organisation? A Everybody works together and you do 40
not get individual credit. B Everybody is allowed to work individually and individual credit can be
received. --- Percentage of respondents where individual credit is received:
A defect is discovered in one of the installations. It was caused by negligence of one of the members of 40
a team. Responsibility for this mistake can be carried in various ways. A The person causing the defect
by negligence is the one responsible. B Because he or she happens to work in a team the responsibility
should be carried by the group. Which one of these two ways of taking responsibility do you think is
usually the case in yiur society, A or B? --- Percentage of respondents opting for individual responsibility:
Affective vs. neutral
49
How would you behave if you felt upset about something at work? Would you express your feelings
openly? --- Percentage of respondents who would not show emotions openly:
Diffuse vs. specific
52
A boss asks a subordinate to help him paint his house. The subordinate, who does does not feel like
doing it, discusses the situation with a colleague. A The colleague argues: "You don´t have to paint if you
don´t feel like it. He is your boss at work. Outside he has little authority." B The subordinate argues:
"Despite the fact that I don´t feel like it, I will paint it. He is my boss and you can´t ignore that outside work
either."--- Percentage of respondents who would not help the boss:
A Some people think a company is usually responsible for the housing of their employees. Therefore, a 38
company has to assist an employee in finding housing. B Other people think the responsibility for
housing should be carried by the employee alone. It is so much to the good if the company helps. --Percentage of respondents who disagree (not responsible for finding housing):
Achievement vs. ascription
A The most important thing in life is to think and act in the ways that best suit the way you really are,
even if you do not get things done. B The respect a person gets is highly dependent on their family
background. --- Percentage of respondents who disagree with statement A:
Percentage of respondents who disagree with statement B:
Time horizon: long- vs. short term / past vs. future
Long- vs. short term orientation: ---time horizon: 1 = seconds and 7 = years
Average time horizon: past --- time horizon: 1 = seconds and 7 = years
Average time horizon: future --- time horizon: 1 = seconds and 7 = years
Internal vs. external (Nature vs. human)
A It is worthwile to control important natural forces, like the weather. B Nature should take ist course
and we just have to accept the way it comes and do the best we can. --- Percentage of respondents who
believe it is worth trying:
A What happens to me is my own doing. B Sometimes I feel that I do not have enough control over
the directions my life is taking. Percentage of respondents who believe what happens to them is their
own doing:
55%
64%
45%
41%
72%
62%
47
34%
45
75%
42
22
19
4,72
5,2
5,28
48
33%
48
67%
Corporate culture
A Would you like your leader to be the caring father? B Would you rather like to work independently?--- 52
Percentage of respondents opting to be left alone to get the job done:
Two managers talk about their company´s organisational structure. A One says: "The main reason for 53
having an organisational structure is so that everyone knows who has authority over them." B The other
says: "The main reason for having an organisational structure is so everyone knows how functions are
allocated and co-ordinated. --- Percentage of respondents opting for function rather than personality:
67%
86%
Anhang
CXI
Anhang B: Länder in alphabetischer Reihenfolge
Bulgarien
GLOBE
UA
societal
should be
PD
societal
should be
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
WVS
Wert
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in %
Universalism
81 (1990:57) car or pedestrian -- universalist
2
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
69
51
48
C039) Work: Duty towards society
75
A001) Family important
A002) Friends important
83
37
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
92
39
49
79
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
59
35
60
69
82
FO
societal
should be
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
46
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
89
should be
E039A) Competition is good
66
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
40
53
HO
societal
should be
Wert in %
54
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
27
C061) Follow instructions (when not convinced)
46
E003B) Government for maintaining order
76
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
79
59
59
Affective vs neutral
Feelings at work
50
Diffuse vs. specific
Not help boss
89
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
16
disagree)
Family background (percentage 78
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
30
56
92
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
72 (hö.)
