Sorbonne (Paris IV) im akademischen Jahr 2009/1
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Sorbonne (Paris IV) im akademischen Jahr 2009/1
Erfahrungsbericht für den Erasmus- Studienaufenthalt an der Universität Paris- Sorbonne (Paris IV) im akademischen Jahr 2009/10 I. Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt Ist man als Bachelorstudent an der Sorbonne- Paris IV eingeschrieben, sollte man sich auf fast ausschließlich schriftliche Teilleistungen und Prüfungen gefasst machen. Die Abschlussklausuren bestehen aus Aufsätzen, in denen man sich mit einer allgemeinen Fragestellung zu der gehörten Vorlesung auseinandersetzt. Dabei wird auch bei Erasmusstudenten viel Wert auf ein gutes schriftliches Ausdrucksvermögen gelegt. Neben Sprachkursen am Sprachlabor kann deshalb auch ein Kurs zur Textproduktion auf Französisch am romanistischen Seminar nützlich sein. An der Sorbonne- Paris IV wird von der UFR de Langue française im September ein einmonatiger kostenloser Intensivsprachkurs angeboten. In meinem Fall wurde er erst sehr spät angekündigt, sodass ich nicht mehr rechtzeitig anreisen konnte. Ich kann nur empfehlen ab dem 1. September in Paris zu sein. Andere Sprachkurse mit gleicher Stundenzahl sind sehr teuer, reichen von 600 bis zu über 1000 Euro. Eine Einrichtung wie das Sprachlabor in Heidelberg gibt es an der SorbonneParis IV nicht. Auch bietet Paris IV den Studiengang „Französisch als Fremdsprache“ nicht an. Die UFR de Langue française organisiert jedoch auch semesterbegleitende Sprachkurse auf drei Niveaustufen (jeweils zwei Stunden pro Woche) an drei verschiedenen Orten (Université Sorbonne- Paris IV: 1, rue Victor Cousin 75005 Paris, Centre universitaire Clignancourt: 2, rue Francis de Croisset, 75018 Paris, Centre universitaire Malesherbes: 108, boulevard Malesherbes, 75017 Paris). Die Zeiten und Räume für diese Sprachkurse werden in der ersten Vorlesungswoche (oder später) an der UFR de Langue française (Université Sorbonne- Paris IV: 1, rue Victor Cousin ,75005 Paris) ausgehängt. Um sich die Teilnahme an dem Intensivsprachkurs bescheinigen zu lassen, wendet man sich an das Bureau du Tutorat in demselben Gebäude. Für diese Sprachkurse gibt es keine Credit-Points. Bei der Einschreibung muss eine im Ausland gültige Krankenversicherung bescheinigt werden. Versicherte bei einer gesetzlichen Krankenkasse sollten sich also entweder eine separate Auslandskrankenversicherung zulegen oder mit ihrer Versicherung abklären, ob diese auch im Ausland gültig ist. Ein normaler Arztbesuch z.B. bei einer Erkältung, Verstauchung etc. kostet ca. 22 Euro. Übernimmt die eigene Krankenkasse einen Teil der Behandlungskosten im Ausland ist eine Zusatzversicherung nur dann zu empfehlen, wenn man auch bei schweren Unfällen mit Operation und Krankenhausaufenthalt abgesichert sein will. Bezüglich einer Hausratsversicherung im Ausland ist es zu empfehlen, ein Konto bei der LCL (Le Crédit Lyonnais) zu eröffnen, die eine solche für einen Euro anbietet. Was das Wohnen in Paris betrifft so ist eine Bewerbung an der Cité Internationale Universitaire de Paris trotz des großen Bewerbungsaufwandes (Motivationsschreiben auf Französisch, Empfehlungsschreiben eines Dozenten, medizinisches Gutachten, etc.) lohnenswert. Die Zimmer sind von hoher Qualität, billig und unweit des kunsthistorischen Instituts (Institut d’Art et Archéologie: 3, rue Michelet, 75006 Paris) gelegen. Die Bewerbung erfolgt bei dem deutschen Haus. Alle Informationen hierzu sind auf folgender Internetseite zu finden: http://www.maison-heinrich-heine.fr/fr/. Eine gut geeignete, zentral gelegene Übergangsunterkunft ist das Foyer Naples (22, rue de