Unterschiede der Kulturen
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Unterschiede der Kulturen
Unterschiede der Kulturen: Eine Analyse und Bewertung kulturvergleichender Studien unter Aufnahme ausgewählter Länder Diplomarbeit im Studiengang „Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien“ der Universität Passau Vorgelegt von: Jens Walther Große Messergasse 6 94032 Passau jb.walther@gmx.de Eingereicht am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik: Professor Dr. Guido Pollak Juli 2006 Inhaltsverzeichnis II Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis................................................................................................. II Vorwort ..................................................................................................................V 1 Einleitung..................................................................................................1 1.1 Zielsetzung.................................................................................................2 1.2 Aufbau........................................................................................................2 2 Begriffserklärung und Definitionen .......................................................3 2.1 Kultur .........................................................................................................3 2.2 2.2.1 Ebenen und Ausdrucksformen von Kultur ................................................5 Werte und Verhalten ..................................................................................7 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.5.1 2.3.5.2 Kulturvergleichende Forschung.................................................................8 Kulturdimensionen nach Hofstede.............................................................9 Zur Messbarkeit von Kulturen .................................................................10 Nationen als Untersuchungsgegenstand für Kulturen..............................11 Emische und etische Perspektive .............................................................11 Fragebogen und Befragung als Mittel empirischer Forschung................12 Stichprobe ................................................................................................13 Validität und Reliabilität..........................................................................14 2.4 Forschung anhand von Länderclustern ....................................................16 3 Ausgewählte Forschungsprojekte.........................................................17 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.4.1 3.1.4.2 3.1.4.3 3.1.4.4 3.1.4.5 3.1.4.6 3.1.4.7 3.1.4.8 3.1.4.9 GLOBE- Studie........................................................................................17 Konzeption und Durchführung ................................................................18 Ländercluster bei GLOBE .......................................................................22 Von GLOBE archivierte Daten................................................................23 Kulturdimensionen...................................................................................26 Unsicherheitsvermeidung ........................................................................27 Machtdistanz (Power Distance)...............................................................28 Institutioneller Kollektivismus (Institutional collectivism) .....................29 Gruppenkollektivismus (In- Group Collectivism) ...................................31 Geschlechtergleichheit (Gender Egalitarianism) ....................................32 Durchsetzungsfähigkeit (Assertiveness) ..................................................35 Zukunftsorientierung (Future Orientation) .............................................36 Leistungsorientierung (Performance Orientation) ..................................38 Zwischenmenschliches Verhalten (Humane orientation)........................40 Inhaltsverzeichnis III 3.2 3.2.1 3.2.2 World Value Survey ................................................................................41 Konzeption und Durchführung ................................................................41 Werte und Annahmen ..............................................................................44 3.3 3.3.1 3.3.2 Trompenaars` Studien..............................................................................47 Konzeption und Durchführung ................................................................48 Kulturdimensionen...................................................................................49 4 Einordnung der Studien ........................................................................54 4.1 GLOBE ....................................................................................................54 4.2 World Values Survey...............................................................................55 4.3 Trompenaars ............................................................................................56 5 Untersuchung ausgewählter Länder ....................................................58 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 Deutschland, Niederlande, Österreich und Schweiz................................59 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte ........................................61 Länderinformationen zu Deutschland......................................................63 Kulturelle Werte und Praktiken in Deutschland ......................................64 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 Frankreich, Italien, Portugal und Spanien................................................65 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte ........................................66 Länderinformation zu Spanien.................................................................68 Kulturelle Werte und Praktiken in Spanien .............................................69 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn.....................71 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte ........................................73 Länderinformation zu Ungarn..................................................................74 Kulturelle Werte und Praktiken in Ungarn ..............................................76 5.4 5.4.1 5.4.2 Indien, Thailand und Vietnam .................................................................77 Länderinformation zu Indien ...................................................................78 Kulturelle Werte und Praktiken in Indien ................................................80 5.5 5.5.1 5.5.2 China und Japan.......................................................................................81 Länderinformation Japan .........................................................................82 Japans kulturelle Praktiken und Werte ....................................................84 5.6 5.6.1 5.6.2 England und die USA ..............................................................................85 Länderinformationen zu den USA ...........................................................86 Kulturelle Werte und Praktiken in den USA ...........................................87 6 Zusammenfassung und Ausblick..........................................................89 Literaturverzeichnis........................................................................................XCII Abbildungsverzeichnis..........................................................................................C Tabellenverzeichnis............................................................................................. CI IV Abkürzungsverzeichnis .....................................................................................CII Eidesstattliche Erklärung des Verfassers ...................................................... CIV Anhang ...............................................................................................................CV Anhang A: Übersichtstabellen der Studien .......................................................... CV Anhang B: Länder in alphabetischer Reihenfolge ..............................................CXI Anhang C: GLOBE – archivierte Daten ..................................................... CXXXV Vorwort V Vorwort Dieses Diplomarbeitsthema wurde von der ICUnet.AG in Passau in Auftrag gegeben. Unter dem Aspekt einer punktuellen Aktualisierung des Forschungsstandes bezüglich der in den letzten Jahren durchgeführten kulturvergleichenden Studien wurde diese Arbeit verfasst. Die inhaltlichen Rahmenbedingungen für diese Diplomarbeit sind in Zusammenarbeit mit der ICUnet.AG entstanden. Für die äußerst freundliche und fortlaufend hilfsbereite Unterstützung vor allem von Juana Nespethal und Beate Huber möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken. 1 Einleitung 1 1 Einleitung Sprachverstand ist eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Bedingung für den Sachverstand. Dies gilt jedoch allgemein, ob wir den griechischen Logos mit der lateinischen Ratio, dem christlichen Gottvater, der deutschen Vernunft, dem englischen Begriff reason oder mit den Ausdrücken anderer Sprachen übersetzen.1 Fast jeder Staat ist in der heutigen globalen Welt Teil einer internationalen Organisation, sei sie politischer oder wirtschaftlicher Natur. Kein Land überlebt mehr in Isolation. Wirtschaftsgüter werden rund um den Globus hergestellt und gehandelt. Filme aus Kalifornien haben weltweit Kinos erobert. Große Unternehmen agieren international. Das bedeutet, ein deutscher Regisseur dreht Filme in den USA, zu einem Treffen der Vereinten Nationen fliegen Hunderte internationale Politiker internationale Teams nach in die New York einzelnen und über Unternehmen den Globus entsenden verstreuten Tochtergesellschaften. Zwischenmenschliche Interaktionen auf internationaler Ebene nehmen dementsprechend in hohem Maße zu. Es treffen Menschen aus den verschiedensten Ländern und Gesellschaften in den unterschiedlichsten Kontexten aufeinander. Obwohl die verbale Kommunikation zwischen ihnen vielerorts durch das standardisierte Englische schon erleichtert wird, darf nicht vergessen werden, dass sich hier Personen treffen, die Mitglieder anderer Kulturen sind. Ihre jeweilige Wahrnehmung und ihr Verhalten weichen aufgrund verschiedener kultureller Prägungen in vielen Aspekten stark voneinander ab. Dies kann unter Umständen zu Missverständnissen oder beispielsweise einem Abbruch von Verhandlungen führen. Dementsprechend werden Informationen über die in den Kulturen unterschiedlich stark ausgeprägten Eigenheiten und Merkmale benötigt, um die Fähigkeit zu 1 aus Hahn, A., 1999, S.5 1 Einleitung 2 fördern, mit diesen Unterschieden umzugehen. Doch wie erarbeitet man diese Informationen und wie kann man die gefundenen Informationen einordnen? 1.1 Zielsetzung In der vorliegenden Arbeit werden ausgewählte kulturvergleichende Studien, die anhand einer empirischen Datenerhebung durchgeführt worden sind, analysiert und ihre Ergebnisse im Zuge dieser Analyse diskutiert. Des Weiteren werden punktuell mehrere der in diesen Studien untersuchten Länder in Hinsicht auf ihre kulturellen Eigenheiten und Überschneidungen untersucht. 1.2 Aufbau Als Einführung werden in einem ersten Teil kurz die diese Arbeit umfassenden theoretischen Grundlagen vorgestellt und definiert. Besondere Beachtung finden hier der Kulturbegriff sowie einzelne Teilaspekte von Kultur und die methodologischen Merkmale empirischer Studien. Es folgt die Analyse der hier ausgewählten kulturvergleichenden Studien. Dabei wird ihre Konzeption und Durchführung besprochen. Außerdem wird auf die jeweils benutzten Vergleichsgegenstände näher eingegangen. Daran schließt eine kurze Bewertung der herausgearbeiteten Ergebnisse an. Hier sollen mögliche konzeptionelle Stärken und Schwächen der untersuchten Studien kurz dargestellt werden. In dem darauf folgenden Teil wird eine kulturelle Einteilung mehrerer Länder vorgenommen, wobei beispielhaft einige dieser Länder detaillierter in ihren kulturellen Besonderheiten vorgestellt werden. Dabei wird auf die Ergebnisse der Studien zurückgegriffen. 2 Begriffserklärung und Definitionen 3 2 Begriffserklärung und Definitionen 2.1 Kultur „Die Kultur eines Volkes ist die Blüthe seines Daseyns...“2 Die eine richtige Definition des Begriffes und des Konzeptes Kultur widerzugeben, ist unmöglich. Allein die Anzahl existierender Erklärungsansätze geht weit in die Hunderte. Kluckhohn war einer der ersten Autoren, die versuchten, Definitionen von Kulturen zu finden und aufzulisten. Er erarbeitete bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Liste mit 164 unterschiedlichen Bedeutungen und Definitionen des Begriffes.3 Eine seiner eigenen Definitionen von Kultur lautet: „Culture is to society what memory is to individuals“.4 Das Wort Kultur entstammt dem Lateinischen und führt zu zwei verschiedenartigen Bedeutungsgruppen in der deutschen Übersetzung. Colere wird zum Einen als bebauen, pflegen und bestellen und in einer zweiten Variante als anbeten übersetzt.5 So beschreibt der Begriff einerseits „produktives“ Handeln und andererseits eine eher geistig-mentale Tätigkeit. Ein Schritt in Richtung der Erarbeitung des Begriffes ist in jedem Falle die Idee der Herstellung von etwas, aber auch entfernt die des Fühlens im Sinne von anbeten von etwas. Entsprechend wird der Begriff Kultur im heutigen Sprachgebrauch für die verschiedenen Arten und Bereiche, auf die bzw. in denen der Mensch etwas produziert, sei es physisch oder mental, gebraucht. Wörter wie Agrarkultur oder Kultiviertheit, immer noch stark unterschiedlich in ihren Bedeutungen, haben sich ausgeprägt.6 Im Folgenden wird der Kulturbegriff aber dazu verwendet, um die von Menschen in gesellschaftlichen Gruppen geschaffenen komplexen Lebensweisen zu 2 aus Herder, J. G., 1994, S. 571 vgl. Kluckhohn, C., 1954, S. 921–76. 4 aus Kluckhohn, C, 1954 / Triandis, H. C., 2004, S.29 5 vgl. Hansen, K.P., 2003, S. 14 6 vgl. ebd., a.a.O., S.15 3 2 Begriffserklärung und Definitionen 4 beschreiben. Dementsprechend ist Kultur zu verstehen als „the complex world we all encounter and through which we all move“7. Thomas definiert diesen Aspekt von Kultur so: „Kultur ist ein universelles, für eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem strukturiert ein für die sich der Gesellschaft zugehörig fühlenden Individuen spezifisches Handlungsfeld und schafft damit die Vorraussetzung zur Entwicklung eigenständiger Formen der Umweltbewältigung.“8 Die Autoren der GLOBE-Studie9 interpretieren Kultur als: „shared motives, values, beliefs, identities, and interpretations or meanings of significant events that result from common experiences of members of collectives that are transmitted across generations.”10 Der niederländische Anthropologe Geert Hofstede sieht im Kulturbegriff eine Art kollektiv programmierter Software, die jedem Menschen individuell aufgrund von Sozialisierung, des Aufwachsens in einer bestimmten Gruppe, eingeprägt worden ist. Diese hilft ihm, sich in der jeweiligen Umgebung zurecht zu finden, unterscheidet das eine Kollektiv aber auch von einem anderen.11 Kultur ist nicht statisch, sondern als ein Prozess aufzufassen. So sagt zum Beispiel Triandis: „Culture emerges in interaction.“12 Generationswechsel, der Kontakt zu anderen Kulturen, Einwirkungen von Kriegen oder Naturkatastrophen oder Ähnliches verlangen ein immer neues Umgehen mit Werten, Traditionen, Symbolen, Ritualen oder Helden, allesamt Bestandteile und Manifestationen von Kultur. So war die Kultur von Illinois um 1950 nicht die gleiche wie die von Illinois des Jahres 1990.13 In Bezug auf den Begriff Kultur sind – entsprechend der oben angeführten Auswahl der Definitionen – die Ideen der Gemeinsamkeit, der tradierten Werte 7 aus Edgar, A., 1999, S.102 aus Thomas, A., 1993, S. 380 9 Die GLOBE-Studie wird ab Kapitel 3.1 detailliert beschrieben. 10 aus House, R. J., 2004 (a), S.15 11 vgl. Hofstede, G., S.9f 12 aus Triandis, H. C., 1995, S.4 13 aus Triandis, H. C., 1995, S.4 8 2 Begriffserklärung und Definitionen 5 und eines Systems der Orientierung in der jeweiligen Personengruppe bzw. Kultur festzuhalten. 2.2 Ebenen und Ausdrucksformen von Kultur Die Komplexität von Kultur und die Ebenen, auf denen sie sich manifestiert, beschreibt Hofstede anschaulich mit seinem „Kulturzwiebelmodell“. Abbildung 1: Kulturzwiebelmodell nach Hofstede14 Er unterscheidet grundlegend kulturelle Werte und Praktiken, wobei letztere direkt beobachtbar sind. Werte bilden den Kernaspekt (siehe 2.2.1). Praktiken gliedert Hofstede in Rituale, Symbole und Helden bzw. Persönlichkeiten. 15 Symbole sind Wörter, Gesten, Bilder oder auch Objekte mit bestimmten Bedeutungen, wobei der tiefere Sinn dahinter oft nur von Mitgliedern der jeweiligen Kultur im Ganzen erkannt und „gefühlt“ werden kann.16 Als Beispiel könnte die Nationalhymne gesehen werden. Helden sind Persönlichkeiten, die Ansehen in einer Kultur genießen, weil sie als herausragend anerkannte 14 vgl. Hofstede, G., 2001, S. 9 vgl. ebd., a.a.O., S.10f 16 vgl. ebd., a.a.O., S.10 15 2 Begriffserklärung und Definitionen 6 Eigenschaften verkörpern.17 Dies sind z.B. die Spieler der Nationalelf, die die Hymne singen. Rituale sind kollektive Vorgänge, die als solche nicht teleologisch veranlagt sind, sondern eher die Einbindung des Individuums in eine bestimmte Kultur darstellen und festigen.18 Das Singen der jeweiligen Nationalhymne wäre ein solches Ritual – auch kulturübergreifend. Die eben angeführten Beispiele zielen stark auf die Nationalkultur ab. Jedoch kann nicht nur auf Ebene der Manifestationen Kultur differenziert werden, sondern auch einzelne der Kultur immanente Schichten können als jeweilige „pars pro toto“ unterschieden werden. Wissenschaftler unterscheiden heutzutage unter anderem nicht nur die nationale Kultur von Subkulturen, wie beispielsweise einer bestimmten Religionsgruppe, sondern auch von Organisationskulturen – hier der Kultur in Unternehmen. Im Gegensatz zur Nationalkultur, in der kulturelle Werte Kernaspekte darstellen, werden Unterschiede in Organisationskulturen eher auf Ebene der Praktiken deutlich. Hier sind die „shared perceptions of daily practices“19 ausschlaggebend zur Abgrenzung der Kollektive bzw. der Unternehmen voneinander. Erst in ihrer Wechselwirkung innerhalb der verschiedenen Schichten der Kulturen und unter Einbezug der Individuen bildet sich das, was als Kultur bezeichnet wird, heraus. 17 vgl. ebd., a.a.O., S.10 vgl. Hofstede, G., 2001, S.10 19 aus ebd., a.a.O., S.394 18 2 Begriffserklärung und Definitionen 7 Abbildung 2: Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlicher Kultur und der Organisationskultur.20 Die oben abgebildete Graphik, die sich auf kulturell abhängige, individuell anerkannte Führungsqualitäten (Pfeil 1 und 5) bezieht, stellt ausschnittartig einen Aspekt dieser komplexen interdependenten Wirkungsweisen dar. Die gesellschaftliche Kultur wirkt hier vielfach auf andere Gebiete ein, wie z.B. das der jeweiligen Organisationsform (Pfeil 3). Auf die Organisationsform und -kultur wirkt aber auch wiederum der jeweilig anerkannte Führungsstil ein. Als Teil der gesellschaftlichen Kultur hat die Kultur, die in einem Unternehmen „praktiziert“ wird, wiederum Auswirkungen auf die gesamtgesellschaftliche Kultur. Man denke z. B. an die BMW-Open. Wie schon oben angedeutet, sind es aber auch die oft nicht direkt sichtbaren Momente oder Werte, die eine Kultur erst als solche konstituieren. 2.2.1 Werte und Verhalten Werte sind dem Verhalten jedes Individuums zugrunde liegende Orientierungsmomente. Sie stellen somit die zentralen Kernattribute der Kulturen dar. Werte oder Wertorientierungen entstehen „as societies confront basic issues 20 aus House, R.J., 2004 (a) S.18 2 Begriffserklärung und Definitionen 8 or problems in regulating human activity”21. Grundlage von Werten sind die jeweiligen unterschiedlich ausgeprägten Tendenzen zwischen entgegengesetzt liegenden Momenten wie z.B. gut und böse, irrational und rational, moralisch und unmoralisch etc.22 So sind nach Hofstede Werte „broad tendencies to prefer certain states of affair over others,“ (which) „are held by individuals and collectives” 23. Schwartz beschreibt sie weiterführend auch als „criteria people use to select and justify actions and to evaluate people (including the self) and events”24. Auf gesellschaftlicher Ebene drücken Werte „shared conceptions of what is good and desirable in the culture, the cultural ideals”25 aus. Hofstede geht davon aus, dass Werte subjektiv und nicht rational sind, da sie in jungen Jahren „aufgenommen“ werden.26 Folglich ändern sich individuelle Werte nur langsam über die Zeit, da sie eher im Bereich des Unterbewusstseins anzutreffen sind. Kulturelle Werte, wie schon oben angesprochen, ändern sich jedoch über die Zeit, vor allem durch Generationswechsel27. Werte beeinflussen das Verhalten von Menschen. Dementsprechend sollten Forscher, nachdem durch kulturvergleichende Forschungsstudien individuelle und gesamtkulturelle Werte in den einzelnen untersuchten Kulturen herausgearbeitet worden sind, imstande sein, ein Instrumentarium zu entwickeln, um Verhalten vorhersagen oder erklären zu können. 2.3 Kulturvergleichende Forschung Die sich in den letzten Jahrzehnten als Teildisziplin der Psychologie etablierende kulturvergleichende Psychologie vergleicht und analysiert Kulturen bzw. Gesellschaften anhand Gemeinsamkeiten28, trifft empirischer dabei aber Untersuchungen. auch auf Sie Unterschiede sucht zwischen verschiedenen Kulturen. Ein Ziel ist es, kulturelle Universalwerte aufzustellen 21 aus Schwartz, S. H., 2004, S. 45 vgl Hofstede, G., 2001, S.6 23 aus ebd., a.a.O., S.5 24 aus Schwartz, S. H., 1992, S.1 25 aus Schwartz, S. H., 2004, S.43 26 aus Hofstede, G., 2001, S.6 27 vgl. Inglehart, R., 1997, S. 34 28 vgl. Straub, J., 2003, S.32 22 2 Begriffserklärung und Definitionen 9 und zu überprüfen. Das sind Werte, die in jeder Kultur beim Verhalten eines jeden durch seine individuelle Kultur geprägten Menschen mehr oder weniger stark zu erkennen sind.29 Neben der Überprüfung der Universalität bzw. der „Generalisierbarkeit psychologischer Gesetzmäßigkeiten“30 über Kulturgrenzen hinaus geht die kulturvergleichende Psychologie auch auf die Beschreibung und Analyse von Verhaltensunterschieden ein; hierbei sind die Differenzen aber eher als „Durchgangsstadium“ und die Universalität als Ziel der Forschungen anzusehen.31 Ebenfalls unterstützen jene Forschungsergebnisse aber natürlich auch den interkulturellen Umgang mit dem „Fremden“ durch immer dichtere „Informationen über Kultur“32. So zieht dieser Forschungszweig direkte praktische Konsequenzen nach sich.33 Die folgenden Kapitel sollen aufzeigen, auf welche methodologischen Aspekte bei der Konzeption und Durchführung einer kulturvergleichenden Studie geachtet werden muss. 2.3.1 Kulturdimensionen nach Hofstede Eine der ersten eine Vielzahl an Kulturen umfassende vergleichende Studie anhand derselben Vergleichsgegenstände wurde von Geert Hofstede durchgeführt. Hofstede filterte aus der Dichte der Kulturen zuerst vier, in späteren Studien dann fünf universelle „Grundprobleme“34 der Gesellschaften heraus. Diese Grundprobleme sind universell, also in jeder Kultur relevant. Jedoch geht, so Hofstede, jede Gesellschaft mit diesen Grundproblemen auf ihre eigene Weise um.35 Dementsprechend vergleicht der Forscher Kulturen anhand dieser „Problemstände“ in einer empirischen Studie miteinander. Jene universellen Problemstände sind: 1. der Umgang mit sozialer Ungleichheit, 2. der Umgang mit Stress ob der ungewissen Zukunft, 29 vgl. Straub, J., 2003, S. 32 aus Thomas, A., 2003, S.17 31 aus Thomas, A., 2003, S.17f und Straub, J., 2003, S. 42 32 vgl. Hansen, K. P., 2003, S. 387 33 aus Thomas, A., 2003, S.32 34 vgl. Hofstede, G., 2001, S. 29 35 vgl. Hofstede, G., 2001, S. 28f 30 2 Begriffserklärung und Definitionen 10 3. die Integration des Individuums in Gruppen, 4. die Aufteilung der Rollen zwischen den Geschlechtern und später besonders aufgrund der Ausweitung der Forschungen auf dem asiatischen Raum kommt 5. die Zeitorientierung, Zeitausrichtung und Planung bei Anstrengungen hinzu.36 Diese fünf gesellschaftlichen Aspekte von Kulturen verarbeitete Hofstede während der Auswertung seiner Ergebnisse in die fünf Kulturdimensionen: Machtdistanz, Unsicherheitsvermeidung, Individualismus versus Kollektivismus, Feminität versus Maskulinität und langfristige versus kurzfristige Orientierung. Die Ergebnisse seiner Studie in über 50 Ländern belegen den unterschiedlichen Umgang der einzelnen Kulturen mit den untersuchten Dimensionen. Hofstede war der erste Forscher, der anhand einer modellartigen Abstraktion einzelner Merkmale von Kulturen bzw. der Erstellung universeller Konstrukte, verschiedene Gesellschaften empirisch überprüfte. Seine Ergebnisse und sein Vorgehen legten die ersten Grundsteine der umfassenden Forschungsprojekte im Kulturvergleich und dienen den aktuellen Forschungsprojekten noch immer als Grundlage oder Bezugspunkt. Aber nicht nur die Auswahl geeigneter Vergleichsmaßstäbe ist bei einer kulturvergleichenden Studie zu beachten. 2.3.2 Zur Messbarkeit von Kulturen Neben der ganz objektiv erkennbaren Barriere in Form unterschiedlicher Sprachen hat die kulturvergleichende Forschung noch weitere „Schwierigkeiten“ in Hinsicht auf ihre Methodologie zu bewältigen. Bei Untersuchungen verschiedener Personengruppen mehrerer Länder bzw. Kulturen werden dem Aufbau und der Durchführung der jeweiligen Studie und ihren Konstrukten besondere Anstrengungen abverlangt, um Gültigkeit, Reliabilität und Repräsentativität zu sichern. 36 vgl. Hofstede, 2001, S. 29 / vgl. auch Helfrich, H., 2003, S.119 2 Begriffserklärung und Definitionen 11 2.3.3 Nationen als Untersuchungsgegenstand für Kulturen De facto werden bei kulturvergleichenden Studien Nationen miteinander in Relation gesetzt, denn bei einer Großzahl jener Studien werden Nationen bzw. Personengruppen der einzelnen Länder befragt, nicht jedoch der einzelnen Kulturen. Schon aufgrund der Anzahl der Kulturen und ihrer Subkulturen, die nicht selten mit einer Menge von circa 10.000 beziffert werden,37 ist es fast unmöglich, auf Ebene der einzelnen Kulturen oder Subkulturen vergleichende Studien durchzuführen. Schwartz geht bei seinen Datenerhebungen auf diesen Aspekt konkreter ein. Anhand von Gegenüberstellungen der aggregierten Ergebnisse unterschiedlicher Personengruppen – hier Stundenten und Lehrer - einzelner untersuchter Länder mit den Ergebnissen anderer Nationen hat er die Korrelationen innerhalb der Länder und zwischen den einzelnen „Länderergebnissen“ überprüft. So konnte er die Auswirkungen der Methode, Kulturen anhand von Nationen zu untersuchen, erfassen.38 Bei 183 von 187 Vergleichen errechnet er, trotz ebenfalls vorliegender Unterschiede der Ergebnisse der einzelnen Subkulturen, eine deutlich höhere Ähnlichkeit in den Ergebnismustern innerhalb der Länder als zwischen ihnen. Folglich sind zwar „nations (...) rarely homogenous societies with a unified culture“39, aber doch im Ganzen in ihrer Homogenität von anderen Ländern abgrenzbar. 2.3.4 Emische und etische Perspektive Eine ebenfalls jede kulturvergleichende Studie betreffende Frage bezieht sich auf die Blickrichtung des jeweiligen Forschers. Vergleicht er entweder mehrere Kulturen als „Außenstehender“ miteinander und versucht „universell gültige Vergleichsmaßstäbe anzuwenden“, oder ist er bestrebt, „mit dem Blickwinkel eines Betroffenen (...) die funktional relevanten Aspekte innerhalb eines bestimmten 37 kulturellen Kontextes vgl. Triandis, H.C., 1995, S.3 vgl. Schwartz , S. H., 2004, S. 56f 39 aus Schwartz, S.H. 2004, S.56 40 vgl. Helfrich, H., 2003, S. 116 38 zu erfassen“.40 Hierbei wird der 2 Begriffserklärung und Definitionen 12 kulturübergreifende Blickwinkel als „etisch“ und der letztere als „emisch“ bezeichnet.41 Untenstehende Tabelle (Tab.1) listet punktuell die verschiedenen Vorgehensweisen auf. Etisches Vorgehen Emisches Vorgehen Der Forscher/ die Forscherin nimmt Der Forscher/ die Forscherin nimmt einen Standpunkt außerhalb des einen Standpunkt innerhalb eines Systems ein Systems ein Es wird eine vergleichende Die Untersuchung beschränkt sich auf Untersuchung mehrer Kulturen eine Kultur vorgenommen Der Forscher/ die Forscherin schafft Der Forscher/ die Forscherin deckt eine selbst die Struktur bereits bestehende Struktur auf Die Ordnungsgesichtspunkte sind Die Ordnungsgesichtspunkte orientieren absolut und universell sich an systemimmanenten Merkmalen Tabelle 1: etisches und emisches Vorgehen im Vergleich42 2.3.5 Fragebogen und Befragung als Mittel empirischer Forschung Mehrere Möglichkeiten stehen dem Forscher bei der Erhebung von Daten zur Verfügung. Dies sind vor allem das Experiment, die Beobachtung und das Interview bzw. eine Erhebung anhand von Fragebögen. In der kulturvergleichenden Forschung wird fast ausschließlich die Praxis der Umfrage43 anhand von Fragebögen und Interviews genutzt, um Informationen über soziales Verhalten und kulturelle Werte zu gewinnen. Dies hängt im besonderen Maße mit der Menge der zu befragenden Personengruppe zusammen. Ein Fragebogen kann 41 Die Begriffe „emisch“ und „etisch“ gehen auf den Linguisten Pike zurück. aus Heftrich, H., 2003, S.116 43 Michener, A, 1986, S.548 zu Umfrage: “A survey is the gathering of information by asking members of some group of persons a number of questions.” 42 2 Begriffserklärung und Definitionen 13 entweder über Internet an einen bestimmten Personenkreis verschickt, online beantwortet oder in einem „face-to-face“ Interview abgefragt werden. Eine große Rolle spielen hierbei natürlich die erzielten Rücklaufquoten. So ist die Beantwortungsrate bei verschickten Fragebögen, die selten mehr als 50% beträgt,44 vergleichsweise gering. Bei der Konzeption einer empirischen Studie sind ebenfalls die jeweils erhobene Stichprobe und die Erarbeitung und der Aufbau der benutzten Vergleichsgegenstände zu beachten und zu überprüfen. 