67
73
Anhang
CXII
China
GLOBE
WVS
Trompenaars
UA
Wert
societal
4,94
should be 5,28
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Wert in % Universalism
68
car or pedestrian -- universalist
4
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
PD
societal
5,04
should be 3,1
IC
societal
4,77
should be 4,56
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
56
5
30
86
5,8
5,09
A001) Family important
A002) Friends important
61
20
3,05
3,68
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
98
45
90
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
should be 5,44 (2.hö.) A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
3,75
E046A) New ideas are better than old ones
should be 4,73 (2.ni.) A173) Freedom feeling
PO
societal
64
C039) Work: Duty towards society
3,76
4,45
should be 5,67
HO
societal
4,36
should be 5,32
73
64
93
E039A) Competition is good
80
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
80
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
27
84
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
55
80
E003B) Government for maintaining order
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
57
41
37
Affective vs neutral
Feelings at work
55
Diffuse vs. specific
Not help boss
32 (ni.)
Find housing
18 ( 3.ni.)
95
C059) Work: efficiency is paid more
C061) Follow instructions (when not convinced)
Wert in %
47
50
57
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
5,07
5,62
5,84 (3.hö.)
28
81
22
39 (2.ni.)
16
68
Corporate culture
67 (1990: company as system or social
34)
group
57
Work independently
Reason for organizing
46
57
85
Anhang
CXIII
Deutschland
GLOBE
WVS (n = 2036)
UA
Wert
5,22 / 5,16 C013) Important in a job: security
societal
should be 3,94 / 3,32 A065) Belong to "Church"
PD
societal
5,25 / 5,54 E018) Greater respect for authority
should be 2,54 / 2,68 E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management (owners should run
their business)
E032_1) Freedom or equality
IC
societal
3,79 / 3,56 C039) Work: Duty towards society
should be 4,82 / 4,68
IGC
societal
4,02 / 4,52 A001) Family important
should be 5,18 / 5,22 A002) Friends important
GE
societal
3,1 / 3,06 D058) Husband and wife should contribute
should be 4,89 / 4,9 C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
A
societal
4,73 / 4,55 A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
should be 3,09 / 3,23 A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
4,27 / 3,95 E046A) New ideas are better than old ones
should be 4,85 / 5,23 A173) Freedom feeling
PO
societal
4,25 / 4,09 C059) Work: efficiency is paid more
should be 6,09 / 6,01 E039A) Competition is good
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
HO
societal
3,18 (ni)/ A165) Most people can be trusted
3,40
should be 5,46 / 5,44 A168) Most people try to be fair
E005A) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
C061) Follow instructions (when not convinced)
E003B) Government for maintaining order
Trompenaars
Wert in % Universalism
79
car or pedestrian -- universalist
14
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
Wert in %
88
61
46
46
32
62
64
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
62
53
36
Affective vs neutral
Feelings at work
35
Diffuse vs. specific
Not help boss
83
Find housing
75/ 65
81
48
74
27
43
81
73
64
53
73
87
66
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
4,69
5,29
5,1
40
74
51
24
47
35
Nature vs. human
Trying to control
30
Own captain
66
Corporate culture
Work independently
Reason for organizing
company as system or social
group
87 / 46
92 / 64
48
89
28
42
Anhang
CXIV
England
GLOBE
UA
societal
should be
Wert
4,65
4,11
PD
societal
should be
5,15
2,8
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
65
car or pedestrian -- universalist
5
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
71
38
39
4,27
4,31
C039) Work: Duty towards society
49
4,08
5,55
A001) Family important
A002) Friends important
89
58
3,67
D058)Husband and wife should contribute
5,17 (hö.) C001) Men more right to a job
60
70
23
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
61
65
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
84
A
societal
4,15
should be
3,7
FO
societal
should be
4,28
5,06
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
67
PO
societal
4,08
C059) Work: efficiency is paid more
73
should be
5,9
E039A) Competition is good
59
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
40
28
26
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
30
C061) Follow instructions (when not convinced)
E003B) Government for maintaining order
33
HO
societal
should be
3,72
5,43
Wert in %
91
58
60
92
65
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
70
61
48
Affective vs neutral
Feelings at work
45
Diffuse vs. specific
Not help boss
88
Find housing
82
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (pereentage
disagreeing)
4,5
5,07
4,96
56
89
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
36
77
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
52
78
93
75
Anhang
CXV
Frankreich
GLOBE
UA
societal
should be
Wert
4,43
4,26
PD
societal
should be
5,28
2,76