Naples, 75008 Paris). Hier kann bereits ab einem Mindestaufenthalt von 15 Tagen eine günstige Unterkunft in Einzel-, Zweibett-, und Dreibettzimmern gefunden werden. Die Bewerbung erfolgt unkompliziert über ein kurzes Formular auf folgender Internetseite: http://www.ucjf.net/fr/naples.htm. Aufgrund der vielen strengen Regeln im Wohnheim ist es jedoch nicht längerfristig zu empfehlen. Bei der Suche nach Wohngemeinschaften auf dem freien Wohnungsmarkt sollte man immer abklären, ob man für das jeweilige Zimmer den staatlichen Wohngeldzuschuss (CAF) beantragen kann. Zuletzt ist der Beurlaubungsantrag und eventuell der Antrag auf Auslandsbafög nicht zu vergessen. Zur inhaltlichen Vorbereitung auf das Studium eignet sich insbesondere das unter der Direktion von Alain Mirot entstandene, 1996 erschienene Werk Histoire de l’art 1000 – 2000. Es handelt sich dabei um eine allgemeine Kunstgeschichte, an der jedoch auch Professoren der Sorbonne- Paris IV mitgewirkt haben. So kann man sich schon vorab mit den z.B. anderslautenden italienischen Künstlernamen und dem französischen kunsthistorischen Vokabular vertraut machen. Die Pariser Stadtarchitektur betreffend ist das 2005 erschienene Werk Paris contemporain. Architecture et urbanisme de Haussmann à nos jours, une capitale à l’ére des métropoles zu empfehlen. Sein Autor ist M. S. Texier, ebenfalls Professor an der Sorbonne- Paris IV. Zudem ließe sich das folgende, 2007 erschienene Werk selbigen Autors ergänzen: Paris. Grammaire de l’architecture. XXe- XXIe siècles. Die Pariser Kirchen werden in folgendem Werk gut und übersichtlich behandelt: Aline Dumoulin et al.: Paris d’église en église, 2008. II Erfahrungen im Studium Das Vorlesungsverzeichnis des kunsthistorischen Institutes ist auf folgender Internetseite zu finden: http://www.paris-sorbonne.fr/fr/spip.php?rubrique1043 (hier auf Informations Generales klicken). Als Erasmus Student im Bachelor- Studiengang hat man an der Sorbonne- Paris IV das Recht alle angebotenen Kurse zu besuchen. Credit- Points können jedoch nur für Kurse im 2. und 3. akademischen Jahr des Bachelorstudienganges erworben werden. Um 6 Credit- Points zu erwerben, sind im 2. akademischen Jahr normalerweise eine Vorlesung (cours magistral, zweistündig) und ein dazugehöriges Tutorium (travail dirigé, 2stündig) zu besuchen sowie die entsprechenden Zwischen- und Abschlussprüfungen zu bestehen. Im 3. akademischen Jahr setzt sich ein mit 6 Credit- Points bewertetes Modul mehrheitlich aus einer Hauptvorlesung (zweistündig) mit dazugehörigem Tutorium (einstündig) und einer weiteren einstündigen Vorlesung (cours optionnel) zusammen. Oft werden für ein Modul, wie es z.B. bei dem Modul Mondes Modernes im 4. Semester des akademischen Jahres 2009/10 der Fall war, zwei verschiedene Hauptvorlesungen zur Wahl gestellt: zum einen Histoire des arts de la Renaissance (La Renaissance en Europe au XVIe siècle) mit entsprechendem Tutorium sowie Histoire des arts de l’occident moderne (Introduction a l’art europeen du XVIIIe siècle) mit entsprechendem Tutorium. Müssen sich dauerhaft eingeschriebene Studenten für eines der beiden Angebote entscheiden, können Erasmusstudenten dieses Modul doppelt belegen, d.h. sich für beide Vorlesungen desselben Moduls einschreiben und somit 12 Credit- Points erhalten. Seltener sind Module, die aus zwei Vorlesungen ohne Tutorien zusammengesetzt sind. Das Vorlesungsverzeichnis verzeichnet alle Kurse für das gesamte akademische Jahr. D.h., dass im Wintersemester nur Kurse aus dem 3. und 5. Semester, im Sommersemester nur Kurse aus dem 4. und 6. Semester belegt werden können. Dies bedeutet auch, dass bereits vor dem ersten Treffen mit der