sans souci - November 2015
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sans souci - November 2015
Goldene Ernte Auf dem Klosterhof lebt die Weinbautradition Traum Eigenheim Was eine gute Planung ausmacht Künstlerische Freiheit Kunst- und Kulturszene im Oranienwerk Das Magazin der Mittelbrandenburgischen Sparkasse November 2015 Choreografie fürs Leben Wie Sven Seeger mit RokkaZ e. V. junge Menschen fördert. www.mbs.de g n u l l e t s s u a c s h t a n h i e W G r oße Ab 6. November M E T R O P O L DIE VILLA Berlin by Ulrich Stein www.ulrichstein.com I T | A N I Douglasstraße 9 N T | E R I O R 14193 Berlin-Grunewald D | E S I G N (030) 965 967 69 facebook.com/villa.berlin WILLKOMMEN BEI SANS SOUCI HEIMATGEFÜHLE 20 Teamgeist beim Hip-Hop. 30 24 IDEEN VERWIRKLICHEN Künstler und Kreative im Oranienwerk. Weinanbau auf dem Klosterhof. Alles auf Anfang Etwas Neues wagen: Jeden Tag starten Brandenburgerinnen und Brandenburger mit ihren ganz persönlichen Projekten. Das Paar, welches sich für den Bau eines Eigenheims entschließt. Der Geschäftsführer des Filmparks Babelsberg, den sein Erfolg anspornt, neue Ideen zu entwickeln. Die Familie, die mit Herzblut eine Weinbautradition wiederbelebt. Oder auch der Unternehmer, der in einem verfallenen Kaltwalzwerk einen Ort für Kreative erkennt. Folgen Sie uns durch diese Ausgabe von sans souci und spüren Sie die Energie in unserer Heimat. Wie immer freuen wir uns auf den Dialog mit Ihnen – ob persönlich, in unserem Blog (mbs.de/blog) oder auf Facebook (facebook.com/mbs.de). Cover: Georg Roske Fotos: Georg Roske, Malte Jäger, Anne Schönharting Ihre Mittelbrandenburgische Sparkasse 05 Kommentar von Andreas Schulz Über den Zinstellerrand hinaus. 06 Stumme Zeitzeugen Bemerkenswerte Bäume in Brandenburg. 08 Ganz zu Ihrem Vergnügen Veranstaltungen in der Region. Lebenswerte 10Eigenheim statt Miete Was Sie beim Erwerb einer Immobilie beachten sollten. 15Heiße Auszeit Thermal- und Erlebnisbäder für die kalte Jahreszeit. 16Trends, Fakten und Zahlen Neuigkeiten rund um Finanzen, Geldanlagen und die MBS. 18Nachgefragt Experten beantworten Leserfragen. Impressum Herausgeber Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam Saarmunder Straße 61, 14478 Potsdam Vorstand Andreas Schulz (Vorsitzender), Bernward Höving, Uwe Borges, Gerhard Zepf V. i. S. d. P. Robert Heiduck sanssouci@mbs.de Objektleitung MBS Daniela Toppel Chefredaktion Alexander Tarelkin Projektmanagement Annika Tietke Konzept, Redaktion & Gestaltung C3 Creative Code and Content GmbH Heiligegeistkirchplatz 1, 10178 Berlin Tel. 030/44032-0, www.c3.co Heimatgefühle 04Geht nicht gibt’s nicht Friedhelm Schatz über den Filmpark Babelsberg und seine weiteren Ideen. Gestaltung Katrin Gruber, Moreen Grützmacher Bildredaktion Simone Gutberlet (Ltg.), Anna Bianchi Anzeigenverkauf Sebastian Veit C3 Creative Code and Content GmbH, sebastian.veit@c3.co Druck DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH; gedruckt am Produktionsstandort Wustermark Wiedergabe, auch auszugsweise, nur unter Angabe des Herausgebers gestattet. Alle in diesem Magazin veröffentlichten Informationen wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Trotzdem kann die Redaktion keine Gewähr für deren Richtigkeit übernehmen. Insbesondere stellen Aussagen zu Wertpapieren und Entwicklungen von Kapitalmärkten keine Beratung durch die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam dar. 20Taktvoller Umgang Beim Tanzen fürs Leben lernen. Lebenswelten 24Eine goldene Ernte Auf dem Klosterhof wird die Weinbau tradition fortgeführt. 30Künstlerischer Spielraum Im Oranienwerk wächst eine lebendige Kunst- und Kulturszene. 34Weißes Gold im Grünen Produktdesignerin Cora Gebauer über Porzellan und ihr Leben in Gottsdorf. sans souci im Herbst 2015 I 3 HEIMATGEFÜHLE Friedhelm Schatz und Redakteurin Samira Suweidan auf den Spuren des DEFA-Indianerfilms GEHT NICHT GIBT’S NICHT I n den Filmstudios Babelsberg geben sich internationale Stars die Klinke in die Hand. Einer von ihnen: Steven Spielberg, der in Potsdam jüngst seinen aktuellen Film „Bridge of Spies“ drehte. Wer hier Filmluft schnuppern möchte, muss aber kein berühmter Regisseur sein. Gleich nebenan, im Filmpark Babelsberg, können Besucher echten Maskenbildnern über die Schulter blicken oder in einer original Filmkulisse hautnah eine U-Boot-Notfallsimulation erleben. Der Vergnügungspark ist Teil der 46 Hektar großen Medienstadt, in der heute rund 100 Institutionen und Unternehmen tätig sind. Vieles davon war noch Zukunftsmusik, als Friedhelm Schatz 1993 dazustieß. Nach der Abwicklung der DEFA mussten neue Konzepte her – und Köpfe, die sie 4 I sans souci im Herbst 2015 umsetzten. Der geplante Eventbereich war eine Herausforderung, die Schatz sofort lockte. „Ich wollte etwas völlig Neues machen“, erinnert er sich. „Irgendetwas, bei dem andere sagen: Das ist schwierig, das geht nicht.“ Aber es ging. Er entwickelte einen Park nach dem Vorbild der Universal Studios in Hollywood. Austauschbare Attraktionen? Für Schatz undenkbar. Die Aura der 100-jährigen Geschichte des Standorts mit Größen wie Fritz Lang oder Marlene Dietrich sollte unbedingt spürbar bleiben. Mit diesem Ziel hat er bis heute liebevoll einzelne Traumwelten zusammengestellt. Zum Beispiel die Vulkanarena, in der aufregende Stuntshows gezeigt werden. Entworfen hat Schatz sie selbst, auf einer Serviette, während eines Rückflugs von den Universal Studios. Ihre Wirkung ver- fehlen die Shows auch in Zeiten des 3-DKinos nicht. „Vielleicht gerade weil alles so digital geworden ist“, vermutet Schatz. Was er Filmfans allerdings nicht bieten kann: einen Blick auf die Hollywoodstars in den Studios nebenan, die lieber ungestört bleiben möchten. Aber Schatz wäre nicht Schatz, wenn er nicht stattdessen schon das nächste Highlight planen würde. „Es wird ein Themenhotel geben“, verrät er. „Mit einem Nosferatu-Zimmer und einer Miss-Piggy-Suite.“ Etwa Schlafen im Sarg und gebratener Speck zum Frühstück? Wir sind gespannt. Eines ist jedenfalls klar: Besucher des Filmparks Babelsberg dürfen sich wohl auch in Zukunft immer auf abwechslungsreiche Unterhaltung freuen. è Mehr unter: filmpark-babelsberg.de Foto: Nikolai Ziener Geschäftsführer Friedhelm Schatz hat den Filmpark Babelsberg in Potsdam vor 20 Jahren aufgebaut – und treibt seither den Standort mit immer neuen Ideen und Projekten voran. HEIMATGEFÜHLE Andreas Schulz, Vorsitzender des Vorstandes Über den Zinstellerrand hinaus Illustration: Roland Vorlaufer D ie Finanzkrise und ihre Folgen haben uns eine Reihe von Absonderlichkeiten beschert. Eine, die sicher die meisten von uns umtreibt, wenn wir auf unsere Kontenabrechnungen schauen, sind die gegenwärtigen Minizinsen. Kreditnehmer jubeln, Sparer sind frustriert. Wenn Notenbanken auf der ganzen Welt die Märkte mit Milliarden und Abermilliarden frischen Geldes fluten, dann sorgt dies nach den Regeln von Angebot und Nachfrage für einen unglaublich niedrigen Preis. Wir sehen dies an einem nie gekannten Zinsniveau. Auch wenn alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes als Steuerzahler davon profitieren, dass der Fiskus Milliarden an Zinszahlungen spart, lässt sich nicht bestreiten, dass ein Teil dieser Einsparungen zulasten der Sparerinnen und Sparer erfolgt. Was aber meiner Ansicht nach schwerer wiegt, ist die Auswirkung der niedrigen Zinsen auf die Sparneigung in der Bevölkerung: Wer derartig zum Konsum aufgefordert wird, verlernt das Sparen. Was aber heute unterbleibt, kann morgen kaum aufgeholt werden. Eigentlich erfordert diese Phase sogar den umgekehrten Effekt: Sind die Zinsen historisch niedrig, müsste die Sparanstrengung erhöht werden … Über diese Gemengelage kann man sich zu Recht empören. Dass das den eigenen Finanzen wenig bringt, sollte jedoch klar sein. Ob es uns gefällt oder nicht: Wir alle müssen unsere persön- „Wer derartig zum Konsum aufgefordert wird, verlernt das Sparen.