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
46
car or pedestrian -- universalist
4
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
69
52
34
3,93
4,86
C039) Work: Duty towards society
56
4,37
5,42
A001) Family important
A002) Friends important
88
50
3,64
4,4
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
81
22
62
84
A
societal
4,13
85
should be
3,38
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
should be
3,49
4,96
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
51
PO
societal
4,11
C059) Work: efficiency is paid more
77
should be
5,65
E039A) Competition is good
46
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
12
34
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
HO
societal
should be
3,4
5,67
Wert in %
73
63
54
50
69
75
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
22
C061) Follow instructions (when not convinced)
40
E003B) Government for maintaining order
43
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
49
41
Affective vs neutral
Feelings at work
30
Diffuse vs. specific
Not help boss
88
Find housing
81
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
4,89
5,58
5,36
33
83
46
76
87
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
40
89
95
Anhang
CXVI
Indien
GLOBE
UA
Wert
societal
4,15
should be 4,73
PD
societal
5,47
should be 2,64
A
societal
Wert in %
91
18
43
C039) Work: Duty towards society
82
5,92
5,32
A001) Family important
A002) Friends important
93
40
2,9
4,51
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
3,73
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
63
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
19
22
should be 4,76
FO
societal
4,19
should be 5,6
PO
societal
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
IC
societal
4,38
should be 4,71
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
WVS
4,25
should be 6,05
HO
societal
4,57
should be 5,28
Universalism
car or pedestrian -- universalist
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
Wert in %
54
48
53
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
44
37
36
31
10
26
Affective vs neutral
84
Feelings at work
57 (1990:49)
64
51
Diffuse vs. specific
Not help boss
67
Find housing
46
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
4,03
4,6 (2.ni.)
89
C059) Work: efficiency is paid more
63
E039A) Competition is good
64
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
60
54
72
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
41
41
16
C061) Follow instructions (when not convinced)
39
E003B) Government for maintaining order
42
Future: time horizon
5,03
Status
Acting (percentage who
37
disagree)
Family background (percentage 57
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
30
63
47
83
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
43
91
Anhang
CXVII
Italien
GLOBE
UA
Wert
societal
3,79
should be 4,47
PD
societal
5,43
should be 2,47
IC
societal
3,86
should be 5,13
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
76
car or pedestrian -- universalist
10
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
51
42
49
C039) Work: Duty towards society
68
A001) Family important
A002) Friends important
90
36
3,24
4,88
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
81
27
55
77
4,07
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
75
FO
societal
3,25
should be 5,91
3,58
should be 6,07
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
75
79
51
C059) Work: efficiency is paid more
78
E039A) Competition is good
57
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
31
60
(1990:31)
50
C041) Work: should always come first
HO
societal
3,63
should be 5,58
Wert in %
66
58
40
4,94
5,72
should be 3,82
PO
societal
WVS
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
33
C061) Follow instructions (when not convinced)
33
E003B) Government for maintaining order
32
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
52
32
Affective vs neutral
Feelings at work
33
Diffuse vs. specific
Not help boss
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
75
4,44
4,77 (3.ni.)
Status
Acting (percentage who
33
disagree)
Family background (percentage 80
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
31
72
92
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
49
77
88
Anhang
CXVIII
Japan
GLOBE
UA
societal
should be
Wert
4,07
4,33
PD
societal
should be
5,11
2,86
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Wert in %
Universalism
80 (1990:58) car or pedestrian -- universalist
11
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
4
5,19
3,99
C039) Work: Duty towards society
61
4,63
5,26
A001) Family important
A002) Friends important
93
48
3,19
4,33
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
57
32
89
3,59
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
5,56 (hö.) A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
should be
4,29
5,25
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
PO
societal
4,22
C059) Work: efficiency is paid more
should be
5,17
E039A) Competition is good
HO
societal
should be
Trompenaars
4,3
5,41
Wert in %
68
55
64
35
36
39
71
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
43 (2.ni.)
