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UNI-FH 6 Streber-Check Wer in der EU am schnellsten und am fleißigsten studiert. K.-U. HÄßLER/FOTOLIA FRANZ GRUBER UNI-FH 2 Der Minister und die ÖH-Chefin In Sachen Hochschulpolitik geht nichts weiter. Warum nicht, Herr Minister Töchterle? WINTERSEMESTER OKTOBER 2013 · · · · · · · · ······· · · · · · ··· U N A B H Ä N G I G E TA G E S Z E I T U N G F Ü R Ö S T E R R E I C H OLLY/FOTOLIA · · · · · · · · · · ··· · ········· U ·········· ······· ······ a r t x E Bnilvaerstittät K U R I E R . at ········· ······· ······ & FH Generation Freigeist Semesterstart 2013. Während die Alten über Hochschulpolitik streiten, gehen die Jungen neue Wege. Wie sie das machen? Uni-FH 4 KOLUMNE SANDRA BAIERL Sie sind anders – zum Glück Wer sind wir, dass wir uns anmaßen, über die Jungen zu urteilen? Bücher über sie zu schreiben, über die „verlorene Generation“, über Jahrgänge, die keine Werte mehr hätten, die ohne Plan durch die Welten irrten. Es kritisieren just jene, die als Teenager nicht minder gestrauchelt sind: Die Baby Boomer der Nachkriegszeit, die auf materielle Vermehrung schwörten, auf große Autos und noch größere Häuser. Die Xs, Auflehner und Punks der 60erbis 80er-Jahre, die ihre FreiheiteninLiebe,JointsundderMusik verlebten. Die frühen, verwirrten Ys, die um die Jahrtausend- wende das Pech hatten, in die erste große Dotcom-Blase zu schlittern. Gerade sie urteilen? Teenager und Studierende heute wählen das Leben vor dem Status, wählen Freunde und Familie vor dem Materiellen. Sie lassen sich nicht mehr mit Firmenautos, Mobiltelefon oder Computer in die Unternehmen locken. Sie wollen Aufgaben, die sie faszinieren, einen Job, der sie fordert, sie wollen mitreden und mitgestalten. Sie und mit ihnen alle noch Jüngeren bedienen PCs und Tablets intuitiv und beschaffen sich jede Information in der Sekunde – weil die digitale Welt ihr Kinderzimmer ist. Sie denken in Projekten, lösen Aufgaben kollaborativ und pfeifen auf Bürokratie und Hierarchie und träge Strukturen. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Generation die nächste (oder vorherige) belächelt.DieJungenwarenundsind immer anders als die Alten. Zum Glück. Denn die großen AufgabenderZukunftwerdennichtdie Generationen von gestern lösen, sondern jene von morgen, die Ys oder Zs oder wie auch immer mansiekünftignennenmag.Das Einzige, das die Alten tun können, ist, ihnen dabei nicht allzu sehr im Weg zu stehen. sandra.baierl@kurier.at AKTION PRAKTIKUM JETZT ! EN BEWERB FUR DIE ZUKUNFT Gewinne ein JournalistInnen-Praktikum beim KURIER! Wir vergeben den letzten Praktikumsplatz für dieses Semester. Jetzt bis zum 6. November 2013 mit Lebenslauf und Motiviationsschreiben bewerben unter: karriere@KURIER.at Bewerbungen bis Mi., 6. November 2013 | Praktikum für ein Monat | Vergütung als Praktikum entsprechend dem Tarifvertrag für RedakteurInnen in der Höhe von € 581,67. UNI-FH KURIER k u r i e r. a t Donnerstag I 3. Oktober 2013 Donnerstag I 3. Oktober 2013 UNI-FH KURIER k u r i e r. a t 2 3 Buhmann gegen Rebellin Es werden deine Letzten sein ... Trotz allem. Ein Mal Nobelpreis bitte. Bald. InderStadtlachtedieSonne und vor der TU roch es kein bisschen nach Karlsplatz, sondern nach großer Freiheit. Die Studentenvertreter hatten nahe am Brunnen Tische aufgestellt und betrieben Beratung. Das geht so: „Genieß diese Ferien! Es werden Studienanfängern einen deine letzten sein!!! Denn, kälteren Wind um die Ohstudierst du erst einmal, ren. Nicht genügend von dann ...“ – es folgt ein La- ihnen haben das emotiomento über die Hürden, nale Rüstzeug mitbekomdie Unmöglichkeiten des men, ihm entgegenzuläStudentendaseins in Ös- cheln. Noch weniger, trotz terreich. Die Beraterin Gegenwindes das Große lässt nichts Negatives un- zu wagen. Darüber, ob wir eine genannt. Dem jungen Mann, fest an das Infoblatt höhere Akademikerquote „Physikstudium“ geklam- brauchen oder nicht, darf mert, sieht man an, wie er man uneins sein. Darüber, sich innerlich zusammen- dass wir zu viele Talente schonimAnsatzersticken, rollt. Ob er sich jemals in das nicht. Und die Entschuldigroße weiße Haus hinter gung, dass uns Österreiden Tischen getraut hat? chern das Demotivieren Ob er jemals daraus als er- wohl irgendwie, irgendfolgreicher Forscher he- wann fest im kollektiven rausgehen wird? Man Verhaltenskodex verankann nur hoffen. Jeden- kert worden ist, darf nur falls ist jetzt der August eines: aufregen. Denn Nosamt Sonnenschein vorbei belpreise wären möglich. und der Oktober bläst den Auch in Österreich. teresa.richter-trummer@kurier.at Der Minister Die Generalsekretärin Karlheinz Töchterle Viktoria Spielmann Am 13. Mai 1949 in Brixlegg, Tirol geboren, studierte der aus einer Arbeiterfamilie stammende Karlheinz Töchterle Klassische Philologie und Germanistik. Von 2007 bis 2011 war der passionierte Trompeter Rektor der Universität Innsbruck. Seit April 2011 ist Karlheinz Töchterle Wissenschaftsminister auf ÖVP-Ticket. VON ANDREA HLINKA UND T. RICHTER-TRUMMER KURIER: Frau Generalsekretärin, wie frustriert sind Sie über die Hochschulpolitik? Viktoria Spielmann: Das Resümee fällt derzeit nüchtern aus. Stichwort: Zugangsbeschränkungen, Familienbeihilfe-Kürzung, STEOP. Und Sie, Herr Minister? Karlheinz Töchterle: Ich bin nicht frustriert. Manchmal enttäuscht und verärgert. Von