“ lichen Anlagestrategien nüchtern den Gegebenheiten anpassen. Da wir unterschiedliche Mentalitäten, Bedürfnisse und Ziele haben, gibt es hier keine Patentrezepte. Jede Kundin, jeder Kunde erwartet natürlich völlig zu Recht eine individuelle Anlageempfehlung. Gleichwohl stellt sich die Frage nach der richtigen Strategie in der Niedrigzinsphase jedem von uns. Angesichts der im Vergleich zu anderen entwickelten Volkswirtschaften auffallend niedrigen Aktienquote von um die sieben Prozent erscheint es in dieser Situation meiner Ansicht nach geboten, das Risikopapier Aktie stärker ins Blickfeld zu nehmen. Als Sachwerte bieten Aktien zudem Vorteile, wie sie ansonsten nur Immobilien besitzen, die ihrerseits in letzter Zeit jedoch teils deutlich im Wert angezogen haben. Gleichzeitig gelten Aktien als noch moderat bewertet. Auch wenn aus uns Deutschen vermutlich nie ein Volk von Aktionären wird, sind es die einer Geldanlage in Aktien immanenten Chancen trotz unbestreitbarer Risiken, die einigen von uns eine nähere Betrachtung wert sein sollten, und sei es als kleine Beimischung. Vor allem wer über einen längeren Anlagehorizont verfügt, etwa im Hinblick auf die Altersvorsorge, sollte sich angesprochen fühlen – für sich selbst oder aber für die Kinder oder Enkel. Da auf Fondsbasis auch monatliche Beträge möglich sind, ist Aktiensparen keineswegs nur etwas für Reiche, zumal auf diese Weise die stets möglichen Kursrückschläge leichter aufgefangen werden können. Und so macht es sich dann langfristig bezahlt, über den Tellerrand hinausgeguckt zu haben. sans souci im Herbst 2015 I 5 Zeitzeugen In Brandenburg gibt es zahlreiche bemerkenswerte Bäume. Viele alte Exemplare findet man beispielsweise im Biosphärenreservat Spreewald (siehe Foto). Sechs Menschen braucht es, um den dicksten Baum mit über zehn Metern Umfang zu umfassen: Die Stieleiche in Beeskow trägt den Titel „Brandenburger Baumriese 2015“. Ein wahrer Methusalem hingegen ist die 1.000-jährige Stieleiche im Schlosspark Sacrow. Äpfel ernten kann man an einer der ältesten Obstbaumalleen, die 1804 bei Tempelberg, in der Nähe von Fürstenwalde, angelegt wurde. In der Nähe des Zenssees wiederum findet man ein Riesen: Über 51 Meter hoch ist die dort stehende Douglasie. Unser Tipp: Besuchen Sie doch mal beim nächsten Heimatausflug einen dieser Zeitzeugen und halten Sie einen Moment inne. Mehr interessante Fakten zu Brandenburgs Bäumen siehe auch Seite 16. Foto: Glowimages / ImageBROKER RM HEIMATGEFÜHLE GANZ ZU IHREM VERGNÜGEN Die Empfehlungen der Redaktion für erlebnisreiche Stunden in Berlin und Brandenburg 1 Beelitz-Heilstätten Ganzjährig Als Erster seiner Art in Brandenburg eröffnet der Baumkronenpfad „Baum & Zeit“ faszinierende Perspektiven. Bis zu 23 Meter hoch, spannt er sich unter anderem über eine riesige bewalde te Ruine. Auf 320 Metern Länge nimmt er Besucher mit auf eine Reise in die Zeit, als die Beelitzer Heilstätten eine der bedeutendsten Lungenheilanstalten Deutschlands waren. Der circa 36 Meter hohe Aussichtsturm ermöglicht einen Rundumblick auf den verwunschenen Glanz dieses magischen Ortes. è baumundzeit.de 2 Geschenkesuche Oranienburg 4. bis 6. Dezember Bereits zum siebten Mal versetzt der Weihnachtsgans-Auguste-Markt auf dem Schlossplatz Oranienburg die Besucher in Weihnachtsstimmung. Dafür sorgen unter anderem Musik, Geschenkartikel und jede Menge Leckereien. Das Wahrzeichen Auguste ist selbstverständlich auch dabei: sowohl in natura samt rotem Strickpulli als auch als 3-D-Auguste mit Tausenden LED-Leuchten, die vom Schlossbalkon aus erstrahlt. è oranienburg.de 8 I sans souci im Herbst 2015 Fotos: Ralf Hirscherberger/dpa picture alliance, PR (2), mauritius images/Alamy, Martin Nowak/shutterstock, Georg Knoll/laif Spaziergang in Baumwipfeln HEIMATGEFÜHLE 3 Unter Wölfen 5 Ab in die Kiste Ferch November bis Dezember An mehreren Abenden lädt die Fercher Obstkistenbühne zum vorweihnachtli chen Musikprogramm ein. Die Gäste sind dabei mehr als nur Zuschauer: Holzpanti nen dienen ihnen als Musikinstrumente, mit denen sie die Künstler tatkräftig unterstützen. Für Gemütlichkeit sorgt ein Feldsteinkamin. è fercherobstkistenbuehne.de Groß Schönebeck 3. Januar Nachts im Wald? Davor muss keiner Angst haben im Wildpark Schorfheide! Deutschlands größtes zusammenhängendes Waldgebiet, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, kann Tag und Nacht erkundet werden. Hirsche, Rehe, seltene Wild- und Haustierarten sind hier heimisch. An diesem Abend erwartet die Besucher zunächst ein Buffet in der Kräuterküche, bevor gemeinsam zu den Wölfen gewandert wird. Während der Wolfsfütterung erfahren die kleinen und großen Nachtwanderer mehr über die natürlichen Jäger des Waldes. è wildpark-schorfheide.de 4 Benefizkonzert Potsdam 28. November Das Jugendsinfonie orchester der Städtischen Musikschule Potsdam „Johann Sebastian Bach“ und die Kinderchöre von Potsdamer Schulen laden im Nikolaisaal zu einem Benefizkonzert ein. Die Erlöse der Veranstaltung kommen der Oberlinstiftung und dem Kompetenzzentrum für Taubblinde zugute. Ziel ist es, einen Sinnesgarten für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen zu gestalten. è nikolaisaal.de 6 Hinauf zur Burg Rabenstein/Fläming Ganzjährig Hoch über dem Dorf Raben, umgeben von dichtem Wald, liegt die Burg Rabenstein. Sie ist eine der am besten erhaltenen Burgen in Brandenburg. Galt sie zu früheren Zeiten als uneinnehmbar, steht sie heute Besu chern offen: Vom 30 Meter hohen Berg fried aus bietet sich ihnen eine einmalige Aussicht über den Hohen Fläming. Wer möchte, kann dort übernachten oder ritterlich speisen. è burgrabenstein.de sans souci im Herbst 2015 I 9 LEBENSWERTE Abenteuer Eigenheim Wer wünscht sich nicht, nie wieder Miete zu zahlen? Ein Traum, den viele 10 I sans souci im Sommer 2015 Brandenburger in die Tat umsetzen. LEBENSWERTE EIGENHEIM STATT MIETE Mehr Platz und eine sichere Wertanlage für die Zukunft: Wohneigentum bietet viele Vorteile. Doch der Traum von den eigenen vier Wänden benötigt eine gute Planung. E in eigenes Haus ist für viele Menschen ein Lebenstraum: Laut Marktforschungsinstitut Forsa würden mehr als 80 Prozent der Deutschen gern im Eigenheim leben. Dank niedriger Zinsen ist der Zeitpunkt derzeit besonders günstig. Ein Baukredit von 200.000 Euro mit zehnjähriger Zinsbindung wird mit weniger als zwei Prozent Zinsen pro Jahr belastet – ein Grund mehr, nicht mehr zur Miete zu wohnen. Dieses günstige Zinsniveau verschafft Immobilienerwerbern die Möglichkeit, mit einer um die ersparten Zinsen erhöhten Tilgung das Darlehen schneller zurückzuführen. Ob Bauen oder Kaufen die bessere Alternative ist, hängt von den individuellen Wünschen und Lebensumständen ab. Die einen möchten eine Vorstadtvilla sanieren, die anderen kaufen ein Haus auf dem Land oder eine Wohnung in der Innenstadt. Gemein ist ihnen, dass dem Einzug in das neue Zuhause oft turbulente Zeiten vorausgehen, in denen starke Nerven gefordert sind. „Unsere Kunden stehen vor der Herausforderung, für Jahre zu planen.“ Carsten Scheetz, MBS-ImmobilienCenter Süd Denn von der Idee am Küchentisch bis zum Einzug mit Kind und Kegel ist es meist ein langer Weg. Das Wichtigste ist die Vorbereitung – vor allem im Hinblick auf das Budget. „Überall lauern Kosten, die man im Auge behalten muss“, sagt Carsten Scheetz, MBS-ImmobilienCenter Süd. „Zusatzkosten schrauben den Preis in die Höhe, manchmal kommt es dann zu bösen Überraschungen und zur Erkenntnis, dass zu knapp kalkuliert wurde.