Die Vorbehandlung von Rohwasser zur Umkehrosmose Teil 3
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Die Vorbehandlung von Rohwasser zur Umkehrosmose Teil 3
03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 166 Schwerpunktthemen der Trommel, weiterhin ein neuer Antrieb SummationDrive, sowie Energy Jets oder optimiertes Anfahren des Dekanters. In Summe konnten die Energiebedarfe wesentlich reduziert werden. Anhand eines Beispieles wird gezeigt, dass der spezifische Energieverbrauch eines Dekanters auf 0,63 kWh/m3 gesenkt werden konnte. Formelzeichen: a A cf = = = c = D H k = = = m· M = = spezifische Arbeit Oberfläche Reibungsbeiwert Luft zu drehender Trommel Strömungsgeschwindigkeit im Absolutsystem Durchmesser Teichtiefe Konstante zur Anpassung Trommeloberfläche Massenstrom Drehmoment n P Q L s u v w = = = = = = = = ω ρ τ = = = Drehzahl Leistung Volumenstrom Länge Schlupf Umfangsgeschwindigkeit Geschwindigkeit Strömungsgeschwindigkeit im Relativsystem der Trommel Drehfrequenz Dichte Fluid Schubspannung rotierende Strömung zu Oberfläche Dekanter Die Vorbehandlung von Rohwasser zur Umkehrosmose Teil 3: Verfahren zur chemischen und physikalischen Vorbehandlung K. Gebhard, K. Nikolaus, S. Ripperger* Die Umkehrosmose ist heute das bevorzugte Verfahren zur Trinkwassergewinnung aus Brack- und Meerwasser. In vielen Ländern der Erde werden solche Anlagen betrieben und ihre Zahl wird weiter steigen. Im ersten Teil dieser Serie /1/ wurde beschrieben, dass störende Wasserinhaltsstoffe im Zulauf einer Umkehrosmoseanlage ein Scaling oder Fouling verursachen können und den Betreib und die Wirtschaftlichkeit einer Anlage entscheidend beeinflussen. Daher ist eine Aufarbeitung der Zulaufs (ein Pretreatment) von entscheidender Bedeutung. Im zweiten Teil /2/ wurden verschiedene Systeme zur Wasserentnahme vorgestellt, die teilweise bereits mit einer Filtration des Wassers und damit einem Pretreatment verbunden sind. In vorliegenden dritten Teil der Serie werden die eigentlichen chemischen und physikalischen Verfahren zur Wasservorbehandlung beschrieben. 1. Einleitung Im Teil 1 der Beitragsserie /1/ wurden die störende Substanzen in den Rohwässern zur Umkehrosmose und ihre negative Wirkung näher beschrieben. Im Teil 2 /2/ wurden typische Anforderungen, die an die Aufarbeitung des Rohwassers gestellt werden, behandelt. Dabei wurde auch erwähnt, dass die Anforderungen vom Membranmaterial und der Modulkonstruktion beeinflusst werden. Trotz einer Filtration des Rohwassers in natürlichen Bodenschichten oder künstlichen Sandbetten bei der Wasserentnahme, ist eine weitere Aufarbeitung meist notwendig. Dabei müssen standortspezifische Gegebenheiten, die insbesondere die Rohwasserinhaltsstoffe betreffen, berücksichtigt werden. Die darauf abgestimmten Verfahren der Rohwasservorbehandlung beeinflussen wiederum auch die Membran* Dipl.-Wirtsch.-Ing. Katrin Gebhard Dipl.-Ing. Kai Nikolaus Prof. Dr.-Ing. Siegfried Ripperger Lehrstuhl für Mechanische Verfahrenstechnik TU Kaiserslautern Tel.: 0631-205-2121 www.uni-kl.de/mvt 166 auswahl und die geplanten Maßnahmen zur Membranreinigung. Ziel der Vorbehandlung bzw. des Pretreatments ist, das Rohwasser derart in die Stufe der Umkehrosmose zu leiten, dass die Anlage entsprechend der Planung wirtschaftlich betrieben werden kann. Um dieses zu erreichen stehen unterschiedliche Verfahren zur Rohwasserreinigung und/oder Konditionierung zur Verfügung, die im Folgenden beschrieben werden. Dabei kann zwischen vorwiegen physikalisch und vorwiegend chemisch wirkenden Behandlungsmethoden unterscheiden wer- den. Die eigentliche Vorbehandlung ist ein komplexer Prozess, der meist mehrere Aufbereitungsschritte umfasst. 2. Der Prozess zur Vorbehandlung von Rohwasser Abb. 1 zeigt beispielhaft einen typischen Aufbereitungsprozess zur Vorbehandlung von Meerwasser für die Umkehrosmose. Ein solch aufwändiges Pretreatment ist vor allem dann notwendig, wenn das Wasser aus offenen Entnahmesystemen bezogen wird. Dem grob vorfiltrierten Wasser werden im dargestell- Abb. 1: Konventionelle Wasseraufbereitung vor der Einspeisung in eine RO-Anlage F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 167 Schwerpunktthemen Tab.1: Vergleich des konventionellen und des verbesserten PTA-Prozesses SF – für alle Filter-Fälle die Nr. 1! Als Filter-Spezialist Nr. 1 verfügen wir über das grösste Filter-Angebot für den Mobil- und Industriesektor. Ein permanentes Lager mit Tabelle 2: Richtlinien zur Auswahl der Pretreatment-Verfahren in Abhängigkeit der Qualität des Rohwassers (nach /4/) 20'000 Filtertypen. Alle Marken und Systeme. Für Erstausrüstung und Austausch. Kein mühsames Suchen mehr nach passenden Lieferanten. Top-Lieferservice – keine teuren Stillstandzeiten. ten Fall zur Desinfektion Chlor dosiert. Danach erfolgt eine Einstellung des pHWertes bevor eine Koagulation und Flockung durchgeführt wird. Eine zentrale Verfahrensstufe der dargestellten Aufbereitung ist die Filtration in Schüttschichtfiltern. Danach folgen die Dosierung eines Antiscalants und eine Feinfiltration mittels Filterkerzen. Eine Dosierung von Natriumhydrogensulfit (engl.: Sodiumbisulfit: SBS) dient der Entfernung des Chlors, um eine Membranschädigung durch eine Oxidation zu verhindern. An dieser Stelle sollte in bestimmten Abständen der Silt-Density-Index (SDI) überprüft werden. Außerdem