außen ist der Minister immer der Buhmann der ÖH. Spielmann: Eine Person muss die politische Verantwortung übernehmen und das istMinisterTöchterle.Dashat nichts mit seiner Person zu tun, nur mit seiner Funktion. Töchterle: Ichkannmichnicht teilen in einen politischen Funktionär und einen Menschen.Esfälltmirschwerkonstruktiv zusammenzuarbeiten, wenn ich in den Medien teils übel behandelt werde. Spielmann: Ich verstehe das. Aber wir müssen als Studierendenvertretung sagen, wenn Sachen schieflaufen. Töchterle: Das akzeptiere ich, wenn Sie es ohne persönliche Angriffe in einer nicht zu polemischen Form tun. Wie viel dürfen die Studieren- denvertreter mitentscheiden? Töchterle: Sie sind nicht Mitglied der Regierung. Ihre Empfehlungen, ihre Vorstellungen, ihre Kritik lasse ich in meine Überlegungen einfließen. Aber ich habe zum Teil dezidiert andere Positionen. So bekenne ich mich zur Elite – zu einer intellektuellen, nie zu einer sozialen. Sie schmunzeln? Spielmann: Ich frage mich, wasintellektuelleEliteheißt? Viele können sich ein Studium, ohne nebenbei arbeiten zu gehen, nicht leisten. Töchterle: Viele arbeitende Studierende sehen das nicht als Problem. Auch ich habe immer neben dem Studium gearbeitet. Ich hätte nie daran gedacht zu sagen: „Lieber Vater Staat, du hast mir gefälligst alles zu zahlen.“ Spielmann: Sie haben unter anderen Rahmenbedingungen studiert, hatten die Studierendenfreifahrt ... Töchterle: ... das war insofern nicht relevant, weil ich ein Auto hatte, das ich selber verdient und gekauft habe. Spielmann: Sie sitzen einer berufstätigen Studierendenvertreterin gegenüber. Ich musste 20 Stunden pro Woche arbeiten, weil ich keine Studienbeihilfe bekommen habe. Und weil mir die Familienbeihilfe gekürzt wurde, noch einen Tag mehr. Töchterle: Die Alternative? Dass der Staat alles zahlt? Spielmann: Wer sonst? Ist Viktoria Spielmann eine Studentin, wie Sie sie sich vorstellen, Herr Minister? Töchterle: Sehr wohl. Spielmann: Aber ich bin ja Langzeitstudentin. Töchterle: Ich sage nicht, dass manmitScheuklappendurch Geboren 1987 in Rum, Tirol studiert Spielmann seit 2007 Politikwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Uni Innsbruck. 2013 wechselte sie an die Uni Wien. Spielmann ist seit Ende Juni für die Grünen und Alternativen Studentinnen (GRAS) Generalsekretärin der ÖH-Bundesvertretung. die Uni hetzen und in Mindestzeit studieren muss. Spielmann: Was mich nachdenklich stimmt: Ich war Teil der Unibrennt-Bewegung in Innsbruck. Sie warendamalseinsehrguterRektor. Haben gezeigt, dass Sie auf die Studierenden eingehen können. Seit Sie ins Ministeriumgewechseltsind,ist das anders. Töchterle: Manche Dinge kann man als Rektor sagen, die man als Minister nicht mehr so formulieren kann – man ist anderen Gesetzmäßigkeiten verpflichtet. Aber ich bin mir treu geblieben. Hätte ich einen großen Richtungswechsel machen müssen, hätte ich das Amt nicht angenommen. Minister Töchterle sagte kürzlich: „Wenn man beklagt, Arbeiterkinder haben weniger Chancen zu studieren, könnte man antworten: Akademikerkinder haben weniger Chancen, Facharbeiter zu werden.“ Zynisch? Spielmann: Das macht mich wütend. Studierende, die einen besseren ökonomischen Background haben, haben mehr Chance auf Bildung. Das ist ein Faktum. Töchterle: Man kann nicht einerseits über das Prekariat der jungen Uni-Absolventen jammern und auf der anderen Seite sieht man, wie begehrt Facharbeiter sind ... Spielmann: Aber es geht hier doch um die katastrophale soziale Durchmischung an denUnis,denPH,denFH.Gerade da, wo es Zugangsbeschränkungen gibt. Töchterle: Die Welt ist ungerecht – das ist in der Tat zynischaberichstehedazu.StudierendemitreicherenEltern tun sich beim Studium leichter. Vollständige Gleichheit Willkommen an der neuen WU. zu verlangen ist utopisch. Es braucht auch Selbstverantwortung. Der Staat schafft es nicht,jedemeinGratis-Studium bis 26 Jahren zu ermöglichen. Aber er bemüht sich. Spielmann: Dasseseinesoziale Ungerechtigkeit auf der Welt gibt, ist unbestritten. Aber es geht darum, diese Ungerechtigkeiten mit politischen Maßnahmen auszugleichen. TERESA RICHTER-TRUMMER, FRANZ GRUBER (3), OLLY/FOTOLIA Herausgeber und Medieninhaber: KURIER Zeitungsverlag und Druckerei Ges.m.b.H., Lindengasse 52, 1072 Wien; Chefredakteur, Herausgeber: Dr. Helmut Brandstätter; Redaktion: Mag. Sandra Baierl (Ltg.), Mag. Teresa Richter-Trummer (stv.), Mag. Philipp Hacker-Walton, Andrea Hlinka, BA; Elisabeth Sulz, Mag. Nicole Thurn, Magdalena Vachova, BA; Layout: Stefanie Silber; Geschäftsführer: Mag. Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch; Verleger:MediaprintZeitungs-undZeitschriftenverlagGesmbH&Co.KG,1190 Wien; Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei, 1230 Wien; Kontakt: karriere@kurier.at Streitgespräch. Die Uni-Visionen von ÖH-Generalsekretärin Viktoria Spielmann treffen auf die Politikrealitäten von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Ohne scharfe Sager und verdrehte Augen geht das nicht. Wir waren dabei. Was würden Sie tun, könnten Sie ein Semester mit dem Minister Platz tauschen? Spielmann: Die Ungerechtigkeiten angehen und die STEOP wirklich zu einer Orientierungsphase machen. Querelen um Studiengebühren, Streit über Zugangsbeschränkungen – wären Sie als Studienanfänger zufrieden? Töchterle: Ja. Zur STEOP: Sie ist eingeführt worden, wohl auch mit dem Hintergedanken, Menschen hinauszuprüfen ... Spielmann: Schön, dass mal ehrlich gesagt wird, dass es ums Rausprüfen geht. Töchterle: Aber warum ist das so? Weil die SPÖ nie bereit war zu akzeptieren, dass Universitäten Kapazitätsgrenzenhaben.Gingeesnach mir,wäredieSacheklar.Aber ich bin in einer Koalition und es gibt Gegenpositionen. Ich darf mir nicht einbilden, dass alleine ich recht habe. Die Zukunft beginnt jetzt. Die WU setzt auf herausragende Forschung und schafft darüber hinaus ein Umfeld, in dem sich weltoffenes Denken und eine Vielfalt von Meinungen begegnen. So werden neue Perspektiven entwickelt, die die Zukunft unseres Wirtschaftslebens nachhaltig mitbestimmen. Und den Absolvent/inn/en das Know-how vermitteln, innovative Lösungen für neue Fragestellungen zu finden. Das alles auf einem Campus, der heute schon ein Stück Morgen ist. wu.ac.at UNI-FH KURIER k u r i e r. a t Donnerstag I 3. Oktober 2013 UNI-FH KURIER k u r i e r. a t Donnerstag I 3. Oktober 2013 4 Sie stehen doch auf Alles Umstände, auf die diese Generation reagiert. Mit ihremeigenenRezept:Siegehen ihren eigenen Weg, sie haben ihre eigenen Ideen, in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Immer mehr Studierende müssen Geld verdienen. Das ist nicht optimal, weil sie dadurch in der Regel länger für das Studium brauchen, machtsieaberironischerweise unabhängiger, selbstbewusster und erfahrener. Weiteres Plus: Viele warenimAuslandstudieren.Dadurch sind sie international vernetzt und denken in großen Dimensionen. Sie könnendankderTechnologieauf mehrWissenzugreifen,alsjede Generation zuvor, sie können selbstständiger und kol- ZULASSUNGSVERFAHREN Du leider nicht – wenn die Aufnahmeprüfung zur Endstation wird V. T. RICHTER-TRUMMER Julian fühlt sich an unserem Treffpunkt – der Uni – nicht wohl. Reden will er nicht, seinen Namen nicht in der Zeitung sehen und ein Foto schon gar nicht. Was passiert ist? Julian wurde nicht zum Medizinstudium aufgenommen. „Pech“, sagt er. „Wär’ ich frü- her geboren, hätte mein Maturazeugnis gereicht.“ Der Hochschulzugang ist ein unübersichtliches Dickicht: Für das eine Studium muss man sich durch einen Multiple-Choice-Test kreuzen, für das andere mit einem Motivationsschreiben überzeugen. Unfaire Hürden oder qualitative Auslese? Darüber scheiden sich die Gelehrten und streiten die Politiker. Fakt ist, dass so Berufs- Universitätslehrgang Professional MSc Management und IT Details siehe www.wifiwien.at/121153 Lehrgangsstart: 6.11.2013 (4 Semester) In Kooperation mit WIFI. Wissen Ist Für Immer. www.wifiwien.at/kontakt T 01 476 77-5555 Währinger Gürtel 97, 1180 Wien www.wifiwien.at träume beendet werden, ehe sie noch begonnen haben. Im Fach Medizin ist es besonders deutlich: Von 10.643 angemeldeten Kandidaten traten 8364 im Juli zum AufnahmeTest an. Die Uni-Leitungen und das Wissenschaftsministerium waren „zufrieden“ mit dem neu gestalteten Aufnahmeverfahren. Aber für 6864jungeMenschenplatzte knapp ein Monat später der Traum vom weißen Kittel. Psychotherapeut Werner Leeb weiß, dass das Versagen bei Aufnahmeprüfungen Spuren hinterlassen kann. „Frustrierend ist es dann, wenn man es um ein oder zwei Punkte nicht schafft – denn das sagt nichts darüber aus, ob man ein guter Arzt gewordenwäre.Dakannfürimmer eine Traurigkeit über den versperrten Weg bleiben.“ Sein wichtigster Rat: In Alternativen denken, immer kompromissbereit bleiben. Sich nach einer Absage aus dem „Loch der Desorientierung “ hervorzustemmen, ist ein psychischer Kraftakt. Aus dem man aber auch gestärkt herausgehen kann. Wie Andrea: Auch sie schaffte den Mediziner-Test nicht. Eine Welt brach zusammen – und eine neue entstand. Die Grazerin wurde Hebamme und landete schließlich doch wieder an der Uni. Heute studiert sie Sport. „Ich weiß jetzt, wie es im Krankenhaus zugeht. Dass Ärztin einmal mein Traumjob war, finde ich heute nur noch eines: naiv.“ laborativer arbeiten – ein wichtiges Asset. In Wahrheit hat jeder, der nicht dazugehört, ein wenig Angst vor ihnen. Oder ist eingeschüchtert, ob ihrer Erfahrung im jungen Alter, ob ihres selbstverständlichen und unkomplizierten Umgangs mit Internet und Social Media, ob ihres stillen Engagements,dasoftmalsgänzlich auf Statussymbole verzichtet. Auch unsere drei Beispiele – sie alle sind Mitte 20 – verzichten auf Fanfare und den roten Teppich: Karin Pötzelsberger und Markus Zucker- stätterhabeneinenVereinfür die Betreuung jugendlicher, behinderter Menschen gegründet. Sebastian Höbarth hat „Lilly“, einen kostenlosen RoutenplanerfürLinzerÖffis programmiert. Und die Designerin Magdalena Akantisz versucht der Vergänglichkeit entgegenzuwirken. Sie upcycelt kaputte, alte und scheinbar wertlose Gegenstände zu einzigartigen Designer-Stücken. Man könnte diese Generation statt Y eben auch anders nennen: Weltverbesserer, Individualisten, Freigeister. Karin P. & Markus Z. Sebastian Höbarth Generation Essay. Die Studierenden leben in einer unsicheren Zeit. Wie sie darauf reagieren? Sie gehen ihren eigenen Weg, mit ihren eigenen Ideen, in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Magdalena Akantisz Die Entrepreneure mit Herz Der preisgekrönte App-Entwickler Die Müll recycelnde Künstlerin Salzburg. Als Karin Pötzelsberger, 24, ehemalige Studentin der Sozialen Arbeit an der FH Salzburg, vergangenes Jahr mit ihren Studienkolleginnen abends etwas trinken geht, wirft sie einen Satz in die Runde, der die Stimmung kippen lässt. „Ich werde einen Verein für die Betreuung jugendlicher, behinderter Menschen gründen.