Erasmuskoordinatorin Mme. Gerard-Powell die Kurswahl für beide Semester bereits feststehen muss. Die Einschreibung erfolgt folglich sofort für das gesamte akademische Jahr. Dazu wendet man sich im Anschluss an das Gespräch mit der französischen Erasmuskoordinatorin an die Zuständigen für die Inscriptions pédagogiques, um sich in die jeweiligen Kurslisten namentlich eintragen zu lassen. Ganz wichtig: Passbild nicht vergessen. Eine Änderung der Kurswahl ist nach Ende des ersten Semesters für das folgende zweite Semester möglich. Zu diesem Zeitpunkt sollte man sich das Vorlesungsverzeichnis im Internet noch einmal durchlesen, da es zu inhaltlichen Umgestaltungen der Vorlesungen im zweiten Semester kommen kann. Während eines Semesters ist es schwieriger einen Kurs zu wechseln, da in den Tutorien die Referate in der ersten Stunde verteilt werden und somit gleich alle Referatstermine belegt sein können. Unproblematisch ist es dagegen einen Kurs streichen zu lassen. Die drei bis fünfstündigen Abschlussprüfungen der Vorlesungen bestehen - wie bereits gesagt - aus einer allgemeinen Fragestellung zum Thema des Kurses, die durch einen schriftlichen Aufsatz (dissertation) zu beantworten ist. Es wird generell nie nach speziellen Kunstwerken oder konkreten Künstlern gefragt. Die Prüfungsaufgabe der von mir belegten Vorlesung Les avantgardes historiques. 1905- 1945 lautete das Verhältnis der Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den politischen Geschehnissen ihrer Zeit aufzuzeigen. Bei der Bearbeitung der Aufgabenstellung wird besonders viel Wert auf veranschaulichende Beispiele gelegt. Bei jedem Beispiel ist der Name des Künstlers, der Name des Kunstwerkes und das Entstehungsjahr anzugeben. Daher ist es wichtig gleich zu Beginn der Vorlesung, die Angaben aller vorgestellten Kunstwerke mitzulernen. Zudem wird in der Abschlussklausur auch erwartet, dass andere, in der Vorlesung nicht behandelte Beispiele genannt und in Beziehung gesetzt werden. Die dissertation unterliegt einer strengen Gliederung in Einleitung (introduction), Hauptteil (développement) und Schluss (conclusion). In der Einleitung werden allgemeine historische und kunsthistorische Zusammenhänge erörtert, um ausgehend davon die gegebene Fragestellung weiterzuentwickeln und zu diskutieren oder aus einer gegebenen Aufgabenstellung eine Fragestellung zu entwickeln. Als Abschluss der Einleitung wird die inhaltliche Vorgehensweise des anschließenden Hauptteils kurz vorgestellt. Der Hauptteil besteht generell aus drei thematischen Teilen (viele Dozenten akzeptieren jedoch auch zwei oder vier Teile). Jeder thematische Teil umfasst wiederum drei Teilaspekte (zwei oder vier Teilaspekte möglich), die jeweils mit ein bis zwei Beispielen verdeutlicht werden. Ein thematischer Teil könnte sich z.B. mit künstlerischen Konzepten befassen, die sich gezielt gegen die vorherrschenden politischen Verhältnisse richten. Ein erster Teilaspekt hierzu könnte sich der Entwicklung einer abstrakten, deutlich als international und völkervereinigend verstandenen Kunst durch Hans Arp und Sophie Taeuber im Kreise der Dadaisten in Zürich vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges widmen. Beispiel: Hans Arp, Elementare Konstruktion "Nach den Gesetzen des Zufalls", 1916. Im Schlussteil werden die Ergebnisse kurz zusammengefasst. Zudem soll an dieser Stelle die Bedeutung des Dargestellten für künftige Künstlergenerationen deutlich gemacht werden. In den Tutorien wird zur Vorbereitung auf die Vorlesungsprüfung eine verknappte zweistündige dissertation geschrieben, plan detaillé genannt. Dabei wird die Einleitung ausformuliert, der Hauptteil jedoch nur in