sollte ein Sensor installiert werden, mit dem überprüft wird, ob eine vollständige Entchlorung stattgefunden hat. In Tabelle 1 wird die Wirksamkeit der einzelnen Verfahren zur Vermeidung eines Foulings und Scalings der Membranen als Übersicht qualitativ dargestellt (nach /3/). Die Tabelle gibt überschlägig einen Hinweis, welche Prozesse ausgewählt werden müssen, um konkrete Gefahren abzuwenden. Zusätzlich zu den in der Abb. 1 und der Tabelle 1 dargestellten Verfahren, werden im Folgenden auch die Sedimentation und die Flotation behandelt. Tabelle 2 zeigt einen Vorschlag nach /4/, welche Auf- F & S Filtrieren und Separieren bereitungsstufen bei welcher Wasserqualität des eingespeisten Feeds genutzt werden sollten. Wenn das Meerwasser mittels einer indirekten Entnahme bereits vorfiltriert ist, können einige Stufen am Beginn des Prozesses entfallen. Eine einstufige Sandfiltration ohne Zugabe von Koagulationsmitteln kann bei einer indirekten Entnahme z.B. ausreichen. In manchen Fällen genügt bereits eine Vorfiltration mittels Kerzenfilter, um einen SDI15min < 3 zu erzielen /5/. 3. Aufbereitungsverfahren 3.1 Screening Das einfließende Wasser muss bei einer offenen Wasserentnahme zuerst einen Grob- und Feinrechen und/oder ein feinmaschiges Sieb passieren. In Grobrechen beträgt der Abstand der Stäbe des Rostes 40 bis 80 mm zueinander. Sie sollen groben Schmutz und große Wasserlebewesen zurückhalten. Die kleinsten Öffnungen der meist selbstreinigenden Feinrechen betragen 3 bis 10 mm. Als Alternative bieten sich große rückspülbare Filter mit Öffnungsweiten bis zu 10 mm und Durchflüssen bis 20000 m3/h an. Rechen und Grobfilter werden u. a. zum Schutz der Entnahmepumpen eingesetzt /4/. Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 SF Filter GmbH D-78056 VS-Schwenningen Tel. +49 7720 95 70 02 Fax +49 7720 95 70 04 info@sf-filter.de 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 168 Schwerpunktthemen 3.2 Chemische Aufbereitung Zu verschiedenen Zeitpunkten werden Chemikalien zur Desinfektion, pH-Wert-Einstellung, Koagulation und Flockung sowie zur Scaling-Reduzierung dosiert. Um einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage zu gewährleisten, muss die Dosierung dieser Stoffe an die gerade vorherrschenden Bedingungen des Meerwassers angepasst werden. Bei offenen Entnahmesystemen ist stündlich eine Veränderung der Zulaufs möglich /6/. 3.2.1 Chemische Desinfektion Da das Rohwasser organische Substanzen und Kleinstlebewesen enthält, besteht die bereits beschriebene Gefahr des biologischen Wachstums. Aus diesem Grund wird der Zulauf mittels Biozide desinfiziert. Am häufigsten wird zur Abtötung der Lebewesen Chlor verwendet. Die kontinuierliche Zugabe kann bis zu 1 mg/l betragen /7/. Chlor tötet als chemisches Oxidationsmittel Mikroorganismen, wie Bakterien und Viren, ab /8/. Eingesetzt werden häufig Chlorgas (Cl2) sowie Natrium- oder Calciumhypochlorit (NaOCl bzw. Ca(OCl)2). Im Wasser hydrolysieren diese Stoffe direkt unter Freisetzung von hypochloriger Säure (HOCl) nach den folgenden Reaktionsgleichungen: (1) Cl2 + H2O ? HOCl + HCl NaOCl + H2O ? HOCl + NaOH (2) Ca(OCl)2 + 2 H2O ? 2 HOCl + Ca(OH)2 (3) Die Säure dissoziiert je nach pH-Wert zu Wasserstoff- und Hypochlorit-Ionen. (4) HOCl ? H+ + OCl – Diese Summe über Cl2, NaOCl, Ca(OCl)2, HOCl, und OCl– wird als frei verfügbares Chlor bezeichnet und in mg/l Cl2 ausgedrückt. Die Effektivität im Hinblick auf die Abtötung des frei verfügbaren Chlors hängt nicht nur von der Konzentration, sondern auch vom pH-Wert und der Einsatzzeit ab. Zur Desinfektion wird, je nach Temperatur, eine Zeitspanne von 20 bis 60 Minuten benötigt. HOCl ist wirksamer als ClO–. Die hypochlorige Säure liegt bei einem pH-Wert unter 6,5 undissoziiert vor, während sich das Gleichgewicht bei einem Wert über 9 vollständig auf die Seite der Ionen verschiebt /9/. Im Gegensatz zu Brackwasser enthält Meerwasser etwa 65 mg/l Bromidionen, die schnell mit der hypochlorigen zu hypobromiger Säure reagieren. (5) Br – + HOCl ? HOBr + Cl – Dementsprechend ist als Biozid in gechlortem Meerwasser vorwiegend HOBr wirksam, das weniger schnell dissoziiert als HOCl. Bei einem pH-Wert von 8 liegen 72 % der hypochlorigen, jedoch nur 17 % der hypobromigen Säure in ionisierter Form vor. Verglichen mit Brackwasser kann die Desinfektion somit bei einem höheren pH-Wert effektiv durchgeführt werden. Der Wert „frei verfügbares Chlor“ berücksichtigt aus diesem Grund bei Meerwasser auch HOBr und OBr –/10/. Um die Membran vor den Oxidationsmitteln zu schützen, müssen diese wieder abgebaut bzw. entfernt werden /6/. Die Empfindlichkeit der polymeren Membranmaterialien wurde bereits mehrfach erwähnt. Die Zersetzungsrate nimmt mit der Basizität des Wassers und mit steigender Temperatur zu. Häufig wird Natriummetabisulfit (Na2S2O5) auf Grund seiner Kosteneffizienz zur Entfernung des Chlors eingesetzt. Es reagiert im Wasser zu Natriumhydrogensulfit (NaHSO3), das dann die hypochlorige Säure reduziert: (6) Na2S2O5 + H2O ? 2 NaHSO3 2 NaHSO3 + 2 HOCl ? H2SO4 + 2 HCl + Na2SO4 (7) Zur Entfernung von 1,0 mg freien Chlor werden typischerweise 3,0 mg Metabisulfit eingesetzt. Alternativ dazu kann eine Behandlung mit Aktivkohle erfolgen, die ebenfalls sehr effektiv das verbleibende Chlor reduziert. Wasser reagiert in diesem Fall mit der Kohle und dem Chlor /11/. (8) C + 2 Cl2 + 2 H2O ? 