39
32
Affective vs neutral
Feelings at work
74 (2.hö.)
Diffuse vs. specific
Not help boss
71
Find housing
45
72
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
Time
Long-/ short term
39
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
88 (1990: 59) Acting (percentage who
disagree)
56
Family background (percentage
disagreeing)
24
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
69 (1990: 42)
19
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
43
34
36
C061) Follow instructions (when not convinced)
10
E003B) Government for maintaining order
34
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
4,72
5,2
5,24
26
79
19
63
9
99
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
39
69
80
Anhang
CXIX
Kroatien
GLOBE
UA
societal
should be
PD
societal
should be
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
WVS
Wert
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
81
car or pedestrian -- universalist
13
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
56
46
22
C039) Work: Duty towards society
61
A001) Family important
A002) Friends important
79
36
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
94
29
56
79
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
93
42
97
72
FO
societal
should be
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
60
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
88
should be
E039A) Competition is good
75
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
38
63
54
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
18
C061) Follow instructions (when not convinced)
51
E003B) Government for maintaining order
28
HO
societal
should be
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
Affective vs neutral
Feelings at work
Diffuse vs. specific
Not help boss
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
75
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
Wert in %
Anhang
CXX
Niederlande
GLOBE
WVS
UA
Wert
societal
4,7
C013) Important in a job: security
should be 3,24 (2.ni) A065) Belong to Church
PD
societal
4,11 (3.ni) E018) Greater respect for authority
should be 2,45
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
IC
societal
4,46
C039) Work: Duty towards society
should be 4,55
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
Trompenaars
Wert in % Universalism
29
car or pedestrian -- universalist
35
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
67
26
51
56
59
3,7
5,17
A001) Family important
A002) Friends important
80
60
3,5
4,99
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
38
12
52
61
4,32
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
91
should be 3,02
81
32
FO
societal
4,61
should be 5,07
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
65
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
76
E039A) Competition is good
50
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
33
23
4,32
should be 5,49
HO
societal
3,86
should be 5,2
Wert in %
90
61
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
60
C061) Follow instructions (when not convinced)
E003B) Government for maintaining order
31
41
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
70
65
43
Affective vs neutral
Feelings at work
46
Diffuse vs. specific
Not help boss
91 (2.hö.)
Find housing
83
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
4,63
5,06
5,01
30
33
75
86
Corporate culture
Work independently
Reason for organizing
company as system or social
group
81
92
57
Anhang
CXXI
Österreich
GLOBE
UA
Wert
societal
5,16
should be 3,66
PD
societal
4,95
should be 2,44
IC
societal
4,3
should be 4,73
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
4,85
5,27
A001) Family important
A002) Friends important
3,09
4,83
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
4,62
4,44
should be 6,1
HO
societal
3,72
should be 5,76
Wert in % Universalism
75
car or pedestrian -- universalist
26
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
Wert in %
39
38
26
56
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
C039) Work: Duty towards society
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
should be 2,81 (2.ni.) A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
4,46
E046A) New ideas are better than old ones
should be 5,11
A173) Freedom feeling
PO
societal
Trompenaars
89
44
Affective vs neutral
Feelings at work
59
Diffuse vs. specific
Not help boss
65
Find housing
79
27
71
78
65
70
C059) Work: efficiency is paid more
89
E039A) Competition is good
74
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
35
18
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
34
C061) Follow instructions (when not convinced)
40
E003B) Government for maintaining order
36
Time
Long-/ short term
5,44
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
25
disagree)
Family background (percentage 51 (3.ni.)