“ „Nicht dein Ernst! Das geht doch nicht! Zu viele Prüfungen, zu viel Stress. Du bist doch Studentin!“ empören sie sich. „Und ob das geht“, sagt sie und wagt mit ihrem Freund Markus Zuckerstätter, der an der Uni Salzburg seinen Bachelor in Recht und Wirtschaft macht, die Vereinsgründung. Linz. Vor einer Woche hat Sebastian, 25, seine Master-Prüfung bestanden. Die Bilanz seines fünfjährigen Studiums des Mobile Computing an der FH Oberösterreich: Bestnoten und neun Preise. Viele davon international hoch anerkannt. Erst kürzlich gewinnt er mit seiner Entwicklung „Lilly“, einem kostenloser Routenplaner für Linzer Öffis, den vierten Platz der „Apps4Austria“ Challenge. Mit diesem expandiert er jetzt nach Wien. Zusätzlich zu seiner Studien-Sprache English und seiner Muttersprache Deutsch beherrscht er noch sieben Programmiersprachen. Wien. Sie verwandelt leere Toffifee-Verpackungen in schicke Lampen. Alte Badewannen in Blumenbeete. Aus zerquetschten Kaffee-Kapseln macht sie Ringe, Ketten und Haarspangen. Magdalena Akantisz, 25, „upcyclelt“ kaputte, alte und scheinbar wertlose Gegenstände zu Designer-Stückchen. Für den Blog www.weupcylce.com, den sie mit ihrer Freundin und Studienkollegin Lisa Schultz während ihres Kommunikationsdesign-Studiums an der Angewandten Uni in Wien startet, heimsen sie vergangenes Jahr den Venus Award „Rookie of the Year“, ein. Gründung im Uni-Sturm Student und selbstständig Designerin mit Stundenplan „Keine Ahnung, wie wir das alles geschafft haben“, lacht Karin heute. Neben dem Aufbau des Vereins studieren beide regulär, Karin schreibt zudem an ihrer BA-Arbeit. „Wir haben uns trotzdem zum richtigen Zeitpunkt getraut“, sagt der 25-Jährige. Ihr Verein „ACTIVE“ wächst, namhafte Sponsoren unterstützen die Gründer, bis zu 40.000 Euro an Spenden brauchen sie jedes Jahr. Mit diesem Geld wird den beeinträchtigten Teilnehmern von zwölf bis 30 Jahren eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung ermöglicht: Ausflüge, Urlaub am Meer, Feste und auch Kultur. „Das Engagement der heutigen Studierenden hängt von ihrer Persönlichkeit ab“, denkt Markus über seine Generation nach. Manche wären träge, viele aber engagiert. „Wir jedenfalls konnten nicht anders, als unseren Wunsch zu helfen, wahr zu machen.“ „Ich arbeite eigentlich sieben Tage die Woche“, sagt Sebastian. Er hat Spaß daran. „Wenn ich keinen hab, mache ich das Projekt nicht.“ Bereits in der HTL hat er die meisten Fehlstunden in der Klasse, weil er nebenher immer jobbt. Hat sich das früher negativ auf seine Noten ausgewirkt, ist es heute umgekehrt. „Das Programmieren liegt mir. Ich kann alles, was ich lerne, sofort umsetzen.“ Und das wissen mittlerweile viele Unternehmen zu schätzen, für die der 25-Jährige als Selbstständiger entwickelt. Oft ist er der Jüngste im Team. Darauf ist er stolz. „Wenn ich ständig mit Studienkollegen fortgehen würde, würd’ alles nix werden“, sagt Sebastian. „Meine Prioritäten liegen eben anders. Damit setze ich aber, glaube ich, auf das Richtige.“ Nach seiner Prüfung will er trotzdem kurz in den Urlaub – vielleicht. Sebastian Höbarth, 25, arbeitet jeden Tag neben seinem Studium WERBUNG Magdalena Akantisz, 25: „Fast alle, die ich kenne, machen mehrere Dinge gleichzeitig“ Ingrid Thurnher ORF-Moderatorin von „Im Zentrum“, leitete alle Konfrontationen zur Nationalratswahl. Warum haben Sie damals Ihr Studium der Publizistik und Theaterwissenschaften abgebrochen? „Weil ich mich damals dann doch für eine andere Ausbildung entschieden habe. Ich bin an das Franz Schubert Konservatorium für Musik und darstellende Kunst gegangen und habe dort Schauspiel belegt.“ 1984 schließlich nahm die gebürtige Bludenzerin bei einem Sprechertest für den ORF teil und kam unter die drei Finalisten – sie startete als Programmansagerin beim ORF. BUNDESIMMOBILIENGESELLSCHAFT Investitionsschub an Österreichs Universitäten Raum für die Zukunft. BIG schafft Flächen für Lehre und Forschung I n die Infrastruktur österreichischer Universitäten wird kräftig investiert. Alleine in den vergangenen sechs Jahren wurden Projekte um mehr als zwei Milliarden Euro realisiert. So errichtete die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) den Science Park Linz, das Produktionstechnikzentrum in Graz oder den Neubau für Publizistik und Informatik der Universität Wien. Das mit Abstand größte Neubauprojekt der BIG seit Bestehen des Unternehmens wird aber am 4. Oktober feierlich eröffnet. Sechs Gebäudekomplexe, rund 100.000 QuadratmeterNutzflächeundsechs internationale Stararchitekten: Der 500 Millionen Euro teure Campus für die Wirtschaftsuniversität Wien wurde in knapp vier Jahren Bauzeit realisiert. „Sowohl Zeitplan als auch Kosten haben gehalten“, sagt BIGGeschäftsführer Hans-Peter Weiss. Heute arbeitet Magdalena als freischaffende Grafikerin und Designerin. Weil ihr ein Studium nicht genug ist, inskribiert sie nach ihrem Abschluss 2011 gleich wieder. Diesmal Industriedesign, aber „am liebsten würde ich noch was anderes studieren – es gibt noch so viel mehr“, schwärmt sie. Zwischen Vorlesungen und Prüfungen nimmt sie an Design-Wettbewerben teil (wie aktuell dem Rado Star Prize), vergangenes Jahr stellte sie im Rahmen der Vienna Design Week mit ihrem Design-Partner Peter Mahlknecht ihre Ideen zur Vergänglichkeit aus. Ihre Motivation jedenfalls ist nicht vergänglich. Dass sie sich mit dieser von ihren Studienkollegen abhebt, findet sie nicht. „Fast alle, die ich kenne, machen mehrere Dinge gleichzeitig.