Überschriften und Stichpunkten behandelt und der Schlussteil wiederum ausformuliert. Zudem wird in den Tutorien im Laufe des Semesters ein Referat (exposé) gehalten. Auch wenn das Referat sich strukturell an der dissertation orientiert, steht hier ein konkretes Kunstwerk im Zentrum der Betrachtung. Nach einer kurzen Einleitung, die sich auf keinen Fall um die Vita des Künstlers drehen darf, sondern das zu besprechende Kunstwerk kurz in die Schaffensperiode des Künstlers sowie kunst- und zeitgeschichtlich einordnen soll, folgt die Bildbeschreibung. Aus der Bildbeschreibung ergeben sich Interpretationsansätze, die wie in einer dissertation in thematischen Abschnitten, hier jedoch nicht zwangsweise nochmals in einzelne Teilaspekte gegliedert, behandelt werden. Einige Dozenten bestehen darauf, dass die Vorgehensweise im Hauptteil vorab kurz vorgestellt wird (und auch die Power-PointPräsentation einen Ablaufplan zeigt) andere Dozenten halten dies bei Referaten für unnötig. Da an der Sorbonne- Paris IV auf methodische Details sehr viel Wert gelegt wird, sollte man besonders gut aufpassen, wenn der jeweilige Dozent seine Erwartungen bezüglich der Referate vorstellt. Letztendlich folgt wie bei der dissertation der Schlussteil. Bei einem Referat wird anschließend (bei M. Poirier zu Beginn des Referats) die verwendete Literatur kurz vorgestellt. Die letzte Power-Point- Folie sollte folglich ein Literaturverzeichnis enthalten. Jede Literaturangabe wird kurz kommentiert (Warum war mir gerade dieses Buch von Nutzen?). Monographien werden folgendermaßen zitiert: Roque Georges, Qu’est-ce que l’art abstrait?, Paris, Gallimard, coll. « folio essais », 2003. Ausstellungkataloge folgendermaßen: Figures du moderne. L‘Expressionisme en Allemagne. Dresde, Munich, Berlin, 1905- 1914, Paris, Musée d’art moderne de la ville de Paris, 1992. Interessant ist, dass der Referent nach Abschluss seines Vortrages einer ausführlichen Kritik den Inhalt und die Präsentationsweise betreffend unterzogen wird. Im Nachhinein finde ich es verwunderlich, dass eine Referatskritik in Heidelberg eher die Ausnahme als die Regel darstellt, da ich diese als sehr anregend empfunden habe. Das Referat wird anschließend benotet. Darüber hinaus werden Bildbestimmungsklausuren geschrieben oder Essays aufgegeben, zu deren Bearbeitung drei Wochen zur Verfügung stehen. Das französische Universitätssystem im Bachelorstudiengang ist darauf ausgerichtet, jedem Studenten alle Kunstepochen - von der Antike bis zur Gegenwart sowie über die europäischen Grenzen hinausreichend - lückenlos beizubringen. Ein System, das gewiss Vorteile wie Nachteile mit sich bringt. Ein für mich ausschlaggebender Vorteil ist das äußert umfangreiche und vielseitige Kursangebot. Am germanistischen Institut (Centre universitaire Malesherbes) können von Bachelorstudenten auch in Masterkursen Credit-Points erworben werden. Dazu ist rechtzeitig vor Vorlesungsbeginn ein Termin mit der Erasmuskoordinatorin Mme Mourey (MarieTherese.Mourey@paris-sorbonne.fr) zu vereinbaren. Das Vorlesungsverzeichnis ist auf folgender Internetseite zu finden: http://www.paris-sorbonne.fr/fr/spip.php?rubrique1046 (Unter der Kategorie etudes, cursus et diplômes auf Master LLCE klicken, dann z.B. auf Master d’Allemand-Lettres klicken, anschließend herunterscrollen bis zu dem Link Brochure de Master d’allemand). Hat man sich seine Kurswahl bei Mme Mourey schriftlich bestätigen lassen, muss man sich anschließend wie üblich an die Zuständigen für die inscriptions pédagogiques wenden, um sich definitiv für den Kurs einzuschreiben. Die Bibliothek am kunsthistorischen Institut in der rue Michelet ist unzureichend bestückt. Da