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
38
75
89
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
46
75
94
Anhang
CXXII
Polen
GLOBE
UA
Wert
societal
3,62
should be 4,71
PD
societal
5,1
should be 3,12
IC
societal
4,53
should be 4,22
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
A
societal
4,06
should be 3,9
Wert in %
80
6
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
55
C039) Work: Duty towards society
73
IGC
societal
5,52
A001) Family important
should be 5,74
A002) Friends important
GE
societal
4,02 (3.hö.) D058)Husband and wife should contribute
should be 4,52
Trompenaars
87
C001) Men more right to a job
35 (1990:55)
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
61
76
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
80
58
87
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
88
E039A) Competition is good
59
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
63
62
HO
societal
3,61
should be 5,3
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
80
59
60
Affective vs neutral
Feelings at work
70 (3.hö.)
Diffuse vs. specific
Not help boss
76
Find housing
71
92
27
48
should be 6,12
Wert in %
74
43 (2.ni.)
59
55
55
51
FO
societal
3,11 (3.ni.) E046A) New ideas are better than old ones
should be 5,2
A173) Freedom feeling
3,89
Universalism
car or pedestrian -- universalist
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
19
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
4,31
4,81
21
80
38
66
87
C061) Follow instructions (when not convinced)
50
E003B) Government for maintaining order
40
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
67
74
77
Anhang
CXXIII
Portugal
GLOBE
UA
societal
should be
Wert
3,91
4,43
PD
societal
should be
5,44
2,38
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
64
car or pedestrian -- universalist
6
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
78
57
3,92
5,3
C039) Work: Duty towards society
86
5,51
5,94
A001) Family important
A002) Friends important
84
30
3,66
5,13
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
88
30
51
79
A
societal
3,65
65
should be
3,58
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
should be
3,71
5,43
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
55
PO
societal
3,6
C059) Work: efficiency is paid more
73
should be
6,4
E039A) Competition is good
49
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
24
46
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
HO
societal
should be
3,91
5,31
Wert in %
49
77
83
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
10
C061) Follow instructions (when not convinced)
44
E003B) Government for maintaining order
33
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
59
44
55
Affective vs neutral
Feelings at work
47
Diffuse vs. specific
Not help boss
73
Find housing
Time
Long-/ short term
5,62 (2.hö.)
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
39
disagree)
Family background (percentage 86
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
44
62
79
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
27 (ni.)
68
98
Anhang
CXXIV
Rumänien
GLOBE
UA
societal
should be
PD
societal
should be
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
WVS
Wert
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
87
car or pedestrian -- universalist
4
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
85
71
20
C039) Work: Duty towards society
79
A001) Family important
A002) Friends important
85
26
D058) Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
85
38
48
82
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
58
80
84
FO
societal
should be
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
58
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
89
should be
E039A) Competition is good
79
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
34
80
HO
societal
should be
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
C061) Follow instructions (when not convinced)
E003B) Government for maintaining order
10
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
Wert in %
88
68
44
57
81 (2.hö.)
64
Affective vs neutral
Feelings at work
Diffuse vs. specific
Not help boss
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
20
disagree)
Family background (pereentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
68 (hö.)
70
Corporate culture
company as system or social
group independently
Work
Reason for organizing
48
66
90
29 (75)
49
Anhang
CXXV
Russland
GLOBE
WVS
Trompenaars
UA
societal
Wert
2,88 (ni.)
C013) Important in a job: security
Wert in %
Universalism
69 (1990: 38) car or pedestrian -- universalist
Wert in %
44
should be
5,07
A065) Belong to Church
2
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
47
29 (2.ni.)
PD
societal
should be
5,52
2,62
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
56
54
65
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
86 (2.hö.)
60
69 (2.hö.)
Affective vs neutral
Feelings at work
24
Diffuse vs. specific
Not help boss
86
Find housing
22
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
47
4,5
C039) Work: Duty towards society
3,89 (2.ni.)
56
5,63
5,79
76
27
A001) Family important
A002) Friends important
4,07 (2.hö.) D058)Husband and wife should contribute
83
should be
4,18
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
36
64
70
A
societal
3,68
67
should be
2,83 (3.ni)
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
should be
2,88 (ni.)