2.3.5.1 Stichprobe Bei einer Erhebung repräsentativer Daten steht unter anderem die Art der Auswahl der zu befragenden Personengruppe im Zentrum der methodologischen Herangehensweise. Dabei sind die verwendeten Verfahren stark unterschiedlich in ihrer Repräsentativität. Die Anzahl der Probanden ist hier ein grundlegender Aspekt. Ist es das Ziel einer Studie, ganze Kulturen zu untersuchen, sollte der zu befragende Personenkreis dementsprechend groß sein. Es sollte versucht werden, ein möglichst repräsentatives Sample zu definieren. Der Anspruch hierbei liegt auf der Idee, dass jede Einheit der in Frage kommenden Gesellschaft die pure Möglichkeit haben könnte, befragt zu werden. In der Forschung wird hier von einer Zufallsstichprobe („full probability sample“) gesprochen, wobei es heißt: „every unit in the population has a known and nonzero probability of selection“45. Ein weiteres Verfahren bei der Stichprobenzusammenstellung stellt das geschichtete Stichprobenverfahren46 dar („stratified sample“) dar, bei der die zu untersuchende Bevölkerung in Gruppen aufgeteilt wird. Aus den Gruppen werden die Individuen dann wiederum zufällig ausgewählt. Um Repräsentativität zu garantieren, ist auch der weitere Umgang mit der untersuchten Stichprobe wichtig. Beispielsweise kann im Falle einer Über- oder Unterrepräsentation einzelner sozialer Gruppen oder der urbanen gegenüber der 44 vgl. Michener, A., 1986, S.550 aus Inglehart, R., 2004, S. 390 46 vgl. Michener, A., 1986, S.552f 45 2 Begriffserklärung und Definitionen 14 Landbevölkerung durch Gewichtung ein um diese Ausschläge bereinigtes Ergebnis erreicht werden.47 Bei so umfangreichen und durch den Rahmen der finanziellen Unterstützung begrenzten Studien,48 wie die kulturvergleichenden Studien dies darstellen, müssen einige „Einschnitte“ in Hinsicht auf methodologisch sauberes Arbeiten hingenommen werden. Normalerweise werden repräsentative Samples aus vorliegenden Zensus- oder Wahllisten bzw. ähnlicher Register herausgearbeitet. Untersucht der Forscher nun eine Kultur oder Gesellschaft, in der es solche Listen nicht gibt, muss von der Norm abgewichen werden. So ist ein „Extrem“ der Stichprobenauswahl das sogenannte „convenience sample“.49 Hierbei ist die Erreichbarkeit der Probanden das zentrale, aber nicht wirklich statistisch zufällige Auswahlkriterium. Die Repräsentativität ist hier stark eingeschränkt. Aber „at this point in history, there is a trade-off between methodological purism and broad coverage, and we are keenly aware of it.”50 2.3.5.2 Validität und Reliabilität Zentrale statistische Determinanten, die eine empirische Studie, ihre jeweilige methodologische Konzeption und die gefundenen Ergebnisse in ihrer Aussagekraft bewerten können, sind Validität oder Gültigkeit und Reliabilität oder Verlässlichkeit. Reliabilität zeigt hier auf, inwiefern die benutzten Methoden und Messtechniken die gleichen Resultate erzeugen bei jedem Mal, bei dem sie gebraucht werden. Es wird folglich untersucht, ob die Ergebnisse über unabhängige Messvorgänge hinweg konsistent sind. Validität bezieht sich hierbei auf die Frage, ob mit den herausgearbeiteten Instrumentarien auch wirklich das untersucht worden ist, was untersucht werden sollte. Grob kann Validität in interne und externe Validität untergliedert werden. 51 Die interne Validität bezieht sich auf das Ausmaß des Einflusses der 47 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.390f vgl. ebd., a.a.O., S. 392 49 vgl. Schwartz, S. H. 1986, S.552 50 aus Inglehart, R., 2004, S.392 51 vgl. Schwartz, S.H., 1986, S. 551 48 2 Begriffserklärung und Definitionen Messtechniken auf die Ergebnisse, 15 die externe auf das Maß der Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf andere Bevölkerungen und Länder. Im spezielleren Fall der kulturvergleichenden Studien, bei denen Dimensionen oder Werte als Vergleichsgegenstand und größtenteils eine Form von Skalen als Vergleichsmaßstab verwendet werden, sollten mehrere Teilaspekte auf ihre Validität hin überprüft werden. Es geht hier um die Operationalisierung der Dimensionen bzw. Konstrukte. Werden bei allen untersuchten Kulturen gleich verstandene Inhalte eines Konstruktes verglichen, entspricht dies einer konzeptuellen Äquivalenz und garantiert „interkulturelle Validität“.52 Von einer „materialen Äquivalenz“ wird gesprochen, wenn in allen Kulturen „physikalisch oder phänomenal ähnliche Phänomene“53 miteinander verglichen werden. Wenn noch hinzukommend die herangenommenen Indikatoren als ausschlaggebend für die jeweiligen Phänomene in jeder Kultur bewertet werden können, spricht man von „Indikatorvalidität“.54 Werden jeweils gleichwertige Indikatoren für einzelnen Konstrukte in den verschiedenen Kulturen gefunden, gewährt dies „funktionale Validität“.55 Ebenfalls müssen die Vorgänge bei der Datenerhebung die gleichen sein und in jeder Kultur gleich verwendete Skalen sichern die „metrische Äquivalenz“.56 Auf Ebene der einzelnen Items57 setzt die „Item-Bias-Analyse“58 an. Hier werden mit Hilfe der „test-retest-Methode“ solche Items aus der Studie genommen oder ersetzt, die aufgrund von kulturellen Verzerrungen nicht zu den „gewünschten“ Ergebnissen bei der Beantwortung führen. Dies kann durch Korrelationsanalysen59 erreicht werden. Die Art, Verständlichkeit und Genauigkeit der jeweiligen Teilfragen steht hier im Mittelpunkt: „the more precise – the more reliable and valid“60. 52 vgl. Helftrich, H., 2003, S. 112 aus ebd., a.a.O., S. 113f 54 vgl. ebd., a.a.O., S.114 55 vgl. ebd., a.a.O., S.114 56 vgl. ebd., a.a.O., S.115 57 Items sind Teilaspekte oder Teilfragen, um ein nichtbeobachtbares Konstrukt zu „erarbeiten“. 58 vgl. Helftrich, H., 2003, S.121 59 Anhand einer Korrelationsanalyse können mehrere Merkmale in Hinsicht auf die Zusammenhänge zwischen ihnen untersucht werden. Vgl. Atteslander, P., 2003, S.296f 60 vgl. Schwartz, S.H., 1986 S. 551 53 2 Begriffserklärung und Definitionen 16 Des Weiteren kann ein Konstrukt, das von einer Studie verwendet wird auch durch unabhängige außenstehende Variablen in seiner Validität überprüft werden. Man spricht hier von „criterion-related validity (…) assessing the performance of such questions-construct validity“.61 2.4 Forschung anhand von Länderclustern Wie oben angesprochen, sind Kulturgrenzen nicht immer identisch mit zumeist aus politischen Gesichtspunkten gezogenen Ländergrenzen bzw. Nationen. Die jüngere Wissenschaft spricht mit zunehmender Häufigkeit von Kulturkreisen. Das heißt, mehrere Nationen, die sich in ihrer kulturellen Art von anderen Ländergruppen abgrenzen, werden in einer Gruppe zusammengefasst. Huntingtons Werk über den Clash of Civilizations ist hier eines der populärsten Beispiele. Es gibt mehrere Indikatoren, nach denen Gesellschaften eingruppiert werden können. Dazu zählen vor allem geographische Übereinstimmungen, gemeinsame Sprache, sozioökonomische Indikatoren, Religion oder aber auch politische Beziehungen. Ein Vorteil, den das Clustering von Ländern in Bezug auf die kulturvergleichende Forschung gewährt, ist, dass Verzerrungen der nationalen Ergebnisse von Umfragen aufgrund von „response bias“62 leichter durch den direkten Vergleich mit „ähnlichen“ Kulturen erkannt werden und Ergebnisse dementsprechend eingestuft werden können. Außerdem wird die Generalisierbarkeit und die Aussagekraft der Ergebnisse der Datenerhebungen in Hinsicht auf Übereinstimmungen und Unterschiede der Kulturen einzelner Länder verstärkt, wenn sie anhand „ähnlicher“ Kulturen im direkten Vergleich überprüft werden.63 61 aus Inglehart, R., 2004, S. 387 Response bias beschreibt die Verzerrungen, die aufgrund von angenommen Antwortmustern von Personen verschiedener Kulturen auftreten können. So tendieren einige Kulturen dahin, jeweils Extreme zu wählen. Vgl. Hanges, P. W., 2004, S.137 63 vgl. Gupta, V., 2004 (b), S. 179f 62 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 3 17 Ausgewählte Forschungsprojekte Die im Folgenden behandelten Forschungsprojekte sollen an dieser Stelle vorgestellt werden. Einerseits werden ihre individuellen methodologischen Konzeptionen auf die oben angesprochenen Schwierigkeiten kulturvergleichender Studien hin untersucht, das heißt, die Vorgehensweise, die Auswahl methodologischer Mittel, das Stichprobenverfahren und die Zielsetzung werden beschrieben, um die jeweilig gefundenen Ergebnisse im späteren Verlauf besser in Bezug auf ihre Aussagekraft und -weite einordnen zu können. Andererseits werden die individuell verwendeten Werte und Dimensionen beschrieben, anhand derer jeweilig die Kulturen untersucht und verglichen worden sind. Die drei hier analysierten Studien wurden anhand von vier Merkmalen ausgesucht. Sie sollten - möglichst aktuell sein, - eine gewisse Anzahl von Ländern untersuchen, - entweder Kulturdimensionen oder Werte als Vergleichsgegenstand benutzen und deren Ergebnisse in irgendeiner Form skaliert und ausgewertet darstellen und - ihre Methodologie sollte zumindest teilweise hinterlegt oder nachprüfbar sein. 3.1 GLOBE- Studie Das Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness Research Program (GLOBE) ist eines der derzeit umfassendsten Projekte im Bereich der kulturvergleichenden Studien. Der leitende Forscher, der auch 1991 die grundlegende Idee hatte, diese Studie durchzuführen, ist Robert House, Professor an der Universität von Pennsylvania. Die beiden ersten Phasen des Projektes, die hier untersucht werden, verliefen über einen Zeitraum von zehn Jahren – von 1993 bis 2003. Während dieser Zeit wurden das Konzept erarbeitet und über 17.000 Manager in 62 Gesellschaften aus 951 Unternehmen der Bereiche der 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 18 Finanz-, Lebensmittel- und Telekommunikationsindustrie befragt.64 Das Projekt GLOBE hat einerseits das Ziel herauszufinden, inwiefern menschliche Gesellschaften verschieden oder ähnlich sind und andererseits die Gründe für diese Unterschiede bzw. Übereinstimmungen zu finden.65 Des Weiteren sollen Wechselwirkungen unter Anderem zwischen gesellschaftlicher Kultur und externen Indikatoren wie der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes oder dem psychologischem Wohlergehen seiner Bevölkerung untersucht werden.66 3.1.1 Konzeption und Durchführung Die GLOBE – Studie ist in ihrer Konzeption und Durchführung sehr komplex. Über einen langen Zeitraum hinweg und in mehrere Phasen aufgeteilt wurde sie unternommen und bis dato noch nicht komplett beendet. In einer ersten Phase wurden die Untersuchungsinstrumente erarbeitet und festgelegt, also das Konzept für die Studie aufgebaut. Sowohl qualitative67 – beispielweise Analyse von Interviews oder Literatur aber auch das Messen von Kulturdimensionen – als auch quantitative Methoden wurden hierfür verwendet. Es wurde eine umfassende Datenbank aufgebaut, die Daten anderer Studien und Indikatoren beinhaltet, die eventuell Einfluss auf untersuchte Konstrukte haben könnten. 170 Sozialwissenschaftler aus 40 der untersuchten Ländern 68, sogenannte Country Co-Investigators (CCI´s) nahmen an dem Projekt teil. Definitionen wurden in Zusammenarbeit niedergeschrieben. Wichtig ist hier vor allem die in der GLOBEStudie benutzte Erklärung des Begriffes Kultur als „shared motives, values, beliefs, identities, and interpretations or meanings of significant events that result from common experiences of members of collectives that are tranmitted across generations.”69 Das Forschungsteam um Robert House hat in der Vorbereitungsphase der Befragung unter anderem auch die, der Untersuchung zugrunde liegenden unabhängigen Variablen – in ausgewerteter Form als Kulturdimensionen bezeichnet – entwickelt. Insgesamt werden neun verschiedene 64 vgl. House, R. J., 2004 (b), S.29 vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.102 66 vgl. House, R. J., 2004 (a), S.10 67 vgl. ebd., a.a.O., S. 15 68 vgl. House, R. J., 2004 (c), S. 97 69 aus House, R. J., 2004 (a), S.15 65 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 19 Kulturdimensionen definiert und bearbeitet. Diese Konstrukte wurden a priori bzw. theoretisch erarbeitet.70 Das heißt, es wurden Zielkonstrukte, bzw. die Untersuchungsgegenstände formuliert, eingegrenzt und statistisch analysiert, bevor die Datenerhebung erfolgte.71 Zur Überprüfung dieser Kulturdimensionen (siehe 3.1.3) wurde ein Fragebogen mit 735 Items entworfen.72 Items werden jeweils in einem Quartett zusammengefasst. Einerseits werden zwei Ebenen des jeweiligen Untersuchungsgegenstandes – also der individuellen Kulturdimension – voneinander getrennt. Dies sind gesamtgesellschaftliche Ebene und die jeweilige Organisationsebene bzw. die jeweiligen Unternehmen der befragten Manager.73 Andererseits werden aber auch die auf der jeweiligen Ebene vorhandenen kulturellen Praktiken und kulturellen Wertvorstellungen getrennt voneinander untersucht. Das heißt, einmal wird nach dem „Ist- Zustand“ („as is“) gefragt und einmal nach dem Soll – Zustand („as should be“). Weiter werden auch die jeweilig praktizierten und erwünschten Führungsstile untersucht.74 Items die beiden Skalen der gesamtgesellschaftlichen Ebene betreffend – die in dieser Arbeit vornehmlich untersucht werden – sind beispielsweise so formuliert:75 1. In this society, students are encouraged to strive for continously improved performance. 2. I believe that teen-aged students should be encouraged to strive for continously improved performance. Die Gruppe der Befragten wurde ebenfalls aufgeteilt.76 Eine beantwortete jeweils die Items die Organisationsebene betreffend, die andere gab Auskunft über die gesellschaftliche Kultur. Unter anderem wurden die Items anhand von stringenter Rückübersetzung überprüft. Das heißt, nachdem sie in die jeweilige Landessprache übersetzt worden waren, wurden sie in das Englische 70 vgl. Hanges, P. J., 2004, S.124 vgl. Hanges, P. J., 2004, S.123 72 vgl. House, R. J., 2004 (a), S.11 73 vgl. House, R. J., 2004 (a), S.21 74 Von GLOBE untersuchte Führungsstile werden in dieser Arbeit nicht behandelt. 75 vgl. Javidan, M., 2004 (b), S. 246 76 vgl. House, R. J., 2004, S.98f 71 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 20 zurückübersetzt. Hierbei wurden, wenn notwendig, Änderungen durchgeführt oder einzelne Fragen ausgespart.77 In der ersten Phase des GLOBE-Projektes wurden ebenfalls die Vergleichsmaßstäbe bzw. die Skalen entwickelt, anhand derer die erarbeiteten Konstrukte überprüft werden sollten. Die Kulturdimensionen werden jeweils anhand einer 7-Punkteskala gemessen, wobei niedrigere Ergebnisse einem niedrigeren praktischen bzw. erwünschten Niveau der jeweilig untersuchten Dimension entsprechen. Plakativ dargestellt können Antworten also zwischen 1 = starke Übereinstimmung, 4 = weder noch und 7 = starke Ablehnung variieren.78 Um die Methodologie der Studie zu testen, wurden unter anderem zwei Pilotstudien durchgeführt. Hier wurden bereits 1.943 Personen befragt.79 Mit den weiteren 15,427 Befragten, die in der zweiten Phase – die primär zur Datenerhebung und Auswertung diente – befragt wurden, beträgt die Gesamtzahl der Befragten somit 17.370. Die Befragten arbeiten in insgesamt 951 unterschiedlichen Unternehmen, die jeweils ihren Firmensitz im jeweilig untersuchten Land haben. Somit sind ausländische internationale Unternehmen von der Untersuchung ausgeschlossen, da bei diesen, aufgrund internationaler Teams bzw. Arbeitnehmern, möglicherweise nicht kulturspezifische Antworten gegeben werden könnten.80 Die Personengruppe wurde anhand der geschichteten Stichproben – Methode definiert. Die einzelnen „Strata“ bzw. Gruppen waren Individuen, Organisationen, Industriezweige und Gesellschaften.81 Folgenden Ansprüchen musste die Stichprobenauswahl genügen: a) Befragte sollten im Bereich des mittleren Managements arbeiten. b) Mehrere Personen der jeweiligen Organisation sollten befragt werden. 77 vgl. Hanges, P.W., 2004, S.126 vgl. Emrich, C. G., 2004, S.361 79 vgl. House, R. J., 2004 (c), S.96 80 vgl. ebd., a.a.O., S.96 81 vgl. ebd., a.a.O., S.96 78 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 21 c) Mindestens zwei Unternehmen aus zwei der drei hier untersuchten Industriezweige mussten „gesamplet“ werden. d) Mindestens zwei der drei Industriezweige mussten für jede Gesellschaft gefunden werden. Des Weiteren setzte sich die gesamte Stichprobe aus circa 74,8 % Männern zusammen und die durchschnittliche Berufserfahrung betrug 19,2 Jahre.82 Mehrere Überprüfungen der methodologischen Konzeption der GLOBE-Studie wurden von den Autoren durchgeführt. Einerseits wurde herausgefunden, dass die Ergebnisse innerhalb der Länder sehr konsistent sind und dementsprechend vergleichsweise nur geringe Streuungen aufweisen. Andererseits sind die Unterschiede der Ergebnisse der einzelnen „nationalen“ Probandengruppen zwischen den einzelnen Staaten hoch. Folglich ist in Bezug auf die Ergebnisse der Studie ein Generalisierbarkeitskoeffizient – ein gemeinsames Maß für die eben genannten psychometrischen Merkmale der Ergebnisse – von 0.85 erreicht worden.83 Für die interne Konsistenz der jeweilig erarbeiteten Konstrukte auf Ebene der Gesellschaft spricht ein hoher Durchschnittswert von Cronbachs Alpha von 0,75 bezogen auf die kulturellen Wertskalen und 0.77 für die „Praxisskalen“.84 Somit ist eine vergleichsweise hohe Reliabilität der erarbeiteten Konstrukte gegeben. Zur Validation der Konstrukte wurden einerseits Korrelationsanalysen mit anderen kulturvergleichenden Studien durchgeführt. Dies sind im Einzelnen die Studien von Hofstede, Schwartz und die World Values Survey (WVS).85 Weiter wurden ebenfalls „unbeeinflusste“ Daten, das sind Daten, die nicht durch Umfragen und den, diesen zugrunde liegenden Methoden, gesammelt worden sind,86 für diese Überprüfung verwendet. Andererseits wurden die einzelnen Dimensionen jeweils in Hinsicht auf ihre Praktiken und ihre Werte anhand einer 82 ebd., a.a.O., S.96 vgl. House, R. J., 2004, S. 20 84 vgl. Hanges, P. W., 2004, S. 136 / Cronbachs Alpha ist eine statistische Messzahl, die vor Allem die Reliabilität eines Konstruktes, in diesem Falle einer Kulturdimension, überprüft. Ihr Wert nimmt eine Zahl zwischen minus unendlich und plus 1 an. Es wird davon ausgegangen, dass ein Konstrukt als verlässlich gilt, wenn Alpha einen Wert um 0.7 annimmt. 85 Für Details vgl. Hanges, P. W., 2004, S. 138-145 86 vgl. Hanges, P. W., 2004, S. 142 83 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 22 Multitrait –Multimethod – Matrix87 überprüft. Für die Praktiken wurden hierzu die „umfragefremden“ Daten genutzt und für die GLOBE-Werteskalen Items aus der WVS.88 Die jeweiligen Ergebnisse deuten auf gegebene Konstruktvalidität hin.89 3.1.2 Ländercluster bei GLOBE Wie oben beschrieben, ist es ein gängiges Vorgehen bei kulturvergleichenden Studien, die untersuchten Länder in Gruppen aufzuteilen. Dieses Prinzip wurde auch in der GLOBE- Studie angewandt. Die verantwortlichen Forscher unterteilen die über 60 untersuchten Länder in 10 Cluster (Abb. 3). Abbildung 3, Metaconfiguration of GLOBE Societal Cultures90 87 vgl. Gupta, V., 2004 (a), S. 160f / Multitrait – Multimethod –Matrix: Diese Methode zur Überprüfung der Konstruktvalidität geht auf Campbel und Fiske (1959) zurück. Hier werden mehrere Eigenschaften – hier die neun Kulturdimensionen – und jeweils mehrere verwendete Methoden –hier die zwei verschiedenen Messmethoden von GLOBE und der WVS- in mehreren Schritten miteinander korreliert. 88 Für Details vgl. Gupta, V., 2004 (a), S. 169 -173 89 vgl. Gupta, V., 2004 (a), S. 160 90 aus Gupta, V., 2004 (b), S.201 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 23 Für diese Einteilung ausschlaggebende Variablen und Momente waren - neben der Aufnahme früherer Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten z.B. von Ronan und Shenkar, Smith und Hofstede, Geographie – und hier besonders klimatische Aspekte -, Sprache, Religion, arbeitsverwandte Werte und Vorstellung aber vor allem auch geschichtliche Hintergründe.91 Bei der späteren Validation der Ländercluster anhand einer Diskriminanzanalyse anhand der 9 in der Studie verwendeten Kulturdimensionen ergab sich für eine Anzahl von 59 der 61 Länder eine Reliabilität von 96,7% hinsichtlich der Verlässlichkeit der vorgenommen Einteilung.92 Das heißt, die theoretische Einteilung der Länder konnte empirisch mit hoher Übereinstimmung abgesichert werden. Weitere Differenzierungen ergaben für 69% der Länder ein gelungenes Einteilen in das jeweilige Cluster. Allein Länder zweier Ländergruppen hatten eine hohe Möglichkeit in benachbarte Cluster zu fallen. Zum einen waren die „germanischen Länder“ teilweise auch den „nordischen“ und zum anderen die afrikanischen „Sub-Sahara Länder“ zum Teil den Ländern des „Mittleren Osten“ zuzuordnen.93 Aufgrund dieser Ergebnisse werden die für diese Arbeit ausgewählten Länder, im späteren Verlauf, basierend auf den von GLOBE erarbeiteten Ländergruppen vorgestellt. 3.1.3 Von GLOBE archivierte Daten Die Autoren der GLOBE – Studie haben in der ersten Phase des Projektes zahlreiches externes Datenmaterial in einer Datenbank archiviert. Dies sind im Einzelnen Ergebnisse der World Values Surveys (WVS), des Weiteren Daten der Weltbank, der United Nations (UN), des World Economic Forum (WEF) und des International Institute for Management (IMD) in der Schweiz.94 Von der Weltbank wurden vor allem Informationen über wirtschaftliche und demographische Merkmale genutzt. Von der UN stammt der Human Development Index (HDI) und der Human Development Report.95 Das IMD sowie das WEF publizieren unabhängig globale Wettbewerbsindikatoren. Aus der WVS wurden einzelne 91 vgl. ebd., a.a.O., S.183 vgl. ebd., a.a.O., S.190f 93 vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.191f 94 vgl. Javidan, M., 2004 (a), S. 104 95 Der HDI (Human Development Index) setzt sich aus mehreren Kennziffern, wie der durchschnittlichen Lebenserwartung, der Alphabetisierung und des Prokopfeinkommens zusammen und ist ein Indiz für das sozioökonomische Wohlergehen eine Landes. Vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.106 92 3 Ausgewählte Forschungsprojekte Items entnommen. 24 Diese Variablen wurden jeweils in Konstrukten zusammengefasst. Folgende Konstrukte96 wurden so erarbeitet: - generelle Zufriedenheit („general satisfaction“) - psychische Gesundheit („psychological health“) - Familie und Freunde - Erfolg („achievement“), - politische Ideologie („political ideology“), - Religion und Geschlechtergleichberechtigung („gender equality“) - wirtschaftliches Wohlergehen („economic prosperity“) - wirtschaftliche Produktivität („economic productivity“), - die Unterstützung des Öffentlichen Sektors für wirtschaftliches Wohlergehen („public sector support for economic prosperity“), - gesellschaftliche Unterstützung für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit („societal support for economic competitiveness“), - Erfolg in angewandter Forschung („success in applied science“) - Wettbewerbsfähigkeitsindex des WEF - Erfolg in Grundlagenforschung („success in basic science“) - gesellschaftliche Gesundheit („societal health“), - menschliche Gesundheit („human health“), - Lebenserwartung („life expectancy“) Mit diesen externen Indikatoren wurden dann jeweils die Ergebnisse der von der GLOBE- Studie untersuchten Kulturdimensionen verglichen, um mögliche Wechselwirkungen herauszuarbeiten und zu interpretieren. An dieser Stelle ist darauf zu verweisen, dass das GNP Bestandteil einiger dieser Konstrukte ist oder als eigene Größe signifikant mit den Konstrukten korreliert.97 Dementsprechend könnte das GNP für weitreichende Verzerrungen sorgen. Dieser Aspekt wurde in 96 vgl. Javidan, M., 2004, S. 109-117, Eine komplette Liste mit jeweiligen Teilaspekten der Indikatoren ist im Anhang C zu finden. 97 vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.118 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 25 der GLOBE-Studie differenziert überprüft, um zu versuchen, die Möglichkeit etwaiger falschen Schlussfolgerungen anhand der später durchgeführten Korrelationsanalysen mit den neun Kulturdimensionen zu vermeiden. Laut GLOBE ist das „GNP per capita“ ein umfassendes Konstrukt, das im Einzelnen die natürlichen Ressourcen einer Gesellschaft und deren Fähigkeit und Effektivität darstellt, sich den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. 98 Um die Auswirkungen des GNP zu überprüfen99, wurden in einem ersten Schritt Korrelationsanalysen mit den neun Kulturdimensionen und dem GNP durchgeführt. Danach wurden jeweils die oben angesprochenen Variablen mit dem GNP in Wechselwirkung gebracht. Bei einem Großteil sowohl der Kulturdimensionen, als auch der externen Variablen lagen signifikante Wechselbeziehungen vor. Um in einem letzten Schritt mögliche Verzerrungen des GNP in Hinsicht auf die Wechselwirkungen zwischen den archivierten externen Variablen und den Kulturdimensionen zu überprüfen, wurden über 300 Regressionsanalysen durchgeführt.100 Hierbei galt die externe Variable als die abhängige, der jeweils individuell drei unabhängige Variablen gegenübergestellt wurden. Diese waren die spezifische Kulturdimension, das GNP/capita und zuletzt deren Wechselwirkung. Allein in neun Fällen waren anhand der Regressionen signifikante Beziehungen festzustellen. Folglich wurde das GNP bei den folgenden Korrelationsanalysen nicht weiter in seinen Auswirkungen kontrolliert. Des Weiteren sei hier darauf verwiesen, dass die unten angegebenen Korrelationskoeffizienten (r)101, anhand derer mögliche Wechselwirkungen zwischen den Kulturdimensionen und den hier gelisteten externen Variablen gemessen wird, im weiteren Verlauf jeweils signifikant sind. Das heißt, auch wenn r nur vergleichsweise geringe Werte annimmt (z.B.: r = .30 bzw. -.30), ist r 98 vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.117 vgl. Javidan, M., 2004 (a), S.117-120 100 vgl. ebd., a.a.O., S.120 101 Korrelationskoeffizient (r): R ist eine Messzahl für die Eindeutigkeit des linearen Zusammenhangs zweier Variablen. Maximal kann r den Wert von +1 - als Ausdruck einer extrem positiven Korrelation – annehmen und minimal den Wert von –1 für eine extrem negative Korrelation zwischen den beiden Variablen. Vgl. Atteslander, P., 2003, S.296f 99 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 26 aufgrund der geringen Irrtumswahrscheinlichkeit (zwischen 0.01 und 0,05)102 dennoch signifikant. 3.1.4 Kulturdimensionen In der GLOBE-Studie werden neun Dimensionen untersucht.103 Die ersten sechs Dimensionen gehen auf Hofstede zurück, wobei die Skalen der ersten drei auch die gleichen Konstrukte widerspiegeln sollen:104 1. Ungewissheitsvermeidung (Uncertainty Avoidance) 2. Machtdistanz (Power Distance) 3. Institutioneller Kollektivismus (Institutional Collectivism) 4. Gruppen- und Familienkollektivismus (In-Group Collectivism) 5. Geschlechtergleichheit (Gender Egalitarianism) 6. Durchsetzungsfähigkeit (Assertiveness) Hierbei wurden Hofstedes Individualismus-Dimension durch Faktorenanalyse in zwei Kollektivismus-Konstrukte und der Maskulinitätsindex aufgrund fehlender Konstruktvalidität in Geschlechtergleichheit und Durchsetzungsfähigkeit aufgeteilt.105 Die von Hofstede benutzten Items zielten, so GLOBE, nicht darauf ab, feminine von maskulinen Kulturen zu unterscheiden.106 Die nächsten drei Dimensionen gehen auf die Forschungen anderer Autoren zurück. Kluckhohn, Strodtbeck, McClelland und Putnam sind hier zu nennen.107 7. Zukunftsorientierung (Future Orientation) 8. Leistungsorientierung (Performance Orientation) 9. Zwischenmenschliches Verhalten (Humane Orientation) 102 Irrtumswahrscheinlichkeit: Normalerweise geht man bei der Überprüfung von Hypothesen zuerst von einer Grundhypothese (H0) aus. Die Alternativhypothese, die es zu überprüfen gilt, wird durch die Widerlegung der Nullhypothese geleistet. In diesem Verfahren drückt die Irrtumswahrscheinlichkeit (p) die Möglichkeit der fälschlichen Ablehnung der Nullhypothese aus. Ist p kleiner als 5%, spricht man bereits von einem signifikanten Ergebnis. Vgl. Atteslander, P., 2003, S. 316f 103 vgl. House, R. J., 2004 (a), S.11-13 104 vgl. ebd., a.a.O., S. 13 105 vgl. House, R. J., 2004 (a), S.13 106 vgl. Den Hartog, D. N., 2004, S. 401 und vgl. Emrich, C. G., 2004, S.344-347 107 vgl. House, R. J., 2004 (a), S.13 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 3.1.4.1 27 Unsicherheitsvermeidung108 Diese Dimension beschreibt das Ausmaß, in welchem Mitglieder einer Kultur auf etablierte Normen, Rituale oder bürokratische Praktiken vertrauen, um Unsicherheit zu vermeiden. Kulturen mit einer hohen Unsicherheitsvermeidung versuchen, die Möglichkeit unvorhersehbarer Entwicklungen in der Zukunft weitestgehend zu verringern. Zur Messung dieser Kulturdimension wurden vier Items herangezogen. Diese messen den Grad, in dem das Leben strukturiert, vorhersehbar und geordnet ist, aber auch inwieweit Regeln gesellschaftliche Praktiken ordnen.109 Als gesamten Mittelwert der 61 untersuchten Länder ergab sich ein Wert von 4,16 bei der gesellschaftlich praktizierten Unsicherheitsvermeidung (UV) mit jeweiligen Werten für die Ländermittel von 2,88 (Russland) bis 5,37 (Schweiz). Für die gesellschaftlich erwünschte Unsicherheitsvermeidung liegt der Gesamtmittelwert bei 4,62 mit jeweiligen Werten der Ländermittel zwischen 3,16 (Schweiz) und 5,61 (Thailand).110 Die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten UV korrelieren negativ mit den gesellschaftlichen Wertvorstellungen (r = -.62).111 Dementsprechend ist die gesellschaftliche Wertschätzung dieser Kulturdimension im „Normalfall“ um so geringer, je stärker die UV praktiziert wird. Anhand von Zusammenhänge Korrelationsanalysen dieser untersuchten Kulturdimension mit die Forscher weiteren mögliche außenstehenden sozioökonomischen Indikatoren und Variablen der oben angesprochenen Studien und Institute. Dabei wurde anhand signifikanter Korrelationen festgestellt, dass Kulturen, die in hohem Maße Unsicherheitsvermeidung betreiben, dazu tendieren, sich wirtschaftlicher Wohlfahrt zu erfreuen (r = .60).112 Die wirtschaftliche Wohlfahrt wird auch vom Staat gefördert (r = .74). Ein weiteres Korrelat der Unsicherheitsvermeidungspraktiken ist eine hohe Wettbewerbsfähigkeit (r = .60), die ebenfalls von der Gesellschaft gefördert wird (r = .44). Zudem leben die Mitglieder dieser Kulturen nicht nur in sichereren Gesellschaften mit faireren Justizapparaten (r = .76), sondern erfreuen sich auch generell einer höheren 108 vgl. ebd., a.a.O., S.11-13 für kurze Definitionen der Kulturdimensionen vgl. Luque, M. S. de, 2004, S.618-620 110 vgl. Luque, M. S. de, 2004, S.620-623 111 vgl. ebd., a.a.O., S.621 112 vgl. ebd., a.a.O., S.631 109 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 28 Zufriedenheit (r = .63).113 Ebenfalls ist festzustellen, dass in diesen Ländern Demokratie vermehrt unterstützt.114 Bei diesen Ergebnissen ist die relative Verteilung der Länder in Hinsicht auf das Maß der praktizierten Unsicherheitsvermeidung zu beachten. Vor allem die entwickelteren und technologisch fortschrittlicheren Länder erzielen hohe Werte bei dieser Dimension, vergleichsweise „rückständigere“ Länder geringere Werte. So ist beispielsweise die nicht entsprechend fortschrittliche Infrastruktur oder medizinische Technologie, in genau den Ländern, die relativ regelfrei organisiert sind, ausschlaggebend für eine geringere Lebenserwartung oder einen nicht funktionierenden Justizapparat. 