“ Markus Zuckerstätter: „Trotz des Studiums war die Zeit richtig, zu gründen“ Karin Pötzelsberger gründet einen Verein für die Betreuung behinderter Jugendlicher Freigeist Gute Antwort Alt trifft Neu Während Architekten bei Neubauvorhaben auf der „grünen Wiese“ der Kreativität nahezu freien Lauf lassen können, müssen Planer bei Sanierungen in bestehenden Strukturen arbeiten. Das bedeutet oft besondere Herausforderungen. Denkmalschutz,SchwächenderBausubstanz und Grundrisse, die nicht mehr zeitgemäß sind, erschweren die Aufgabe, solche Gebäude in die Zukunft zu bringen. Ein Beispiel für die gelungene Sanierung ist die vor Kurzem fertiggestellte Sanierung und Erweiterung der Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik in Wien. Der rund 14.000 Quadratmeter umfassende denkmalgeschützte Bestand wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt saniert. Hier befindet sich die komplett neu eingerichtete „Vorklinik“,inderdieStudierenden an „Phantomköpfen“ auf die Behandlung von Patienten vorbereitet werden. Auch die verschiedenen Forschungsbereiche, der Operationstrakt, ei- PESCHKE DESIGN ! Durchschlagen Was dieser Studi-Generation abergemeinist:IhreVertreter sind in einer ausgewachsenenWirtschaftskrisegroßgeworden. Mit den Folgen, dass sie leisten ohne Gewissheit, was sie dafür in der Arbeitswelt bekommen. Tino E. Bargel fasst es so zusammen:„Esistwenigereinüberzeugter Pragmatismus, den die Studierenden vertreten, sondern vielmehr ein Sichdurchschlagen – mit ungewissem Ausgang.“ Die aktuelle JugendTrend-Monitor- Studie bestätigt, dass im Leben der Jungen nicht alles gut ist: Die 14bis 29-Jährigen empfinden den Leistungsdruck in der Gesellschaft als zunehmend bedrohlich. Acht von zehn Befragten beurteilen ihn tendenziell größer im Vergleich zu ihren Eltern (73,8 Prozent). Die Angst vor dem Jobverlust steht in der Sorgenskala gleich nach persönlichen Schicksalsschlägen wie Tod oder Erkrankung eines Familienmitglieds oder eines Freundes. Die Studierendensozialerhebung zeigt, dass mehr als ein Drittel große finanzielle Probleme hat. Die meisten sind berufstätig: 62 Prozent der Studierenden stellen ihr Budget selbst auf. JedenZweitenstrapaziertdie Kombination aus Arbeit und Studium. Von wegen Studentenleben, Nächte durchtanzen, lang schlafen und im Park abhängen. Die Realität ist eher ein Semmerl, das in der U-Bahn am Weg vom Job in die nächste Lehrveranstaltung verschlungen wird. Elf Uni-Projekte um rund 270 Mio. Euro werden derzeit österreichweit realisiert. Der Bau des Med Campus Graz (Bild re.) hat vor Kurzem begonnen, während die neue WU bereits fertig ist ne moderne Radiologie, eine Kinderbehandlungsabteilung und ein eigener Betriebskindergarten für die Med Uni Wien sind hier untergebracht. Vor der Sanierung wurde die Zahnklinik bereits um einen Zubau erweitert, der seit 2010 in Betriebist.Hierbefindetsichunter anderem der in einzelne Kojen unterteilte Behandlungsbereich, in dem pro Jahr über 25.000 Patienten behandelt werden. Die Kosten betrugen rund 80 Millionen Euro. Projekte in Bau Auch in Zukunft wird kräftig weiter investiert. So wurde Mitte September mit dem offiziellen Spatenstich der Baustart für den Gebäudekomplex „Modul 1“ des neuen Med Campus der Medizinischen Universität Graz gefeiert. Damit werden die auf die Stadt Graz verteilten universitärmedizinischen Einrichtungen neben dem LKHUniversitätsklinikum Graz untereinemDachvereint.Modul1 wird auf einem rund 2,7 Hektar großen Bauplatz gebaut und umfasst rund 40.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche. Auf dem Campusareal werden die einzelnen Institute mit BürosundLaborsfürrund840Mitarbeiter sowie Hörsäle und Se- 2013 BOANET.AT Magdalena Akantisz ist es egal, wenn Badewannen braune Schmutzränder haben, scheußlich schmierig undrissigsind.WenndieDinge ihren eigentliche Nutzen nicht mehr erfüllen, schenkt sie ihnen neue Bestimmung: Aus alten Badewannen werden Blumentröge, aus Kaffeekapseln Schmuckstücke, aus Toffifee-Verpackungen Lampen. Magdalena: 25 Jahre, Studentin, Idealistin, Freigeist. Es wundert, dass der Bildungsforscher Tino E. Bargel in der Studierendensurvey 2013 schreibt: „Ideale, noch mehr Visionen, sind den Studierenden heute weithin fremd, jedenfalls weit mehr als früheren Studentengenerationen“. Dass er hier deutsche Studierende analysiert, lässt vielleicht aufatmen und schmunzeln. Aber nur kurz, denn österreichische Erhebungen zeichnen ein ähnliches Bild: Work-Life-Balance ist für Junge das wichtigste, sie wollen Spaß an der Arbeit und suchen Sinn, wollen fixe Anstellungen, sind politisch desinteressiert. Ein Glück, dass diese Generation nur als Y bezeichnet wird. Man könnte ihnen auch Etiketten wie Faulpelze, Selbstverwirklicher, Traumtänzer umhängen. AberwersindnundieVertreter dieser Generation? So sehr man sie auch erforschen und begreifen will, dasErgebnisist:Mankannsie nicht über einen Kamm scheren.Ladeauf,Menschenrein, Lade zu – das funktioniert nicht.Hatesnie,nichtbeiden 68ern, nicht bei den Babyboomern, nicht bei der Generation X oder eben Y. THOMAS RAMSTORFER, SUSI BERGER- PRESSEFOTO NEUMAYR, PETSCHENIG PICTURENEWS.AT, KOLLEKTIV FISCHKA/FISCHKA.COM VON ANDREA HLINKA UND MAGDALENA VACHOVA 5 minarräumefürrund1.200StudierendePlatzfinden.