5,48
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
38
PO
societal
3,39
C059) Work: efficiency is paid more
93
should be
5,54
E039A) Competition is good
58
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
17
50
HO
societal
should be
3,94
5,59
58
84
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
24
C061) Follow instructions (when not convinced)
47
E003B) Government for maintaining order
56
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
4,75
5,13
4,73 (2.ni.)
30
74
28
49
92
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
69
53
80
Anhang
CXXVI
Schweiz
GLOBE
UA
societal
Wert
5,37 (hö.)/
4,98
should be 3,16 (ni)/
3,83
PD
societal
4,9 / 4,86
should be 2,44 / 2,80
IC
societal
4,06 / 4,22
should be 4,69 / 4,31
IGC
societal
3,97 / 3,85
should be 4,94 (ni.) /
5,35
GE
societal
2,97 / 3,42
should be 4,92 / 4,62
A
societal
4,51 / 3,47
should be 3,78 / 3,21
WVS
Trompenaars
C013) Important in a job: security
Wert in % Universalism
64
car or pedestrian -- universalist
Wert in %
97 (hö.)
A065) Belong to Church
na
Bad restaurant -- universalist
71 (2.hö.)
The doctor -- universalist
68 (3.hö.)
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
66
66
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
A001) Family important
A002) Friends important
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
4,73 (2.hö.)/ E046A) New ideas are better than old ones
4,27
should be 4,79 (3.ni)/ A173) Freedom feeling
4,80
4,94 (hö.)/
4,25
should be 5,98 / 5,98
C059) Work: efficiency is paid more
E039A) Competition is good
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
HO
societal
3,6 / 3,93
should be 5,54 / 5,62
35
42
46
C039) Work: Duty towards society
FO
societal
PO
societal
31
81
59
Affective vs neutral
Feelings at work
32
Diffuse vs. specific
Not help boss
90 (3.hö.)
Find housing
83
22
Time
Long-/ short term
4,88
70
Past: time horizon
5,33
27
79
66
66
Future: time horizon
5,17
Status
85 (1990: Acting (percentage who
34
69)
disagree)
75
Family background (percentage 73
disagreeing)
39
31
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
41
C061) Follow instructions (when not convinced)
41
E003B) Government for maintaining order
32
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
29
77
33
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
40
92 (3.hö.)
92
Anhang
CXXVII
Slowakische Republik
GLOBE
WVS
Trompenaars
UA
Wert
societal
should be
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Wert in % Universalism
72
car or pedestrian -- universalist
17
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
PD
societal
E018) Greater respect for authority
68
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
74
C039) Work: Duty towards society
63
A001) Family important
A002) Friends important
88
34
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
89
24
71
75
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
70
should be
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
64
73
74
FO
societal
should be
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
50
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
91
should be
E039A) Competition is good
68
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
19
61
HO
societal
should be
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
16
C061) Follow instructions (when not convinced)
32
E003B) Government for maintaining order
48
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
Affective vs neutral
Feelings at work
Diffuse vs. specific
Not help boss
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
86
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
Wert in %
Anhang
CXXVIII
Slowenien
GLOBE
UA
societal
should be
Wert
3,78
4,99
PD
societal
should be
5,33
2,57
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in % Universalism
88
car or pedestrian -- universalist
7
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
43
42
20
4,13
4,38
C039) Work: Duty towards society
76
5,43
5,71
A001) Family important
A002) Friends important
82
42
3,96
4,83
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
91
18
54
79
A
societal
4
70
should be
4,59
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
should be
3,59
5,42
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
64
PO
societal
3,66
C059) Work: efficiency is paid more
89
should be
6,41
E039A) Competition is good
73
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
35
71
56
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
22
C061) Follow instructions (when not convinced)
48
E003B) Government for maintaining order
42
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
HO
societal
should be
3,79
5,25
46
78
78
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
Affective vs neutral
Feelings at work
Diffuse vs. specific
Not help boss
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
7
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
Wert in %
Anhang
CXXIX
Spanien
GLOBE
UA
Wert
societal
3,97
should be 4,76
Wert in % Universalism
75
car or pedestrian -- universalist
7
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
59
40
35
35
38
49
C039) Work: Duty towards society
63
5,45
5,79
A001) Family important
A002) Friends important
86
43
3,01
4,82
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
87
19
60
81
4,42
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
80
IC
societal
3,85
should be 5,2
A
societal
Trompenaars
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
PD
societal
5,52
should be 2,26
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
WVS
should be 4
86
83
FO
societal
3,51
should be 5,63
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
58
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
66
E039A) Competition is good
52
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
66
39
50
4,01
should be 5,8
HO
societal
3,32 (2.ni.) A165) Most people can be trusted
should be 5,69
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
36
50
27
86
30
92
C061) Follow instructions (when not convinced)
42
E003B) Government for maintaining order
36
Wert in %
75
54
61
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
75
63
46
Affective vs neutral
Feelings at work
19
Diffuse vs. specific
Not help boss
71
Find housing
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
4,42
5,16
13
82
50 (3.hö.)