“ Dazu gehören auch vermeintliche Nebenaspekte wie die Ausstattung der Außenanlagen, beispielsweise Stellplätze oder Wegpflasterung. „Egal ob Hausbau oder Bestandsimmobilie, Wohnung oder frei stehendes Eigenheim: Durch gute Beratung und vorausschauende Finanzplanung lassen sich Fehler vermeiden“, weiß Scheetz. GLÜCK IM GRÜNEN Wenn aus zwei Menschen eine Familie wird, ändert sich häufig der Lebensmittelpunkt. Soll die Wohnung im Szenekiez sans souci im Herbst 2015 I 11 Gute Planung Der Weg zum Eigen heim muss gut vorbereitet werden. Expertenrat hilft über Stolperfallen hinweg. LEBENSWERTE gegen das Haus am Stadtrand getauscht werden? Eine so wichtige Entscheidung will gut überlegt sein. Mieter bleiben flexibel in der Wahl ihres Wohnortes und müssen sich über die Instandhaltung des Hauses kaum Gedanken machen. Streikt die Heizung oder muss das Dach erneuert werden, ist der Vermieter verantwortlich. Für Menschen, die beruflich oft umziehen und unabhängig bleiben wollen, kann eine Mietwohnung eine gute Lösung sein. Doch wer langfristig am selben Ort bleiben will und einen sicheren Arbeitsplatz hat, für den ist das Eigenheim oft die bessere Wahl. So wie für Anna-Sophia und Thomas Nocke, die jetzt ihr zweites Kind erwarten. Sie entschieden sich für einen Hausbau, weil ihnen viel Platz zum Spielen und Nähe zur Natur wichtig sind. „Eine junge Familie mit einem Hauptverdiener muss sich klarmachen, dass eine Immobilienfinanzierung teils deutlich teurer sein kann als die Miete für ein vergleichbares Objekt“, sagt Carsten Scheetz. Dazu kommen Grunderwerbsteuer, Notargebühren und weitere Kosten, die etwa 15,6 Prozent des Hauspreises ausmachen. „Dieses Geld geht bei einem Wiederverkauf verloren“, so der 12 I sans souci im Herbst 2015 Finanzexperte. Grundsätzlich gilt für jeden, der ein Haus kaufen oder bauen will: Seien Sie mit sich selbst ehrlich. Schätzen Sie alle Kosten besser großzügig und realistisch ein. Ob sich für die Finanzierung ein Hausbankkredit, ein Förderdarlehen oder ein Bausparvertrag empfiehlt, lässt sich am besten bei einer persönlichen Beratung herausfinden. Wer die Kosten durch Eigenleistungen senken will, sollte vorher genau überlegen, wie viel „Muskelhypothek“ er wirklich leisten kann. Doch was ist, wenn sich die Lebenssituation ändert? Auch für solche Fälle gibt es Lösungen. So kann beispielsweise bei der MBS im Krankheitsfall oder bei Familienzuwachs die Tilgung der Raten für bis zu zwei Jahre ausgesetzt werden. Bei Jobwechsel, Schwangerschaft oder Sabbatical kann somit die Finanzierung sorgenfrei weiter bedient werden. Ebenfalls bietet die MBS mit ihren Verbundpartnern ein Komplett paket zur Absicherung des Immobilien erwerbs. Mindestens der Hauptverdiener sollte beispielsweise seine Angehörigen für den Todesfall absichern. Auch Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit sollten berücksichtigt werden. „Bei der Planung für die neue Immo bilie lohnt es sich, den genauen Kos tenrahmen frühzeitig zu definieren.“ Roland Woelk, MBS-ImmobilienCenter Nord 43 m2 LEBENSWERTE Wohnfläche beträgt die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf in Deutschland. In der selbst ge nutzten Immobilie sind es 47 Quadratmeter, in Mietwohnungen nur 38 Quadratmeter. Quelle: Statistisches Bundesamt 20 –30 Prozent € der Gesamtkosten sollte die Höhe der finanziellen Eigen leistung bei der Verwirklichung des eigenen Immobilientraums betragen. Je höher der Eigen kapital-Anteil, desto geringer die monatliche Belastung bzw. schneller die Rückzahlung. „My home is my castle, heißt es doch immer. Wir bauen jetzt im Stil eines Landschlösschens um.“ Marie und Lars Petzold, verheiratet, zwei erwachsene Kinder 3.190 Eigentumswohnungen wurden 2014 in Brandenburg verkauft. Davon 772 in Potsdam. Quelle: Grundstücksmarktbericht 2014 In einem von Haushalten leben drei Generationen – also Kinder, Eltern und Großeltern – unter einem Dach. Und nur sechs Prozent der 70- bis 85-Jährigen leben mit ihren Kindern in einem Haushalt. 200 Quelle: Statistisches Bundesamt Können Sie sich vorstellen, in den eigenen vier Wänden zu wohnen? Quelle: Süddeutsche Zeitung 2015 85 % 15 % Auf gar keinen Fall Auf jeden Fall Viele Arbeitgeber zahlen den Angestellten vermögenswirksame Leistungen. Legt man diese in einem Bausparvertrag an, kann man einen Teil der Restschuld nach Zinsbindungsende gegen steigende Zinsen absichern. Mit einer Wohngebäudeversicherung wiederum erweitern Sie die Bauherrenhaftpflicht-, Bauleistungs- und Feuerrohbauversicherung. Unkalkulierbare Risiken durch Baumängel können durch eine Rechtsschutzversicherung abgesichert werden. TRAUMSCHLOSS IN DER LEBENSMITTE Marie und Lars Petzold, beide Mitte 40 und berufstätig, haben zwei Kinder, die auswärts studieren. „Jetzt erfüllen wir uns unseren Traum vom Landschlösschen“, sagt Marie Petzold stolz. Das Ehepaar kaufte sich ein Haus, das es nach eigenen Vorstellungen umbaut. Wie bei jedem Hauskauf oder -bau gilt: 20 bis 30 Prozent Eigenkapital sollte man mitbringen. „Gerade bei der Sanierung eines Objektes können die Kosten schnell aus dem Ruder laufen“, sagt Roland Woelk, MBS-ImmobilienCenter Nord. „Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte man die Kosten rund 20 Prozent höher ansetzen, denn Außenanlagen, Bäder Rundum sicher Wer Eigentum plant, sollte sich für Themen wie Finanzierung und Absicherung Zeit nehmen. Nicht nur der Versiche rungsschutz für Ihre vier Wände ist wichtig, sondern auch die Absicherung Ihrer Familie und der Menschen, die auf Ihrer Baustelle ar beiten. Welche Lösungen zu Ihnen passen, finden Sie am besten in einem Gespräch mit einem Versicherungs experten heraus. è Mehr Informationen und attraktive Immobilienangebote in der Region: mbs.de/Immobilien sans souci im Herbst 2015 I 13 Der große Traum LEBENSWERTE Ob Etagenwohnung oder Vorstadtvilla: mit passender Finanzierung zum Eigenheim „Für mich ist eine altersgerechte Eigentumswohnung die ideale Lösung.“ und die Küche können oft viel teurer werden als zunächst gedacht.“ Insgesamt sollten Zins, Tilgung, Objekt unterhalt und Nebenkosten nicht mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens betragen. „Es lohnt sich, detailliert zu planen und den genauen Kostenrahmen frühzeitig zu definieren“, erklärt Woelk. Auch wer eine Immobilie als Geldanlage erwirbt, hat jetzt im Zinstief attraktive Möglichkeiten, da klassische Anlageformen wie Sparbücher oder Tagesgeldkonten kaum Renditen bieten. Eine Eigentumswohnung schützt vor Inflation und hilft, zunächst durch die Mieteinkünfte und später durch mögliche Eigennutzung, Vermögen aufzubauen und zu erhalten. Wer eine Wohnung kaufen und vermieten will, sollte sich Lage, Zustand und Ausstattung genau ansehen. Da immer mehr Menschen in Deutschland allein leben, 2010 waren es bereits 40 Prozent, ist es für viele sinnvoll, in Wohnraum mit 60 bis 70 Quadratmetern zu investieren, am besten in einer wirtschaftlich starken Region mit guter Infrastruktur in ruhiger und zentraler Lage. DAMIT DAS HAUS KEINE LAST WIRD Martin Knupp lebte viele Jahre mit seiner Frau in einem großen Haus mit einem 1.500 Quadratmeter großen Garten. „Da haben wir uns einen Traum erfüllt“, erinnert er sich gern. „Doch mit dem Al- 14 I sans souci im Herbst 2015 ter wurde es immer beschwerlicher, alles zu bewirtschaften. Vor einem Jahr ist meine Frau gestorben. Da habe ich mich entschlossen, das Haus zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen.“ Der 77-jährige Rentner hat eine ruhige Eigentumswohnung im Zentrum gefunden und barrierefrei umbauen lassen. „Noch schaffe ich ja alles, aber ich möchte so lange wie möglich in meinen eigenen vier Wänden wohnen, ohne dass sich meine Kinder und Enkel Sorgen machen müssen“, sagt Martin Knupp. Er hat darauf geachtet, neben seiner Familie auch viele Einkaufsmöglichkeiten und seinen Arzt in der Nähe zu haben. Wichtig ist ihm, dass er gut von seiner Rente leben und Reisen unternehmen kann. „Das geht, weil ich keine Miete zahlen muss. Die Wohnung habe ich durch den Verkauf des Hauses finanziert.“ So wie Martin Knupp sorgen mehr und mehr Eigenheimbesitzer für ein altersgerechtes Wohnen vor. „Viele Menschen sehen die eigene Wohnung oder das Haus ja nicht nur als Geldanlage, sondern als den Ort, an dem sie ihr ganzes Leben verbringen möchten“, sagt Roland Woelk. „Deshalb ist es wichtig, früh genug an einen barrierefreien Umbau zu denken.“ Denn im Alter können Treppen und Türschwellen ein echtes Problem werden. Die gute Nachricht: Umbauten, bei denen Schwellen entfernt, Wände versetzt, Türen verbreitert, Küche und Bad barrierefrei gestaltet werden, werden vom Staat finanziell gefördert. Kredite dafür haben besonders günstige Zinssätze und es gibt Zuschüsse – derzeit bis zu 5.000 Euro –, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Egal, wie der Traum vom Eigenheim aussieht: Damit er Wirklichkeit wird, ist es wichtig, realistisch einzuschätzen, was man leisten und sich leisten kann. Eine gute Beratung hilft dabei, denn, so Roland Woelk: „Eine Immobilie darf kein Stressfaktor sein. Sie muss Spaß machen und ein Mehrwert im Leben sein.