Was gibt es Neues?“ Aktuelle Studien und Puplikationen zum
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Was gibt es Neues?“ Aktuelle Studien und Puplikationen zum
„Was gibt es Neues?“ Aktuelle Studien und Puplikationen zum Thema Insulininjektion“ Dr. Kenneth Strauss, Medical Director BD Europe 1 Kapitel 1 – Lipohypertrophien ‐ Fujikura 2005 ‐ Volkova 2011 ‐ Heinemann 2010 (Appell) Kapitel 2 – Komfort und Unbehagen ‐ Aaronson 2012 (Übersichtsartikel) 2 Kapitel 1 ‐ Lipos Wie sehen Lipos unter dem Mikroskop aus und was sagt das über ihre Ursachen aus? 3 Kapitel 1 ‐ Lipos Insulin‐induzierte Lipohypertrophien: Fallstudie mit Histopathologie 4 Kapitel 1 ‐ Lipos Abstract. Eine 82‐jährige Frau mit Typ 2 Diabetes wurde seit 16 Jahren mit rekombinanten Human‐insulin behandelt. Sie entwickelte große Schwellungen auf beiden Seiten des unteren Abdomens. Die Massen waren weich, schmerzfrei und um die Injektionszonen herum lokalisiert. Basierend auf der Historie und den klinischen Eigenschaften wurde die Diagnose einer insulininduzierten Lipohyper‐trophie gestellt. Eine totale Resektion ergab, dass die Läsion völlig aus Fettgewebe bestand. Mikroskopische Untersuchungen zeigten Nester ausgereifter Adipocyten (Fettzellen), die bis zur dermalen retikularen Schicht reichten. Die hypertrophen Adipocyten waren doppelt so groß wie normale Fettzellen und enthielten zahlreiche Fetttröpfchen. Elektronenmikroskopische Analyse ergab auch ein geringeres Vorkommen von kleinen Fettzellen, was auf eine aktive Differenzierung oder Proliferation hinweist. Somit läßt sich der mögliche in vivo Effekt von Insulin auf Adipocyten in diesem Fall einer insulininduzierten Lipohypertrophie klar beobachten. Unseres Wissens nach ist dieser Bericht einer insulininduzierten Lipohypertrophie der der erste mit detaillierten histologischen Untersuchungen. 5 Kapitel 1 ‐ Lipos Abb. 1. Große bewegliche abdominale Massen. Bilder wurden in stehender (links) und liegender (rechts ) Positionen aufge‐ nommen. Es befinden sich Narben in den Injektionsbereichen (Pfeile). 6 Kapitel 1 ‐ Lipos Abb. 2. Chirurgisch entferntes Gewebe. Gesamte Probe (links) und im Querschnitt (rechts). Die beiden Teile bestanden aus gelblichen Fettgewebe und waren nicht durch faseriges Bindegewebe eingekapselt. 7 Kapitel 1 ‐ Lipos Abb. 3. Fetteinlagerungen in der Haut (A) und hypertrophe Fettzellen (B). Hematoxylin‐Eosin (HE) angefärbte Schnitte der insulininduzierten Lipo (A: 40‐fach vergrößert; B: 200‐fach vergrößert) und des umgebenden normalen subkutanen Fettgewebes (C: 200‐fach vergrößert) 8 Kapitel 1 ‐ Lipos Abb. 4. Hypertrophe Adipocyten. Elektronenmikroskopische Aufnahmen (SEM) der insulininduzierten Lipo (links) und des umgebenden normalen subkutanen Fettgewebes (rechts) in 50‐facher (oben) und 100‐facher (unten) Vergrößerung. 9 Kapitel 1 ‐ Lipos Abb. 5. Zahlreiche kleine Fetttröpfchen am Rand der Fettzellen. HE‐Anfärbung (oben, 400‐fache Vergrößerung) und SEM (unten links, 500‐fache Vergrößerung, unten rechts, 1500‐fache Vergrößerung) der insulin‐ induzierten Lipo. Die Pfeile im oberen Bild zeigen subzelluläre Fetttröpfchen. Die unteren Bilder (SEM) zeigen angesammelte 10 Fetttröpfchen unter der Plasmamembran. Kapitel 1 ‐ Lipos Abb. 6. Verschiedene Größen der Adipocyten in der insulininduzierten Lipo. Die Pfeile in der elektronenmikroskopischen Aufnahme (200‐fache Vergrößerung) zeigen auf kleine Fettzellen. 