76
50
71
83
Anhang
CXXX
Thailand
GLOBE
WVS
Trompenaars
UA
societal
should be
Wert
3,93
C013) Important in a job: security
5,61 (hö.) A065) Belong to Church
Wert in % Universalism
car or pedestrian -- universalist
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
PD
societal
should be
5,63
2,86
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
IC
societal
should be
4,03
5,1
C039) Work: Duty towards society
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
5,7
5,76
A001) Family important
A002) Friends important
3,35
4,16
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
A
societal
3,64
should be
3,48
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
FO
societal
should be
3,43
6,2 (hö.)
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
PO
societal
3,93
C059) Work: efficiency is paid more
should be
5,74
E039A) Competition is good
Wert in %
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
45
Affective vs neutral
Feelings at work
38
Diffuse vs. specific
Not help boss
69
Find housing
Time
Long-/ short term
4,4
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
35
disagree)
Family background (pereentage 57
disagreeing)
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
HO
societal
should be
4,81
5,01
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
C061) Follow instructions (when not convinced)
E003B) Government for maintaining order
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
36
73
30
67
83
Anhang
CXXXI
Tschechische Republik
GLOBE
UA
societal
should be
PD
societal
should be
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
WVS
Wert
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in %
52
7
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
52
70
42
C039) Work: Duty towards society
63
A001) Family important
A002) Friends important
85
27
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
87
74
should be
A173) Freedom feeling
59
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
96
should be
E039A) Competition is good
77
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
36
56
C061) Follow instructions (when not convinced)
E003B) Government for maintaining order
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
88 (hö.)
68
63
Affective vs neutral
93
Feelings at work
18 (1990:55)
76
76
Diffuse vs. specific
63
Not help boss
E046A) New ideas are better than old ones
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
Wert in %
83
49
24 (2.ni.)
59
FO
societal
HO
societal
should be
Universalism
car or pedestrian -- universalist
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
24
44
89
Find housing
24
Time
Long-/ short term
5,55 (3.hö.)
Past: time horizon
Future: time horizon
5,75
Status
Acting (percentage who
13
disagree)
Family background (percentage 87
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
59
88
Corporate culture
34 (1990: 51) company as system or social
group
56
Work independently
Reason for organizing
71 (2.hö.)
64
70
Anhang
CXXXII
Ungarn
GLOBE
UA
societal
WVS
Wert
3,12 (2.ni.) C013) Important in a job: security
should be 4,66
PD
societal
5,56
should be 2,49
Wert in % Universalism
89
car or pedestrian -- universalist
Wert in %
85
A065) Belong to Church
12
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
67
57
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
69
25
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
84 (3.hö.)
56
66 (3.hö.)
Affective vs neutral
Feelings at work
45
Diffuse vs. specific
Not help boss
89
Find housing
17 (2.ni.)
IC
societal
3,53 (2.ni.) C039) Work: Duty towards society
should be 4,5
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
Trompenaars
45
70
5,25
5,54
A001) Family important
A002) Friends important
89
34
4,08 (hö.)