“ Fotos: Getty Images (3), PR (4) , Beate Wätzel, Grafiken: shutterstock (4), C3 Visual Lab (6) Martin Knupp, Witwer LEBENSWERTE Heiße Auszeit Schwitzen in der Sauna, Schweben im warmen Solebad oder Badespaß pur: Wellness und außergewöhnliches Freizeitvergnügen liegen weiterhin im Trend. Infolgedessen bieten Brandenburg und Berlin eine große Auswahl an Thermal- und Erlebnisbädern. Wir stellen fünf davon vor, die Sie an trüben Tagen den Winter vergessen lassen. 1 Kristall Saunatherme Ludwigsfelde Ambiente: mediterran, mit echten Palmen und azurblauem Wasser Baden: vier Innenbecken, ein Außenbecken, separates Sportschwimmbad Schwitzen: acht Innen-, fünf Außensaunen sowie zwei Dampfbäder Ausprobieren: Poolbar und Sinnespfad Dresscode: textilfrei im Wellness- und Badebereich, Mittwoch und Sonntag mit oder ohne 2 SteinTherme Bad Belzig è kristall-saunathermeludwigsfelde.de Ambiente: modern Baden: sechs Thermalsole- und Warmwasserbecken Schwitzen: fünf Saunen, ein Dampfbad, ein Heißluftraum Ausprobieren: Schweben im LichtKlangRaum zu Klängen sowie Licht- und Farbenspiel Dresscode: mit Bekleidung, textilfrei zu bestimmten Zeiten 3 Spreewald Therme Brandenburg Ambiente: moderne Architektur, Ausstattung wie ein ursprüngliches Spreewalddorf Baden: acht Badebecken, ein Warmwasseraußenbecken Schwitzen: Sanarium, zwei Dampfbäder, vier Saunen Ausprobieren: Sole-Inhalation in großen Gurkenfässern Dresscode: mit und ohne Bekleidung è steintherme.de è spreewald-therme.de 5 Tropical Islands Brandenburg 4 Vabali Therme Berlin Ambiente: tropische Insel Baden: Südsee-Pool, Bali-Lagune, Kinderbecken Schwitzen: drei Saunen, Heilerdebad, Salzgrotte, zwei Dampfbäder Ausprobieren: Südsee-Sandstrand, Regenwald, Island-Ballooning Dresscode: Badelandschaften mit Bekleidung, Saunawelten ohne è tropical-islands.de Ambiente: fernöstlich, einem balinesischen Dorf nachempfunden Baden: Außen- und Innenpool Schwitzen: elf verschiedene Saunen und Dampfbäder Ausprobieren: die Atmosphäre bei Dunkelheit und kaltem Wetter im Außenpool Dresscode: textilfrei è vabali.de Ihr Weg zu Spaß und Entspannung Kristall Saunatherme SteinTherme Spreewald Therme Vabali Therme Tropical Islands Fichtestraße 14974 Ludwigsfelde Am Kurpark 15 14806 Bad Belzig Ringchaussee 152 03096 Burg (Spreewald) Seydlitzstraße 6 10557 Berlin Tropical-Islands-Allee 1 15910 Krausnick LEBENSWERTE Banking-Apps der Sparkasse glänzen bei Stiftung Warentest Heute überweist man von überall, das Smartphone macht es möglich. Die Stiftung Warentest testete 38 Banking-Apps: Nur sieben erhielten ein „Gut“. Darunter auch die vier Finanz-Apps der Sparkasse: Platz eins bei Android belegten die App „Sparkasse“ sowie das kostenpflichtige Gegenstück „Sparkasse+“. Bei iOSGeräten erzielten beide Apps einen hervorragenden zweiten Platz. Getestet wurden Funktionsumfang, Passwort- und Datenschutz bestimmungen sowie Nutzerfreundlichkeit. Vor allem mit einfacher Handhabung und ansprechendem Design punkteten die Apps. è Die Downloads finden Sie unter: mbs.de/App Bäume zählen Der brandenburgische Durchschnittsbaum ist 70 Jahre alt, 22 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 21 Zentimetern: Die erste Bauminventur des Landes Brandenburg ist abgeschlossen. Jeder achte deutsche Baum wächst hier, rund 1,1 Millionen Hektar sind bewaldet. Damit gehört Brandenburg zu den waldreichsten Bundesländern. Die größte Herausforderung für die Zukunft ergibt sich durch den hohen Anteil von Kiefern: Diese Monokulturen sind besonders anfällig gegenüber extremen Witterungsbedingungen und Schädlingen. Außerdem bilden sie weniger neues Grundwasser als Mischwälder. Deswegen wird umgebaut: Von 1990 bis 2014 wurden in Brandenburg bereits 75.000 Hektar in gemischte Wälder umgewandelt, in den kommenden 40 Jahren sollen rund 500.000 Hektar dazukommen. Eine echte Generationenaufgabe. Brandenburg ist ein waldreiches Bundesland 70 % Kiefer 7 % Eiche 808 Millionen Bäume insgesamt 3 % Buche Fotos: shutterstock (4); Illustrationen: shutterstock (4) è Mehr Infos unter: mlul.brandenburg.de LEBENSWERTE Scharfe Energievorschriften Ab 1. Januar 2016 werden die Regeln der Energieeinsparverordnung (EnEv) für Neubauten verschärft. Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf von neu errichteten Häusern wird um 25 Prozent gesenkt. Die Dämmung muss um durchschnittlich 20 Prozent verbessert werden. Werden die Vorschriften nicht erfüllt, gibt es keine Baugenehmigung. Tipp: Noch vor Inkrafttreten der Verordnung den Bauantrag oder die Bauanzeige einreichen, dann gilt für die Zukunft noch die alte EnEV. è Details unter: enev-online.com Woran denken Sie bei Potsdam? Das fragte die Stadtverwaltung die Einwohner Potsdams und wollte außerdem herausfinden, welchen Stellenwert Potsdam als Wissenschaftsstadt hat. Was die Umfrage zeigt: Die meisten verbinden mit der Landeshauptstadt eher historische Bauten, Kunst und Kultur als Wissenschaft. Andererseits sehen 95 Prozent der Befragten die Wissenschaftler und Studenten als Bereicherung für die Landeshauptstadt an. è Mehr Infos unter: potsdam.de Diese Merkmale verbinden die Befragten mit Potsdam Sportliches Brandenburg Quelle: Landeshauptstadt Potsdam 97,4 Schlösser, Parks, Gärten Der Landessportbund Brandenburg e. V. feierte im September 25-jähriges Jubiläum und kann auf eine erfolgreiche Entwicklung des Sportlandes Brandenburg zurückblicken. Im Jahr 2014 gab es laut Deutschem Olympischen Sportbund 2.967 Sportvereine in Brandenburg. Dort trainierten insgesamt 323.781 Sportler. Seit Jahren wachsen die Mitgliederzahlen, und Brandenburg ist sowohl im Breitenals auch im Spitzensport gut aufgestellt. Die MBS unterstützt den Sport in der Region in allen Bereichen und ist größter nicht staatlicher Sportförderer. 86,2 Stadt am Wasser 79,5 Film- und Medienwirtschaft 46,9 Kunst und Kultur Familienfreundlichkeit 40,9 Stadt der Wissenschaft 40,8 35,7 Sportstadt Einkaufen 18,6 0 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % èM ehr unter: lsb-brandenburg.de sans souci im Herbst 2015 I 17 LEBENSWERTE UNSERE EXPERTEN ANTWORTEN Die Experten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse stellen sich täglich vielen Fragen. Drei davon hat die Redaktion von sans souci zusammengetragen, um sie für alle Leser beantworten zu lassen. 1 Es antwortet Mathias Kathke, Leiter Produktmanagement Wertpapiere „Es gibt Geldanlagen, die auch heute noch gute Rendite erwirtschaften, wie beispielsweise Renten-, Aktienoder Mischfonds.“ Mathias Kathke, Leiter Produktmanagement Wertpapiere 18 I sans souci im Herbst 2015 D as kann niemand genau vorhersagen. Stellen Sie sich aber darauf ein, dass das Zinstief noch einige Zeit dauern wird. Erst wenn die europäische Wirtschaft deutlich an Schwung gewinnt, wird auch die Europäische Notenbank die Zinsen wieder anheben. Hierbei achtet sie neben dem Wachstum jedoch insbesondere auf die Preisniveaustabilität (Inflation) in der Eurozone. Überprüfen Sie, ob Ihre bisherige Strategie zur Geldanlage auch im Zinstief noch zu Ihnen passt. Dafür können Sie einiges tun. Zunächst sollten Sie herausfinden, welcher Anlagetyp Sie sind: Gehen Sie lieber auf Nummer sicher oder gehen Sie auch mal überschaubare Risiken ein? Wäre vielleicht eine Mischung aus beidem das Richtige für Sie? Auch Anlageziel und Anlagedauer spielen eine wichtige Rolle. Planen Sie für Anschaffungen oder für die Altersvorsorge oder für beides? Für die Geldanlage im Zinstief gilt: Lassen Sie das Geld einfach auf Ihrem Konto, zum Beispiel einem Girokonto, liegen, verliert es auch bei geringer Inflation von Jahr zu Jahr an Kaufkraft. Bleiben Sie möglichst flexibel. Es gibt Geldanlagen, die auch heute noch gute Renditen erwirtschaften, wie beispielsweise Immobilien-, Renten-, Aktien- oder Mischfonds. Allerdings müssen Sie bereit sein, ein höheres Risiko einzugehen. Was am besten zu Ihnen passt, können Sie in Ruhe mit Ihrem Sparkassen-Berater besprechen. Er oder sie erklärt Ihnen detailliert, wie lange Sie Ihr Geld wo anlegen sollten und welches Risiko zu Ihnen passt. Die richtige Mischung bei der Geldanlage kann Ihnen dabei doppelt helfen: einerseits, gute Renditen zu bekommen, und andererseits, auch gut schlafen zu können. Illustrationen: C3 Visual Lab (3) Wie lange wird die Phase des Zinstiefs noch andauern und was heißt das für meine