„DerMed CampusGrazpunktetnebenseinem niedrigen Energieverbrauch auch mit der alternativen Energiegewinnung, die zumEinsatzkommenwird.Eine Geothermieanlage wird die Heizung- und Kühlung des Gebäudes unterstützen. Ein System zur Wärmerückgewinnung der Abluft wird installiert. Tageslichtsteuerung und automatisch gesteuerter Sonnenschutz sollen unnötigen Energieverbrauch verhindern“, so BIG-Geschäftsführer Weiss. Läuft alles nach Plan, so wird das Bauvorhaben zu Beginn des Wintersemesters 2017/’18 abgeschlossen. Doch nicht nur Mega-Projekte wie der Med Campus sorgen dafür, dass Studenten und Pro- fessoren moderne Infrastruktur für Höchstleistungen zur Verfügung steht. Auch in Innsbruck wird kräftig saniert und erweitert. So werden die Fakultäten für Architektur und Bauingenieurwesen der Leopold Franzens Universität auf den neuesten Stand gebracht. Das Chemieinstitut der Universität Graz erstrahlt bald in neuem Glanz.InWienwirdanderTechnischenUniversitätsowieander Universität für Bodenkultur massiv saniert. Insgesamt plant oderrealisiertdieBIGderzeit21 Uni-Großprojekte mit einem Investitionsvolumenvonüber500 Millionen Euro. Zusätzlich werden jährlich weitere ca. 50 Millionen Euro in die Instandhaltung der rund 400 Universitätsgebäude, die sich im Eigentum der BIG befinden, investiert. UNI-FH KURIER k u r i e r. a t Donnerstag I 3. Oktober 2013 6 Und wie ist das bei den anderen? Studis im Vergleich. Wer in Europa was, wo, wie lange studiert VON PHILIPP HACKER-WALTON (TEXT) UND PILAR ORTEGA (GRAFIK) ALLGEMEIN VERTEILUNG Alle Angaben in Prozent Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit abgeschlossenem Studium Anteil der Studierenden, die … EU-Durchschnitt Frauenanteil unter den Studierenden GEISTESWISSENSCHAFTEN ODER KUNST STUDIEREN Irland Österreich Italien 51,1 26,3 21,7 12,2 55,2 35,8 Lettland Österreich Griechenland 53,4 49,3 SOZIALWISSENSCHAFTEN, WIRTSCHAFT ODER RECHT STUDIEREN 61,1 34 18,1 13,4 6,9 Malta Österreich Slowakei Rumänien Österreich Finnland 91,2 NATURWISSENSCHAFTEN, MATHEMATIK ODER INFORMATIK STUDIEREN JOB PERSPEKTIVE 22,8 MASCHINENBAU ODER INGENIEURWESEN STUDIEREN 10,1 Anteil der Akademiker, die drei Jahre nach Abschluss einen Job haben 5 82,7 Malta Österreich Griechenland 94,7 91,2 52,2 2,3 (= bester Wert) 12,8 Österreich Griechenland TEMPO & ENGAGEMENT Durchschnittsalter beim ersten Hochschul-Abschluss 24 27 29 26 Niederlande Österreich Schweden Wie sieht der EU-Durchschnitt aus – und wo liegt Österreich? 13,6 4,8 1,3 0,2 91,2 69 48 65 80 Anteil der Studierenden, die in einem anderen Land inskribiert sind Anteil der Studierenden aus einem anderen Land 2,4 Luxemburg Österreich Großbritannien 6,7 3,3 0,4 67,1 91,2 Luxemburg Österreich Polen Erasmus-Studenten unter den Studierenden, So lange gehen die Erasmusdie 2011 ein Studium abgeschlossen haben Studierenden ins Ausland (Monate) 4,7 Luxemburg Österreich Rumänien 8,8 1,8 21,4 7,9 4,5 Belgien Österreich Luxemburg MOBILITÄT ERASMUS Welcher EU-Staat hat den besten Wert – und welcher den schlechtesten? MEDIZIN & GESUNDHEIT STUDIEREN 1,8 Griechenland Österreich Malta 24,9 14,7 8,0 Finnland Österreich Niederlande LANDWIRTSCHAFT ODER VETERINÄRMEDIZIN STUDIEREN Anteil der Studienanfänger, die ein Studium abschließen Dänemark Österreich Ungarn 14,4 16,4 11,0 4,9 Malta Österreich Rumänien Anteil der arbeitslosen Akademiker 55 37,1 34,9 Durchschnittliches monatliches Stipendium in Euro Grafik: Ortega | Quelle: EU-Kommission, Eurostat, OECD Spanien Österreich Litauen 614 Lettland 6 16,5 0,8 33,4 Verweildauer der Erasmus-Studierenden (Monate) 7,5 5,4 4,5 6 Italien Österreich Malta 207 Österreich 252 6,7 5,6 4,3 123 Spanien POST AN DIE HEIMAT Graz–Georgien – Gute Idee Echte Erasmus-Studis! In Georgien so toll wie eine neu entdeckte Spezies Auf nach Osten. BWL-Student Paul Richter (24) ist einer der ersten westeuropäischen Austausch-Studenten in Batumi, Georgien Ihr Lieben. Georgien ist nicht aus der Welt – eigentlich gar nicht so weit. Graz, München, Tiflis. Aus dem Flieger um vier Uhr Früh hinein in eine andere Welt. Niemand spricht Englisch. Im Zug die ersten Kontakte mit echten Georgiern: Ich habe das Gefühl, alle schauen grantig. Dabei starren sie nur, weil man als Ausländer hier so interessant ist. An der Uni sind Erasmus-Mundus-Studierende auch eine neu entdeckte Spezies. Erst vor einem Semester kamen die ersten „Westler“ . Wir – ich und drei Polen – sind etwas so Beson- deres, dass uns gleich der Vizerektor empfängt und erklärt, wie international seine Uni doch ist. Der Lokalsender ist mit Kameras vor Ort, ich gebe nach zwei Tagen als Erasmus-Student das erste TV-InterviewmeinesLebens. Akademisch? Tja ... Im Uni-Alltag ist das mit der Internationalität noch nicht so angekommen. Die Koordinatorin spricht kein Englisch, niemand weiß, wer für uns zuständig ist, versprochene Kurse auf Englisch sind schlicht inexistent... Akademisch gesehen ist dieses Se- mester mit Freifächern gefüllt. Lebenstechnisch mit einer Million Erfahrungen. In der Stadt riecht es nach