3.1.4.2 Machtdistanz (Power Distance) Diese Dimension untersucht das Ausmaß des Konsens innerhalb einer Gesellschaft darüber, inwiefern Macht geteilt und in höheren Ebenen einer Organisation konzentriert werden soll. Zur Messung dieser Kulturdimension wurden Items abgefragt, die mit dem Einfluss, der Konzentration und den Privilegien von Macht zusammenhängen, aber auch Items, die Aufschluss über zwischenmenschliches Verhalten in Bezug auf Machtunterschiede geben.115 Um Machtdistanz von Unsicherheitsvermeidung strikt zu trennen, wurden Items, die auf Regeln und Prozeduren als Ausdruck von Formalisierungen abzielen, nicht für das Konstrukt von Machtdistanz genutzt.116 Der aggregierte Mittelwert aller 61 von Projekt GLOBE untersuchten Länder beträgt für die gesellschaftlich ausgeübte Machtdistanz 5,17. Die Mittelwerte der jeweiligen Länder liegen zwischen 3,89 und 5,80.117 Im Vergleich zu den übrigen 8 Kulturdimensionen stellt der aggregierte Mittelwert der Ergebnisse für diese Dimension den höchsten Wert dar. Insgesamt 60 der 61 untersuchten Länder erzielen einen Mittelwert über dem Mittelpunkt von 4 auf der 7-Punkteskala anhand derer die Konstrukte bemessen werden.118 Der Mittelwert aller 113 vgl. ebd., a.a.O., S.629-633 aus ebd., a.a.O., S.632: „Dislike of Democracy“ ( r = -49) in Bezug auf gesellschaftlich praktizierte Unsicherheitsvermeidung 115 vgl. Dale, C., 2004, S.537 116 vgl. ebd., a.a.O., S.538 117 vgl. ebd., a.a.O., S.539 118 vgl. ebd., a.a.O., S.539 114 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 29 Ländermittel in Bezug auf die, von den Gesellschaften erwünschten Machtdistanz, liegt mit 2,75 nicht nur deutlich unter dem Mittelpunkt von 4, sondern stellt auch die geringste Wertschätzung unter den neun Dimensionen dar.119 Die jeweiligen Ländermittel liegen zwischen 2,04 und 3,65. Zwischen der praktizierten und der erwünschten Machdistanz besteht eine negative und signifikante Korrelation (r = .43). Mit außerhalb des Konstruktes liegenden sozioökonomischen Indikatoren und Variablen korrelieren besonders die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten Machtdistanz. Es wurden unter anderem signifikante negative Korrelationen zu wirtschaftlichem Wohlergehen ( r = -.53), gesellschaftlicher Unterstützung wirtschaftlicher Kompetitivität ( r = -.47), staatlicher Unterstützung für wirtschaftliches Wohlergehen ( r = -.65), dem HDI ( r = -.36) und gesellschaftlicher Gesundheit ( r = -.62) gefunden.120 Das heißt, die Hypothesen121 der Autoren des GLOBE-Projektes, die annahmen, dass sich Länder mit nur gering praktizierter Machtdistanz höherer wirtschaftlicher Wohlfahrt, eines höheren Wertes beim HDI und höherer gesellschaftlicher Gesundheit erfreuen, sind hier punktuell belegt. Zwei weitere, speziell für diese Dimension untersuchte, externe Variablen sind Korruption, ein Index, den die Autoren von Transparency International übernahmen, und Civil Liberty Index, der vom Freedom House veröffentlicht wird. So tendieren Gesellschaften, die der Machdistanz eine höhere Wertschätzung entgegenbringen, zur Korruption (r = .36) und niedriger ziviler Freiheit (r = .38).122 3.1.4.3 Institutioneller Kollektivismus (Institutional collectivism) Anhand dieser Kategorie wird überprüft, inwieweit institutionelle Praktiken von Gesellschaften und Organisationen kollektive Verteilung von Ressourcen und kollektives Handeln fördern. Obwohl diese Dimension schon oft in früherer Literatur untersucht worden ist, weist GLOBE einige Besonderheiten auf. Hier wurde zum ersten Mal in praktizierten und erwünschten Kollektivismus unterteilt. Entweder wurden davor nur Werte untersucht oder aber beide Manifestationen 119 vgl. ebd., a.a.O., S.538 vgl. ebd., a.a.O., S.556- 558 121 vgl. ebd., a.a.O., S.556 122 vgl. ebd., a.a.O., S.558 120 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 30 von Kultur, also Werte und Praktiken, in einem Konstrukt, wie es bei Hofstede der Fall war.123 Außerdem erhalten die Forscher interessante Ergebnisse aufgrund der Aufspaltung dieser Dimension in institutionellen und Gruppenkollektivismus. Dieses Kollektivismuskonstrukt wurde anhand von vier Fragen untersucht, die sich darauf bezogen, ob Loyalität zur Gruppe auf Kosten des Individuums gefördert wird, das Wirtschaftsystem eher individuelle oder kollektive Interessen berücksichtigt, die Akzeptanz durch andere Gruppenmitglieder wichtig ist und ob eher Individualismus oder Gruppenkohäsion in der jeweiligen Gesellschaft bevorzugt wird.124 Der aggregierte Mittelwert der Länder in Bezug auf praktizierten institutionellen Kollektivismus beträgt auf der 7-Punkteskala 4,25, wobei sich die Mittelwerte der einzelnen Länder zwischen 3,25 und 5,22 bewegen. Der durchschnittliche Mittelwert der Wertvorstellungen diese Dimension betreffend beträgt 4,72 und die einzelnen Ländermittel liegen zwischen 3,83 und 5,65.125 Die beiden Kategorien korrelieren negativ miteinander (r = -.61), das heißt, in Gesellschaften, in denen Kollektivismus nur wenig ausgeprägt ist, ist der Wunsch nach stärker praktiziertem Kollektivismus höher.126 Gesellschaften, in denen institutioneller Kollektivismus stärker praktiziert wird, tendieren gleichzeitig zu höherer wirtschaftlicher Wohlfahrt (r = .33), höherer Unterstützung dieser Wohlfahrt durch den öffentlichen Sektor ( r = .36) und höherer Wettbewerbsfähigkeit (r = .40).127 Des Weiteren scheinen kollektivistisch orientierte Gesellschaften höheren Erfolg auf dem Gebiet der grundlegenden wissenschaftlichen Forschung zu besitzen (r = .39). Für die Wertvorstellung gelten jeweils negative Korrelationen zu den oben besprochenen sozioökonomischen Indikatoren, wofür die vorhin beschriebene negative Korrelation zwischen Kollektivismuswerten und -praktiken als Erklärung gesehen werden kann. Jedoch besteht ein signifikanter und negativer Zusammenhang zwischen Kollektivismuswerten und der gesellschaftlichen 123 vgl. Gelfand, M. J., 2004, S. 463 vgl. ebd., a.a.O., S. 463 125 vgl. ebd., a.a.O., S.467 126 vgl. Gelfand, M. J., S.466 127 vgl. ebd., a.a.O., S.481f 124 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 31 Gesundheit ( r = -.33).128 Des Weiteren weisen Gesellschaften, die nach mehr Kollektivismus streben, starke Familienzugehörigkeit auf ( r = .52).129 3.1.4.4 Gruppenkollektivismus (In- Group Collectivism) Im Gegensatz zum institutionellen Kollektivismus steht hier die Einstellung der Mitglieder einer Kultur in Hinsicht auf die praktizierte Zusammengehörigkeit, Loyalität und den Stolz, Mitglied ihrer jeweiligen Organisation oder Familie zu sein, im Vordergrund. Diese Kollektivismusdimension wurde anhand von vier Fragen bewertet.130 Diese Items fragten ab, inwiefern Kinder stolz auf die Leistungen ihrer Eltern sind und vice versa, ob Eltern auch im Alter weiterhin zu Hause leben und ob Kinder bis zu ihrer Heirat im elterlichen Haushalt verweilen. Zusammengeführt betragen die jeweiligen Ländermittel in Bezug auf den praktizierten Gruppenkollektivismus einen durchschnittlichen Wert von 5,13 mit jeweiligen Länderwerten zwischen 3,53 und 6,36.131 Im Vergleich hierzu ist der aggregierte Mittelwert des ersehnten Gruppenkollektivismus 5,66 mit jeweiligen Länderwerten zwischen 4,94 (Schweiz)132 und 6,52. Es liegt keine signifikante Wechselwirkung zwischen den Ergebnissen der Praktiken und Werte vor.133 Bei dem Vergleich der Wechselwirkungen zwischen Gruppenkollektivismus und externen Variablen ist darauf zu verweisen, dass eine signifikante und negative Korrelation zwischen den Ergebnissen des praktizierten Gruppenkollektivismus und dem GNP besteht ( r = -.76).134 Die Autoren kontrollieren in speziellen Fällen in den durchgeführten Analysen die Auswirkungen dieses Zusammenhanges, so dass anfänglich signifikante Übereinstimmungen nach dieser Korrektur marginal werden. Für den praktizierten Gruppenkollektivismus sind dies besonders im Bereich der wirtschaftlichen Indikatoren Wohlfahrt ( r = -.78), die Unterstützung des öffentlichen Sektors in Bezug auf Wohlfahrt ( r = -.67) und 128 vgl. ebd., a.a.O., S.484 vgl. ebd., a.a.O., S.486 130 vgl. ebd., a.a.O., S.463 131 vgl. ebd., a.a.O., S.467 132 vgl. Gelfand, M. J., 2004, S.471 133 vgl. ebd., a.a.O., S.466 134 vgl. ebd., a.a.O., S.481 129 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 32 Wettbewerbsfähigkeit ( r = -.45). So sind nach Korrektur des Einflusses des GNP diese Werte nicht mehr signifikant.135 Dieses Vorgehen ist aber auch unter dem Aspekt der oben beschriebenen Überprüfungen des Einflusses des GNP auf mögliche Wechselwirkungen der einzelnen Ergebnisse der Dimensionen und externen Variablen zu bewerten. Weiter weist Praktizierte Gruppenzusammengehörigkeit ebenfalls hohe Zusammenhänge mit den Variablen, die den „menschlichen Zustand“ bewerten, auf. Signifikante und negative Wechselbeziehungen liegen hier in Bezug auf die generelle gesellschaftliche Gesundheit ( r = -.60), die Lebenserwartung ( r = -,45), die grundlegende Zufriedenheit ( r = -.69) und dem HDI ( r = -.56) vor. Ergebnisse sind konträr zur Hypothese137, Gesellschaften mit 136 Diese hoher Kollektivismusorientierung seien gesünder in Bezug auf ihre Mitglieder und den generellen Zustand der Gesellschaft. Eine Erklärung könnte sein, dass vor allem die nicht am weitest entwickelten Staaten – ergo diejenigen, die beispielsweise weniger Zugang zu geeigneter medizinischer Versorgung besitzen – eine hohe Orientierung zum Gruppenkollektivismus besitzen.138 3.1.4.5 Geschlechtergleichheit (Gender Egalitarianism) Diese Dimension untersucht, inwieweit Organisationen und Gesellschaften die Unterschiede zwischen den Geschlechterrollen verringern, während unterdessen Geschlechtergleichheit gefördert wird. In der GLOBE- Studie wird differenziert auf die Besonderheit dieser Dimension hingewiesen. Die 7-Punkteskala der Items, anhand derer dieses Konstrukt untersucht wurde, beinhaltet einen konzeptuellen Unterschied zu den anderen angewandten Skalen. Die meisten Items zielen hier darauf ab, herauszufinden, ob in den jeweiligen Situationen eher Frauen oder eher Männer vorrangig in einer Gesellschaft behandelt werden. Z. B. wurde gefragt: „In this society, who is more 135 vgl. ebd., a.a.O., S.482f vgl. ebd., a.a.O., S.484f 137 vgl. Javidan, M., 2004, S.104 138 vgl. Gelfand, M. J., 2004, S. 485 136 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 33 likely to serve in a position of high office?”139 Auf der Antwortskala wurde ein Wert gegen 1 angegeben, je eher die Befragten zu Männern tendierten, und ein Wert gegen 7, je eher die Befragten zu Frauen tendierten. Das heißt, der Wert, der die höchste Geschlechtergleichheit darstellt, wäre der Mittelwert von 4. 140 In einer Gesellschaft, die ein sehr niedriges Ergebnis für das Gesamtkonstrukt erzielt, werden somit Männer „bevorzugt“ und Geschlechtergleichheit würde nicht ausgeübt werden und vice versa. Die aggregierten Ergebnisse für die gesellschaftlichen Praktiken diese Dimension betreffend untermauern mit einem Mittelwert aller untersuchten Gesellschaften von 3,37 universell eine eher marginal männerdominierte Gesellschaft. Die einzelnen Ländermittel liegen hier zwischen 2,50 und 4,08.141 Also selbst der Maximalwert von 4,08 (Ungarn) differiert nur marginal von dem Mittelwert von 4 und drückt für „Frauendominanz“ keine in der den untersuchten Gesellschaften Gesellschaften aus. Außerdem eine fällt hohe die Standardabweichung mit 0,37 sehr niedrig aus. Dies heißt, dass die Variabilität bei den Antworten der Befragten sehr gering ist – die Übereinstimmung der Antworten dementsprechend hoch. Zusammen mit der Assertiveness-Dimension ist dies die geringste Standardabweichung aller von GLOBE untersuchten Dimensionen.142 Das aggregierte Mittel der gesellschaftlichen Wertvorstellungen liegt mit 4,51 über dem Mittelwert von 4. Dies deutet darauf hin, dass Gesellschaften universell dazu tendieren würden, nicht Männer zu bevorzugen, wenn es z. B. darum geht, eine höhere Bildung oder Führungspositionen zu erreichen.143 Die einzelnen Länderwerte liegen zwischen 3,18 und 5,17 (England)144. Bei den Ergebnissen dieser Dimension ist zu beachten, dass, wie oben erwähnt, der Frauenanteil an der untersuchten Stichprobe mit 25,2% relativ gering ist. Die GLOBE- Studie selbst verweist auch aufgrund der interpretativen Komplexität dieser Dimension darauf, 139 vgl. Emrich, C. G., 2004, S.360 vgl. ebd., a.a.O., S.361 141 vgl. ebd., a.a.O., S.362 142 vgl. Emrich, C. G., 2004, S.362 143 vgl. ebd., a.a.O., S.362 144 vgl. ebd., a.a.O., S.366 140 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 34 dass das Konstrukt für diese Kulturdimension konzeptuell noch nicht komplett ausgereift ist.145 Korrelationsanalysen146 der gesellschaftlichen Praktiken und Wertvorstellungen über Geschlechtergleichheit mit den von der GLOBE-Studie gesammelten unabhängigen sozioökonomischen Indikatoren ergaben vergleichsweise geringe Übereinstimmungen. Die Ergebnisse wurden wie auch die der anderen 8 Dimensionen in Zusammenhang mit Indikatoren des ökonomischen Wohlergehens, „menschlichen“ Verfassung („human condition“) und politischen Ideologien gebracht. Für die Ergebnisse bei der gesellschaftlich praktizierten Geschlechtergleichheit liegen lediglich positive und signifikantere Korrelationen mit dem HDI (r =.29), einer Geringschätzung für Demokratie (r = .59) und einer Abneigung gegen Demokratie (r = .44) vor. Das heißt, gesellschaftlich praktizierte Geschlechtergleichbehandlung korreliert nicht ausschlaggebend mit Indikatoren ökonomischen Wohlbefindens und nur wenig mit Indikatoren menschlichen Wohlbefindens – hier nur mit dem HDI. Gesellschaftliche Wertvorstellungen andererseits korrelieren bei ökonomischen Indikatoren positiv und signifikant mit ökonomischer Prosperität (r =.36), ökonomischer Produktivität (r =.30) und dem GNP per capita (r =.44). Weitere Korrelate der Wertvorstellungen die menschliche Verfassung der Mitglieder einer Gesellschaft betreffend sind generelle Zufriedenheit (r =.59) und der HDI ( r =.43). Die Wertvorstellungen korrelieren wiederum negativ im Bereich der politischen Ideologie mit der Rolle der Regierung bzw. ihrer Wichtigkeit (r = -.60), Passivität (r = .-41), Nichtvorhandensein von Mitsprache (r = -.62) und Stabilität ( r = -.56). Vor Allem die Korrelationen der Wertvorstellungen deuten auf einen positiven Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Wohlergehen einer Gesellschaft und einem höheren Willen zur Gleichberechtigung der Geschlechter hin. Das ökonomische Wohlergehen einer Gesellschaft wiederum könnte hier ausschlaggebend für den Wunsch nach geringerer Einmischung des Staates darstellen.147 Statistisch könnte die geringe Standardabweichung einer der Gründe 145 vgl. ebd., a.a.O., S.361f vgl. ebd., a.a.O., S.364-370 147 vgl. Emrich, C. G., 2004, S.370 146 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 35 sein, warum die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten Gleichbehandlung wenig signifikante Übereinstimmungen mit anderen Indikatoren auftreten.148 3.1.4.6 Durchsetzungsfähigkeit (Assertiveness) Anhand dieser Dimension wird der Umgang der Menschen miteinander untersucht. Gehen sie entweder aggressiv, selbstsicher oder sogar konfrontationssuchend miteinander um? Eine eigenständige Dimension für die Durchsetzungsfähigkeit oder Bestimmtheit, die bei Mitgliedern einer Gesellschaft vorliegt, wurde bisher noch nicht von anderen kulturvergleichenden Studien berücksichtigt.149 Der aggregierte Mittelwert für gesellschaftlich praktizierte Bestimmtheit liegt bei 4,14. 150 Die jeweiligen Ländermittel liegen hier zwischen 3,38 bis 4,89. Das aggregiert globale Mittel der 61 untersuchten Länder in Bezug auf gesellschaftliche Wertvorstellungen über diese Kulturdimension beträgt 3,82, wobei die jeweiligen Ländermittel zwischen 2,66 und 5,56 (Japan) liegen. Gesellschaftliche Werte korrelieren negativ, nicht aber stark signifikant. So wünschen sich 40 von 61 Ländern ein niedrigeres Maß an Bestimmtheit in ihren Gesellschaften als dies praktiziert wird.151 Bei den Ergebnissen zur gesellschaftlichen Wertvorstellung liegt ebenfalls eine hohe Standardabweichung vor.152 Jedoch sind die Wertvorstellungen bei einem Drittel der Länder höher als sie dies in der Praxis sind. Folglich könnte gelten: „Assertiveness is not universally desirable or undesirable.“153 Die Autoren verweisen ebenfalls darauf, dass die untersuchte Personengruppe aus, im mittleren Management arbeitenden, Berufstätigen besteht. Somit könnte ebenfalls eine von der jeweiligen Gesellschaft abweichende Meinung widergegeben worden sein, da Manager normalerweise ihrem Verhalten inhärent bestimmter und durchsetzungsfähiger sein könnten. Aber, wie auch oben schon angesprochen, zeigen die Ergebnisse, dass Manager 148 vgl. ebd., a.a.O., S.366 vgl. Den Hartog, D. N., 2004, S.395 150 vgl. ebd., a.a.O., S.408 151 vgl. ebd., a.a.O., S.409 152 vgl. Den Hartog, D. N., 2004, S.409 153 vgl. ebd., a.a.O., S.412 149 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 36 eher von ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Kultur geprägt sind, als dass sie eine eigene abgeschlossene Managerkultur vertreten würden.154 Mit sozioökonomischen Indikatoren korreliert Assertiveness nur mäßig. Allein die gesellschaftlichen Wertvorstellungen dieser Dimension korrelieren signifikanter und positiv mit dem Indikator für den Erfolg in Wissenschaft und Technologie ( r = .34) und noch geringer mit dem Indikator für gesellschaftliche Unterstützung von Konkurrenzfähigkeit ( r = .29). Die von GLOBE aufgestellte Hypothese155, dass Gesellschaften, die ein hohes Maß an Bestimmtheit praktizieren, konkurrenzfähiger und wirtschaftlich erfolgreicher sind, wäre somit nur schwach unterstützt. Die zweite Hypothese, dass die Mitglieder von Kulturen, in denen ein hohes Maß an Bestimmtheit praktiziert wird, über keine generell gute gesundheitliche Verfassung verfügen würden, kann aufgrund der Vergleiche mit den hier verwendeten sozioökonomischen Variablen nicht belegt werden.156 3.1.4.7 Zukunftsorientierung (Future Orientation) Hier wird das Ausmaß, in dem Mitglieder einer Organisation oder Gesellschaft, Aktivitäten und Investitionen in die Zukunft verlagern, gemessen. Die GLOBEStudie ist die erste kulturvergleichende Untersuchung, die diese Dimension klar definiert und behandelt.157 Die einzelnen Items dieses Konstruktes zielten unter anderem darauf ab, zu überprüfen, ob in der jeweiligen Gesellschaft normalerweise eher der Status Quo bewahrt und ob vorrangig eher aktuelle Probleme gelöst werden oder ob in die Zukunft geplant wird.158 Der aggregierte Mittelwert der einzelnen Länderergebnisse in Bezug auf gesellschaftliche Praktiken dieser Dimension beträgt 3,85 und liegt somit auf der verwendeten 7-Punkteskala nahe dem Mittel von 4. Die Länderwerte reichen in ihren Mittelwerten von 2,88 bis 5,07. Dementsprechend stellen diese Ergebnisse die zweit niedrigsten aller neun von GLOBE untersuchten Dimensionen, die 154 vgl. ebd., a.a.O., S.412 vgl. ebd., a.a.O., S.416 156 vgl. ebd., a.a.O., S.416f 157 vgl. Ashkanasy, N., 2004, S. 314 / vgl. auch ebd., a.a.O., 312f 158 vgl. Ashkanasy, N., 2004, S.302 155 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 37 gesellschaftlichen Praktiken betreffend, dar.159 Bei den gesellschaftlichen Werten liegt das Mittel bei 5,48. Hier fallen die einzelnen Länderwerte zwischen 4,33 und 6,20.160 Die gesellschaftliche Wertvorstellung über zukunftsorientiertes Verhalten ist folglich die drittbegehrteste aller neun gesellschaftliche Wertvorstellung betreffenden Dimensionen. Die Ergebnisse der gesellschaftlich praktizierten Zukunftsorientierung korrelieren negative mit denen der gesellschaftlich erwünschten Zukunftsorientierung (r = -.41).161 Die Zeitorientierung bzw. der Umgang mit Zeit ist einer der Schlüsselmomente des menschlichem Verhaltens, z. B. benötigt der Mensch einen „Zeitrahmen“, an dem er sich orientieren kann, um Geschehnisse oder Erfahrungen differenziert einordnen und unterscheiden zu können.162 Laut GLOBE-Studie bestehen Wechselwirkungen zwischen der von den Mitgliedern einer Gesellschaft praktizierten Zukunftsorientierung und mehreren sozioökonomischen Faktoren. Diese sind beispielsweise wirtschaftliches Wohlergehen (r =.62), Wettbewerbsfähigkeit (r =.62), generelle gesellschaftliche Gesundheit (r =.70), generelle Zufriedenheit der Menschen (r =.56), Forschung und Erfolg in der Forschung (r =.54).163 Personen, die zukunftsorientiert leben, respektieren ihre Eltern und Freunde weniger (r = -.48), sind aber politisch aktiver164 und schätzen eher Demokratie165. Jedoch sollte die Rolle der Regierung nicht zu wichtig sein (r = -. 52). Ebenfalls tendieren diese Gesellschaften dazu, Geschlechtergleichheit zu unterstützen (r = .40) und eine höhere Sparquote (r =.39) zu haben.166 Die eben aufgelisteten Wechselwirkungen belegen GLOBE-Hypothesen167, die vermuteten, dass sich Gesellschaften mit hoher Zukunftsorientierung durch wirtschaftliche Prosperität, generelle gesellschaftliche Gesundheit, Geschlechtergleichheit, eine 159 vgl. ebd., a.a.O., S.303 vgl. ebd., a.a.O., S.304 161 vgl. ebd., a.a.O., S.306 162 vgl. ebd., a.a.O., S.285 163 vgl. ebd., a.a.O., S.315-317 164 vgl. ebd., a.a.O., S.318: signifikante und negative Korrelation zu „Lack of voice“ (r = -.42), und Passivität (r = -.38) 165 vgl. Ashkanasy, N., 2004, S.318: signifikante und negative Korrelation mit den Variablen für „Geringschätzung von Demokratie“ (r = -.53) und Abneigung von Demokratie (r = -.39) 166 vgl. ebd., a.a.O., S.319f 167 vgl. ebd., a.a.O., S.315 160 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 38 offenere und progressivere Einstellung zur politischen Sphäre und durch höhere Sparquoten ausweisen. Gesellschaften, die sich ein stärkere Zukunftsorientierung wünschen, tendieren dazu, in geringem wirtschaftlichen Wohlstand (r = -.62) zu leben und weniger wettbewerbsfähig zu sein (r = -.41). Jedoch unterstützt auch in diesem Fall die Regierung die Erhöhung des wirtschaftlichen Wohlstandes (r = .57).168 Außerdem weisen sich diese Kulturen durch einen „generell“ schlechteren gesellschaftlichen Zustand in Hinsicht auf den Lebensstandard aus, was sich in einer kürzeren Lebenserwartung (r = -.49), geringerer Zufriedenheit (r = -.45) und einem niedrigeren Wert in Bezug auf den jeweiligen HDI ( r = -.50) ausdrückt.169 Andererseits ist die Beziehung zur Familie stärker ausgeprägt (r = .49), wie auch der Respekt diesen gegenüber (r = .61).170 Ebenfalls scheinen diese Kulturen, tiefere Religiosität zu verspüren (r = .64).171 Die gesellschaftlichen Wertvorstellungen korrelieren zum Großteil negativ mit externen wirtschaftlichen Indikatoren und könnten somit als Ausdruck über die Unzufriedenheit der von der Gesellschaft nicht als ausreichend praktiziert gedeuteten Zukunftsorientierung anerkannt werden bzw. gesellschaftlicher Ausdruck von unzureichender Höhe des Lebensstandards, der politischen und wirtschaftlichen Stabilität eines Landes sein.172 Ein anderer möglicher Erklärungsansatz für die oben aufgeführten Ergebnisse wäre, dass die gesellschaftlichen Wertvorstellungen über die Zukunftsorientierung eher auf der spirituellen Ebene ansetzen.173 3.1.4.8 Leistungsorientierung (Performance Orientation) Die Leistungsorientierung einer Organisation oder Gesellschaft drückt deren unterstützendes und förderndes Verhalten gegenüber den Leistungen einzelner Mitglieder aus. 168 vgl. ebd., a.a.O., S.315 vgl. ebd., a.a.O., S.316 170 vgl. ebd., a.a.O., S.317 171 vgl. ebd., a.a.O., S.319 172 vgl. ebd., a.a.O., S.316 173 vgl. Ashkanasy, N., 2004, S.315f 169 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 39 Die drei Fragen, die zu den Ergebnissen dieser Dimension führten, bezogen sich auf die gesellschaftlichen Praktiken in Hinsicht auf Innovation und Verbesserung, aber auch auf das jeweilige Belohnungssystem. 174 Die Auswertung der Antworten der Fragen dieses Konstruktes ergaben bezüglich der gesellschaftlichen Praktiken ein eher mittleres Durchschnittsergebnis mit 4,10 und jeweiligen Ländermitteln zwischen 3,20 und 4,94.175 Das aggregierte Mittel der gesellschaftlichen Werte jedoch stellt mit einem Wert von 5,94 und Länderwerten zwischen 4,92 und 6,58 das höchste Ergebnis aller neun Dimensionen dar. Leistungsorientierung ist somit universell in den Gesellschaften – natürlich unterschiedlich stark – begehrenswert. Lediglich die Dimension der Geschlechtergleichheit muss bei diesem Vergleich außen vorgelassen werden, da ihre 7-Punkteskala, wie oben schon beschrieben, in ihrer Konzeption von den übrigen abweicht. Die Hypothese, dass jede Gesellschaft danach strebt, Lebensstandards zu erhöhen und dies durch gesellschaftliche und kulturelle Praktiken unterstützt wird, scheint anhand jener Ergebnisse punktuell bestätigt.176 Die Ergebnisse der beiden Untersuchungsebenen korrelieren gering aber signifikant miteinander (r = -.28).177 Die Wechselwirkungen zwischen externen Indikatoren und den Ergebnissen der gesellschaftlichen Praktiken dieser Dimension belegen die Hypothesen, dass leistungsorientiertere Gesellschaften wirtschaftlich wohlhabender (r = .29) und wettbewerbsfähiger sind (r = .61). Außerdem unterstützen und fördern auch die jeweiligen Regierungen (r = .50) und Gesellschaften (r = .58) diese wirtschaftlichen Ziele.178 Die Lebensqualität und generelle Sicherheit (r = .53) ebenfalls wie die generelle Zufriedenheit der Bevölkerung (r = .51) sind in jenen Gesellschaften höher.179 Gesellschaften, die der Leistungsorientierung viel Beachtung schenken, also eine höhere Wertschätzung im Gegensatz zu einer direkten Praxisorientierung in 174 vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.246 vgl. ebd., a.a.O., S.248 176 vgl. ebd., a.a.O., S.254 177 vgl. ebd., a.a.O., S. 249 178 vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.253f 179 vgl. ebd., a.a.O., S.256 175 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 40 Bezug auf diese Dimension haben, scheinen ärmer (r = -.28) und weniger wettbewerbsfähig (r = -.44) zu sein.180 3.1.4.9 Zwischenmenschliches Verhalten (Humane orientation) Ähnlich der Leistungsorientierung drückt diese Dimension das unterstützende und fördernde Verhalten der jeweiligen Organisation oder Gesellschaft - in diesem Fall jedoch in Bezug auf das faire, freundliche, freigiebige oder nette Verhalten eines Mitglieds gegenüber anderen – aus. Diese Dimension manifestiert sich zum Einen in der Art, wie Menschen miteinander umgehen und andererseits in institutionalisierten sozialen Programmen der jeweiligen Gesellschaft.181 Dieses Konstrukt wurde anhand von fünf Fragen bearbeitet, die beispielsweise zu klären versuchen, inwiefern die Mitglieder einer Gesellschaft ihren Mitmenschen gegenüber einfühlsam oder um sie besorgt sind.182 Das Gesamtergebnis ergibt einen Mittelwert für die Ergebnisse des praktizierten menschenfreundlichen Umganges der Mitglieder der Gesellschaften untereinander von 4,09 mit einzelnen Länderwerten zwischen 3,18 (früheres Westdeutschland) und 5,23. Die Wertvorstellungen in Bezug auf diese Dimension führen zu einem aggregierten Mittelwert von 5,42, wobei die jeweiligen Länderwerte von 4,49 bis 6.09 reichen. Es besteht eine geringe negative Wechselwirkung zwischen den Werten der beiden Ebenen dieser Dimension (r = -.32).183 In Gesellschaften, die sich durch einen hohen Anteil an urbaner Bevölkerung auszeichnen, scheinen die Menschen unfreundlicher miteinander umzugehen.184 Ein menschlicherer Umgang untereinander trifft eher auf Gesellschaften zu, die generelle Probleme in Bezug auf den sozioökonomischen Zustand ihrer Mitglieder haben. Dementsprechend besteht ein positiver Zusammenhang mit der Kindersterblichkeitsrate (r = .33) sowie der Sterblichkeitsrate der Mütter ( r = .34). Weitere für diese These sprechenden Wechselwirkungen beziehen sich auf 180 vgl. ebd., a.a.O., S.253 vgl. Kabasakal, H., 2004, S.569 182 vgl. ebd., a.a.O., S.571 183 vgl. ebd., a.a.O., S.572-574 184 vgl. Kabasakal, H., 2004, S. 577: Der Urbanisierungsgrad – dem Human Development Report der UN entnommen – korreliert negativ mit den Ergebnissen der gesellschaftlichen Praktiken (r = -.37), der Prozentanteil der im Primären Sektor bzw. in der Landwirtschaft arbeitenden Bevölkerung positiv ( r = .56). 181 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 41 die Lebenserwartung (r = -.35), den HDI (r = -.38) und den Zugang zu Trinkwasser (r = -.34).185 Viele dieser Indikatoren stellen ebenfalls den Modernisierungsgrad einer Gesellschaft dar. Die Ergebnisse der gesellschaftlichen Wertvorstellungen über den hilfsbereiten Umgang miteinander treten nicht mit den eben aufgeführten sozioökonomischen Indikatoren in Wechselwirkungen. 3.2 World Value Survey Die hier untersuchte World Values Survey (WVS) ist das Ergebnis der vierten Welle von weltweiten Befragungen und Datenerhebung über generelle Werteinstellungen von Mitgliedern verschiedener Kulturen.186 Die erste Erhebung wurde bereits Anfang der 80er Jahre durchgeführt und knüpft direkt an die ersten wertorientierten Umfragen an, die in einigen europäischen Ländern durchgeführt worden sind und die ihrerseits mittlerweile in den laufenden Umfragen des „Eurobarometers“ gipfeln. In jener jüngsten hier untersuchten vierten Welle der WVS wurden 118.200 Menschen aus 81 Ländern befragt. Insgesamt leben 85% der Menschheit in den untersuchten Ländern.187 Die WVS stellt somit die bis dato umfangreichste je unternommene Erhebung sozialer Daten dar.188 Fragen zu verschiedenen zentralen Themengebieten u.A. zu Politik, Umwelt, Arbeit, Technologie, Familie und der generellen Wahrnehmung des Lebens wurden beantwortet. 