11 Kapitel 1 ‐ Lipos Hauptaussagen • Dies ist die erste (und bisher einzige) Studie, die die Histologie von Lipos im Detail untersucht. • Lipos sind nichts als Fett (kein “Krebs” wie von Patienten befürchtet) • Fettzellen aus der Lipos dringen auch in die Haut ein. • Fettzellen in Lipos sind doppelt so groß wie normale Fettzellen und enthalten Fetttröpfchen. • Im Lipogewebe befinden sich auch kleine Fettzellen, die sich unter dem Einfluss von Insulin verstärkt teilen. 12 Kapitel 1 ‐ Lipos Zusammenfassung • Lipos bestehen ausschließlich aus Fettzellen • Die Fettzellen unterscheiden sich von normalen Fettzellen durch die: – Höhere Zahl – Erhöhte Größe des Zellvolumen – Stärkere Streuung der Größenverteilung – Verstärkte Einlagerung von Fetttropfen P.S.: interessanterweise glaubte die Patientin, dass alle Menschen, die Insulin spritzen, zwangsläufig diese Schwellungen bekommen. 13 Kapitel 1 ‐ Lipos Können wir Ultraschall‐Technologie verwenden, um Lipos zu entdecken? Und was sagt uns das über ihre Häufigkeit? 14 Kapitel 1 ‐ Lipos Lipohypertrophien bei Patienten mit Insulintherapie: Gegenwärtiger Stand des Problems • N.I. Volkova, I.Yu. Davidenko, • Internal Diseases Department No. 3 of Roszdrav • Rostov State Medical University, 15 Kapitel 1 ‐ Lipos Ziele • Bei vielen Patienten steigt der Blutzucker‐ spiegel aus unerklärlichen Gründen • Welche Rolle spielen Lipos (LHs) dabei? • Untersuchung der Hypothese: können LHs mittels Ultraschall entdeckt werden? 16 Kapitel 1 ‐ Lipos Patienten • 50 Patienten mit Typ 1 Diabetes • Demografie – Diabetesdauer: 3 Monate bis 27 Jahr – Alter: 20 bis 53 Jahre – Frauenanteil 32% 17 Kapitel 1 ‐ Lipos Häufigkeit von LHs • Untersuchung auf LHs durch Abtasten • Bei 42 Patienten wurden keine auffälligen Verände‐ rungen in den Injektions‐ zonen festgestellt • 8 Patienten hatten tastbare LHs 18 Kapitel 1 ‐ Lipos Normales Unterhautfettgewebe im US‐Bild 19 Kapitel 1 ‐ Lipos Diffuse LH im US‐Bild 20 Kapitel 1 ‐ Lipos Fokale LHs im US‐Bild 21 Kapitel 1 ‐ Lipos Ergebnisse • Im Ultraschall waren LHs bei 33 Patienten ohne klinische Anzeichen zu erkennen • Die LH‐Diagnose wurde bei allen 8 Patienten bestätigt, bei denen bereits bei der Vorunter‐ suchung eine LH festgestellt worden war • Nur bei 9 Patienten wurden auch mit Ultraschall keine LHs nachgewiesen Lipohypertrophien können mittels Ultraschall entdeckt bzw. bestätigt werden 22 Kapitel 1 ‐ Lipos Insulinresorption in Lipodystrophien: Eine (vernachlässigte) Quelle für Komplikationen in der Insulin‐Therapie? 23 Kapitel 1 ‐ Lipos Abstract Der erfahrene klinische Diabetologe prüft zunächst die Haut an der Stelle, wo der Patient in der Regel sein Insulin spritzt, wenn er stark schwankende Blutzuckerwerte im Tagebuch des Patienten entdeckt. Er weiß, dass die Insulin‐Absorption im Gewebe mit lipodys‐ trophischen Veränderungen unregelmäßig ist. Allerdings sind unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, warum dies der Fall ist, sehr begrenzt. Wahrscheinlich ist die Anzahl der Blutgefäße in der Nähe des Insulindepots je nach Art der lipodystrophischen oder strukturellen Beschaffenheit in diesem Gewebe verändert und behindert die Diffusion von