es sich um eine reine Präsenzbibliothek handelt (es ist auch keine Ausleihe über das Wochenende möglich) sind zudem immer diejenigen Bücher, die in den Lektürelisten der Kurse aufgelistet sind, bereits in Benutzung. Die Öffnungszeiten kommen diesen unglücklichen Umständen keinesfalls entgegen: Montag bis Freitag von 9.00 bis 19.30 Uhr. Zudem ist nur ein geringer Teil des Bestandes im Freihandbereich verfügbar; der Rest befindet sich im Depot, auf das nur Bibliothekare Zugriff haben. So muss man umständlich Zettel ausfüllen und bei viel Andrang bis zu einer halben Stunde auf ein Buch warten, dass sich, im schlimmsten Fall, auf den ersten Blick als unbrauchbar herausstellt. Ausleihen darf man sich aus einer kleinen Auswahl von speziell markierten Werken (Markierung mit lila Streifen) nur zwei Exemplare über zwei Wochen. Überschreitet man die Abgabefrist, wird ein Ausleiheverbot verhängt. Verlängerungen des Ausleihezeitraums sind nicht möglich, im Gegenteil muss das ausgeliehene Buch nach zwei Wochen einen Tag in der Bibliothek bleiben, um von derselben Person wieder ausgeliehen werden zu können. Was macht man also am Wochenende? Eine Arbeitsmöglichkeit bietet die Bibliothek des Centre Pompidou, die unter der Woche (außer dienstags) von 12.00 bis 22.00 Uhr und am Wochenende von 11.00 bis 22.00 Uhr geöffnet ist. Diese Präsenzbibliothek ist für jedermann zugänglich, es werden keine Bibliotheksausweise ausgestellt. Dementsprechend lang ist die Schlange vor der Bibliothek. Die Wartezeiten erstrecken sich teilweise, gerade am Wochenende, auf bis zu drei Stunden. Die kunsthistorische Abteilung kann nur als erster Einblick in die Materie dienen, ist aufgrund der Anordnung der Werke nach Künstlern jedoch nützlich. Ausgezeichnet bestellt ist die Präsenzbibliothek des INHA (Institut national d’histoire de l’art, 2, rue Vivienne, 75002 Paris). Hier sollte man sich gleich zu Beginn seines Aufenthaltes ein Ausweis (Passfoto nicht vergessen) erstellen lassen. Die Öffnungszeiten sind jedoch auch nicht gerade berauschend: Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr sowie samstags von 09.00 bis 17.00 Uhr. Einen besonderen architektonischen Reiz bietet die Präsenzbibliothek Ste. Geneviève (10, place du Panthéon, 75005 Paris). Die 1842- 50 von Henri Labrouste gebaute Bibliothek inszeniert im Inneren das tragende Eisengerüst durch unverblendete, ornamental verzierte Gusseisenträger. Will man sich letztendlich doch einige Werke über einen längeren Zeitraum ausleihen, sollte man den Versuch nicht unterlassen, auf die öffentlichen Bibliotheken von Paris zuzugreifen. Auf der Internetseite www.bibliotheques.paris.fr kann die Verfügbarkeit eines Buches in allen öffentlichen Bibliotheken in Paris, in denen eine Ausleihe möglich ist (Bibliothèques municipales de prêt), überprüft werden. Oft hat man Glück, und das Buch ist in einer der Bibliotheken vorhanden. Der Ausweis ist kostenlos und für alle öffentlichen Bibliotheken in Paris gültig (Passfoto und Personalausweis nicht vergessen). Die auf Kunst spezialisierte öffentliche Bibliothek Forney (Hôtel de Sens, 1, rue du Figuier, 75004 Paris) war enttäuschend: eine überwiegend schlecht ausgestattete Präsenzbibliothek (hier muss zudem ein eigener Bibliotheksausweis ausgestellt werden). Ein sehr nützliches Werkzeug zur Literatursuche ist der Internetkatalog SUDOC (http://www.sudoc.abes.fr/). Dieser Katalog findet das gesuchte Werk in den Datenbanken aller universitären und öffentlichen Präsenzbibliotheken in ganz Frankreich. Auf folgender Internetseite kann nach Anmeldung das Begleitmaterial der Kurse abgerufen werden: http://www.paris-sorbonne.fr/portail/ (Auf Cours en ligne