Geldanlage? LEBENSWERTE 2 Ich weiß nicht, ob ich wirklich alle meine alten Versicherungsverträge brauche. Wie schaffe ich Ordnung? Es antwortet Ulrike Beilmann, VermögensCenter Königs Wusterhausen I m Laufe der Jahre wird der Versicherungsordner immer dicker. Da kann man schon mal leicht den Überblick verlieren. Zudem beschäftigen sich die wenigsten gern mit Versicherungsthemen, denn die sollen uns ja gegen unliebsame und gefürchtete Dinge im Leben absichern wie Krankheit, Tod, Unfall oder Verlust des Einkommens. Diese Risiken und Gefahren möchten viele nur zu gern im Alltag ausblenden. Aber auch hier steht Ihr MBS-Berater Ihnen gern zur Seite und bringt Licht ins Dunkel Ihres Versicherungsordners. Gemeinsam mit Ihnen prüft er anhand Ihrer Unterlagen, ob der bestehende Versicherungsschutz noch zur aktuellen 3 Lohnt sich Bausparen angesichts der niedrigen Zinsen überhaupt noch? Lebenssituation passt oder optimiert werden kann. Bei Versicherungen wie Hausrat, Haftpflicht, Unfall und Rechtschutz lohnt sich zudem immer ein Vergleich. Denn hier können Sie viel Geld sparen, und ein Anbieterwechsel ist meist kurzfristig möglich. Je nach persönlicher Lebenssituation sind unterschiedliche Versicherungen empfehlenswert, da gibt es kein Patentrezept. Für Autofahrer geht es nicht ohne KfzHaftpflicht und auch an einer Krankenversicherung, ob nun gesetzlich oder privat, kommt man nicht vorbei. Aber auch eine private Haftpflichtversicherung, eine Hausratversicherung gegen Einbruch, Brand und Wasserschäden sowie eine Unfallversicherung sind für die meisten Menschen ein wichtiger Es antwortet Peggy Kleinert, VermögensCenter Teltow-Fläming U nbedingt. Laut dem Trend indikator 2014 von TNS Infra test finden rund 67 Prozent der Menschen in Deutschland, dass Haus- und Grundbesitz immer noch die beste Geldanlage ist. Und für 63 Prozent ist Bausparen der erste Schritt, um später Wohneigentum erwerben zu können. Bausparen ist das klassische Instrument, um sich das aktuelle Zinsniveau langfristig zu sichern. Diese Zinssicherung bis zur letzten Rate ist angesichts historisch niedriger Zinsen so wertvoll wie nie zuvor. Zudem bietet ein Bauspardarlehen sehr flexible Rückzahlungsmöglichkeiten, da Sondertilgungen jederzeit möglich sind. Auch Stiftung Finanztest bestätigt das in ihrer Ausgabe vom November 2014: „Nie war Bausparen so attraktiv wie heute. Die niedrigen Zinsen für das Bauspardarlehen sind garantiert – auch wenn der Bausparer sein Darlehen erst in zehn Jahren abruft und die Zinsen am Kapi existenzieller Schutz und müssen nicht viel kosten. Eine Rechtschutzversicherung sorgt darüber hinaus dafür, dass der Anwalt im Falle von Streitigkeiten, beispielsweise im Verkehr oder in Mietsachen, nicht zu teuer wird. Bei der Altersvorsorge gilt das Prinzip: Je früher man damit startet, desto mehr kommt im Alter auch bei kleineren monatlichen Sparbeiträgen heraus. talmarkt bis dahin dreimal so hoch sein sollten wie heute. Diese Sicherheit bietet kein anderes Finanzprodukt.“ Auch wer erst in einigen Jahren eine Immobilienfinanzierung plant, kann sich mit einem Bausparvertrag jetzt schon niedrige Zinsen für die Zukunft sichern. Zusätzlich können Bausparer von attraktiver staat licher Förderung profitieren. Dazu zählen die Wohnungsbauprämie, vermögenswirksame Leistungen mit Arbeitnehmersparzulage und die Wohn-Riester-Förderung oder der Wohn-Riester-Vertrag. Wenn ein Riester-Bausparvertrag in eine Immobilienfinanzierung eingebunden wird, helfen die Zulagen und Steuervorteile dabei, Zinsen zu sparen und früher schuldenfrei zu werden. Der Vorteil liegt oft bei mehreren Zehntausend Euro. Damit hilft Wohn-Riester nicht nur beim Vermögensaufbau, sondern auch bei der Altersvorsorge. Denn im Alter erweitert die selbst genutzte, schuldenfreie Immobilie durch die ersparte Miete den finanziellen Spielraum. Dies ist angesichts eines sinkenden Rentenniveaus immer wichtiger. sans souci im Herbst 2015 I 19 LEBENSWERTE Auf ihn können sich „The RokkaZ“ in allen Lebens 20lagen I sans souci im Herbst 2015 verlassen: Trainer Sven Seeger (vorne). LEBENSWERTE TAKTVOLLER UMGANG Beim RokkaZ e. V. lernen die Kids nicht nur, Teamgeist zu entwickeln, sich fit zu halten und langfristige Ziele zu verfolgen. Sie erobern auch schon mal Amerika und erfahren, wie es ist, mit einem Hollywoodstar zu arbeiten. Fotos: Georg Roske (7) V or der Glastür zum Tanzsaal verfolgt ein etwa siebenjähriges Mädchen im rosa T-Shirt sehnsüchtig und mit großen Augen das Geschehen im Innenraum. Dort probt gerade die Hip-Hop-Tanzgruppe „The RokkaZ“ – etwa 25 Mädchen und Jungen zwischen 16 und 20 Jahren. Der kleine Zaungast ahmt eifrig die Bewegungen nach. Die Großen bekommen davon nichts mit. Sie folgen konzentriert ihrem Trainer Sven Seeger, der gerade eine neue Choreografie mit ihnen einstudiert. „Kick ball change!“, kündigt er die nächste Figur an. Und legt gleich noch eins drauf, indem er seine nächsten Moves lautmalerisch unterlegt: „Woap, woap, woap, woooap!“ Im Hintergrund spielt Hip-Hop-Musik. Es sind dieser Sound und der dazugehörige Lebensstil, die den Tanz ausmachen und ihn beispielsweise vom Jazzdance abgrenzen. Mehrmals die Woche treffen sich die Tänzer zum Training in der sans souci im Herbst 2015 I 21 LEBENSWERTE Tanzschule „Das Tanzhaus“, schräg gegenüber vom Filmpark Babelsberg in Potsdam. „The RokkaZ“ sind die Hauptgruppe des Vereins „RokkaZ e. V.“, der seit 2009 besteht. Sein Anspruch ist es, junge Menschen zu fördern und ihnen die Teilnahme an Wettbewerben und Tanzshows zu ermöglichen. Letzteres ist mit finanziellem Aufwand verbunden. „Ein Bühnenkostüm kostet mindestens 100 Euro. Das summiert sich bei 120 Personen“, so Seeger. „Vor allem die Reisekosten schlagen zu Buche.“ Denn einen großen Ansporn für seine Schüler bedeuten die namhaften internationalen Wettkämpfe, die schon mal in Orlando (USA) oder Nanjing (China) stattfinden. „Ohne Unterstützung könnte eine Gruppe nicht geschlossen mitfahren“, erklärt Seeger, „aber wir sind ein Team und möchten uns auch so präsentieren – gemeinsam.“ Daher ist er sehr dankbar, dass sein Verein gefördert wird, unter anderem von der MBS. Vom positiven Einfluss auf seine Schützlinge ist Seeger überzeugt: „Junge Menschen brauchen einfach Gelegenheiten zum Auspowern. Das klingt nach einem Klischee, ist aber wirklich so.“ Auch Zusammenhalt und Teamgeist sind wichtig: „Viele haben hier ihr zweites Zuhause gefunden“, so Seeger. Besonders freut ihn, wenn er erfährt, dass schon die Jüngsten im Hort den anderen die Schritte beibringen. „Das ist toll, oder?“ Neben Spaß und Bewegung 22 I sans souci im Herbst 2015 RokkaZ e. V. beim Bür gerfest des Bundesprä sidenten am 11. Septem ber 2015 kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen: Die Kids lernen dranzubleiben. Hier ist Seeger vielleicht das beste Vorbild: Mit Ausdauer und Beharrlichkeit hat er sich den Traum vom Tanzen erfüllt. MIT SPASS ZUM ERFOLG Entdeckt hat Seeger seine Leidenschaft als Teenager in der Disco. Die Initialzündung war schließlich ein Konzert von MC Hammer mit seiner Bühnenshow. „Das war mein erstes Konzert. Ich dachte: Wow, das möchte ich auch können.“ Also hängte Seeger sich rein. Mit Erfolg: Heute blickt er auf zahlreiche Auszeichnun- „Wertschätzung wünscht sich doch jeder. Und die bekommen wir hier. Sven ist bei allen Problemen für uns da.“ Michele Rudnick, The RokkaZ „Einige von meinen Schülern haben hier bei den RokkaZ so etwas wie ihr zweites Zuhause gefunden.“ Sven Seeger, Tanzlehrer und Choreograf Trainiert wird in den Räumen von Seegers Tanzschule „Das Tanzhaus“. gen, den Aufbau eines Netzwerks in der Tanzszene und die Gründung mehrerer Vereine zurück. Als studierter Sportlehrer hat er mit dem Tanzunterricht seine Berufung gefunden. Er hilft seinen Schülern, ebenfalls Erfolgserlebnisse zu sammeln: „Tanzen kann jeder, davon bin ich überzeugt!