Insulin. Nicht nur unser Wissen über die Anzahl der Patienten, die solche Veränderungen zeigen, ist sehr beschränkt, sondern auch unser Verständnis, warum solche Veränderungen bei bestimmten Patienten auftreten und bei anderen nicht, ist minimal. Wesentlich bedeutender für die Praxis ist, dass es nur wenige quantitative Studien zur Untersuchung der Auswirkungen dieser Diabetes‐Komplikation auf die Insulin‐Absorption und Insulin‐Wirkung gibt. Dabei ist es nicht schwer, solche Studien in der Praxis durchzuführen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie häufig sich die metabolische Kontrolle erheblich verbessert, wenn die Patienten Insulin in andere Bereiche der Haut spritzen. 24 Kapitel 1 ‐ Lipos Hauptaussagen • Bei ausgeprägten LHs ist das s.c. Fettgewebe faserig und relativ arm an Gefäßen • Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Injektion von Insulin in solche Bereiche zu einer schwankenden Insulinresorption führt • Es ist beeindruckend zu sehen wie sich die Blutzucker‐ werte verbessern, wenn Patienten nicht länger in LHs sondern in normales Gewebe injizieren • Regelmäßige Kontrollen der Injektionszonen durch Patient (Schulung!) und Fachkraft 25 Kapitel 1 ‐ Lipos Hauptaussagen • Es ist bedauerlich wie viele praktische und wichtige Aspekte der Insulintherapie relativ wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. • Mit relativ kleinen klinischen oder klinisch‐ experimentellen Studien würde das Wissen über diese Komplikation der Insulintherapie stark zunehmen… • …und damit ergäbe sich ein besseres Verständnis der Relevanz der durch Lipohypertrophien verursachten Schwierigkeiten bei der Insulintherapie. 26 Kapitel 2 The Role of Comfort and Discomfort in Insulin Therapy Die Bedeutung von Komfort und Unbehagen in der Insulintherapie Ronnie Aronson MD, FRCPC, FACE Executive Director LMC Endocrinology Centres DIABETES TECHNOLOGY & THERAPEUTICS Volume 14, Number 8, 2012 27 • Seit 1922 ist die Insulin‐Therapie die notwendige Behandlung für Typ 1 und in vielen Fällen auch Typ 2 Diabetes mellitus. • Die Durchführung der Behandlung durch den Patienten selbst war eine der wesentlichen Herausforderungen unmittelbar zu Beginn der Entwicklung der Insulintherapie Banting and Best University of Toronto, 1921 28 • Befürchtungen, dass der Patient die Injektionstherapie nicht umsetzen kann, bleiben eine ständige Herausforderung. • Diese Bedenken und Befürchtungen sind ironischerweise mehr unter Therapeuten und Beratern als bei Patienten verbreitet 29 Auslassen von Insulin (Omission) DARTS ‐ Tayside, Scotland • 25% der Patienten erhielten lediglich 68% oder weniger ihres verordneten Insulins • 90% der untersuchten Fälle von diabetischer Ketoazidose (DKA) wurden auf Unterlassung von Insulininjektionen zurückgeführt Kaiser, Permanente Northern California Diabetes Registry • 4,5% lösten ihr erstes Insulin‐Rezept nicht ein • 25,5% lösten keine Folgeverschreibungen ein Morris et al. Lancet 350:1505‐10, 1997 Karter et al. Health Services Research 44:1640‐1661, 2009 30 Auslassen von Insulin (Omission) Joslin Diabetes Centre ‐ Behavioural Research Group • 30.5% der Tpy1 Diabetes Patienten wurden als “non‐compliant” eingestuft Nach einem Follow‐up ein Jahrzehnt später: • 3‐fach höhere Mortalität • Verdoppelung der Prävalenz