4 HCl + CO2 168 Die kontinuierliche Chlorung mit anschließender Entfernung des Chlors war für viele Jahre die standardisierte Vorgehensweise. Problematisch ist jedoch, dass nach der Entchlorung häufig Biofouling auftritt. Chlor reagiert mit dem organischen Material und zerlegt dieses in biologisch abbaubarere Verbindungen. Da nach der Desinfektion des Wasser die aktiven Chlorverbindungen abgebaut werden und an den Membranen selbst kein Chlor mehr vorhanden ist, können Mikroorganismen, die in diesem Bereich noch vorkommen können unter dem gesteigerten Angebot an Nährstoffen wachsen, solange das System nicht regelmäßig gereinigt wird. Daher verliert dieses Verfahren an Bedeutung /10/. Periodische Chlorinjektionen höherer Dosierungen (bis zu 5 mg/l) werden durchgeführt, um dieses Problem zu überwinden. Wenn die Zugabe erfolgt, befindet sich die Stufe der Umkehrosmose offline. Das gechlorte Wasser muss ausgespült werden, bevor der Betrieb wieder aufgenommen wird. Die Häufigkeit dieser „Schockdosierungen“ variiert je nach Anlage und kann sich von vier Mal täglich bis zu einem Mal am Tag variieren /11/. Als alternatives Desinfektionsmittel wurde Ozon (O3) getestet, das, um eine ausreichende Reaktionszeit zu gewährleisten, in den Zulauf unter Bildung von möglichst feinen Blasen zudosiert wird /12/. Da Ozon eines der stärksten Oxidationsmitteln ist, ist die Entfernung des überschüssigen Ozons unumgänglich. Keine Polymermembran ist auf Dauer dagegen beständig /13/. Dazu wird häufig ultraviolettes Licht angewandt /12/. Ozon hat sich allerdings, genauso wie andere getestete Chemikalien (z.B. Monochloramin (NH2Cl) oder Kupfersulfat (CuSO4)), nicht zur Eindämmung des Biofoulings bei der Umkehrosmose durchgesetzt. 3.2.2 Desinfektion durch UV-Strahlung Als nicht-chemische Variante wird zur Desinfektion auch die UV-Strahlung mit einer Wellenlänge von 200 bis 300 nm direkt verwendet. Das Licht zerstört die DNA, die Zellmembrane sowie die Enzyme der Mikroorganismen durch Bildung freier Radikale im Wasser /14/. Der Prozess findet statt, indem der vorgereinigte Feedstrom durch eine Bestrahlungskammer strömt /8/. Vorteilhaft bei diesem Verfahrens ist, dass sowohl die Lagerung als auch der Umgang mit Chemikalien vermieden wird, physikalische und chemische Parameter des Meerwassers nicht beeinträchtigt werden und sich zudem keine giftigen Nebenprodukte bilden /15/. Diese Bestrahlung ist jedoch nur aktiv, solange das Wasser dem Lichtstrahl ausgesetzt ist /12/. Die Lagerung des UV-behandelten Wassers in Tanks könnte laut Voruntersuchungen von Munshi et al. deshalb zu einer bakteriellen Reaktivierung führen /16/. 3.2.3 Säuredosierung zur pH- Wert Einstellung Der nächste Schritt der Vorbehandlung beinhaltet in der Regel die Einstellung des pH-Wertes. Zum einen sind die ROMembranen nur in einem bestimmten Bereich beständig, zum anderen ist der Zustand der vorhandenen und zugesetzten Stoffe des Rohwassers vom Säuregrad abhängig. Korrosion, Scaling, aber auch die Wirksamkeit der Koagulationsmittel werden von diesem Wert beeinflusst. Standardmäßig wird dem Feed Schwefelsäure zugegeben, um den Ausgangs-pH-Wert von etwa 8,3 auf 6,5 bis 6 zu senken und damit die Löslichkeit alkalischer Salze wie Calciumcarbonat zu erhöhen/15/. 3.2.4 Koagulation und Flockung Koagulation und Flockung erleichtern die Entfernung von suspendierten Feststoffen und Kolloiden. Die Koagulation beinhaltet die Destabilisierung und Zusammenballung von Kolloiden. In der Wassertechnik wird in der Regel eine Koagulation durch Zugabe von Chemikalien eingeleitet. Während die Koagulation auch die Zusammenballung von makromolekularen Stoffen mit beinhaltet bezieht sich die Flockulation oder Flockung mehr auf die Agglomeration von destabilisierten feinsten Partikeln zu grö- F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 169 Schwerpunktthemen ßeren Partikelverbünden (Flocken). Durch die Zugabe von Flockungsmitteln bzw. hilfsmitteln wird die Flockenbildung wesentlich begünstigt. Die Partikel sind im Zulauf einer Umkehrosmoseanlage häufig negativ geladen und stoßen sich gegenseitig ab. Die negative Ladung der Partikel kann in Form eines negativen Zeta-Potentials auch gemessen werden. Wenn die abstoßenden Kräfte zwischen den Partikeln ihre Gewichtskraft überwindet, stellt sich ein stabiler Zustand innerhalb einer Suspension ein, bei dem die Partikeln dauerhaft suspendiert bleiben. Durch Zugabe eines Koagulations- bzw. Flockungsmittels wird eine stabile Suspension destabilisiert, so dass sich die Partikeln gegenseitig anlagern können. Bei den Flockungsmitteln handelt es sich häufig um Metallsalze, wie z. B. Eisen(III)-chlorid und Eisen(II)-sulfat. Eisen(III)-chlorid reagiert in Wasser nach folgender Reaktion: FeCl3 + 3 HCO3– ? FeOH3 + 3 Cl– + 3 CO2 (9) Durch die Bildung von Ionen werden negative Ladungen der suspendierten Partikel neutralisiert, wodurch die abstoßenden Wirkung zwischen den Partikeln wesentlich reduziert wird und sich die Partikeln, unterstützt durch die wirkenden van der Waalskräft, aneinander anlagern können. Es entstehen lockere Agglomerate bzw. Flocken. Durch ein leichtes Rühren wird die Stoßwahrscheinlichkeit zwischen den Partikeln erhöht und die Flockungskinetik beschleunigt. Große Scherkräfte würden die Flockenzerstörung begünstigen, so dass diese bei einer Flockung zu