klicken) III. Erfahrungen außerhalb des Studiums Bleibt man für ein Jahr in Paris lohnt sich die studentische Jahreskarte zur Benutzung der Metro. Die nötigen Formulare hierzu bekommt man an jeder Metrostation. Zuallererst sollte man sich gleich nach seiner Ankunft um ein Bankkonto kümmern, da jedes weitere Vorgehen, wie etwa der Kauf der Metrojahreskarte ohne eine französische Bankverbindung nicht möglich ist. Auch zur Beantragung des französischen Mietgeldzuschusses bei der CAF (https://www.caf.fr/wps/portal/) benötigt man ein französisches Bankkonto. Höhepunkt meines Parisaufenthalts war die von der archäologischen Abteilung des kunsthistorischen Instituts organisierte Italienreise nach Rom, Paestum, Messina, Taormina, Syrakus, Agrigento, Selinunte, Segeste, Monreale, Palermo, Naples und Pompei während der Osterferien. Neun Tage Marathon. Nach den ersten sieben Tagen machten sich bereits erste gravierende Ermüdungserscheinungen aufgrund der täglichen Kilometermärsche bergauf, bergab, von Tempel zu Amphitheater bemerkbar. Das Programm sah zur Regeneration gerade einmal acht Stunden Schlaf vor. Die Reise war tatsächlich bis auf die letzte Sekunde durchorganisiert, auch wurden einige Male zwei Städte an einem Tag besichtigt. Mein erster Einblick in die Archäologie war somit ein ganz lebendiger. Auf dieser Reise hatte ich auch die Gelegenheit viele meiner französischen Kommilitonen kennenzulernen. Die Reisegruppe setzte sich aus Studenten der verschiedensten Fächer zusammen, darunter waren vor allem Kunstgeschichtler, Archäologen, Studenten der alten Sprachen und der alten Geschichte sowie Studenten des Italienischen. Es ist also demnach nur zu empfehlen sich stets nach Studienfahrten umzuhören und die Augen offen zu halten. Mit französischem Lesestoff kann man sich am billigsten bei Gibert Jeune an dem Place St. Michel ausstatten. Unweit von hier befindet sich auch der englische Antiquitätenhändler Shakespeare & Company. Ein Besuch lohnt sich nicht nur aufgrund der billig zu erstehenden englischen Bücher aus zweiter Hand, sondern vor allem aufgrund der gemütlichen Sitzgelegenheiten in wunderbarer Atmosphäre, die gerade zur Winterzeit zu genussvoller Lektüre einladen. Die besten Falafel im Brot bekommt man bei Pitzman in der rue de Pavée im jüdischen Stadtviertel Marais. Sehr empfehlenswert auch aufgrund des Preises - fünf Euro sind für Pariser Verhältnisse ein Schnäppchen. Es bietet sich an, von hier aus durch dieses alte Pariser Stadtviertel bis zum Centre Pompidou zu spazieren. Besonders begeistert haben mich die Pariser Bauwerke aus Stahl und Beton. Darunter zähle ich folgende Kirchen: die 1901-02 von Jules Astruc erbaute Kirche Notre-Dame-du-Travail (59, rue Vercingétorix, 75014 Paris), die 1897-1904 von Anatole de Baudot erbaute Kirche Saint-Jean-de-Montmartre (19, rue des Abbesses, 75018 Paris), die 1928-35 von Paul Tournon erbaute Kirche Saint-Esprit (186, avenue Daumesnil, 75012 Paris), die 1926- 1930 von Charles-Henri Besnard erbaute Kirche Saint-Christophe de Javel (4 rue Saint-Christophe, 75015 Paris) sowie die sich in Le Raincy befindende Kirche Notre-Dame-de-la-Consolation (3, avenue de la Résistance, 93340 Le Raincy), die 1922-23 von Auguste und Gustave Perret erbaut wurde. Trotz weitergedachter Gotik oder Hagia- Sophia Rezeption, diese Kirchen brechen aufgrund der hier eingesetzten, neuen Materialen auf unerwartete Weise mit unseren althergebrachten Sehgewohnheiten und Vorstellungen von Kirchenräumen. In der Hoffnung, dass meine Erfahrungen und Eindrücke Euch den Studienbeginn erleichtern können, wünsche ich Euch einen spannenden und anregenden Studienaufenthalt in Paris. Inna Krieger