von Nephropathie und Fußprobleme Goebel‐Fabbri et al. Diabetes Care 31: 415–419, 2008 31 Angst vor Injektionen • "Blut‐Spritzen‐Verletzungs‐Phobie " ‐ Prävalenz in der Bevölkerung von 3% • Insulin‐Verwender: – Phobien ‐ 4% Prävalenz – Angststörungen ‐ 5% Prävalenz Allerdings: • 94% haben ähnliche Symptome ‐ Angst, Verzweiflung und Furcht • stark assoziiert mit weniger BZ‐Selbstkontrolle und einer schlechteren Blutzuckereinstellung Berlin et al. Diabetes Care 20:176‐8, 1997 32 Injektionsangst bei Insulin‐Verwendern • Hohe „Angst“‐Werte wurden in Verbindung gebracht mit: ‐ weniger täglichen Insulininjektion ‐ signifikant erhöhtem Risiko für kardiale und periphere Gefäßerkrankungen • Antworten auf eine internet‐basierte Umfrage: ‐ 33% "fürchteten sich" vor Injektionen ‐ 22% mussten sich mental vorbereiten ‐ 20% Injektionen werden "oft oder auch manchmal" ausgelassen und übersprungen ‐ 10% beschränkten die Anzahl ihrer täglichen Injektionen Zambanini et al. Diabetes Research and Clinical Practice. 46:239‐246, 1999. 33 Injektionsangst bei Insulin‐Verwendern • Angst oder unbegründete Furcht erscheinen die am häufigsten genannten Rationalisierungsgründe zu sein • Managed‐Care‐Einrichtung (Israel): 61% der schlecht eingestellten Patienten identifizierten Angst als Grund für ihre Zurückhaltung gegenüber der Verwendung von Insulin • Internationale Online‐Umfrage: unter Typ‐2‐Diabetes‐ Patienten, die sich selbst als "nicht bereit, Insulin zu spritzen„ bezeichneten, wurde von 29,5% als Grund Injektionsangst angegeben • Die Angst wurde mit „negativer Perspektive“ und „emotionalem Stress“ gegenüber Diabetes und den Therapien verknüpft 34 Nakar et al. J Diabetes and its Complications. 21:220‐6, 2007 Polonsky et al. Current Medical Research & Opinion. 27:1169‐1174, 2011 Einstellung zur Insulintherapie 35 nicht bereit (%) bereit (%) Geringes Selbstvertrauen 58.1 39.7 Einschränkungen 56.1 41.6 Persönliches Versagen 55.0 33.6 Dauerhaftigkeit 53.1 42.6 Angenommene Schmerzhaftigkeit 50.8 30.2 Problematische Hyperglykämien 49.3 37.9 Schwere der Krankheit 46.7 35.4 Übernommen von Polonsky et al. Diabetes Care 28:2543‐5, 2005 Barrieren für die Insulintherapie Insulin ablehnend Insulin erhaltend 46.7 7* Furcht vor Abhängigkeit 39 20.8* Insulin macht dick 12 6 Furcht vor Hypoglykämie 12 4* Insulin würde nicht helfen 11 4 Schmerz verbunden mit der Injektion 12 16.8 Schmerz verbunden mit Blut‐Test 5.4 7 Keine überaus ernste Erkrankung * statistisch signifikant p <.05 übernommen von Nakar et al. Journal of Diabetes and its Complications. 21:220‐6, 2007 36 Angst vor Insulin bei Insulin Ablehnung • TRIAD Umfrage: Patienten wurde Insulin verordnet, aber Patienten weigerten sich, zu beginnen: 13% ‐ "Injektionsphobie" 35% ‐ Furcht und Angst Neu diagnostizierte pädiatrische Patienten – mittelstarke bis starke Ängste ‐ 40% insgesamt ‐ bis zu 75% bei Kindern <9 Jahren Karter et al. Diabetes Care 2010; 33:733‐735 Howe et al. American Journal of Maternal and Child Nursing. 