vermeiden sind. Größere Partikelverbände sedimentieren schneller als die einzelnen F & S Filtrieren und Separieren kleinen Partikel und bilden auch lockere Filterkuchen mit größeren Poren. Dadurch wird die Partikelabtrennung durch Sedimentation und Filtration deutlich verbessert. Die Dosierung der Flockungsmittel richtet sich nach der Trübung des Wassers und kann bis zu 30 mg/l betragen. Polyelektolyte, z. B. in Form von Polyphosphaten, Polyacrylsäure und Polyacrylamide, unterstützen ebenfalls die Flockung. Diese Stoffe werden häufig als Flockungshilfsmittel und auch als Antiscalants eingesetzt (siehe Abschnitt 3.2.5). Die Konzentration entscheidet, ob sie flockulativ (als Flockungshilfsmittel) oder dispersiv (als Antiscalant) wirken. Die Dosierung zur Flockung beträgt nur etwa ein Zehntel der als Antibelagmittel eingesetzten Menge /7/ und damit zwischen 0,2 und 4,0 mg/l /14/. Da bei der Flockung auch der pH-Wert entscheidend ist, erfolgt die Zugabe des Flockungsmittels nach der Säureeinstellung. In der Regel werden Flockungsmittel bzw. Flockungshilfsmittel in einem Ansetz-Rührbehälter durch intensives Mischen in einer erhöhten Konzentration in Wasser verteilt. Anschließend wird die Lösung dem Feedstrom zudosiert, wo sich unter gemäßigtem Mischen bzw. Rühren Flocken bilden. Diese können dann durch Sedimentation oder Filtration aus dem Rohwasser entfernt werden. Gelingt dies nicht vollständig, wird die Leistung der RO-Membran durch den Niederschlag beeinträchtigt. Außerdem kann es zu einer Reaktion mit einer Verbindung kommen, die erst nach dem Filtrationsschritt zugegeben wird. Werden beispielsweise kationische Koagulations- und/oder Flockungsmittel eingesetzt, reagieren diese mit Anti- Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 scalants, die meistens negativ geladen sind. Positive Polyelektrolyte haben bereits häufiger mit den Scaling-Inhibitoren zu Gelschichten und damit einem Fouling der Membran geführt. Um dieses Risiko zu umgehen, werden bevorzugt anionische oder neutrale Stoffe verwendet /17/. 3.2.5 Antibelagmittel (Antiscalants) Antibelagmittel werden eingesetzt um Scaling zu unterbinden. Je nach eingesetztem Hemmstoff werden einzelne Stufen einer Fällung und Kristallisation von Wasserinhaltsstoffen beeinflusst. Entweder werden Löslichkeitsgrenzen erweitert, die Fällung unterbunden oder es werden die entstandenen Kristallkeime so verändert, dass ihr Wachstums gehemmt wird. Außerdem ist der Aufbau einer Oberflächenladung möglich, indem Dispergiermittel an den Kristallen adsorbiert werden. Neben den beschriebenen Löslichkeitsgrenz-, Verformungs- und Dispersionseffekten können Inhibitoren auch eine Komplexierung bewirken. Chelatbildner konkurrieren dabei mit Salz-Anionen um freie mehrwertige Kationen, um aus diesen Komplexe zu bilden. Da die Auswahl jedoch nicht selektiv auf die Stoffe fällt, die sich an der Löslichkeitsgrenze befinden, ist häufig eine Überdosierung notwendig /13/. Früher wurde zur Hemmung von Calciumsulfat und -carbonat vermehrt Natriumhexametaphosphat (NHMP) verwendet, bei dem geringe Mengen an der Oberfläche der Mikrokristalle adsorbieren und dadurch das weitere Kristallwachstum verhindern. Die Verwendung wird jedoch nicht länger empfohlen, da sehr darauf geachtet werden muss, dass es nicht zu einer Hydrolyse des NHMP im Dosier- 169 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 170 Schwerpunktthemen behälter kommt. Diese mindert nicht nur die Effizienz der Scalingvermeidung, sondern erhöht zudem das Risiko der Calciumphosphat-Scale-Bildung /18/. Außerdem kann eine Überdosierung zur Korrosion der Rohre führen und das NHMP dient Bakterien als Nährstoff /11/. Heute werden polymere organische Verbindungen (vor allem Polyacrylsäure und Polymaleinsäure), Phosphonate und Polyphosphate eingesetzt /15/. Da die Verwendung der Inhibitoren den Anwuchs von Mikroorganismen, also Biofouling, begünstigt, darf der Einsatz der Chemikalien nur in geringen Mengen erfolgen /19/. Bei der Dosierung der Antiscalants müssen folgende Parameter berücksichtigt werden: - der Zeitraum, in dem Scaling verhindert werden muss; - der Grad der Übersättigung, als treibende Kraft; - die Temperatur, bei der der Hemmstoff wirken muss; - der pH-Wert des Wassers, der sich auf die Dissoziation und die Stereochemie des Hemmstoffes auswirkt; - die aktiven Zentren, an denen Salze direkt wachsen können und die als Keime dienen. Schwebstoffe im Wasser können ebenfalls als aktive Zentren dienen und zudem die Konzentration des Hemmstoffs reduzieren, indem sie diesen adsorbieren /20/. Wenn als Feed Meerwasser mit einem durchschnittlichen Salzgehalt von 35.000 mg/l eingespeist wird, sollte auf Antibelagmittel bei einer Wasserausbeute über 35 % nicht verzichtet werden, da auf Grund der Erhöhung der Konzentration der Wasserinhaltsstoffe die Gefahr besteht, dass diese ausfallen und ein Scaling verursachen. Empfehlungen zur Kontrolle des Scalings durch Scalinginhibitoren werden von Trussel /21/ behandelt. 3.3 Konventionelle Klärverfahren Die Auswahl des Prozesses zur Klärung des Rohwassers hängt vom Feststoffgehalt sowie der Größe, Form und Dichte der Partikel ab. Allgemein werden Sand und andere anorganische Stoffe gut durch eine Schwerkraft-Sedimentation entfernt. Liegen im Feed primär Feststoffe geringer Dichte vor, wie beispielsweise Algen und ausgefällte organische Substanzen, kann eine Flotation oder Filtration angewendet werden. 