Aufbruch. Überall wird gebaut. Gleichzeitig Urlaubsflair: Batumi ist das Lignano Georgiens. Zum Meer geht man von meiner Wohnung nur ein Mal überdenZebrastreifen.Georgisch lernen heißt, den Kindergarten zu wiederholen: Nach fünf Monaten kann ich lesen und Essen bestellen. Immerhin. Also: Georgien ist schön. Das Bier ist billig. Schöner ist nur die Ukraine. Kommtalleher.Nachwamdis – goodbye, Paul. Akademisch geht auch was weiter – im Kindergartentempo. Hier lerne ich gerade schreiben Das Zimmer in Batumi teile ich mit vielen Mitbewohnern: Ameisen Donnerstag I 3. Oktober 2013 UNI-FH KURIER k u r i e r. a t Katrin Simulak (23), Psychologie Uni Wien Florian Bayer (22), Journalismus FH Wien Was ist das Beste an deinem Studium? „Am besten gefällt mir, dass mein Studium sehr breit gefächert ist. Das bedeutet zwar viel Aufwand beim Lernen, aber ich habe eine große Auswahl an Spezialisierungen. Mein Favorit ist im Moment die Arbeits- & Wirtschaftspsychologie, vor allem der Bereich Personalentwicklung.“ E.SULZ 5 Was ist das Beste an deinem Studium? „Wir haben sehr praxisnahen Unterricht und können dadurch Bereiche wie Radio und Fernsehen kennenlernen. Sehr gut hat mir auch die Exkursion nach Brüssel letzten Oktober gefallen. Wir haben uns die EU-Sitze angesehen und konnten mit Korrespondenten sprechen.“ E.SULZ Tipps von Mr. Runtastic fürs eigene Business Entrepreneure. Studieren und gründen ist schwierig. Wie es geht, sagt Florian Gschwandtner VON ANDREA HLINKA Der Ko-Gründer von Runtastic Florian Gschwandtner lebt in diesen Tagen den Traum jedes Entrepreneurs: Am Dienstag wurde bekannt, dass der Medienkonzern Axel Springer sein Online-Geschäft mit dem Kauf der Fitness-App ausbaut. Der Zeitungsriese übernimmt 50,1 Prozent, ein Kaufpreis wurdenichtgenannt.Mitdiesem Exit können sich Florian Gschwandtner und seine Partner jedenfalls zu den erfolgreichsten Gründern Österreichs zählen. Begonnen hatte alles an der FH Oberösterreich, dort lernten sich die vier Gründer kennen. Zwei von ihnen fingen im Rahmen eines Studienprojekts an, Boote am Neusiedler See zu tracken. Später entwickelte sich daraus dieIdeefürRuntastic.Seitder Gründung 2009 wurde die Sport-App 46 Millionen Mal heruntergeladen. Vielleicht kann diese Erfolgsgeschichte Studierende zur Selbstständigkeit ermutigen. Ideen gibt es genug, aber die Angst vor MisserfolgscheintdieLustaufErfolg hierzulande noch zu killen: 80 Prozent der Studierenden haben die Idee zu gründen. Weniger als zehn Prozent tun es tatsächlich. Florian Gschwandtner gibt Tipps, worauf es beim Gründen ankommt: 11 Selbstvertrauen Glaube an dich selbst und an deine Idee. und deren kennst. Stärken du 3 Diversität Ein Mix aus Wirtschaft und Technik ist von großem Vorteil im Gründerteam. 4 Beschäftigung Um ohne Finanzierung auszukommen, kann eine Dienstleistungstätigkeit am Anfang sehr hilfreich sein. 5 Produkt Eine Finanzierungsrunde mit einem Partner Suche dir die besten Gründerkolle- Produkt und ersten Zahlen gen. Am besten Menschen, ist viel einfacher, als nur eine die du schon länger kennst Idee zu verkaufen. 2 MODE IM HERZEN. HANDEL IM BLUT. Der Modehandel wurde Christian Rieder in die Wiege gelegt. Nach ersten beruflichen Erfolgen im elterlichen Betrieb und einem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium in Wien wollte er in ein Unternehmen einsteigen, das Mitarbeitern rasche Aufstiegschancen und Kunden höchste Qualitätsstandards bietet. Mit dem Fashion Management Programm (FMP) bei Peek & Cloppenburg (P&C) hat er das richtige Karriereprogramm für sich entdeckt. Herr Rieder, Sie haben den Modeeinzelhandel von klein auf aus nächster Nähe erlebt. Inwiefern profitieren Sie jetzt davon? Ich bin in den Schuhgeschäften meiner Eltern groß geworden und habe tagtäglich gesehen, wie man auf Kundenwünsche eingeht und Ware optimal präsentiert. Das hilft mir jetzt bei der Arbeit auf der Verkaufsfläche. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich früh gelernt habe, wie wichtig die Analyse von Verkaufszahlen für das Treffen von richtigen Entscheidungen im Einkauf ist. Den wirtschaftlichen Hintergrund zu kennen, ist eine Basis, auf der ich jetzt aufbaue. Florian Gschwandtner gründete 2009 mit 26 Jahren gemeinsam mit drei Studienkollegen das Start-up Runtastic „AN EINEM TAG STEHE ICH NOCH IN DIREKTEM KUNDENKONTAKT UND PLÖTZLICH UNTERSTÜTZE ICH DEN EINKAUF FÜR ÜBER 40 VERKAUFSHÄUSER IN ÖSTERREICH UND OSTEUROPA.“ ANZEIGE Fashion Management Programm (FMP): Ein individuell abgestimmtes Einstiegsprogramm für Absolventen (m/w), das eine intensive Vorbereitung in die Kernbereiche Verkauf und Einkauf bietet. Parallel bereiten praxisbegleitende Seminare und Workshops in Deutschland und Österreich auf die erste eigenverantwortliche Position als Abteilungsleiter (m/w) im Verkauf oder Merchandise Controller im Einkauf vor. Jeder Trainee wird durch einen persönlichen Mentor begleitet. Qualifikation: Hochschulabsolventen (Uni/FH; m/w) mit Bachelor- oder Masterabschluss Zielrichtung: Storemanager/Geschäftsleiter (m/w) oder Zentraleinkäufer (m/w) stätten direkt vor Ort ein. Seit 2003 wird darüber hinaus die Business Social Compliance Initiative (BSCI) unterstützt. Was waren Ihre bisherigen Highlights im FMP und wo sehen Sie Ihre Zukunft im Unternehmen? Das FMP bietet mir die einzigartige Möglichkeit, mit Einkauf und