36:25‐31, 2010 37 Ängste und Befürchtungen bei anderen Erkrankungen • Blutspende Angst scheint der größte negative Motivator (vor allem Angst vor der Entnahmekanüle/Stechen am Finger) zu sein • Venenpunktion Bei pädiatrischen Patienten korreliert Angst stark mit den erwarteten Schmerzen • Reise‐Impfungen 21,7% hatten Injektionsangst ‐ größtenteils verbunden mit dem Blick auf die Nadel • Multiple Sklerose Injektionsangst ist stark mit der Nicht‐Einhaltung von Therapien und schlechteren Ergebnissen verbunden 38 Wichtige Gründe für die Nichteinhaltung der Therapie Angst oder unbegründete Befürchtungen Mangelnde Kommunikation Mangel an Selbstwertgefühl oder Selbstvertrauen Einschränkung der Lebensgewohnheiten und der Lebensqualität • Schwere der Erkrankung • Schmerzen oder Beschwerden im Zusammenhang mit der Injektion • • • • Karges et al. Diabetes Research and Clinical Practice. 80:96‐101, 2008 Karges et al. Clinical Therapeutics. 28:2094‐101, 2006 Rubin et al. The Diabetes Educator. 35:1014‐1022, 2009 39 Injektionsangst Bewußtmachung der Unannehmlichkeiten mit Injektionen in Bezug auf drei wesentliche Faktoren: • Nadellänge (und Tiefe des Einstichs im Gewebe) • Nadeldurchmesser • Umfeld der Injektion ‐ einschließlich Lärm ‐ Anblick der Nadel ‐ Befürchtungen von Fachkräften ‐ Beruf und Familie 40 Injektionsangst • Nadellänge und Durchmesser wurden kontinuierlich durch fortschreitende Technologie verbessert • Die reproduzierbare Wahrnehmung von Injektionsschmerz beruht auf zwei Faktoren: a. ein visueller Stimulus der Nadel selbst b. der Grad der Schmerzhaftigkeit, der durch Fachkräfte im Gesundheitswesen antizipiert wird 41 Nadeln • Nadeln werden typischerweise durch Walzen eines flachen Bandes rostfreiem Stahls zu einem Rohr, Schweißen der Naht und dann durch Ziehen des resultierenden Rohrs durch eine Matrize auf den passenden Durchmesser hergestellt. • Nach dem Schneiden werden die entsprechenden Facetten im gewünschten Winkel geschliffen, dann am anderen Ende auf einem Nadelträger verankert, und eine Oberflächenbeschichtung aufgebracht • Kontinuierliche Fortschritte in Technologie und Herstellung von Nadeln haben zu sukzessiven Verbesserungen des Komforts geführt. • Patienten berichten von immer niedrigerer Schmerzwahr‐ nehmung, Fachkräfte im Gesundheitswesen antizipieren aber weiterhin einen hohen Injektionsschmerz 42 Nadellänge • Moderne Insulin‐Therapien werden durch die Injektion in das Unterhautfettgewebe (SQ) bestimmt • Die Nadel muss lang genug sein, um die Dermis zu durchdringen kurz genug sein, um Injektionen in die Muskelfaszie und den Muskel zu vermeiden • Es ist daher notwendig, die Dicke der Haut zu kennen – präzise 43 Nadellänge und Hautdicke • Die Stärke des Unterhautfettgewebes beträgt bei 84% der prä‐ pubertierenden Mädchen und 95% der Jungen weniger als 8mm • Messungen am Oberschenkel zeigen größere Unterschiede abhängig vom untersuchten Bereich • Messungen im Bereich des Gesäßes zeigen im Allgemeinen eine größere Hautdicke • Die Hautdicke wird um weitere 35% durch normale Kompression während der Injektion reduziert • Nadellängen sollten daher nicht länger als 6 – 8mm sein • Kürzere Nadellängen reduzieren das Risiko von IM‐Injektionen 44 Polak et al. Diabetes Care 19:1434‐6, 1996 Birkebaek et al. Diabetic Medicine 15:965‐71, 1998 Methoden • Hautdicke: Abstand zwischen Haut‐ oberfläche und der Grenz‐ schicht “Dermis ‐ s.c. Fettgewebe” • Dicke des subkutanen Gewebes: Abstand zwischen der Grenzschicht “Dermis ‐ s.c. Fettgewebe” und der Muskelfazie 45 Epidermis Haut Dermis OS - BMI = 19.6 kg/m2 SC Abdomen - BMI = 19.6 kg/m2 Nadel Evolution • Kurze Nadeln: – reduzierte Vorwegnahme von Schmerz – reduzierter tatsächlicher Injektionsschmerz • Kürzere Nadellängen zeigen keinen negativen Effekt auf die BZ‐Kontrolle Länge 10 mm 8 mm 6 mm 4 mm 2 mm 1985 27G, 16 mm 46 1991 28G, 12 mm 1993 30G, 8 mm 1997 30G, 6 mm 1998 31G, 6 mm 1999 31G, 5 mm 2004 32G Tip 6 mm 2010 32G, 4 mm Nadeldurchmesser Center for Sensory‐Motor Interaction, Dänemark: • Nadeln mit höherer Gauge‐Zahl (= dünnerer Durchmesser) sind assoziiert mit geringerer Penetrationskraft niedriger Druck bei der Injektion • Der lange gehegte Verdacht, dass Blutungen eher mit Injektionsschmerzen verbunden sind, ist bestätigt • Dünnere Nadeln mit höherer Gauge‐Zahl verursachen weniger Blutungen, daher auch geringeren Schmerz bezogen auf die Blutung Egekvist et al. European Journal of Pain. 3:41‐49, 1999 47 Häufigkeit schmerzhafter Injektionen & Nadeldurchmesser Nadeltyp (G=Gauge) Übernommen von Arendt‐Nielson et al. Somatosensory and Motor Research. 23:37‐43, 2006 48 Nadeldurchmesser Weitere Analysen: • Druckbelastung auf der Haut ist bei Injektionen im 45° Winkel höher als bei senkrechten Injektionen (90°) • Druckbelastung ist bei Männern durchwegs höher • Die Geschwindigkeit des Einstichs (2mm/s gegenüber 19 mm/s) hatte keinen Einfluss auf Schmerz‐Häufigkeit, sondern die Schmerz‐Qualität: – langsame Injektionen verursachen eher dumpfen Schmerz – schnellere Injektionsgeschwindigkeiten werden eher mit stärkeren Schmerzen verbunden • Insgesamt korrelieren sowohl der Kraftaufwand bei der Penetration als auch die Druckbelastung mit dem Injektionsschmerz 49 Egekvist et al. European Journal of Pain. 3:41‐49, 1999 Nadelschliff • Im Vergleich zweier Nadeln (31G vs. 29G auf 33G‐Spitze ausgezogen) wurde ein geringeres Schmerz‐Niveau bei der Nadeln mit einer konischen Nadelspitze festgestellt • Ein 5‐fach Facettenschliff erfordert bis zu 25% weniger Eindringkraft und verursacht weniger Schmerzen als ein 3‐fach Facettenschliff 50 Asakura et al. Diab. Techn. Ther. August 2006 Mayer et al. European Medical Device Technology. November 2009 Umfeld der Injektion • Die Wahrnehmung von Schmerz ist variabel, bestimmt durch: – Temperament des Patienten – Wahrnehmungs‐Sensibilität – vorausgegangene negative Erfahrungen mit Schmerzen • Die Wahrnehmung von Schmerz und das Leiden im Zusammenhang mit Schmerz sind unterschiedliche, aber miteinander verbundene Faktoren z. B. Bei Kindern, die sich einer zahnmedizinischen Injektion unterziehen, ist die höhere Schwelle der Angst mit der doppelten Intensität des Schmerzempfindens verbunden. • Die Wahrnehmung von Schmerz kann mit der Zeit abnehmen, die damit verbundene emotionale Belastung in der Regel aber nicht. 51 Broome et al. Journal of Pediatric Nursing. 1998; 13:48‐54 Umfeld der Injektion • Die Unterscheidung der Aussagen von Fachleuten im Gesundheitswesen gegenüber der Selbstauskunft von Patienten ist bedeutend • Bei Patienten ist das „Unbehagen bei der Injektion“ als ein Hindernis für InsulinInjektion nicht mehr in den "Top 5" der Einwände Deutsche Jugendliche ‐ bei nur 10,5% rangiert Schmerz als störendster Aspekt der Injektion UK Erwachsene ‐ nur 6,6% geben bei dem Merkmal Injektionsschmerz "manchmal" an 52 Karges et al. Diabetes Research and Clinical Practice. 