“ Die zahlreichen Welt- und Europameistertitel seiner Formationen geben ihm recht. Ebenso die Auftritte bei besonderen Anlässen wie dem Bürgerfest beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue in Berlin. Auch bei der TV-Castingshow „Got to dance“ war RokkaZ e. V. mit dabei. Jurymitglied Nikeata Thompson rief kurz darauf noch einmal bei Seeger an. Ziemlich über raschend – auch wenn er die Kollegin seit Jahren persönlich kennt. „Sie sagte, du hast ’ne coole Crew, ich hab da einen Job für euch“, erinnert sich Seeger. Am Anfang war er skeptisch, erschien aber dann mit seiner Truppe doch beim Termin. Die Überraschung war groß, als er plötzlich neben Tom Hanks stand. Der Hollywoodstar brauchte die Tänzer für seinen Film „Ein Hologramm für den König“, der bald in die Kinos kommt. Beim RokkaZ e. V. ist eben immer was los. Das kann auch Michele (19) nur bestätigen. Seit sieben Jahren ist sie dabei und möchte auf Hip-Hop-Tanz nicht mehr verzichten: „Es macht so viel Spaß!“ Und es geht nicht nur um das Tanzen, auch die Freundschaften sind ihr ans Herz gewachsen. „Wir kennen uns alle in- und auswendig“, erzählt Michele, „wie eine große Familie.“ Und das schließt Trainer Sven mit ein. Er wird von den Schülern als Mentor geachtet, hat für alle ein offenes Ohr. „Er hat einen Blick für unsere Probleme“, so Michele, „das rechnen wir ihm hoch an.“ Sie fügt hinzu: „Wertschätzung wünscht sich doch jeder. Und die erhalten wir hier.“ Natürlich sind auch für Michele die internationalen Wettkämpfe der Höhepunkt. In Orlando war sie zwei Mal mit dabei. „Kulturell hat das einen unheimlichen Einblick gegeben!“, schwärmt sie. „Ich hab da ganz viel gelernt, ganz viel mitgenommen. Es war einfach ein großes Abenteuer!“ Wertvolle Erfahrungen für die jungen Menschen. Und auf die darf sich auch sicher bald das kleine Mädchen freuen, das immer noch andächtig das Training beobachtet. è Mehr unter: rokkaz.de sans souci im Herbst 2015 I 23 LEBENSWELTEN EINE GOLDENE ERNTE Auf dem Klosterhof in Töplitz lässt Winzerfamilie Wolenski Weinbautraditionen neu aufleben. D ie Sonne steht über dem Südhang des Weinberges, und ein leichter Wind streicht über die Rebstöcke. Statt von Pinien und Zypressen ist der Hügel aber von Eichen, Pappeln und Weiden umgeben. Man ist nämlich nicht in der Toskana, wie zu vermuten wäre, sondern im brandenburgischen Töplitz. Dieser Ortsteil der Stadt Werder liegt auf einer Halbinsel in der Havel. „Als Winzer sind wir hier zwar noch Exoten, aber Brandenburg ist ein aufstrebendes Weinland“, sagt Klaus Wolenski. „Hier gibt es mehr Sonnenstunden als in Rheinland-Pfalz.“ Er pflückt eine Traube und träufelt einen Tropfen Saft auf die Linse des Refraktometers. Mit 24 I sans souci im Herbst 2015 diesem Werkzeug, das aussieht wie ein Mini-Fernrohr, misst er den Reifegrad der Beeren. „Gut 100 Oechsle. Der Bacchus ist so weit“, stellt der 66-Jährige fest. Die helle Traube mit leichter Muskatnote ist die erste von sechs Sorten, die auf seinem drei Hektar großen Weinberg reif für die Ernte ist. „Der 2015er-Jahrgang wird fantastisch“, freut sich Wolenski auf den Ertrag: „Es gab eine relativ späte Traubenblüte, dann einige Wochen feuchtes Wetter und schließlich einen herrlichen Sommer – optimal für den Wein!“ Das vergleichsweise trockene und milde Töplitzer Mikroklima bereitet seit Jahrhunderten den Boden für den Weinanbau. Das Wasser ringsherum dient Renate, Lara und Klaus Wolenski (v. l.) haben sechs verschiedene LEBENSWELTEN Rebsorten gepflanzt. sans souci im Herbst 2015 I 25 LEBENSWELTEN Alles hausgemacht: Am Wochenende hat der Gastbetrieb am Fuße des Weinbergs geöffnet; oben erntet Klaus Wolenski per Hand die reifen Trauben der Reb sorte Bacchus für den gleichnamigen Wein. als zusätzlicher Wärmespeicher. Zisterziensermönche pflanzten bereits im Mittelalter Rebstöcke auf dem Klosterberg, wie der rund 50 Meter hohe Moränen hügel heute noch heißt. Der Berliner Klaus Wolenski und seine Familie leben seit 1997 im Ort. Sie kauften ein verlassenes Gehöft samt Stallungen, um Tochter Lara ihren Traum vom eigenen Pferd zu verwirklichen. Aus dem Wochenend- und Ferienprojekt wurde mehr. Der Name der Straße „Am Alten Weinberg“ war dabei in mehr als einer Hinsicht wegweisend. Wolenski, der 20 Jahre als Verwaltungsbeamter beim Berliner Senat gearbeitet hatte, besann sich auf seine Winzer-Wurzeln. „Mein Großvater bewirtschaftete ein Weingut an der Mosel. Als Junge habe ich dort viel Zeit verbracht und einiges über dieses Handwerk gelernt“, erzählt er und lacht. „Wein wächst wie Unkraut, aber man kann sehr viel mehr daraus machen.“ Das Areal bestand aus verwilderten Obstwiesen, als die Wolenskis 2005 Rebrechte erwarben und mit dem Wiederaufreben des Klosterbergs begannen. In den 62 Zeilen, die sich über den sanft ansteigenden Hang ziehen, wachsen heute sechs verschiedene Rebsorten: die weißen Klassiker Weißburgunder, Riesling, Grauburgunder und Bacchus sowie der traditionelle rote Saint Laurent. Dazu pflanzte Wolenski die noch junge rote Rebsorte Regent, die als besonders widerstandsfähig gegen Pilze, die Geißel der Weinbauer, gilt. Das für seine Arbeit notwendige Fachwissen bezieht der Autodidakt aus unterschiedlichen Quellen. „Noch vor 60 Jahren hüteten die Winzer ihre Geheimnisse streng, die Keller waren wie versiegelt“, sagt er. „Dieses Wissen ist heute leichter zugänglich. Die Hälfte meiner Kenntnisse stammen aus der entsprechenden 26 I sans souci im Herbst 2015 Weinbau in Werder „Die Besenwirtschaften bereichern Werders gas tronomisches Angebot.“ Zunft mit Tradition: Im Mittelalter begannen Zisterziensermönche mit dem Weinbau in Werder. Ende des 18. Jahrhunderts war Werder mit 398 Morgen Weinland Brandenburgs drittgrößter Winzerort. In den 1950erJahren wichen die Reben Obstbäumen. Im Rahmen der Traditionspflege wurden 1985 rund 4,8 Hektar mit der ältesten hier üblichen Rebsorte, Müller-Thurgau, bepflanzt. Drei Winzereien, darunter der Klosterhof Töplitz, bewirtschaften in Werder heute insgesamt elf Hektar Land. Zusammen stellen sie pro Jahr circa 80.000 Flaschen Wein her. è Mehr Informationen: weinverein-werder.de Manfred Lindicke, Weinverein Werder Literatur und dem Internet, 30 Prozent vom Großvater – und die restlichen 20 Prozent habe ich mir angetrunken.“ LANDWEIN IN BIOQUALITÄT Seinen ersten eigenen Wein brachte Wolenski 2008 heraus. Brandenburger Landwein mit Biosiegel. „Ich bin kein ausgewiesener Biofan, aber bei Wein halte ich diesen Standard für sinnvoll. Denn Rückstände der Schädlingsbekämpfungsmittel gelangen schließlich auch in die Beere“, sagt Wolenski. „Qualität entsteht im Weinberg und nicht erst im Weinkeller.“ Das Biolabel bedeutet aber auch zusätzliche Arbeit: Begrünungen LEBENSWELTEN „Das Weingut eines Tages zu übernehmen, ist für mich eine große Aufgabe.“ Lara Wolenski, Juniorchefin Nachwuchswinzerin Lara Wolenski trainiert auf dem Hof der Familie Dressurpferde – und ist selbst erfolgreiche Profireiterin. und Kräuterpflanzen, die das gesunde Wachstum der Reben unterstützen, müssen gehegt und gepflegt werden. Vor zwei Jahren wurde dem Neu-Winzer das Ganze zu viel und er verpachtete das Weingut vorübergehend. Seit Frühjahr sind die Wolenskis wieder da, tatkräftig unterstützt von Tochter Lara. Die 32-Jährige ist als Dressurausbilderin und ProfiDressurreiterin erfolgreich – und zudem die Juniorchefin des Weinguts. Lara Wolenski arbeitet jeden Tag etliche Stunden im Betrieb: „Ich möchte möglichst viel in der Praxis dazulernen.“ Als Frühaufsteherin ist sie oft die Erste im Weinberg. „Dann wecke ich manch- mal die beschwipsten Waschbären, die sich nachts den Bauch mit vergorenen Trauben vollgeschlagen haben und eingeschlafen sind.“ Die Jungwinzerin lacht. „Heute Morgen waren sie wohl schon weg.“ Sie zückt ihre Schere. Erntemaschinen sind auf dem Klosterberg verpönt, alles wird von Hand geerntet. „Wir nehmen nur die vollreifen Früchte, die anderen bekommen noch etwas mehr Zeit“, sagt Lara Wolenski. Angefaulte oder von Staren angefressene Beeren landen gleich in der Kompostkiste. Rebstock für Rebstock arbeitet sie sich durch die Bacchus-Reihen. „Das Weingut eines Tages zu übernehmen, ist für mich eine große Aufgabe.“ Ihre Blicke schweifen über die Wiesen und Weiden. „Aber wenn ich mich umschaue, stelle ich immer wieder fest, dass ich mein Leben hier verbringen möchte.“ Sie legt ein weiteres Bündel Trauben in die Kiste. „Weintrinker sind außerdem nette, offene Menschen. Es macht Spaß, sie hier bei uns zu bewirten.“ Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt Renate Wolenski. Sie bereitet alle Gerichte selbst zu, die am Wochenende in der rustikal eingerichteten Besenwirtschaft am Fuße des Weinbergs serviert werden. Je nach Jahreszeit gibt es Zwiebel kuchen, Tartes und Kohlgerichte, dazu Suppen und Käseteller. Legendär sind auch die Kuchen aus ihrer Backstube: „Die Schuhsohlen mit Buttercreme backe ich nach einem alten Familienrezept“, verrät sie. Und in und auf die Obstkuchen wandert alles, was der weitläufige Garten hergibt. Viel Zeit und Geld hat das Ehepaar in das Weingut samt Gastwirtschaft investiert. „Wir hoffen, dass sich das Ganze in einigen Jahren rentiert“, sagt Renate Wolenski. Die Wolenskis sind nicht die Einzigen, die sich in Werder seit den 1990er-Jahren sans souci im Herbst 2015 I 27 LEBENSWELTEN Lese im Weinberg: Oldtimerfan Wolenski mit seinem „Porsche“; Restbestän de der roten Sorte Regent 28 I sans souci im Herbst 2015 gastronomische Angebot. Für Touristen sind unsere Weine eine Attraktion. Wir haben auf unserem Weingut sogar schon Gäste aus Australien begrüßt.“ JUNGWEIN IM JANUAR Auf dem Klosterberg sind derweil die ersten Kisten randvoll mit Trauben. „Hol mal den Porsche“, sagt Klaus Wolenski zu Mitarbeiter Martin Komar, der bei der Ernte hilft. „Der Porsche“ ist aber nur der Spitzname für einen Traktor. „Meine Frau und ich lieben Oldtimer. Wir hatten für einen alten Porsche gespart, aber als es dann mit dem Weingut losging, brauchten wir das Geld für den Hoflader. Das ist jetzt unser Porsche“, erklärt Wolenski. Fahrzeuge und Maschinen kauft er gebraucht, um Kosten zu sparen. Meist reist er dafür zu seinen Kollegen in der Pfalz oder an der Mosel. Die mechanische Beerenpresse, die vor dem Weinkeller aufgebaut ist, hat der Brandenburger sogar persönlich in Italien abgeholt. Martin Komar schüttet die Ausbeute des Vormittags in den Trichter der Presse. Die 23 riesigen Stahlfässer im Weinkeller sind dagegen noch leer. 15.000 bis „Qualität entsteht im Weinberg, nicht erst im Weinkeller.“ Klaus Wolenski, Winzer 16.000 Liter Wein verspricht sich Klaus Wolenski von der ersten Lese seines Neuanfangs. „Der Weißwein kann voraus sichtlich im Januar als Jungwein getrunken werden, der Rotwein zwei bis drei Monate später“, schätzt er. Nur Federweißer von der Bacchus-Traube ist schon fertig und kann probiert werden. Er schmeckt hervorragend zum ofenwarmen Zwiebelkuchen. Lebensart à la Töplitz – anders als in der Toskana, aber nicht minder schön. è Mehr Infos: weingut-toeplitz.de Fotos: Anne Schönharting (11), Shutterstock mit enorm viel Eigenleistung eine Existenz als Winzer aufbauen. Es gibt noch zwei weitere Weingüter, die in der Stadt an alte Traditionen anknüpfen. „Werder ist der bedeutendste Weinort der Mark Brandenburg“, sagt Manfred Lindicke, promovierter Obstbauwissenschaftler, Zweiter Vorsitzender des Weinvereins Werder und selbst Winzer. „Der sandige, mineralienhaltige Boden eignet sich für nahezu alle Rebsorten.“ Das Ergebnis sind „überwiegend trockene, schlanke und besonders fruchtige Weine“, erklärt der Fachmann, der diese in der Region bekannt machen möchte. „Viele Berliner und Brandenburger kaufen im Weinladen oder im Supermarkt einen Pinot Grigio aus Italien. Wir möchten ihnen klarmachen, dass es die gleiche Rebsorte bei uns als GrauburgunderQualitätswein ab Hof gibt.“ Der Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt. „In Werder gedeihen derzeit 50 verschiedene Weißwein- und ebenso viele Rotweinsorten, alte und neue. Die Winzer von Werder sind experimentierfreudig“, weiß Lindicke. „Außerdem bereichern die Besenwirtschaften der Weingüter das Im November & Dezember im LEBENSWELTEN SpeckerS LaNDhauS Ab 11.11.2015 St. Martinsgans im Landhaus mit klassischem Menü ab 40 Euro Am 28. bis 29.11.2015 Württembergische Weinmesse www.badischerwein.de/de/service/messen Ab Dezember 2015 Das vorweihnachtliche Menü als Klassiker für Ihre Weihnachtsfeier, drei exklusive Gänge ab 42 Euro Die Familie Speckers freut sich auf Sie im SpeckerS LaNDhauS Jägerallee 13 14469 Potsdam E-Mail: info@speckers.de Reservierung: 0331.280 43 11 gegenüber sans souciParkplätze im Herbst 2015 I 29 LEBENSWELTEN „Gemeinsam mit den Mietern entwickle ich Ideen, wie wir den Standort voranbringen können.“ Marco Bartsch, Oranienwerk Management 30 I sans souci im Herbst 2015 M arco Bartsch steht in einem Saal mit Fischgrätparkett und zeigt auf eine kleine Bühne zu seiner Linken. „Dies ist die Aula des ehemaligen VEB Kaltwalzwerks“, erläutert er. „Damals fanden hier Werkssitzungen und Chorveranstaltungen statt.“ Und heute? „Wir bieten diesen und andere Räume als Veranstaltungsorte an, zum Beispiel für Konzerte oder Aerobic-Kurse.“ Mit „wir“ meint Bartsch das Oranienwerk, das 2011 in ein fast 100 Jahre altes Industriebau-Ensemble mitten in Oranienburg eingezogen ist. Hier hat es sich längst als Kultur- und Kreativstandort etabliert. Das Konzept: Künstlern, Handwerkern und Kreativen Raum für ihre Ideen zu bieten. „Veranstaltungsorte sind in Oranienburg rar. Daher sehen wir unsere Säle als Gemeingut“, so Bartsch, der sich um das Management kümmert. „Die Veranstaltungen sollten aber zu uns passen, wir müssen uns damit wohlfühlen.“ Geld machen möchte Besitzer Christoph Miethke mit dem Oranienwerk nicht. Es soll sich selbst tragen. Eventuelle Gewinne werden in den Standort reinvestiert. Das Oranienwerk vermietet auch günstige und flexible Ateliers und Arbeitsbereiche. Solche „Workspaces“ sollen den Kreativen den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern. Gestalter treffen auf Journalisten, Musiker auf Fotografen. Selbst eine psychotherapeutische Praxis hat ihren Weg hierher gefunden. Auch ein Hostel ist bereits in Planung. „Gemeinsam mit den Mietern entwickle ich Ideen, wie wir den Standort voranbringen können“, so Bartsch. Zu der Gemeinschaft gehört zum Beispiel Modedesignerin Eva Waldherr. Ihre Produkte entwirft und fertigt sie selbst. Am liebsten bunte Boxershorts mit fröh- Fotos: Malte Jäger (6) Marco Bartsch ist fast täglich vor Ort und kümmert sich um die Belange des Oranienwerks. LEBENSWELTEN R E H C S I R E L T S N KÜ M U A R L SPIE bietet nicht nur rg u b n ie n ra O in k ive. ienwer ünstler und Kreat K ativstandort Oran r re fü K d en n h u äc rfl u lt ts u ei K Arb Der r Ort, sondern auch vo e m äu sr g n tu al Veranst sans souci im Herbst 2015 I 31 LEBENSWELTEN „Meine Kleidungs stücke sind keine Wegwerfprodukte.“ Eva Waldherr, Modedesignerin lichen Mustern. Mit ihrer Marke „Erna & Gustav“ engagiert sich Waldherr für Nachhaltigkeit in der Kleidungsindus trie. Daher verarbeitet sie ausschließlich Biobaumwolle. „Es geht nicht mehr anders“, ist sie überzeugt. „Pestizide sind sowohl für die Bauern als auch für die Konsumenten gefährlich.“ Sie fügt nachdrücklich hinzu: „Wenn wir auf diesem Planeten weiter leben möchten, müssen wir etwas anders machen.“ Zum Beispiel mit langlebiger Kleidung. „Meine Stücke sind keine Wegwerfprodukte“, so Waldherr. „Mir ist wichtig, dass meine Kunden sich auf die Qualität verlassen können.“ Ein Anspruch, der in ihrem Atelier spürbar wird: Schnittmuster, Stoffreste, bunte Garne, Nähmaschinen und eine Schneiderpuppe zeugen vom liebevollen Umgang mit hochwertigen Materialien. Und von noch etwas – Freude an der Arbeit. Waldherr lächelt. „Wunderschön, was man alles herstellen kann, um die Leute zu begeistern!