3.2.1 Konzeption und Durchführung Durchgeführt wurde diese Studie fast ausschließlich anhand von „face-to-face“ Interviews189, wobei die Rücklaufquoten von 25% in Spanien bis hin zu 95% in der Slowakei variierten.190 Allein in einigen Ausnahmefällen wurde z.B. auf Telefoninterviews zurückgegriffen wie im Falle von Island. Die vier Phasen 185 vgl. ebd., a.a.O., S.577 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.399 187 vgl. ebd., a.a.O., S. 9 188 vgl. ebd., a.a.O., S. 395 189 vgl. Inglehart, R., 1998, S. 470 190 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.400 186 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 42 dieser empirischen Studie, das Fragebogendesign, die Stichprobenauswahl, die Datenerhebung und deren Analyse, sind in ihrer methodologischen Konzeption von den Forschern aufgelistet und beschrieben. Beim Fragebogendesign und der jeweiligen Erstellung der Fragen wurde differenziert auf Wortstellung, Art der Frage, Reihenfolge und Wesen der Antwortkategorien, Existenz oder Abwesenheit einer „Nein“-Antwortmöglichkeit oder alternativer Antwortmöglichkeiten geachtet.191 Bei diesem multinationalen, multikulturellen and multilingualen Forschungsprojekt wurde näher auf die Problematik der unterschiedlichen Perzeption bzw. der jeweiligen kulturellen, aber beispielsweise auch rechtlichen, Hintergründe, denen die kulturübergreifenden Fragestellungen gegenüberstehen, eingegangen: „Marijuana for personal use is legal in Amsterdam and is sold in so-called coffee shops but its possession will result in years of imprisonment in some countries.“192 In den meisten untersuchten Ländern wurden die Fragebögen nicht nur stringent durch die Methodik der Rückübersetzung, sondern auch durch „pre-tests“ validiert.193 Anhand der Auswertungen dieser Vorgehensweise wurden dann einige kritische Fragen teilweise in manchen Ländern ausgelassen. In 2/3 der Länder wurden die sogenannten Kernfragen („core questions“) beantwortet, oft aber auch kulturspezifische Fragen mitaufgenommen.194 Um die Aussagekraft und die „kulturübergreifende“ Gültigkeit der einzelnen Items zu verstärken bzw. zu verifizieren, unternahmen die Forscher mehrere Überprüfungen. An dieser Stelle ist erneut darauf zu verweisen, dass hier fast ausschließlich Einzelfragen beantwortet worden sind, die jeweils kein geschlossenes Konstrukt erklären sollen, wie es bei der GLOBE-Studie der Fall ist. Beispielsweise wurde anhand des HDI als externem Indikator eine Varianzanalyse195 in Bezug auf das Kriterium der „Wichtigkeit Gottes“ unter der Annahme der Modernisierungstheorie, dass mit zunehmendem Grad der 191 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.386 aus ebd., a.a.O., S.386 193 vgl. ebd., a.a.O., S.399 194 vgl. ebd., a.a.O.,S. 399 195 Anhand einer Varianzanalyse kann der Einfluss auf die Variabilität eines abhängigen Merkmales – hier die „Wichtigkeit Gottes“ – durch eine unabhängige Variable - hier der HDI – berechnet bzw. erklärt werden. vgl. Atteslander, P., 2003, S.320 192 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 43 Modernisierung, Gott an „Wichtigkeit“ verliert, durchgeführt.196 Dazu wurden die einzelnen Länderwerte des HDI mit den Ergebnissen der 10-Punkteskala des Items korreliert. Die Übereinstimmung entsprach einem r = 0,64.197 Daraus wiederum ergab sich eine 40% Signifikanz des HDI für die Erklärung länderübergreifender Varianz. In einer weiteren derartigen Analyse errechneten die Forscher hinsichtlich der Ergebnisse der Frage nach dem jeweiligen Vertrauen in kirchliche Organisation, die natürlich in den einzelnen Ländern stark unterschiedlich ausgeprägt sind, einen Wert von 51% bezüglich der Signifikanz des HDI bei der Erklärung der länderübergreifenden Varianz.198 Die erhobenen Daten weisen ein hohes Maß an kulturübergreifender Valididät auf199. Anders als in der GLOBE-Studie wurden verschiedene Skalen benutzt, um die einzelnen Antworten der Fragen zu messen. Probanden gaben ihre Antworten in einem Rahmen von 3-, 5-, 7- oder 10-Punkteskalen200 an, aber auch anhand vorgegebener Antwortmöglichkeiten wie z. B.: “Do you think most people would try to take advantage of you if they got a chance, or would they try to be fair?” 1. Would take advantage 2. Would try to be fair201 Ansonsten konnten Gewichtungen bei den Antworten angegeben werden. Z.B.: „Stimmen Sie gar nicht zu“, „ein wenig“ oder „sehr stark“.202 Lediglich beim Publizieren der Ergebnisse wurden oft die beiden untersten oder obersten Punkte der Skalen zusammengefasst in einer Kategorie dargestellt. Hinsichtlich der Stichprobenauswahl, bei der, soweit es möglich war, nach vorliegenden Zensuslisten ausgegangen worden ist, versuchten die Forscher jeweils nach statistischen Gesichtspunkten, repräsentative Personengruppen zu definieren. Dabei wurde in den meisten Fällen ein geschichtetes Zufalls- 196 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.388f vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S. 389 198 vgl. ebd., a.a.O., S.389 199 vgl. ebd., a.a.O., S.390 200 vgl. Gupta, V., 2004 (a), S.163 201 aus Inglehart, R., 2004 (a), S.415 202 vgl. ebd., a.a.O., S.393 197 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 44 Stichprobenverfahren („stratified multistage random sampling“)203 angewendet, dass bis zur kleinsten Untersuchungseinheit versucht, mit voller Zufallsmöglichkeit vorzugehen. So wurde jeweils bis zur Einheit des Haushaltes ein Gebietsstichprobe durchgeführt, aber auf dieser Ebene dann nur eine Quotenstichprobe genommen, das heißt, es wurde unter Anwendung statistischer Methoden mit einer Kombination aus Zufalls- und Quotenstichprobe gearbeitet.204 Im weiteren Verlauf wurden unter dem Aspekt der proportionalen Verteilung die Stichproben hinsichtlich der Zufälligkeit und Größe („probability proportional to size“)205 überprüft. Durch Gewichtung wurde eine individuelle Überrepräsentation bzw. Unterrepräsentation einzelner Gruppen oder Gebiete – beispielsweise der Städte gegenüber eher ländlichen Gegenden – gedämpft. Ebenfalls ist eine Einteilung der befragten Personen in Bezug auf Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungsniveau und grundlegende Wertvorstellung vorgenommen worden.206 Außerdem mussten die lokalen Forschungsteams bzw. Forschungseinrichtungen nicht nur den Originalfragebogen, sondern auch einen zur Dokumentation gedachten Fragebogen ausgefüllt hinterlegen, der die jeweilige Konzeption und Durchführung der Erhebung bezüglich der universellen Kernvorgaben abprüfte.207 3.2.2 Werte und Annahmen Die WVS untersucht kulturvergleichend gesellschaftliche Werte aus mehreren Bereichen. Neben den Ergebnisse von Fragen über allgemeine Lebenseinstellungen, aus dem politischen und allgemein gesellschaftlichen Bereich, des Berufes und der Familie werden auch die von Inglehart entwickelten Hypothesen im Folgenden untersucht werden. 203 vgl. ebd., a.a.O., S.400 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.391 205 vgl. ebd., a.a.O., S.392 206 vgl. ebd., a.a.O., S. 408-411: 30% der Befragten waren zwischen 15-29, 41% zwischen 30-49 und 29% waren über 50 Jahre alt. Beim Bildungsgrad wird ebenfalls in drei Kategorien unterteilt: 38% der Befragten hatten eine teilweise bis komplett abgeschlossene Grundschulbildung, 42% eine teilweise bis komplett abgeschlossenen 2. Ausbildungsweg und 20% ein niedrigeren bis hohen Abschluss auf dem dritten Bildungsweg absolviert. Die drei Einkommensgruppen wurden jeweils relativ zu nationalen Einkommensvariablen erarbeitet. Die grundlegenden Wertvorstellungen gliederte sich in eine materialistische, in der Befragte höchste Priorität der wirtschaftlichen und physischen Sicherheit gaben, und in eine postmaterialistische, in der Befragte eher Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit anstrebten. 207 vgl. ebd., a.a.O., S.399 204 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 45 Anhand der Ergebnisse der WVS von 1990-93 haben die Autoren zwei Hypothesen208 aufgestellt. Zum einen besteht ein tiefer Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Umwelt und der jeweiligen Gesellschaft. Nach Inglehart werden diese Umwelteinflüsse durch die jeweiligen Werteprioritäten eines Individuums reflektiert. Ein Individuum sehnt sich subjektiv demnach immer nach Werten, die quantitativ begrenzt sind.209 Dies ist die Hypothese der Begrenztheit („Scarcity Hypothesis“). Zum anderen liegt ein „time lag“ – eine zeitliche Verzögerung – im Prozess gesellschaftlicher und individueller Werteveränderung vor. Entsprechend den sozioökonomischen Gegebenheiten in der Kindheit entwickeln sich beim Individuum Wertvorstellungen, die sich vergleichsweise nur sehr langsam im späteren Lebensverlauf ändern. So entstehen nicht nur hohe Unterschiede in den Vorstellungen älterer und jüngerer Menschen, es wird auch darauf hingewiesen, dass kulturelle Veränderungen zum Großteil durch Generationswechsel einsetzen.210 Inglehart beschreibt dies als die Hypothese der Sozialisierung („Socialisation Hypothesis“).211 Die beiden Hypothesen sind Teil des als grundlegenden kulturellen Prozess angesehenen Wertewandels der Gesellschaften hin zu postmodernen Kulturen. Abb. 3 veranschaulicht diesen generellen Prozess. Zum Einen findet aufgrund von Industrialisierung und Modernisierung eine Säkularisierung in den Gesellschaften, die ökonomischen Aufschwung erleben, statt. Kirche und Religion verlieren ein Stück ihrer traditionellen Autorität. Währenddessen nimmt gleichzeitig die Bürokratisierung zu, unter der Inglehart eine rational-legale Autorität versteht, die mit ihrer zentralisierten Organisation Leistungsorientierung und wirtschaftliches Wachstum fördert.212 208 vgl. Inglehart, R., 1997, S.33 vgl. ebd., a.a.O., S.33 210 vgl. ebd., a.a.O., S. 34 aber auch Inglehart, R., 2004 (a), S. 8 211 vgl. Inglehart, R., 2004 (a), S.8 212 vgl. Inglehart, R., 1997, S.73 209 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 46 Abbildung 4: Postmodernismus-Konstrukt213 Zum Anderen zeichnen sich Gesellschaften, die sich in ökonomischer Sicherheit wähnen und ihr „Kampf“ um das Überleben gesichert ist durch veränderte Werte aus. In postmaterialistischen Gesellschaften und hier vornehmlich den sozialen Wohlfahrtsstaaten mit Systemen der ökonomische Absicherung ihrer Mitglieder, streben Individuen mehr nach persönlichem Wohlbefinden und Selbstverwirklichung.214 Anhand der unten angefügten Grafik ist ersichtlich, wie die einzelnen Items215 in diesem Konstrukt angebracht sind. 213 aus Inglehart, R., 2004 (a), S.12 vgl. Inglehart, R., 1997, S.74f 215 Hier werden Items des Fragebogens der WVS von 1990-93 gelistet, die nur teilweise mit denen der letzten Erhebung übereinstimmen. 214 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 47 Abbildung 5, Operationalisierung des Postmodernismuskonstruktes mit Items der WVS von 1990-93 216 3.3 Trompenaars` Studien Trompenaars, selbst interkultureller Trainer, und Hampden-Turner verfolgen mit ihrer Studie drei Ziele. Sie versuchen, 1. die Idee, dass der eine richtige Weg für erfolgreiches Managen und Organisieren existiert, zu widerlegen. 2. Menschen ein besseres Verständnis ihrer eigenen Kultur und kultureller Unterschiede zu vermitteln. 216 aus Inglehart, R., 1997, S.82 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 48 3. kulturelle Einsichten über das Dilemma zwischen Lokalem und Globalen, das internationale Unternehmen verspüren, zu vermitteln.217 Mit den Teilnehmern seiner Seminare bzw. deren Antworten und Einschätzungen hat Trompenaars eine umfangreiche Datenbank erarbeitet, die er als Grundlage seiner Studien nutzt. 3.3.1 Konzeption und Durchführung Von den circa 50.000 Personen, die in der von Trompenaars selbst erarbeiteten Datenbank geführt werden, wurde nur ein Teil in der hier behandelten Studie befragt. Der Personenkreis der Befragten bzw. derjenigen, die die Fragebögen beantworteten, betraf circa 30.000, denn es sollten hier allein die Einstellungen und Werteorientierungen von Managern multi- und internationaler Unternehmen überprüft werden. Die untersuchte Personengruppe entstammt 55 Ländern. Diese Personengruppe setzt sich vor allem aus den Teilnehmern aus über 1000 „crosscultural“-Trainings in über 20 Ländern.218 Neben der eigenen Datenbank wurden die Forscher von 30 Unternehmen, die international arbeiten, bei ihrer Datenerhebung unterstützt. Die Stichproben für jedes untersuchte Land setzen sich aus mindestens 100 Personen ähnlichen Hintergrunds und vergleichbaren Berufes zusammen. Ungefähr 75% der Befragten gehören dem Management an, die restlichen 25% eher administrativen Unternehmensbereichen.219 Ein Fragebogen zu den sieben zu untersuchenden Kulturdimensionen (siehe 3.3.2) mit zunächst 79 Items wurde erstellt. Nach einer Überprüfung dieses Fragebogens anhand Cronbachs Alpha wurde die Anzahl der Items auf 58 verringert.220 Es wurden nicht relevante Items gestrichen oder ergänzt. So erhöhte sich Cronbachs Alpha auf mittlere bis vergleichbar hohe Werte zwischen 0.63 und 0.75 für die einzelnen Kulturdimensionen.221 Dies ist ein Indiz für gegebene Reliabilität der Dimensionen. Des Weiteren wurden die Daten auch daraufhin überprüft, inwieweit einzelne Charakteristika der Befragten für relative Unterschiede innerhalb der Ergebnisse 217 vgl. Trompenaars, F., 1997, S.2 vgl. ebd., a.a.O., S.1 219 vgl. ebd., a.a.O., S.1 220 vgl. Trompenaars, F., 1993, S.254 221 vgl. ebd., a.a.O., S. 254 218 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 49 der Umfrage verantwortlich waren. Jene Attribute sind Land, Geschlecht, Alter, jeweilige Organisation, Beruf, Religion und Bildung. Hierzu wurden die einzelnen Entropien222 jener Attribute in Bezug auf jede einzelne Kulturdimension hin überprüft. So konnte die jeweilige relative Höhe der Variabilität einzelner Attribute überprüft werden. Je geringer die Entropie eines Attributes, desto höher ist die aufgrund genau dieses Attributes auftretende Verschiedenartigkeit der Ergebnisse. Für alle Dimensionen ergab diese Überprüfung, dass die Zugehörigkeit der Probanden zu ihrer Nation für die relativ höchsten Unterschiede in den jeweiligen Ergebnissen führte. Den geringsten Einfluss auf die Ergebnisse hatten je nach Dimension Geschlecht, Unternehmen und Bildung.223 Diese Untersuchung ist ein Indiz dafür, dass die kulturübergreifende Validität der Konstrukte gegeben ist. 3.3.2 Kulturdimensionen Trompenaars arbeitet mit sieben unterschiedlichen Kulturdimensionen. Ähnlich wie bei Hofstede sehen sich bei Trompenaars die Kulturen Problemen gegenüber, für die sie spezifische Lösungen zu finden versuchen. Jene Probleme lassen sich abstrahiert in drei Kategorien einteilen. Erstens sind Probleme gemeint, die im Umgang mit Mitmenschen entstehen, weiter jene, die im Umgang mit der vergehenden Zeit zustande kommen und zuletzt Probleme, die sich aufgrund des Wechselspiel mit unterschiedlichen der konkretisieren.224 Umwelt Lösungswege bei der Die Konfrontation kulturabhängig mit besagten Gegebenheiten lassen sich anhand von sieben Kulturdimensionen darstellen, wobei die ersten fünf, die auf Parson zurückgehen, auf das Zusammenspiel der Menschen untereinander abzielen:225 1. Universalismus vs. Partikularismus 2. Individualismus vs. Kollektivismus (communitarianism) 3. Neutralität vs. Affektivität 4. Spezifität vs. Diffusion 222 Entropie ist ein Maß für den Informationsgehalt. vgl. Trompenaars, F., 1997, S. 241 224 vgl. Trompenaars, F., 1997, S.8 225 vgl. ebd., a.a.O., S.8f 223 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 50 5. Leistung vs. Zuschreibung (achievement vs. ascription) Die sechste Dimension behandelt die jeweilige gesellschaftliche Einstellung und den Umgang mit Zeit: 6. Konsekutive vs. synchrone Zeitauffassung Die siebte Dimension untersucht den individuellen Umgang mit der Natur und der jeweiligen Umgebung: 7. Internalität vs. Externalität Erfragt werden diese Konstrukte bzw. Kulturdimensionen durch zumeist deskriptive Situationsbeschreibungen, auf die die Befragten entweder anhand einer Auswahl von Antwortmöglichkeiten und -kombinationen reagieren können oder aber nur zwischen zwei konträren Antworten wählen können. Jene Beschreibungen oder Fragen226 nehmen eine dilemmaähnliche Gestalt an. Eine verwendete deskriptive Beschreibung und die hierauf möglichen Reaktionen ist beispielweise folgende: „Sie fahren mit einem Auto, das von einem guten Freund gefahren wird. Er fährt einen Fußgänger an. Sie wissen, dass er 50 km/h in einer Zone, in der nur 30 km/h erlaubt waren, gefahren ist. Es gibt keine Zeugen. Sein Anwalt erklärt Ihnen, dass wenn Sie unter Eid aussagen, er sei nur 30 gefahren, Sie ihn vor drastischen Folgen bewahren könnten. Welches Recht hat Ihr Freund, von Ihnen einzufordern, dass Sie ihn decken?“ Antwortmöglichkeiten: A. Mein Freund hat ein definitives Recht, von mir zu verlangen, bei meiner Aussage eine niedrigere Geschwindigkeit anzugeben. B. Er hat ein gewisses Recht, von mir zu verlangen, bei meiner Aussage eine niedrigere Geschwindigkeit anzugeben. C. Er hat kein Recht, von mir zu verlangen, bei meiner Aussage eine niedriger Geschwindigkeit anzugeben. „Was denken Sie, würden Sie tun, in Hinsicht auf die Verantwortung eines unter Eid stehenden Augenzeugen und die Verantwortung gegenüber Ihrem Freund?“ 226 Die hier jeweils verwendeten Items, um die Konstrukte zu operationalisieren, sind in der Übersichtstabelle zu Trompenaars im Anhang A zu finden. 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 51 D. Aussagen, dass er 30 km/h gefahren ist. E. Nicht aussagen, dass er 30 km/h gefahren ist.227 Ein Beispiel für eine direkte Frage wäre: „Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie etwas während Ihrer Arbeit geärgert hätte? Würden Sie ihre Gefühle offen ausdrücken?“228 Antwortmöglichkeiten: B. Ja C. Nein Die Art der Fragen und ihre Kontexte ähneln nicht nur Dilemmata, sondern sie zielen auch darauf ab, grundlegende Einstellungen („basic assumptions“)229 zu überprüfen. Dies sind Fragen, die verinnerlichte vielleicht noch nicht reflektierte Werte zum Vorschein bringen, die zu Überlegungen führen und vergleichsweise starke Reaktionen hervorrufen. Die Antworten dieser Fragen werden zu Ergebnissen in Prozentangaben umgerechnet, die dann in eine Rangfolge gebracht werden können. Lediglich die Einzelaspekte der Zeitorientierung werden anhand einer Einteilung von 1 = Sekunde 4 = Tage 7 = Jahre erfragt bzw. errechnet.230 Des Weiteren erklären die Autoren die von ihnen verwendeten Kulturdimensionen und deren mögliche Auswirkungen anhand von Case-Studies. Im Einzelnen werden die untersuchten charakterisiert:231 227 vgl. Trompenaars, F., 1997, S. 33f vgl. ebd., a.a.O., S.69 229 vgl., ebd., a.a.O., S.23 230 vgl. Trompenaars, F., 1997, S.127 231 vgl. ebd., a.a.O., S.8-10 228 Kulturdimensionen wie folgt definiert und 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 52 1. Universalismus vs. Partikularismus232 Diese Dimension gibt an, ob gesellschaftliche Regeln als universell gültig betrachtet oder je nach Situation individuell angewendet werden. Universalistisches bzw. regelgesteuertes Verhalten tendiert zum Abstrahieren. „What is good and right can be defined and always applies.“233 In einer universalistischen Kultur wird dementsprechend versucht, alle Personen, auf die ein Gesetz oder eine „Norm“ zutrifft, auch gleich zu behandeln. 2. Individualismus vs. Kollektivismus (communitarianism) In dieser Kategorie geht Trompenaars der Frage nach, ob sich die Menschen erst als Individuum oder primär als Teil einer Gruppe oder Gesellschaft sehen. In individualistischen Kulturen wird Organisation eher als Mittel zum Zweck angesehen, in kollektivistischen Kulturen stellt sie eine große Gemeinschaft oder Familie dar. Zentral ist auch der Aspekt, ob es das Ziel ist, das Wohlergehen des Individuums als wichtiger anzuerkennen oder das der „Gesamtheit“. 3. Neutralität vs. Affektivität Wie gehen Mitglieder einer Kultur mit Emotionen um? In einer affektiven Kultur zeigen sie diese offen. In emotionsneutralen Kulturen wird „objektiv“ miteinander umgegangen – Emotionen werden nicht gezeigt oder unterdrückt. Trompenaars beschreibt dies als „detached interaction“.234 4. Spezifität vs. Diffusion Dieses Gegensatzpaar bezieht sich auf den Grad der Einbeziehung der privaten Ebene in das öffentliche Leben. In einer diffusen Gesellschaft gewähren Menschen beispielsweise auch im Geschäftsleben hohe Einblicke in ihr Privatleben – das Ergebnis ist eine Diffusion von Privatem und Öffentlichem. In einer spezifischen Gesellschaft herrscht Trennung dieser 232 Die einzelnen Items sind in der Übersichtstabelle von Trompenaars Studie im Anhang A zu finden. 233 aus ebd., a.a.O., S.8 234 aus ebd., a.a.O., S.9 3 Ausgewählte Forschungsprojekte 53 beiden Räume vor: „In a business relationship (...) there is a specific relationship prescribed by a contract.“235 5. Leistung vs. Zuschreibung (achievement vs. ascription) Entweder wird Status in einer Gesellschaft aufgrund von vorher eingebrachten Leistungen anerkannt oder aber durch nicht leistungsorientierte Merkmale wie Geschlecht, Herkunft und auch Beziehungen zugeschrieben. In einer leistungsorientierten Gesellschaft würde dementsprechend eher die Frage gestellt: „What did you study?“ – in einer der anderen die Frage: „Where did you study?“236 6. Konsekutive vs. synchrone Zeitauffassung Diese Dimension bezieht sich auf den unterschiedlichen Umgang der einzelnen Kulturen bezüglich der Zeit. In einer konsekutiv organisierten Kultur werden Arbeiten aufeinanderfolgend bearbeitet, wobei in einer synchron organisierten Kultur mehrere Arbeiten oder Aufgaben gleichzeitig erledigt werden. Zu beachten ist aber auch die Einstellung zu Vergangenheit, dem Jetzt und der Zukunft. Einige Kulturen erkennen beispielsweise bevorzugt Leistungen, die in der Vergangenheit erbracht worden sind, an, andere eher die momentan unternommenen Leistungen. 7. Internalität vs. Externalität (internal vs. erxternal / human vs. nature) Diese Dimension unterscheidet den jeweiligen Bezug und Umgang des Menschen mit der Natur. Zu Internalität tendierende Gesellschaften sind der Auffasung, Natur kontrollieren zu können – sie können der Natur ihren Willen aufzwingen. Hier werden Organisationen als eine art Maschine aufgefasst, die anhand von Mechanismen vom Menschen kontrolliert werden kann.237 Kulturen, die zum Prinzip der Externalität tendieren, suchen eher den Einklang mit der Natur. Hier ist die Natur stärker als das Individuum.238 Organisationen sind hier Konsequenzen aus der Natur und als solche auch zu behandeln. 235 aus Trompenaars, F., 1997, S.9 vgl. ebd., a.a.O., S.9 237 vgl. ebd., a.a.O., S.141 238 vgl. ebd., a.a.O., S.10 236 4 Einordnung der Studien 4 54 Einordnung der Studien An dieser Stelle sollen die Aussageweite und -kraft der vorgestellten Studien, nachdem diese oben in Bezug auf ihren Aufbau, ihre Durchführung und die von diesen untersuchten Konstrukte beschrieben worden sind, kurz bewertet werden. 4.1 GLOBE Die GLOBE-Studie sticht aus den hier untersuchten Studien besonders in Hinsicht auf die umfassende Erarbeitung und Überprüfung ihrer Methodologie heraus. Die multiplen Verfahren, die die Autoren zur Prüfung der erarbeiteten Konstrukte, Skalen, Items und Hypothesen verwendet haben, und ihre detailliert hinterlegten Ergebnisse sind starke Indizien für eine umfassende, die diversen Problematiken empirischer Studien beobachtende, saubere und genaue methodologische Vorgehensweise. Viele der – auch von den Autoren als solche beschriebenen – vermeintlichen methodologischen Hindernisse wurden explizit genannt und größtenteils anhand fremder Studien oder externer Indikatoren überprüft. Zu nennen sind hier beispielsweise die Generalisierbarkeit der Manageraussagen auf gesamtgesellschaftliche Phänomene, das Verwenden neu erarbeiteter Kulturdimensionen oder aber auch der Einfluss des GNP auf die verwendeten externen Indikatoren. Außerdem ist die GLOBE-Studie die einzige der drei Studien, die alle von ihr benutzten Kulturdimensionen stringent in allen ausgewählten Ländern untersucht. Des Weiteren besteht ein Vorteil dieser Studie in der konzeptionellen Trennung gesellschaftlicher Werte und Praktiken. Obwohl die Forscher punktuell anhand der erhobenen Ergebnisse vermuteten, dass jene gegebenenfalls auf verschiedene kulturelle Inhalte einer Kulturdimension abzielten, wie zum Beispiel den vermutlich spirituellen bei den Wertvorstellungen der Zukunftsorientierung, scheinen diese beiden Untersuchungsgegenstände ein umfassenderes Bild und eine bessere Einordnung der jeweiligen Wichtigkeit einzelner Dimensionen widerzuspiegeln. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die differenzierten Analysen der gefundenen Ergebnisse anhand anderer Indikatoren. Zu keiner Zeit 4 Einordnung der Studien 55 gehen die Autoren jedoch davon aus, unkorrumpierte Wahrheiten gefunden zu haben: „We do, of course, recognize that there are limitations to our research.“239 Dementsprechend ist ein nicht ausreichend detailliert beschriebener Aspekt die Stichprobenverteilung. Die Größe der Stichproben variiert von 27 Personen bis zu 1.790, wobei aus 90% der Länder eine Stichprobe von mindestens 75 Personen vorliegt.240 Dies könnte mögliche Generalisierbarkeiten einschränken. 4.2 World Values Survey Von den drei hier besprochenen Studien weist die WVS nicht nur die vergleichsweise höchste Anzahl untersuchter Länder auf, sondern auch die relativ und absolut größte Stichprobe auf. Ebenfalls besteht die Stichprobe nicht aus einer einzigen gesellschaftlichen Gruppe, wie es bei den beiden anderen Studien der Fall ist, sondern stellt annähernd eine Zufallsstichprobe der jeweils gesamten Bevölkerung dar. Nicht nur die Erfahrung der Autoren aus den ersten drei Wellen der Erhebung, sondern auch die Überprüfung der Gültigkeit der Items und die detaillierte Hinterlegung der Untersuchungsmaterialien – das sind einerseits die Fragebögen anhand derer die Umfragen durchgeführt worden sind und andererseits die, die individuelle Durchführung auflistenden, konzeptionellen Fragebögen der verantwortlichen Forscher, die in den jeweiligen Ländern die Daten erhoben haben – lassen auf ein methodologisch genaues Arbeiten schließen. Ein weiterer Aspekt der Wiederholungen der Datenerhebung zu verschiedenen Zeitpunkten ist die Erarbeitung des Konstruktes über die allgemeine Tendenz hin zu postmodernen Werten bzw. über den Wertewandel in gesellschaftlichen Kulturen. Dieser postulierte Wertewandel wird auch anhand externer Indikatoren verglichen, was punktuell in der obigen Abbildung anhand der Einkommenshöhe dargestellt ist. Die Ergebnisse der einzelnen Items könnten jedoch in ihrer Aussagekraft unterschiedlich hoch eingeordnet werden. Zwei Argumente sind hier zu nennen. 239 240 aus Hanges, P. W., 2004, S. 145 vgl. House, R. J., 2004 (c), S.96 / Die einzigen Länder mit geringerer Stichprobe, die erwähnt werden sind Namibia und Zimbabwe. 4 Einordnung der Studien 56 Zum einen liegen keine allgemeinen Skalenkonstruktionen vor. Wie oben beschrieben, variieren die Antwortmöglichkeiten stark in Hinsicht auf die einzelnen Fragen. Zum anderen wurden einige der Items nicht in allen Ländern überprüft, bzw. kulturspezifische Fragen in einzelnen Ländern gestellt, was einen Vergleich der jeweiligen kulturspezifisch bewerteten Wichtigkeit jener Items und damit die Generalisierbarkeit erschwert. 4.3 Trompenaars Diese Studie überzeugt durch die weitreichende praktische Erfahrung der Autoren. Nicht nur die Case-Studies sondern auch die punktuell angebrachten persönlichen Erlebnisse aus den Trainings, aus denen ein Großteil der in der Studie ausgewerteten Ergebnisse stammt, geben Aufschluss über die praktischen Unterschiede der Kulturen.241 Diese Unterschiede werden greifbar dargestellt. Des Weiteren sind die Fragen zur Überprüfung der Kulturdimension derart direkt formuliert, dass es bei ihrer Beantwortung in den meisten Fällen nicht zu Missverständnissen führen sollte. In die fast aus dem Alltag gegriffenen Situationsbeschreibungen kann sich der Proband schnell eindenken. Allerdings gibt es auch Ausnahmen in Bezug auf die Genauigkeit der Fragestellungen und deren Zweck. Die Autoren der GLOBE-Studie verweisen darauf, dass beispielsweise aus dem Item242, das das Erreichen von Status durch eigene Leistungen hinterfragt, nicht wirklich klar abgrenzbar hervorgeht, was erfragt wird. Es könnte sich ebenso gut um einen Aspekt der IndividualismusDimension handeln.243 Bei Trompenaars sind die Ebenen, auf denen die einzelnen Fragen oder Items ansetzen, zu beachten. Einigen Kulturdimensionen wie der Diffusion ist inhärent, dass die jeweilige Organisationsebene bzw. der Arbeitsplatz untersucht wird und somit auch Fragen über diesen gestellt werden. Bei der Individualismusdimension jedoch beziehen sich zwei der drei Items ebenfalls auf einzelne Merkmale des Arbeitsplatzes. Die Möglichkeit der Verallgemeinerung im Hinblick auf 241 vgl. Trompenaars, F., 1997, S. 34f vgl. ebd., a.a.O., S.104: “The most important thing in life is to think and act in the ways that best suit the way you really are, even if you do not get things done.“ 243 vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.254 242 4 Einordnung der Studien 57 gesamtgesellschaftliche Praktiken oder Werte in Bezug auf das Maß an individualistischer Ausprägung ist daher fraglich. Die Tests der Methodologie, hier vor allem der Reliabilität und der kulturübergreifenden Validität, die durchgeführt wurden, belegen punktuell die statistisch saubere Arbeit. Diese Studie ist jedoch in dem Ausmaß ihrer Überprüfung hinsichtlich der Konzeption nicht mit der GLOBE-Studie oder der WVS vergleichbar. Beispielsweise besteht die Stichprobe aus Trainingsteilnehmern, was vermuten lässt, dass diese in kultureller Hinsicht von Anfang an sensibilisierter und „bewanderter“ sind. Des Weiteren wurden nur Mitarbeiter internationaler Unternehmen befragt, wobei z.B. GLOBE genau von dieser Vorgehensweise Abstand nahm, um keine, durch eine schon stark „kulturell sensibilisierte“ Personengruppe und deren Reaktionen, möglicherweise „verzerrten“ Ergebnisse, relativ zur eigentlichen autochthonen gesellschaftlichen Kultur, zu erhalten. Andererseits könnte dieser Aspekt durch die plakativen und teilweise sehr persönlichen Fragen, die oft nach den „basic assumptions“ der Teilnehmer fragen, die Reaktionen wieder in den kulturell geprägten und sozialisierten Bereich zurückholen. 