3.3.1 Sedimentation Mit einem Absetzbecken, vor einer Mehrschichtfiltration, kann in vielen Fällen eine Reduktion des NTU-Wertes des Feeds auf kleiner 2,0 sowie ein SDI15min-Wert von etwa 6,0 erreicht werden. Der Absetzvorgang kann durch die Zufuhr von Koagulations- und Flockungs170 mitteln unterstützt werden. Konventionellen Absetzbecken weisen üblicherweise eine hydraulische Verweilzeit von 2 bis 4 Stunden auf, was bei einer Beckentiefe von 2 bis 4 m einer spezifischen Belastung der Oberfläche (Klärfläche) von 12 bis 48 m3/(m3 d) entspricht. Oft genügen die Ablaufwerte der Anlagen bei einer solchen Auslegung nicht mehr den Anforderungen. Sie werden daher beispielsweise durch Lamellenabscheider ersetzt oder der Absetzvorgang wird durch die optimierte Zugabe von Flockungs- bzw. Flockungshilfsmitteln und anderen Zusätzen verbessert /22/. 3.3.2 Entspannungsflotation Die Entfernung von hauptsächlich hydrophoben Verunreinigungen, wie Öle und Fette, sowie von Schwebstoffen kann durch eine Flotation erfolgen. Es gibt unterschiedliche Ausführungsformen dieses Trennprozesses. Allen gemeinsam ist, dass die im Wasser dispergierten Stoffe an erzeugten feinen Gasblasen anhaften und mit ihnen an die Wasseroberfläche transportiert und dort mit einer Räumeinrichtung entfernt werden. Die Varianten unterscheiden sich u. a. in der Erzeugung der Gasbläschen. Meist wird die Entspannungsflotation eingesetzt, bei der in einem Teilstrom des Feeds Luft unter erhöhtem Druck gelöst wird, bevor diese bei einer Entspannung und gleichzeitigen Vermischung mit dem restlichen Feedstrom wieder als Bläschen austritt. Vor dieser Entgasung kann dem restlichen Eingangsstrom ein Flockungsmittel zugeführt werden. Durch die plötzliche Entspannung entstehen Bläschen mit einer Größe von etwa 60 bis 100 μm, an denen dann die Partikel bzw. Flocken anhaften. Die Blasen entstehen, da die physikalische Löslichkeit eines Gases in Wasser bei konstanter Temperatur nahezu proportional mit dem Druck ansteigt. Die Größe und Bildung der feinsten Bläschen hängen sowohl von der Druckdifferenz, der Oberflächenspannung, dem pH-Wert, der Salzkonzentration, der Viskosität der Flüssigkeit und der Ausführungen der Entspannungsapparatur ab. Je kleiner die Blasen bei konstanter Luftmenge sind, desto größer ist folglich deren Anzahl und umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese auf die Feststoffteilchen treffen. Auch eine leichte lokale Turbulenz im Einlaufbereich verbessert die Häufigkeit der Kollisionen. Die nicht flotierbaren Stoffe sinken ab und werden als Bodenschlamm abgeführt. 3.3.3 Tiefenfiltration Die Filtration, als eine der bedeutendsten verfahrenstechnischen Grundoperationen der Wasseraufbereitung, wird auch zur Vorreinigung des Rohwassers der Umkehrosmose angewendet. Sie kann als Tiefenfiltration oder als Oberflächenfiltration ausgeführt werden. • Mehrschichtfilter Bei der Tiefenfiltration durchströmt das Rohwasser meist einen Schüttschichtfilter, der aus verschiedenen Schichten granularer Stoffe besteht. Partikel bis hin zu Schwebstoffen und Kolloiden werden dabei an der Oberfläche der Filterkörner abgelagert. Der Prozess ist meist effizienter und die Standzeiten zwischen den Reinigungsphasen länger, wenn verschiedene Schichten übereinander angeordnet sind. Sand mit einer Korngröße von 0,35 bis 0,50 mm dient als feineres Material und wird als untere Schicht mindestens 0,5 m hoch in den Behälter gegeben. Eine mindestens 0,3 m hohe Füllung von 0,7 bis 0,8 mm großen Anthrazitkörnern bedeckt den Sand. Ein solcher Filter kann SDIWerte kleiner 5 erreichen /23/. Um die Reinheit des Wassers weiter zu erhöhen, wird eine mehrstufige Filtration empfohlen. Wenn zusätzlich Koagulationsmittel zugegeben werden, wird der Rückhalt der unerwünschten Stoffe ebenfalls gesteigert. Die Filtrationsgeschwindigkeit sowie die Abmessungen, Tiefen und die Korngrößenverteilung der Filtermaterialien sind Parameter, welche das Filtrationsergebnis beeinflussen. Um eine lange Standzeit zwischen den Rückspülungen und Verluste der Filterkörner zu vermeiden, müssen enge Korngrößenverteilungen verwendet werden. Der Variationskoeffizient des Sandes sollte d60/d10 kleiner 1,3; der des Anthrazits kleiner 1,5 sein. Um beim Absetzen nach der Rückspülung, bei der die Schichten wie bei einer Wirbelschicht expandiert und aufgewirbelt werden, eine gegenseitige Durchdringung der beiden Materialien zu verhindern, darf die Größenfraktion der gröberen oberen Schicht die der unteren nicht um das Fünffache überschreiten /24/. Bei einer Tiefenfiltration sind die Poren innerhalb des Filtermediums größer, als der Durchmesser der Partikel, die entfernt werden. Diese werden auf Grund von Kollisionen mit der Oberfläche des Filtermediums auf dem gewundenen Weg durch das Filtermedium und die dann wirkenden Haftkräfte zurückgehalten. Es kann dabei eine hohe Effizienz der Abtrennung erzielt werden. Partikel mit einer Größe von 10 bis 20 μm werden beispielsweise von einer Schicht mit 150 μm großen Sandkörnen zu 90 bis 99 % abgetrennt /25/. Man unterscheidet zwischen Druckund Schwerkraftfiltern. Letztere benötigen in der Regel Wasserüberstauhöhen von 2 bis 3 m und werden als offenen Betonoder Stahltanks ausgeführt. Bei ersteren herrscht ein höherer Eingangsdruck und