80:96‐101, 2008 De Coninck et al. Journal of Diabetes. 2:168‐179, 2010 Insulin ablehnend ‐ Barrieren Geringes Selbstvertrauen Einschränkungen Persönliches Versagen Dauerhaftigkeit Angenommene Schmerzhaftigkeit Problematische Hyperglykämien Schwere der Erkrankung 53 Adapted from Polonsky et al. Diabetes Care 28:2543‐5, 2005 Non‐Compliant Insulin‐Verwender – Barrieren % Unerwünschte Wirkungen 44 Hypoglykämie 43 Selbstvertauen ‐ Injection 42 Selbstvertauen ‐ Dosis 41 Auswirkung auf das soziale Leben 38 Einschränkung 37 Auswirkung auf die Arbeitssituation 33 Injektionsschmerz 30 Karter et al. Diabetes Care 2010; 33:733‐735 54 Patienten vs. Fachleute – Barrieren Patienten Fachleute Ängste 17% 70% Schmerz 37% 56% Hämatome 49% 68% Vernarbung 15% 37% Rubin et al. The Diabetes Educator. 35:1014‐1022, 2009 55 Ärzte – Barrieren (%) Hypoglykämie 79.7 Schmerzempfinden BG‐Kontrolle 53.9 Schmerzempfinden Insulin‐Injektionen 48.4 Alter des Patienten (zu alt) 47.4 Ärzte: Mangel an Vertrauen 27.4 Gewichtszunahme 26.1 Nakar et al. J Diabetes and its Complications. 21:220‐6, 2007 56 Umfeld der Injektion Unter Fachleuten (beruflich oder in der Familie), besteht die Annahme, dass Unannehmlichkeiten bei der Injektion Barrieren für eine effektive Insulintherapie darstellen Fachleute Patienten Ängste beim Impfen (Pädiater) 7.7 – 8.3 2–3 Generelle angenommene Angst vor Schmerz (Apotheker) 4 1.3 Angenommene Angst vor Schmerz bei Lanzettenstich (Apotheker) 3.6 1.6 Generelle angenommene Angst vor der Injektion (alle) 2.8 1.5 Injektionsschmerz (alle) 2.9 2.2 57 Diamond et al. Canadian Journal of Diabetes. 35:282‐286, 2011 Brady et al. Clinical Pediatrics. 50:140‐143, 2011 Umfeld der Injektion • Ähnliche Äußerung von Befürchtungen, wenn Familien‐ mitglieder selbst Fachleute im Gesundheitswesen sind • Mütter von Kindern mit Diabetes, die neu diagnostiziert wurden: 30,4% bewerteten den Injektionsschmerz als mittel‐schwer entgegen nur 22,7% nach Auskunft der Kinder • Erfahrene Mütter: 13,6% fühlen sich weiterhin in Not entgegen 9,5% nach Auskunft der Kinder • Die Annahme der Mütter, wie ihr Kind Schmerz wahrnimmt, korreliert mit dem HbA1c nach 1 Jahr • Ähnliche Auswirkungen in anderen Populationen: Venenpunktion, Impfungen 58 Howe et al. American Journal of Maternal and Child Nursing. 36:25‐31, 2010 Zusammenfassung 1 • Kontinuierliche Herausforderung für Patienten: immer wieder wird Angst oder Furcht beschrieben • Mangelndes Selbstvertrauen und die Einschränkungen des Lebensstils mit Diabetes sind zusätzliche Barrieren • Unzureichender Injektionskomfort hat in der Vergan‐ genheit wesentlich zur Injektionsangst beigetragen 59 Zusammenfassung 2 • Der Injektionskomfort hat sich stark durch Fortschritte in der Nadel‐Technologie und ein besseres Verständnis einer effektiven Insulinapplikation verbessert • Die Fortschritte in der Nadel‐Technologie werden bestimmt durch: Länge – von einst 12,7mm auf heute 4mm Durchmesser – von einst 0,36mm auf heute 0,23mm Schliffgeometrie – von 3‐fach auf 5‐fach Schliff 60 Zusammenfassung 3 • Bei unveränderter Wirksamkeit führt das zu: – größerer Akzeptanz der Insulininjektion durch die Patienten – weniger Trauma bei Injektionen – größerem Vertrauen in die präzise Insulin‐ applikation in das Unterhautfettgewebe 61 Vielen Dank! 62