5 Untersuchung ausgewählter Länder 5 58 Untersuchung ausgewählter Länder Im Folgenden werden einige ausgewählte Länder anhand der Werte und Kulturdimensionen244 der oben untersuchten Studien charakterisiert. Die Länder werden in Gruppen vorgestellt. Die Einteilung der Länder in diese Gruppen basiert auf den Länderclustern der GLOBE-Studie. Solche Länderbündel, in die mehr als zwei der hier ausgewählten Länder fallen und die von mindestens zwei der Studien untersucht worden sind, werden im Folgenden knapp auch als Ganzes dargestellt. Jeweils ein Land der jeweiligen Ländergruppen wird exemplarisch beschrieben. Dabei wird besonderer Wert auf die extremeren kulturellen Ausprägungen gelegt. Außerdem werden bei dieser Auswertung gegebenenfalls externe Indikatoren hinzugezogen, wie das Prokopfeinkommen, die Sparquote oder der Anteil von Frauen an der arbeitenden Bevölkerung. Die hier untersuchten Länder sind nicht nur anhand ihrer Größe und Bevölkerungszahl, ihrer geographisch sehr unterschiedlichen Lage und ihrer sozioökonomischen Merkmale unterscheidbar, sondern auch aufgrund ihrer individuellen Geschichte, ihres politischen Systems, ihrer Sprache und Religion. Das kleinste hier vertretene Land – sowohl in Bezug auf die Größe als auch die Bevölkerung – ist Slowenien mit einem Territorium von 20.253 km² und einer Bevölkerung von 2 Millionen Einwohnern.245 Das größte Land ist mit einer Oberfläche von über 17 Mio. km² Russland246 und das bevölkerungsreichste China mit knapp 1,3 Mrd.247 Einwohnern. Das höchste Prokopfeinkommen hat mit 49.600 US$ die Schweiz, das geringste mit 540 US$ Vietnam. 244 Die hierfür benötigten Werte sind im Anhang A und B hinterlegt. Diese Werte der Kulturdimensionen entstammen den drei Studien. 245 Siehe Tabelle 5 246 Siehe Tabelle 5 247 Siehe Tabelle 7 5 Untersuchung ausgewählter Länder 5.1 59 Deutschland, Niederlande, Österreich und Schweiz Diese Gruppe – als „Germanic European Cluster“248 bezeichnet – setzt sich aus geographisch nah aneinanderliegenden Ländern zusammen, wobei Deutschland hier den Mittelpunkt bildet, an dem die drei weiteren Staaten jeweils angrenzen. Deutschland ist überdies das flächenmäßig größte Land mit der höchsten Einwohnerzahl. Die Schweiz249 erwirtschaftet das höchste Bruttonationaleinkommen pro Kopf (GNI – Gross National Income). Der Lebensstandard – hier ausgedrückt als Wert des jeweiligen HDI – ist in allen vier Staaten ähnlich hoch. Während des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren diese Länder alle Teil des gleichen Staatengebildes.250 Auch die vorherrschende Religion in den einzelnen Gesellschaften ist mit dem christlichem Glauben die gleiche, obwohl die Reformation vor allem in den nördlichen Teilen Deutschlands den Protestantismus einführte. Auch die gemeinsamen Sprachwurzeln in den germanischen Sprachen waren ein Faktor bei der zusammenführenden Eingruppierung dieser Länder. 248 aus Gupta, V., 2004 (b), S.185 Für die folgenden Ausführungen gilt für die Ergebnisse der GLOBE-Studie, dass der französisch geprägte Teil der Schweiz nicht im „Germanic Cluster“ berücksichtigt wurde. 250 vgl. Szabo, E., 2002, S.61 249 5 Untersuchung ausgewählter Länder Bevölkerung Mio. in 60 DE NL AT CH 82,5 16,3 8,2 7,4 251 0,0 % 0,0%252 0,5% Bevölkerungs- 0,3% 0,5% 0,6% 0,7% 0,7% wachstum Einw. / km²253 231 393 97 179 Größe in km² 357030 41526 83871 41285 GNI 30.690 32.130 32.280 49.600 / Capita (US$) GDP growth 254 0,0 % HDI (2003)255 0,930 % Frauen an 1,6% 0,943 -0,9% 0.936 45 % 0.947 0,8% 44 % 1,4% 2,2% -0,4% 44 % 2,1% 46 % arbeitender Bev. Start Up nach ... 45 Tagen 45 11 11 256 Tabelle 2: Länderdaten des „Germanic Europe Cluster“ 251 Die Daten und Indikatoren sind bis auf Bevölkerungsdichte, Oberfläche und HDI den auf der öffentlichen Datenbank der Weltbank hinterlegten „data profiles“ der jeweiligen Länder entnommen: http://devdata.worldbank.org Lediglich bestimmte Daten zu einigen Ländern sind erst durch eine Suche in der Datenbank der Weltbank einzeln zusammengetragen: http://devdata.worldbank.org/data-query/ 252 Sind zwei Zahlen angegeben, steht die erste für das Jahr 2003 und die zweite für 2004. 253 Sowohl die Daten zur Bevölkerungsdichte als auch diejenigen zur Oberfläche sind dem digitalen Fischer Weltalmanach entnommen: http://www.weltalmanach.de/staat/staat_liste.html 254 Definition: “Annual percentage growth rate of GDP at market prices based on constant local currency. Aggregates are based on constant 2000 U.S. dollars. GDP is the sum of gross value added by all resident producers in the economy plus any product taxes and minus any subsidies not included in the value of the products. It is calculated without making deductions for depreciation of fabricated assets or for depletion and degradation of natural resources.” Source: World Bank national accounts data, and OECD National Accounts data files. 255 Dem Human Development Report 2005 Länder-Indexwerte entnommen, http://hdr.undp.org/reports/global/2005/pdf/HDR05_HDI.pd 256 Definition: “Time required to start a business is the number of calendar days needed to complete the procedures to legally operate a business. If a procedure can be speeded up at additional cost, the fastest procedure, independent of cost, is chosen.” Source: World Bank, Doing Business project (http://rru.worldbank.org/DoingBusiness/). 5 Untersuchung ausgewählter Länder 61 5.1.1 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte Diese Ländergruppe weist im Bereich der neun von GLOBE untersuchten kulturellen Teilaspekte in Bezug auf das tatsächlich ausgeübte Maß der jeweiligen Kulturdimension hohe Werte auf, wenn es um Unsicherheitsvermeidung (4,7 – 5,37), Leistungsorientierung (4,09 – 4,94), Machtdistanz (4,11 – 5,54) und Durchsetzungsfähigkeit (4,32 – 4,73) geht. Nur mäßig scheinen Geschlechtergleichheit (2,97 – 3,5) und ein menschenfreundliches Verhalten (3,18 – 3,93) praktiziert zu werden. Im Vergleich mit den anderen untersuchten Ländern zeigt sich, dass dieses Cluster stärkere zukunftsorientierte Praktiken (3,95-4,73) hat, als eine Vielzahl der übrigen Länder (Gesamtdurchschnitt: 3,95). Bei diesem Vergleich relativiert sich das vermeintlich geringe Maß, in dem diese Länder von Männern dominiert werden (Gesamtdurchschnitt: 3,37). Ebenfalls tritt bei diesem Vergleich eine nur schwach praktizierte Gruppenkollektivität hervor (3,7 - 4,85 bei einem Gesamtdurchschnitt von 5,13). Hohe Ergebnisse in Bezug auf die GLOBE-Werteskalen werden in diesem Cluster bei Leistungsorientierung (5,82 - 6,10), Orientierung zu mehr Menschlichkeit (5,2 –5,76), Gruppenkollektivismus (4,94 - 5,27), Zukunftsorientierung (4,79 - 5,23), Geschlechtergleichheit (4,83 – 4,99) und institutionellem Kollektivismus (4,31 – 4,82) erreicht. Wohingegen Machtdistanz (2,44 - 2,69), Durchsetzungsfähigkeit (2,81 – 3,23) und Unsicherheitsvermeidung (3,16 – 3,94) nur wenig geschätzt werden. Verglichen mit den übrigen untersuchten Ländern der GLOBE-Studie ist besonders der Wunsch nach Gleichberechtigung der Frauen überdurchschnittlich hoch (Gesamtdurchschnitt: 4,51). Die Wertschätzung der Zukunftsorientierung relativiert sich jedoch (Gesamtdurchschnitt: 5,48). Die Ergebnisse der WVS – unter Beachtung der jeweiligen Einkommenshöhe eines Landes – positionierten alle vier Länder dieser Gruppe in den Bereich der Länder mit eher hohen Tendenzen zu postmodernen Werten der Selbstverwirklichung mit gleichzeitig hohem Einkommen. Diese Länder sind im rechten oberen Drittel der von den Autoren der WVS entwickelten Visualisierung ihres Konstruktes zu finden (siehe Abb.4). 5 Untersuchung ausgewählter Länder 62 Drei der vier Länder unterstützen die Idee, dass effizientes und schnelleres Arbeiten besser entlohnt werden sollte, überdurchschnittlich stark257. Die Mitglieder dieser vier Länder zeichnen sich ebenfalls durch ein hohes Gefühl der Freiheit bzw. der Kontrolle über das, was ihnen widerfährt, aus.258 Des Weiteren räumen sie der individuellen Freiheit im Gegensatz zur universellen Gleichheit den Vorrang ein.259 Bei der Auswahl der wichtigsten Qualitäten, die Kinder erlernen sollten, wird der Toleranz und dem Respekt anderen gegenüber überdurchschnittlich viel Wert beigemessen.260 Außerdem räumen die Mitglieder dieser Gesellschaften nicht unbedingt Männern das Vorrecht ein, einen Arbeitsplatz zu bekommen, auch wenn es nur wenige freie Stellen gibt.261 Im Vergleich zu einer Vielzahl anderer Länder, vertrauen die Mitglieder dieser Gesellschaften eher anderen Menschen.262 Trompenaars fand heraus, dass sich diese Länder eher durch ein universelles System der Regelungen definieren, als durch Einzelfallentscheidungen.263 Diese Gesellschaften tendieren dennoch marginal eher zum Individualismus als zur Gruppendynamik.264 Auch herrscht in diesen Gesellschaften eine strikte Trennung von Arbeits- und Privatleben. Beispielweise würde die große Mehrheit ihrem Vorgesetzten außerhalb der Arbeitszeit nicht helfen, sein Haus zu streichen.265 In Bezug auf die Zeitorientierung räumen diese Gesellschaften der Vergangenheit marginal mehr Raum ein als der Zukunft.266 257 vgl. Anhang B: Die Länderergebnisse liegen zwischen 85 und 89% bei einem Gesamtdurchschnitt von 81%. Nur die Niederlande erzielen einen abweichenden Wert von 76%. 258 Gesamtdurchschnitt: 58% und Länderwerte zwischen 65 – 73% 259 Gesamtdurchschnitt: 53% und Länderwerte zwischen 56 – 62% 260 Gesamtdurchschnitt: 70% und Länderwerte zwischen 71 – 91% 261 Gesamtdurchschnitt: 34% und Länderwerte zwischen 12 – 27% 262 Gesamtdurchschnitt: 28% und Länderwerte zwischen 34 – 60% 263 vgl. Anhang B, „car and pedestrian“ -Gesamtdurchschnitt: 72% und Länderwerte zwischen 88 – 97% 264 Individuelle Freiheit: Gesamtdurchschnitt: 55% und Länderwerte zwischen 53 – 66% 265 Gesamtdurchschnitt: 72% und Länderwerten von 65% (AT), 83% (DE), 90% (CH) und 91% (NL) 266 Vergangenheitsorietierung: gesamt: 5,2 und Länderwerte von 5,29 (DE), 5,06 (NL) und 5,33 (CH) 5 Untersuchung ausgewählter Länder 63 5.1.2 Länderinformationen zu Deutschland Geographisch gesehen liegt Deutschland nicht nur in der Mitte der oben besprochenen Ländergruppe, sondern auch im Zentrum Europas. Sein Territorium ist erst spät in einem Nationalstaat vereint worden. Die Reformation von 1517, die in Deutschland ihren Anfang hatte, ist eines der bis heute bedeutenden Ereignisse der frühen europäischen Neuzeit.267 Bis in das 19. Jahrhundert bestand Deutschland aus einer Vielzahl unterschiedlich großer Staaten. Auch die Revolution von 1848/ 49 konnte nicht das Ziel einer gemeinsamen Nation erreichen. Erst die Kriege zwischen 1862 und 1871 konnten unter der Vormachtstellung Preußens, die Vereinigung Deutschlands im Wilhelminischen Reich herbeiführen.268 Dieses Reich zerfiel nach dem Ersten Weltkrieg. Es folgte nach einer Revolution die Republik. 1919 wurde die Weimarer Verfassung verabschiedet. Die Nachkriegszeit ist vorrangig durch wirtschaftliche Probleme wie z.B. der Hyperinflation geprägt. 1923 wurde ein Dollar mit 4,2 Billionen Reichsmark notiert.269 In den 1930er Jahren konnte sich Hitler legal als Diktator etablieren. Die Folgen waren die fast industriell betriebene Ermordung von Millionen Menschen und der Zweite Weltkrieg. Es folgte die Besetzung Deutschlands durch die alliierten Siegermächte. Nach der Währungsreform von 1948 und der Verabschiedung des Grundgesetzes von 1949, das vorerst nur für die Bundesrepublik und nicht für das von Russland besetzte Ostdeutschland galt, konnte sich die Bundesrepublik besonders in den 50er Jahren wirtschaftlich erholen. Hierbei half auch der, von den Amerikanern finanzierte, Marshallplan für den Wiederaufbau. Die „gewaltsame“ Teilung Deutschlands und der Kalte Krieg begleiteten die deutsche Geschichte bis 1989/ 90. Jetzt konnte zum ersten Mal in der Geschichte im Einklang mit den Nachbarstaaten die Einheit und Freiheit der Deutschen vollzogen werden.270 Mit der Gründung der Montanunion 1951/52 und dem Beitritt Deutschlands zum Europarat 1951 wurden schon früh die ersten Schritte hin zu einem friedlichen 267 vgl. Javidan, M., 2004 (b), S.239-241 vgl. Müller, H., 1990, S.172f 269 vgl. ebd., a.a.O., S.242 270 vgl. Schulze, H., 1996, S. 264 268 5 Untersuchung ausgewählter Länder 64 Bündnis mit dem direkten Nachbarn Frankreich eingeleitet und der Grundstein für die heutige EU gelegt. 5.1.3 Kulturelle Werte und Praktiken in Deutschland271 Wie schon oben im Überblick über die Ländergruppe, in die Deutschland fällt, angedeutet, versuchen die Deutschen in hohem Maße, jegliche Art von Unsicherheit zu vermeiden (5,22/ 5,16)272. Dieser Aspekt wird auch durch die überdurchschnittlich hohe Wertschätzung der Sicherheit des Arbeitsplatzes (WVS: 79%) und ein vergleichsweise hohes Vertrauen in universelle Regelsysteme unterstützt.273 Die Deutschen drücken seltener Gefühle am Arbeitsplatz offen aus – vielleicht um mögliche Unsicherheiten zu vermeiden.274 Insgesamt könnte das Vertrauen in universelle Regeln und das Einhalten des von diesen konstituierten Rahmens mit der Angst vor einer möglichen Wiederholung der Geschehnisse um den Zweiten Weltkrieg, der aufoktroyierten Teilung Deutschlands oder aber mit der Hilflosigkeit gegenüber der, lange Zeit drohenden, Gefahren während des Kalten Krieges zusammenhängen. Ausdruck der hohen Unsicherheitsvermeidung könnte die vergleichsweise hohe Sparquote der Deutschen275 sein, die wenigstens finanzielle Sicherheit bringt. Auch die Idee der wehrhaften Demokratie276, das heißt die fdGO – die freiheitlich demokratische Grundordnung – die nur sehr schwer von Bundestag und Bundesrat zu verändert werden kann, könnte ein Indiz, dafür sein, dass die Deutschen starre Regeln auch im Alltagsleben benötigen. Andererseits empfinden die Deutschen ein starkes Gefühl von Freiheit und Kontrolle in ihrem Leben (WVS: 73%) und obwohl sie versuchen, Unsicherheiten zu vermeiden, vertrauen sie anderen Menschen vergleichsweise mehr (WVS: 35%), als es in vielen anderen Ländern der Fall ist (gesamt: 28%). Des Weiteren 271 Da die GLOBE-Studie das Gebiet der früheren DDR getrennt untersucht hat, sind - die neun GLOBE-Dimensionen betreffend - hier auch diese Werte aufgeführt (BRD / DDR). 272 Sind nur Werte in den Klammern angegeben, handelt es sich um Ergebnisse der GLOBEStudie. 273 vgl. Anhang B - Deutschland : Trompenaars` Universalismusdimension: Länderwert von 88% und 61% 274 Trompenaars - Feelings at work: 35% 275 vgl. Eurostat: Bruttosparquote Deutschland – 16,1 mit einem Durchschnitt der gesamten Eurozone mit 14,7 276 Das Prinzip der wehrhaften Demokratie soll an dieser Stelle keinesfalls kritisiert werden. 5 Untersuchung ausgewählter Länder 65 sind die Deutschen der Meinung, dass zuviel Unsicherheitsvermeidung betrieben wird und besonders stark empfinden dies die Menschen in „Ostdeutschland“.277 Stärkere Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind ebenfalls in Bezug auf die praktizierte Zukunftsorientierung und den Gruppenkollektivismus zu erkennen.278 Eine mögliche Erklärung für eine kurzfristigere Sicht und Planung in Ostdeutschland könnten die momentan größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten, wie z.B. die höhere Arbeitslosigkeit, sein, die zuerst beseitigt werden müssen. Für einen höheren Zusammenhalt der Familie und eine intensivere Gruppenzugehörigkeit könnte die sozialistische Vergangenheit mit ihrer Vielzahl an sozialen und hier besonders „Jugendgruppen“, wie es z.B. die FDJ279 war, verantwortlich sein. Die Akzeptanz der Idee, dass Effizienz am Arbeitsplatz höher entlohnt werden sollte (WVS: 87%), entspricht einer vergleichsweise marginal höheren Leistungsorientierung der Deutschen (4,25 / 4,09). Obwohl eine starke Hierarchie in Deutschland herrscht (5,25 / 5,45), befolgen die Deutschen Instruktionen eher nur dann, wenn sie auch wirklich von diesen überzeugt sind (WVS: 28%). Sie würden, wenn sie die Möglichkeit hätten, Zustände zu verändern, auch nicht den Respekt vor Autorität fördern (WVS: 46% / gesamt: 61%). Unter allen von GLOBE untersuchten Ländern nimmt Westdeutschland den geringsten Wert in Hinsicht auf den freundlichen und hilfsbereiten Umgang mit den Mitmenschen ein (3,18 / 3,4). Vielleicht hat sich aber der Wunsch nach einer stärker praktizierten Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft (5,46 / 5,44) beispielsweise während der Weltmeisterschaft 2006 ein wenig verwirklichen lassen. 5.2 Frankreich, Italien, Portugal und Spanien Diese vier Länder sind Teil des „Latin European Clusters“.280 Diese Länder gruppieren sich mit Ausnahme Portugals entlang des Mittelmeeres. Vor allem die 277 Die Wertvorstellung dieser Dimension beträgt in Ostdeutschland nur 3,32. Zukunftsorientierung: Ostdeutschland – 3,95 und Westdeutschland Gruppenkollektivismus: Ostdeutschland – 4,52 und Westdeutschland – 4,02 279 FDJ: Freie Deutsche Jugend 280 vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.184 278 – 4,27 / 5 Untersuchung ausgewählter Länder 66 diesen Ländern gemeinsame Geschichte und Sprachwurzeln sind ausschlaggebend für das Eingruppieren in dieses Cluster. Ihre Territorien waren alle Teil des Römischen Reiches und ihre jeweilige Sprache geht auf das Lateinische zurück. In diesen Ländern wurde die Reformation zurückgewiesen und die herrschende christliche Glaubensrichtung ist Römisch-Katholisch. Frankreich ist das größte und bevölkerungsreichste dieser Länder. Anhand der sozioökonomischen Daten (siehe Tab.3) lässt sich ein ähnlich hoher Lebensstandard in den einzelnen Ländern in Hinsicht auf den HDI erkennen. Lediglich Portugal weicht hier ab, was sich auch im vergleichsweise geringeren Prokopfeinkommen niederschlägt. Bevölkerung Bevölkerungswachstum 0,7% FR IT PT ES 60,4 57,6 10,5 42,7 0,6% Einw. / km² -0,1% -0,1% 0,7% 0,6% 1,8% 1,6% 111 191 85 114 Größe in km² 543965 301336 504782 92345 GNP / Capita (US$) 30.370 26.820 14.220 21.530 GDP growth 0,8 % HDI (2003) % Frauen an 2,3 % 0,3% 1,2% -1,1% 1,0% 2,9% 3,1% 0,938 0,934 0,904 0,928 46 % 40 % 46 % 41 % arbeitender Bev. Start Up nach... Tagen 42 8 23 13 78 78 115 114 Tabelle 3: Länderdaten des „Latin Europe Clusters“ 5.2.1 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte In diesem Cluster liegen eine hohe Machtdistanz (5,28 – 5,52) und ein zu hohem Maße praktizierter Gruppen- oder Familienkollektivismus (4,37 – 5,55) vor. Nur zu einem geringen Maß werden Frauen gleichberechtigt behandelt (3,01 – 3,66), wird in die Zukunft investiert (3,25 – 3,71) und freundlich und hilfsbereit mit den Mitmenschen umgegangen (3,11 –3,63). Die restlichen fünf Dimensionen sind 5 Untersuchung ausgewählter Länder 67 nahe dem Mittelwert von 4. Im Vergleich zu den übrigen GLOBE-Ländern, verbleibt eine überdurchschnittliche hohe Machtdistanz (Gesamtdurchschnitt: 5,16) in diesem Cluster. In Bezug auf den Gruppenkollektivismus relativieren sich die Werte im Vergleich mit den übrigen Ländern (Gesamtdurchschnitt: 5,13). Dies trifft ebenfalls auf die Gleichberechtigung zu (Gesamtdurchschnitt: 3,37). Das Maß, in dem der freundliche Umgang mit den anderen geführt wird, bleibt im Vergleich zu anderen Ländern gering (Gesamtdurchschnitt: 4,09). Gesellschaftlich erwünscht sind Leistungsorientierung (5,65 – 6,4), hilfsbereiterer Umgang miteinander (5,31 – 5,69), mehr Unterstützung der Gleichberechtigung (4,4 – 5,13), mehr Kollektivismus sowohl in der Gruppe (5,42 – 5,94) als auch institutionell (4,86 – 5,30). Ebenfalls wünschen sich die romanischen Gesellschaften ein höheres Maß an Zukunftsorientierung (4,96 – 5,91). Als begehrenswert wird in diesen Ländern ein flacheres Hierarchiegefüge (2,26 – 2,76) empfunden. Im Gesamtkontext der Länder stimmen diese Wertschätzungen ungefähr mit dem jeweiligen aggregierten Mittelwert aller Länder überein. Nur der Wunsch nach höherer Gleichberechtigung (insgesamt: 4,51) und dem Abbau starker Hierarchien (gesamt: 2,74) scheint hier marginal stärker ausgeprägt zu sein, als in einem Großteil der übrigen Länder. In Bezug auf das Konstrukt postmoderner Werte liegen drei der Länder im rechten oberen Drittel. Das heißt, einerseits verfügen ihre Mitglieder über ein relativ hohes Einkommen und andererseits werden eher postmoderne Werte wie z.B. der der Selbstverwirklichung verfolgt. Portugal liegt im mittleren Drittel und weist eine geringere Einkommenshöhe seiner Bevölkerung auf. Außerdem tendieren die Portugiesen zu traditionellen Autoritäten (siehe Abb.4). In diesen Gesellschaften kommt der Familie im Vergleich zum vorherigen Cluster eine höhere Bedeutung zu.281 Vergleichsweise stärker wird auch die Wichtigkeit des Respekts vor den eigenen Eltern betont.282 Die Tendenz zu individueller Freiheit ist in diesen Gesellschaften relativ schwächer ausgeprägt als der 281 282 Gesamtdurchschnitt: 89% und Länderwerte von 84% (PT), 86% (ES), 88% (FR) und 90% (IT) Gesamtdurchschnitt: 82% und Länderwerte von 75% (FR), 79% (IT) und 83% (ES und PT) 5 Untersuchung ausgewählter Länder 68 universelle Gleichheitsgedanke.283 Außerdem genießen Männer nicht unbedingt Vorrechte bei der Besetzung von Arbeitsplätzen.284 5.2.2 Länderinformation zu Spanien Eines der einflussreichsten Jahre der spanischen Geschichte ist wohl das Jahr 1492. Einerseits konnte die letzte Bastion der arabischen Fremdherrschaft, Granada, erobert werden, andererseits wurde der amerikanische Kontinent entdeckt. Außerdem hatte sich Kastilisch als Landessprache im Zuge der Zurückeroberung Spaniens, die von Norden nach Süden verlief, durchsetzen können. Diese Ereignisse legten die Grundsteine für die „Goldenen Jahrhunderte“ („siglos de oro“) im 16. und 17. Jahrhunderts. Spanien war eine Welt- und „Kulturmacht“ geworden. Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert zieht Spanien häufig außerhalb und auch auf eigenem Boden in den Krieg. 1805 unterliegt die Spanische Armada der englischen Flotte. 1808 fällt Spanien mit der aufoktroyierten Verfassung von Bayonne unter französische Fremdherrschaft. 1898 verliert Spanien unter anderem mit Kuba seine letzten Überseekolonien. Das 19. Jahrhundert zeichnet sich insgesamt durch den Übergang des „Ancien Regime“ zu einem bürgerlichen Klassenstaat aus mit kapitalistischem Wirtschaftssystem.285 Außerdem werden in diesem Jahrhundert im Zuge der Säkularisierung 10 Millionen Hektar Land – dies entspricht ungefähr 20% des spanischen Gebietes – dem Besitz der Kirche entzogen.286 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeigt sich Spanien politisch instabil und wirtschaftlich in schlechter Verfassung. Kultureller Ausdruck dieser Situation ist z.B. die Gründung der Gruppe der 98er, in der besonders Intellektuelle für ein neu erstarkendes Nationalbewusstsein kämpfen. Linke Parteien wie die PSOE (Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens) und Gewerkschaften werden ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Die Regierungen und Diktaturen der ersten drei Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts schaffen es nicht, das Wirtschaftssystem neu zu gestalten und eine notwendige Bodenreform durchzuführen. In dieser Lage 283 Gesamtdurchschnitt: 53% und Länderwerte von 40% (IT), 49% (ES und PT) und 50% (FR) Gesamtdurchschnitt: 34% und Länderwerte von 19% (ES), 22% (FR), 27% (IT) und 30% (PT) 285 vgl. Bernecker, W. L., 2005, S.240 286 vgl. ebd., a.a.O., S.256 284 5 Untersuchung ausgewählter Länder 69 kommt es durch den Putsch des spanischen Militärs 1936 zum Bürgerkrieg. General Franco wird das Land bis 1975 beherrschen. Der spanischen Wirtschaft wird, nach Verhandlungen mit den USA, Anfang der 50er Jahre finanzielle Hilfe gewährt.287 Lag der Anteil der im Ersten Sektor arbeitenden Bevölkerung 1930 noch bei über 45%, beträgt er 1976 nur noch 23%.288 Erste freie Wahlen zu einem verfassungsgebenden Parlament finden 1977 statt. Die Verfassung selbst wird erst 1978 durch ein Referendum angenommen und tritt dann 1979 in Kraft. Bereits 1986 tritt Spanien der EG bei und ist heute Teil der Währungsunion und des Schengenabkommens. Spanien ist durch starke regionale Disparitäten geprägt. Wirtschaftszentren sind vor allem Madrid und Barcelona bzw. Katalonien, das auch zu den wichtigsten Wirtschaftsräumen der EU zählt. Andalusien beispielsweise ist auch heute noch stark agrarisch geprägt. 5.2.3 Kulturelle Werte und Praktiken in Spanien Weder wird in Spanien eine hohe Unsicherheitsvermeidung betrieben (3,97) noch eine hohe Zukunftsorientierung (3,51). Der Spanier scheint also für den Moment zu leben. Eine vergleichsweise niedrige Sparquote der Spanier289 würde diesem kulturellen Aspekt entsprechen. Besonders ausgeprägt ist der Gruppenkollektivismus in Spanien (5,45). Dem entspricht die starke Bedeutung der Familie (WVS: 86%) und der Respekt, den die Kinder den Eltern entgegenbringen (WVS: 83%). Dennoch glauben die Spanier nicht, dass Status mit dem familiären Hintergründen zusammenhängt.290 Obwohl die Spanier ein anscheinend gutes Bild vom Menschen haben und anderen Menschen in einem höheren Maße, als dies anderen Gesellschaften der Fall ist (WVS gesamt: 43%), zutrauen, dass sie fair sind (WVS: 50%), scheinen die Spanier nicht sehr freundlich und hilfsbereit im Umgang mit anderen Menschen zu sein (3,32). Sie würden diesen Zustand aber gerne ändern (5,69). 287 vgl. Bernecker, W. L., 2005, S.382 vgl. ebd., a.a.O., S.390 289 vgl. Eurostat: Spaniens Bruttosparquote bei 11% bei einem Euroland-Durchschnitt von 14,7% 290 vgl. Anhang A, Trompenaars: Prozent der Befragten, die nicht an zugeschriebenen Status glauben: 82% bei einem Gesamtdurchschnitt von 75%. 288 5 Untersuchung ausgewählter Länder 70 Des Weiteren geben die Spanier an, dass ihre Gesellschaft eher männerdominiert organisiert ist (3,01). Doch würden Sie nur sehr bedingt einem Mann Vorzug bei einer Arbeitsplatzbesetzung erteilen (WVS: 19%). Außerdem wünschen sich die Spanier mehr Leistungsorientierung (5,8). Dieser Wunsch geht jedoch nicht mit der Akzeptanz ungleicher Löhne einher (WVS: 35), die Anreize für mehr Leistung darstellen könnten. Auch der Gedanke, dass Effizienz besser bezahlt werden sollte, wird nicht unbedingt von den Spaniern geteilt (WVS: 66% /gesamt 81%). Jedoch glauben sie, dass wissenschaftlicher Fortschritt, der auch unter anderem mit Verbesserung der Effizienz verglichen werden kann, der Menschheit helfen wird (WVS: 66% / gesamt: 54%). Ein etwas ambivalentes Spanien zeigt sich in Bezug auf Autorität, Machtdistanz, Freiheit und die Rolle des Staates. Einerseits wird ein hohes Maß an Machtdistanz praktiziert (5,52), das aber keinesfalls gewollt zu sein scheint (2,26). Andererseits besitzen die Spanier ein nur durchschnittliches Gefühl von Freiheit im Sinne der Kontrolle über ihr eigenes Leben (WVS: 58%). Sie sprechen sich ebenfalls marginal eher für Gleichheit als für individuelle Freiheit aus.291 Des Weiteren scheint den Spaniern aber der Respekt vor Autorität noch vergleichsweise wichtig (WVS: 59%) zu sein und sie meinen damit nicht die lokalen Autoritäten (WVS: 40%). Außerdem befolgen sie eher – z.B. als die Deutschen – Instruktionen, auch wenn diese keinen Sinn machen sollten (WVS: 42%). Die Spanier schätzen Hierarchie nicht sehr hoch und verlangen eher nach Gleichheit als nach Freiheit. Jedoch befolgen sie eher unkritisch Instruktionen. Im Vergleich zu Frankreich und Italien, die ebenfalls Teil dieser Ländergruppe sind, nimmt Spanien in Bezug auf das postmoderne Wertekonstrukt einen Platz ein, der nicht wirklich Tendenzen weg von traditionellen Autoritätswerten und nur eine geringe Tendenz zu Selbstverwirklichungswerten aufweist (siehe Abb.4). Die eben beschriebenen Disparitäten, könnten Ausdruck der langen Diktatur, die erst vor 30 Jahren zu Ende ging, und einer noch nicht komplett durchgeführten Überwindung oder Transformation alter Zustände gedeutet werden. 291 WVS: Freedom above equality: 49% / gesamt: 53% 5 Untersuchung ausgewählter Länder 5.3 71 Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn Mit Ausnahme von Kroatien und der Slowakei, die nicht Untersuchungsgegenstand der Studie waren, wurden diese Länder in der GLOBE-Studie unter dem „Eastern European Cluster“ geführt.292 Da aber nicht nur geographische sondern auch geschichtliche und sprachliche Übereinstimmung mit den in dieser Gruppe von GLOBE untersuchten Ländern herrscht, erscheint eine Zuordnung zu diesem Cluster als logisch. Geographisch betrachtet, umfasst diese Ländergruppe das vergleichsweise größte Territorium aller Cluster und reicht von Slowenien bzw. der Tschechischen Republik im Westen bis zur Ostküste Russlands. Obwohl diese Länder sehr unterschiedliche Völker und Sprachen – beispielsweise Ungarisch und die slawischen Sprachen – beherbergen und hervorgebracht haben, liegt eine große Gemeinsamkeit darin, dass sie jeweils alle in der Vergangenheit von außen dominiert worden sind, sei es in Form anderer Völker, Reiche oder Länder293. Des Weiteren ist allen diesen Staaten ihre sozialistische Vergangenheit unter russischem Vorbild gemein. Sie alle waren Mitglied der RGW, des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, viele sogar Gründungsmitglieder. Dementsprechend wurde jeweils in einem Zeitraum zwischen 40 und 70 Jahren ein zentrale Planwirtschaft betrieben.294 Außerdem gehörte eine Großzahl der Länder dem Warschauer Pakt an. Im Vergleich zu den angrenzenden „westeuropäischen“ Ländern weisen sich die „osteuropäischen“ Länder durch einen deutlich niedrigeren Lebensstandard in Hinsicht auf HDI und Prokopfeinkommen aus (siehe Tab. 4 und 5). Lediglich Slowenien sticht mit einem Prokopfeinkommen von 14.770 US$ aus dieser Ländergruppe hervor. 292 vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.185 vgl. Bakacsi, G., 2002, S.72 294 vgl. ebd., a.a.O., S.70 293 5 Untersuchung ausgewählter Länder 72 BG Bevölkerung HR 7,8 Bevölkerungs wachstum – -0,6% / -0,8% PL RO 4,4 38,2 21,7 0,0% / 0,0% -0,1% / -0,0% -0,3% / -0,3% Einw. / km² 70 79 122 91 Größe in km² 110994 56542 312685 238391 6.820 6.100 2.960 GNP / (US$) Capita 2.750 GDP growth 4,5% / 5,6% 4,3% / 3,8% 3,8% / 5,4% 5,2% / 8,3% (HDI 2003) 0,808 0,841 0,858 0,792 % Frauen an 46% arbeitender Bev. 45% 46% 46% Start Up nach ... 32 / 32 Tagen 49 / 49 31 / 31 29 / 28 Tabelle 4: Länderdaten des „Eastern Europe Clusters“ – Teil 1 RU Bevölkerung SK 143,8 Bevölkerungs – -0,5% 5,4 / - 0,0% / 0,1% SI 2 0,1% CZ 10,2 HU 10,1 / 0,0% / 0,1% -0,3% / wachstum 0,5% Einw. / km² 8,4 110 99 129 109 Größe in km² 17.075.400 49.034 20.253 78866 93030 6.840 14.770 9.130 8.370 GNI / Capita 3.400 0,1% -0,2% (US$) GNP growth 7,3% / 7,1% 4,5% / 5,5% 2,5% / 3,2% / 4,4% 3,4% / 4,6% 4,6% HDI (2003) % Frauen 0,795 an 43% 0,849 0,904 0,874 0,862 45% 46% 45% 45% 103 / 52 61 / 61 55 / 40 52 / 52 arbeitender Bev. Start Up nach ... 