die Filtration findet in geschlossenen Behältern statt. Auf Grund der höheren Kosten großer Stahl-Druckbehälter mit F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 171 Schwerpunktthemen korrosionsresistenten Oberflächen, werden Druckfilter nur für kleine und mittlere Anlagengrößen verwendet /4/. Druckfilter haben gegenüber offenen Filtern den Vorteil, dass größere Schichthöhen und höhere Filtergeschwindigkeiten und damit höhere spezifische Durchsätze möglich sind. Nachteilig ist die geringere Querschnittfläche bei stehenden Druckfiltern. Bei erforderlichen großen Querschnittflächen werden deshalb meist offene Filter vorgesehen. In jedem Fall wird die erforderliche Gesamtfilterfläche auf mehrere Filter aufgeteilt. Schüttschichtfilter werden durch eine Rückspülung regeneriert. Diese wird notwendig, da sich aus dem Feed abgetrennte Wasserinhaltsstoffe die Poren des Filtermaterials verengen und zu einem Druckverlustanstieg führen. Bei einer bestimmten Größe wird die Fließrichtung des Wassers zur Rückspülung umgekehrt. Die Schicht wird aufgewirbelt und die an den Kornoberflächen haftenden Schmutzpartikel werden abgerieben und dann mit dem nach oben steigenden Wasserstrom ausgetragen. Die Aufwirbelung kann durch den Eintrag von Luft noch verstärkt werden. Die unterschiedlichen Partikeldichten und Partikelgrößen in einem Mehrschichtfilter werden so aufeinander abgestimmt, dass beim Absinken die Partikel sich wieder getrennt als Schichten ablagern. Ein möglicher Luft-Wasser-Spülzyklus kann nach Mutschmann /26/ beispielsweise wie folgt ausgeführt werden: – Absenken des Wasserspiegels bis zur Oberkante der Schüttung, – Aufbrechen des Filterbetts durch eine Zufuhr von Luft mit einem spezifischen Volumenstrom von 60 bis 80 m3/(m2·h) über ca. 2 min, – Ablösen der Schmutzstoffe über ca. 3 min durch gleichzeitig einen Luft- und Wassereintrag (Luft ca. 60 m3/(m2·h) und Wasser mindestens 10 m3/(m2·h)), – Ausspülen der Schmutzstoffe, Luftaustrag, Klassieren über ca. 5 min bei einem spezifischen Wasserstrom von 40 bis 90 m3/(m2·h), je nach Filtermaterial. Je nach Aufnahmefähigkeit des Überstauraumes und Höhenlage des Abzugs des Wassers bei der Rückspülung muss u. U. zwischenzeitlich eine gesonderte Entleerung des Überstauraumes erfolgen. Parallel geschaltete Filter werden einzeln nacheinander gespült. Die Rückspülgeschwindigkeit ist so zu wählen, dass kein Filtermaterial ausgetragen wird und kein Verlust des Filtermaterials auftritt. Es können sich jedoch Agglomerate bilden, die zu einer Kanalbildung im Filter führen können und eventuell Verbackungen ver- ursachen, wenn die Rückspülgeschwindigkeit zu gering eingestellt wird /24/. • Kerzenfilter Meist werden Kerzenfilter einer Mehrschichtfiltration nachgeschaltet. Die Aufgabe dieser Filterkerzen (Cartridges) besteht darin, die RO-Membranen vor ggf. ausgetragenen Partikeln zu schützen. Kerzenfilter halten in der Regel mindestens 90 % der Partikel zurück, die größer sind als die eingesetzte Nenntrenngrenze (nominale Trenngrenze). Diese betragen häufig 1, 2, 5, 10 oder 25 μm, wobei Filterkerzen mit einer Nenntrenngrenze von 5 μm am meisten vor einer Umkehrosmose eingesetzt werden. Mehrere Filterkerzen, mit einer Länge bis zu 1000 mm (40 inch) werden in einem Edelstahl- oder auch glasfaserverstärkten KunststoffDruckbehälter angeordnet. Eine Einheit kann für einen Durchsatz von bis zu 20.000 m2/d ausgelegt sein. Der Druckabfall steigt beim Betrieb an. Er ist zu Beginn geringer als 0,2 bar. Bei einem Wert von 0,7 bis 1,0 bar werden die Filterkerzen oft ausgetauscht. Je nach Vorfiltration werden Standzeiten von 6 bis 8 Wochen erreicht /4/. 3.3.4 Membranverfahren zur Vorbehandlung Die Filtration mit Tiefenfiltern wird oft ur su c cess Alles dre ht ren Erfolg h I um h sic It´ s a ll a b y t u o o Halle 5.0 Stand B8 Unsere Stärken – Ihr Vorteil! Filtrieren, Zentrifugieren, Mischen, Trocknen Fragen zu unseren Produkten? Intensive Beratung I Breites Produkt- und Lösungsspektrum I Systemlösungen Ganzheitliche Projektbetreuung I Weltweites Service-Netzwerk I Starker Firmenverbund Telefon +49 7143 9692-0 E-Mail info@heinkel.de 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 172 Schwerpunktthemen Abb. 2: Einsatz der Mikro- oder Ultrafiltration zur Wasseraufbereitung vor der Einspeisung in eine RO-Anlage im Zusammenhang mit einem „konventionellen Pretreatment“ aufgeführt. Wie dieser Ausdruck andeutet, handelt es sich hierbei um eine Vorbehandlung, die sich über viele Jahre etabliert hat. Seit einigen Jahren werden auch die Membranverfahren Ultrafiltration (UF) und Mikrofiltration (MF) verstärkt zur Vorreinigung des Wassers vor einer Umkehrosmose getestet und eingesetzt. Die Druckverhältnisse unterscheiden sich gegenüber den konventionellen Filtrationsverfahren nur geringfügig, jedoch ist die Filtratqualität, die einen wesentlichen Einfluss auf die Umkehrosmose-Anlage besitzt, bei einer Filtration mit Membranen besser. Insbesondere im Bereich der Wasseraufbereitung ist der Übergang von der Mikrofiltration zur Ultrafiltration fließend. Während die Membranen zur Mikrofiltration meist eine nahezu gleichförmige Struktur über die Membrandicke aufweisen, sind Membranen zur Ultrafiltration stark asymmetrisch. Während die Mikrofiltration meist sicher Bakterien abtrennt, kann mit der Ultrafiltration auch die Zahl der Viren meist