“ TRADITIONELLES HANDWERK Eine Erfahrung, die Birgit Zehlike nur bestätigen kann. Im ersten Stock des ehemaligen Werkzeugbautrakts geht sie ihrer Leidenschaft nach: der Handweberei. Webstühle, Garne und Spulen versetzen Gäste in eine andere Zeit. 2013 hat Zehlike ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt, gestaltet seitdem Textilien selbst. Im Oranienwerk bietet sie Kurse für alle an, die das alte Handwerk fasziniert. Kursteilnehmern stehen mehrere Webstühle zur Auswahl, die in Größe und Bauart variieren. Mitreißend erklärt sie Neugierigen den Unterschied zwischen Maulbeer- und Tussahseide, zwischen Kette und Schuss und was es mit einem 32 I sans souci im Herbst 2015 Nachhaltigkeit und Fairness in der Bekleidungsindustrie sind Eva Waldherr wichtig. Zur Geschichte Als Stahlfederfabrik der Firma Heintze & Blanckertz wurde das Gebäu de-Ensemble schon im Jahr 1916 angelegt. Zu DDR-Zeiten zog ein Kaltwalzwerk in den Industriebau ein. Nach der Wende wurden große Teile abgerissen. Die verbleibenden Gebäudeteile kaufte 2011 der Potsdamer Forscher und Unternehmer Christoph Miethke mit dem Ziel, die Bausubstanz zu erhalten und hier einen Kultur- und Kreativstandort aufzubauen. Seit 2014 haben hier Künstler ihre Ateliers, regelmäßig finden Veranstaltungen statt. è Mehr zum Standort und den Kreativen unter: oranienwerk.de Doppelkammerschiff auf sich hat. Sie selbst experimentiert gerne mit verschiedenen Materialien, zeigt, wie sich dadurch die Struktur des Stoffes verändert. Birgit Zehlike interessiert sich aber auch für kirchliche Textilien, die Paramentik. LEBENSWELTEN Im Oranienwerk trifft traditionelles Handwerk auf modernes Design. Birgit Zehlike (l.) ist Handweberin, Veiko Minge (r.) Keramiker. „Das geht nicht mit dem 3-D-Drucker oder durch Fräsen – das ist reine Handarbeit!“ Veiko Minge, Keramiker und Modelleur „Das finde ich spannend, weil es einen Teil unserer Kulturgeschichte darstellt“, erklärt sie ihre Motivation. Auch Veiko Minge setzt sich in seiner Werkstatt mit kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekten auseinander. Als Keramiker und Modelleur übt er einen seltenen Beruf aus: Wer ihm etwa eine Scherbe eines historischen Kachelofens vorlegt, kann bei ihm eine originalgetreue Kopie der Kachel in Auftrag geben. Dazu empfindet Minge den Stil nach und ergänzt fehlende Elemente. Behutsam arbeitet er die Ornamentik detailgenau aus. „Das geht nicht so einfach mit dem 3-D-Drucker oder durch Fräsen – das ist reine Handarbeit“, betont Minge. Aber warum lässt sich moderne Technik nicht so einfach anwenden? „Zum einen schrumpft der Ton beim Brennen, daher muss das Modell größer geformt werden“, erklärt er. „Zum anderen ist Baukeramik glasiert. Wenn man das digital scannt, verschwimmen die Konturen.“ Also muss alles in aufwendiger Handarbeit nachgearbeitet werden – eine Kachel dauert oft Wochen. Doch nur so können viele alte Bauten restauriert werden. Kein Wunder also, dass Minge während seiner 35-jährigen Berufslaufbahn in historischen Berliner U-Bahnhöfen und auf der Museumsinsel ein und aus gegangen ist. Heute würde er auch gern wieder Töpferkurse anbieten. Für ein Atelier in passender Größe fehlen derzeit aber die Mittel. KREATIVE SEELE Ganz in der Gegenwart arbeitet die Werbeagentur „Zimt und Zucker“, die Räume hinter dem kleinen Garten im Innenhof bezogen hat. Die Geschäftsführer Juliane Roß und Gideon Reymann arbeiten in einem zehnköpfigen Team. „Die Re gion wächst stark“, so Reymann. „Damit verändern sich natürlich für viele hier die Anforderungen ans Marketing.“ Die Agentur begleitet Unternehmen bei dem Sprung zum professionellen Markenauftritt. Und wie empfinden die Kunden den Standort Oranienwerk? Reymann lächelt. „Sie sind begeistert, wenn sie hierherkommen. Alles atmet hier diese kreative Seele.“ sans souci im Herbst 2015 I 33 Modernes Design im rustikalen Ambiente: Cora Gebauer richtete ihre Werkstatt in der Scheune ein. LEBENSWELTEN WEISSES GOLD IM GRÜNEN Die Porzellankünstlerin Cora Gebauer (44) hat für Marken wie Rosenthal und den Sternekoch Johann Lafer Geschirr entworfen. In Gottsdorf entdeckte die Berlinerin einen alten Bauernhof – und zog dorthin. Sie entwerfen vertikale Eierbecher und Gedecke, bei denen der Löffel unter der Tasse liegt. Woher kommen diese subversiven Ideen? Unser Label „Mokkatanten“ haben die Designerin Insa Doan und ich zur Spielwiese erkoren. Wir hinterfragen Dinge und denken sie neu: Ein Ei liegt im Nest ja auch waagerecht. Und unter der Tasse kann der Löffel nicht verrutschen. Unser letzter Entwurf, ein USB-Stick aus Porzellan, wurde in die Sammlung des Museum of Arts and Design in New York aufgenommen. Darauf sind wir stolz. 34 I sans souci im Herbst 2015 Was hat Sie dazu bewogen, von Ihrer Heimatstadt Berlin in ein 139-SeelenDorf nahe Luckenwalde zu ziehen? Ich bin dieser Gegend schon seit zwölf Jahren durch Freunde verbunden, die hier leben. Ich habe eigentlich gar kein Haus gesucht, sondern es hat mich gefunden und die dazugehörige Scheune ist wie gemacht für eine Werkstatt. Ich dachte: wenn nicht jetzt, wann dann? Also habe ich dieses Haus 2012 gekauft und bin hier sehr glücklich. Was macht das Lebensgefühl und die Arbeitsatmosphäre in Gottsdorf aus? Es herrscht absolute Ruhe und man ist von Wald umgeben. Im Ort leben noch ein Künstler und ein Architekt, mit denen ich mich austauschen kann. Wir machen auch gemeinsame Aktionen wie den Tag des offenen Ateliers. Und zu wissen, dass ich in einer Stunde in der Großstadt sein kann, ist wichtig. Um am Puls der Zeit zu sein und Impulse und Strömungen aufzunehmen, die ich dann hier verarbeite. Haben Sie mal daran gedacht, ein „Gottsdorfer Porzellan“ zu kreieren, das von diesem Ort inspiriert ist? Ja, auch wenn das vielleicht nicht direkt zu erkennen wäre. Design und Dekor könnten sich zum Beispiel auf die Tier- und Pflanzenwelt beziehen – oder auf die besonderen Lichtstimmungen, die man hier erlebt. Und haben Sie eine brandenburgische Porzellantradition entdeckt? Es gibt eine große Keramikerszene, die durch die Kunsthochschulen BerlinWeißensee und Burg Giebichenstein geprägt ist. Deshalb findet man überall in der Umgebung Manufakturen wie etwa Adam & Ziege in Güterfelde oder Hedwig Bollhagen in Oberkrämer. Was würden Sie gern noch entwerfen? Etwas völlig anderes, nämlich Schuhe. Nicht aus Porzellan natürlich – höchstens mit Applikationen aus Keramik. è Mehr unter: mokkatanten.com Fotos: Anne Schönharting Was ist das Besondere an Ihrem Werkstoff Porzellan? Darin vereinen sich alle vier Elemente. Das erste ist Erde in Form von Ton. Wasser mengt man bei, um die richtige Konsistenz zu erhalten. Mit Feuer wird gebrannt – und schließlich Luft: Man reduziert den Sauerstoff im Brand, um die entsprechende Farbe in der Glasur zu erreichen. Alles zusammen macht die Faszination dieses Materials aus. ANZEIGE WER ERINNERT SICH … … AN EINEN DER GROSSEN NAMEN DER BERLINER WIRTSCHAFTSGESCHICHTE B erlin ist die Geburtsstätte vieler bekannter deutscher Unternehmen wie Siemens; Borsig, AEG, Edeka, Deutsche Bank, Allianz – um nur einige zu nennen. In diese Reihe gehört aber unbedingt auch der Name – ASKANIA. Doch wer erinnert sich noch an ihn? Wer kann den Namen richtig einordnen? Die ASKANIA AG war einst mit bis zu 17.000 Beschäftigten eines der größten und bekanntesten deutschen Industrieunternehmen. Der Name stand für Qualität und Innovation bei technischen Armaturen für Schifffahrt und Luftverkehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerfiel das Unternehmen und damit wäre fast auch der Name ASKANIA von der Bildfläche verschwunden. Dass dies nicht geschah verdankt Berlin Leonhard R. Müller. Er kaufte die Namensrechte und gründete 2005 die neue ASKANIA AG als Manufaktur für Premiumuhren. Leonhard R. Müller, Vorstandsvorsitzender ASKANIA AG ASKANIA SUCHT ASKANIA-GESCHICHTEN Anlässlich des 10-jährigen Firmenjubiläums suchen wir, das ASKANIA-Team, Menschen, die Geschichten zu ASKANIA erzählen können oder noch historische „Schätze“ wie Kataloge, Zeitschriften, Uhren, Geräte und Bordinstrumente besitzen. Auch Familienfotos oder andere Andenken aus der ASKANIA-Zeit werden gern entgegengenommen. Einfach alles rund um die Historie von ASKANIA. Historisches Blechschild, Preis: 49,- € 5 JA GA HRE RAN TIE TAIFUN Automatik, Preis: 2650,- € Wer bei dieser Aktion mitmacht und besonders interessante Informationen liefert, erhält als Dankeschön ein dekoratives Blechschild aus der Berliner Blechschildmanufaktur gegr. 1904, mit einem historischen ASKANIA-Motiv (siehe Abb.). Bitte schreiben Sie uns Ihre ganz persönliche ASKANIA-Geschichte. Wir freuen uns über alle Informationen: ASKANIA AG · Lützowplatz 5 · 10785 Berlin www.askania-berlin.de Kostbare Vielfalt bei Lorenz Askania Baume & Mercier Certina Fortis Gellner Erhard Junghans Lapponia Jewelry Meissen Jewelry Meistersinger Michel Herbelin Mühle Glashütte Sattler Grand Seiko Tissot Tutima u.v.m. Rheinstraße 59 · Berlin Frieden‘au · P Toreinfahrt Rheinstraße 58 · Tel. 030 / 851 20 20 · www.lorenz.de Öffnungszeiten: Montag - Freitag 10.00 - 19.00 Uhr · Samstag 10.00 - 18.00 Uhr