29 / 36 Tagen Tabelle 5: Länderdaten des „Eastern Europe Clusters“ – Teil 2 5 Untersuchung ausgewählter Länder 73 5.3.1 Grundlegende kulturelle Praktiken und Werte Das Maß, in dem die jeweiligen Kulturdimensionen von GLOBE295 in diesen Ländern praktiziert werden, ist hoch in Bezug auf den Gruppenkollektivismus (5,25 –5,67) und die Machtdistanz (5,10 – 5,56). In einem geringem Maß werden Zukunftsorientierung (2,88 – 3,59), Unsicherheitsvermeidung (2,88 – 3,78) und Leistungsorientierung (3,32 – 3,89) unterstützt. Auch im Vergleich zu den restlichen GLOBE-Ländern weichen diese Ergebnisse von den jeweiligen Durchschnittswerten entsprechend ihrer Ausprägung ab, das heißt, beispielsweise die Zukunftsorientierung bleibt auch im Vergleich unterdurchschnittlich stark ausgeprägt und die Machdistanz bleibt überdurchschnittlich hoch. Lediglich die eben nicht berücksichtigte Unterstützung der Gleichberechtigung nimmt im Vergleich mit den übrigen Länderwerten (gesamt: 3,37) und den, in diesem Cluster erzielten Werten zwischen 3,96 und 4,12, vergleichsweise höheres Maß an. In Bezug auf die GLOBE-Werteskalen ergibt sich folgendes Bild für die „osteuropäische“ Ländergruppe. Die Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft wünschen sich ein stärkeres Maß an Leistungsorientierung (5,52 – 6,41), Gruppenkollektivismus (5,54 – 5,8), Zukunftsorientierung (5,20 – 5,70), Unsicherheitsvermeidung (4,66 – 5,09) und Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft im Umgang untereinander (5,25 – 5,61). Als zu hoch wird die Machtdistanz empfunden (2,49 – 3,12). Diese Werte entsprechen ungefähr dem jeweiligen Gesamtsdurchschnitt der Länderwerte. Das „osteuropäische“ Cluster ist stärker von Unterschieden in Hinsicht auf die Einkommenshöhe und die generellen Wertetendenzen der Bevölkerungen geprägt. Das einzige Land im obersten rechten Drittel – hinsichtlich des WVS Konstruktes – ist Slowenien. Im mittleren Drittel liegen die übrigen Gesellschaften mit Ausnahme Rumäniens, wobei sowohl die Tschechische Republik als auch Kroatien an das Drittel der „hedonistischsten“ bzw. der nach Selbstverwirklichung strebenden Gesellschaften und Russland, Bulgarien, Ungarn und Polen eher an das unterste Drittel angrenzen, in dem Rumänien angesiedelt ist. Nur die 295 GLOBE untersuchte lediglich vier Länder des hier ausgewählten Clusters. Das sind Polen, Russland, Slowenien und Ungarn. Trompenaars untersuchte Rumänien, Polen, Russland, die Tschechische Republik, Bulgarien und Ungarn. 5 Untersuchung ausgewählter Länder 74 Tschechische Republik, Kroatien und Slowenien tendieren zu postmodernen und postmaterialistischen Werten. In sieben der neun Länder ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes überdurchschnittlich wichtig.296 Ebenfalls besonders ausgeprägt ist in diesen Ländern die Einstellung, dass sowohl Männer als auch Frauen für den Haushalt Geld zusteuern sollten.297 Hierbei genießen Männer im Vergleich zu den vorherigen Clustern jedoch einen geringfügig stärkeren Vorrang in Bezug auf die Arbeitsplatzbesetzung.298 In allen osteuropäischen Ländern wird Effizienz am Arbeitsplatz überdurchschnittlich hoch ersehnt.299 Das Maß jedoch, in dem anderen Menschen Vertrauen entgegengebracht wird, ist vergleichsweise gering.300 Dieses Ländercluster fällt besonders durch eine hohe Tendenz zum Individualismus auf. Bis auf Rumänien bevorzugen diese Länder in einem überdurchschnittlichen Maß einen Arbeitsplatz, bei dem der Einzelne und nicht die Gruppe oder das Team belohnt wird.301 Ebenfalls sollen fehlerhafte oder schlecht ausgeführte Arbeiten jeweils einem Individuum zu Last gelegt werden, auch wenn dieses Teil eines Teams ist.302 Auch individuelle Freiheit wird hier überdurchschnittlich hoch geschätzt. 5.3.2 Länderinformation zu Ungarn Wie oben schon angedeutet, wurde Ungarn lange fremdbeherrscht. Zum einen herrschen die Türken bzw. das Osmanische Reich im 16. und 17. Jahrhundert über Ungarn, die dann wiederum von der Herrschaft der Habsburger Monarchie abgelöst werden. Erst 1836 wird Ungarisch Amtssprache. Ungarn ist zu dieser Zeit ein Vielvölkerstaat, vorrangig bestehend aus Ungarn bzw. Magyaren (4,9 296 Gesamtdurchschnitt: 71% und Länderwerte von 72% (SK), 80% (PL), 81% (BG und HR), 87% (RO), 88% (SI) und 89% (HU) 297 Gesamtdurchschnitt: 83% und Länderwerte von 83% (RU), 85% (RO), 87% (PL), 89% (HU und SK), 91% (SI), 92% (BG), 93% (CZ), 94% (HR) 298 vgl. Anhang B 299 Gesamtdurchschnitt: 81% und Länderwerte von 83% (HU), 88% (HR und PL), 89% (SI, BG und RO), 91% (SK), 93% (RU), 96% (CZ), 300 Gesamtdurchschnitt: 28% und Länderwerte zwischen 10% (RO) und 27% (BG) 301 Gesamtdurchschnitt: 64% und Länderwerte zwischen 79% (BG) und 88% (CZ) 302 Gesamtdurchschnitt: 45% mit Länderwerten von 59% (BG), 60% (PL), 63% (CZ), 64% (RO), 66% (HU) und 69% (RU) 5 Untersuchung ausgewählter Länder 75 Mio.), Rumänen (2,4 Mio.), Slowenen (1,4 Mio.), Deutschen (1,5 Mio.) und Kroaten (1,2 Mio.).303 Ungarn umfasst damals ebenfalls ein entsprechend größeres Territorium. Die Revolution von 1848/49 kann, nach Proklamierung der Unabhängigkeit, doch noch von Österreich niedergeschlagen werden. Habsburg oktroyiert 1849 Ungarn eine Verfassung auf. 1867 kann Ungarn durch den Ausgleich mit Habsburg administrative und konstitutionelle Unabhängigkeit in der Doppelmonarchie des Österreich-Ungarischen Reiches erlangen. Außenpolitisch muss sich Ungarn für den Pakt mit Deutschland und Österreich entscheiden, der Ungarn auch in den Ersten Weltkrieg führt. In den Friedensverhandlungen verliert Ungarn große Teile seines Staatsgebietes und ungefähr 60% seiner Bevölkerung darunter drei Millionen Magyaren.304 Nach dem Krieg wird zuerst die Republik ausgerufen, dann 1919 ein Reichsverweser eingesetzt als Königsersatz. In den 30er Jahren gilt Ungarn als Land „der drei Millionen Bettler“.305 Ungarn erklärt an der Seite Deutschlands Russland 1941 den Krieg. 1944 erklärt eine provisorische Regierung Deutschland den Krieg. 1945 erobert die russische Armee das Land. Ungarn nimmt nicht am Marshallplan Teil. 1946 wird nicht nur die Republik ausgerufen, sondern auch der Forint nach einer Währungsreform eingeführt. 1949 wird die Verfassung der Volksrepublik verkündet. Ungarn ist 1945 Gründungsmitglied des Warschauer Paktes. Der Volksaufstand von 1956 wird von russischen Truppen niedergeschlagen, die das Land besetzen. Als Sonderfall der kommunistischen „Ostblockstaaten“ führt die Regierung Wirtschaftreformen durch. Beispielsweise Preise können in einem gegebenen Rahmen von den Unternehmen nun selbst angepasst werden.306 So erlebt Ungarn im Zeitraum von 1968 –1972 „goldene Jahre“.307 Es folgt eine starke Auslandsverschuldung. Bereits 1973 hat Ungarn diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland aufgebaut. 1988 wird ein Handelsund Kooperationsabkommen mit der EG abgeschlossen. 1989 wird die Republik ausgerufen; 1990 folgen die ersten freien Wahlen. Die russischen Truppen müssen bis zum 30.06.1991 abgezogen werden. Die 303 vgl. Fischer, H., 1999, S.106 vgl. ebd., a.a.O., S.178 305 vgl. ebd., a.a.O., S.185 306 vgl. Fischer, H., 1999, S.222f 307 vgl. ebd., a.a.O., S.224 304 5 Untersuchung ausgewählter Länder 76 Auslandsverschuldung beträgt 1989 20 Milliarden US$, das BIP 1993 jedoch nur 82% des BIP´s von 1989. 308 1998 beginnen die Beitrittsverhandlungen zur EU, in die Ungarn 2004 nach einem Referendum eintritt. 5.3.3 Kulturelle Werte und Praktiken in Ungarn Die Ungarn sind eines der Völker, das sich am wenigsten an Regeln orientiert, um Unsicherheit zu vermeiden (3,12). Jedoch orientieren sich die Ungarn in individuellen Situationen eher an allgemein anerkannten Regeln, als diese zu brechen.309 Unsicherheit im Arbeitsleben scheint die Ungarn zu irritieren, denn ihnen ist die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze von hoher Wichtigkeit (WVS:89%). Des Weiteren würden die Ungarn gerne ihre wenig praktizierte Leistungsorientierung (3,43) verstärkt betreiben (5,96). Sie würden hier auch verschieden hohe Löhne aufgrund von unterschiedlich effizientem Arbeiten in Kauf nehmen (WVS: 83%). Andererseits scheuen sie in einem überdurchschnittlichen Maß den Stress am Arbeitsplatz (WVS: 57% /gesamt: 42%), wobei sie aber der Arbeit im Allgemeinen nicht abgeneigt sind310. In Ungarn herrscht eine starke Hierarchie (5,56) mit ebenso starkem Wunsch danach, diese zu verringern (2,49). Dem entspricht auch der Wunsch nach mehr Gleichheit zu Lasten individueller Freiheit (WVS: 45), was auch in der Praxis schon gegenüber Frauen gezeigt wird (4,08). Andererseits legen die Ungarn hohen Wert auf den Respekt gegenüber Autorität (WVS:69%) und sie erwarten vom Staat eher die Beibehaltung und Bewahrung des Status Quo (WVS: 53% /gesamt 48%). Wenn es um den Arbeitsplatz geht, begrüßen die Ungarn individuelle Verantwortung (Trompenaars: 66) und auch individuelles Lob hierfür (Trompenaars: 84%). Bezogen auf das Privatleben wird jedoch die Gruppe oder Familie311 vorgezogen (5,25). Einerseits würde der Löwenanteil der Ungarn ihrem Vorgesetzten privat nicht helfen (Trompenaars: 89%), andererseits verlangen die Ungarn aber von ihrem 308 vgl. ebd., a.a.O., S.257 Trompenaars: „not testify for friend“: 85% bei einem Gesamtdurchschnitt von 72% 310 WVS: „work should come first“: 78% bei einem Gesamtdurchschnitt von 56% 311 WVS: „family important“ – 89% 309 5 Untersuchung ausgewählter Länder 77 Unternehmen, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen bzw. für sie zu finden312. Diese Überzeugung könnte noch aus kommunistischer Zeit stammen. Außerdem könnte die oben angesprochene wirtschaftlich „schlechte“ Lage, nachdem die Unabhängigkeit von Russland erreicht worden war, für einige der eben aufgezählten gesellschaftlichen Aspekte eine Erklärung sein. Einerseits wird Leistungsorientierung, individuelle Zurechenbarkeit am Arbeitsplatz und die hohe Wertschätzung des Arbeitsplatzes auf der wirtschaftlichen Ebene in Hinsicht auf höheren wirtschaftlichen Erfolg erwünscht, ohne dabei aber zu hohem Druck ausgeliefert zu sein. Andererseits ist der private Zusammenhalt der Gruppe oder Familie genauso wichtig, wie ein robustes und sicheres Staatswesen auf der politischen Ebene. Das gering betriebene zukunftsorientierte Handeln (3,21) könnte ebenfalls auf die noch andauernden momentanen Probleme der Transformation Ungarns hindeuten, wobei schon ein Wert von 0,862 auf dem HDI erreicht worden ist und das GNP 2004 um 4,6% gewachsen war (siehe Tab.4). Anhand des Konstruktes der postmodernen Werte lässt sich ein wenig der Zwiespalt erkennen zwischen der Tendenz hin zu einem rationaleren Umgang mit staatlicher und kirchlicher Autorität einerseits, und einem Verbleiben im Bereich der materialistischen Bedürfnisse andererseits, die noch nicht erfüllt sind (siehe Abb.4). 5.4 Indien, Thailand und Vietnam Diese Länder sind Teil des südasiatischen Clusters.313 Vietnam wurde in der GLOBE-Studie nicht untersucht. Jedoch erscheint eine Einteilung in dieses Gruppe schon aufgrund der geographischen Lage als sinnvoll. Wie oben angesprochen lassen sich diese Länder von den eher konfuzianisch geprägten asiatischen Ländern wie China vor allem anhand der unterschiedlichen Religionen voneinander trennen. In dieser Ländergruppe werden besonders die jeweils in Indien entstandenen Religionen des Hinduismus und Buddhismus praktiziert. Auch der Islam ist vertreten. Außerdem hatten viele der südasiatischen Länder 312 313 Trompenaars: „not find housing“: 17% bei einem Gesamtdurchschnitt von 62% vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.189 5 Untersuchung ausgewählter Länder 78 schon früh Kontakt zu anderen Kulturen über die diversen Handelswege Chinas, die auch durch Südasien führten.314 Bezogen auf das Prokopfeinkommen, stellen Indien und besonders Vietnam die beiden „ärmsten“ der hier untersuchten Länder dar (siehe Tab.6), wobei Indien den niedrigsten Wert aller in dieser Arbeit ausgewählten Länder in Bezug auf den Zustand der „menschlichen“ Entwicklung aufweist. Indien ist zudem eines der größten Länder der Welt und nur noch China hat eine größere Bevölkerung. Indien Thailand Vietnam Bevölkerung 1.079,70 63,7 82,2 Bevölkerungs-wachstum 1,5% / 1,4% 0,9% / 0,9% 1,1% / 1,0% Einw. / km² 329 124 Größe in km² 3.287.263 513115 GNI / Capita (US$) 620 2.490 540 GDP growth 8,6% / 6,9% 7,0% / 6,2% 7,3% / 7,7% HDI (2003) 0,602 0,778 0,704 % Frauen an arbeitender Bev. 33% 46% 49% Start Up nach ... Tagen 88 / 89 33 / 33 63 / 56 Tabelle 6: Länderdaten des „Southern Asia Clusters“ 5.4.1 Länderinformation zu Indien Die Induskultur des nördlichen Indien um 3000 v. Chr. bildet eine der ältesten menschlichen Kulturen. Indien hatte schon früh Kontakt mit anderen Kulturen wie der mesopotamischen. Das Hellenistische Reich hatte seinen Einfluss durch die Feldzüge Alexanders im 4. Jahrhundert v. Chr. bis nach Indien ausgeweitet. Während des 11. und 12. Jahrhunderts drangen immer mehr Muslime nach Nordindien ein, die ihren Einflussbereich immer weiter ausdehnten und bis in das 18. Jahrhundert mächtige Mogule hervorbrachten, die über große Teile Indiens 314 vgl. Gupta, V., 2002, S.19 5 Untersuchung ausgewählter Länder 79 herrschten. Indien konnte aber auch in dieser Zeit nicht vereint werden und war ständig in Sultanate oder einzelne Provinzen geteilt. Schon im 16. Jahrhundert betrieben die Portugiesen, die 1510 Goa und die Region um diese Küstenstadt unterwerfen konnten, regen Handel mit Indien, damals noch bevorzugt mit Gewürzen.315 Sie kontrollierten den Indischen Ozean mit ihrer Seemacht. Doch es waren die Engländer, die zuerst eine Ostindiengesellschaft im Jahr 1600 gründeten, gefolgt von den Niederländern, dann den Franzosen und somit den Handel institutionalisierten. England konnte sich im Laufe der Zeit gegen die übrigen Kolonialmächte im Kampf um die Vorherrschaft Indiens behaupten. Im 19. Jahrhundert wurde Indien dann komplett der Englischen Krone unterstellt. Englisch wurde die offizielle Verwaltungssprache. Die Unabhängigkeit erreichte Indien erst 1947. Die verfassungsgebende Versammlung wurde schon 1946, noch unter britischer Herrschaft und unter stark begrenztem Wahlrecht, gewählt.316 Ein allgemeines Wahlrecht wurde erst 1950 eingeführt.317 Indien war nun eine Demokratie mit Zweikammersystem und Präsidenten. Ein Überbleibsel der englischen Herrschaft ist die sogenannte „president´s rule“, unter deren Anwendung der Präsident beispielsweise Gouverneure der einzelnen Provinzen jederzeit absetzen kann.318 Allgemeines Wahlrecht wurde erst 1950 eingeführt. Folgenreichstes Moment der Unabhängigkeit Indiens scheint wohl die Abspaltung Pakistans gewesen zu sein, das dem islamischen Teil der Bevölkerung „zugesprochen“ wurde. Religiös ist Indien besonders durch die hier entstandene Religion des Hinduismus geprägt. Obwohl das Kastensystem gesetzlich abgeschafft worden ist, hat es auch heute noch hohe gesellschaftliche Bedeutung. Regionale Disparitäten lassen sich schon an einer Vielzahl von Sprachen erahnen. Hindi, Urdi, Bengali und Marathi stellen nur einen kleinen Bruchteil der 179 Sprachen Indiens dar.319 315 vgl. Kulke, H., 1998, S.268 vgl. ebd., a.a.O., S.392f 317 vgl. Conrad, D., 1995, S.419 318 vgl. Kulke, H., 1998, S.393 319 vgl. Berger, H., 1995, S.101 316 5 Untersuchung ausgewählter Länder 80 5.4.2 Kulturelle Werte und Praktiken in Indien Indien ist im Gegensatz zu den oben detaillierter beschriebenen Ländern, Deutschland und Ungarn, ein in wirtschaftlicher Sicht „armes“ Land mit einem durchschnittlichen Prokopfeinkommen von 620 US$ und mit einem Wert von 0,602 im HDI auch kein sehr weit entwickeltes Land. Diesem Bild entspricht jedoch im ersten Augenblick nicht die Lage, die Indien in dem visualisierten Konstrukt der postmodernen Werte einnimmt (siehe Abb.4). Es liegt im untersten Drittel ist aber nur marginal von der Stellung Polens entfernt, das in wirtschaftlicher Sicht und in Hinsicht auf die Höhe seiner Entwicklung klar besser gestellt ist. Indien weist dementsprechend, ohne eine hohe Modernisierungstendenz oder wirtschaftlichen Sicherheit, höhere Werte in Hinsicht auf postmoderne Selbstverwirklichungstendenzen auf, als einige der oben besprochenen Ostblockstaaten, wie Ungarn, Bulgarien und Russland. Dies sei grundlegend den weiteren Erklärungen vorangestellt. In Indien herrscht ein freundlicher und hilfsbereiter Umgang mit den Mitmenschen (4,57). Dies wird auch durch ein scheinbar gutes Bild vom Menschen untermauert, denn die Inder vertrauen anderen Menschen überdurchschnittlich stark (WVS: 41 /gesamt:28%). Zurückzuführen könnte dies auf den stark praktizierten Hinduismus sein, der den Menschen ein gutes Karma, bzw. anders formuliert gute Taten abverlangt. Aus dem Glauben heraus könnte auch das sehr geringe Gefühl von Freiheit und Kontrolle über das eigene Leben entstammen (WVS: 22%). Des Weiteren wird der Umgang mit der Natur gepflegt (WVS: 83%). Die vergleichsweise sehr schwach ausgeprägte Geschlechtergleichheit (2,90) geht einher mit der Geringschätzung neuer Ideen und Konzepte (WVS: 19%) im Gegensatz zu alten bzw. den Traditionen. Auch in Hinsicht auf den Vorrang, den Männer bei der Besetzung von Arbeitsplätzen genießen, ist dies zu spüren (WVS: 57 /gesamt: 34%). Der Anteil der Frauen an der arbeitenden Bevölkerung ist mit 33% vergleichsweise gering (siehe Tab.4). Ein außerordentlich stark praktizierter Gruppenkollektivismus charakterisiert Indien des Weiteren (5,92). Die Familie (WVS: 93%) und der Respekt vor den Eltern (89%) sind dementsprechend ebenfalls Schlüsselmerkmale der indischen Gesellschaft. Vergleichsweise viele Inder behaupten, dass es der Familienstand 5 Untersuchung ausgewählter Länder 81 ist, der einem Ansehen verleiht (WVS: 57%). Die eben aufgezählten gesellschaftlichen Eigenschaften könnten durch das zwar als illegal verworfene, aber dennoch praktizierte, Jahrhunderte alte Kastensystem erklärbar sein. Jedenfalls könnte die hohe Gruppenkollektivität eine Erklärung für die Auffassung überdurchschnittlich vieler Inder sein, dass Arbeit ein Pflicht gegenüber der Gesellschaft darstellt (WVS: 82%). Der hohe Gruppenkollektivismus ist auch in der Arbeitswelt zu verspüren. Die Inder tendieren auch am Arbeitsplatz zu der Auffassung, dass jeweils das Kollektiv die Verantwortung trägt aber auch das Lob.320 Die Inder drücken jedoch eher Gefühle am Arbeitsplatz aus (WVS: 51% / gesamt:41%) und zeichnen sich im Vergleich mit den oben detaillierter dargestellten Gesellschaften auch eher durch ein diffuseres Verhältnis zwischen Privatsphäre und Arbeitsleben aus321. 5.5 China und Japan Die Länder China und Japan gehören dem „Confucian Asian Cluster“ an. Diese Eingruppierung basiert vor allem auf dem universellen Einfluss der konfuzianischen Philosophie auf diese beiden Länder.322 Ein anderes Indiz für den hohen kulturellen Einfluss, den China auf Japan in früherer Zeit ausübte, ist das japanische Schriftsystem, in dem die chinesischen Zeichen, das Kanji, einen hohen Anteil haben. Des Weiteren sind die beiden Länder geographisch nur durch das Japanische Meer getrennt. In Hinsicht auf sozioökonomische Größen sind diese beiden Länder jedoch stark verschieden. Im Vergleich zu China, das eines der größten Länder der Erde ist und zudem mit fast 1,3 Mrd. Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt darstellt, erscheint Japan klein und bevölkerungsarm (127,8 Mio. Einwohner, Tab.7). Im Gegensatz hierzu besitzt Japan mit einem der weltweit höchsten Prokopfeinkommen von 37.050 US$ und einem auf dem HDI erzielten Wert von 0,943 ein deutlich höheres Wirtschaftsniveau und einen deutlich höheren Lebensstandard als China. 320 Trompenaars: „individual credit“ – 44% bei einem Gesamtdurchschnitt von 64% / „indivivual responsibility“ – 36% bei einem Gesamtdurchschnitt von 45% 321 Trompenaars: „not help boss“ – 67% bei einem Gesamdurchschnitt von 72% / „not find housing“ – 46% bei einem Gesamt durchschnitt von 62% 322 vgl. Gupta, V., 2004 (b), S. 189 5 Untersuchung ausgewählter Länder 82 China Japan Bevölkerung 1.296,20 127,8 Bevölkerungs-wachstum 0,6% / 0,6% -0,3% / -0,2% Einw. / km² 137 339 Größe in km² 9.572.419 377.837 GNP / Capita (US$) 1.500 37.050 GNP growth 10,0% / 10,1% 3,4% / 4,6% HDI (2003) 0,755 0,943 % Frauen an arbeitender Bev. 45% 41% Start Up nach ... Tagen 52 / 52 48 / 48 Tabelle 7: Länderdaten des „Confucian Asia Clusters“ 5.5.1 Länderinformation Japan Wie oben angesprochen liegt Japan, durch das Meer isoliert, nahe dem asiatischen Festland. Aber schon in den Anfängen der Neuzeit hielt 1592 diese geographische Besonderheit Japan nicht davon ab, Korea zu überfallen. Eine kulturelle Blüte erlebt Japan ungefähr um 1690. Zum ersten Mal geeint wurde Japan bereits 1590. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Japan an mehreren Kriegen beteiligt. Einerseits kann sich Japan im Krieg gegen Russland behaupten, verleibt sich Korea ein und besetzt weite Teile des chinesischen Festlandes, was 1937 zum Krieg mit China führt. Andererseits beginnt Japan 1941 den Pazifikkrieg gegen die USA an. Die beiden ersten Einsätze von Atombomben im August 1945 zwingen Japan, binnen Tagen zu kapitulieren. Japan wird erstmalig in seiner Geschichte besetzt. Erst 1952 endet die Besatzung durch die Amerikaner. Die Frucht dieser Zeit ist vor allem die japanische Verfassung, die 1947 eingeführt worden ist. Die USA hatten besonderen Wert auf die Einführung der Demokratie und auf die Entmachtung des Kaisers gelegt, der jetzt lediglich die 5 Untersuchung ausgewählter Länder 83 Parlamentssitzungen eröffnet und den gewählten Ministerpräsidenenten ernennt.323 Ebenfalls wird das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt. Innerhalb einer Generation schafft es Japan nun, mit der auf wenige Gebiete spezialisierten Produktion, zur Industriesupermacht zu werden.324 Die industriellen Kernbereiche sind Schiffbau, Stahl, Herstellung von Unterhaltungsmedien und die Automobilindustrie. Eine erste „leichtere“ Wirtschaftskrise entsteht durch die Ölkrise von 1973 und die Aufwertung des Yen im Plaza-Abkommen. Ende der 80er Jahre dotiert der Nikkei-Index 40000, was ungefähr 2/3 über dem liegt, was die in den USA dotierten Unternehmen erreichen – beispielsweise ist das Grundstück des japanischen Kaiserpalastes mehr wert als ganz Kalifornien zu diesem Zeitpunkt.325 Anfang der 90er Jahre zerbricht das japanische Wirtschaftskonstrukt, Banken gehen bankrott und der Nikkei-Index dotiert 1992 nur noch bei 14000. Wie die Daten aus Tabelle 6 zeigen, hat sich Japan von der Wirtschaftskrise erholt und weist das dritthöchste Prokopfeinkommen der hier untersuchten Länder und den zweithöchsten Wert im HDI auf. Seit 1956 ist Japan Mitglied der Vereinten Nationen und beteiligt sich seit 1992 auch mit der Entsendung eigener Truppen an friedenserhalten Maßnahmen. Außerdem bemüht sich Japan um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat. In Japan werden besonders Shinto, hierunter werden die autochthonen Religionen zusammengefasst, und der Buddhismus praktiziert.326 So pilgerten die Konzernchefs eines wichtigen japanischen Automobilkonzerns 1993 zu einem Shinto Schrein, um für bessere wirtschaftliche Zeiten zu beten. Das Menschenbild des Shinto ist ein positives. Der Mensch trifft grundsätzlich die richtigen Entscheidungen.327 Einen Sonderfall stellt die japanische Sprache dar. Sie zu erlernen ist aufgrund einiger 323 Sonderformen vgl. Pohl, M., 1998, S.65 vgl. Sommer, T., 1998, S.6 325 vgl. ebd., a.a.O., S.9 326 vgl. Kreiner, J, 1998, S.526 327 vgl. ebd., a.a.O., S.527 324 sehr schwierig. Es hat sich eine teilweise 5 Untersuchung ausgewählter Länder geschlechterspezifische Sprache 84 herausgebildet. Außerdem gibt es eine Höflichkeitssprache.328 5.5.2 Japans kulturelle Praktiken und Werte Japan ist eines der Länder, in denen der institutionelle Kollektivismus am stärksten ausgeprägt ist (5,19). Dem entspricht, dass der individuellen Freiheit nur eine vergleichsweise geringe Wichtigkeit eingeräumt wird (Trompenaars: 39%). Jedoch ist der Gruppenkollektivismus (4,63) eher schwach im Vergleich zu anderen Ländern (gesamt: 5,13) ausgeprägt, wobei der Familie aber immer noch ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt wird (WVS: 93%). Gering ausgeprägt ist die Durchsetzungsfähigkeit (3,59) und vielleicht als Folge dessen ist es in Japan nicht unüblich, Gefühle auch am Arbeitsplatz zu zeigen (Trompenaars: 74%). Ebenfalls vertrauen die Japaner eher anderen Menschen (WVS: 43% /gesamt 28%). Vielleicht als Folge der Wirtschaftskrise Anfang der 90er Jahre, stieg die Wichtigkeit der Sicherheit des Arbeitsplatzes stark an (WVS: 80% im Gegensatz zu 1990: 58%). Dies veranlasst die Japaner jedoch nicht Instruktionen auszuführen, die in ihren Augen keinen Sinn machen (WVS: 10%). In Japan scheint es, oberstes Gebot zu sein, mit der Natur in Einklang zu leben (WVS: 99%). Dies könnte einerseits mit den Japan umgebenden Naturkräften wie Erdbeben – Japan liegt in einem tektonisch sehr aktiven Gebiet – oder aber andererseits mit einer religiösen Verbindung zur Natur aufgrund des Buddhismus zu tun haben. Japan liegt im oberen rechten Drittel in Hinsicht auf die Einteilung in materialistische und postmaterialistische Werte der WVS. Obwohl die Japaner sehr religiös sind, wie oben beschrieben, erreichen sie den höchsten Wert in Bezug auf rationalen und säkularisierten Umgang mit Autorität. Dies könnte einerseits daran liegen, dass der Buddhismus keine Hierarchien kennt und somit keine Autorität ausübt oder aber mit dem Shintoglauben. Im Shinto wird, wie oben angedeutet, die Ansicht vertreten, dass der Mensch nur richtige Entscheidungen treffen kann. Das könnte heißen, dass die Japaner sehr rationale 328 vgl. Schneider, R., 1998, S.477 5 Untersuchung ausgewählter Länder 85 Entscheidungen treffen können, da sie in dieser Hinsicht nicht von irgendwelchen Moraleinflüssen des Glaubens beeinflusst sind. Außerdem muss das tägliche Leben sehr gut organisiert sein, wenn ein Land, in dem 339 Menschen pro km² leben (siehe Tab.7), eine so einflussreiche Wirtschaftsmacht aufgebaut hat. 5.6 England und die USA Unter anderem England und die USA sind Teil des „Anglo Clusters“. Diese Eingruppierung basiert besonders auf linguistischen und ethnischen Übereinstimmungen der beiden Gesellschaften.329 Überdies übte England über lange Zeit hinweg politische Kontrolle über Amerika aus.330 Auch im 20. Jahrhundert und heutzutage bestehen noch starke politische Bindungen, was beispielsweise an der Allianz während der beiden Weltkriege oder dem Feldzug im Irak zu erkennen ist. Beide Staaten verfügen über ein hohes Prokopfeinkommen, wobei die USA mit 41.440 US$ weltweit eines der höchsten haben (siehe Tab.8). Auch der Wert, den die beiden Staaten den HDI betreffend erzielen, entspricht einem hochentwickelten Lebensstandard. Außerdem ist Amerika eines der größten und bevölkerungsreichsten Länder der Welt. 329 330 vgl. Gupta, V., 2004 (b), S.183 vgl. Ashkanasy, N., 2002, S.28 5 Untersuchung ausgewählter Länder 86 England USA Bevölkerung 59,9 293,7 Bevölkerungswachstum 0,5% / 0,5% 0,8% / 1% Einw. / km² 247 30331 Größe in km² 242.910 9.629.090 GNI / Capita (US$) 33.630 41.440 GDP growth 2,2% / 3,1% 3,1% / 4,2% HDI (2003) 0,939 0,944 % Frauen an arbeitender Bev. 46% 46% Start Up nach ... Tagen 18 / 18 5/5 Tabelle 8: Länderdaten des „Anglo Clusters“ 5.6.1 Länderinformationen zu den USA Die Kolonialisierung der „Neuen Welt“ fing im 17. Jahrhundert an. Um 1770 lebten bereits drei Millionen Menschen in den 13 britischen Kolonien. Boston zählte 1775 gerade 16000 Einwohner.332 Neben den Briten traten auch die Franzosen und die Spanier als Kolonialmächte in das Ringen um die Erschließung des Landes ein. Im Frieden von Paris wurden den Briten Kanada und die Gebiete östlich des Mississippi bis auf New Orleans zugesprochen. Spanien behielt Kontrolle über Florida und Kuba. Die immer weiter betriebene Erschließung des Landes verlangte von der kolonialen Gesellschaft eine hohe Mobilität, die sich sowohl horizontal oder geographisch, als auch vertikal oder sozial ausdrückte.333 Die Verfassung von 1776 wird nach Beendigung des Unabhängigkeitskrieges gegen die Briten 1783 formell anerkannt, der erste Präsident wird frei gewählt. Die Verfassung beinhaltet vor allem das Gleichheitspostulat und starke föderale Elemente, sowie das Prinzip des Zweikammersystems.334 Die Verfassung wird 1787 verabschiedet. Durch den Kauf von Louisiana und den Erwerb von Texas 331 eigene Berechnung vgl. Heideking, J., 2003, S.12 333 vgl. Heideking, J., 2003, S.20 334 vgl. ebd., a.a.O., S.68-70 332 5 Untersuchung ausgewählter Länder 87 und Neu Mexiko, nachdem der Krieg gegen Mexiko 1849 beendet ist, wächst das Territorium der Vereinigten Staaten stark an. Schnell fand schon während der Kolonialisierung eine regionale Differenzierung der einzelnen Staaten auch in Bezug auf die jeweilige Wirtschaftssituation statt, denn besonders an den Flüssen und den Küstenstaaten des Ostens konnten die geographischen Gegebenheiten – beispielweise Transportwege – genutzt werden, um eine kommerzielle Landwirtschaft zu betreiben.335 Besonders diese Entwicklung und ihre Folgen, aber auch die ungeklärte „Sklavenfrage“ waren es, die Amerika ab 1860 de facto in zwei Lager spalteten. Insgesamt 11 Staaten fassten sich zu den Confederate States of America oder den „Südstaaten“ zusammen. Im Gegensatz zu den 22 Millionen Einwohnern der 22 „Nordstaaten“, umfassten ihre Staaten nur insgesamt 9 Millionen Menschen.336 Der folgende Bürgerkrieg blieb der letzte auf eigenem Boden. Zwischen 1869 und `96 verdreifacht sich dann das amerikanische BSP337 und 1915 leben bereits über 100 Millionen Menschen in Amerika.338 Einen Grund für den amerikanischen Eintritt in den Ersten Weltkrieg und die Abkehr von der bis dato geführten Isolation stellt die Zimmermann Depesche dar, in der Deutschland Mexiko auffordert, den USA den Krieg zu erklären.339 Schließlich können die USA ihre Vormachtstellung nach dem Zweiten Weltkrieg etablieren. Der amerikanische Dollar wird nach den Verhandlungen von Bretton Woods zum globalen Standardwert bzw. zur Leitwährung. Im Rahmen des Marshall Plans werden an 16 Länder 16 Milliarden US$ als Aufbauhilfe nach dem Krieg verteilt.340 5.6.2 Kulturelle Werte und Praktiken in den USA Die Amerikaner erwirtschaften ein Prokopfeinkommen von 41.440 US$ (siehe Tab.8). Das hohe Einkommen geht einher mit einer stark leistungsorientierten Gesellschaft (4,49). Effizienz als Kriterium für bessere Entlohnung wird 335 vgl. ebd., a.a.O., S.19 vgl. ebd., a.a.O., S.167 337 vgl. ebd., a.a.O., S.199 338 vgl. ebd., a.a.O., S.227 339 vgl. ebd., a.a.O., S.263 340 vgl. Heideking, J., 2003, S.351 336 5 Untersuchung ausgewählter Länder 88 allgemein anerkannt (WVS: 91%) und obwohl die Amerikaner Wettbewerb unterstützen (WVS: 71%), halten sie Menschen für fair (WVS: 62 /gesamt:43). Die Arbeit steht auch nicht allgemein an erster Stelle (WVS: 36%) und die Sicherheit des Arbeitsplatzes wird auch nur als mittelmäßig wichtig erachtet (WVS:72). Dies spricht für die oben angedeutete Mobilität der Amerikaner, auch in Hinsicht auf einen Arbeitsplatzwechsel. Der, wenn er vollzogen werden sollte, jedoch damit einhergeht, dass das neue Unternehmen eine Wohnung finden sollte (Trompenaars: 85%). Obwohl der Gruppenkollektivismus (4,25) relativ schwach ausgeprägt ist, wird der Familie (WVS: 95%) und den Freunden (WVS: 64%) eine hohe Wichtigkeit eingeräumt. Aber der Amerikaner würde sich im Ernstfall nicht für den Freund, sondern für das allgemein anerkannte Regelsystem entscheiden (Trompenaars: 93%). Außerdem fühlen sich die Amerikaner außerordentlich frei und sie sind in besonderem Maße davon überzeugt, dass sie ihr Leben unter Kontrolle haben (WVS: 82%). Sie leben eher im Hier und Jetzt, bei geringer Beachtung der Vergangenheit (Trompenaars: 4,69 / gesamt: 5,29) und der Zukunft (Trompenaars: 4,93 / gesamt: 5,28). In Bezug auf das WVS-Konstrukt tendieren die USA noch zu traditionellen Autoritäten, haben aber ein hohes Maß an Selbstverwirklichungsdrang. Der Hang zu traditionellen Werten wird beispielsweise durch die überdurchschnittlich hohen Mitgliedszahlen kirchlicher Organisationen (WVS: 57% / gesamt: 20%) oder aber mit dem Wunsch nach mehr Respekt vor Autorität (WVS: 70%) ausgedrückt. 