deutlich verringert werden. Generell gilt, dass beide Verfahren eine wirkungsvolle Barriere gegen suspendierte Partikel, Kolloide und Bakterien bilden. Selbst bei starken Fluktuationen des Rohwassers erzielen sie eine gute und stabile Permeatqualität. Trotz der guten Stofftrennung, werden diese Verfahren gelegentlich mit anderen Vorbehandlungsstufen kombiniert. Abb. 2 zeigt hierzu ein einfaches Anlagenschema. Zur Mikro- und Ultrafiltration werden meist Hohlfasermembranen eingesetzt. Sie werden oft zweitweise im Dead-endBetrieb betrieben und in bestimmten Intervallen durchströmt (Crossflow-Betrieb) und oft gleichzeitig auch rückgespült. Einige dieser Rückspülungen können auch mit einer chemischen Reinigung verbunden werden /27/. • Kombination der Ultrafiltration mit weiteren Vorbehandlungsverfahren Bei einer Membranfiltration wird die Anzahl der Aufbereitungsstufen, im Vergleich zur konventionellen Vorbehandlung, meist deutlich reduziert. 172 Je nach Qualität des Feedwassers kann eine grobe Siebfiltration vor der Einspeisung in die Membrananlage genügen. In der Regel wird einem Rechenrost mit Abständen von 3 bis 10 mm, ein feinmaschiges Siebgewebe mit einer Maschenweite von 100 bis 250 μm nachgeschaltet. In Tabelle 2 wird bereits darauf hingewiesen, dass bei einem SDI-Wert > 4 und einer Trübung des Rohwassers größer 20 NTU eine vorgelagerte Mehrschichtfiltration vor dem Membranverfahren zur Entfernung von Partikeln auch sinnvoll erscheint. Auch die Kombination aus Koagulation, Absetzung und Flotation wird bei sehr schlechter Wasserqualität gelegentlich gewählt, um den spezifischen Filtratstrom und die Lebensdauer der Membran zu erhöhen sowie die Häufigkeit der Reinigung zu reduzieren /28/. Vorteilhaft ist, dass eine Dosierung von Chemikalien zur Desinfektion vermieden oder nur in vergleichsweise sehr geringen Mengen vorgenommen werden muss /11/. Die Nutzung von Kerzenfiltern nach der Membranfiltration ist optional. Der Einsatz ist lediglich eine Sicherheitsvorkehrung, der z. B. bei Membranschäden ein Eindringen von Mikroorganismen oder feisten Partikeln in die eigentliche Umkehrosmose-Stufe verhindert. • Rückspülung und chemische Reinigung Die Stoffe, die durch die Ultrafiltration zurückgehalten wurden, können die Membranen verblocken. Aus diesem Grund werden Rückspülungen ohne und in bestimmten Intervallen auch mit Chemikalienzugabe durchgeführt /29/. Die Rückspülfrequenz sowie die verwendeten Chemikalien sind von den vorherrschenden Bedingungen abhängig. Glueckstern et al. /30/ berichten über die Feldversuche mit Kapillarmembranen, die im Dead-endBetrieb eingesetzt wurden, und die in Intervallen von 15 bis 30 Minuten unter Zugabe von Hypochlorid rückgespült wurden. Der pH-Wert steigt in Folge der Chemikalienzugabe an und Carbonate können sich bilden, was wiederrum den Filtratstrom reduziert. Diese Deckschicht auf der Membran wird zwei Mal täglich durch eine Rückspülung bei einem pHWert von 2 entfernt, wodurch der Filtratfluss wieder ansteigt. Es wurden auch Reinigungen mit Natronlauge und Zitronensäure durchgeführt. Hierzu wird die Membran mit der Reinigungslösung durchtränkt und danach ausgespült. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass auch Umkehrosmose-Membranen chemisch gereinigt werden müssen. Die Häufigkeit hängt von der Wasserqualität und der Effizienz des Pretreatments ab und variiert zwischen einmal in zwei Jahren und vier Mal jährlich /31/. In der Regel wird auf die chemische Reinigung zurükkgegriffen, wenn ein 10 %-Abfall der Produktivität bei gleichbleibendem Druck und Temperatur festgestellt wird, bzw. der treibende Druck um 10 % erhöht werden muss, um den Produktfluss konstant zu halten oder eine Zunahme der Druckdifferenz zwischen Feed und Konzentrat um 15 bis 20 % detektiert wird /32/. Da chemische Reinigungen viel Zeit in Anspruch nehmen, in der die Produktion unterbrochen ist, Chemikalien verwendet werden müssen, die ggf. die Lebensdauer der Membran und anderer Bauteile beeinträchtigen, und zusätzlich 5 bis 20 % der Betriebskosten verursachen, ist man bestrebt sie so wenig wie nötig einzusetzen. Die Auswahl der Chemikalien sowie der Prozessbedingungen, wie z.B. Konzentration, Reinigungszeit, pH-Wert und Temperatur, müssen auf die konkret vorliegenden Probleme ausgerichtet werden, da sie sich maßgeblich auf die Effizienz des Verfahrens auswirken. Eine Verschmutzung aus natürlichen organischen Materialien kann meist durch Natronlauge ausgespült werden. Zitronenoder Phosphorsäure wirken gegen anorganisches Scaling. Zur Bekämpfung von Biofilmen eignet sich Chlor. Zur Verbesserung der Schmutzablösung und Dispergierung werden Tenside eingesetzt. Die Toleranz der Membranen in Bezug auf die gewählten Stoffe muss auf jeden Fall beachtet werden. Die Kombination aus Ultrafiltration und Umkehrosmose wird seit Jahren diskutiert, jedoch erst ist in den letzten 5 Jahren wird diese Kombination öfter realisiert. Knops und Phay stellen in einer Veröffentlichung 2008 fest /33/, dass weniger als ein halbes Dutzend Anlagen in Betrieb oder im Bau befindlich waren. Zu dieser Zeit wurde die Membranfiltration jedoch an vielen Stellen zur Vorreinigung des Feeds zur Umkehrosmose mit Pilotanlagen getestet. In all den Pilotversuchen wurden die von den Anbietern der Spiral-Wickel-RO Membranen vorgegebenen Anforderungen an die Filtratqualität (Trübung kleiner 0,1 NTU und ein SDI-Wert kleiner 3) erreicht /33/. F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 173 Schwerpunktthemen Es hat seine Gründe, dass sich heutzutage das Pretreatment mit Membranen immer mehr etabliert. Diverse, in der Literatur aufgeführte Vorteile, werden genannt: – Das UF-Filtrat ist frei von Schwebstoffen und Mikroorganismen /34/, was zu geringeren Foulingraten führt. – Die Trübung wird signifikant reduziert, selbst bei Schwankungen im Zulauf. – Die gute Qualität des Wassers führt zu einem besseren Betrieb der RO-Anlage. Der Betriebsdruck muss nicht so stark erhöht und die Produktausbeute kann gesteigert werden. Die Permeationsrate bleibt über längere Zeit konstant und die Membran muss seltener gereinigt werden, was wiederum die Stillstandzeiten verringert /35, 36, 37/. – Die Lebensdauer der RO-Membranen erhöht sich und eine Erneuerung ist dadurch erst zu einem späteren Zeitpunkt notwendig /38/. – Oftmals werden keine Koagulationsmittel verwendet und Chemikalien kommen allgemein nur gelegentlich bei der Reinigung zum Einsatz /39/. – Die Systeme können automatisch rükkgespült und gereinigt werden. Manche Systeme testen zusätzlich automatisch die Unversehrtheit der Membranen /40/. Damit wird eine Bedienungsfreundlichkeit der Systeme gewährleistet. – Die Anlagen erfordern weniger Platz /30/, – Die Modulbauweise ermöglicht eine schnelle Installation /41/. Doch es gibt auch Erfahrungen, welche zu berücksichtigen sind. In einer Abhandlung zu einem Vorversuch wurden viele der oben erwähnten Vorteile bekräftigt und dieses Pretreatment empfohlen. Trotzdem wurde die Beobachtung gemacht, dass bei einem sehr hohen Fluss und einer niedrigen Rückspülungsfrequenz die Membran verstopfte und dass auch nach einer chemischen Reinigung der transmembrane Druck nicht wiederhergestellt werden konnte /42/. Öle und Fette wurden in einem weiteren Test nicht ausreichend beseitigt /38/. Es wird darüber berichtet, dass niedermolekulare organische Stoffe nicht so gut entfernt werden wie durch eine konventionelle Vorreinigung /43/. Der Rückhalt gelöster Komponenten wie natürliche organische Stoffe lag bei den Untersuchungen von Bonnélye et al. /28/ lediglich bei 5 %, was zu einem stärker ausgeprägten organischen Fouling der Umkehrosmose-Membranen führt /44/. Die Ergebnisse könne nicht verallgemeinert werden, sie zeigen jedoch, dass bei einer Auslegung einer Großanlage eine sorgfältige Prüfung vor Ort notwendig ist. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Ultrafiltration dem konventionellen Pretreatment in vielen Fällen überlegen ist. Dennoch unterstreichen die beschriebenen Ergebnisse, dass die Kombination mit anderen Vorbehandlungsstufen zumindest an manchen Einsatzorten unumgänglich ist, um eine gute Wasserqualität zu gewährleisten. Nicht zuletzt dienen diese Verfahren auch der angemessenen Einstellung der Parameter sowie der Vorbeugung vor Membranverunreinigungen und -schäden. 4. Ausblick Nach der Beschreibung der störenden Wasserinhaltsstoffe im Zulauf einer Umkehrosmoseanlage, den Systemen zur Wasserentnahme sowie den Aufbereitungsverfahren werden in einem folgenden und letzten Beitrag die Kosten zur Wasservorbehandlung behandelt. Dabei wird besonders der Kostenvergleich zwischen dem konventionellen Pretreatment und der Vorbehandlung durch eine Mikrobzw. Ultrafiltration vorgenommen. Auch der Anteil der Vorbehandlungskosten an den gesamten Kosten zur Trinkwasserbereitung durch eine Umkehrosmose wird dargestellt. KUCHENTROCKNUNG mit temperierbarer Kammer- und Membranplatte Vorteile • Nur eine Apparatur für Filtration und Trocknung. • Durch das neue Plattendesign werden thermische Verluste und Energiekosten erheblich reduziert. • Ein Waschprozess des Kuchens diagonal über die Eckkanäle ist in gewohnter Weise weiterhin möglich. • Zusätzlicher Abrasions- und Korrosionsschutz nicht notwendig. • Durch die Trocknung in der Presse keine Explosionsgefahr oder Staubemission. • Qualität der Trocknung unabhängig von der Chargengröße. • Maximale Reduktion des Gewichtes und des Volumens der Kuchen. • Reduzierung der Deponiekosten bei der Reststoffbearbeitung. • Umrüstung existierender Filterpressen auf das Kuchentrocknungssystem ist einfach möglich. • Unser Experten- und Serviceteam unterstützt Sie gerne. JVK Filtration Systems GmbH Obere Lerch 2 D-91166 Georgensgmnd F & S Filtrieren und Separieren TEL. FAX E-MAIL INTERNET 09172 / 707 - 0 09172 / 707 - 77 jvk@jvk.de www.jvk.de Jahrgang 26 (2012) Nr. 3 173 03_schwerpunktthemen_0312_seite_150-181__ 03.06.12 20:29 Seite 174 Schwerpunktthemen Literatur /1/ Gebhard, K., Nikolaus, K., Ripperger, S. 2011: Die Vorbehandlung von Rohwasser zur Umkehrosmose. Teil 1: Die Notwendigkeit der Rohwasservorbehandlung. Filtrieren und Separieren, 25, Nr. 6, S. 332-338 /2/ Gebhard, K., Nikolaus, K., Ripperger, S. 2012: Die Vorbehandlung von Rohwasser zur Umkehrosmose. Teil 2: Systeme zur Wasserentnahme. Filtrieren und Separieren, 26, Nr. 1, S. 6-10 /3/ The Dow Chemical Company. o.J.a. Dow Water & Process Solutions, Water Chemistry and Pretreatment, Summary of Pretreatment Options. [Online, Abruf am: 03.07.2010.] http://www.dow.com/webapps/lit/ litorder.asp?filepath=liquidseps/pdfs/noreg/60902044.pdf&pdf=true. /4/ Voutchkov, N. und Semiat, R. 2008. 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