4,63
D058) Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
89
25
61
72
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
66
A
societal
4,79
(3.hö.)
should be 3,35
71
83
FO
societal
3,21
should be 5,7
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
44
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
83
E039A) Competition is good
61
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
57
78
3,43
should be 5,96
HO
societal
3,35
should be 5,48
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
22
C061) Follow instructions (when not convinced)
34
E003B) Government for maintaining order
53
Time
Long-/ short term
5,25
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
19
disagree)
Family background (percentage 83
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
28
71
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
63
62
82
Anhang
CXXXIII
USA
GLOBE
UA
Wert
societal
4,15
should be 4
PD
societal
4,88
should be 2,85
WVS
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
Trompenaars
Wert in %
72
57
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
70
C039) Work: Duty towards society
58
4,25
5,77
A001) Family important
A002) Friends important
95
64
3,34
5,06
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
69
10
80
4,55
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
80
FO
societal
4,15
should be 5,31
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
30
82
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
91
E039A) Competition is good
71
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
56
38
36
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
36
62
19
C061) Follow instructions (when not convinced)
20
E003B) Government for maintaining order
33
IC
societal
4,2
should be 4,17
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be 4,32
4,49
should be 6,14
HO
societal
4,17
should be 5,53
Universalism
car or pedestrian -- universalist
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
Wert in %
93 (2.h)
66
57
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
72
69
54
Affective vs neutral
Feelings at work
43
Diffuse vs. specific
Not help boss
82
Find housing
85 (2.hö.)
44
31
59
77
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
4,3
4,69 (3.ni.)
4,93
75 (2.hö.)
87
32
82
51
85
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
56
83
92
Anhang
CXXXIV
Vietnam
GLOBE
UA
societal
should be
PD
societal
should be
IC
societal
should be
IGC
societal
should be
GE
societal
should be
A
societal
should be
WVS
Wert
C013) Important in a job: security
A065) Belong to Church
E018) Greater respect for authority
E021_1) More power to local authorities
E035) Income: more equal or more unequal
E001A) More say at their jobs
C060) Business management
E032_1) Freedom or equality
Trompenaars
Wert in % Universalism
82
car or pedestrian -- universalist
11
Bad restaurant -- universalist
The doctor -- universalist
80
50
11
23
C039) Work: Duty towards society
95
A001) Family important
A002) Friends important
82
21
D058)Husband and wife should contribute
C001) Men more right to a job
D057) Being a housewife fulfilling
D063) Job independence women
97
48
86
A035) Child qualities: tolerance and respect for
others
A027) Child qualities: good manners
A025) Respect parents
68
Affective vs neutral
Feelings at work
Diffuse vs. specific
Not help boss
Find housing
99
FO
societal
should be
E046A) New ideas are better than old ones
A173) Freedom feeling
66
PO
societal
C059) Work: efficiency is paid more
94
should be
E039A) Competition is good
59
E022) Opinion about scientific advance (helpful)
C012) Important in a job: Not too much pressure
C041) Work: should always come first
78
54
79
A165) Most people can be trusted
A168) Most people try to be fair
E003B) Less impersonal society
E017_1) More emphasis on individual
A007) Service to others important
B009) Human & nature
41
72
21
C061) Follow instructions (when not convinced)
40
E003B) Government for maintaining order
57
HO
societal
should be
Individualism
Kind of job: individual credit
Individual freedom
Whose fault: indivdual
Time
Long-/ short term
Past: time horizon
Future: time horizon
Status
Acting (percentage who
disagree)
Family background (percentage
disagreeing)
Nature vs. human
Trying to control
Own captain
16
53
Corporate culture
company as system or social
group
Work independently
Reason for organizing
Wert in %
Anhang
Anhang C: GLOBE – archivierte Daten342
342
aus Javidan, M., 2004 (a), S.111-117
CXXXV
Anhang
CXXXVI
Anhang
CXXXVII
Anhang
CXXXVIII
Anhang
CXXXIX
Anhang
CXL
Anhang
CXLI