6 Zusammenfassung und Ausblick 6 89 Zusammenfassung und Ausblick Grundlegend muss an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, in welcher Komplexität sich Kultur ausprägt. Obwohl viele Kulturen universelle Gemeinsamkeiten aufweisen und sogar gelegentlich verwandte Kulturen sehr ähnliche Praktiken verfolgen und nach sich gleichenden Zielen streben, stimmt keine Gesellschaft – wie oben gezeigt – mit einer anderen auch nur annähernd überein. Anhand der oben ausgeführten Länderbeschreibungen lässt sich beispielhaft ableiten, dass die Familie und der Familienzusammenhang solche kulturübergreifende universelle Werte und Praktiken darstellen. Dies zeigen die überdurchschnittlich hohen Werte der GLOBE-Studie in Hinsicht auf den gesellschaftlich praktizierten Gruppenkollektivismus. Ein weiterer von den meisten Gesellschaften erwünschter Zustand ist eine verstärkte Konzentration auf mehr Leistung. Ausdruck hiervon ist z.B. der fast in allen untersuchten Ländern anerkannte „kapitalistische“ Gedanke, dass Effizienz besser bezahlt werden sollte. Die Unterschiede zwischen den Kulturen bzw. Gesellschaften überwiegen hier sehr stark. Besonders das individuelle relative Zusammenspiel der einzelnen hier beschriebenen Teilaspekte von Kulturen differenziert die Gesellschaften untereinander. Um diese Eigenheiten theoretisch herauszufiltern, wie es oben getan wurde, ist es notwendig und sinnvoll mehrere Studien und dichte Hintergrundinformationen miteinander zu verbinden. Wie oben dargestellt untersuchen die drei Studien jeweils andere sich teilweise überschneidende Merkmale und Ausprägungen von Kultur. Genau wie das Einteilen der untersuchten Länder den Vorteil des direkten Vergleichs mit sich bringt, können sich diese Studien gegenseitig relativieren oder ergänzen. Wie im fünften Teil herausgearbeitet worden ist, können mit Hilfe der Ergebnisse der einzelnen Studien in vielen Fällen kulturelle Merkmale jeweils von mehreren Blickwinkeln und in verwandten Ausprägungen untersucht werden. Es kommt aber auch vor, dass die Studien sich anscheinend komplett widersprechen. Die 6 Zusammenfassung und Ausblick 90 Spanier341 beispielsweise vertreten im hohen Maße die Koexistenz von Mensch und Natur (WVS: 92%) laut der einen Studie und erzielen in der anderen Studie den dritthöchsten Rang, wenn es darum geht, wichtige Naturkräfte wie das Wetter zu kontrollieren (Trompenaars: 50%). Dies kann z.B. damit zusammenhängen, dass verschiedene soziale Gruppen befragt worden sind oder aber, dass die einzelnen Fragen auf einer anderen Ebene ansetzen. Genau um ein solches vermeintliches Dilemma überprüfen zu können, ist es absolut notwendig, dass, wenn empirische Studien durchgeführt werden, ihre konzeptionellen Vorgehensweisen detailliert hinterlegt werden, um weitreichendere Erklärungen für den oben beschriebenen Fall auffinden und trennen zu können, ob dies ein Fall von Anwendung verzerrender Methoden ist oder ob dies aus kulturellen Aspekten heraus erklärt werden kann. Da bei kulturvergleichenden Forschungen wohl nie der Punkt erreicht werden kann, an dem Studien bzw. Vergleichsgegenstände komplett standardisiert werden können, da der Untersuchungsgegenstand, die Kultur, in ihrer Dichte nie universell anhand von einigen ausgewählten Dimensionen oder Werten vollständig erklärt werden kann, muss es ein Hauptaugenmerk eines jeden Forschers bleiben, den von ihm abgesteckten Untersuchungsrahmen so detailliert wie möglich zu untersuchen und zur Transparenz zu hinterlegen, wie er vorgegangen ist. Nur so ist es möglich, Studien miteinander zu vergleichen, Forschungen aufeinander aufzubauen und die jeweiligen Ergebnisse akkurat einordnen zu können. Weiter wurde an einigen Stellen in dieser Arbeit erwähnt, dass Kultur vielen äußeren Einflüssen unterliegt. Besonders die GLOBE-Studie und die WVS haben starke Wechselwirkungen zwischen kulturellen Ausprägungen und materiellen Ressourcen herausgearbeitet. Dementsprechend sollten Studien und Erklärungsansätze über kulturelle Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten auch immer externe Begebenheiten und Indikatoren miteinbeziehen. Hier scheinen Religion, sozioökonomische Indikatoren, Geschichte und geographische Lage unter anderen als wichtige Vergleichs- und Erklärungsaspekte. Wenn dies befolgt wird, lässt sich abschließend feststellen, können empirische Studien außerordentlich valide Informationen über Kulturen erheben und 341 vgl. Anhang B: Spanien 6 Zusammenfassung und Ausblick 91 herausarbeiten. Obwohl oben ein wenig kritisiert, ist der Weg, den Trompenaars einschlägt, nicht von der Hand zu weisen, denn Kultur praktisch zu erfahren, mit dem theoretischen Wissen um diese, ist wohl die Kaiserdisziplin. Literaturverzeichnis Ashkanasy, N., Gupta, V., Mayfield, M.S., Trevor-Roberts, E., Future Orientation, in: House, R. J., Hanges, P.J., Javidan, M., Dorfman, P.W., Gupta, V., Culture, Leadership, and Organizations – the Globe Study of 62 Societies, Thousand Oaks, 2004 (a), S.282 -342 Ashkanasy, N., Gupta, V., Mayfield, M.S., Trevor-Roberts, E., Future Orientation, in: House, R. 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Abbildung AT Österreich BIP Bruttoinlandsprodukt BSP Bruttosozialprodukt bzw. beziehungsweise CCI country co-investigator CH Schweiz CZ Tschechische Republik DE Deutschland ebd. eben dieser Einw. Einwohner ES Spanien ders. derselbe etc. et cetera FR Frankreich GLOBE Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness Research Program GNI Gross National Income HR Kroatien HU Ungarn IT Italien km² Quadratkilometer NL Niederlande CII Abkürzungsverzeichnis p Irrtumswahrscheinlichkeit PL Polen PT Portugal r Korrelationskoeffizient RO Rumänien RU Russland S Seite SI Slowenien SK Slowakische Republik Tab Tabelle USA Vereinigte Staaten von Amerika usw. und so weiter UV Unsicherheitsvermeidung v. Chr. vor Christus vgl. vergleiche vs. versus WVS World Values Survey z.B. zum Beispiel CIII Eidesstattliche Erklärung des Verfassers CIV Eidesstattliche Erklärung des Verfassers Hiermit erkläre ich, Jens Walther, an Eides statt, die vorliegende Diplomarbeit im Studiengang der Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt zu haben. Alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden, sind als solche gekennzeichnet. Diese Diplomarbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Ort, Datum Unterschrift Anhang CV Anhang Anhang A: Übersichtstabellen der Studien Die ersten drei Tabellen listen jeweils für die untersuchten Studien, das sind in Reihenfolge die GLOBE-Studie, die World Values Survey und die TrompenaarsStudie, die jeweiligen Mittelwerte der untersuchten Konstrukte und Items in Relation zur Anzahl der untersuchten Länder auf. Danach folgen die Ergebnisse der drei Studien für das jeweils untersuchte Land. 1. GLOBE-Studie Die Länderanzahl der GLOBE-Studie beträgt für alle untersuchten Konstrukte 61. Der Einfachheit halber entfällt deshalb eine individuelle Auflistung der Länderanzahl. Lediglich einzelne Subkulturen wurden individuell untersucht. Dies sind bei den hier behandelten Ländern der französischsprechende Teil der Schweizer Bevölkerung und der in den neuen Bundesländern lebende Teil der deutschen Bevölkerung. Die Ergebnisse für diese beiden Sonderfälle sind fortlaufend in den betreffenden Tabellen immer an zweiter Stelle ( x / 2,35) aufgeführt. Die jeweiligen Länderwerte stellen den Wert dar, den sie auf den schon oben beschriebenen 7- Punkteskalen einnehmen. Alle Daten wurden der GLOBE – Studie entnommen. 2. World Values Survey Die Übersichtstabelle zur World Values Survey (WVS) beinhaltet die Beschreibung der für die vorliegende Arbeit ausgewählten Items, die jeweilige Anzahl der untersuchten Länder sowie den Mittelwert der Ergebnisse in Prozent. Außerdem wird die jeweilig dargestellte Antwortkategorie den Beschreibungen der Items angehängt. Gegebenenfalls enthalten die einzelnen Länderwerte einen in Klammern ergänzten Wert, der das entsprechende Ergebnis der WVS von 1990 darstellt. Dieser Wert wurde lediglich dort ergänzend gelistet, wo signifikante Änderungen zu erkennen waren. Die einzelnen Länderwerte stellen jeweils Ergebnisse der Befragungen in Prozent dar. Alle Werte wurden der WVS entnommen. Anhang CVI 3. Trompenaars-Studie Die Übersichtstabelle zur Trompenaars – Studie listet eine Beschreibung der untersuchten Items, die jeweilige Anzahl der untersuchten Länder und den Durchschnitt der von den Autoren erarbeiteten Ergebnisse auf. Des Weiteren ist die jeweilige Antwortkategorie der einzelnen Items den Beschreibungen nachgestellt. Die einzelnen Länderwerte stellen jeweils Ergebnisse der Befragungen in Prozent dar. Alle Werte wurden der Studie entnommen. Die Durchschnittswerte und die Länderanzahl beruhen jedoch auf eigenen Berechnungen. Anhang CVII GLOBE Kulturdimension Uncertainty avoidance societal practice ("as is") societal values ("should be") Power distance societal practice ("as is") societal values ("should be") Institutional collectivism societal practice ("as is") societal values ("should be") In-group collectivism societal practice ("as is") societal values ("should be") Gender egalitarianism societal practice ("as is") societal values ("should be") Assertiveness societal practice ("as is") societal values ("should be") Future orientation societal practice ("as is") societal values ("should be") Performance orientation societal practice ("as is") societal values ("should be") Humane orientation societal practice ("as is") societal values ("should be") Mittelwert Minimum Maximum Standardabweichung 4,16 4,62 2,88 3,16 5,37 5,61 0,6 0,61 5,17 2,75 3,89 2,04 5,8 3,65 0,41 0,35 4,25 4,72 3,25 3,83 4,25 5,65 0,42 0,49 5,13 5,66 3,53 4,94 6,36 6,52 0,73 0,35 3,37 4,51 2,5 3,18 4,08 5,17 0,37 0,48 4,14 3,82 3,38 2,66 4,89 5,56 0,37 0,65 3,85 5,49 2,88 4,33 5,07 6,2 0,46 0,41 4,1 5,94 3,2 4,92 4,94 6,58 0,41 0,34 4,09 5,42 3,18 4,49 5,23 6,09 0,47 0,25 Anhang CVIII World Values Survey Perception of life A001) Family important For each of the following aspects, indicate how important it is in your life: Family Very important (%) Länder 80 Mittelwert in % 89% A002) Friends important For each of the following aspects, indicate how important it is in your life: Friends Very important (%) A007) Service to others For each of the following aspects, indicate how important it is in your life: service to others Very important (%) A025) Respect parents With which of these two statements do you tend to agree? A. Regardless of what the qualities and the faults of one´s parents are, One must always love and respect (%) (B. One does not have the duty to respect and love parents who have not earned it) 80 44% 35 43% 78 82% A027_1) Child qualities: Good manners Here is a list of qualities which children can be encouraged to learn at home. Which, if any, do you consider to be especially important? Good manners (%) A035) Child qualities: Tolerance and respect for other people Here is a list of qalities that children can be encouraged to learn at home. Which, if any, do you consider to be especially important? Tolerance and respect for other people (%) A065) Belong church organization Please look carefully at the foolowing list of voluntary organizations and activities and say…which, if any, do you belong to?.. Religious or church organizations. Belong (%) A165) Most people can be trusted Generally speaking, would you say that most people can be trusted or that you need to be careful in dealing with people? Most people can be trusted (%) 56 76% 81 70% 61 20% 80 28% A168) Most people try to be fair Do you think most people would try to take advantage of you if they got a chance, or would they try to be fair? Try to be fair (%) A173) Freedom feeling Some people feel they have free choice and control over their lives; while other people feel that what they do, has no real effect on what happens to them. % Great deal (7-10) Environment B009) Human & nature Which statement comes closest to your own views: human beings should master nature or humans should coexist with nature? Coexist with nature (%) Work C001) Men more right to a job Do you agree or disagree with the following statements? “When jobs are scarce, men should have more right to a job than women.” Agree (%) C012) Important in a job: Not too much pressure Here are some more aspects of a job that people say are important. Please tell me which ones you personally think are important in a job? Not too much pressure (%) C013) Important in a job: security Here are some more aspects of a job that people say are important. Please tell me which ones you personally think are important in a job? Security (%) C039) Work: Is a duty towards society Do you agree or disagree with the following statement: “Work is a duty towards society.” Strongly agree/ agree (%) C041) Work: Should always come first Do you agree or disagree with the following statement: “Work should always come first, even if it means less spare time?” Strongly agree/ agree (%) C059) Work: Efficiency is paid more Imagine two secretaries, of the same age, doing practically the same job. One finds out that the other earns considerably more than she does. The better paid secretary, however, is quicker, more efficient and more reliable at her job. In your opinion, is it fair or not fair that one secretary is paid more than the other? (%) fair 37 43% 80 58% 38 82% 80 34% 77 42% 77 71% 59 69% 59 56% 78 81% Anhang Family D057) Being a housewife fulfilling For each of the following statements I read out, can you tell me how much you agree with each. Do you agree strongly, agree, disagree, or disagree strongly? “Being a housewife is just as fulfilling as working for pay.” Agree strongly, agree (%) D058) Husband and wife should contribute For each of the following statements I read out, can you tell me how much you agree with each. Do you agree strongly, agree, disagree, or disagree strongly? “Both the husband and wife should contribute to household income.” Agree strongly, agree (%) CIX 76 65% 76 83% D063) Job independence women For each of the following statements I read out, can you tell me how much you agree with each. Do you agree strongly, agree, disagree, or disagree strongly? Agree strongly, agree (%) Politics and society E001A) Aims of country/ 1 – More say on job People sometimes talk about what the aims of this country should be for the next ten years. Would You please say which one of these you, yourself, consider the most important? Seeing that people have more say about how things are done at their jobs and in their communities (%) E003B) Aims of country/ 2 – Mainting order If you had to choose, which one of the things on this card would you say is most important? Maintaining order in nation (%) E005A) Aims of country/ 3 – Less impersonal Society Here is another list. In your opinion, which one of these is most important? Progress towards a less impersonal society (%) E017_1) More emphasis on individual I´m going to read out a list of various changes in our way of life that might take place in the near future. If it were to happen, do you think it would be a good thing, a bad thing, or you don´t mind? Greater emphasis on the development of the individual Good (%) E018) Greater respect for authority I´m going to read out a list of various changes in our way of life that might take place in the near future. If it were to happen, do you think it would be a good thing, a bad thing, or you don´t mind? Greater respect for authority Good (%) E021_1) More power to local authorities I´m going to read out a list of various changes in our way of life that might take place in the near future. If it were to happen, do you think it would be a good thing, a bad thing, or you don´t mind? More power to local authorities Good (%) 29 74% 50 19% 80 48% 51 18% 32 87% 81 61% 33 47% E022) Opinion about scientific advance In the long run, do you think the scientific advances we are making will help or harm mankind? Will help (%) 61 54% E032_1) Freedom or equality Both freedom and equality are important, but if you were to choose one or the other, which of these two statements comes closest to your opinion? A. Personal freedom more important, or B equality more important Freedom above equality (%) E035) Income: More equal or more unequal Now I´d like you to tell me your views on various issues. How would you place your views on this scale? % “We need larger income differences as incentives for individual effort” (codes 7-10) E039A) Competition is good Now I´d like you to tell me your views om various issues. How would you place your views on this scale? % “Competition is good. It stimulates people to work hard and develop new ideas (codes 1 to 4) E046A) New ideas are better than old ones Now I´d like you to tell me your views om various issues. How would you place your views on this scale? % New ideas are better than old ones (codes 7-10) 31 51% 72 47% 72 66% 29 36% Anhang CX Trompenaars / Hampden- Turner Universalism vs. particularism You are riding in a car driven by a close friend. He hits a pedestrian. You know he was going at least 35 miles per hour in an area of the city where the maximum allowed speed is 20 miles per hour. There are no witnesses. His lawyer says that if you testify under oath that he was only driving 20 miles per hour it may save him from serious consequnces. What right has your friend to expect you to protect him? --Percentage of respondents opting for a universalist system rather than a particular social group (not helping the friend / not testifying): You are a newspaper journalist who writes a weekly review of new restaurants. A close friend of yours sunk all her savings in a new restaurant. You have eaten there and you really think the restaurant is no good. What right does your friend have to expect you to go easy on her restaurant in your review? ---Percentage of respondents who would not write a false review or give no right to the friend to expect to be helped: You are a doctor for an insurance company. You examine a close friend who needs more insurance. You find he is in pretty good shape, but you are doubtful on one or two minor points which are difficult to diagnose. What right does your friend have to expect you to tone down your doubts in his favor?---Percentage of respondents who would not tone down their doubts in favor of their friend: Länder 31 Mittelwert 72% 31 58% 31 52% Individualism vs. communitarianism Two people were discussing ways in which individuals could improve the quality of life. A One said: "It is 40 obvious that if individuals have as much freedom as possible and the maximum opportunity to develop themselves, the quality of their life will improve as a result." B The other said: "If individuals are continuously taking care of their fellow human beings the quality of life will improve for everyone, even if it obstructs individual freedom and individual development." Which of the two ways of reasoning do you think is usually best, A or B?---- Percentage of respondents opting for individual freedom: Which kind of job is found more frequently in your organisation? A Everybody works together and you do 40 not get individual credit. B Everybody is allowed to work individually and individual credit can be received. --- Percentage of respondents where individual credit is received: A defect is discovered in one of the installations. It was caused by negligence of one of the members of 40 a team. Responsibility for this mistake can be carried in various ways. A The person causing the defect by negligence is the one responsible. B Because he or she happens to work in a team the responsibility should be carried by the group. Which one of these two ways of taking responsibility do you think is usually the case in yiur society, A or B? --- Percentage of respondents opting for individual responsibility: Affective vs. neutral 49 How would you behave if you felt upset about something at work? Would you express your feelings openly? --- Percentage of respondents who would not show emotions openly: Diffuse vs. specific 52 A boss asks a subordinate to help him paint his house. The subordinate, who does does not feel like doing it, discusses the situation with a colleague. A The colleague argues: "You don´t have to paint if you don´t feel like it. He is your boss at work. Outside he has little authority." B The subordinate argues: "Despite the fact that I don´t feel like it, I will paint it. He is my boss and you can´t ignore that outside work either."--- Percentage of respondents who would not help the boss: A Some people think a company is usually responsible for the housing of their employees. Therefore, a 38 company has to assist an employee in finding housing. B Other people think the responsibility for housing should be carried by the employee alone. It is so much to the good if the company helps. --Percentage of respondents who disagree (not responsible for finding housing): Achievement vs. ascription A The most important thing in life is to think and act in the ways that best suit the way you really are, even if you do not get things done. B The respect a person gets is highly dependent on their family background. --- Percentage of respondents who disagree with statement A: Percentage of respondents who disagree with statement B: Time horizon: long- vs. short term / past vs. future Long- vs. short term orientation: ---time horizon: 1 = seconds and 7 = years Average time horizon: past --- time horizon: 1 = seconds and 7 = years Average time horizon: future --- time horizon: 1 = seconds and 7 = years Internal vs. external (Nature vs. human) A It is worthwile to control important natural forces, like the weather. B Nature should take ist course and we just have to accept the way it comes and do the best we can. --- Percentage of respondents who believe it is worth trying: A What happens to me is my own doing. B Sometimes I feel that I do not have enough control over the directions my life is taking. Percentage of respondents who believe what happens to them is their own doing: 55% 64% 45% 41% 72% 62% 47 34% 45 75% 42 22 19 4,72 5,2 5,28 48 33% 48 67% Corporate culture A Would you like your leader to be the caring father? B Would you rather like to work independently?--- 52 Percentage of respondents opting to be left alone to get the job done: Two managers talk about their company´s organisational structure. A One says: "The main reason for 53 having an organisational structure is so that everyone knows who has authority over them." B The other says: "The main reason for having an organisational structure is so everyone knows how functions are allocated and co-ordinated. --- Percentage of respondents opting for function rather than personality: 67% 86% Anhang CXI Anhang B: Länder in alphabetischer Reihenfolge Bulgarien GLOBE UA societal should be PD societal should be IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be WVS Wert C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 81 (1990:57) car or pedestrian -- universalist 2 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 69 51 48 C039) Work: Duty towards society 75 A001) Family important A002) Friends important 83 37 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 92 39 49 79 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 59 35 60 69 82 FO societal should be E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 46 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 89 should be E039A) Competition is good 66 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 40 53 HO societal should be Wert in % 54 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 27 C061) Follow instructions (when not convinced) 46 E003B) Government for maintaining order 76 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 79 59 59 Affective vs neutral Feelings at work 50 Diffuse vs. specific Not help boss 89 Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who 16 disagree) Family background (percentage 78 disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 30 56 92 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 72 (hö.) 67 73 Anhang CXII China GLOBE WVS Trompenaars UA Wert societal 4,94 should be 5,28 C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Wert in % Universalism 68 car or pedestrian -- universalist 4 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist PD societal 5,04 should be 3,1 IC societal 4,77 should be 4,56 IGC societal should be GE societal should be A societal E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 56 5 30 86 5,8 5,09 A001) Family important A002) Friends important 61 20 3,05 3,68 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 98 45 90 A035) Child qualities: tolerance and respect for others should be 5,44 (2.hö.) A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal 3,75 E046A) New ideas are better than old ones should be 4,73 (2.ni.) A173) Freedom feeling PO societal 64 C039) Work: Duty towards society 3,76 4,45 should be 5,67 HO societal 4,36 should be 5,32 73 64 93 E039A) Competition is good 80 E022) Opinion about scientific advance (helpful) 80 C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 27 84 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 55 80 E003B) Government for maintaining order Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 57 41 37 Affective vs neutral Feelings at work 55 Diffuse vs. specific Not help boss 32 (ni.) Find housing 18 ( 3.ni.) 95 C059) Work: efficiency is paid more C061) Follow instructions (when not convinced) Wert in % 47 50 57 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 5,07 5,62 5,84 (3.hö.) 28 81 22 39 (2.ni.) 16 68 Corporate culture 67 (1990: company as system or social 34) group 57 Work independently Reason for organizing 46 57 85 Anhang CXIII Deutschland GLOBE WVS (n = 2036) UA Wert 5,22 / 5,16 C013) Important in a job: security societal should be 3,94 / 3,32 A065) Belong to "Church" PD societal 5,25 / 5,54 E018) Greater respect for authority should be 2,54 / 2,68 E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management (owners should run their business) E032_1) Freedom or equality IC societal 3,79 / 3,56 C039) Work: Duty towards society should be 4,82 / 4,68 IGC societal 4,02 / 4,52 A001) Family important should be 5,18 / 5,22 A002) Friends important GE societal 3,1 / 3,06 D058) Husband and wife should contribute should be 4,89 / 4,9 C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women A societal 4,73 / 4,55 A035) Child qualities: tolerance and respect for others should be 3,09 / 3,23 A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal 4,27 / 3,95 E046A) New ideas are better than old ones should be 4,85 / 5,23 A173) Freedom feeling PO societal 4,25 / 4,09 C059) Work: efficiency is paid more should be 6,09 / 6,01 E039A) Competition is good E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first HO societal 3,18 (ni)/ A165) Most people can be trusted 3,40 should be 5,46 / 5,44 A168) Most people try to be fair E005A) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature C061) Follow instructions (when not convinced) E003B) Government for maintaining order Trompenaars Wert in % Universalism 79 car or pedestrian -- universalist 14 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist Wert in % 88 61 46 46 32 62 64 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 62 53 36 Affective vs neutral Feelings at work 35 Diffuse vs. specific Not help boss 83 Find housing 75/ 65 81 48 74 27 43 81 73 64 53 73 87 66 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) 4,69 5,29 5,1 40 74 51 24 47 35 Nature vs. human Trying to control 30 Own captain 66 Corporate culture Work independently Reason for organizing company as system or social group 87 / 46 92 / 64 48 89 28 42 Anhang CXIV England GLOBE UA societal should be Wert 4,65 4,11 PD societal should be 5,15 2,8 IC societal should be IGC societal should be GE societal should be WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 65 car or pedestrian -- universalist 5 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 71 38 39 4,27 4,31 C039) Work: Duty towards society 49 4,08 5,55 A001) Family important A002) Friends important 89 58 3,67 D058)Husband and wife should contribute 5,17 (hö.) C001) Men more right to a job 60 70 23 D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 61 65 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 84 A societal 4,15 should be 3,7 FO societal should be 4,28 5,06 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 67 PO societal 4,08 C059) Work: efficiency is paid more 73 should be 5,9 E039A) Competition is good 59 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 40 28 26 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 30 C061) Follow instructions (when not convinced) E003B) Government for maintaining order 33 HO societal should be 3,72 5,43 Wert in % 91 58 60 92 65 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 70 61 48 Affective vs neutral Feelings at work 45 Diffuse vs. specific Not help boss 88 Find housing 82 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (pereentage disagreeing) 4,5 5,07 4,96 56 89 Nature