Verkauf die Nachhaltigkeit in der Produktion der beiden Säulen des Modehandels in einem Ware spielt bei P&C eine große Rolle. international erfolgreichen Unternehmen Was können Sie uns darüber erzählen? kennen zu lernen. An einem Tag stehe Da schon in unserem Familienbetrieb ich noch in direktem Kundenkontakt Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert und plötzlich unterstütze ich den hatte, war es mir besonders wichtig, dass Einkauf für über 40 Verkaufshäuser in P&C hierauf großen Wert legt. P&C setzt Österreich und Osteuropa. Durch die bereits seit 1997 ein eigenes ÜberwaVielfalt der Themen in den Seminaren – chungsprogramm zur Überprüfung der von Warenkunde über Mitarbeiterführung Arbeitsbedingungen in den Produktions- bis zu Verkaufstechnik – erweitere ich RUNTASTIC INSIDER 7 Beginn: 01.02., 01.03., 01.07., 01.09., 01.10. Dauer: 6 – 8 Monate Einstellung pro Jahr: ca.15 – 20 Fashion Management Trainees in Österreich Christian Rieder Fashion Management Trainee bei P&C laufend mein Spektrum. Das Wissen aus den parallel stattfindenden Seminaren direkt im Job umsetzen zu können, ist besonders spannend. Langfristig sehe ich meine Zukunft im Einkauf. Mit den raschen Aufstiegschancen, die mir das FMP bietet, ist das möglich. Fragen? Christian Rieder beantwortet sie persönlich. Schicken Sie Ihr Mail an: c.rieder@peek-cloppenburg.at Mehr Infos zu den Karrieremöglichkeiten bei P&C finden Sie unter: www.peek-cloppenburg.at/ karriere Wir bieten Ihnen für die Position als Trainee ein marktkonformes Bruttogehalt ab 2.600,– EUR für 38,5 h/Woche (Kollektivvertrag für Angestellte im Handel). Eine Überzahlung ist je nach Qualifikation und Vorerfahrung möglich. UNI-FH KURIER k u r i e r. a t Donnerstag I 3. Oktober 2013 8 Opernsängerin, Musik-Uni/Uni Wien Michael Ostrowski Schauspieler, KF-Uni Graz VON NICOLE THURN „Die Bim fährt davon!“, kam oft vor. Das Laufen von Vorlesung zu Gesangsprobe zu Seminar von früh bis spät war normal. „Mit Spaß war das Studieren leichter“: In der Studienrichtungsvertretung organisierte er „Festln“, bastelte Bill Clinton aus Billasackerln. Ins Café Fotter zog es Michael Ostrowski während des Studiums in Graz oft. Nun hängt dort das Filmplakat „Die Werkstürmer“. Drei Promis zeigen ihre Studienorte ··································· „Es ist, als wär’s gestern gewesen“, sagt MichaelOstrowskiüberseinStudium.Unddoch ist heute einiges anders. So hat sich der 40-jährige Schauspieler (aktuell im Kino: „Die Werkstürmer“, „Dampfnudelblues“) mit dem Auto durch den Grazer Stadtverkehr Richtung Uni gequält – in seiner Studienzeit war er mit seinem roten Radl schneller gewesen. Ostrowski studierte an der Karl-Franzens-Universität Graz Anglistik/Amerikanistik und Französisch – „ernsthaft, aber nicht seriös“. Er war in der Studienrichtungsvertretung aktiv, unterrichtete Erstsemestrige als Tutor, studierte ein Jahr in Oxford, ein Semester in New York („für die Diplomarbeit“) . „Der Spaß, die Lebensfreude“, das durfte nicht fehlen. Schriftstellerin, Uni Wien ··············································································································· Tagesbeginn mit Aua: Den Morgen startete Daniela Fally mit Ballettunterricht an der Musikuni. „Das härtet ab“, sagt sie. Opernsängerin Daniela Fally hatte immer schonvielPower.UrsprünglichwolltesieJournalistinwerden,warmit17Reporterinbeiden NÖN. Wenn sie sich an ihre Studienzeit erinnert,denktDanielaFallyvorallemanden„sehr vollen Terminkalender“. Zwei Jahre pendelte sietäglichzwischenvierInstitutenhinundher. StudiertePublizistikundTheaterwissenschaften an der Uni Wien, belegte Vorlesungen an der WU, absolvierte an der Musikuni eine Schauspiel- und Musicalausbildung, studierte Operngesang. „Irgendwann wollte ich mich entscheiden“, sagt sie. Fally konzentrierte sich auf die Gesangskarriere. Heute singt sie an der Wiener Staatsoper und den großen Opernhäusern Europas. ·································································· ··········································································································· RÜCKKEHR Vor dem Zimmer ihrer Gesangsprofessorin: „Viele Professoren haben mich geprägt, Professor Helena Lazarska am meisten.“ Vea Kaiser „Das ist mein Garten“, sagt Vea Kaiser. Die Studentin geht zwischen den Vorlesungen immer wieder in den Arkadenhof der Hauptuni. Nichts liebt sie mehr als den Wühltisch vom Kuppitsch in Uni-Nähe. 2500 Bücher hat sie zu Hause. „Dafür geht mein Budget drauf.“ Kaffee-Stopp beim U-Bahn-Abgang: „Das ist meine Tankstelle.“ Mit der doppelten Melange laktosefrei geht es zur Vorlesung. Schriftstellerin Vea Kaiser („Blasmusikpop“) studiert leidenschaftlich gern Altgriechisch. Ihr Germanistik-Studium hat die 24Jährige bereits abgeschlossen, studierte ein Jahr lang Kreatives Schreiben an der deutschen Uni Hildesheim, „aber dabei verlernt man das Schreiben“, sagte sie. Lieber lässt sie sich vom Altgriechischen inspirieren, schwärmt von besten Studienbedingungen: „EinSeminarmitmehralseinemDutzendTeilnehmern wäre bei uns eine Massenveranstaltung. Die persönliche Betreuung durch die Lehrenden ist großartig.“ Nach ihrem Bucherfolg hatte sie vergangenes Jahr wenig Zeit fürs Studium, das will sie ändern. Derzeit schreibt Kaiser an einem Familienroman. NICOLE THURN (8), MIZETT/FOTOLIA Daniela Fally