vs. human Trying to control Own captain 36 77 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 52 78 93 75 Anhang CXV Frankreich GLOBE UA societal should be Wert 4,43 4,26 PD societal should be 5,28 2,76 WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 46 car or pedestrian -- universalist 4 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 69 52 34 3,93 4,86 C039) Work: Duty towards society 56 4,37 5,42 A001) Family important A002) Friends important 88 50 3,64 4,4 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 81 22 62 84 A societal 4,13 85 should be 3,38 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal should be 3,49 4,96 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 51 PO societal 4,11 C059) Work: efficiency is paid more 77 should be 5,65 E039A) Competition is good 46 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 12 34 IC societal should be IGC societal should be GE societal should be HO societal should be 3,4 5,67 Wert in % 73 63 54 50 69 75 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 22 C061) Follow instructions (when not convinced) 40 E003B) Government for maintaining order 43 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 49 41 Affective vs neutral Feelings at work 30 Diffuse vs. specific Not help boss 88 Find housing 81 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 4,89 5,58 5,36 33 83 46 76 87 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 40 89 95 Anhang CXVI Indien GLOBE UA Wert societal 4,15 should be 4,73 PD societal 5,47 should be 2,64 A societal Wert in % 91 18 43 C039) Work: Duty towards society 82 5,92 5,32 A001) Family important A002) Friends important 93 40 2,9 4,51 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 3,73 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 63 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 19 22 should be 4,76 FO societal 4,19 should be 5,6 PO societal C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality IC societal 4,38 should be 4,71 IGC societal should be GE societal should be WVS 4,25 should be 6,05 HO societal 4,57 should be 5,28 Universalism car or pedestrian -- universalist Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist Wert in % 54 48 53 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 44 37 36 31 10 26 Affective vs neutral 84 Feelings at work 57 (1990:49) 64 51 Diffuse vs. specific Not help boss 67 Find housing 46 Time Long-/ short term Past: time horizon 4,03 4,6 (2.ni.) 89 C059) Work: efficiency is paid more 63 E039A) Competition is good 64 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 60 54 72 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 41 41 16 C061) Follow instructions (when not convinced) 39 E003B) Government for maintaining order 42 Future: time horizon 5,03 Status Acting (percentage who 37 disagree) Family background (percentage 57 disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 30 63 47 83 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 43 91 Anhang CXVII Italien GLOBE UA Wert societal 3,79 should be 4,47 PD societal 5,43 should be 2,47 IC societal 3,86 should be 5,13 IGC societal should be GE societal should be A societal C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 76 car or pedestrian -- universalist 10 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 51 42 49 C039) Work: Duty towards society 68 A001) Family important A002) Friends important 90 36 3,24 4,88 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 81 27 55 77 4,07 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 75 FO societal 3,25 should be 5,91 3,58 should be 6,07 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 75 79 51 C059) Work: efficiency is paid more 78 E039A) Competition is good 57 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure 31 60 (1990:31) 50 C041) Work: should always come first HO societal 3,63 should be 5,58 Wert in % 66 58 40 4,94 5,72 should be 3,82 PO societal WVS A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 33 C061) Follow instructions (when not convinced) 33 E003B) Government for maintaining order 32 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 52 32 Affective vs neutral Feelings at work 33 Diffuse vs. specific Not help boss Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon 75 4,44 4,77 (3.ni.) Status Acting (percentage who 33 disagree) Family background (percentage 80 disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 31 72 92 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 49 77 88 Anhang CXVIII Japan GLOBE UA societal should be Wert 4,07 4,33 PD societal should be 5,11 2,86 IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Wert in % Universalism 80 (1990:58) car or pedestrian -- universalist 11 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 4 5,19 3,99 C039) Work: Duty towards society 61 4,63 5,26 A001) Family important A002) Friends important 93 48 3,19 4,33 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 57 32 89 3,59 A035) Child qualities: tolerance and respect for others 5,56 (hö.) A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal should be 4,29 5,25 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling PO societal 4,22 C059) Work: efficiency is paid more should be 5,17 E039A) Competition is good HO societal should be Trompenaars 4,3 5,41 Wert in % 68 55 64 35 36 39 71 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 43 (2.ni.) 39 32 Affective vs neutral Feelings at work 74 (2.hö.) Diffuse vs. specific Not help boss 71 Find housing 45 72 E022) Opinion about scientific advance (helpful) Time Long-/ short term 39 Past: time horizon Future: time horizon Status 88 (1990: 59) Acting (percentage who disagree) 56 Family background (percentage disagreeing) 24 C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 69 (1990: 42) 19 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 43 34 36 C061) Follow instructions (when not convinced) 10 E003B) Government for maintaining order 34 Nature vs. human Trying to control Own captain 4,72 5,2 5,24 26 79 19 63 9 99 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 39 69 80 Anhang CXIX Kroatien GLOBE UA societal should be PD societal should be IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be WVS Wert C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 81 car or pedestrian -- universalist 13 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 56 46 22 C039) Work: Duty towards society 61 A001) Family important A002) Friends important 79 36 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 94 29 56 79 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 93 42 97 72 FO societal should be E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 60 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 88 should be E039A) Competition is good 75 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 38 63 54 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 18 C061) Follow instructions (when not convinced) 51 E003B) Government for maintaining order 28 HO societal should be Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual Affective vs neutral Feelings at work Diffuse vs. specific Not help boss Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 75 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing Wert in % Anhang CXX Niederlande GLOBE WVS UA Wert societal 4,7 C013) Important in a job: security should be 3,24 (2.ni) A065) Belong to Church PD societal 4,11 (3.ni) E018) Greater respect for authority should be 2,45 E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality IC societal 4,46 C039) Work: Duty towards society should be 4,55 IGC societal should be GE societal should be A societal Trompenaars Wert in % Universalism 29 car or pedestrian -- universalist 35 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist 67 26 51 56 59 3,7 5,17 A001) Family important A002) Friends important 80 60 3,5 4,99 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 38 12 52 61 4,32 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 91 should be 3,02 81 32 FO societal 4,61 should be 5,07 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 65 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 76 E039A) Competition is good 50 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 33 23 4,32 should be 5,49 HO societal 3,86 should be 5,2 Wert in % 90 61 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 60 C061) Follow instructions (when not convinced) E003B) Government for maintaining order 31 41 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 70 65 43 Affective vs neutral Feelings at work 46 Diffuse vs. specific Not help boss 91 (2.hö.) Find housing 83 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 4,63 5,06 5,01 30 33 75 86 Corporate culture Work independently Reason for organizing company as system or social group 81 92 57 Anhang CXXI Österreich GLOBE UA Wert societal 5,16 should be 3,66 PD societal 4,95 should be 2,44 IC societal 4,3 should be 4,73 IGC societal should be GE societal should be A societal WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 4,85 5,27 A001) Family important A002) Friends important 3,09 4,83 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 4,62 4,44 should be 6,1 HO societal 3,72 should be 5,76 Wert in % Universalism 75 car or pedestrian -- universalist 26 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist Wert in % 39 38 26 56 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual C039) Work: Duty towards society A035) Child qualities: tolerance and respect for others should be 2,81 (2.ni.) A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal 4,46 E046A) New ideas are better than old ones should be 5,11 A173) Freedom feeling PO societal Trompenaars 89 44 Affective vs neutral Feelings at work 59 Diffuse vs. specific Not help boss 65 Find housing 79 27 71 78 65 70 C059) Work: efficiency is paid more 89 E039A) Competition is good 74 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 35 18 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 34 C061) Follow instructions (when not convinced) 40 E003B) Government for maintaining order 36 Time Long-/ short term 5,44 Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who 25 disagree) Family background (percentage 51 (3.ni.) disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 38 75 89 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 46 75 94 Anhang CXXII Polen GLOBE UA Wert societal 3,62 should be 4,71 PD societal 5,1 should be 3,12 IC societal 4,53 should be 4,22 WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church A societal 4,06 should be 3,9 Wert in % 80 6 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 55 C039) Work: Duty towards society 73 IGC societal 5,52 A001) Family important should be 5,74 A002) Friends important GE societal 4,02 (3.hö.) D058)Husband and wife should contribute should be 4,52 Trompenaars 87 C001) Men more right to a job 35 (1990:55) D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 61 76 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 80 58 87 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 88 E039A) Competition is good 59 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 63 62 HO societal 3,61 should be 5,3 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 80 59 60 Affective vs neutral Feelings at work 70 (3.hö.) Diffuse vs. specific Not help boss 76 Find housing 71 92 27 48 should be 6,12 Wert in % 74 43 (2.ni.) 59 55 55 51 FO societal 3,11 (3.ni.) E046A) New ideas are better than old ones should be 5,2 A173) Freedom feeling 3,89 Universalism car or pedestrian -- universalist Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist 19 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 4,31 4,81 21 80 38 66 87 C061) Follow instructions (when not convinced) 50 E003B) Government for maintaining order 40 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 67 74 77 Anhang CXXIII Portugal GLOBE UA societal should be Wert 3,91 4,43 PD societal should be 5,44 2,38 WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 64 car or pedestrian -- universalist 6 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 78 57 3,92 5,3 C039) Work: Duty towards society 86 5,51 5,94 A001) Family important A002) Friends important 84 30 3,66 5,13 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 88 30 51 79 A societal 3,65 65 should be 3,58 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal should be 3,71 5,43 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 55 PO societal 3,6 C059) Work: efficiency is paid more 73 should be 6,4 E039A) Competition is good 49 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 24 46 IC societal should be IGC societal should be GE societal should be HO societal should be 3,91 5,31 Wert in % 49 77 83 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 10 C061) Follow instructions (when not convinced) 44 E003B) Government for maintaining order 33 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 59 44 55 Affective vs neutral Feelings at work 47 Diffuse vs. specific Not help boss 73 Find housing Time Long-/ short term 5,62 (2.hö.) Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who 39 disagree) Family background (percentage 86 disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 44 62 79 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 27 (ni.) 68 98 Anhang CXXIV Rumänien GLOBE UA societal should be PD societal should be IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be WVS Wert C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 87 car or pedestrian -- universalist 4 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 85 71 20 C039) Work: Duty towards society 79 A001) Family important A002) Friends important 85 26 D058) Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 85 38 48 82 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 58 80 84 FO societal should be E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 58 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 89 should be E039A) Competition is good 79 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 34 80 HO societal should be A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature C061) Follow instructions (when not convinced) E003B) Government for maintaining order 10 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual Wert in % 88 68 44 57 81 (2.hö.) 64 Affective vs neutral Feelings at work Diffuse vs. specific Not help boss Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who 20 disagree) Family background (pereentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 68 (hö.) 70 Corporate culture company as system or social group independently Work Reason for organizing 48 66 90 29 (75) 49 Anhang CXXV Russland GLOBE WVS Trompenaars UA societal Wert 2,88 (ni.) C013) Important in a job: security Wert in % Universalism 69 (1990: 38) car or pedestrian -- universalist Wert in % 44 should be 5,07 A065) Belong to Church 2 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist 47 29 (2.ni.) PD societal should be 5,52 2,62 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 56 54 65 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 86 (2.hö.) 60 69 (2.hö.) Affective vs neutral Feelings at work 24 Diffuse vs. specific Not help boss 86 Find housing 22 IC societal should be IGC societal should be GE societal 47 4,5 C039) Work: Duty towards society 3,89 (2.ni.) 56 5,63 5,79 76 27 A001) Family important A002) Friends important 4,07 (2.hö.) D058)Husband and wife should contribute 83 should be 4,18 C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 36 64 70 A societal 3,68 67 should be 2,83 (3.ni) A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal should be 2,88 (ni.) 5,48 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 38 PO societal 3,39 C059) Work: efficiency is paid more 93 should be 5,54 E039A) Competition is good 58 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 17 50 HO societal should be 3,94 5,59 58 84 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 24 C061) Follow instructions (when not convinced) 47 E003B) Government for maintaining order 56 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 4,75 5,13 4,73 (2.ni.) 30 74 28 49 92 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 69 53 80 Anhang CXXVI Schweiz GLOBE UA societal Wert 5,37 (hö.)/ 4,98 should be 3,16 (ni)/ 3,83 PD societal 4,9 / 4,86 should be 2,44 / 2,80 IC societal 4,06 / 4,22 should be 4,69 / 4,31 IGC societal 3,97 / 3,85 should be 4,94 (ni.) / 5,35 GE societal 2,97 / 3,42 should be 4,92 / 4,62 A societal 4,51 / 3,47 should be 3,78 / 3,21 WVS Trompenaars C013) Important in a job: security Wert in % Universalism 64 car or pedestrian -- universalist Wert in % 97 (hö.) A065) Belong to Church na Bad restaurant -- universalist 71 (2.hö.) The doctor -- universalist 68 (3.hö.) Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 66 66 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality A001) Family important A002) Friends important D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 4,73 (2.hö.)/ E046A) New ideas are better than old ones 4,27 should be 4,79 (3.ni)/ A173) Freedom feeling 4,80 4,94 (hö.)/ 4,25 should be 5,98 / 5,98 C059) Work: efficiency is paid more E039A) Competition is good E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first HO societal 3,6 / 3,93 should be 5,54 / 5,62 35 42 46 C039) Work: Duty towards society FO societal PO societal 31 81 59 Affective vs neutral Feelings at work 32 Diffuse vs. specific Not help boss 90 (3.hö.) Find housing 83 22 Time Long-/ short term 4,88 70 Past: time horizon 5,33 27 79 66 66 Future: time horizon 5,17 Status 85 (1990: Acting (percentage who 34 69) disagree) 75 Family background (percentage 73 disagreeing) 39 31 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 41 C061) Follow instructions (when not convinced) 41 E003B) Government for maintaining order 32 Nature vs. human Trying to control Own captain 29 77 33 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 40 92 (3.hö.) 92 Anhang CXXVII Slowakische Republik GLOBE WVS Trompenaars UA Wert societal should be C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Wert in % Universalism 72 car or pedestrian -- universalist 17 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist PD societal E018) Greater respect for authority 68 E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 74 C039) Work: Duty towards society 63 A001) Family important A002) Friends important 88 34 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 89 24 71 75 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 70 should be IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be 64 73 74 FO societal should be E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 50 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 91 should be E039A) Competition is good 68 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 19 61 HO societal should be A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 16 C061) Follow instructions (when not convinced) 32 E003B) Government for maintaining order 48 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual Affective vs neutral Feelings at work Diffuse vs. specific Not help boss Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 86 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing Wert in % Anhang CXXVIII Slowenien GLOBE UA societal should be Wert 3,78 4,99 PD societal should be 5,33 2,57 WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % Universalism 88 car or pedestrian -- universalist 7 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 43 42 20 4,13 4,38 C039) Work: Duty towards society 76 5,43 5,71 A001) Family important A002) Friends important 82 42 3,96 4,83 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 91 18 54 79 A societal 4 70 should be 4,59 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal should be 3,59 5,42 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 64 PO societal 3,66 C059) Work: efficiency is paid more 89 should be 6,41 E039A) Competition is good 73 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 35 71 56 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 22 C061) Follow instructions (when not convinced) 48 E003B) Government for maintaining order 42 IC societal should be IGC societal should be GE societal should be HO societal should be 3,79 5,25 46 78 78 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual Affective vs neutral Feelings at work Diffuse vs. specific Not help boss Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 7 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing Wert in % Anhang CXXIX Spanien GLOBE UA Wert societal 3,97 should be 4,76 Wert in % Universalism 75 car or pedestrian -- universalist 7 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 59 40 35 35 38 49 C039) Work: Duty towards society 63 5,45 5,79 A001) Family important A002) Friends important 86 43 3,01 4,82 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 87 19 60 81 4,42 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 80 IC societal 3,85 should be 5,2 A societal Trompenaars C013) Important in a job: security A065) Belong to Church PD societal 5,52 should be 2,26 IGC societal should be GE societal should be WVS should be 4 86 83 FO societal 3,51 should be 5,63 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 58 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 66 E039A) Competition is good 52 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 66 39 50 4,01 should be 5,8 HO societal 3,32 (2.ni.) A165) Most people can be trusted should be 5,69 A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 36 50 27 86 30 92 C061) Follow instructions (when not convinced) 42 E003B) Government for maintaining order 36 Wert in % 75 54 61 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 75 63 46 Affective vs neutral Feelings at work 19 Diffuse vs. specific Not help boss 71 Find housing Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 4,42 5,16 13 82 50 (3.hö.) 76 50 71 83 Anhang CXXX Thailand GLOBE WVS Trompenaars UA societal should be Wert 3,93 C013) Important in a job: security 5,61 (hö.) A065) Belong to Church Wert in % Universalism car or pedestrian -- universalist Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist PD societal should be 5,63 2,86 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality IC societal should be 4,03 5,1 C039) Work: Duty towards society IGC societal should be GE societal should be 5,7 5,76 A001) Family important A002) Friends important 3,35 4,16 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women A societal 3,64 should be 3,48 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents FO societal should be 3,43 6,2 (hö.) E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling PO societal 3,93 C059) Work: efficiency is paid more should be 5,74 E039A) Competition is good Wert in % Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 45 Affective vs neutral Feelings at work 38 Diffuse vs. specific Not help boss 69 Find housing Time Long-/ short term 4,4 Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who 35 disagree) Family background (pereentage 57 disagreeing) E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first HO societal should be 4,81 5,01 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature C061) Follow instructions (when not convinced) E003B) Government for maintaining order Nature vs. human Trying to control Own captain Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 36 73 30 67 83 Anhang CXXXI Tschechische Republik GLOBE UA societal should be PD societal should be IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be WVS Wert C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % 52 7 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 52 70 42 C039) Work: Duty towards society 63 A001) Family important A002) Friends important 85 27 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 87 74 should be A173) Freedom feeling 59 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 96 should be E039A) Competition is good 77 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 36 56 C061) Follow instructions (when not convinced) E003B) Government for maintaining order Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 88 (hö.) 68 63 Affective vs neutral 93 Feelings at work 18 (1990:55) 76 76 Diffuse vs. specific 63 Not help boss E046A) New ideas are better than old ones A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature Wert in % 83 49 24 (2.ni.) 59 FO societal HO societal should be Universalism car or pedestrian -- universalist Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist 24 44 89 Find housing 24 Time Long-/ short term 5,55 (3.hö.) Past: time horizon Future: time horizon 5,75 Status Acting (percentage who 13 disagree) Family background (percentage 87 disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 59 88 Corporate culture 34 (1990: 51) company as system or social group 56 Work independently Reason for organizing 71 (2.hö.) 64 70 Anhang CXXXII Ungarn GLOBE UA societal WVS Wert 3,12 (2.ni.) C013) Important in a job: security should be 4,66 PD societal 5,56 should be 2,49 Wert in % Universalism 89 car or pedestrian -- universalist Wert in % 85 A065) Belong to Church 12 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist 67 57 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 69 25 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 84 (3.hö.) 56 66 (3.hö.) Affective vs neutral Feelings at work 45 Diffuse vs. specific Not help boss 89 Find housing 17 (2.ni.) IC societal 3,53 (2.ni.) C039) Work: Duty towards society should be 4,5 IGC societal should be GE societal should be Trompenaars 45 70 5,25 5,54 A001) Family important A002) Friends important 89 34 4,08 (hö.) 4,63 D058) Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 89 25 61 72 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 66 A societal 4,79 (3.hö.) should be 3,35 71 83 FO societal 3,21 should be 5,7 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 44 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 83 E039A) Competition is good 61 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 57 78 3,43 should be 5,96 HO societal 3,35 should be 5,48 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 22 C061) Follow instructions (when not convinced) 34 E003B) Government for maintaining order 53 Time Long-/ short term 5,25 Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who 19 disagree) Family background (percentage 83 disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 28 71 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 63 62 82 Anhang CXXXIII USA GLOBE UA Wert societal 4,15 should be 4 PD societal 4,88 should be 2,85 WVS C013) Important in a job: security A065) Belong to Church Trompenaars Wert in % 72 57 E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality 70 C039) Work: Duty towards society 58 4,25 5,77 A001) Family important A002) Friends important 95 64 3,34 5,06 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 69 10 80 4,55 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 80 FO societal 4,15 should be 5,31 E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 30 82 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 91 E039A) Competition is good 71 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 56 38 36 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 36 62 19 C061) Follow instructions (when not convinced) 20 E003B) Government for maintaining order 33 IC societal 4,2 should be 4,17 IGC societal should be GE societal should be A societal should be 4,32 4,49 should be 6,14 HO societal 4,17 should be 5,53 Universalism car or pedestrian -- universalist Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist Wert in % 93 (2.h) 66 57 Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual 72 69 54 Affective vs neutral Feelings at work 43 Diffuse vs. specific Not help boss 82 Find housing 85 (2.hö.) 44 31 59 77 Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 4,3 4,69 (3.ni.) 4,93 75 (2.hö.) 87 32 82 51 85 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing 56 83 92 Anhang CXXXIV Vietnam GLOBE UA societal should be PD societal should be IC societal should be IGC societal should be GE societal should be A societal should be WVS Wert C013) Important in a job: security A065) Belong to Church E018) Greater respect for authority E021_1) More power to local authorities E035) Income: more equal or more unequal E001A) More say at their jobs C060) Business management E032_1) Freedom or equality Trompenaars Wert in % Universalism 82 car or pedestrian -- universalist 11 Bad restaurant -- universalist The doctor -- universalist 80 50 11 23 C039) Work: Duty towards society 95 A001) Family important A002) Friends important 82 21 D058)Husband and wife should contribute C001) Men more right to a job D057) Being a housewife fulfilling D063) Job independence women 97 48 86 A035) Child qualities: tolerance and respect for others A027) Child qualities: good manners A025) Respect parents 68 Affective vs neutral Feelings at work Diffuse vs. specific Not help boss Find housing 99 FO societal should be E046A) New ideas are better than old ones A173) Freedom feeling 66 PO societal C059) Work: efficiency is paid more 94 should be E039A) Competition is good 59 E022) Opinion about scientific advance (helpful) C012) Important in a job: Not too much pressure C041) Work: should always come first 78 54 79 A165) Most people can be trusted A168) Most people try to be fair E003B) Less impersonal society E017_1) More emphasis on individual A007) Service to others important B009) Human & nature 41 72 21 C061) Follow instructions (when not convinced) 40 E003B) Government for maintaining order 57 HO societal should be Individualism Kind of job: individual credit Individual freedom Whose fault: indivdual Time Long-/ short term Past: time horizon Future: time horizon Status Acting (percentage who disagree) Family background (percentage disagreeing) Nature vs. human Trying to control Own captain 16 53 Corporate culture company as system or social group Work independently Reason for organizing Wert in % Anhang Anhang C: GLOBE – archivierte Daten342 342 aus Javidan, M., 2004 (a), S.111-117 CXXXV Anhang CXXXVI Anhang CXXXVII Anhang CXXXVIII Anhang CXXXIX Anhang CXL Anhang CXLI